1. Stenographisches Protokoll
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31. (verlangte) Sitzung des Kärntner Landtages – 30. Gesetzgebungsperiode
Mittwoch, den 5. Oktober 2011
Inhalt
Fragestunde (S. 3506) Zur Geschäftsordnung: Ing. Scheuch (S.
2537)
Aktuelle Stunde (S. 3521)
Antragsteller: SPÖ-Klub Tagesordnung (S. 3538)
Thema: Die vom Steuerberater Dr. Birnba-
cher für den Verkauf der Anteile der Hypo- 1. Ldtgs.Zl. 58-10/30:
Alpe-Adria-Bank erbrachten Leistungen Bericht und Antrag des Ausschusses für
Redner: Ing. Rohr (S. 3522) Ing. Scheuch Rechts-, Verfassungs-, Föderalismus-,
(S. 3523, S. 3535), Tauschitz (S. 3524), Ho- Volksgruppen-, Flüchtlings- und Immuni-
lub (S. 3525), Seiser (S. 3526), Dipl.-Ing. tätsangelegenheiten betreffend keine Haft-
Gallo (S. 3527), Poglitsch (S. 3528), Dr. erleichterung für Kinderschänder
Lesjak (S. 3529), Strauß (S. 3531), Greben- Berichterstatter: Mag. Darmann (S. 3538,
jak (S. 3532), Ing. Hueter (S. 3532), Scho- 3540)
ber (S. 3534) Redner: Dipl.-Ing. Gallo (S. 3538), Tau-
Zur Geschäftsordnung: Tauschitz (S. 3556) schitz (S. 3539)
Mehrheitliche Annahme (F ja, ÖVP ja, SPÖ
Ldtgs.Zl. 40-7/30: nein, Grüne nein) (S. 3540)
Prüfungsverlangen des Landtages vom
5.10.2011 auf Antrag von Abgeordneten 2. Ldtgs.Zl. 80-4/30:
des ÖVP-Klubs betreffend Tibethotel und Bericht und Antrag des Ausschusses für
Tibetzentrum Hüttenberg durch den Lan- Familie, Soziales, Generationen, Senioren,
desrechnungshof Arbeitnehmer betreffend Anhebung des
Einstimmige Annahme (S. 3538) Mindesteinkommens
Zur Geschäftsordnung: Ing. Rohr (S. 3537) Berichterstatterin: Obex-Mischitz (S. 3540)
Redner: Trettenbrein (S. 3540), Mag. Cer-
Ldtgs.Zl. 40-8/30: nic (S. 3541), Dr. Lesjak (S. 3543),
Prüfungsverlangen des Landtages vom Poglitsch (S. 3544), Anton (S. 3545), Ing.
5.10.2011 auf Antrag von Abgeordneten Scheuch (S. 3545), Ing. Rohr (S. 3547)
des SPÖ-Klubs betreffend Tibethotel und
Mehrheitliche Annahme (F ja, SPÖ ja, ÖVP
Tibetzentrum Hüttenberg durch den Lan-
nein, Grüne ja) (S. 3548)
desrechnungshof
Einstimmige Annahme (S. 3538) 3. Ldtgs.Zl. 149-4/30:
Zur Geschäftsordnung: Holub (S. 3537) Bericht und Antrag des Ausschusses für
Familie, Soziales, Generationen, Senioren,
Ldtgs.Zl. 40-9/30: Arbeitnehmer zur Regierungsvorlage
Prüfungsverlangen des Landtages vom betreffend das Gesetz, mit dem das Kärnt-
5.10.2011 auf Antrag von Abgeordneten der ner Pflegegeldgesetz geändert wird
Grünen betreffend Tibetzentrum Hüttenberg ./. mit Gesetzentwurf
durch den Landesrechnungshof
Einstimmige Annahme (S. 3538) Berichterstatterin: Arztmann (S. 3549)
Redner: Trettenbrein (S. 3549), Obex-
2. 3504 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Mischitz (S. 3549), Wolf-Schöffmann Mehrheitliche Annahme (F ja, SPÖ nein,
(S. 3550) ÖVP ja, Grüne nein) (S. 3559)
Abänderungsantrag des SPÖ-Klubs erhält
keine Mehrheit (F nein, SPÖ ja, ÖVP nein, 7. Ldtgs.Zl. 22-11/30:
Grüne ja) (S. 3550) Bericht und Antrag des Ausschusses für
Einstimmige Annahme der 2. und 3. Lesung Tourismus, Wirtschaft, Land- und Forst-
(S. 3551) wirtschaft, Europa, Gemeinden, ländlichen
Raum und Personalangelegenheiten zur Re-
4. Ldtgs.Zl. 124-12/30: gierungsvorlage betreffend die Aufnahme
Bericht und Antrag des Ausschusses für von BewerberInnen in den Landesdienst;
Tourismus, Wirtschaft, Land- und Forst- Bericht gemäß § 11 Abs. 3 des Kärntner
wirtschaft, Europa, Gemeinden, ländlichen Objektivierungsgesetzes (Zeitraum: No-
Raum und Personalangelegenheiten betref- vember 2010 bis Jänner 2011)
fend 15-Tages-Vignette für Österreichs Au-
Berichterstatter: Poglitsch (S. 3558)
tobahnen und Schnellstraßen
Redner: Holub (S. 3558), Dipl.-Ing. Gallo
Berichterstatter: Suntinger (S. 3551) (S. 3558)
Redner: Rossmann (S. 3552), Ing. Ebner Mehrheitliche Annahme (F ja, SPÖ nein,
(S. 3552), Poglitsch (S. 3553), Holub ÖVP ja, Grüne nein) (S. 3560)
(S. 3554), Anton (S. 3554)
Mehrheitliche Annahme (F ja, SPÖ ja, ÖVP 8. Ldtgs.Zl. 40-5/30:
ja, Grüne nein) (S. 3555) Bericht und Antrag des Ausschusses für
Budget, Landeshaushalt und Finanzen zur
5. Ldtgs.Zl. 49-8/30: Regierungsvorlage betreffend Projekt JUFA
Bericht und Antrag des Ausschusses für Knappenberg: „Ein Dialog der Kulturen“ –
Tourismus, Wirtschaft, Land- und Forst- Umwidmung von Mitteln
wirtschaft, Europa, Gemeinden, ländlichen
Berichterstatter: Mandl (S. 3560)
Raum und Personalangelegenheiten zur Re-
gierungsvorlage betreffend das Gesetz, mit Redner: Warmuth (S. 3560), Tiefnig
dem das Kärntner Regionalfondsgesetz ge- (S. 3561), Poglitsch (S. 3563), Holub
ändert und das Kärntner Bodenbeschaf- (S. 3564)
fungsfondsgesetz aufgehoben wird Mehrheitliche Annahme (F ja, SPÖ nein,
./. mit Gesetzentwurf ÖVP ja, Grüne nein) (S. 3565)
Berichterstatter: Poglitsch (S. 3555) 9. Ldtgs.Zl. 102-5/30:
Redner: Ing. Rohr (S. 3555), Ing. Hueter Mündliche Anfragebeantwortung von LR
(S. 3555), Suntinger (S. 3556) Mag. Dr. Martinz zur schriftlichen Anfrage
Einstimmige Annahme der 2. und 3. Lesung der Abg. Dr. Lesjak betreffend Kleines
(S. 3557) Glücksspiel
Aufruf in der nächsten Sitzung (S. 3565)
6. Ldtgs.Zl. 22-10/30:
Bericht und Antrag des Ausschusses für 10. Ldtgs.Zl. 133-1/30:
Tourismus, Wirtschaft, Land- und Forst- Mündliche Anfragebeantwortung von Lan-
wirtschaft, Europa, Gemeinden, ländlichen desrat Mag. Dr. Martinz zur schriftlichen
Raum und Personalangelegenheiten zur Re- Anfrage des Abgeordneten Suntinger
gierungsvorlage betreffend die Aufnahme betreffend Kosten der Vermarktung bäuerli-
von BewerberInnen in den Landesdienst; cher Produkte
Bericht gemäß § 11 Abs. 3 des Kärntner Aufruf in der nächsten Sitzung (S. 3565)
Objektivierungsgesetzes (Zeitraum: August
bis Oktober 2010) 11. Ldtgs.Zl. 35-4/30:
Berichterstatter: Anton (S. 3557) Mündliche Anfragebeantwortung von Lan-
Gemeinsame Generaldebatte mit TOP 7. desrat Mag. Dr. Martinz zur schriftlichen
3. 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode 3505
Anfrage des Abgeordneten Holub betref- desrat Mag. Dr. Martinz zur schriftlichen
fend Verwaltungsreform Anfrage des Abgeordneten Ing. Rohr betref-
Aufruf in der nächsten Sitzung (S. 3565) fend Konjunkturpaket 2 (S. 3566)
12. Ldtgs.Zl. 64-5/30: Mitteilung des Einlaufes (S. 3566)
Mündliche Anfragebeantwortung von Lan-
A) Dringlichkeitsantrag:
desrat Mag. Ragger zur schriftlichen Anfra-
ge der Abgeordneten Dr. Lesjak betreffend Ldtgs.Zl. 75-3/30:
Putzmittelwerbung des LR f. Soz. auf Dringlichkeitsantrag von Abgeordneten des
Briefpapier des Landes Kärnten SPÖ-Klubs betreffend Kärntner Landeshol-
Aufruf in der nächsten Sitzung (S. 3566) ding – Abberufung eines Mitgliedes des
Aufsichtsrates
13. Ldtgs.Zl. 64-6/30:
Mündliche Anfragebeantwortung von Lan- Zur Begründung der Dringlichkeit: Ing.
desrätin Dr. Prettner zur schriftlichen An- Rohr (S. 3566)
frage der Abgeordneten Warmuth betref- Zur Dringlichkeit: Tauschitz (S. 3567), Ing.
fend Werbung für LR Dr. Beate Prettner Scheuch (S. 3568)
Aufruf in der nächsten Sitzung (S. 3566) Die Zuerkennung der Dringlichkeit erhält
nicht die erforderliche 2/3-Mehrheit (F nein,
14. Ldtgs.Zl. 202-1/30: SPÖ ja, ÖVP nein, Grüne ja) (S. 3569)
Schriftliche Anfragebeantwortung von Lan- Zuweisung: Ausschuss für Recht-, Verfas-
desrätin Dr. Prettner zur schriftlichen An- sungs-, Föderalismus-, Volksgruppen-,
frage der Abgeordneten Rossmann betref- Flüchtlings- und Immunitätsangelegenhei-
fend Zulassungsbeschränkung für Elektro- ten (S. 3569)
Boote (S. 3566)
B) Anträge von Abgeordneten (S. 3569)
15. Ldtgs.Zl. 103-4/30:
Schriftliche Anfragebeantwortung von Lan-
Beginn: Mittwoch, 5. Oktober 2011, 20.04 Uhr, Ende: Donnerstag, 6. Oktober 2011, 00.34 Uhr
Beginn der Sitzung: 20.04 Uhr
V o r s i t z: Erster Präsident Lobnig, Zweiter B u n d e s r a t: Pirolt
Präsident Schober, Dritter Präsident Dipl.-Ing. E n t s c h u l d i g t : Mitterer, Blatnik,
Gallo Petritz
Anwesend: 34 Abgeordnete S c h r i f t f ü h r e r: Direktor Mag. Weiß
E n t s c h u l d i g t : Adlassnig, Köchl
M i t g l i e d e r der L a n d e s r e g i e r u n g:
Landesrat Mag. Ragger, Landesrat Mag. Dr. Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Lobnig
Martinz Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren
E n t s c h u l d i g t : Landeshauptmann Dörf- Abgeordnete! Einen schönen Abend und will-
ler, Erster Landeshauptmann-Stellvertreter kommen zur 31. Sitzung des Kärntner Landta-
Dipl.-Ing. Scheuch, Zweiter Landeshaupt- ges. Ich eröffne diese Sitzung und begrüße die
mann-Stellvertreter Mag. Dr. Kaiser, Landes- Regierungsmitglieder, Herrn Landesrat Dr. Mar-
rat Mag. Dobernig tinz und Herrn Landesrat Mag. Christian Ragger.
Ich begrüße auch die Gäste auf der Zuschauerga-
4. 3506 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Lobnig
lerie, die Vertreter der Medien sowie auch die Des Weiteren haben sich entschuldigt Herr Lan-
Internetbenutzer. Herzlich willkommen auch deshauptmann-Stellvertreter Dipl.-Ing. Uwe
Herr Bundesrat Pirolt, die weiteren Mitglieder Scheuch, Herr Zweiter Landeshauptmann-
sind für die heutige Sitzung entschuldigt. Ich Stellvertreter Dr. Peter Kaiser, Herr Landesrat
darf begrüßen von der Fachbeamtenschaft den Mag. Harald Dobernig, Frau Abgeordnete An-
Leiter des Verfassungsdienstes, Dr. Glantschnig, nemarie Adlassnig, Herr Abgeordneter Klaus
ich begrüße den Rechnungshofdirektor Köchl sowie die Bundesräte Peter Mitterer, Frau
Dr. Reithofer sowie den Leiter des Inneren Bundesrätin Anna Blatnik. Von Herrn Bundesrat
Dienstes, Herrn Landesamtsdirektor-Stell- Petritz ist keine Mitteilung eingegangen, ob er
vertreter Dr. Matschek. Meine geschätzten Da- an der Sitzung teilnehmen wird oder nicht. Er-
men und Herren! Wie Sie aus der Ihnen übermit- freulich habe ich zu berichten, dass Geburtstage
telten Einladung ersehen konnten, findet heute gefeiert wurden und so darf ich gratulieren dem
eine sogenannte „verlangte“ Landtagssitzung Zweiten Landtagspräsidenten Rudolf Schober zu
statt. Gemäß § 44 Abs. 2 der Landtags- seinem Geburtstag. (Beifall im Hause.) Herzli-
Geschäftsordnung haben die Antragsteller die chen Glückwunsch von dieser Stelle aus und
Erörterung eines Dringlichkeitsantrages betref- weiterhin alles Gute, viel Gesundheit, Freude an
fend Abberufung des Aufsichtsratsvorsitzenden der Arbeit zum Wohle des Landes. Ich darf last
Dr. Josef Martinz angekündigt. Weiters enthält but not least umso herzlicher begrüßen, und
die Tagesordnung alle offenen und zu beraten- zwar die Frau Abgeordnete Wilma Warmuth, sie
den Verhandlungsgegenstände, die bis zum Er- hat ihren 60. Ehrentag gefeiert! Herzlichen
gehen der Einladung verhandlungsreif im Land- Glückwunsch im Namen aller Damen und Her-
tag vorgelegen sind. Die heutige Sitzung wurde ren Abgeordneten des Hauses. (Beifall im Hau-
fristgerecht einberufen und so darf ich für die se.) Viel Glück und alles Gute! Hohes Haus, wir
heutige Sitzung entschuldigen: Den Herrn Lan- kommen nun zu Beginn dieser Sitzung zur
deshauptmann Gerhard Dörfler, er ist in Wien.
Fragestunde
Wie Sie bereits erkennen können, ist die Regie- Abgeordnete Warmuth (F):
rungsbank mit Herrn Landesrat Martinz und Warmuth
Herrn Landesrat Ragger besetzt. Das heißt, die Geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
Anfragen 1 bis 7 können nicht aufgerufen wer- und Herren Abgeordnete! Liebe Zuhörer! Das
den, weil die Regierungsmitglieder nicht anwe- Thema alternativer Wohnformen für Senioren ist
send sind. Ich frage die Damen und Herren Ab- in aller Munde und wird auch ein Thema der
geordneten, ob der Wunsch besteht, diese Fragen Zukunft sein, sowohl für die Gemeinden als
schriftlich zu beantworten? – Wenn nicht, dann auch für die Betroffenen. Ich frage daher den
werden diese Fragen bei der nächsten Sitzung Herrn Landesrat Ragger:
zur Aufrufung gelangen. Nun komme ich zur Welche Perspektiven sehen Sie im Konzept
Anfrage „Betreubares Wohnen“ für Kärntner Senioren?
Warmuth
8. Ldtgs.Zl. 196/M/30: Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Anfrage der Abgeordneten Warmuth Lobnig
an Landesrat Mag. Ragger Bitte, Herr Landesrat, Sie sind am Wort und
bitte um die Beachtung der fünf Minuten Rede-
Ich darf nun die Frau Abgeordnete bitten, die zeit! Bitte!
Lobnig
Frage zu stellen!
Lobnig
5. 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode 3507
Landesrat Mag. Ragger (F): wir gemeinsam mit dem Gemeindereferenten
Mag. Ragger verantwortlich zeichnen. Es ist somit erstmalig
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Da- in der Geschichte gelungen, eine Reduzierung
men und Herren des Hohen Hauses! Liebe Frau der prozentuellen Ausgaben im Bereich der Ge-
Abgeordnete! Grundsätzlich gehen wir beim meinden vorzunehmen, und wir konnten letztes
betreuten Wohnen seit 1. April 2011 davon aus, Jahr den Gemeindeanteil für die Sozialabgaben
eine neue alternative Versorgung für die ältere um 7,2 Prozent absenken. Damit haben wir das
Generation zu schaffen. Das ist nicht nur eine erste Mal diesen Ansatz gewählt und wir werden
Erfindung von Seiten des Landes Kärnten, son- auch gemeinsam mit dem Gemeindereferenten
dern es ist grenzübergreifend europaweit mitt- weiter daran arbeiten, hier nicht nur eine Entlas-
lerweile an der Tagesordnung, diese Wohnfor- tung der älteren Bevölkerung im Bereich der
men einzurichten. Dies aus einem ganz einfa- Wohnversorgung zu schaffen, sondern auch
chen Grund: Wir haben für Kärnten bereits für gemeinsam eine Umfinanzierung der Finanzen
das Jahr 2020 eine Hochrechnung vorgenommen in diesen Bereich vorzunehmen. Ich bin zuver-
und auch in weiterer Folge für das Jahr 2030. Sie sichtlich, dass wir damit in die nächste Generati-
werden aus den Medien tagtäglich erfahren, dass on wechseln können. (Beifall von der F-
die demographische Entwicklung dazu führt, Fraktion. – Abg. Warmuth: Danke!)
Mag. Ragger
dass wir im Jahr 2020 bereits über 12 Prozent
75-Jährige in Kärnten haben werden. Wenn wir
auch noch die 65-Jährigen dazunehmen, liegen Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
wir bei knapp 30 Prozent. Im Jahr 2030 wird Lobnig
erstmalig - und das ist wahrscheinlich einzigartig Gibt es von Seiten der SPÖ-Fraktion eine Zu-
in der Geschichte dieser Republik - Salzburg das satzfrage? – Das ist nicht der Fall. Von der
Bundesland Kärnten in der Bevölkerungsent- ÖVP-Fraktion? – Auch nicht, bitte Frau Abge-
wicklung überholt werden, da wir stagnieren. ordnete! (Abg. Warmuth: Nein, danke!) Sie ha-
Das heißt aber auch, dass wir uns neue Gedan- ben auch keine Zusatzfrage, dann ist diese An-
ken anstrengen müssen, wie wir hinkünftig unse- frage bereits erledigt. Wir kommen zur nächsten
re ältere Generation versorgen. Wir können es so Anfrage.
machen, wie es seinerzeit jeder Bürgermeister in
Kärnten gefordert hat, früher war es der Fuß-
ballplatz, dann war dies das Altersheim, heute ist 9. Ldtgs.Zl. 198/M/30:
es das betreubare Wohnen. Ich halte es für abso- Anfrage der Abgeordneten Arztmann
lut sinnvoll, dass wir kombinierte Wohnformen an Landesrat Mag. Ragger
einsetzen und neben dem betreuten Wohnen
auch die Möglichkeit der Prüfung für Demenz- Frau Abgeordnete, ich ersuche Sie, die Frage zu
erkrankungen mit einer eigenen Einrichtung stellen! Bitte!
Lobnig
haben. Als dritter Part eben das klassische Pfle-
geheim, um hier die Aufrechterhaltung der Ver-
sorgung zu gewährleisten. Abgeordnete Arztmann (F):
Arztmann
Wir zeigen es an vielen Beispielen exzellent vor, Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Regie-
ob es Sittersdorf beim Jakob Strauß ist oder auch rungsmitglieder! Hohes Haus! Um Familien und
in anderen Bereichen und anderen Bürgermeis- Jugendliche in schwierigen Situationen bei der
tern, wie in Kühnsdorf oder auch in Spittal. Hier Bewältigung ihrer Aufgaben zu unterstützten,
haben wir die kombinierten Wohnformen, auch gibt es in Kärnten viele Beratungsdienste. Nun
für Menschen, die eine Beeinträchtigung haben, darf ich Ihnen, geschätzter Herr Landesrat Rag-
indem wir neue Gruppenformen entwickelt ha- ger, folgende Frage stellen:
ben. Das hat dazu geführt, dass wir Steigerungs-
Wie hat sich das Budget in der Jugendwohlfahrt
stufen von durchschnittlich 15 Prozent, die wir
bei der sogenannten Familienintensivbetreuung
noch in den Jahren 2008/2009 in den Pflegehei-
in Ihrer Amtszeit entwickelt?
men gehabt haben, letztes Jahr auf 2,6 Prozent Arztmann
absenken konnten. Damit ist natürlich erstmalig
auch eine budgetäre Entlastung gelungen, für die
6. 3508 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): eine erschreckende Zahl.
Lobnig
Bitte, Herr Landesrat, Sie sind am Wort! Hier holt uns letztendlich die Vergangenheit ein.
Lobnig
An dem arbeiten wir, dass wir in diesem Präven-
tivbereich, in diesem extramuralen Bereich hier
Landesrat Mag. Ragger (F): massive Geldmittel einsetzen, um das hinkünftig
Mag. Ragger
zu vermeiden. (Beifall von der F-Fraktion.)
Mag. Ragger
Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Frau Ab-
geordnete! Ich muss dieser Anfragebeantwor-
tung vorausschicken, welchen Zugang wir ge- Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
wählt haben in den letzten Jahrzehnten im Bun- Lobnig
desland Kärnten. Wir haben einen anderen Zu- Gibt es von Seiten der SPÖ-Fraktion eine Zu-
gang gewählt als die Salzburger beispielsweise, satzfrage? – Nein! ÖVP? – Auch nicht! Frau
die sehr stark von vornherein seit den 90er Jah- Abgeordnete, dann haben Sie die Möglichkeit
ren in die Familienintensivbetreuung, in die am- einer Zusatzfrage!
Lobnig
bulante Betreuung gegangen sind, wo eigentlich
in der Familie schon das Problem erkannt wird.
Was hat Kärnten gemacht mit seinen Sozialrefe- Abgeordnete Arztmann (F):
rentinnen? Sie sind den stationären Bereich ge- Arztmann
Nein, danke!
gangen und das hat dazu geführt, dass wir heute Arztmann
die höchste Unterbringungsquote in ganz Öster-
reich im stationären Bereich von Kindern zwi-
schen zwei bis drei Jahren, bis zum vollendeten Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Lobnig
18. Lebensjahr, haben. Was bedeutet das an Keine Zusatzfrage, daher kommen wir zur
Geldwerten? Für jedes Kind in Kärnten geben nächsten Anfrage 10:
wir durchschnittlich € 45.000,-- für die Betreu-
ung aus, während wir in Salzburg bei gleicher
Kinderanzahl € 25.000,-- ausgeben. Das führt 10. Ldtgs.Zl. 199/M/30:
natürlich dazu, dass wir in der Periode, als wir
Anfrage des Dritten Präsidenten Gal-
2009 dieses Referat übernommen haben, eine
Veränderung dieser stationären Einrichtungen
lo an Landesrätin Dr. Prettner
vorgenommen haben. Abgesehen davon, dass Die Anfrage 10 kann nicht aufgerufen werden.
wir sie mittlerweile alle geprüft haben und auch Herr Präsident Dipl.-Ing. Gallo, mündlich oder
sehen, dass nicht einmal ein Drittel in der Lage schriftlich? (3. Präs. Dipl.-Ing. Gallo: Münd-
ist, eine eigene Kostenrechnung aufzustellen, so lich!) Mündlich bei der nächsten Sitzung. Dann
sind wir hergegangen und haben das Budget von kommen wir zur Anfrage 11:
€ 3 Millionen auf € 5 Millionen angehoben. Ent-
gegen den von den Grünen sonst so stark und
immer wieder kritisierten Einsparungen im Sozi- 11. Ldtgs.Zl. 200/M/30:
albereich haben wir hier eine massive Auswei- Anfrage der Abgeordneten Warmuth
tung vorgenommen und werden es bis zum Ende an Landesrat Mag. Ragger
dieser Periode auch noch schaffen, auf knapp
€ 10 Millionen zu kommen. Bitte, die Frage zu stellen!
Lobnig
Denn eines ist klargestellt: Wir müssen in den
Familien den Ansatz greifen und versorgen kön- Abgeordnete Warmuth (F):
nen, als dass man Kinder wegsperrt in stationäre Warmuth
Einrichtungen. Wir haben heute – und Sie kön- Geschätzter Herr Landesrat! Die positive Ent-
nen versichert sein, ich führe seit einem dreivier- wicklung der Jugend ist eine Intention, die alle
tel Jahr ein „Case-Management“, das erste Mal Kärntner Parteien vertreten. Insbesondere mit
im Bundesland Kärnten – im Monat 35 Kinder, dem zunehmenden Alter in der Pubertät ist es
die ich den Eltern wegnehme. Das heißt, wir sehr heikel und der Umgang mit Vandalismus ist
haben 750 Kinder in Kärnten untergebracht und ein ganz spezielles Thema. Ich frage Sie daher:
250 Kinder in Pflegefamilien versorgt, das ist
7. 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode 3509
Warmuth
Welche Zielsetzungen beinhaltet die Aktion 12 bis einschließlich 20 können nicht aufgerufen
„Straffrei durch die Pubertät“ im Bereich der werden, weil die Regierungsmitglieder nicht
Jugendwohlfahrt?
Warmuth
anwesend sind. Ich frage die Damen und Herren
Abgeordneten, ob jemand wünscht, die Frage
schriftlich beantwortet zu wissen, sonst gehen
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): wir davon aus, dass es mündlich bei der nächsten
Lobnig Sitzung zur Aufrufung gelangt. Gut! Dann
Bitte, Herr Landesrat, Sie sind am Wort!
Lobnig kommen wir zur Anfrage 21:
Landesrat Mag. Ragger (F): 21. Ldtgs.Zl. 211/M/30:
Mag. Ragger
Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Nachdem wir Anfrage der Abgeordneten Dr. Les-
jedes Jahr in Kärnten vor allem in den Kärntner jak an Landesrat Mag. Dr. Martinz
Gemeinden Sachbeschädigungen im Ausmaß Bitte, die Frage zu stellen!
Lobnig
von circa knapp 2 Millionen Euro haben, haben
wir uns mit dem Innenministerium, mit der
Richterschaft, aber auch mit Vertretern der Be- Abgeordnete Dr. Lesjak (GRÜ):
zirkshauptmannschaften zusammengesetzt und Dr. Lesjak
haben gesagt, beginnen wir doch, Informations- Geschätzter Präsident! Hohes Haus! Geschätzte
veranstaltungen in einzelnen Bezirken aufzuset- Kolleginnen und Kollegen! Verehrte Zuhörer auf
zen, um letztendlich die Jugendlichen darüber zu der Tribüne und zu Hause beim Internet! Bei
informieren, was droht ihnen an Konsequenz, dieser Anfrage geht es um das Bettelverbot. Wir
wenn sie Sachbeschädigungen in strafrechtlicher haben ja in diesem Jahr hier in diesem Haus eine
Hinsicht leisten, wenn sie die Ausgehzeiten Novelle beschlossen zum Kärntner Landessi-
überschreiten oder übermäßig Alkohol konsu- cherheitspolizeigesetz, wo unter anderem das
mieren. Wir haben mittlerweile das schärfste gewerbsmäßige Betteln verboten werden soll.
Jugendschutzgesetz Österreichs. Wir sind also Ich habe schon damals darauf hingewiesen, dass
mittlerweile vor die Vorarlberger gerutscht. Wir es ein Prüfungsverfahren beim Verfassungsge-
haben auch in gemeinsamen Besprechungen mit richtshof gibt, weil das Wiener Landessicher-
dem Bundesminister Mitterlehner ganz klipp und heitsgesetz fast wortgleich eben diese Bestim-
klar sichergestellt, dass wir gesagt haben, wir mungen auch enthält. Da geht es um die Begriffe
werden keines der liberalen Jugendschutzgesetze gewerbsmäßig, gewerbsmäßiges Betteln, das
vom Burgenland, Wien oder Niederösterreich juristisch nicht geklärt ist, weil Betteln per se,
übernehmen, sondern unser Maß ist das Kärntner also Bettelei per se sozusagen gewerbsmäßig ist,
Jugendstrafgesetz und das Jugendschutzgesetz, weil sich eine bettelnde Person durch diese Tä-
daher bin ich zuversichtlich, dass diese Aktion in tigkeit (Abg. Ing. Scheuch: Das ist deine Sache!)
erster Linie einmal zur Information dienen sollte. ein rudimentäres Einkommen erwirtschaftet. Das
Wir planen in diesem Zusammenhang auch die ist nicht meine persönliche Meinung, (Abg. Ing.
Ausdehnung auf die einzelnen größeren Städte. Scheuch: Wohl, wohl!) sondern das ist eine
Wir werden dann versuchen, auch hier das Be- Rechtsauskunft. Aus meiner Sicht ist daher so-
wusstsein für die Jugendlichen zu schärfen, da- zusagen das, was wir da beschlossen haben,
mit sie dann wirklich straffrei durch die Pubertät diese Novelle, ein allgemeines Bettelverbot von
gelangen. (Beifall von der F-Fraktion.)
Mag. Ragger
der Hintertür herein. In diese Richtung möchte
ich Sie auch fragen, Herr Landesrat Martinz:
Ist die Einhaltung der Verfassung, insbesondere
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): der Grund- und Menschenrechte, für Sie rele-
Lobnig
Gibt es von Seiten der SPÖ-Fraktion eine Zu- vant, zumal in Bezug auf Bettelei verfassungs-
satzfrage? – Nein! Von der ÖVP-Fraktion? - rechtlich bedenkliche Regelungen anderer Bun-
Auch nicht. Frau Abgeordnete, Sie haben auch desländer übernommen werden sollen, die gera-
keine Zusatzfrage? Dann kommen wir zur de vom VfGH geprüft werden? (Abg. Ing.
nächsten Anfrage, und zwar die Anfragen von Scheuch: Der Martinz hat es nicht beschlossen,
das waren wir!)
8. 3510 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Dr. Lesjak
Dr. Lesjak
nicht gegriffen. Wir waren da, das sage ich of-
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Lobnig
fen, schlauer und haben hier sehr vernünftig eine
Bitte, Herr Landesrat Mag. Dr. Martinz, Sie sind Regelung getroffen. Es ist richtig, dass die Be-
am Wort! stimmungen des Wiener Landessicherheitsgeset-
Lobnig zes geprüft werden, aber eine Prüfung ist ja im
Vorfeld nicht automatisch die Aussage, dass das
Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP): gesetzwidrig ist, sondern das wird halt geprüft.
Mag. Dr. Martinz
Danke schön, sehr geehrter Herr Präsident! Lie- Wir warten die Entscheidung ab und werden
be Frau Abgeordnete! Geschätzte Damen und dann entsprechend handeln, sollte es hier zu
Herren! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich anderen Notwendigkeiten in der gesetzlichen
danke, dass ich zumindest bei der Beantwortung Form kommen. Fest steht eines, dass das aggres-
der Fragestunde sprechen darf, nachdem ja in sive und aufdringliche Betteln in die Schranken
der Aktuellen Stunde die SPÖ hier massiv dage- gewiesen wurde und das passive Betteln nach
gen aufgetreten ist, um hier Erklärungen ab- wie vor erlaubt ist, wir aber mit unseren Rege-
zugeben vor lauter Angst, deshalb bin ich umso lungen wirklich Regelungen getroffen haben, die
lieber hier bei der Fragestunde, um genau das vor allem dem Bandenbetteln einen wirklichen
Thema, die Bettelei, noch einmal zu diskutieren. Riegel vorschieben. Klagenfurt hat ja auch sehr
Erinnern wir uns zurück: Was war die Aus- schnell die Möglichkeit des Ortsicherheitspoli-
gangslage? Die Ausgangslage war das Problem zeigesetzes aufgegriffen und hier die Maßnah-
vor allem in den Städten, vor allem in Klagenfurt men umgesetzt. Eines darf man bei der Diskus-
und in Villach, wie wir dem Betteln, das zuge- sion bei allem Leid und bei aller Not nicht ver-
nommen hat, Herr werden können in einer or- gessen, das mit dem Betteln in ursprünglichem
dentlichen Art und Weise, um natürlich – weil Zusammenhang zu sehen ist: Betteln in unseren
so, wie Sie es fragen – die Verfassung oder an- Breitengraden ist organisiertes Betteln, ist Pros-
dere Gesetze einzuhalten. Das ist ein bisschen titution von armen Leuten, von armen herbei
eine Zumutung, wenn Sie fragen, ob für mich gekarrten Leuten in einem Verband, in einem
die Einhaltung der Grund- und Menschenrechte kriminellen Verband. (Abg. Ing. Scheuch: Kin-
relevant ist oder nicht. Ich kann Ihnen versi- der!) Dem gilt es, den Riegel vorzuschieben. Ich
chern, so wie Sie bin auch ich angelobt auf die glaube, das ist gelungen, selbstverständlich im
Verfassung, aber nicht erst seit dem Zeitpunkt, vollen Bewusstsein der Verfassungsregelungen
sondern schon seit frühen Kindheitsschuhen sind und der europäischen und weltweiten Regelun-
für mich Grund- und Menschenrechte Rechte, gen der Grund- und Menschenrechte! Danke
die als sehr hohes Gut einzustufen sind. Deshalb schön! (Beifall von der ÖVP-Fraktion und von
haben wir uns auch bei der Ausformulierung des der F-Fraktion.)
Mag. Dr. Martinz
Kärntner Bettelverbotes oder unserer Regelun-
gen sehr lange Zeit gelassen und uns sehr be-
müht, eine Lösung zu finden, die auch halten Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
wird, die nicht nur halten wird aus rechtlicher Lobnig
Gibt es von der Freiheitlichen Fraktion eine Zu-
Sicht, sondern die auch dem menschlichen Be-
satzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mag.
dürfnis und zum Beispiel eben dem passiven
Darmann! Ich bitte, die Frage zu stellen!
Betteln entgegenkommt bzw. hier diese Grund- Lobnig
rechte auch zu sichern und letztlich einzuräu-
men. Ich möchte darauf verweisen, dass auch die
Erfolge unseres Bettelverbotes sichtbar sind. Abgeordneter Mag. Darmann (F):
Mag. Darmann
Wenn Sie bei uns in Klagenfurt spazierengehen, Danke, Herr Präsident! Hohes Haus! Wie Kolle-
werden Sie sehen, dass Sie hier bei weitem kein ge Dr. Martinz bereits bestätigt hat, war die Kol-
Problem mehr in diese Richtung haben. Das legin Lesjak nicht nur zeitlich mit ihrer Frage
heißt, es haben die Regelungen gegriffen. Wenn daneben, da das Gesetz schon seit langer Zeit in
ich in Graz spazierengehe und dort schaue, wird Kraft ist, sondern sie hat auch inhaltlich in der
es immer mehr und mehr. Die Grazer waren Formulierung daneben gelegen, da ja die Verfas-
eigentlich immer die großen Vorreiter mit ihren sungsabteilung des Landes Kärnten vollinhalt-
Regelungen, aber in Wirklichkeit hat das alles lich mit eingebunden war in die Erstellung und
9. 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode 3511
Mag. Darmann
in die Erarbeitung dieses Gesetzes, somit auch fall von der ÖVP-Fraktion und von der F-
eine Verfassungskonformität doch zu erwarten Fraktion.)
Mag. Dr. Martinz
sein dürfte, auch für eine Grün-Abgeordnete.
Aber, Herr Dr. Martinz, zu meiner Frage:
Können Sie sich erklären, wieso die Abgeordne- Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Lobnig
ten der Grünen Interessensgemeinschaft gegen Gibt es von der SPÖ-Fraktion eine Zusatzfrage?
ein Gesetz in Kärnten aufgetreten sind und bis – Das ist nicht der Fall! ÖVP? – Auch nicht.
dato, wie wir gehört haben, auftreten, welches Frau Abgeordnete, dann haben Sie die Möglich-
Menschenhandel verbieten soll, ebenso wie die keit einer Zusatzfrage.
Kinderbettelei?
Mag. Darmann
Lobnig
Abgeordnete Dr. Lesjak (GRÜ):
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): Dr. Lesjak
Lobnig
Geschätzter Präsident! Geschätzter Herr Landes-
Bitte, Herr Landesrat, Sie sind am Wort!
Lobnig rat! Diese Zusatzfrage der FPK war ebenfalls
inhaltlich und zeitlich total daneben, eine reine
Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP): Polemik, weil das auch nicht zur Sache war. Sie
Mag. Dr. Martinz
sind nicht zur Sache gefragt worden, sondern
Das ist eine sehr gute Frage, aber auch eine Fra-
eigentlich hätten das wir gefragt werden sollen.
ge, die irritiert, weil es wirklich so ist, dass die
Natürlich, wir sind die Einzigen, die sich für
Hauptstoßrichtung in der Diskussion war – und
Menschenrechte einsetzen hier in Kärnten. (Abg.
da war ja auch ein sehr breiter Konsens im Land- Ing. Scheuch: Für Verbrecherbanden anschei-
tag – das kriminelle Betteln in Schach zu halten. nend, für Menschenhändler, für Drogenhänd-
Warum die Grünen sich hier auf die Seite des ler!) Wir sind die einzige Partei, die auf Men-
kriminellen Bettelns schlagen, weiß ich nicht, schenrechtsverletzungen hinweisen und Men-
vor allem auch in dem Hinblick nicht, dass gera- schenrechtsverletzungen aufzeigen! Sei es jetzt,
de in den Städten, gerade dort, wo angeblich die wie mit Flüchtlingen umgegangen wird, mit
Grün-Politik gerade noch stattfindet, der Bürger Ausländern umgegangen wird. Es gibt Men-
völlig außer Acht gelassen wird, nämlich die schenrechtsverletzungen am laufenden Band.
Sorgen des Bürgers. Wir haben ja kein Verbot Die Grünen sind die einzige Partei, (Vorsitzen-
eingeführt oder keine Regelung, nur damit wir der: Frau Abgeordnete, bitte keinen Debatten-
ein Verbot einführen, sondern weil die Sorgen beitrag, sondern eine Einbegleitung zur Zusatz-
und die Interventionen der Bürger zugenommen frage möchte ich hören!) die dagegen vorgeht.
haben und weil es einfach ein unhaltbarer Zu- Um meine Zusatzfrage einzuleiten, es geht ja
stand war, hier gerade auch diese Bettelei, diese hier um Menschen- und Grundrechte. Unter
organisierte Bettelei, die zu mehreren Lasten anderem gibt es da auch das Persönlichkeits-
geht, nämlich auch der Bettler selber, die hier recht. Man muss da auch immer Nachhilfe an-
ausgebeutet werden, dass wir das hier weiter bieten in den Menschenrechten hier im Landtag,
unterstützen. Ich weiß auch nicht, welche Gut- wie sich das jetzt herausstellt. (3. Präs. Dipl.-
menschen-Überlegungen da dahinterstecken Ing. Gallo: Es geht wieder weiter! Der Miss-
oder wie die Grünen hier ein Verteidigen dieses brauch der Fragestunde ist auch gegen die Men-
schenrechte!) Das ist ein Eingriff in Persönlich-
Zustandes rechtfertigen. Ich kann nur eines sa-
keitsrechte. Es ist durchaus möglich, dass der
gen, ich bin froh, dass wir uns hier rasch gefun-
Verfassungsgerichtshof diese letzte Novelle, die
den haben und dass wir auch eine Lösung ge-
hier beschlossen worden ist, kippt. Daran knüpft
funden haben, die halten wird, die gut überlegt sich meine Zusatzfrage:
war – unsere Regelung war nicht von Haus aus
unbestritten – aber dass wir auch letztlich der Wie werden Sie handeln, Herr Landesrat, falls
Exekutive eine Möglichkeit in die Hand geben, wirklich der Verfassungsgerichtshof jetzt diese
hier einzuschreiten und hier auch wirkliche letzte Novelle hier kippen würde?
Dr. Lesjak
Maßnahmen zu setzen zum Wohle des Bürgers.
Das ist unsere Pflicht Nummer eins, danke! (Bei-
10. 3512 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): verwittert gewesen. Trotzdem, wie sich damals
Lobnig die Sachlage dargestellt hat, und deswegen – wir
Bitte, Herr Landesrat, Sie sind jetzt am Wort!
Lobnig haben uns heute aufgrund dessen schon „ge-
matcht“ – nehme ich natürlich meine Verdächti-
gungen in Bezug auf Ihre Person zurück, weil
Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP): Sie mir glaubhaft versichern konnten, dass Sie
Mag. Dr. Martinz
zu dieser Zeit mit dem Consultantsverkauf nichts
Was wäre, wenn, warten wir es einmal ab, wenn
zu tun hatten, aber die Kritik der Finanzprokura-
es soweit ist, erstens einmal. Aber zum Zweiten:
tur, dass es hier um Bilanzschönung gegangen
Ich möchte es wirklich auf das Schärfste zu-
ist, die ist natürlich auch von der Finanzprokura-
rückweisen, wenn Sie sich selbst erhöhen und
tur aufrecht. Das heißt, beim Verkauf der Con-
sagen, nur Sie allein halten die Menschenrechte
sultants wurden nicht die wirklichen Zahlen auf
ein, (Beifall von der ÖVP-Fraktion und von der
den Tisch gelegt. Ich weiß auch, dass hier noch
F-Fraktion.) entschuldigen Sie vielmals, das ist
einige Millionen irgendwo versickert sind, auch
eine wirkliche Zumutung! Hier sitzen 36 Abge-
in Bezug auf Firmen in Wien. Es wurden Immo-
ordnete, zwei Regierungsmitglieder und viele
bilien, die den Wert von 300 Millionen hatten,
verantwortungsvolle Funktionäre im öffentlichen
für 50 Millionen verkauft und dann eine Sonder-
Dienst. Die Einhaltung der Menschenrechte ist
dividende an die Altaktionäre ausgeschüttet, also
ein Grundgebot! Da gehen nicht Sie her und
etwas, das nicht sehr leicht zu verstehen ist.
sagen, Sie allein sind die, die hier die Menschen-
Trotzdem will die Hypo, will die Finzanzproku-
rechte einhalten. Das ist echt eine Zumutung!
ratur das Geld von der Landesholding unter Um-
Ich will darauf überhaupt nicht näher eingehen.
ständen zurückhaben und deswegen meine Fra-
Danke schön! (Beifall von der ÖVP-Fraktion
ge:
und von der F-Fraktion.)
Mag. Dr. Martinz
Wie wird die Kärntner Landesholding auf die
Forderung der HB Int reagieren, wonach Ein-
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): nahmen der Kärntner Landesholding aus der
Lobnig 2008 an die Altaktionäre ausgeschütteten Son-
Somit ist die Anfrage 21 erledigt. Die Anfragen derdividende in der Höhe von 22 Millionen Euro
22 bis einschließlich 38 können nicht aufgerufen zurückzuzahlen sind?
Holub
werden. Ich gehe davon aus, dass der Wunsch
besteht, diese Fragen mündlich bei der nächsten
Sitzung aufrufen zu lassen, daher kommen wir Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
zur Anfrage 39: Lobnig
Korrigiere, 22 oder 26?
Lobnig
39. Ldtgs.Zl. 231/M/30:
Anfrage des Abgeordneten Holub an Abgeordneter Holub (GRÜ):
Landesrat Mag. Dr. Martinz Holub
Jawohl, 22 ist die neuere Zahl, 26 waren im
Bitte, die Frage zu stellen!
Lobnig
März.
Holub
Abgeordneter Holub (GRÜ): Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Holub Lobnig
Danke schön, Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr Bitte 22, fürs Protokoll. Herr Landesrat, Sie sind
verehrte Damen und Herren! Geschätzter Lan- am Wort!
Lobnig
desrat Josef Martinz! Wir haben uns heute in
dieser Causa schon im Untersuchungsausschuss
gefunden. Man darf auch nicht vergessen, dass Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP):
diese Anfrage vom März 2011 und heute die Mag. Dr. Martinz
Nummer 39 ist. Wahrscheinlich hätte ich noch Danke schön! Zuerst einmal danke für den
warten müssen bis Juni 2013, bis ich dran ge- Rückzug in dem Vorwurf, Selbsterkenntnis ist
kommen wäre. Dann wäre das Thema schon der erste Weg zur Besserung. Ich denke aber, es
11. 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode 3513
Mag. Dr. Martinz
war breit und auch deutlich ausgeführt und ich Wir bekämpfen das, wir haben eine entspre-
habe heute nicht absichtlich auf die Frage Num- chende Klage eingebracht. Bei der Sonderdivi-
mer 39 gewartet, damit ich endlich auch zu dem dende haben wir das einmal ins Auge gefasst,
Thema rund um die Hypo etc. Stellung nehmen das ist ja noch nicht eskaliert in dem Sinn, das ist
darf, nachdem sich die SPÖ fürchtet, dass ich nur einmal angekündigt worden.
ihren unterjubelten Halbwahrheiten entspre-
Noch einmal: Die 22,4 Millionen in Summe, die
chend entgegentrete. Zu diesem ganz konkreten
es damals gewesen sind, sind ein wichtiger Be-
Thema, konkret von den Ziffern her, die 26 sind
standteil auch des Zukunftsfonds. Die sind ja in
nicht so falsch, weil es da die Zinsaufrechnung
der Umsetzung letztlich in viele Projekte geflos-
gibt, die hier im Ursprung auch von der Fi-
sen, die im Zukunftsfonds auch mit den Zinsen
nanzprokuratur zurückgefordert wird, zumindest
der entsprechenden Sonderdividende möglich
angemeldet wurde zur Rückforderung. Für uns
waren. Ich möchte noch einmal festhalten, dass
ist seitens des Landes und auch seitens unserer
gerade die Sonderdividende, die 22 Millionen,
Landesgesellschaft die Situation so, dass wir
aus Sonderverhandlungen zum Schluss noch
natürlich die hier vereinnahmten 22 Millionen
entstanden sind, weil die Altaktionäre, vor allem
der damaligen Altaktionäre, die den Altaktionä-
die GRAWE, in der ganzen Neukonstruktion auf
ren zugewiesen wurden aus dem Verkauf der
Syndikatsverträgen bestanden haben und dass sie
Consultants, absolut bekämpfen werden, wenn
beim Verkauf an die Bayern mit eintreten, dass
hier jemand kommt und das zurückfordern wird.
das quasi ein leichtes Druckmittel war und die
Wir sind voll der Meinung und haben wir ent-
Bayerische Landesbank das damals noch zuge-
sprechende Rechtsgutachten, dass uns dies zu-
standen hat. Das heißt, aus unserer Sicht eine
steht, dass es völlig rechtmäßig vereinnahmt
klare Vertragsregelung. Es hat ja auch länger
wurde und es überhaupt nicht in unserem Rah-
gedauert, bis die Sonderdividende damals zur
men liegt, dass wir das damals beeinflussen hät-
Auszahlung gekommen ist, weil im Vorfeld dort
ten können. Die Rückrechnung und die Rück-
in dieser Gesellschaft entsprechende Probleme
formulierung der Finanzprokuratur, dass die
über die Möglichkeit dieser Auszahlung bestan-
Hypo damals insgesamt nicht mehr gewinn-
den haben. Der Rechtsstreit wurde aber dann
schüttungsfähig war und damit auch eine ihrer
von der Consulting gewonnen. Daraufhin kam es
Töchter nicht gewinnschüttungsfähig war, ist die
zur Auszahlung dieser Sonderdividende an das
Ansicht der Finanzprokuratur. Die ist hier, ähn-
Land Kärnten, in unserem Fall die 22,4 Millio-
lich wie in der Frage der Haftungen und der
nen. (Vorsitzender: Noch eine halbe Minute
Haftungsprovision, unserer Meinung nach klar
Redezeit!) Wir werden, wie gesagt, hier nicht
auf dem Holzweg. Gerade die Haftungen, die,
locker lassen, wir werden das jedenfalls für uns
wie wir ja wissen, in den Jahren 2004 bis 2007
reklamieren, genauso wie wir das bei der Haf-
in enormen Auswüchsen zugenommen haben,
tungsprovision machen werden. (Beifall von der
die wirklich ein Problem des Landes darstellen,
ÖVP-Fraktion.)
die wirklich sowohl beim Verkauf an die Bayeri- Mag. Dr. Martinz
sche Landesbank als auch bei der Verstaatli-
chung einfach nicht wegzubekommen waren,
hier haben wir ja prominente Mitstreiter bei der Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Lobnig
Verstaatlichung, zum Beispiel den Herrn Staats- Gibt es von der freiheitlichen Fraktion eine Zu-
sekretär Schieder, der hier ganz vehement dage- satzfrage? – Nein. SPÖ-Fraktion? – Auch nicht.
gen aufgetreten ist, dass wir als Kärntner in die- ÖVP? – Herr Klubobmann Tauschitz bitte.
Lobnig
ser Frage zu einem Erfolg kommen. Faktum ist,
dass wir das wie bei der Provision, wie bei der
Haftungsprovision, genauso einfordern. Wir Abgeordneter Tauschitz (ÖVP):
haben in den vergangenen Jahren Haftungspro- Tauschitz
visionen bezogen, entsprechend einem Vertrag Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Mei-
mit der Hypo und dem Land Kärnten – das ist ne sehr geehrten Damen und Herren auf der Zu-
eine Sache des Landes Kärnten – die das sichern schauertribüne! Es ist ein bemerkenswerter
und garantieren und jetzt kommt plötzlich die Abend mit einer Sonderlandtagssitzung, bean-
Finanzprokuratur und sagt, ab Verstaatlichungs- tragt von der Sozialdemokratischen Fraktion, mit
zeitpunkt 2009, also 1.1.2010, gibt es das nicht. einer Aktuellen Stunde beantragt von der Sozi-
12. 3514 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Tauschitz
aldemokratischen Fraktion zum Thema Birnba- frage zur Hypo-Frage vom Rolf Holub lautet:
cher, wo sich der Klubobmann Rohr in der Ob-
Wie hat sich die Rolle des Herrn Dr. Birnbacher
männerkonferenz 20 Minuten lang wehrt, dass
beim Verkauf der Anteile der Hypo Alpe-Adria-
der (Abg. Ing. Rohr: Stimmt jå nit!) zuständige
Bank dargestellt?
Landesrat Dr. Josef Martinz sprechen darf. Die Tauschitz
Aufgeregtheit in der SPÖ beweist mir wieder,
dass ich richtig liege. Aber etwas habt ihr in
eurem Plan nicht bedacht, dass der Rolf Holub Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Lobnig
heute mit seiner Hypo-Frage drankommt und Bitte, Herr Landesrat, jetzt war es eine klare
wie es in diesem Haus Usus ist und unsere Ge- Frage. Bitte darauf zu antworten!
Lobnig
schäftsordnung vorsieht, kann man in diesem
dann auch Zusatzfragen stellen. Und deswegen
möchte ich jetzt eine Zusatzfrage an den Herrn Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP):
Landesrat Dr. Josef Martinz stellen. Weil die Mag. Dr. Martinz
SPÖ versucht hat, zu verhindern, dass er heute Danke! Dieser Lärm macht es wirklich unmög-
reden kann, will ich ihm jetzt die Gelegenheit lich, den Ausführungen vom Rednerpult zu fol-
geben, zu reden. Vielleicht über die Leistungen gen, aber ich verstehe die Aufregung natürlich
des Herrn Dr. Birnbacher beim Verkauf der An- und wir können ja dann noch in weiterer Folge
teile der Hypo Alpe-Adria-Bank, was zufälli- heute den Abend mit diesem Thema verbringen.
gerweise der Titel der Aktuellen Stunde der SPÖ Dann muss ich halt eurem Lärmpegel zuhören,
ist, wo sie sich so gewehrt hat, dass der Herr weil ich dazu nicht reden darf. Ich möchte eines
Landesrat nur ja nicht zu Wort kommt. Jetzt ist vorausschicken, dass gerade der gesamte Ver-
es zulässig.
Tauschitz
kauf der Hypo Alpe-Adria-Anteile des Landes
Kärnten durch die Kärntner Landesholding im
Erlös von 832 Millionen, da sind die 22 Millio-
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): nen Sonderdividende ja beinhaltet, 809 Millio-
Lobnig nen waren die Erlöse aus den Anteilsverkäufen,
Bitte, Herr Landesrat, Sie sind am Wort! Bitte 22 Millionen aus der Sonderdividende, dass der
die Frage zu beantworten. (Zurufe aus der SPÖ- bis zum heutigen Tag in der rechtlichen Haltung
Fraktion: Da war ja noch keine Frage! Zusatz- des Vertrages als wirkliches Musterbeispiel, wie
frage! Fragen!) Herr Abgeordneter, bitte wie- man einen Vertrag, wie man ein Geschäft durch-
derholen Sie die Frage noch einmal deutlich, zieht, anzusehen ist. Sie sehen, ganze Kohorten
damit der Herr Landesrat antworten kann!
Lobnig von entsprechenden Anwälten, von den Bayern
losgeschickt und auch von der SPÖ und den
Grünen unterstützt, um nämlich ja das Geschäft
Abgeordneter Tauschitz (ÖVP): zu erschüttern, sind gescheitert. Das Geschäft ist
Tauschitz
nach wie vor eines, das hält, meine Damen und
Nachdem in der Aufgeregheit der SPÖ offen-
Herren, ob es jetzt der SPÖ passt oder nicht. Die
sichtlich die Frage nicht verstanden wurde, (Es
832 Millionen sind gekommen, sind gesichert
erfolgen Unmutsäußerungen aus der SPÖ-
und die Mitwirkung von Dr. Birnbacher – und
Fraktion.) noch einmal: Wenn ihr etwas leiser
das haben wir ja heute bereits breit diskutiert,
wäret, (Es herrscht Lärm im Hause. – Der Vor-
nur zur Wiederholung, vielleicht fällt mir auch
sitzende betätigt die Glocke.) wenn ihr etwas
da noch etwas Neues ein – war eine wesentliche.
leiser wäret, dann könnten die zuständigen Re-
War eine wesentliche in der Begleitung und in
gierungsmitglieder auch hören, was hier vom
der Ausgestaltung dieses Vertragswerkes. Und
Rednerpult gesagt wird. Aber nachdem ihr dau-
dass das hält, ist einfach wichtig. Wir haben
ernd schreit und zwischenruft, geht das nicht.
heute auch überzeugend festgestellt, Birnbacher
(Es erfolgen mehrere gleichzeitige Zwischenrufe
war der Einzige, der dort von Kärntner Seite aus
aus der SPÖ-Fraktion. – Vorsitzender: Bitte um
die Interessen des Landes Kärnten vertreten hat
Ruhe und bitte um Aufmerksamkeit, damit wir
in seiner Mitwirkung bei der Vertragsgestaltung.
die Frage beantworten können! Bitte, Herr Ab-
Und das ist deswegen wichtig, weil, wenn wir
geordneter, stellen Sie jetzt die Frage!) Meine
hineinschauen in die Auswirkungen, nicht nur
Frage an den Herrn Dr. Martinz in der Zusatz-
vom erlösten Preis, von den 832 Millionen, da-
13. 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode 3515
Mag. Dr. Martinz
mit ich das immer wieder wiederhole, es gibt ja zum Schluss auf der falschen Bahn. Ich kann
832 Millionen, die in den Zukunftsfonds geflos- Ihnen nur eines raten: Kommen Sie zurück für
sen sind und dort noch mit 500 Millionen und das Land, tragen Sie Verantwortung und hören
den wesentlichen Bestandteilen von rund 380 Sie endgültig auf, immer nur alles schlecht zu
Millionen für Investitionen bereits verwendet machen, was die Hypo betrifft! Danke schön!
wurden, diese Mittel sind gesichert. Die Hypo (Beifall von der ÖVP-Fraktion.)
Mag. Dr. Martinz
als zentraler Platz oder als Zentrale für Südost-
europa hat sich auch aus dem Vertrag heraus
bewahrheitet, bis zum heutigen Tag. Die ange-
führte Arbeitsplatzgarantie, die in der rein sozia- Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
listischen Art und Weise, die nicht möglich war, Lobnig
nämlich wir müssen jeden Platz festschreiben, Nun hat der Anfragesteller noch die Möglichkeit
hat sich sogar besser entwickelt. Wenn Sie sich einer Zusatzfrage. Herr Abgeordneter Holub,
genau und ehrlich und auch in Wirklichkeit mit bitte!
Lobnig
dem Thema beschäftigen, ist es bis dato mehr an
Arbeitsplätzen geworden. Die Nichtanfechtbar-
keit des Vertrages hat gehalten. Sie sehen also, Abgeordneter Holub (GRÜ):
Holub
die golden share war bis zum Zeitpunkt der Ver- Danke schön, Herr Präsident! Geschätzter Herr
staatlichung ein Trumpf in unserer Hand, auch Landesrat Martinz, wir waren beim Consultance-
von der Mitarbeiterstiftung, dass hier nichts pas- Verkauf. Zusatzfrage:
siert. Das heißt also, in Summe ein gelungener,
wirklich guter Verkaufsvorgang, der natürlich Können Sie ausschließen, dass über die Vienna
wesentlich vom Dr. Birnbacher mitbegleitet Capital Partners ein gewisser Herr Strasser bei
wurde. Und ich habe heute sehr eindringlich und diesem Geschäft beteiligt war?
Holub
sehr breit darauf hingewiesen, wir können dieses
Geschäft nicht alleine nur als Birnbacher-
Geschäft sehen, sondern wir müssen das Gesam- Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
te sehen und das sind die 832 Millionen. Es tut Lobnig
mir leid, in der Summe und in diesem großen, Bitte, Herr Landesrat!
Lobnig
wirklich überzeugenden Erfolg, wo die SPÖ von
Anfang an in die falsche Richtung argumentiert
hat, wo Anfang 2007 im Sommer ein großer Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP):
Mag. Dr. Martinz
Wirbel inszeniert wurde, „Sauerei, die Hypo Wer bei diesem Geschäft beteiligt war in wel-
wurde verschenkt“, „der Preis war zu wenig, es cher Form, kann ich nicht beantworten, weil ich
hätte mehr herauskommen müssen“, „hier ist das nicht weiß. Mein Teil bei der Sonderdivi-
Heimateigentum veschleudert worden“ – Sie dende war, dass die Verhandlungen in München,
können sich erinnern, Untersuchungsausschuss am Montag, dem 21. Mai, in gemeinsamer Kon-
1, wo hier die große Aufregung gelegen ist – und
ferenz mit der GRAWE, mit den Altaktionären
was war dann später? Später dann, Seiser, Holub stattgefunden haben und die Bayern den Altakti-
& Co, als sie dann in München Stimmung gegen onären diesen Teil der Zusatz- oder Sonderdivi-
das Land Kärnten gemacht haben (Abg. Seiser: dende zugestanden haben und das dann in weite-
Vorsicht! Vorsicht!) mit dem Argument, um rer Folge, nachdem die Probleme in der Consul-
Gottes Willen, die Kärntner haben die Bayern
tance selber bereinigt waren, auch überwiesen
über den Tisch gezogen und das Geschäft muss wurde. Das war der Teil, bei dem ich sagen
durchleuchtet werden, da war was unkorrekt und kann, da war ich anwesend. Wer dort welche
was weiß ich, was da alles hineininterpretiert Verträge wie gemacht hat, ist genauso weit weg
wurde, wo innerhalb kürzester Zeit statt der Ar- von meinem Einflussbereich wie der bereits von
gumentation, (Vorsitzender: Noch eine halbe
dir Gott sei Dank zurückgenommene Vorwurf,
Minute Redezeit!) wir hätten zuviel verbraucht,
ich hätte irgendwann einmal jemals mit der Con-
plötzlich das Argument war, wir hätten zuviel sultance-Bilanz etwas zu tun gehabt. Danke
verlangt und was weiß ich. Das Ganze ist in schön! (Beifall von der ÖVP-Fraktion.)
dieser Form nicht haltbar. Sie sehen von A bis Z Mag. Dr. Martinz
eine undurchsichtige Teilnahme der SPÖ, bis
14. 3516 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): gesamten Ausführung ein Altersheim oder was
Lobnig brauchen wir? Das hat uns dazu veranlasst, dass
Nun, die Anfrage 40 bis einschließlich 43 kann wir in diesen drei Gemeinden mehrere Informa-
nicht aufgerufen werden. Ich gehe davon aus, tionsveranstaltungen mit den Bürgermeistern
dass die Anfragen mündlich verlangt werden. und den Menschen gemacht haben. Es waren
Dann kommen wir zur Anfrage 44: sämtliche dieser Veranstaltungen wirklich bes-
tens besucht, die Frau Abgeordnete war mit da-
bei und wir haben folgendes überlegt: Was ist,
44. Ldtgs.Zl. 236/M/30: wenn wir heute ältere Personen wegziehen las-
Anfrage der Abgeordneten Arztmann sen aus einer Gemeinde in die nächste Gemein-
an Landesrat Mag. Ragger de? Dann passiert folgendes in der Sozialhilfe,
dass der, der diesen älteren Menschen in seiner
Bitte die Frage zu stellen!
Lobnig
Gemeinde hat, wird auch noch bestraft dafür,
dass er wegzieht und muss hinkünftig für ihn
einen Obolus leisten. Damit er diesen Obolus
Abgeordnete Arztmann (F): leisten kann, passiert folgendes – ich hatte die-
Arztmann
Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Regie- sen Fall letztes Jahr bei mir in einer Gemeinde,
rungsmitglieder! Hohes Haus! Geschätzte Zuhö- in St. Paul – eine Nachzahlung von € 40.000,--
rerinnen und Zuhörer! Im Bezirk Feldkir- eingetreten ist, weil so viele Personen in Pflege-
chen/Spittal ist es erstmalig in Kärnten gelungen, heime gekommen sind. Das war die Überlegung,
im Bereich der Altersvorsorge ein interkommu- dass wir sagen, neben einem klassischen intra-
nales Projekt gemeinsam mit den Gemeinden kommunalen Gewerbepark, den viele Gemein-
Bad Kleinkirchheim, Reichenau und Gnesau zu den heute praktizieren, überlegen wir doch, dass
entwickeln. Deshalb an dich, geschätzter Herr wir einen intrakommunalen Sozialausgleich
Landesrat Ragger, folgende Frage: zwischen den drei Gemeinden zu machen begin-
nen.
Wie entwickelt sich das interkommunale Projekt
„Seniorenpark Nockberge“? Das heißt, derjenige, der von einer Gemeinde,
Arztmann
zum Beispiel Bad Kirchheim nach Gnesau weg-
kommt, behält auch die Kopfquote, das heißt das
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): Steueraufkommen für diese ältere Person. Er
Lobnig
wird aber hinkünftig in einer anderen Gemeinde
Bitte, Herr Landesrat, Sie sind am Wort!
Lobnig
versorgt. Natürlich bekommt diese Gemeinde
einen Teilbetrag für die Vorhaltekosten im Be-
reich des betreubaren Wohnens, aber in Summe
Landesrat Mag. Ragger (F): werden hinkünftig drei Gemeinden für betreuba-
Mag. Ragger res Wohnen die Versorgungsleistung aufrecht
Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Sehr geehrter erhalten. Plus, dass hier eine Tagesstätte bei der
Herr Präsident! Es wundert mich, dass ich bei Bedarfsentwicklung forciert werden kann, um
der Frage Nr. 44 noch drankomme, aber ich auch Tagesseniorengäste, aber auch die, die es
werde probieren, zu skizzieren, was wir eigent- notwendig haben, versorgt werden. Wenn uns
lich in diesem Bereich für eine Vorstellung ent- das gelingt, in mehreren Regionen Platz zu grei-
wickelt haben. Zuerst einmal vorausschickend fen, entwickeln wir auch damit wiederum ein
muss man sagen Danke den Bürgermeistern neues Modell für unsere ältere Generation. Wir
dieser drei Gemeinden, denn sie sind in sehr können also mit mehreren Gemeinden, weil es
großer Weitsicht, nämlich in Gnesau, der zweite sich nicht mehr jeder leisten kann, gemeinsam
Bereich war Reichenau und der dritte Bad betreubares Wohnen schaffen. Das ist nicht nur
Kleinkirchheim. Wir sind hier herangegangen bei uns in Feldkirchen passiert, das wird jetzt
und haben eine Bedarfs- und Entwicklungspla- auch versucht in Althofen mit einer neuen Form
nung für die Region Nockberge gemacht. Das der Betreuung einer Tagesstätte, mitten in Altho-
heißt, wie entwickelt sich die Veralterung der fen, zu kreieren, wo bereits betreubares Wohnen
einzelnen Persönlichkeiten in diesen drei Berei- eingerichtet ist. Das zeigt uns, dass wir am rich-
chen und brauchen wir dann am Ende dieser tigen Weg sind, nämlich unsere ältere Generati-
15. 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode 3517
Mag. Ragger
on zu versorgen, aber sie zu Hause zu versorgen. genüber dem geplanten GDK der Forcierung von
(Beifall von der F-Fraktion.)
Mag. Ragger
sicheren, nachhaltigen Energieträgern, wie etwa
Biomasse, den unbedingten Vorrang einzuräu-
men?
Holub
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Lobnig
Gibt es von der SPÖ-Fraktion eine Zusatzfrage? Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
– Sehe ich nicht. Von der ÖVP-Fraktion? – Lobnig
Auch nicht, bitte, Frau Abgeordnete! (Abg. Bitte, Herr Landesrat, Sie sind am Wort!
Lobnig
Arztmann: Danke!) Die Anfrage ist somit um-
fangreich beantwortet und kommen wir nun zur
nächsten Anfrage. Ich teile mit, die Anfragen 45 Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP):
und 46 können nicht aufgerufen werden. Ich Mag. Dr. Martinz
denke, dass wir analog den vorigen Fragen vor- Danke schön! Die Situation ist, wir haben gerade
gehen, nämlich die mündliche Beantwortung bei einen Bericht der zuständigen Landesrätin ver-
der nächsten Sitzung. Nun kommen wir zur An- nommen, wo sich im Moment die Sache des
frage GDK in Klagenfurt der Begutachtung auf Bun-
desebene befindet. Das ist laut Mitteilungen und
auch anderen Informationen so, dass eventuell
47. Ldtgs.Zl. 240/M/30: noch vor Weihnachten die Entscheidungen fallen
Anfrage des Abgeordneten Holub an werden. Wie auch immer diese fallen werden,
das ist also im Moment völlig offen. Wir haben
Landesrat Mag. Dr. Martinz
uns von Seiten der Landesregierung dazu be-
Ich bitte, die Frage zu stellen!
Lobnig
kannt, dass wir gesagt haben, wenn die UVP-
Prüfung vor Ort positiv ausfällt und das ist sie,
dann wird sie von der Frau Landesrat Prettner
Abgeordneter Holub (GRÜ): als zuständige Referentin in die Regierung ein-
Holub gebracht und wir werden dies beschließen. Das
Danke schön, Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr haben wir auch getan und in die nächste Instanz
verehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr weitergeschickt, nicht von uns weitergeschickt,
Landesrat Dr. Martinz! Nachdem wir uns in sondern das ist automatisch geschehen, weil es
Österreich nicht in einem lernenden System be- beeinsprucht wurde. Es ist jetzt in der Bundesin-
finden, sondern in einem machterhaltenden, stanz und wird dort beraten. Das heißt, die Mög-
findet am Stadtrand von Klagenfurt die größte lichkeiten von Kärntner Seite oder von meiner
Dummheit Kärntens statt, nämlich 300 Millio- Seite oder anderen Regierungsmitgliedern, jetzt
nen wurden schon hineingesteckt in die Errich- hier Maßnahmen zu ergreifen, sind im aktuell
tung eines Gaskraftwerkes, 350 Millionen wer- laufenden Verfahren nicht möglich.
den noch hineingesteckt in die Errichtung eines
Gaskraftwerkes. 30 Millionen pro Jahr wird man Was kann man aber tun, um alternative Ener-
Strafe zahlen müssen, weil dieses Gaskraftwerk gien, um Biomasse, um dieses große Zukunfts-
eine Million Tonnen CO2 pro Jahr produzieren feld positiv zu bearbeiten? Nicht nur reden da-
wird, ungefähr 40 Prozent von ganz Kärnten. von, wie es vielfach die Grünen tun, die reden
Die Energiebilanz wird von 90 Prozent erneuer- zwar sehr viel davon, aber letztlich gilt es, etwas
bare Energie auf 50 Prozent zurückgestuft wer- zu tun. Nicht nur Fukushima war ein Anstoß,
den und jetzt kommt noch heraus, dass es nie dass man ein bisserl aufgerüttelt wurde, um auch
wirtschaftlich zu betreiben ist, weil natürlich der seitens der Grünen sich mit diesem Thema wie-
Gaspreis steigen wird, weil überall die Atom- der zu beschäftigen, weil vor lauter anderer Ab-
kraftwerke abgeschaltet werden. Das hat auch lenkungsthemen war das wirkliche Energiethe-
die Land- und Forstwirtschaftskammer erkannt, ma schon lange nicht mehr euer Hauptthema
deswegen meine Frage: bzw. ist es ein Gesamtthema jeglicher Politik
und jeglicher in Politikverantwortung stehenden.
Wie werden Sie den gegenständlichen Dring- Das heißt, was habe ich konkret getan, das war
lichkeitsantrag der Land- und Forstwirtschafts- die Frage an mich gerichtet. Das war einmal das
kammer akkurat dahingehend unterstützen, ge- mutige Unterschreiben gegen Krsko, das befür-
16. 3518 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Mag. Dr. Martinz
worte ich, das ist wirklich mutig und super von Projekte stärker unterstützt haben, wo auch die
jedem Einzelnen, der sich hier aufrafft. Nur habe Energiefrage eine wichtige Rolle gespielt hat.
ich auch dazu gesagt, wir müssen auch den Mut Danke! (Beifall von der ÖVP-Fraktion.)
Mag. Dr. Martinz
aufbringen, Alternativenergieprojekte umzuset-
zen. Es nützt nichts, groß und stark mit nicht
vorhandenen Muskeln in Krsko aufzutreten und Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
im eigenen Wirkungsbereich, wo sich die Grü- Lobnig
nen sehr massiv hervortun, zu blockieren und zu Gibt es von der Freiheitlichen Fraktion eine Zu-
verzögern und nicht in die Umsetzung zu brin- satzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Suntinger,
gen von rund 74 Kleinwasserkraftwerken zum die Frage zu stellen!
Lobnig
Beispiel, die anstehen würden für eine Umset-
zung, oder auch in vielen anderen Bereichen.
Frau Landesrätin Dr. Prettner war gestern auf Abgeordneter Suntinger (F):
der Petzen oben, um sich das anzusehen. Suntinger
Geschätzter Herr Präsident! Hoher Landtag!
Es tut sich sehr vieles an Projekten, aber man Geschätzte Damen und Herren! Mir ist natürlich
muss halt – ganz ehrlich gesagt – die Größe auf- klar, warum der Herr Landesrat Josef Martinz
bringen, sich diesen Projekten nicht zu ver- geschickt dieser Frage ausweicht betreffend
schließen und nicht von Haus aus gegen alles zu diesen Dringlichkeitsantrag seitens der Land-
sein. Denn auf der einen Seite wollen wir mehr wirtschaftskammer, denn war es nicht zuletzt der
Energiefahrzeuge, da werden wir auch mehr Bauernbund, der der ÖVP gehört, der ursprüng-
Strom oder elektrische Energie brauchen. Das lich festgestellt hat, dass wir in Kärnten den
heißt, um diesen Teufelskreis begegnen zu kön- entsprechenden Energieholzbedarf nicht abde-
nen oder aus dem austreten zu können, nämlich cken können für ein Biomasseheizwerk dort
auf der einen Seite steigender Energiebedarf und unten. Fünf vor zwölf, als der Bauernbund er-
auf der anderen Seite Ausstieg aus der fossilen kannt hat, dass die Freiheitliche und unabhängi-
Energie, da müssen wir intelligent etwas tun. ge Bauernschaft natürlich gezielt ganz klar im
Was kann ich tun, was ist in meinem Bereich? Interesse der Land- und Forstwirte gegen dieses
Ich habe zum Beispiel die Anschlussförderung Gasdampfkraftwerk auftritt, hat man dann ge-
für alternative Gemeinschaftswerke beibehalten, sagt, machen wir eine Alibiaktion, beschließen
das ist schon von meinem Vorgänger, Reinhart wir einen Dringlichkeitsantrag. Aber nunmehr
Rohr, von Georg Wurmitzer übernommen wor- möchte ich trotzdem persönlich wissen, wie der
den. Das ist eine Anschlussförderung für den Herr Landesrat Dr. Josef Martinz zum Gas-
Anschlusswerber bei kommunalen oder bei ge- dampfkraftwerk steht, ja oder nein?
Suntinger
meinsamen entsprechenden Heizwerken. Wir
haben rund € 400.000,-- aus der ländlichen Ent-
wicklung für landwirtschaftliche Biomassehei- Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
zungen, wo es bei der ländlichen Entwicklung Lobnig
einen Ansatz gibt, den wir damit fördern. Wir Eine ganz einfache Frage, bitte Herr Landesrat,
haben rund € 800.000,-- Förderung für die Um- zu antworten!
Lobnig
setzung von Gemeinschaftskraftwerken im Ge-
meindebereich. Wir haben 2 Millionen jetzt auf-
gestellt, 1 Million für Gewerbebetriebe, 1 Milli- Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP):
on für Photovoltaikanlagen auf Gemeindegebäu- Mag. Dr. Martinz
den, um hier auch in der Stromerzeugung die Ich habe natürlich ein paar Minuten Zeit für die
Sonne mit einzubeziehen. Das heißt also, alles Beantwortung? (Vorsitzender: Bitte, selbstver-
Maßnahmen und Wege, wo wir etwas tun. (Vor- ständlich!) Ich werde sie mir nicht selbst weg-
sitzender: Noch eine halbe Minute Redezeit!) stehlen, sondern ich bin wirklich froh, dass es in
Um die Aktivitäten vom Herrn Landeshaupt- diesem Land den Bauernbund gibt. (Beifall von
mann in der Sonnenstadt St. Veit zu erwähnen, der ÖVP-Fraktion.) Weil ohne Bauernbund,
die Förderrichtlinien des Energiereferenten oder ohne diese Interessenvertretung für unsere
auch der Sozialreferent, wo wir gerade auch im Landwirtschaft, würde es viele Projekte in die-
kommunalen sozialen Wohnbau gemeinsame sem Land für unsere Bäuerinnen und Bauern
17. 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode 3519
Mag. Dr. Martinz
nicht geben! (Abg. Ing. Scheuch: Würdest du ernbund so hoch gelobt.
gründen, Seppl? – Lärm im Hause. – Vorsitzen-
Hat sich der Bauernbund bzw. Sie als ÖVP-
der: Bitte um mehr Aufmerksamkeit, bitte!)
Obmann schon die Frage gestellt, wie Kärntens
Selbstverständlich, es ist gerade auch in der Fra-
Bauern mit der Ressource, die sie am Acker
ge der Energie, der erneuerbaren Energie der
anpflanzen, umgehen, indem wir beste Lebens-
Bauernbund federführend in der Diskussion, wie
mittelqualität in Biogasanlagen für Stromerzeu-
wir die heimische Ressource Holz zum Beispiel,
gung verwenden?
Biomasse ist eine erweiterte Frage, aber wie Strauß
können wir die Biomasse für Zusatzeinkommen
im ländlichen Raum nutzen. Da haben wir land-
auf, landab gesagt, € 400.000,-- pro Jahr für die Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
Lobnig
ländliche Entwicklung für Heizkraftwerke, die Bitte, Herr Landesrat!
Lobnig
aus ländlicher Initiative entstehen, zusätzlich
unterstützt, damit wir entsprechende Breitenwir-
kung zustande bringen. Du selbst bist im Ober- Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP):
land und bist, wie dein eigener Präsident Möss- Mag. Dr. Martinz
ler, selbst ein Federführer der Biomasseumset- Wenn man sich mit dem Thema Biogas näher
zung von gemeinsamen Heizwerken, (Abg. Tret- beschäftigt und da braucht man jetzt nicht die
tenbrein: Fahnenführer ist einer, der zu viel Probleme der Biogasanlagen Österreichs her-
getrunken hat!) der immer schon auf die erneu- nehmen, da haben wir eigene Probleme, auch
erbare Energie gesetzt hat, ein Vorkämpfer war, aktuell, die durch verschiedene Bankenkonsor-
der genau weiß, dass hier eine Riesenchance für tien jetzt in der letzten Woche, in den letzten
die Landwirtschaft da ist. Gott sei Dank gibt es Monaten aufgefangen wurden und sonst wie
den Bauernbund, kann ich nur wiederholen! versucht wurde, diese weiter zu betreiben oder
(Abg. Trettenbrein: Ja oder Nein?) irgendwie am Leben zu erhalten. (3. Präs. Dipl.-
Ing. Gallo lachend: Du redest wie ein Häcksler!)
Zum Gasdampfkraftwerk insgesamt bekenne ich
Die Frage des Biogases aus meiner Sicht ist eine
mich hier zur eigentlich Dreiparteienvereinba-
problematische Frage, das ist vollkommen rich-
rung in der Landesregierung, die in der Landes-
tig, weil einmal hier der Konflikt „Lebensmittel
regierung vertreten ist, dass wir bei einer positi-
zu Energiemittel“ auf in Kärnten sicher be-
ven UVP-Bescheiderlassung auf Landesebene
schränkter Fläche kommt. Das hat sich auch ein
die Geschichte, nachdem wir wissen, dass es
bisschen gewandelt, wenn man ganz ehrlich ist,
beeinsprucht wurde, in der nächsten Instanz die
denken wir zurück: Vor ein paar Jahren, da wo
Entscheidungen abwarten. Dazu bekenne ich
die Flächen eher zu viel waren, wo es geheißen
mich, das hat auch bis jetzt im Konsens inner-
hat, wir brauchen Ökoflächen, wir müssen zu-
halb der Landesregierung gehalten. Die ganze
rückfahren, da waren die Idee der Nutzung für
Geschichte ist im Fluss und wir werden sehen,
Flächen, die sozusagen aus der Lebensmittelpro-
was herauskommt. Danke schön! (Beifall von
duktion genommen hätten werden sollen, als
der ÖVP-Fraktion.)
Mag. Dr. Martinz
Alternative für die Energiegewinnung keine
schlechte Idee, das war nicht so schlecht.
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): Es hat sich aber in der Technik sehr viel geän-
Lobnig dert. Es hat sich das in der Verstromung, die ja
Seitens der SPÖ-Fraktion hat sich Herr Abge- dort auch mit eine technische Ausbeutevariante
ordneter Strauß für eine Zusatzfrage gemeldet. gewesen ist, nicht wirklich sehr effizient weiter-
Bitte die Zusatzfrage zu stellen!
Lobnig entwickelt. Wir sehen ja die Erfolge. Ich sehe
auch, dass die Biogasanlagen eigentlich im
Rückzug sind. Wenn ich das so landauf, landab
Abgeordneter Strauß (SPÖ): beobachte, ist Biogas nicht der Weisheit letzter
Strauß
Schluss. Wir haben auch mit dem Energierefe-
Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen
renten und auch innerhalb der Landesregierung
und Herren des Kärntner Landtages! Geschätzte
immer wieder eine Diskussion: Wohin gehen
Zuhörerinnen und Zuhörer! Sehr geehrter Herr
wirklich die Wege der Alternativenergie? Es ist
Landesrat Dr. Martinz. Sie haben jetzt den Bau-
18. 3520 31. Sitzung des Kärntner Landtages - 5. Oktober 2011 - 30. Gesetzgebungsperiode
Mag. Dr. Martinz
nicht alles, was es am Markt gibt, vielleicht für fördern, die den Energieverbrauch im Land ins-
Kärnten ein zukunftsfähiger Weg. Wenn man gesamt ein bisschen einschränken, Energiespar-
Wind hernimmt im Vergleich zu irgendeinem maßnahmen auch zum Durchbruch verhelfen,
Standort in Norddeutschland, nahezu nur ein damit wir solch großen Kraftwerke in der Zu-
Drittel Ausbeute im Vergleich zu diesen Stand- kunft gar nicht mehr brauchen? (3. Präs. Dipl.-
orten. Wenn man die Sonne hernimmt, das wird Ing. Gallo: Beim Birnbacher abzwicken!)
Wieser
auch nicht in jeder Region gehen. Da muss man
sehr überlegen: Wo investiert man massiv hin-
ein? Was hat wirklich Zukunft? In meinen Au- Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F):
gen ist Biogas am Rückzug und wird für Kärnten Lobnig
nicht die Lösung sein. (3. Präs. Dipl.-Ing. Gallo: Bitte, Herr Landesrat!
Lobnig
Die Biosonne wäre etwas Neues! – Beifall von
der ÖVP-Fraktion.)
Mag. Dr. Martinz
Landesrat Mag. Dr. Martinz (ÖVP):
Mag. Dr. Martinz
Die Maßnahmen haben wir zum Beispiel gerade
Vorsitzender Erster Präsident Lobnig (F): beim speziellen Bereich der Gemeinden mit dem
Lobnig
Gibt es von der ÖVP-Fraktion eine Zusatzfrage? Konjunkturpaket II auch festgemacht und ent-
– Bitte, Herr Abgeordneter Wieser! sprechend unterstützt mit zusätzlichen Mitteln,
Lobnig
nämlich in der Form, wenn Gemeinden in der
Sanierung ihrer Gemeindebauten auch in den
Abgeordneter Wieser (ÖVP): Schulbauten aktiv werden, haben wir das zusätz-
Wieser
lich mit 15 Prozent unterstützt. Das ist ein sehr
Herr Präsident! Geschätzte Kolleginnen und gut angenommenes Programm. Wir wissen, im
Kollegen! Werte Zuhörer! Zuallererst einmal Baumanagement der Gemeinden ist noch sehr
eine Klarstellung vielleicht als Einbegleitung viel Geld vorhanden. Wir haben auch ein Unter-
meiner Zusatzfrage. (Abg. Ing. Scheuch: Bist du stützungsprogramm, ein Begleitprogramm sei-
auch Mitglied beim Bauernbund?) Selbstver- tens der Gemeindeabteilung ins Leben gerufen,
ständlich! Nachdem Vizepräsident Suntinger wo wir, wenn wir das Baumanagement mit unse-
immer behauptet, der Vizepräsident der Kam- ren Fachleuten, mit unseren Fachexpertisen 100-
mer, die Kammer wird vom Bauernbund domi- prozentig begleiten könnten, rund 8 Millionen
niert: Selbstverständlich, Gott sei Dank, weil sie sind hochgerechnet worden, uns zusätzlich für
auch Ziele setzt und er hat natürlich sofort, wie die Gemeinden ersparen könnten, rein aus dem
bekannt wurde, dass ein Gasdampfkraftwerk in Baumanagement, aus der Energieeffizienz. Wir
Klagenfurt errichtet werden soll, auch eine Al- haben die Sanierungsgemeinschaften ins Leben
ternative aufgezeigt. (Zwischenruf von Abg. Sun- gerufen, Sanierungsgemeinschaften, wo sich in
tinger.) Ich erinnere, und vielleicht warst du einer Aktivität mit den Gemeinden Interessierte
damals nicht dabei, dass wir mit Kopetz eine finden und treffen, mit unserer Begleitung in
große Veranstaltung in Krastowitz abgehalten Fragen der Förderung, in Fragen des gemeinsa-
haben, wo er ein Alternativenergiekonzept für men Einkaufs, in Fragen auch der technischen
Klagenfurt vorgestellt hat, damals sich auch eine Ausgestaltung, der Architektur, wenn es um
heutige Frau Vizebürgermeisterin Mathiaschitz Sanierungsmaßnahmen geht. Das heißt, für den
dort ins Zeug geschmissen hat, (3. Präs. Dipl.- privaten Bereich, Häuselbauer in erster Linie,
Ing. Gallo: Das ist nicht ladylike!) das Gas- wenn sie das Dach machen wollen, wenn sie die
dampfkraftwerk umzusetzen. Ich erinnere daran, Fenster auswechseln wollen, wenn sie Sanie-
dass sich auch ein Landeshauptmann Haider für rungsmaßnahmen an den Wänden machen wol-
dieses Gasdampfkraftwerk eingesetzt hat. Ich len, also wirklich energieeffiziente Maßnahmen,
frage dich, was der jetzige Bürgermeister Schei- schließen sie sich in Sanierungsgemeinschaften
der eigentlich für eine Einstellung dazu hat? zusammen. Wir begleiten das – gemeinsamer
Aber jetzt eine zusätzliche Frage an unseren Einkauf, gemeinsames Abwickeln, gemeinsame
Landesrat: Förderansuchen oder Ausnützen aller Förde-
rungsmöglichkeiten. Da gibt es sehr vielfältige
Welche Maßnahmen kannst du als Gemeindere-
Möglichkeiten. Das heißt, hier ist ein wirklicher
ferent in der Form erbringen oder einbegleiten,