SlideShare ist ein Scribd-Unternehmen logo
1 von 19
Downloaden Sie, um offline zu lesen
AKAD. Das Hochschulmagazin.
Heft 22 I April 12




Pressemacht Freiheit und Unfreiheit der Medien I Kapitalismus und Religion Max Weber heute I
Software Günstig für Studierende I Selbstständigkeit Besser mit Konzept


  Medien – die vierte Macht
In dieser Ausgabe
                                                                                 Titelthema
                                                                                 Medien – die vierte Macht

                                                                                 14    Die vierte Macht im Staat
                                                                                       Wie frei kann die Presse überhaupt sein?


                                                                                 18    Massenmedien
    „Jeder Tag ist eine neue                                                           Daten, Zahlen, Fakten
     Bewährungsprobe“
    Roland Freund, Chef Inland der dpa, klärt auf über                           20    Gebühren für die Meinungsvielfalt
    Selbstverständnis und Angebote der Deutschen Presse-                               Wie zeitgemäß ist das öffentlich-rechtliche
    Agentur und darüber, was guter Journalismus seiner
                                                                                       Finanzierungsmodell?
    Meinung nach leisten sollte.                   Seite 24

                                                                                 24    dpa-Chef Inland Roland Freund
                                                                                       im Gespräch
                                                                                       Interview über die dpa im Speziellen und
                                                                                       Journalismus im Allgemeinen


                                                                                 26    Campusgeflüster
                                                                                       Aus welchen Medien informieren Sie sich und warum?


                                                                                 Wirtschaft und Wissenschaft

                                                                                 12    Und was kommt danach?
                                                                                       Tipps rund um die Themen Selbstständigkeit und
                                                                                       „richtiges Bewerben“

                      Gottgefällig
                      Nach Max
                               Weber bie
                                        er Kapitalis
                                                          mus
                                                                                 28    Kapitalismus und Religion
                     ren Vorauss          tet der Pro                                  Max Weber bleibt auch in der Finanzkrise aktuell
                                 etzungen            testantism
                                           für das W             us die bes
                                                      irtschaften          se-
                                                                  . Seite 2
                                                                            8    30    Aktuelle Abschlussarbeiten
                                                                                       Strategische Marktanalysen, optimierte Qualitäts-
                                                                                       managementsysteme, die Bedeutung einer
                                                                                       „Corporate Culture“ sowie der ISO 26000


                                                                                 Porträts

                                                                                 10    Fernstudium als Passion
                                                                                       Jörg Albert Fink ist nach 25 Jahren Fernlernen
                                                                                       motivierter denn je


                        ragung 2011                                              44
         Studierendenbef uf – aber nicht bei uns!
                     zuha
                                                                                       Professorenporträt
                        bt es                                                          Rupert Hasenzagl
         Stereotypen gi                         t man, laut de
                                                               n
                                 tudenten such
         Den typi schen AKAD-S                          ng ,
                                          rendenbefragu
          Ergebnissen de
                         r letzten Studie                Seite 35                45    Kulinarisches Porträt
          vergeb ens.                                                                  Düsseldorf




2                                                                                  AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
EDITORIAL




AKAD aktuell                                            Liebe Leserinnen
6    AKAD Hochschulnews                                 und Leser,
     Neuigkeiten von den deutschlandweiten Standorten


8    AKAD proudly presents
                                                        Schwerpunkt in dieser Ausgabe sind die Massenmedien. Sie gelten zu Recht
                                                        als vierte Macht im Staat, da sie eine wichtige Vermittlungs- und Kontroll-
     Die besten Absolventen des Jahres 2011
                                                        funktion ausüben. Anders als in Diktaturen zeichnen sich Demokratien

32   Gemeinsam zum Erfolg
                                                        dadurch aus, die Pressefreiheit zu garantieren. Die Medien genießen einen
                                                        besonderen Schutz vor staatlichen Zugriffen, müssen sich jedoch auch auf
     Tandem-Studierende bei AKAD
                                                        dem freien Markt behaupten, was beispielsweise zu Monopolisierungen, Ein-

34   Mit AKAD bares Geld sparen
                                                        sparmaßnahmen in den Redaktionen und anderem führen kann. Schlimms-
                                                        tenfalls beeinflusst dies die freie und unabhängige Berichterstattung.
     Vergünstigte Software und Printmedien für
     AKAD-Studierende
                                                        Anders als die Printmedien genießen die öffentlich-rechtlichen Sender durch

35   Wer, wie, was?
                                                        die Pflichtgebühren eine Sonderstellung; auch vor dem Hintergrund der
                                                        2013 kommenden „Haushaltsgebühr“ widmen wir ihnen darum einen
     Die Studierendenbefragung 2011 gibt Antworten
                                                        eigenen Beitrag. Der Inlandschef der Berliner dpa, Roland Freund, stand uns

36
                                                        für ein Interview zur Verfügung, in dem er über die Massenmedien aus Sicht
     Studieren ohne Abitur?                             der größten deutschen Nachrichtenagentur spricht. Zudem haben wir einige
     AKAD klärt auf!                                    Studierende gefragt, in welchen Medien sie sich ihre Informationen holen.

37   Master-Studiengang für Fortgeschrittene            Manche von Ihnen liebäugeln vielleicht mit dem Gedanken, sich selbst-
     „MBA in Advanced Management“ startet an der WHL    ständig zu machen oder sich beruflich zu verändern: Der Leipziger Pro-
                                                        rektor Professor Dr. Daniel Markgraf gibt in einem Interview Hinweise,
38   Bitte recht freundlich!                            was man beim Übergang zur Selbstständigkeit beachten sollte, während
     Rückblick auf die Kolloquiumsfeiern des            die Stuttgarter Rektorin Professor Dr. Eva Schwinghammer vor Fettnäpfchen
     vergangenen Jahres                                 bei Bewerbungen warnt.


40   Alle Absolventen auf einen Blick                   Der Beitrag über Vergünstigungen für Studierende, die Softwareprodukte
     September 2011 bis Februar 2012                    beziehen oder Zeitungen abonnieren möchten, sei Ihnen an dieser Stelle
                                                        besonders empfohlen.
Rubriken
                                                        Passend zum Themenschwerpunkt gibt es dieses Mal 23 Abonnements beim
3    Editorial                                          Preisrätsel zu gewinnen. Und natürlich freuen wir uns über Leserbriefe
                                                        zum Titelthema oder zu anderen Beiträgen, die Maildresse lautet wie immer
4    Nachrichten – Innovationen – Menschen              pressestelle@akad.de.


46   AKADalumni                                         Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.


48   Leserbriefe                                        Ihr


49   Gewinnspiel

50   Kalender/Impressum                                 Dr. Jörg Schweigard
                                                        Chefredakteur
                                                        AKAD Hochschulmagazin


AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                         3
NACHRICHTEN – INNOVATIONEN – MENSCHEN



Ausgeschrieben:

Wissenschaftspreis Wirtschaftsethik
Die Plansecur-Stiftung hat für die Jahre 2012 und 2013 einen
Wissenschaftspreis ausgeschrieben. Er wir   d für „heraus -
ragende, innovative, wissenschaftliche Arbeiten“ im Ber eich   oder Magister-Arbeit. Eingereicht werden können Arbeiten,
Wirtschafts- und Unternehmensethik vergeben. Ausgezeichnet     die nicht vor dem Jahr 2010 und auf Deutsch verfasst wor en
                                                                                                                      d
werden jeweils eine Dissertation und eine Diplom-, Master -    sind. Bevorzugt wer den Teilnehmer bis 35 Jahr e. Über die
oder Magisterarbeit von Nachwuchswissenschaftlern, die sich    Preisvergabe entscheidet eine Jury aus namhaften W issen-
mit wirtschaftsethischen Grundsatz- und/oder Anwendungs-       schaftlern unterschiedlicher Fachgebiete.
fragen beschäftigen. Das Pr eisgeld beträgt 10 000 Euro pro    Mehr zum Wissenschaftspreis und zur Plansecur-Stiftung unter
Jahr. Davon entfallen 7 500 Euro auf die ausgezeichnete Dis-   www.plansecur-stiftung.de
sertation und 2 500 Euro auf die prämierte Diplom-, Master-    (Quelle: Pressemeldung der Plansecur-Stiftung)




                         Ausgereizt:

                         Viele Jobs, wenig Geld
                                                                                         gering bezahlte Beschäftigungsverhältnisse“ zum Normalfall
                                                                                         geworden sind: Zeitarbeit, Minijobs, befristete und/oder Teil-
                                                                                         zeitstellen. Die Autor en Pr ofessor Dr . Gerhar d Bosch und
                                                                                         Professor Dr . Claudia W einkopf empfehlen neben arbeits -
                                                                                         marktpolitischen Instrumenten wie der Einführung von Min-
                                                                                         destlöhnen und allgemeinverbindlichen T arifverträgen auch
                         Drei V iertel aller Arbeitnehmer arbeiten in Deutschland im     strukturelle Veränderungen: Insbesondere personenbezogene
                         Dienstleistungssektor − das sind 14 Prozent mehr als noch vor   Dienstleistungen wie Kinderbetreuung sollten besser bezahlt
                         20 Jahren. Wissenschaftler des Institutes Arbeit und Qualifi-   und über Sozialversicherungen finanziert oder öf
                                                                                                                                        fentlich bereit-
                         kation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen haben die Folgen    gestellt werden. Dadurch fördere man nicht nur das Beschäf-
                         dieses Strukturwandels genauer untersucht. Ein Ergebnis der     tigungswachstum, sondern mache die Dienstleistungen auch
                         Studie ist, dass sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert     allen Bevölkerungsgruppen zugänglich.
                         haben, da in Teilen des Dienstleistungssektors „atypische und   (Quelle: WSI-Mitteilungen)




12345678
Ausgerechnet:

Wer in Deutschland was studiert
*** 39 Prozent eines Abiturjahrganges schreiben sich an einer Hochschule ein *** nur 23 Prozent der Studienanfängerinnen
entscheiden sich für ein naturwissenschaftlich-technisches Studium *** 48 Prozent aller Studierenden sind weiblich, an Fach-
hochschulen nur 38 Prozent *** 42 Prozent studieren auf Bachelor, 3 Prozent sind Promotions-Studierende *** 71 von
100 Akademikerkindern studieren, aber nur 24 von 100 Kindern aus Nichtakademikerfamilien *** knapp 12 Prozent der
Studierenden kommen aus dem Ausland *** 26 Prozent der Studierenden leben in einer WG, 23 Prozent bei ihren Eltern.
(Quellen: aud!max ING.INGENIEUR, duz Studium)




4                                                                                           AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
NACHRICHTEN – INNOVATIONEN – MENSCHEN




 Angst vor Karriererückschlag                          Ausgesorgt?

                                                       Jeder Zweite fürchtet Karriereknick
 Haben Sie Angst, infolge eines Karriereknicks in
 Ihrem Berufsleben zurückgeworfen zu werden?
 Wenn ja, aus welchen Gründen?

 Ja, aus gesundheitlichen Gründen
                     24 %                              Gut jeder zweite Deutsche (54 Pr ozent) sorgt         Versicherung 1001 Bundesbürger befragt hat.
 Ja, durch Kündigung seitens des Arbeitgebers          sich um das eigene berufliche Fortkommen. Fast        Dass die Risiken in der Berufswelt sich in den
             18 %
                                                       jeder Vierte (24 Prozent) fürchtet sich davor, dass   letzten Jahr en auch objektiv verschärft haben,
 Ja, durch Insolvenz des Arbeitgebers
                                                       gesundheitliche Probleme, also körperliche oder       geht hingegen aus einer Studie des Instituts für
              17 %
                                                       seelische Krankheiten, die Karrier e behind ern.      Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor:
 Ja, durch Schicksalsschläge in der Familie
        12 %                                           Eine geringere Rolle spielt – vor dem Hintergrund     Heute hat jeder zweite Ostdeutsche und jeder

 Ja, durch falsche Karriereentscheidung                positiver Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt –        fünfte Westdeutsche zwischen 31 und 65 Jahren
       11 %                                            die Angst vor Arbeitslosigkeit: Rund jeder Sechste    bereits eine Phase der Arbeitslosigkeit erlebt.
 Nein, bisher hatte ich keine Karriererückschläge      (18 Prozent) macht sich Gedanken um eine mög-         1991 lag dieser Wert für Deutschland insgesamt
 und ich mache mir darum auch keine Gedanken.
                                                       liche Kündigung oder Pleite des Arbeitgebers.         bei etwa elf Prozent. (Quellen: dpa / IAB)
                                            46 %
                                                       Die Zahlen sind Ergebnisse einer repräsentativen
 Basis: alle Befragten, N = 1 001 (Mehrfachnennung)    Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes T o-
 Quelle: AachenMünchener Versicherung AG
                                                       luna, das im Auftrag der AachenMünchener




                                                                                                                                       Ausgesucht:
                              Weltwirtschaftskrise 1929–1939 für Kenner
                              Das neu aufgelegte Werk vom 2003 verstorbe-                                                   Literaturtipps
                              nen US-Nationalökonomen Charles P. Kindle-
                              berger bekommt in diesen T agen ungeahnte
                              Aktualität. W ie damals steht auch heute das
                              weltweite Finanzsystem kurz vor dem Kollaps.
                              Das vom Finanzexperten Max Otte herausge-
                              gebene Fachbuch ist ein umfassender Erklä -
                              rungsversuch über Ursachen und Folgen des
                              Börsencrashs von 1929.
  Das Buch ist in mehrere kleine Kapitel unterteilt und geht chronologisch        Zweiten Weltkriegs aus dem skandinavischen Exil zurückgekehrt, ver -
  vor. Abgerundet wir d das gehaltvolle, aber erschwingliche W erk von            suchte der jüdische Emigrant mit allen Mitteln, die NS-Delikte juristisch
  einem Erklärungsversuch des Zusammenbruchs. Der Autor erläutert,                korrekt aufzudecken. Dies zeichnet die Leiterin des NS-Dokumentations-
  wieso das Ausmaß der Krise aus seiner Sicht so gr         oß war und das        zentrums, Irmtrud Wojak, eindrücklich nach. An Bauers Hauptver dienst
  Hauptproblem in der Abwesenheit einer Führungsnation lag. Einem                 lässt sie keinen Zweifel: Er ermöglichte maßgeblich die Auschwitz-Pro-
  Leser ohne wirtschaftspolitische Vorkenntnisse ist die Lektüre nicht zu         zesse in den 1960er-Jahren trotz deren Ablehnung durch einige Gesell-
  empfehlen, da er auf schwierige finanztechnische Begrif fe trif ft. Die         schaftsschichten und schlimmer persönlicher Anfeindungen. So leitete er
  eigentlichen Zielgruppen wie Studierende der Wirtschaftswissenschaften          eine öf fentliche Auseinandersetzung mit der Holocaustthematik ein.
  finden in diesem Buch aufschlussr eiche Details zur W irtschaftskrise,          Wojak beschreibt die Vorgänge anhand umfang-
  deren Verlauf und deren Überwindung.                                            reichen Quellenmaterials sehr ausführlich und
  Otte, Max (Hg.); Kindleberger, Charles P.: Die Weltwirtschaftskrise             anschaulich. Für Spannung sorgt Bauers Spuren-
  1929–1939. − München, 2010. 416 Seiten, 24,95 Euro.                             suche nach Martin Borman und Adolf Eichmann.
                                                                                  Nicht nur für den historisch oder juristisch Inte-
  Kämpfer für Gerechtigkeit und Menschenwürde                                     ressierten ein empfehlenswertes Buch.
  Hinter der immer noch recht unbekannten Persönlichkeit des früheren             Wojak, Irmtrud: Fritz Bauer, 1903–1968.
  hessischen Generalstaatsanwalts und pr omovierten Juristen Fritz Bauer          Eine Biographie. − München, 2009. 638 Seiten,
  steckt die Geschichte eines überzeugten Aufklärers. Nach dem Ende des           38 Euro.




AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                                                      5
AKAD AKTUELL




Neue Prorektoren in Lahr                                                    iten                           500. Absolvent an der WHL
                                                     Wissenschaftliche Arbe
und Leipzig                                          richtig schreiben
                                                                                                           Pünktlich zu W eihnachten 2011 konnte die
Professor Dr. Markus Pütz, der den Lehrstuhl                                 reibt man
                                                                                „W ie sch                  Wissenschaftliche Hochschule Lahr (WHL) ihren
                                                     Der Ratgeber von Duden                                500. Absolventen vermelden. Es handelt sich
                                                                                                eits -
für Allgemeine BWL mit Schwerpunkt Con-
                                                     wissenschaftl iche Arbeiten?“ stellt Arb
trolling innehat, ist seit Februar nun auch                                      e wissensch  aftli-       dabei um Jochen Eberhar d, Absolvent des
                                                     techniken und Grundsätz                               Master-Studiengangs „Finance and Banking“.
Prorektor in Lahr . In Leipzig hat Pr ofessor                                               gibt es
                                                     chen Argum    entier ens vor , zudem
Dr. Daniel Markgraf neben seiner Pr ofessur                                    die Ber eich e Recher-
                                                     Tipps und Beispiele für
für BWL, Schwerpunkt Marketing-, Innova -                                                    Zitieren.
                                                      chieren, Gliedern, Formulieren und
tions- und Gründungsmanagement, ber eits
Ende 2011 den Posten des Pr orektors über-
nommen.




Champion des Jahres 2011
Der AKAD-Student Max Hoff wurde von anderen Profisportlern       ich zu stark festgelegt
unterschiedlicher Disziplinen im Oktober 2011 zum „Champion      gewesen.“ Ein Fer n-
des Jahres“ gekürt. Der Kölner kam vor circa drei Jahren zum     studium ist zudem für
Kanurennsport und stieß innerhalb kürzester Zeit in die inter
                                                            -    ihn praktisch, da man                                             © Thonfeld / Camera4
nationale Spitze vor: Bei der letzten WM gewann er zwei          „mehr Freiheiten als an
Goldmedaillen und gehört nun zu den Hoffnungsträgern für         der normalen Uni und keine exakt festgelegten Semester hat.
Olympia 2012 in London (27. Juli bis 12. August). T rotz aller   Kurszeiten können selbst eingeteilt werden – gleichzeitig wird
sportlichen Erfolge hält Hof f eine Weiterbildung neben dem      man bei AKAD aber auch sehr gut betr eut“. Auf die Frage,
Sport für unerlässlich. Nach einem erfolgr eich absolvierten     wo er sich in zehn Jahren sehen würde, antwortet Max Hoff:
Biologiestudium studiert der 29-Jährige aktuell bei AKAD BWL     „Das ist eine gute Frage. W ie es exakt in zehn Jahr en sein
auf Diplom – wofür er seine Pr omotion hintangestellt hat:       wird – we'll see what happens. Ich denke jedoch, dass ich
„Mit dem BWL-Studium bekomme ich eine breite Ausbildung          dank meiner dualen Karrier e sicherlich irgendwo beruflich
mit vielfältigen Berufsmöglichkeiten. Mit einer Pr omotion in    unterkommen und ein Leben führ en wer de, mit dem ich
meinem ursprünglichen Fachgebiet Biologie/Biochemie wäre         dann zufrieden, gesund und glücklich sein kann.“




                          Rückblick: FACT-BankenForum
                          Das F ACT-BankenForum 2011 beschäftigte sich mit dem               Das FACT-BankenForum ist T eil des F ACT-Center e. V. FACT
                          Rahmenthema „Personalmanagement in Kr editinstituten –             steht für „Finance, Accounting, Contr olling and T axation“.
                          Der Kampf um die Köpfe“. Teilnehmer aus dem In- und Aus-           Ein Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, themenverwandte
                          land diskutierten an der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr        Forschungsaktivitäten an der WHL zu unterstützen. Außer -
                          (WHL) ausgewählte Fragestellungen. Dabei ging es um demo-          dem soll eine erweiterte Plattform für den Gedankenaus-
                          grafische Entwicklungen, die sinkende Attraktivitätswahrneh-       tausch zwischen W issenschaftlern und Praktiker n gebildet
                          mung des Bankerberufs, anhaltende Fusions- und Restruktu-          werden. Dementsprechend fanden im Oktober und Novem-
                          rierungsprozesse im Kreditwesen und gleichzeitig wachsende         ber 2011 die ersten beiden Vorträge der Veranstaltungsreihe
                          Anforderungen an die Qualifikation von Mitarbeiter n. Auf-         FACT-UnternehmerDialog statt. Martin Bellin, Gründer und
                                                                 grund des gr oßen Er-       Geschäftsführer der BELLIN GmbH, r eferierte zum Thema
                                                                 folgs wir d das F ACT-      „Treasury – Die dritte Säule der Finanzwirtschaft“ und Jens
    Weitere Informationen finden Sie im Inter   net unter        BankenForum auch            Tucheck von der Spitzmüller AG gab den Studier enden der
    www.whl-lahr.de/fact                                         2012 stattfinden.           WHL Einblicke in die Technologieförderung in Deutschland.



6                                                                                               AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
AKAD AKTUELL




Es darf gefeiert werden                            AKAD-Geschenkgutsche
                                                                                        ine               Buchtipp für Personaler
                                                                                                                                                neu bear  -
Auch in diesem Jahr gibt es bei AKAD wieder        Aufgrund vermehrter An
                                                                             fragen von Studie-           Anfang 2012 erschien die 28., völlig
                                                                                                                                               „Betriebl i-
Grund zur Freude. Die Termine der diesjähri-       renden und Kolleg-Kunde
                                                                              n kann man bei              beitete und erweiterte Auflage von
gen AKAD-Festivitäten stehen im Kalender           AKAD ab sofort Gesch
                                                                          enkgutscheine (ab               che Perso nalwirtschaft. Aktuelle Herausfor de-
                                                                                                                                             en und Bei-
(Seite 50).                                       einem Wert von 50 Eur
                                                                           o) erwerben. Interes-          rungen, praxisorientierte Grundlag
                                                                                                                                               sind Udo
                                                  senten schicken für Bes
                                                                         tellungswünsche oder             spiele“ im expert verlag. Autor en
                                                                                                                                               Uta Kirsch-
                                                  weitere Informationen
                                                                         bitte eine Mail an               Stopp (verstorben) und Professor Dr.
                                                                                                                                              Ressour ces
                                                  akad@akad.de.                                           ten, AKAD-Professorin für Human
                                                                                                           Management.




                                      AKAD Seminar- und Prüfungsorte
                                     Um den AKAD-Studierenden eine noch größere räum-              lange Anreisen entfallen, da AKAD „direkt ums Eck“ ist.
                                     liche Flexibilität zu bieten, wandelt AKAD seine „Studi-      Wie gewohnt können sich Studierende an den Seminar-
                                     enzentren“ seit 2011 sukzessive in „Seminar- und Prü-         und Prüfungstagen mit ihren Fragen und Anliegen an
                                     fungsorte“ um. Der Grund für diese V eränderung ist,          die AKAD-Mitarbeiter vor Ort wenden. 2011 kam zu
                                     dass mit dem Ausbau des deutschlandweiten AKAD-               den bisherigen Standorten noch Augsburg hinzu.
                                     Netzes den Studierenden mehr Orte zu Verfügung ste-           Noch in diesem Jahr sollen Hannover und Berlin folgen.
                                     hen, Seminare zu besuchen und Prüfungen abzulegen –




Neue Dozenten für Elektro- und Informations-
technik und Allgemeine BWL
                            Seit Anfang Oktober 2011 ist Pr      ofessor    Transferzentrum „Technik der Netze“, das er
                            Dr. Gerd Siegmund an der AKAD Hochschule        seit 2003 auch leitet.
                            Stuttgart Dozent für Elektr o- und Informa -    Anfang September 2011 hat Dr          . Dor een
                            tionstechnik. „Die Arbeit an der AKAD gefällt   Schwinger eine Pr ofessur für BWL, Schwer -
                            mir, da ich mich mit den Studier enden hier     punkt Unternehmensführung und Organisa-
                            durchaus identifizieren kann. Auch ich habe     tion, an der AKAD Hochschule Leipzig ange-
                            keinen komplett geraden Berufsweg hinter        treten. An AKAD r eizt sie besonders, „mit
                            mir, sonder n mich Stück für Stück weiter       hoch motivierten Studenten zusammenzuar-
                            vorangearbeitet.“ V or seiner Tätigkeit bei     beiten, die oft ber eits über umfangr eiche
                            AKAD war Siegmund 25 Jahre bei Alcatel SEL      praktische Erfahrungen verfügen. Diese Stu-
            Stuttgart in der Har d- und Softwar eentwicklung, später als    denten möchte ich auf ihr em weiteren Weg unterstützen“.
            Leiter der Abteilung „System Design“ der Bürokommunikation      Schwinger studierte von 1995 bis 1999 Betriebswirtschafts-
            und als Leiter der Abteilung Systeme und Pr oduktevolution      lehre an der Fachhochschule Merseburg und pr movierte an-
                                                                                                                       o
            im Geschäftsfeld „Intelligente Netze“ tätig. W eitere sieben    schließend zum Thema „Unternehmensnetzwerke und virtuelle
            Jahre arbeitete er innerhalb der Mobile-Netze-Entwicklung       Unternehmen als Wettbewerbsstrategie für kleine und mittlere
            bei Siemens als Bildungsbeauftragter und war hierbei ver-       Logistikunternehmen“. Neben ihrer Lehrtätigkeit bei AKAD ist
            antwortlich für die Koor dination der fachlichen Ausbildung.    Schwinger geschäftsführende Gesellschafterin in ihrem Fami-
            Neben AKAD doziert Siegmund unter anderem am Steinbeis-         lienunternehmen, der Meissner Kamm GmbH in Naumburg.


AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                                               7
PORTRÄTS




Fernstudium als Passion
Für Jörg Albert Fink ist das Fernlernen seit 25 Jahren Teil seines Lebens




Der Weg des erfolgreichen AKAD-Studierenden folgt meist einem bestimmten                  „... und da dachte ich, da gehe ich mal hin.“
Muster: Schule, Ausbildung, Beruf, AKAD-Studium, Karriere. Dann gibt es noch
einige Absolventen, die nach dem FH-Fernstudium einen Master oder das uni-                Die AKAD-Bildungskarriere des Jörg Albert Fink begann in den
versitäre Diplom an der WHL anhängen. Selten ist es jedoch, dass jemand seinen            1980er-Jahren: Als ausgebildeter Dachdecker und Industrie-
gesamten höheren Bildungsweg von der Hochschulreife bis zum Universitäts-                 kaufmann im elterlichen Handwerksbetrieb kam er damals mit
abschluss bei AKAD zurücklegt − so wie Jörg Albert Fink. Mit 47 Jahren hat der            der Methode Fernstudium in Kontakt − und bald auch auf den
studierte Betriebswirt und Diplom-Kaufmann jetzt sein drittes Fernstudium                 Geschmack: „Mein Vater hat gesagt, du gehst jetzt erstmal
bei AKAD begonnen.                                                                        mit in den Betrieb − ich wollte aber immer schon das Abitur
                                                                                          machen und studieren“, erinnert sich Fink. Durchlässigkeit im
                       Seit letztem Herbst belegt Fink den neuen Master-Studiengang       Bildungssystem sei damals noch kein großes Thema gewesen.
                       Wirtschaftsingenieurwesen an der AKAD Hochschule Stutt-            „In der Zeitung habe ich dann entdeckt, dass man als Berufs-
                       gart. Da er in der Baubranche genau im Gr nzbereich zwischen
                                                               e                          tätiger bei AKAD einen vorber eitenden Lehrgang zur Fach-
                       Wirtschaft und Technik arbeitet, haben es ihm die interdiszipli-   hochschulreife machen konnte und anschließend neben dem
                       nären Studieninhalte angetan. Aber der berufliche Aspekt           Beruf studieren“, erzählt er, „und da dachte ich, da gehe ich
                       allein ist es nicht: „Ich komme wieder, weil ich merke: Es fehlt   mal hin.“
                       mir, meinen Geist zu fordern“, erklärt der Familienvater seine     Was wohl eine gute Entscheidung war . „Für mich hat sich
                       Motivation, auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Karrier e         damit ein neuer Lebensweg aufgetan“, sagt Fink rückblickend,
                       erneut zu studieren. Zudem schätzt er den Ausgleich zur täg-       denn parallel zu seinem Aufstieg auf der Bildungsleiter nahm
                       lichen Arbeit: „Man hat vielleicht negative Erlebnisse in Beruf    er auch im Beruf zügig die Karrier estufen: Nach Abschluss
                       und dafür dann positive im Studium − oder anders herum hat         seines BWL-Studiums an der AKAD Hochschule Stuttgart im
                       man im Studium mal einen Durchhänger und freut sich dann           Jahr 1993 fing er bei der Kr isbaugesellschaft Waiblingen an.
                                                                                                                     e
                       wieder aufs Geschäft. Ich merke, diese Ausgewogenheit,             „Die Stelle hätte ich ohne das Diplom nicht bekommen“, er-
                       die erdet mich.“                                                   innert er sich. Zwei Jahr e später wechselte er zur Häussler -
                       Fink spürt im Studium vor allem die Freude am Lernen, nicht        Gruppe, die unter anderem das Einkaufszentrum „Schwaben-
                       den Leistungsdruck:„Wenn man das erste Diplom schon mal            galerie“ in Stuttgart-Vaihingen gebaut hat. Dort begann er
                       hat, muss man sich ja nicht mehr unter Druck setzen“, lacht er.    als Projektsteuerer, wurde bald darauf Prokurist und gehörte
                       In der Tat kann Jörg Albert Fink sein neues Studium entspannt      schließlich zum engeren Führungskreis. Zu diesem beruflichen
                       angehen: Als Geschäftsführ er seiner eigenen Firma IPF Im-         Erfolg beigetragen habe in jedem Fall, dass er nebenbei noch
                       mobilien- und Pr ojektmanagement in Schwieber dingen bei           ein Studium an der WHL absolvierte, meint Fink: „Das FH-Di-
                       Stuttgart hat er seinen T raumjob bereits gefunden. „Ich be-       plom war sicherlich für mich wichtig, um den Berufseinstieg
                       treue bundesweit und immer wieder auch im Ausland große            zu finden, aber ich habe dann schnell     gemerkt: Ich muss
                       Bauprojekte, nehme jeweils die Aufgaben des Bauherr n wahr
                                                                         e                noch weitermachen, um mich von der Masse abzuheben.“
                       und bin so ein Manager auf Zeit − von der grünen Wiese bis
                       zum Abschluss des Bauvorhabens“, so skizziert er seine Arbeit.     Lernen am Strand und im Krankenhaus


                                                                                          Natürlich sei das Ler nen neben der vollen Berufstätigkeit oft
                                                                                          anstrengend gewesen, räumt Jörg Albert Fink ein – insbeson-
                                                                                          dere während des WHL-Studiums, als er bereits Führungskraft
                                                                                          war und eine Arbeitswoche weit mehr als 40 Stunden um-




10                                                                                          AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
PORTRÄTS




                                                                                                                  Master-Studium
                                                                              BWL-Diplom                          Wirtschaftsingenieurwesen
                                                  BWL-Diplom                  (WHL)
                Ausbildung     Lehrgang zur       (FH)
Ausbildung      zum Industrie- Fachhochschulreife
zum             kaufmann
Dachdecker




fasste. „Aber bei AKAD konnte man das ja flexibel handhaben,       manchmal die Erdung, die lokale Verbundenheit des elterlichen
statt eines Buches hatte ich in der Freizeit eben ständig AKAD-    Handwerksbetriebes?„Nein“, sagt Fink − das, was er jetzt
Lektionen dabei. Meine Familie kennt mich nicht anders, weil       mache, sei genau das, was er sich immer gewünscht habe:
das schon immer so war“, erzählt er: „Einmal lag ich zwei          „Große, interessante Projekte leiten und mein Wissen weiter-
Wochen lang mit einem gebr ochenen Fuß im Krankenhaus,             geben.“
in der Zeit habe ich zum Beispiel enorm viel gelernt.“             In diesem Arbeitsumfeld hat er es fast ausschließlich mit Aka-
Seine Hauptmotivation dafür, das Fernstudium zu einem festen       demikern zu tun, die den geraden Weg über Gymnasium und
Bestandteil seines Lebens zu machen, sei nie der berufliche        Universität gegangen sind. „Man wir d nur akzeptiert, wenn
Aufstieg an sich gewesen, erklärt Fink, sonder zuallererst sein
                                             n                     man die entsprechende akademische Ausbildung hat, sonst
Wissensdurst: „Ich sage auch zu Kollegen, die heute berufs-        tut man sich sehr schwer“, hat er erfahr en und fr eut
begleitend studieren oder ein Zweitstudium planen, dass sie        sich über das, was er erreicht hat. Andererseits be-
gar nicht darüber nachdenken sollen, ob das jetzt dir        ekt   merke er an sich selbst eine etwas bodenständi-
karrierefördernd ist. Das kommt fast automatisch, wenn man         gere Haltung als bei manchem Kollegen, sagt er
einen Studiengang wählt, der in den Berufsweg hineinpasst.“        nachdenklich: „Ich habe mir das ja alles selbst er-
                                                                   kämpft, da ist man ein bisschen demütiger – wenn
„Ich will versuchen, der Beste auf meinem Gebiet                   man weiß, wie es ist, draußen als Handwerker zu
zu werden.“                                                        arbeiten. W as ja an sich nicht schlecht ist, aber
                                                                   eben etwas ganz anderes. Und heute bin
Nach seinem universitär en Abschluss an der WHL und rund           ich derjenige, der die Vorträge hält.“
zehn Jahren bei der Häussler -Gruppe wagte der frischgeba-         Er wolle nicht pathetisch klingen, sagt
ckene Diplom-Kaufmann vor sieben Jahren den Sprung in die          Jörg Albert Fink, „aber ohne AKAD
berufliche Selbstständigkeit. „Das klingt jetzt vielleicht sehr    wäre ich heute vielleicht noch
plakativ“, sagt Fink, „aber so kann ich besser meine eigenen       Dachdecker“. Das sei natürlich
Ideen verwirklichen. Und es war von Anfang an klar: Ich will       auch ein anständiger Beruf, aber
versuchen, der Beste auf meinem Gebiet zu wer den.“ Zudem          er habe gemerkt, dass seine
sah und sieht er großen Bedarf für seine Beratungsleistungen:      Stärken ganz woanders lägen,
„Es gibt so viele gescheiterte Gr
                                oßprojekte“, erklärt er, „Bau-     meint er und fügt hinzu: „Ich
vorhaben wer den oft so dilettantisch abgewickelt, dann            wäre wahrscheinlich nie der
kommt es zu Kostenexplosionen – positiv ausgedrückt: Hier          beste Dachdecker gewor den.
ist unglaublich viel Potenzial für Verbesserungen.“                Heute habe ich die Chance, das
                                                                   zu machen, wozu ich wirklich
„Ohne AKAD wäre ich vielleicht heute noch                          Talent habe.“
Dachdecker.“                                                                                    (wz)


Heute leitet Jörg Albert Fink selbst Workshops für Geschäfts-
führer und Gesellschafter gr oßer Bauunternehmen aus dem
deutschsprachigen Raum, in denen er sein Know-how ver -
mittelt. Vorträge halten, Bauprojekte betreuen − Jörg Albert
Fink ist ständig in ganz Deutschland unterwegs. Fehlt ihm nicht




AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                                          11
WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT




Tipps für die Zeit nach AKAD
Wenn sich das Studium bei AKAD dem Ende entgegenneigt, stellt sich für viele Studierende die Frage, wie es danach weitergehen soll:
Ist man noch zufrieden mit seinem Arbeitgeber, kommt eine Bewerbung bei einem anderen Unternehmen in Frage oder möchte man
vielleicht sogar den Schritt in die Selbstständigkeit wagen?




                                                         No-gos
                                          im Bewerbungsverfahren
                                                                                            von Prof. Dr. Eva Schwinghammer




Welches waren die lustigsten Entschuldi-               Wie sollten sich künftige Arbeitnehmer               gespräch vor allem auch darum, dass sich beide
gungen und Ausreden auf einen Bewer-                   zwischen Posteinwurf, Zwischenbescheid               Seiten kennen ler nen und prüfen, ob eine Zu-
bungsausrutscher?                                      und eventuellem Vorstellungsgespräch                 sammenarbeit möglich ist. Hier muss die Chemie
Ein zu spät kommender Kandidat entschuldigte           verhalten und was könnten sie vorberei-              stimmen – die wenigsten beruflichen Konflikte
sich mit einem ausgefallenen Zahn. Die Lücke           tend tun?                                            entstehen allein aus einem inhaltlichen und
war sichtbar.                                          Viele Bewerbungsratgeber weisen darauf hin,          sachlichen Grund. Mein Tipp: Seien Sie authen-
                                                       dass man beim genannten Ansprechpartner noch         tisch!
Die Bewerbungen auf eine ausgeschriebene               einmal telefonisch nachhaken und sich somit
Stelle trudeln ein. Was wäre für Sie ein Fall          positiv in Erinnerung bringen soll. Diesen T ipp     Was raten Sie künftigen Arbeitnehmern,
für den Papierkorb?                                    halte ich für wenig praxistauglich. Der Auswahl-     um Fettnäpfchen zu vermeiden, und was,
Zunächst beachte ich formale Anfor derungen            prozess wird dadurch nicht beeinflusst und even-     wenn man bereits reingetreten ist?
der Bewerbung, also die V      ollständigkeit von      tuell fühlen sich die Angerufenen sogar genervt.     Wenn man ber eits reingetreten ist, dann of fen
Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Sind           Wenn allerdings kein Zwischenbescheid eingeht,       ansprechen. Ein Fehler, der einem nicht auffällt,
die wesentlichen Informationen so übersichtlich        sollte man der Sache nachgehen: Vielleicht ist die   ist schlimmer als ein Fehler den man zugibt. Ge-
                                                                                                                                       ,
dargestellt, dass ich sie sofort finde? Kann ich an-   Bewerbung gar nicht angekommen. Vorbereiten          nerell gilt: Selbstr eflexion ist eine wichtige Ei-
hand der Unterlagen schon erkennen, ob sich der        kann sich der Bewerber auf ein mögliches T ele-      genschaft, die in jeder beruflichen Situation
Bewerber mit der Stelle und dem Unternehmen            foninterview, indem er Notizen erstellt, die er      weiterhilft. Natürlich sollte diese mit einer ge-
auseinandergesetzt hat? Enthält das Anschreiben        dann griffbereit hat, wenn sich das Unternehmen      wissen Souveränität gekoppelt sein.
Rechtschreibfehler? Im zweiten Schritt steige ich      meldet. Ansonsten ist es natürlich sehr wichtig,
inhaltlich ein. Dann beachte ich zum Beispiel, ob      das Vorstellungsgespräch vorzubereiten und sich      Zum Schluss noch eine Anekdote einer an
jemand seine Stelle zu häufig wechselt, ohne dass      Antworten auf die typischen Interviewfragen zu       Sie gerichteten Bewerbung?
dafür ein externer Grund gegeben ist (z.B. Insol-      überlegen. Und natürlich sollte man sich über        Vor kurzem erhielt ich die Bewerbung einer chi-
venz etc.). Das signalisiert, dass jemand noch         das Unter nehmen, bei dem man sich bewirbt,          nesischen Absolventin, die im Bereich Coaching
nicht so recht weiß, was er will.                      ausgiebig informieren.                               und interkulturelle Trainings tätig ist und uns ihre
                                                                                                            Dienste mit der Begründung anbot, dass sie als
                                                       Unpünktlichkeit, mangelhafte Vorbereitung,           Chinesin für interkultur elle Trainings geradezu
                                                       unklare Jobvorstellungen ... Fehler, die im          prädestiniert sei, da interkultur elles Training in-
                                                       Vorstellungsgespräch passieren. Was wäre             haltlich mit China gleichzusetzen wär e. Ihr war
                                                       für Sie ein K.-o.-Kriterium?                         offensichtlich nicht klar, dass die interkulturellen
                                                       Zum einen lassen sich unklar e Jobvorstellungen      Herausforderungen schon bei unseren Nachbarn,
                                                       oft nur schwer ausräumen. In diesem Fall ist es      zum Beispiel den Franzosen, beginnen.
                                                       besonders fraglich, ob ein Bewerber für die Stelle
                                                       geeignet ist. Daneben geht es im V orstellungs-



12                                                                                                AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT




Für welchen Weg sich unsere erfolgreichen Absolventen letzten Endes auch entscheiden – unsere Experten Professor Dr. Eva Schwinghammer
(Rektorin der AKAD Hochschule Stuttgart und Professorin für Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Internationales Management) und
Professor Dr. Daniel Markgraf (Prorektor der AKAD Hochschule Leipzig und Professor für BWL, Schwerpunkt Marketing-, Innovations-
und Gründungsmanagement) geben Tipps für die Zeit danach.




                           To-dos
                           auf dem Weg in die Selbstständigkeit
                           von Prof. Dr. Daniel Markgraf




Was macht Ihrer Meinung nach den Reiz an               Welche Fragen sollte man sich selbst stellen,            phase circa drei bis sechs Monate Zeit einplanen.
einer beruflichen Selbstständigkeit aus?               bevor man von der Festanstellung in die                  Einen guten Rahmen bietet zum Beispiel die
In erster Linie liegt der Reiz wohl darin, dass man    Selbstständigkeit wechselt?                              Endphase des Studiums, da man Projektberichte
im Rahmen einer Selbstständigkeit die eigenen          Eine wichtige Frage, die man sich zu Beginn ehr
                                                                                                     -          und Abschlussarbeiten nutzen kann, um bei-
Ideen, Vorstellungen und Visionen verwirklichen        lich stellen sollte: Ist die Idee, mit der ich starten   spielsweise das Potenzial der Idee zu analysieren
kann. Darüber hinaus gefällt vielen die fr       eie   möchte, länger als dr ei bis sechs Monate am             und das Geschäftskonzept zu entwickeln.
Zeiteinteilung oder der stärkere Einfluss auf das      Markt wettbewerbsfähig und kann sie weiter -
eigene Einkommen. W ie immer im Leben hat              entwickelt werden? Man sollte sich zudem genau           Welche Punkte müssen in jedem Fall
eine Medaille aber auch eine zweite Seite. Eine        darüber im Klaren sein, was man in jedem Fall am         abgehakt sein, bevor es losgehen kann?
Selbstständigkeit kann also nicht nur Chance,          Ende des Monats im Geldbeutel haben möchte.              Nachdem die Idee in Form gebracht und aus
sondern auch Belastung sein.                           Und last, but not least ist auch ein positiv ge-         verschiedenen Richtungen beleuchtet wur          de,
                                                       stimmtes persönliches Umfeld hilfr eich, da es           sollten grundlegende Kontakte zu Partner          n,
Für wen ist eine Selbstständigkeit geeignet?           gerade zu Beginn der Selbstständigkeit eine              Kunden und Beratern oder Gründernetzwerken
Man muss schon ein gewisses Maß an Selbst-             Menge Rückhalt geben kann.                               recherchiert und aufgebaut werden. Auch bei
vertrauen und Glauben an die eigenen Ideen                                                                      den Kammern oder Berufsverbänden sollte man
und Fähigkeiten mitbringen. Aber auch Eigen-           Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich über               sich vor der Gründung noch einmal informieren
initiative, Zielorientierung, ein wenig Extraversi -   eine Selbstständigkeit Gedanken zu                       und etwa die rechtlichen Anforderungen für die
on und etwas Risiko bereitschaft sind wohl die         machen?                                                  einzelnen Branchen und Geschäftsideen klären.
wichtigsten Zutaten für einen Gründer.                 Idealerweise sollte man für die V orgründungs-


Wie risikoreich ist der Schritt in die beruf-
liche Selbstständigkeit?                                  Unterstützung beim Schritt in die Selbstständigkeit
Der Übergang in die Selbstständigkeit ist natür-          AKAD-Studierende aus Sachsen können sich an die Selbst Management Initiative Leipzig
lich immer mit einem Risiko verbunden. Aller -            (SMILE) wenden. Informationen und Ansprechpartner finden Interessierte entweder auf
dings sammeln Gründer vor der Gründung in                                                     www.smile.uni-leipzig.de
der Regel eine V ielzahl von Informationen, so            oder direkt an der AKAD Hochschule Leipzig, die Kooperationspartner von SMILE ist.
dass sie ihr e Entscheidungen gezielt und gut             Auch der Lehrstuhl BWL/Schwerpunkt Marketing-, Innovations- und Gründungsmanagement
durchdacht tr effen. Darüber hinaus kann man              an der AKAD Hochschule Leipzig klärt über SMILE auf – und gibt zudem T              ipps und Hilfe -
auf verschiedenen Wegen in die Selbstständigkeit          stellungen zum Thema Selbstständigkeit für AKAD-Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet:
starten – nebenberuflich, mit einem erpr obten                                                       www.akad.de
Konzept – zum Beispiel Franchise – oder mit an-           Auf bundesweiter Ebene sind Gründerinitiativen vor Ort oder etwa das Existenzgründungs-
deren Partnern gemeinsam.                                 portal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie empfehlenswert:
                                                                                              www.existenzgruender.de




AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                                                        13
MEDIEN – DIE VIERTE MACHT




      Massenmedien:
      Daten, Zahlen, Fakten
      Artikel 5 GG:                                                Aufgaben und Funktion der Medien
      „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift
      und Bild frei zu äußer n und zu verbr eiten und sich
      aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert
      zu unterrichten. [...] Eine Zensur findet nicht statt.“




                                                                                                                                        (Quelle: Bundeszentrale
                                                                                                                                   für politische Bildung, 2009)




      Fernsehmarkt Deutschland:     Glaubwürdigkeit
      Marktanteile einzelner Sender der Medien
                                                                                                     Welches Medium ist am glaubwürdigsten?

                                                                                                      Tageszeitungen                                      43 %

                                                                                                      Öffentlich-rechtliches Fernsehen            27 %

                                                                                                      Öffentlich-rechtlicher Hörfunk       10 %

                                                                                                      Privates Fernsehen                 6%

                                                                                                      Internet Online-Dienste            6%

                                                                                                      Privater Hörfunk                   2%

                                                                                                      Keins                              6%


                                                                                                     (Quelle: Die deutschen Zeitungen in Zahlen und Daten,
                                                                (Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung)   Auszug aus dem Jahrbuch „Zeitungen 2011/12“)




18                                                                                               AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
MEDIEN – DIE VIERTE MACHT




                                                                                                  Massenmedien: Daten, Zahlen, Fakten


Seit 1991 ist die verkaufte Auflage (pro
Tag) von Tageszeitungen in Deutschland
von 27,3 Mio. Exemplaren auf 18,8 Mio.
Exemplare gesunken.
(Quelle: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V.)




 Nutzungsdauer der einzelnen Medien

 TV und Radio vorn
 Minuten/Tag
  225
                                                                            220 TV

  200
                                                                            187 Radio
  175


  150


  125


  100

                                                                            83 Internet
   75


   50


   25                                                                       23 Tageszeitung
                                                                            22 Bücher
                                                                            6 Zeitschriften
     0
         1964 1970 1974 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010

 Basis: BRD gesamt (bis 1900 nur alte Bundesländer), Mo–So (bis 1990 Mo–Sa), 5–24 Uhr,
 14+ Jahre, bis 2005 Deutsche, ab 2010 deutschsprachige Bevölkerung
 Quelle: ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation 1964–2010




Die so genannten E-Papers, ...
... die digitalen Zeitungsausgaben,       Titel mit einer E-Paper-Auflage von über
verzeichneten 2011 stetig steigende       5 000 Exemplaren                                          In Deutschland gibt es ...
Auflagen. Allein vom zweiten zum              Bild Deutschland: 25 824                                 329 regionale und lokale Abonnementzeitungen
dritten Quartal 2011 wur       de ein         Zeitungsgruppe Neue Westfälische: 9 521                  21 Wochenzeitungen
Wachstum von 50 Prozent ermittelt.            Süddeutsche Zeitung: 8 700                               10 überregionale Zeitungen
                                              Frankfurter Allgemeine Zeitung: 7 336                    8 Straßenverkaufszeitungen
                                              Neue Osnabrücker Zeitung: 6 111                          6 Sonntagszeitungen
                                              Rhein-Zeitung gesamt: 5 552                           (Quelle: Die deutschen Zeitungen in Zahlen und Daten,
                                                                                                    Auszug aus dem Jahrbuch „Zeitungen 2011/12“)
                                          (Quelle: IVW – Informationsgemeinschaft zur Feststel-
                                          lung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.)




AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                                                   19
MEDIEN – DIE VIERTE MACHT




Gebühren für die Meinungsvielfalt
Digitalisierung verschärft Diskussion um Sonderstellung der
öffentlich-rechtlichen Sender

Ab nächstem Jahr müssen alle Haushalte in Deutschland eine Rundfunkgebühr                Rundfunkräte sollen Meinungsvielfalt im Programm
bezahlen − unabhängig davon, ob sie ein Empfangsgerät vorhalten oder nicht.              garantieren
Diese pauschale „Haushaltsgebühr“ wirft in der öffentlichen Diskussion wieder
die Frage nach der Berechtigung des so genannten „dualen Rundfunksystems“                Um innerhalb dieser Gegebenheiten Meinungsvielfalt zu er -
auf: Die öffentlich-rechtlichen Sender werden faktisch zum überwiegenden Teil            reichen und den Rundfunk gleichzeitig „vor einem dir ekten
vom Steuerzahler finanziert, obwohl sie keine staatlichen Einrichtungen sind –           Durchgriff der Regierung auf die Pr   ogrammgestaltung zu
begründet wird das durch ihren besonderen Programmauftrag. Aber wird dieser              schützen“ (IpB 2010, S. 24), wur den nach dem V orbild der
in Zeiten der Digitalisierung und dem dadurch gestiegenen Anpassungsdruck                britischen BBC die öf fentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
an die Privaten überhaupt noch erfüllt?                                                  geschaffen. Die Besonderheit im V ergleich zu Länder n wie
                                                                                         England oder Schweden besteht bis heute im föderalen Auf-
                       Bei der Gründung der Bundesr epublik verließ man sich im          bau der Rundfunkordnung, der Einflüsse zentraler staatlicher
                       Unterschied zur Presse in Sachen Rundfunk nicht darauf, dass      Macht verhinder n sollte. Die gesetzliche Regulierung des
                       der fr eie Markt, also eine V ielzahl an Anbieter n, zugleich     Rundfunks war also von Anfang an Aufgabe der Länder         .
                       Meinungsvielfalt mit sich bringen würde. Diese sollte bei Radio   Rundfunkgesetze und Rundfunkstaatsverträge zwischen meh-
                       und Fer nsehen vielmehr dur ch eine so genannte „binnen -         reren Bundesländern, die bis heute immer wieder verändert
                       plurale“ Organisation und Staatsferne erreicht werden.            und der aktuellen Entwicklung angepasst werden, garantieren,
                       Die so unterschiedlich geschaf fenen Struktur en auf dem          dass in den Aufsichtsgremien (Rundfunkräten) Vertreter aller
                       Presse- bzw. dem Rundfunksektor haben zwei Hintergründe:          gesellschaftlich r elevanten Gruppen wie Kir chen, Parteien,
                       zum einen die „besondere Bedeutung [des Rundfunks] für die        Gewerkschaften, Verbände und andere vertreten sind und die
                       politische Meinungsbildung“ (IpB 2010, S. 26) − noch frisch       Programmgestaltung beeinflussen. Insbesondere der Einfluss
                       in Erinnerung waren die Suggestionskraft bewegter Bilder und      der politischen Parteien auf diese Gremien sorgte wiederholt
                       die damit verknüpften Erfahrungen aus dem dritten Reich.          für kontroverse Diskussionen.
                       Zum anderen herrschte beim Rundfunk Fr equenzknappheit,
                       das heißt, es stand rein technisch nur eine begrenzte Anzahl
                       von Sendefrequenzen zur Verfügung.




20                                                                                         AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
MEDIEN – DIE VIERTE MACHT




             Gesellschaftlich relevante Gruppen im dualen Rundfunksystem
                    Vertreter der pluralistisch besetzten Aufsichtsgremien



    Öffentlich-
                        Rundfunk-                  Landesmedien-             Privater
    rechtlicher
                        anstalten                    anstalten              Rundfunk
    Rundfunk

 ARD (BR, HR, MDR,    Rundfunkrat/                   Medienrat           Unternehmens-
 NDR, RB, RBB, SR,   Verwaltungsrat                   Direktor/               gruppen:
 SWR, WDR, DW,),        Intendant/                   Direktorin         ProSiebenSat1 (TV),
    ZDF, DRadio        Intendantin                  Zulassung und         RTL (TV, Radio),
                       Hörfunk- und                    Aufsicht            Sky (Pay TV),
                     Fernsehredaktion                                  Axel Springer (Radio),
                                                                          Müller Medien
                                                                            (Radio), u.a.



                                                                         Werbetreibende
                                                                           Wirtschaft


                      Gebührenzahler, Zuschauer, Hörer, Werbekunden

                                                                            Quelle: IpB 2010




Streitpunkt „Haushaltsabgabe“                                       genden Zwangsabgabe, die dem Bürger die W            ahlfreiheit
                                                                    nehme, aufs Fer nsehen zu verzichten. Mit einer solchen
Diskutiert wird auch im Moment wieder, vordergründig über           Gebühr müsse auch die Möglichkeit verbunden sein, Einfluss
die Änderung der Rundfunkgebühr en: Die Gebühr , die die            auf die Pr ogrammgestaltung zu nehmen, beispielsweise
Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender in der Pro-        durch eine für bestimmte Sender oder Sendungen r servierte
                                                                                                                   e
grammgestaltung auch dur ch finanzielle Unabhängigkeit si-          Abgabe (IpB 2010, S. 28).
cherstellen soll, bemaß sich bisher nach der Anzahl der Geräte,     Die Diskussion über die neue Gebühr führt wieder zur Frage
mit denen man Fer nseh- bzw. Radioprogramme empfangen               nach der Existenzber echtigung des öf fentlich-rechtlichen
kann. Nach dem 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag vom               Rundfunks: Ist seine Rolle für die Demokratie so wichtig, dass
Dezember 2010 soll es nun ab dem Jahr 2013 eine Pauschal-           eine Pauschalgebühr für alle Bürger zulässig ist?
gebühr von zunächst monatlich 17,98 Eur       o pr o Haushalt       Um hier in die Nähe einer Antwort zu kommen, müssen zwei
geben – unabhängig davon, wie viele Geräte es in diesem             unterschiedliche Aspekte der Fragestellung berücksichtigt
Haushalt gibt und wie viele Personen dort leben. Mit Einnah-        werden. Erstens: Wird die Grundversorgung in der heutigen
men von 7,4 Milliar den jährlich rechnet die Kommission zur         Medienlandschaft nicht schon durch die Vielfalt der privaten
Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rund-       Sender gesichert, so dass das „binnenplurale“ Konzept aus der
funkanstalten (KEF) durch die neue sogenannte „Haushalts-           Nachkriegszeit überflüssig ist? Zweitens: Die öffentlich-recht-
abgabe“ (Der Tagesspiegel, 18.1.2012).                              lichen Sender haben einen speziellen Pr ogrammauftrag −
Die Änderung soll zum einen den Aufwand für die Daten        -      wird dieser inhaltlich in Zeiten verstärkten W ettbewerbs mit
erhebung und die Kontrolle durch die Beauftragten der GEZ           den Privaten noch erfüllt?
entfallen lassen (Die W elt, 9.6.2010) und zum ander en den
veränderten technischen und gesellschaftlichen Rahmen        -      Digitalisierung: Vielzahl der Sender = Vielfalt der
bedingungen Rechnung tragen − die Geräte zu zählen, mit             Inhalte?
denen Fernsehen und/oder Radio empfangen wer den kann,
hat sich in Zeiten mobiler Endgeräte als nicht mehr praktikabel     Es ist kein Zufall, dass diese Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt
erwiesen. Dennoch spr echen Kritiker von einer entmündi-            wieder aufbricht: 68 Pr ozent der Haushalte in Deutschland




AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                                     21
MEDIEN – DIE VIERTE MACHT




                           empfangen Fer nsehen bereits über einen digitalen Übertra -         Strategien für die Herausforderungen der Digitalisierung
                           gungsweg. Die Technikumstellung im terr estrischen Bereich
                           (Antenne) ist bereits abgeschlossen, im April soll das analoge      Muss also jeder, der sich etwas eingehender mit dem Sachv
                                                                                                                                                       er-
                           Satellitenfernsehen ebenfalls abgeschaltet wer den. Nur der         halt beschäftigt, zu dem Ergebnis kommen, dass der öfentlich-
                                                                                                                                                   f
                           Übertragungsweg über Kabel ist noch nicht vollständig umge-         rechtliche Rundfunk unangefochten ist? Nicht ganz, denn in
                           stellt. Mit der Digitalisierung können im gleichen Fr equenz-       digitalen Zeiten kommt auch der öf fentlich-rechtliche Pr o-
                           bereich erheblich mehr Hörfunk- und Fer        nsehprogramme        grammauftrag nicht aus der Diskussion. „Der öffentlich-recht-
                           übertragen werden, statt fünf oder sechs sind es nun zum Teil       liche Rundfunk muss Strategien entwerfen, wie er den zukünf-
                           mehr als 30 (Digitalisierungsbericht 2011, S. 50/51). Die Frage,    tigen Herausforderungen der Digitalisierung begegnen will, um
                           ob das r eine „Mehr“ an Pr ogrammen auch eine inhaltliche           auch weiterhin seinen verfassungsmäßigen Auftrag zu erfüllen
                           Vielfalt schafft, die die Öffentlich-Rechtlichen und mithin die     und die privilegierte Stellung rechtfertigen zu können“, schreibt
                           Rundfunkgebühr überflüssig macht, kann mit Blick auf das            beispielsweise Stefan Wolf in seiner Studie (2007, S. 10 ).
                           private Programmportfolio hierzulande aber dennoch r elativ         Grundlage für die privilegierte Stellung ist ein gesetzlicher
                           eindeutig ver neint werden: Anders als bei den Printmedien          Programmauftrag in der Verfassung, nach dem das Programm
                           steht eine V ielzahl an Anbieter n hier (wie auch in ander en       Information, Bildung, Unterhaltung, Beratung enthalten und
                           Staaten) nicht für eine inhaltliche Vielfalt. Das liegt vor allem   damit eine mediale „Grundversorgung“ leisten soll (APuZ
                           daran, dass die Privatsender sich r ein dur ch W erbeeinnah-        2009, S. 26). Diese beinhaltet explizit auch die Unterhaltung −
                           men finanzieren müssen und ihr Programm auf die wichtigen           die öffentlich-rechtlichen Sender haben also nicht den Auftrag
                           Werbezielgruppen ausrichten. Damit wir d das Pr ogramm in           nur zur „Restversorgung“ mit allen anspruchsvollen Inhalten,
                           den Privatsendern, so viele es auch geben mag, austauschbar
                                                                                     ,         die die Privaten nicht abdecken. Der Begrif f „Grundversor-
                           und bestimmte, weniger werber elevante Bevölkerungsgrup-            gung“ kann jedoch nicht eindeutig definiert wer en (IpB 2010,
                                                                                                                                             d
                           pen sind überall ausgeschlossen (IpB 2010, S. 25). Eine Sen-        S. 29), damit ist auch das Verständnis des öffentlich-rechtlichen
                           dung wie beispielsweise „Menschen − das Magazin“, die               Auftrags immer ein Stück weit Auslegungssache. Auf der
                           wöchentlich im ZDF ausgestrahlt wir d und Menschen mit              Grundlage insbesondere des 6. Rundfunkurteils des Bundes-
                           Behinderung ein Forum bietet, fände in einer werbegesteu -          verfassungsgerichtes von 1991 hat sich hierzulande eine breite
                           erten Programmgestaltung keinen Platz.                              Auslegung dieses Auftrags etabliert, die sich mit den Begrif
                                                                                                                                                          fen
                                                                                               Vielfalt, Breite und Qualität zusammenfassen lässt.


                                                                                               „Süßstofftendenzen“ und „Pilcherisierung“
Verteilung der monatlichen Rundfunkgebühren

Gesamt: 17,98 Euro                                                                             Doch die Grenzen verschwimmen. Der Bielefelder Jurapr ofes-
                                        0,34 Euro
                                        Landesmedienanstalten                                  sor und Experte für das duale Rundfunksystem Martin Stock
                     0,39 Euro                    0,01 Euro                                    sprach bereits 2008 von einem „stetigen Anpassungsdruck“
               Deutschlandradio                   KEF
                                                                                               aus Quotengründen und einer daraus resultierenden „schlei-
                                                                                               chenden Selbstkommerzialisierung“ der öffentlich-rechtlichen
            4,73 Euro
ZDF (inkl. ARTE, 3sat,                                                                         Programme. Insbesonder e im Unterhaltungspr ogramm be-
    PHOENIX, KI.KA)                                                                            klagte er„quotenbringende Süßstof ftendenzen“ und eine
                                                              12,51 Euro                       „fortschreitende Pilcherisierung“, die der nach Paragraf 11
                                                              ARD (BR, hr, MDR, NDR, Radio     notwendigen programmlichen Qualitätssicherung widersprä-
                                                              Bremen, rbb, SR, SWR, WDR,
                                                              Deutsche Welle) inkl. ARTE,      chen, und forderte Reformen (S. 5).
                                                              3sat, PHOENIX, KI.KA             Diese kamen wenig später, zum 1.1.2009: Der 12. Rundfunk-
                                                                                               änderungsstaatsvertrag legt fest, dass die öf
                                                                                                                                           fenlich-rechtlichen
Quelle: WDR                                                                                    Programmangebote künftig einem Dr ei-Stufen-Test („Public
                                                                                               Value Test“) unterzogen wer den sollen, um zu überprüfen,
                                                                                               ob sie dem am Gemeinwohl orientierten Pr ogrammauftrag
                                                                                               entsprechen.




22                                                                                                AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
MEDIEN – DIE VIERTE MACHT




                                                                       Anteile der Programmkategorien in Prozent

                                                                       Sonstige     Programmpräsentation 4,3 %            10,6 % Nachrichten        Information
Volker Lilienthal, verantwortlicher Redakteur des Fachdienstes
                                                                       24,6 %            Übertragungen 0,7 %                                             48,0 %
epd medien, bewertet diese Regelung positiv da die Bundes-
                                          ,                                                                                          14,3 % Aktuelle
                                                                                   Kinderprogramm 5,1 %                              Tagesinformation
länder als Rundfunkgesetzgeber den Pr ogrammauftrag auf                                   Sport 6,6 %                                       2,1 % Wissenschaft,
diese W eise konkr etisiert und damit definiert hätten, was                    Konzert- und Bühnen-                                         Technik und Umwelt
                                                                                  darbietung 0,4 %                                           6,8 % Alltag und
„unter den Komplexen Information, Bildung und Kultur detail-
                                                                                  Unterhaltung 7,5 %                                         Lebensbewältigung
liert zu verstehen“ sei. Zudem wer de erstmals hinzugefügt,                                                                                  2,9 % Unterhaltende
                                                                                       Specials 0,1 %
dass auch Unterhaltung bei ARD und ZDF ein gewisses Niveau                                                                                   Information
                                                                                                                                           2,7 % Kulturinformation
nicht unterschreiten dürfte (APuZ 2009, S. 7).                                          Fernsehspiel 5,7 %                                2,9 % Gesellschaft
                                                                                                                                        2,5 % Politik
                                                                                       Reihen und Serien 13,2 %                       2,4 % Regionale Information
Öffentlich-rechtliche als Gewinner der Digitalisierung?
                                                                       Fiction (ohne Kinder-                 Spielfilm 8,3 %      0,8 % Wirtschaft
                                                                       programm) 27,4 %
                                                                                                                                         Quelle: ZDF Jahrbuch 2010
Nun könnte der Eindruck entstehen, die Digitalisierung und
ihre Möglichkeiten sei per se eine Gefahr für die öf fentlich-
rechtlichen Sender. Es gibt aber durchaus Bereiche, in denen
ARD und ZDF auch von der technischen Entwicklung pr fitie-
                                                  o                 Und wer „Public Value“ bietet, dem stehen selbstverständlich
ren und diese, wie Experten meinen, im Sinne ihres Programm-        Rundfunkgebühren zu. Ob die jeder bezahlen muss? Hier sei
auftrages nutzen. Im Digitalisierungsbericht 2011 ist gar zu        ein Hinweis auf andere öffentliche Bereiche erlaubt: Auch die
lesen: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist der größte Ge-       Steuergelder von Bürger n, die nicht Auto fahr en, wer den
winner der Digitalisierung. [...] Er expandierte, dank einem        zum Bau von Autobahnen verwendet.
Finanzierungsmodell, das ihm mit zusätzlichen Erträgen neue         Die gesellschaftliche Funktion der öffentlich-rechtlichen Sender,
digitale Kanäle [...] ermöglichte“ (S. 16). Will heißen: Auch den   die diese von den Privaten abhebt, hat die ehemalige EU-Kom-
Öffentlich-Rechtlichen stehen mehr Fr equenzen zur V erfü-          missarin und schwedische Kulturministerin Margot W allström
gung, die sie für Spartensender mit speziellem Pr fil nutzen –
                                                o                   einmal prägnant auf den Punkt gebracht: „Unser multikultu-
wie beispielsweise Phoenix, ZDFinfokanal oder 3sat. Der Züri-       reller Schulalltag ist genauso wichtig wie Beverly Hills – und
cher Medienwissenschaftler Stefan Lucht sieht dur ch diese          diesen Programmanspruch erfüllen nur die Öffentlich-Recht-
Kanäle die Binnenpluralität und die Plattformfunktion für           lichen“ (Wienholz 2006, S. 76).
verschiedene politische und gesellschaftliche Akteure gestärkt,                                                                   (wz)
die sonst im Fer nsehbereich kaum berücksichtigt wür den
(APuZ 2009, S. 30). Beispiele dafür sind die stundenlange
Übertragung der Schlichtungsgespräche für Stuttgart 21 bei
Phoenix oder kulturelle Beiträge bei 3sat.
                                                                                               Literatur (Auswahl):
Bedauerlich ist allerdings, dass gar nicht alle gebührenzahlen-
den Zuschauer auch alle Spartenprogramme sehen können −                                        die medienanstalten – ALM GbR: Digitalisierungsbericht 2011:
                                                                                               Offen, neutral, hybrid − die neue (Un)Ordnung der Medien. –
immer wieder ärgerlich, wenn die Moderatorin der „Heute“-                                      Berlin, 2011
Sendung im ZDF-Hauptprogramm auf vertiefende Sendungen
                                                                                               Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen zur
im ZDFinfokanal oder auf ZDFneo hinweist und man keine                                         politischen Bildung (IpB), Heft 309: Massenmedien. – Bonn, 2010
Möglichkeit hat, dieser Empfehlung zu folgen.
                                                                                               Bundeszentrale für Politische Bildung: Aus Politik und Zeit-
Werden doch gerade die Spartenpr ogramme gern genannt,
                                                                                               geschichte (APuZ), Heft 9–10/2009: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk. –
wenn es um die eingangs gestellte Frage geht: ob die Öf fent-                                  Bonn, 2009
lich-Rechtlichen ihren Programmauftrag erfüllen. „Trotz aller
                                                                                               Stock, Martin: Noch einmal zum Reformbedarf im „dualen
Einschränkungen lässt sich mit Fug und Recht immer noch                                        Rundfunksystem“. Public Service-Rundfunk und kommerzieller
sagen, dass die öf fentlich-rechtlichen Fer nsehsender, zumal                                  Rundfunk – wie können sie koexistieren? – Köln, 2008 (Arbeitspapiere
                                                                                               des Instituts für Rundfunkökonomie; 244)
unter Einbeziehung von 3sat, AR TE und Phoenix, ihrem Pro-
grammauftrag nachkommen und der Gesellschaft ,Public                                           Wolf, Stefan: Wie verzichtbar wird der öffentlich-rechtliche
                                                                                               Rundfunk durch die Digitalisierung? – Köln, 2007 (Arbeitspapiere
Value’ in erheblichem Ausmaß bieten“, r esümiert Journalist                                    des Instituts für Rundfunkökonomie; 238)
Lilienthal (APuZ 2009, S. 11).
                                                                                               Wienholz, Heike: Gemeinwohlanspruch im Wandel. Die Auswir-
                                                                                               kungen der Digitalisierung auf die Rolle des Public Service-Fernsehens
                                                                                               in Schweden. – Stuttgart (Universität Hohenheim), 2006




AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                                                        23
MEDIEN – DIE VIERTE MACHT




„Jeder Tag ist
       eine neue Bewährungsprobe“
                                                                         Roland Freund ist seit Juli 2010 Chef Inland und damit Mitglied der Chef-
                                                                         redaktion der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Im Interview gibt
                                                                         der gebürtige Franke Auskunft über Selbstverständnis und Redaktions-
                                                                         statute der dpa sowie das Angebot der Agentur – und erklärt, was
                                                                         guter Journalismus seiner Meinung nach leisten sollte.




                         Der frühere dpa-Chefredakteur Wilm Herlyn hat 2009 in           news.de ganz direkt zu aktuellen Themen an: Können Sie uns
                         einem Interview gesagt: „Wir sind die Leuchttürme in            noch ein Porträt zum neuen Konzernchef schicken? Haben Sie
                         der Nachrichtenflut.“ Ist dieser Vergleich noch aktuell,        eine Graphik zum Grubenunglück? Gibt es einen Audiobei-
                         Herr Freund?                                                    trag zur überraschenden Hochzeit dieses oder jenes Promis?
                         Es stimmt: Orientierung in der Informationsflut ist wichtiger
                         denn je. Unser jetziger Chefredakteur Wolfgang Büchner be-      Bei einem so umfassenden Service auf der einen Seite
                         schreibt die Rolle der dpa außerdem gern als Teil eines Netz-   und zurückgehenden Mitarbeiterzahlen in den Redak-
                         werks mit unser en Kunden. Im Fokus unser er Arbeit steht       tionen auf der anderen Seite – werden da nicht immer
                         dabei, W ichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, W ah-       mehr dpa-Meldungen 1:1 abgedruckt?
                         res von Unwahrem zu trennen; aber eben auch die Weiterga-       Darüber führen wir keine Statistik. Man kann aber sicher sagen,
                         be von Links und anderen Zusatzinfos, die unser en Kunden,      dass es bestimmte Zeiten gibt, in    denen Redaktionen ver -
                         den Redaktionen, dabei helfen, dass sie unverwechselbar ei-
                                                                               e         stärkt auf unser e Arbeit zurück greifen, zum Beispiel an den
                         gene Inhalte erstellen können.                                  Wochenenden oder an den Feiertagen. Das Gleiche gilt auch,
                                                                                         wenn es überraschende Er eignisse zu späten Zeiten, An-
                         Die Arbeit der dpa ist also interaktiver geworden?              druckzeiten oder sehr früh morgens gibt. Wann immer eine
                         Wir chatten mit unser en Kunden. Und zwar laufend. Dabei        Redaktion also nicht gut besetzt ist, dann ist die Sternstunde
                         fragen uns die Jour nalisten auf unserem Kundenportal dpa-      einer Agentur – das ist ganz klar.


                                                                                         Wo liegt heute das Kerngeschäft der dpa – ist es noch
                                                                                         immer das geschriebene Wort?
                                                                                         Unser Kerngeschäft ist das Mediengeschäft. Wir machen Text,
                                                                                         Bild, Audio, Graphik, V ideo ... also alle Mediengattungen, die
dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH                                                         man sich vorstellen kann. Schließlich ist auch eine Zeitung
                                                                                         heute kein reiner Printtitel mehr, sondern möchte als Marke
Die dpa Deutsche Pr esse-Agentur GmbH wir d getragen von 189
                                                                                         mehrere Medien bespielen: Es gibt in der Regel ein Online-An-
Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen, Rundfunk- und Fer nsehgesell-
schaften sowie weiter en Medienhäusern. Das dpa-Statut begr enzt                         gebot, unter anderem mit Video- und Audiobeiträgen et cetera.
den Anteil pro Gesellschafter auf maximal 1,5 Pr ozent des Stamm-
kapitals. Das Angebot der dpa besteht aus Texten, Bildern, Graphiken,                    Sie bieten also bereits einen breiten Angebotsmix. Gibt
Audiobeiträgen, O-Tönen, Videofilmen, Online-Dienstleistungen und
                                                                                         es da überhaupt noch Wachstumspotenzial für die dpa?
Apps. Im Ausland beliefert die dpa Kunden auch mit Nachrichten
in Englisch, Spanisch und Arabisch. Die Finanzierung der Agentur                         Das liegt im Geschäft mit Kunden außerhalb der Medien.
erfolgt in der Regel über den Abschluss von Abonnementverträgen.                         Jüngstes Beispiel: Wir haben von Brüssel aus den Dienst „dpa
Der Kundenkreis geht dabei über den der dpa-Gesellschafter hinaus                        Insight EU“ gestartet, der Entscheidern und anderen Experten
– auch Unternehmen, Verbände und Regierungsorganisationen be-
                                                                                         in Parlamenten und Parteien, Unternehmen, Verbänden und
ziehen dpa-Dienste. Schwerpunkt ist jedoch das Mediengeschäft.
Im Geschäftsjahr 2010 betrug der Umsatz der dpa (ohne Umsätze                            Institutionen eine Kombination aus Nachrichten, Analyse
der Tochtergesellschaften) gut 87,8 Millionen Euro.                                      und spezifischer Recher che zur Politik und zu Regulierungs-
                                                                                         maßnahmen der Europäischen Union bietet – ein hochspan-
                                                                                         nendes Projekt.


24                                                                                          AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
MEDIEN – DIE VIERTE MACHT




Verlässlichkeit, Souveränität, Unabhängigkeit – das sind            irgendwelche Vorteile ver-
Markenzeichen und letztlich auch Verkaufsargumente                  spreche? Und dann gibt
der dpa. Wie stellen Sie diese sicher?                              es sicher die von außen
Grundsätzlich gilt: Jeder Tag ist eine neue Bewährungsprobe –       drohenden Gefahren der
man kann sich nicht auf dem ausruhen, was einmal err eicht          Einflussnahme und der
worden ist. Die wichtigste Regel ist jedoch: Richtigkeit geht       Abhängigkeiten – aber
vor Geschwindigkeit. Das ist eine uralte Agenturr      egel, die    dafür gibt es, wür de ich
heute, nicht zuletzt durch das Internet, wichtiger denn je ist.     sagen, Chefr edakteure
Wir sind zwar gern schnell, aber wir sind noch lieber richtig.      mit Rückgrat, die müssen
Hierfür haben wir unter ander em den so genannten dpa-              ihren Redaktionen den
Kompass, eine Art Online-Handbuch, das wie ein W iki funk-          Rücken stärken.
tioniert. Unser e Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden in
dem dpa-Kompass unsere Regeln und Standards, zum Beispiel           Haben     die     meisten
wie der Wahrheitsgehalt von eingehenden Meldungen über-             Chefredaktionen           in
prüft wer den kann. Außer dem können neue Erkenntnisse              Deutschland Rückgrat?
und wichtige Hinweise eingegeben wer         den, so dass der       Ich kenne sehr viele Chef-
Schatz an Erfahrungen ständig wächst – schließlich ler      nen     redakteure mit Rückgrat.
auch wir immer wieder aus Fehlern.                                  Also lautet meine Ant-
                                                                    wort: Ich denke mal ja.
Können Sie einen Fehler nennen, aus dem die dpa
besonders viel gelernt hat?                                         Bietet   die    deutsche
Ich könnte eine Kategorie nennen, aus der wir viel geler      nt    Medienlandschaft eine
haben: gefälschte Informationen. Das hat zu Fax-Zeiten mit          ausgewogene Bericht-
dem gefälschten Kohl-Fax angefangen und geht heute weiter           erstattung?
mit gefälschten E-Mails und Inter netauftritten. Unsere Kon-        Die Medienvielfalt in Deutschland ist im inter nationalen Ver-
sequenz aus diesen V orfällen ist, dass wir inzwischen zum          gleich enorm. Das heißt aber nicht, dass immer und automa-
Beispiel die Echtheit von Webseiten überprüfen.                     tisch eine ausgewogene Berichterstattung gelingt. W ir haben
                                                                                    Themen, die laufen lange Zeit in eine Rich-
Was macht Ihrer Meinung nach einen                  „Ich bin davon                  tung, und die Jour nalisten laufen mit dem
sauber arbeitenden Journalisten aus?                überzeugt, dass                 Strom, dem „Mainstr eam“, mit. Und dann
Als Agenturjour nalist aus Leidenschaft bin
                                                   die Menschen sich                gibt es Kollegen, die gerade bei diesen The-
ich davon überzeugt, dass die Menschen sich                                         men mit gut r echerchierten Geschichten he-
selbst ein Urteil bilden wollen und auch sollen.
                                                    selbst ein Urteil               rausstechen, die gegen den Strich gebürstet
Ich will ihnen die Fakten dafür so gut und so        bilden wollen                  sind, die einen Perspektivwechsel wagen –
verantwortungsvoll es geht aufber eiten. Ich       und auch sollen.“                das ist mutig, das ist mühsam, und das soll-
würde daher sagen, dass Information, Unab-                                          ten wir viel öfter machen.
hängigkeit, Zuverlässigkeit und Sorgfalt die wesentlichen
Punkte sind, die guten Journalismus ausmachen.                      Warum richten sich Journalisten überhaupt danach,
                                                                    was das Leser-Gros vermeintlich lesen möchte?
Denken Sie, dass die wirtschaftliche Abhängigkeit                   Also wenn Sie nicht für den Leser schr eiben, für wen dann?
mancher Zeitungen gegenüber großen Anzeigenkunden                   Das wäre meine Gegenfrage. Allerdings glauben wir manch-
aus Wirtschaft oder Industrie zum Verlust der Presse-               mal zu wissen, was die Leser möchten – und wissen es gar
freiheit führen kann?                                               nicht. Dann laufen wir als Jour nalisten in eine Richtung los
Ich würde sagen, für die journalistische Unabhängigkeit ist in      und unterschätzen, dass der Leser eigentlich viele Perspektiven
erster Linie jeder Journalist selbst verantwortlich. Das fängt im   haben will, um sich sein eigenes Bild zu machen. Das sollte
Alltag an: Lasse ich mich von Unter nehmern oder Politikern,        man nicht vergessen: Die Leser sind viel schlauer    , als wir
über die ich berichte, einladen? Lasse ich wichtige Fakten aus      manchmal denken.
meinem Artikel raus, weil sie vielleicht nicht in meine Ge-                                                                    (lv)
schichte oder mein Bild passen? Bringe ich eine Gefälligkeits-
geschichte, weil ich mir beim nächsten Mal von meiner Quelle


AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12                                                                                                     25

Weitere ähnliche Inhalte

Ähnlich wie AKAD. das Hochschulmagazin Heft 22 | April 12

Rückkehr der Klassischen Werte - Metatrend Neue Klassik - Sozialer Wertewande...
Rückkehr der Klassischen Werte - Metatrend Neue Klassik - Sozialer Wertewande...Rückkehr der Klassischen Werte - Metatrend Neue Klassik - Sozialer Wertewande...
Rückkehr der Klassischen Werte - Metatrend Neue Klassik - Sozialer Wertewande...trendquest - HSP Principle Consultancy
 
Elisabeth Hoffmann: Kopf oder Bauch? Erfolgskontrolle als Lernprozess
Elisabeth Hoffmann: Kopf oder Bauch? Erfolgskontrolle als LernprozessElisabeth Hoffmann: Kopf oder Bauch? Erfolgskontrolle als Lernprozess
Elisabeth Hoffmann: Kopf oder Bauch? Erfolgskontrolle als LernprozessStefanie Kollenberg, Raabe Verlag
 
MCM Marketing Centrum Münster-news auszug mit tui und ibm artikel april 2012
MCM Marketing Centrum Münster-news auszug mit tui und ibm artikel april 2012MCM Marketing Centrum Münster-news auszug mit tui und ibm artikel april 2012
MCM Marketing Centrum Münster-news auszug mit tui und ibm artikel april 2012Friedel Jonker
 
Wertekonformität - Interne Kommunikation im Fokus
Wertekonformität - Interne Kommunikation im FokusWertekonformität - Interne Kommunikation im Fokus
Wertekonformität - Interne Kommunikation im FokusUlrich Hinsen
 
Dokumentation PR 2.0 FORUM (10.02.2011, Muenchen)
Dokumentation PR 2.0 FORUM (10.02.2011, Muenchen)Dokumentation PR 2.0 FORUM (10.02.2011, Muenchen)
Dokumentation PR 2.0 FORUM (10.02.2011, Muenchen)Kongress Media
 
facebook, twitter, xing und co. Die (regionale) Zukunft im Marketing oder nur...
facebook, twitter, xing und co. Die (regionale) Zukunft im Marketing oder nur...facebook, twitter, xing und co. Die (regionale) Zukunft im Marketing oder nur...
facebook, twitter, xing und co. Die (regionale) Zukunft im Marketing oder nur...Tp Berlin
 
Unternehmen & Social Media. Schluss mit lustig.
Unternehmen & Social Media. Schluss mit lustig.Unternehmen & Social Media. Schluss mit lustig.
Unternehmen & Social Media. Schluss mit lustig.Barbara Scholtysik
 
121127 kreß, ethik der medien slideshare
121127 kreß, ethik der medien slideshare121127 kreß, ethik der medien slideshare
121127 kreß, ethik der medien slideshareIlka Nienhoff
 
Netzzunft PR 2.0 Ein Paradigmenwechsel oder alter Wein in neuen Schläuchen?
Netzzunft PR 2.0 Ein Paradigmenwechsel oder alter Wein in neuen Schläuchen?Netzzunft PR 2.0 Ein Paradigmenwechsel oder alter Wein in neuen Schläuchen?
Netzzunft PR 2.0 Ein Paradigmenwechsel oder alter Wein in neuen Schläuchen?mcschindler.com gmbh
 
Aus dem Trendreport: Digitalskalieren – Wie soziale Organisationen mit digita...
Aus dem Trendreport: Digitalskalieren – Wie soziale Organisationen mit digita...Aus dem Trendreport: Digitalskalieren – Wie soziale Organisationen mit digita...
Aus dem Trendreport: Digitalskalieren – Wie soziale Organisationen mit digita...betterplace lab
 
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich nutzen (von Jan Manz w...
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich nutzen (von Jan Manz w...Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich nutzen (von Jan Manz w...
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich nutzen (von Jan Manz w...LoeschHundLiepold GmbH (LHLK.de)
 
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich zur Kommunikation nutz...
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich zur Kommunikation nutz...Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich zur Kommunikation nutz...
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich zur Kommunikation nutz...LoeschHundLiepold GmbH (LHLK.de)
 
Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...
Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...
Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...Wissenschaft - Medien - Kommunikation
 

Ähnlich wie AKAD. das Hochschulmagazin Heft 22 | April 12 (20)

Rückkehr der Klassischen Werte - Metatrend Neue Klassik - Sozialer Wertewande...
Rückkehr der Klassischen Werte - Metatrend Neue Klassik - Sozialer Wertewande...Rückkehr der Klassischen Werte - Metatrend Neue Klassik - Sozialer Wertewande...
Rückkehr der Klassischen Werte - Metatrend Neue Klassik - Sozialer Wertewande...
 
Elisabeth Hoffmann: Erfolgskontrolle
Elisabeth Hoffmann: ErfolgskontrolleElisabeth Hoffmann: Erfolgskontrolle
Elisabeth Hoffmann: Erfolgskontrolle
 
Elisabeth Hoffmann: Kopf oder Bauch? Erfolgskontrolle als Lernprozess
Elisabeth Hoffmann: Kopf oder Bauch? Erfolgskontrolle als LernprozessElisabeth Hoffmann: Kopf oder Bauch? Erfolgskontrolle als Lernprozess
Elisabeth Hoffmann: Kopf oder Bauch? Erfolgskontrolle als Lernprozess
 
Elisabeth Hoffmann: Erfolgskontrolle
Elisabeth Hoffmann: ErfolgskontrolleElisabeth Hoffmann: Erfolgskontrolle
Elisabeth Hoffmann: Erfolgskontrolle
 
MCM Marketing Centrum Münster-news auszug mit tui und ibm artikel april 2012
MCM Marketing Centrum Münster-news auszug mit tui und ibm artikel april 2012MCM Marketing Centrum Münster-news auszug mit tui und ibm artikel april 2012
MCM Marketing Centrum Münster-news auszug mit tui und ibm artikel april 2012
 
Wertekonformität - Interne Kommunikation im Fokus
Wertekonformität - Interne Kommunikation im FokusWertekonformität - Interne Kommunikation im Fokus
Wertekonformität - Interne Kommunikation im Fokus
 
Journalismus 2-0
Journalismus 2-0Journalismus 2-0
Journalismus 2-0
 
Dokumentation PR 2.0 FORUM (10.02.2011, Muenchen)
Dokumentation PR 2.0 FORUM (10.02.2011, Muenchen)Dokumentation PR 2.0 FORUM (10.02.2011, Muenchen)
Dokumentation PR 2.0 FORUM (10.02.2011, Muenchen)
 
facebook, twitter, xing und co. Die (regionale) Zukunft im Marketing oder nur...
facebook, twitter, xing und co. Die (regionale) Zukunft im Marketing oder nur...facebook, twitter, xing und co. Die (regionale) Zukunft im Marketing oder nur...
facebook, twitter, xing und co. Die (regionale) Zukunft im Marketing oder nur...
 
Unternehmen & Social Media. Schluss mit lustig.
Unternehmen & Social Media. Schluss mit lustig.Unternehmen & Social Media. Schluss mit lustig.
Unternehmen & Social Media. Schluss mit lustig.
 
Leistungsbroschüre Zimmermann Editorial
Leistungsbroschüre Zimmermann EditorialLeistungsbroschüre Zimmermann Editorial
Leistungsbroschüre Zimmermann Editorial
 
Scm NL 4/2012
Scm NL 4/2012Scm NL 4/2012
Scm NL 4/2012
 
121127 kreß, ethik der medien slideshare
121127 kreß, ethik der medien slideshare121127 kreß, ethik der medien slideshare
121127 kreß, ethik der medien slideshare
 
Netzzunft PR 2.0 Ein Paradigmenwechsel oder alter Wein in neuen Schläuchen?
Netzzunft PR 2.0 Ein Paradigmenwechsel oder alter Wein in neuen Schläuchen?Netzzunft PR 2.0 Ein Paradigmenwechsel oder alter Wein in neuen Schläuchen?
Netzzunft PR 2.0 Ein Paradigmenwechsel oder alter Wein in neuen Schläuchen?
 
Aus dem Trendreport: Digitalskalieren – Wie soziale Organisationen mit digita...
Aus dem Trendreport: Digitalskalieren – Wie soziale Organisationen mit digita...Aus dem Trendreport: Digitalskalieren – Wie soziale Organisationen mit digita...
Aus dem Trendreport: Digitalskalieren – Wie soziale Organisationen mit digita...
 
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich nutzen (von Jan Manz w...
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich nutzen (von Jan Manz w...Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich nutzen (von Jan Manz w...
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich nutzen (von Jan Manz w...
 
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich zur Kommunikation nutz...
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich zur Kommunikation nutz...Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich zur Kommunikation nutz...
Social Media Marketing - soziale Netzwerke erfolgreich zur Kommunikation nutz...
 
Studie: Investoren und Aufsichtsrat im Dialog
Studie: Investoren und Aufsichtsrat im DialogStudie: Investoren und Aufsichtsrat im Dialog
Studie: Investoren und Aufsichtsrat im Dialog
 
Erfolgsfaktor Transparenz – Broschuere zur K2-Fachtagung
Erfolgsfaktor Transparenz – Broschuere zur K2-FachtagungErfolgsfaktor Transparenz – Broschuere zur K2-Fachtagung
Erfolgsfaktor Transparenz – Broschuere zur K2-Fachtagung
 
Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...
Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...
Simone Rödder - Organisationstheoretische Perspektiven auf die Wissenschaftsk...
 

AKAD. das Hochschulmagazin Heft 22 | April 12

  • 1. AKAD. Das Hochschulmagazin. Heft 22 I April 12 Pressemacht Freiheit und Unfreiheit der Medien I Kapitalismus und Religion Max Weber heute I Software Günstig für Studierende I Selbstständigkeit Besser mit Konzept Medien – die vierte Macht
  • 2. In dieser Ausgabe Titelthema Medien – die vierte Macht 14 Die vierte Macht im Staat Wie frei kann die Presse überhaupt sein? 18 Massenmedien „Jeder Tag ist eine neue Daten, Zahlen, Fakten Bewährungsprobe“ Roland Freund, Chef Inland der dpa, klärt auf über 20 Gebühren für die Meinungsvielfalt Selbstverständnis und Angebote der Deutschen Presse- Wie zeitgemäß ist das öffentlich-rechtliche Agentur und darüber, was guter Journalismus seiner Finanzierungsmodell? Meinung nach leisten sollte. Seite 24 24 dpa-Chef Inland Roland Freund im Gespräch Interview über die dpa im Speziellen und Journalismus im Allgemeinen 26 Campusgeflüster Aus welchen Medien informieren Sie sich und warum? Wirtschaft und Wissenschaft 12 Und was kommt danach? Tipps rund um die Themen Selbstständigkeit und „richtiges Bewerben“ Gottgefällig Nach Max Weber bie er Kapitalis mus 28 Kapitalismus und Religion ren Vorauss tet der Pro Max Weber bleibt auch in der Finanzkrise aktuell etzungen testantism für das W us die bes irtschaften se- . Seite 2 8 30 Aktuelle Abschlussarbeiten Strategische Marktanalysen, optimierte Qualitäts- managementsysteme, die Bedeutung einer „Corporate Culture“ sowie der ISO 26000 Porträts 10 Fernstudium als Passion Jörg Albert Fink ist nach 25 Jahren Fernlernen motivierter denn je ragung 2011 44 Studierendenbef uf – aber nicht bei uns! zuha Professorenporträt bt es Rupert Hasenzagl Stereotypen gi t man, laut de n tudenten such Den typi schen AKAD-S ng , rendenbefragu Ergebnissen de r letzten Studie Seite 35 45 Kulinarisches Porträt vergeb ens. Düsseldorf 2 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 3. EDITORIAL AKAD aktuell Liebe Leserinnen 6 AKAD Hochschulnews und Leser, Neuigkeiten von den deutschlandweiten Standorten 8 AKAD proudly presents Schwerpunkt in dieser Ausgabe sind die Massenmedien. Sie gelten zu Recht als vierte Macht im Staat, da sie eine wichtige Vermittlungs- und Kontroll- Die besten Absolventen des Jahres 2011 funktion ausüben. Anders als in Diktaturen zeichnen sich Demokratien 32 Gemeinsam zum Erfolg dadurch aus, die Pressefreiheit zu garantieren. Die Medien genießen einen besonderen Schutz vor staatlichen Zugriffen, müssen sich jedoch auch auf Tandem-Studierende bei AKAD dem freien Markt behaupten, was beispielsweise zu Monopolisierungen, Ein- 34 Mit AKAD bares Geld sparen sparmaßnahmen in den Redaktionen und anderem führen kann. Schlimms- tenfalls beeinflusst dies die freie und unabhängige Berichterstattung. Vergünstigte Software und Printmedien für AKAD-Studierende Anders als die Printmedien genießen die öffentlich-rechtlichen Sender durch 35 Wer, wie, was? die Pflichtgebühren eine Sonderstellung; auch vor dem Hintergrund der 2013 kommenden „Haushaltsgebühr“ widmen wir ihnen darum einen Die Studierendenbefragung 2011 gibt Antworten eigenen Beitrag. Der Inlandschef der Berliner dpa, Roland Freund, stand uns 36 für ein Interview zur Verfügung, in dem er über die Massenmedien aus Sicht Studieren ohne Abitur? der größten deutschen Nachrichtenagentur spricht. Zudem haben wir einige AKAD klärt auf! Studierende gefragt, in welchen Medien sie sich ihre Informationen holen. 37 Master-Studiengang für Fortgeschrittene Manche von Ihnen liebäugeln vielleicht mit dem Gedanken, sich selbst- „MBA in Advanced Management“ startet an der WHL ständig zu machen oder sich beruflich zu verändern: Der Leipziger Pro- rektor Professor Dr. Daniel Markgraf gibt in einem Interview Hinweise, 38 Bitte recht freundlich! was man beim Übergang zur Selbstständigkeit beachten sollte, während Rückblick auf die Kolloquiumsfeiern des die Stuttgarter Rektorin Professor Dr. Eva Schwinghammer vor Fettnäpfchen vergangenen Jahres bei Bewerbungen warnt. 40 Alle Absolventen auf einen Blick Der Beitrag über Vergünstigungen für Studierende, die Softwareprodukte September 2011 bis Februar 2012 beziehen oder Zeitungen abonnieren möchten, sei Ihnen an dieser Stelle besonders empfohlen. Rubriken Passend zum Themenschwerpunkt gibt es dieses Mal 23 Abonnements beim 3 Editorial Preisrätsel zu gewinnen. Und natürlich freuen wir uns über Leserbriefe zum Titelthema oder zu anderen Beiträgen, die Maildresse lautet wie immer 4 Nachrichten – Innovationen – Menschen pressestelle@akad.de. 46 AKADalumni Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. 48 Leserbriefe Ihr 49 Gewinnspiel 50 Kalender/Impressum Dr. Jörg Schweigard Chefredakteur AKAD Hochschulmagazin AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 3
  • 4. NACHRICHTEN – INNOVATIONEN – MENSCHEN Ausgeschrieben: Wissenschaftspreis Wirtschaftsethik Die Plansecur-Stiftung hat für die Jahre 2012 und 2013 einen Wissenschaftspreis ausgeschrieben. Er wir d für „heraus - ragende, innovative, wissenschaftliche Arbeiten“ im Ber eich oder Magister-Arbeit. Eingereicht werden können Arbeiten, Wirtschafts- und Unternehmensethik vergeben. Ausgezeichnet die nicht vor dem Jahr 2010 und auf Deutsch verfasst wor en d werden jeweils eine Dissertation und eine Diplom-, Master - sind. Bevorzugt wer den Teilnehmer bis 35 Jahr e. Über die oder Magisterarbeit von Nachwuchswissenschaftlern, die sich Preisvergabe entscheidet eine Jury aus namhaften W issen- mit wirtschaftsethischen Grundsatz- und/oder Anwendungs- schaftlern unterschiedlicher Fachgebiete. fragen beschäftigen. Das Pr eisgeld beträgt 10 000 Euro pro Mehr zum Wissenschaftspreis und zur Plansecur-Stiftung unter Jahr. Davon entfallen 7 500 Euro auf die ausgezeichnete Dis- www.plansecur-stiftung.de sertation und 2 500 Euro auf die prämierte Diplom-, Master- (Quelle: Pressemeldung der Plansecur-Stiftung) Ausgereizt: Viele Jobs, wenig Geld gering bezahlte Beschäftigungsverhältnisse“ zum Normalfall geworden sind: Zeitarbeit, Minijobs, befristete und/oder Teil- zeitstellen. Die Autor en Pr ofessor Dr . Gerhar d Bosch und Professor Dr . Claudia W einkopf empfehlen neben arbeits - marktpolitischen Instrumenten wie der Einführung von Min- destlöhnen und allgemeinverbindlichen T arifverträgen auch Drei V iertel aller Arbeitnehmer arbeiten in Deutschland im strukturelle Veränderungen: Insbesondere personenbezogene Dienstleistungssektor − das sind 14 Prozent mehr als noch vor Dienstleistungen wie Kinderbetreuung sollten besser bezahlt 20 Jahren. Wissenschaftler des Institutes Arbeit und Qualifi- und über Sozialversicherungen finanziert oder öf fentlich bereit- kation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen haben die Folgen gestellt werden. Dadurch fördere man nicht nur das Beschäf- dieses Strukturwandels genauer untersucht. Ein Ergebnis der tigungswachstum, sondern mache die Dienstleistungen auch Studie ist, dass sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert allen Bevölkerungsgruppen zugänglich. haben, da in Teilen des Dienstleistungssektors „atypische und (Quelle: WSI-Mitteilungen) 12345678 Ausgerechnet: Wer in Deutschland was studiert *** 39 Prozent eines Abiturjahrganges schreiben sich an einer Hochschule ein *** nur 23 Prozent der Studienanfängerinnen entscheiden sich für ein naturwissenschaftlich-technisches Studium *** 48 Prozent aller Studierenden sind weiblich, an Fach- hochschulen nur 38 Prozent *** 42 Prozent studieren auf Bachelor, 3 Prozent sind Promotions-Studierende *** 71 von 100 Akademikerkindern studieren, aber nur 24 von 100 Kindern aus Nichtakademikerfamilien *** knapp 12 Prozent der Studierenden kommen aus dem Ausland *** 26 Prozent der Studierenden leben in einer WG, 23 Prozent bei ihren Eltern. (Quellen: aud!max ING.INGENIEUR, duz Studium) 4 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 5. NACHRICHTEN – INNOVATIONEN – MENSCHEN Angst vor Karriererückschlag Ausgesorgt? Jeder Zweite fürchtet Karriereknick Haben Sie Angst, infolge eines Karriereknicks in Ihrem Berufsleben zurückgeworfen zu werden? Wenn ja, aus welchen Gründen? Ja, aus gesundheitlichen Gründen 24 % Gut jeder zweite Deutsche (54 Pr ozent) sorgt Versicherung 1001 Bundesbürger befragt hat. Ja, durch Kündigung seitens des Arbeitgebers sich um das eigene berufliche Fortkommen. Fast Dass die Risiken in der Berufswelt sich in den 18 % jeder Vierte (24 Prozent) fürchtet sich davor, dass letzten Jahr en auch objektiv verschärft haben, Ja, durch Insolvenz des Arbeitgebers gesundheitliche Probleme, also körperliche oder geht hingegen aus einer Studie des Instituts für 17 % seelische Krankheiten, die Karrier e behind ern. Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor: Ja, durch Schicksalsschläge in der Familie 12 % Eine geringere Rolle spielt – vor dem Hintergrund Heute hat jeder zweite Ostdeutsche und jeder Ja, durch falsche Karriereentscheidung positiver Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt – fünfte Westdeutsche zwischen 31 und 65 Jahren 11 % die Angst vor Arbeitslosigkeit: Rund jeder Sechste bereits eine Phase der Arbeitslosigkeit erlebt. Nein, bisher hatte ich keine Karriererückschläge (18 Prozent) macht sich Gedanken um eine mög- 1991 lag dieser Wert für Deutschland insgesamt und ich mache mir darum auch keine Gedanken. liche Kündigung oder Pleite des Arbeitgebers. bei etwa elf Prozent. (Quellen: dpa / IAB) 46 % Die Zahlen sind Ergebnisse einer repräsentativen Basis: alle Befragten, N = 1 001 (Mehrfachnennung) Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes T o- Quelle: AachenMünchener Versicherung AG luna, das im Auftrag der AachenMünchener Ausgesucht: Weltwirtschaftskrise 1929–1939 für Kenner Das neu aufgelegte Werk vom 2003 verstorbe- Literaturtipps nen US-Nationalökonomen Charles P. Kindle- berger bekommt in diesen T agen ungeahnte Aktualität. W ie damals steht auch heute das weltweite Finanzsystem kurz vor dem Kollaps. Das vom Finanzexperten Max Otte herausge- gebene Fachbuch ist ein umfassender Erklä - rungsversuch über Ursachen und Folgen des Börsencrashs von 1929. Das Buch ist in mehrere kleine Kapitel unterteilt und geht chronologisch Zweiten Weltkriegs aus dem skandinavischen Exil zurückgekehrt, ver - vor. Abgerundet wir d das gehaltvolle, aber erschwingliche W erk von suchte der jüdische Emigrant mit allen Mitteln, die NS-Delikte juristisch einem Erklärungsversuch des Zusammenbruchs. Der Autor erläutert, korrekt aufzudecken. Dies zeichnet die Leiterin des NS-Dokumentations- wieso das Ausmaß der Krise aus seiner Sicht so gr oß war und das zentrums, Irmtrud Wojak, eindrücklich nach. An Bauers Hauptver dienst Hauptproblem in der Abwesenheit einer Führungsnation lag. Einem lässt sie keinen Zweifel: Er ermöglichte maßgeblich die Auschwitz-Pro- Leser ohne wirtschaftspolitische Vorkenntnisse ist die Lektüre nicht zu zesse in den 1960er-Jahren trotz deren Ablehnung durch einige Gesell- empfehlen, da er auf schwierige finanztechnische Begrif fe trif ft. Die schaftsschichten und schlimmer persönlicher Anfeindungen. So leitete er eigentlichen Zielgruppen wie Studierende der Wirtschaftswissenschaften eine öf fentliche Auseinandersetzung mit der Holocaustthematik ein. finden in diesem Buch aufschlussr eiche Details zur W irtschaftskrise, Wojak beschreibt die Vorgänge anhand umfang- deren Verlauf und deren Überwindung. reichen Quellenmaterials sehr ausführlich und Otte, Max (Hg.); Kindleberger, Charles P.: Die Weltwirtschaftskrise anschaulich. Für Spannung sorgt Bauers Spuren- 1929–1939. − München, 2010. 416 Seiten, 24,95 Euro. suche nach Martin Borman und Adolf Eichmann. Nicht nur für den historisch oder juristisch Inte- Kämpfer für Gerechtigkeit und Menschenwürde ressierten ein empfehlenswertes Buch. Hinter der immer noch recht unbekannten Persönlichkeit des früheren Wojak, Irmtrud: Fritz Bauer, 1903–1968. hessischen Generalstaatsanwalts und pr omovierten Juristen Fritz Bauer Eine Biographie. − München, 2009. 638 Seiten, steckt die Geschichte eines überzeugten Aufklärers. Nach dem Ende des 38 Euro. AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 5
  • 6. AKAD AKTUELL Neue Prorektoren in Lahr iten 500. Absolvent an der WHL Wissenschaftliche Arbe und Leipzig richtig schreiben Pünktlich zu W eihnachten 2011 konnte die Professor Dr. Markus Pütz, der den Lehrstuhl reibt man „W ie sch Wissenschaftliche Hochschule Lahr (WHL) ihren Der Ratgeber von Duden 500. Absolventen vermelden. Es handelt sich eits - für Allgemeine BWL mit Schwerpunkt Con- wissenschaftl iche Arbeiten?“ stellt Arb trolling innehat, ist seit Februar nun auch e wissensch aftli- dabei um Jochen Eberhar d, Absolvent des techniken und Grundsätz Master-Studiengangs „Finance and Banking“. Prorektor in Lahr . In Leipzig hat Pr ofessor gibt es chen Argum entier ens vor , zudem Dr. Daniel Markgraf neben seiner Pr ofessur die Ber eich e Recher- Tipps und Beispiele für für BWL, Schwerpunkt Marketing-, Innova - Zitieren. chieren, Gliedern, Formulieren und tions- und Gründungsmanagement, ber eits Ende 2011 den Posten des Pr orektors über- nommen. Champion des Jahres 2011 Der AKAD-Student Max Hoff wurde von anderen Profisportlern ich zu stark festgelegt unterschiedlicher Disziplinen im Oktober 2011 zum „Champion gewesen.“ Ein Fer n- des Jahres“ gekürt. Der Kölner kam vor circa drei Jahren zum studium ist zudem für Kanurennsport und stieß innerhalb kürzester Zeit in die inter - ihn praktisch, da man © Thonfeld / Camera4 nationale Spitze vor: Bei der letzten WM gewann er zwei „mehr Freiheiten als an Goldmedaillen und gehört nun zu den Hoffnungsträgern für der normalen Uni und keine exakt festgelegten Semester hat. Olympia 2012 in London (27. Juli bis 12. August). T rotz aller Kurszeiten können selbst eingeteilt werden – gleichzeitig wird sportlichen Erfolge hält Hof f eine Weiterbildung neben dem man bei AKAD aber auch sehr gut betr eut“. Auf die Frage, Sport für unerlässlich. Nach einem erfolgr eich absolvierten wo er sich in zehn Jahren sehen würde, antwortet Max Hoff: Biologiestudium studiert der 29-Jährige aktuell bei AKAD BWL „Das ist eine gute Frage. W ie es exakt in zehn Jahr en sein auf Diplom – wofür er seine Pr omotion hintangestellt hat: wird – we'll see what happens. Ich denke jedoch, dass ich „Mit dem BWL-Studium bekomme ich eine breite Ausbildung dank meiner dualen Karrier e sicherlich irgendwo beruflich mit vielfältigen Berufsmöglichkeiten. Mit einer Pr omotion in unterkommen und ein Leben führ en wer de, mit dem ich meinem ursprünglichen Fachgebiet Biologie/Biochemie wäre dann zufrieden, gesund und glücklich sein kann.“ Rückblick: FACT-BankenForum Das F ACT-BankenForum 2011 beschäftigte sich mit dem Das FACT-BankenForum ist T eil des F ACT-Center e. V. FACT Rahmenthema „Personalmanagement in Kr editinstituten – steht für „Finance, Accounting, Contr olling and T axation“. Der Kampf um die Köpfe“. Teilnehmer aus dem In- und Aus- Ein Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, themenverwandte land diskutierten an der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr Forschungsaktivitäten an der WHL zu unterstützen. Außer - (WHL) ausgewählte Fragestellungen. Dabei ging es um demo- dem soll eine erweiterte Plattform für den Gedankenaus- grafische Entwicklungen, die sinkende Attraktivitätswahrneh- tausch zwischen W issenschaftlern und Praktiker n gebildet mung des Bankerberufs, anhaltende Fusions- und Restruktu- werden. Dementsprechend fanden im Oktober und Novem- rierungsprozesse im Kreditwesen und gleichzeitig wachsende ber 2011 die ersten beiden Vorträge der Veranstaltungsreihe Anforderungen an die Qualifikation von Mitarbeiter n. Auf- FACT-UnternehmerDialog statt. Martin Bellin, Gründer und grund des gr oßen Er- Geschäftsführer der BELLIN GmbH, r eferierte zum Thema folgs wir d das F ACT- „Treasury – Die dritte Säule der Finanzwirtschaft“ und Jens Weitere Informationen finden Sie im Inter net unter BankenForum auch Tucheck von der Spitzmüller AG gab den Studier enden der www.whl-lahr.de/fact 2012 stattfinden. WHL Einblicke in die Technologieförderung in Deutschland. 6 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 7. AKAD AKTUELL Es darf gefeiert werden AKAD-Geschenkgutsche ine Buchtipp für Personaler neu bear - Auch in diesem Jahr gibt es bei AKAD wieder Aufgrund vermehrter An fragen von Studie- Anfang 2012 erschien die 28., völlig „Betriebl i- Grund zur Freude. Die Termine der diesjähri- renden und Kolleg-Kunde n kann man bei beitete und erweiterte Auflage von gen AKAD-Festivitäten stehen im Kalender AKAD ab sofort Gesch enkgutscheine (ab che Perso nalwirtschaft. Aktuelle Herausfor de- en und Bei- (Seite 50). einem Wert von 50 Eur o) erwerben. Interes- rungen, praxisorientierte Grundlag sind Udo senten schicken für Bes tellungswünsche oder spiele“ im expert verlag. Autor en Uta Kirsch- weitere Informationen bitte eine Mail an Stopp (verstorben) und Professor Dr. Ressour ces akad@akad.de. ten, AKAD-Professorin für Human Management. AKAD Seminar- und Prüfungsorte Um den AKAD-Studierenden eine noch größere räum- lange Anreisen entfallen, da AKAD „direkt ums Eck“ ist. liche Flexibilität zu bieten, wandelt AKAD seine „Studi- Wie gewohnt können sich Studierende an den Seminar- enzentren“ seit 2011 sukzessive in „Seminar- und Prü- und Prüfungstagen mit ihren Fragen und Anliegen an fungsorte“ um. Der Grund für diese V eränderung ist, die AKAD-Mitarbeiter vor Ort wenden. 2011 kam zu dass mit dem Ausbau des deutschlandweiten AKAD- den bisherigen Standorten noch Augsburg hinzu. Netzes den Studierenden mehr Orte zu Verfügung ste- Noch in diesem Jahr sollen Hannover und Berlin folgen. hen, Seminare zu besuchen und Prüfungen abzulegen – Neue Dozenten für Elektro- und Informations- technik und Allgemeine BWL Seit Anfang Oktober 2011 ist Pr ofessor Transferzentrum „Technik der Netze“, das er Dr. Gerd Siegmund an der AKAD Hochschule seit 2003 auch leitet. Stuttgart Dozent für Elektr o- und Informa - Anfang September 2011 hat Dr . Dor een tionstechnik. „Die Arbeit an der AKAD gefällt Schwinger eine Pr ofessur für BWL, Schwer - mir, da ich mich mit den Studier enden hier punkt Unternehmensführung und Organisa- durchaus identifizieren kann. Auch ich habe tion, an der AKAD Hochschule Leipzig ange- keinen komplett geraden Berufsweg hinter treten. An AKAD r eizt sie besonders, „mit mir, sonder n mich Stück für Stück weiter hoch motivierten Studenten zusammenzuar- vorangearbeitet.“ V or seiner Tätigkeit bei beiten, die oft ber eits über umfangr eiche AKAD war Siegmund 25 Jahre bei Alcatel SEL praktische Erfahrungen verfügen. Diese Stu- Stuttgart in der Har d- und Softwar eentwicklung, später als denten möchte ich auf ihr em weiteren Weg unterstützen“. Leiter der Abteilung „System Design“ der Bürokommunikation Schwinger studierte von 1995 bis 1999 Betriebswirtschafts- und als Leiter der Abteilung Systeme und Pr oduktevolution lehre an der Fachhochschule Merseburg und pr movierte an- o im Geschäftsfeld „Intelligente Netze“ tätig. W eitere sieben schließend zum Thema „Unternehmensnetzwerke und virtuelle Jahre arbeitete er innerhalb der Mobile-Netze-Entwicklung Unternehmen als Wettbewerbsstrategie für kleine und mittlere bei Siemens als Bildungsbeauftragter und war hierbei ver- Logistikunternehmen“. Neben ihrer Lehrtätigkeit bei AKAD ist antwortlich für die Koor dination der fachlichen Ausbildung. Schwinger geschäftsführende Gesellschafterin in ihrem Fami- Neben AKAD doziert Siegmund unter anderem am Steinbeis- lienunternehmen, der Meissner Kamm GmbH in Naumburg. AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 7
  • 8. PORTRÄTS Fernstudium als Passion Für Jörg Albert Fink ist das Fernlernen seit 25 Jahren Teil seines Lebens Der Weg des erfolgreichen AKAD-Studierenden folgt meist einem bestimmten „... und da dachte ich, da gehe ich mal hin.“ Muster: Schule, Ausbildung, Beruf, AKAD-Studium, Karriere. Dann gibt es noch einige Absolventen, die nach dem FH-Fernstudium einen Master oder das uni- Die AKAD-Bildungskarriere des Jörg Albert Fink begann in den versitäre Diplom an der WHL anhängen. Selten ist es jedoch, dass jemand seinen 1980er-Jahren: Als ausgebildeter Dachdecker und Industrie- gesamten höheren Bildungsweg von der Hochschulreife bis zum Universitäts- kaufmann im elterlichen Handwerksbetrieb kam er damals mit abschluss bei AKAD zurücklegt − so wie Jörg Albert Fink. Mit 47 Jahren hat der der Methode Fernstudium in Kontakt − und bald auch auf den studierte Betriebswirt und Diplom-Kaufmann jetzt sein drittes Fernstudium Geschmack: „Mein Vater hat gesagt, du gehst jetzt erstmal bei AKAD begonnen. mit in den Betrieb − ich wollte aber immer schon das Abitur machen und studieren“, erinnert sich Fink. Durchlässigkeit im Seit letztem Herbst belegt Fink den neuen Master-Studiengang Bildungssystem sei damals noch kein großes Thema gewesen. Wirtschaftsingenieurwesen an der AKAD Hochschule Stutt- „In der Zeitung habe ich dann entdeckt, dass man als Berufs- gart. Da er in der Baubranche genau im Gr nzbereich zwischen e tätiger bei AKAD einen vorber eitenden Lehrgang zur Fach- Wirtschaft und Technik arbeitet, haben es ihm die interdiszipli- hochschulreife machen konnte und anschließend neben dem nären Studieninhalte angetan. Aber der berufliche Aspekt Beruf studieren“, erzählt er, „und da dachte ich, da gehe ich allein ist es nicht: „Ich komme wieder, weil ich merke: Es fehlt mal hin.“ mir, meinen Geist zu fordern“, erklärt der Familienvater seine Was wohl eine gute Entscheidung war . „Für mich hat sich Motivation, auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Karrier e damit ein neuer Lebensweg aufgetan“, sagt Fink rückblickend, erneut zu studieren. Zudem schätzt er den Ausgleich zur täg- denn parallel zu seinem Aufstieg auf der Bildungsleiter nahm lichen Arbeit: „Man hat vielleicht negative Erlebnisse in Beruf er auch im Beruf zügig die Karrier estufen: Nach Abschluss und dafür dann positive im Studium − oder anders herum hat seines BWL-Studiums an der AKAD Hochschule Stuttgart im man im Studium mal einen Durchhänger und freut sich dann Jahr 1993 fing er bei der Kr isbaugesellschaft Waiblingen an. e wieder aufs Geschäft. Ich merke, diese Ausgewogenheit, „Die Stelle hätte ich ohne das Diplom nicht bekommen“, er- die erdet mich.“ innert er sich. Zwei Jahr e später wechselte er zur Häussler - Fink spürt im Studium vor allem die Freude am Lernen, nicht Gruppe, die unter anderem das Einkaufszentrum „Schwaben- den Leistungsdruck:„Wenn man das erste Diplom schon mal galerie“ in Stuttgart-Vaihingen gebaut hat. Dort begann er hat, muss man sich ja nicht mehr unter Druck setzen“, lacht er. als Projektsteuerer, wurde bald darauf Prokurist und gehörte In der Tat kann Jörg Albert Fink sein neues Studium entspannt schließlich zum engeren Führungskreis. Zu diesem beruflichen angehen: Als Geschäftsführ er seiner eigenen Firma IPF Im- Erfolg beigetragen habe in jedem Fall, dass er nebenbei noch mobilien- und Pr ojektmanagement in Schwieber dingen bei ein Studium an der WHL absolvierte, meint Fink: „Das FH-Di- Stuttgart hat er seinen T raumjob bereits gefunden. „Ich be- plom war sicherlich für mich wichtig, um den Berufseinstieg treue bundesweit und immer wieder auch im Ausland große zu finden, aber ich habe dann schnell gemerkt: Ich muss Bauprojekte, nehme jeweils die Aufgaben des Bauherr n wahr e noch weitermachen, um mich von der Masse abzuheben.“ und bin so ein Manager auf Zeit − von der grünen Wiese bis zum Abschluss des Bauvorhabens“, so skizziert er seine Arbeit. Lernen am Strand und im Krankenhaus Natürlich sei das Ler nen neben der vollen Berufstätigkeit oft anstrengend gewesen, räumt Jörg Albert Fink ein – insbeson- dere während des WHL-Studiums, als er bereits Führungskraft war und eine Arbeitswoche weit mehr als 40 Stunden um- 10 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 9. PORTRÄTS Master-Studium BWL-Diplom Wirtschaftsingenieurwesen BWL-Diplom (WHL) Ausbildung Lehrgang zur (FH) Ausbildung zum Industrie- Fachhochschulreife zum kaufmann Dachdecker fasste. „Aber bei AKAD konnte man das ja flexibel handhaben, manchmal die Erdung, die lokale Verbundenheit des elterlichen statt eines Buches hatte ich in der Freizeit eben ständig AKAD- Handwerksbetriebes?„Nein“, sagt Fink − das, was er jetzt Lektionen dabei. Meine Familie kennt mich nicht anders, weil mache, sei genau das, was er sich immer gewünscht habe: das schon immer so war“, erzählt er: „Einmal lag ich zwei „Große, interessante Projekte leiten und mein Wissen weiter- Wochen lang mit einem gebr ochenen Fuß im Krankenhaus, geben.“ in der Zeit habe ich zum Beispiel enorm viel gelernt.“ In diesem Arbeitsumfeld hat er es fast ausschließlich mit Aka- Seine Hauptmotivation dafür, das Fernstudium zu einem festen demikern zu tun, die den geraden Weg über Gymnasium und Bestandteil seines Lebens zu machen, sei nie der berufliche Universität gegangen sind. „Man wir d nur akzeptiert, wenn Aufstieg an sich gewesen, erklärt Fink, sonder zuallererst sein n man die entsprechende akademische Ausbildung hat, sonst Wissensdurst: „Ich sage auch zu Kollegen, die heute berufs- tut man sich sehr schwer“, hat er erfahr en und fr eut begleitend studieren oder ein Zweitstudium planen, dass sie sich über das, was er erreicht hat. Andererseits be- gar nicht darüber nachdenken sollen, ob das jetzt dir ekt merke er an sich selbst eine etwas bodenständi- karrierefördernd ist. Das kommt fast automatisch, wenn man gere Haltung als bei manchem Kollegen, sagt er einen Studiengang wählt, der in den Berufsweg hineinpasst.“ nachdenklich: „Ich habe mir das ja alles selbst er- kämpft, da ist man ein bisschen demütiger – wenn „Ich will versuchen, der Beste auf meinem Gebiet man weiß, wie es ist, draußen als Handwerker zu zu werden.“ arbeiten. W as ja an sich nicht schlecht ist, aber eben etwas ganz anderes. Und heute bin Nach seinem universitär en Abschluss an der WHL und rund ich derjenige, der die Vorträge hält.“ zehn Jahren bei der Häussler -Gruppe wagte der frischgeba- Er wolle nicht pathetisch klingen, sagt ckene Diplom-Kaufmann vor sieben Jahren den Sprung in die Jörg Albert Fink, „aber ohne AKAD berufliche Selbstständigkeit. „Das klingt jetzt vielleicht sehr wäre ich heute vielleicht noch plakativ“, sagt Fink, „aber so kann ich besser meine eigenen Dachdecker“. Das sei natürlich Ideen verwirklichen. Und es war von Anfang an klar: Ich will auch ein anständiger Beruf, aber versuchen, der Beste auf meinem Gebiet zu wer den.“ Zudem er habe gemerkt, dass seine sah und sieht er großen Bedarf für seine Beratungsleistungen: Stärken ganz woanders lägen, „Es gibt so viele gescheiterte Gr oßprojekte“, erklärt er, „Bau- meint er und fügt hinzu: „Ich vorhaben wer den oft so dilettantisch abgewickelt, dann wäre wahrscheinlich nie der kommt es zu Kostenexplosionen – positiv ausgedrückt: Hier beste Dachdecker gewor den. ist unglaublich viel Potenzial für Verbesserungen.“ Heute habe ich die Chance, das zu machen, wozu ich wirklich „Ohne AKAD wäre ich vielleicht heute noch Talent habe.“ Dachdecker.“ (wz) Heute leitet Jörg Albert Fink selbst Workshops für Geschäfts- führer und Gesellschafter gr oßer Bauunternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, in denen er sein Know-how ver - mittelt. Vorträge halten, Bauprojekte betreuen − Jörg Albert Fink ist ständig in ganz Deutschland unterwegs. Fehlt ihm nicht AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 11
  • 10. WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT Tipps für die Zeit nach AKAD Wenn sich das Studium bei AKAD dem Ende entgegenneigt, stellt sich für viele Studierende die Frage, wie es danach weitergehen soll: Ist man noch zufrieden mit seinem Arbeitgeber, kommt eine Bewerbung bei einem anderen Unternehmen in Frage oder möchte man vielleicht sogar den Schritt in die Selbstständigkeit wagen? No-gos im Bewerbungsverfahren von Prof. Dr. Eva Schwinghammer Welches waren die lustigsten Entschuldi- Wie sollten sich künftige Arbeitnehmer gespräch vor allem auch darum, dass sich beide gungen und Ausreden auf einen Bewer- zwischen Posteinwurf, Zwischenbescheid Seiten kennen ler nen und prüfen, ob eine Zu- bungsausrutscher? und eventuellem Vorstellungsgespräch sammenarbeit möglich ist. Hier muss die Chemie Ein zu spät kommender Kandidat entschuldigte verhalten und was könnten sie vorberei- stimmen – die wenigsten beruflichen Konflikte sich mit einem ausgefallenen Zahn. Die Lücke tend tun? entstehen allein aus einem inhaltlichen und war sichtbar. Viele Bewerbungsratgeber weisen darauf hin, sachlichen Grund. Mein Tipp: Seien Sie authen- dass man beim genannten Ansprechpartner noch tisch! Die Bewerbungen auf eine ausgeschriebene einmal telefonisch nachhaken und sich somit Stelle trudeln ein. Was wäre für Sie ein Fall positiv in Erinnerung bringen soll. Diesen T ipp Was raten Sie künftigen Arbeitnehmern, für den Papierkorb? halte ich für wenig praxistauglich. Der Auswahl- um Fettnäpfchen zu vermeiden, und was, Zunächst beachte ich formale Anfor derungen prozess wird dadurch nicht beeinflusst und even- wenn man bereits reingetreten ist? der Bewerbung, also die V ollständigkeit von tuell fühlen sich die Angerufenen sogar genervt. Wenn man ber eits reingetreten ist, dann of fen Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Sind Wenn allerdings kein Zwischenbescheid eingeht, ansprechen. Ein Fehler, der einem nicht auffällt, die wesentlichen Informationen so übersichtlich sollte man der Sache nachgehen: Vielleicht ist die ist schlimmer als ein Fehler den man zugibt. Ge- , dargestellt, dass ich sie sofort finde? Kann ich an- Bewerbung gar nicht angekommen. Vorbereiten nerell gilt: Selbstr eflexion ist eine wichtige Ei- hand der Unterlagen schon erkennen, ob sich der kann sich der Bewerber auf ein mögliches T ele- genschaft, die in jeder beruflichen Situation Bewerber mit der Stelle und dem Unternehmen foninterview, indem er Notizen erstellt, die er weiterhilft. Natürlich sollte diese mit einer ge- auseinandergesetzt hat? Enthält das Anschreiben dann griffbereit hat, wenn sich das Unternehmen wissen Souveränität gekoppelt sein. Rechtschreibfehler? Im zweiten Schritt steige ich meldet. Ansonsten ist es natürlich sehr wichtig, inhaltlich ein. Dann beachte ich zum Beispiel, ob das Vorstellungsgespräch vorzubereiten und sich Zum Schluss noch eine Anekdote einer an jemand seine Stelle zu häufig wechselt, ohne dass Antworten auf die typischen Interviewfragen zu Sie gerichteten Bewerbung? dafür ein externer Grund gegeben ist (z.B. Insol- überlegen. Und natürlich sollte man sich über Vor kurzem erhielt ich die Bewerbung einer chi- venz etc.). Das signalisiert, dass jemand noch das Unter nehmen, bei dem man sich bewirbt, nesischen Absolventin, die im Bereich Coaching nicht so recht weiß, was er will. ausgiebig informieren. und interkulturelle Trainings tätig ist und uns ihre Dienste mit der Begründung anbot, dass sie als Unpünktlichkeit, mangelhafte Vorbereitung, Chinesin für interkultur elle Trainings geradezu unklare Jobvorstellungen ... Fehler, die im prädestiniert sei, da interkultur elles Training in- Vorstellungsgespräch passieren. Was wäre haltlich mit China gleichzusetzen wär e. Ihr war für Sie ein K.-o.-Kriterium? offensichtlich nicht klar, dass die interkulturellen Zum einen lassen sich unklar e Jobvorstellungen Herausforderungen schon bei unseren Nachbarn, oft nur schwer ausräumen. In diesem Fall ist es zum Beispiel den Franzosen, beginnen. besonders fraglich, ob ein Bewerber für die Stelle geeignet ist. Daneben geht es im V orstellungs- 12 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 11. WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT Für welchen Weg sich unsere erfolgreichen Absolventen letzten Endes auch entscheiden – unsere Experten Professor Dr. Eva Schwinghammer (Rektorin der AKAD Hochschule Stuttgart und Professorin für Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Internationales Management) und Professor Dr. Daniel Markgraf (Prorektor der AKAD Hochschule Leipzig und Professor für BWL, Schwerpunkt Marketing-, Innovations- und Gründungsmanagement) geben Tipps für die Zeit danach. To-dos auf dem Weg in die Selbstständigkeit von Prof. Dr. Daniel Markgraf Was macht Ihrer Meinung nach den Reiz an Welche Fragen sollte man sich selbst stellen, phase circa drei bis sechs Monate Zeit einplanen. einer beruflichen Selbstständigkeit aus? bevor man von der Festanstellung in die Einen guten Rahmen bietet zum Beispiel die In erster Linie liegt der Reiz wohl darin, dass man Selbstständigkeit wechselt? Endphase des Studiums, da man Projektberichte im Rahmen einer Selbstständigkeit die eigenen Eine wichtige Frage, die man sich zu Beginn ehr - und Abschlussarbeiten nutzen kann, um bei- Ideen, Vorstellungen und Visionen verwirklichen lich stellen sollte: Ist die Idee, mit der ich starten spielsweise das Potenzial der Idee zu analysieren kann. Darüber hinaus gefällt vielen die fr eie möchte, länger als dr ei bis sechs Monate am und das Geschäftskonzept zu entwickeln. Zeiteinteilung oder der stärkere Einfluss auf das Markt wettbewerbsfähig und kann sie weiter - eigene Einkommen. W ie immer im Leben hat entwickelt werden? Man sollte sich zudem genau Welche Punkte müssen in jedem Fall eine Medaille aber auch eine zweite Seite. Eine darüber im Klaren sein, was man in jedem Fall am abgehakt sein, bevor es losgehen kann? Selbstständigkeit kann also nicht nur Chance, Ende des Monats im Geldbeutel haben möchte. Nachdem die Idee in Form gebracht und aus sondern auch Belastung sein. Und last, but not least ist auch ein positiv ge- verschiedenen Richtungen beleuchtet wur de, stimmtes persönliches Umfeld hilfr eich, da es sollten grundlegende Kontakte zu Partner n, Für wen ist eine Selbstständigkeit geeignet? gerade zu Beginn der Selbstständigkeit eine Kunden und Beratern oder Gründernetzwerken Man muss schon ein gewisses Maß an Selbst- Menge Rückhalt geben kann. recherchiert und aufgebaut werden. Auch bei vertrauen und Glauben an die eigenen Ideen den Kammern oder Berufsverbänden sollte man und Fähigkeiten mitbringen. Aber auch Eigen- Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich über sich vor der Gründung noch einmal informieren initiative, Zielorientierung, ein wenig Extraversi - eine Selbstständigkeit Gedanken zu und etwa die rechtlichen Anforderungen für die on und etwas Risiko bereitschaft sind wohl die machen? einzelnen Branchen und Geschäftsideen klären. wichtigsten Zutaten für einen Gründer. Idealerweise sollte man für die V orgründungs- Wie risikoreich ist der Schritt in die beruf- liche Selbstständigkeit? Unterstützung beim Schritt in die Selbstständigkeit Der Übergang in die Selbstständigkeit ist natür- AKAD-Studierende aus Sachsen können sich an die Selbst Management Initiative Leipzig lich immer mit einem Risiko verbunden. Aller - (SMILE) wenden. Informationen und Ansprechpartner finden Interessierte entweder auf dings sammeln Gründer vor der Gründung in www.smile.uni-leipzig.de der Regel eine V ielzahl von Informationen, so oder direkt an der AKAD Hochschule Leipzig, die Kooperationspartner von SMILE ist. dass sie ihr e Entscheidungen gezielt und gut Auch der Lehrstuhl BWL/Schwerpunkt Marketing-, Innovations- und Gründungsmanagement durchdacht tr effen. Darüber hinaus kann man an der AKAD Hochschule Leipzig klärt über SMILE auf – und gibt zudem T ipps und Hilfe - auf verschiedenen Wegen in die Selbstständigkeit stellungen zum Thema Selbstständigkeit für AKAD-Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet: starten – nebenberuflich, mit einem erpr obten www.akad.de Konzept – zum Beispiel Franchise – oder mit an- Auf bundesweiter Ebene sind Gründerinitiativen vor Ort oder etwa das Existenzgründungs- deren Partnern gemeinsam. portal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie empfehlenswert: www.existenzgruender.de AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 13
  • 12. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT Massenmedien: Daten, Zahlen, Fakten Artikel 5 GG: Aufgaben und Funktion der Medien „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußer n und zu verbr eiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. [...] Eine Zensur findet nicht statt.“ (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, 2009) Fernsehmarkt Deutschland: Glaubwürdigkeit Marktanteile einzelner Sender der Medien Welches Medium ist am glaubwürdigsten? Tageszeitungen 43 % Öffentlich-rechtliches Fernsehen 27 % Öffentlich-rechtlicher Hörfunk 10 % Privates Fernsehen 6% Internet Online-Dienste 6% Privater Hörfunk 2% Keins 6% (Quelle: Die deutschen Zeitungen in Zahlen und Daten, (Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung) Auszug aus dem Jahrbuch „Zeitungen 2011/12“) 18 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 13. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT Massenmedien: Daten, Zahlen, Fakten Seit 1991 ist die verkaufte Auflage (pro Tag) von Tageszeitungen in Deutschland von 27,3 Mio. Exemplaren auf 18,8 Mio. Exemplare gesunken. (Quelle: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V.) Nutzungsdauer der einzelnen Medien TV und Radio vorn Minuten/Tag 225 220 TV 200 187 Radio 175 150 125 100 83 Internet 75 50 25 23 Tageszeitung 22 Bücher 6 Zeitschriften 0 1964 1970 1974 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Basis: BRD gesamt (bis 1900 nur alte Bundesländer), Mo–So (bis 1990 Mo–Sa), 5–24 Uhr, 14+ Jahre, bis 2005 Deutsche, ab 2010 deutschsprachige Bevölkerung Quelle: ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation 1964–2010 Die so genannten E-Papers, ... ... die digitalen Zeitungsausgaben, Titel mit einer E-Paper-Auflage von über verzeichneten 2011 stetig steigende 5 000 Exemplaren In Deutschland gibt es ... Auflagen. Allein vom zweiten zum Bild Deutschland: 25 824 329 regionale und lokale Abonnementzeitungen dritten Quartal 2011 wur de ein Zeitungsgruppe Neue Westfälische: 9 521 21 Wochenzeitungen Wachstum von 50 Prozent ermittelt. Süddeutsche Zeitung: 8 700 10 überregionale Zeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung: 7 336 8 Straßenverkaufszeitungen Neue Osnabrücker Zeitung: 6 111 6 Sonntagszeitungen Rhein-Zeitung gesamt: 5 552 (Quelle: Die deutschen Zeitungen in Zahlen und Daten, Auszug aus dem Jahrbuch „Zeitungen 2011/12“) (Quelle: IVW – Informationsgemeinschaft zur Feststel- lung der Verbreitung von Werbeträgern e.V.) AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 19
  • 14. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT Gebühren für die Meinungsvielfalt Digitalisierung verschärft Diskussion um Sonderstellung der öffentlich-rechtlichen Sender Ab nächstem Jahr müssen alle Haushalte in Deutschland eine Rundfunkgebühr Rundfunkräte sollen Meinungsvielfalt im Programm bezahlen − unabhängig davon, ob sie ein Empfangsgerät vorhalten oder nicht. garantieren Diese pauschale „Haushaltsgebühr“ wirft in der öffentlichen Diskussion wieder die Frage nach der Berechtigung des so genannten „dualen Rundfunksystems“ Um innerhalb dieser Gegebenheiten Meinungsvielfalt zu er - auf: Die öffentlich-rechtlichen Sender werden faktisch zum überwiegenden Teil reichen und den Rundfunk gleichzeitig „vor einem dir ekten vom Steuerzahler finanziert, obwohl sie keine staatlichen Einrichtungen sind – Durchgriff der Regierung auf die Pr ogrammgestaltung zu begründet wird das durch ihren besonderen Programmauftrag. Aber wird dieser schützen“ (IpB 2010, S. 24), wur den nach dem V orbild der in Zeiten der Digitalisierung und dem dadurch gestiegenen Anpassungsdruck britischen BBC die öf fentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten an die Privaten überhaupt noch erfüllt? geschaffen. Die Besonderheit im V ergleich zu Länder n wie England oder Schweden besteht bis heute im föderalen Auf- Bei der Gründung der Bundesr epublik verließ man sich im bau der Rundfunkordnung, der Einflüsse zentraler staatlicher Unterschied zur Presse in Sachen Rundfunk nicht darauf, dass Macht verhinder n sollte. Die gesetzliche Regulierung des der fr eie Markt, also eine V ielzahl an Anbieter n, zugleich Rundfunks war also von Anfang an Aufgabe der Länder . Meinungsvielfalt mit sich bringen würde. Diese sollte bei Radio Rundfunkgesetze und Rundfunkstaatsverträge zwischen meh- und Fer nsehen vielmehr dur ch eine so genannte „binnen - reren Bundesländern, die bis heute immer wieder verändert plurale“ Organisation und Staatsferne erreicht werden. und der aktuellen Entwicklung angepasst werden, garantieren, Die so unterschiedlich geschaf fenen Struktur en auf dem dass in den Aufsichtsgremien (Rundfunkräten) Vertreter aller Presse- bzw. dem Rundfunksektor haben zwei Hintergründe: gesellschaftlich r elevanten Gruppen wie Kir chen, Parteien, zum einen die „besondere Bedeutung [des Rundfunks] für die Gewerkschaften, Verbände und andere vertreten sind und die politische Meinungsbildung“ (IpB 2010, S. 26) − noch frisch Programmgestaltung beeinflussen. Insbesondere der Einfluss in Erinnerung waren die Suggestionskraft bewegter Bilder und der politischen Parteien auf diese Gremien sorgte wiederholt die damit verknüpften Erfahrungen aus dem dritten Reich. für kontroverse Diskussionen. Zum anderen herrschte beim Rundfunk Fr equenzknappheit, das heißt, es stand rein technisch nur eine begrenzte Anzahl von Sendefrequenzen zur Verfügung. 20 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 15. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT Gesellschaftlich relevante Gruppen im dualen Rundfunksystem Vertreter der pluralistisch besetzten Aufsichtsgremien Öffentlich- Rundfunk- Landesmedien- Privater rechtlicher anstalten anstalten Rundfunk Rundfunk ARD (BR, HR, MDR, Rundfunkrat/ Medienrat Unternehmens- NDR, RB, RBB, SR, Verwaltungsrat Direktor/ gruppen: SWR, WDR, DW,), Intendant/ Direktorin ProSiebenSat1 (TV), ZDF, DRadio Intendantin Zulassung und RTL (TV, Radio), Hörfunk- und Aufsicht Sky (Pay TV), Fernsehredaktion Axel Springer (Radio), Müller Medien (Radio), u.a. Werbetreibende Wirtschaft Gebührenzahler, Zuschauer, Hörer, Werbekunden Quelle: IpB 2010 Streitpunkt „Haushaltsabgabe“ genden Zwangsabgabe, die dem Bürger die W ahlfreiheit nehme, aufs Fer nsehen zu verzichten. Mit einer solchen Diskutiert wird auch im Moment wieder, vordergründig über Gebühr müsse auch die Möglichkeit verbunden sein, Einfluss die Änderung der Rundfunkgebühr en: Die Gebühr , die die auf die Pr ogrammgestaltung zu nehmen, beispielsweise Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender in der Pro- durch eine für bestimmte Sender oder Sendungen r servierte e grammgestaltung auch dur ch finanzielle Unabhängigkeit si- Abgabe (IpB 2010, S. 28). cherstellen soll, bemaß sich bisher nach der Anzahl der Geräte, Die Diskussion über die neue Gebühr führt wieder zur Frage mit denen man Fer nseh- bzw. Radioprogramme empfangen nach der Existenzber echtigung des öf fentlich-rechtlichen kann. Nach dem 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag vom Rundfunks: Ist seine Rolle für die Demokratie so wichtig, dass Dezember 2010 soll es nun ab dem Jahr 2013 eine Pauschal- eine Pauschalgebühr für alle Bürger zulässig ist? gebühr von zunächst monatlich 17,98 Eur o pr o Haushalt Um hier in die Nähe einer Antwort zu kommen, müssen zwei geben – unabhängig davon, wie viele Geräte es in diesem unterschiedliche Aspekte der Fragestellung berücksichtigt Haushalt gibt und wie viele Personen dort leben. Mit Einnah- werden. Erstens: Wird die Grundversorgung in der heutigen men von 7,4 Milliar den jährlich rechnet die Kommission zur Medienlandschaft nicht schon durch die Vielfalt der privaten Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rund- Sender gesichert, so dass das „binnenplurale“ Konzept aus der funkanstalten (KEF) durch die neue sogenannte „Haushalts- Nachkriegszeit überflüssig ist? Zweitens: Die öffentlich-recht- abgabe“ (Der Tagesspiegel, 18.1.2012). lichen Sender haben einen speziellen Pr ogrammauftrag − Die Änderung soll zum einen den Aufwand für die Daten - wird dieser inhaltlich in Zeiten verstärkten W ettbewerbs mit erhebung und die Kontrolle durch die Beauftragten der GEZ den Privaten noch erfüllt? entfallen lassen (Die W elt, 9.6.2010) und zum ander en den veränderten technischen und gesellschaftlichen Rahmen - Digitalisierung: Vielzahl der Sender = Vielfalt der bedingungen Rechnung tragen − die Geräte zu zählen, mit Inhalte? denen Fernsehen und/oder Radio empfangen wer den kann, hat sich in Zeiten mobiler Endgeräte als nicht mehr praktikabel Es ist kein Zufall, dass diese Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt erwiesen. Dennoch spr echen Kritiker von einer entmündi- wieder aufbricht: 68 Pr ozent der Haushalte in Deutschland AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 21
  • 16. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT empfangen Fer nsehen bereits über einen digitalen Übertra - Strategien für die Herausforderungen der Digitalisierung gungsweg. Die Technikumstellung im terr estrischen Bereich (Antenne) ist bereits abgeschlossen, im April soll das analoge Muss also jeder, der sich etwas eingehender mit dem Sachv er- Satellitenfernsehen ebenfalls abgeschaltet wer den. Nur der halt beschäftigt, zu dem Ergebnis kommen, dass der öfentlich- f Übertragungsweg über Kabel ist noch nicht vollständig umge- rechtliche Rundfunk unangefochten ist? Nicht ganz, denn in stellt. Mit der Digitalisierung können im gleichen Fr equenz- digitalen Zeiten kommt auch der öf fentlich-rechtliche Pr o- bereich erheblich mehr Hörfunk- und Fer nsehprogramme grammauftrag nicht aus der Diskussion. „Der öffentlich-recht- übertragen werden, statt fünf oder sechs sind es nun zum Teil liche Rundfunk muss Strategien entwerfen, wie er den zukünf- mehr als 30 (Digitalisierungsbericht 2011, S. 50/51). Die Frage, tigen Herausforderungen der Digitalisierung begegnen will, um ob das r eine „Mehr“ an Pr ogrammen auch eine inhaltliche auch weiterhin seinen verfassungsmäßigen Auftrag zu erfüllen Vielfalt schafft, die die Öffentlich-Rechtlichen und mithin die und die privilegierte Stellung rechtfertigen zu können“, schreibt Rundfunkgebühr überflüssig macht, kann mit Blick auf das beispielsweise Stefan Wolf in seiner Studie (2007, S. 10 ). private Programmportfolio hierzulande aber dennoch r elativ Grundlage für die privilegierte Stellung ist ein gesetzlicher eindeutig ver neint werden: Anders als bei den Printmedien Programmauftrag in der Verfassung, nach dem das Programm steht eine V ielzahl an Anbieter n hier (wie auch in ander en Information, Bildung, Unterhaltung, Beratung enthalten und Staaten) nicht für eine inhaltliche Vielfalt. Das liegt vor allem damit eine mediale „Grundversorgung“ leisten soll (APuZ daran, dass die Privatsender sich r ein dur ch W erbeeinnah- 2009, S. 26). Diese beinhaltet explizit auch die Unterhaltung − men finanzieren müssen und ihr Programm auf die wichtigen die öffentlich-rechtlichen Sender haben also nicht den Auftrag Werbezielgruppen ausrichten. Damit wir d das Pr ogramm in nur zur „Restversorgung“ mit allen anspruchsvollen Inhalten, den Privatsendern, so viele es auch geben mag, austauschbar , die die Privaten nicht abdecken. Der Begrif f „Grundversor- und bestimmte, weniger werber elevante Bevölkerungsgrup- gung“ kann jedoch nicht eindeutig definiert wer en (IpB 2010, d pen sind überall ausgeschlossen (IpB 2010, S. 25). Eine Sen- S. 29), damit ist auch das Verständnis des öffentlich-rechtlichen dung wie beispielsweise „Menschen − das Magazin“, die Auftrags immer ein Stück weit Auslegungssache. Auf der wöchentlich im ZDF ausgestrahlt wir d und Menschen mit Grundlage insbesondere des 6. Rundfunkurteils des Bundes- Behinderung ein Forum bietet, fände in einer werbegesteu - verfassungsgerichtes von 1991 hat sich hierzulande eine breite erten Programmgestaltung keinen Platz. Auslegung dieses Auftrags etabliert, die sich mit den Begrif fen Vielfalt, Breite und Qualität zusammenfassen lässt. „Süßstofftendenzen“ und „Pilcherisierung“ Verteilung der monatlichen Rundfunkgebühren Gesamt: 17,98 Euro Doch die Grenzen verschwimmen. Der Bielefelder Jurapr ofes- 0,34 Euro Landesmedienanstalten sor und Experte für das duale Rundfunksystem Martin Stock 0,39 Euro 0,01 Euro sprach bereits 2008 von einem „stetigen Anpassungsdruck“ Deutschlandradio KEF aus Quotengründen und einer daraus resultierenden „schlei- chenden Selbstkommerzialisierung“ der öffentlich-rechtlichen 4,73 Euro ZDF (inkl. ARTE, 3sat, Programme. Insbesonder e im Unterhaltungspr ogramm be- PHOENIX, KI.KA) klagte er„quotenbringende Süßstof ftendenzen“ und eine 12,51 Euro „fortschreitende Pilcherisierung“, die der nach Paragraf 11 ARD (BR, hr, MDR, NDR, Radio notwendigen programmlichen Qualitätssicherung widersprä- Bremen, rbb, SR, SWR, WDR, Deutsche Welle) inkl. ARTE, chen, und forderte Reformen (S. 5). 3sat, PHOENIX, KI.KA Diese kamen wenig später, zum 1.1.2009: Der 12. Rundfunk- änderungsstaatsvertrag legt fest, dass die öf fenlich-rechtlichen Quelle: WDR Programmangebote künftig einem Dr ei-Stufen-Test („Public Value Test“) unterzogen wer den sollen, um zu überprüfen, ob sie dem am Gemeinwohl orientierten Pr ogrammauftrag entsprechen. 22 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 17. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT Anteile der Programmkategorien in Prozent Sonstige Programmpräsentation 4,3 % 10,6 % Nachrichten Information Volker Lilienthal, verantwortlicher Redakteur des Fachdienstes 24,6 % Übertragungen 0,7 % 48,0 % epd medien, bewertet diese Regelung positiv da die Bundes- , 14,3 % Aktuelle Kinderprogramm 5,1 % Tagesinformation länder als Rundfunkgesetzgeber den Pr ogrammauftrag auf Sport 6,6 % 2,1 % Wissenschaft, diese W eise konkr etisiert und damit definiert hätten, was Konzert- und Bühnen- Technik und Umwelt darbietung 0,4 % 6,8 % Alltag und „unter den Komplexen Information, Bildung und Kultur detail- Unterhaltung 7,5 % Lebensbewältigung liert zu verstehen“ sei. Zudem wer de erstmals hinzugefügt, 2,9 % Unterhaltende Specials 0,1 % dass auch Unterhaltung bei ARD und ZDF ein gewisses Niveau Information 2,7 % Kulturinformation nicht unterschreiten dürfte (APuZ 2009, S. 7). Fernsehspiel 5,7 % 2,9 % Gesellschaft 2,5 % Politik Reihen und Serien 13,2 % 2,4 % Regionale Information Öffentlich-rechtliche als Gewinner der Digitalisierung? Fiction (ohne Kinder- Spielfilm 8,3 % 0,8 % Wirtschaft programm) 27,4 % Quelle: ZDF Jahrbuch 2010 Nun könnte der Eindruck entstehen, die Digitalisierung und ihre Möglichkeiten sei per se eine Gefahr für die öf fentlich- rechtlichen Sender. Es gibt aber durchaus Bereiche, in denen ARD und ZDF auch von der technischen Entwicklung pr fitie- o Und wer „Public Value“ bietet, dem stehen selbstverständlich ren und diese, wie Experten meinen, im Sinne ihres Programm- Rundfunkgebühren zu. Ob die jeder bezahlen muss? Hier sei auftrages nutzen. Im Digitalisierungsbericht 2011 ist gar zu ein Hinweis auf andere öffentliche Bereiche erlaubt: Auch die lesen: „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist der größte Ge- Steuergelder von Bürger n, die nicht Auto fahr en, wer den winner der Digitalisierung. [...] Er expandierte, dank einem zum Bau von Autobahnen verwendet. Finanzierungsmodell, das ihm mit zusätzlichen Erträgen neue Die gesellschaftliche Funktion der öffentlich-rechtlichen Sender, digitale Kanäle [...] ermöglichte“ (S. 16). Will heißen: Auch den die diese von den Privaten abhebt, hat die ehemalige EU-Kom- Öffentlich-Rechtlichen stehen mehr Fr equenzen zur V erfü- missarin und schwedische Kulturministerin Margot W allström gung, die sie für Spartensender mit speziellem Pr fil nutzen – o einmal prägnant auf den Punkt gebracht: „Unser multikultu- wie beispielsweise Phoenix, ZDFinfokanal oder 3sat. Der Züri- reller Schulalltag ist genauso wichtig wie Beverly Hills – und cher Medienwissenschaftler Stefan Lucht sieht dur ch diese diesen Programmanspruch erfüllen nur die Öffentlich-Recht- Kanäle die Binnenpluralität und die Plattformfunktion für lichen“ (Wienholz 2006, S. 76). verschiedene politische und gesellschaftliche Akteure gestärkt, (wz) die sonst im Fer nsehbereich kaum berücksichtigt wür den (APuZ 2009, S. 30). Beispiele dafür sind die stundenlange Übertragung der Schlichtungsgespräche für Stuttgart 21 bei Phoenix oder kulturelle Beiträge bei 3sat. Literatur (Auswahl): Bedauerlich ist allerdings, dass gar nicht alle gebührenzahlen- den Zuschauer auch alle Spartenprogramme sehen können − die medienanstalten – ALM GbR: Digitalisierungsbericht 2011: Offen, neutral, hybrid − die neue (Un)Ordnung der Medien. – immer wieder ärgerlich, wenn die Moderatorin der „Heute“- Berlin, 2011 Sendung im ZDF-Hauptprogramm auf vertiefende Sendungen Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen zur im ZDFinfokanal oder auf ZDFneo hinweist und man keine politischen Bildung (IpB), Heft 309: Massenmedien. – Bonn, 2010 Möglichkeit hat, dieser Empfehlung zu folgen. Bundeszentrale für Politische Bildung: Aus Politik und Zeit- Werden doch gerade die Spartenpr ogramme gern genannt, geschichte (APuZ), Heft 9–10/2009: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk. – wenn es um die eingangs gestellte Frage geht: ob die Öf fent- Bonn, 2009 lich-Rechtlichen ihren Programmauftrag erfüllen. „Trotz aller Stock, Martin: Noch einmal zum Reformbedarf im „dualen Einschränkungen lässt sich mit Fug und Recht immer noch Rundfunksystem“. Public Service-Rundfunk und kommerzieller sagen, dass die öf fentlich-rechtlichen Fer nsehsender, zumal Rundfunk – wie können sie koexistieren? – Köln, 2008 (Arbeitspapiere des Instituts für Rundfunkökonomie; 244) unter Einbeziehung von 3sat, AR TE und Phoenix, ihrem Pro- grammauftrag nachkommen und der Gesellschaft ,Public Wolf, Stefan: Wie verzichtbar wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch die Digitalisierung? – Köln, 2007 (Arbeitspapiere Value’ in erheblichem Ausmaß bieten“, r esümiert Journalist des Instituts für Rundfunkökonomie; 238) Lilienthal (APuZ 2009, S. 11). Wienholz, Heike: Gemeinwohlanspruch im Wandel. Die Auswir- kungen der Digitalisierung auf die Rolle des Public Service-Fernsehens in Schweden. – Stuttgart (Universität Hohenheim), 2006 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 23
  • 18. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT „Jeder Tag ist eine neue Bewährungsprobe“ Roland Freund ist seit Juli 2010 Chef Inland und damit Mitglied der Chef- redaktion der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH. Im Interview gibt der gebürtige Franke Auskunft über Selbstverständnis und Redaktions- statute der dpa sowie das Angebot der Agentur – und erklärt, was guter Journalismus seiner Meinung nach leisten sollte. Der frühere dpa-Chefredakteur Wilm Herlyn hat 2009 in news.de ganz direkt zu aktuellen Themen an: Können Sie uns einem Interview gesagt: „Wir sind die Leuchttürme in noch ein Porträt zum neuen Konzernchef schicken? Haben Sie der Nachrichtenflut.“ Ist dieser Vergleich noch aktuell, eine Graphik zum Grubenunglück? Gibt es einen Audiobei- Herr Freund? trag zur überraschenden Hochzeit dieses oder jenes Promis? Es stimmt: Orientierung in der Informationsflut ist wichtiger denn je. Unser jetziger Chefredakteur Wolfgang Büchner be- Bei einem so umfassenden Service auf der einen Seite schreibt die Rolle der dpa außerdem gern als Teil eines Netz- und zurückgehenden Mitarbeiterzahlen in den Redak- werks mit unser en Kunden. Im Fokus unser er Arbeit steht tionen auf der anderen Seite – werden da nicht immer dabei, W ichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, W ah- mehr dpa-Meldungen 1:1 abgedruckt? res von Unwahrem zu trennen; aber eben auch die Weiterga- Darüber führen wir keine Statistik. Man kann aber sicher sagen, be von Links und anderen Zusatzinfos, die unser en Kunden, dass es bestimmte Zeiten gibt, in denen Redaktionen ver - den Redaktionen, dabei helfen, dass sie unverwechselbar ei- e stärkt auf unser e Arbeit zurück greifen, zum Beispiel an den gene Inhalte erstellen können. Wochenenden oder an den Feiertagen. Das Gleiche gilt auch, wenn es überraschende Er eignisse zu späten Zeiten, An- Die Arbeit der dpa ist also interaktiver geworden? druckzeiten oder sehr früh morgens gibt. Wann immer eine Wir chatten mit unser en Kunden. Und zwar laufend. Dabei Redaktion also nicht gut besetzt ist, dann ist die Sternstunde fragen uns die Jour nalisten auf unserem Kundenportal dpa- einer Agentur – das ist ganz klar. Wo liegt heute das Kerngeschäft der dpa – ist es noch immer das geschriebene Wort? Unser Kerngeschäft ist das Mediengeschäft. Wir machen Text, Bild, Audio, Graphik, V ideo ... also alle Mediengattungen, die dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH man sich vorstellen kann. Schließlich ist auch eine Zeitung heute kein reiner Printtitel mehr, sondern möchte als Marke Die dpa Deutsche Pr esse-Agentur GmbH wir d getragen von 189 mehrere Medien bespielen: Es gibt in der Regel ein Online-An- Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen, Rundfunk- und Fer nsehgesell- schaften sowie weiter en Medienhäusern. Das dpa-Statut begr enzt gebot, unter anderem mit Video- und Audiobeiträgen et cetera. den Anteil pro Gesellschafter auf maximal 1,5 Pr ozent des Stamm- kapitals. Das Angebot der dpa besteht aus Texten, Bildern, Graphiken, Sie bieten also bereits einen breiten Angebotsmix. Gibt Audiobeiträgen, O-Tönen, Videofilmen, Online-Dienstleistungen und es da überhaupt noch Wachstumspotenzial für die dpa? Apps. Im Ausland beliefert die dpa Kunden auch mit Nachrichten in Englisch, Spanisch und Arabisch. Die Finanzierung der Agentur Das liegt im Geschäft mit Kunden außerhalb der Medien. erfolgt in der Regel über den Abschluss von Abonnementverträgen. Jüngstes Beispiel: Wir haben von Brüssel aus den Dienst „dpa Der Kundenkreis geht dabei über den der dpa-Gesellschafter hinaus Insight EU“ gestartet, der Entscheidern und anderen Experten – auch Unternehmen, Verbände und Regierungsorganisationen be- in Parlamenten und Parteien, Unternehmen, Verbänden und ziehen dpa-Dienste. Schwerpunkt ist jedoch das Mediengeschäft. Im Geschäftsjahr 2010 betrug der Umsatz der dpa (ohne Umsätze Institutionen eine Kombination aus Nachrichten, Analyse der Tochtergesellschaften) gut 87,8 Millionen Euro. und spezifischer Recher che zur Politik und zu Regulierungs- maßnahmen der Europäischen Union bietet – ein hochspan- nendes Projekt. 24 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12
  • 19. MEDIEN – DIE VIERTE MACHT Verlässlichkeit, Souveränität, Unabhängigkeit – das sind irgendwelche Vorteile ver- Markenzeichen und letztlich auch Verkaufsargumente spreche? Und dann gibt der dpa. Wie stellen Sie diese sicher? es sicher die von außen Grundsätzlich gilt: Jeder Tag ist eine neue Bewährungsprobe – drohenden Gefahren der man kann sich nicht auf dem ausruhen, was einmal err eicht Einflussnahme und der worden ist. Die wichtigste Regel ist jedoch: Richtigkeit geht Abhängigkeiten – aber vor Geschwindigkeit. Das ist eine uralte Agenturr egel, die dafür gibt es, wür de ich heute, nicht zuletzt durch das Internet, wichtiger denn je ist. sagen, Chefr edakteure Wir sind zwar gern schnell, aber wir sind noch lieber richtig. mit Rückgrat, die müssen Hierfür haben wir unter ander em den so genannten dpa- ihren Redaktionen den Kompass, eine Art Online-Handbuch, das wie ein W iki funk- Rücken stärken. tioniert. Unser e Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden in dem dpa-Kompass unsere Regeln und Standards, zum Beispiel Haben die meisten wie der Wahrheitsgehalt von eingehenden Meldungen über- Chefredaktionen in prüft wer den kann. Außer dem können neue Erkenntnisse Deutschland Rückgrat? und wichtige Hinweise eingegeben wer den, so dass der Ich kenne sehr viele Chef- Schatz an Erfahrungen ständig wächst – schließlich ler nen redakteure mit Rückgrat. auch wir immer wieder aus Fehlern. Also lautet meine Ant- wort: Ich denke mal ja. Können Sie einen Fehler nennen, aus dem die dpa besonders viel gelernt hat? Bietet die deutsche Ich könnte eine Kategorie nennen, aus der wir viel geler nt Medienlandschaft eine haben: gefälschte Informationen. Das hat zu Fax-Zeiten mit ausgewogene Bericht- dem gefälschten Kohl-Fax angefangen und geht heute weiter erstattung? mit gefälschten E-Mails und Inter netauftritten. Unsere Kon- Die Medienvielfalt in Deutschland ist im inter nationalen Ver- sequenz aus diesen V orfällen ist, dass wir inzwischen zum gleich enorm. Das heißt aber nicht, dass immer und automa- Beispiel die Echtheit von Webseiten überprüfen. tisch eine ausgewogene Berichterstattung gelingt. W ir haben Themen, die laufen lange Zeit in eine Rich- Was macht Ihrer Meinung nach einen „Ich bin davon tung, und die Jour nalisten laufen mit dem sauber arbeitenden Journalisten aus? überzeugt, dass Strom, dem „Mainstr eam“, mit. Und dann Als Agenturjour nalist aus Leidenschaft bin die Menschen sich gibt es Kollegen, die gerade bei diesen The- ich davon überzeugt, dass die Menschen sich men mit gut r echerchierten Geschichten he- selbst ein Urteil bilden wollen und auch sollen. selbst ein Urteil rausstechen, die gegen den Strich gebürstet Ich will ihnen die Fakten dafür so gut und so bilden wollen sind, die einen Perspektivwechsel wagen – verantwortungsvoll es geht aufber eiten. Ich und auch sollen.“ das ist mutig, das ist mühsam, und das soll- würde daher sagen, dass Information, Unab- ten wir viel öfter machen. hängigkeit, Zuverlässigkeit und Sorgfalt die wesentlichen Punkte sind, die guten Journalismus ausmachen. Warum richten sich Journalisten überhaupt danach, was das Leser-Gros vermeintlich lesen möchte? Denken Sie, dass die wirtschaftliche Abhängigkeit Also wenn Sie nicht für den Leser schr eiben, für wen dann? mancher Zeitungen gegenüber großen Anzeigenkunden Das wäre meine Gegenfrage. Allerdings glauben wir manch- aus Wirtschaft oder Industrie zum Verlust der Presse- mal zu wissen, was die Leser möchten – und wissen es gar freiheit führen kann? nicht. Dann laufen wir als Jour nalisten in eine Richtung los Ich würde sagen, für die journalistische Unabhängigkeit ist in und unterschätzen, dass der Leser eigentlich viele Perspektiven erster Linie jeder Journalist selbst verantwortlich. Das fängt im haben will, um sich sein eigenes Bild zu machen. Das sollte Alltag an: Lasse ich mich von Unter nehmern oder Politikern, man nicht vergessen: Die Leser sind viel schlauer , als wir über die ich berichte, einladen? Lasse ich wichtige Fakten aus manchmal denken. meinem Artikel raus, weil sie vielleicht nicht in meine Ge- (lv) schichte oder mein Bild passen? Bringe ich eine Gefälligkeits- geschichte, weil ich mir beim nächsten Mal von meiner Quelle AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 22 I April 12 25