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Stuttgarter
Sicherheitspartnerschaft
Stuttgarter
Sicherheitspartnerschaft
3
mit großer Zufriedenheit blicken wir auf zwölf Jahre unserer
bewährten Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft. Diese erfolg-
reiche Partnerschaft zwischen Bürgerschaft, Rathaus und Poli-
zei wurde im Dezember 2006 in London durch eine interna-
tionale Jury in der Kategorie „Recht und Sicherheit“ mit dem
World Leadership Award 2006 ausgezeichnet.
Stuttgart ist heute eine der sichersten Metropolen in Europa
mit einer anerkannt niedrigen Kriminalitätsrate und einem
sehr hohen Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger.
Zugleich ist Stuttgart eine immer internationalere Stadt ge-
worden, in der 170 verschiedene Nationen leben; inzwischen
haben 38 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshinter-
grund.
Die Sicherheitslage war nicht immer so. Wie in den meisten
Großstädten in Deutschland gab es auch in Stuttgart in den
90er-Jahren eine relativ hohe Kriminalitätsbelastung. Eine
offene Drogenszene mit bis zu 3.000 Abhängigen und
Dealern, Drogenhandel auf der Straße, eine große Anzahl
von Straftaten auf öffentlichen Straßen und Plätzen waren
die Folgen. In den Bürgerumfragen äußerten die Bürgerinnen
und Bürger ihre Ängste vor Kriminalität und Unordnung
und bemängelten die Sauberkeit in unserer Stadt. Neben
der häufigen Medienberichterstattung über Kriminalität
wurde deutlich öffentliche Kritik an der Polizeiarbeit und
der Stadtverwaltung geübt.
Von der Politik wurde mehr Polizei, strengere Gesetze, härte-
res Durchgreifen gegen die Verwahrlosung des öffentlichen
Raums und mehr Sauberkeit in der Stadt gefordert. Diese
Situation gab es nicht nur in Stuttgart, sondern in vergleich-
barer Weise in den meisten Großstädten in Deutschland.
Zu meinem Amtsantritt 1997 erklärte ich als eines meiner
Ziele, dass Stuttgart die sicherste Großstadt in Deutschland
werden soll und dass sich die Menschen in allen Stadtbezir-
ken - auch abends und nachts - sicher fühlen können. Um
dies zu erreichen, mussten wir neue Wege einschlagen:
Sicherheit ist nicht allein Aufgabe der Polizei, Sicherheit geht
uns alle an und ist deshalb eine gemeinsame Aufgabe. Aus
dieser Überlegung entstand die Gemeinschaftsinitiative von
Bürgerschaft, Rathaus und Polizei: Die Stuttgarter Sicherheits-
partnerschaft.
Da den Schwaben der Ruf vorauseilt, besonders gründlich
zu sein, geben wir uns mit dem bisher Erreichten nicht zufrie-
den. Jahr für Jahr ziehen wir Bilanz und versuchen die erziel-
ten Ergebnisse stetig zu verbessern. Für diesen gemeinsamen
lernenden Prozess danke ich allen Partnern: Frau Claudia
Diem als Vorsitzende des Fördervereins Sicheres und Sauberes
Stuttgart e. V., stellvertretend für die vielen Bürgerinnen,
Bürger und Kooperationspartner; Herrn Polizeipräsident
Siegfried Stumpf mit seinen engagierten Polizeibeamtinnen
und -beamten sowie Herrn Ordnungsbürgermeister Dr. Martin
Schairer und der großen Zahl von Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeitern in der Stadtverwaltung und den städtischen Betrie-
ben, die sich mit Sachverstand und Energie einbringen.
Mit dieser Broschüre stellen wir unsere Sicherheitsphilosophie
sowie unsere gemeinsamen Anstrengungen und Erfolge vor,
mit dem Ziel, auch weiterhin eine der sichersten Metropolen
Europas zu bleiben. Zugleich wollen wir im Austausch mit
unseren nationalen und internationalen Partnern die Sicher-
heitsstandards für uns alle stetig verbessern.
Dr. Wolfgang Schuster
Oberbürgermeister
1
2
6
5
4
3
5
Vorwort Seite 3
Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Seite 7
Organisation der Sicherheitspartnerschaft
Handlungsfelder Seite 10
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche
und Bevölkerungsgruppen
2.3 Sicherheit für unsere Kinder
2.4 Bündnis für Integration
2.5 Prävention durch Sport
2.6 Jugendkriminalität vorbeugen und bekämpfen
2.7 Sicherheit auf Straßen und öffentlichen Plätzen
2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln
2.9 Sicherheit und Sauberkeit
2.10 Kriminalprävention und Städtebau
Ergebnisse der Sicherheitspartnerschaft Seite 25
Durch nationale und internationale
Zusammenarbeit voneinander lernen Seite 26
Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart Seite 27
Zentrale Ansprechpartner Seite 28
Inhaltsverzeichnis
„Es ist besser, den Verbrechen
vorzubeugen als sie zu bestrafen.“
Cesare Bonesane Beccaria (1738-1794), italienischer Rechtsphilosoph und
Wegbereiter der modernen Kriminologie
7
Bei der Verkehrserziehung lernen Kinder Polizisten als Vertrauens-
personen kennen.
Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft
Unsere Konzeption
Die „Sicherheitsphilosophie“ hat sich auch aus den
Erfahrungen mit anderen Städten entwickelt. So konn-
ten wir zum Beispiel aus den amerikanischen Verhält-
nissen, nicht zuletzt aus der Polizeiarbeit von New York
unter dem Bürgermeister Rudolph Giuliani lernen, was
für uns notwendig und sinnvoll ist, aber auch, was
nicht auf uns übertragbar ist. Wir gingen dabei von
folgenden Prämissen aus:
• wehret den Anfängen,
• keine Verwahrlosung des öffentlichen Raums,
• mehr Sauberkeit,
• neue Qualität der Zusammenarbeit der Behörden
durch gemeinsam definierte Ziele,
• vernetztes, gemeinsames Vorgehen der Behörden,
• neue Qualität durch Verknüpfung von professio-
nellem Handeln und bürgerschaftlichem
Engagement,
• Ursachen orientierte Bekämpfung von
Kriminalität und
• Bekämpfung der Kriminalität dort, wo sie
entsteht (dezentraler Ansatz).
Umsetzung der Konzeption:
• jährliche Festlegung der Ziele und Maßnahmen
durch eine Lenkungsgruppe,
• intensive Zusammenarbeit der jeweils beteiligten
Behörden untereinander,
• lebendiges Netzwerk zwischen den professionell
Handelnden und den ehrenamtlich Tätigen,
• Steuerung durch Sicherheitsbeiräte in allen Stadt-
bezirken,
• Einbeziehung von vielen Kooperationspartnern
zentral und dezentral,
• vielfältige Anhörungen der Bürgerschaft auch in
den Stadtbezirken,
• jährlich Bilanz und Ausblick im zusammenfassen-
den Präventionsbericht.
Strukturierung der Präventionsarbeit in zehn
Handlungsfelder:
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebens-
bereiche und Bevölkerungsgruppen
2.3 Sicherheit für unsere Kinder
2.4 Bündnis für Integration
2.5 Prävention durch Sport
2.6 Jugendkriminalität vorbeugen und bekämpfen
2.7 Sicherheit auf Straßen und Plätzen
2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln
2.9 Sicherheit und Sauberkeit
2.10 Kriminalprävention und Städtebau
8
Organisation der Sicherheitspartnerschaft
Zusammen mit der Stuttgarter Polizei und unseren
Sicherheitspartnern haben wir effiziente Strukturen
aufgebaut. Und: Kriminalprävention ist in Stuttgart
Chefsache. Deshalb leitet und kontrolliert eine
Lenkungsgruppe unter dem Vorsitz des Oberbürger-
meisters und des Polizeipräsidenten die Arbeit.
Die kriminalpräventive Umsetzung erfolgt in den zen-
tralen Stabsstellen im Bürgermeisteramt und im Polizei-
präsidium sowie dezentral in den Stadtbezirken. Wir
haben professionelles Handeln und bürgerschaftliches
Engagement im Förderverein Sicheres und Sauberes
Stuttgart e. V. und vielen örtlichen Bürgervereinen und
Bürgeraktivitäten verbunden, damit unsere Sicherheits-
partnerschaft auf den folgenden drei Säulen steht: Poli-
zei, Rathaus und Bürgerschaft.
Die Sicherheitspartnerschaft von Kommunalpolitik und
Verwaltung, mit Schulen, Sport- und Kulturvereinen,
Kirchengemeinden, Feuerwehren und der Polizei setzt
da an, wo Kriminalität entsteht. Daher wurden in den
Stadtbezirken Sicherheitsbeiräte bei den Bezirksrathäu-
sern eingerichtet, die Sicherheitsprobleme vor Ort
analysieren und wirksame ortsnahe Lösungen anbieten
sollen, die dem Sicherheitsbedürfnis der Bewohner
entsprechen. Sicherheitsspaziergänge oder Jobbörsen
für arbeitslose Jugendliche im Stadtteil sind kreative
und unbürokratische Beispiele. Engagierte Bürger
betätigen sich zudem vor Ort als Sicherheits- und
Ordnungspaten, aber auch in der Nachbarschaftshilfe.
In den Polizeirevieren gibt es speziell geschulte Präven-
tionsbeamte, die den Bürgerinnen und Bürgern bei
Sicherheitsfragen als Vertrauensperson und Ansprech-
partner zur Verfügung stehen.
Dank der Sicherheitspartnerschaft fühlt sich die überwiegende Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart sehr sicher.
9
Fachdezernate der Kriminal-
polizei und Dienststellen der
Schutzpolizei
Polizeireviere mit
Präventionsbeamten in allen
Stadtbezirken
Lenkungsgruppe
Vorsitz: Oberbürgermeister und Polizeipräsident
Sachbereich Kriminal- und
Verkehrsprävention beim
Polizeipräsidium Stuttgart
Kooperationspartner:
Sozialdienste, kirchliche Dienste,
Vereine, Unternehmen usw.
Bürgervereine
in allen Stadtbezirken
Förderverein
Sicheres und Sauberes
Stuttgart e. V.
PolizeiStadt
Bürgerschaftliche
Organisationen
Sicherheitsbeiräte in den Stadt-
bezirken
Städtische Ämter und Eigen-
betriebe
Stabsstelle zur Koordinierung der
Sicherheitspartnerschaft beim
Bürgermeisteramt
Die Kooperation zwischen allen Beteiligten ist eine Voraussetzung für den
guten Erfolg des Projekts Sicherheitspartnerschaft
Siegfried Stumpf
Polizeipräsident
Claudia Diem
Vorsitzende des Fördervereins
Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V.
Dr. Martin Schairer
Bürgermeister für Recht,
Sicherheit und Ordnung
Organisation der Sicherheitspartnerschaft
Bereits der Kriminologe Franz von Liszt hat vor über
hundert Jahren festgestellt, dass eine gute Sozialpolitik
die beste Kriminalprävention ist. Diese Erkenntnis hat
auch heute noch Gültigkeit. Das Entschärfen sozialer
Brennpunkte stärkt das Miteinander in einer Stadt –
und verhindert Kriminalität und vor allem auch die
Furcht der Bürgerinnen und Bürger vor Kriminalität.
Umgesetzt wird dies, indem staatliche und kommunale
Institutionen, meist aus dem Sozial-, Jugend-, Bildungs-
oder Arbeitsvermittlungsbereich, Menschen bei der
Bewältigung ihrer alltäglichen Probleme helfen.
Denn wer in der Bewältigung seines Alltags scheitert, ist
viel stärker gefährdet, sich normwidrig zu verhalten und
letztendlich auch Straftaten zu begehen. Deshalb ist
eine funktionierende Sozialpolitik die beste Prävention.
Meist können bereits mit wenig spektakulären Projek-
ten Probleme gelöst, Konflikte beseitigt oder gar
Benachteiligungen in Chancen umgewandelt werden,
etwa bei
• Projekten gegen Jugendarbeitslosigkeit:
– Unterstützung bei Hauptschulabschluss-
prüfungen,
– Patenschaften für Hauptschüler,
– Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche,
– Begleitung des Berufsfindungsprozesses,
– Heranführung an Ausbildung und Beschäfti-
gung,
• Projekten zur Resozialisierung:
– Jugendarbeitsprojekte für straffällig gewor-
dene Jugendliche,
• Stellenbörsen zur Vermittlung von Ausbildungs-
und Arbeitsplätzen in den Stadtbezirken.
Um die Bildungschancen für alle zu verbessern, vor
allem für unsere Kinder mit Migrationshintergrund
(rund 50 Prozent aller Kinder) und von benachteiligten
Jugendlichen hat die Stadt in 2008 ein ganzheitliches
Bildungskonzept entwickelt, die „Stuttgarter Bildungs-
partnerschaft“.
Beispiele:
Freunde schaffen Erfolg
Das seit Februar 2006 laufende Projekt richtet sich an
junge Migranten. Zwanzig Hauptschülerinnen und
Hauptschüler der Rosensteinschule (Stuttgart-Nord) im
Alter von 15 Jahren werden von acht so genannten
Peers begleitet. Die Peers sind junge Erwachsene aus
dem Stadtteil, die die gleiche Schule besucht haben,
über einen Migrationshintergrund verfügen und inzwi-
schen erfolgreich im Berufsleben stehen. Diese über-
nehmen eine zweieinhalbjährige Patenschaft für die
Schülerinnen und Schüler mit:
• Unterstützung bei den Hauptschulabschluss-
prüfungen,
• Erstellung von Bewerbungsunterlagen,
• Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche und
• Motivation bei Misserfolgen und Absagen
Das Ziel ist es, die Anzahl der Ausbildungsabbrüche zu
verringern und die Ausbildungsreife der Jugendlichen
zu fördern, die das Berufsvorbereitende Jahr nur aus
Pflichtgründen oder wegen mangelnder Alternativen
besuchen. Seit Beginn des Projekts haben die meisten
Handlungsfelder
2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention
10
11
Schülerinnen und Schüler ihre Schulleistungen erheb-
lich verbessert. Ihre persönliche Einstellung zu Bewer-
bungen und Ausbildungsplatzsuche hat sich ebenfalls
positiv verändert: Sie bewerben sich wesentlich häufi-
ger, zeitiger und auf realistische Ausbildungsstellen.
Verantwortlich für das Projekt ist das Haus 49 und die
Mobile Jugendarbeit des Caritasverbands Stuttgart.
Straßensozialarbeit in Bad Cannstatt
Im Zentrum von Bad Cannstatt störten alkoholisierte
Personen wiederholt Anwohner und Gewerbetrei-
bende. Der „Runde Tisch Bad Cannstatt“ beschloss
daraufhin die Gesamtsituation grundlegend und
nachhaltig aufzuarbeiten. Die Maßnahmen der Projekt-
partner wurden aufeinander abgestimmt. Durch Bera-
tungs- und Motivationsgespräche mit den Personen
und Gruppen konnten innerhalb kürzester Zeit Kontakt
und eine Beziehung hergestellt werden. Viele Men-
schen wurden in das Café 72 – die Tagesstätte der
Ambulanten Hilfe – vermittelt, wo sie für wenig Geld
Kaffee trinken, essen und auch duschen können. Die
Projektmitarbeiter vermittelten auch psychisch Kranken
und Menschen mit akuten gesundheitlichen Problemen
maßgeschneiderte Hilfsmaßnahmen. Die Konflikte
haben sich seither deutlich reduziert, entstehende
Probleme konnten meist bereits am Anfang gelöst
werden und die Problemgruppe hat um 60 Prozent
abgenommen.
In Projekten gegen Jugendarbeitslosigkeit lernen junge Menschen, Selbstvertrauen aufzubauen.
12
Die objektive Sicherheit und das Sicherheitsempfinden
der Bürgerinnen und Bürger werden von einer Vielzahl
von Faktoren beeinflusst: Bildung, Erziehung, Integra-
tion, soziale Ausgewogenheit, gute wirtschaftliche
Bedingungen, Arbeitsmarkt, Bürgernähe der Verwal-
tung, Polizei, Justiz, Stadt- und Verkehrsentwicklung,
Kultur, Kinderfreundlichkeit und so weiter. Deshalb
umfasst die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft alle
Lebensbereiche: von der Straßensozialarbeit durch
Streetworker oder Konfliktlösungen in Wohngebieten
über Informationsangebote der Polizei für alle Alters-
gruppen bis hin zum geschützten Bereich der Familie.
Beispiele:
STOP: die Stuttgarter Ordnungspartnerschaft
gegen häusliche Gewalt
Sicherheit darf nicht an der Haustüre aufhören. Daher
wurde im Jahr 2001 die Stuttgarter Ordnungspartner-
schaft gegen häusliche Gewalt gegründet, die von der
städtischen Stabsstelle für individuelle Chancengleich-
heit koordiniert wird. Verschiedene Institutionen und
Beratungsstellen aus dem polizeilichen, juristischen und
dem psychosozialen Bereich arbeiten gemeinsam an
einer wirkungsvollen Gewaltprävention und Interven-
tion, die folgende Bausteine hat:
• Täter/in muss nach einem Platzverweis die
gemeinsame Wohnung verlassen, konsequente
Strafverfolgung,
• zivilrechtliche Schutzmaßnahmen nach dem
Gewaltschutzgesetz,
• zeitnahe Beratung der Täter/innen sowie
• Hilfe für Opfer und Täter/innen.
In Stuttgart sind bei Polizeieinsätzen gegen häusliche
Gewalt in über 65 Prozent der Fälle Kinder betroffen.
Schwerpunkt ist daher der Blick auf die Kinder, die
als Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt einer besonde-
ren Belastung ausgesetzt sind. Auch die Täterberatung
wirkt: Nur zehn Prozent der Täter/innen werden rück-
fällig.
STOP – Die Stuttgarter Ordnungspartnerschaft richtet sich gegen häusliche Gewalt.
STOP
2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche
und Bevölkerungsgruppen
13
Die Polizei wird durchschnittlich zu über 700 Einsätzen
„Häusliche Gewalt“ im Jahr gerufen. Bei durchschnitt-
lich jedem dritten Einsatz wird ein Platzverweis für den
Täter ausgesprochen und in über 200 Fällen wird ein
Aufenthaltsverbot verfügt.
Sicherheit für Senioren durch polizeiliche Information
Das statistische Bundesamt hat prognostiziert, dass bis
zum Jahr 2030 jeder dritte Bundesbürger 60 Jahre oder
älter sein wird. In Stuttgart ist der Anteil der Bürgerin-
nen und Bürger dieser Altersgruppe bereits jetzt bei
zirka 25 Prozent.
Eingeschränkte oder unzureichende Informationsmög-
lichkeiten über Kriminalitätsphänomene und über
Präventionsmöglichkeiten tragen dazu bei, dass sich
Senioren häufig unsicher fühlen. Objektiv betrachtet
werden ältere Menschen im Verhältnis zu jüngeren
Personen eher selten Opfer von Straftaten. Allerdings
gibt es spezifische Deliktarten, bei denen sich das
Verhältnis umkehrt. Hierzu zählen vor allem der Hand-
taschenraub sowie Trickdiebstahls- und Trickbetrugs-
delikte. Gerade hier sind die Senioren in großer Anzahl
betroffen. Deshalb ist es für die Kriminalprävention
unerlässlich, diese Bevölkerungsgruppe vermehrt über
Gefahrenpotenziale zu informieren und ihnen Schutz-
möglichkeiten aufzuzeigen.
Das Polizeipräsidium hat hierzu ein Konzept entwickelt,
das in Zusammenarbeit mit Begegnungsstätten und
Pflegediensten seit November 2007 umgesetzt wird.
Ziel des Projekts ist es,
• flächendeckend über Gefahrenpotenziale
aufzuklären,
• das Sicherheitsgefühl nachhaltig zu stärken und
damit die Lebensqualität zu verbessern,
• spezifische Deliktformen zu reduzieren und
• zu verhindern, dass Senioren Opfer von
Straftaten werden.
Daher schult die Polizei Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter von Begegnungsstätten und Pflegediensten in rele-
vanten Sicherheitsfragen. Als Vertrauens- und Kontakt-
personen können sie diese Informationen direkt im
Gespräch mit älteren Menschen kompetent und ziel-
gruppenorientiert weitergeben.Senioren fallen häufig Trickbetrügern zum Opfer.
14
Kinder sind unsere Zukunft. Stuttgart hat sich zum Ziel
gesetzt, die kinderfreundlichste Großstadt Deutsch-
lands zu werden. Deshalb hat die Stadt 2003 ein um-
fassendes Programm „Kinderfreundliches Stuttgart“
entwickelt, das seither fortgeschrieben wird. In den
vergangenen zwölf Jahren hat die Stadt die finanziellen
Aufwendungen für Kinder und Jugendliche fast verdop-
pelt auf annähernd 600 Millionen Euro in 2009. Da in
Stuttgart nur noch in 18 Prozent der Haushalte Kinder
und Jugendliche leben, ist Kinderfreundlichkeit ein we-
sentlicher Zukunftsfaktor und daher Leitziel in allen Be-
reichen der kommunalen Verwaltung. Kinder sind die
schwächsten Glieder unserer Gesellschaft und bedürfen
unserer besonderen Aufmerksamkeit und Fürsorge.
Deshalb legt auch das Kuratorium Kinderfreundliches
Stuttgart einen Schwerpunkt darauf, die Sicherheit der
Kinder zu verbessern. Kinder müssen lernen, sich sicher
im öffentlichen Raum zu bewegen. Aber auch Projekte
zum Schutz vor Gewalt sind für sie bereits unerlässlich.
Beispiele:
Gute Fee
Mittlerweile haben sich in Stuttgart annähernd 1.000
Einzelhandelsgeschäfte, sowie soziale, kirchliche und
andere öffentliche Einrichtungen mit dem Aktionsauf-
kleber Gute Fee gekennzeichnet und sind damit verläss-
liche Ansprechpartner für Kinder in Notfällen. Ergänzt
wird die Aktion durch die Beteiligung der Stuttgarter
Straßenbahnen AG, deren Fahrerinnen und Fahrer sich
mit ihren Fahrzeugen als mobile Stützpunkte verstehen.
Gemeinsame Ziele sind:
• Verbesserung der Geborgenheit und Sicherheit
von Kindern,
• Stärkung des Gemeinsinns,
• Stärkung des Wir-Gefühls im Stadtteil.
Die Projektidee wurde 1998 von ehrenamtlich enga-
gierten Bürgerinnen und Bürgern im Stuttgarter
Westen im Rahmen der Quartierswerkstatt Augusten-
straße e. V. als Bürgerinitiative entwickelt. Ab 2004 war
das Projekt Gute Fee von der Stadtverwaltung und dem
Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. in
allen 23 Stadtbezirken realisiert. Die Projektidee hat
seither einen Boom erlebt: viele Gemeinden und Städte
in der Region, in anderen Bundesländern und sogar im
europäischen Ausland haben sie übernommen.
Verkehrssicherheit von klein an – das 4-Stufen-
Konzept
Die städtische Gesellschaft ist durch ein hohes Maß an
Mobilität geprägt. Dies stellt hohe Anforderungen an
die Verkehrsteilnehmer, vor allem an Kinder, Jugend-
liche, Fußgänger und Radfahrer. Daher werden junge
Stuttgarterinnen und Stuttgarter von der Kindheit bis
zum jungen Erwachsenenalter fachkundig in vier Stufen
auf die Teilnahme am Verkehr vorbereitet:
• Bereits im Kindergarten und in der Vorschule
erlernen Kinder die Grundregeln der Verkehrs-
sicherheit.
• In einem zweiten Schritt folgt nach der Einschu-
lung der Erwerb des Kinderfußgängerscheins.
Schulwegpläne für alle 76 Stuttgarter Grund-
schulen zeigen den sicheren Schulweg, die
Kinder erhalten zudem Schulwegtrainingshefte
und üben gefährliche Verkehrssituationen unter
der Anleitung von uniformierten Polizisten.
2.3 Sicherheit für unsere Kinder
15
• In der vierten Klasse findet die Radfahrausbildung
statt: in den Jugendverkehrsschulen erlernen die
Kinder Körperbeherrschung und Mobilität und
erwerben am Schluss der Ausbildung Fahrrad-
führerschein und Fahrradwimpel.
• Als vierte Stufe werden mehrtägige Verkehrs-
sicherheitstage an Schulen und Firmen für junge
Fahrer ab 16 Jahren organisiert. Diese Gruppe
verursacht überproportional viele Verkehrsunfälle
und wird daher über die Wirkung von Alkohol
und Drogen auf Wahrnehmungs- und Reaktions-
fähigkeit informiert.
• Begleitend findet die Aktion „Schule hat begon-
nen“ statt. Dazu hängen an verkehrsreichen
Straßen Spannbänder, um Verkehrsteilnehmer
zu Schulbeginn zu sensibilisieren. Parallel führt
die Polizei die 14-tägige Aktion „Sicherer Schul-
weg“ mit Geschwindigkeitsmessungen an den
Schulen, Abschleppaktionen von Falschparkern
auf Schulwegen, dem Einüben des richtigen Ver-
kehrsverhaltens der Kinder auf dem Schulweg
und der Überwachung der Gurtanlegepflicht bei
Kindern durch.
Die Verkehrssicherheit wird in der Landeshauptstadt-
Stuttgart als gemeinsame Aufgabe verstanden, an
der neben der Stadtverwaltung und der Polizei auch
der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC),
die Verkehrswacht, das Kuratorium Kinderfreundliches
Stuttgart, Schulen aller Schularten und Wirtschafts-
unternehmen unterschiedlichster Branchen und
Größen mitwirken. Alle engagieren sich für das ge-
meinsame Ziel: Keine Verkehrsunfälle mehr mit Kin-
dern!
Kindern bietet die Aktion Gute Fee in allen Stadtbezirken Hilfe auch bei kleiner Not.
16
Wer in unserer Gesellschaft gut integriert ist, ist weni-
ger gefährdet, normwidrig zu handeln. Dies gilt für
Deutsche und Migranten gleichermaßen. Über 50 Pro-
zent aller Kinder und Jugendlichen in Stuttgart haben
ihre Wurzeln im Ausland. Jugendliche Migranten sind
im höheren Maße von fehlenden Bildungs- und Berufs-
perspektiven und von anderen strukturellen Benachteili-
gungen betroffen. Deshalb liegt ein Schwerpunkt der
Stuttgarter Integrationspolitik auf der Verbesserung
der Bildungschancen und der Integration in den
Arbeitsmarkt. Darüber hinaus bestehen zahlreiche
weitere Programme für eine gezielte Präventionspolitik.
Im Jahr 2001 entwickelte die Stuttgart mit dem Bünd-
nis für Integration als erste deutsche Stadt ein Gesamt-
konzept für die Integration und Partizipation von Zu-
wanderern. Dieses Konzept wird seither weiter entwi-
ckelt. Der Stand der Integration wird regelmäßig über
Indikatoren erfasst und die durchgeführten Maßnah-
men auf die tatsächlich erzielten Wirkungen gemessen.
Ziel ist, dadurch auch die Zahl der Jugendge- waltde-
likte weiter zu reduzieren. Dazu enthält das Stuttgarter
Bündnis für Integration folgende Maßnahmen:
• Förderung der sozialen Integration und der
deutschen Sprache bereits im Kindergarten,
• berufliche Qualifizierung von jungen Migranten,
• Integrations- und Sprachkurse für alle Erwach-
senen,
• Förderung des interkulturellen Dialogs in den
Stadtbezirken,
• Politische Partizipation von Migranten im Interna-
tionalen Ausschuss des Gemeinderats, in den
Bezirksbeiräten und in Fachbeiräten,
• Förderung der interkulturellen Kompetenz der
Mitarbeiter der Stadt,
• Ausbau der Sprach- und Bildungsförderung in
Kindertageseinrichtungen,
• Verbesserung der schulischen Bildungsverläufe
und -abschlüsse durch Mentorenprogramme in
Hauptschulen,
• Berufsvorbereitung durch Ehrenamtliche, vor
allem auch durch Senioren,
• individuelle Lernbegleiter im Übergang von der
Schule in die berufliche Ausbildung,
• Stärkung der Migranteneltern in ihrer Erziehungs-
kompetenz im Rahmen der Jugendhilfe,
• berufsorientierte Sprachfördermaßnahmen für
arbeitslose junge Migranten.
Beispiele:
Transfer interkultureller Kompetenz (TiK)
Auch für die Polizei sind der vertrauensvolle Dialog mit
unterschiedlichen Kulturen und Religionen und die
Integration aller gesellschaftlichen Gruppen in das frei-
heitlich demokratische Wertesystem ein grundlegendes
Anliegen. Ziel des Projekts TiK ist es, Muslime und
Moscheevereine in die Kommunale Kriminalprävention
einzubinden und damit die Integration zu fördern.
Projektpartner sind Moscheevereine in Stuttgart und
das Polizeipräsidium. Inzwischen gibt es bei allen Poli-
zeirevieren Ansprechpartner für die Moscheevereine,
die zu diesen Einrichtungen Kontakt halten. Darüber
hinaus konnte die Polizei muslimischen Familien in
Informationsveranstaltungen Themen wie zum Beispiel
„Wie schütze ich mein Kind davor, Opfer einer Straftat
zu werden oder Straftaten zu begehen?“ nahe bringen.
2.4 Bündnis für Integration
17
Umweltfreundliche Verkehrsentwicklung
Resozialisierung straffällig gewordener junger
Menschen
Das Patenschaften- und Mentoren-Programm „Weil
dich das Leben braucht…“ der Deutschen Jugend aus
Russland e. V. gibt jugendlichen Spätaussiedlern Hilfe
beim Integrationsprozess, der durch mangelnde Soziali-
sation manchmal erschwert wird. Straffällig gewordene
und gefährdete Jugendliche erhalten im Programm
Hilfe und Unterstützung, um Ihre Persönlichkeit zu
stabilisieren und Aggressionen zu verringern, so dass
sie nicht mehr straffällig werden. Im Patenschaften-
Programm des DJR werden die Jugendlichen von Fach-
kräften betreut und in die Aufgaben der DJR-Kreis-
gruppe integriert. Sie helfen bei der Durchführung,
Planung und Gestaltung verschiedener Veranstaltun-
gen und Aktivitäten. Dadurch wird ihre passive Rolle
in der Gesellschaft in eine aktive umgewandelt. Durch
den Kontakt mit anderen Jugendlichen wird die Inte-
gration gefördert.
Die aufsuchende Arbeit ist fester Programmteil des
Projekts und unterstützt den Prozess auf sehr wir-
kungsvolle Weise, da die Betreuten in deren Lebens-
umfeld abgeholt werden können. Den Erfolg des
Programms zeigen folgende Zahlen: Jedes Jahr werden
mehr als hundert überwiegend männliche Jugendliche
und junge Erwachsene betreut. Weniger als zehn Pro-
zent der Betreuten wurden bisher erneut straffällig.
Integrations- und Sprachkurse werden für alle erwachsenen Migranten angeboten.
18
Sport ist ein hervorragendes Medium für Prävention
und Integration. Mit der differenzierten Sportförderung
hat sich die Stadt gemeinsam mit den Sportvereinen
und weiteren Partnern folgende Ziele gesteckt:
• Zusammenführung und Integration von Kindern
und Jugendlichen beiderlei Geschlechts aus
verschiedenen Schularten, Kulturen und unter-
schiedlicher sozialer Herkunft,
• Förderung und Entwicklung von sozialen
Kompetenzen,
• Ausgleich von Freizeitangebotsdefiziten und Hin-
führung zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung,
• Abbau der Beziehungsstörungen gegenüber
Autoritäten,
• Einsatz des Sports zum Abbau von Aggressionen
und Frustrationen,
• Förderung von Stärken, Begabungen, Selbst-
sicherheit und Selbstvertrauen,
• Förderung von Fair-Play und die Vermittlung von
Werten sowie
• Akzeptanz von Spielregeln und Normen, die für
ein gemeinschaftliches Miteinander notwendig
sind.
Beispiel:
Netzwerk Gemeinschaftserlebnis Sport (GES)
In Zeiten zunehmender Individualisierung und unter-
schiedlicher Lebensperspektiven sozialer und ethnischer
Milieus, leistet das GES durch seine sportpädagogi-
schen Angebote qualifizierte Integrations- und
Präventionsarbeit. Durch die spezifische Inszenierung
der Sportangebote mit sozial integrativen Zielen erle-
ben die Kinder und Jugendlichen das Gefühl des Erfolgs
und der Anerkennung. Die regelmäßigen, kostenlosen
und sportpädagogisch betreuten Angebote ermög-
lichen Kindern und Jugendlichen, die nicht wissen, wie
sie ihre Freizeit sinnvoll verbringen können, den Kon-
takt zu neuen Sportarten und -formen außerhalb von
Vereinen. Neben vielen anderen Sportprojekten in
Stuttgart, die kriminalpräventiv angelegt sind und mit
denen pro Schuljahr über 17.000 Teilnehmer erreicht
werden, sind vor allem zwei Basketballprojekte sehr
beliebt: „Basketball um Mitternacht“ und das neuere
Projekt „Spannung unterm Korb“, das auch vom
Bundesligateam EnBW Ludwigsburg unterstützt wird.
Das GES wird vom Sportkreis Stuttgart gemeinsam
mit Schulen, Jugendhäusern, Sportvereinen und
weiteren Partnern organisiert und in vielen Stadt-
bezirken angeboten.
Das Sportprojekt „Basketball um Mitternacht“ ist bei den Jugend-
lichen sehr beliebt.
2.5 Prävention durch Sport
19
Statistiken und Untersuchungen belegen, dass sich –
entgegen aller pauschalen Behauptungen – mit 95 Pro-
zent die weit überwiegende Mehrzahl junger Men-
schen rechtstreu verhält. Dennoch ist es für die Zu-
kunftsfähigkeit unserer Gesellschaft von großer Bedeu-
tung, dass sich gesetzeswidriges Verhalten bei jungen
Menschen nicht verfestigt. Daher muss an den Ursa-
chen von Jugendkriminalität angesetzt und frühzeitig
gehandelt werden: eine gute Integration bereits im
Kindergarten und faire Bildungschancen durch gezielte
Förderung müssen jungen Menschen ermöglicht wer-
den. Ergänzend muss das Bewusstsein für Recht und
Unrecht gefördert werden. Sofern Jugendliche auf die
schiefe Bahn gekommen sind, muss die öffentliche
Hand schnell und konsequent reagieren. Deshalb sind
eine übergreifende Zusammenarbeit von Behörden und
ganzheitlichen Lösungsansätzen wesentlich.
Beispiele:
Bündnis für Erziehung
Das Bündnis ist eine Kooperation der folgenden Netz-
werkpartner: Staatliches Schulamt, Polizeipräsidium,
Jugendamt und Gesundheitsamt sowie niedergelassene
Kinder- und Jugendärzte. Zielgruppe des Projekts sind
vor allem die Schülerinnen und Schüler der mitwirken-
den Schulen, aber auch deren Familien. Das inzwischen
geschaffene Frühwarnsystem der Netzwerkpartner
dient der nachhaltigen Reduzierung von Jugendkrimi-
nalität und jugendspezifischer Gewalt. In der Schule
können Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen
sozialen Schichten, Religionen und Herkunftsländern
erreicht werden. Hier kann in Form von Projektarbeit,
Vorträgen und Aktionen nachhaltig Einfluss auf eine
positive Entwicklung der Schülerinnen und Schüler
genommen werden. Einige der erfolgreich umgesetzten
Maßnahmen sind: Einrichtung einer Info- und Trouble-
Hotline zum örtlichen Polizeirevier, Polizeisprechstun-
den in den Schulen (Jour fixe), Sucht- und Gewalt-
präventionstage sowie Vortragsveranstaltungen zu
Gefahren im Internet, zur Stärkung der Medien-
kompetenz.
Das Haus des Jugendrechts
Das Haus des Jugendrechts in Bad Cannstatt startete
1999 zunächst als Pilotprojekt und wird seit Mai 2006
als Behörden übergreifende Einrichtung mit den betei-
ligten Institutionen Polizeipräsidium, Jugendgerichts-
hilfe des Jugendamts, Staatsanwaltschaft und Amts-
gericht Stuttgart-Bad Cannstatt auf Dauer fortgeführt.
Ziel ist es, die Jugenddelinquenz langfristig zu redu-
zieren. Die gemeinsame Unterbringung von Polizei,
Jugendgerichtshilfe und Staatsanwaltschaft in einem
Gebäude, die Zusammenarbeit mit den zuständigen
Jugendrichtern, die parallele Bearbeitung eines Falles
und das direkte Gespräch unter anderem in Fallkonfe-
renzen bewirken eine Verkürzung von Prozessen und
Verfahrensdauer. Dadurch wird eine rasche und konse-
quente staatliche und kommunale Reaktion auf Strafta-
ten gewährleistet, bei der jedoch nicht nur Sanktionen
verhängt, sondern auch Hilfsangebote und individuelle
Betreuung angeboten werden können. Ein weiterer
Schwerpunkt liegt in der Prävention und der Vernetz-
ung mit anderen im Stadtteil tätigen Initiativen und
Diensten, vor allem mit Schulen und Jugendhilfeein-
richtungen wie bei gemeinsam konzipierten Projekten
wie „Knast kommt krass“ und „Cannstatt bewegt sich“.
2.6 Jugendkriminalität vorbeugen und bekämpfen
20
In Stuttgart soll die Sicherheit auf öffentlichen Straßen
und Plätzen gewährleistet bleiben. Eine starke Präsenz
der Polizei und konsequentes Handeln im Verbund mit
städtischen Behörden und der Justiz führen dazu, dass
die Straßen und Plätze in Stuttgart sicher sind und die
Bürgerinnen und Bürger auch nachts keine Angst
haben müssen. Neben diesen repressiven Maßnahmen
tragen auch präventive Projekte – gemeinsam getragen
von Stadt, Polizei und Bürgerschaft – dazu bei, Kon-
flikte zu beseitigen oder gar nicht erst entstehen zu
lassen und das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und
Bürger zu verbessern.
Beispiel:
Innenstadtstreetwork
Als geeignetes Beispiel dafür kann das Projekt „Innen-
stadtstreetwork“ gelten: Spätestens seit der Fußball-
Weltmeisterschaft 2006 wird die Stuttgarter Innenstadt
als ein Ort wahrgenommen, an dem bei Festen und
Feiern eine gute Stimmung herrscht. Sowohl aus Stutt-
gart, als auch aus der Region kommen daher Jugend-
liche und junge Erwachsene – vor allem an den
Wochenenden – um zu feiern und teilweise erhebliche
Mengen an Alkohol zu konsumieren. Gewalttätige
Auseinandersetzungen, Alkoholvergiftungen, Schwie-
rigkeiten bei der Verkehrsteilnahme und beim Nach-
hauseweg sind oft die Folgen, die verhindert oder
wenigstens verringert werden müssen.
Parallel und ergänzend zu den Maßnahmen von Polizei
und Amt für öffentliche Ordnung wird unter der Feder-
führung der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart das Projekt
Innenstadtstreetwork durchgeführt. Dazu sind Teams
mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Mobilen und
der offenen Jugendarbeit unterwegs, um folgende Ziele
zu erreichen:
• Deeskalation bereits im Vorfeld erkannter,
konfliktträchtiger Situationen,
• Hilfestellung für Jugendliche in hilflosem Zustand,
• Gesprächsangebote für Jugendliche,
• Analyse, Beschreibung und Dokumentation der
Situation in der Innenstadt sowie
• gemeinsame Auswertung als Grundlage für
weitere Konzeptionen zur offensiven und
konstruktiven Bearbeitung des Themas.
Die Polizei zeigt Präsenz und ist Ansprechpartner.
2.7 Sicherheit auf Straßen und öffentlichen Plätzen
21
Die Zufriedenheit der Stuttgarter mit ihren öffentlichen
Verkehrsmitteln spiegelt sich in den Ergebnissen der
Bürgerumfrage 2007 wider. 80 Prozent waren mit dem
Öffentlichen Personennahverkehr zufrieden oder sehr
zufrieden.
Die zahlreichen Maßnahmen, die für die Sicherheit
der Fahrgäste durchgeführt wurden, haben ihre
Wirkung nicht verfehlt: Nur noch 28 Prozent der
Befragten (gegenüber 42 Prozent in 2005) gaben
als Problem Unsicherheit (Belästigung) in öffentlichen
Verkehrsmitteln an.
Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hat sich zum
Ziel gesetzt, eines der besten öffentlichen Nahverkehrs-
unternehmen zu sein. Zum Sicherheitskonzept der SSB
gehören:
• Haltestellen und Fahrzeuge werden so transpa-
rent wie möglich gestaltet und gut beleuchtet,
• Vandalismusschäden und Graffiti an Anlagen und
Fahrzeugen werden umgehend beseitigt,
• Alkoholgenuss in öffentlichen Verkehrsmitteln
wurde verboten,
• alle Stadtbahnwagen werden sukzessive mit
Videokameras ausgestattet.
Die Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln wird mit zahlreichen Maßnahmen gewährleistet.
2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln
22
Sauberkeit ist die kleine Schwester der Sicherheit. Denn
verwahrloste, dreckige Plätze und Straßen, beschädigte
Straßenbeleuchtungen und Müllansammlungen im
öffentlichen Raum wirken sich negativ auf das persönli-
che Sicherheitsgefühl der Bürger aus. Darüber hinaus
wird die Hemmschwelle, eine verwahrloste Örtlichkeit
noch weiter zu beschädigen oder zu verunreinigen,
bei vielen Menschen niedriger. Deshalb gilt es, solche
negativen Entwicklungen rasch zu erkennen und zu
beseitigen, denn es gilt „Wehret den Anfängen“.
Beispiele:
Let’s putz Stuttgart
Um Umweltschutz konkret zu praktizieren und ein
Bewusstsein der persönlichen Verantwortung zu
schaffen sowie um gemeinschaftlichen Spaß bei
der Umwelterziehung von Kindern und Jugendlichen zu
erleben, wurde die Aktion Let’s putz entwickelt. Dazu
wurde ein Wettbewerb ausgelobt zwischen den Stadt-
bezirken, den Schulen und Kindergärten, um möglichst
viele engagierte Bürgerinnen und Bürger, insbesondere
Kinder und Jugendliche, für gemeinsame Putzaktionen
zu gewinnen.
Der Eigenbetrieb der Abfallwirtschaft Stuttgart, das
Garten-, Friedhofs- und Forstamt sowie der Förder-
verein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. konnten in
den vergangenen Jahren viele tausende Teilnehmerin-
nen und Teilnehmer mobilisieren, tonnenweise Müll
aus Grünanlagen und Verkehrsflächen zu entfernen.
Nach dem Ende jeder Aktionswochen werden die
Sieger anhand der Teilnehmerzahl ermittelt.
Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen, muss bereits im Kindergarten geübt werden.
2.9 Sicherheit und Sauberkeit
23
Anti-Graffiti-Initiative
Mit dieser Initiative soll das Stadtbild von illegalen
Farbsprühereien frei gehalten werden. Graffitis und
die Kennzeichen der Sprayer (Tags) müssen schnell
entfernt werden, um den Tätern die Motivation zu
nehmen, an derselben oder ähnlichen Stellen erneut
zu sprayen.
Die SBR – Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung
und berufliche Reintegration mbH – bietet zusammen
mit dem Haus- und Grundbesitzerverein Stuttgart e. V.
und dem Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart
e. V. geschädigten Privatleuten an, Grafittis zeitnah,
professionell und kostengünstig durch Fach- und
Malerbetriebe zu entfernen. Hierzu werden auch
arbeitslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Praktikumsplätze angeboten. Damit wird ein weiterer
Beitrag für ein sicheres Stuttgart geleistet. Öffentliche
Verkehrsmittel, Haltestellen, Unterführungen und
Brücken werden regelmäßig überprüft, um Graffitis
sofort entfernen zu können. Ebenso wird die Strafver-
folgung schnell und konsequent durchgeführt.
Unerlaubtes Sprayen ist bei vielen Jugendlichen beliebt, aber illegal.
24
Der öffentliche Raum soll so gestaltet werden, dass
sich Menschen auf Straßen und Plätzen wohl fühlen.
Dieser Grundsatz wird bei allen künftigen Stadtplanun-
gen genauso berücksichtigt wie bei anstehenden Sanie-
rungen im öffentlichen Raum. Belebte Plätze, die bei
Dunkelheit gut beleuchtet sind, bewirken ein positives
Sicherheitsgefühl. Schlecht beleuchtete Parkanlagen,
Unterführungen und Parkhäuser schaffen bei Nacht
Angsträume.
Beispiele:
Arbeitsgruppe Sozialverträgliche Planung
Bei städtebaulichen Maßnahmen wird die Prüfung
der Sozialverträglichkeit als Teil des Abwägungs-
prozesses in die Bauleitplanung integriert. Die
Arbeitsgruppe Sozialverträgliche Planung (AGSP)
unter Federführung des Referats Städtebau integriert
sicherheitsrelevante Aspekte in die Stadtplanung
durch:
• Beseitigung von Angsträumen, zum Beispiel bei
der Gestaltung von Parkanlagen, Unterführungen
und Parkhäusern unter Berücksichtigung des
Sicherheitsgefühls sowie die Verbesserung der
Beleuchtungseinrichtungen in Verkehrsbau-
werken, Parkanlagen und Parkhäusern.
• In das Stadtentwicklungskonzept (STEK)
wurde das Thema Sicherheit und Prävention
als wichtiger Bestandteil integriert.
Einrichtung von Jugendtreffs im
öffentlichen Raum
Unter Mitwirkung von Jugendlichen werden Treff-
punkte gestaltet, zum Beispiel Bolzplätze, Skater-
anlagen, überdachte Treffpunkte.
Die Mitwirkung der Jugendlichen führt zu einer starken
Identifikation mit „ihrer“ Anlage und hilft, Vandalismus
und Nachbarschaftskonflikte zu reduzieren.
Eine gute Beleuchtung nachts trägt zu einem positiven Sicherheitsgefühl bei.
2.10 Kriminalprävention und Städtebau
25
Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft hat sich seit
vielen Jahren erfolgreich bewährt:
• Stuttgart ist nach der polizeilichen Kriminal-
statistik eine der sichersten Großstädte in
Deutschland und in Europa,
• die Aufklärungsquote der Polizei ist weit über-
durchschnittlich hoch,
• die überwiegende Mehrzahl der Bürgerinnen und
Bürger in Stuttgart fühlen sich sicher beziehungs-
weise sehr sicher (Ergebnisse der Bürgerumfragen
2005 und 2007),
• 88 Prozent der Stuttgarter leben gerne in ihrer
Stadt (Ergebnisse der Bürgerumfrage 2007),
• „Die zufriedensten Bürger Deutschlands leben in
Stuttgart (83 Prozent)“, (Umfrage „Perspektive
Deutschland“, 2006)
• Stuttgart ist die Nummer eins in Deutschland:
„Stuttgarter Unternehmer sind mit ihrem Standort
sehr zufrieden“ (Umfrage Ernst & Young, 2006),
• das Stuttgarter „Bündnis für Integration “wurde
mit dem UNESCO-Preis „Cities for Peace“ 2004
ausgezeichnet,
• die „Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft“ wurde
in der Kategorie „Law and Order“ durch eine
internationale Jury in London mit dem World
Leadership Award 2006 ausgezeichnet.
3. Ergebnisse
der Sicherheitspartnerschaft
Wichtig für eine erfolgreiche Sicherheitspartnerschaft ist der offene Dialog zwischen allen Beteiligten.
26
Um unseren Lernprozess in der Entwicklung der Stutt-
garter Sicherheitspartnerschaft auch durch Impulse
von außen zu bereichern, ist Stuttgart als erste deut-
sche Kommune 2008 dem Europäischen Forum für
urbane Sicherheit (EFUS) – einem europäischen Städte-
netzwerk von mehr als 300 Kommunalverwaltungen –
beigetreten. EFUS mit Sitz in Paris (www.fesu.org)
arbeitet in allen wichtigen Fragen von städtischer
Kriminalprävention und unterstützt Kontakte zwischen
europäischen Städten durch Erfahrungsaustausch,
Zusammenarbeit und Fortbildung. Damit wird eine
enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen und
Präventionsgremien auf lokaler, nationaler, euro-
päischer und internationaler Ebene hergestellt.
Die Landeshauptstadt will von diesem europäischen
Austausch profitieren und ihre eigenen Erfahrungen
weitergeben. Mit der Gründung eines Deutschen Fo-
rums für Europäische Sicherheit (DEFUS) plant Stuttgart
einen Verbund mit anderen deutschen Städten und Ge-
meinden. Hierdurch soll die Präventionsarbeit der deut-
schen Kommunalverwaltungen besser vernetzt werden
und am europäischen Erfahrungsaustausch teilnehmen.
Gedacht ist an gemeinsame Projekte, zum Beispiel ein
allgemein gültiges Sicherheitsaudit in deutschen Kom-
munen. Auch könnten europäische Gelder durch den
engen Kontakt von EFUS zur Europäischen Union in
deutsche Präventionsprojekte fließen.
4. Durch nationale und internationale
Zusammenarbeit voneinander lernen
Der Gemeinderat hat dem Beitritt Stuttgarts zum EFUS vor der Sommerpause 2008 zugestimmt.
27
Ziel des Vereins ist es, die Kriminalität in Stuttgart
durch Prävention und Aufklärung zu verringern sowie
die Sicherheit, auch die des Straßenverkehrs und das
Sicherheitsempfinden aller Bürgerinnen und Bürger,
zu verbessern. Durch gemeinsames Handeln, die Förde-
rung bürgerschaftlicher Mitverantwortung und das
Zusammenspiel öffentlichen und privaten Engagements
können wir ein attraktives Stuttgart schaffen und erhal-
ten. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sicher leben
und sich wohl fühlen in einer sauberen Stadt, sie sollen
in den Abendstunden ohne Angst und alleine ausgehen
können, immer sicher nach Hause kommen und ihre
Kinder beruhigt zum Spielen und in die Schule schicken
können.
Diese Ziele verfolgt der Verein auf folgenden Hand-
lungsfeldern:
• Förderung der Kommunalen Kriminalprävention,
• Förderung der Integration,
• Förderung der Verkehrssicherheit,
• Förderung von Erziehung und Bildung,
• Förderung der Jugendarbeit und Jugendfreizeit,
• Förderung des Umweltschutzes,
• Förderung der Altenfürsorge und
• Förderung weiterer mildtätiger Zwecke.
Der Förderverein vertritt die dritte Säule in der 1997
gegründeten Sicherheitspartnerschaft zwischen Stadt,
Polizei und Bürgerschaft, die Stuttgart zu einer der
sichersten Großstädte in Deutschland und Europa
gemacht hat. Er arbeitet eng und kontinuierlich mit
den Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern,
Bezirks- und Sicherheitsbeiräten, Polizeidienststellen,
Kindergärten und Schulen, der Stadtverwaltung, den
Vereinen und privaten Initiativen sowie der Wirtschaft
zusammen, unterstützt jedes Jahr zahlreiche Projekte
der Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft finanziell und
initiiert auch eigene Projekte für mehr Sicherheit und
Sauberkeit.
5. Förderverein Sicheres und Sauberes
Stuttgart e. V.
Landeshauptstadt Stuttgart
Stabsstelle Sicherheitspartnerschaft in der Kommunalen
Kriminalprävention: Michael Kayser, Marktplatz 1,
Rathaus, 70173 Stuttgart, Telefon: 0711/216 - 61 15
Telefax: 0711/216 - 23 53
E-Mail: kriminalpraevention@stuttgart.de
Internet: www.stuttgart.de/kriminalpraevention
Polizeipräsidium Stuttgart
Sachbereich Kriminal-und Verkehrsprävention und
Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle: Ulrich Sauter,
Hahnemannstraße 1, 70191 Stuttgart,
Telefon: 0711/89 90 - 23 00, Telefax: 0711/89 90 - 20 99
E-Mail: stuttgart.pp.ek.praevention@polizei.bwl.de
Internet: www.polizei-stuttgart.de
Geschäftsstelle Förderverein Sicheres und Sauberes
Stuttgart e. V.
Geschäftsführer: Bezirksvorsteher Edgar Hemmerich,
Filderhauptstraße 155, 70599 Stuttgart,
Telefon: 0711/216 - 49 67, Telefax: 0711/216 - 49 43
E-Mail: edgar.hemmerich@stuttgart.de
Der Förderverein benötigt auch Ihre Hilfe:
Finanzielle Zuwendungen (Spenden) können auf
Wunsch zweckgebunden verwendet werden, zum Bei-
spiel zur Unterstützung eines bestimmten Projektes in
einer Schule oder in einem Stadtbezirk. Spenden sind
steuerlich absetzbar.
Spendenkonto: Förderverein SuSS e. V.
Konto-Nummer: 22 55 88 4
Bankleitzahl: 600 501 01
Bank: BW-Bank
28
Zentrale Ansprechpartner
u3
Herausgeberin: Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Recht, Sicherheit
und Ordnung in Verbindung mit der Stabsabteilung Kommunikation
Redaktion: Hans Böhm
Fotos: Kraufmann (Titel Mitte),
Silcherschule (Titel oben),
Polizeipräsidium Stuttgart (Seiten 7, 20),
Stuttgart Marketing GmbH (Seite 8),
EnviaM (Seite 11),
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (Seite 13),
Frank Eppler (Seiten 15, 23, 26),
Stabsabteilung für Integrationspolitik (Seite 17),
Christian Hass (Seite 18),
Horst Rudel (Seiten 21, 25),
Landeshauptstadt Stuttgart (Seite 22),
Tiefbauamt Stuttgart (Seite 24)
Gestaltung: Marco Palma
Februar 2009
© Landeshauptstadt Stuttgart
www.stuttgart.de

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Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft

  • 3. 3 mit großer Zufriedenheit blicken wir auf zwölf Jahre unserer bewährten Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft. Diese erfolg- reiche Partnerschaft zwischen Bürgerschaft, Rathaus und Poli- zei wurde im Dezember 2006 in London durch eine interna- tionale Jury in der Kategorie „Recht und Sicherheit“ mit dem World Leadership Award 2006 ausgezeichnet. Stuttgart ist heute eine der sichersten Metropolen in Europa mit einer anerkannt niedrigen Kriminalitätsrate und einem sehr hohen Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger. Zugleich ist Stuttgart eine immer internationalere Stadt ge- worden, in der 170 verschiedene Nationen leben; inzwischen haben 38 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshinter- grund. Die Sicherheitslage war nicht immer so. Wie in den meisten Großstädten in Deutschland gab es auch in Stuttgart in den 90er-Jahren eine relativ hohe Kriminalitätsbelastung. Eine offene Drogenszene mit bis zu 3.000 Abhängigen und Dealern, Drogenhandel auf der Straße, eine große Anzahl von Straftaten auf öffentlichen Straßen und Plätzen waren die Folgen. In den Bürgerumfragen äußerten die Bürgerinnen und Bürger ihre Ängste vor Kriminalität und Unordnung und bemängelten die Sauberkeit in unserer Stadt. Neben der häufigen Medienberichterstattung über Kriminalität wurde deutlich öffentliche Kritik an der Polizeiarbeit und der Stadtverwaltung geübt. Von der Politik wurde mehr Polizei, strengere Gesetze, härte- res Durchgreifen gegen die Verwahrlosung des öffentlichen Raums und mehr Sauberkeit in der Stadt gefordert. Diese Situation gab es nicht nur in Stuttgart, sondern in vergleich- barer Weise in den meisten Großstädten in Deutschland. Zu meinem Amtsantritt 1997 erklärte ich als eines meiner Ziele, dass Stuttgart die sicherste Großstadt in Deutschland werden soll und dass sich die Menschen in allen Stadtbezir- ken - auch abends und nachts - sicher fühlen können. Um dies zu erreichen, mussten wir neue Wege einschlagen: Sicherheit ist nicht allein Aufgabe der Polizei, Sicherheit geht uns alle an und ist deshalb eine gemeinsame Aufgabe. Aus dieser Überlegung entstand die Gemeinschaftsinitiative von Bürgerschaft, Rathaus und Polizei: Die Stuttgarter Sicherheits- partnerschaft. Da den Schwaben der Ruf vorauseilt, besonders gründlich zu sein, geben wir uns mit dem bisher Erreichten nicht zufrie- den. Jahr für Jahr ziehen wir Bilanz und versuchen die erziel- ten Ergebnisse stetig zu verbessern. Für diesen gemeinsamen lernenden Prozess danke ich allen Partnern: Frau Claudia Diem als Vorsitzende des Fördervereins Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V., stellvertretend für die vielen Bürgerinnen, Bürger und Kooperationspartner; Herrn Polizeipräsident Siegfried Stumpf mit seinen engagierten Polizeibeamtinnen und -beamten sowie Herrn Ordnungsbürgermeister Dr. Martin Schairer und der großen Zahl von Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern in der Stadtverwaltung und den städtischen Betrie- ben, die sich mit Sachverstand und Energie einbringen. Mit dieser Broschüre stellen wir unsere Sicherheitsphilosophie sowie unsere gemeinsamen Anstrengungen und Erfolge vor, mit dem Ziel, auch weiterhin eine der sichersten Metropolen Europas zu bleiben. Zugleich wollen wir im Austausch mit unseren nationalen und internationalen Partnern die Sicher- heitsstandards für uns alle stetig verbessern. Dr. Wolfgang Schuster Oberbürgermeister
  • 4. 1 2 6 5 4 3 5 Vorwort Seite 3 Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Seite 7 Organisation der Sicherheitspartnerschaft Handlungsfelder Seite 10 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen 2.3 Sicherheit für unsere Kinder 2.4 Bündnis für Integration 2.5 Prävention durch Sport 2.6 Jugendkriminalität vorbeugen und bekämpfen 2.7 Sicherheit auf Straßen und öffentlichen Plätzen 2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln 2.9 Sicherheit und Sauberkeit 2.10 Kriminalprävention und Städtebau Ergebnisse der Sicherheitspartnerschaft Seite 25 Durch nationale und internationale Zusammenarbeit voneinander lernen Seite 26 Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart Seite 27 Zentrale Ansprechpartner Seite 28 Inhaltsverzeichnis
  • 5. „Es ist besser, den Verbrechen vorzubeugen als sie zu bestrafen.“ Cesare Bonesane Beccaria (1738-1794), italienischer Rechtsphilosoph und Wegbereiter der modernen Kriminologie
  • 6. 7 Bei der Verkehrserziehung lernen Kinder Polizisten als Vertrauens- personen kennen. Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft Unsere Konzeption Die „Sicherheitsphilosophie“ hat sich auch aus den Erfahrungen mit anderen Städten entwickelt. So konn- ten wir zum Beispiel aus den amerikanischen Verhält- nissen, nicht zuletzt aus der Polizeiarbeit von New York unter dem Bürgermeister Rudolph Giuliani lernen, was für uns notwendig und sinnvoll ist, aber auch, was nicht auf uns übertragbar ist. Wir gingen dabei von folgenden Prämissen aus: • wehret den Anfängen, • keine Verwahrlosung des öffentlichen Raums, • mehr Sauberkeit, • neue Qualität der Zusammenarbeit der Behörden durch gemeinsam definierte Ziele, • vernetztes, gemeinsames Vorgehen der Behörden, • neue Qualität durch Verknüpfung von professio- nellem Handeln und bürgerschaftlichem Engagement, • Ursachen orientierte Bekämpfung von Kriminalität und • Bekämpfung der Kriminalität dort, wo sie entsteht (dezentraler Ansatz). Umsetzung der Konzeption: • jährliche Festlegung der Ziele und Maßnahmen durch eine Lenkungsgruppe, • intensive Zusammenarbeit der jeweils beteiligten Behörden untereinander, • lebendiges Netzwerk zwischen den professionell Handelnden und den ehrenamtlich Tätigen, • Steuerung durch Sicherheitsbeiräte in allen Stadt- bezirken, • Einbeziehung von vielen Kooperationspartnern zentral und dezentral, • vielfältige Anhörungen der Bürgerschaft auch in den Stadtbezirken, • jährlich Bilanz und Ausblick im zusammenfassen- den Präventionsbericht. Strukturierung der Präventionsarbeit in zehn Handlungsfelder: 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebens- bereiche und Bevölkerungsgruppen 2.3 Sicherheit für unsere Kinder 2.4 Bündnis für Integration 2.5 Prävention durch Sport 2.6 Jugendkriminalität vorbeugen und bekämpfen 2.7 Sicherheit auf Straßen und Plätzen 2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln 2.9 Sicherheit und Sauberkeit 2.10 Kriminalprävention und Städtebau
  • 7. 8 Organisation der Sicherheitspartnerschaft Zusammen mit der Stuttgarter Polizei und unseren Sicherheitspartnern haben wir effiziente Strukturen aufgebaut. Und: Kriminalprävention ist in Stuttgart Chefsache. Deshalb leitet und kontrolliert eine Lenkungsgruppe unter dem Vorsitz des Oberbürger- meisters und des Polizeipräsidenten die Arbeit. Die kriminalpräventive Umsetzung erfolgt in den zen- tralen Stabsstellen im Bürgermeisteramt und im Polizei- präsidium sowie dezentral in den Stadtbezirken. Wir haben professionelles Handeln und bürgerschaftliches Engagement im Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. und vielen örtlichen Bürgervereinen und Bürgeraktivitäten verbunden, damit unsere Sicherheits- partnerschaft auf den folgenden drei Säulen steht: Poli- zei, Rathaus und Bürgerschaft. Die Sicherheitspartnerschaft von Kommunalpolitik und Verwaltung, mit Schulen, Sport- und Kulturvereinen, Kirchengemeinden, Feuerwehren und der Polizei setzt da an, wo Kriminalität entsteht. Daher wurden in den Stadtbezirken Sicherheitsbeiräte bei den Bezirksrathäu- sern eingerichtet, die Sicherheitsprobleme vor Ort analysieren und wirksame ortsnahe Lösungen anbieten sollen, die dem Sicherheitsbedürfnis der Bewohner entsprechen. Sicherheitsspaziergänge oder Jobbörsen für arbeitslose Jugendliche im Stadtteil sind kreative und unbürokratische Beispiele. Engagierte Bürger betätigen sich zudem vor Ort als Sicherheits- und Ordnungspaten, aber auch in der Nachbarschaftshilfe. In den Polizeirevieren gibt es speziell geschulte Präven- tionsbeamte, die den Bürgerinnen und Bürgern bei Sicherheitsfragen als Vertrauensperson und Ansprech- partner zur Verfügung stehen. Dank der Sicherheitspartnerschaft fühlt sich die überwiegende Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart sehr sicher.
  • 8. 9 Fachdezernate der Kriminal- polizei und Dienststellen der Schutzpolizei Polizeireviere mit Präventionsbeamten in allen Stadtbezirken Lenkungsgruppe Vorsitz: Oberbürgermeister und Polizeipräsident Sachbereich Kriminal- und Verkehrsprävention beim Polizeipräsidium Stuttgart Kooperationspartner: Sozialdienste, kirchliche Dienste, Vereine, Unternehmen usw. Bürgervereine in allen Stadtbezirken Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. PolizeiStadt Bürgerschaftliche Organisationen Sicherheitsbeiräte in den Stadt- bezirken Städtische Ämter und Eigen- betriebe Stabsstelle zur Koordinierung der Sicherheitspartnerschaft beim Bürgermeisteramt Die Kooperation zwischen allen Beteiligten ist eine Voraussetzung für den guten Erfolg des Projekts Sicherheitspartnerschaft Siegfried Stumpf Polizeipräsident Claudia Diem Vorsitzende des Fördervereins Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. Dr. Martin Schairer Bürgermeister für Recht, Sicherheit und Ordnung Organisation der Sicherheitspartnerschaft
  • 9. Bereits der Kriminologe Franz von Liszt hat vor über hundert Jahren festgestellt, dass eine gute Sozialpolitik die beste Kriminalprävention ist. Diese Erkenntnis hat auch heute noch Gültigkeit. Das Entschärfen sozialer Brennpunkte stärkt das Miteinander in einer Stadt – und verhindert Kriminalität und vor allem auch die Furcht der Bürgerinnen und Bürger vor Kriminalität. Umgesetzt wird dies, indem staatliche und kommunale Institutionen, meist aus dem Sozial-, Jugend-, Bildungs- oder Arbeitsvermittlungsbereich, Menschen bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Probleme helfen. Denn wer in der Bewältigung seines Alltags scheitert, ist viel stärker gefährdet, sich normwidrig zu verhalten und letztendlich auch Straftaten zu begehen. Deshalb ist eine funktionierende Sozialpolitik die beste Prävention. Meist können bereits mit wenig spektakulären Projek- ten Probleme gelöst, Konflikte beseitigt oder gar Benachteiligungen in Chancen umgewandelt werden, etwa bei • Projekten gegen Jugendarbeitslosigkeit: – Unterstützung bei Hauptschulabschluss- prüfungen, – Patenschaften für Hauptschüler, – Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche, – Begleitung des Berufsfindungsprozesses, – Heranführung an Ausbildung und Beschäfti- gung, • Projekten zur Resozialisierung: – Jugendarbeitsprojekte für straffällig gewor- dene Jugendliche, • Stellenbörsen zur Vermittlung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen in den Stadtbezirken. Um die Bildungschancen für alle zu verbessern, vor allem für unsere Kinder mit Migrationshintergrund (rund 50 Prozent aller Kinder) und von benachteiligten Jugendlichen hat die Stadt in 2008 ein ganzheitliches Bildungskonzept entwickelt, die „Stuttgarter Bildungs- partnerschaft“. Beispiele: Freunde schaffen Erfolg Das seit Februar 2006 laufende Projekt richtet sich an junge Migranten. Zwanzig Hauptschülerinnen und Hauptschüler der Rosensteinschule (Stuttgart-Nord) im Alter von 15 Jahren werden von acht so genannten Peers begleitet. Die Peers sind junge Erwachsene aus dem Stadtteil, die die gleiche Schule besucht haben, über einen Migrationshintergrund verfügen und inzwi- schen erfolgreich im Berufsleben stehen. Diese über- nehmen eine zweieinhalbjährige Patenschaft für die Schülerinnen und Schüler mit: • Unterstützung bei den Hauptschulabschluss- prüfungen, • Erstellung von Bewerbungsunterlagen, • Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche und • Motivation bei Misserfolgen und Absagen Das Ziel ist es, die Anzahl der Ausbildungsabbrüche zu verringern und die Ausbildungsreife der Jugendlichen zu fördern, die das Berufsvorbereitende Jahr nur aus Pflichtgründen oder wegen mangelnder Alternativen besuchen. Seit Beginn des Projekts haben die meisten Handlungsfelder 2.1 Eine gute Sozialpolitik ist die beste Prävention 10
  • 10. 11 Schülerinnen und Schüler ihre Schulleistungen erheb- lich verbessert. Ihre persönliche Einstellung zu Bewer- bungen und Ausbildungsplatzsuche hat sich ebenfalls positiv verändert: Sie bewerben sich wesentlich häufi- ger, zeitiger und auf realistische Ausbildungsstellen. Verantwortlich für das Projekt ist das Haus 49 und die Mobile Jugendarbeit des Caritasverbands Stuttgart. Straßensozialarbeit in Bad Cannstatt Im Zentrum von Bad Cannstatt störten alkoholisierte Personen wiederholt Anwohner und Gewerbetrei- bende. Der „Runde Tisch Bad Cannstatt“ beschloss daraufhin die Gesamtsituation grundlegend und nachhaltig aufzuarbeiten. Die Maßnahmen der Projekt- partner wurden aufeinander abgestimmt. Durch Bera- tungs- und Motivationsgespräche mit den Personen und Gruppen konnten innerhalb kürzester Zeit Kontakt und eine Beziehung hergestellt werden. Viele Men- schen wurden in das Café 72 – die Tagesstätte der Ambulanten Hilfe – vermittelt, wo sie für wenig Geld Kaffee trinken, essen und auch duschen können. Die Projektmitarbeiter vermittelten auch psychisch Kranken und Menschen mit akuten gesundheitlichen Problemen maßgeschneiderte Hilfsmaßnahmen. Die Konflikte haben sich seither deutlich reduziert, entstehende Probleme konnten meist bereits am Anfang gelöst werden und die Problemgruppe hat um 60 Prozent abgenommen. In Projekten gegen Jugendarbeitslosigkeit lernen junge Menschen, Selbstvertrauen aufzubauen.
  • 11. 12 Die objektive Sicherheit und das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst: Bildung, Erziehung, Integra- tion, soziale Ausgewogenheit, gute wirtschaftliche Bedingungen, Arbeitsmarkt, Bürgernähe der Verwal- tung, Polizei, Justiz, Stadt- und Verkehrsentwicklung, Kultur, Kinderfreundlichkeit und so weiter. Deshalb umfasst die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft alle Lebensbereiche: von der Straßensozialarbeit durch Streetworker oder Konfliktlösungen in Wohngebieten über Informationsangebote der Polizei für alle Alters- gruppen bis hin zum geschützten Bereich der Familie. Beispiele: STOP: die Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt Sicherheit darf nicht an der Haustüre aufhören. Daher wurde im Jahr 2001 die Stuttgarter Ordnungspartner- schaft gegen häusliche Gewalt gegründet, die von der städtischen Stabsstelle für individuelle Chancengleich- heit koordiniert wird. Verschiedene Institutionen und Beratungsstellen aus dem polizeilichen, juristischen und dem psychosozialen Bereich arbeiten gemeinsam an einer wirkungsvollen Gewaltprävention und Interven- tion, die folgende Bausteine hat: • Täter/in muss nach einem Platzverweis die gemeinsame Wohnung verlassen, konsequente Strafverfolgung, • zivilrechtliche Schutzmaßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz, • zeitnahe Beratung der Täter/innen sowie • Hilfe für Opfer und Täter/innen. In Stuttgart sind bei Polizeieinsätzen gegen häusliche Gewalt in über 65 Prozent der Fälle Kinder betroffen. Schwerpunkt ist daher der Blick auf die Kinder, die als Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt einer besonde- ren Belastung ausgesetzt sind. Auch die Täterberatung wirkt: Nur zehn Prozent der Täter/innen werden rück- fällig. STOP – Die Stuttgarter Ordnungspartnerschaft richtet sich gegen häusliche Gewalt. STOP 2.2 Sicherheitspartnerschaft umfasst alle Lebensbereiche und Bevölkerungsgruppen
  • 12. 13 Die Polizei wird durchschnittlich zu über 700 Einsätzen „Häusliche Gewalt“ im Jahr gerufen. Bei durchschnitt- lich jedem dritten Einsatz wird ein Platzverweis für den Täter ausgesprochen und in über 200 Fällen wird ein Aufenthaltsverbot verfügt. Sicherheit für Senioren durch polizeiliche Information Das statistische Bundesamt hat prognostiziert, dass bis zum Jahr 2030 jeder dritte Bundesbürger 60 Jahre oder älter sein wird. In Stuttgart ist der Anteil der Bürgerin- nen und Bürger dieser Altersgruppe bereits jetzt bei zirka 25 Prozent. Eingeschränkte oder unzureichende Informationsmög- lichkeiten über Kriminalitätsphänomene und über Präventionsmöglichkeiten tragen dazu bei, dass sich Senioren häufig unsicher fühlen. Objektiv betrachtet werden ältere Menschen im Verhältnis zu jüngeren Personen eher selten Opfer von Straftaten. Allerdings gibt es spezifische Deliktarten, bei denen sich das Verhältnis umkehrt. Hierzu zählen vor allem der Hand- taschenraub sowie Trickdiebstahls- und Trickbetrugs- delikte. Gerade hier sind die Senioren in großer Anzahl betroffen. Deshalb ist es für die Kriminalprävention unerlässlich, diese Bevölkerungsgruppe vermehrt über Gefahrenpotenziale zu informieren und ihnen Schutz- möglichkeiten aufzuzeigen. Das Polizeipräsidium hat hierzu ein Konzept entwickelt, das in Zusammenarbeit mit Begegnungsstätten und Pflegediensten seit November 2007 umgesetzt wird. Ziel des Projekts ist es, • flächendeckend über Gefahrenpotenziale aufzuklären, • das Sicherheitsgefühl nachhaltig zu stärken und damit die Lebensqualität zu verbessern, • spezifische Deliktformen zu reduzieren und • zu verhindern, dass Senioren Opfer von Straftaten werden. Daher schult die Polizei Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter von Begegnungsstätten und Pflegediensten in rele- vanten Sicherheitsfragen. Als Vertrauens- und Kontakt- personen können sie diese Informationen direkt im Gespräch mit älteren Menschen kompetent und ziel- gruppenorientiert weitergeben.Senioren fallen häufig Trickbetrügern zum Opfer.
  • 13. 14 Kinder sind unsere Zukunft. Stuttgart hat sich zum Ziel gesetzt, die kinderfreundlichste Großstadt Deutsch- lands zu werden. Deshalb hat die Stadt 2003 ein um- fassendes Programm „Kinderfreundliches Stuttgart“ entwickelt, das seither fortgeschrieben wird. In den vergangenen zwölf Jahren hat die Stadt die finanziellen Aufwendungen für Kinder und Jugendliche fast verdop- pelt auf annähernd 600 Millionen Euro in 2009. Da in Stuttgart nur noch in 18 Prozent der Haushalte Kinder und Jugendliche leben, ist Kinderfreundlichkeit ein we- sentlicher Zukunftsfaktor und daher Leitziel in allen Be- reichen der kommunalen Verwaltung. Kinder sind die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft und bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit und Fürsorge. Deshalb legt auch das Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart einen Schwerpunkt darauf, die Sicherheit der Kinder zu verbessern. Kinder müssen lernen, sich sicher im öffentlichen Raum zu bewegen. Aber auch Projekte zum Schutz vor Gewalt sind für sie bereits unerlässlich. Beispiele: Gute Fee Mittlerweile haben sich in Stuttgart annähernd 1.000 Einzelhandelsgeschäfte, sowie soziale, kirchliche und andere öffentliche Einrichtungen mit dem Aktionsauf- kleber Gute Fee gekennzeichnet und sind damit verläss- liche Ansprechpartner für Kinder in Notfällen. Ergänzt wird die Aktion durch die Beteiligung der Stuttgarter Straßenbahnen AG, deren Fahrerinnen und Fahrer sich mit ihren Fahrzeugen als mobile Stützpunkte verstehen. Gemeinsame Ziele sind: • Verbesserung der Geborgenheit und Sicherheit von Kindern, • Stärkung des Gemeinsinns, • Stärkung des Wir-Gefühls im Stadtteil. Die Projektidee wurde 1998 von ehrenamtlich enga- gierten Bürgerinnen und Bürgern im Stuttgarter Westen im Rahmen der Quartierswerkstatt Augusten- straße e. V. als Bürgerinitiative entwickelt. Ab 2004 war das Projekt Gute Fee von der Stadtverwaltung und dem Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. in allen 23 Stadtbezirken realisiert. Die Projektidee hat seither einen Boom erlebt: viele Gemeinden und Städte in der Region, in anderen Bundesländern und sogar im europäischen Ausland haben sie übernommen. Verkehrssicherheit von klein an – das 4-Stufen- Konzept Die städtische Gesellschaft ist durch ein hohes Maß an Mobilität geprägt. Dies stellt hohe Anforderungen an die Verkehrsteilnehmer, vor allem an Kinder, Jugend- liche, Fußgänger und Radfahrer. Daher werden junge Stuttgarterinnen und Stuttgarter von der Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter fachkundig in vier Stufen auf die Teilnahme am Verkehr vorbereitet: • Bereits im Kindergarten und in der Vorschule erlernen Kinder die Grundregeln der Verkehrs- sicherheit. • In einem zweiten Schritt folgt nach der Einschu- lung der Erwerb des Kinderfußgängerscheins. Schulwegpläne für alle 76 Stuttgarter Grund- schulen zeigen den sicheren Schulweg, die Kinder erhalten zudem Schulwegtrainingshefte und üben gefährliche Verkehrssituationen unter der Anleitung von uniformierten Polizisten. 2.3 Sicherheit für unsere Kinder
  • 14. 15 • In der vierten Klasse findet die Radfahrausbildung statt: in den Jugendverkehrsschulen erlernen die Kinder Körperbeherrschung und Mobilität und erwerben am Schluss der Ausbildung Fahrrad- führerschein und Fahrradwimpel. • Als vierte Stufe werden mehrtägige Verkehrs- sicherheitstage an Schulen und Firmen für junge Fahrer ab 16 Jahren organisiert. Diese Gruppe verursacht überproportional viele Verkehrsunfälle und wird daher über die Wirkung von Alkohol und Drogen auf Wahrnehmungs- und Reaktions- fähigkeit informiert. • Begleitend findet die Aktion „Schule hat begon- nen“ statt. Dazu hängen an verkehrsreichen Straßen Spannbänder, um Verkehrsteilnehmer zu Schulbeginn zu sensibilisieren. Parallel führt die Polizei die 14-tägige Aktion „Sicherer Schul- weg“ mit Geschwindigkeitsmessungen an den Schulen, Abschleppaktionen von Falschparkern auf Schulwegen, dem Einüben des richtigen Ver- kehrsverhaltens der Kinder auf dem Schulweg und der Überwachung der Gurtanlegepflicht bei Kindern durch. Die Verkehrssicherheit wird in der Landeshauptstadt- Stuttgart als gemeinsame Aufgabe verstanden, an der neben der Stadtverwaltung und der Polizei auch der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC), die Verkehrswacht, das Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart, Schulen aller Schularten und Wirtschafts- unternehmen unterschiedlichster Branchen und Größen mitwirken. Alle engagieren sich für das ge- meinsame Ziel: Keine Verkehrsunfälle mehr mit Kin- dern! Kindern bietet die Aktion Gute Fee in allen Stadtbezirken Hilfe auch bei kleiner Not.
  • 15. 16 Wer in unserer Gesellschaft gut integriert ist, ist weni- ger gefährdet, normwidrig zu handeln. Dies gilt für Deutsche und Migranten gleichermaßen. Über 50 Pro- zent aller Kinder und Jugendlichen in Stuttgart haben ihre Wurzeln im Ausland. Jugendliche Migranten sind im höheren Maße von fehlenden Bildungs- und Berufs- perspektiven und von anderen strukturellen Benachteili- gungen betroffen. Deshalb liegt ein Schwerpunkt der Stuttgarter Integrationspolitik auf der Verbesserung der Bildungschancen und der Integration in den Arbeitsmarkt. Darüber hinaus bestehen zahlreiche weitere Programme für eine gezielte Präventionspolitik. Im Jahr 2001 entwickelte die Stuttgart mit dem Bünd- nis für Integration als erste deutsche Stadt ein Gesamt- konzept für die Integration und Partizipation von Zu- wanderern. Dieses Konzept wird seither weiter entwi- ckelt. Der Stand der Integration wird regelmäßig über Indikatoren erfasst und die durchgeführten Maßnah- men auf die tatsächlich erzielten Wirkungen gemessen. Ziel ist, dadurch auch die Zahl der Jugendge- waltde- likte weiter zu reduzieren. Dazu enthält das Stuttgarter Bündnis für Integration folgende Maßnahmen: • Förderung der sozialen Integration und der deutschen Sprache bereits im Kindergarten, • berufliche Qualifizierung von jungen Migranten, • Integrations- und Sprachkurse für alle Erwach- senen, • Förderung des interkulturellen Dialogs in den Stadtbezirken, • Politische Partizipation von Migranten im Interna- tionalen Ausschuss des Gemeinderats, in den Bezirksbeiräten und in Fachbeiräten, • Förderung der interkulturellen Kompetenz der Mitarbeiter der Stadt, • Ausbau der Sprach- und Bildungsförderung in Kindertageseinrichtungen, • Verbesserung der schulischen Bildungsverläufe und -abschlüsse durch Mentorenprogramme in Hauptschulen, • Berufsvorbereitung durch Ehrenamtliche, vor allem auch durch Senioren, • individuelle Lernbegleiter im Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung, • Stärkung der Migranteneltern in ihrer Erziehungs- kompetenz im Rahmen der Jugendhilfe, • berufsorientierte Sprachfördermaßnahmen für arbeitslose junge Migranten. Beispiele: Transfer interkultureller Kompetenz (TiK) Auch für die Polizei sind der vertrauensvolle Dialog mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen und die Integration aller gesellschaftlichen Gruppen in das frei- heitlich demokratische Wertesystem ein grundlegendes Anliegen. Ziel des Projekts TiK ist es, Muslime und Moscheevereine in die Kommunale Kriminalprävention einzubinden und damit die Integration zu fördern. Projektpartner sind Moscheevereine in Stuttgart und das Polizeipräsidium. Inzwischen gibt es bei allen Poli- zeirevieren Ansprechpartner für die Moscheevereine, die zu diesen Einrichtungen Kontakt halten. Darüber hinaus konnte die Polizei muslimischen Familien in Informationsveranstaltungen Themen wie zum Beispiel „Wie schütze ich mein Kind davor, Opfer einer Straftat zu werden oder Straftaten zu begehen?“ nahe bringen. 2.4 Bündnis für Integration
  • 16. 17 Umweltfreundliche Verkehrsentwicklung Resozialisierung straffällig gewordener junger Menschen Das Patenschaften- und Mentoren-Programm „Weil dich das Leben braucht…“ der Deutschen Jugend aus Russland e. V. gibt jugendlichen Spätaussiedlern Hilfe beim Integrationsprozess, der durch mangelnde Soziali- sation manchmal erschwert wird. Straffällig gewordene und gefährdete Jugendliche erhalten im Programm Hilfe und Unterstützung, um Ihre Persönlichkeit zu stabilisieren und Aggressionen zu verringern, so dass sie nicht mehr straffällig werden. Im Patenschaften- Programm des DJR werden die Jugendlichen von Fach- kräften betreut und in die Aufgaben der DJR-Kreis- gruppe integriert. Sie helfen bei der Durchführung, Planung und Gestaltung verschiedener Veranstaltun- gen und Aktivitäten. Dadurch wird ihre passive Rolle in der Gesellschaft in eine aktive umgewandelt. Durch den Kontakt mit anderen Jugendlichen wird die Inte- gration gefördert. Die aufsuchende Arbeit ist fester Programmteil des Projekts und unterstützt den Prozess auf sehr wir- kungsvolle Weise, da die Betreuten in deren Lebens- umfeld abgeholt werden können. Den Erfolg des Programms zeigen folgende Zahlen: Jedes Jahr werden mehr als hundert überwiegend männliche Jugendliche und junge Erwachsene betreut. Weniger als zehn Pro- zent der Betreuten wurden bisher erneut straffällig. Integrations- und Sprachkurse werden für alle erwachsenen Migranten angeboten.
  • 17. 18 Sport ist ein hervorragendes Medium für Prävention und Integration. Mit der differenzierten Sportförderung hat sich die Stadt gemeinsam mit den Sportvereinen und weiteren Partnern folgende Ziele gesteckt: • Zusammenführung und Integration von Kindern und Jugendlichen beiderlei Geschlechts aus verschiedenen Schularten, Kulturen und unter- schiedlicher sozialer Herkunft, • Förderung und Entwicklung von sozialen Kompetenzen, • Ausgleich von Freizeitangebotsdefiziten und Hin- führung zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung, • Abbau der Beziehungsstörungen gegenüber Autoritäten, • Einsatz des Sports zum Abbau von Aggressionen und Frustrationen, • Förderung von Stärken, Begabungen, Selbst- sicherheit und Selbstvertrauen, • Förderung von Fair-Play und die Vermittlung von Werten sowie • Akzeptanz von Spielregeln und Normen, die für ein gemeinschaftliches Miteinander notwendig sind. Beispiel: Netzwerk Gemeinschaftserlebnis Sport (GES) In Zeiten zunehmender Individualisierung und unter- schiedlicher Lebensperspektiven sozialer und ethnischer Milieus, leistet das GES durch seine sportpädagogi- schen Angebote qualifizierte Integrations- und Präventionsarbeit. Durch die spezifische Inszenierung der Sportangebote mit sozial integrativen Zielen erle- ben die Kinder und Jugendlichen das Gefühl des Erfolgs und der Anerkennung. Die regelmäßigen, kostenlosen und sportpädagogisch betreuten Angebote ermög- lichen Kindern und Jugendlichen, die nicht wissen, wie sie ihre Freizeit sinnvoll verbringen können, den Kon- takt zu neuen Sportarten und -formen außerhalb von Vereinen. Neben vielen anderen Sportprojekten in Stuttgart, die kriminalpräventiv angelegt sind und mit denen pro Schuljahr über 17.000 Teilnehmer erreicht werden, sind vor allem zwei Basketballprojekte sehr beliebt: „Basketball um Mitternacht“ und das neuere Projekt „Spannung unterm Korb“, das auch vom Bundesligateam EnBW Ludwigsburg unterstützt wird. Das GES wird vom Sportkreis Stuttgart gemeinsam mit Schulen, Jugendhäusern, Sportvereinen und weiteren Partnern organisiert und in vielen Stadt- bezirken angeboten. Das Sportprojekt „Basketball um Mitternacht“ ist bei den Jugend- lichen sehr beliebt. 2.5 Prävention durch Sport
  • 18. 19 Statistiken und Untersuchungen belegen, dass sich – entgegen aller pauschalen Behauptungen – mit 95 Pro- zent die weit überwiegende Mehrzahl junger Men- schen rechtstreu verhält. Dennoch ist es für die Zu- kunftsfähigkeit unserer Gesellschaft von großer Bedeu- tung, dass sich gesetzeswidriges Verhalten bei jungen Menschen nicht verfestigt. Daher muss an den Ursa- chen von Jugendkriminalität angesetzt und frühzeitig gehandelt werden: eine gute Integration bereits im Kindergarten und faire Bildungschancen durch gezielte Förderung müssen jungen Menschen ermöglicht wer- den. Ergänzend muss das Bewusstsein für Recht und Unrecht gefördert werden. Sofern Jugendliche auf die schiefe Bahn gekommen sind, muss die öffentliche Hand schnell und konsequent reagieren. Deshalb sind eine übergreifende Zusammenarbeit von Behörden und ganzheitlichen Lösungsansätzen wesentlich. Beispiele: Bündnis für Erziehung Das Bündnis ist eine Kooperation der folgenden Netz- werkpartner: Staatliches Schulamt, Polizeipräsidium, Jugendamt und Gesundheitsamt sowie niedergelassene Kinder- und Jugendärzte. Zielgruppe des Projekts sind vor allem die Schülerinnen und Schüler der mitwirken- den Schulen, aber auch deren Familien. Das inzwischen geschaffene Frühwarnsystem der Netzwerkpartner dient der nachhaltigen Reduzierung von Jugendkrimi- nalität und jugendspezifischer Gewalt. In der Schule können Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Schichten, Religionen und Herkunftsländern erreicht werden. Hier kann in Form von Projektarbeit, Vorträgen und Aktionen nachhaltig Einfluss auf eine positive Entwicklung der Schülerinnen und Schüler genommen werden. Einige der erfolgreich umgesetzten Maßnahmen sind: Einrichtung einer Info- und Trouble- Hotline zum örtlichen Polizeirevier, Polizeisprechstun- den in den Schulen (Jour fixe), Sucht- und Gewalt- präventionstage sowie Vortragsveranstaltungen zu Gefahren im Internet, zur Stärkung der Medien- kompetenz. Das Haus des Jugendrechts Das Haus des Jugendrechts in Bad Cannstatt startete 1999 zunächst als Pilotprojekt und wird seit Mai 2006 als Behörden übergreifende Einrichtung mit den betei- ligten Institutionen Polizeipräsidium, Jugendgerichts- hilfe des Jugendamts, Staatsanwaltschaft und Amts- gericht Stuttgart-Bad Cannstatt auf Dauer fortgeführt. Ziel ist es, die Jugenddelinquenz langfristig zu redu- zieren. Die gemeinsame Unterbringung von Polizei, Jugendgerichtshilfe und Staatsanwaltschaft in einem Gebäude, die Zusammenarbeit mit den zuständigen Jugendrichtern, die parallele Bearbeitung eines Falles und das direkte Gespräch unter anderem in Fallkonfe- renzen bewirken eine Verkürzung von Prozessen und Verfahrensdauer. Dadurch wird eine rasche und konse- quente staatliche und kommunale Reaktion auf Strafta- ten gewährleistet, bei der jedoch nicht nur Sanktionen verhängt, sondern auch Hilfsangebote und individuelle Betreuung angeboten werden können. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Prävention und der Vernetz- ung mit anderen im Stadtteil tätigen Initiativen und Diensten, vor allem mit Schulen und Jugendhilfeein- richtungen wie bei gemeinsam konzipierten Projekten wie „Knast kommt krass“ und „Cannstatt bewegt sich“. 2.6 Jugendkriminalität vorbeugen und bekämpfen
  • 19. 20 In Stuttgart soll die Sicherheit auf öffentlichen Straßen und Plätzen gewährleistet bleiben. Eine starke Präsenz der Polizei und konsequentes Handeln im Verbund mit städtischen Behörden und der Justiz führen dazu, dass die Straßen und Plätze in Stuttgart sicher sind und die Bürgerinnen und Bürger auch nachts keine Angst haben müssen. Neben diesen repressiven Maßnahmen tragen auch präventive Projekte – gemeinsam getragen von Stadt, Polizei und Bürgerschaft – dazu bei, Kon- flikte zu beseitigen oder gar nicht erst entstehen zu lassen und das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Beispiel: Innenstadtstreetwork Als geeignetes Beispiel dafür kann das Projekt „Innen- stadtstreetwork“ gelten: Spätestens seit der Fußball- Weltmeisterschaft 2006 wird die Stuttgarter Innenstadt als ein Ort wahrgenommen, an dem bei Festen und Feiern eine gute Stimmung herrscht. Sowohl aus Stutt- gart, als auch aus der Region kommen daher Jugend- liche und junge Erwachsene – vor allem an den Wochenenden – um zu feiern und teilweise erhebliche Mengen an Alkohol zu konsumieren. Gewalttätige Auseinandersetzungen, Alkoholvergiftungen, Schwie- rigkeiten bei der Verkehrsteilnahme und beim Nach- hauseweg sind oft die Folgen, die verhindert oder wenigstens verringert werden müssen. Parallel und ergänzend zu den Maßnahmen von Polizei und Amt für öffentliche Ordnung wird unter der Feder- führung der Mobilen Jugendarbeit Stuttgart das Projekt Innenstadtstreetwork durchgeführt. Dazu sind Teams mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Mobilen und der offenen Jugendarbeit unterwegs, um folgende Ziele zu erreichen: • Deeskalation bereits im Vorfeld erkannter, konfliktträchtiger Situationen, • Hilfestellung für Jugendliche in hilflosem Zustand, • Gesprächsangebote für Jugendliche, • Analyse, Beschreibung und Dokumentation der Situation in der Innenstadt sowie • gemeinsame Auswertung als Grundlage für weitere Konzeptionen zur offensiven und konstruktiven Bearbeitung des Themas. Die Polizei zeigt Präsenz und ist Ansprechpartner. 2.7 Sicherheit auf Straßen und öffentlichen Plätzen
  • 20. 21 Die Zufriedenheit der Stuttgarter mit ihren öffentlichen Verkehrsmitteln spiegelt sich in den Ergebnissen der Bürgerumfrage 2007 wider. 80 Prozent waren mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zufrieden oder sehr zufrieden. Die zahlreichen Maßnahmen, die für die Sicherheit der Fahrgäste durchgeführt wurden, haben ihre Wirkung nicht verfehlt: Nur noch 28 Prozent der Befragten (gegenüber 42 Prozent in 2005) gaben als Problem Unsicherheit (Belästigung) in öffentlichen Verkehrsmitteln an. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) hat sich zum Ziel gesetzt, eines der besten öffentlichen Nahverkehrs- unternehmen zu sein. Zum Sicherheitskonzept der SSB gehören: • Haltestellen und Fahrzeuge werden so transpa- rent wie möglich gestaltet und gut beleuchtet, • Vandalismusschäden und Graffiti an Anlagen und Fahrzeugen werden umgehend beseitigt, • Alkoholgenuss in öffentlichen Verkehrsmitteln wurde verboten, • alle Stadtbahnwagen werden sukzessive mit Videokameras ausgestattet. Die Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln wird mit zahlreichen Maßnahmen gewährleistet. 2.8 Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln
  • 21. 22 Sauberkeit ist die kleine Schwester der Sicherheit. Denn verwahrloste, dreckige Plätze und Straßen, beschädigte Straßenbeleuchtungen und Müllansammlungen im öffentlichen Raum wirken sich negativ auf das persönli- che Sicherheitsgefühl der Bürger aus. Darüber hinaus wird die Hemmschwelle, eine verwahrloste Örtlichkeit noch weiter zu beschädigen oder zu verunreinigen, bei vielen Menschen niedriger. Deshalb gilt es, solche negativen Entwicklungen rasch zu erkennen und zu beseitigen, denn es gilt „Wehret den Anfängen“. Beispiele: Let’s putz Stuttgart Um Umweltschutz konkret zu praktizieren und ein Bewusstsein der persönlichen Verantwortung zu schaffen sowie um gemeinschaftlichen Spaß bei der Umwelterziehung von Kindern und Jugendlichen zu erleben, wurde die Aktion Let’s putz entwickelt. Dazu wurde ein Wettbewerb ausgelobt zwischen den Stadt- bezirken, den Schulen und Kindergärten, um möglichst viele engagierte Bürgerinnen und Bürger, insbesondere Kinder und Jugendliche, für gemeinsame Putzaktionen zu gewinnen. Der Eigenbetrieb der Abfallwirtschaft Stuttgart, das Garten-, Friedhofs- und Forstamt sowie der Förder- verein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. konnten in den vergangenen Jahren viele tausende Teilnehmerin- nen und Teilnehmer mobilisieren, tonnenweise Müll aus Grünanlagen und Verkehrsflächen zu entfernen. Nach dem Ende jeder Aktionswochen werden die Sieger anhand der Teilnehmerzahl ermittelt. Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen, muss bereits im Kindergarten geübt werden. 2.9 Sicherheit und Sauberkeit
  • 22. 23 Anti-Graffiti-Initiative Mit dieser Initiative soll das Stadtbild von illegalen Farbsprühereien frei gehalten werden. Graffitis und die Kennzeichen der Sprayer (Tags) müssen schnell entfernt werden, um den Tätern die Motivation zu nehmen, an derselben oder ähnlichen Stellen erneut zu sprayen. Die SBR – Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration mbH – bietet zusammen mit dem Haus- und Grundbesitzerverein Stuttgart e. V. und dem Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. geschädigten Privatleuten an, Grafittis zeitnah, professionell und kostengünstig durch Fach- und Malerbetriebe zu entfernen. Hierzu werden auch arbeitslosen Jugendlichen und jungen Erwachsenen Praktikumsplätze angeboten. Damit wird ein weiterer Beitrag für ein sicheres Stuttgart geleistet. Öffentliche Verkehrsmittel, Haltestellen, Unterführungen und Brücken werden regelmäßig überprüft, um Graffitis sofort entfernen zu können. Ebenso wird die Strafver- folgung schnell und konsequent durchgeführt. Unerlaubtes Sprayen ist bei vielen Jugendlichen beliebt, aber illegal.
  • 23. 24 Der öffentliche Raum soll so gestaltet werden, dass sich Menschen auf Straßen und Plätzen wohl fühlen. Dieser Grundsatz wird bei allen künftigen Stadtplanun- gen genauso berücksichtigt wie bei anstehenden Sanie- rungen im öffentlichen Raum. Belebte Plätze, die bei Dunkelheit gut beleuchtet sind, bewirken ein positives Sicherheitsgefühl. Schlecht beleuchtete Parkanlagen, Unterführungen und Parkhäuser schaffen bei Nacht Angsträume. Beispiele: Arbeitsgruppe Sozialverträgliche Planung Bei städtebaulichen Maßnahmen wird die Prüfung der Sozialverträglichkeit als Teil des Abwägungs- prozesses in die Bauleitplanung integriert. Die Arbeitsgruppe Sozialverträgliche Planung (AGSP) unter Federführung des Referats Städtebau integriert sicherheitsrelevante Aspekte in die Stadtplanung durch: • Beseitigung von Angsträumen, zum Beispiel bei der Gestaltung von Parkanlagen, Unterführungen und Parkhäusern unter Berücksichtigung des Sicherheitsgefühls sowie die Verbesserung der Beleuchtungseinrichtungen in Verkehrsbau- werken, Parkanlagen und Parkhäusern. • In das Stadtentwicklungskonzept (STEK) wurde das Thema Sicherheit und Prävention als wichtiger Bestandteil integriert. Einrichtung von Jugendtreffs im öffentlichen Raum Unter Mitwirkung von Jugendlichen werden Treff- punkte gestaltet, zum Beispiel Bolzplätze, Skater- anlagen, überdachte Treffpunkte. Die Mitwirkung der Jugendlichen führt zu einer starken Identifikation mit „ihrer“ Anlage und hilft, Vandalismus und Nachbarschaftskonflikte zu reduzieren. Eine gute Beleuchtung nachts trägt zu einem positiven Sicherheitsgefühl bei. 2.10 Kriminalprävention und Städtebau
  • 24. 25 Die Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft hat sich seit vielen Jahren erfolgreich bewährt: • Stuttgart ist nach der polizeilichen Kriminal- statistik eine der sichersten Großstädte in Deutschland und in Europa, • die Aufklärungsquote der Polizei ist weit über- durchschnittlich hoch, • die überwiegende Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart fühlen sich sicher beziehungs- weise sehr sicher (Ergebnisse der Bürgerumfragen 2005 und 2007), • 88 Prozent der Stuttgarter leben gerne in ihrer Stadt (Ergebnisse der Bürgerumfrage 2007), • „Die zufriedensten Bürger Deutschlands leben in Stuttgart (83 Prozent)“, (Umfrage „Perspektive Deutschland“, 2006) • Stuttgart ist die Nummer eins in Deutschland: „Stuttgarter Unternehmer sind mit ihrem Standort sehr zufrieden“ (Umfrage Ernst & Young, 2006), • das Stuttgarter „Bündnis für Integration “wurde mit dem UNESCO-Preis „Cities for Peace“ 2004 ausgezeichnet, • die „Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft“ wurde in der Kategorie „Law and Order“ durch eine internationale Jury in London mit dem World Leadership Award 2006 ausgezeichnet. 3. Ergebnisse der Sicherheitspartnerschaft Wichtig für eine erfolgreiche Sicherheitspartnerschaft ist der offene Dialog zwischen allen Beteiligten.
  • 25. 26 Um unseren Lernprozess in der Entwicklung der Stutt- garter Sicherheitspartnerschaft auch durch Impulse von außen zu bereichern, ist Stuttgart als erste deut- sche Kommune 2008 dem Europäischen Forum für urbane Sicherheit (EFUS) – einem europäischen Städte- netzwerk von mehr als 300 Kommunalverwaltungen – beigetreten. EFUS mit Sitz in Paris (www.fesu.org) arbeitet in allen wichtigen Fragen von städtischer Kriminalprävention und unterstützt Kontakte zwischen europäischen Städten durch Erfahrungsaustausch, Zusammenarbeit und Fortbildung. Damit wird eine enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen und Präventionsgremien auf lokaler, nationaler, euro- päischer und internationaler Ebene hergestellt. Die Landeshauptstadt will von diesem europäischen Austausch profitieren und ihre eigenen Erfahrungen weitergeben. Mit der Gründung eines Deutschen Fo- rums für Europäische Sicherheit (DEFUS) plant Stuttgart einen Verbund mit anderen deutschen Städten und Ge- meinden. Hierdurch soll die Präventionsarbeit der deut- schen Kommunalverwaltungen besser vernetzt werden und am europäischen Erfahrungsaustausch teilnehmen. Gedacht ist an gemeinsame Projekte, zum Beispiel ein allgemein gültiges Sicherheitsaudit in deutschen Kom- munen. Auch könnten europäische Gelder durch den engen Kontakt von EFUS zur Europäischen Union in deutsche Präventionsprojekte fließen. 4. Durch nationale und internationale Zusammenarbeit voneinander lernen Der Gemeinderat hat dem Beitritt Stuttgarts zum EFUS vor der Sommerpause 2008 zugestimmt.
  • 26. 27 Ziel des Vereins ist es, die Kriminalität in Stuttgart durch Prävention und Aufklärung zu verringern sowie die Sicherheit, auch die des Straßenverkehrs und das Sicherheitsempfinden aller Bürgerinnen und Bürger, zu verbessern. Durch gemeinsames Handeln, die Förde- rung bürgerschaftlicher Mitverantwortung und das Zusammenspiel öffentlichen und privaten Engagements können wir ein attraktives Stuttgart schaffen und erhal- ten. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sicher leben und sich wohl fühlen in einer sauberen Stadt, sie sollen in den Abendstunden ohne Angst und alleine ausgehen können, immer sicher nach Hause kommen und ihre Kinder beruhigt zum Spielen und in die Schule schicken können. Diese Ziele verfolgt der Verein auf folgenden Hand- lungsfeldern: • Förderung der Kommunalen Kriminalprävention, • Förderung der Integration, • Förderung der Verkehrssicherheit, • Förderung von Erziehung und Bildung, • Förderung der Jugendarbeit und Jugendfreizeit, • Förderung des Umweltschutzes, • Förderung der Altenfürsorge und • Förderung weiterer mildtätiger Zwecke. Der Förderverein vertritt die dritte Säule in der 1997 gegründeten Sicherheitspartnerschaft zwischen Stadt, Polizei und Bürgerschaft, die Stuttgart zu einer der sichersten Großstädte in Deutschland und Europa gemacht hat. Er arbeitet eng und kontinuierlich mit den Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern, Bezirks- und Sicherheitsbeiräten, Polizeidienststellen, Kindergärten und Schulen, der Stadtverwaltung, den Vereinen und privaten Initiativen sowie der Wirtschaft zusammen, unterstützt jedes Jahr zahlreiche Projekte der Stuttgarter Sicherheitspartnerschaft finanziell und initiiert auch eigene Projekte für mehr Sicherheit und Sauberkeit. 5. Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V.
  • 27. Landeshauptstadt Stuttgart Stabsstelle Sicherheitspartnerschaft in der Kommunalen Kriminalprävention: Michael Kayser, Marktplatz 1, Rathaus, 70173 Stuttgart, Telefon: 0711/216 - 61 15 Telefax: 0711/216 - 23 53 E-Mail: kriminalpraevention@stuttgart.de Internet: www.stuttgart.de/kriminalpraevention Polizeipräsidium Stuttgart Sachbereich Kriminal-und Verkehrsprävention und Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle: Ulrich Sauter, Hahnemannstraße 1, 70191 Stuttgart, Telefon: 0711/89 90 - 23 00, Telefax: 0711/89 90 - 20 99 E-Mail: stuttgart.pp.ek.praevention@polizei.bwl.de Internet: www.polizei-stuttgart.de Geschäftsstelle Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart e. V. Geschäftsführer: Bezirksvorsteher Edgar Hemmerich, Filderhauptstraße 155, 70599 Stuttgart, Telefon: 0711/216 - 49 67, Telefax: 0711/216 - 49 43 E-Mail: edgar.hemmerich@stuttgart.de Der Förderverein benötigt auch Ihre Hilfe: Finanzielle Zuwendungen (Spenden) können auf Wunsch zweckgebunden verwendet werden, zum Bei- spiel zur Unterstützung eines bestimmten Projektes in einer Schule oder in einem Stadtbezirk. Spenden sind steuerlich absetzbar. Spendenkonto: Förderverein SuSS e. V. Konto-Nummer: 22 55 88 4 Bankleitzahl: 600 501 01 Bank: BW-Bank 28 Zentrale Ansprechpartner
  • 28. u3 Herausgeberin: Landeshauptstadt Stuttgart, Referat Recht, Sicherheit und Ordnung in Verbindung mit der Stabsabteilung Kommunikation Redaktion: Hans Böhm Fotos: Kraufmann (Titel Mitte), Silcherschule (Titel oben), Polizeipräsidium Stuttgart (Seiten 7, 20), Stuttgart Marketing GmbH (Seite 8), EnviaM (Seite 11), Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (Seite 13), Frank Eppler (Seiten 15, 23, 26), Stabsabteilung für Integrationspolitik (Seite 17), Christian Hass (Seite 18), Horst Rudel (Seiten 21, 25), Landeshauptstadt Stuttgart (Seite 22), Tiefbauamt Stuttgart (Seite 24) Gestaltung: Marco Palma Februar 2009 © Landeshauptstadt Stuttgart