3. Epidemiologie
Wie hoch schätzen Sie die
Prävalenz in Deutschland
von:
Asthma bronchiale1:
Kinder: ca. 10%
Erwachsene: 4-5%
COPD2:
Erwachsene: 13%
1) Buhl R et al. Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Pneumologie 2006; 60:139-183
2) Geldmacher H et al. Die Prävalenz der COPD in Deutschland. Dtsch Med Wochenschrift 2008; 133:2609-2614
3) Gershon AS et al. Lancet. 2011; 378:991-996
6. Bronchodilatationstest: Ein alter Hut!
Auch Patienten mit COPD Verbesserung der FEV1 ≥ 12% und ≥ 200ml
zeigen Reversibilität im Nach Inhalation von Ipratropium (60 Min.)
und Salbutamol (30 Min.)
Bronchodilatationstest.
60%
Anteil Patienten mit positivem Test
Der Test ist zur 50%
Differenzierung zwischen
Asthma bronchiale und 40%
COPD kaum geeignet. 30%
Langwirksame 20%
Bronchodilatation stellt die
10%
Basis der Dauertherapie der
COPD dar. 0%
COPD Stadium II Stadium III Stadium IV
COPD COPD
Tashkin DP et al. Eur Resp J 2008; 31:742-750
7. Asthma bronchiale:
Genese und Besonderheiten
Allergisches (extrinisches) Asthma
Allergie gegen Pollen, Hausstaubmilben etc.
Intrinsisches (nicht-allergisches) Asthma
z.B. Infekte, Analgetika, Polyposis nasi, Refluxkranheit
Belastungsinduziertes Asthma
Beschwerden nach oder am Anfang der Belastung mit Besserung bei
fortgesetzter Anstrengung
Husten als Asthma-Äquivalent
Trockener Husten, überempfindliches Bronchialsystem
(nicht ACE-Hemmer- oder Reflux-Induziert)
Mod. nach Buhl R et al. Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. Pneumologie 2006; 60:139-183
8. Asthma bronchiale erkennen
Ist es Asthma?
Typische Beschwerden:
➜ Wiederkehrende Episoden von Giemen
➜ Schwere, nächtliche Hustenanfälle
➜ Husten oder Giemen nach Anstrengung
➜ Husten, Giemen oder thorakale Beklemmungen nach Exposition gegenüber
inhalativen Allergenen / Noxen
➜ Erkältungen “schlagen auf die Brust” oder dauern
länger als 10 Tage an
➜ Eine Normale Lungenfunktionsprüfung schließt
ein Asthma nicht aus!
9. COPD erkennen: Wer ist gefährdet?
3 Fragen leiten zur weiteren Abklärung:
Sind Sie über 40 Jahre alt?
Rauchen Sie oder haben Sie früher geraucht?
Haben Sie Husten oder Atemnot?
3x „ja“? Jeder zweite leidet an COPD!
Kögler et al. Respir Med 2010; 104:1012-1019
10. COPD-Quick-Check
zur Differenzierung von Asthma und COPD
einfache Fragen:
Frage Asthma COPD
1. Erkrankungsalter: < 40 > 40
2. Allergiker: ja nein
3. Nikotin: < 20 Packungsjahre > 20 Packungsjahre
4. Husten: trocken produktiv
Beeh, K et al. Respir Med 2004; 98:591-597.
11. Spirometrie: Befundung in vier Schritten
Restriktion?
Vitalkapazität (VC) < 80% Soll
Obstruktion?
Tiffeneau-Index (FEV1/VC) < 70%
Schweregrad*?
FEV1 ≥ 80 % Soll leicht
< 80 % Soll mittel
< 50 % Soll schwer
< 30 % Soll sehr schwer
Reversibilität?
Verbesserung der FEV1
um 200 ml und um 12%
*GOLD = Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease, www.goldcopd.org (updated 2010)
18. Leitlinie Asthma:
Einteilung nach Grad der Krankheitskontrolle
Kontrolliert Teilweise kontrolliert Unkontrolliert
Charakteristikum
(Alle Merkmale erfüllt) (Ein Merkmal in einer
Woche erfüllt)
Keine
Tagessymptomatik (zweimal oder weniger pro Mehr als zweimal pro Woche
Woche)
Limitierung von Aktivitäten Keine Jede
Nächtliche Symptome / Drei oder mehr Merkmale
Keine Jede
Erwachen des teilweise kontrollierten
Keine Asthmas vorhanden
Reliever-Gebrauch /
(zweimal oder weniger pro Mehr als zweimal pro Woche
Notfallbehandlung
Woche)
< 80% vom Soll oder
Lungenfunktion
Normal persönlicher Bestleistung (falls
(PEF oder FEV1)‡
bekannt)
Exazerbationen Keine Eine oder mehr pro Jahr* Eine in irgendeiner Woche†
* Jede Exazerbation sollte zur Überprüfung der Dauertherapie führen, um sicher zu stellen, dass diese adäquat ist.
† Per Definition macht eine Exazerbation in irgendeiner Woche diese zu einer unkontrollierten Asthma Woche.
‡ Die Lungenfunktionsprüfung ist kein verlässlicher Test für Kinder unter 6 Jahren.
Mod. Nach GINA Report, Global Strategy for Asthma Management and Prevention, Update 2010. www.ginasthma.org
19. Leitlinie Asthma: Therapiestufen
reduzieren Therapiestufen intensivieren
Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5
Asthmaschule
Kontrolle der Umweltbedingungen
Raschwirksamer β2-
Raschwirksamer β2-Agonist bei Bedarf
Agonist bei Bedarf
Zusätzlich Zusätzlich
Zusätzlich einer Zusätzlich einer
einer oder mehrere einer oder beide
Niedrig dosierte ICS Mittel oder hoch Orale Steroide
Niedrig dosierte ICS
plus LABA dosierte ICS plus LABA (niedrigste Dosis)
Leukotrien- Mittel oder hoch Leukotrien-
Anti-IgE Therapie
Rezeptorantagonist dosierte ICS Rezeptorantagonist
Controller Optionen
Niedrig dosierte ICS
Retardiertes
plus Leukotrien-
Theophyllin
Rezeptorantagonist+
Niedrig dosierte ICS
plus retardiertes
Theophyllin
Alternative Reliever-Behandlungen beinhalten inhalative Anticholinergika, raschwirksame orale β2-
Agonisten, einige langwirksame β2-Agonisten und raschwirksames Theophyllin. Die regelmäßige Gabe
raschwirksamer β2-Agonisten wird nicht empfohlen, außer sie wird von einer regelmäßigen Gabe
inhalativer Glukokortikoide begleitet.
Mod. nach GINA Report, Global Strategy for Asthma Management and Prevention, Update 2010. www.ginasthma.org
21. COPD Assessment Test (CAT)
Punkte
Ich huste nie Ich huste ständig
Ich bin überhaupt nicht
verschleimt Ich bin völlig verschleimt
Ich spüre keinerlei Engegefühl in Ich spüre ein sehr starkes
der Brust Engegefühl in der Brust
Wenn ich bergauf oder eine Wenn ich bergauf oder eine
Treppe hinaufgehe, komme
ich nicht außer Atem
Treppe hinaufgehe, komme
ich sehr außer Atem
Ich bin bei meinen häuslichen
Ich bin bei meinen häuslichen
Aktivitäten nicht eingeschränkt Aktivitäten
sehr stark eingeschränkt
Ich habe keine Bedenken, Ich habe wegen meiner Lungen-
trotz meiner Lungenerkrankung
das Haus zu verlassen
erkrankung große Bedenken, das
Haus zu verlassen
Wegen meinerLungen-
Ich schlafe tief und fest erankung schlafe ich
nicht tief und fest
Ich bin voller Energie Ich habe überhaupt
keine Energie
Summe
Jones PW et al. Eur Respir J 2009; 34:648-654
22. Global Strategy for Diagnosis, Management and Prevention of
COPD
Modified MRC (mMRC)Questionnaire
23. Leitlinie COPD: Dauertherapie
I: Leicht II: Mittelgradig III: Schwer IV: Sehr schwer
FEV1/FVC < 70% FEV1/FVC < 70% FEV1/FVC < 70% FEV1/FVC < 70%
FEV1 ≥ 80% v. Soll 50% ≤ FEV1 < 80% v. Soll 30% ≤ FEV1 < 50% v. Soll FEV1 < 30% v. Soll
Mit oder ohne Symptome Mit oder ohne Symptome Mit oder ohne Symptome oder chronische
respiratorische Insuffizienz
oder Rechtsherzbelastung
vermeiden von Risikofaktoren; Grippeschutzimpfung
zusätzlich kurzwirksame Bronchodilatatoren bei Bedarf
zusätzlich regelmäßige Gabe von einem oder mehreren langwirksamen
Bronchodilatoren, Rehabilitation
zusätzlich inhalative Kortikosteroide bei wieder-
kehrenden Exazerbationen
zusätzlich Langzeit-
sauerstofftherapie bei
chronischer respira-
torischer Insuffizienz
erwägen Chirurgische
Behandlung
Vogelmeier C et al. Pneumologie 2007; 61:e1-e40
24. Neue COPD-Klassifikation GOLD 2011
Schwere der Exazerbationen
Obstruktion im letzten Jahr
Hohes Risiko, Hohes Risiko,
GOLD Stadium weniger Symptome
mehr Symptome ≥2
4
Patient Patient
3 C D
Risiko
Risiko
Geringes Risiko, Geringes Risiko,
1
2 weniger Symptome mehr Symptome
Patient Patient 0
1
A B
mMRC < 2 mMRC ≥ 2
CAT < 10 CAT ≥ 10
Symptome
mod. Summary GOLD 2011 Revision
26. Leitlinien für Asthma und COPD:
Die Unterschiede auf den Punkt gebracht
inhalative
LABA Steroide
IV
III
inhalative langwirksame
Steroide
II Bronchodilatatoren
raschwirksame I schnellwirksame
Bronchodilatatoren Bronchodilatatoren
Asthma Therapiestufe COPD
Mod. Darstellung nach Leitlinien GINA (Asthma) bzw. GOLD (COPD)
28. Erhöhte Pneumonierate
durch inhalative Steroide
TORCH 2007 VIVACE 2007 INSPIRE 2008
(GOLD III und IV) (GOLD III und IV)
19,6% 8%
20 18,3% 40 8
Anteil Patienten (%) mit Pneumonie
Pneumonie-Wahrscheinlichkeit (%)
15 Anzahl Patienten mit Pneumonie 30 6
n=23
4%
10 20 4
5 10 n=7 2
FP S/FP SAL+P SAL+FP TIO SAL+FP
Calverley P et al. Kardos P et al. Wedzicha J et al.
NEJM 2007; 356:775-789. AJRCCM 2007; 175:144-149. AJRCCM 2008; 177:19-26.
29. Inhalative Steroide bei COPD
Bei wem?
Patienten mit schwerer oder sehr
schwerer COPD (Stadium III und IV)
und rezidivierenden Exazerbationen
Wann?
Nach Ausschöpfen der
bronchialerweiternden Medikation
Fachinformation: Warum nicht immer?
Vermehrte pulmonale Infekte und
Pneumonien in mehreren Studien
31. Betablocker bei Asthma und COPD
Betablocker sind bei Retrospektive Analyse aus dem Infarkt-Register der
USA mit 201 752 Infarktpatienten
Asthma bronchiale
kontraindiziert. 30
27,8%
Todesfälle bei Patienten mit COPD (Prozent)
Bei Patienten können COPD 25
kardioselektive Betablocker
günstige Effekte haben. 20
16,8%
Die Differenzierung 15 Relatives
Risiko:
zwischen Asthma und 0,60
10 (95%CI :
COPD ist für Patienten mit 0,57-0,63)
koronarer Herzkrankheit
relevant. 5
0
ohne Betablocker mit Betablocker
van der Woude H et al. CHEST 2005; 127:818-824 Gottlieb S S et al.; N Engl J Med 1998; 339:489-497
32. Welche Betablocker sind kardioselektiv?
A Bisoprolol D Metoprolol
B Atenolol E Propranolol
C Carvedilol F Nebivolol
33. Welche Betablocker sind Kardioselektiv?
A Bisoprolol D Metoprolol
B Atenolol E Propranolol
C Carvedilol F Nebivolol
34. Zusammenfassung
Die Differenzierung zwischen Asthma und COPD gelingt
durch Screening von Risiko-Patienten und gezielte Anamnese
(QuickCheck)
Die Leitlinien von Asthma und COPD unterscheiden sich in
grundlegenden Therapieprinzipien (Entzündungskontrolle versus
Bronchialerweiterung)
Langwirksame Bronchodilatatoren in der Dauertherapie der COPD
dienen der Prophylaxe von Exazerbationen (beste Datenlage:
Tiotropium)
Die Unterscheidung zwischen Asthma und COPD ist
praxisrelevant (inhalative Steroide, Betablocker).