1. Radeln mit schwachem Herzen
Eine Verlaufsstudie der Saarländischen Herzgruppen
zu elektrisch unterstütztem Radfahren
mit dem Pedelec
Prof. Dr. med. Günter Hennersdorf März 2017
(c) G. Hennersdorf März 2017 1
2. Die Säulen der Prävention
MedikamenteBewegung/Sport
Ernährung
3. • Ausdauertraining
beeinflusst unsere
Gesundheit positiv :
– Herz-Kreislaufsystem
– Gelenke und Muskelaufbau
– Stoffwechsel (Diabetes)
– Psychologische Effekte
(Demenz)
– Tumorerkrankungen
• Bewegung:
Muskelaktivität über Raum
und Zeit
• Training:
intensivierte Bewegung zur
Fitness-Steigerung
• Fitness:
aktueller Zustand
körperlicher
Leistungsfähigkeit
• Sport: Trainingsgebundene
Bewegung, um Fitness zu
erhalten oder zu steigern
(c) G. Hennersdorf März 2017 3
6. • Sport wirkt sich positiv nur aus, wenn er
– regelmäßig
– häufig (5x 30 min/Woche)
– ausdauernd
– mit mittlerer oder hoher Intensität (Puls!)
– mit zusätzlichem mäßigem Kraftanteil
betrieben wird
(c) G. Hennersdorf März 2017 6
Dieses Ziel wird aber von Herzgruppenteilnehmern
nicht oder selten erreicht (20-30%)
7. Daher Angebot von attraktiven
Zusatzaktivitäten in der Gruppe:
Nordic Walking
Gehen
Radfahren
Wandern
(c) G. Hennersdorf März 2017 7
9. • Radfahren als Trainingsmethode
– Als on-top-Aktivität
– Außerhalb der Herzgruppentätigkeit
– Annäherung an WHO-Standard
– Standards (Leistung, Strecke, Art)
• Aber:
– konventionell schlecht dosierbar,
– Überlastung möglich
– Sturz- und Verletzungsgefahr
10. (c) G. Hennersdorf Februar 2017
Handelsübliches Pedelec
(c) G. Hennersdorf März 2017 10
Pedelec als
Alternative:
Tret-
Unterstützung,
Schonung
Dosierbarkeit
Spassfaktor
12. Herz.BIKE Saar
Das Pedelec für
Herzkranke
Studie I
Herz.BIKE Saar I:
die Herzbiker
Studie II
Herz.BIKE Saar II:
HI-Herz.BIKE Saar
Herzgruppenteilnehmer
allgemein:
abgeschlossen
Herzgruppenteilnehmer speziell:
Radeln mit schwachem Herzen
(c) G. Hennersdorf März 2017 12
13. • Elektrofahrräder (Ebike-) Systematik
Pedelec – pedaling electric cycle (City
Bike):
Elektrofahrrad mit Unterstützung nur
während des Tretens,
Fahrer muss eigene Muskelarbeit
leisten, unterstützte Geschwindigkeit
auf 25 km/h begrenzt,
keine Führerschein- oder Helmpflicht
(c) G. Hennersdorf März 2017 13
17. 1. Hohe Akzeptanz der Trainingseinheiten: (95% Teilnahme).
2. Gruppeneffekt: Starkes Gemeinschaftsgefühl und hohe Gruppenaktivität
auch nach Beendigung der Studie.
3. Hohe Sicherheit im Training: zwei Bagatellunfälle
(Auffahren). Medizinische Notfälle waren nicht zu
beobachten.
4. Im Vergleich zwischen den gemessenen Pulswerten am Anfang der Studie
und am Ende zeigte sich ein signifikanter Trainingseffekt.
Ergebnisse
Herz.BIKe Saar – Die Herzbiker
(c) G. Hennersdorf März 2017 17
18. (c) G. Hennersdorf Februar 2017
1. Folgestudie des Pilotprojekts Herz.BIKE Saar,
„die Herzbiker“
2. Ähnlicher Aufbau
3. Besondere Patienten:
Herzmuskelschwäche (HI)
4. Verbessertes Datenmanagement
(c) G. Hennersdorf März 2017 18
19. • Was ist eineHerzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz; HI)?
(c) G. Hennersdorf Februar 2017
• Herzschmuskelwäche liegt vor, wenn
das Herz nicht fähig ist, den Körper
unter Belastung oder bereits in Ruhe mit ausreichend
Blut zu versorgen.
• Folge: Schlechtere Versorgung mit Sauerstoff
und Nährstoffen.
• Das Leitsymptom der HI ist Luftnot oder Anschwellungen
beider Beine.
(c) G. Hennersdorf März 2017 19
20. • Die Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz; HI)
(c) G. Hennersdorf Februar 2017
• Volkskrankheit: 400.000 Neuerkrankungen 2016 wegen
Überleben von Vorerkrankungen
• Sterblichkeit höher als bei bestimmtem Krebsarten
(Prostata, Blasenkrebs), aber:
Rückgang seit 1990 um ca. 33% (d. Therapie?)
• Krankenhausaufenthalte seit 1990 um fast 50%
angestiegen
(c) G. Hennersdorf März 2017 20
21. • Entstehung meist als Folge anderer
Erkrankungen:
– 80% nach Schädigung des Herzens durch
• koronare Herzerkrankung (Minderdurchblutung des
Herzens; Herzinfarkt, KHK)
• Bluthochdruck,
– 10 % erworbene Herzklappenkrankheiten
(Aortenklappe),
– 5% Herzmuskelentzündung,
– 3% Herzrhythmusstörungen, angeborene Herzfehler.
– 2% Erbliche Erkrankungen des Herzmuskels,
(c) G. Hennersdorf Februar 2017
(c) G. Hennersdorf März 2017 21
22. NYHA – Stadium I
Patient ohne Beschwerden (Luftnot)
NYHA - Stadium II
Patient ohne Beschwerden in Ruhe
Symptome unter stärkerer körperlicherBelastung
NYHA - Stadium III
Patient ohne Beschwerden in Ruhe
Symptome bei geringer körperlicherBelastung
NYHA - Stadium IV
Beschwerden bei allen körperlichen Aktivitäten und inRuhe.
Bettlägerigkeit
Einteilung der Herzinsuffizienz
22
23. Systolische Herzinsuffizienz (häufigste Form):
krankhaft verminderte Pumpfunktion
(EF < 50%)
Diastolische Herzinsuffizienz:
Gestörte Füllung des
Herzens; EF normal
Einteilung n. Pumpleistung des Herzens
(Ejektionsfraktion, EF)
Norm 50-70%
(c) G. Hennersdorf März 2017 23
24. • Medikamente
• OP (Klappenersatz)
• Intervention, z.B. TAVI-Klappenersatz)
• Herztransplantation
• Herzschrittmacher (bes. Art)
• ICD (= Defibrillator-Einbau)
• körperliche Aktivität (Ausdauersport)
Therapie
(c) G. Hennersdorf März 2017 24
26. • Stadien I-III:
Regelmäßige Bewegung: Ausdauersport
(z.B. Herzsportgruppen, Freizeitsport, HI-Herz.BIKE
Saar)
• Gesunde Ernährung (Salz)
• Rauchstop, Alkoholkarenz
• Regelmäßige Kontrolle von Blutdruck, Puls, Blutfetten undBlutzucker
• Tgl. Gewichtsprotokoll führen (Wassereinlagerungen)
• Jährlich Teilnahme an einerGrippeschutzimpfung
• Regelmäßig korrekte Einnahme der verschriebenen Medikamente
Was kann man also selbst tun?
27. • Pedelecnutzung bei Patienten mit
Herzmuskelschwäche
– Akzeptanz
– Sicherheit
– Trainingseffekt
– Gesundheitl. Verbesserung
(c) G. Hennersdorf Februar 2017
Fragestellung der Studie
28. (c) G. Hennersdorf Februar 2017
• Elektromotor 250 Watt
• 400 Wh-Akku (= ca. 100 km
Reichweite)
• Tiefeinstieg
• Scheibenbremsen
• Leistungsmonitor;
Smartphonesteuerung
• Stufenweise unterstütztes Fahren
bis 25 km/h
Pedelec-Eigenschaften
29. Studiendesign I
• Laufzeit 2 Jahre (August 2017/ August 2019)
• 12 Pat. mit Herzmuskelschwäche
(Leistung < 50% und Stadium II-III)
• Ärztl. Vor- und Abschlussuntersuchung
• 12 Räder mit Android-Smartphone kostenlos
• Training 1x wöchentlich über 60-150 min
• Sommermodus
• Wintermodus (Ergometrie-Spinning; aufgebockte
Pedelecs)
30. • Arztbegleitung, Rettungssanitäter, Notfallausrüstung
• mittlere Belastbarkeit >=50Watt (Ergometer)
• Stabile medikamentöse Standardtherapie
• Herzgruppe > 6 Monate
• Wissenschaftliche Begleitung d. DFKI
• Technische Unterstützung d. Firma HeartGo
Studiendesign II
32. • Trainingsablauf (1x/Woche, 30-150 min)
– 0 Test (4 Wochen): TF 60%, Geschw. 18 km/h, Strecke
10 km
– I Monat 2-7
• TF 60%, Geschw. 18 km/h, Dauer 60 min, Strecke 18 km
– II Monat 8-15
• TF 70%, Geschw. 18 km/h, Dauer 120 min, Strecke 35 km
– III Monat 16-24
• TF 80%, Geschw. 20 km/h, Dauer 150 min, Strecke 50 km
33. (c) G. Hennersdorf März 2017 33
Sommermodus
Route Rehlingen
Sommermodus
Route Völklingen
34. 60 60
70
80
Test S I S II S III
Trainingsfrequenz (Prozent
Max.frequenz)
18 18
20 20
Test S I S II S III
Durchschn.geschw.
10
18
35
50
Test S I S II S III
DISTANZ km
33
60
120
150
Test S I S II S III
Dauer (min)
35. • Individueller Trainingspuls
• Ruhepuls
• Pulswerte nach Halbstrecke
• Pulswerte nach Gesamtstrecke
• Mittlere Frequenz
• Maximalfrequenz
• BORG Abfrage
• Beschwerden (Abfrage)
Datenerhebung: Smartphone
(c) G. Hennersdorf März 2017 35
36. Richtwert
(60-80 % der symptomfreien Maximalfrequenz): ca.
100-130/min
Kriterium des Trainingseffekts:
Erreichen des Richtwerts bei steigender Leistung
Unterschreiten des R. bei gleicher Leistung
(c) G. Hennersdorf März 2017 36
Trainingspuls TP
Trainingsherzfrequenz THF,
Trainingsfrequenz TF
37. 7 sehr sehr leicht
9 sehr leicht
11 recht leicht
13 etwas anstrengender
15 anstrengend
17 sehr anstrengend
19 sehr sehr anstrengend
Befindlichkeit
Skala 1- 6
1 sehr gut – könnte weiter fahren
2 gut – keine Beschwerden
3 leichte Beschwerden (spez.)
4 mittlere Beschwerden (spez.)
5 deutliche Beschwerden (spez.)
6 kann nicht fahren, Abbruch
BORG-Skala der gefühlten Belastung
(c) G. Hennersdorf März 2017 37
38. Das Android-Smartphone
Anzeige von u.a.:
Geschwindigkeit
Trainingspuls (140)
Aktueller Puls (90)
Unterstützungsstufe
Vital-Feedback
(c) G. Hennersdorf März 2017 38
39. (c) G. Hennersdorf Februar 2017
Smartphone-App: Steuerung
• Aufnahme der Vitaldaten (EKG, Puls, optional
Blutdruck)
• Aufnahme der Fahrrad-Daten
(Kadenz, Tretleistung, Unterstützung, Akkuleistung,
Reichweite)
• Speicherung zur Eigenkontrolle
• Speicherung der Gruppendaten zentral
• Aktives Feedback:
Steuerung der Tretleistung und Unterstützung über
Pulsvorgaben
(c) G. Hennersdorf März 2017 39
47. Was das Radeln so bringt...
1. bist oft schneller am Ziel (im Radius von 5 km)
2. fühlst Dich jünger
3. verbesserst Deine Hirnfunktion
4. bist seltener krank
5. kannst besser atmen
6. tust etwas Gutes für Dein Herz
7. verlierst Gewicht
8. sparst Geld ein
9. verringerst die Schadstoffabgabe
10.hast mehr Zeit für die Familie
11.wirst generell im Sport besser
12.wirst fitter auf Dauer
13.verbrennst mehr Fettgewebe
14.steigerst Deine Lungenfunktion
15.hast manchmal eine legales Hochgefühl („High“)
16.bekommst Freunde und bleibst gesund
17.bist glücklich(er)
18.fühlst Dich müde, dann mach eine Radtour
19.Die Parkplatzsuche wird vereinfacht
(c) G. Hennersdorf März 2017 47