Die Stephanskrone von Ungarn setzt die Serie Kronen der Habsburger würdig fort
Geschichte des Zeughofes in Weimar
1. Zur Geschichte des „Zeughofes“ in Weimar
An der Ostseite des Weimarer Theaterplatzes neben dem Wittumspalais Anna-Amalias befindet sich
ein aus drei Gebäuden bestehender Baukomplex, der im Laufe der Geschichte zusammengebaut
wurde: Der heute als
Bauhausmuseum genutzte klassizistische Bau aus dem Jahre 1823 vom Baumeister Clemens
Wenzeslaus Coudray (1775-1845) ursprünglich als Wagenremise erbaut.
Zur Richtung Rittergasse, ein heute erdgeschoßhohes
Palaisfragment, dass äußerlich noch Spuren aus einer barocken Bauphase (1753) zeigt.
Vermutlich vom Baumeister Gottfried Heinrich Krohne(1703-1756), dem in Weimar neben
Schloß Belvedere und der Turmhaube des Stadtschlosses mehrere ebenso schlichte barocke
Bauten zugeschrieben werden, für den damals noch unmündigen Herzog Ernst Constantin als
Wohnpalais errichtet, bald aber als Zeughaus benutzt sowie einem
Zwischenbau, einem Halleneinbau aus dem Jahre 1955 in das ehemalige Remisengebäude und
unter Verwendung von Bausubstanz des Zeughauses.
1453 Der benannte Gebäudekomplex befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Franziskaner-
klosters, das um 1453 im Auftrage Herzog Wilhelms III. erbaut wurde. Der päpstliche Gesand-
te Johannes Capestrano hatte ihn 1452 zu dieser Stiftung bewogen. Der Herzog hat in seinem
Alter im Kloster gewohnt, kleidete sich als Mönch und wurde nach seinem Tode hier begra-
ben.
Im heutigen Gebäude der Musikhochschule läßt sich noch ein bauliches Überbleibsel des
Klosters, die Klosterkirche erkennen.
Weitere Klosterspuren befinden sich an der Nordseite des ehemaligen Kirchenbaues, die
Konsolsteine vom ehemaligen Kreuzgang.
1477 Ein Mönch namens Johannes Herwich aus Ilten hatte lange vor Luther kirchenreformatorische
Gedanken geäußert, erhielt daraufhin einen Prozeß, wurde in das Kloster nach Weimar ver-
wiesen und dort lebenslänglich in „väterlichen Gewahrsam“ genommen. Diese Gefängniszeit
soll er im Verlies des Weimarer Franziskanerklosters verbüßt haben. Verschiedene Weissa-
gungen sind von ihm verbürgt, so die Ankündigung: „Es wird im Zeichen des Löwen ein Eremit
aufstehen, der mächtig am Stuhl zu Rom rütteln wird.“ Dies ist später auf Luther bezogen
worden.
Einen Monat vor seinem Tode 1502 ist Hilten in das Eisenacher Kloster verbracht worden.
Rektor Wolf hat 1569 in seinem Schreiben „Von der alten bebstischen religion und messen, so
im babsthumb zu Weymar gebreuchlich gewesen“ auch über eine Weissagung zum Franzis-
kanerkloster geschrieben, dass der Mönch Johannes Hilten „einmal gesaget, es werde das
closter zu Weymar noch zu einem vihestall gemacht werden, welches eigentlich auch also ge-
scheen, denn der creutzgang ist nhun etliche jhar zum schafstall gebraucht worden.“
Ein Epitaph in der Eisenacher Georgenkirche erinnert noch an Hilten.
1505 Das Weimarer Kloster hat Martin Luther, der 1505 in das Erfurter Kloster eingetreten war,
möglicherweise schon zu diesem Zeitpunkt besucht. Er hat mehrfach während der Reformati-
on hier gepredigt und sicher dabei im Schlafhaus der Mönche übernachtet. Seinen erkrankten
Freund Melanchton hat er vermutlich hier gepflegt und nach eigener Darstellung wieder ge-
sund gebetet.
Klostergrundriss 1548
2. 1508 Danach folgten weitere Aufenthalte in Weimar u.a. 1518 bei seiner Durchreise nach Augsburg
wohin er zum Verhör über seine Thesen zitiert wurde.
1533 Nach der Reformation wurde der Franziskanerorden von landesfürstlicher Seite in Weimar
nicht mehr geduldet und so zogen die Mönche am 21.November 1533 aus der Stadt.
1534 werden die Gebeine der im Kloster begrabenen Mitglieder der fürstlichen Stifterfamilie aus der
Gruft unter der Kirche in die Stadtkirche St. Peter und Paul überführt. Das Kloster wird
profanisiert.
1548 Von der Klosteranlage existiert als früheste bildliche Darstellung ein Grundriß aus diesem
Jahre, als der Architekt des Stadtschlosses der Renaissancezeit Nicolaus Gromann (um
1500-Letzterwähnung 1574) seinen Fürsten darum bat, auf dem Klostergelände ein Wohn-
haus errichten zu dürfen. Er dokumentiert dabei frühere Klosternutzungen, den bauliche Zu-
stand und Funktionen aus der Mitte des 16.Jahrhunderts.
Aus der Beschreibung Gromanns geht unter anderem hervor, dass an der Stelle des oben be-
nannten Palaisfragments das Schlafhaus der Mönche stand und nach der Reformation eben-
so profan wie die ehemalige Klosterkirche als „schuttung“ – Kornspeicher nachgenutzt wurde.
1569 In dem ersten bekannten Stadtplan Weimars vom Rektor Johannes Wolf (um 1524-1602),
nach 1574 aktualisiert und von Veit Thiem aus Cranachs Werkstatt zunächst als Holzschnitt
geschnitten, später als Kupferstich gedruckt, ist das Kloster mit „Franciscaner“ bezeichnet.
Man erkennt das Kirchendach, den Garten zwischen den Mauern, zwei parallel zu den Mau-
ern stehende Häuser mit Satteldächern und Dachgauben, das ehemalige Schlafhaus, das
Haus des Weinmeisters und einen turmartigern Bau östlich hinter dem Weinmeister.
Der Klosterhof wird im Osten von einem Haus mit Tordurchfahrt umschlossen, der ehemaligen
Klosterbibliothek. Zur Rittergasse ist das „Lutzelburgershaus“ (das ehemalige Gromannsche
Haus) vorgesetzt, Antoni von Lützelburg war 1575 bis zur Volljährigkeit von Herzog Friedrich
Wilhelm I. 1586 als Weimarer Statthalter durch dessen Vormund Kurfürst August von Sachsen
3. eingesetzt. In der Kaufurkunde des Hauses wurde erwähnt, dass vom Käufer das „Gewölbe
auf dem ehemaligen Klostergelände“ mit erworben wurde. Der französische Edelmann war
seit 15.. im Dienste des Herzogs, heiratete eine Weimarerin zog in seinem Ruhestand nach
Tiefurt und wurde in der Weimarer Stadtkirche nahe der Kanzel beigesetzt.
1628 Herzog Johann Friedrich VI. stirbt am 17.Oktober nach strenger Haft und unter ständigen
Verhören im Verlies auf dem Gelände des ehemaligen Franziskanerklosters. Unter Folter gab
er einen Pakt mit dem Teufel zu. Er hatte politische Differenzen mit seinen Brüdern und war
seit 1622 inhaftiert. Das turmartig dargestellte Gebäude im Wolfschen Plan östl. hinter dem
ehemaligen Weinmeisterhaus könnte das Verlies enthalten haben.
1712 „In diesem Jahre wurde auch mit Erbauung der JacobsKirche, des Zucht- und Waisenhauses
der Anfang gemacht…“ (Weimarer Wöchentliche Anzeigen 24.12.1800)
1717 6.November -2.Dezember wird Johann Sebastian Bach in der sogenannten Landrichterstube
gefangengesetzt, da er einen Arbeitsvertrag mit Fürst Leopold von Köthen ohne Genehmi-
gung von Weimars Herzog Wilhelm Ernst abgeschlossen hatte. Das Landgericht ist zu diesem
Zeitpunkt im ehemaligen Lützelburger Palais.
1748 unterbreitet Landbaumeister Gottfried Heinrich Krone in einem Schreiben an die fürstliche
Kammer (Ernst August I. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach * 19. April 1688 in Weimar;
† 19. Januar 1748 in Eisenach war vermutlich z.Z. bereits gestorben) einen Vorschlag zur
"Conservierung" der "fürstl. Gewehrkammer".
1753 Für den unmündigen Ernst August II. Constantin Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach
(* 2. Juni 1737 in Weimar; † 28. Mai 1758, ) lässt der Vormund Herzog Franz Josias von
Sachsen-Coburg-Saalfeld das Palais auf dem Standort des Schlafhauses der Mönche herrich-
ten.
Der Verfasser ist nach Besichtigung der vom Putz befreiten Mauerflächen im Inneren der heu-
tigen Ruine und Grabungsfotos zu den Fundamentmauern zur Auffassung gekommen, dass
das Palais mindestens unter Weiterverwendung der Fundamente und Teile der Erdgeschoß-
mauer des Klosterschlafhauses barockisiert wurde..
1755 Mit 18 Jahren wurde Ernst August II. Constantin (1737-1758) für volljährig erklärt, regierte aber
durch Kanzler Bünau. Ob Ernst August II. Constantin das für ihn errichtete Palais bewohnt hat
ist ungeklärt. Der Hof drängte auf schnelle Verheiratung, da die Gesundheit des Herzogs seit
langem schlecht war und im Falle seines Todes das Weimarer Herzogtum ausgestorben wäre.
1756 heiratete er Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel(1739–1807) aus der Welfen-
dynastie. Ein Jahr später wurde der spätere Herzog Carl August geboren. Im Jahr danach ver-
starb Ernst August II. Constantin noch vor seinem 21. Geburtstag. Der zweite Sohn kam erst
nach dem Tod seines Vaters zur Welt.
1769 Auf dem Gelände des ehemaligen Franziskanerklosters errichtete 1767-1769
Jakob Friedrich von Fritsch, Geheimrat und Minister am Weimarer Hof, sein Palais. Der baro-
cke Bau nutzte Teile der Stadtmauer und bildete den Kopfbau an der sogenannten „Esplana-
de“, der heutigen Schillerstraße. Nach dem Schlossbrand 1774 zog Herzogin Anna Amalia in
das Palais und erwarb es 1775 für eine Kaufsumme von 20100 Reichstalern von Fritsch. Anna
Amalia bewohnte das Wittumspalais bis zu ihrem Tode 1807.
4. Ende 18. Jahrhundert In einer Ansichtszeichnung aus dem Ende des 18.Jahrhundert, signiert
mit C.C.Koenig, wird die barocke „Fassade des Hochfürstl. Sachsen-Weimarischen Neuen
Zeughauses auf dem sogenannten Kloster-Hofe“ dokumentiert.
In einer Schnittdarstellung ist im Erdgeschoß eine Kanone zu sehen (früher bezeichnete man
diese Waffen auch als Schieß-„zeug“ oder auch „Lärmzeug“– daher der Name „Zeughaus“). In
der oberen Etage sind Handfeuerwaffen und Rüstungen wie für eine Schausammlung aufge-
stellt.
1775 erwirbt Großherzogin Anna Amalia von Kanzler Fritzsch dessen 1767-69 erbautes Palais das
südlicher Bestandteil des ehemaligen Klosterkomplexes war. Um einen angenehmen Garten
am Hause zu besitzen, hatte Fritsch den "Zwinger oder des Raths und gemeiner Stadt zu
Weimar Clostergarten am Erfurter Tor" dazu erworben.
1784 „Das hiesige Waysenhaus wurde in diese Jahr in eine beßere Verfassung gebracht. Die darinne
befindliche Kinder wurden zu Pflege Eltern ausgethan, und diesen bestimmte Alimentations
Gelder aus der Wayßen Haus-Casse bezahlet. Der Kinder waren damals nur 37 an der Zahl.
Das Waysenhaus wurde getheilt; die vordere Helfte wurde an die Landschaftskasse zum Irren
Hauß, gegen eine festgesetzte jährliche Geld Abgabe an das Waysen Institut und die hintere
Helfte an den Hrn. Klauer käuflich überlassen….“
5. 1785 In dem perspektivisch dargestellten Stadtplan von Johann Friedrich Lossius sind im ehemaligen
Klosterhof die Kanonen aufgestellt. Das Zeughaus bildet mit einem in der Westfassade nahe-
zu identischen nördlichen Nachbarbau (dem von Lossius mit XV. bezeichneten und 1713 ge-
gründeten Waisenhaus) die östliche Einfassung des barocken Gartens am Wittumspalais pa-
rallel zur Stadtmauer. Ein runder Stadtturm sitzt mittig in dem von Anna Amalia nach Westen
erweiterten Park. Östlich an den Zeughof grenzt der mit XVI. angegebene Zuchthauskomplex.
1791 öffnete das Weimarer Theaterhaus am 7. Mai 1791 seine Pforten unter Goethes Leitung. In den
Jahren zuvor wurde im Reithaus, in Belvedere, Tiefurt, Ettersburg und im Schloss gespielt. Es
gibt eine Schilderung, worin das Zeughaus auch als ehemaliges Komödienhaus beschrieben
wird.
1793 fiel die Stadtmauer, und während der letzten vierzehn Jahre ihres Lebens besaß die Herzogin-
Mutter auch in Weimar einen recht umfangreichen anmutigen Garten. Leider war das zuletzt
hinzugezogene Stück nur von der Stadt gepachtet, und so fiel es nach Anna Amalias Tode
1807 dem städtischen Bebauungsplan zum Opfer, so dass der Grüngürtel entlang der ehema-
ligen Stadtmauer nicht weiter fortgeführt werden konnte.
1801 Die Nutzung des Palaisgebäudes als Zeughaus endet mit der Anweisung durch Großherzog
Carl August, daß Zeughaus zu räumen und die Waffen nach Schloß Ettersburg zu bringen.
1802 wurde der Beschluß gefaßt , die Werkstätten der Hofwagnerei, Hofsattlerei und Schmiede in
das ehemalige Zeughaus zu verlagern. Eine Anweisung Carl Augusts enthielt auch die Aus-
sage, daß Hofwagner, -sattler und -schmied in diesem Haus wohnen können.
1818 Abbau des ehemaligen Turms der Stadtbefestigungsanlage, den Anna Amalia in ihren Garten
integriert und zu einem „Chinesischen Tempel“ umbauen lassen hatte. Von Goethes Zeichen-
lehrer Adam Friedrich Oeser stammte die Ausmalung des Turminneren mit pseudochinesi-
schen Gestalten. In Belvedere hinter der Orangerie wurde dieser Turm wieder errichtet.
6. Blaufußplan 1822
Auf dem „Urkataster“ der Stadt Weimar, vom Wegebau-inspektor Blaufuß 1822 vermessen, ist
der „Chinesische Turm“ bereits nicht mehr vorhanden.
1823 wurde Clemens Wenzeslaus Coudray mit dem Bau eines Remisenbaues im ehemaligen
Rokokogarten Anna Amalias beauftragt. Er mußte seinem Bauherrn mehrere Entwürfe dazu vorlegen,
da der Hauptzweck dieser Bauaufgabe nicht in seiner Unterstellfunktion gesehen wurde, sondern in
der Gestaltung der dem Theater gegenüberliegenden östlichen Platzseite.
1825 brannte das Theater Goethes und Schillers ab. Noch im gleichen Jahr wurde das Theater aber
wieder errichtet.
1878 Als der Marstall am Stadtschloß gebaut war, kamen die Werkstätten aus dem Zeughaus in
den Marstall. Wohnungen blieben in diesem Palais aber erhalten.
1887 stiftete Großherzog Carl Alexander durch Vermittlung des damaligen Direktors der Kunstschule
Graf Goertz das Haus der Hofsattlerei und die Wagenremise dem Weimarer Künstlerverein.
Der „KV“ war 1860 gegründet worden und tagte zunächst im Russischen Hof, ebenso wie Ver-
einsvorgänger und –vorbild Liszts „Neuweimarischer Verein“.
7. Im Gebäude einer ehemaligen Ziegelei am heutigen Goetheplatz wurde 1880 von diesem
Künstlerverein die "Permanente Kunstausstellung" gegründet.
Der KV siedelte 1882 in die „Erholung“ (neben dem Herderwohnhaus) über, spaltete sich dann
in einen von Malern und Architekten dominierten Verein mit Sitz im „Chemnitius“ und einem
von Schauspielern und Sängern beherrschten Verein, der im „Jungbrunnen“, später in der
„Eselsburg“ (Lisztstr.29) logierte.
Das Haus erhielt in den darauffolgenden Jahren einige Anbauten, so eine Küche, ein Billard-
zimmer und eine Kegelbahn. In den Räumen des Erdgeschosses wurde von den Künstlern ein
Gastraum mit Kamin und ein Saal eingerichtet. Ausmalungen und Plastiken wurden von den
Künstlern selbst gestaltet.
In diesem Haus spielte sich ein reges geselliges Leben ab, die Künstlerfeste waren beliebt. In
den Räumen der oberen Etagen befand sich ein Künstlerheim.
In dem Gästebuch des Künstlervereins finden sich u.a. Eintragungen von:
Christian Rohlfs (1849-1938), einer der wichtigsten deutschen Maler des Expressionismus und
Impressionismus, ab 1884-1901 freischaffender Künstler in Weimar1
Lil Dagover (eigentlich Martha Seubert,1887-1980 ), Schauspielerin (1919Filmdebüt in "Harakiri" von
Fritz Lang. Noch bekannter wird sie durch ihre Hauptrolle in Wienes "Cabinet des Doktor
Caligari".)
Richard Strauss (1884-1949), Komponist, Dirigent, ab 1889 in Weimar Großherzogl. Kapellmeister,
setzte sich vor allem für die Aufführung der Werke Wagners ein und führte Tannhäuser,
Lohengrin und Tristan und Isolde auf, dirigierte die Uraufführung von Humperdincks Hänsel
und Gretel (23. Dezember 1893),
Siegfried Wagner am 4.6.1890 von Richard Strauss im KV eingeführt
Leopold Graf von Kalckreuth (1855-1928), Maler, Direktor der Kunstschule, Abschiedsfeier am
28.6.1890 (geht an die Kunstschule nach Karlsruhe)
Josef Rolletschek (1859-1934), Maler, wohnte ab 1890 in dem Künstlerheim
Ernst von Wildenbruch (1845-1909), Schriftsteller und Diplomat
Sarah Bernhardt, (Marie Henriette Rosine Bernardt 1844-1923), eine der berühmtesten
Schauspielerinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
Tagungen der Goethe und Shakespeare-Gesellschaft
Ernst Haeckel (1834-1919), Zoologe, Philosoph und Freidenker, Darwinist, Abstammungslehre
Rudolf Steiner (1861-1925), Esoteriker und Philosoph, 1884 bis 1897, anfangs noch neben seinem
Studium, Herausgabe naturwiss. Schriften Goethes, ab 1890 Mitarbeiter Goethe- und Schiller-
Archivs in Weimar (Mitarbeit an sog. Sophienausgabe),
Ernst Freiherr von Wolzogen (1855-1934) Schriftsteller, Verlagslektor
Engelbert Humperdinck (1854 in Siegburg-1921), Komponist der Spätromantik,
8. anl. der Tonkünstlerversammlung 31.5.-5.6.1893
Ernst Barlach(1870-1938) Bildhauer
Edgar Allan Poe (1809-1849) Juli 1894 Eintrag eines Spaßvogels
Franz Hoffmann-Fallersleben (1855-1927) 15.7.1895
Pablo de Sarasate (1844-1908), spanischer Geiger und Komponist 1897
Felix Weingartner (1863-1942) österreichischer Dirigent, Komponist, Pianist, Schriftsteller 1898
Lovis Corinth (1858-1925) einer der wichtigsten und einflußreichsten dt. Impressionisten
Paul Wilhelm Tübbecke (1848-1924), Maler ab 1874 in Weimar, Schüler v. Theodor Hagen;
Max Liebermann (1847-1935) Maler und Grafiker des deutschen Impressionismus. Ab 1868
Besuch der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar.
Max Klinger (1857-1920) Bildhauer, Maler und Grafiker Symbolist
Fritz Mackensen (1866-1953) Maler, Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede, Professur an der
Kunsthochschule Weimar, deren Direktor ab 1910
Carl Schüddekopf (1861-1917) ab 1896 in Weimar (zur Gründung des durch Harry Graf Kessler
angeregten Allgemeinen Deutschen Künstlerbundes 1903 in Weimar)
Gustav Nagel (1874-1952) berühmter deutscher Sonderling und Wanderprediger des späten 19. und
frühen 20. Jahrhunderts aus Arendsee am 30.1.1901
Camille Saint-Saens (1835- 1921) französischer Pianist, Organist, Musikwissenschaftler,
Musik-pädagoge und Komponist) von Gustav Lassen eingeführt
Politiker und Presseleute der Nationalversammlung 1919
Richard Engelmann (1868- 1966) Bildhauer ab 1913 in Weimar an der Hochschule für bildende Kunst
Walter Gropius (18831969), Bauhausdirektor
Theodor Hagen, Maler 1871 Berufung an GH Kunstschule , starb 1919 in Weimar , Impressionist,
dessen Schüler Carl Lambrecht
Albert Brendel, Maler 1875 als Lehrer an die Großherzogliche Kunstschule berufen 1895 in Weimar
gestorben , Weimarer Malerschule
Adolf Donndorf (1835-1916) Weimarer Bildhauer(1876 Übersiedlung nach Stuttgart) stiftet 1895 den
Brunnen
Mitglieder der Staatskapelle
Otto Dorfner, Buchbindemeister ab 1910 durch Van de Velde an die Kunstgewerbeschule berufen
Arno Zauche (1875-1941), Bildhauer
Franz Huth (1876-1970), Maler
Ernst Neufert (1900-1986), Architekt, studierte an der Baugewerkeschule in Weimar, arbeitet im Büro
von Gropius, 1926-30 Prof. an der Hochschule für Handwerk und Baukunst in Weimar
Alexander Olbricht (1876-1942), Maler der Weimarer Malerschule
Thilo Schoder (1888-1979), Architekt
Rudolf Zapfe (1860-1934), Architekt
Edward Munch (1863-1944), expressionistischer Maler porträtierte u.a. Graf Kessler, Friedrich Nietz-
sche und die Nietzsche Schwester Förster-Nietzsche.
1919 „Das Wilde Jahr“ In der Chronik des Künstlervereins von Albrecht von Heinemann findet
man jedoch zu 1919 die Eintragung :“…und nun begann sehr bald auch für die Kunststadt
Weimar und nicht minder für ihren Künstlerverein das „wilde Jahr“. Es sind die Zeiten des
Bauhauses gewesen. Heute ist man bereit, über diese Tage zu lachen, als die seltsamen Ver-
künder einer „neuen richtung des künstlerischen kollektivismus“ in Weimar herumliefen und
den ruhigen Bürger schreckten durch den Anblick ihrer ungepflegten Leiblichkeit, durch nächt-
liches Baden in der Ilm und durch allerlei Rüpeleien, die besser verschwiegen werden. Da-
mals aber war das alles keineswegs lächerlich zu nehmen. Denn leider beschränkten sich die
„Bauhäusler“ nicht darauf, ihren großen Heiligen „Dada“ in ihren vier Pfählen anzubeten und
ihm die kärglichen „sacrificia intellectuss“ in Form von sinn- und zwecklos erdachten „Material-
studien“ aus Konservenbüchsen, Hufnägeln, Strohhalmen, Streichholzschachteln, Schnürsen-
keln und sonstigen Haus- und Küchenabfällen nur dort darzubringen,wo sie mit diesem Unfug
unter sich waren und also weiter keinen Schaden anrichten konnten, sondern drangen sogar
in die Räume des Künstlervereins ein und versuchten hier mit viel Geschrei und wenig An-
stand darzutun, nun seien sie die Herren, und mit ihnen sei das Himmelreich auf Erden ge-
kommen. Sie fanden zwar für diese Behauptung reichlich wenig Glauben, konnten aber erst
durch die herbeigerufene Polizei von ihrem Irrtum einigermaßen überzeugt werden. Einmal
soll es dabei zu einer soliden Schlägerei gekommen sein.“
9. 1927 bis 1935 lassen sich Schreiben der Künstlerschaft an Stadt und Regierung nachweisen, die
sich um die Möglichkeit des Ausbaus der benachbarten Remise zu einer Ausstellungshalle
bemühten. Ausbaupläne, die auch den Zustand des Zeughauses darstellten, sind mit Kosten-
ermittlungen 1927 angefertigt worden.
10. 1945 Eine der Angriffsachsen des anglo-amerikanischen Bombenangriffes am 9. Februar 1945 lag
auf der Strecke Herderkirche, Rittergasse, Zeughof und galt sicher der im Theater stationier-
ten Rüstungsfabrik, bewirkte in dem benannten Gebiet schwere Zerstörungen. Das Zeughaus
blieb nicht verschont. Es ist in seiner Gesamtkonstruktion erschüttert worden, aber nicht aus-
gebrannt. Fotos nach dem Bombenangriff belegen, daß sogar das Dach noch vorhanden war.
Im Zuge der Aufräumarbeiten in Weimar nach dem Kriege wurde dieses Gebäude bis auf die
Erdgeschoßmauern abgetragen und erhielt ein Notdach, daß durch eine provisorische Stütz-
konstruktion gehalten wird.
1955 Am 11. Mai 1955 wurde die neue Kunsthalle mit der Ausstellung "Das Bildwerk" , einer
Präsentation der Arbeiten von 40 Künstlern aus dem damaligen Bezirk Erfurt der DDR, eröff-
net. Bilder wurden ausgestellt u.a. von Alfred Ahner, Franz Huth, Otto Herbig, Walther Klemm,
Franz Markau , Alexander von Szpinger - Künstler, die das bildkünstlerische Geschehen in der
Nachkriegszeit in Thüringen wesentlich bestimmten.
Bauliche Reste der klassizistischen Remise wurden um einen Halleneinbau erweitert, der mit
seiner Ostwand bis in das ehemalige Zeughaus hineinragt. Der verbleibende Zeughausbau
wird als Möbellager des Deutschen Nationaltheaters genutzt.
In der Kunsthalle fanden seither bedeutende Wechselausstellungen statt. Erinnert sei nur an
die Ausstellung über Prof. Horst Michels Industrieformgestaltung 1968, eine Loriot-Ausstellung
1989, Meisterwerke internationaler Plastik des 20.Jahrhunderts aus dem W.-
Lehmbruckmuseum der Stadt Duisburg 1988.
1995 Gründung des Bauhausmuseums in der Kunsthalle.
Dietmar Gummel
Dipl.-Ing. Architekt, Weimar 4.10.2010
Diese Arbeit basiert auf einer Denkmalpflegerischen Zielstellung im Auftrage der Stadt Weimar ca.
1994
11. Literatur
Wahl, Hans "Das Wittumspalais der Herzogin Verlagsbuchhandlung J. J. Weber Leipzig 19..
Anna Amalia"
Müller, Ernst "Martin Luther und Weimar" Schriftenreihe "Tradition und Gegen- Weimar 1983
wart", Heft 6
Günther, Gitta "Weimar Chronik I" Schriftenreihe "Tradition und Gegen- Weimar 1987
wart", Heft 20,
"Weimar Chronik II" Schriftenreihe "Tradition und Gegen- Weimar 1987
wart", Heft 24,
"Weimar Chronik IV" Schriftenreihe "Tradition und Gegen- Weimar 1984
wart", Heft 10
"Weimar Chronik V" Schriftenreihe "Tradition und Gegen- Weimar 1985
wart", Heft 14
Schwarz, Alberto "Weimar" E. A. Seemann Kunstverlagsgesell- Leipzig 1993
schaft
Jericke, Alfred; "Der Klassizismus in der Bauge- Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1975
Dolgner, Dieter schichte Weimars"
Schneider, Wolf- "Historischer Überblick" Schriftenreihe "Tradition und Gegen- Weimar 1976
gang;Günther, Gitta; wart", Heft 28
Meßner,Paul
Seidel, Gerd und "Baustein und Bauwerk in Weimar" Schriftenreihe "Tradition und Gegen- Weimar 1988
Steiner, Walter wart", Heft 32,
Bode, Wilhelm "Damals in Weimar" H. Haessel Verlag Leipzig 1923
Lehfeld, P. "Bau- und-Kunstdenkmäler Thürin- Heft XVIII Großherzogtum Sachsen- Jena 1893
gens" Weimar-Eisenach, Amtsgerichtsbezirk
Weimar
Schöll, A. "Weimar's Merkwürdigkeiten Einst Weimar 1847
und Jetzt"
Ranft, Gertrud "Historische Grabstätten aus Wei-
mars klassischer Zeit"
Stadtarchiv Weimar
Bauarchiv Weimar
Thüringer Haupt- A2I03; A9366; A9382; A2131
staatsarchiv Weimar
Thüringer Haupt- B 26900 Autographensammlung; KL ASS: Zeit.
staatsarchiv Weimar
Thüringer Haupt- A5340 Wissenschaft / Kunst und Hofwesen
staatsarchiv Weimar
12. http://www.bautz.de/bbkl/h/hilten_j.shtml
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-
88309-032-8, Sp. 870–871.
Autor: Friedrich Wilhelm Bautz
HILTEN, Johann, Franziskanermönch, * ca. 1425 in Ilten bei Hannover, † ca. 1500 in Eise-
nach. - H. studierte seit 1445 in Erfurt und trat anschließend in das Franziskanerkloster in
Magdeburg ein. 1463 wurde er in das Kloster von Riga geschickt. Ab 1472 war er Prediger
und Lektor des Klosters in Dorpat, bis er 1477 nach Deutschland strafversetzt wurde. Wegen
apokalyptischer Schwärmereien und heftiger Anklagen gegen Mißstände in der Kirche und im
Orden wurde H. im Weimarer Kloster "väterlich bewacht". Im Krankenzimmer des Eisena-
cher Klosters starb er, versehen mit den katholischen Sakramenten, ohne jedoch seine apoka-
lyptischen Weissagungen zu widerrufen. Neben einem Dan Kommentar (1485; von Melanch-
thon benutzt) kommentierte H. Texte der Apokalypse. Er ist vielfach, aber wohl zu Unrecht,
als Vorläufer der Reformation bezeichnet worden. Für das Jahr 1516 prophezeite er einen
"anderen Mann", einen Gegner des Mönchtums, die päpstliche Macht beginne zu sinken, im
Jahre 1600 würden die Türken über Deutschland herrschen, daraufhin werde die Christenheit
erneuert und der Islam vernichtet werden, bis schließlich 1651 das Ende der Welt da sei.
Datenbank des Projekts „Controversia et confessio“. Universität Mainz
http://www.litdb.evtheol.uni-mainz.de/Biographien/Hilten,%20Johann.htm
Johann Hilten (Johannes Herwich aus Ilten), franziskanischer Apokalyptiker. 1425 in Ilten bei
Hannover geboren, nahm H. 1445 sein Studium in Erfurt auf und erreichte 1447 den Grad
eines Baccalaureus artium. Nach Abschluss seiner Studien trat H. in den Franziskanerorden
ein. 1463 ging H. nach Riga in Livland und hatte bereits 1464 viele Anhänger in der Ober-
schicht Revals. 1471 bekam H. Probleme aufgrund von „mit Blut geschriebener Liebesbrie-
fen“ an Frau Margrete Zirenberg. 1472 wurde er Lektor und Prediger in Dorpat. 1477 wurde
H. aufgrund mehrerer Anklagepunkte in Weimar und Eisenach inhaftiert. Die Sicherheitsver-
wahrung H.s mag auch mit seiner Neigung zu apokalyptischen Vorhersagen und seiner Kritik
am Papsttum zusammenhängen. 1485 verfasste H. einen Daniel-Kommentar und sagte das
Ende der Welt für das Jahr 1651 voraus. Aufgrund seiner Prophezeiung eines Mannes, der
1516 gegen das Papsttum auftreten werde, nahm Melanchthon ihn als Propheten der Reforma-
tion in die Apologie der Augsburger Konfession auf (Art. 27, BSLK, 378). Der Tod H.s im
Jahr 1500 stellt den Beginn einer reichhaltigen Sagenbildung um seine Person dar.
RE3 8, 78–80
Hilten: Johann H. (richtiger Ilten), ein thüringischer Franciscanermönch im 15. Jahrhundert,
vielfach, aber nur in einem sehr beschränkten Sinne mit Recht als ein Vorläufer der Reform-
ton bezeichnet. Die zuverlässigsten Mittheilungen über seine Schicksale und angeblicheWei-
sagungen finden sich bei einigen jüngeren Zeitgenossen, in Melanchthons Apologie der augs-
burgischen Confession (Cap. 13 De votis monasticis; vgl. Melanchthon’s Brief an Joh. Ma-
thesius vom 18. Mai 1552, Corpus Ref. VII. 1007), in einem Briefe eines [432] ungenannten
(der Hinneigung zu Luther verdächtigten) Franciscaners von Langensalza und in einem Briefe
von Friedrich Myconius an Luther vom J. 1529 (beide zuerst veröffentlicht von Heumann,
s. u.). Melchior Adam (s. u.) theilt aus Hilten’s im J. 1485 geschriebenen Erklärungen zur
13. Apokalypse und zum Buche Daniel einige Stellen wörtlich mit. In dieser Schrift berichtet H.
selbst, er sei in seiner Jugend ein Alumnus der Erfurter Universität und ein eifriger Philosoph
gewesen, jetzt lebe er als Greis seit 1477 „in einsamer Verbannung“. Nach Myconius hat er in
Livland gepredigt. Der Mönch von Langensalza rühmt seinen wissenschaftlichen Eifer und
seinen musterhaften Lebenswandel. In der Apokalypse und im Buche Daniel, namentlich in
den Capiteln über die vier Weltreiche, fand H. geweissagt: die päpstliche Macht werde im J.
1514 (nach Myconius) oder 1516 (nach Melanchthon) zu sinken anfangen; eine Zeit lang
werde der Muhammedanismus zur Herrschaft gelangen, dann eine vollkommene Reformation
der Christenheit stattfinden und der Islam vernichtet werden; darauf werde der letzte römische
Kaiser Christus seine Krone und alle kaiserliche Gewalt zurückgeben; auch Rom und seine
Macht werde gebrochen werden, dann der Antichrist erscheinen und 1651 das Ende der Welt
eintreten. An einigen Stellen klagte er in scharfen Worten unter Berufung auf die hl. Birgitta
über den Mißbrauch der Gewalt, die dem Papste als Stellvertreter Christi zustehe; an anderen
scheint er in starken Ausdrücken über die Mißbräuche in den Mönchsorden gesprochen zu
haben. Aehnlich wie in seinen Schriften äußerte er sich auch mündlich, wahrscheinlich auch
in Predigten. Er scheint sich aber gar nicht als Prophet gerirt zu haben, und Heumann ver-
gleicht ihn richtig mit dem Abt Joachim von Floris. Auch mit den Weissagungen des Johann
Lichtenberger soll er sich beschäftigt haben. Als einen „Bekenner der evangelischen und
Bestreiter der päpstlichen Lehre“ haben ihn erst Spätere dargestellt (Mey, s. u.); Myconius ist
von dem, was H. über die Lehre von der Rechtfertigung geschrieben, gar nicht befriedigt. Der
Mönch von Langensalza sagt: er habe nichts davon gehört, daß H. von irgend Jemand in Un-
tersuchung gezogen oder verurtheilt worden sei; man habe ihn nur, erst in Weimar, dann in
Eisenach, „väterlich bewacht“, damit er nicht von dem einfältigen Volke als Prophet angese-
hen würde. Es ist ja erklärlich, daß die Ordensoberen den unbequemen Mönch, der sich, wie
er selbst sagt, um der Liebe Gottes und des Nächsten willen für verpflichtet hielt, die Wahr-
heiten, die er aus der Bibel geschöpft, zu verkündigen, in Haft gehalten haben. Diese Haft
dauerte, bis er in hohem Alter starb; wie lange er aber das J. 1485 überlebt und wie strenge
seine Haft gewesen, ist nicht zu ermitteln. Die Angabe, daß er erst um 1502 gestorben, stützt
sich wol auf eine Aeußerung Luther“’s (Tischreden, Cap. 27, 135): „Diese Prophezeiung ist
geschehen, da ich noch ein Knabe war und zu Eisenach in die Schule ging“ 1498–1501). Dir
Angaben, er sei „erwürgt“ worden oder „vor Hunger und Unflath“ im Kerker umgekommen,
sind unhistorisch. Auch was Adam nach Melanchthon berichtet, beruht wol nur auf Hörensa-
gen: habe, da der Guardian seine Bitte um Freilassung oder Milderung seiner Haft mit harten
Vorwürfen abgeschlagen, gesagt: „Ich habe nichts gegen den Mönchstand geschrieben oder
gelehrt, sondern nur notorische Mißbräuche getadelt; aber im J. 1516 wird ein Anderer kom-
men, der euch zu Grunde richten wird, und diesem werdet ihr nicht widerstehen oder ihn in
Kerker und Banden halten köunen“. Der Mönch von Langensalza berichtet als Augenzeuge,
H. sei, von Weimar nach Eisenach gebracht, in dem Krankenzimmer des dortigen Klosters im
Beisein dces Guardians Heinrich Kune und der Seniores loci (wahrscheinlich der älteren
Mönche) mit den katholischen Sacramenten versehen worden und in Frieden gestorben; er
habe vor dem Tode die Brüder wegen des Anstoßes, den er ihnen gegeben, um Verzeihung
gebeten, [433] „seine Weissagung aber nicht bereuen können“. Von den älteren Reformati-
onshistorikern werden Hilten’s Weissagungen vielfach citirt (vgl. Juncker a. a. O. S. 28).
Durch die Grabschrift, die ihm der Rector Valentin Weinrich † 1622) zu Eisenach gesetzt hat,
und durch Localhistoriker (Juncker, Mey) hat die tragische Geschichte des Mönchs eine sa-
genhafte Gestalt erhalten. Die Weissagung: „Unter einem Löwen (Leo X.) wird ein Eremit
(der Augustiner Luther) auftreten, der den römischen Stuhl reformiren wird“, und ähnliche
haben diese Fassung ohne Zweifel erst nach Hilten’s Tode erhalten.
Andreas Angelus, Gewisser Bericht von Joh. Hilten und seinen Weissagungen, Frankf.
1597. Georgii Henr. Goezii Observationes hist.-theol. de Jo. Hiltenio,
14. Lübeck 1706 (2. Aufl. 1717). Melchioris Adami Vitae Theologorum p. 2. Tres
veteres epistolae de Jo. Hiltenio nunc primum editae a C. A.
H(eumann) in den Parega, Tom. 1, Lib. 3. (Gotting. 1737. – Chr. Juncker, Eines
Anonymi Staat des Fürstenthums Eisenach etc. 1710, S. 28 ff. J. H. Mey, Vaterlands-
kunde… Bemerkungen über die Stadt Eisenach, 1821, S. 83 ff.
Klostergebäude Am Palais
„Am Palais“ ist der Name der Gasse, an der das Klostergebäude Am Palais der Hochschule
für Musik FRANZ LISZT Weimar liegt. Die Gasse führt zum Wittumspalais, dem Witwensitz
der Herzogin Anna Amalia (1739 – 1807). Anna Amalia trug grundlegend zur kulturellen
Berühmtheit Weimars bei, auch dadurch, dass sie mit den von ihr bzw. von ihrem Sohn Her-
zog Carl August nach Weimar gezogenen großen klassischen Dichtern in ihrer „Tafelrunde“
im Wittumspalais gesellig verkehrte. Zwei Mansardenzimmer im Seitentrakt dieses Stadtpa-
lais waren die erste Bleibe der 1872 als Großherzogliche Orchesterschule gegründeten heuti-
gen Weimarer Musikhochschule.
1874 zog die Orchesterschule in das benachbarte „Kornhaus“ um, das um 1500 die Kirche
eines Franziskanerklosters gewesen war. Hier hatte Martin Luther mehrmals gepredigt. Nach-
dem die Mönche infolge der Reformation um 1530 vertrieben worden waren, war die einstige
Klosterkirche als Magazin genutzt worden, insbesondere für Korn – „Kornhaus“.
Von 1874 bis 1925 dehnte sich die Großherzogliche bzw. ab 1919 Staatliche Musikschule im
Gebäude immer weiter aus und nutzte es schließlich allein. Hier wurde 1929 die Ausbildung
von Schulmusiklehrern begründet, hier wurde 1930 aus der Staatlichen Musikschule die
Staatliche Hochschule für Musik, hier war auch das zur Jahreswende 1932/33 begründete Kir-
chenmusikalische Institut angesiedelt. Bis 1951 war das Haus das Hauptgebäude der Hoch-
schule.
Nach wie vor – nun aber das ganze Haus nutzen könnend – arbeiten heute hier die Bereiche
Schulmusik und Kirchenmusik. Der Saal beherbergt die für die Ausbildung unverzichtbare
große Orgel. Seit der Grundsanierung in den Jahren 1991 bis 1998 ist das Gebäude wieder
einsturzsicher und mit modernen Unterrichtsräumen ausgestattet. Nach außen hin grüßt seit
seinem Neuaufbau 1997/98 das 1945 zerbombte spitzgiebelige Dach den Himmel über Wei-
mar in alter neuer Silhouette.
An einer Ecke der ehemaligen Franziskanerkirche (erbaut 1480),
mit Blick zur Tordurchfahrt des Wittumspalais, erinnert eine
Gedenktafel an die Übernachtung Martin Luthers (1518), der
schon 1517 und noch einmal 1521 in Weimar Station gemacht
hat. In dem nach der Säkularisierung des Klosters mehrfach
umgenutzten Gebäude fand 1874 die erste deutsche Orchesterschule
(gegr. 1872) ihre Heimstatt; heute gehört das Gebäude zur
Hochschule für Musik FRANZ LISZT.
15. "Das Palais hatte der weimarische Geheimrat Jakob Friedrich Freiherr von Fritsch im Jahre 1767 am
Rande der Esplanade erbaut. Eine Färberei, die sogenannte Schönfarbe, die dort am Ufer des Lot-
tenbachs, weichen müssen.
Um einen angenehmen Garteri am Hause zu besitzen, hatte Fritsch den "Zwinger oder des Raths und
gemeiner Stadt zu Weimar Clostergarten am Erfurter Tor" dazu erworben.
Fast alles zusammen stand auf ehemals geistlichem Grund und Boden, den die Franziskaner in den
Jahren 1453 bis 1533 besessen hatten.
Östlich grenzt daran die einstige Mönchskirche, damals Kornhaus und heute Musikschule, westlich
umschloß den Garten die Stadtmauer, in der Mitte ihrer Länge von einem wehrhaften alten Rundturm
geschmückt. Nach Süden zu gewährten die Fenster einen lustigen Ausblick auf die Esplanade. eine
breite grüne Promenadenallee, die, von der Stadtmauer begrenzt, im inneren Stadtrand bis zu dem
viertürmigen Frauentor führte.
Das alles überließ der Geheimrat von Fritsch seiner Herrin für 20100 Reichstaler.
Schon im Jahre 1776 vergrößerte Anna Amalia das Gartengelände, indem sie westlich über die
Stadtmauer hinausgriff und den großen Streifen bis zum Stadtgraben als englischen Garten anlegte.
Das neue Gebiet war noch größer als der alte Klostergarten.
Es dauerte aber noch lange, bis die beide Teile trennende Mauer fiel. Inzwischen hatte sich der runde
Stadtturm in den heiteren Pavillon verwandeln müssen, seine trutzige Form erhielt chinesische Um-
kleidung, und das Innere malte der alte Oeser jetzt mit chinesischen Landschaften und Figuren, so wie
man sich damals Land und Leute des Reiches der Mitte dachte, gefällig aus.
Im Jahre 1793 fiel die Stadtmauer, und während der letzten vierzehn Jahre ihres Lebens besaß die
Herzogin-Mutter auch in Weimar einen recht umfangreichen anmutigen Garten, der fast bis zum heu-
tigen Karlsplatz hinreichte und der, wenn er erhalten geblieben wäre, den grünen Gürtel um das inne-
re Weimar prachtvoll vervollständigen würde.
Leider war das zuletzt hinzugezogene Stück nur von der Stadt gepachtet, und so fiel es nach Anna
Amalias Tode dem städtischen Bebauungsplan zum Opfer. Auch den inneren Rokokogarten hat
schon Goethe verschwinden sehen.
1818 wurde der chinesische Turm abgetragen und in Belvedere hinter der Orangerie wieder errich-
tet.......
Im Jahre 1825 brannte ....das Theater Goethes und Schillers. Gleichzeitig mit dem Neubau wurde
gegenüber im Rokokogarten Anna Amalias das neue Kulissenhaus errichtet, so daß heute nur noch
der kleine Vorgarten des Künstlerheims und die schmalen Gärten hinter den östlichen Häusern der
Wielandstrasse unbebauter Boden des Palaisgartens geblieben sind."