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Jahresbericht 2007
Leitbild
der Heinrich-Böll-Stiftung
Die Heinrich-Böll-Stiftung versteht sich als Teil der «grünen» Immigranten. Nicht zuletzt treten wir für Gewaltfreiheit und
politischen Grundströmung, die sich weit über die Bundesre- eine aktive Friedenspolitik ein.
publik hinaus in Auseinandersetzung mit den traditionellen       Für unser Engagement suchen wir strategische Partner-
politischen Richtungen des Sozialismus, des Liberalismus und schaften mit anderen, die unsere Werte teilen. Wir handeln
des Konservatismus herausgebildet hat. Unsere gemeinsamen unabhängig und in eigener Verantwortung.
Grundwerte sind Ökologie und Nachhaltigkeit, Demokratie          Wir haben unsere Wurzeln in der Bundesrepublik und sind
und Menschenrechte, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit. zugleich ideell wie praktisch ein internationaler Akteur.
Ein besonderes Anliegen ist uns die Geschlechterdemokra-         Unser Namensgeber, der Schriftsteller und Nobelpreisträ-
tie, also die gesellschaftliche Emanzipation und die Gleich- ger Heinrich Böll, steht für eine Haltung, der wir uns selbst
berechtigung von Frauen und Männern. Wir engagieren uns verpflichtet sehen: Verteidigung der Freiheit, Zivilcourage,
für die Gleichberechtigung kultureller und ethnischer Min- streitbare Toleranz und die Wertschätzung von Kunst und
derheiten und für die soziale wie politische Partizipation von Kultur als eigenständige Sphären des Denkens und Handelns.


   Wir sind eine grüne Ideenagentur
                                                                    Wir engagieren uns bei der Entwicklung einer euro-
        Wir geben Denkanstöße für demokratische Refor-
                                                                    päischen politischen Öffentlichkeit.
        men und soziale Innovationen.
                                                                    Wir unterstützen die politische Partizipation der
        Wir engagieren uns für ökologische Politik und nach-
                                                                    Zivilgesellschaft und beteiligen uns an Konferenzen
        haltige Entwicklung im globalen Maßstab.
                                                                    und Verhandlungen im Rahmen multilateraler Orga-
        Wir geben Kunst und Kultur Raum zur Darstellung
                                                                    nisationen.
        und Auseinandersetzung.
        Wir vermitteln Wissen von Expertinnen und Exper-
                                                               Wir engagieren uns weltweit für Ökologie,
        ten an politische Akteure.
                                                               Demokratie und Menschenrechte
        Wir sind ein Ort für offene Debatten und fördern den
                                                                    Ökologie und Demokratie sind für uns untrennbar.
        Dialog zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft
                                                                    Wir unterstützen deshalb Personen und Projekte, die
        und Gesellschaft.
                                                                    sich für Ökologie, Menschenrechte, Demokratie und
        Wir fördern begabte, gesellschaftspolitisch enga-
                                                                    Selbstbestimmung einsetzen.
        gierte Studierende im In- und Ausland.
                                                                    Wir fördern weltweit die Entwicklung von Rechts-
        Wir dokumentieren die Geschichte der grünen Bewe-
                                                                    staatlichkeit und demokratischer Partizipation.
        gung als Fundus für die Forschung und Quelle politi-
                                                                    Wir setzen uns für die Überwindung von Domi-
        scher Orientierung.
                                                                    nanz, Fremdbestimmung und Gewalt zwischen den
                                                                    Geschlechtern ein.
   Wir sind ein internationales Politik-Netzwerk
                                                                    Wir betrachten ethnische und kulturelle Vielfalt als
        Wir verstehen uns als Teil eines globalen grünen
                                                                    Bestandteil einer demokratischen Kultur.
        Netzwerkes und fördern die Entwicklung der grünen
                                                                    Wir ermutigen zu Zivilcourage und gesellschaftli-
        politischen Bewegung auf allen Kontinenten.
                                                                    chem Engagement.
        Ein besonderes Anliegen ist uns die Verbreiterung
                                                                    Wir vermitteln das Knowhow für erfolgreiche Selbst-
        und Vertiefung der europäischen grünen Bewegung.
                                                                    organisation und Intervention an politische Akteure.


Engagement, fachliche und menschliche Kompetenz, Kreati-         Wir überprüfen und verbessern unsere Arbeit in einem kon-
vität und Flexibilität zeichnen unsere Mitarbeiterinnen und tinuierlichen Prozess und stellen uns der internen und exter-
Mitarbeiter im In-und Ausland aus. Sie sind hoch qualifiziert, nen Bewertung. Wir stehen für einen wirtschaftlichen, effizi-
teamorientiert und bilden mit ihrer überdurchschnittlichen enten Einsatz der uns zur Verfügung stehenden öffentlichen
Motivation das Vermögen der Stiftung.                          Mittel und sorgen für transparente Geschäftsabläufe.
   Chancengleichheit und ein respektvoller Umgang zwischen       Wir praktizieren ein produktives Miteinander von Bundes-
Frauen und Männern verschiedenen Alters, verschiedener stiftung und Landesstiftungen.
religiöser Bekenntnisse, ethnischer Herkunft und sexueller       Wir sind ein verlässlicher Partner für ehrenamtliches En-
Orientierung sind konstitutiv für die Stiftung. Interkulturel- gagement und für die Zusammenarbeit mit Dritten.
le Kompetenz und ein produktiver Umgang mit Vielfalt sind        Als politische Stiftung handeln wir unabhängig und in eige-
Teil unserer Betriebskultur.                                   ner Verantwortung auch gegenüber Bündnis 90/Die Grünen.
   Wechselseitiger Respekt und eine vertrauensvolle Zusam- Unsere Eigenständigkeit wahren wir auch bei der Auswahl
menarbeit mit unseren Partnern bilden die Grundlage unse- unserer Führungskräfte und der Besetzung unserer Gremien.
rer Geschäftsbeziehungen.
Inhalt




Vorwort                                            2 

GlobalisierungundNachhaltigkeit                  4 

InternationaleDemokratieförderung               12

Außen-undSicherheitspolitik                   16

Gunda-Werner-Institut                            21

GlobaleGeschlechterpolitik                      23

Europapolitik                                    26

Wirtschaft,ArbeitundSoziales                  29

Wissenspolitik                                   32

MigrationundInterkulturellesManagement        34

Nachwuchsförderung                               36

Zeitgeschichte                                   42

Kommunalpolitik                                  45

KunstundKultur                                 47

Heinrich-Böll-HausLangenbroich                  51

Preise                                           53

GrüneAkademie                                   54

GreenCampus                                     55

ArchivGrünesGedächtnis                         56

AusderStiftung                                 57

FinanzenundPersonal                            58

Gremien                                          64

VertrauensdozentinnenundVertrauensdozenten     65

Adressen                                         68

FördernundSpenden                              71
2   Vorwort
     




     Vorwort
     AnfangJunibeziehtdieHeinrich-Böll-StiftungihrneuesDomizilinderSchumannstraße
     8inBerlin-Mitte,direktgegenüberdemDeutschenTheater.DasneueGebäudenachEnt-
     würfendesSchweizerArchitektenbürose2Abietetdenrund180Mitarbeiterinnenund
     MitarbeiternderStiftungeinelichteArbeitsumgebung.DasSchmuckstückdesneuenStif-
     tungshauseswirddie«Beletage»sein:einmodernesKonferenz-undTagungszentrumim
     erstenStock,dasneueDimensionenfürunserepolitischeBildungsarbeiteröffnet.
        EinBlickzurück:ImJahre1990hatdieHeinrich-Böll-StiftungbeiReinhardLoske,
     heuteUmweltsenatorinBremen,eineStudieinAuftraggegeben;sieerschienalseineder
     erstenPublikationenderStiftungunterdemTitel«WegezurKlimastabilisierung–At-
     mosphärenschutzalsHerausforderunganWirtschaft,PolitikundGesellschaft».Eineder
     ForderungenderStudie:globaleGerechtigkeitdurchReduzierungderEmissioneninden
     IndustrieländernundHilfefürdieDritteWeltbeidemVersuch,«EntwicklungundÖkolo-
     giezusynchronisieren».VorachtzehnJahrengaltderKlimawandelfürvielenochalseine
     ÜbertreibungeinigerWissenschaftlerundgrünerIdeologen.HeuteisteralsTatsachean-
     erkannt.BesondersdramatischkönnteerfürdieSchwellen-undEntwicklungsländerwer-
     den.DorttrifftderKlimawandelvorallemdieArmen.Diejenigen,dieamallerwenigsten
     fürdenKlimawandelverantwortlichsind,sindamhärtestenvonihmbetroffen.DieHein-
     rich-Böll-StiftungstelltdeshalbihreinternationaleKlimaarbeitunterdasMotto«Klima
     derGerechtigkeit».EinBeispielfürunsereAktivitätenaufdiesemGebietistderAppell
     «AfrikasStimmegegendenKlimawandel».MitihmwendensichprominenteUmwelt-
     schützerinnenundUmweltschützerunterderSchirmherrschaftderFriedensnobelpreisträ-
     gerinWangariMaathaiandieVerantwortlichenindenIndustrie-undSchwellenländern,
     mehrfürdenKlimaschutzzutun.AuchmitunsererStudie«TheRighttoDevelopmentin
     aClimateConstrainedWorld»,diebeiderWeltklimakonferenzinBalivorgestelltwurde,
     sindwiraufgroßesinternationalesInteressegestoßen–beiRegierungeninNordundSüd,
     beiderEuropäischenKommission,beiderWeltbankundbeivielenKlimaaktivistenund
     -aktivistinnenweltweit.
        ChinawaralsaufstrebendesundwidersprüchlichesLandfürdieStiftungeinweiterer
     SchwerpunktinderAuslandsarbeit.EineAusgabeunseresMagazinsBöll.Themawidmete
     sichdeninnenpolitischenEntwicklungendiesesLandes.DerGesprächskreis«Chinaund
     IndieninderWeltwirtschaft»setztsichmitdeninternationalenwirtschaftlichenDimen-
     sionendieseraufstrebendenWeltmächteauseinander.MitderChinapolitikdesWestens
     beschäftigtesichdie8.AußenpolitischeJahrestagungimSeptember.Zudemunterstützen
     wirseitüberzehnJahrenverschiedeneProjektezurStärkungderkulturellenIdentität
     undSelbstbestimmungderTibeter;alsinternationalrenommierterPartneristdasTibetan
     CenterofHumanRightsandDemocracyimindischenDharamsalazunennen.
        EinwichtigesThemaunsererInlandsarbeitwarimvergangenenJahrdieSozialeSi-
     cherheit.Wennauchvom«EndederArbeitsgesellschaft»keineRedeseinkann,soistdoch
     dietraditionelle«Normalarbeit»miteinerlebenslangenFestanstellungaufdemRückzug.
     Befristete Arbeitsverhältnisse,Teilzeitjobs,mehrfacheBerufswechselundSelbstunter-
     nehmertumnehmenzu.IndiesemZusammenhangbekommtdieIdeeeinesGrundeinkom-
     menswiederKonjunktur.MitmehrerenProjektengriffdieStiftungdieDebatteumdas
     Grundeinkommenauf.Dazugehörteu.a.dieVeranstaltungsreihe«ZukunftdesSozialen»,
     dieDiskussionumein«Bildungsgrundeinkommen»,mitdemdasRechtaufBildungfinan-
     ziellfundiertwerdensoll,undeinumfangreicherReader,derdieverschiedenenKonzepte
     undKontroversenvorstellte.AuchdasGunda-Werner-Institutbeteiligtesichandieser
     DiskussionauseinergeschlechterpolitischenPerspektive.
        DieStiftungkannmitFugundRechtbehaupten:DasThemaGeschlechterpolitikistei-
     nesihrerMarkenzeichen.MitderGründungdesGunda-Werner-InstitutsfürFeminismus
     undGeschlechterdemokratie(GWI)imJuniwollenwirunsereWirksamkeitaufdiesemGe-
     bietnocherhöhen.MitseinenVeranstaltungenundPublikationenundeinemeinmaligen
     WissensportalfürGeschlechterpolitikistdasInstituteineprofilierteAkteurininDeutsch-
     landunddarüberhinausgeworden.
Vorwort
                                                                                                                   3




   Vielewerdenesschonbemerkthaben:UnserInternetauftrittwurdegründlichüberar-
beitet.DiesisteinProzess,dersichüberetlicheMonatehinzieht,schließlichumfasstun-
sereWebsitemittlerweileüber5000Seiten!DieDarstellungunsererArbeitistjetztnach
übergreifendenThemengegliedert,dieNavigationwurdeerleichtert,weitereMedienele-
mentewiez.B.Blogssindhinzugekommen–unddiesalleserscheintineinemvisuellan-
sprechenden,übersichtlichenLayout.
   WirhattenimvergangenenJahrgleichdreiJubiläenzufeiern.HeinrichBöllwäreim
Dezember90Jahrealtgeworden.EswarfürunseineGelegenheit,aufVeranstaltungen
undunsererWebsiteanPerson,WerkundWirkenBöllszuerinnern.DreiehemaligeSti-
pendiatenimHeinrich-Böll-HausinLangenbroichtatendiesmitTexten,diezueinerHom-
mageandenNobelpreisträgerwurden.
   ImNovember,zuihrem60.Geburtstag,habenwirPetraKellygefeiert.Ihristeingroß-
formatigerBildbandgewidmet.BeieinerTagungwurdediesebekanntestePolitikerinder
GrünenausderZeitihrerGründungindenfrühenachtzigerJahregewürdigt:Kellywar
eineglobaleAktivistin;ihreThemenwiedieMenschenrechte,dieBewahrungderökologi-
schenLebensgrundlagenunddieGleichberechtigunggehörenheutezudenKernbotschaf-
tendergrünenBewegungweltweit.
   DieHeinrich-Böll-Stiftungselbstist20Jahrealtgeworden.Esistsehrvielpassiertseit
derGründungimNovember1987inKöln:AuchdieFrauen-AnstiftungundderBuntstift
gehörenzudieserGeschichtedergrünenStiftungsbewegunginDeutschland.Aberdamit
istdieGeschichtenichtzuEnde:WirengagierenunsauchbeimAufbaueinereuropäischen
grünenStiftung,dieinzwischeninBrüsselgegründetwurde.SiesolleinenBeitragzur
HerausbildungeinereuropäischenÖffentlichkeitleistenundergänztdamitdieweitver-
zweigteeuropapolitischeArbeitderHeinrich-Böll-Stiftung.ImvergangenenJahrstand
dieAuseinandersetzungumeineeuropäischeVerfassungimZentrumunsererAktivitäten.
   IndieserganzenZeitwäredieArbeitohnebreiteehrenamtlicheUnterstützungnicht
möglichgewesen.DieGelderdesFörderkreisesversetzenunsz.B.indieLage,Projektezu
fördern,diewirnichtausöffentlichenMittelnfinanzierenkönnen.ZahlreicheMenschen
unterstützendieStiftungauchdurchihreMitarbeitinunserenGremien.Beiihnenallen          RalfFücks
bedankenwirunsnachdrücklich.
   GanzbesondererDankgiltwiestetsunserenhauptamtlichenMitarbeiterinnenundMit-
arbeitern.IhrengagierterundkreativerEinsatzistdasFundamentfürunserenunschon
zweiJahrzehnteumfassendeerfolgreicheArbeit.
   EinherausragendesDankeschönrichtenwirheuteschonanalldiejenigen,diesichin
denvergangenenJahrenmitgroßemEngagementfürdenNeubaueingesetzthaben.Stell-
vertretendfürallemöchtenwirunsereGeschäftsführerinDr.BirgitLaubachnennen,bei
derallefinanziellen,rechtlichenundorganisatorischenFädenzusammenliefen,sowiedie
BaugruppederStiftung,diesichmitgroßerAkribieindieseweitgespannteAufgabestürz-
te.NichtzuletztbedankenwirunsbeidemhochengagiertenArchitektenteamumdas
SchweizerBüroEckertEckertundbeidenbeteiligtenBaufirmen,namentlichbeider
FirmaKirchneralsunseremGeneralübernehmer.SchließlichgiltunserDankauchdem
                                                                                                  BarbaraUnmüßig
BundesverwaltungsamtundderBundesbaubehörde,diediesesProjektfachkundigbeglei-
tethaben.

Berlin,imApril2008

RalfFücks   BarbaraUnmüßig
VorstandderHeinrich-Böll-Stiftung
4                                                GlobalisierungundNachhaltigkeit




                                                  Globalisierung und 
                                                  Nachhaltigkeit
                                                  Die Gletscher schmelzen, die sibirische Tundra taut auf. Stürme, Dürren, Über-
                                                  schwemmungen – extreme Wetterereignisse nehmen zu und verursachen zunehmend 
                                                  neue Flüchtlingswellen. Der Klimawandel drängt mit aller Macht auf die politische 
                                                  Tagesordnung. Und die Wissenschaft schlägt Alarm wie nie zuvor. Höchste Zeit zum 
                                                  Handeln, wenn wir den Klimawandel noch in erträglichen Grenzen halten wollen.  
                                                  Die Heinrich-Böll-Stiftung hat die Klima- und Energiepolitik daher zu einem Schwer-
                                                  punkt ihrer Arbeit im In- und Ausland gemacht.


                                                  Kongress 
                                                  Berlin: McPlanet.com – Klima der Gerechtigkeit
 Klima der Gerechtigkeit
 McPlanet.com–DasBuchzumKongress
                                                  McPlanet.com–einallezweiJahrestattfindenderKongressrundumÖkologieundGloba-
 ErschienenimVSA-Verlag,Hamburg2007          lisierung–fandvom4.bis6.Mai2007zumdrittenMalstatt:Mehrals2.000Menschen
 MiteinerDVD-Videodokumentationdes           ausderUmwelt-undderglobalisierungskritischenBewegung,ausPolitik,Wissenschaft
 KongressesvonderGreenpeace-Gruppe            undKirchediskutiertenimVorfelddesG8-GipfelsüberMöglichkeitenundHandlungsan-
 Berlin,12,80Euro                             sätzefürein«KlimaderGerechtigkeit».VeranstaltetwurdederMega-Kongressmitüber
 ISBN978-3-89965-243-7
 
                                                  100EinzelveranstaltungenvonderHeinrich-Böll-Stiftung,Attac,BUND,demEvangeli-
 Wege aus der Klimafalle                          schenEntwicklungsdienstundGreenpeaceinKooperationmitdemWuppertalInstitutfür
 Hrsg.vonderHeinrich-Böll-Stiftungund       Klima,Umwelt,Energie.ZudenprominentenGästenzähltenu.a.derehemaligeUNEP-
 HermannE.Ottimoekomverlag                  DirektorKlausTöpfer,CandidoGrzybowskivombrasilianischenInstitutIBASE,Arne
 München2008,232Seiten,19,90Euro           MogrenvonVattenfall,MartinKhorvomThirdWorldNetworkundReinhardBütikofer,
 ISBN978-3-86581-088-5
                                                  BundesvorsitzendervonBündnis90/DieGrünen.
                                                     ZumThema«Agrotreibstoffe»sprachenRoquePedacevonFriendsoftheEarth,Ar-
                                                  gentinien,undSergioSchlesingerausBrasilien.SaraLarrainvonderOrganisationChi-
                                                  leSustentablestrittmitJoséEnqriquePeña,demHandelsattachédervenezuelanischen
                                                  Botschaft in Berlin, über die Nachhaltigkeitsfrage in lateinamerikanischen Energie-
                                                  Projekten.
                                                     «Wirhabenessatt,dassdieBundesregierungsichinDeutschland,derEUundbeiden
                                                  G8-VerhandlungenmitschönenFormulierungeninSzenesetzt,ihretatsächlichePolitik
                                                  demKlimaschutzaberzuwiderläuft»,hießesineinergemeinsamenErklärungderVeran-
                                                  stalter,dieaufdemKongressvonzahlreichenTeilnehmendenunterzeichnetwurde.Auch
                                                  dieG8habemitihrerEnergiepolitikwirksamenKlimaschutzbisherverhindert.Unterden
                                                  FolgenlittenvorallemdieArmen.
                                                     EinesozialgerechteundökologischnachhaltigeGesellschaftseimöglich,sodieÜber-
                                                  zeugungderKongressbesucher.ZurVerwirklichungbraucheesaberklare,politischge-
                                                  setzteRahmenbedingungen.DiePolitikmüsseendlicheinengerechtenKlimaschutzzur
                                                  Leitideemachen,stattweiterhinvorrangigWirtschaftsinteressenzubedienen.Dafürsei
                                                  starkerDruckausallenBereichenderGesellschaftnotwendig.«WirwerdenunsereVer-
                                                  antwortungfürunserKlimawahrnehmen:nichtnuralsKonsumenten,sondernauchals
                                                  WählerundalspolitischaktiveBürger»,kündigtendieUnterzeichnerderResolutionan.
                                                     DieKongressteilnehmendenforderten,dasssichdieEUaufeinEmissionszielvonminus
                                                  30Prozentbis2020festlegt.Deutschlandsollesichverpflichten,seineTreibhausgaseim
                                                  selbenZeitraumum40Prozentzusenken.UmdiegravierendstenFolgendesKlimawan-
                                                  delsabzuwenden,seiesnötig,dieweltweitenEmissionenbiszumJahr2050gegenüber
                                                  demNiveauvon1990zuhalbieren.DeutschlandalsIndustrielandmüsseseineEmissionen
 ImAnschlussandenKongresszogenzahlreiche   daherummindestens80Prozentreduzieren.ZudenweiterenForderungengehöreneine
 TeilnehmerundTeilnehmerinnenzumKanzler-      radikaleSteigerungderEnergieeffizienzundderNutzungerneuerbarerEnergiensowie
 amtundübergabendortdieaufeinegroße       derKraft-Wärme-Kopplung.DerAtomausstiegmüssebeibehaltenunddieNutzungvon
 LeinwandgedruckteDeklarationfürein«Klima
                                                  Kohlesoschnellwiemöglichzurückgefahrenwerden.ZudemsolltenEmissionsrechtenicht
 derGerechtigkeit».
                                                  längeranVerschmutzerverschenkt,sondernzu100Prozentversteigertwerden.
GlobalisierungundNachhaltigkeit                                                     5




    Aus der Kongresserklärung:  
    «Reclaim the Climate: Für ein Klima der Gerechtigkeit!»

    Wirwissen:Klimachaostötet.DieArmendesPlanetentrifftesamhärtesten.Dassind
    Kleinbäuerinnen,dieihreErntenverlieren.EssindKüstenfischer,derenFängedurch
    dasAbsterbenderKorallenzurückgehen.EssindViehhirten,derenHerdenbeiDürre-
    katastrophenverhungern.EssindSlumbewohnerinnen,derenHüttendurchFlutkatas-
    trophenweggespültwerden.
       Wirwissen:KlimachaosistradikalerAusdruckglobalerUngerechtigkeit.Estrifft
    diejenigenamhärtesten,dieamwenigstenzuseinenUrsachenbeitragen.Schonzulan-
    gemissbrauchenwirunsereAtmosphärealsMülldeponiefürCO².DieseDeponieistzu
    über85ProzentgefülltmitdenEmissionenderIndustrieländer:SiesinddieVerant-
    wortlichen.DieReichenderErdebauenihreFehlentwicklungdaraufauf,diefossilen
    TresorederErdezuplündern.AnderefolgennundiesemPfad.
       Wirwissen:UnsrenntdieZeitweg.UmdiegravierendstenAuswirkungendesKlima-
    chaosnochabzuwenden,mussdieglobaleErwärmungmöglichstunterzweiGradgehal-
    tenwerden.
       […]
       Wirhabenessatt,dassBilligfliegermitSubventionengepäppeltwerden,während
    Bahnreisen immer teurer werden. Die Reisepreise müssen die ökologische Wahrheit
    sagen.
       Wirhabenessatt,dassdieKlimaopferimSüdenmitdenFolgendesKlimachaosallein
    gelassenwerden.DieVerursacherdesKlimawandelsmüssenfürdieSchädeneinstehen
    unddieKostenfürAnpassungsmaßnahmentragen.
    Wirhabenessatt,dasseuropäischeAutokonzerneihreSelbstverpflichtungzurSen-
    kung des CO²-Ausstoßes ihrer Flotten missachten und die Einführung verbindlicher
    Standardstorpedieren.
       […]
       ReclaimtheClimate–FüreinKlimaderGerechtigkeit:DasKlimachaosistunserPro-
    blem.Daherwerdenwirunsihmentschlossenentgegenstellen.Druckmachenmüssen
                                                                                                 2000überwiegendjungeLeutediskutiertenauf
    alle:FrauenundMänner,JungeundAlte,dieGewerkschaften,dieKirchen,dieWis-           demKongress«McPlanet.com2007»,wieein
    senschaft,dieMedienunddieKunst,dieArbeitslosenundauchdieUnternehmen,die         gerechtesKlimaschutzregimebeschaffensein
    gelernthaben,dasssieGewinnenichtmehraufKostenDrittermachenkönnen.                 sollte.



Tagung 
Berlin: Welchen Preis hat ein stabiles Klima?

«WelchenPreishateinstabilesKlima?»fragtenFachleuteausPolitik,Unternehmen,
UmweltorganisationenundWissenschaftaufeinerTagungzurZukunftdesEmissions-
handelsvom11.bis12.Mai2007inBerlin,veranstaltetvonderHeinrich-Böll-Stiftung
unddemFördervereinÖkologischeSteuerreform.DieerstePhasedesneuenKlimaschutz-
instruments«Emissionshandel»ging2007zuEnde–ZeitalsofüreineZwischenbilanz,
dievielfachernüchterndausfiel:StattKlimaschutzhabediebisherigeRegelungnurgroße
MitnahmegewinnefürdieStromkonzernegebracht.FasteinhelligwardaherdieForde-
rungnachvollständigerVersteigerungderEmissionsrechte,stattsiewiebisherandie
emittierendenUnternehmenzuverschenken.DieEU-Kommissionscheintzugehörtzuha-
ben:ihrVorschlagvonAnfang2008siehtgenaudiesvor.


Aufruf
Weltweit: Afrikas Stimme gegen den Klimawandel

KeinKontinentwirddenKlimawandelsodeutlichzuspürenbekommenwieAfrika.Unre-
gelmäßigeRegenfälle,Überschwemmungen,Dürren,MisserntenundzunehmendeWüs-                   DiekenianischeÖkologinundFriedensnobel-
tenbildungbeginnenbereits,dasGesichtAfrikaszuverändern.DieArmenwerdenvon             preisträgerinWangariMaathaiistAutorinund
denFolgenbesondersbetroffensein.WährenddiereichenLänderdurchdenKlimawandel           SchirmfraudesAufrufs«HotSpot–Afrikas
                                                                                                 StimmegegendenKlimawandel».
ihrenWohlstandgefährdetsehen,isterinAfrikaeineFragevonLebenundTod.Unddas,
obwohlderKontinentkaumzumKlimawandelbeiträgt.
6                                               GlobalisierungundNachhaltigkeit




                                                   «AfrikasStimmegegendenKlimawandel»isteinAufrufvonAfrikanerinnenundAfri-
                                                 kanernanpolitischVerantwortlicheweltweit.DasZiel:Bewusstseinzuschaffenfürdie
                                                 BedrohungAfrikasunddafür,dassdiePolitikumgehendhandelnmuss.DerAufruferhebt
                                                 zweiForderungen:Erstens,derKlimawandelmussgestoppt,derAusstoßvonTreibhaus-
                                                 gasensofortvermindertwerden.ZweitensmüssendienötigenMaßnahmenzurAnpassung
                                                 andieEffektedesKlimawandels,mitdenenAfrikasarmeBevölkerungschonheutelebt,
                                                 weltweitUnterstützungfinden.
                                                   DiekenianischeÖkologinundFriedensnobelpreisträgerinWangariMaathai,Autorin
                                                 undSchirmherrindesAufrufs,hofft,dassAfrikanichtlängerschweigtunddenMund
                                                 aufmacht.UmweltschützerinnenundUmweltschützerausallenTeilenAfrikashabenden
                                                 Aufrufbereitsunterzeichnetundsetzensichdafürein,dasserinAfrikaundüberallaufder
 NegusuAklilu,DirektordesEthiopianForum
 forEnvironment(FFE),stellteimNovember
                                                 WeltGehörfindet.DieHeinrich-Böll-StiftungunterstütztdenAufruf.Sieinitiierteden
 2007aufderBundesdelegierten-Konferenzder   Dokumentarfilm«Hotspots»,derzeigt,welcheAuswirkungendesglobalenKlimawandels
 GrüneninNürnbergdenKlimaaufrufvor.         bereitsheuteaufdemKontinentsichtbarwerden–undwiedieMenschendortdenneuen
                                                 Herausforderungenbegegnen.DieStiftunghilftauch,denAufrufweltweitzuverbreiten
                                                 unddadurchAfrikasForderungnachGerechtigkeitinderglobalenKlimakriseNachdruck
 www.africanclimateappeal.org
                                                 zuverleihen. 


                                                 Publikation
                                                 Memorandum «Haben und Nichthaben – verantwortungsvolle Ressourcen-
                                                 politik im 21. Jahrhundert» 

                                                 Im21.JahrhundertstehtderRohstoffsektorvorzahlreichenHerausforderungen,dieeng
                                                 miteinanderverknüpftsind.Hierzuzählenu.a.derKlimawandel,eineerhöhteNachfrage
                                                 nachRohstoffen,«PeakOil»(derPunkt,andemÖlfelderihremaximaleFörderquoteer-
                                                 reichthabenundvondaandieProduktionrückläufigist),Energiesicherheit,diesozialen
                                                 undökologischenFolgenderRohstoffausbeutung,Korruption,Menschenrechtsverletzun-
                                                 genundgewaltsameKonflikte.
                                                    DerUmgangmitRohstoffenistaucheinthematischerSchwerpunktderHeinrich-Böll-
                                                 Stiftung,denneintransparenterundgerechterUmgangmitdennatürlichenRessourcen
                                                 derErdeistentscheidend,umweltweitFriedenzuschaffen,einenachhaltigeEntwicklung
                                                 zufördernundArmutzubekämpfen.
                                                    AusAnlassderdeutschenG8-PräsidentschafthatdieHeinrich-Böll-StiftungimJahr
                                                 2007einenDialoginsLebengerufen,beidemsichzivilgesellschaftlicheOrganisationen
                                                 traditionellerRohstoffimporteuremitAkteurenausrohstoffreichenafrikanischenLän-
                                                 dernsowieausSchwellenländernwieChina,Indien,Brasilien,RusslandundMexikoauf
                                                 einengemeinsamenReformvorschlagfürnachhaltigesRessourcenmanagementverstän-
                                                 digt haben. DaswichtigsteErgebnisdiesesDialogsistdasMemorandum«Habenund
                                                 Nichthaben».EswurdeeineWochevordemG8-GipfelinHeiligendammaufderBundes-
                                                 pressekonferenzgemeinsammitEntwicklungsministerinHeidemarieWieczorek-Zeulder
                                                 Öffentlichkeitvorgestellt.
                                                    DasvoneinerinternationalenExpertengruppeverfassteMemorandumanalysiertbeste-
                                                 hendeInitiativen,StandardsundMechanismenderglobalenRessourcenpolitikundfor-
                                                 muliertpolitischeForderungenundEmpfehlungenandieG8-Staatenfüreinenverantwor-
                                                 tungsvollenUmgangmitnatürlichenRessourcen.
                                                    PolitischunterstütztwirddasMemorandumvonderliberianischenPräsidentinEllen
                                                 Johnson-Sirleaf:«IchunterstützeIhrewichtigenBemühungen,imRahmendesG8-Gip-
                                                 felsdievielenkompliziertenundweltweitmiteinanderzusammenhängendenFrageneines
                                                 verantwortungsvollenUmgangsmitnatürlichenRessourcenanzusprechen,umdenHan-
                                                 delzubeiderseitigemNutzenzusteigernundeinenachhaltigeEntwicklungzufördern.In
                                                 diesemkritischenAugenblicksinddieseThemenfüralleAkteuredieserWeltvonbesonde-
 Haben und Nichthaben                           rerBedeutung–vorallemaberfürschwacheStaatenwieLiberia,dasnacheinemKonflikt
 EinMemorandumderHeinrich-Böll-Stiftung
 VonPatrickAlley,CelioBermann,Luke
                                                 dringendeineMöglichkeitsucht,seinenwertvollenBesitzanBodenschätzenzumdauer-
 Danielson,HeidiFeldt,SudhaMahalingam,     haftenWohldesVolkes,daslangegelittenhat,zunutzen.»
 AlejandroNadal,ChandranNair,Samuel           WeitereUnterstützer:derUS-amerikanischeInvestmentbankerundGründerdesOpen
 NguiffoundSilasSiakor                      SocietyInstitutsGeorgeSoros,EdZwick,derRegisseurdesFilms«BloodDiamond»,
 Berlin2007,52Seiten                        PeterEigen,GründervonTransparencyInternationalundVorsitzenderderExtractiveIn-
 ISBN978-3-927760-63-9
                                                 dustriesTransparencyInitiative(EITI),sowiedie«FatalTransactionsCampaign.»
GlobalisierungundNachhaltigkeit                                                    7




Rostock: Aktivitäten rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm 

DieHeinrich-Böll-StiftunghatdiedeutscheG8-PräsidentschaftunddenGipfelinHeili-
gendammvom6.bis8.Juni2007mitvielfältigenProjektenbegleitet,darunteru.a.:

G8-Blog: Der Weg nach Heiligendamm.FastvierMonatelanghatdieHeinrich-Böll-Stif-
tungzusammenmitdemInformationsbriefWeltwirtschaftEntwicklungdenVorberei-
tungsprozessunddenG8-GipfelmiteinemWeblogbegleitet.Inüber90Einträgenund
zahlreichenGastkommentarenbliebkaumeinAspektdesGipfelgeschehensunbeleuchtet.
                                                                                             www.g8-blog.blogspot.com
DieResonanzwarsehrpositiv,hoheZugriffszahlenundzahlreicheVerlinkungenzuande-
renBlogsundG8-SeitensprachenfürdenErfolgdes«Blogs».

Workshops auf dem Alternativgipfel in Rostock.EinembreitenBündnisausZivilgesell-
schaft,GewerkschaftenundpolitischenStiftungenistesmitdemAlternativgipfelvom5.
bis7.Juni2007gelungen,einenGegendiskurszudenG8zuorganisierenundAlternativen
zurderzeitigenPolitikaufzuzeigen.InternationaleFachleuteausNicht-G8-Staatende-
battierteninPodiumsdiskussionenundüber100WorkshopsüberKlima,Handel,Soziale
Gerechtigkeit,SicherheitundEnergie.AuchdieHeinrich-Böll-StiftungundihreLandes-
stiftungen,diezumTrägerkreisdesGegengipfelsgehörten,organisiertenWorkshopszu
denThemenRohstoffpolitik,NachhaltigeLandwirtschaftundKlimawandel.DieRosto-
ckerBevölkerungzeigtesichfürglobalisierungskritischeThemenaufgeschlossenundwar
füralternativeProtestformenzubegeistern.

Art goes Heiligendamm.FastzehntausendMenschenhabenvom23.Maibis9.Juni2007
dasKunstprojekt«ArtgoesHeiligendamm»besucht.AdrienneGöhler,ehemaligeKurato-
rindesHauptstadtkulturfonds,hattedasProjektals«künstlerischeInterventionimStadt-
raumRostock»organisiertundüber100KünstlerinnenundKünstleraus27Nationen
eingeladen.DiefinanziellenMittelkamenvonprivatenSpendern,demLandMecklenburg-
VorpommernundeinigenStiftungen,darunterauchdieHeinrich-Böll-Stiftung.Zentraler
OrtderVeranstaltungwardas«SilverPearlCongressCenterSpa»,einetemporäre
multifunktionaleInstallationdesBerlinerArchitekturbüros«raumlabor_berlin»aufdem
GeländedesStadthafens.ImGegensatzzurabgeriegelten«WeißenPerle»anderOstsee,       Das«SilverPearlCongressCenterSpa»,eine
demKempinski-HotelHeiligendamm,wodieStaats-undRegierungschefsderG8tagten,         temporäremultifunktionaleInstallationaufdem
                                                                                             GeländedesRostockerStadthafens.
war«SilverPearl»einOrtfüröffentlicheGespräche,VorträgeundReflexionenüberdie
großenThemenderGlobalisierungunddielokalenEreignisse.DerZulaufwargroß,gegen
EndemusstensogardieAbendveranstaltungenverlängertwerden,sodassAdrienneGoeh-
                                                                                             www.art-goes-heiligendamm.net
lernach17Tagenresümierenkonnte:«DieErweiterungdesgesellschaftlichenResonanz-
raumsvonKunstistgeglückt.»


Konferenz
Beirut: «Green Wars? – Umwelt zwischen Konflikt und Kooperation im 
Nahen Osten und Nordafrika»

DerKampfumRessourcen,insbesondereumWasser,giltvielfachalseinerderHauptaus-
löserkünftigerzwischenstaatlicherKonflikte.DertransnationaleCharaktervielernatür-
licherRessourcenkannjedochauchdazuführen,dasssichfeindlichgesinnteNachbar-
staatenzueinemMinimumanKooperationbewegenlassen.EinezweitägigeKonferenz
derHeinrich-Böll-StiftungkonzentriertesichimNovember2007aufUmweltprobleme
imNahenOsten,diedasgrößtePotenzialzuKonfliktentragen.VerhandlungenumWas-
serrechtezwischenJordanien,PalästinaundIsrael,DisputeumdieNutzungdesNilwas-
serssowiederLandnutzungskonfliktinDarfurdientenalsBeispiele.Eswurdedeutlich,
wiewichtigzwischenstaatlicheKooperationensind–siemüssenkünftignochverstärkt
werden,umeinhalbwegsfriedlichesMiteinandertrotzsteigenderUmweltbelastungenzu
gewährleisten.DieSchlussdiskussionbeschäftigtesichauchmitdenAuswirkungendes
KlimawandelsaufdenNahenOsten–einThema,dasnunauchinderarabischenÖffent-         PodiumderBeiruterKonferenz«GreenWars»:
lichkeitangekommenist.Fazit:DurchdenKlimawandelwerdenbereitsbestehendeUm-          (l–r)HansGünterBrauch,JörgHaas,Moham-
                                                                                             medElRaeyundFouadHamidan
weltproblemeverschärft,abererbirgtauchdieChance,überKooperationenmehrpoliti-
scheZusammenarbeitzuerreichen.
8                                                  GlobalisierungundNachhaltigkeit




                                                    Bali: Aktivitäten rund um die Weltklimakonferenz

                                                    Vom3.bis15.Dezember2007fandaufBali(Indonesien)dieWeltklimakonferenzstatt,
 The Right to Development in a Climate Constrai-
 ned World. The Greenhouse Development Rights 
                                                    eineweitereRundederUN-Klimaverhandlungen.AuchdieHeinrich-Böll-Stiftungwarauf
 Framework                                         BalivertretenundstelltedortdieStudie«TheRighttoDevelopmentinaClimateConstrai-
 AreportbyPaulBaer,TomAthanasiouand         nedWorld»vor,dievonderbritischenEntwicklungsorganisationChristianAid,derHein-
 SivanKartha                                     rich-Böll-StiftungundanderenOrganisationenherausgegebenwurde.DieStudieenthält
 Berlin2007,96Seiten                           einenIndexfürdiegerechteVerteilungvonKlimaschutzanstrengungen,deraufdenKrite-
 ISBN978-3-927760-71-4
                                                    rien«Verantwortlichkeit»und«Leistungsfähigkeit»basiert–Kriterien,diebereitsinder
                                                    KlimarahmenkonventionalsGerechtigkeitsmaßstäbegenanntwerden.Dieser«Responsi-
                                                    bilityandCapacityIndex(RCI)»beziehtdabeidieinnergesellschaftlicheUngleichheitmit
 WeitereInformationenunter                      einundberücksichtigt,dassz.B.auchintendenziellarmenLänderneinkleinerTeilder
 www.boell.de/GDRs
                                                    BevölkerungsehrreichseinkannundzurFinanzierungvonKlimaschutzanstrengungen
                                                    herangezogenwerdenkönnte.
                                                       DerBerichtfandinBalieingroßesEcho.EristeinewichtigeGrundlagefürdiewei-
                                                    tere Klimaarbeit der Stiftung und wird demnächst auch in Spanisch und Chinesisch
                                                    erscheinen.
                                                       DieHeinrich-Böll-StiftungorganisierteaucheineVeranstaltungzumThema«Gender
                                                    andClimateChange»undeineweiterezurAtomenergiealsfalscheAntwortaufdenKli-
                                                    mawandel.DarüberhinausbegleiteteYuJie,dieKlimaexpertinderStiftungausBeijing,
                                                    eineDelegationchinesischerUmweltaktivistennachBaliundführtesieindieinternatio-
                                                    naleUmweltpolitikein.IhrKlima-BlogfandinChinaeinegroßeLeserschaft.
                                                       AufdemRückwegnachDeutschlandmachteJörgHaas,ÖkologiereferentderStiftung,
 JörgHaas,ÖkologiereferentderHeinrich-Böll-     ZwischenstoppinTelAvivundhieltdorteineprogrammatischeRedezumThema«Von
 Stiftung,inNusaDaua,Bali,Indonesien           BalinachKopenhagen».DieöffentlicheVeranstaltungwurdevomIsrael-BüroderHein-
                                                    rich-Böll-StiftungzusammenmitdenführendenUmweltorganisationenIsraelsorgani-
                                                    siert.WeitereReferentenwarenu.a.,derKnesset-AbgeordneteDovKhenin,Mitvorsit-
 www.klima-der-gerechtigkeit.de 
                                                    zenderdesUmweltforumsimisraelischenParlament,Dr.YossiInbar,stellvertretender
 DerKlimablog:HierwerdenaktuelleEntwick-       DirektordesUmweltministeriums,undLadeenFreimuthvonFriendsoftheEarthMiddle
 lungendernatio alenundinternationalenKli-
                 n                                  East,diemitUnterstützungderHeinrich-Böll-StiftunganderKonferenzinBaliteilge-
 mapolitikaufgegriffenundkritischbeleuchtet.   nommenunddortdasPapier«Klimawandel:EineneueBedrohungfürdieSicherheitdes
 JörgHaas,freutsichaufIhreKommentare!         NahenOstens»vorgestellthatte.  


                                                    Konferenz
                                                    Santa Barbara: Kalifornisch-Europäischer Dialog über Klimawandel

                                                    AuchwennsichdieUS-BundesregierunghartnäckiginternationalenKlimaschutzabkom-
                                                    menverweigert–US-BundesstaatenwieKaliforniensindseiteinigerZeitVorreiterund
                                                    ExperimentierfeldambitionierterKlima-undEnergiepolitik.UmdietransatlantischeKo-
                                                    operationvoranzubringenorganisiertedasBüroWashingtonderHeinrich-Böll-Stiftung
                                                    vom13.bis15.November2007inSantaBarbaraeinehochkarätigbesetzteKonferenz.
                                                    FachleutebeiderseitsdesAtlantiksdiskutierten,wieKalifornien,dieUSAundEuropain
                                                    engererZusammenarbeitdenKlimawandelangehenkönnen.InihrerAbschlusserklärung
                                                    vereinbartensieu.a.,neueNetzwerkezuschaffen.Siesollenhelfen,dietechnologische
                                                    Forschungzuverbessern,Einkaufskonsortienzubilden,umdiePreisefürEnergiespar-
                                                    produktezusenken,unddieEntwicklunggrünerTechnologienundProduktezubeschleu-
                                                    nigen.DieKonferenzfandinKooperationmitderJohnsHopkinsUniversitystatt.Die
                                                    Abschlusserklärung sowie die Unterzeichner sind zu finden unter: www.transatlantic.
                                                    sais-jhu.edu/transatlantic_topics/environment/Santa_Barbara_Consensus_Nov2007.pdf


                                                    Networking – drei Beispiele

                                                    Israel: Town Meeting mit Boris Palmer.ImJahr2007organisierteLifeEnvironment,
                                                    eine Dachorganisation von etwa 100 Umweltschutzinitiativen, mit Unterstützung der
                                                    Heinrich-Böll-Stiftung mehrere sogenannte «Town-Meetings». Hintergrund waren die
                                                    imNovember2008anstehendenKommunalwahlen.Umweltgruppennutzensie,umdie
                                                    ThemenÖkologieundNachhaltigkeitinÖffentlichkeitundPolitikzustärken.Sieagieren
GlobalisierungundNachhaltigkeit                                                      9




bewusstaufderkommunalenEbene,dennaufnationalerEbenewerdenUmweltfragen
allzuoftvonSicherheitsfragenverdrängt.Am24.JunierläuterteBorisPalmer,grüner
OberbürgermeistervonTübingen,beieinemöffentlichen«TownMeeting»inTelAvivden
HintergrundseinesWahlerfolges.Erzeigteauf,wasmitvorhandenenTechnologieninTü-
bingenbereitsgetanwurde,umdenKohlendioxidausstoßzuverringen.
   AufeineminternenTreffenmitVertreterinnenundVertreternzahlreicherUmweltorga-
nisationenhattePalmerzuvorbetont,wiewichtigessei,eineVerbindungzwischendem
AlltagderMenschenundUmweltthemenherzustellen–dennmitdenvorhandenenTech-
nologienseiesdurchausmöglich,greifbareVeränderungenherbeizuführen,diesowohl
ökologischwieökonomischsinnvollsind,manmüssenureinBewusstseindafürschaffen.

Äthiopien: Verschmutzer-Atlas für Addis Abeba.Seit2007arbeitetdasBüroderHein-
rich-Böll-StiftunginAddisAbebamitderUmweltorganisationEnvironmentalProtection
Authority(EPA)zusammen.ErstesErgebnisistder«Verschmutzer-Atlas»fürAddisAbe-
ba,derknapp2.200Industriebetriebeerfasst.DerAtlaserzeugteinbesorgniserregendes
Bild:Rund42%derIndustriebetriebesindinWohngebietenangesiedelt;nur10%entsor-
genihreAbfälleordnungsgemäß;90%habenkeinerleiökologischesWissenundBewusst-
sein.ImJahr2008wirdEPAmitUnterstützungderStiftungintensiveAufklärungskam-
pagnenfürBürger,BetriebeundLokalpolitikerdurchführen.

Äthiopien:Green Forum 2007.DasGreenForumisteinoffenesNetzwerkfürOrganisati-
onen,dieeinkritischesUmweltbewusstseininÄthiopienschaffenwollen.Eswurde2006
vonvieräthiopischenNichtregierungsorganisationenunddemBüroderHeinrich-Böll-
StiftunginAddisAbebagegründet.MitVeranstaltungen,PublikationenundeinerWebsite
informiertesdieÖffentlichkeit.AuchpolitischeEntscheidungsträgerwendensichzuneh-
mendandasGreenForum,soz.B.derParlamentsausschussfürnatürlicheRessourcen,
wennGesetzentwürfediskutiertwerden.ImJahr2007konzentriertesichdasGreenFo-
rumaufdieökologischen,wirtschaftlichenundsozialenAuswirkungendesKlimawandels
aufÄthiopien.AufeinerdreitägigenKonferenzvom31.Oktoberbiszum2.November,
dievomStaatspräsidentenGirmaWoldegiorgiseröffnetwurde,tauschtenerstmalsRe-
gierungsexpertenundVertreterundVertreterinnenzivilgesellschaftlicherOrganisationen
ihreEinschätzungenhinsichtlichderbereitsspürbarenAuswirkungendesKlimawandels
aus.AufderKonferenzwurdeeineDeklarationzumKlimawandelverabschiedet.Einige
derForderungen:denKlimawandelalsQuerschnittsthemainEntwicklungspläneundwirt-       PräsidentGirmaWoldegiorgisunterstütztmit
schaftspolitischeKonzepteintegrieren,einebreitereÖffentlichkeitbezüglichderBedro-   seinerUnterschriftdenKlima-Appell,obgleich
hungendurchdenKlimawandelherstellenunddiebestehendenUmweltschutzgesetzestrikt     erkeindirekterUnterzeichnerist.
anwenden,umeineweitereVerschlechterungderUmweltbedingungenzuverhindern.




                                                                                            GreenForum2007.ImMittelpunktder
                                                                                            K
                                                                                             onferenzstandendieAuswirkungendesKlima-
                                                                                            wandelsaufÄthiopien.
10                                              GlobalisierungundNachhaltigkeit




                                                 Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien – zwei Beispiele

                                                 Libanon: Modelldorf im Südlibanon.DielibanesischeUmweltorganisationGreenlinehat
                                                 sichderStärkungdesöffentlichenBewusstseinsfürerneuerbareEnergienverschrieben.
                                                 SiebetreibtpolitischeLobbyarbeit,gibtPublikationenherausundinitiiertProjekte.Im
                                                 Jahr2007hatGreenlinemitUnterstützungdesBeiruterBürosderHeinrich-Böll-Stiftung
                                                 undinZusammenarbeitmitdenlokalenAutoritätensolarbetriebeneWassererhitzerin
                                                 einemDorfimSüdlibanoninstalliert.DasDorfwardurchdenKriegimSommer2006
                                                 zerstörtworden.Das«Modelldorf»führtedenumliegendenGemeindendielangfristigen
                                                 UmweltvorteileundStromersparnisseerneuerbarerEnergienvorAugen.Zudemdientees
                                                 dazu,denStaatunddieinternationalenGeberzuermuntern,umweltschonendePraktiken
                                                 undTechnologienindenWiederaufbauprozesseinzubeziehen.DerzeitsetztsichGreenline
                                                 fürGesetzesänderungenein,diedieEinführungerneuerbarerEnergienerleichternsollen.

                                                 Thailand: Aufwind für Ökostrom.NachmehrjährigerVorarbeitgelangesPalangThai,
                                                 einerPartnerorganisationderHeinrich-Böll-Stiftung,dieEinspeisungvonerneuerbarem
                                                 StromfürKlein-undKleinstproduzentenimJahr2007gesetzlichzusichern.Alsnächstes
                                                 werdengemeindeverwalteteEnergieprojekteinSüdthailandundimGrenzgebietzuBur-
                                                 mabetreutundvernetzt,umihnendenVerkaufihresüberschüssigenStromszuermögli-
                                                 chen.PalangThaiistunterunabhängigenEnergiefachleutenanerkanntundfindetselbst
                                                 imEnergieministeriumbeiwichtigenEntscheidungenGehör.EineneueHerausforderung
                                                 fürPalangThai–undauchfürdieArbeitderHeinrich-Böll-Stiftung–istdieAbsichtder
                                                 Regierung,mittelfristigAtomkraftindenEnergiemixdesLandeszuintegrieren.
InspektiondesWasserkanalsder1.5kWPelton-
KleinstwasserkraftanlageinBaanNaaTam.
www.palangthai.org                               EinvonderStiftungunterstützterKlimablogversucht,dieEnergie-undKlimadebatte
                                                 stärkerindasöffentlicheBewusstseinzurücken.ZwaristdasThema«Klimawandel»mit
                                                 derVeröffentlichungdesIPCC-ReportsindenthailändischenMedienpräsentergeworden,
www.thaiclimate.org                              allerdingsbegrenztaufwissenschaftlicheAspekte.DerKlimablogbietetnundieMöglich-
DerKlimabloginThailand
                                                 keit,dieDebatteumdasFürundWiderderEnergiepolitikdesLandesöffentlichzuführen


                                                 Publikation 
                                                 Weltweit: Slow Trade – Sound Farming. Handelsregeln für eine global 
                                                 zukunftsfähige Landwirtschaft

                                                 DieLandwirtschaftist,wiederBegriff«Agrikultur»sotrefflichausdrückt,weitmehrals
www.ecofair-trade.org
                                                 bloßeinWirtschaftszweig:SieschafftArbeitsplätze,nutzt,pflegtunderhältÖkosysteme,
                                                 isteinewichtigeStützefürWirtschaftundKulturinländlichenRäumenundbewahrtein
                                                 vielfältigesWissenüberlandwirtschaftlichePraktiken.DieAusgestaltungderinternatio-
                                                 nalenHandelspolitikberücksichtigtdiesemultifunktionaleBedeutungderLandwirtschaft
                                                 allerdingskaumundbetrachtetzumeistnurihrenreinökonomischenWert.DieLiberali-
                                                 sierungderAgrarhandelspolitiksetztdieLandwirtschafteinemzunehmendeninternatio-
                                                 nalenWettbewerbausundgefährdetdamitihrenmultifunktionalenCharakter.Vordie-
                                                 semHintergrundhabendieHeinrich-Böll-StiftungundMisereorinKooperationmitdem
                                                 Wuppertal-InstitutfürKlima,Umwelt,EnergiedasProjekt«EcoFairTradeDialogue.
                                                 NewDirectionsforAgriculturalTradeRules»insLebengerufen.Zielistes,Vorschlägefür
                                                 einHandelsregimezuerarbeiten,dasdensozialenundökologischenBelangenimSinne
                                                 einerzukunftsfähigenEntwicklungRechnungträgt.MittlerweileliegenersteErgebnisse
                                                 vor.WolfgangSachsundTilmanSantariusvomWuppertal-Institutfasstensieineinem
                                                 kohärentenReformvorschlagzusammen.ErwurdeunterdemTitel«SlowTrade–Sound
                                                 Farming»imApril2007veröffentlichtundliegtmittlerweileauchaufDeutsch,Franzö-
                                                 sisch,SpanischundItalienischvor.AufKonferenzeninThailand,Indonesien,denPhi-
                                                 lippinen,Mexiko,ElSalvador,Kenia,Äthiopien,denUSA,derSchweizundDeutschland
Slow Trade – Sound Farming                      wurdederReformvorschlaginzwischenvorgestelltundjeweilsausderlokalenoderregio-
Handelsregelnfüreineglobalzukunftsfähige    nalenPerspektivediskutiert.
Landwirtschaft                                     Im Rahmen des «EcoFair Trade Dialogue»-Projekts werden zudem acht Untersu-
Hrsg.vonderHeinrich-Böll-Stiftung           chungenverfasst.DieerstewarfeinenkritischenBlickaufdenWeltentwicklungsbericht
undMisereor
                                                 (WDR),dendieWeltbankjedesJahrimOktoberveröffentlicht.EristdasFlaggschiffih-
2.Auflage,Berlin2008,92Seiten
                                                 rerVeröffentlichungenundpräsentiertihregrundsätzlichenEntwicklungsstrategien.Der
GlobalisierungundNachhaltigkeit                                                    11




WDR2008beschäftigtsichdasersteMalseit1982(!)explizitmitderLandwirtschaft.
UmdiemitderVeröffentlichungdesBerichtseinhergehendeDebatte–dieHerausforde-
rungenderLandwirtschaftim21.Jahrhundert,ihreBedeutungimKampfgegendieAr-
mutundihreRolleiminternationalenHandelssystem–mitzubeeinflussen,gabder«Eco-
FairTradeDialogue»einenkritischenKommentarherausundorganisierteeineDiskussion
mitVertreternderWeltbank.

Brasilien und Cono Sur: Agrotreibstoffe 

BrasilienkommtinderDiskussionumAgrotreibstoffealsAlternativezufossilenBrenn-
stoffeneineSchlüsselrollezu.DasLandhatseitdensiebzigerJahrenErfahrungenmitder
BeimischungvonAlkoholaufZuckerohrbasis.SeitkurzemsindMotorenaufdemMarkt,
dieAlkoholundBenzininbeliebigerMischungtankenkönnen.ZudemhatdieRegierung
LulaeinneuesAgrodieselprogramminsLebengerufen,dasdieProduktionvonÖlpflanzen
durchKleinbauernfördert.DieAnstrengungen,auchinEuropaunddenUSAdieBeimi-
schungvonAgrotreibstoffenzuforcieren,habeninBrasilieneinenwahrenZuckerrohr-
boomausgelöst.NachanfänglichweitverbreiteterEuphoriesindNichtregierungsorgani-
sationenundsozialeBewegungeninzwischenabereherskeptisch.DiemassiveExpansion
desAnbausvonEnergiepflanzenistwohlkaumohnedasVordringeninsensibleÖkosys-
temezuhabenundwirddiekleinbäuerlicheProduktionweitermarginalisieren.DasBüro
derHeinrich-Böll-StiftunginRiohatdieDebatteaufgegriffenundfünfPublikationenzum
Themaherausgegeben.DaruntereineStudiedesEnergiespezialistenCelioBerman,inder
erzeigt,wiedieBiodieselproduktionbishervorwiegendaufSojabasiserfolgtunddamit
eherGroßproduzentenalsKleinbauernfördert.DiejüngsteVeröffentlichungstelltInitia-
tivenvor,dieauflokalerEbeneEnergiepflanzenanbauenundnutzen.
   DieDebattebleibtkontrovers–einTeilderKleinbauernbewegungsetztaufAnbauund
VerarbeitungvonÖlpflanzenimRahmendesBiodieselprogramms,währenddieeinfluss-
reicheLandlosenbewegungMSTdiesinzwischenablehnt.Ungeachtetdessenentstehen
zahlreichelokaleInitiativen,diefürdenlokalenundregionalenBedarfproduzierenwollen
–nichtaberfürdenExport.
   DieHeinrich-Böll-StiftunghatdenunterschiedlichenPositionenauchinDeutschland        ZuckerrohranbauinBatatis,Brasilien.Die
Gehörverschafft.FachleuteausBrasilienundArgentinien,daswegenderSojaproduk-           steigendeNachfragenachAgrotreibstoffenhat
tionebenfallseinewichtigeRollespielt,warenzuverschiedenAnlässeninDeutschland       einenregelrechtenZuckerrohrboomimLand
                                                                                               ausgelöst.
unddiskutiertenmitPolitikern,FachpublikumundInteressiertendasFürundWiderder
Agrotreibstoffe.


Fotoausstellung
Moskau/Tscheljabinsk: «Majak – Ein halbes Jahrhundert lang 
Katastrophe» 

Am29.September1957explodierteimrussischenAtomkombinatMajaknaheTschel-
jabinskamUraleinTankmitradioaktivenAbfällen.Etwa20MillionenCurieStrahlung
wurdenindieAtmosphäregeschleudert–fastsovielwiedreißigJahrespäterinTscherno-
byl.DieradioaktiveWolkeverseuchteeineFlächevonetwa23.000Quadratkilometern,
insgesamt270.000Menschenwarenbetroffen.Etwa10.000wurdenumgesiedeltund
ihreDörferdemErdbodengleichgemacht.
   LangeZeitbliebdieKatastrophegeheim.OffiziellhatdieSowjetuniondenUnfallerst
Anfang1990zugegeben.DiemeistenBetroffenenhabenwederKompensationenerhalten,
nochsindsiealsOpferderKatastropheanerkannt.AlsolebensieweiterimSchattendes
Atom-Kombinats,daszudenwichtigstenProduktionsstättenderrussischenAtomindus-            DieHalbwertzeitvonAtomunfällenistlang,
triezählt.UndMajakverseuchtdieUmweltkontinuierlichweiter.Schwachradioaktive         auchwennsichdieNaturschnellderWarn-
                                                                                               schilderbemächtigt.
AbfällewerdenungefiltertindenFlussTetschageleitet.AuchBrennelementeausdeut-
schenAtomanlagenwerdenbisheutezurWiederaufbereitungnachMajakgebracht.
   AusAnlassdes50.JahrestagesderKatastropheinitiierteundorganisiertedieHeinrich-
Böll-StiftunginRusslandmitEcodefenseundderGruppe«PlanetderHoffnung»ausder         «Majak–EinhalbesJahrhundertlang
                                                                                               Katastrophe»–dieFotoausstellungistauchim
KombinatsstadtOsjorskeineFotoausstellung,dieimSeptember2007inTscheljabinsk           Internetunter www.boell.ru  zusehen.
undMoskaugezeigtwurde.ImDezembergingeinTeilderAusstellungauchnachBali,wo
siewährendderWeltklimakonferenzvorgestelltwurde.
12                                              InternationaleDemokratieförderung




                                                 Internationale 
                                                 Demokratieförderung 
                                                 Seit Ende des Ost-West-Konflikts ist die Zahl der autoritären Regime weltweit ge-
                                                 sunken, zugleich nimmt der Staatszerfall in bestimmten Teilen der Welt zu, woraus 
                                                 glo  ale Risiken erwachsen können. Der Zusammenhang zwischen zerfallenden Staaten 
                                                    b
                                                 und Terrorismus, Flüchtlingswellen oder die Zunahme transnationaler organisierter 
                                                 Kriminalität verlangen eine vorausschauende Krisenprävention. Die Heinrich-Böll-
                                                 Stiftung unterstützt Demokratisierungsprozesse weltweit und setzt sich für die Ach-
                                                 tung der Menschenrechte ein. Hierzu gehört insbesondere das politisches Empower-
                                                 ment und die Förderung der politischen Partizipation von Frauen. Die Stiftung arbei-
                                                 tet primär mit der Zivilgesellschaft, sucht aber zugleich Kontakt zu demokratischen 
                                                 Parteien und anderen für die politische Gestaltung relevanten Akteuren.


                                                 Hintergrundpapier 
                                                 Afghanistan: Illusionen und Realitäten: Der steinige Weg des  
                                                 (ent  ick ungs-)politischen Aufbaus
                                                     w l

                                                 DieStrategiederDemokratisierungvia«Regimewechsel»scheintimFalleAfghanistans
                                                 bislangnichtaufzugehen.IneinemgemeinsamenHintergrundpapiersprachensichBar-
                                                 baraUnmüßig,VorstandderHeinrich-Böll-Stiftung,undUteKoczy,Entwicklungspoliti-
                                                 scheSprecherinvonBündnis90/DieGrünen,imSeptember2007füreinenumfassenden
                                                 KurswechselinderinternationalenAufbauhilfefürAfghanistanaus.
                                                    DasPapierkritisiertdiemangelndeAbstimmungderStrategienfürdenzivilenAufbau
                                                 unddiekonzeptionelleInkohärenzderexternenGeber.EntwicklungspolitischeAufbauar-
                                                 beitalleinwerdediemassivensicherheitspolitischenundökonomischenProblemeAfgha-
                                                 nistansnichtlösenkönnen,sodiebeidenAutorinnen.SiekönnenurdanneinenBeitrag
International Assistance and Governance in       leisten,wennsicherheits-,außen-undentwicklungspolitischeZieleundAufgabenbesser
Afghanistan
AstudybyHamishNixon.Ed.bytheHeinrich
                                                 aufeinanderabgestimmtwerden.AneinersolchenAbstimmungmangeleesnichtnurunter
BöllFoundation                                deninternationalenAkteuren,sondernauchbeiderBundesregierung.DieKohärenzder
PublicationseriesonPromotingDemocracy       Afghanistan-PolitikmüssezuHausebeginnenundsichüberdieEUundinternationalfort-
underConditionsofStateFragility,Volume2   setzen.Die«OperationEnduringFreedom»(OEF)seigescheitertundmüssebeendetwer-
Berlin2007,40pages                          den.VorrangmüsstennunderzivileAufbauunddieentwicklungspolitischenLeistungen
ISBN978-3-927760-66-0
                                                 haben.DieFortführungdesISAF-MandatssollteausschließlichderSicherungdeszivilen
                                                 Aufbausdienen.OberstesZielderinternationalenHilfemüsseessein,dieHandlungsfä-
                                                 higkeitunddieEigenverantwortungdesafghanischenStaatesundseinerInstitutionenzu
                                                 stärken.DieafghanischeRegierungmüssebefähigtwerden,selbstSicherheitundRechts-
                                                 staatlichkeitzugarantieren.Dazugehöreauch,denAufbauvonVerwaltung,Justizund
                                                 PolizeikonzeptionellzuverschränkenundaufeinedeutlichbesserefinanzielleGrundlage
                                                 zustellen.




(l)DieZerrissenheitdesWiederaufbauszeigt
sichimStadtbildvonKabul
(r)FrischeFischeausAfghanistan
InternationaleDemokratieförderung                                                        13




  VoraussetzungdafürseieinegrundlegendeReformderinternationalenEntwicklungs-
zusammenarbeitinAfghanistan:DazuzähltennichtnureineMittelaufstockungfürdie
zivileHilfe,sondernvorallemeinedeutlichverbesserteKoordinationderverschiedenen
LeistungensowiederbeteiligtenInstitutionenundLänder.Außerdemmüssedieafghani-
scheKritikandermangelndenEffektivitätderinternationalenEntwicklungszusammen-            DownloaddesHintergrundpapiersunter
                                                                                                www.boell.de/afghanistan
arbeitberücksichtigtunddieBeteiligungderBevölkerunggewährleistetwerden. 


Podiumsdiskussion 
Berlin: Dr. Rangin Spanta berichtet aus Afghanistan

Dr.RanginSpanta,afghanischerAußenministerundlangjährigesaktivesMitgliedvon
Bündnis90/DieGrüneninseinerzeitweiligenHeimatstadtAachen,besuchteimJanuar
2007dieBundeshauptstadt.IneineröffentlichenPodiumsdiskussionderHeinrich-Böll-
StiftungerläuterteerimGesprächmitStiftungsvorstandBarbaraUnmüßigundJürgen
Trittin,AußenpolitischerKoordinatorvonBündnis90/DieGrünen,diepolitischenEnt-
wicklungenundaußenpolitischenHerausforderungenAfghanistans.ErunterstrichdieBe-
deutungzivilerWiederaufbauelementeinengerVerbindungmitKorruptionsbekämpfung
undderForderungnachTransparenz.DieUnterstützungstaatlicherInstitutionenmüs-
seauchdieafghanischeNationalarmeealsGrundpfeilereinererfolgreichenAnti-Terror-
Strategiemiteinschließen.FürSpantabietetsichinAfghanistandieChance,aufBasis
demokratischerPrinzipienerfolgreicheStaatenbildungzubetreiben.Dassolleundmüsse
derWeltöffentlichkeitgezeigtwerden.Eskommevorallemdaraufan,kurzfristigePro-
jektezufördern,umdieGlaubwürdigkeitundLegitimitätdesStaatsaufbauszuunterstüt-
zen.AberesmüsseauchinlangfristigeProgrammeinvestiertwerden,umnachhaltigeAr-
beitsmärkteaufzubauenundderBevölkerungPerspektivenzubieten.EinStaat,dernicht
inderLagesei,dasLebenseinerBürgerzuschützenundServiceleistungenanzubieten,so
Spanta,verliereseineLegitimität.
   AlsGastdesG8-AußenministertreffensimMai2007inPotsdamwarSpantaauchakti-           Dr.RanginSpanta,afghanischerAußen-
verTeilderInitiativezurVerbesserungdesDialogsundderZusammenarbeitzwischenAf-        minister.SpantawareinerdererstenStipen-
ghanistanundPakistan,zuderdasAuswärtigeAmtimRahmenseinesEU-Ratsvorsitzes            diatenderHeinrich-Böll-Stiftungundmachte
eingeladenhatte.MitseinempakistanischenAmtskollegenunterzeichneteereineVerein-         seinenDoktorinPolitikwissenschaftenander
barungzugrenzüberschreitenderZusammenarbeit.DerpolitischeWilleistalsoda,allein       RWTHAachen.
esbleibtnocheinlangerWegbiszueinergutenBeziehungbeiderNachbarstaaten.


Fachkonferenz
Berlin: «Pakistan: Wege aus der Dauerkrise»

Pakistanstand2007imMittelpunktderinternationalenAufmerksamkeit.Aufgrundsei-
nesspannungsreichenVerhältnisseszuAfghanistanundzuIndiensowieseinemRufals
geschützteTerror-BasisfürAlQaidaundanderemilitanteGotteskriegergerietderautori-
täreStaatimmerstärkerunterDruck.GleichzeitigbefindetsichdasLandineinertiefenin-
nenpolitischenKrise.AnlässlichderbevorstehendenpakistanischenPräsidentschafts-und
Parlamentswahlenfandvom22.bis23.Oktober2007aufderGaleriederHeinrich-Böll-
StiftungdieFachkonferenz«Pakistan:WegeausderDauerkrise»statt,anderaucheine
hochrangigeDelegationausPakistanteilnahm.ImMittelpunktderKonferenzstandendie
FragennachdenUrsachenfürdieDauerkrisedesLandessowiedeninternenundexter-
nenFaktoren,diezueinemAuswegausderKrisebeitragenkönnen.Überschattetwurden
dieDiskussionenvondemSelbstmordanschlagaufBenazirBhuttobeiihrerAnkunftin
Karachiam18.Oktober,derdieFrageauslöste,welcheRolledieetabliertenpolitischen
ParteienfürdieDemokratisierungundBefriedungderGesellschaftspielenkönnten.Die
EinschätzungderpakistanischenGästewarübereinstimmendsehrvorsichtig.Auchvon
einermöglichenMinisterpräsidentinBenazirBhuttowurdenkeinetatsächlichenReform-
schritteerwartet,bestenfallswerdemitderanstehendenWahleinSchrittinRichtung
DemokratisierungderGesellschaftgegangen,dervielleichtspäterFrüchtetragenwürde.
EinewirklicheTransformationderGesellschaftwerdegegenwärtigvorallemdurchdie
überwältigendeMachtderMilitärsverhindert,diePolitikundWirtschaftdominieren.An-
satzpunktefüreineStabilisierungundDemokratisierungderGesellschaftbestündeninder
14                                               InternationaleDemokratieförderung




                                                  UmsetzungvonRechtsstaatlichkeit,derÖffnungvonpolitischenRäumenfüralternative
                                                  StrategienderInnen-undAußenpolitiksowieinderReformdesBildungswesens.
                                                     AndieKonferenzschlosssicheineinwöchigesBesuchsprogramman.DievonderHein-
                                                  rich-Böll-StiftungorganisierteTourführtediepakistanischeDelegationu.a.nachHeidel-
ÜberdieaktuellenEntwicklungeninPakistan     berginsSüdasien-InstitutderRuprecht-Karls-Universität,nachHamburginsInstitutfür
informiertdasDossier:«KriseinPakistan»      FriedensforschungundSicherheitspolitikundnachBrüssel,wodieDelegationmitMit-
unterwww.boell.de
                                                  gliedernderEuropäischenKommissionunddesParlamentszusammentraf.


                                                  Internationale Projekte und Partnerorganisationen der  
                                                  Heinrich-Böll-Stiftung – einige Beispiele

                                                  Libanon: Kampagne für eine Reform des Wahlrechts.SeitüberzehnJahrenbeobachtet
                                                  dieOrganisationLebaneseAssociationforDemocraticElections(LADE)dieParlaments-
                                                  undKommunalwahlenimLibanonundlegtMissständeoffen.NachdempolitischenUm-
                                                  schwungimJahr2005gehtesLADEvorallemumeineModernisierungdeslibanesi-
                                                  schenWahlrechts.LADEistGründungsmitgliedderCivilCampaignforElectoralReform
                                                  (CCER),einerKoalitionaus57libanesischenNichtregierungsorganisationen,diesichmit
                                                  einerkonzertiertenzivilgesellschaftlichenKampagnefüreineWahlrechtsreformeinset-
                                                  zen.InsbesonderedurchdieEinführungproportionalerElementesolleinebessereAb-
                                                  bildungderpolitischenVielfaltgewährleistetunddieVertretungnicht-konfessioneller,
                                                  programmorientierterpolitischerPositionenverbessertwerden.ImJahre2007führte
                                                  LADEzahlreicheöffentlicheVeranstaltungen(«townhallmeetings»)inderlibanesischen
                                                  Provinzdurch,organisierteVeranstaltungenanlibanesischenUniversitätensowieTref-
                                                  fenmitVertreternderpolitischenFraktionen.LADEunterhältzudemeinNetzwerkzur
                                                  Wahlüberwachung.

                                                  Südafrika: Verbesserte Zusammenarbeit von Parlament und Zivilgesellschaft.Mitder
                                                  neuenVerfassungSüdafrikaswurdenzahlreicheMöglichkeiteneinerpolitischenBeteili-
                                                  gungderBürgerinnenundBürgergeschaffen.SofindenimsüdafrikanischenParlament
                                                  regelmäßigöffentlicheAnhörungenstatt,beideneneinzelneBürgeroderzivilgesellschaft-
                                                  licheGruppenzuneuenGesetzgebungsverfahrenoderPolicy-DebattenStellungbeziehen
                                                  können.HiervonprofitierenimPrinzipbeideSeiten:DieParlamentarierkönnenihrWis-
                                                  senüberspezielleSachthemenverbessern,unddieBürgerinnenundBürgerkönnenpoli-
                                                  tischeEntscheidungsprozessebeeinflussen.InderPraxisistesfürvieleOrganisationen
                                                  jedochschwierig,aneinerParlamentsanhörungteilzunehmen.Geradekleinenzivilgesell-
                                                  schaftlichenGruppenmangeltesoftanInformationenüberZeitpunktundAblaufderAn-
                                                  hörungensowiedenfinanziellenMitteln,umdiesestrategischundinhaltlichvorzuberei-
ParlamentsanhörungzumThema
                                                  tenundüberhaupterstanzureisen.DieHeinrich-Böll-StiftungversuchtindiesenFällen
Nuklearenergie
                                                  Unterstützungzubieten.SohatdasKapstadterBüroderStiftungz.B.zusammenmit
                                                  EarthlifeAfricaimJuni2007südafrikanischeUmweltgruppenfüreineParlamentsanhö-
                                                  rungzumThemaNuklearenergievorbereitet.AnderAnhörung,diezwölfStundendauer-
                                                  te,warenrund50TeilnehmerundTeilnehmerinnenausderZivilgesellschaftzugegen.Die
                                                  HälftedavonhattedenVorbereitungsworkshopimStiftungsbürobesucht,darunterauch
                                                  ehemaligeMitarbeiteramTestreaktorinPelindaba,dieheuteunterGesundheitsschäden
                                                  infolgeeinererhöhtenStrahlenbelastungleiden.IhreAussagenbeeindrucktendieAbge-
Protokolledes«NuclearHearings»unter           ordnetenderart,dasssieamEndederAnhörungbeschlossen,dieGemeindenimUmfeld
www.pmg.org.za/report/20070620-nuclear-           derReaktoreninPelindabaundKoebergzubesuchen,umsicheinbesseresBildvonden
energy-impact-south-africa-public-hearings
                                                  SicherheitsrisikendersüdafrikanischenNuklearenergiezumachen.

                                                  Simbabwe und Namibia: Freie Medien im südlichen Afrika.SeitmehrerenJahrensetzt
                                                  sichdieHeinrich-Böll-Stiftungfüreinenfreien,unabhängigenRadiojournalismusinNa-
                                                  mibiaundSimbabweein.SieunterstütztProgramme,dieaktuelleInformationenzupo-
                                                  litischenFragenbietenundindenensichHörerfreiäußernkönnen.Diesistmomentan
                                                  besondersrelevantfürSimbabwe,wosichdasohnehinkleineFensterfürdemokratische
Dossier«WieweiterinSimbabwe?»zuden         Meinungsäußerungimmerweitergeschlossenhat.DieStiftungunterstütztauchInitia-
aktuellenEntwicklungennachdenWahlenim       tiven,dieunabhängigeInformationenundAnalysenüberRadioundInternetverbreiten
März2008unterwww.boell.deundinenglischer   –unddamitsowohlurbanealsauchländlicheGegendenerreichenkönnen.DiePartnerder
Spracheunterwww.boell.org.za
                                                  StiftunggehörenzudenganzwenigenverlässlichensimbabwischenInformationsquellen
InternationaleDemokratieförderung                                                    15




undsinddamitfürdielaufendeninternationalenBemühungenzurLösungderKrisevon
großerBedeutung.
   InNamibiawirddieMedienlandschaftvomstaatlichenRundfunkdominiert,unabhän-
gigepolitischeStimmensindhäufigschwach.ZusammenmitihrennamibischenPartnern
hatdieHeinrich-Böll-StiftungdieRadiostation«KatuturaCommunityRadio»(KCR)wie-
derzumLebenerweckt.KCRsendetvonWindhuksgrößtemTownshipausundverschafft
dermarginalisiertenTownship-GemeindeGehör.DieErgebnisseeinerHörerbefragung
ausdemJahr2007bildenderzeitdieGrundlagefüreineProgrammreform.KCRsollhin-
sichtlichseinerpolitischenBildungsarbeitnochbesserwerdenunddabeigleichzeitigauf
                                                                                               KatuturaCommunityRadioinWindhuk,Namibia
seineökonomischeSelbständigkeithinarbeitenkönnen,sodasZiel. 

China: Hilfe für Strafverteidiger.ChinasWirtschaftistzumMotorderangeschlagenen
Weltwirtschaft geworden, doch nicht alle Chinesen profitieren davon. Enteignungen,
ZwangsumsiedlungenundExistenzbedrohendeUmweltverschmutzungsinddieBegleit-
erscheinungderIndustrialisierung,dievorallemdieÄrmstentreffen.WerdieEinhaltung
vonUmweltauflagenunddieZahlungvonEntschädigungeneinfordert,scheitertzumeist
aufdemRechtsweg.ImmerhäufigergehendieMenschenaufdieBarrikaden.Vorallem
protestierendeBauernwerdenkriminalisiertundlandenimGefängnis,dennlokaleIn-
dustriemanagerundBehördensindengmiteinanderverstrickt.Bishergibtesnurwenige
Rechtsanwälte,diesolcheFälleübernehmen.Nichtnur,weilmankaumetwasdamitver-
dienenkann,auchwegenderzuerwartendenBehinderungenundEinschüchterungen.Es
gibtdaherunterAnwältenkaumErfahrungmitderVerteidigungvonMenschen,diebeim
KampffürihreRechtezuJustizopfernwerden.
  AufAnregungeinerReihemutigerAnwälte,die–oftkostenlos–Bauerninentlege-
nenProvinzenverteidigen,entwickeltdasPekingerBüroderHeinrich-Böll-Stiftungmit
demUmweltkomiteedeschinesischenAnwaltverbandes(ACLA)derzeiteinenLeitfaden
fürAnwälte«inStrafsachen,dievonUmwelt-Massenkonfliktenverursachtwurden».Den
BeginnmarkierteeineFallstudieausdemJahr2007:EinigevomProjektunterstützteAn-
wältevertratenachtBauernausdersüdchinesischenProvinzGuangxi,diegegeneineum-
welt-undgesundheitsschädigendePapierfabrikprotestierthattenundaufgrunddessenzu
Gefängnisstrafenverurteiltwordenwaren.DerFallunddieErfahrungenausdiesemPro-
zesswurdenwährendeinesWorkshopsinPekingvonAnwälten,Rechtswissenschaftlern
undBauerndiskutiert.BisApril2008sollderLeitfadenfürAnwältefertiggestelltwerden.
                                                                                               China. Volksrepublik China – Republik des 
ErwirddurchdenAllgemeinenChinesischenAnwaltsverbandVerbreitungfindenundsoll         Volkes?
Rechtsanwälteermutigen,derartigeFälleanzunehmenunderfolgreichzuvertreten.Erste       Ausgabe2/2007(Printausgabevergriffen!)
Erfolgesindbereitszuverzeichnen:DieAnwältehabeninzweiterInstanzfürsechsderin-    Berlin,34Seiten
haftiertenBauerneinensofortigenFreisprucherzielt,fürdieübrigenwurdedasStrafmaß     
reduziert.DerRichterdrückteinseinerUrteilsverkündungseinenRespektgegenüberden       Downloadunter
                                                                                               www.boell.de/thema
BauernundseinenMissmutgegenüberdenUnternehmenaus.Inzwischenwurdenfast200
PapierfabrikendieserArtinderRegiongeschlossen.




                                                                                               ChinasBauernbekommenUmweltschäden
                                                                                               zunehmendzuspüren.
16                                                Außen-undSicherheitspolitik




                                                   Außen- und 
                                                   Sicherheitspolitik 
                                                   Die außen- und sicherheitspolitische Agenda ist in einem tiefgreifenden Wandel 
                                                   begriffen. Heute stellt sich mehr denn je die Frage nach einem globalen Ordnungs-
                                                   rahmen, der eine friedliche Austragung von Interessensgegensätzen gewährleistet, 
                                                   Kooperation fördert und eine Eskalation der Konfliktpotenziale verhindert. Die Ent-
                                                   wicklung einer solchen politischen Architektur ist umso dringender angesichts der 
                                                   zunehmenden Verteilungskonflikte um knappe Ressourcen, des Aufkommens neuer 
                                                   Mächte sowie der Herausforderung durch neue Formen außerstaatlicher Gewalt.  
                                                   Die Heinrich-Böll-Stiftung trägt dazu bei, multilaterale Lösungsansätze für die außen- 
                                                   und sicherheitspolitischen Herausforderungen und die Rolle Europas in der Welt zur 
                                                   Diskussion zu stellen.




(l–r)ReinhardBütikofer,Bundesvorsitzender
vonBündnis90/DieGrünen;FraukeSeiden-
sticker,DeutschesInstitutfürMenschenrechte;
undSongXinning,UnitedNationsUniversity
Brügge,aufder8.AußenpolitischenJahres-
tagung.



                                                   AußenpolitischeJahrestagung 
                                                   Berlin: Die Chinapolitik des Westens – zwischen strategischer Konkurrenz 
                                                   und Kooperation

                                                   ChinahatsichindenvergangenenJahrenaufgrundseinerwachsendenwirtschaftlichen
                                                   StärkeundeineraktiverwerdendenAußenpolitikzueinemimmerwichtigerenGegenüber
                                                   auchfürdenWestenentwickelt.ZahlreichesicherheitspolitischeHerausforderungenkön-
                                                   nenohneeineEinbindungChinasnichtmehrgelöstwerden.Gleichzeitigbergendieres-
                                                   sourcen-undmachtpolitischenAmbitionenChinasauchKonfliktpotenziale.
                                                     DieseAusgangslagewirfteinigegrundsätzlicheFragenauf:GibtesgegenüberChina
                                                   einenlatentenKonfliktzwischen«Interessenpolitik»und«Menschenrechtspolitik»?Wie
                                                   definierenbeideSeitenihrestrategischenInteressen–undistdieSchnittmengegemeinsa-
                                                   merInteressengroßgenug,umKonfliktedurchKompromissezuüberbrücken?Könntedie
                                                   Energie-undKlimapolitikeinFeldstrategischerKooperationzwischenderEUundChina
                                                   werden?
                                                     Die8.AußenpolitischeJahrestagungderHeinrich-Böll-Stiftungvom6.bis7.Septem-
                                                   ber2007inBerlinstelltedieChina-PolitikdesWestensinHinblickaufdiezugrundelie-
                                                   gendenWerte,InteressenundstrategischenEinschätzungenzurDiskussion.Soverwies
                                                   DavidShambaughvonderGeorgeWashingtonUniversitydarauf,dassdiePolitikender
                                                   USAundderEUgegenüberChinazunehmendvonGemeinsamkeitenbestimmtseien.Dem-
                                                   gegenüberstellteEberhardSandschneidervonderDeutschenGesellschaftfürAuswärtige
                                                   PolitikdieunterschiedlichenInteressenderEUundderUSAheraus.ReinhardBütikofer,
                                                   BundesvorsitzendervonBündnis90/DieGrünen,betonte,dassdieAlternative«Chinaals
                                                   GegenspieleroderPartner»ersetztwerdensolltedurchdieBeschreibung«Gegenspieler
                                                   undPartner».IndiesemSinneliegeesnichtnuranderPolitikChinas,obundinwiefern
                                                   ChinaPartneroderGegenspielerdesWestenssei.EsliegeauchanunseremVerhalten
                                                   gegenüberChina.SongXinningvonderUnitedNationsUniversitätinBrüggebetontedie
Dr.GudrunWacker,StiftungWissenschaftund      Tatsache,dassChinaunddieEUunterschiedlicheVorstellungenüberdieGrundlagender
Politik                                            beiderseitigerklärten«strategischenPartnerschaft»haben.DiechinesischeDefinitionsei
Außen-undSicherheitspolitik                                                  17




zubreit,siedeckeallesab.AufdereuropäischenSeitewiederumseidieDefinitionzueng,
daesdortnurumSicherheitgehe.Einigkeitherrschtedarüber,dassinEuropastrategi-
scheErwägungenzurkünftigenRolleChinasimmultilateralenSystemundinnerhalbder
globalenSicherheitsarchitekturnochweitgehendfehlen.ZurEntwicklungeinerrealenau-
ßenpolitischenStrategiederEUundeinerstrategischenKooperationmitdenUSAwerden
daherweitereausgeprägteDebattenundKonsultationenvonnötensein.


Podiumsdiskussion
Berlin: Russland vor den Wahlen 

DieParlaments-undPräsidentschaftswahleninRusslandunddiedamitverbundenenauto-
ritärenEntwicklungstendenzennachinnenwieaußenwarenGegendstandeinerPodiums-
diskussionam19.Juni2007inBerlin.WladimirRyschkow,VorsitzenderderRepublika-
nischenParteiRusslandsundeinzigverbliebenerliberalerAbgeordneterinderRussischen
Staatsduma,berichtetevonderzunehmendenEinengungdemokratischerFreiheitenin
Russland,dieeru.a.anderNichtzulassungseinerParteizudenDumawahlenimDezember
festmachte.ZudembeklagteRyschkowdieUnfähigkeitderdemokratischenPolitikerin
Russland,sichangesichtsderautoritärenRestaurationimLandzusammenzuschließen.
   MarieluiseBeck,MdBvonBündnis90/DieGrünen,undRuprechtPolenz,MdBfürdie
CDU/CSUundVorsitzenderdesAuswärtigenAusschusses,teiltendieBersorgnisüberdie
                                                                                                WladimirRyschkow,einzigverbliebenerlibera-
zunehmendeEinschränkungpolitischerFreiheitsrechteundäußertensichdarüberhin-             lerAbgeordneterinderRussischenStaatsduma,
ausbeunruhigtüberdiekonfrontativeRhetorikrussischerPolitikerinaußen-undsicher-       aufderBerlinerPodiumsdiskussion.
heitspolitischenFragen.SiewarntenjedochvoreinerIsolierungRusslandsundforderten
stattdessen,denKontaktmitRusslandaufallenEbenenzuintensivieren.MarieluiseBeck
fordertezudemVisa-ErleichterungeninderEUfürRussinnenundRussenalswirksamste
MaßnahmegegenderenzunehmendesGefühl,vonEuropazurückgesetztundausgeschlos-
senzusein.PessimistischzeigtesichdasPodiumwieauchdasPublikumangesichtsder
Frage,wiederzeitvonaußendirekterEinflussaufdieinnenpolitischenEntwicklungenin
Russlandgenommenwerdenkönnte.


Konferenz 
Berlin: Roadmap to 1325

FriedenundSicherheitsindohneGeschlechterperspektivenichtzurealisieren.Fürdiesen
AnsatzmachtsichdasGunda-Werner-InstitutinderHeinrich-Böll-Stiftung(GWI)stark.         Human Security = Women’s Security?  
ImJahr2007konzentriertesichdasInstitutaufdieUmsetzungderUN-Resolution1325          Keine nachhaltige Sicherheit ohne Geschlechter-
indereuropäischenSicherheitspolitik.DieKonferenz«Roadmapto1325»vom4.bis6.          perspektive 
Mai2007inBerlin,einKooperationsprojektu.a.mitdemFrauensicherheitsrat,Amnes-          Hrsg.vonderHeinrich-Böll-Stiftung
                                                                                                (über rbeiteterundaktualisierterNachdruck
                                                                                                     a
tyInternationalundWOMNET,warderAuftaktfüreinenpolitischenStaffellaufdurch
                                                                                                ausdemJahr2004)
Europa:JeweilsindemLand,dasdieEU-Ratspräsidentschaftinnehat,sollendieInhalte       Berlin2007,224Seiten
derResolutionpublikgemachtundStrategienzuihrerUmsetzungmitderRatspräsident-          ISBN978-3-927760-74-5
schafterörtertwerden.
   DieResolution1325schreibt–völkerrechtlichbindend–vor,dassFrauenbeiallen
EntscheidungeninderFriedens-undSicherheitspolitikzubeteiligensindbzw.dieGen-
derperspektiveeinzubeziehenist.DochgegendieResolutionwirdständigverstoßen.Auf
derKonferenzentwickeltenmehrals150Fachleute,PolitikerinnenundPolitikersowie
Aktivistinnenaus25LändernVorschlägefüreinebessereUmsetzungderUN-Resolution
inEuropa.DieKonferenzendetemitdersymbolischenÜbergabeeinesStaffelstabsvom
deutschenFrauensicherheitsratanRepräsentantinnenderZivilgesellschaftPortugalsund
Sloweniens,dieinihrenLändernFolgeveranstaltungenzusagten.
   IndenMedienistdasThema«FrauenundSicherheitspolitik»bislangwenigpräsent.Es
gibtkaumBerichte,ReportagenundAnalysen,diebewaffneteKonflikte,Kriegspolitikund
militärischeAufrüstungunterdemAspektderGeschlechterverhältnissebeleuchten.Die
GruppeGAMS(GenderAnalyse,Medien,Sicherheitspolitik),vomGWIsowieengagierten             MehrInformationenzurRoadmap1325unter
                                                                                                www.glow-boell.de
JournalistinnenundJournalistenimHerbst2007initiiert,ersinntStrategienundKonzep-
                                                                                                EinBuchzumThemaerscheintimJahr2008.
te,wiedieBerichterstattungverändertunddieÖffentlichkeitfürdasThemasensibilisiert
werdenkann.
Heinrich Boell Stiftung Jahresbericht 2007
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  • 2. Leitbild der Heinrich-Böll-Stiftung Die Heinrich-Böll-Stiftung versteht sich als Teil der «grünen» Immigranten. Nicht zuletzt treten wir für Gewaltfreiheit und politischen Grundströmung, die sich weit über die Bundesre- eine aktive Friedenspolitik ein. publik hinaus in Auseinandersetzung mit den traditionellen Für unser Engagement suchen wir strategische Partner- politischen Richtungen des Sozialismus, des Liberalismus und schaften mit anderen, die unsere Werte teilen. Wir handeln des Konservatismus herausgebildet hat. Unsere gemeinsamen unabhängig und in eigener Verantwortung. Grundwerte sind Ökologie und Nachhaltigkeit, Demokratie Wir haben unsere Wurzeln in der Bundesrepublik und sind und Menschenrechte, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit. zugleich ideell wie praktisch ein internationaler Akteur. Ein besonderes Anliegen ist uns die Geschlechterdemokra- Unser Namensgeber, der Schriftsteller und Nobelpreisträ- tie, also die gesellschaftliche Emanzipation und die Gleich- ger Heinrich Böll, steht für eine Haltung, der wir uns selbst berechtigung von Frauen und Männern. Wir engagieren uns verpflichtet sehen: Verteidigung der Freiheit, Zivilcourage, für die Gleichberechtigung kultureller und ethnischer Min- streitbare Toleranz und die Wertschätzung von Kunst und derheiten und für die soziale wie politische Partizipation von Kultur als eigenständige Sphären des Denkens und Handelns. Wir sind eine grüne Ideenagentur Wir engagieren uns bei der Entwicklung einer euro- Wir geben Denkanstöße für demokratische Refor- päischen politischen Öffentlichkeit. men und soziale Innovationen. Wir unterstützen die politische Partizipation der Wir engagieren uns für ökologische Politik und nach- Zivilgesellschaft und beteiligen uns an Konferenzen haltige Entwicklung im globalen Maßstab. und Verhandlungen im Rahmen multilateraler Orga- Wir geben Kunst und Kultur Raum zur Darstellung nisationen. und Auseinandersetzung. Wir vermitteln Wissen von Expertinnen und Exper- Wir engagieren uns weltweit für Ökologie, ten an politische Akteure. Demokratie und Menschenrechte Wir sind ein Ort für offene Debatten und fördern den Ökologie und Demokratie sind für uns untrennbar. Dialog zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft Wir unterstützen deshalb Personen und Projekte, die und Gesellschaft. sich für Ökologie, Menschenrechte, Demokratie und Wir fördern begabte, gesellschaftspolitisch enga- Selbstbestimmung einsetzen. gierte Studierende im In- und Ausland. Wir fördern weltweit die Entwicklung von Rechts- Wir dokumentieren die Geschichte der grünen Bewe- staatlichkeit und demokratischer Partizipation. gung als Fundus für die Forschung und Quelle politi- Wir setzen uns für die Überwindung von Domi- scher Orientierung. nanz, Fremdbestimmung und Gewalt zwischen den Geschlechtern ein. Wir sind ein internationales Politik-Netzwerk Wir betrachten ethnische und kulturelle Vielfalt als Wir verstehen uns als Teil eines globalen grünen Bestandteil einer demokratischen Kultur. Netzwerkes und fördern die Entwicklung der grünen Wir ermutigen zu Zivilcourage und gesellschaftli- politischen Bewegung auf allen Kontinenten. chem Engagement. Ein besonderes Anliegen ist uns die Verbreiterung Wir vermitteln das Knowhow für erfolgreiche Selbst- und Vertiefung der europäischen grünen Bewegung. organisation und Intervention an politische Akteure. Engagement, fachliche und menschliche Kompetenz, Kreati- Wir überprüfen und verbessern unsere Arbeit in einem kon- vität und Flexibilität zeichnen unsere Mitarbeiterinnen und tinuierlichen Prozess und stellen uns der internen und exter- Mitarbeiter im In-und Ausland aus. Sie sind hoch qualifiziert, nen Bewertung. Wir stehen für einen wirtschaftlichen, effizi- teamorientiert und bilden mit ihrer überdurchschnittlichen enten Einsatz der uns zur Verfügung stehenden öffentlichen Motivation das Vermögen der Stiftung. Mittel und sorgen für transparente Geschäftsabläufe. Chancengleichheit und ein respektvoller Umgang zwischen Wir praktizieren ein produktives Miteinander von Bundes- Frauen und Männern verschiedenen Alters, verschiedener stiftung und Landesstiftungen. religiöser Bekenntnisse, ethnischer Herkunft und sexueller Wir sind ein verlässlicher Partner für ehrenamtliches En- Orientierung sind konstitutiv für die Stiftung. Interkulturel- gagement und für die Zusammenarbeit mit Dritten. le Kompetenz und ein produktiver Umgang mit Vielfalt sind Als politische Stiftung handeln wir unabhängig und in eige- Teil unserer Betriebskultur. ner Verantwortung auch gegenüber Bündnis 90/Die Grünen. Wechselseitiger Respekt und eine vertrauensvolle Zusam- Unsere Eigenständigkeit wahren wir auch bei der Auswahl menarbeit mit unseren Partnern bilden die Grundlage unse- unserer Führungskräfte und der Besetzung unserer Gremien. rer Geschäftsbeziehungen.
  • 3. Inhalt Vorwort     2  GlobalisierungundNachhaltigkeit     4  InternationaleDemokratieförderung   12 Außen-undSicherheitspolitik   16 Gunda-Werner-Institut   21 GlobaleGeschlechterpolitik   23 Europapolitik   26 Wirtschaft,ArbeitundSoziales   29 Wissenspolitik   32 MigrationundInterkulturellesManagement   34 Nachwuchsförderung   36 Zeitgeschichte   42 Kommunalpolitik   45 KunstundKultur   47 Heinrich-Böll-HausLangenbroich   51 Preise   53 GrüneAkademie   54 GreenCampus   55 ArchivGrünesGedächtnis   56 AusderStiftung   57 FinanzenundPersonal   58 Gremien   64 VertrauensdozentinnenundVertrauensdozenten   65 Adressen   68 FördernundSpenden   71
  • 4. 2 Vorwort Vorwort AnfangJunibeziehtdieHeinrich-Böll-StiftungihrneuesDomizilinderSchumannstraße 8inBerlin-Mitte,direktgegenüberdemDeutschenTheater.DasneueGebäudenachEnt- würfendesSchweizerArchitektenbürose2Abietetdenrund180Mitarbeiterinnenund MitarbeiternderStiftungeinelichteArbeitsumgebung.DasSchmuckstückdesneuenStif- tungshauseswirddie«Beletage»sein:einmodernesKonferenz-undTagungszentrumim erstenStock,dasneueDimensionenfürunserepolitischeBildungsarbeiteröffnet. EinBlickzurück:ImJahre1990hatdieHeinrich-Böll-StiftungbeiReinhardLoske, heuteUmweltsenatorinBremen,eineStudieinAuftraggegeben;sieerschienalseineder erstenPublikationenderStiftungunterdemTitel«WegezurKlimastabilisierung–At- mosphärenschutzalsHerausforderunganWirtschaft,PolitikundGesellschaft».Eineder ForderungenderStudie:globaleGerechtigkeitdurchReduzierungderEmissioneninden IndustrieländernundHilfefürdieDritteWeltbeidemVersuch,«EntwicklungundÖkolo- giezusynchronisieren».VorachtzehnJahrengaltderKlimawandelfürvielenochalseine ÜbertreibungeinigerWissenschaftlerundgrünerIdeologen.HeuteisteralsTatsachean- erkannt.BesondersdramatischkönnteerfürdieSchwellen-undEntwicklungsländerwer- den.DorttrifftderKlimawandelvorallemdieArmen.Diejenigen,dieamallerwenigsten fürdenKlimawandelverantwortlichsind,sindamhärtestenvonihmbetroffen.DieHein- rich-Böll-StiftungstelltdeshalbihreinternationaleKlimaarbeitunterdasMotto«Klima derGerechtigkeit».EinBeispielfürunsereAktivitätenaufdiesemGebietistderAppell «AfrikasStimmegegendenKlimawandel».MitihmwendensichprominenteUmwelt- schützerinnenundUmweltschützerunterderSchirmherrschaftderFriedensnobelpreisträ- gerinWangariMaathaiandieVerantwortlichenindenIndustrie-undSchwellenländern, mehrfürdenKlimaschutzzutun.AuchmitunsererStudie«TheRighttoDevelopmentin aClimateConstrainedWorld»,diebeiderWeltklimakonferenzinBalivorgestelltwurde, sindwiraufgroßesinternationalesInteressegestoßen–beiRegierungeninNordundSüd, beiderEuropäischenKommission,beiderWeltbankundbeivielenKlimaaktivistenund -aktivistinnenweltweit. ChinawaralsaufstrebendesundwidersprüchlichesLandfürdieStiftungeinweiterer SchwerpunktinderAuslandsarbeit.EineAusgabeunseresMagazinsBöll.Themawidmete sichdeninnenpolitischenEntwicklungendiesesLandes.DerGesprächskreis«Chinaund IndieninderWeltwirtschaft»setztsichmitdeninternationalenwirtschaftlichenDimen- sionendieseraufstrebendenWeltmächteauseinander.MitderChinapolitikdesWestens beschäftigtesichdie8.AußenpolitischeJahrestagungimSeptember.Zudemunterstützen wirseitüberzehnJahrenverschiedeneProjektezurStärkungderkulturellenIdentität undSelbstbestimmungderTibeter;alsinternationalrenommierterPartneristdasTibetan CenterofHumanRightsandDemocracyimindischenDharamsalazunennen. EinwichtigesThemaunsererInlandsarbeitwarimvergangenenJahrdieSozialeSi- cherheit.Wennauchvom«EndederArbeitsgesellschaft»keineRedeseinkann,soistdoch dietraditionelle«Normalarbeit»miteinerlebenslangenFestanstellungaufdemRückzug. Befristete Arbeitsverhältnisse,Teilzeitjobs,mehrfacheBerufswechselundSelbstunter- nehmertumnehmenzu.IndiesemZusammenhangbekommtdieIdeeeinesGrundeinkom- menswiederKonjunktur.MitmehrerenProjektengriffdieStiftungdieDebatteumdas Grundeinkommenauf.Dazugehörteu.a.dieVeranstaltungsreihe«ZukunftdesSozialen», dieDiskussionumein«Bildungsgrundeinkommen»,mitdemdasRechtaufBildungfinan- ziellfundiertwerdensoll,undeinumfangreicherReader,derdieverschiedenenKonzepte undKontroversenvorstellte.AuchdasGunda-Werner-Institutbeteiligtesichandieser DiskussionauseinergeschlechterpolitischenPerspektive. DieStiftungkannmitFugundRechtbehaupten:DasThemaGeschlechterpolitikistei- nesihrerMarkenzeichen.MitderGründungdesGunda-Werner-InstitutsfürFeminismus undGeschlechterdemokratie(GWI)imJuniwollenwirunsereWirksamkeitaufdiesemGe- bietnocherhöhen.MitseinenVeranstaltungenundPublikationenundeinemeinmaligen WissensportalfürGeschlechterpolitikistdasInstituteineprofilierteAkteurininDeutsch- landunddarüberhinausgeworden.
  • 5. Vorwort 3 Vielewerdenesschonbemerkthaben:UnserInternetauftrittwurdegründlichüberar- beitet.DiesisteinProzess,dersichüberetlicheMonatehinzieht,schließlichumfasstun- sereWebsitemittlerweileüber5000Seiten!DieDarstellungunsererArbeitistjetztnach übergreifendenThemengegliedert,dieNavigationwurdeerleichtert,weitereMedienele- mentewiez.B.Blogssindhinzugekommen–unddiesalleserscheintineinemvisuellan- sprechenden,übersichtlichenLayout. WirhattenimvergangenenJahrgleichdreiJubiläenzufeiern.HeinrichBöllwäreim Dezember90Jahrealtgeworden.EswarfürunseineGelegenheit,aufVeranstaltungen undunsererWebsiteanPerson,WerkundWirkenBöllszuerinnern.DreiehemaligeSti- pendiatenimHeinrich-Böll-HausinLangenbroichtatendiesmitTexten,diezueinerHom- mageandenNobelpreisträgerwurden. ImNovember,zuihrem60.Geburtstag,habenwirPetraKellygefeiert.Ihristeingroß- formatigerBildbandgewidmet.BeieinerTagungwurdediesebekanntestePolitikerinder GrünenausderZeitihrerGründungindenfrühenachtzigerJahregewürdigt:Kellywar eineglobaleAktivistin;ihreThemenwiedieMenschenrechte,dieBewahrungderökologi- schenLebensgrundlagenunddieGleichberechtigunggehörenheutezudenKernbotschaf- tendergrünenBewegungweltweit. DieHeinrich-Böll-Stiftungselbstist20Jahrealtgeworden.Esistsehrvielpassiertseit derGründungimNovember1987inKöln:AuchdieFrauen-AnstiftungundderBuntstift gehörenzudieserGeschichtedergrünenStiftungsbewegunginDeutschland.Aberdamit istdieGeschichtenichtzuEnde:WirengagierenunsauchbeimAufbaueinereuropäischen grünenStiftung,dieinzwischeninBrüsselgegründetwurde.SiesolleinenBeitragzur HerausbildungeinereuropäischenÖffentlichkeitleistenundergänztdamitdieweitver- zweigteeuropapolitischeArbeitderHeinrich-Böll-Stiftung.ImvergangenenJahrstand dieAuseinandersetzungumeineeuropäischeVerfassungimZentrumunsererAktivitäten. IndieserganzenZeitwäredieArbeitohnebreiteehrenamtlicheUnterstützungnicht möglichgewesen.DieGelderdesFörderkreisesversetzenunsz.B.indieLage,Projektezu fördern,diewirnichtausöffentlichenMittelnfinanzierenkönnen.ZahlreicheMenschen unterstützendieStiftungauchdurchihreMitarbeitinunserenGremien.Beiihnenallen RalfFücks bedankenwirunsnachdrücklich. GanzbesondererDankgiltwiestetsunserenhauptamtlichenMitarbeiterinnenundMit- arbeitern.IhrengagierterundkreativerEinsatzistdasFundamentfürunserenunschon zweiJahrzehnteumfassendeerfolgreicheArbeit. EinherausragendesDankeschönrichtenwirheuteschonanalldiejenigen,diesichin denvergangenenJahrenmitgroßemEngagementfürdenNeubaueingesetzthaben.Stell- vertretendfürallemöchtenwirunsereGeschäftsführerinDr.BirgitLaubachnennen,bei derallefinanziellen,rechtlichenundorganisatorischenFädenzusammenliefen,sowiedie BaugruppederStiftung,diesichmitgroßerAkribieindieseweitgespannteAufgabestürz- te.NichtzuletztbedankenwirunsbeidemhochengagiertenArchitektenteamumdas SchweizerBüroEckertEckertundbeidenbeteiligtenBaufirmen,namentlichbeider FirmaKirchneralsunseremGeneralübernehmer.SchließlichgiltunserDankauchdem BarbaraUnmüßig BundesverwaltungsamtundderBundesbaubehörde,diediesesProjektfachkundigbeglei- tethaben. Berlin,imApril2008 RalfFücks BarbaraUnmüßig VorstandderHeinrich-Böll-Stiftung
  • 6. 4 GlobalisierungundNachhaltigkeit Globalisierung und  Nachhaltigkeit Die Gletscher schmelzen, die sibirische Tundra taut auf. Stürme, Dürren, Über- schwemmungen – extreme Wetterereignisse nehmen zu und verursachen zunehmend  neue Flüchtlingswellen. Der Klimawandel drängt mit aller Macht auf die politische  Tagesordnung. Und die Wissenschaft schlägt Alarm wie nie zuvor. Höchste Zeit zum  Handeln, wenn wir den Klimawandel noch in erträglichen Grenzen halten wollen.   Die Heinrich-Böll-Stiftung hat die Klima- und Energiepolitik daher zu einem Schwer- punkt ihrer Arbeit im In- und Ausland gemacht. Kongress  Berlin: McPlanet.com – Klima der Gerechtigkeit Klima der Gerechtigkeit McPlanet.com–DasBuchzumKongress McPlanet.com–einallezweiJahrestattfindenderKongressrundumÖkologieundGloba- ErschienenimVSA-Verlag,Hamburg2007 lisierung–fandvom4.bis6.Mai2007zumdrittenMalstatt:Mehrals2.000Menschen MiteinerDVD-Videodokumentationdes ausderUmwelt-undderglobalisierungskritischenBewegung,ausPolitik,Wissenschaft KongressesvonderGreenpeace-Gruppe undKirchediskutiertenimVorfelddesG8-GipfelsüberMöglichkeitenundHandlungsan- Berlin,12,80Euro sätzefürein«KlimaderGerechtigkeit».VeranstaltetwurdederMega-Kongressmitüber ISBN978-3-89965-243-7 100EinzelveranstaltungenvonderHeinrich-Böll-Stiftung,Attac,BUND,demEvangeli- Wege aus der Klimafalle  schenEntwicklungsdienstundGreenpeaceinKooperationmitdemWuppertalInstitutfür Hrsg.vonderHeinrich-Böll-Stiftungund Klima,Umwelt,Energie.ZudenprominentenGästenzähltenu.a.derehemaligeUNEP- HermannE.Ottimoekomverlag DirektorKlausTöpfer,CandidoGrzybowskivombrasilianischenInstitutIBASE,Arne München2008,232Seiten,19,90Euro MogrenvonVattenfall,MartinKhorvomThirdWorldNetworkundReinhardBütikofer, ISBN978-3-86581-088-5 BundesvorsitzendervonBündnis90/DieGrünen. ZumThema«Agrotreibstoffe»sprachenRoquePedacevonFriendsoftheEarth,Ar- gentinien,undSergioSchlesingerausBrasilien.SaraLarrainvonderOrganisationChi- leSustentablestrittmitJoséEnqriquePeña,demHandelsattachédervenezuelanischen Botschaft in Berlin, über die Nachhaltigkeitsfrage in lateinamerikanischen Energie- Projekten. «Wirhabenessatt,dassdieBundesregierungsichinDeutschland,derEUundbeiden G8-VerhandlungenmitschönenFormulierungeninSzenesetzt,ihretatsächlichePolitik demKlimaschutzaberzuwiderläuft»,hießesineinergemeinsamenErklärungderVeran- stalter,dieaufdemKongressvonzahlreichenTeilnehmendenunterzeichnetwurde.Auch dieG8habemitihrerEnergiepolitikwirksamenKlimaschutzbisherverhindert.Unterden FolgenlittenvorallemdieArmen. EinesozialgerechteundökologischnachhaltigeGesellschaftseimöglich,sodieÜber- zeugungderKongressbesucher.ZurVerwirklichungbraucheesaberklare,politischge- setzteRahmenbedingungen.DiePolitikmüsseendlicheinengerechtenKlimaschutzzur Leitideemachen,stattweiterhinvorrangigWirtschaftsinteressenzubedienen.Dafürsei starkerDruckausallenBereichenderGesellschaftnotwendig.«WirwerdenunsereVer- antwortungfürunserKlimawahrnehmen:nichtnuralsKonsumenten,sondernauchals WählerundalspolitischaktiveBürger»,kündigtendieUnterzeichnerderResolutionan. DieKongressteilnehmendenforderten,dasssichdieEUaufeinEmissionszielvonminus 30Prozentbis2020festlegt.Deutschlandsollesichverpflichten,seineTreibhausgaseim selbenZeitraumum40Prozentzusenken.UmdiegravierendstenFolgendesKlimawan- delsabzuwenden,seiesnötig,dieweltweitenEmissionenbiszumJahr2050gegenüber demNiveauvon1990zuhalbieren.DeutschlandalsIndustrielandmüsseseineEmissionen ImAnschlussandenKongresszogenzahlreiche daherummindestens80Prozentreduzieren.ZudenweiterenForderungengehöreneine TeilnehmerundTeilnehmerinnenzumKanzler- radikaleSteigerungderEnergieeffizienzundderNutzungerneuerbarerEnergiensowie amtundübergabendortdieaufeinegroße derKraft-Wärme-Kopplung.DerAtomausstiegmüssebeibehaltenunddieNutzungvon LeinwandgedruckteDeklarationfürein«Klima Kohlesoschnellwiemöglichzurückgefahrenwerden.ZudemsolltenEmissionsrechtenicht derGerechtigkeit». längeranVerschmutzerverschenkt,sondernzu100Prozentversteigertwerden.
  • 7. GlobalisierungundNachhaltigkeit 5 Aus der Kongresserklärung:   «Reclaim the Climate: Für ein Klima der Gerechtigkeit!» Wirwissen:Klimachaostötet.DieArmendesPlanetentrifftesamhärtesten.Dassind Kleinbäuerinnen,dieihreErntenverlieren.EssindKüstenfischer,derenFängedurch dasAbsterbenderKorallenzurückgehen.EssindViehhirten,derenHerdenbeiDürre- katastrophenverhungern.EssindSlumbewohnerinnen,derenHüttendurchFlutkatas- trophenweggespültwerden. Wirwissen:KlimachaosistradikalerAusdruckglobalerUngerechtigkeit.Estrifft diejenigenamhärtesten,dieamwenigstenzuseinenUrsachenbeitragen.Schonzulan- gemissbrauchenwirunsereAtmosphärealsMülldeponiefürCO².DieseDeponieistzu über85ProzentgefülltmitdenEmissionenderIndustrieländer:SiesinddieVerant- wortlichen.DieReichenderErdebauenihreFehlentwicklungdaraufauf,diefossilen TresorederErdezuplündern.AnderefolgennundiesemPfad. Wirwissen:UnsrenntdieZeitweg.UmdiegravierendstenAuswirkungendesKlima- chaosnochabzuwenden,mussdieglobaleErwärmungmöglichstunterzweiGradgehal- tenwerden. […] Wirhabenessatt,dassBilligfliegermitSubventionengepäppeltwerden,während Bahnreisen immer teurer werden. Die Reisepreise müssen die ökologische Wahrheit sagen. Wirhabenessatt,dassdieKlimaopferimSüdenmitdenFolgendesKlimachaosallein gelassenwerden.DieVerursacherdesKlimawandelsmüssenfürdieSchädeneinstehen unddieKostenfürAnpassungsmaßnahmentragen. Wirhabenessatt,dasseuropäischeAutokonzerneihreSelbstverpflichtungzurSen- kung des CO²-Ausstoßes ihrer Flotten missachten und die Einführung verbindlicher Standardstorpedieren. […] ReclaimtheClimate–FüreinKlimaderGerechtigkeit:DasKlimachaosistunserPro- blem.Daherwerdenwirunsihmentschlossenentgegenstellen.Druckmachenmüssen 2000überwiegendjungeLeutediskutiertenauf alle:FrauenundMänner,JungeundAlte,dieGewerkschaften,dieKirchen,dieWis- demKongress«McPlanet.com2007»,wieein senschaft,dieMedienunddieKunst,dieArbeitslosenundauchdieUnternehmen,die gerechtesKlimaschutzregimebeschaffensein gelernthaben,dasssieGewinnenichtmehraufKostenDrittermachenkönnen. sollte. Tagung  Berlin: Welchen Preis hat ein stabiles Klima? «WelchenPreishateinstabilesKlima?»fragtenFachleuteausPolitik,Unternehmen, UmweltorganisationenundWissenschaftaufeinerTagungzurZukunftdesEmissions- handelsvom11.bis12.Mai2007inBerlin,veranstaltetvonderHeinrich-Böll-Stiftung unddemFördervereinÖkologischeSteuerreform.DieerstePhasedesneuenKlimaschutz- instruments«Emissionshandel»ging2007zuEnde–ZeitalsofüreineZwischenbilanz, dievielfachernüchterndausfiel:StattKlimaschutzhabediebisherigeRegelungnurgroße MitnahmegewinnefürdieStromkonzernegebracht.FasteinhelligwardaherdieForde- rungnachvollständigerVersteigerungderEmissionsrechte,stattsiewiebisherandie emittierendenUnternehmenzuverschenken.DieEU-Kommissionscheintzugehörtzuha- ben:ihrVorschlagvonAnfang2008siehtgenaudiesvor. Aufruf Weltweit: Afrikas Stimme gegen den Klimawandel KeinKontinentwirddenKlimawandelsodeutlichzuspürenbekommenwieAfrika.Unre- gelmäßigeRegenfälle,Überschwemmungen,Dürren,MisserntenundzunehmendeWüs- DiekenianischeÖkologinundFriedensnobel- tenbildungbeginnenbereits,dasGesichtAfrikaszuverändern.DieArmenwerdenvon preisträgerinWangariMaathaiistAutorinund denFolgenbesondersbetroffensein.WährenddiereichenLänderdurchdenKlimawandel SchirmfraudesAufrufs«HotSpot–Afrikas StimmegegendenKlimawandel». ihrenWohlstandgefährdetsehen,isterinAfrikaeineFragevonLebenundTod.Unddas, obwohlderKontinentkaumzumKlimawandelbeiträgt.
  • 8. 6 GlobalisierungundNachhaltigkeit «AfrikasStimmegegendenKlimawandel»isteinAufrufvonAfrikanerinnenundAfri- kanernanpolitischVerantwortlicheweltweit.DasZiel:Bewusstseinzuschaffenfürdie BedrohungAfrikasunddafür,dassdiePolitikumgehendhandelnmuss.DerAufruferhebt zweiForderungen:Erstens,derKlimawandelmussgestoppt,derAusstoßvonTreibhaus- gasensofortvermindertwerden.ZweitensmüssendienötigenMaßnahmenzurAnpassung andieEffektedesKlimawandels,mitdenenAfrikasarmeBevölkerungschonheutelebt, weltweitUnterstützungfinden. DiekenianischeÖkologinundFriedensnobelpreisträgerinWangariMaathai,Autorin undSchirmherrindesAufrufs,hofft,dassAfrikanichtlängerschweigtunddenMund aufmacht.UmweltschützerinnenundUmweltschützerausallenTeilenAfrikashabenden Aufrufbereitsunterzeichnetundsetzensichdafürein,dasserinAfrikaundüberallaufder NegusuAklilu,DirektordesEthiopianForum forEnvironment(FFE),stellteimNovember WeltGehörfindet.DieHeinrich-Böll-StiftungunterstütztdenAufruf.Sieinitiierteden 2007aufderBundesdelegierten-Konferenzder Dokumentarfilm«Hotspots»,derzeigt,welcheAuswirkungendesglobalenKlimawandels GrüneninNürnbergdenKlimaaufrufvor. bereitsheuteaufdemKontinentsichtbarwerden–undwiedieMenschendortdenneuen Herausforderungenbegegnen.DieStiftunghilftauch,denAufrufweltweitzuverbreiten unddadurchAfrikasForderungnachGerechtigkeitinderglobalenKlimakriseNachdruck www.africanclimateappeal.org zuverleihen. Publikation Memorandum «Haben und Nichthaben – verantwortungsvolle Ressourcen- politik im 21. Jahrhundert»  Im21.JahrhundertstehtderRohstoffsektorvorzahlreichenHerausforderungen,dieeng miteinanderverknüpftsind.Hierzuzählenu.a.derKlimawandel,eineerhöhteNachfrage nachRohstoffen,«PeakOil»(derPunkt,andemÖlfelderihremaximaleFörderquoteer- reichthabenundvondaandieProduktionrückläufigist),Energiesicherheit,diesozialen undökologischenFolgenderRohstoffausbeutung,Korruption,Menschenrechtsverletzun- genundgewaltsameKonflikte. DerUmgangmitRohstoffenistaucheinthematischerSchwerpunktderHeinrich-Böll- Stiftung,denneintransparenterundgerechterUmgangmitdennatürlichenRessourcen derErdeistentscheidend,umweltweitFriedenzuschaffen,einenachhaltigeEntwicklung zufördernundArmutzubekämpfen. AusAnlassderdeutschenG8-PräsidentschafthatdieHeinrich-Böll-StiftungimJahr 2007einenDialoginsLebengerufen,beidemsichzivilgesellschaftlicheOrganisationen traditionellerRohstoffimporteuremitAkteurenausrohstoffreichenafrikanischenLän- dernsowieausSchwellenländernwieChina,Indien,Brasilien,RusslandundMexikoauf einengemeinsamenReformvorschlagfürnachhaltigesRessourcenmanagementverstän- digt haben. DaswichtigsteErgebnisdiesesDialogsistdasMemorandum«Habenund Nichthaben».EswurdeeineWochevordemG8-GipfelinHeiligendammaufderBundes- pressekonferenzgemeinsammitEntwicklungsministerinHeidemarieWieczorek-Zeulder Öffentlichkeitvorgestellt. DasvoneinerinternationalenExpertengruppeverfassteMemorandumanalysiertbeste- hendeInitiativen,StandardsundMechanismenderglobalenRessourcenpolitikundfor- muliertpolitischeForderungenundEmpfehlungenandieG8-Staatenfüreinenverantwor- tungsvollenUmgangmitnatürlichenRessourcen. PolitischunterstütztwirddasMemorandumvonderliberianischenPräsidentinEllen Johnson-Sirleaf:«IchunterstützeIhrewichtigenBemühungen,imRahmendesG8-Gip- felsdievielenkompliziertenundweltweitmiteinanderzusammenhängendenFrageneines verantwortungsvollenUmgangsmitnatürlichenRessourcenanzusprechen,umdenHan- delzubeiderseitigemNutzenzusteigernundeinenachhaltigeEntwicklungzufördern.In diesemkritischenAugenblicksinddieseThemenfüralleAkteuredieserWeltvonbesonde- Haben und Nichthaben rerBedeutung–vorallemaberfürschwacheStaatenwieLiberia,dasnacheinemKonflikt EinMemorandumderHeinrich-Böll-Stiftung VonPatrickAlley,CelioBermann,Luke dringendeineMöglichkeitsucht,seinenwertvollenBesitzanBodenschätzenzumdauer- Danielson,HeidiFeldt,SudhaMahalingam, haftenWohldesVolkes,daslangegelittenhat,zunutzen.» AlejandroNadal,ChandranNair,Samuel WeitereUnterstützer:derUS-amerikanischeInvestmentbankerundGründerdesOpen NguiffoundSilasSiakor SocietyInstitutsGeorgeSoros,EdZwick,derRegisseurdesFilms«BloodDiamond», Berlin2007,52Seiten PeterEigen,GründervonTransparencyInternationalundVorsitzenderderExtractiveIn- ISBN978-3-927760-63-9 dustriesTransparencyInitiative(EITI),sowiedie«FatalTransactionsCampaign.»
  • 9. GlobalisierungundNachhaltigkeit 7 Rostock: Aktivitäten rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm  DieHeinrich-Böll-StiftunghatdiedeutscheG8-PräsidentschaftunddenGipfelinHeili- gendammvom6.bis8.Juni2007mitvielfältigenProjektenbegleitet,darunteru.a.: G8-Blog: Der Weg nach Heiligendamm.FastvierMonatelanghatdieHeinrich-Böll-Stif- tungzusammenmitdemInformationsbriefWeltwirtschaftEntwicklungdenVorberei- tungsprozessunddenG8-GipfelmiteinemWeblogbegleitet.Inüber90Einträgenund zahlreichenGastkommentarenbliebkaumeinAspektdesGipfelgeschehensunbeleuchtet. www.g8-blog.blogspot.com DieResonanzwarsehrpositiv,hoheZugriffszahlenundzahlreicheVerlinkungenzuande- renBlogsundG8-SeitensprachenfürdenErfolgdes«Blogs». Workshops auf dem Alternativgipfel in Rostock.EinembreitenBündnisausZivilgesell- schaft,GewerkschaftenundpolitischenStiftungenistesmitdemAlternativgipfelvom5. bis7.Juni2007gelungen,einenGegendiskurszudenG8zuorganisierenundAlternativen zurderzeitigenPolitikaufzuzeigen.InternationaleFachleuteausNicht-G8-Staatende- battierteninPodiumsdiskussionenundüber100WorkshopsüberKlima,Handel,Soziale Gerechtigkeit,SicherheitundEnergie.AuchdieHeinrich-Böll-StiftungundihreLandes- stiftungen,diezumTrägerkreisdesGegengipfelsgehörten,organisiertenWorkshopszu denThemenRohstoffpolitik,NachhaltigeLandwirtschaftundKlimawandel.DieRosto- ckerBevölkerungzeigtesichfürglobalisierungskritischeThemenaufgeschlossenundwar füralternativeProtestformenzubegeistern. Art goes Heiligendamm.FastzehntausendMenschenhabenvom23.Maibis9.Juni2007 dasKunstprojekt«ArtgoesHeiligendamm»besucht.AdrienneGöhler,ehemaligeKurato- rindesHauptstadtkulturfonds,hattedasProjektals«künstlerischeInterventionimStadt- raumRostock»organisiertundüber100KünstlerinnenundKünstleraus27Nationen eingeladen.DiefinanziellenMittelkamenvonprivatenSpendern,demLandMecklenburg- VorpommernundeinigenStiftungen,darunterauchdieHeinrich-Böll-Stiftung.Zentraler OrtderVeranstaltungwardas«SilverPearlCongressCenterSpa»,einetemporäre multifunktionaleInstallationdesBerlinerArchitekturbüros«raumlabor_berlin»aufdem GeländedesStadthafens.ImGegensatzzurabgeriegelten«WeißenPerle»anderOstsee, Das«SilverPearlCongressCenterSpa»,eine demKempinski-HotelHeiligendamm,wodieStaats-undRegierungschefsderG8tagten, temporäremultifunktionaleInstallationaufdem GeländedesRostockerStadthafens. war«SilverPearl»einOrtfüröffentlicheGespräche,VorträgeundReflexionenüberdie großenThemenderGlobalisierungunddielokalenEreignisse.DerZulaufwargroß,gegen EndemusstensogardieAbendveranstaltungenverlängertwerden,sodassAdrienneGoeh- www.art-goes-heiligendamm.net lernach17Tagenresümierenkonnte:«DieErweiterungdesgesellschaftlichenResonanz- raumsvonKunstistgeglückt.» Konferenz Beirut: «Green Wars? – Umwelt zwischen Konflikt und Kooperation im  Nahen Osten und Nordafrika» DerKampfumRessourcen,insbesondereumWasser,giltvielfachalseinerderHauptaus- löserkünftigerzwischenstaatlicherKonflikte.DertransnationaleCharaktervielernatür- licherRessourcenkannjedochauchdazuführen,dasssichfeindlichgesinnteNachbar- staatenzueinemMinimumanKooperationbewegenlassen.EinezweitägigeKonferenz derHeinrich-Böll-StiftungkonzentriertesichimNovember2007aufUmweltprobleme imNahenOsten,diedasgrößtePotenzialzuKonfliktentragen.VerhandlungenumWas- serrechtezwischenJordanien,PalästinaundIsrael,DisputeumdieNutzungdesNilwas- serssowiederLandnutzungskonfliktinDarfurdientenalsBeispiele.Eswurdedeutlich, wiewichtigzwischenstaatlicheKooperationensind–siemüssenkünftignochverstärkt werden,umeinhalbwegsfriedlichesMiteinandertrotzsteigenderUmweltbelastungenzu gewährleisten.DieSchlussdiskussionbeschäftigtesichauchmitdenAuswirkungendes KlimawandelsaufdenNahenOsten–einThema,dasnunauchinderarabischenÖffent- PodiumderBeiruterKonferenz«GreenWars»: lichkeitangekommenist.Fazit:DurchdenKlimawandelwerdenbereitsbestehendeUm- (l–r)HansGünterBrauch,JörgHaas,Moham- medElRaeyundFouadHamidan weltproblemeverschärft,abererbirgtauchdieChance,überKooperationenmehrpoliti- scheZusammenarbeitzuerreichen.
  • 10. 8 GlobalisierungundNachhaltigkeit Bali: Aktivitäten rund um die Weltklimakonferenz Vom3.bis15.Dezember2007fandaufBali(Indonesien)dieWeltklimakonferenzstatt, The Right to Development in a Climate Constrai- ned World. The Greenhouse Development Rights  eineweitereRundederUN-Klimaverhandlungen.AuchdieHeinrich-Böll-Stiftungwarauf Framework  BalivertretenundstelltedortdieStudie«TheRighttoDevelopmentinaClimateConstrai- AreportbyPaulBaer,TomAthanasiouand nedWorld»vor,dievonderbritischenEntwicklungsorganisationChristianAid,derHein- SivanKartha rich-Böll-StiftungundanderenOrganisationenherausgegebenwurde.DieStudieenthält Berlin2007,96Seiten einenIndexfürdiegerechteVerteilungvonKlimaschutzanstrengungen,deraufdenKrite- ISBN978-3-927760-71-4 rien«Verantwortlichkeit»und«Leistungsfähigkeit»basiert–Kriterien,diebereitsinder KlimarahmenkonventionalsGerechtigkeitsmaßstäbegenanntwerden.Dieser«Responsi- bilityandCapacityIndex(RCI)»beziehtdabeidieinnergesellschaftlicheUngleichheitmit WeitereInformationenunter einundberücksichtigt,dassz.B.auchintendenziellarmenLänderneinkleinerTeilder www.boell.de/GDRs BevölkerungsehrreichseinkannundzurFinanzierungvonKlimaschutzanstrengungen herangezogenwerdenkönnte. DerBerichtfandinBalieingroßesEcho.EristeinewichtigeGrundlagefürdiewei- tere Klimaarbeit der Stiftung und wird demnächst auch in Spanisch und Chinesisch erscheinen. DieHeinrich-Böll-StiftungorganisierteaucheineVeranstaltungzumThema«Gender andClimateChange»undeineweiterezurAtomenergiealsfalscheAntwortaufdenKli- mawandel.DarüberhinausbegleiteteYuJie,dieKlimaexpertinderStiftungausBeijing, eineDelegationchinesischerUmweltaktivistennachBaliundführtesieindieinternatio- naleUmweltpolitikein.IhrKlima-BlogfandinChinaeinegroßeLeserschaft. AufdemRückwegnachDeutschlandmachteJörgHaas,ÖkologiereferentderStiftung, JörgHaas,ÖkologiereferentderHeinrich-Böll- ZwischenstoppinTelAvivundhieltdorteineprogrammatischeRedezumThema«Von Stiftung,inNusaDaua,Bali,Indonesien BalinachKopenhagen».DieöffentlicheVeranstaltungwurdevomIsrael-BüroderHein- rich-Böll-StiftungzusammenmitdenführendenUmweltorganisationenIsraelsorgani- siert.WeitereReferentenwarenu.a.,derKnesset-AbgeordneteDovKhenin,Mitvorsit- www.klima-der-gerechtigkeit.de  zenderdesUmweltforumsimisraelischenParlament,Dr.YossiInbar,stellvertretender DerKlimablog:HierwerdenaktuelleEntwick- DirektordesUmweltministeriums,undLadeenFreimuthvonFriendsoftheEarthMiddle lungendernatio alenundinternationalenKli- n East,diemitUnterstützungderHeinrich-Böll-StiftunganderKonferenzinBaliteilge- mapolitikaufgegriffenundkritischbeleuchtet. nommenunddortdasPapier«Klimawandel:EineneueBedrohungfürdieSicherheitdes JörgHaas,freutsichaufIhreKommentare! NahenOstens»vorgestellthatte. Konferenz Santa Barbara: Kalifornisch-Europäischer Dialog über Klimawandel AuchwennsichdieUS-BundesregierunghartnäckiginternationalenKlimaschutzabkom- menverweigert–US-BundesstaatenwieKaliforniensindseiteinigerZeitVorreiterund ExperimentierfeldambitionierterKlima-undEnergiepolitik.UmdietransatlantischeKo- operationvoranzubringenorganisiertedasBüroWashingtonderHeinrich-Böll-Stiftung vom13.bis15.November2007inSantaBarbaraeinehochkarätigbesetzteKonferenz. FachleutebeiderseitsdesAtlantiksdiskutierten,wieKalifornien,dieUSAundEuropain engererZusammenarbeitdenKlimawandelangehenkönnen.InihrerAbschlusserklärung vereinbartensieu.a.,neueNetzwerkezuschaffen.Siesollenhelfen,dietechnologische Forschungzuverbessern,Einkaufskonsortienzubilden,umdiePreisefürEnergiespar- produktezusenken,unddieEntwicklunggrünerTechnologienundProduktezubeschleu- nigen.DieKonferenzfandinKooperationmitderJohnsHopkinsUniversitystatt.Die Abschlusserklärung sowie die Unterzeichner sind zu finden unter: www.transatlantic. sais-jhu.edu/transatlantic_topics/environment/Santa_Barbara_Consensus_Nov2007.pdf Networking – drei Beispiele Israel: Town Meeting mit Boris Palmer.ImJahr2007organisierteLifeEnvironment, eine Dachorganisation von etwa 100 Umweltschutzinitiativen, mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung mehrere sogenannte «Town-Meetings». Hintergrund waren die imNovember2008anstehendenKommunalwahlen.Umweltgruppennutzensie,umdie ThemenÖkologieundNachhaltigkeitinÖffentlichkeitundPolitikzustärken.Sieagieren
  • 11. GlobalisierungundNachhaltigkeit 9 bewusstaufderkommunalenEbene,dennaufnationalerEbenewerdenUmweltfragen allzuoftvonSicherheitsfragenverdrängt.Am24.JunierläuterteBorisPalmer,grüner OberbürgermeistervonTübingen,beieinemöffentlichen«TownMeeting»inTelAvivden HintergrundseinesWahlerfolges.Erzeigteauf,wasmitvorhandenenTechnologieninTü- bingenbereitsgetanwurde,umdenKohlendioxidausstoßzuverringen. AufeineminternenTreffenmitVertreterinnenundVertreternzahlreicherUmweltorga- nisationenhattePalmerzuvorbetont,wiewichtigessei,eineVerbindungzwischendem AlltagderMenschenundUmweltthemenherzustellen–dennmitdenvorhandenenTech- nologienseiesdurchausmöglich,greifbareVeränderungenherbeizuführen,diesowohl ökologischwieökonomischsinnvollsind,manmüssenureinBewusstseindafürschaffen. Äthiopien: Verschmutzer-Atlas für Addis Abeba.Seit2007arbeitetdasBüroderHein- rich-Böll-StiftunginAddisAbebamitderUmweltorganisationEnvironmentalProtection Authority(EPA)zusammen.ErstesErgebnisistder«Verschmutzer-Atlas»fürAddisAbe- ba,derknapp2.200Industriebetriebeerfasst.DerAtlaserzeugteinbesorgniserregendes Bild:Rund42%derIndustriebetriebesindinWohngebietenangesiedelt;nur10%entsor- genihreAbfälleordnungsgemäß;90%habenkeinerleiökologischesWissenundBewusst- sein.ImJahr2008wirdEPAmitUnterstützungderStiftungintensiveAufklärungskam- pagnenfürBürger,BetriebeundLokalpolitikerdurchführen. Äthiopien:Green Forum 2007.DasGreenForumisteinoffenesNetzwerkfürOrganisati- onen,dieeinkritischesUmweltbewusstseininÄthiopienschaffenwollen.Eswurde2006 vonvieräthiopischenNichtregierungsorganisationenunddemBüroderHeinrich-Böll- StiftunginAddisAbebagegründet.MitVeranstaltungen,PublikationenundeinerWebsite informiertesdieÖffentlichkeit.AuchpolitischeEntscheidungsträgerwendensichzuneh- mendandasGreenForum,soz.B.derParlamentsausschussfürnatürlicheRessourcen, wennGesetzentwürfediskutiertwerden.ImJahr2007konzentriertesichdasGreenFo- rumaufdieökologischen,wirtschaftlichenundsozialenAuswirkungendesKlimawandels aufÄthiopien.AufeinerdreitägigenKonferenzvom31.Oktoberbiszum2.November, dievomStaatspräsidentenGirmaWoldegiorgiseröffnetwurde,tauschtenerstmalsRe- gierungsexpertenundVertreterundVertreterinnenzivilgesellschaftlicherOrganisationen ihreEinschätzungenhinsichtlichderbereitsspürbarenAuswirkungendesKlimawandels aus.AufderKonferenzwurdeeineDeklarationzumKlimawandelverabschiedet.Einige derForderungen:denKlimawandelalsQuerschnittsthemainEntwicklungspläneundwirt- PräsidentGirmaWoldegiorgisunterstütztmit schaftspolitischeKonzepteintegrieren,einebreitereÖffentlichkeitbezüglichderBedro- seinerUnterschriftdenKlima-Appell,obgleich hungendurchdenKlimawandelherstellenunddiebestehendenUmweltschutzgesetzestrikt erkeindirekterUnterzeichnerist. anwenden,umeineweitereVerschlechterungderUmweltbedingungenzuverhindern. GreenForum2007.ImMittelpunktder K onferenzstandendieAuswirkungendesKlima- wandelsaufÄthiopien.
  • 12. 10 GlobalisierungundNachhaltigkeit Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien – zwei Beispiele Libanon: Modelldorf im Südlibanon.DielibanesischeUmweltorganisationGreenlinehat sichderStärkungdesöffentlichenBewusstseinsfürerneuerbareEnergienverschrieben. SiebetreibtpolitischeLobbyarbeit,gibtPublikationenherausundinitiiertProjekte.Im Jahr2007hatGreenlinemitUnterstützungdesBeiruterBürosderHeinrich-Böll-Stiftung undinZusammenarbeitmitdenlokalenAutoritätensolarbetriebeneWassererhitzerin einemDorfimSüdlibanoninstalliert.DasDorfwardurchdenKriegimSommer2006 zerstörtworden.Das«Modelldorf»führtedenumliegendenGemeindendielangfristigen UmweltvorteileundStromersparnisseerneuerbarerEnergienvorAugen.Zudemdientees dazu,denStaatunddieinternationalenGeberzuermuntern,umweltschonendePraktiken undTechnologienindenWiederaufbauprozesseinzubeziehen.DerzeitsetztsichGreenline fürGesetzesänderungenein,diedieEinführungerneuerbarerEnergienerleichternsollen. Thailand: Aufwind für Ökostrom.NachmehrjährigerVorarbeitgelangesPalangThai, einerPartnerorganisationderHeinrich-Böll-Stiftung,dieEinspeisungvonerneuerbarem StromfürKlein-undKleinstproduzentenimJahr2007gesetzlichzusichern.Alsnächstes werdengemeindeverwalteteEnergieprojekteinSüdthailandundimGrenzgebietzuBur- mabetreutundvernetzt,umihnendenVerkaufihresüberschüssigenStromszuermögli- chen.PalangThaiistunterunabhängigenEnergiefachleutenanerkanntundfindetselbst imEnergieministeriumbeiwichtigenEntscheidungenGehör.EineneueHerausforderung fürPalangThai–undauchfürdieArbeitderHeinrich-Böll-Stiftung–istdieAbsichtder Regierung,mittelfristigAtomkraftindenEnergiemixdesLandeszuintegrieren. InspektiondesWasserkanalsder1.5kWPelton- KleinstwasserkraftanlageinBaanNaaTam. www.palangthai.org EinvonderStiftungunterstützterKlimablogversucht,dieEnergie-undKlimadebatte stärkerindasöffentlicheBewusstseinzurücken.ZwaristdasThema«Klimawandel»mit derVeröffentlichungdesIPCC-ReportsindenthailändischenMedienpräsentergeworden, www.thaiclimate.org  allerdingsbegrenztaufwissenschaftlicheAspekte.DerKlimablogbietetnundieMöglich- DerKlimabloginThailand keit,dieDebatteumdasFürundWiderderEnergiepolitikdesLandesöffentlichzuführen Publikation  Weltweit: Slow Trade – Sound Farming. Handelsregeln für eine global  zukunftsfähige Landwirtschaft DieLandwirtschaftist,wiederBegriff«Agrikultur»sotrefflichausdrückt,weitmehrals www.ecofair-trade.org bloßeinWirtschaftszweig:SieschafftArbeitsplätze,nutzt,pflegtunderhältÖkosysteme, isteinewichtigeStützefürWirtschaftundKulturinländlichenRäumenundbewahrtein vielfältigesWissenüberlandwirtschaftlichePraktiken.DieAusgestaltungderinternatio- nalenHandelspolitikberücksichtigtdiesemultifunktionaleBedeutungderLandwirtschaft allerdingskaumundbetrachtetzumeistnurihrenreinökonomischenWert.DieLiberali- sierungderAgrarhandelspolitiksetztdieLandwirtschafteinemzunehmendeninternatio- nalenWettbewerbausundgefährdetdamitihrenmultifunktionalenCharakter.Vordie- semHintergrundhabendieHeinrich-Böll-StiftungundMisereorinKooperationmitdem Wuppertal-InstitutfürKlima,Umwelt,EnergiedasProjekt«EcoFairTradeDialogue. NewDirectionsforAgriculturalTradeRules»insLebengerufen.Zielistes,Vorschlägefür einHandelsregimezuerarbeiten,dasdensozialenundökologischenBelangenimSinne einerzukunftsfähigenEntwicklungRechnungträgt.MittlerweileliegenersteErgebnisse vor.WolfgangSachsundTilmanSantariusvomWuppertal-Institutfasstensieineinem kohärentenReformvorschlagzusammen.ErwurdeunterdemTitel«SlowTrade–Sound Farming»imApril2007veröffentlichtundliegtmittlerweileauchaufDeutsch,Franzö- sisch,SpanischundItalienischvor.AufKonferenzeninThailand,Indonesien,denPhi- lippinen,Mexiko,ElSalvador,Kenia,Äthiopien,denUSA,derSchweizundDeutschland Slow Trade – Sound Farming wurdederReformvorschlaginzwischenvorgestelltundjeweilsausderlokalenoderregio- Handelsregelnfüreineglobalzukunftsfähige nalenPerspektivediskutiert. Landwirtschaft Im Rahmen des «EcoFair Trade Dialogue»-Projekts werden zudem acht Untersu- Hrsg.vonderHeinrich-Böll-Stiftung chungenverfasst.DieerstewarfeinenkritischenBlickaufdenWeltentwicklungsbericht undMisereor (WDR),dendieWeltbankjedesJahrimOktoberveröffentlicht.EristdasFlaggschiffih- 2.Auflage,Berlin2008,92Seiten rerVeröffentlichungenundpräsentiertihregrundsätzlichenEntwicklungsstrategien.Der
  • 13. GlobalisierungundNachhaltigkeit 11 WDR2008beschäftigtsichdasersteMalseit1982(!)explizitmitderLandwirtschaft. UmdiemitderVeröffentlichungdesBerichtseinhergehendeDebatte–dieHerausforde- rungenderLandwirtschaftim21.Jahrhundert,ihreBedeutungimKampfgegendieAr- mutundihreRolleiminternationalenHandelssystem–mitzubeeinflussen,gabder«Eco- FairTradeDialogue»einenkritischenKommentarherausundorganisierteeineDiskussion mitVertreternderWeltbank. Brasilien und Cono Sur: Agrotreibstoffe  BrasilienkommtinderDiskussionumAgrotreibstoffealsAlternativezufossilenBrenn- stoffeneineSchlüsselrollezu.DasLandhatseitdensiebzigerJahrenErfahrungenmitder BeimischungvonAlkoholaufZuckerohrbasis.SeitkurzemsindMotorenaufdemMarkt, dieAlkoholundBenzininbeliebigerMischungtankenkönnen.ZudemhatdieRegierung LulaeinneuesAgrodieselprogramminsLebengerufen,dasdieProduktionvonÖlpflanzen durchKleinbauernfördert.DieAnstrengungen,auchinEuropaunddenUSAdieBeimi- schungvonAgrotreibstoffenzuforcieren,habeninBrasilieneinenwahrenZuckerrohr- boomausgelöst.NachanfänglichweitverbreiteterEuphoriesindNichtregierungsorgani- sationenundsozialeBewegungeninzwischenabereherskeptisch.DiemassiveExpansion desAnbausvonEnergiepflanzenistwohlkaumohnedasVordringeninsensibleÖkosys- temezuhabenundwirddiekleinbäuerlicheProduktionweitermarginalisieren.DasBüro derHeinrich-Böll-StiftunginRiohatdieDebatteaufgegriffenundfünfPublikationenzum Themaherausgegeben.DaruntereineStudiedesEnergiespezialistenCelioBerman,inder erzeigt,wiedieBiodieselproduktionbishervorwiegendaufSojabasiserfolgtunddamit eherGroßproduzentenalsKleinbauernfördert.DiejüngsteVeröffentlichungstelltInitia- tivenvor,dieauflokalerEbeneEnergiepflanzenanbauenundnutzen. DieDebattebleibtkontrovers–einTeilderKleinbauernbewegungsetztaufAnbauund VerarbeitungvonÖlpflanzenimRahmendesBiodieselprogramms,währenddieeinfluss- reicheLandlosenbewegungMSTdiesinzwischenablehnt.Ungeachtetdessenentstehen zahlreichelokaleInitiativen,diefürdenlokalenundregionalenBedarfproduzierenwollen –nichtaberfürdenExport. DieHeinrich-Böll-StiftunghatdenunterschiedlichenPositionenauchinDeutschland ZuckerrohranbauinBatatis,Brasilien.Die Gehörverschafft.FachleuteausBrasilienundArgentinien,daswegenderSojaproduk- steigendeNachfragenachAgrotreibstoffenhat tionebenfallseinewichtigeRollespielt,warenzuverschiedenAnlässeninDeutschland einenregelrechtenZuckerrohrboomimLand ausgelöst. unddiskutiertenmitPolitikern,FachpublikumundInteressiertendasFürundWiderder Agrotreibstoffe. Fotoausstellung Moskau/Tscheljabinsk: «Majak – Ein halbes Jahrhundert lang  Katastrophe»  Am29.September1957explodierteimrussischenAtomkombinatMajaknaheTschel- jabinskamUraleinTankmitradioaktivenAbfällen.Etwa20MillionenCurieStrahlung wurdenindieAtmosphäregeschleudert–fastsovielwiedreißigJahrespäterinTscherno- byl.DieradioaktiveWolkeverseuchteeineFlächevonetwa23.000Quadratkilometern, insgesamt270.000Menschenwarenbetroffen.Etwa10.000wurdenumgesiedeltund ihreDörferdemErdbodengleichgemacht. LangeZeitbliebdieKatastrophegeheim.OffiziellhatdieSowjetuniondenUnfallerst Anfang1990zugegeben.DiemeistenBetroffenenhabenwederKompensationenerhalten, nochsindsiealsOpferderKatastropheanerkannt.AlsolebensieweiterimSchattendes Atom-Kombinats,daszudenwichtigstenProduktionsstättenderrussischenAtomindus- DieHalbwertzeitvonAtomunfällenistlang, triezählt.UndMajakverseuchtdieUmweltkontinuierlichweiter.Schwachradioaktive auchwennsichdieNaturschnellderWarn- schilderbemächtigt. AbfällewerdenungefiltertindenFlussTetschageleitet.AuchBrennelementeausdeut- schenAtomanlagenwerdenbisheutezurWiederaufbereitungnachMajakgebracht. AusAnlassdes50.JahrestagesderKatastropheinitiierteundorganisiertedieHeinrich- Böll-StiftunginRusslandmitEcodefenseundderGruppe«PlanetderHoffnung»ausder «Majak–EinhalbesJahrhundertlang Katastrophe»–dieFotoausstellungistauchim KombinatsstadtOsjorskeineFotoausstellung,dieimSeptember2007inTscheljabinsk Internetunter www.boell.ru  zusehen. undMoskaugezeigtwurde.ImDezembergingeinTeilderAusstellungauchnachBali,wo siewährendderWeltklimakonferenzvorgestelltwurde.
  • 14. 12 InternationaleDemokratieförderung Internationale  Demokratieförderung  Seit Ende des Ost-West-Konflikts ist die Zahl der autoritären Regime weltweit ge- sunken, zugleich nimmt der Staatszerfall in bestimmten Teilen der Welt zu, woraus  glo  ale Risiken erwachsen können. Der Zusammenhang zwischen zerfallenden Staaten  b und Terrorismus, Flüchtlingswellen oder die Zunahme transnationaler organisierter  Kriminalität verlangen eine vorausschauende Krisenprävention. Die Heinrich-Böll- Stiftung unterstützt Demokratisierungsprozesse weltweit und setzt sich für die Ach- tung der Menschenrechte ein. Hierzu gehört insbesondere das politisches Empower- ment und die Förderung der politischen Partizipation von Frauen. Die Stiftung arbei- tet primär mit der Zivilgesellschaft, sucht aber zugleich Kontakt zu demokratischen  Parteien und anderen für die politische Gestaltung relevanten Akteuren. Hintergrundpapier  Afghanistan: Illusionen und Realitäten: Der steinige Weg des   (ent  ick ungs-)politischen Aufbaus w l DieStrategiederDemokratisierungvia«Regimewechsel»scheintimFalleAfghanistans bislangnichtaufzugehen.IneinemgemeinsamenHintergrundpapiersprachensichBar- baraUnmüßig,VorstandderHeinrich-Böll-Stiftung,undUteKoczy,Entwicklungspoliti- scheSprecherinvonBündnis90/DieGrünen,imSeptember2007füreinenumfassenden KurswechselinderinternationalenAufbauhilfefürAfghanistanaus. DasPapierkritisiertdiemangelndeAbstimmungderStrategienfürdenzivilenAufbau unddiekonzeptionelleInkohärenzderexternenGeber.EntwicklungspolitischeAufbauar- beitalleinwerdediemassivensicherheitspolitischenundökonomischenProblemeAfgha- nistansnichtlösenkönnen,sodiebeidenAutorinnen.SiekönnenurdanneinenBeitrag International Assistance and Governance in  leisten,wennsicherheits-,außen-undentwicklungspolitischeZieleundAufgabenbesser Afghanistan AstudybyHamishNixon.Ed.bytheHeinrich aufeinanderabgestimmtwerden.AneinersolchenAbstimmungmangeleesnichtnurunter BöllFoundation deninternationalenAkteuren,sondernauchbeiderBundesregierung.DieKohärenzder PublicationseriesonPromotingDemocracy Afghanistan-PolitikmüssezuHausebeginnenundsichüberdieEUundinternationalfort- underConditionsofStateFragility,Volume2 setzen.Die«OperationEnduringFreedom»(OEF)seigescheitertundmüssebeendetwer- Berlin2007,40pages den.VorrangmüsstennunderzivileAufbauunddieentwicklungspolitischenLeistungen ISBN978-3-927760-66-0 haben.DieFortführungdesISAF-MandatssollteausschließlichderSicherungdeszivilen Aufbausdienen.OberstesZielderinternationalenHilfemüsseessein,dieHandlungsfä- higkeitunddieEigenverantwortungdesafghanischenStaatesundseinerInstitutionenzu stärken.DieafghanischeRegierungmüssebefähigtwerden,selbstSicherheitundRechts- staatlichkeitzugarantieren.Dazugehöreauch,denAufbauvonVerwaltung,Justizund PolizeikonzeptionellzuverschränkenundaufeinedeutlichbesserefinanzielleGrundlage zustellen. (l)DieZerrissenheitdesWiederaufbauszeigt sichimStadtbildvonKabul (r)FrischeFischeausAfghanistan
  • 15. InternationaleDemokratieförderung 13 VoraussetzungdafürseieinegrundlegendeReformderinternationalenEntwicklungs- zusammenarbeitinAfghanistan:DazuzähltennichtnureineMittelaufstockungfürdie zivileHilfe,sondernvorallemeinedeutlichverbesserteKoordinationderverschiedenen LeistungensowiederbeteiligtenInstitutionenundLänder.Außerdemmüssedieafghani- scheKritikandermangelndenEffektivitätderinternationalenEntwicklungszusammen- DownloaddesHintergrundpapiersunter www.boell.de/afghanistan arbeitberücksichtigtunddieBeteiligungderBevölkerunggewährleistetwerden.  Podiumsdiskussion  Berlin: Dr. Rangin Spanta berichtet aus Afghanistan Dr.RanginSpanta,afghanischerAußenministerundlangjährigesaktivesMitgliedvon Bündnis90/DieGrüneninseinerzeitweiligenHeimatstadtAachen,besuchteimJanuar 2007dieBundeshauptstadt.IneineröffentlichenPodiumsdiskussionderHeinrich-Böll- StiftungerläuterteerimGesprächmitStiftungsvorstandBarbaraUnmüßigundJürgen Trittin,AußenpolitischerKoordinatorvonBündnis90/DieGrünen,diepolitischenEnt- wicklungenundaußenpolitischenHerausforderungenAfghanistans.ErunterstrichdieBe- deutungzivilerWiederaufbauelementeinengerVerbindungmitKorruptionsbekämpfung undderForderungnachTransparenz.DieUnterstützungstaatlicherInstitutionenmüs- seauchdieafghanischeNationalarmeealsGrundpfeilereinererfolgreichenAnti-Terror- Strategiemiteinschließen.FürSpantabietetsichinAfghanistandieChance,aufBasis demokratischerPrinzipienerfolgreicheStaatenbildungzubetreiben.Dassolleundmüsse derWeltöffentlichkeitgezeigtwerden.Eskommevorallemdaraufan,kurzfristigePro- jektezufördern,umdieGlaubwürdigkeitundLegitimitätdesStaatsaufbauszuunterstüt- zen.AberesmüsseauchinlangfristigeProgrammeinvestiertwerden,umnachhaltigeAr- beitsmärkteaufzubauenundderBevölkerungPerspektivenzubieten.EinStaat,dernicht inderLagesei,dasLebenseinerBürgerzuschützenundServiceleistungenanzubieten,so Spanta,verliereseineLegitimität. AlsGastdesG8-AußenministertreffensimMai2007inPotsdamwarSpantaauchakti- Dr.RanginSpanta,afghanischerAußen- verTeilderInitiativezurVerbesserungdesDialogsundderZusammenarbeitzwischenAf- minister.SpantawareinerdererstenStipen- ghanistanundPakistan,zuderdasAuswärtigeAmtimRahmenseinesEU-Ratsvorsitzes diatenderHeinrich-Böll-Stiftungundmachte eingeladenhatte.MitseinempakistanischenAmtskollegenunterzeichneteereineVerein- seinenDoktorinPolitikwissenschaftenander barungzugrenzüberschreitenderZusammenarbeit.DerpolitischeWilleistalsoda,allein RWTHAachen. esbleibtnocheinlangerWegbiszueinergutenBeziehungbeiderNachbarstaaten. Fachkonferenz Berlin: «Pakistan: Wege aus der Dauerkrise» Pakistanstand2007imMittelpunktderinternationalenAufmerksamkeit.Aufgrundsei- nesspannungsreichenVerhältnisseszuAfghanistanundzuIndiensowieseinemRufals geschützteTerror-BasisfürAlQaidaundanderemilitanteGotteskriegergerietderautori- täreStaatimmerstärkerunterDruck.GleichzeitigbefindetsichdasLandineinertiefenin- nenpolitischenKrise.AnlässlichderbevorstehendenpakistanischenPräsidentschafts-und Parlamentswahlenfandvom22.bis23.Oktober2007aufderGaleriederHeinrich-Böll- StiftungdieFachkonferenz«Pakistan:WegeausderDauerkrise»statt,anderaucheine hochrangigeDelegationausPakistanteilnahm.ImMittelpunktderKonferenzstandendie FragennachdenUrsachenfürdieDauerkrisedesLandessowiedeninternenundexter- nenFaktoren,diezueinemAuswegausderKrisebeitragenkönnen.Überschattetwurden dieDiskussionenvondemSelbstmordanschlagaufBenazirBhuttobeiihrerAnkunftin Karachiam18.Oktober,derdieFrageauslöste,welcheRolledieetabliertenpolitischen ParteienfürdieDemokratisierungundBefriedungderGesellschaftspielenkönnten.Die EinschätzungderpakistanischenGästewarübereinstimmendsehrvorsichtig.Auchvon einermöglichenMinisterpräsidentinBenazirBhuttowurdenkeinetatsächlichenReform- schritteerwartet,bestenfallswerdemitderanstehendenWahleinSchrittinRichtung DemokratisierungderGesellschaftgegangen,dervielleichtspäterFrüchtetragenwürde. EinewirklicheTransformationderGesellschaftwerdegegenwärtigvorallemdurchdie überwältigendeMachtderMilitärsverhindert,diePolitikundWirtschaftdominieren.An- satzpunktefüreineStabilisierungundDemokratisierungderGesellschaftbestündeninder
  • 16. 14 InternationaleDemokratieförderung UmsetzungvonRechtsstaatlichkeit,derÖffnungvonpolitischenRäumenfüralternative StrategienderInnen-undAußenpolitiksowieinderReformdesBildungswesens. AndieKonferenzschlosssicheineinwöchigesBesuchsprogramman.DievonderHein- rich-Böll-StiftungorganisierteTourführtediepakistanischeDelegationu.a.nachHeidel- ÜberdieaktuellenEntwicklungeninPakistan berginsSüdasien-InstitutderRuprecht-Karls-Universität,nachHamburginsInstitutfür informiertdasDossier:«KriseinPakistan» FriedensforschungundSicherheitspolitikundnachBrüssel,wodieDelegationmitMit- unterwww.boell.de gliedernderEuropäischenKommissionunddesParlamentszusammentraf. Internationale Projekte und Partnerorganisationen der   Heinrich-Böll-Stiftung – einige Beispiele Libanon: Kampagne für eine Reform des Wahlrechts.SeitüberzehnJahrenbeobachtet dieOrganisationLebaneseAssociationforDemocraticElections(LADE)dieParlaments- undKommunalwahlenimLibanonundlegtMissständeoffen.NachdempolitischenUm- schwungimJahr2005gehtesLADEvorallemumeineModernisierungdeslibanesi- schenWahlrechts.LADEistGründungsmitgliedderCivilCampaignforElectoralReform (CCER),einerKoalitionaus57libanesischenNichtregierungsorganisationen,diesichmit einerkonzertiertenzivilgesellschaftlichenKampagnefüreineWahlrechtsreformeinset- zen.InsbesonderedurchdieEinführungproportionalerElementesolleinebessereAb- bildungderpolitischenVielfaltgewährleistetunddieVertretungnicht-konfessioneller, programmorientierterpolitischerPositionenverbessertwerden.ImJahre2007führte LADEzahlreicheöffentlicheVeranstaltungen(«townhallmeetings»)inderlibanesischen Provinzdurch,organisierteVeranstaltungenanlibanesischenUniversitätensowieTref- fenmitVertreternderpolitischenFraktionen.LADEunterhältzudemeinNetzwerkzur Wahlüberwachung. Südafrika: Verbesserte Zusammenarbeit von Parlament und Zivilgesellschaft.Mitder neuenVerfassungSüdafrikaswurdenzahlreicheMöglichkeiteneinerpolitischenBeteili- gungderBürgerinnenundBürgergeschaffen.SofindenimsüdafrikanischenParlament regelmäßigöffentlicheAnhörungenstatt,beideneneinzelneBürgeroderzivilgesellschaft- licheGruppenzuneuenGesetzgebungsverfahrenoderPolicy-DebattenStellungbeziehen können.HiervonprofitierenimPrinzipbeideSeiten:DieParlamentarierkönnenihrWis- senüberspezielleSachthemenverbessern,unddieBürgerinnenundBürgerkönnenpoli- tischeEntscheidungsprozessebeeinflussen.InderPraxisistesfürvieleOrganisationen jedochschwierig,aneinerParlamentsanhörungteilzunehmen.Geradekleinenzivilgesell- schaftlichenGruppenmangeltesoftanInformationenüberZeitpunktundAblaufderAn- hörungensowiedenfinanziellenMitteln,umdiesestrategischundinhaltlichvorzuberei- ParlamentsanhörungzumThema tenundüberhaupterstanzureisen.DieHeinrich-Böll-StiftungversuchtindiesenFällen Nuklearenergie Unterstützungzubieten.SohatdasKapstadterBüroderStiftungz.B.zusammenmit EarthlifeAfricaimJuni2007südafrikanischeUmweltgruppenfüreineParlamentsanhö- rungzumThemaNuklearenergievorbereitet.AnderAnhörung,diezwölfStundendauer- te,warenrund50TeilnehmerundTeilnehmerinnenausderZivilgesellschaftzugegen.Die HälftedavonhattedenVorbereitungsworkshopimStiftungsbürobesucht,darunterauch ehemaligeMitarbeiteramTestreaktorinPelindaba,dieheuteunterGesundheitsschäden infolgeeinererhöhtenStrahlenbelastungleiden.IhreAussagenbeeindrucktendieAbge- Protokolledes«NuclearHearings»unter ordnetenderart,dasssieamEndederAnhörungbeschlossen,dieGemeindenimUmfeld www.pmg.org.za/report/20070620-nuclear-  derReaktoreninPelindabaundKoebergzubesuchen,umsicheinbesseresBildvonden energy-impact-south-africa-public-hearings SicherheitsrisikendersüdafrikanischenNuklearenergiezumachen. Simbabwe und Namibia: Freie Medien im südlichen Afrika.SeitmehrerenJahrensetzt sichdieHeinrich-Böll-Stiftungfüreinenfreien,unabhängigenRadiojournalismusinNa- mibiaundSimbabweein.SieunterstütztProgramme,dieaktuelleInformationenzupo- litischenFragenbietenundindenensichHörerfreiäußernkönnen.Diesistmomentan besondersrelevantfürSimbabwe,wosichdasohnehinkleineFensterfürdemokratische Dossier«WieweiterinSimbabwe?»zuden Meinungsäußerungimmerweitergeschlossenhat.DieStiftungunterstütztauchInitia- aktuellenEntwicklungennachdenWahlenim tiven,dieunabhängigeInformationenundAnalysenüberRadioundInternetverbreiten März2008unterwww.boell.deundinenglischer –unddamitsowohlurbanealsauchländlicheGegendenerreichenkönnen.DiePartnerder Spracheunterwww.boell.org.za StiftunggehörenzudenganzwenigenverlässlichensimbabwischenInformationsquellen
  • 17. InternationaleDemokratieförderung 15 undsinddamitfürdielaufendeninternationalenBemühungenzurLösungderKrisevon großerBedeutung. InNamibiawirddieMedienlandschaftvomstaatlichenRundfunkdominiert,unabhän- gigepolitischeStimmensindhäufigschwach.ZusammenmitihrennamibischenPartnern hatdieHeinrich-Böll-StiftungdieRadiostation«KatuturaCommunityRadio»(KCR)wie- derzumLebenerweckt.KCRsendetvonWindhuksgrößtemTownshipausundverschafft dermarginalisiertenTownship-GemeindeGehör.DieErgebnisseeinerHörerbefragung ausdemJahr2007bildenderzeitdieGrundlagefüreineProgrammreform.KCRsollhin- sichtlichseinerpolitischenBildungsarbeitnochbesserwerdenunddabeigleichzeitigauf KatuturaCommunityRadioinWindhuk,Namibia seineökonomischeSelbständigkeithinarbeitenkönnen,sodasZiel. China: Hilfe für Strafverteidiger.ChinasWirtschaftistzumMotorderangeschlagenen Weltwirtschaft geworden, doch nicht alle Chinesen profitieren davon. Enteignungen, ZwangsumsiedlungenundExistenzbedrohendeUmweltverschmutzungsinddieBegleit- erscheinungderIndustrialisierung,dievorallemdieÄrmstentreffen.WerdieEinhaltung vonUmweltauflagenunddieZahlungvonEntschädigungeneinfordert,scheitertzumeist aufdemRechtsweg.ImmerhäufigergehendieMenschenaufdieBarrikaden.Vorallem protestierendeBauernwerdenkriminalisiertundlandenimGefängnis,dennlokaleIn- dustriemanagerundBehördensindengmiteinanderverstrickt.Bishergibtesnurwenige Rechtsanwälte,diesolcheFälleübernehmen.Nichtnur,weilmankaumetwasdamitver- dienenkann,auchwegenderzuerwartendenBehinderungenundEinschüchterungen.Es gibtdaherunterAnwältenkaumErfahrungmitderVerteidigungvonMenschen,diebeim KampffürihreRechtezuJustizopfernwerden. AufAnregungeinerReihemutigerAnwälte,die–oftkostenlos–Bauerninentlege- nenProvinzenverteidigen,entwickeltdasPekingerBüroderHeinrich-Böll-Stiftungmit demUmweltkomiteedeschinesischenAnwaltverbandes(ACLA)derzeiteinenLeitfaden fürAnwälte«inStrafsachen,dievonUmwelt-Massenkonfliktenverursachtwurden».Den BeginnmarkierteeineFallstudieausdemJahr2007:EinigevomProjektunterstützteAn- wältevertratenachtBauernausdersüdchinesischenProvinzGuangxi,diegegeneineum- welt-undgesundheitsschädigendePapierfabrikprotestierthattenundaufgrunddessenzu Gefängnisstrafenverurteiltwordenwaren.DerFallunddieErfahrungenausdiesemPro- zesswurdenwährendeinesWorkshopsinPekingvonAnwälten,Rechtswissenschaftlern undBauerndiskutiert.BisApril2008sollderLeitfadenfürAnwältefertiggestelltwerden. China. Volksrepublik China – Republik des  ErwirddurchdenAllgemeinenChinesischenAnwaltsverbandVerbreitungfindenundsoll Volkes? Rechtsanwälteermutigen,derartigeFälleanzunehmenunderfolgreichzuvertreten.Erste Ausgabe2/2007(Printausgabevergriffen!) Erfolgesindbereitszuverzeichnen:DieAnwältehabeninzweiterInstanzfürsechsderin- Berlin,34Seiten haftiertenBauerneinensofortigenFreisprucherzielt,fürdieübrigenwurdedasStrafmaß reduziert.DerRichterdrückteinseinerUrteilsverkündungseinenRespektgegenüberden Downloadunter www.boell.de/thema BauernundseinenMissmutgegenüberdenUnternehmenaus.Inzwischenwurdenfast200 PapierfabrikendieserArtinderRegiongeschlossen. ChinasBauernbekommenUmweltschäden zunehmendzuspüren.
  • 18. 16 Außen-undSicherheitspolitik Außen- und  Sicherheitspolitik  Die außen- und sicherheitspolitische Agenda ist in einem tiefgreifenden Wandel  begriffen. Heute stellt sich mehr denn je die Frage nach einem globalen Ordnungs- rahmen, der eine friedliche Austragung von Interessensgegensätzen gewährleistet,  Kooperation fördert und eine Eskalation der Konfliktpotenziale verhindert. Die Ent- wicklung einer solchen politischen Architektur ist umso dringender angesichts der  zunehmenden Verteilungskonflikte um knappe Ressourcen, des Aufkommens neuer  Mächte sowie der Herausforderung durch neue Formen außerstaatlicher Gewalt.   Die Heinrich-Böll-Stiftung trägt dazu bei, multilaterale Lösungsansätze für die außen-  und sicherheitspolitischen Herausforderungen und die Rolle Europas in der Welt zur  Diskussion zu stellen. (l–r)ReinhardBütikofer,Bundesvorsitzender vonBündnis90/DieGrünen;FraukeSeiden- sticker,DeutschesInstitutfürMenschenrechte; undSongXinning,UnitedNationsUniversity Brügge,aufder8.AußenpolitischenJahres- tagung. AußenpolitischeJahrestagung  Berlin: Die Chinapolitik des Westens – zwischen strategischer Konkurrenz  und Kooperation ChinahatsichindenvergangenenJahrenaufgrundseinerwachsendenwirtschaftlichen StärkeundeineraktiverwerdendenAußenpolitikzueinemimmerwichtigerenGegenüber auchfürdenWestenentwickelt.ZahlreichesicherheitspolitischeHerausforderungenkön- nenohneeineEinbindungChinasnichtmehrgelöstwerden.Gleichzeitigbergendieres- sourcen-undmachtpolitischenAmbitionenChinasauchKonfliktpotenziale. DieseAusgangslagewirfteinigegrundsätzlicheFragenauf:GibtesgegenüberChina einenlatentenKonfliktzwischen«Interessenpolitik»und«Menschenrechtspolitik»?Wie definierenbeideSeitenihrestrategischenInteressen–undistdieSchnittmengegemeinsa- merInteressengroßgenug,umKonfliktedurchKompromissezuüberbrücken?Könntedie Energie-undKlimapolitikeinFeldstrategischerKooperationzwischenderEUundChina werden? Die8.AußenpolitischeJahrestagungderHeinrich-Böll-Stiftungvom6.bis7.Septem- ber2007inBerlinstelltedieChina-PolitikdesWestensinHinblickaufdiezugrundelie- gendenWerte,InteressenundstrategischenEinschätzungenzurDiskussion.Soverwies DavidShambaughvonderGeorgeWashingtonUniversitydarauf,dassdiePolitikender USAundderEUgegenüberChinazunehmendvonGemeinsamkeitenbestimmtseien.Dem- gegenüberstellteEberhardSandschneidervonderDeutschenGesellschaftfürAuswärtige PolitikdieunterschiedlichenInteressenderEUundderUSAheraus.ReinhardBütikofer, BundesvorsitzendervonBündnis90/DieGrünen,betonte,dassdieAlternative«Chinaals GegenspieleroderPartner»ersetztwerdensolltedurchdieBeschreibung«Gegenspieler undPartner».IndiesemSinneliegeesnichtnuranderPolitikChinas,obundinwiefern ChinaPartneroderGegenspielerdesWestenssei.EsliegeauchanunseremVerhalten gegenüberChina.SongXinningvonderUnitedNationsUniversitätinBrüggebetontedie Dr.GudrunWacker,StiftungWissenschaftund Tatsache,dassChinaunddieEUunterschiedlicheVorstellungenüberdieGrundlagender Politik beiderseitigerklärten«strategischenPartnerschaft»haben.DiechinesischeDefinitionsei
  • 19. Außen-undSicherheitspolitik 17 zubreit,siedeckeallesab.AufdereuropäischenSeitewiederumseidieDefinitionzueng, daesdortnurumSicherheitgehe.Einigkeitherrschtedarüber,dassinEuropastrategi- scheErwägungenzurkünftigenRolleChinasimmultilateralenSystemundinnerhalbder globalenSicherheitsarchitekturnochweitgehendfehlen.ZurEntwicklungeinerrealenau- ßenpolitischenStrategiederEUundeinerstrategischenKooperationmitdenUSAwerden daherweitereausgeprägteDebattenundKonsultationenvonnötensein. Podiumsdiskussion Berlin: Russland vor den Wahlen  DieParlaments-undPräsidentschaftswahleninRusslandunddiedamitverbundenenauto- ritärenEntwicklungstendenzennachinnenwieaußenwarenGegendstandeinerPodiums- diskussionam19.Juni2007inBerlin.WladimirRyschkow,VorsitzenderderRepublika- nischenParteiRusslandsundeinzigverbliebenerliberalerAbgeordneterinderRussischen Staatsduma,berichtetevonderzunehmendenEinengungdemokratischerFreiheitenin Russland,dieeru.a.anderNichtzulassungseinerParteizudenDumawahlenimDezember festmachte.ZudembeklagteRyschkowdieUnfähigkeitderdemokratischenPolitikerin Russland,sichangesichtsderautoritärenRestaurationimLandzusammenzuschließen. MarieluiseBeck,MdBvonBündnis90/DieGrünen,undRuprechtPolenz,MdBfürdie CDU/CSUundVorsitzenderdesAuswärtigenAusschusses,teiltendieBersorgnisüberdie WladimirRyschkow,einzigverbliebenerlibera- zunehmendeEinschränkungpolitischerFreiheitsrechteundäußertensichdarüberhin- lerAbgeordneterinderRussischenStaatsduma, ausbeunruhigtüberdiekonfrontativeRhetorikrussischerPolitikerinaußen-undsicher- aufderBerlinerPodiumsdiskussion. heitspolitischenFragen.SiewarntenjedochvoreinerIsolierungRusslandsundforderten stattdessen,denKontaktmitRusslandaufallenEbenenzuintensivieren.MarieluiseBeck fordertezudemVisa-ErleichterungeninderEUfürRussinnenundRussenalswirksamste MaßnahmegegenderenzunehmendesGefühl,vonEuropazurückgesetztundausgeschlos- senzusein.PessimistischzeigtesichdasPodiumwieauchdasPublikumangesichtsder Frage,wiederzeitvonaußendirekterEinflussaufdieinnenpolitischenEntwicklungenin Russlandgenommenwerdenkönnte. Konferenz  Berlin: Roadmap to 1325 FriedenundSicherheitsindohneGeschlechterperspektivenichtzurealisieren.Fürdiesen AnsatzmachtsichdasGunda-Werner-InstitutinderHeinrich-Böll-Stiftung(GWI)stark. Human Security = Women’s Security?   ImJahr2007konzentriertesichdasInstitutaufdieUmsetzungderUN-Resolution1325 Keine nachhaltige Sicherheit ohne Geschlechter- indereuropäischenSicherheitspolitik.DieKonferenz«Roadmapto1325»vom4.bis6. perspektive  Mai2007inBerlin,einKooperationsprojektu.a.mitdemFrauensicherheitsrat,Amnes- Hrsg.vonderHeinrich-Böll-Stiftung (über rbeiteterundaktualisierterNachdruck a tyInternationalundWOMNET,warderAuftaktfüreinenpolitischenStaffellaufdurch ausdemJahr2004) Europa:JeweilsindemLand,dasdieEU-Ratspräsidentschaftinnehat,sollendieInhalte Berlin2007,224Seiten derResolutionpublikgemachtundStrategienzuihrerUmsetzungmitderRatspräsident- ISBN978-3-927760-74-5 schafterörtertwerden. DieResolution1325schreibt–völkerrechtlichbindend–vor,dassFrauenbeiallen EntscheidungeninderFriedens-undSicherheitspolitikzubeteiligensindbzw.dieGen- derperspektiveeinzubeziehenist.DochgegendieResolutionwirdständigverstoßen.Auf derKonferenzentwickeltenmehrals150Fachleute,PolitikerinnenundPolitikersowie Aktivistinnenaus25LändernVorschlägefüreinebessereUmsetzungderUN-Resolution inEuropa.DieKonferenzendetemitdersymbolischenÜbergabeeinesStaffelstabsvom deutschenFrauensicherheitsratanRepräsentantinnenderZivilgesellschaftPortugalsund Sloweniens,dieinihrenLändernFolgeveranstaltungenzusagten. IndenMedienistdasThema«FrauenundSicherheitspolitik»bislangwenigpräsent.Es gibtkaumBerichte,ReportagenundAnalysen,diebewaffneteKonflikte,Kriegspolitikund militärischeAufrüstungunterdemAspektderGeschlechterverhältnissebeleuchten.Die GruppeGAMS(GenderAnalyse,Medien,Sicherheitspolitik),vomGWIsowieengagierten MehrInformationenzurRoadmap1325unter www.glow-boell.de JournalistinnenundJournalistenimHerbst2007initiiert,ersinntStrategienundKonzep- EinBuchzumThemaerscheintimJahr2008. te,wiedieBerichterstattungverändertunddieÖffentlichkeitfürdasThemasensibilisiert werdenkann.