Fachtag Alter & Pflege 2013
vom 15. Mai 2013 im MehrGenerationenHaus MIKADO Frankfurt (Oder)
Referentin: Brigitta Neumann
Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg e.V.
Menschen mit Demenz ein Zuhause bieten – die Chancen des Pflege-Neuausrichtungsgesetz nutzen
1. Menschen mit Demenz ein Zuhause bieten –
die Chancen des Pflege-Neuausrichtungsgesetz
nutzen
2. Fachtag Alter und Pflege in Frankfurt/O.
15.05.2013
Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg e.V.
Birgitta Neumann
2. Wie können die Leistungen des Pflege-
Neuausrichtungsgesetz sinnvoll genutzt werden?
Menschen mit Demenz ein zu Hause bieten
5. Beispiel Herr M. Vaskuläre Demenz,
67 Jahre alt, Pflegestufe II, Ehefrau arbeitet
Amb. Pflege
2 x täglich
Sachleistung
SGB XI
Essen auf
Rädern
3 x i. d. Woche
Tagespflege
Niedrigschwelliges
Betreuungsangebot
2 x i. d. Woche
2 Std.
6. Pflege-Neuausrichtungsgesetz – Pflege und
Alltagsgestaltung?
Neue Aufgaben - viele Fragen
Fragen:
• Wie können Pflege-, Hauswirtschafts- und häusliche
Betreuungsangebote fachlich ausgerichtet werden, um
Menschen mit Demenz und deren Angehörigen noch
besser gerecht zu werden?
• Welche Bedarfe werden von der Praxis gesehen?
• Welche Chancen liegen in der Kombination von
Pflege-, Hauswirtschaft- und häuslichen
Betreuungsangeboten in Zusammenarbeit mit den
niedrigschwelligen Betreuungsangeboten, dem Einsatz
der ehrenamtlichen Helfern, und/oder des Angebotes
der Tagespflege?
7. Überblick der Leistungen der Pflegeversicherung für Menschen mit Demenz nach
Pflege-Neuausrichtungsgesetz
(mit eingeschränkter Alltagskompetenz nach § 45a SGB XI)
Pflege-stufe
Zusätzliche
Betreuungs
- leistungen
(mtl.)
Pflege-
geld
(mtl.)
Pflegesach-
leistung
(mtl.)
Tages-
pflege
(mtl.)
Kombination aus
Pflegegeld,
Tagespflege und/
oder Pflegesach-
leistung (150%-
Regelung)
(mtl.)
Pflege
bei Ver-
hinder-
ung
(1x pro
Jahr)
Kurzeit-
pflege
(1x pro
Jahr)
Zum
Verbrauch
bestimmte
Pflegehilfs-
mittel
(mtl.)
Wohnumfeldver-
bessernde
Maßnahmen
(je Maßnahme)
0
100 €/
200 €
120 € 225 €
kein
Anspruch
kein Anspruch 1.550 €
kein
Anspruch 31 € 2.557 €
1
100 €/
200 €
305 € 665 € 450 € bis zu 997,50 € 1.550 € 1.550 € 31 € 2.557 €
2
100 €/
200 €
525 € 1.250 € 1.100 € bis zu 1.875 € 1.550 € 1.550 € 31 € 2.557 €
3
100 €/
200 €
700 € 1.550 € 1.550 € bis zu 2.325 € 1.550 € 1.550 € 31 € 2.557 €
Zusätzlich haben Pflegebedürftige einen Anspruch auf einen pauschalen Zuschlag in Höhe von 200,- € monatlich, wenn Sie in einer
selbstverantwortlich organisierten, ambulant betreuten Wohngruppe, mit mindestens 3 weiteren Pflegebedürftigen, zusammen wohnen, in der eine
Pflegekraft koordinierende Aufgaben übernimmt und der Pflegedienst frei gewählt wurde (§ 38a SGB XI)
8. Neue Leistungen PNG - ab 01.01.2013
§ 124 Übergangsregelung: häusliche Betreuung
(1) Pflegebedürftige der Pflegestufen I bis III sowie Versicherte,
die wegen erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz die
Voraussetzungen des § 45a erfüllen, haben (bis …)
• nach § 36 und § 123 einen Anspruch auf häusliche Betreuung.
(2) Leistungen der häuslichen Betreuung werden neben
Grundpflege und hauswirtschaftlicher Versorgung als
pflegerische Betreuungsmaßnahmen erbracht.
9. Neue Leistungen PNG - ab 01.01.2013
§ 124 Häusliche Betreuung
1. Unterstützung von Aktivitäten im häuslichen Umfeld, die dem
Zweck der Kommunikation und der Aufrechterhaltung sozialer
Kontakte dienen,
2. Unterstützung bei der Gestaltung des häuslichen Alltags,
insbesondere Hilfen zur Entwicklung und Aufrechterhaltung einer
Tagesstruktur, zur Durchführung bedürfnisgerechter
Beschäftigungen und zur Einhaltung eines bedürfnisgerechten
Tag-/Nacht-Rhythmus.
10. Betreuung
zu Hause
Betreuungs-
gruppen
Entlastung pflegender Angehöriger – und
Begleitung der Demenzerkrankten
Geschulte ehrenamtliche Helfer/innen arbeiten unter Anleitung
einer Fachkraft
Niedrigschwellige Betreuungsangebote
für Menschen mit Demenz
11. für die soziale Betreuung
Monatlich 100,- € oder 200,- € ab Tag der Antragstellung
• ab Juli 2008 – jährlich 1.200,- €
• auf Antrag – jährlich 2.400,- €
Der Betrag kann bis ins nächste Halbjahr des Folgejahres
übertragen werden.
Finanzierung der Begleitung
in Betreuungsangeboten
13. Individuelle Formen der Begleitung von Menschen mit Demenz –
niedrigschwellige Betreuungsangebote für Menschen mit
Demenz - § 45 b Abs. 1 Ziffer 4 SGB XI
Ehrenamtliche Helferin aus Friesack bei der „Ausfahrt ins Grüne“
14. Herr M. Situation Vaskuläre Demenz,
67 Jahre alt, Pflegestufe II, Ehefrau arbeitet, 200 € § 45 SGB XI
Pflegestützpunkt
+ Beratungsstelle
Amb. Pflege
1- 2 x täglich
Häusliche
Betreuung
Heilmittel – SGB V
Sachleistung
SGB XI
Erweiterung
§ 123/ 1243 x i. d. Woche
Tagespflege
Niedrigschwelliges
Betreuungsangebot
3 x 2 Std. d. Wo. Essen auf Rädern
§ 45 b Ziffer 4
SGB XI
Logopädie+
Ergotherapie
16. Chancen einer Alltagsbegleitung für Menschen mit
Demenz zu Hause
durch die Kombination von Leistungen des PNG?
Erhöhte
Pflegeleistung
§ 123 SGB XI
Häusliche
Betreuung §
124 SGB XI
Tagespflege §
41 SGB XI
150 % Regelung
Niedrigschwellige
Betreuungs-
angebote § 45 b
Ziffer 4 SGB XI
20. Beispiel 1 – Pflegestufe II + 200,- €
Sachleistung Amb. Dienst Kosten €
Amb. Pflege 5 x die Woche
Grundpflege, Anziehen
Zeit/Leistungskomplexe 7:30 – 8:15 á ca. 40,- €/Std.
600,-
Häusliche Betreuung und Mittagessen/Toilettengang
Zeit 1 Std. täglich 11.15-12.15 á ca. 30,- €/Std. 600,-
Zusammen 1.200,-
/. Amb. Pflegesachleistung nach § 123 SGB XI 1.250,-
(Keine Zuzahlung)
+ Zusätzliche Betreuung durch ehrenamtliche
Helfer nach § 45 b SGB XI
3 x 2 Std. i. d. Woche = 24 Std. i. Mo x 8,-€/Std.
192,-
21. Beispiel 2: Alltagsgestaltung für Menschen mit Demenz
Pflegestufe II - + 200,- €
Uhrzeit Montags Dienstags Mittwoch Donnerstag Freitag
7:30-
8:15
Aufstehen/
Körperpfl.
Aufstehen/
Körperpfl.
Aufstehen/
Körperpflege
Aufstehen/
Körperpflege
Aufstehen/
Körperpflege
8:30 Tagespflege Tagespflege Tagespflege
11:15 – Gedichte
lesen +
Kuchen
backen +
12:15 Mittagessen
Toilettengang
Mittagessen
Toilettengang
16:00 zu Hause zu Hause zu Hause Spaziergang Spaziergang
17:00 Fotoalben +
18:00 anschauen Gespräch
19:00
Pflege § 123 Häusl. Betreuung § 124 Ehrenamtl. Helfer § 45b Tagespflege § 41
22. Beispiel 2 – Pflegestufe II + 200,- €
Sachleistung Amb. Dienst Kosten €
Amb. Pflege 5 x die Woche
Grundpflege, Anziehen
Zeit/Leistungskomplexe 7:30 – 8:15 á ca. 40,- €/Std.
600,-
3 x pro Wo. Tagespflege = ca. 12 x pro Monat
Pro Tag ca. 50,- €
625,-
Häusliche Betreuung und Mittagessen/Toilettengang
Zeit 2 Std. in d. Wo = i. Mo á ca. 40,- €/Std. 320,-
Zusammen 1.545,-
Leistungen Tagespflege (150 %) und Amb.
Pflegesachleistung nach § 123 SGB XI in Stufe II
bis zu 1.875,-
(Zuzahlung Invest-Kosten, Verpflegung und
Fahrtkosten = ca. 150,- bis 180,- €)
+ Zusätzliche Betreuung durch ehrenamtliche
Helfer nach § 45 b SGB XI = Anspruch 200,- €
2 x 2 Std. i. d. Woche = 16 Std. i. Mo x 8,-€/Std.
128,-
24. Beispiel 3 – Pflegestufe II + 200,- €
Sachleistung Amb. Dienst Kosten €
Amb. Pflege 5 x die Woche
Grundpflege, Anziehen - morgens
Zeit/Leistungskomplexe 7:30 – 8:15 á ca. 40,- €/Std.
600,-
Häusliche Betreuung und Mittagessen/Toilettengang
Zeit 1 Std. täglich 11.15-12.15 á ca. 30,- €/Std. 600,-
Amb. Pflege 5 x die Woche – abends Grundpflege
Zeit/Leistungskomplexe 19:30 – 20:00 á ca. 40,- €/Std.
400,-
Zusammen 1.600,-
./. Amb. Pflegesachleistung nach § 123 SGB XI 1.250,-
(Keine Zuzahlung)
+ Zusätzliche Betreuung durch ehrenamtliche
Helfer nach § 45 b SGB XI
3 x 2 Std. i. d. Woche = 24 Std. i. Mo x 8,-€/Std.
192,-
Zuzahlung ambulanter Dienst: Selbstzahler oder
Sozialhilfeträger
350,-
26. Beispiel 4 – Pflegestufe I + 100,- €
Sachleistung Amb. Dienst Kosten €
Amb. Pflege 5 x die Woche
Grundpflege, Anziehen
Zeit/Leistungskomplexe 7:30 – 8:15 á ca. 40,- €/Std.
600,-
2 x pro Wo. Tagespflege = ca. 8 - 9 x pro Monat
pro Tag ca. 50,- € = ca.
450,-
Zusammen 1.050,-
Leistungen Tagespflege (150 %) und Amb.
Pflegesachleistung nach § 123 SGB XI in Stufe I
997,50- € minus *450,- € Höchstbetrag = 547,50 €
600,- € Kosten
+ 547,50 € Anspruch
+ Zusätzliche Betreuung durch ehrenamtliche
Helfer nach § 45 b SGB XI = Anspruch 200,- €
2 x 2 Std. i. d. Woche = 16 Std. i. Mo x 8,-€/Std.
128,-
Zuzahlung 28,- €/Helfer plus Invest.-Kosten,
Verpflegung und Fahrtkosten Tagespflege
und Ambulante Pflege
28,-
100,-
52,50
30. Förderung von amb. betreuten
Wohngemeinschaften im Rahmen des PNG
Weiterentwicklung von Angeboten
§ 38a Zusätzliche Leistungen für Pflegebedürftige in ambulant
betreuten Wohngruppen
(1) Pflegebedürftige haben Anspruch auf einen pauschalen Zuschlag in
Höhe von 200 Euro monatlich, wenn
sie in ambulant betreuten Wohngruppen in einer gemeinsamen Wohnung mit
häuslicher pflegerischer Versorgung leben
eine Pflegekraft tätig ist, die organisatorische, verwaltende oder pflegerische
Tätigkeiten verrichtet
regelmäßig mindestens drei Pflegebedürftigen handelt mit dem Zweck der
gemeinschaftlich organisierten pflegerischen Versorgung, dem die jeweils
maßgeblichen heimrechtlichen Vorschriften oder ihre Anforderungen an
Leistungserbringer nicht entgegenstehen.
keine ambulante Versorgungsform im Sinne von Absatz 1 liegt vor,
wenn die freie Wählbarkeit der Pflege- und Betreuungsleistungen
rechtlich oder tatsächlich eingeschränkt ist.
31. Aufgaben der Pflegekraft, die organisatorische, verwaltende
oder pflegerische Tätigkeiten verrichtet in der ambulant
betreuten Wohngemeinschaft verrichtet
• Tatsächlich stellt sich aber die Frage, ob durch diese zusätzliche
Leistung eine Verbesserung oder nur eine Minderung der Kosten
ergibt?
• Denn es ist zu fragen, wer denn die Aufgaben der koordinierenden,
organisatorischen Tätigkeiten übernimmt?
• Wie ist das abgegrenzt von den Aufgaben der Angehörigen?
• wie dieses Geld, für welche Aufgaben verwendet wird, muss
zwischen Angehörigengemeinschaft und Pflegedienst ausgehandelt
werden - mehr Alltagsbegleitung? Mehr Ausflüge? Mehr …..?
• Forderungen nach einer Abtretungserklärung für diese 200,- €
machen die Runde, was angesichts der normalen
Zuzahlungsregelungen (über den Sachleistungsbezug hinaus)
eigentlich keinen Sinn macht!
32. Wann ist eine ambulant betreute Wohngemeinschaft
rechtlich und tatsächlich unabhängig?
33. Was ist eine selbstverantwortlich geführte Wohngemeinschaft?
• Die Bewohner/Bewohnerinnen bzw. deren Angehörige schließen
sich zu einer Auftraggebergemeinschaft zusammen
• Sie schließen eine Vereinbarung miteinander und treffen sich
regelmäßig, um Absprachen zu treffen
• Sie entscheiden sich gemeinschaftlich für einen Pflegedienst, der
Gast im Hause ist (und auch wieder abgewählt werden kann)
• Sie treffen Abreden mit diesem im Sinne der „geteilten
Verantwortung“ (Alltagsgestaltung, Leistungen aus § 38 a oder 45 b
SGB XI)
34. Förderung von amb. Betreuten Wohngemeinschaften im
Rahmen des PNG
Weiterentwicklung von Angeboten
§ 40 Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen – keine
Selbstbeteiligung mehr - 2.557 Euro – für WG für bis zu 4
Pflegebedürftige – aber nicht mehr als 10.228 Euro
§ 45e Anschubfinanzierung zur Gründung von ambulant
betreuten Wohngruppen
die Anspruch auf Leistungen nach § 38a haben und die an der
gemeinsamen Gründung beteiligt sind,
für die altersgerechte oder barrierearme Umgestaltung der
gemeinsamen Wohnung zusätzlich zu dem Betrag nach § 40
Absatz 4 einmalig ein Betrag von bis zu 2 500 Euro gewährt.
Der Gesamtbetrag ist je Wohngruppe auf 10.000 Euro begrenzt
§ 45f Weiterentwicklung neuer Wohnformen
(1) Zur wissenschaftlich gestützten Weiterentwicklung und Förderung
neuer Wohnformen werden zusätzlich 10 Millionen Euro zur
Verfügung gestellt.