1. FEATURE Bildverhältnis
Das Bildverhältnis –
eine klare Sache, oder?
Jacek Pawlowski
Das Bildverhältnis definiert das Verhältnis von Bildhöhe zu Bild-
breite. Obwohl im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche verschiedene
Formate im Einsatz waren, die von 1,19:1 bis zu 4:1 reichten, sind
wir heute im Digitalfernsehen in der Praxis mit zwei Formaten kon-
frontiert, nämlich 1,33:1 (oder 4:3) und 1,56:1 (oder 16:9).
Fernsehprogramme mit Hinzugefügt sollte hier
Standardauflösung (SDTV) werden, dass bei Pan & Scan
werden zumeist im Format 4:3 nicht notwendigerweise die
übertragen, wenngleich man Mitte des ursprünglichen Bildes
immer wieder auch auf SDTV- (wie in Abbildung 2) gezeigt
Übertragungen in 16:9 trifft. wird, da bei der Kodierung des
Letzteres Format besitzt zwar Signals die Koordinaten jener
dasselbe Bildverhältnis wie Bildstellen eingefügt werden
HDTV, hat deshalb aber noch können, die für die jeweilige
lange keine HDTV-Qualität! Dies Szene am wichtigsten sind.
ist klar in Abbildung 1 ersicht- Daher wird entweder der
lich. Wie man erkennen kann, mittige Teil des ursprüngli-
werden bei HDTV wesentlich chen Bildes gezeigt, oder ein
mehr Pixel für dieselbe Bildflä- rechts bzw. links davon liegen-
che übertragen als bei SDTV. der Teil.
In anderen Worten heißt das, Das alles geschieht ganz
dass ein SDTV-Bild in 16:9 zwar automatisch, sodass wir nichts
dasselbe Seitenverhältnis hat davon bemerken.
wie ein HDTV-Bild, jedoch eine Falls Sie mir das nicht glau-
wesentlich geringere Bildauf- ben, stellen Sie einfach einen
lösung. Dazu kommt, dass bei 4:3 Fernseher über einen 16:9
SDTV in 4:3 und bei HDTV in Fernseher und beobachten Sie
16:9 jedes Pixel ein fast per- dasselbe 16:9 Bild auf beiden
fektes Quadrat bildet, während Geräten.
bei SDTV in 16:9 die Pixel in der Am besten kann man das
Breite gedehnt werden. nachverfolgen, wenn beide
Wie werden nun Signale mit Geräte dieselbe Bildhöhe
unterschiedlichen Bildverhält- haben.
nissen auf dem
Fernsehgerät
dargestellt? Das
hängt von den
Einstellungen im
Satellitenreceiver
und im Fernseh-
gerät ab. Sehen
wir uns die einzel-
Abb. 1: Bildverhältnisse von SDTV, Breitbild-SDTV und HDTV. Der nen Szenarien an.
vergrößerte Bildausschnitt veranschaulicht die Form und Größe der
einzelnen Pixel.
Abb. 2: Ein 16:9 Signal auf einem 4:3 TV-Gerät
Ein 16:9 Signal auf wir empfangen bzw. was der lung ist oberhalb und unter-
einem 4:3 Fernsehgerät Receiver zum Fernsehgerät halb des eigentlichen Bildes
schickt. Abbildung 2 zeigt ein schwarzer Balken zu
Herkömmliche 4:3 Fern- die beiden Einstellungen, sehen, während bei Pan &
seher besitzen im Regelfall die am Receiver gewählt Scan diese lästigen Balken
keinen Signalprozessor für werden können, nämlich zwar verschwinden, jedoch
das Bildverhältnis. Daher Pan & Scan oder Letterbox. nicht mehr das vollständige
sehen wir genau das, was Bei der Letterbox-Einstel- Bild dargestellt wird.
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3. Signal tatsächlich 4:3 ist, dann
gibt es natürlich kein Problem,
und die Mehrzahl der Satelliten-
sender verwendet auch diese
Übertragungsart. Es kommt
jedoch gelegentlich auch vor,
dass ein Film in Breitbild als 4:3
Signal übertragen wird. Sehen
Sie sich dazu Abbildung 3 an.
Wenn ein 4:3 Signal bereits
schwarze Balken enthält, dann
sehen wir diese Balken am 4:3
Fernsehgerät, und zwar unab-
hängig von der Einstellung im
Ein 4:3 Signal auf einem auch für das terrestrische ana-
4:3 Fernsehgerät loge Fernsehen verwendet und
dann über einen Uplink zum
Warum wir dieses Szenario Satellit geschickt wird haben wir
überhaupt eigens behandeln? Verständnis für diese Vorgangs-
Nun, wenn das eingehende weise.
Satellitenreceiver. Beim ana-
logen Fernsehen ist Ihnen das
sicher auch früher oft aufge-
fallen. Über Digitalsatellit soll-
ten solche Signale eigentlich
nicht übertragen werden, aber
vor allem wenn dasselbe Signal
Abb. 3: Wenn ein 4:3 Signal bereits
schwarze Balken enthält (z.B.
wenn es sich um einen Film in
Kinoformat handelt), dann sind
diese Balken unabhängig von der
Receivereinstellung sichtbar.
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4. Ein 4:3 Signal auf einem Bildqualität wäre dabei jedoch Von Zeit zu Zeit müssen
16:9 Fernsehgerät schlechter, da wir zuerst über wir die Einstellungen an
den Receiver ein kleines Bild Receiver und Fernsehge-
Kommen wir nun zum kniff- ausgeben, das dann vom Fern- rät ändern, wenn sich die
ligen Teil. Wir haben einen sehgerät vergrößert wird. Eigenschaften des emp-
modernen LCD- oder Plasma-
schirm oder einen nicht ganz Es ist immer empfehlens-
so modernen 16:9 Röhrenfern- wert, das größtmögliche Bild
seher und empfangen ein nicht vom Receiver ausgeben zu
passendes Signal. Zuvor habe lassen.
ich schon die verschiedenen Ein-
stellungen erwähnt, die wir am
Satellitenreceiver oder Fernseh-
gerät vornehmen können.
Jeder Receiver hat im Prinzip
zwei Optionen, die je nach Her-
steller unterschiedlich benannt
sein können: Letterbox und Pan
& Scan. Einige Receiver haben
auch einen Vollbildmodus, bei
dem das eingehende Bild auf die
volle Bildschirmhöhe (Bild 16:9,
Fernsehgerät 4:3) bzw. –breite
(Bild 4:3, Fernsehgerät 16:9)
gedehnt wird. Diese Möglichkeit
wird in der Praxis jedoch nicht
sehr häufig verwendet, daher
haben wir keine eigene Abbil- Abb. 4: Darstellung eines
dung dafür erstellt. 4:3 Signals auf einem 16:9
In den meisten Fällen wird das TV-Gerät
Fernsehgerät das Signal ohne
Signalbearbeitung wiedergeben
(zweite Spalte von Abbildung
4), es dehnen oder vergrößern
(dritte Spalte in Abbildung 4).
Die meisten Anwender wählen
wahrscheinlich die Letterbox- Zusammenfassung
Option im Receiver und die
Möglichkeit zur nicht-linearen Wie sollen wir also nun unse-
Dehnung am Fernsehgerät. ren Receiver und unser Fern-
Dabei wird das Bild zwar ver- sehgerät einstellen? Es gibt
zerrt, in erster Linie aber in den in Wirklichkeit keine für alle
linken und rechten Ecken und Empfangssituationen gültige
nicht in der Bildmitte. Antwort. Zudem hängt es auch
Falls das 4:3 Signal jedoch davon ab, ob Sie persönlich die
einen Film im Kinoformat über- schwarzen Balken stören oder
trägt, dann sind diese Einstel- nicht. Wenn Sie einen wirklich
lungen nicht optimal (siehe den großen Bildschirm besitzen und
untersten Bereich der Zeich- Wert auf eine möglichst original- fangenen Signals ändern. Es Zum Glück passen HDTV
nung). In diesem Fall wäre die getreue Wiedergabe legen, dann gibt dabei jedoch eine Dau- und die HDTV-Fernsehgeräte
beste Kombination Pan & Scan nehmen Sie wahrscheinlich die menregel: verwenden Sie die mit 16:9 perfekt zusammen.
im Receiver und Normalmodus Balken gerne in Kauf, denn wer Signalbearbeitung des Fern- Wenn einmal alle Sender die
im Fernsehgerät. möchte schon eine aufgebla- sehgerätes so wenig wie mög- Umstellung auf HDTV vollzogen
Ein ähnliches Ergebnis erhält sene und verzerrte Miss World lich. Lassen Sie den Receiver haben, gehört diese gesamte
man auch, wenn man Letterbox im Fernsehen sehen? Naja, so diese Arbeit übernehmen, um Problematik der Vergangenheit
und Zoom kombiniert (nicht in manch eifersüchtige Zuseherin so die bestmögliche Bildquali- an. Und bis dahin müssen wir
der Abbildung dargestellt) – die vielleicht... tät zu erreichen. uns in Geduld üben.
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