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EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse




      Enthusiastische Deutsche, besorgte Polen
      Momentaufnahme zur EU-Arbeitsmarktöffnung in polnischen und deutschen Medien

         1.   Thesen
         2.   Wortwolke Polnisch/Deutsch
         3.   Themen
         4.   Tonalität
         5.   Schätzung der Arbeitsimmigranten
         6.   Zielländer
         7.   Akteure: Welche Auswanderergruppen werden benannt
         8.   Schlussfolgerungen
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

1. Einleitung
Zum 1. Mai 2011 wurde der deutsche Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer      kräften aus Osteuropa laut wurden, prüft die vorliegende Studie, ob
aus Polen, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Slowenien, Estland,      deutsche Medien beim Thema EU-Arbeitsmarktöffnung vor allem Be-
Lettland und Litauen geöffnet. Deutschland gehört mit Österreich zu   fürchtungen der Deutschen widerspiegeln und negativer ausfallen als
den Mitgliedsstaaten, die ihren Arbeitsmarkt am längsten abschotte-   polnische Medien. Zusätzlich wird analysiert, ob die Medien in bei-
ten. Da im Vorfeld der EU-Erweiterung in der deutschen Öffentlich-    den Staaten über länderspezifische Probleme berichten und ihre Be-
keit Befürchtungen über den möglichen Ansturm von Billigarbeits-      richterstattung Schutzinstinkte für den eigenen Markt ausdrückt.
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

2.1 Wortwolke: Häufigste Begriffe in deutschen Medien
Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für Osteuropäer wird in   „Billiglöhner“ wahrgenommen. Das führt zu „Sorgen und Ängsten“,
                                                                                      rgenommen.
deutschen Medien am häufigsten im Kontext des Fachkräftemangels    obwohl diese Begriffe auch in Hälfte der Fälle widerlegt werden (5
analysiert. Dabei werden zukünftige Arbeitskräfte vor allem als    von 10), dann ist von „unbegründeten Sorgen und Ängsten“ zu lesen.
                                                                                         „unbegründete
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

2.2 Wortwolke der häufigsten Begriffe in polnischen Medien
Im Vergleich zur deutschen Wortwolke werden die Chancen größer             die neue Situation charakterisierenden Wendung „ohne Beschrän-
                                                                                      ituation
geschrieben und die mit der Arbeitsmarktöffnung verbundenen Mö    Mög-     kungen“ wird in drei von sechs polnischen Artikeln über noch existie-
lichkeiten häufiger berücksichtigt. Allerdings befassen sich die Artikel   rende Schranken wie Sprachbarrieren oder bürokratische Hemmnisse
auch mit Problemen wie Dumpinglohn und Schwarzarbeit. Neben der            berichtet.
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

3. Themen

                                                                                                   Anzahl der untersuchten Abschnitte
                                                           0       2           4           6             8         10       12        14

                                                                                                                                 12    In polnischen Medien wird mehr über
                              Auswanderungspotenzial
                                                                                                                          11          die Attraktivität Deutschlands berichtet;
                                                                                                                                          sowohl positive als auch negative
                                                                                               6
       Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland                                                                                    Meinungen werden präsentiert.
                                                                                                                          11

                                                                                                             8
                    Arbeitskräftemangel in Deutschland                                                                  Für die deutschen Medien ist die Frage nach dem
                                                                                               6
                                                                                                                        Mindestlohn umstrittener. Der Mindestlohn wird
                                                                                                     7                  als Schutzmittel gegen Ausbeutung oder als neue,
                                          Minimallohn
                                                                           3                                             die Zuwanderung beschränkende Regelung des
                                                                                                                                     Arbeitsmarkts erachtet.
                                                                                                             8
                           Konkurrenz auf Arbeitsmarkt
                                                               1

                                                                                   4                                      In Deutschland weckt das Thema der
                                  Regionale Dimension
                                                                                   4                                    Konkurrenzzunahme auf dem Arbeitsmarkt
                                                                                                                             nach wie vor starke Emotionen.
                                                                       2
                In Deutschland arbeitende Osteuropäer
                                                                                               6

                                                                                       5
                Image der ausländischen Arbeitskräften                                                       Bereits heute arbeiten zahlreiche Osteuropäer in Deutsch-
                                                                       2
                                                                                                             land – legal und illegal. Diese Tatsache wurde öfter in den
                              Folgen für Beitrittsländer
                                                                                   4                                       polnischen Artikeln festgestellt.
       deutsche Media                                          1
       polnische Media
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

4. Tonalität
                                                                                                        Trotz vielen, in den Artikeln oft
              0%           20%             40%         60%        80%             100%                  genannten Befürchtungen, ist der Ton in
                                                                                       Durchschnittnote der      deutschen      Presse       generell
                                                                                                        positiver als in Polen.
                                                                                                        Folgende Vorteile wurden genannt:
  Deutschland     12,5%    16,1%             28,6%         19,6%     17,9% 5,4%                3,30     Zuwanderung           der          benötigten
                                                                                                        Arbeitskräften, darunter Spezialisten; das
                                                                                                        positive Beispiel anderer Länder die ihre
                                                                                                        Arbeitsmärkte         bereits        geöffnet
                                                                                                        haben,     das moderate          Maß      der
                                                                                                        Zuwanderung und mögliche positive Im-
        Polen 4,4% 17,8%                 31,1%        13,3%      24,4%        8,9%             3,62     pulse für die deutsche Wirtschaft. Die in
                                                                                                        der polnischen Presse genannten Vorteile
                                                                                                        schließen      Folgendes      ein:    höhere
                                                                                                        Löhne in Deutschland, vorteilhafte
                                                                                                        Effekte für das unter Fachkräftemangel
         explizit positiv implizit positiv    neutral ambivalent  implizit negativ    explizit negativ
                                                                                                        leidende Nachbarland, die positive
                                                                                                        Einstellung Andererseits machen die Me-
                                                                                                        dien in beiden Ländern auch auf die Risi-
                                                                                                        ken und Probleme aufmerksam. In den
  deutschen Artikeln werden vor allem Sorgen über eine mögliche Masseneinwanderung billiger Arbeitskräfte geäußert. Genannt werden
  auch damit verbundene potenzielle Probleme wie die Verdrängung der deutschen Arbeitskräfte, Verminderung der Löhne, Sozialdumping und
  Zuwanderung von ausschließlich unqualifizierten Arbeitssuchenden. Nur zweimal wurde die gegenteilige Problematik benannt: das Risiko von
  zu geringer Zuwanderung von Arbeitskräften. Die polnischen Medien beschäftigen sich dabei vor allem mit der Frage der niedriger Attraktivi-
  tät Deutschlands als Zielland: vergleichbare Löhne der Fachkräfte, Notwendigkeit der Sprachkenntnisse und die Vorbehalte der deutschen
  Mitarbeiter gegenüber polnischen Kollegen. Angeführt werden auch die möglichen negativen Wirkungen für die Wirtschaft beider Länder –
  eine Zuwanderung von überwiegend unqualifizierten Arbeitskräften in deutschen Medien einerseits und eine bedeutsame Auswanderung der
  Fachkräfte in polnischen Medien andererseits.
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

5. Geschätzter Zustrom von Arbeitsimmigranten

                                                                                                          2000000
                                                                                                                    Millionen
                        Millionen in der nächsten Dekade
                                    Million Polen im 2011    Eine Vielzahl stark differierender Progno-   1800000

                                    mehr als halb Million     sen wird in deutschen wie in polnischen
                             etwa 800 000 2011 und 2012
                                                             Medien abgegeben. Die vorhergesagten         1600000
                                                             Werte reichen von 600 000 bis zu einigen
                                    rund 250 000 jährlich
                                                               Millionen Zuwanderern bis 2020. Fast
                                                                                                          1400000
             zwischen 100 000 und 200 000 Polen im Jahr        drei Viertel der Prognosen schätzt die
                                   140 000 Polen im Jahr        Zuwanderungsquote auf weniger als
                                                                                                          1200000
                            140 000 Zuwanderer pro Jahr       200 000 pro Jahr. Warnungen vor einer
                               100 000 - 150 000 pro Jahr    massenhaften Ein- und Auswanderungen
                                                              wurden in den letzten Monaten vor der       1000000
  100 000-150 000 im nächsten Jahr, weniger in folgenden
                                                               Arbeitsmarktöffnung nur selten ausge-
                                100 000-140 000 pro Jahr
                                                                              sprochen.                    800000
                                bis 1,2 Millionen bis 2020
                                   etwa 100 000 pro Jahr      Auf dem Boxplot rechts werden die Aus-       600000
400 000 Polen in 4 Jahren nach Deutschland und Österreich      sagen quantifiziert und jeweils die ge-
                             bis zu 100 000 Polen im Jahr      schätzte Zahl pro Jahr dargestellt: Der
                                                                                                           400000
                                                               niedrigste vorhergesagte Wert beträgt
                  ca 100 000 pro Jahr, Mehrheit aus Polen
                                                             75 000 Zuwanderer pro Jahr. Die Median
                                        900 000 bis 2020                                                                        225.000
                                                              beläuft sich auf 125 000, das bedeutet:      200000
                                                                                                                                125.000
                             600 000 bis 900 000 bis 2020      die Hälfte der Prognosen schätzen die                            100.000
                                                                                                                    75.000
                                                             Zuwanderung unterhalb dieser Quote ein.            0
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

6. Zielländer
In deutschen und polnischen Medien wird am häufigsten Deutsch-                     reich, die zeitgleich mit Deutschland Zugangsbarrieren abschafften,
land als Zielland genannt, da die Nennung Voraussetzung für die Auf-               wurden nicht als potentielle Zielländer betrachtet. Im Gegensatz da-
nahme in das Sampel war. Im nachfolgenden Diagramm wird die An-                    zu beschäftigen sich die polnischen Medien weniger mit der Migrati-
zahl der Nennungen anderer Länder analysiert. In den deutschen                     onswelle von 2004. Relativ große Bedeutung kommt neben Deutsch-
Medien tauchen vor allem England, Irland und Schweden auf, die                     land auch der Schweiz und Österreich zu, welche in den sechs aus-
schon 2004 ihre Arbeitsmärkte geöffnet haben und zu besonders po-                  gewählten Artikeln jeweils dreimal genannt wurden.
pulären Auswanderungszielen geworden sind. Schweiz und Öster-

                                                                                   Anzahl der untersuchten Abschnitte
                                       0               2       4           6   8      10        12        14        16


                            England                                9                          5

                              Irland                       5           1

                            Schweiz        1               3

                          Österreich               3

                          Schweden         3

                          Frankreich       1                                                                    deutsche Medien

                                USA                                                                             polnische Medien
                                               1
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

7. Akteure: Welche Auswanderergruppen werden genannt
Aufgrund des Fachkräftemangels sind qualifizierte Arbeitskräfte zum                       und saisonalen Arbeitern. Zwar wird in der Berichterstattung eingeräumt,
Hauptthema der Debatte über Zuwanderung geworden: Es werden Mut-                          dass auch sie etwa als Erntehelfer benötigt werden, allerdings ist die Mas-
maßungen über ihre Auswanderungsbereitschaft angestellt und mögliche                      seneinwanderung von „Billiglöhnern“ aus Osteuropa in der deutschen Öf-
Lösungen eines in Deutschland bestehenden Fachkräftemangels debattiert.                   fentlichkeit emotional stark aufgeladen und die deutschen Medien greifen
Die zweithäufigste Frage ist das Maß der Zuwanderung von unqualifizierten                 dies auf.

                                                                                           Zwei gegensätzliche Einschätzungen: Starke Auswanderung von jungen, mobilen
                                                                                           Arbeitskräften versus keine massive Auswanderung aus familiären Gründen und
                                                                                           wegen verhältnismäßig guten Löhnen.
                                            Anzahl der untersuchten Abschnitte             Süddeutsche Zeitung: „Ein guter polnischer Schweißer wird nicht für weniger als
                              0         2          4        6        8         10          zwölf, 13 Euro die Stunde hier anfangen"

                                                                   7
   Fachkräfte, Spezialisten
                                                                             9              Der Spiegel: "ein echter Gewinn für die deutsche Wirtschaft";
                                                                                            schaffen Arbeitsplätze auch für geringer Qualifizierte; vor allem Informatiker,
      Arbeiter, Ungelernte,                                   6
                                                                                            Ingenieure, Techniker und Ärzte; ziehen z.B. England vor – wegen besserer
         Saisonarbeiter             1
                                                                                            Löhne und Sprachkenntnisse
                                    1
          Dienstleistungen

                                    1                                                                                 oft arbeiten sie in Polen und nur saisonal
  Manager/Unternehmern
                                                                                                                      in Deutschland; ältere, gering qualifizierte, mit
   Auswanderer                                                                                                        fehlender Sprachkompetenz, schwieriger zu
                                                                                    Werden wegen der                  integrieren;
    Nachgefragte                                      Ziehen in der                 vergleichbaren Löhne              Süddeutsche Zeitung: "Für viele Un- und
                                                      Regel andere                  in Polen bleiben
          24% der Manager berücksichtigen                                                                             Wenigqualifizierte wird das eine Chance sein"
                                                      Zielländer vor
          Auswanderung nach 1. Mai



 Hinweis: Obiges Diagramm unterscheidet nicht nach Quellenländern, sondern
 nur nach Berufsgruppen.
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

8. Fazit: Enthusiastische Deutsche, skeptische Polen
In März, April und Mai 2011 wurde die Arbeitsmarktöffnung in beiden      ermutigen. Zudem werden in polnischen Medien mehrere Hindernis-
Ländern vielfältig thematisiert. Dabei waren die polnischen Medien       se genannt, die für auswanderungswillige Polen eine Rolle bei der
etwas skeptischer, wobei die deutschen unterschiedliche Probleme         Auswahl ihres Ziellandes spielen, darunter fehlende deutsche Sprach-
besonders ausführlich analysierten. Die Tendenz in den deutschen         kompetenz, bürokratische Hemmnisse und ein ähnliches Lohnniveau
Medien war allgemein positiver als in den polnischen, Sorgen über        wie etwa in der IT-Branche. Die in Deutschland sehnlichst erwarteten
die Entwicklung der Situation auf dem Arbeitsmarkt wurden in der         Spezialisten ziehen demnach tendenziell andere Zielländer vor oder
Hälfte der Fälle widerlegt. In einem eher emotionalen Ton wurden         entscheiden sich dazu, gleich in Polen zu bleiben. Um trotzdem hoch-
ausführliche Analysen verschiedener Risiken durchgeführt. In Polen       qualifizierte Arbeitskräfte aus Polen anzuwerben sollte das Berliner
waren die Meldungen dagegen weniger emotional aufgeladen. Die            Standortmanagement verstärkt auf seine Vorteile aufmerksam ma-
mit der Arbeitsmarktöffnung verbundenen Chancen wurden oft ge-           chen, wie Weiterbildungsmöglichkeiten auf einem entwickelten Bil-
nannt und analysiert, aber die generelle Tendenz war weniger enthu-      dungsmarkt, eine Vielzahl internationaler Unternehmen, in denen
siastisch. Auf beiden Seiten der Oder wurde bis zu einem gewissen        Englisch Kommunikationssprache ist sowie hohe Englischkenntnisse
Grad über die Folgen der Arbeitsmarktöffnung für das Nachbarland         der Berliner und ihre Bereitschaft diese zu benutzen, geographische
berichtet, überwiegend wurde das Thema aber aus der nationalen           Nähe und gute Verbindungen nach Polen, internationales Milieu mit
Perspektive betrachtet. Bei der inhaltlichen Analyse deutscher Artikel   vielen Migranten und Touristen aus der ganzen Welt sowie Möglich-
fällt auf, dass den Themen „Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt“ und         keiten der beruflichen Entwicklung in einer Stadt, in der neue Trends
„Dumpinglöhne“ eine hohe Bedeutung beigemessen wurde. Obwohl             entstehen. Auch aus polnischer Perspektive wäre der Austausch von
fast drei Viertel der Prognosen die Zuwanderungsquote auf weniger        Fachkräften von Vorteil, weil Spezialisten mit interkultureller Kompe-
als 200 000 Migranten pro Jahr schätzt, wurde nur zweimal das Risiko     tenz diese später in Ihrem Heimatland wieder einbringen können. Um
von zu geringer Zuwanderung von Arbeitskräften benannt. In emoti-        die Furcht vor dem mehrfach geäußerten dauerhaften Verlust talen-
onaler Sprache wird über „Sorgen“ und „Ängste“ der Deutschen vor         tierter Fachkräfte („Brain drain“) zu entgehen und mögliche Vorteile
einer Massenzuwanderung berichtet. Die zurückhaltende und zuwei-         der Arbeitsmarktöffnung für sich zu nutzen, kann das polnische
len geringschätzige Einstellung der Deutschen zu den osteuropäi-         Standortmarketing erwägen, den rechtlichen und infrastrukturellen
schen Migranten wird auch in polnischen Medien beschrieben und als       Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen
ein Faktor für die geringe Attraktivität Deutschlands als Einwande-      Unternehmen zu verbessern. Dazu gehört auch, deutsche Arbeit-
rungsland benannt. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass die        nehmer über ihre Arbeitsmöglichkeiten in Polen informieren, z.B.
deutsche Politik an der Verbesserung des Images Deutschlands arbei-      durch eine große und intensiv beworbene Arbeitsmesse in Berlin.
ten muss, um Arbeitskräfte in benötigter Anzahl zur Zuwanderung          Zwar kann Polen in den meisten Fällen nicht mit finanziellen Vorteilen
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

punkten, verfügt aber über Vorteile wie geographische Nähe zu          neue Business Ideen. Außerdem wäre zu prüfen, ob das Bild Polens in
Deutschland, zahlreiche Zug- und Busverbindungen und durchschnitt-     Deutschland durch einer Imagekampagne generalüberholt werden
lich niedrigere Arbeitslosigkeit als in den östlichen Bundesländern.   kann, so wie es 2005 mit der Kampagne „Polski Hydraulik“ in Frank-
Darüber hinaus bietet Polen einen attraktiven Absatzmarkt für in       reich gelungen ist.
Deutschland erfolgreich eingeführte Wirtschaftsmodelle oder für
EU-Arbeitsmarktöffnung
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9. Codierbuch
9.1 Leitthese: Gibt es Vorbehalte? Schutzinstinkte für den eigenen Markt?
9. 2 Datengrundlage
   Gegenstand              Ausgewählte Artikel von leitenden deutschen und polnischen Onlinenachrichtenseiten
   Suchbegriff             Arbeitsmarktöffnung
   Zeitraum                30.03.2011-05.05.2011
   Anzahl Clippings in     8
   deutschen Medien
   Anzahl Clippings in     6
   polnischen Medien
   Erkenntnisinteresse     Berichterstattung über die Arbeitsmarktöffnung und damit verbundene Themen analysieren; die Einstellung in der deutschen und
                           polnischen Presse vergleichen
   Codier-                 Sinnlogisch zusammen hängende Absätze
   /Analyseeinheit
   Anzahl Einheiten        101, davon 56 deutsche und 45 polnische


Zeitraum: 1 Monat vor der Arbeitsmarktöffnung und ein paar Tage danach waren die Medien mit dem Thema besonders beschäftigt.

Auswahl: Bei der Auswahl der Artikel wurden Reportagen zum Thema bevorzugt, wenn nicht in bestimmter Zeitung vorhanden wurden 1 oder 2 möglichst um-
fassende Berichte, Nachrichten oder Kommentare ausgewählt.
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9.3 Medienpanel
Onlineportale der führenden, landesweit verbreiteten deutschen und polnischen Tages- und Wochenzeitungen

                       Medientitel                       Medienart   Anzahl   Datum
                       Frankfurter Allgemeiner Zeitung      ZT         2      29.04.11, 30,04.11
                       Süddeutsche Zeitung                  ZT         2      08.04.11, 26.04.11
    Deutsche Presse




                       Welt, Die                            ZT         1      30.04.11
                       Zeit, Die                            ZT         1      26.04.11
                       Spiegel, Der                         PZ         2      22.04.11, 26.04.11
                       Gazeta Wyborcza                      ZT         1      03.05.2011
    Polnische Presse




                       Polska The Times                     ZT         1      01.05.11
                       Rzeczpospolita (Res Publica)         ZT         2      20.04.11, 02.05.11
                       Polityka (Politik)                   PZ         1      30.03.11
                       Newsweek Polska                      PZ         1      19.04.11
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9.4 Variablen
Medientitel, Medienart, Datum, Darstellungsform: Nachricht/Bericht/ Reportage/Kommentar, Ressort (freies Textfeld): Wirtschaft, Politik, Karriere, Autoren-
namen, Überschrift: Wird 1 zu 1 aus Meldung übernommen, Unterzeile: Bestimmende Schlagworte aus dem Text
Beispiele für Schlagworte:
        Dumpinglohn, Lohndumping, Sozialdumping, Ausbeuterlöhne                      „Zahlen“ KEINE Massenwanderung usw.
        Billigkräfte, Niedriglohner, Billigtarifen                                   Schwarzarbeit legalisieren
        Angst , Befürchtungen, fürchten, befürchten, Sorgen, unsicher                unehrliche Arbeitgeber, Kontrolle
        KEINE Angst , Befürchtungen, fürchten, befürchten, Sorgen,                   Gewerkschaften
        Chancen, Möglichkeiten, Potenzial                                            Fachkräftemangel
        „Zahlen“: Millionen, zigtausenden, hunderttausenden, Horden,                 Beschränkungen, Einschränkungen, Hürden, Schranken, erschweren,
   Schwemme, Massenwanderung, Migrationsschock                                       KEINE Beschränkungen, Einschränkungen, Hürden, Schranken, erschwe-
                                                                               ren, gesperrt, Regelungen
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

9.5 Themen
       Themennummer              Themenbereich                                                         Indikator
         10450100        Regionale Dimension              Regionen der Zu- und Auswanderung (Brandenburg etc., vs. West Polens etc. )
         10450200        Auswanderungspotenzial           100 000, 200 000, 800 000…., Millionen, zigtausenden, nicht viele usw.
         10450300        Minimallohn                      Minimallohn, Ausbeutung, Dumpinglohn, Gewerkschaften
         10450400        Attraktivität Deutschlands als   Niedrige Arbeitslosigkeit, (höhere) Löhne, Sozialsicherheit, Einstellung der Deutschen zu Mig-
                         Einwanderungsland                ranten, Geographische Nähe, Konkurrenz von anderen westlichen Ländern, Lebenskosten,
                                                          Sprachbarriere , Nachfrage nicht nach allen Berufen
         10450500        Image der ausländischen Ar-      gut oder schlecht ausgebildete, junge, arbeitsam, kompetent, engagiert, mobil, mit Erfahrung
                         beitskräften
         10450600        In Deutschland arbeitende Ost-   schwarz arbeiten, Schwarzarbeit legalisieren, saisonale Arbeiter, Akademiker
                         europäer
         10450700        Fachkräftemangel in Deutsch-     nachgefragte Berufe, fehlen Spezialisten/qualifizierte Arbeitskräfte
                         land
         10450800        Folgen für Beitrittsländer       steigende Löhne, Mangel an Fachkräfte
         10450900        Konkurrenz auf Arbeitsmarkt      Arbeitskräfte verdrängen, Arbeitslosigkeit
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

9.6 Akteursgruppen
      AkteurKennz                          Akteursname
        104509       Arbeiter, Ungelernte, Saisonarbeiter (Nachgefragt)
        104508       Dienstleistungen (Nachgefragt)
        104507       Schüler/Azubis (Nachgefragte)
        104506       Fachkräfte, Spezialisten (Nachgefragte)
        104505       Fachkräfte, Spezialisten (Auswanderer)
        104504       Dienstleistungen (Auswanderer)
        104503       Arbeiter, Ungelernte, Saisonarbeiter (Auswanderer)
        104502       Studenten/Absolventen (Auswanderer)
        104501       Manager/Unternehmern (Auswanderer)


      Akteurszitat/ -zuschreibung:
      Wie werden bestimmte Akteursgruppen
      in der Presse beschrieben?
EU-Arbeitsmarktöffnung
Medienanalyse

9.7 Generaltendenz
        Note    Tendenz            Signalwörter/Indizes
         1      Explizit positiv   Die Arbeitsmarkteröffnung ist direkt positiv dargestellt
         2      Implizit positiv   Die Vorteile der Arbeitsmarkteröffnung sind genannt
         3      Neutral            Das Thema ist neutral und sachlich dargestellt
         4      Ambivalent         Die Meldung enthält sowohl negative wie positive Tendenzen
         5      Implizit negativ   Die Nachteile der Arbeitsmarkteröffnung sind genannt
         6      Explizit negativ   Die Arbeitsmarkteröffnung ist direkt negativ dargestellt


9.8. Zentrale Aussage (freies Textfeld)
Hier Zahlenwert zur Migration und/oder Tendenzbewertung
9.9 Sonderinformationen
Sonderinformation 1-3: Zielländer(England, Irland, Schweden, Frankreich, USA , Holland, Deutschland)
Sonderinformation 4: D/A öffnen Arbeitsmarkt zum spätest möglichen Zeitpunkt – genannt/nicht genannt

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Impulsstudie zur EU-Arbeitsmarktoeffnung 2011

  • 1. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse Enthusiastische Deutsche, besorgte Polen Momentaufnahme zur EU-Arbeitsmarktöffnung in polnischen und deutschen Medien 1. Thesen 2. Wortwolke Polnisch/Deutsch 3. Themen 4. Tonalität 5. Schätzung der Arbeitsimmigranten 6. Zielländer 7. Akteure: Welche Auswanderergruppen werden benannt 8. Schlussfolgerungen
  • 2. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 1. Einleitung Zum 1. Mai 2011 wurde der deutsche Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer kräften aus Osteuropa laut wurden, prüft die vorliegende Studie, ob aus Polen, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Slowenien, Estland, deutsche Medien beim Thema EU-Arbeitsmarktöffnung vor allem Be- Lettland und Litauen geöffnet. Deutschland gehört mit Österreich zu fürchtungen der Deutschen widerspiegeln und negativer ausfallen als den Mitgliedsstaaten, die ihren Arbeitsmarkt am längsten abschotte- polnische Medien. Zusätzlich wird analysiert, ob die Medien in bei- ten. Da im Vorfeld der EU-Erweiterung in der deutschen Öffentlich- den Staaten über länderspezifische Probleme berichten und ihre Be- keit Befürchtungen über den möglichen Ansturm von Billigarbeits- richterstattung Schutzinstinkte für den eigenen Markt ausdrückt.
  • 3. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 2.1 Wortwolke: Häufigste Begriffe in deutschen Medien Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für Osteuropäer wird in „Billiglöhner“ wahrgenommen. Das führt zu „Sorgen und Ängsten“, rgenommen. deutschen Medien am häufigsten im Kontext des Fachkräftemangels obwohl diese Begriffe auch in Hälfte der Fälle widerlegt werden (5 analysiert. Dabei werden zukünftige Arbeitskräfte vor allem als von 10), dann ist von „unbegründeten Sorgen und Ängsten“ zu lesen. „unbegründete
  • 4. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 2.2 Wortwolke der häufigsten Begriffe in polnischen Medien Im Vergleich zur deutschen Wortwolke werden die Chancen größer die neue Situation charakterisierenden Wendung „ohne Beschrän- ituation geschrieben und die mit der Arbeitsmarktöffnung verbundenen Mö Mög- kungen“ wird in drei von sechs polnischen Artikeln über noch existie- lichkeiten häufiger berücksichtigt. Allerdings befassen sich die Artikel rende Schranken wie Sprachbarrieren oder bürokratische Hemmnisse auch mit Problemen wie Dumpinglohn und Schwarzarbeit. Neben der berichtet.
  • 5. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 3. Themen Anzahl der untersuchten Abschnitte 0 2 4 6 8 10 12 14 12 In polnischen Medien wird mehr über Auswanderungspotenzial 11 die Attraktivität Deutschlands berichtet; sowohl positive als auch negative 6 Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland Meinungen werden präsentiert. 11 8 Arbeitskräftemangel in Deutschland Für die deutschen Medien ist die Frage nach dem 6 Mindestlohn umstrittener. Der Mindestlohn wird 7 als Schutzmittel gegen Ausbeutung oder als neue, Minimallohn 3 die Zuwanderung beschränkende Regelung des Arbeitsmarkts erachtet. 8 Konkurrenz auf Arbeitsmarkt 1 4 In Deutschland weckt das Thema der Regionale Dimension 4 Konkurrenzzunahme auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor starke Emotionen. 2 In Deutschland arbeitende Osteuropäer 6 5 Image der ausländischen Arbeitskräften Bereits heute arbeiten zahlreiche Osteuropäer in Deutsch- 2 land – legal und illegal. Diese Tatsache wurde öfter in den Folgen für Beitrittsländer 4 polnischen Artikeln festgestellt. deutsche Media 1 polnische Media
  • 6. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 4. Tonalität Trotz vielen, in den Artikeln oft 0% 20% 40% 60% 80% 100% genannten Befürchtungen, ist der Ton in Durchschnittnote der deutschen Presse generell positiver als in Polen. Folgende Vorteile wurden genannt: Deutschland 12,5% 16,1% 28,6% 19,6% 17,9% 5,4% 3,30 Zuwanderung der benötigten Arbeitskräften, darunter Spezialisten; das positive Beispiel anderer Länder die ihre Arbeitsmärkte bereits geöffnet haben, das moderate Maß der Zuwanderung und mögliche positive Im- Polen 4,4% 17,8% 31,1% 13,3% 24,4% 8,9% 3,62 pulse für die deutsche Wirtschaft. Die in der polnischen Presse genannten Vorteile schließen Folgendes ein: höhere Löhne in Deutschland, vorteilhafte Effekte für das unter Fachkräftemangel explizit positiv implizit positiv neutral ambivalent implizit negativ explizit negativ leidende Nachbarland, die positive Einstellung Andererseits machen die Me- dien in beiden Ländern auch auf die Risi- ken und Probleme aufmerksam. In den deutschen Artikeln werden vor allem Sorgen über eine mögliche Masseneinwanderung billiger Arbeitskräfte geäußert. Genannt werden auch damit verbundene potenzielle Probleme wie die Verdrängung der deutschen Arbeitskräfte, Verminderung der Löhne, Sozialdumping und Zuwanderung von ausschließlich unqualifizierten Arbeitssuchenden. Nur zweimal wurde die gegenteilige Problematik benannt: das Risiko von zu geringer Zuwanderung von Arbeitskräften. Die polnischen Medien beschäftigen sich dabei vor allem mit der Frage der niedriger Attraktivi- tät Deutschlands als Zielland: vergleichbare Löhne der Fachkräfte, Notwendigkeit der Sprachkenntnisse und die Vorbehalte der deutschen Mitarbeiter gegenüber polnischen Kollegen. Angeführt werden auch die möglichen negativen Wirkungen für die Wirtschaft beider Länder – eine Zuwanderung von überwiegend unqualifizierten Arbeitskräften in deutschen Medien einerseits und eine bedeutsame Auswanderung der Fachkräfte in polnischen Medien andererseits.
  • 7. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 5. Geschätzter Zustrom von Arbeitsimmigranten 2000000 Millionen Millionen in der nächsten Dekade Million Polen im 2011 Eine Vielzahl stark differierender Progno- 1800000 mehr als halb Million sen wird in deutschen wie in polnischen etwa 800 000 2011 und 2012 Medien abgegeben. Die vorhergesagten 1600000 Werte reichen von 600 000 bis zu einigen rund 250 000 jährlich Millionen Zuwanderern bis 2020. Fast 1400000 zwischen 100 000 und 200 000 Polen im Jahr drei Viertel der Prognosen schätzt die 140 000 Polen im Jahr Zuwanderungsquote auf weniger als 1200000 140 000 Zuwanderer pro Jahr 200 000 pro Jahr. Warnungen vor einer 100 000 - 150 000 pro Jahr massenhaften Ein- und Auswanderungen wurden in den letzten Monaten vor der 1000000 100 000-150 000 im nächsten Jahr, weniger in folgenden Arbeitsmarktöffnung nur selten ausge- 100 000-140 000 pro Jahr sprochen. 800000 bis 1,2 Millionen bis 2020 etwa 100 000 pro Jahr Auf dem Boxplot rechts werden die Aus- 600000 400 000 Polen in 4 Jahren nach Deutschland und Österreich sagen quantifiziert und jeweils die ge- bis zu 100 000 Polen im Jahr schätzte Zahl pro Jahr dargestellt: Der 400000 niedrigste vorhergesagte Wert beträgt ca 100 000 pro Jahr, Mehrheit aus Polen 75 000 Zuwanderer pro Jahr. Die Median 900 000 bis 2020 225.000 beläuft sich auf 125 000, das bedeutet: 200000 125.000 600 000 bis 900 000 bis 2020 die Hälfte der Prognosen schätzen die 100.000 75.000 Zuwanderung unterhalb dieser Quote ein. 0
  • 8. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 6. Zielländer In deutschen und polnischen Medien wird am häufigsten Deutsch- reich, die zeitgleich mit Deutschland Zugangsbarrieren abschafften, land als Zielland genannt, da die Nennung Voraussetzung für die Auf- wurden nicht als potentielle Zielländer betrachtet. Im Gegensatz da- nahme in das Sampel war. Im nachfolgenden Diagramm wird die An- zu beschäftigen sich die polnischen Medien weniger mit der Migrati- zahl der Nennungen anderer Länder analysiert. In den deutschen onswelle von 2004. Relativ große Bedeutung kommt neben Deutsch- Medien tauchen vor allem England, Irland und Schweden auf, die land auch der Schweiz und Österreich zu, welche in den sechs aus- schon 2004 ihre Arbeitsmärkte geöffnet haben und zu besonders po- gewählten Artikeln jeweils dreimal genannt wurden. pulären Auswanderungszielen geworden sind. Schweiz und Öster- Anzahl der untersuchten Abschnitte 0 2 4 6 8 10 12 14 16 England 9 5 Irland 5 1 Schweiz 1 3 Österreich 3 Schweden 3 Frankreich 1 deutsche Medien USA polnische Medien 1
  • 9. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 7. Akteure: Welche Auswanderergruppen werden genannt Aufgrund des Fachkräftemangels sind qualifizierte Arbeitskräfte zum und saisonalen Arbeitern. Zwar wird in der Berichterstattung eingeräumt, Hauptthema der Debatte über Zuwanderung geworden: Es werden Mut- dass auch sie etwa als Erntehelfer benötigt werden, allerdings ist die Mas- maßungen über ihre Auswanderungsbereitschaft angestellt und mögliche seneinwanderung von „Billiglöhnern“ aus Osteuropa in der deutschen Öf- Lösungen eines in Deutschland bestehenden Fachkräftemangels debattiert. fentlichkeit emotional stark aufgeladen und die deutschen Medien greifen Die zweithäufigste Frage ist das Maß der Zuwanderung von unqualifizierten dies auf. Zwei gegensätzliche Einschätzungen: Starke Auswanderung von jungen, mobilen Arbeitskräften versus keine massive Auswanderung aus familiären Gründen und wegen verhältnismäßig guten Löhnen. Anzahl der untersuchten Abschnitte Süddeutsche Zeitung: „Ein guter polnischer Schweißer wird nicht für weniger als 0 2 4 6 8 10 zwölf, 13 Euro die Stunde hier anfangen" 7 Fachkräfte, Spezialisten 9 Der Spiegel: "ein echter Gewinn für die deutsche Wirtschaft"; schaffen Arbeitsplätze auch für geringer Qualifizierte; vor allem Informatiker, Arbeiter, Ungelernte, 6 Ingenieure, Techniker und Ärzte; ziehen z.B. England vor – wegen besserer Saisonarbeiter 1 Löhne und Sprachkenntnisse 1 Dienstleistungen 1 oft arbeiten sie in Polen und nur saisonal Manager/Unternehmern in Deutschland; ältere, gering qualifizierte, mit Auswanderer fehlender Sprachkompetenz, schwieriger zu Werden wegen der integrieren; Nachgefragte Ziehen in der vergleichbaren Löhne Süddeutsche Zeitung: "Für viele Un- und Regel andere in Polen bleiben 24% der Manager berücksichtigen Wenigqualifizierte wird das eine Chance sein" Zielländer vor Auswanderung nach 1. Mai Hinweis: Obiges Diagramm unterscheidet nicht nach Quellenländern, sondern nur nach Berufsgruppen.
  • 10. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 8. Fazit: Enthusiastische Deutsche, skeptische Polen In März, April und Mai 2011 wurde die Arbeitsmarktöffnung in beiden ermutigen. Zudem werden in polnischen Medien mehrere Hindernis- Ländern vielfältig thematisiert. Dabei waren die polnischen Medien se genannt, die für auswanderungswillige Polen eine Rolle bei der etwas skeptischer, wobei die deutschen unterschiedliche Probleme Auswahl ihres Ziellandes spielen, darunter fehlende deutsche Sprach- besonders ausführlich analysierten. Die Tendenz in den deutschen kompetenz, bürokratische Hemmnisse und ein ähnliches Lohnniveau Medien war allgemein positiver als in den polnischen, Sorgen über wie etwa in der IT-Branche. Die in Deutschland sehnlichst erwarteten die Entwicklung der Situation auf dem Arbeitsmarkt wurden in der Spezialisten ziehen demnach tendenziell andere Zielländer vor oder Hälfte der Fälle widerlegt. In einem eher emotionalen Ton wurden entscheiden sich dazu, gleich in Polen zu bleiben. Um trotzdem hoch- ausführliche Analysen verschiedener Risiken durchgeführt. In Polen qualifizierte Arbeitskräfte aus Polen anzuwerben sollte das Berliner waren die Meldungen dagegen weniger emotional aufgeladen. Die Standortmanagement verstärkt auf seine Vorteile aufmerksam ma- mit der Arbeitsmarktöffnung verbundenen Chancen wurden oft ge- chen, wie Weiterbildungsmöglichkeiten auf einem entwickelten Bil- nannt und analysiert, aber die generelle Tendenz war weniger enthu- dungsmarkt, eine Vielzahl internationaler Unternehmen, in denen siastisch. Auf beiden Seiten der Oder wurde bis zu einem gewissen Englisch Kommunikationssprache ist sowie hohe Englischkenntnisse Grad über die Folgen der Arbeitsmarktöffnung für das Nachbarland der Berliner und ihre Bereitschaft diese zu benutzen, geographische berichtet, überwiegend wurde das Thema aber aus der nationalen Nähe und gute Verbindungen nach Polen, internationales Milieu mit Perspektive betrachtet. Bei der inhaltlichen Analyse deutscher Artikel vielen Migranten und Touristen aus der ganzen Welt sowie Möglich- fällt auf, dass den Themen „Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt“ und keiten der beruflichen Entwicklung in einer Stadt, in der neue Trends „Dumpinglöhne“ eine hohe Bedeutung beigemessen wurde. Obwohl entstehen. Auch aus polnischer Perspektive wäre der Austausch von fast drei Viertel der Prognosen die Zuwanderungsquote auf weniger Fachkräften von Vorteil, weil Spezialisten mit interkultureller Kompe- als 200 000 Migranten pro Jahr schätzt, wurde nur zweimal das Risiko tenz diese später in Ihrem Heimatland wieder einbringen können. Um von zu geringer Zuwanderung von Arbeitskräften benannt. In emoti- die Furcht vor dem mehrfach geäußerten dauerhaften Verlust talen- onaler Sprache wird über „Sorgen“ und „Ängste“ der Deutschen vor tierter Fachkräfte („Brain drain“) zu entgehen und mögliche Vorteile einer Massenzuwanderung berichtet. Die zurückhaltende und zuwei- der Arbeitsmarktöffnung für sich zu nutzen, kann das polnische len geringschätzige Einstellung der Deutschen zu den osteuropäi- Standortmarketing erwägen, den rechtlichen und infrastrukturellen schen Migranten wird auch in polnischen Medien beschrieben und als Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen ein Faktor für die geringe Attraktivität Deutschlands als Einwande- Unternehmen zu verbessern. Dazu gehört auch, deutsche Arbeit- rungsland benannt. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass die nehmer über ihre Arbeitsmöglichkeiten in Polen informieren, z.B. deutsche Politik an der Verbesserung des Images Deutschlands arbei- durch eine große und intensiv beworbene Arbeitsmesse in Berlin. ten muss, um Arbeitskräfte in benötigter Anzahl zur Zuwanderung Zwar kann Polen in den meisten Fällen nicht mit finanziellen Vorteilen
  • 11. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse punkten, verfügt aber über Vorteile wie geographische Nähe zu neue Business Ideen. Außerdem wäre zu prüfen, ob das Bild Polens in Deutschland, zahlreiche Zug- und Busverbindungen und durchschnitt- Deutschland durch einer Imagekampagne generalüberholt werden lich niedrigere Arbeitslosigkeit als in den östlichen Bundesländern. kann, so wie es 2005 mit der Kampagne „Polski Hydraulik“ in Frank- Darüber hinaus bietet Polen einen attraktiven Absatzmarkt für in reich gelungen ist. Deutschland erfolgreich eingeführte Wirtschaftsmodelle oder für
  • 12. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 9. Codierbuch 9.1 Leitthese: Gibt es Vorbehalte? Schutzinstinkte für den eigenen Markt? 9. 2 Datengrundlage Gegenstand Ausgewählte Artikel von leitenden deutschen und polnischen Onlinenachrichtenseiten Suchbegriff Arbeitsmarktöffnung Zeitraum 30.03.2011-05.05.2011 Anzahl Clippings in 8 deutschen Medien Anzahl Clippings in 6 polnischen Medien Erkenntnisinteresse Berichterstattung über die Arbeitsmarktöffnung und damit verbundene Themen analysieren; die Einstellung in der deutschen und polnischen Presse vergleichen Codier- Sinnlogisch zusammen hängende Absätze /Analyseeinheit Anzahl Einheiten 101, davon 56 deutsche und 45 polnische Zeitraum: 1 Monat vor der Arbeitsmarktöffnung und ein paar Tage danach waren die Medien mit dem Thema besonders beschäftigt. Auswahl: Bei der Auswahl der Artikel wurden Reportagen zum Thema bevorzugt, wenn nicht in bestimmter Zeitung vorhanden wurden 1 oder 2 möglichst um- fassende Berichte, Nachrichten oder Kommentare ausgewählt.
  • 13. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 9.3 Medienpanel Onlineportale der führenden, landesweit verbreiteten deutschen und polnischen Tages- und Wochenzeitungen Medientitel Medienart Anzahl Datum Frankfurter Allgemeiner Zeitung ZT 2 29.04.11, 30,04.11 Süddeutsche Zeitung ZT 2 08.04.11, 26.04.11 Deutsche Presse Welt, Die ZT 1 30.04.11 Zeit, Die ZT 1 26.04.11 Spiegel, Der PZ 2 22.04.11, 26.04.11 Gazeta Wyborcza ZT 1 03.05.2011 Polnische Presse Polska The Times ZT 1 01.05.11 Rzeczpospolita (Res Publica) ZT 2 20.04.11, 02.05.11 Polityka (Politik) PZ 1 30.03.11 Newsweek Polska PZ 1 19.04.11
  • 14. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 9.4 Variablen Medientitel, Medienart, Datum, Darstellungsform: Nachricht/Bericht/ Reportage/Kommentar, Ressort (freies Textfeld): Wirtschaft, Politik, Karriere, Autoren- namen, Überschrift: Wird 1 zu 1 aus Meldung übernommen, Unterzeile: Bestimmende Schlagworte aus dem Text Beispiele für Schlagworte: Dumpinglohn, Lohndumping, Sozialdumping, Ausbeuterlöhne „Zahlen“ KEINE Massenwanderung usw. Billigkräfte, Niedriglohner, Billigtarifen Schwarzarbeit legalisieren Angst , Befürchtungen, fürchten, befürchten, Sorgen, unsicher unehrliche Arbeitgeber, Kontrolle KEINE Angst , Befürchtungen, fürchten, befürchten, Sorgen, Gewerkschaften Chancen, Möglichkeiten, Potenzial Fachkräftemangel „Zahlen“: Millionen, zigtausenden, hunderttausenden, Horden, Beschränkungen, Einschränkungen, Hürden, Schranken, erschweren, Schwemme, Massenwanderung, Migrationsschock KEINE Beschränkungen, Einschränkungen, Hürden, Schranken, erschwe- ren, gesperrt, Regelungen
  • 15. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 9.5 Themen Themennummer Themenbereich Indikator 10450100 Regionale Dimension Regionen der Zu- und Auswanderung (Brandenburg etc., vs. West Polens etc. ) 10450200 Auswanderungspotenzial 100 000, 200 000, 800 000…., Millionen, zigtausenden, nicht viele usw. 10450300 Minimallohn Minimallohn, Ausbeutung, Dumpinglohn, Gewerkschaften 10450400 Attraktivität Deutschlands als Niedrige Arbeitslosigkeit, (höhere) Löhne, Sozialsicherheit, Einstellung der Deutschen zu Mig- Einwanderungsland ranten, Geographische Nähe, Konkurrenz von anderen westlichen Ländern, Lebenskosten, Sprachbarriere , Nachfrage nicht nach allen Berufen 10450500 Image der ausländischen Ar- gut oder schlecht ausgebildete, junge, arbeitsam, kompetent, engagiert, mobil, mit Erfahrung beitskräften 10450600 In Deutschland arbeitende Ost- schwarz arbeiten, Schwarzarbeit legalisieren, saisonale Arbeiter, Akademiker europäer 10450700 Fachkräftemangel in Deutsch- nachgefragte Berufe, fehlen Spezialisten/qualifizierte Arbeitskräfte land 10450800 Folgen für Beitrittsländer steigende Löhne, Mangel an Fachkräfte 10450900 Konkurrenz auf Arbeitsmarkt Arbeitskräfte verdrängen, Arbeitslosigkeit
  • 16. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 9.6 Akteursgruppen AkteurKennz Akteursname 104509 Arbeiter, Ungelernte, Saisonarbeiter (Nachgefragt) 104508 Dienstleistungen (Nachgefragt) 104507 Schüler/Azubis (Nachgefragte) 104506 Fachkräfte, Spezialisten (Nachgefragte) 104505 Fachkräfte, Spezialisten (Auswanderer) 104504 Dienstleistungen (Auswanderer) 104503 Arbeiter, Ungelernte, Saisonarbeiter (Auswanderer) 104502 Studenten/Absolventen (Auswanderer) 104501 Manager/Unternehmern (Auswanderer) Akteurszitat/ -zuschreibung: Wie werden bestimmte Akteursgruppen in der Presse beschrieben?
  • 17. EU-Arbeitsmarktöffnung Medienanalyse 9.7 Generaltendenz Note Tendenz Signalwörter/Indizes 1 Explizit positiv Die Arbeitsmarkteröffnung ist direkt positiv dargestellt 2 Implizit positiv Die Vorteile der Arbeitsmarkteröffnung sind genannt 3 Neutral Das Thema ist neutral und sachlich dargestellt 4 Ambivalent Die Meldung enthält sowohl negative wie positive Tendenzen 5 Implizit negativ Die Nachteile der Arbeitsmarkteröffnung sind genannt 6 Explizit negativ Die Arbeitsmarkteröffnung ist direkt negativ dargestellt 9.8. Zentrale Aussage (freies Textfeld) Hier Zahlenwert zur Migration und/oder Tendenzbewertung 9.9 Sonderinformationen Sonderinformation 1-3: Zielländer(England, Irland, Schweden, Frankreich, USA , Holland, Deutschland) Sonderinformation 4: D/A öffnen Arbeitsmarkt zum spätest möglichen Zeitpunkt – genannt/nicht genannt