Pressemacht: Freiheit und Unfreiheit der Medien I Kapitalismus und Religion: Max Weber heute I Software: Günstig für Studierende I Selbstständigkeit: Besser mit Konzept
Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...
AKAD. das Hochschulmagazin Heft 22 | April 12
1. AKAD. Das Hochschulmagazin.
Heft 22 I April 12
Pressemacht Freiheit und Unfreiheit der Medien I Kapitalismus und Religion Max Weber heute I
Software Günstig für Studierende I Selbstständigkeit Besser mit Konzept
Medien – die vierte Macht
2. In dieser Ausgabe
Titelthema
Medien – die vierte Macht
14 Die vierte Macht im Staat
Wie frei kann die Presse überhaupt sein?
18 Massenmedien
„Jeder Tag ist eine neue Daten, Zahlen, Fakten
Bewährungsprobe“
Roland Freund, Chef Inland der dpa, klärt auf über 20 Gebühren für die Meinungsvielfalt
Selbstverständnis und Angebote der Deutschen Presse- Wie zeitgemäß ist das öffentlich-rechtliche
Agentur und darüber, was guter Journalismus seiner
Finanzierungsmodell?
Meinung nach leisten sollte. Seite 24
24 dpa-Chef Inland Roland Freund
im Gespräch
Interview über die dpa im Speziellen und
Journalismus im Allgemeinen
26 Campusgeflüster
Aus welchen Medien informieren Sie sich und warum?
Wirtschaft und Wissenschaft
12 Und was kommt danach?
Tipps rund um die Themen Selbstständigkeit und
„richtiges Bewerben“
Gottgefällig
Nach Max
Weber bie
er Kapitalis
mus
28 Kapitalismus und Religion
ren Vorauss tet der Pro Max Weber bleibt auch in der Finanzkrise aktuell
etzungen testantism
für das W us die bes
irtschaften se-
. Seite 2
8 30 Aktuelle Abschlussarbeiten
Strategische Marktanalysen, optimierte Qualitäts-
managementsysteme, die Bedeutung einer
„Corporate Culture“ sowie der ISO 26000
Porträts
10 Fernstudium als Passion
Jörg Albert Fink ist nach 25 Jahren Fernlernen
motivierter denn je
ragung 2011 44
Studierendenbef uf – aber nicht bei uns!
zuha
Professorenporträt
bt es Rupert Hasenzagl
Stereotypen gi t man, laut de
n
tudenten such
Den typi schen AKAD-S ng ,
rendenbefragu
Ergebnissen de
r letzten Studie Seite 35 45 Kulinarisches Porträt
vergeb ens. Düsseldorf
2 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
3. EDITORIAL
AKAD aktuell Liebe Leserinnen
6 AKAD Hochschulnews und Leser,
Neuigkeiten von den deutschlandweiten Standorten
8 AKAD proudly presents
Schwerpunkt in dieser Ausgabe sind die Massenmedien. Sie gelten zu Recht
als vierte Macht im Staat, da sie eine wichtige Vermittlungs- und Kontroll-
Die besten Absolventen des Jahres 2011
funktion ausüben. Anders als in Diktaturen zeichnen sich Demokratien
32 Gemeinsam zum Erfolg
dadurch aus, die Pressefreiheit zu garantieren. Die Medien genießen einen
besonderen Schutz vor staatlichen Zugriffen, müssen sich jedoch auch auf
Tandem-Studierende bei AKAD
dem freien Markt behaupten, was beispielsweise zu Monopolisierungen, Ein-
34 Mit AKAD bares Geld sparen
sparmaßnahmen in den Redaktionen und anderem führen kann. Schlimms-
tenfalls beeinflusst dies die freie und unabhängige Berichterstattung.
Vergünstigte Software und Printmedien für
AKAD-Studierende
Anders als die Printmedien genießen die öffentlich-rechtlichen Sender durch
35 Wer, wie, was?
die Pflichtgebühren eine Sonderstellung; auch vor dem Hintergrund der
2013 kommenden „Haushaltsgebühr“ widmen wir ihnen darum einen
Die Studierendenbefragung 2011 gibt Antworten
eigenen Beitrag. Der Inlandschef der Berliner dpa, Roland Freund, stand uns
36
für ein Interview zur Verfügung, in dem er über die Massenmedien aus Sicht
Studieren ohne Abitur? der größten deutschen Nachrichtenagentur spricht. Zudem haben wir einige
AKAD klärt auf! Studierende gefragt, in welchen Medien sie sich ihre Informationen holen.
37 Master-Studiengang für Fortgeschrittene Manche von Ihnen liebäugeln vielleicht mit dem Gedanken, sich selbst-
„MBA in Advanced Management“ startet an der WHL ständig zu machen oder sich beruflich zu verändern: Der Leipziger Pro-
rektor Professor Dr. Daniel Markgraf gibt in einem Interview Hinweise,
38 Bitte recht freundlich! was man beim Übergang zur Selbstständigkeit beachten sollte, während
Rückblick auf die Kolloquiumsfeiern des die Stuttgarter Rektorin Professor Dr. Eva Schwinghammer vor Fettnäpfchen
vergangenen Jahres bei Bewerbungen warnt.
40 Alle Absolventen auf einen Blick Der Beitrag über Vergünstigungen für Studierende, die Softwareprodukte
September 2011 bis Februar 2012 beziehen oder Zeitungen abonnieren möchten, sei Ihnen an dieser Stelle
besonders empfohlen.
Rubriken
Passend zum Themenschwerpunkt gibt es dieses Mal 23 Abonnements beim
3 Editorial Preisrätsel zu gewinnen. Und natürlich freuen wir uns über Leserbriefe
zum Titelthema oder zu anderen Beiträgen, die Maildresse lautet wie immer
4 Nachrichten – Innovationen – Menschen pressestelle@akad.de.
46 AKADalumni Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.
48 Leserbriefe Ihr
49 Gewinnspiel
50 Kalender/Impressum Dr. Jörg Schweigard
Chefredakteur
AKAD Hochschulmagazin
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 3
4. NACHRICHTEN – INNOVATIONEN – MENSCHEN
Ausgeschrieben:
Wissenschaftspreis Wirtschaftsethik
Die Plansecur-Stiftung hat für die Jahre 2012 und 2013 einen
Wissenschaftspreis ausgeschrieben. Er wir d für „heraus -
ragende, innovative, wissenschaftliche Arbeiten“ im Ber eich oder Magister-Arbeit. Eingereicht werden können Arbeiten,
Wirtschafts- und Unternehmensethik vergeben. Ausgezeichnet die nicht vor dem Jahr 2010 und auf Deutsch verfasst wor en
d
werden jeweils eine Dissertation und eine Diplom-, Master - sind. Bevorzugt wer den Teilnehmer bis 35 Jahr e. Über die
oder Magisterarbeit von Nachwuchswissenschaftlern, die sich Preisvergabe entscheidet eine Jury aus namhaften W issen-
mit wirtschaftsethischen Grundsatz- und/oder Anwendungs- schaftlern unterschiedlicher Fachgebiete.
fragen beschäftigen. Das Pr eisgeld beträgt 10 000 Euro pro Mehr zum Wissenschaftspreis und zur Plansecur-Stiftung unter
Jahr. Davon entfallen 7 500 Euro auf die ausgezeichnete Dis- www.plansecur-stiftung.de
sertation und 2 500 Euro auf die prämierte Diplom-, Master- (Quelle: Pressemeldung der Plansecur-Stiftung)
Ausgereizt:
Viele Jobs, wenig Geld
gering bezahlte Beschäftigungsverhältnisse“ zum Normalfall
geworden sind: Zeitarbeit, Minijobs, befristete und/oder Teil-
zeitstellen. Die Autor en Pr ofessor Dr . Gerhar d Bosch und
Professor Dr . Claudia W einkopf empfehlen neben arbeits -
marktpolitischen Instrumenten wie der Einführung von Min-
destlöhnen und allgemeinverbindlichen T arifverträgen auch
Drei V iertel aller Arbeitnehmer arbeiten in Deutschland im strukturelle Veränderungen: Insbesondere personenbezogene
Dienstleistungssektor − das sind 14 Prozent mehr als noch vor Dienstleistungen wie Kinderbetreuung sollten besser bezahlt
20 Jahren. Wissenschaftler des Institutes Arbeit und Qualifi- und über Sozialversicherungen finanziert oder öf
fentlich bereit-
kation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen haben die Folgen gestellt werden. Dadurch fördere man nicht nur das Beschäf-
dieses Strukturwandels genauer untersucht. Ein Ergebnis der tigungswachstum, sondern mache die Dienstleistungen auch
Studie ist, dass sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert allen Bevölkerungsgruppen zugänglich.
haben, da in Teilen des Dienstleistungssektors „atypische und (Quelle: WSI-Mitteilungen)
12345678
Ausgerechnet:
Wer in Deutschland was studiert
*** 39 Prozent eines Abiturjahrganges schreiben sich an einer Hochschule ein *** nur 23 Prozent der Studienanfängerinnen
entscheiden sich für ein naturwissenschaftlich-technisches Studium *** 48 Prozent aller Studierenden sind weiblich, an Fach-
hochschulen nur 38 Prozent *** 42 Prozent studieren auf Bachelor, 3 Prozent sind Promotions-Studierende *** 71 von
100 Akademikerkindern studieren, aber nur 24 von 100 Kindern aus Nichtakademikerfamilien *** knapp 12 Prozent der
Studierenden kommen aus dem Ausland *** 26 Prozent der Studierenden leben in einer WG, 23 Prozent bei ihren Eltern.
(Quellen: aud!max ING.INGENIEUR, duz Studium)
4 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
5. NACHRICHTEN – INNOVATIONEN – MENSCHEN
Angst vor Karriererückschlag Ausgesorgt?
Jeder Zweite fürchtet Karriereknick
Haben Sie Angst, infolge eines Karriereknicks in
Ihrem Berufsleben zurückgeworfen zu werden?
Wenn ja, aus welchen Gründen?
Ja, aus gesundheitlichen Gründen
24 % Gut jeder zweite Deutsche (54 Pr ozent) sorgt Versicherung 1001 Bundesbürger befragt hat.
Ja, durch Kündigung seitens des Arbeitgebers sich um das eigene berufliche Fortkommen. Fast Dass die Risiken in der Berufswelt sich in den
18 %
jeder Vierte (24 Prozent) fürchtet sich davor, dass letzten Jahr en auch objektiv verschärft haben,
Ja, durch Insolvenz des Arbeitgebers
gesundheitliche Probleme, also körperliche oder geht hingegen aus einer Studie des Instituts für
17 %
seelische Krankheiten, die Karrier e behind ern. Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor:
Ja, durch Schicksalsschläge in der Familie
12 % Eine geringere Rolle spielt – vor dem Hintergrund Heute hat jeder zweite Ostdeutsche und jeder
Ja, durch falsche Karriereentscheidung positiver Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt – fünfte Westdeutsche zwischen 31 und 65 Jahren
11 % die Angst vor Arbeitslosigkeit: Rund jeder Sechste bereits eine Phase der Arbeitslosigkeit erlebt.
Nein, bisher hatte ich keine Karriererückschläge (18 Prozent) macht sich Gedanken um eine mög- 1991 lag dieser Wert für Deutschland insgesamt
und ich mache mir darum auch keine Gedanken.
liche Kündigung oder Pleite des Arbeitgebers. bei etwa elf Prozent. (Quellen: dpa / IAB)
46 %
Die Zahlen sind Ergebnisse einer repräsentativen
Basis: alle Befragten, N = 1 001 (Mehrfachnennung) Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes T o-
Quelle: AachenMünchener Versicherung AG
luna, das im Auftrag der AachenMünchener
Ausgesucht:
Weltwirtschaftskrise 1929–1939 für Kenner
Das neu aufgelegte Werk vom 2003 verstorbe- Literaturtipps
nen US-Nationalökonomen Charles P. Kindle-
berger bekommt in diesen T agen ungeahnte
Aktualität. W ie damals steht auch heute das
weltweite Finanzsystem kurz vor dem Kollaps.
Das vom Finanzexperten Max Otte herausge-
gebene Fachbuch ist ein umfassender Erklä -
rungsversuch über Ursachen und Folgen des
Börsencrashs von 1929.
Das Buch ist in mehrere kleine Kapitel unterteilt und geht chronologisch Zweiten Weltkriegs aus dem skandinavischen Exil zurückgekehrt, ver -
vor. Abgerundet wir d das gehaltvolle, aber erschwingliche W erk von suchte der jüdische Emigrant mit allen Mitteln, die NS-Delikte juristisch
einem Erklärungsversuch des Zusammenbruchs. Der Autor erläutert, korrekt aufzudecken. Dies zeichnet die Leiterin des NS-Dokumentations-
wieso das Ausmaß der Krise aus seiner Sicht so gr oß war und das zentrums, Irmtrud Wojak, eindrücklich nach. An Bauers Hauptver dienst
Hauptproblem in der Abwesenheit einer Führungsnation lag. Einem lässt sie keinen Zweifel: Er ermöglichte maßgeblich die Auschwitz-Pro-
Leser ohne wirtschaftspolitische Vorkenntnisse ist die Lektüre nicht zu zesse in den 1960er-Jahren trotz deren Ablehnung durch einige Gesell-
empfehlen, da er auf schwierige finanztechnische Begrif fe trif ft. Die schaftsschichten und schlimmer persönlicher Anfeindungen. So leitete er
eigentlichen Zielgruppen wie Studierende der Wirtschaftswissenschaften eine öf fentliche Auseinandersetzung mit der Holocaustthematik ein.
finden in diesem Buch aufschlussr eiche Details zur W irtschaftskrise, Wojak beschreibt die Vorgänge anhand umfang-
deren Verlauf und deren Überwindung. reichen Quellenmaterials sehr ausführlich und
Otte, Max (Hg.); Kindleberger, Charles P.: Die Weltwirtschaftskrise anschaulich. Für Spannung sorgt Bauers Spuren-
1929–1939. − München, 2010. 416 Seiten, 24,95 Euro. suche nach Martin Borman und Adolf Eichmann.
Nicht nur für den historisch oder juristisch Inte-
Kämpfer für Gerechtigkeit und Menschenwürde ressierten ein empfehlenswertes Buch.
Hinter der immer noch recht unbekannten Persönlichkeit des früheren Wojak, Irmtrud: Fritz Bauer, 1903–1968.
hessischen Generalstaatsanwalts und pr omovierten Juristen Fritz Bauer Eine Biographie. − München, 2009. 638 Seiten,
steckt die Geschichte eines überzeugten Aufklärers. Nach dem Ende des 38 Euro.
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 5
7. AKAD AKTUELL
Es darf gefeiert werden AKAD-Geschenkgutsche
ine Buchtipp für Personaler
neu bear -
Auch in diesem Jahr gibt es bei AKAD wieder Aufgrund vermehrter An
fragen von Studie- Anfang 2012 erschien die 28., völlig
„Betriebl i-
Grund zur Freude. Die Termine der diesjähri- renden und Kolleg-Kunde
n kann man bei beitete und erweiterte Auflage von
gen AKAD-Festivitäten stehen im Kalender AKAD ab sofort Gesch
enkgutscheine (ab che Perso nalwirtschaft. Aktuelle Herausfor de-
en und Bei-
(Seite 50). einem Wert von 50 Eur
o) erwerben. Interes- rungen, praxisorientierte Grundlag
sind Udo
senten schicken für Bes
tellungswünsche oder spiele“ im expert verlag. Autor en
Uta Kirsch-
weitere Informationen
bitte eine Mail an Stopp (verstorben) und Professor Dr.
Ressour ces
akad@akad.de. ten, AKAD-Professorin für Human
Management.
AKAD Seminar- und Prüfungsorte
Um den AKAD-Studierenden eine noch größere räum- lange Anreisen entfallen, da AKAD „direkt ums Eck“ ist.
liche Flexibilität zu bieten, wandelt AKAD seine „Studi- Wie gewohnt können sich Studierende an den Seminar-
enzentren“ seit 2011 sukzessive in „Seminar- und Prü- und Prüfungstagen mit ihren Fragen und Anliegen an
fungsorte“ um. Der Grund für diese V eränderung ist, die AKAD-Mitarbeiter vor Ort wenden. 2011 kam zu
dass mit dem Ausbau des deutschlandweiten AKAD- den bisherigen Standorten noch Augsburg hinzu.
Netzes den Studierenden mehr Orte zu Verfügung ste- Noch in diesem Jahr sollen Hannover und Berlin folgen.
hen, Seminare zu besuchen und Prüfungen abzulegen –
Neue Dozenten für Elektro- und Informations-
technik und Allgemeine BWL
Seit Anfang Oktober 2011 ist Pr ofessor Transferzentrum „Technik der Netze“, das er
Dr. Gerd Siegmund an der AKAD Hochschule seit 2003 auch leitet.
Stuttgart Dozent für Elektr o- und Informa - Anfang September 2011 hat Dr . Dor een
tionstechnik. „Die Arbeit an der AKAD gefällt Schwinger eine Pr ofessur für BWL, Schwer -
mir, da ich mich mit den Studier enden hier punkt Unternehmensführung und Organisa-
durchaus identifizieren kann. Auch ich habe tion, an der AKAD Hochschule Leipzig ange-
keinen komplett geraden Berufsweg hinter treten. An AKAD r eizt sie besonders, „mit
mir, sonder n mich Stück für Stück weiter hoch motivierten Studenten zusammenzuar-
vorangearbeitet.“ V or seiner Tätigkeit bei beiten, die oft ber eits über umfangr eiche
AKAD war Siegmund 25 Jahre bei Alcatel SEL praktische Erfahrungen verfügen. Diese Stu-
Stuttgart in der Har d- und Softwar eentwicklung, später als denten möchte ich auf ihr em weiteren Weg unterstützen“.
Leiter der Abteilung „System Design“ der Bürokommunikation Schwinger studierte von 1995 bis 1999 Betriebswirtschafts-
und als Leiter der Abteilung Systeme und Pr oduktevolution lehre an der Fachhochschule Merseburg und pr movierte an-
o
im Geschäftsfeld „Intelligente Netze“ tätig. W eitere sieben schließend zum Thema „Unternehmensnetzwerke und virtuelle
Jahre arbeitete er innerhalb der Mobile-Netze-Entwicklung Unternehmen als Wettbewerbsstrategie für kleine und mittlere
bei Siemens als Bildungsbeauftragter und war hierbei ver- Logistikunternehmen“. Neben ihrer Lehrtätigkeit bei AKAD ist
antwortlich für die Koor dination der fachlichen Ausbildung. Schwinger geschäftsführende Gesellschafterin in ihrem Fami-
Neben AKAD doziert Siegmund unter anderem am Steinbeis- lienunternehmen, der Meissner Kamm GmbH in Naumburg.
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 7
8. PORTRÄTS
Fernstudium als Passion
Für Jörg Albert Fink ist das Fernlernen seit 25 Jahren Teil seines Lebens
Der Weg des erfolgreichen AKAD-Studierenden folgt meist einem bestimmten „... und da dachte ich, da gehe ich mal hin.“
Muster: Schule, Ausbildung, Beruf, AKAD-Studium, Karriere. Dann gibt es noch
einige Absolventen, die nach dem FH-Fernstudium einen Master oder das uni- Die AKAD-Bildungskarriere des Jörg Albert Fink begann in den
versitäre Diplom an der WHL anhängen. Selten ist es jedoch, dass jemand seinen 1980er-Jahren: Als ausgebildeter Dachdecker und Industrie-
gesamten höheren Bildungsweg von der Hochschulreife bis zum Universitäts- kaufmann im elterlichen Handwerksbetrieb kam er damals mit
abschluss bei AKAD zurücklegt − so wie Jörg Albert Fink. Mit 47 Jahren hat der der Methode Fernstudium in Kontakt − und bald auch auf den
studierte Betriebswirt und Diplom-Kaufmann jetzt sein drittes Fernstudium Geschmack: „Mein Vater hat gesagt, du gehst jetzt erstmal
bei AKAD begonnen. mit in den Betrieb − ich wollte aber immer schon das Abitur
machen und studieren“, erinnert sich Fink. Durchlässigkeit im
Seit letztem Herbst belegt Fink den neuen Master-Studiengang Bildungssystem sei damals noch kein großes Thema gewesen.
Wirtschaftsingenieurwesen an der AKAD Hochschule Stutt- „In der Zeitung habe ich dann entdeckt, dass man als Berufs-
gart. Da er in der Baubranche genau im Gr nzbereich zwischen
e tätiger bei AKAD einen vorber eitenden Lehrgang zur Fach-
Wirtschaft und Technik arbeitet, haben es ihm die interdiszipli- hochschulreife machen konnte und anschließend neben dem
nären Studieninhalte angetan. Aber der berufliche Aspekt Beruf studieren“, erzählt er, „und da dachte ich, da gehe ich
allein ist es nicht: „Ich komme wieder, weil ich merke: Es fehlt mal hin.“
mir, meinen Geist zu fordern“, erklärt der Familienvater seine Was wohl eine gute Entscheidung war . „Für mich hat sich
Motivation, auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Karrier e damit ein neuer Lebensweg aufgetan“, sagt Fink rückblickend,
erneut zu studieren. Zudem schätzt er den Ausgleich zur täg- denn parallel zu seinem Aufstieg auf der Bildungsleiter nahm
lichen Arbeit: „Man hat vielleicht negative Erlebnisse in Beruf er auch im Beruf zügig die Karrier estufen: Nach Abschluss
und dafür dann positive im Studium − oder anders herum hat seines BWL-Studiums an der AKAD Hochschule Stuttgart im
man im Studium mal einen Durchhänger und freut sich dann Jahr 1993 fing er bei der Kr isbaugesellschaft Waiblingen an.
e
wieder aufs Geschäft. Ich merke, diese Ausgewogenheit, „Die Stelle hätte ich ohne das Diplom nicht bekommen“, er-
die erdet mich.“ innert er sich. Zwei Jahr e später wechselte er zur Häussler -
Fink spürt im Studium vor allem die Freude am Lernen, nicht Gruppe, die unter anderem das Einkaufszentrum „Schwaben-
den Leistungsdruck:„Wenn man das erste Diplom schon mal galerie“ in Stuttgart-Vaihingen gebaut hat. Dort begann er
hat, muss man sich ja nicht mehr unter Druck setzen“, lacht er. als Projektsteuerer, wurde bald darauf Prokurist und gehörte
In der Tat kann Jörg Albert Fink sein neues Studium entspannt schließlich zum engeren Führungskreis. Zu diesem beruflichen
angehen: Als Geschäftsführ er seiner eigenen Firma IPF Im- Erfolg beigetragen habe in jedem Fall, dass er nebenbei noch
mobilien- und Pr ojektmanagement in Schwieber dingen bei ein Studium an der WHL absolvierte, meint Fink: „Das FH-Di-
Stuttgart hat er seinen T raumjob bereits gefunden. „Ich be- plom war sicherlich für mich wichtig, um den Berufseinstieg
treue bundesweit und immer wieder auch im Ausland große zu finden, aber ich habe dann schnell gemerkt: Ich muss
Bauprojekte, nehme jeweils die Aufgaben des Bauherr n wahr
e noch weitermachen, um mich von der Masse abzuheben.“
und bin so ein Manager auf Zeit − von der grünen Wiese bis
zum Abschluss des Bauvorhabens“, so skizziert er seine Arbeit. Lernen am Strand und im Krankenhaus
Natürlich sei das Ler nen neben der vollen Berufstätigkeit oft
anstrengend gewesen, räumt Jörg Albert Fink ein – insbeson-
dere während des WHL-Studiums, als er bereits Führungskraft
war und eine Arbeitswoche weit mehr als 40 Stunden um-
10 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
9. PORTRÄTS
Master-Studium
BWL-Diplom Wirtschaftsingenieurwesen
BWL-Diplom (WHL)
Ausbildung Lehrgang zur (FH)
Ausbildung zum Industrie- Fachhochschulreife
zum kaufmann
Dachdecker
fasste. „Aber bei AKAD konnte man das ja flexibel handhaben, manchmal die Erdung, die lokale Verbundenheit des elterlichen
statt eines Buches hatte ich in der Freizeit eben ständig AKAD- Handwerksbetriebes?„Nein“, sagt Fink − das, was er jetzt
Lektionen dabei. Meine Familie kennt mich nicht anders, weil mache, sei genau das, was er sich immer gewünscht habe:
das schon immer so war“, erzählt er: „Einmal lag ich zwei „Große, interessante Projekte leiten und mein Wissen weiter-
Wochen lang mit einem gebr ochenen Fuß im Krankenhaus, geben.“
in der Zeit habe ich zum Beispiel enorm viel gelernt.“ In diesem Arbeitsumfeld hat er es fast ausschließlich mit Aka-
Seine Hauptmotivation dafür, das Fernstudium zu einem festen demikern zu tun, die den geraden Weg über Gymnasium und
Bestandteil seines Lebens zu machen, sei nie der berufliche Universität gegangen sind. „Man wir d nur akzeptiert, wenn
Aufstieg an sich gewesen, erklärt Fink, sonder zuallererst sein
n man die entsprechende akademische Ausbildung hat, sonst
Wissensdurst: „Ich sage auch zu Kollegen, die heute berufs- tut man sich sehr schwer“, hat er erfahr en und fr eut
begleitend studieren oder ein Zweitstudium planen, dass sie sich über das, was er erreicht hat. Andererseits be-
gar nicht darüber nachdenken sollen, ob das jetzt dir ekt merke er an sich selbst eine etwas bodenständi-
karrierefördernd ist. Das kommt fast automatisch, wenn man gere Haltung als bei manchem Kollegen, sagt er
einen Studiengang wählt, der in den Berufsweg hineinpasst.“ nachdenklich: „Ich habe mir das ja alles selbst er-
kämpft, da ist man ein bisschen demütiger – wenn
„Ich will versuchen, der Beste auf meinem Gebiet man weiß, wie es ist, draußen als Handwerker zu
zu werden.“ arbeiten. W as ja an sich nicht schlecht ist, aber
eben etwas ganz anderes. Und heute bin
Nach seinem universitär en Abschluss an der WHL und rund ich derjenige, der die Vorträge hält.“
zehn Jahren bei der Häussler -Gruppe wagte der frischgeba- Er wolle nicht pathetisch klingen, sagt
ckene Diplom-Kaufmann vor sieben Jahren den Sprung in die Jörg Albert Fink, „aber ohne AKAD
berufliche Selbstständigkeit. „Das klingt jetzt vielleicht sehr wäre ich heute vielleicht noch
plakativ“, sagt Fink, „aber so kann ich besser meine eigenen Dachdecker“. Das sei natürlich
Ideen verwirklichen. Und es war von Anfang an klar: Ich will auch ein anständiger Beruf, aber
versuchen, der Beste auf meinem Gebiet zu wer den.“ Zudem er habe gemerkt, dass seine
sah und sieht er großen Bedarf für seine Beratungsleistungen: Stärken ganz woanders lägen,
„Es gibt so viele gescheiterte Gr
oßprojekte“, erklärt er, „Bau- meint er und fügt hinzu: „Ich
vorhaben wer den oft so dilettantisch abgewickelt, dann wäre wahrscheinlich nie der
kommt es zu Kostenexplosionen – positiv ausgedrückt: Hier beste Dachdecker gewor den.
ist unglaublich viel Potenzial für Verbesserungen.“ Heute habe ich die Chance, das
zu machen, wozu ich wirklich
„Ohne AKAD wäre ich vielleicht heute noch Talent habe.“
Dachdecker.“ (wz)
Heute leitet Jörg Albert Fink selbst Workshops für Geschäfts-
führer und Gesellschafter gr oßer Bauunternehmen aus dem
deutschsprachigen Raum, in denen er sein Know-how ver -
mittelt. Vorträge halten, Bauprojekte betreuen − Jörg Albert
Fink ist ständig in ganz Deutschland unterwegs. Fehlt ihm nicht
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 11
10. WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT
Tipps für die Zeit nach AKAD
Wenn sich das Studium bei AKAD dem Ende entgegenneigt, stellt sich für viele Studierende die Frage, wie es danach weitergehen soll:
Ist man noch zufrieden mit seinem Arbeitgeber, kommt eine Bewerbung bei einem anderen Unternehmen in Frage oder möchte man
vielleicht sogar den Schritt in die Selbstständigkeit wagen?
No-gos
im Bewerbungsverfahren
von Prof. Dr. Eva Schwinghammer
Welches waren die lustigsten Entschuldi- Wie sollten sich künftige Arbeitnehmer gespräch vor allem auch darum, dass sich beide
gungen und Ausreden auf einen Bewer- zwischen Posteinwurf, Zwischenbescheid Seiten kennen ler nen und prüfen, ob eine Zu-
bungsausrutscher? und eventuellem Vorstellungsgespräch sammenarbeit möglich ist. Hier muss die Chemie
Ein zu spät kommender Kandidat entschuldigte verhalten und was könnten sie vorberei- stimmen – die wenigsten beruflichen Konflikte
sich mit einem ausgefallenen Zahn. Die Lücke tend tun? entstehen allein aus einem inhaltlichen und
war sichtbar. Viele Bewerbungsratgeber weisen darauf hin, sachlichen Grund. Mein Tipp: Seien Sie authen-
dass man beim genannten Ansprechpartner noch tisch!
Die Bewerbungen auf eine ausgeschriebene einmal telefonisch nachhaken und sich somit
Stelle trudeln ein. Was wäre für Sie ein Fall positiv in Erinnerung bringen soll. Diesen T ipp Was raten Sie künftigen Arbeitnehmern,
für den Papierkorb? halte ich für wenig praxistauglich. Der Auswahl- um Fettnäpfchen zu vermeiden, und was,
Zunächst beachte ich formale Anfor derungen prozess wird dadurch nicht beeinflusst und even- wenn man bereits reingetreten ist?
der Bewerbung, also die V ollständigkeit von tuell fühlen sich die Angerufenen sogar genervt. Wenn man ber eits reingetreten ist, dann of fen
Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Sind Wenn allerdings kein Zwischenbescheid eingeht, ansprechen. Ein Fehler, der einem nicht auffällt,
die wesentlichen Informationen so übersichtlich sollte man der Sache nachgehen: Vielleicht ist die ist schlimmer als ein Fehler den man zugibt. Ge-
,
dargestellt, dass ich sie sofort finde? Kann ich an- Bewerbung gar nicht angekommen. Vorbereiten nerell gilt: Selbstr eflexion ist eine wichtige Ei-
hand der Unterlagen schon erkennen, ob sich der kann sich der Bewerber auf ein mögliches T ele- genschaft, die in jeder beruflichen Situation
Bewerber mit der Stelle und dem Unternehmen foninterview, indem er Notizen erstellt, die er weiterhilft. Natürlich sollte diese mit einer ge-
auseinandergesetzt hat? Enthält das Anschreiben dann griffbereit hat, wenn sich das Unternehmen wissen Souveränität gekoppelt sein.
Rechtschreibfehler? Im zweiten Schritt steige ich meldet. Ansonsten ist es natürlich sehr wichtig,
inhaltlich ein. Dann beachte ich zum Beispiel, ob das Vorstellungsgespräch vorzubereiten und sich Zum Schluss noch eine Anekdote einer an
jemand seine Stelle zu häufig wechselt, ohne dass Antworten auf die typischen Interviewfragen zu Sie gerichteten Bewerbung?
dafür ein externer Grund gegeben ist (z.B. Insol- überlegen. Und natürlich sollte man sich über Vor kurzem erhielt ich die Bewerbung einer chi-
venz etc.). Das signalisiert, dass jemand noch das Unter nehmen, bei dem man sich bewirbt, nesischen Absolventin, die im Bereich Coaching
nicht so recht weiß, was er will. ausgiebig informieren. und interkulturelle Trainings tätig ist und uns ihre
Dienste mit der Begründung anbot, dass sie als
Unpünktlichkeit, mangelhafte Vorbereitung, Chinesin für interkultur elle Trainings geradezu
unklare Jobvorstellungen ... Fehler, die im prädestiniert sei, da interkultur elles Training in-
Vorstellungsgespräch passieren. Was wäre haltlich mit China gleichzusetzen wär e. Ihr war
für Sie ein K.-o.-Kriterium? offensichtlich nicht klar, dass die interkulturellen
Zum einen lassen sich unklar e Jobvorstellungen Herausforderungen schon bei unseren Nachbarn,
oft nur schwer ausräumen. In diesem Fall ist es zum Beispiel den Franzosen, beginnen.
besonders fraglich, ob ein Bewerber für die Stelle
geeignet ist. Daneben geht es im V orstellungs-
12 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
11. WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT
Für welchen Weg sich unsere erfolgreichen Absolventen letzten Endes auch entscheiden – unsere Experten Professor Dr. Eva Schwinghammer
(Rektorin der AKAD Hochschule Stuttgart und Professorin für Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Internationales Management) und
Professor Dr. Daniel Markgraf (Prorektor der AKAD Hochschule Leipzig und Professor für BWL, Schwerpunkt Marketing-, Innovations-
und Gründungsmanagement) geben Tipps für die Zeit danach.
To-dos
auf dem Weg in die Selbstständigkeit
von Prof. Dr. Daniel Markgraf
Was macht Ihrer Meinung nach den Reiz an Welche Fragen sollte man sich selbst stellen, phase circa drei bis sechs Monate Zeit einplanen.
einer beruflichen Selbstständigkeit aus? bevor man von der Festanstellung in die Einen guten Rahmen bietet zum Beispiel die
In erster Linie liegt der Reiz wohl darin, dass man Selbstständigkeit wechselt? Endphase des Studiums, da man Projektberichte
im Rahmen einer Selbstständigkeit die eigenen Eine wichtige Frage, die man sich zu Beginn ehr
- und Abschlussarbeiten nutzen kann, um bei-
Ideen, Vorstellungen und Visionen verwirklichen lich stellen sollte: Ist die Idee, mit der ich starten spielsweise das Potenzial der Idee zu analysieren
kann. Darüber hinaus gefällt vielen die fr eie möchte, länger als dr ei bis sechs Monate am und das Geschäftskonzept zu entwickeln.
Zeiteinteilung oder der stärkere Einfluss auf das Markt wettbewerbsfähig und kann sie weiter -
eigene Einkommen. W ie immer im Leben hat entwickelt werden? Man sollte sich zudem genau Welche Punkte müssen in jedem Fall
eine Medaille aber auch eine zweite Seite. Eine darüber im Klaren sein, was man in jedem Fall am abgehakt sein, bevor es losgehen kann?
Selbstständigkeit kann also nicht nur Chance, Ende des Monats im Geldbeutel haben möchte. Nachdem die Idee in Form gebracht und aus
sondern auch Belastung sein. Und last, but not least ist auch ein positiv ge- verschiedenen Richtungen beleuchtet wur de,
stimmtes persönliches Umfeld hilfr eich, da es sollten grundlegende Kontakte zu Partner n,
Für wen ist eine Selbstständigkeit geeignet? gerade zu Beginn der Selbstständigkeit eine Kunden und Beratern oder Gründernetzwerken
Man muss schon ein gewisses Maß an Selbst- Menge Rückhalt geben kann. recherchiert und aufgebaut werden. Auch bei
vertrauen und Glauben an die eigenen Ideen den Kammern oder Berufsverbänden sollte man
und Fähigkeiten mitbringen. Aber auch Eigen- Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich über sich vor der Gründung noch einmal informieren
initiative, Zielorientierung, ein wenig Extraversi - eine Selbstständigkeit Gedanken zu und etwa die rechtlichen Anforderungen für die
on und etwas Risiko bereitschaft sind wohl die machen? einzelnen Branchen und Geschäftsideen klären.
wichtigsten Zutaten für einen Gründer. Idealerweise sollte man für die V orgründungs-
Wie risikoreich ist der Schritt in die beruf-
liche Selbstständigkeit? Unterstützung beim Schritt in die Selbstständigkeit
Der Übergang in die Selbstständigkeit ist natür- AKAD-Studierende aus Sachsen können sich an die Selbst Management Initiative Leipzig
lich immer mit einem Risiko verbunden. Aller - (SMILE) wenden. Informationen und Ansprechpartner finden Interessierte entweder auf
dings sammeln Gründer vor der Gründung in www.smile.uni-leipzig.de
der Regel eine V ielzahl von Informationen, so oder direkt an der AKAD Hochschule Leipzig, die Kooperationspartner von SMILE ist.
dass sie ihr e Entscheidungen gezielt und gut Auch der Lehrstuhl BWL/Schwerpunkt Marketing-, Innovations- und Gründungsmanagement
durchdacht tr effen. Darüber hinaus kann man an der AKAD Hochschule Leipzig klärt über SMILE auf – und gibt zudem T ipps und Hilfe -
auf verschiedenen Wegen in die Selbstständigkeit stellungen zum Thema Selbstständigkeit für AKAD-Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet:
starten – nebenberuflich, mit einem erpr obten www.akad.de
Konzept – zum Beispiel Franchise – oder mit an- Auf bundesweiter Ebene sind Gründerinitiativen vor Ort oder etwa das Existenzgründungs-
deren Partnern gemeinsam. portal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie empfehlenswert:
www.existenzgruender.de
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 13
12. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT
Massenmedien:
Daten, Zahlen, Fakten
Artikel 5 GG: Aufgaben und Funktion der Medien
„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift
und Bild frei zu äußer n und zu verbr eiten und sich
aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert
zu unterrichten. [...] Eine Zensur findet nicht statt.“
(Quelle: Bundeszentrale
für politische Bildung, 2009)
Fernsehmarkt Deutschland: Glaubwürdigkeit
Marktanteile einzelner Sender der Medien
Welches Medium ist am glaubwürdigsten?
Tageszeitungen 43 %
Öffentlich-rechtliches Fernsehen 27 %
Öffentlich-rechtlicher Hörfunk 10 %
Privates Fernsehen 6%
Internet Online-Dienste 6%
Privater Hörfunk 2%
Keins 6%
(Quelle: Die deutschen Zeitungen in Zahlen und Daten,
(Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung) Auszug aus dem Jahrbuch „Zeitungen 2011/12“)
18 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
13. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT
Massenmedien: Daten, Zahlen, Fakten
Seit 1991 ist die verkaufte Auflage (pro
Tag) von Tageszeitungen in Deutschland
von 27,3 Mio. Exemplaren auf 18,8 Mio.
Exemplare gesunken.
(Quelle: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V.)
Nutzungsdauer der einzelnen Medien
TV und Radio vorn
Minuten/Tag
225
220 TV
200
187 Radio
175
150
125
100
83 Internet
75
50
25 23 Tageszeitung
22 Bücher
6 Zeitschriften
0
1964 1970 1974 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
Basis: BRD gesamt (bis 1900 nur alte Bundesländer), Mo–So (bis 1990 Mo–Sa), 5–24 Uhr,
14+ Jahre, bis 2005 Deutsche, ab 2010 deutschsprachige Bevölkerung
Quelle: ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation 1964–2010
Die so genannten E-Papers, ...
... die digitalen Zeitungsausgaben, Titel mit einer E-Paper-Auflage von über
verzeichneten 2011 stetig steigende 5 000 Exemplaren In Deutschland gibt es ...
Auflagen. Allein vom zweiten zum Bild Deutschland: 25 824 329 regionale und lokale Abonnementzeitungen
dritten Quartal 2011 wur de ein Zeitungsgruppe Neue Westfälische: 9 521 21 Wochenzeitungen
Wachstum von 50 Prozent ermittelt. Süddeutsche Zeitung: 8 700 10 überregionale Zeitungen
Frankfurter Allgemeine Zeitung: 7 336 8 Straßenverkaufszeitungen
Neue Osnabrücker Zeitung: 6 111 6 Sonntagszeitungen
Rhein-Zeitung gesamt: 5 552 (Quelle: Die deutschen Zeitungen in Zahlen und Daten,
Auszug aus dem Jahrbuch „Zeitungen 2011/12“)
(Quelle: IVW – Informationsgemeinschaft zur Feststel-
lung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.)
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 19
14. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT
Gebühren für die Meinungsvielfalt
Digitalisierung verschärft Diskussion um Sonderstellung der
öffentlich-rechtlichen Sender
Ab nächstem Jahr müssen alle Haushalte in Deutschland eine Rundfunkgebühr Rundfunkräte sollen Meinungsvielfalt im Programm
bezahlen − unabhängig davon, ob sie ein Empfangsgerät vorhalten oder nicht. garantieren
Diese pauschale „Haushaltsgebühr“ wirft in der öffentlichen Diskussion wieder
die Frage nach der Berechtigung des so genannten „dualen Rundfunksystems“ Um innerhalb dieser Gegebenheiten Meinungsvielfalt zu er -
auf: Die öffentlich-rechtlichen Sender werden faktisch zum überwiegenden Teil reichen und den Rundfunk gleichzeitig „vor einem dir ekten
vom Steuerzahler finanziert, obwohl sie keine staatlichen Einrichtungen sind – Durchgriff der Regierung auf die Pr ogrammgestaltung zu
begründet wird das durch ihren besonderen Programmauftrag. Aber wird dieser schützen“ (IpB 2010, S. 24), wur den nach dem V orbild der
in Zeiten der Digitalisierung und dem dadurch gestiegenen Anpassungsdruck britischen BBC die öf fentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
an die Privaten überhaupt noch erfüllt? geschaffen. Die Besonderheit im V ergleich zu Länder n wie
England oder Schweden besteht bis heute im föderalen Auf-
Bei der Gründung der Bundesr epublik verließ man sich im bau der Rundfunkordnung, der Einflüsse zentraler staatlicher
Unterschied zur Presse in Sachen Rundfunk nicht darauf, dass Macht verhinder n sollte. Die gesetzliche Regulierung des
der fr eie Markt, also eine V ielzahl an Anbieter n, zugleich Rundfunks war also von Anfang an Aufgabe der Länder .
Meinungsvielfalt mit sich bringen würde. Diese sollte bei Radio Rundfunkgesetze und Rundfunkstaatsverträge zwischen meh-
und Fer nsehen vielmehr dur ch eine so genannte „binnen - reren Bundesländern, die bis heute immer wieder verändert
plurale“ Organisation und Staatsferne erreicht werden. und der aktuellen Entwicklung angepasst werden, garantieren,
Die so unterschiedlich geschaf fenen Struktur en auf dem dass in den Aufsichtsgremien (Rundfunkräten) Vertreter aller
Presse- bzw. dem Rundfunksektor haben zwei Hintergründe: gesellschaftlich r elevanten Gruppen wie Kir chen, Parteien,
zum einen die „besondere Bedeutung [des Rundfunks] für die Gewerkschaften, Verbände und andere vertreten sind und die
politische Meinungsbildung“ (IpB 2010, S. 26) − noch frisch Programmgestaltung beeinflussen. Insbesondere der Einfluss
in Erinnerung waren die Suggestionskraft bewegter Bilder und der politischen Parteien auf diese Gremien sorgte wiederholt
die damit verknüpften Erfahrungen aus dem dritten Reich. für kontroverse Diskussionen.
Zum anderen herrschte beim Rundfunk Fr equenzknappheit,
das heißt, es stand rein technisch nur eine begrenzte Anzahl
von Sendefrequenzen zur Verfügung.
20 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
15. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT
Gesellschaftlich relevante Gruppen im dualen Rundfunksystem
Vertreter der pluralistisch besetzten Aufsichtsgremien
Öffentlich-
Rundfunk- Landesmedien- Privater
rechtlicher
anstalten anstalten Rundfunk
Rundfunk
ARD (BR, HR, MDR, Rundfunkrat/ Medienrat Unternehmens-
NDR, RB, RBB, SR, Verwaltungsrat Direktor/ gruppen:
SWR, WDR, DW,), Intendant/ Direktorin ProSiebenSat1 (TV),
ZDF, DRadio Intendantin Zulassung und RTL (TV, Radio),
Hörfunk- und Aufsicht Sky (Pay TV),
Fernsehredaktion Axel Springer (Radio),
Müller Medien
(Radio), u.a.
Werbetreibende
Wirtschaft
Gebührenzahler, Zuschauer, Hörer, Werbekunden
Quelle: IpB 2010
Streitpunkt „Haushaltsabgabe“ genden Zwangsabgabe, die dem Bürger die W ahlfreiheit
nehme, aufs Fer nsehen zu verzichten. Mit einer solchen
Diskutiert wird auch im Moment wieder, vordergründig über Gebühr müsse auch die Möglichkeit verbunden sein, Einfluss
die Änderung der Rundfunkgebühr en: Die Gebühr , die die auf die Pr ogrammgestaltung zu nehmen, beispielsweise
Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender in der Pro- durch eine für bestimmte Sender oder Sendungen r servierte
e
grammgestaltung auch dur ch finanzielle Unabhängigkeit si- Abgabe (IpB 2010, S. 28).
cherstellen soll, bemaß sich bisher nach der Anzahl der Geräte, Die Diskussion über die neue Gebühr führt wieder zur Frage
mit denen man Fer nseh- bzw. Radioprogramme empfangen nach der Existenzber echtigung des öf fentlich-rechtlichen
kann. Nach dem 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag vom Rundfunks: Ist seine Rolle für die Demokratie so wichtig, dass
Dezember 2010 soll es nun ab dem Jahr 2013 eine Pauschal- eine Pauschalgebühr für alle Bürger zulässig ist?
gebühr von zunächst monatlich 17,98 Eur o pr o Haushalt Um hier in die Nähe einer Antwort zu kommen, müssen zwei
geben – unabhängig davon, wie viele Geräte es in diesem unterschiedliche Aspekte der Fragestellung berücksichtigt
Haushalt gibt und wie viele Personen dort leben. Mit Einnah- werden. Erstens: Wird die Grundversorgung in der heutigen
men von 7,4 Milliar den jährlich rechnet die Kommission zur Medienlandschaft nicht schon durch die Vielfalt der privaten
Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rund- Sender gesichert, so dass das „binnenplurale“ Konzept aus der
funkanstalten (KEF) durch die neue sogenannte „Haushalts- Nachkriegszeit überflüssig ist? Zweitens: Die öffentlich-recht-
abgabe“ (Der Tagesspiegel, 18.1.2012). lichen Sender haben einen speziellen Pr ogrammauftrag −
Die Änderung soll zum einen den Aufwand für die Daten - wird dieser inhaltlich in Zeiten verstärkten W ettbewerbs mit
erhebung und die Kontrolle durch die Beauftragten der GEZ den Privaten noch erfüllt?
entfallen lassen (Die W elt, 9.6.2010) und zum ander en den
veränderten technischen und gesellschaftlichen Rahmen - Digitalisierung: Vielzahl der Sender = Vielfalt der
bedingungen Rechnung tragen − die Geräte zu zählen, mit Inhalte?
denen Fernsehen und/oder Radio empfangen wer den kann,
hat sich in Zeiten mobiler Endgeräte als nicht mehr praktikabel Es ist kein Zufall, dass diese Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt
erwiesen. Dennoch spr echen Kritiker von einer entmündi- wieder aufbricht: 68 Pr ozent der Haushalte in Deutschland
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 21
16. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT
empfangen Fer nsehen bereits über einen digitalen Übertra - Strategien für die Herausforderungen der Digitalisierung
gungsweg. Die Technikumstellung im terr estrischen Bereich
(Antenne) ist bereits abgeschlossen, im April soll das analoge Muss also jeder, der sich etwas eingehender mit dem Sachv
er-
Satellitenfernsehen ebenfalls abgeschaltet wer den. Nur der halt beschäftigt, zu dem Ergebnis kommen, dass der öfentlich-
f
Übertragungsweg über Kabel ist noch nicht vollständig umge- rechtliche Rundfunk unangefochten ist? Nicht ganz, denn in
stellt. Mit der Digitalisierung können im gleichen Fr equenz- digitalen Zeiten kommt auch der öf fentlich-rechtliche Pr o-
bereich erheblich mehr Hörfunk- und Fer nsehprogramme grammauftrag nicht aus der Diskussion. „Der öffentlich-recht-
übertragen werden, statt fünf oder sechs sind es nun zum Teil liche Rundfunk muss Strategien entwerfen, wie er den zukünf-
mehr als 30 (Digitalisierungsbericht 2011, S. 50/51). Die Frage, tigen Herausforderungen der Digitalisierung begegnen will, um
ob das r eine „Mehr“ an Pr ogrammen auch eine inhaltliche auch weiterhin seinen verfassungsmäßigen Auftrag zu erfüllen
Vielfalt schafft, die die Öffentlich-Rechtlichen und mithin die und die privilegierte Stellung rechtfertigen zu können“, schreibt
Rundfunkgebühr überflüssig macht, kann mit Blick auf das beispielsweise Stefan Wolf in seiner Studie (2007, S. 10 ).
private Programmportfolio hierzulande aber dennoch r elativ Grundlage für die privilegierte Stellung ist ein gesetzlicher
eindeutig ver neint werden: Anders als bei den Printmedien Programmauftrag in der Verfassung, nach dem das Programm
steht eine V ielzahl an Anbieter n hier (wie auch in ander en Information, Bildung, Unterhaltung, Beratung enthalten und
Staaten) nicht für eine inhaltliche Vielfalt. Das liegt vor allem damit eine mediale „Grundversorgung“ leisten soll (APuZ
daran, dass die Privatsender sich r ein dur ch W erbeeinnah- 2009, S. 26). Diese beinhaltet explizit auch die Unterhaltung −
men finanzieren müssen und ihr Programm auf die wichtigen die öffentlich-rechtlichen Sender haben also nicht den Auftrag
Werbezielgruppen ausrichten. Damit wir d das Pr ogramm in nur zur „Restversorgung“ mit allen anspruchsvollen Inhalten,
den Privatsendern, so viele es auch geben mag, austauschbar
, die die Privaten nicht abdecken. Der Begrif f „Grundversor-
und bestimmte, weniger werber elevante Bevölkerungsgrup- gung“ kann jedoch nicht eindeutig definiert wer en (IpB 2010,
d
pen sind überall ausgeschlossen (IpB 2010, S. 25). Eine Sen- S. 29), damit ist auch das Verständnis des öffentlich-rechtlichen
dung wie beispielsweise „Menschen − das Magazin“, die Auftrags immer ein Stück weit Auslegungssache. Auf der
wöchentlich im ZDF ausgestrahlt wir d und Menschen mit Grundlage insbesondere des 6. Rundfunkurteils des Bundes-
Behinderung ein Forum bietet, fände in einer werbegesteu - verfassungsgerichtes von 1991 hat sich hierzulande eine breite
erten Programmgestaltung keinen Platz. Auslegung dieses Auftrags etabliert, die sich mit den Begrif
fen
Vielfalt, Breite und Qualität zusammenfassen lässt.
„Süßstofftendenzen“ und „Pilcherisierung“
Verteilung der monatlichen Rundfunkgebühren
Gesamt: 17,98 Euro Doch die Grenzen verschwimmen. Der Bielefelder Jurapr ofes-
0,34 Euro
Landesmedienanstalten sor und Experte für das duale Rundfunksystem Martin Stock
0,39 Euro 0,01 Euro sprach bereits 2008 von einem „stetigen Anpassungsdruck“
Deutschlandradio KEF
aus Quotengründen und einer daraus resultierenden „schlei-
chenden Selbstkommerzialisierung“ der öffentlich-rechtlichen
4,73 Euro
ZDF (inkl. ARTE, 3sat, Programme. Insbesonder e im Unterhaltungspr ogramm be-
PHOENIX, KI.KA) klagte er„quotenbringende Süßstof ftendenzen“ und eine
12,51 Euro „fortschreitende Pilcherisierung“, die der nach Paragraf 11
ARD (BR, hr, MDR, NDR, Radio notwendigen programmlichen Qualitätssicherung widersprä-
Bremen, rbb, SR, SWR, WDR,
Deutsche Welle) inkl. ARTE, chen, und forderte Reformen (S. 5).
3sat, PHOENIX, KI.KA Diese kamen wenig später, zum 1.1.2009: Der 12. Rundfunk-
änderungsstaatsvertrag legt fest, dass die öf
fenlich-rechtlichen
Quelle: WDR Programmangebote künftig einem Dr ei-Stufen-Test („Public
Value Test“) unterzogen wer den sollen, um zu überprüfen,
ob sie dem am Gemeinwohl orientierten Pr ogrammauftrag
entsprechen.
22 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
17. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT
Anteile der Programmkategorien in Prozent
Sonstige Programmpräsentation 4,3 % 10,6 % Nachrichten Information
Volker Lilienthal, verantwortlicher Redakteur des Fachdienstes
24,6 % Übertragungen 0,7 % 48,0 %
epd medien, bewertet diese Regelung positiv da die Bundes-
, 14,3 % Aktuelle
Kinderprogramm 5,1 % Tagesinformation
länder als Rundfunkgesetzgeber den Pr ogrammauftrag auf Sport 6,6 % 2,1 % Wissenschaft,
diese W eise konkr etisiert und damit definiert hätten, was Konzert- und Bühnen- Technik und Umwelt
darbietung 0,4 % 6,8 % Alltag und
„unter den Komplexen Information, Bildung und Kultur detail-
Unterhaltung 7,5 % Lebensbewältigung
liert zu verstehen“ sei. Zudem wer de erstmals hinzugefügt, 2,9 % Unterhaltende
Specials 0,1 %
dass auch Unterhaltung bei ARD und ZDF ein gewisses Niveau Information
2,7 % Kulturinformation
nicht unterschreiten dürfte (APuZ 2009, S. 7). Fernsehspiel 5,7 % 2,9 % Gesellschaft
2,5 % Politik
Reihen und Serien 13,2 % 2,4 % Regionale Information
Öffentlich-rechtliche als Gewinner der Digitalisierung?
Fiction (ohne Kinder- Spielfilm 8,3 % 0,8 % Wirtschaft
programm) 27,4 %
Quelle: ZDF Jahrbuch 2010
Nun könnte der Eindruck entstehen, die Digitalisierung und
ihre Möglichkeiten sei per se eine Gefahr für die öf fentlich-
rechtlichen Sender. Es gibt aber durchaus Bereiche, in denen
ARD und ZDF auch von der technischen Entwicklung pr fitie-
o Und wer „Public Value“ bietet, dem stehen selbstverständlich
ren und diese, wie Experten meinen, im Sinne ihres Programm- Rundfunkgebühren zu. Ob die jeder bezahlen muss? Hier sei
auftrages nutzen. Im Digitalisierungsbericht 2011 ist gar zu ein Hinweis auf andere öffentliche Bereiche erlaubt: Auch die
lesen: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist der größte Ge- Steuergelder von Bürger n, die nicht Auto fahr en, wer den
winner der Digitalisierung. [...] Er expandierte, dank einem zum Bau von Autobahnen verwendet.
Finanzierungsmodell, das ihm mit zusätzlichen Erträgen neue Die gesellschaftliche Funktion der öffentlich-rechtlichen Sender,
digitale Kanäle [...] ermöglichte“ (S. 16). Will heißen: Auch den die diese von den Privaten abhebt, hat die ehemalige EU-Kom-
Öffentlich-Rechtlichen stehen mehr Fr equenzen zur V erfü- missarin und schwedische Kulturministerin Margot W allström
gung, die sie für Spartensender mit speziellem Pr fil nutzen –
o einmal prägnant auf den Punkt gebracht: „Unser multikultu-
wie beispielsweise Phoenix, ZDFinfokanal oder 3sat. Der Züri- reller Schulalltag ist genauso wichtig wie Beverly Hills – und
cher Medienwissenschaftler Stefan Lucht sieht dur ch diese diesen Programmanspruch erfüllen nur die Öffentlich-Recht-
Kanäle die Binnenpluralität und die Plattformfunktion für lichen“ (Wienholz 2006, S. 76).
verschiedene politische und gesellschaftliche Akteure gestärkt, (wz)
die sonst im Fer nsehbereich kaum berücksichtigt wür den
(APuZ 2009, S. 30). Beispiele dafür sind die stundenlange
Übertragung der Schlichtungsgespräche für Stuttgart 21 bei
Phoenix oder kulturelle Beiträge bei 3sat.
Literatur (Auswahl):
Bedauerlich ist allerdings, dass gar nicht alle gebührenzahlen-
den Zuschauer auch alle Spartenprogramme sehen können − die medienanstalten – ALM GbR: Digitalisierungsbericht 2011:
Offen, neutral, hybrid − die neue (Un)Ordnung der Medien. –
immer wieder ärgerlich, wenn die Moderatorin der „Heute“- Berlin, 2011
Sendung im ZDF-Hauptprogramm auf vertiefende Sendungen
Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen zur
im ZDFinfokanal oder auf ZDFneo hinweist und man keine politischen Bildung (IpB), Heft 309: Massenmedien. – Bonn, 2010
Möglichkeit hat, dieser Empfehlung zu folgen.
Bundeszentrale für Politische Bildung: Aus Politik und Zeit-
Werden doch gerade die Spartenpr ogramme gern genannt,
geschichte (APuZ), Heft 9–10/2009: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk. –
wenn es um die eingangs gestellte Frage geht: ob die Öf fent- Bonn, 2009
lich-Rechtlichen ihren Programmauftrag erfüllen. „Trotz aller
Stock, Martin: Noch einmal zum Reformbedarf im „dualen
Einschränkungen lässt sich mit Fug und Recht immer noch Rundfunksystem“. Public Service-Rundfunk und kommerzieller
sagen, dass die öf fentlich-rechtlichen Fer nsehsender, zumal Rundfunk – wie können sie koexistieren? – Köln, 2008 (Arbeitspapiere
des Instituts für Rundfunkökonomie; 244)
unter Einbeziehung von 3sat, AR TE und Phoenix, ihrem Pro-
grammauftrag nachkommen und der Gesellschaft ,Public Wolf, Stefan: Wie verzichtbar wird der öffentlich-rechtliche
Rundfunk durch die Digitalisierung? – Köln, 2007 (Arbeitspapiere
Value’ in erheblichem Ausmaß bieten“, r esümiert Journalist des Instituts für Rundfunkökonomie; 238)
Lilienthal (APuZ 2009, S. 11).
Wienholz, Heike: Gemeinwohlanspruch im Wandel. Die Auswir-
kungen der Digitalisierung auf die Rolle des Public Service-Fernsehens
in Schweden. – Stuttgart (Universität Hohenheim), 2006
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 23
18. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT
„Jeder Tag ist
eine neue Bewährungsprobe“
Roland Freund ist seit Juli 2010 Chef Inland und damit Mitglied der Chef-
redaktion der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Im Interview gibt
der gebürtige Franke Auskunft über Selbstverständnis und Redaktions-
statute der dpa sowie das Angebot der Agentur – und erklärt, was
guter Journalismus seiner Meinung nach leisten sollte.
Der frühere dpa-Chefredakteur Wilm Herlyn hat 2009 in news.de ganz direkt zu aktuellen Themen an: Können Sie uns
einem Interview gesagt: „Wir sind die Leuchttürme in noch ein Porträt zum neuen Konzernchef schicken? Haben Sie
der Nachrichtenflut.“ Ist dieser Vergleich noch aktuell, eine Graphik zum Grubenunglück? Gibt es einen Audiobei-
Herr Freund? trag zur überraschenden Hochzeit dieses oder jenes Promis?
Es stimmt: Orientierung in der Informationsflut ist wichtiger
denn je. Unser jetziger Chefredakteur Wolfgang Büchner be- Bei einem so umfassenden Service auf der einen Seite
schreibt die Rolle der dpa außerdem gern als Teil eines Netz- und zurückgehenden Mitarbeiterzahlen in den Redak-
werks mit unser en Kunden. Im Fokus unser er Arbeit steht tionen auf der anderen Seite – werden da nicht immer
dabei, W ichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, W ah- mehr dpa-Meldungen 1:1 abgedruckt?
res von Unwahrem zu trennen; aber eben auch die Weiterga- Darüber führen wir keine Statistik. Man kann aber sicher sagen,
be von Links und anderen Zusatzinfos, die unser en Kunden, dass es bestimmte Zeiten gibt, in denen Redaktionen ver -
den Redaktionen, dabei helfen, dass sie unverwechselbar ei-
e stärkt auf unser e Arbeit zurück greifen, zum Beispiel an den
gene Inhalte erstellen können. Wochenenden oder an den Feiertagen. Das Gleiche gilt auch,
wenn es überraschende Er eignisse zu späten Zeiten, An-
Die Arbeit der dpa ist also interaktiver geworden? druckzeiten oder sehr früh morgens gibt. Wann immer eine
Wir chatten mit unser en Kunden. Und zwar laufend. Dabei Redaktion also nicht gut besetzt ist, dann ist die Sternstunde
fragen uns die Jour nalisten auf unserem Kundenportal dpa- einer Agentur – das ist ganz klar.
Wo liegt heute das Kerngeschäft der dpa – ist es noch
immer das geschriebene Wort?
Unser Kerngeschäft ist das Mediengeschäft. Wir machen Text,
Bild, Audio, Graphik, V ideo ... also alle Mediengattungen, die
dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH man sich vorstellen kann. Schließlich ist auch eine Zeitung
heute kein reiner Printtitel mehr, sondern möchte als Marke
Die dpa Deutsche Pr esse-Agentur GmbH wir d getragen von 189
mehrere Medien bespielen: Es gibt in der Regel ein Online-An-
Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen, Rundfunk- und Fer nsehgesell-
schaften sowie weiter en Medienhäusern. Das dpa-Statut begr enzt gebot, unter anderem mit Video- und Audiobeiträgen et cetera.
den Anteil pro Gesellschafter auf maximal 1,5 Pr ozent des Stamm-
kapitals. Das Angebot der dpa besteht aus Texten, Bildern, Graphiken, Sie bieten also bereits einen breiten Angebotsmix. Gibt
Audiobeiträgen, O-Tönen, Videofilmen, Online-Dienstleistungen und
es da überhaupt noch Wachstumspotenzial für die dpa?
Apps. Im Ausland beliefert die dpa Kunden auch mit Nachrichten
in Englisch, Spanisch und Arabisch. Die Finanzierung der Agentur Das liegt im Geschäft mit Kunden außerhalb der Medien.
erfolgt in der Regel über den Abschluss von Abonnementverträgen. Jüngstes Beispiel: Wir haben von Brüssel aus den Dienst „dpa
Der Kundenkreis geht dabei über den der dpa-Gesellschafter hinaus Insight EU“ gestartet, der Entscheidern und anderen Experten
– auch Unternehmen, Verbände und Regierungsorganisationen be-
in Parlamenten und Parteien, Unternehmen, Verbänden und
ziehen dpa-Dienste. Schwerpunkt ist jedoch das Mediengeschäft.
Im Geschäftsjahr 2010 betrug der Umsatz der dpa (ohne Umsätze Institutionen eine Kombination aus Nachrichten, Analyse
der Tochtergesellschaften) gut 87,8 Millionen Euro. und spezifischer Recher che zur Politik und zu Regulierungs-
maßnahmen der Europäischen Union bietet – ein hochspan-
nendes Projekt.
24 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
19. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT
Verlässlichkeit, Souveränität, Unabhängigkeit – das sind irgendwelche Vorteile ver-
Markenzeichen und letztlich auch Verkaufsargumente spreche? Und dann gibt
der dpa. Wie stellen Sie diese sicher? es sicher die von außen
Grundsätzlich gilt: Jeder Tag ist eine neue Bewährungsprobe – drohenden Gefahren der
man kann sich nicht auf dem ausruhen, was einmal err eicht Einflussnahme und der
worden ist. Die wichtigste Regel ist jedoch: Richtigkeit geht Abhängigkeiten – aber
vor Geschwindigkeit. Das ist eine uralte Agenturr egel, die dafür gibt es, wür de ich
heute, nicht zuletzt durch das Internet, wichtiger denn je ist. sagen, Chefr edakteure
Wir sind zwar gern schnell, aber wir sind noch lieber richtig. mit Rückgrat, die müssen
Hierfür haben wir unter ander em den so genannten dpa- ihren Redaktionen den
Kompass, eine Art Online-Handbuch, das wie ein W iki funk- Rücken stärken.
tioniert. Unser e Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden in
dem dpa-Kompass unsere Regeln und Standards, zum Beispiel Haben die meisten
wie der Wahrheitsgehalt von eingehenden Meldungen über- Chefredaktionen in
prüft wer den kann. Außer dem können neue Erkenntnisse Deutschland Rückgrat?
und wichtige Hinweise eingegeben wer den, so dass der Ich kenne sehr viele Chef-
Schatz an Erfahrungen ständig wächst – schließlich ler nen redakteure mit Rückgrat.
auch wir immer wieder aus Fehlern. Also lautet meine Ant-
wort: Ich denke mal ja.
Können Sie einen Fehler nennen, aus dem die dpa
besonders viel gelernt hat? Bietet die deutsche
Ich könnte eine Kategorie nennen, aus der wir viel geler nt Medienlandschaft eine
haben: gefälschte Informationen. Das hat zu Fax-Zeiten mit ausgewogene Bericht-
dem gefälschten Kohl-Fax angefangen und geht heute weiter erstattung?
mit gefälschten E-Mails und Inter netauftritten. Unsere Kon- Die Medienvielfalt in Deutschland ist im inter nationalen Ver-
sequenz aus diesen V orfällen ist, dass wir inzwischen zum gleich enorm. Das heißt aber nicht, dass immer und automa-
Beispiel die Echtheit von Webseiten überprüfen. tisch eine ausgewogene Berichterstattung gelingt. W ir haben
Themen, die laufen lange Zeit in eine Rich-
Was macht Ihrer Meinung nach einen „Ich bin davon tung, und die Jour nalisten laufen mit dem
sauber arbeitenden Journalisten aus? überzeugt, dass Strom, dem „Mainstr eam“, mit. Und dann
Als Agenturjour nalist aus Leidenschaft bin
die Menschen sich gibt es Kollegen, die gerade bei diesen The-
ich davon überzeugt, dass die Menschen sich men mit gut r echerchierten Geschichten he-
selbst ein Urteil bilden wollen und auch sollen.
selbst ein Urteil rausstechen, die gegen den Strich gebürstet
Ich will ihnen die Fakten dafür so gut und so bilden wollen sind, die einen Perspektivwechsel wagen –
verantwortungsvoll es geht aufber eiten. Ich und auch sollen.“ das ist mutig, das ist mühsam, und das soll-
würde daher sagen, dass Information, Unab- ten wir viel öfter machen.
hängigkeit, Zuverlässigkeit und Sorgfalt die wesentlichen
Punkte sind, die guten Journalismus ausmachen. Warum richten sich Journalisten überhaupt danach,
was das Leser-Gros vermeintlich lesen möchte?
Denken Sie, dass die wirtschaftliche Abhängigkeit Also wenn Sie nicht für den Leser schr eiben, für wen dann?
mancher Zeitungen gegenüber großen Anzeigenkunden Das wäre meine Gegenfrage. Allerdings glauben wir manch-
aus Wirtschaft oder Industrie zum Verlust der Presse- mal zu wissen, was die Leser möchten – und wissen es gar
freiheit führen kann? nicht. Dann laufen wir als Jour nalisten in eine Richtung los
Ich würde sagen, für die journalistische Unabhängigkeit ist in und unterschätzen, dass der Leser eigentlich viele Perspektiven
erster Linie jeder Journalist selbst verantwortlich. Das fängt im haben will, um sich sein eigenes Bild zu machen. Das sollte
Alltag an: Lasse ich mich von Unter nehmern oder Politikern, man nicht vergessen: Die Leser sind viel schlauer , als wir
über die ich berichte, einladen? Lasse ich wichtige Fakten aus manchmal denken.
meinem Artikel raus, weil sie vielleicht nicht in meine Ge- (lv)
schichte oder mein Bild passen? Bringe ich eine Gefälligkeits-
geschichte, weil ich mir beim nächsten Mal von meiner Quelle
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 25