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2. QUARTALSBERICHT
ECUADOR UND ICH – TEAM FÜR EIN JAHR
EINDRÜCKE VON MEINEM WELTWÄRTS-FREIWILLIGENDIENST IN CUENCA
184 Tage Abenteuer Ecuador liegen hinter mir,
178 Tage liegen noch vor mir,
Halbzeit!
Und das bedeutet, es ist mal wieder
Zeit für einen Bericht, besser gesagt
für ein Innehalten, um auf das bereits
Geschehene zurückzublicken und
damit neue Perspektiven für die zweite
Hälfte auszumachen.
Wie auch im letzten Bericht möchte ich
mich dabei zuerst der Arbeit, danach
meinem alltäglichen Leben in Cuenca
und der Gastfamilie im speziellen im
Zeitraum November 2014 bis Februar
2015 und meinen
Zukunftsperspektiven für den zweiten
Teil des Freiwilligendienstes bis August
2015 widmen.
MEINE ARBEIT IN DER FUNDACIÓN „EL ARENAL“
An meinem Tagesablauf in der Fundación hat sich seit dem letzten Bericht eigentlich nichts verändert. Ich habe
mich gut an die Arbeitsweise der Fundación gewöhnt und genieße es, sowohl mit den Jugendlichen als auch mit
den Kindern zu arbeiten. Mit der Zeit lernt man auch immer mehr die verschiedenen und oft äußerst
schwierigen Familienhintergründe kennen und auch die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den jeweiligen
Familien der Fundación.
In der letzten Zeit habe ich sogar zweimal einen Hausbesuch bei unterschiedlichen Familien begleitet. Das war
sehr interessant zu sehen, wie die Kinder daheim leben. Die erste Familie lebt in der Stadt in der Nähe des
Marktes und bewohnt mit ihren vier Söhnen im ersten Stock eine Drei-Zimmer-Wohnung. Den Kindern fällt
dabei das Eingangszimmer mit einem Doppelbett als Schlafzimmer zu, anschließend gelangt man in den Koch-
und Essbereich und abschließend findet man das Wohn- und Schlafzimmer der Mutter mit ihrem aktuellen
Partner vor. Da die Kinder all ihre Kleidungsstücke in einem großen Karton lagerten, brachten wir ihnen jeweils
eine große Mülltüte mit. Gemeinsam falteten wir die Wäsche und sortierten sie in die verschiedenen Tüten,
damit am Ende jeder seinen eigenen Wäschestapel hatte. Diese Wohnsituation kam mir -für dortige
Verhältnisse- gar nicht so schlecht vor, da es allgemein sauber und wohnlich war, letztendlich war die Wohnung
nur ziemlich klein für eine sechsköpfige Familie. Vor einer Woche lernte ich dann auch die Lebensweise auf
dem Land kennen. Wir besuchten eine Familie, dessen Kinder allein schon eine halbstündige Fahrt mit dem Bus
zur Fundación zurücklegen müssen, außerdem haben sie von ihrem Haus bis zur Bushaltestelle nochmals eine
halbe Stunde zu laufen. Diese Familie bewohnt tatsächlich ein eigenes Haus, aber dieses besteht lediglich aus
2
Brettern und Wellblech. Der Fußboden
ist dichtgestampfte Erde bedeckt mit
Kartons. Fließendes Wasser, also eine
Waschstelle und Bad, bekam die
Familie erst im vergangenen Jahr
durch die Fundación zur Verfügung
gestellt. Diese Familie bewohnt zwei
separate Räume: ein Schlafzimmer
bestehend aus zwei Doppelbetten,
eins für die drei Töchter und eins für
die Mutter mit ihrem aktuellen
Partner, sowie ein Koch- und Essraum.
Auch wenn ebenso dieses Domizil
sauber und gepflegt erschien, konnte
ich mir beim besten Willen nicht
vorstellen dort zu leben, wenn in der
Nacht der kalte Wind durch die Ritzen
pfeift. Diese zwei Besuche fand ich
sehr lehrreich, um zu verstehen, woher
unsere Kinder eigentlich kommen. Ich
finde es nach wie vor beeindruckend,
dass man es ihnen oft nicht anmerkt, wie sie leben und welche Motivation sie durch die Hilfe der Fundación für
ihre Zukunft entwickeln.
In den letzten drei Monaten konnten wir sogar eine Familie der Fundación so gut wie verabschieden, da sich
ihre familiäre und finanzielle Situation über die Jahre soweit verbessert wie auch stabilisiert hat, sodass Platz
für eine neue Familie geschaffen werden konnte. Auch wenn die drei Geschwister hin und wieder noch
kommen, wurden dann auch sofort vier Schwestern einer neuen Familie in die Fundación integriert, welche
sich auch schon gut eingelebt haben. Es freut mich sehr zu sehen, dass unsere im Team geleistete Arbeit solche
Früchte trägt.
Höhepunkt meiner Arbeitswoche
bleibt weiterhin der Freitag, da anstatt
Hausaufgabenbetreuung meist ein
Ausflug oder ein anderes besonderes
Angebot ansteht. Da waren wir erst im
Januar mit allen Kindern beim
Schwimmen in Baños de Cuenca, was
definitiv auch DAS Ereignis für die
Kinder war.
Es gibt natürlich auch immer Hürden
und neue Herausforderungen. Vor so
einer stand ich Mitte Januar, als der
Educador (=Erzieher) der Jugendlichen
der Vor- und Nachmittagsgruppe
kündigte. Dadurch brach der Educador
mit der meisten Arbeitszeit weg und
da man so schnell nicht mal hier in
Ecuador einen neuen Angestellten
findet, sprangen kurzerhand Kathrin
3
und ich ein. Damit betreuten wir für zwei Wochen vollkommen alleine vormittags die 12-18 Jahre alten
Jugendlichen und übernahmen nachmittags ebenso diese Gruppe, wobei wir da zumindest noch die
Unterstützung der anderen zwei Educadorinnen in den Nebensälen hatten. Außerdem fiel die Leitung des
mathematisch-logischen Workshops nun ganz allein in meinen Aufgabenbereich. Mit der Hilfe einer weiteren
vor kurzem angekommenen Freiwilligen bastelte ich mit den Kindern Uhren und übte mit ihnen die Uhrzeiten
abzulesen. Während es mir wirklich sehr gut gefiel mehr Verantwortung übertragen zu bekommen, kam ich in
dieser Zeit aber auch sehr erschöpft nach Hause. Zwischen der Position Educador und Freiwillige besteht eben
doch ein Unterschied, vor allem wenn es darum geht den Respekt der Kinder zu bekommen. Da werde ich als
Freiwillige doch eher als Freundin wahrgenommen, anstatt als Respektperson, der man ein diszipliniertes
Verhalten gegenüber präsentiert. Nachdem ich in einer Woche 59 Stunden gearbeitet hatte, also 12 Stunden
Überstunden geleistet hatte, kehrte zum Glück nach zwei Wochen aufgrund fehlender Arbeitsalternative der
ehemalige Educador zurück.
Nun ist das Team wieder einigermaßen zur Normalität zurückgekehrt und ich in meinen regulären Arbeitsplan.
Ende Januar verabschiedeten wir nämlich unsere derzeitige Direktorin in eine dreimonatige Auszeit, sie wird
sich in Frankreich um ihre stark erkrankte Schwester kümmern. Zurzeit -während der zweiwöchigen
Karnevalsferien- kommen nur sehr wenige Kinder in die Fundación und es steht keine Hausaufgabenbetreuung
an. Somit werden Workshops durchgeführt und Filme angeschaut.
Zu diesem Punkt möchte ich auch von zwei besonders schönen Feiern mit den Familien der Fundación
erzählen. Die erste Feier stand am Wochenende vor Weihnachten an. Drei gefüllte Busse mit Kindern und ihren
Familien machten sich samt Fundaciónsteam, reichlich Essen und nicht zuletzt sehr viel guter Laune an einem
herrlichen Sonntag auf nach Andacocha. Dort wurde das jährliche Weihnachtsprogramm mit Kirchenbesuch,
gemeinsamen Essen und Spielen abgehalten. Da merkte man richtig diese Weihnachtsstimmung, als alle
gemeinsam aßen und sich an den Spielen erfreuten. Als Höhepunkt der Veranstaltung bekamen alle Kinder die
hier zu Weihnachten übliche Süßigkeitentüte geschenkt und den Familien wurde eine Art Präsentkorb
mitgegeben, beides wurde von einer Partner-Fundación gespendet.
Die andere Feier fand am
Karnevalsfreitag statt. Es wurde ein
Programm mit einigen Spielen in der
Fundación abgehalten und Kathrins
und mein Beitrag bestand darin, dass
wir „Set Fire to the Rain“ von Adele
vortrugen, Kathrin singend und ich auf
der Querflöte begleitend.
Anschließend, schon leicht durch die
Spiele nass gemacht, machten sich alle
auf zum Fluss. Denn anstatt Verkleiden
wird hier Karneval mit
Wasserschlachten gefeiert. Am Fluss
konnte man sehr schön sehen, wie die
Kinder untereinander
zusammenhielten, wenn es darum
ging, Mitschüler oder auch uns vom
Team nass zu machen bzw. in den
Fluss zu werfen. Als krönenden
Abschluss nahmen wir alle nass aber
sehr glücklich in der Fundación die
Zwischenmahlzeit ein und verabschiedeten uns ins Karnevalswochenende.
4
MEIN LEBEN IN CUENCA UND IN DER GASTFAMILIE
Es kommt mir längst nicht mehr so vor, jeden Tag in einem fremden Zimmer in einer fremden Familie mit einer
fremden Sprache aufzuwachen. Es ist mein Zimmer, meine Familie und auch aktuell meine Sprache.
Mein Leben in dieser lateinamerikanischen Stadt erscheint mir mittlerweile so normal wie mein Leben in
Deutschland. Ich fahre mit dem Bus, lausche den Gesprächen der anderen Insassen und seit ich mir im
Dezember ein Fahrrad gekauft habe, erfahre ich täglich hautnah die verrückte Fahrweise der Cuencaner.
Ecuador ist für mich schon lange nicht mehr nur eine Landkarte, sondern viel mehr ein Stück Heimat gespickt
mit Erinnerungen aus den unterschiedlichsten Ecken und Winkeln des Landes. Ich habe einen Alltag hier und
kenne die Lebensweise der Einheimischen.
Bei all diesem hat mir meine Gastfamilie unglaublich viel geholfen. Ich bewege mich nicht als Einzelperson auf
neuem Terrain, im Hintergrund steht meine Gastfamilie allen voran Soraya, meine liebe Gastmutter. Sie leitet
mich sicher durch die Schwierigkeiten einer andern Kultur und ich lebe diese Kultur mit meiner Groß-Familie.
Ich habe mich bis jetzt noch nie allein oder einsam gefühlt, da ich immer ein offenes Ohr und Unterstützung bei
ihr finde.
Seit Januar haben wir sogar noch einen
weiteren deutschen Freiwilligen in der
Familie, der aber nur bis Mitte Juni
bleibt. Vor allem in dieser Situation
habe ich gemerkt, wie gut ich mich
schon hier zurecht finde und ihm
dadurch in seiner
Eingewöhnungsphase beistehen
konnte.
Was ich schon jetzt besonders aus dem
Zusammenleben mit meiner
ecuadorianischen Familie mitnehme,
ist meine neu entdeckte Rolle als
Familienmensch. Meine deutschen
Freunde sagen zwar, dass das bereits
in Deutschland der Fall war, aber hier
ist mir das erst richtig aufgefallen. Ich
genieße es, Zeit mit meiner Gastfamilie
zu verbringen und gemeinsam mit
ihnen die großen und kleinen Feste des
Jahres zu begehen, sei es Weihnachten oder der Geburtstag einer Tante.
Außerdem vergleiche ich auch die verschiedenen Rollenverteilungen meiner ecuadorianischen Familie mit
meiner deutschen. Allgemein ist der „Machismo“ hier in Ecuador noch sehr präsent, Männer trifft man in der
Küche selten und sei es nur zum Essen auftragen. Das ist in meiner deutschen Familie ja dann doch anders. Was
mir aber vor allem bei meinem ecuadorianischen Familienteil auffällt, also bei meiner Gastmutter und -tante,
mit denen ich zusammenlebe, ist der Versuch, aus diesem „Machismo“-System als allein lebende und
selbstständige Frauen auszubrechen. Da hier immer mehr Frauen alleinerziehend leben, denke ich, dass sich
die ecuadorianische Gesellschaft bald ändern könnte und sicherlich auch muss.
5
BLICK IN DIE ZUKUNFT
Für die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes habe ich mir vorgenommen, mindestens genauso weiter zu
machen wie in der ersten Hälfte. Ich möchte mir meine offenen Augen und Ohren für Neues beibehalten und
nicht zuletzt meine gute Laune, mit der man auch die ein oder andere schwierige Situation unbeschadet
übersteht. Das wird aber nicht ganz so einfach, da jetzt das Ende schon beängstigend nahe rückt.
In einer Woche steht bereits das Zwischenseminar an, worauf ich schon sehr gespannt bin. Das Seminar findet
in einem ganz anderen Teil von Ecuador statt, der mir noch gänzlich unbekannt ist., Aber wesentlich mehr
interessiert mich die anderen Freiwilligen kennenzulernen oder vielleicht schon bekannte Gesichter vom
Freiwilligentreffen im Oktober wiederzusehen und gemeinsam mit ehemaligen Freiwilligen unsere Erfahrungen
auszutauschen und Erwartungen und Ängste für die Zukunft zu besprechen. Meine Ängste beziehen sich dabei
mehr auf die Rückkehr nach Deutschland. Nach einem Jahr Pause von der schnelllebigen Konsum- und
Ellbogengesellschaft Deutschlands werde ich wohl eher bei der Heimkehr einen Kulturschock erleben,
zumindest wird mein Leben in Deutschland nicht mehr das gleiche sein wie vor dem weltwärts-Aufenthalt.
Als nächstes erwarte ich in einem Monat den Besuch meiner Familie und freue mich schon sehr darauf, ihnen
meine zweite Heimat live und in Farbe vorzustellen. Auch wenn ich bis jetzt noch kein Heimweh verspürt habe,
werde ich die gemeinsame Zeit auf jeden Fall genießen. Es könnte sogar sein, dass ich vielleicht nach dem
Besuch etwas Heimweh bekomme, aber das ist wie immer mit Gelassenheit und Optimismus abzuwarten.
Nach dem Besuch bleiben dann auch leider noch nur noch vier Monate. Ich denke diese werden erst recht im
Flug vergehen, da durch Rückkehr unserer Direktorin, Geburtstage, Reisepläne, Zeltlager mit der Fundación und
letztendlich dem Arbeitsende in der Fundación ein Ereignis das andere zu jagen scheint. Langweilig wird es also
auch in der zweiten Hälfte nicht!
ALL IN ALL
Zusammenfassend kann ich also äußerst zufrieden auf eine erste Hälfte zurückblicken. Ich habe ein riesen
Glück mit meiner Gastfamilie, in der ich mich super wohl fühle und auch an der Arbeit läuft alles rund,
Herausforderungen gehören ja immer dazu!
Ich persönlich bereue es keinen
einzigen Tag, hierher im Rahmen des
weltwärts-Programms gekommen zu
sein. Viel mehr genieße ich jede
Sekunde hier und freue mich auf die
kommenden 178 Tage in diesem ganz
anderen aber nicht mehr fremden
Land.
Schon jetzt habe ich in der ersten
Hälfte meines Freiwilligendienstes so
viel Neues erfahren, erlebt und nicht
zuletzt über mich selber gelernt und
bin mit meinen Aufgaben gewachsen.
Wenn ich am Anfang schon mit einer
gehörigen Portion Optimismus
angekommen bin, habe ich hier dazu
noch gelernt schwierigen Situationen
mit Gelassenheit zu begegnen.
Gelassenheit braucht man auch in
einem Land mit der „hora ecuatoriana“
6
und erst recht der „hora cuencana“, der allgemein bekannten Latino-Verspätung, wo sogar Verträge mit der
Stadtverwaltung mit zweimonatiger Verspätung geschlossen werden.
Hoffentlich kann ich den Kindern der Fundación durch meinen Freiwilligendienst zumindest einen kleinen Teil
zurückgeben, während ich so viel von ihnen mitnehmen werde.
Ich blicke also mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die zweite Hälfte. Ich bin gespannt, was
mich noch so alles erwartet und gleichzeitig weiß ich schon jetzt, dass mir der Abschied von meiner
ecuadorianischen Familie, meiner spannenden Arbeit und diesem wunderbaren Land nicht leicht fallen wird.

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2. Quartalsbericht

  • 1. 1 2. QUARTALSBERICHT ECUADOR UND ICH – TEAM FÜR EIN JAHR EINDRÜCKE VON MEINEM WELTWÄRTS-FREIWILLIGENDIENST IN CUENCA 184 Tage Abenteuer Ecuador liegen hinter mir, 178 Tage liegen noch vor mir, Halbzeit! Und das bedeutet, es ist mal wieder Zeit für einen Bericht, besser gesagt für ein Innehalten, um auf das bereits Geschehene zurückzublicken und damit neue Perspektiven für die zweite Hälfte auszumachen. Wie auch im letzten Bericht möchte ich mich dabei zuerst der Arbeit, danach meinem alltäglichen Leben in Cuenca und der Gastfamilie im speziellen im Zeitraum November 2014 bis Februar 2015 und meinen Zukunftsperspektiven für den zweiten Teil des Freiwilligendienstes bis August 2015 widmen. MEINE ARBEIT IN DER FUNDACIÓN „EL ARENAL“ An meinem Tagesablauf in der Fundación hat sich seit dem letzten Bericht eigentlich nichts verändert. Ich habe mich gut an die Arbeitsweise der Fundación gewöhnt und genieße es, sowohl mit den Jugendlichen als auch mit den Kindern zu arbeiten. Mit der Zeit lernt man auch immer mehr die verschiedenen und oft äußerst schwierigen Familienhintergründe kennen und auch die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den jeweiligen Familien der Fundación. In der letzten Zeit habe ich sogar zweimal einen Hausbesuch bei unterschiedlichen Familien begleitet. Das war sehr interessant zu sehen, wie die Kinder daheim leben. Die erste Familie lebt in der Stadt in der Nähe des Marktes und bewohnt mit ihren vier Söhnen im ersten Stock eine Drei-Zimmer-Wohnung. Den Kindern fällt dabei das Eingangszimmer mit einem Doppelbett als Schlafzimmer zu, anschließend gelangt man in den Koch- und Essbereich und abschließend findet man das Wohn- und Schlafzimmer der Mutter mit ihrem aktuellen Partner vor. Da die Kinder all ihre Kleidungsstücke in einem großen Karton lagerten, brachten wir ihnen jeweils eine große Mülltüte mit. Gemeinsam falteten wir die Wäsche und sortierten sie in die verschiedenen Tüten, damit am Ende jeder seinen eigenen Wäschestapel hatte. Diese Wohnsituation kam mir -für dortige Verhältnisse- gar nicht so schlecht vor, da es allgemein sauber und wohnlich war, letztendlich war die Wohnung nur ziemlich klein für eine sechsköpfige Familie. Vor einer Woche lernte ich dann auch die Lebensweise auf dem Land kennen. Wir besuchten eine Familie, dessen Kinder allein schon eine halbstündige Fahrt mit dem Bus zur Fundación zurücklegen müssen, außerdem haben sie von ihrem Haus bis zur Bushaltestelle nochmals eine halbe Stunde zu laufen. Diese Familie bewohnt tatsächlich ein eigenes Haus, aber dieses besteht lediglich aus
  • 2. 2 Brettern und Wellblech. Der Fußboden ist dichtgestampfte Erde bedeckt mit Kartons. Fließendes Wasser, also eine Waschstelle und Bad, bekam die Familie erst im vergangenen Jahr durch die Fundación zur Verfügung gestellt. Diese Familie bewohnt zwei separate Räume: ein Schlafzimmer bestehend aus zwei Doppelbetten, eins für die drei Töchter und eins für die Mutter mit ihrem aktuellen Partner, sowie ein Koch- und Essraum. Auch wenn ebenso dieses Domizil sauber und gepflegt erschien, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen dort zu leben, wenn in der Nacht der kalte Wind durch die Ritzen pfeift. Diese zwei Besuche fand ich sehr lehrreich, um zu verstehen, woher unsere Kinder eigentlich kommen. Ich finde es nach wie vor beeindruckend, dass man es ihnen oft nicht anmerkt, wie sie leben und welche Motivation sie durch die Hilfe der Fundación für ihre Zukunft entwickeln. In den letzten drei Monaten konnten wir sogar eine Familie der Fundación so gut wie verabschieden, da sich ihre familiäre und finanzielle Situation über die Jahre soweit verbessert wie auch stabilisiert hat, sodass Platz für eine neue Familie geschaffen werden konnte. Auch wenn die drei Geschwister hin und wieder noch kommen, wurden dann auch sofort vier Schwestern einer neuen Familie in die Fundación integriert, welche sich auch schon gut eingelebt haben. Es freut mich sehr zu sehen, dass unsere im Team geleistete Arbeit solche Früchte trägt. Höhepunkt meiner Arbeitswoche bleibt weiterhin der Freitag, da anstatt Hausaufgabenbetreuung meist ein Ausflug oder ein anderes besonderes Angebot ansteht. Da waren wir erst im Januar mit allen Kindern beim Schwimmen in Baños de Cuenca, was definitiv auch DAS Ereignis für die Kinder war. Es gibt natürlich auch immer Hürden und neue Herausforderungen. Vor so einer stand ich Mitte Januar, als der Educador (=Erzieher) der Jugendlichen der Vor- und Nachmittagsgruppe kündigte. Dadurch brach der Educador mit der meisten Arbeitszeit weg und da man so schnell nicht mal hier in Ecuador einen neuen Angestellten findet, sprangen kurzerhand Kathrin
  • 3. 3 und ich ein. Damit betreuten wir für zwei Wochen vollkommen alleine vormittags die 12-18 Jahre alten Jugendlichen und übernahmen nachmittags ebenso diese Gruppe, wobei wir da zumindest noch die Unterstützung der anderen zwei Educadorinnen in den Nebensälen hatten. Außerdem fiel die Leitung des mathematisch-logischen Workshops nun ganz allein in meinen Aufgabenbereich. Mit der Hilfe einer weiteren vor kurzem angekommenen Freiwilligen bastelte ich mit den Kindern Uhren und übte mit ihnen die Uhrzeiten abzulesen. Während es mir wirklich sehr gut gefiel mehr Verantwortung übertragen zu bekommen, kam ich in dieser Zeit aber auch sehr erschöpft nach Hause. Zwischen der Position Educador und Freiwillige besteht eben doch ein Unterschied, vor allem wenn es darum geht den Respekt der Kinder zu bekommen. Da werde ich als Freiwillige doch eher als Freundin wahrgenommen, anstatt als Respektperson, der man ein diszipliniertes Verhalten gegenüber präsentiert. Nachdem ich in einer Woche 59 Stunden gearbeitet hatte, also 12 Stunden Überstunden geleistet hatte, kehrte zum Glück nach zwei Wochen aufgrund fehlender Arbeitsalternative der ehemalige Educador zurück. Nun ist das Team wieder einigermaßen zur Normalität zurückgekehrt und ich in meinen regulären Arbeitsplan. Ende Januar verabschiedeten wir nämlich unsere derzeitige Direktorin in eine dreimonatige Auszeit, sie wird sich in Frankreich um ihre stark erkrankte Schwester kümmern. Zurzeit -während der zweiwöchigen Karnevalsferien- kommen nur sehr wenige Kinder in die Fundación und es steht keine Hausaufgabenbetreuung an. Somit werden Workshops durchgeführt und Filme angeschaut. Zu diesem Punkt möchte ich auch von zwei besonders schönen Feiern mit den Familien der Fundación erzählen. Die erste Feier stand am Wochenende vor Weihnachten an. Drei gefüllte Busse mit Kindern und ihren Familien machten sich samt Fundaciónsteam, reichlich Essen und nicht zuletzt sehr viel guter Laune an einem herrlichen Sonntag auf nach Andacocha. Dort wurde das jährliche Weihnachtsprogramm mit Kirchenbesuch, gemeinsamen Essen und Spielen abgehalten. Da merkte man richtig diese Weihnachtsstimmung, als alle gemeinsam aßen und sich an den Spielen erfreuten. Als Höhepunkt der Veranstaltung bekamen alle Kinder die hier zu Weihnachten übliche Süßigkeitentüte geschenkt und den Familien wurde eine Art Präsentkorb mitgegeben, beides wurde von einer Partner-Fundación gespendet. Die andere Feier fand am Karnevalsfreitag statt. Es wurde ein Programm mit einigen Spielen in der Fundación abgehalten und Kathrins und mein Beitrag bestand darin, dass wir „Set Fire to the Rain“ von Adele vortrugen, Kathrin singend und ich auf der Querflöte begleitend. Anschließend, schon leicht durch die Spiele nass gemacht, machten sich alle auf zum Fluss. Denn anstatt Verkleiden wird hier Karneval mit Wasserschlachten gefeiert. Am Fluss konnte man sehr schön sehen, wie die Kinder untereinander zusammenhielten, wenn es darum ging, Mitschüler oder auch uns vom Team nass zu machen bzw. in den Fluss zu werfen. Als krönenden Abschluss nahmen wir alle nass aber sehr glücklich in der Fundación die Zwischenmahlzeit ein und verabschiedeten uns ins Karnevalswochenende.
  • 4. 4 MEIN LEBEN IN CUENCA UND IN DER GASTFAMILIE Es kommt mir längst nicht mehr so vor, jeden Tag in einem fremden Zimmer in einer fremden Familie mit einer fremden Sprache aufzuwachen. Es ist mein Zimmer, meine Familie und auch aktuell meine Sprache. Mein Leben in dieser lateinamerikanischen Stadt erscheint mir mittlerweile so normal wie mein Leben in Deutschland. Ich fahre mit dem Bus, lausche den Gesprächen der anderen Insassen und seit ich mir im Dezember ein Fahrrad gekauft habe, erfahre ich täglich hautnah die verrückte Fahrweise der Cuencaner. Ecuador ist für mich schon lange nicht mehr nur eine Landkarte, sondern viel mehr ein Stück Heimat gespickt mit Erinnerungen aus den unterschiedlichsten Ecken und Winkeln des Landes. Ich habe einen Alltag hier und kenne die Lebensweise der Einheimischen. Bei all diesem hat mir meine Gastfamilie unglaublich viel geholfen. Ich bewege mich nicht als Einzelperson auf neuem Terrain, im Hintergrund steht meine Gastfamilie allen voran Soraya, meine liebe Gastmutter. Sie leitet mich sicher durch die Schwierigkeiten einer andern Kultur und ich lebe diese Kultur mit meiner Groß-Familie. Ich habe mich bis jetzt noch nie allein oder einsam gefühlt, da ich immer ein offenes Ohr und Unterstützung bei ihr finde. Seit Januar haben wir sogar noch einen weiteren deutschen Freiwilligen in der Familie, der aber nur bis Mitte Juni bleibt. Vor allem in dieser Situation habe ich gemerkt, wie gut ich mich schon hier zurecht finde und ihm dadurch in seiner Eingewöhnungsphase beistehen konnte. Was ich schon jetzt besonders aus dem Zusammenleben mit meiner ecuadorianischen Familie mitnehme, ist meine neu entdeckte Rolle als Familienmensch. Meine deutschen Freunde sagen zwar, dass das bereits in Deutschland der Fall war, aber hier ist mir das erst richtig aufgefallen. Ich genieße es, Zeit mit meiner Gastfamilie zu verbringen und gemeinsam mit ihnen die großen und kleinen Feste des Jahres zu begehen, sei es Weihnachten oder der Geburtstag einer Tante. Außerdem vergleiche ich auch die verschiedenen Rollenverteilungen meiner ecuadorianischen Familie mit meiner deutschen. Allgemein ist der „Machismo“ hier in Ecuador noch sehr präsent, Männer trifft man in der Küche selten und sei es nur zum Essen auftragen. Das ist in meiner deutschen Familie ja dann doch anders. Was mir aber vor allem bei meinem ecuadorianischen Familienteil auffällt, also bei meiner Gastmutter und -tante, mit denen ich zusammenlebe, ist der Versuch, aus diesem „Machismo“-System als allein lebende und selbstständige Frauen auszubrechen. Da hier immer mehr Frauen alleinerziehend leben, denke ich, dass sich die ecuadorianische Gesellschaft bald ändern könnte und sicherlich auch muss.
  • 5. 5 BLICK IN DIE ZUKUNFT Für die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes habe ich mir vorgenommen, mindestens genauso weiter zu machen wie in der ersten Hälfte. Ich möchte mir meine offenen Augen und Ohren für Neues beibehalten und nicht zuletzt meine gute Laune, mit der man auch die ein oder andere schwierige Situation unbeschadet übersteht. Das wird aber nicht ganz so einfach, da jetzt das Ende schon beängstigend nahe rückt. In einer Woche steht bereits das Zwischenseminar an, worauf ich schon sehr gespannt bin. Das Seminar findet in einem ganz anderen Teil von Ecuador statt, der mir noch gänzlich unbekannt ist., Aber wesentlich mehr interessiert mich die anderen Freiwilligen kennenzulernen oder vielleicht schon bekannte Gesichter vom Freiwilligentreffen im Oktober wiederzusehen und gemeinsam mit ehemaligen Freiwilligen unsere Erfahrungen auszutauschen und Erwartungen und Ängste für die Zukunft zu besprechen. Meine Ängste beziehen sich dabei mehr auf die Rückkehr nach Deutschland. Nach einem Jahr Pause von der schnelllebigen Konsum- und Ellbogengesellschaft Deutschlands werde ich wohl eher bei der Heimkehr einen Kulturschock erleben, zumindest wird mein Leben in Deutschland nicht mehr das gleiche sein wie vor dem weltwärts-Aufenthalt. Als nächstes erwarte ich in einem Monat den Besuch meiner Familie und freue mich schon sehr darauf, ihnen meine zweite Heimat live und in Farbe vorzustellen. Auch wenn ich bis jetzt noch kein Heimweh verspürt habe, werde ich die gemeinsame Zeit auf jeden Fall genießen. Es könnte sogar sein, dass ich vielleicht nach dem Besuch etwas Heimweh bekomme, aber das ist wie immer mit Gelassenheit und Optimismus abzuwarten. Nach dem Besuch bleiben dann auch leider noch nur noch vier Monate. Ich denke diese werden erst recht im Flug vergehen, da durch Rückkehr unserer Direktorin, Geburtstage, Reisepläne, Zeltlager mit der Fundación und letztendlich dem Arbeitsende in der Fundación ein Ereignis das andere zu jagen scheint. Langweilig wird es also auch in der zweiten Hälfte nicht! ALL IN ALL Zusammenfassend kann ich also äußerst zufrieden auf eine erste Hälfte zurückblicken. Ich habe ein riesen Glück mit meiner Gastfamilie, in der ich mich super wohl fühle und auch an der Arbeit läuft alles rund, Herausforderungen gehören ja immer dazu! Ich persönlich bereue es keinen einzigen Tag, hierher im Rahmen des weltwärts-Programms gekommen zu sein. Viel mehr genieße ich jede Sekunde hier und freue mich auf die kommenden 178 Tage in diesem ganz anderen aber nicht mehr fremden Land. Schon jetzt habe ich in der ersten Hälfte meines Freiwilligendienstes so viel Neues erfahren, erlebt und nicht zuletzt über mich selber gelernt und bin mit meinen Aufgaben gewachsen. Wenn ich am Anfang schon mit einer gehörigen Portion Optimismus angekommen bin, habe ich hier dazu noch gelernt schwierigen Situationen mit Gelassenheit zu begegnen. Gelassenheit braucht man auch in einem Land mit der „hora ecuatoriana“
  • 6. 6 und erst recht der „hora cuencana“, der allgemein bekannten Latino-Verspätung, wo sogar Verträge mit der Stadtverwaltung mit zweimonatiger Verspätung geschlossen werden. Hoffentlich kann ich den Kindern der Fundación durch meinen Freiwilligendienst zumindest einen kleinen Teil zurückgeben, während ich so viel von ihnen mitnehmen werde. Ich blicke also mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die zweite Hälfte. Ich bin gespannt, was mich noch so alles erwartet und gleichzeitig weiß ich schon jetzt, dass mir der Abschied von meiner ecuadorianischen Familie, meiner spannenden Arbeit und diesem wunderbaren Land nicht leicht fallen wird.