1. Foto:AleksandarTodorovic-Fotolia
Ab in den
UrlaubWohin es die Steirer im heu-
rigen Sommer zieht und wie
der Urlaub zum erholsamen
Gewinn wird. Seiten 4–5
KTM-Pierer rechnet
mit der Politik ab.
Seiten 8–9
Wie Turkish Airlines in
großem Stil abhebt.
Seiten 22–23
Großer Ärger
Großes Wachstum
Druck. Lackierung. Folierung.
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Die Zeitung der Wirtschaftskammer Steiermark · 14. Jahrgang Nr. 24 · 3. Juli 2015
2. 2 ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Magazin
Schon gewusst
?
Arbeitsmarktdebatte: Snobe, Schachner, Pesserl, Buchmann, Bittmann und Pildner-Steinburg
Foto:Fischer
Wirtschaftsgipfel zeigt Job-Perspektiven auf
Exakt 38.176 Menschen waren im Juni in
der Steiermark arbeitslos: Dieser neuerliche
Rekord (plus 8,2 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr)undeineaktuelleArbeitslosenquote
von 7,2 Prozent waren am Mittwoch Anlass
für einen hochkarätig besetzten Wirtschafts-
gipfel,beidemBilanzüberdasersteHalbjahr
gezogen wurde. Das Podium mit Vertretern
von Sozialpartnern, Wirtschaft und Industrie
diskutierte Auswege aus dem Jobmarkt-
Dilemma. Neben WKO-Steiermark-Vizeprä-
sident Benedikt Bittmann skizzierten auch
Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann,
AK-Präsident Josef Pesserl, IV-Präsident
Jochen Pildner-Steinburg sowie ÖGB-Lan-
desvorsitzender Horst Schachner und AMS-
Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe
Perspektiven für die nächsten Monate. ■
In eigener Sache
Von Chefredakteur Mario Lugger
Haben Sie gestern im Internet gesurft?
Fast 70 Prozent der österreichischen Be-
völkerung ab 14 Jahren beantwortet diese
Frage in der aktuellen Mediaanalyse mit
„Ja“. Zum Vergleich: Vor 15 Jahren lag
dieser Wert noch bei zarten 7,5 Prozent.
Damit hat sich die Onlinenutzung in nur
eineinhalb Dekaden fast verzehnfacht.
Aber man braucht kein großer Statisti-
ker zu sein, um die massiven Umbrüche
festzuhalten. Dafür genügt schon eine
Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmit-
teln, wo die Menschen mittlerweile quer
durch alle Altersschichten gebannt auf ihr
Smartphone starren. Nachrichten werden
heutzutage in Echtzeit konsumiert. Für
die klassische Printlandschaft bedeutet
das die wohl massivsten Umwälzungen
seit der Erfindung der Druckerpressen.
Frei nach dem Motto „Wer nicht mit der
Zeit geht, geht mit der Zeit“ heißt es, sich
diesen neuen Gegebenheiten anzupassen,
was gleichzeitig aber auch eine enorme
Chance ist. Eine Chance, Dinge für seine
Kunden neu zu gestalten.
Ihre „Steirische Wirtschaft“ tut das. Mit
einer neuen Digitallösung, die sämtliche
Vorteile des klassischen Prints mit den
neuen Möglichkeiten des Webs kombi-
niert (S. 20/21). Eine digital ausklappbare
Zeitung sozusagen, in der Videos, Bilder-
galerien, Studien, nützliche Links und
vieles mehr enthalten sind. Aber überzeu-
gen Sie sich doch selbst: Werden auch Sie
„APPonnent“ der „Steirischen Wirtschaft!
Editorial
Mit 316,9 Milliarden Euro steht
die griechische Regierung schon
in der Kreide. Jede Sekunde wer-
den es 6,15 Euro mehr.
Themen der Woche ‣ 4–14
Weckruf: WKO-Präsident Herk und IV-
Präsident Pildner-Steinburg fordern Maß-
nahmen für Wettbewerbsfähigkeit. ‣ 6–7
Stadtflucht: Die Traditionsbäckerei Sorger
in Eggenberg sucht jetzt einen neuen Stand-
ort im Grazer Umland. ‣ 12–13
Service ‣ 15–17
Barrierefreiheit: Die Bau-Innung greift
nun Unternehmern finanziell unter die Arme,
die umbauen müssen. ‣ 15
Branchen ‣ 24–31
Banken: RLB-Vorstandsdirektor Rainer
Stelzer im Interview über den Wert von Bar-
geld und neue Mobil-Lösungen. ‣ 24
Gewerbe: Kunststoffverarbeiter Christian
Fuchs setzt mit seiner Skulptur „Tosca“ ge-
konnt in Szene. ‣ 27
Unternehmer ‣ 36–39
Innovativ: Robert Veit hat eine neue Lö-
sung für industrielle CO2-Schneestrahlge-
räte entwickelt. ‣ 36–37
Menschen40
„Grüner Teller“: Hohe Auszeichnung für
die Tourismusschulen Bad Gleichenberg für
nachhaltiges Speiseangebot. ‣ 40
Impressum ‣ 12
Inhalt
3. · Magazin · 3
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Die Woche in 64 Zeilen
‣‣Gerd Bacher, Journalistenle-
gende und langjähriger ORF-
Generalintendant, ist weni-
ge Monate vor seinem 90.
Geburtstag verstorben. Der
gebürtige Salzburger baute ab
1967 das Informationsangebot
deutlich aus, schuf Formate wie
Ö3 und installierte die Landes-
studios.
‣‣Griechenland kommt nicht
aus den Schlagzeilen: Regie-
rungschef Alexis Tsipras setzt
jetzt auf neue Verhandlungen,
damit könnte das geplante Re-
ferendum wackeln.
‣‣Gesang undBühnenshowweiß
Popschlager-Superstar Helene
Fischer zu vereinen wie kaum
ein anderer. Beweis dafür sind
90.000 Fans, die an zwei Aben-
den im Ernst-Happel-Stadion
„atemlos“ ihrem Idol lauschten.
‣‣Gerne gesehen ist Fernseh-
Doktor McDreamy aus der US-
Serie „Grey’s Anatomy“ bei der
23. Auflage der Ennstal Classic.
Von 15. bis 18. Juli wird der
Schauspieler Patrick Dempsey
mit einem Porsche 550 Spyder
durch die obersteirische Berg-
welt fahren.
‣‣Großartige sportliche Leis-
tungen zeigten die Teilnehmer
beim Ironman in Klagen-
furt. Der Belgier Marino Van-
hoenacker siegte bereits zum
siebenten Mal, bei den Frauen
feierte die Kärntnerin Eva
Wutti einen Heimsieg.
‣‣Grauenhafter Terroranschlag
in Tunesien: Im Badeort Sousse
richtete ein Mann am Strand
ein Blutbad an. 38 Todesopfer
sind zu beklagen, 39 Menschen
wurden verletzt. Nach der Tat
wurde der Attentäter von der
Polizei erschossen.
‣‣Geschichte schreibt die Tän-
zerin Misty Copeland: Die Af-
roamerikanerin wurde als erste
Ballerina mit dunkler Hautfar-
be zur Solotänzerin im Ameri-
can Ballet Theatre ernannt.
‣‣Graz trägt Trauer: Beim Ge-
denkmarsch durch die Innen-
stadt gedachten Tausende der
Opfer der Amokfahrt vom 20.
Juni, bei der drei Menschen
getötet und 36 teils schwer
verletzt wurden. Es war der
Abschluss der offiziellen Trau-
erwoche, jetzt signalisiert die
Stadt: Graz trägt Hoffnung.
Fotos:Syriza;Steiermark.at/Scheriau;F.C.G.-Fotolia;Wikipedia/FredKuhles
Preis für die besten Einreichungen
zum Staatspreis Marketing 2015
Für innovatives strategisches Mar-
keting prämierte der Marketing
Club Graz mit der WKO und der
Kleinen Zeitung bereits zum drit-
ten Mal die besten steirischen Ein-
reichungen zum Staatspreis Mar-
keting.Überden„MarketingAward
Steiermark“ freuen sich Trachten-
mode Hiebaum, Andritz Pulp
Paper, die Kleine Zeitung Akade-
mie, Creative Austria, die Zellstoff
PölsAG,dieompuraGmbH,Estyria
NaturprodukteGmbHundSchullin
Söhne GmbH Co KG. ■
Die grüne Mark ist beim Tanken das
günstigste Bundesland Österreichs
Gute Nachrichten rechtzeitig
vor dem Start der Urlaubssaison:
Laut der AK-Spritpreiserhebung
ist die Steiermark beim Tanken
das günstigste Bundesland. Bei
derbundesweitenErhebungwur-
den knapp 240 steirische Tank-
stellen geprüft. Demnach ist das
Tanken von Eurosuper im Mur-
tal, in Graz-Umgebung und Graz
im Schnitt deutlich günstiger als
in Liezen und Deutschlandsberg.
Zwischen billigster und teuers-
ter Tankstelle in der Steiermark
liegen bei Eurosuper 17 und bei
Diesel 28 Prozent. ■
Gerhard Valeskini
(Kleine Zeitung),
Josef Schiffer
(Trachtenmode
Hiebaum), Karin
Ronijak (Marke-
ting-Praxis), Tho-
mas Foscht (Jury),
Karl-Heinz Der-
noscheg (WKO-
Direktor) (v.l.)
Foto: Wolf
Foto:SandorJackal-Fotolia
Vor dem Urlaub noch in der Steiermark zu tanken zahlt sich aus.
Zahl der Woche
38,5
Prozent der steirischen Unternehmer würden laut aktu-
ellem Newsletter-Voting der WKO ihr Auto im Rahmen
von Carsharing mit anderen teilen. Jeder Zweite kann
sich vorstellen, Carsharing auch persönlich zu nutzen.
4. Thema
Wohin die
Reisegeht
Fünf goldene Regeln für einen
garantiert erholsamen Urlaub
Für Führungskräfte ist ein Ab-
schalten im Urlaub nicht leicht.
Hier fünf Tipps, wie es klappt…
‣‣Vorbereitung:EineVertrauens-
person, die in Ihrer Abwesen-
heit wichtige Dinge erledigen
kann, und festgelegte „Online-
Zeiten“ schonen die Nerven.
‣‣(Ver-)Planung: Auch wenn
Bootstrip und Paragliding lo-
cken: Gehen Sie es langsam an,
man darf auch faulenzen.
‣‣Zeit geben: Wer sich zu „so-
fortiger Erholung auf Knopf-
druck“ zwingt, erntet Stress.
‣‣Offline: Tauschen Sie das
iPad gegen ein Buch. Wer
auf Papier liest, gerät nicht
in Gefahr, ständig online zu
gehen (außer Sie wollen zur
neuen App der Steirischen
Wirtschaft, s. S. 20–21).
‣‣Rückkehr: Schon vor der Reise
den Arbeitstag danach planen.
Endlich Sommer! Rund 18 Millionen Mal wer-
den die Koffer gepackt, wir haben nachgefragt,
wo die Österreicher in diesem Jahr relaxen.
Foto:Fotolia
„Reisen ist Gefühlssache,
und im Moment sind die
Kunden etwas zurückhal-
tend. Trotz der Krise ist Grie-
chenland gefragt, ganz stark
werden auch Spanien und die
Türkei gebucht. Wer kurz-
fristig untertauchen möchte,
Plätze auf Kreuzfahrtschiffen
gibt es in allen Kategorien.“
„Das Geschäft ist im Moment
nicht lustig. Der Anschlag in
Tunesien hat Kunden stark
verunsichert, nach Ägypten
fehlt jetzt eine weitere Tra-
ditionsdestination. Die Folge
sind sehr viele Umbuchun-
gen. Profitieren werden die
Türkei und Spanien. Auch
Griechenland ist noch stabil.“
Statements
Angelika
Pastner-
Pirker
Südlandreisen/Graz
Foto: Furgler
Herbert
Orel
Orel/Lieboch:
4 ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
5. Das Verlangen nach einer sonni-
gen Auszeit erhöht sich hierzu-
landeproportionalmitden zuneh-
mendenTagendesJahresunddem
Stand auf der Quecksilbersäule.
Kein Wunder also, dass jetzt land-
auf, landab ein Thema ganz oben
auf der To-do-Liste steht: „Wohin
soll die Reise gehen?“ Grund
genug für die „Steirische Wirt-
schaft“, den aktuellen Reisetrends
ein wenig nachzuspüren.
Folgt man dem 45-Jahre-Trend
der Statistik Austria (s. Box),
dann werden von den erwarteten
rund 18 Millionen Urlaubsreisen
die meisten in den nahen Süden
führen. Und das mit einer durch-
schnittlichen Verweildauer von
fünf bis sieben Tagen. Ganz oben
auf der Beliebtheitsliste grüßt
„Bella Italia“. Im Vorjahr zog es
jeden fünften Auslandsurlauber
aus Österreich ins Land von Ge-
lati und Pizza, dicht gefolgt von
Kroatien, das immer mehr Men-
schen mit Trüffel und perfekten
Segelrouten lockt (13,8 Prozent).
EbensohochimKursistnatürlich
der Urlaub in der Heimat.
Nachgefragt bei den Reiseprofis
(s. Statements), zeigt sich – allen
Krisen zum Trotz – Griechenland
ganz oben am Stockerl des som-
merlichen Auslandsdestinations-
wettbewerbs. „Wir hatten heuer
über 20 Prozent mehr Buchungen
gegenüber dem schon sehr hohen
Niveau der letzten Jahre“, erzählt
Michael Schlögl, Geschäftsführer
von Gruber Reisen. Hellas boomt
– das bestätigt auch Walter Krahl,
Ruefa-Reisen-Vertriebsleiter, mit
„zweistelligenWachstumsratenin
den letzten beiden Jahren“. Aber
wie sieht es in den anderen bri-
santen Baderegionen aus? Gerade
ÄgyptenoderzuletztTunesienzei-
gen, dass Touristen immer wieder
in den Fokus von Gewalttätern rü-
cken. „Tunesien war nie wirkliches
Reiseziel bei den Österreichern“,
sagt Krahl. Und: Trüben lasse man
sich hierzulande die „seit langem
sehr hohe“ Reisefreudigkeit ge-
nerell nicht. Man wechsle das
Zielland, wie Schlögl erklärt. Und
so ist die noch vor wenigen Jahren
noch heißersehnte Nilkreuzfahrt
längst der Sonne Spaniens ge-
wichen. Doch Vorsicht: Wer die
iberische Halbinsel erkundet, wird
mit großer Sicherheit auch auf das
eine oder andere bekannte Gesicht
treffen – schließlich zählt das Land
zu den sommerlichen Top Drei der
rot-weiß-roten Reiseanbieter.
Aber egal, wohin der Weg in
den kommenden Wochen führt,
wichtig ist den Österreichern die
Erholung. 20,8 Prozent geben das
als Grund ihrer Flucht aus dem
Alltag an. Doch das ist mit einem
Ohr am Smartphone, dem iPad am
Liegestuhl und steter All-inclusi-
ve-Bespaßung mitunter gar nicht
leicht. Wie man es aber trotzdem
schafft, ein wenig auszuspannen?
Wir haben fünf Tipps zusammen-
getragen… (Story links.) PraV ■
„Die Top-Ziele der Österreicher
sind im Sommertourismus ganz
klar Griechenland vor Spanien,
der Türkei und Kroatien.“
Walter Krahl, Ruefa-Reisen Foto: Wilke
„Griechenland ist allen Krisen
zum Trotz bei den Urlaubern die
Nummer eins. Wir verbuchen ein
20-Prozent-Plus gegenüber 2014.“
Michael Schlögl, Gruber Reisen Foto: Fischer
Urlaub in Zahlen
18,34
‣‣Millionen Urlaubsreisen wur-
den 2014 von den Österreichern
(ab 15 Jahren) unternommen.
58,9
‣‣Prozent der Österreicher
machten im Vorjahr eine Haupt-
urlaubsreise. Vor 45 Jahren war
es etwas mehr als ein Viertel.
39
‣‣Prozent wählten vor 45 Jahren
Italien als Haupturlaubsziel.
Heute sind es rund 20,8 Prozent.
50,1
‣‣Prozent der Haupturlaubsreisen
dauerten 2014 zwischen fünf
und sieben Tagen. 1969 dauerte
mehr als die Hälfte der Urlaube
ein bis zwei Wochen.
Quelle: Statistik Austria
· Thema · 5
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
6. Steiermark
Rückkehr an
die Spitze
Europas
Unternehmerin des
Jahres wird gekürt
Rasch einreichen heißt es
für die „Steirische Unterneh-
merin des Jahres 2015“. Der
Preis wird von „Frau in der
Wirtschaft“ zum ersten Mal
vergeben. Die Bewerbungs-
frist endet mit 15. Juli. Alle
Infos im Internet unter www.
unternehmerin.at/stmk.
Pleitegeierkreistüber
Schwarzem Adler
Das Traditionshotel „Schwar-
zer Adler“ in Mariazell ist in
die Insolvenz geschlittert.
Am Landesgericht Leoben
wurde ein Sanierungsverfah-
ren ohne Eigenverwaltung
eröffnet. Vor allem in der
Wintersaison ist der Umsatz
eingebrochen, die Überschul-
dungbeträgt920.000Euro.14
Arbeitnehmer sind betroffen.
6,4 Milliarden Euro
für die Werbung
Das Institut Marketmind hat
im Auftrag der Post die
Werbeausgaben österreichi-
scher Firmen unter die Lupe
genommen: Demnach gaben
österreichische Firmen im
Vorjahr 6,4 Milliarden Euro
für Werbung aus. Der Löwen-
anteil (rund 3,5 Milliarden
Euro) floss in klassische Wer-
bung in Printprodukten.
In Kürze
Werbung in Printmedien
„Das ist keine kleine Kon-
junkturdelle. Wir brauchen
ganz neue Strukturen.“
Josef Herk, WKO-Steiermark-Präsident
Jochen Pildner-Steinburg, IV-Präsident
Foto:HenrySchmitt-Fotolia
Von Karin Sattler
karin.sattler@wkstmk.at
Die jüngsten Wirtschaftsdaten
lassen (einmal mehr) die Alarm-
glocken schrillen: 381.898 Men-
schen waren im Juni in Österreich
arbeitslos, das sind um 7,7 Prozent
mehr als noch vor einem Jahr. Der
Jobmarkt ist aber nur die Spitze
des Eisbergs: Das Wachstum stag-
niert, während die Kosten
in die Höhe schnellen
und Investitionen auf die
lange Bank geschoben
werden.
Von der Europa-Spitze
ist das Land, das vor nicht
allzu langer Zeit als das
„bessere Deutschland“
galt, weit zurückgefallen.
„Die über Jahre aufge-
bauten strukturellen Schwächen
haben ein bedrohliches Ausmaß
angenommen“, warnen WKO-
Steiermark-Präsident Josef Herk
und IV-Präsident Jochen Pildner-
Steinburgundstarteneinenregel-
rechten Weckruf: „Wer glaubt, das
ist eine kleine Konjunkturdelle,
der irrt. Wir sind mitten in einer
turbulenten Zeit, die neue Struk-
turen und Systeme braucht.“
Die Warnsignale könnten deut-
licher nicht sein, verweisen Herk
und Pildner-Steinburg auf das
„Sorgenkind“ Wachstum: Sowohl
die EU-Frühjahrsprognose als
auch die jüngste Studie der Öster-
reichischen Nationalbank zeigen
eine besorgniserregende Wachs-
tumsschwäche Österreichs. Mit
erwarteten 0,8 Prozent für 2015
findet sich die Alpenrepublik
mit Griechenland, Zypern und
Italien in der Schlussgruppe
Europas. „Das ist beschämend“,
findet Pildner-Steinburg scharfe
Worte: „Österreich kann nicht
einmal mehr im Windschatten der
deutschen Konjunkturlokomotive
fahren, geschweige denn Schritt
halten oder die Nase vorn haben.“
Das belegt auch das renom-
mierte IMD in Lausanne. In der
jüngstenAusgabedes„WorldCom-
petitivenessYearbook“hatmandie
Alpenrepublik auf Platz 26 zurück-
gereiht, 2007 lag man noch auf
Platz elf. Negatives Highlight: In
der Fiskalpolitik belegt man Rang
59 von 61 untersuchten Staaten.
Nach oben zeigen lediglich die
Pfeile bei den Lohnstückkosten:
Diese steigen überdurchschnitt-
lich, während die Produktivität
sinkt. „Unterm Strich
geht damit Technolo-
giefortschritt verloren,
österreichische Betriebe
werden aus dem Markt
gedrängt“, zeichnet Herk
ein dramatisches Bild.
Ein Bild, das sich auch
in puncto Ausrüstungs-
investitionen widerspie-
gelt: Zuletzt wurde hier
ein Rückgang von 4,3 Prozent
quer durchs Land verzeichnet.
Wenig verwunderlich also, dass
Österreich in allen Standortran-
kings weit zurückgefallen ist. Um
rasch wieder Plätze gutzumachen
und den Wohlstand im Land
zu sichern, plädieren Herk und
Pildner-Steinburgfürumfassende
Maßnahmen (Details siehe Bei-
trag rechts). ■
Keine guten Vorzeichen für die heimischen
Betriebe: Während Arbeitslosigkeit und Kosten
steigen, gehen Wachstum und Investitionen
zurück. Die steirische Wirtschaft appelliert an
Politik und Sozialpartner für einen regionalen
und nationalen Schulterschluss, um wieder
zu den Top-Ländern Europas zu zählen.
6 ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
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123,9 126,5
119,2116,7
113,0
106,2107,7
104,1
97,6
■ Euro-Zone
■ Österreich
■ Deutschland
wko.tv
Mehr zum
Thema auf
Forderungspaket: Wie die Steiermark
wieder fit wird für den Wettbewerb
‣‣Offener Dialog in der Sozi-
alpartnerschaft: Die großen
Herausforderungen in puncto
Wettbewerbsfähigkeit müssen
gemeinsam gelöst werden, z.B.
Arbeits- und Lohnnebenkosten
sowie die Arbeitszeitflexibili-
sierung.
‣‣Ein neues Vertrauensklima
schaffen, indem man eine
Zielvision für den Standort
etabliert. Hier sind Sozialpart-
ner und die Politik gefordert.
„Unternehmer darf man nicht
unter Generalverdacht stellen“,
so Herk. Stattdessen sollen
Firmenchefs und Arbeitnehmer
partnerschaftlich agieren.
‣‣Mehr Stabilität bei Entschei-
dungen und Rahmenbedingun-
gen, damit Investoren dem
Land nicht den Rücken kehren.
‣‣Bürokratischen Aufwand dras-
tisch reduzieren: Die Bürokra-
tie-Flut ist mittlerweile ein
Grund, sich gegen den Standort
zu entscheiden. Hier müssen
sich die Sozialpartner zu einem
Reformprojekt bekennen.
‣‣Mehr Leistungsanreize: „Das
System der Mindestsicherung
in der aktuellen Form gehört
überdacht“, plädieren Herk und
Pildner-Steinburg für eine offe-
ne, sachliche Diskussion über
Zumutbarkeiten in der Jobver-
mittlung und über Sozialtrans-
fers.■
Ziehen in puncto
Standortpolitik an
einem Strang: IV-
Präsident Jochen
Pildner-Steinburg
und WKO-Steier-
mark-Präsident
Josef Herk (v.l.).
· Steiermark · 7
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
8. „Politik macht
Warum KTM-Boss Stefan Pierer der heimischen Politik
die „Verschrottung“ unserer Kompetenzen vorwirft, er
Apple „zügig“ mit einem E-Auto am Markt erwartet und
der Verbrennungsmotor bald unter Druck kommen wird.
Herr Pierer, die Steiermark
ist ein Automotive-Land.
Kann man davon ausgehen,
dass das auch im anbrechen-
den Elektrozeitalter so bleibt?
Stefan Pierer: Der Standort hat
alle Voraussetzungen: Tradition,
Know-how, tüchtige und fleißige
Mitarbeiter. Leider haben wir aber
das Gegenteil davon in der Politik:
Die bringt es fertig, diese hohe
Kompetenz zu Schrott zu machen.
Wirlebenineinemüberregulierten
Land, das keine Flexibilität mehr
kennt und Leistung bestraft. Wir
sind diesbezüglich innerhalb von
zehn Jahren zu einem der schlech-
testen Industrieländer geworden.
Was braucht es für Rah-
menbedingungen, damit
es wieder vorwärts geht?
Pierer: Was
schnell gehen,
nichts kosten,
aber viel brin-
gen würde:
flexiblere
Arbeits-
zeiten.
Das ist
eines
der
größten Hemmnisse. Wer global
tätig ist, muss heute ganz anders
agieren. Als Unternehmer steht
man da täglich mit einem Fuß im
Kriminal. Dabei wäre es für alle Be-
teiligtenbesser,inruhigerenZeiten
einen Zeitausgleich zu schaffen.
Die Mitarbeiter sind auch längst
so weit, auch die Betriebsräte. Aber
da sind wir in einer Diktatur des
Kammerstaates. Das Zweite ist die
Bürokratie: Du bist mittlerweile
überbeschäftigt mit Listenführen.
Die Großen schaffen das noch, aber
fürKMUistdaskaumnochdarstell-
bar. Das ist, wie wenn man beim
100-Meter-Sprint eine Bleiplatte
umgehängt bekommt.
Die Steiermark punktet im-
merhin noch mit ihren Bil-
dungseinrichtungen.
Pierer: Die Lehrlingsausbildung
und die HTLs sind tragende Säulen
unserer Ausbildung, das gibt es
sonst nirgends. Aber es ist heute
nicht mehr so einfach, Lehrlinge
zu bekommen, die sinnerfassend
lesen, rechnen und grüßen kön-
nen und eine Kinderstube mit-
bringen. Ich bin glücklicherweise
mit meinen Unternehmungen im
ländlichen Bereich. In meiner
Fotos:Wolf
Leichtbau-Schwergewichte in Graz
AC Styria warf mit Charles
Morgan und Stefan Pierer
einen Blick auf aktuelle
Leichtbau-Entwicklungen.
Sie sind Pioniere im Bereich der
Leichtbau-Fahrzeuge:StefanPierer
(sieheoben)setztaufdasHightech-
Material Carbon – und der Brite
Charles Morgan seit mittlerweile
mehr als 100 Jahren auf Eschen-
holz. Warum diese Leichtbauma-
terialien überhaupt in den Fokus
kommen, ist rasch erklärt: „Die
Automobilentwickler in Europa
sind von der EU gezwungen, einer-
seitsdieCO2-Emissionenzusenken
und gleichzeitig die verwendeten
Werkstoffe zu einem großen Teil
wiederverwerten zu können“, er-
klärt Franz Lückler, Geschäftsfüh-
rer des Autoclusters Steiermark.
Bei der Wiederverwertung muss
zusätzlich noch das Recycling
im Vordergrund stehen, nur rund
zehn Prozent dürfen thermisch
verwertet werden. Um die CO2-
Emissionen zu senken, muss man
am Treibstoffverbrauch schrauben
– und das geht entweder durch effi-
zientere Motoren oder eben leich-
tere Fahrzeuge. Der hochfeste und
ultraleichteWerkstoffCarbonrückt
dabei in den Fokus – hat aber auch
den Nachteil, nicht wiederverwert-
bar zu sein. Hier kommt Holz – und
damit Charles Morgan – ins Spiel.
Bei einer Vortragsveranstaltung
im Zuge des 20-Jahr-Jubiläums
berichtete er etwa über perfekte
Eigenschaften „seines“ Werkstoffs
Holz – nicht nur beim Gewicht,
sondern auch etwa in der Frage der
Sicherheit. ■
Franz Lückler holte Stefan Pierer
und Charles Morgan nach Graz (v. l.)
KTM-Boss
Stefan Pierer
8 · Steiermark ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
9. EntgeltlicheEinschaltung
Standort zu Schrott“
Gruppe habe ich 160 Lehrlinge:
Mit Motorrädern kannst du bei
16-Jährigen punkten. Aber ich habe
viele Unternehmerkollegen aus
Städten und ich höre, was die mir
erzählen. Ich will gar nicht Magna
fragen, was die alles erleben – und
dabei sind das noch Premium-
Firmen. Jetzt stellen wir uns KMU
vor: Die kriegen keine Leute mehr,
aber das ist die tragende Säule.
In diesem Sinn beginnt auch das
Bildungssystem zu bröckeln. Und
vondersteigendenAkademikerrate
habe ich nichts, wenn wir weiterhin
am Markt vorbeiproduzieren. Was
bringt mir ein Soziologe im Taxi?
Wir brauchen Techniker und ITler.
Sie sind selbst Absolvent der
Montanuni, wo viel an Mate-
rialien geforscht wird. Ist das
ein künftiges Stärkefeld?
Pierer: Gerade im Bereich der
Leichtbaufahrzeuge liegt die Zu-
kunft in einem Mix aus verschie-
densten Materialien: Stahl wird
seine Rolle behalten, Aluminium
hat seinen Platz gefunden, Carbon,
Kunststoffe. In der Steiermark sehe
ich vor allem im metallurgischen
Bereich Unternehmen, die sich
positionieren können – etwa mit
Eisen- und Nicht-Eisen-Metallen
oder auch hochlegierten Stählen.
Auch Verbindungstechnologien
werden wichtiger: Klebetechnik,
Fügetechnik, das ist extremes
Know-how.Dakönnensichkleinere
und mittlere Firmen, die wen-
dig und innovativ sind, irrsinnig
schnell in die Nischen begeben.
Sie gelten als Verfechter von
Carbon als Werkstoff. Warum?
Pierer:Carbon-Compositeshaben
den Vorteil von extremer Steifig-
keit bei gleichzeitig geringstem
Gewicht. In den vergangenen zehn
Jahren haben wir die Produktions-
technologien so stark verbessert,
dass sie langsam auch wirtschaft-
lich interessant werden. Die inno-
vativen Hersteller, hier allen voran
BMW, sind die ersten, die das in der
Großserie angewandt haben – im
i3 oder i8. Im neuen Siebener sind
schon etwa 50 bis 55 Strukturteile
verbaut, die andere, viel schwerere
Werkstoffe ersetzen. Das macht die
Fahrzeuge leichter und spart CO2.
Ist ein geringeres Gewicht
auch der Schlüssel zu mehr
Elektrofahrzeugen?
Pierer: Je leichter ein Fahrzeug
ist, umso mehr Batterie kann ich
hineinpacken. Ein Elektromotor
ist im Vergleich zu einem Verbren-
nungsmotor von der Technologie
hereigentlichwatscheneinfachund
hat gleichzeitig einen hohen Wir-
kungsgrad. Man kann sich beim E-
Auto also auf Interieur, auf Connec-
tivity und Batterietechnik konzen-
trieren. Das ist der Grund, warum
Tesla aus dem Stand technologisch
soerfolgreichwar.Wennesgelingt,
die Batteriekapazitäten dorthin zu
bringen, dass man leicht 400 oder
500 Kilometer fahren kann, sehe
ich den Verbrennungsmotor mas-
siv unter Druck. Das dauert zwar
noch – aber ich will nicht wissen,
was in zehn Jahren ist. Außerdem
erwarte ich mir Apple mit einem
eigenen Elektroauto – und zwar
relativ zügig. Dann werden die Kar-
ten völlig neu gemischt. Mit Grazer
Unterstützung – weil engineeren
kann man ja hier. Krainer■
Stefan Pierer (58) ist Gründer der „Cross Industries
AG“. Der in Bruck an der Mur geborene Unterneh-
mer studierte „Betriebs- und Energiewirtschaft“ in
Leoben. Er führte das damalige Pleiteunternehmen
KTM an die Weltspitze und hält in seiner Gruppe
Beteiligungen etwa bei Pankl, Husquarna und am
zweitgrößten Carbonproduzenten der Welt, Wehtje.
Zur Person
Virtual Vehicle erforscht die L-Klasse
Grazer Fahrzeug-Forscher
koordinieren 6,7 Millionen
Euro schweres Projekt zum
Thema „Leichtfahrzeuge“.
Längst haben steirische Techniker
in der Fahrzeugforschung einen
Namen von Weltrang. Über Jahre
hat man sich mit hervorragender
Arbeit etabliert – und dass man
sich dort auch halten kann, zeigt,
dass es etwa dem „Virtual Vehicle“
immer wieder gelingt, zentrale
Koordinationsstelle für millio-
nenschwere, länderübergreifende
Forschungsprojekte zu werden.
Das neueste Thema: Im „EU-
LIVE“-Projekt – die Abkürzung
steht für „Efficient Urban LIght
VEhicles“ – geht es darum, die
Stadtflitzer von morgen zu ent-
wickeln. Hintergrund ist, dass die
sogenannte L-Klasse (motorisierte
leichte Fahrzeuge mit zwei, drei
oder vier Rädern) in der Entwick-
lung aufgrund geringer Produk-
tions- und Absatzzahlen bislang
für breite Bevölkerungsschichten
uninteressant geblieben ist. Das
Forschungsprojekt sucht nun nach
Möglichkeiten, diese leichten Fahr-
zeuge so weiterzuentwickeln, dass
sie eine Ergänzung zu sanften
Mobilitätsformen werden können
– schließlich leben mittlerweile
rund 50 Prozent (weltweit) der
Menschen in Städten, in Europa
sogar 73 Prozent in urbanen Bal-
lungsräumen.Insgesamtsindzwölf
Partner – unter ihnen auch Peugeot
und zahlreiche prominente Zuliefe-
rer – aus sechs Ländern involviert,
das Virtual Vehicle koordiniert und
bündelt dieses Know-how. ■
Die Nicht-Berücksichtigung ein-
zelner Vermögensveränderungen
ist dem Verwaltungsgerichtshof
(VwGH) zufolge für das Vorliegen ei-
ner Einbringungsbilanz nicht schäd-
lich. Eine Bilanzberichtigung gem.
§ 4 Abs 2 Einkommensteuergesetz
in diesem Zusammenhang ist zuläs-
sig und systemkonform.
Im konkreten Fall hatte die Abga-
benbehörde nämlich bezweifelt,
dass eine vorgelegte Bilanz tat-
sächlich als solche zu qualifizieren
sei und versagte die Anwendung
des Umgründungssteuergesetzes,
was im konkreten Fall die Aufde-
ckung – und damit Versteuerung –
erheblicher Stiller Reserven bedeu-
tet hätte. Begründet wurde dies
damit, dass die schließlich vom
Finanzamt berichtigte Version um
immerhin 0,09% der Bilanzsum-
me von der ursprünglichen Version
abwich. Erfreulicherweise ging der
VwGH davon aus, dass dann, wenn
eine ausreichende Darstellung der
Vermögenslage vorliegt, einzelne
unwesentliche Fehler für das Vor-
liegen einer Bilanz im Sinne der
steuerlichen Vorschri en unschäd-
lich sind. Ein Fehler ist somit nicht
grundsätzlich für das Vorliegen
einer Bilanz nachteilig, sofern die
Bilanz nicht „derart mangelha ist,
dass sie nicht als solche im Sinne
des § 4 EStG angesehen werden
kann“. Fehlerha e Ansätze können
jedoch berichtigt werden.
Eine eindeutige Grenzziehung zwi-
schen Bilanz und „Nichtbilanz“ lässt
der VwGH jedoch offen. Dabei hätte
ein Hinweis auf die Rechnungsle-
gungsvorschri en der §§ 189 ff des
Unternehmensgesetzbuches und
die Grundsätze ordnungsgemäßer
Buchführung leicht Klarheit schaf-
fen können.
Wann ist eine Bilanz
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· Steiermark · 9
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
10. Warum sich die WKO gegen weitere Belastungen der Tourismuswirtschaft zur Wehr setzt…
Club International
als Starthilfe
Damit internationale Ex-
perten im Land bleiben,
müssen die Rahmenbedin-
gungen stimmen. Der Club
International sorgt dafür.
Will man internationale Experten
nach Graz locken und langfris-
tig halten, dann muss man sich
ordentlich ins Zeug legen. Unter
diesem Zeichen wurde 2011 unter
Federführung von Kathryn List
gemeinsam mit der Stadt Graz,
der WKO Steiermark und der In-
dustriellenvereinigung der Club
International (CINT) gegründet.
DieIdeewareinfachundeffektiv.
Nur wenn sich Schlüsselarbeits-
kräfte und ihre Familien in Graz
wohlfühlen, dann bleiben sie auch
langfristig. „Das Jobangebot kann
noch so gut sein. Wenn sich die
Familie nicht wohlfühlt,
wird man früher oder später
zurück in die Heimat ziehen“, be-
dauert List.
Willkommenskultur am
internationalen Standort
Deshalb kümmert sich CINT vor
allem um das „Drumherum“ für
die Neo-Steirer. Angehörigen von
internationalen Schlüsselkräften
wird so bei den täglichen Heraus-
forderungen von der Anmeldung
des Stromanschlusses über die
Suche nach einer geeigneten
Schule bis zu gemeinsamen Aus-
flügen unter die Arme gegrif-
fen. „Ein Wirtschaftsstandort, der
auf Internationalisierung setzt,
braucht auch eine entsprechende
Willkommenskultur“, sagt CINT-
Geschäftsführerin Nicole Niederl.
Und das sehen auch
zahlreiche potente
Wirtschaftsunter-
nehmen genauso.
Insgesamt 27 Mit-
gliedsunternehmen
bieten ihren auslän-
dischen Arbeitskräf-
ten entsprechende
Unterstützung. Insgesamt 600
„Internationals“ aus 42 Nationen
haben das Angebot vom Club In-
ternational bereits genutzt, und es
werden jedes Jahr mehr.
Ein Erfolgskonzept für
ganz Österreich
„Als ich in den 80er-Jahren nach
Österreich kam, wäre ich froh
gewesen, wenn es eine Einrich-
tung wie CINT gegeben hätte.
Die Unterstützung und der Erfah-
rungsaustausch sind für jeden,
der mit seiner Familie neu in die
Steiermark kommt, unheimlich
wertvoll“, weiß Kathryn List aus
eigener Erfahrung. „Es ist wichtig,
dass sich internationale Fachkräfte
hier wohlfühlen. Sie nehmen auch
niemandem den Arbeitsplatz weg,
sondern sind Fachkräfte, die wir in
der Steiermark brauchen“, erklärt
der Grazer Wirtschaftsstadtrat
Gerhard Rüsch. Für WKÖ-Vizeprä-
sident Jürgen Roth ist CINT eine
wertvolle Einrichtung: „Aufgrund
des Fachkräftemangels greifen
immer mehr steirische Unterneh-
menaufPersonalausdemAusland
zurück. Der CINT ist hier eine
wichtige Infrastruktureinrichtung
geworden und leistet einen we-
sentlichen Beitrag zur Standortat-
traktivität.“ Er möchte daher das
steirische Konzept auch in andere
Bundesländer „exportieren“.
‣‣Im Web: Die Website
des Club International
unter http://www.cint.at
57 Prozent der steirischen
„Ausländer“ kommen aus
EU-Ländern. Nur zwölf Prozent
sind nicht aus Europa.
Schon gewusst
?
Sonja Grabner, Jürgen Roth, Nicole Niederl, Gerhard Rüsch, Kathryn List
und Gernot Pagger (v.l) heißen internationale Fachkräfte willkommen.
Foto:Fischer
10 · Steiermark ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
11. · 11
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Regionen
Foto:industrieblick-Fotolia
Arbeitslosigkeit nach Regionen
▼ Murau 569 –11,0%
▼ Gleisdorf 715 –8,9%
▼ Fürstenfeld 667 –0,9%
▲ Bruck/Mur 1.782 0,8%
▲ Hartberg 1.562 1,5%
▲ Voitsberg 1.481 2,7%
▲ Mürzzuschlag 919 2,8%
▲ Knittelfeld 834 4,9%
▲ Weiz 747 6,6%
▲ Leoben 1.729 8,6%
▲ Gröbming 695 9,4%
▲ Liezen 1.421 9,9%
▲ Graz 17.345 10,3%
▲ Feldbach 1.566 11,6%
▲ Mureck 523 12,0%
▲ Leibnitz 2.619 12,7%
▲ Judenburg 1.354 14,5%
▲ Deutschlandsberg 1.648 16,1%
Vorgemerkte Arbeitslose, Quelle: AMS
Trotz Rekordbeschäftigung:
Am steirischen Arbeits-
markt kehrt mit einem
Arbeitslosen-Plus von 8,2
Prozent keine Ruhe ein.
Von Michael Neumayr
michael.neumayr@wkstmk.at
Während bei den Unternehmern
erste Silberstreifen am Konjunk-
turhorizont aufgetaucht sind, jagt
am Arbeitsmarkt weiterhin eine
Hiobsbotschaft die nächste. Exakt
38.176MenschenhabenlautAMS-
Statistik im Mai in der grünen
Mark nach einer Beschäftigung
gesucht. Zwar sind das 1.189 Men-
schen weniger als noch im April,
der Jahresvergleich sieht aber gar
nicht gut aus. Denn vor einem Jahr
gab es noch 8,2 Prozent weniger
Arbeitslose. Und die Steiermark
liegt damit sogar unter dem
Durchschnitt, denn in Wien explo-
diert die Arbeitslosigkeit weiter
miteinemPlusvonfast23Prozent.
Besonders betroffen sind ältere
Menschen über 50 Jahre (+11,9
Prozent), während die Jugendar-
beitslosigkeit gleich geblieben ist.
„Das aktuelle Ergebnis ist keine
Überraschung für uns. Nach wie
vor sind es der Bereich Bau und
die Branche der unternehmensbe-
zogenen Dienstleistungen, die die
Arbeitslosigkeit hoch halten“, er-
klärt AMS-Steiermark-Geschäfts-
führer Karl-Heinz-Snobe.
Regional aufgeschlüsselt gibt es
zwei Bezirke mit großen Lichtbli-
cken. In den Bezirken Murau (–11
Prozent) und Gleisdorf (–8,9 Pro-
zent) konnte die Arbeitslosigkeit
signifikant reduziert werden. Das
sind aber kleine Tropfen auf den
heißen Stein, denn im Ballungs-
zentrumGrazistnochimmerFeuer
amDach.Dortsindnämlichderzeit
17.345 Menschen auf Jobsuche
(+10,3 Prozent). Fast jeder zweite
steirische Arbeitslose kommt also
inzwischenausderMurmetropole.
Bemerkenswert bleibt aber, dass
trotz all dieser Hiobsbotschaften
auch die Beschäftigung kontinu-
ierlich steigt. 494.000 Menschen
gehen in der Steiermark einer
Arbeit nach. Das sind rund 1.500
mehr als noch im Vorjahr. „Hier
ist gerade Graz betroffen, denn die
Stadtwächstschneller,alsArbeits-
plätze geschaffen werden kön-
nen“, bedauert Wirtschaftsstadtrat
Gerhard Rüsch. ■
Mehr „Speed“ für
das Weizer Internet
Weiz. Der Breitbandaus-
bau im Bezirk Weiz geht
in die Detailplanung. Die
Hälfte der Kosten von insge-
samt 600.000 Euro wird von
den Gemeinden getragen.
Bis Ende des Jahres soll die
Planung abgeschlossen sein.
Dann soll es einen gemeinde-
übergreifenden Bezirksplan
geben.
L314 bei St. Stefan
ob Stainz saniert
Voitsberg. Die L 314, die
Schilcherweinstraße, wird an
einem 1,4 Kilometer lan-
gen Abschnitt bei St. Stefan
ob Stainz saniert. Insgesamt
700.000 Euro werden dafür
investiert. Die Fahrbahn wird
auf mindestens fünfeinhalb
Meter erweitert.
Kulinarische Tafel
an der Weinstraße
Leibnitz. An der südsteiri-
schen Weinstraße luden 14
Wein- und Obstbaubetrie-
be, Wirtsleute und Buschen-
schenker aus Ratsch an der
Weinstraße zur kulinarischen
Tafel. Rund 200 Gäste gingen
über den roten Teppich direkt
an der Weinstraße und ließen
sich verwöhnen.
In Kürze
Kulinarisch hat die Weinstraße
viel zu bieten.
Am steirischen Arbeitsmarkt
ist weiterhin Feuer am Dach
Foto:Steierm.Tourismus/Wolf
12. 12 · Regionen ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
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(Verleger) und Produzent:
Wirtschaftskammer Steiermark,
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tene Meinung muss nicht mit jener
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mark übereinstimmen. Die inhalt-
liche Verantwortung selbiger liegt
beim jeweiligen Auftraggeber.
Verbreitete Auflage Inland (1. Hj. 2014):
62.336
Impressum
„Stadtflucht“: Sorger
Exklusiv: Mit der Firma
Sorger ist eine Grazer
Bäcker-Institution auf der
Suche nach einer neuen
Bleibe im Umland.
Graz. Sie ist so etwas wie eine
Institution in Eggenberg, die
Bäckerei Sorger. Bereits 1645
gegründet und seit 1845 in Famili-
enbesitz, hat der Traditionsbetrieb
in der Franz-Steiner-Gasse eine
lange Historie – in Graz. Doch das
könnte sich bald ändern, wie Albin
Sorger-Domenigg, Assistent der
Geschäftsführung, im Gespräch
mit der „Steirischen Wirtschaft“
verrät: „Wir suchen einen neuen
Der Betrieb
in Eggenberg
platzt aus allen
Nähten: Albin
Sorger-Dome-
nigg ist auf der
Suche nach
einem neuen
Standort.
Foto:Fischer
Das höchste Holzhochhaus der
Steiermark wird in Graz gebaut
Graz. Holzhochhäuser sind keine
Utopie mehr. Auch nicht in Graz,
wo derzeit am Gelände Reining-
haus-Süd mit sechs Stockwerken
der höchste Massivholzbau der
Steiermark entsteht. Insgesamt
enstehen vier Gebäude mit 92
Wohneinheiten, in denen rund
1.600 m3
Brettsperrholz verar-
beitet werden. Das Holz kommt
dabei auch aus der Steiermark und
wird von Mayr-Melnhof Holz in
Gaishorn gefertigt. „Holz zählt un-
umstritten zu den nachhaltigsten
und klimaschonendsten Werkstof-
fen. Dieses Vorzeigeprojekt wird
den Beweis erbringen, dass mit
Holz auch im urbanen Bereich
alle Anforderungen eines moder-
nen Wohnbaus befriedigt werden
können“, ist Wohnbau-Landesrat
Johann Seitinger überzeugt. ■
Der Holzbau
kann live per
Webcam unter
http://proholz-
stmk.at beob-
achtet werden.
15 Kids stellen sich
schwerer Prüfung
Leoben. Die Prüfungen zum
„Junior Master of Science“
wurdenkürzlichanderNeuen
Mittelschule in Leoben ab-
solviert. Vor den Augen von
Universitätsprofessoren, Ver-
tretern der Wirtschaft, der
Gemeinde, der Schulbehörde
und des HTL-Direktors prä-
sentierten Schüler der vierten
Klasse ihre projektorientierte
Fachbereichsarbeit. Erstmals
konnten alle 15 teilnehmen-
den Schüler die Prüfung
erfolgreich ablegen. Die Prü-
fungskomission staunte nicht
schlecht, wie souverän die 14
Jahre alten Kinder waren.
Mehr Güterverkehr
im Selzthal geplant
Liezen. Die ÖBB will die
Bahnverbindung nach Linz
attraktivieren. In Zukunft
sollen auch private Eisen-
bahnverkehrsunternehmen
zu fairen Bedingungen die
Strecke nutzen dürfen. Dafür
werden nun von der ÖBB-In
frastrukturAGneueAngebote
für Vorspann- und Nachschie-
betätigkeiten geschaffen. Bis
dato war dies mit hohen Kos-
ten und organisatorischem
Aufwand für zusätzliche
Nachschub-Loks verbunden.
Damit düfte der Güterverkehr
zwischen Selzthal und Spital
am Pyhrn deutlich attraktiver
werden. ■
Jungwissenschaftler bewei-
sen ihr Können.
In Selzthal wird die Bahn-
strecke attraktiviert.
Foto:proHolz/Wolf
Foto:ThKatz-Fotolia
13. · Regionen · 13
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
sucht Standort
Standort in einer Umlandgemein-
de mit einer Fläche von 20.000
m2
und planen, mit der gesamten
Produktion und rund 150 Mit-
arbeitern aus Graz abzusiedeln.“
Zeitrahmen: rund fünf Jahre. Erste
Gespräche hätten bereits statt-
gefunden, doch es sei noch „alles
offen“, wie er betont. Fördermög-
lichkeiten werden sondiert, Auto-
bahnnähewirdbevorzugt,„istaber
kein Muss“, so der Junior-Chef.
Eine Entscheidung, für die
gleich mehrere Gründe aus-
schlaggebend waren: Derzeit wird
auf 6.000 m2
Fläche über drei
Stockwerke mit Lift produziert:
„Das ist unpraktisch, wenig ef-
fizient und ein Kostentreiber.“
Der Platzmangel ist nicht nur in
der Produktion ein Problem – am
Standort werden 5.000 Kilo Brot
und Gebäck täglich produziert –,
sondern auch in der Logistik: „Ein
Sattelschlepper kann am Standort
nicht wenden. Um wettbewerbsfä-
hig bleiben zu können, brauchen
wir gute Zufahrtsmöglichkeiten.“
Auch Hygiene-Standards seien in
einem Neubau wesentlich leich-
ter zu erfüllen, setzt er nach.
Zudem hat sich der aufstre-
bende Bezirk Eggenberg in den
letzten Jahren vom vorwiegenden
Gewerbegebiet immer mehr in
Richtung Wohngebiet entwickelt.
Damit bleiben auch Anrainer-
beschwerden nicht aus, gesteht
der gelernte Bäckermeister: „Wir
rösten Kaffee und backen Krapfen
am Standort. Da lässt sich eine
Geruchsentwicklung nicht ver-
meiden.“ Auch die Lichtbelastung
in der Nacht störe Bewohner,
genauso wie Lärm durch Kühl-
aggreggate und Rückfahrsignale.
Was mit dem „alten“ Standort
passieren soll? „Wir werden die
Immobilie in Eggenberg Wohn-
entwicklern anbieten.“KaSa ■
2012 war eine Zeitenwende in
der Kompaktklasse. Die neue A-
Klasse brach radikal mit ihrem
Vorgänger.
Mit Erfolg: Als progressivstes Kom-
paktklassemodell hat die Baureihe
wesentlich zur Verjüngung der
Marke Mercedes-Benz beigetra-
gen. „Mit der Modellpflege erfül-
len wir jetzt die Wünsche vieler
Kunden nach mehr Komfort, ohne
Abstriche bei der Dynamik“, sagt
Ola Källenius, Vorstandsmitglied
der Daimler AG, verantwortlich für
Mercedes-Benz Cars Vertrieb. Der
Erfolg der neuen A-Klasse seit ih-
rer Einführung im September 2012
spiegelt sich auch in Zahlen wider.
Der Absatz nahm im vergangenen
Jahr in Großbritannien um über 46
Prozent zu, im Wachstumsmarkt
China sogar um über 51 Prozent.
Die meisten A-Klasse Modelle ge-
hen aber nach wie vor an Kunden
in Deutschland. Mit der neuen Ge-
neration der A-Klasse schafft Mer-
cedes-Benz den Spagat zwischen
sportlichem Anspruch und einem
Plus an Komfort: Mit DYNAMIC SE-
LECT lässt sich die Charakteristik
in Sekundenschnelle verändern –
auf Knopfdruck fährt die A-Klasse
komfortabel, sportlich oder beson-
ders effizient. Zugleich erweitert
Mercedes-Benz das Motorenan-
gebot. Der A 160 mit 75 kW (102
PS) ist das neue Einstiegsmodell.
Neuer Effizienz-Champion ist die
80 kW (109 PS) starke A 180 d
BlueEFFICIENCY Edition mit einem
CO2-Wert von 89 g/km.
Auch der Mercedes-AMG A 45
4MATIC profitiert von der Mo-
dellpflege. Mit 280 kW (381 PS)
Höchstleistung und 475 Nm ma-
ximalem Drehmoment ist das Ein-
stiegsmodell von Mercedes-AMG
der leistungsstärkste Kompakt-
sportler der Welt. Die überarbeitete
Getriebeabstufung, Feinschliff bei
der Aerodynamik sowie die neuen
DYNAMIC SELECT Fahrprogramme
heben die Gesamtperformance auf
ein höheres Level und unterstrei-
chen den Führungsanspruch in sei-
nem Marktsegment.
Die neue Generation der A-Klasse
kann ab 3. Juli 2015 bestellt wer-
den. Die ersten Modelle kommen
im September zu den Händlern.
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BTE vor Millionen-Pleite gerettet
Leoben. Die Gläubiger der
obersteirischen BTE Blechtech-
nik haben den Sanierungsplan
angenommen. Die angemeldeten
Forderungen betragen rund 4,5
Millionen Euro. Insgesamt erhal-
ten die Gläubiger eine Quote von
20 Prozent. Die 45 Dienstnehmer
können damit weiterbeschäftigt
werden. ■
Mit 86 Jahren in den Ruhestand
Deutschlandsberg. Karl Waltl
aus Wies hat viel von seinem
Berufsleben zu erzählen. Der
86-Jährige war für Jahrzehnte
der Nahversorgungsanker der
Wieser. Nach dem Krieg, als er
durch den frühen Tod seines
Vaters schnell Verantwortung
übernehmen musste, waren es
noch fünf Greißler im Ort. Nun
geht der letzte Greißler im Ort
in den verdienten Ruhestand. ■
Regionalstel-
lenobmann
Manfred Kainz
gratuliert Karl
Waltl zum Ruhe-
stand.
Gläubiger akzeptieren die Quote.
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14. 14 · Regionen ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
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Südoststeiermark. Die Ange-
bote des Genussgutes Krispel in
HofbeiStradenkönnensichsehen
lassen. Vom Speck der Mangalit-
za-Wollschweine bis zum Quali-
tätswein werden hier zahlreiche
Spezialitäten produziert. Nun
will man sich auch Besuchern
öffnen und hat sich zu einer „Er-
lebnisweltWirtschaft“weiterent-
wickelt.„DenEntstehungsortvon
Lebensmitteln zu kennen, wird
für die Kunden immer wichtiger.
Gleichzeitig wollen wir auch
zeigen, was und wie wir produ-
zieren.DeshalbpasstdasKonzept
der Erlebniswelt Wirtschaft zu
unserer Unternehmensphiloso-
phie“, betont Geschäftsführer
Stefan Krispel. ■
Förderpreis an die Polytechnische
Schule in Leoben verliehen
Leoben. Auf dem Gebiet der
Berufsorientierung und Berufs-
vorbereitung spielen die Poly-
technischenSchuleneineganzbe-
sondere Rolle. Die Polytechnische
Schule in Leoben wurde daher für
ihre besonderen Leistungen auf
diesem Gebiet und für Kooperati-
onen mit der Wirtschaft mit dem
PTS-Förderpreis ausgezeichnet.
So wurde bereits zum sechsten
Mal ein Job Day veranstaltet, wo
den Schülern das Lehrangebot
vieler Unternehmen vorgestellt
wurde. Der Preis wurde vom Lan-
desschulrat Steiermark in Koope-
ration mit der WKO Steiermark,
der Arbeiterkammer und Spar
Österreich gestiftet. Der Schule
kommen so 3.000 Euro in Form
eines Geldbetrages und von Gut-
scheinen für Projekte zugute. ■
Der Förderpreis zeichnet Leistungen in der Berufsorientierung aus.
Stefan Krispel
freut sich mit
Wirtschafts-
landesrat
Christian
Buchmann
über die Aus-
zeichnung.
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15. · Service · 15
Nr. 24 · 3. Juli 2015
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Ein Scheck gegen Barrieren
Ab Jänner 2016 ist die
Barrierefreiheit Gesetz.
Die Bauinnung greift jetzt
Unternehmern finanziell
unter die Arme, die um-
bauen müssen.
Jetzt wird es Zeit, bauliche Maß
nahmen zu setzen, um Menschen
mit Handicap den Zugang zu
Büros und Geschäften ohne Bar
rieren zu ermöglichen. Am 31.
Dezember ist es nämlich zu spät.
Die Landesinnung Bau greift
allen Unternehmern gemeinsam
mit dem Wirtschaftsservice unter
die Arme. Unter dem Titel „Barrie
refreischeck – Aktion Baumeis
ter“ hat Landesinnungsmeister
Alexander Pongratz Geld in die
Hand genommen: „Wir werden
25 Pilotberatungen mit je 400
Euro sponsern.“ Das Procedere ist
unkompliziert, erklärt Pongratz,
vor allem aufgrund der Koopera
tion mit dem Wirtschaftsservice,
das die Initiative gesetzt hat und
die Abwicklung übernimmt. Ein
BaumeisterauseinemPoolvon24
Experten kommt einen halben Tag
zur Bestandsaufnahme in den Be
trieb, erstellt einen Maßnahmen
plan und gibt eine unverbindliche
Kostenschätzung ab.
Hochkarätige Experten
Vom Gesamtwert der Leistung
in der Höhe von 500 Euro (netto
inkl. Fahrtspesen) übernimmt die
Bauinnung 400 Euro. Der Un
ternehmer trägt den fehlenden
Betrag von 100 Euro plus Mehr
wertsteuer. Für Pongratz eine ein
malige Gelegenheit, „im Betrieb
zu einer realistischen Kosten
schätzung zu kommen, wie hoch
die geforderte Barrierefreiheit
aller Voraussicht nach zu Buche
schlagen wird“.
Die Baumeister im Pool sind
hochkarätige Experten, die in
den nächsten Wochen zu exakt
25 Pilotberatungen „ausrücken“.
Natürlich erhoffe sich die Bran
che Folgeaufträge, zeigt sich
Pongratz zuversichtlich: „Viele
Baumeister im Pool sind nicht nur
Planer, sondern setzen auch alle
notwendigen Arbeiten gerne um.“
Für Pongratz eine klare Win-Win-
Situation, „von der Unternehmer
und Baubranche gleichermaßen
profitieren“.
Alle über den Umfang des Be
ratungspaketes hinausgehenden
Leistungen bzw. ein über den
halben Tag entstehender Zeitauf
wand werden natürlich regulär
verrechnet, ebenso wie allfällige
Folgeaufträge. ■
Foto:Photographee.eu-Fotolia
Dieses Bild soll ab Jänner der Vergangenheit angehören.
Einreichung und Abwick-
lung: Wirtschaftsservice,
Tel. 0316/601-601, E-Mail
wirtschaftsservice@wkst-
mk.at. Infos: Wirtschafts-
service, Leopold Strobl, und
Landesinnung Bau, Susan-
ne Grilz, Tel. 0316/601-
484, E-Mail susanne.grilz@
wkstmk.at. Es werden nur
25 Pilotberatungen
finanziert.
Hilfreich: Selbstcheck für
Unternehmen zur Barriere-
freiheit:
www.barriere-check.at
Der Förderscheck
Geht sich für mich
ein Mitarbeiter aus?
Der Break-Even-Rechner der
WKO hilft bei der Entschei
dung, ob der erste Mitarbei
ter angestellt werden soll.
In sieben Schritten erhalten
Interessierte Antwort auf die
Fragen: Lohnt es sich, eine
Arbeitskraft aufzunehmen?
Ist der Umsatz ausreichend?
Kann die Lohnnebenkos
tenförderung in Anspruch
genommen werden? Der
Rechner berücksichtigt dabei
verschiedene alternative Be
schäftigungsformen und ist
für einzelne Branchen opti
miert. Rechner: http://epu.
wko.at/BreakEvenRechner/
MEM.aspx
Steuer: Österreich
und Montenegro
Das Abkommen zwischen
der Regierung der Republik
Österreich und der Regierung
Montenegros zur Vermei
dung der Doppelbesteuerung
auf dem Gebiete der Steuern
vom Einkommen und vom
Vermögen ist in Kraft und
wird ab 1. Jänner 2016 an
wendbar sein. Der Abschluss
des Abkommens wurde von
der WKÖ gefordert und unter
stützt und trägt zur Stärkung
derbilateralenWirtschaftsbe
ziehungen und der Rechtssi
cherheit bei.
In Kürze
Der erste Mitarbeiter, eine
spannende Entscheidung
Foto:GajRudolf-Fotolia
16. 16 · Service ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Der Ideenreichtum von
Abzockern ist uner-
schöpflich. Zur Zeit wird
die Firma ABC.at „miss-
braucht“, um Unterneh-
mer zu betrügen.
Steirische Unternehmen bekom
men derzeit unter der Aufma
chung von „Firmen ABC.at“ eine
Jahresrechnung 2015/2016 per E-
Mail übermittelt. Es wird ein Pre
miumeintrag in der Höhe von 647
Euro in Rechnung gestellt. Ach
tung! Hierbei handelt es sich um
betrügerische Trittbrettfahrer, die
das seriöse Unternehmen „Firmen
ABC.at“ mit Sitz in Eugendorf bei
Salzburg für ihre betrügerischen
Absichtenmissbrauchen.Cornelia
Schöllauf, Expertin im Rechtsser
vice: „Die signifikanten Merkmale
der gefälschten Rechnung sind
die spanische Adresse: Calle Las
Bajas 304, E-35110 Santa Lucia
de Tirajana, sowie die thailän
dische Bankverbindung: Krung
Thai Bank.“ Der Ideenreichtum
diverser Abzocker ist laut Schöll
auf fast unerschöpflich, gerade
Unternehmersindimmerhäufiger
im Visier von Betrügern.
Ein paar Beispiele aus der leider
viel zu vielfältigen Praxis: Frisch
gebackene Unternehmer werden
mit zugesandten und fertig aus
gefüllten Erlagscheinen verleitet,
sich um 500 Euro oder mehr in
irgendwelchen Firmenregistern
eintragen zu lassen. Es werden
auch immer wieder Werbeein
schaltungen gekeilt, die einer
Schule oder einer gemeinnützi
gen Einrichtung zugute kommen
sollen. Defacto sieht die begüns
tigte Institution vom Geld, das
der Unternehmer für die gute
Sache locker macht, nur ein paar
lächerliche Euro. Schöllauf: „Der
Löwenanteil wandert in die Ta
sche des Abzockers.“
Schwer durchschaubar
Immer wieder werden auch
Erlagscheine geschickt, die Ad
ressaten das Gefühl vermitteln,
eine längst fällige Rechnung be
gleichen zu müssen. Tatsächlich
wird erst mit der Einzahlung der
geforderten Summe ein Vertrag
abgeschlossen – was diese Sorte
von Geschäftemachern aber nicht
daran hindert, dem Erlagschein
beiNichteinzahlunggleichMahn
schreiben und Drohungen mit
Klagen und Inkassobüro folgen
zu lassen. Was viele Chefs dann
doch verunsichert und zum Zah
len motiviert. Es hat sich zwar
mittlerweile bereits herumge
sprochen, dass das Internet nicht
nur ein Raum für Informationen
oder Unterhaltung, sondern auch
für skrupellose Trickbetrüger ist
– trotzdem kann nicht verhindert
werden,dassimmerneueraffinier
teSchwindlerletztlichimmerwie
der Opfer zum Abkassieren finden.
Was tun bei verdächtigen Zu
sendungen? Jede Aussendung,
sei sie noch so offiziell, genau
durchsehen und nicht einfach un
terschreiben, zurücksenden oder
einzahlen (Vorsicht bei Mehrwert
faxnummern). Falls ein Schreiben
auf den Arbeitstisch flattert, das
unseriös oder irreführend wirkt
bzw. nicht zuordenbar ist, oder bei
irrtümlicher Unterfertigung eines
solchen Schreibens bitte sich so
fort an das Rechtsservice der WKO
Steiermark wenden. ■
Behaltefrist und
Mutterschaft
Meine Dienstnehmerin
(und ehemaliger Lehr-
ling) ist seit einem Mo-
nat in der befristeten Be-
haltezeit. Gestern hat sie
mir mitgeteilt, dass sie
schwanger ist. Wann en-
det das Dienstverhältnis?
Dazu Karin Hörmann: Der
Lehrberechtigte ist verpflich
tet, den ehemaligen Lehrling
nach dem Ende der Lehrzeit
für die Dauer der gesetzli
chen bzw. kollektivvertrag
lichen Behaltezeit weiter zu
beschäftigen.Ratsamistes,für
die Dauer dieser Behaltezeit
ein befristetes Dienstverhält
nis abzuschließen. Dies kann
bereits zugleich mit dem
Lehrvertrag, spätestens aber
vor Beginn der Behaltezeit
vereinbart werden. Der Vorteil
einer solchen Befristungsver
einbarung liegt darin, dass
das Dienstverhältnis automa
tisch durch Zeitablauf endet.
Bei einer Schwangerschaft
während der Behaltezeit ist
allerdings zu beachten, dass
– bei rechtzeitiger Meldung –
der ausgelernte Lehrling im
Normalfall bis zum späteren
Beginn des Beschäftigungs
verbotes vor dem voraussicht
lichen Geburtstermin weiter
beschäftigt werden muss; das
befristete Dienstverhältnis
endet durch Zeitablauf somit
in diesem Fall nicht mit dem
Ende der einzuhaltenden Be
haltzeit, sondern erst am Tag
vor Beginn dieser gesetzlichen
Schutzfrist.
Rat Tat: Praxistipps für Unternehmen
Die Experten im WKO-
Rechtsservice helfen. Bei
Anruf bitte Mitglieds-
nummer bereithalten: Tel.
0316/601-601, E-Mail
rechtsservice@wkstmk.at
Anruf genügt
Wenn sich Betrüger
Fälligkeitstag Steuerart Zahlstelle
15. Kommunalsteuer für Juni Gemeinde
Steiermärkische Nächtigungs- und Ferienwohnungs-
abgabe
Vierteljahresfälligkeit - -
Umsatzsteuer für den Voranmeldungszeitraum für Mai Finanzamt
Normverbrauchsabgabe für Mai - -
Lohnsteuer für Juni - -
4,5 %iger Dienstgeberbeitrag zum Ausgleichsfonds
für Familienbeihilfen
für Juni - -
0,39 %iger Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag („DZ“) für Juni - -
Werbeabgabe für Mai - „ -
Erklärung für Leistungen, die unter den Mini-One-
Stop-Shop fallen (MOSS)
für April - Juni - „ -
31.
Zusammenfassende Meldung für innergemeinschaft-
liche Warenlieferungen und Dienstleistungen
bei monatlicher Meldung für
Juni bzw. bei Vierteljahresmel-
dung für das 2. Kalendervier-
teljahr 2015
- -
Steuerkalender Juli 2013
Karin Hörmann
WKO-Rechtsservice
Tel. 0316/601-601
Weitere Infos
17. · Service · 17
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Förderung und der
ÖNACE-Code
Ich brauche für den För-
derantrag dringend den
ÖNACE-Code meines Un-
ternehmens. Wie komme
ich dazu?
DazuGertrudeSchmölzer:Die
ÖNACE 2008 ist die Klassifi
zierung der Wirtschaftstätig
keiten von Unternehmen, Be
trieben oder Arbeitsstätten in
Österreich. Der ÖNACE-Code
findet neben den Förderungen
auch bei EORI-Anträgen und
EU-weiten Ausschreibungen
Anwendung. Die ÖNACE der
Hauptwirtschaftstätigkeit
(wirtschaftlicher Schwer
punkt) wird von der Statistik
Austria zugeordnet und in
deren Unternehmensregister
geführt. Es ist möglich, zu
sätzliche Codes von even
tuellen Nebentätigkeiten
einzutragen. Bei den meis
ten Förderansuchen ist nicht
zwingend die Hauptwirt
schaftstätigkeit gefordert, es
gelten hier auch Nebentä
tigkeiten. Die Einreihungs-
information der Haupttätig
keit erhält das Unternehmen
von Statistik Austria im
Rahmen der Klassifikations
mitteilung, sie kann auch bei
Statistik Austria angefragt
werden: Tel. 01/71128-8686,
E-Mail KLM2008@statistik.
gv.at. Bei allgemeinen Fragen
der Zuordnung zur ÖNACE
stehen Hilfesuchenden die
Experten im Unternehmer
service mit Rat und Tat zur
Seite. Bei Anruf immer Mit
gliedsnummer bereithalten.
Im WKO-Serviceteam für Sie da:
Christian Turcsan
Tel. 0316/601-601
in die Büros stehlen
Der falschen Rech-
nung folgt meist
eine Mahnungen mit
Klagsdrohung. Das
verunsichert die Ad-
ressaten besonders.
Foto:BillionPhotos.com-Fotolia
* Für Abgaben, die an einem Samstag,
Sonntag oder gesetzlichen Feiertag fällig
werden, gilt als Fälligkeitstag der nächste
Werktag.
Wird eine Abgabe nicht spätestens am Fäl-
ligkeitstag entrichtet, fällt automatisch ein
erster Säumniszuschlag in Höhe von zwei
Prozent des nicht zeitgerecht entrichteten
Betrages an. Die Verpflichtung zur Zahlung
eines Säumniszuschlages entsteht dann
nicht, soweit die Säumnis nicht mehr als
fünf Tage beträgt und der Steuerpflichtige
innerhalb der letzten sechs Monate alle
Steuerschuldigkeiten zeitgerecht entrich-
tet hat bzw. wenn der Säumniszuschlag
im Einzelfall den Betrag von 50 Euro nicht
erreichen würde. Für die Landes- und
Gemeindeabgaben besteht laut der Stei-
ermärkischen Landesabgabenordnung
insofern eine Sonderregelung bezüglich
des Säumniszuschlages, als demnach von
dessen Festsetzung abzusehen ist, wenn
die hiefür maßgebliche Bemessungsgrund-
lage 73 Euro nicht erreicht.
Kurz notiert
Servicetermine
‣‣Steuertipps für Gründer: 14.
Juli, 14.00–16.00 Uhr, WIFI
Stmk., 6. Stock, Zi. 677, Tel.
0316/601-600, E-Mail gs@
wkstmk.at
‣‣Gründer-Workshop: 23. Juli,
14.00–17.30 Uhr, WIFI Stmk.,
6. Stock, Zi. 677, Tel. 0316/601-
600, E-Mail gs@wkstmk.at
‣‣Übergabeberatungen: Jeden
Mittwoch, 9.00–11.00 Uhr,
WKO Steiermark
‣‣Rechtsservice: Tel. 0316/601-
661, E-Mail rechtsservice@
wkstmk.at
Buchtipp
Wie versetze ich meine Kunden
in Kauflaune? Wie mache ich
mein Geschäft unverwechselbar?
Claus Ebster und Marion Garaus
wissen genau, wann, wo und wie
wir gerne kaufen: In ihrem neuen
Buch „Räume, die zum Kauf ver
führen“ lüften sie manch lang
gehegtes Geheimnis der Konsu
mentenpsychologie, präsentieren
Fakten aus der Forschung und
geben zahlreiche Tipps und Ideen
für Ihren Verkaufserfolg.
ISBN: 978-3-7089-1264-6, 216
Seiten, 29 Euro.
Gertrude Schmölzer
WKO-Unternehmerservice
Tel. 0316/601-601
Weitere Infos
18. Österreich
Mehr Wertschätzung
Die heimische Wirtschaft rasch wieder auf Wachstums-
kurs bringen – dieses Thema dominierte die konstitu-
ierende Sitzung des Wirtschaftsparlaments der Wirt-
schaftskammer Österreich.
Im Rahmen der Sitzung des
höchsten Entscheidungsgremi-
ums der WKÖ wurde Christoph
Leitl als Präsident wiederbestellt
und durch Vizekanzler Reinhold
Mitterlehner angelobt. In seinem
Eröffnungsstatement betonte der
WKÖ-Präsident, dass in der „ver-
gangenen Funktionsperiode alle
Präsidiumsbeschlüsse einstim-
mig erfolgt sind. Diese Kultur des
Miteinander werden wir auch in
den nächsten Jahren beibehalten.“
Richard Schenz und Martha
Schultz bleiben in ihren Funkti-
onen als Vizepräsidenten, ebenso
Matthias Krenn (RFW) und Chris-
toph Matznetter (SWV). Neu als
Vizepräsidenten vertreten sind
Ulrike Rabmer-Koller und Jürgen
Roth (beide Wirtschaftsbund).
Das neu bestellte Wirtschafts-
parlament startet in einem schwie-
rigen Umfeld: Viele Unternehmer
müssten derzeit um ihre Existenz
rudern, sagte Leitl, Österreich falle
bei Wachstum und Wettbewerbs-
fähigkeit zurück. In dieser Situ-
ation sei die Wirtschaftskammer
in einer schwierigen Doppelrolle:
Einerseits müsse man anstehende
Probleme aufzeigen, andererseits
wolle man aber motivieren und
Lösungen bieten. In diesem Zu-
sammenhang forderte Leitl die
Senkung der Lohnnebenkosten
um fünf Milliarden Euro als „äu-
ßerst wichtige Perspektive für Ös-
terreichs Wirtschaft“. Außerdem
sprach er sich für die Anhebung
der Abschreibungsgrenze für ge-
ringwertigeWirtschaftsgüter,eine
zeitlich befristete Investitionszu-
wachsprämie und die rasche Um-
setzung des milliardenschweren
Heftige Kritik der
Gastronomie an
Steuer-Ausnahmen
Medienberichten zufolge
plant die Politik im Rah-
men der Steuerreform jetzt
noch steuerliche und gewer-
berechtliche Sonderausnah-
men für Parteijugendorga-
nisationen und parteinahe
Vorfeldorganisationen. Mario
Pulker, Obmann des Fachver-
bandes Gastronomie in der
WKÖ, kritisiert diese Pläne
scharf: „Während die Gastro-
nomie vom Gesetzgeber mit
ständigneuenbürokratischen
Auflagen belastet wird, soll
auf der anderen Seite eine
komplette Ausnahme von
der Steuerpflicht für die eige-
ne Parteijugend beschlossen
werden. Das ist eine weite-
re steuerfreie Parteienför-
derung durch die Hintertür.
Das ist unfair. Wir fordern
gleiches Recht für alle.“
Für die Gastronomie ent-
stünde durch diese neuen
Sonderausnahmen noch mehr
Konkurrenz von Veranstaltun-
gen,diefernallerSteuerpflicht
und Auflagen abgehalten wer-
den und – insbesondere in
den ländlichen Gebieten – den
Wirten das Wasser abgraben,
so Pulker. „Es geht nicht,
dass Wirte gewerberechtliche
Auflagen erfüllen und Steu-
ern zahlen müssen, während
Jugendorganisationen und
Jungpolitiker im rechts- und
steuerfreien Raum ihre Feste
feiern“, sagt der Gastronom,
der österreichweit 60.000
Wirte vertritt.
Kein „Freibier“ für Parteijugend
Österreich punktet bei der EXPO
Unter dem Motto „breathe.aus-
tria“ rückt Österreichs Beitrag zur
Weltausstellung in Mailand das
Lebensmittel Nummer eins ins
Zentrum: die Luft.
Rund 145 Länder präsentieren
bei der Weltausstellung bis 31.
Oktober 2015 ihre Visionen für
die Zukunft unseres Planeten.
Österreich punktet mit Natur:
Ein dichter Wald im österreichi-
schen Ausstellungsbereich nützt
das Identifikationspotenzial der
einmaligen Luft- und Lebensqua-
lität in unserem Land. Der kli-
maneutrale Österreich-Pavillon,
der den kompletten Strombedarf
über Solarenergie selbst erzeugt,
gilt schon jetzt als Publikums-
magnet: Seit der EXPO-Eröffnung
am 1. Mai wurden bereits 600.000
Besucher gezählt. ■
Leitl, Fischer und Mitterlehner beim
Besuch im Österreich-Pavillion.
Foto:BMWFW/ArtworkCompany/Kramel
Foto:engel.ac-Fotolia
18 ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
19. · Österreich · 19
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Die neue Füh-
rungsspitze der
WKÖ (v.l.): Ge-
neralsekretärin
Hochhauser, die
Vizepräsidenten
Roth, Krenn,
Rabmer-Koller,
Präsident Leitl,
die Vizepräsi-
denten Schultz,
Schenz, Matz-
netter und
Generalsekretär-
Stv. Höllinger
für Betriebe
Wohnbau-Pakets aus. Beim Thema
Verwaltung brauche es einen Kul-
turwechsel: „Die Unternehmen
müssen begleitet und ermutigt
werden, nicht sanktioniert, be-
straft und behindert.“ Das Prinzip
„Beraten statt bestrafen“ müsse
flächendeckendumgesetztwerden.
Stärker müsse der Fokus auf
Wertschätzung für Betriebe ge-
legt werden: „Sie leisten Großar-
tiges. Noch nie hatten wir so viel
Beschäftigungundeinensohohen
Export. Aber dafür gibt es von
Politik und den Arbeitnehmer-
vertretungen zu wenig Lob und
Wertschätzung.“
Die Leistungen der Wirtschafts-
treibenden hob auch Bundespräsi-
dent Heinz Fischer in seiner Rede
vor dem Wirtschaftsparlament
hervor: „Sie alle sind Teil der ös-
terreichischen Wirtschaft, Teil der
Firma Österreich und zugleich in
wachsendem Maß auch ein Teil
der europäischen Familie. Es ist
mir ein Anliegen, Ihnen für Ihre
unternehmerischen Leistungen
meinen Respekt auszudrücken
und Sie zu ermutigen, auch wei-
terhin mit Freude, Energie und
Optimismus am Erfolg Ihrer Fir-
men zu arbeiten und dadurch den
Wirtschaftsstandort Österreich zu
stärken“, so das Staatsoberhaupt
vor den mehr als 100 Delegierten
zum Wirtschaftsparlament aus
allen Bundesländern. ■
Am Weg zu neuem All-Time-High
Der Export ist und bleibt Stütze
des Wohlstandes: Nach Rekord-
werten 2014 erwartet die Wirt-
schaftskammer auch heuer ein
All-Time-High.
2014 erreichte das Ausfuhr-
volumen aus Österreich 128
Milliarden Euro – und damit ein
Plus von 1,8 Prozent. Die Dienst-
leistungsexporte hinzugerechnet,
machte das Volumen sogar 180
Milliarden Euro aus. Insgesamt
vertreiben unsere Exporteure ihre
Produkte in rund 220 Ländern.
„Wir sind überzeugt, dass unsere
Exporteure auch heuer wieder
das Rekordergebnis des Vorjahres
toppen werden – mit einem Aus-
fuhrplus von über zwei Prozent
auf rund 130 Milliarden Euro“,
prognostizierte WKÖ-Präsident
Christoph Leitl. ■
Aus der Statistik
12.600
Rund 12.600 Bäume, Büsche und Sträucher wurden im 2.000
Quadratmeter großen Österreich-Pavillon auf der EXPO
gepflanzt. Damit stellt unser Land das Thema Luft und seine
Kompetenz bei Umwelt- und Energiethemen in den Vordergrund.
Jetzt ist es offiziell: Jürgen
Roth ist als erster Steirer
überhaupt Vizepräsident
der Wirtschaftskammer
Österreich. Wir haben ihn
zum Interview getroffen.
Zwischen der Nominierung
zum Vizepräsidenten und
der nun erfolgten Wahl
sind mehrere Wochen ver-
gangen. Was ist in dieser
Zeit alles passiert?
Roth: Es waren für mich auf
jeden Fall sehr spannende Tage,
voller Vorfreude und Motivati-
on, wenngleich auch ein biss-
chen Wehmut mitgeschwungen
hat.Denn ich war natürlich mit
Leib und Seele Vizepräsident
der WKO Steiermark – und zwar
vom ersten bis zum letzten Tag.
Jetzt aber überwiegt natürlich
die große Freude darüber, als
erster Steirer überhaupt Vize-
präsident der Wirtschaftskam-
mer Österreich zu sein.
Welche inhaltlichen
Schwerpunkte wollen Sie
da vorantreiben?
Roth: Im Grunde sind es drei
Bereiche, die ich verstärkt
besetzen möchte. Zum
einen ist das ein
regionaler Schwer-
punkt mit der Stei-
ermark, Kärnten
und dem Burgenland, sprich
der Süden Österreichs. Wei-
ters werde ich mich vor allem
im Handel engagieren, wo ja
auch meine unternehmerischen
Wurzeln liegen. Und nicht zu-
letzt werde ich diese Agenden
auch sehr stark international
vertreten, und zwar sowohl auf
europäischer Ebene – wo eine
Spitzenfunktion im Bereich der
Eurocommerce angedacht ist –
als auch in Nordamerika.
Ihr großes Ziel für die
nächsten Jahre?
Roth: Ich will auf jeden Fall den
positiven Spirit, den wir hier in
der steirischen Politik und in
der Wirtschaft mit Josef Herk
und Christian Buchmann haben,
nach Wien weitertragen. Ein
junger,frischerZugangbedeutet
da immer eine große Chance.
Starke Steirer-Stimme
im Herzen der Republik
20. 20 · Marketing ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
D
ie Welt wird digital. Davon
zeugen nicht nur sämt-
liche Studien zur Me-
diennutzung, man braucht nur
mit offenen Augen durch den
Alltag zu gehen. Gerade klassi-
sche Printmedien stellt das vor
enorme Herausforderungen, denn
auf neue Kommunikationsfragen
braucht es neue Antworten. Wir
glauben, eine solche gefunden zu
haben! Ab sofort können Sie Ihre
„Steirische Wirtschaft“ auch als
modernes E-Paper, optimiert für
Smartphones und Tablets, mit
zahlreichen Zusatzfeatures lesen.
„Unsere Zeitung 1:1 im Internet
abzubilden war und ist uns zu
wenig. Wir wollen unseren Kun-
den, den steirischen Unterneh-
merinnenundUnternehmern,ein
neues Leseerlebnis bieten“, sagt
Mario Lugger, Chefredakteur der
„Steirischen Wirtschaft“. Alles,
was man dafür tun muss, ist die
neue App im jeweiligen Appstore
(Android und iOS, siehe rechts)
kostenlos downzuloaden.
Entwickelt wurden diese neuen
Apps gemeinsam mit dem jun-
gen Grazer Start-up Publiss
(siehe links). Ziel war eine Zei-
tung zum Ausklappen mit echtem
Mehrwert. „Wir leben in einer
aufregenden Zeit, in der wir prak-
tisch täglich neue Möglichkeiten
des Publizierens kennenlernen.
Umso spannender ist es für uns
als Redaktion, dass wir bei diesem
Rennen um den digitalen User
nun auch mitmischen werden“,
freut sich Lugger. Dabei bekom-
men unsere Leser eben nicht nur
wie gewohnt eine Zeitung mit
spannenden Unternehmer-News,
die digitale Ausgabe bietet auch
zahlreiche Funktionen, die in
einer gedruckten Ausgabe in die-
ser Form gar nicht möglich wären.
SokönnenSiebeiausgewählten
Artikeln etwa direkt weiterfüh-
Sind Sie
schon unser
Apponnent?
Mit zusätzlichen Bil-
dergalerien können Sie
Unser eigens produzier-
tes WKO-TV können Sie
noch tiefer in unsere Repor-
tagen eintauchen.
nun auch direkt auf Ihrem
Gerät abspielen.
Mit den neuen digitalen Lösun-
gen der „Steirischen Wirtschaft“
können Sie Ihre Unternehmerzei-
tung nicht nur schon einen Tag
früher lesen, sondern auch zahl-
reiche Zusatzfeatures nutzen.
GrazerStart-upsetzt
auf E-Publishing
Das Grazer Start-up Publiss
hat sich ganz dem E-Paper
verschrieben. Dabei möchte
das Unternehmen auch neue
Wege gehen und Lösungen
bieten, bei denen Unterneh-
men ihre Magazine, Kun-
denzeitungen und Kataloge
einfach und mit wesentli-
chem Mehrwert auch auf
mobilen Endgeräten präsen-
tieren können. „Bisher waren
E-Papers meist eine Repro-
duktion eines bestehenden
Printmediums“, erklärt Mar-
kus Barta, Geschäftsführer
von Publiss: „Mit unserer
Kiosk-App kann man aber die
Zeitung zum Leben erwecken
und mit zusätzlichen Inhal-
ten hinterlegen.“ Besonders
ist auch, dass die Technolo-
gie ständig weiterentwickelt
wird. „Wir bleiben nicht ste-
hen und entwickeln ständig
neue Features“, so Barta, der
nun auch verstärkt am inter-
nationalen Markt auftreten
möchte. ■
‣‣Im Internet:
http://www.publiss.com
Forschungsförderung
macht’s möglich
Das Rückgrat der neuen App
basiert auf Peter Steinber-
gers PSPDFKit. Steinberger
ist CTO bei Publiss, sein
System ist weltweit etwa bei
Evernote und der Lufthansa
im Einsatz. Gefördert wurde
die Entwicklung durch die
Österreichische Forschungs-
förderungsgesellschaft (FFG),
um in den Markt möglichst
schnell einsteigen zu können.
Schon 14 Monate später war
die Entwicklung marktreif.
Das Team rund um Publiss ist
sichtlich stolz auf die neue App.
21. · Marketing · 21
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
rende Informationen im Internet
abrufen. Auch unsere Videobei-
träge von WKO-TV sind nun ab
sofort direkt im jeweiligen Artikel
eingebettet, und in unsere Re-
portagen können Sie mit zusätz-
lichen Bildergalerien noch tiefer
ins Geschehen eintauchen. Sollte
Ihnen eine unserer Geschichten
besonders gut gefallen haben,
können Sie die entsprechenden
Seiten direkt per E-Mail verschi-
cken und so Ihre Geschäftspartner
oder Freunde darauf aufmerk-
sam machen. Und wenn Sie uns
etwas zu den aktuellen Storys
mitteilen wollen? Dann tippen
Sie doch einfach auf den Namen
des Autors und schicken Sie ihm
ein E-Mail. Oder Sie schreiben
sich direkt in die App ein paar
Notizen. Das sind nur einige von
vielen neuen Funktionen, die die
Apps der „Steirischen Wirtschaft“
zieren. Und dabei wird es auch
nicht bleiben, denn laufend wird
das Angebot mit unserem Partner
Publiss weiterentwickelt. Schon
bald wird man etwa unsere Arti-
kel auch direkt auf Facebook und
Twitter teilen können.
Derzeit ist die „Steirische Wirt-
schaft“ schon auf allen Geräten
der Plattformen iOS und Andro-
id sowie als Webviewer (www.
stwi.at) verfügbar. Das volle
Nutzererlebnis hat man aktuell
aber nur auf Apple-Geräten. Bis
zum Herbst soll dazu auch der
Android-Markt, vom Smartphone
bis zum Tablet, mit dem vollen
Funktionsumfang ausgestattet
werden. Eine wichtige Entwick-
lung, an der derzeit fieberhaft ge-
arbeitet wird. Ein weiterer Schritt
wird wohl die Eroberung weiterer
Plattformen – vom Windows-
Phone bis zum Kindle – sein. „Das
ist das Spannende, unsere App
wird ständig erweitert“, ist Mario
Lugger überzeugt. ■
Nicht nur am Tablet,
auch am Smartphone
Per App erhalten Sie die
„Steirische Wirtschaft“
lässt sich nun die Zeitung
wunderbar lesen.
bereits einen Tag früher di-
rekt auf Ihr mobiles Gerät.
Alle Vorteile für Sie
auf einen Blick
Wann kann ich die neue
Onlineausgabe der „Stei-
rischen Wirtschaft“ he
runterladen?
+Die Apps sind ab sofort
für Android- und Apple-
Geräteverfügbar.DieE-Paper-
Ausgaben erscheinen immer
donnerstags, also einen Tag
vor der Printversion. Man
muss sie nur runterladen.
Wie kann ich per App die
Autoren kontaktieren?
+Das ist so leicht wie
nie zuvor. Tippen Sie
einfach auf den Namen des
Autors im Artikel und schon
öffnet sich ihr E-Mail-Pro-
gramm.
Wie kann ich die Bilder-
galerien aufrufen?
+Tippen Sie einfach auf
jeneFotos,diemiteinem
Linkversehenwurden,umdie
Galerie zu öffnen. Danach wi-
schen Sie einfach in gewohn-
ter Manier zum nächsten
Bild. Ähnlich einfach ist das
Abrufen von Videos.
Ich möchte einen Artikel
der „Steirischen Wirt-
schaft“ teilen. Wie geht
das?
+Ganz einfach direkt aus
der App können Sie die
Artikel per Mail verschicken.
Bald wird das auch direkt
über Facebook und Twitter
möglich sein.
Warum kann ich noch
nicht alle zusätzlichen
Features am Android-
Handy nutzen?
+UnsereAppwirdständig
weiterentwickelt. unser
Partner Publiss arbeitet mit
Hochdruck an der Weiterent-
wicklung für Android-End-
geräte. Schon jetzt lässt sich
aber unsere Zeitung auch auf
Android-Geräten lesen.
‣‣Für iOS: Hier ist
der direkte Link
zum App-Store:
‣‣Für Android: Hier
geht es direkt zur
Android-App.
Fotos:Fischer
22. 22 ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
International
Turkish Airlines will Istanbul zum weltweit größten Um-
steigeflughafen machen. Die Entwicklungen in der Bran-
che sprechen für die Türken, ihr Angebot an die Business-
kunden ebenfalls: ein Lokalaugenschein am Bosporus.
Von Klaus Krainer
klaus.krainer@wkstmk.at
Istanbul – hier treffen sich Welten:
Asien und Europa, Orient und
Abendland, Islam und Christen-
tum. Schon vor Jahrtausenden
war die Stadt an der Meerenge
des Bosporus eine Metropole von
Weltrang. Und genau das soll sie
indenkommendenJahren,zumin-
dest in wirtschaftlicher Hinsicht,
wieder werden.
Die halbstaatliche Fluglinie Tur-
kish Airlines hat nämlich einiges
vor und bringt erheblichen Rü-
ckenwind mit: Seit 2004 wächst
die Airline gewaltig, konnte in
zehn Jahren ihr Passagieraufkom-
men – ausgehend von 11,9 Mil-
lionen – um fast 400 Prozent auf
55 Millionen Passagiere steigern.
Damit kratzte Turkish 2014
bereits an den globalen Top 10.
Zum Vergleich: Weltweit stieg
das Passagieraufkommen in die-
sem Zeitraum „nur“ um etwa 60
Prozent. In Bezug auf die meisten
angeflogenen Länder ist Turkish
mittlerweileweltweitdieNummer
eins: Mit Graz wurde Ende Juni die
287. Destination in 110 Ländern in
Betrieb genommen (siehe rechts).
Gute geographische Lage
trifft geschickte Strategie
Turkish partizipiert geschickt an
den Entwicklungen in der Branche,
die vor allem im mittleren und
fernen Osten in den kommenden
Jahrzehnten schier unbegrenztes
Wachstum versprechen: Die geflo-
genen Passagierkilometer werden
sichdortlautMarktstudiedesFlug-
zeugherstellers Airbus bis 2033
nahezu vervierfachen, während es
in Europa und Nordamerika „nur“
mehr eine Verdoppelung geben
wird.AngesichtsdieserZahlenistes
nichtverwunderlich,dasssichauch
der durchschnittliche Schwerpunkt
des Luftverkehrs immer weiter in
Richtung Osten verschiebt: Lag
der geographische Flugverkehrs-
schwerpunkt 1971 noch mitten im
Atlantik, soll er zwischen 2020 und
2030 etwas südlich von Istanbul
ankommen. Kein Wunder also, dass
sich der Vizepräsident des Unter-
nehmens, Fatih Cigar, im Interview
mit der „Steirischen Wirtschaft“ im
Headquarter der Airline in Istanbul
optimistisch zeigte. „Istanbul wird
das neue Zentrum der Welt sein.
Um diese Rolle ausfüllen zu kön-
nen, sind wir auch bereit, kräftig zu
investieren.“ Mit einem jährlichen
Wachstum von etwa 15 Prozent
undeinererwartetenVerdoppelung
des Umsatzes auf 25 Milliarden
Euro bis 2020 lässt es sich das auch
selbstbewusst tun: Nordwestlich
der Stadt wird aktuell ein neuer
Flughafen gebaut, der bei seiner In-
betriebnahme im Herbst 2017 eine
Kapazität von 80 Millionen und
nach Fertigstellung 2023 von 150
Millionen Passagieren haben soll.
Kostenpunkt: 23 Milliarden Euro.
Bleibt die Frage: Wie kann Tur-
kish ein derartiges Wachstum hin-
legen,währendsichetwaFluglinien
wiedieAustrianAirlinesjedenLiter
Zu Besuch im „neuen
Zentrum der Luftfahrt“
23. · International · 23
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Kerosin vom Komfort absparen
müssen? Cigar: „Aufgrund unserer
geographischen Lage und unseres
24-Stunden-Flugbetriebs sind vor
allem unsere Kurz- und Mittelstre-
ckenflugzeugeimSchnitterheblich
länger in der Luft.“ Soll heißen:
Der Standort Istanbul ermöglicht
es Turkish, den großen Teil seiner
Flotte morgens
in den mittle-
ren Osten oder
Nordafrika und
nachmittags
nach Skandina-
vien und wieder
zurück zu schi-
cken, während
mitteleuropäi-
sche Fluglinien mit demselben
Fluggerät kürzere Strecken an
weniger Zielorte fliegen müssen.
Turkish erreicht mit seinen Nor-
malrumpfflugzeugen, beispiels-
weiseeinemAirbus320,70Prozent
seiner internationalen Ziele und
55 Länder – ein entscheidender
Wettbewerbsvorteil,dendieTürken
geschickt auszunützen wissen.
Denn die Strategie lautet ein-
deutig: „Business first.“ Zwar
macht der Anteil der Geschäfts-
reisenden nur etwa 30 Prozent
der Passagiere aus. Jedoch sind die
Businessflieger auch bereit, etwas
tiefer in die Tasche zu greifen,
wenn das Angebot stimmt. Nicht
zuletzt deshalb bietet Turkish mit
„Do Co.“ ex-
zellentes Bord-
catering und
die „beste Busi-
nesslounge“
derWelt“(siehe
rechts).
Die Steier-
mark passt also
ins Konzept:
eine starke, exportorientierte
Wirtschaft, die einen leistungsfä-
higenUmsteigeflughafenbraucht.
Aktuell gibt es vier wöchentliche
Verbindungen, aber bereits 2016
will Turkish die Linie auf eine
tägliche Tagesrandverbindung
upgraden – und sich damit zum
steirischen Tor in künftige Wachs-
tumsmärkte machen. ■
Viermal wöchentlich nach Istanbul
Seit 22. Juni hebt Turkish jeweils
am Montag, Mittwoch, Donners-
tagundSamstagum15.40Uhrin
Graz Richtung Istanbul ab (die
Flüge nach Graz starten in Istan-
bul um 13.30 Uhr Ortszeit und
landen hier um 14.40 Ortszeit).
DerStartwargut:Aktuellspricht
Turkish von einer durchschnitt-
lichen Auslastung von etwa
70-80 Prozent. Damit liegen die
Buchungen sogar etwas besser,
als von der türkischen Airline
vor dem Start erwartet. ■
Chancen für heimischen Tourismus
Natürlich ist die neue Verbin-
dung auch touristisch interessant:
Nicht nur Istanbul, die gesamte
Türkei mit ihren 48 Flughäfen
kann über die neue Linie er-
schlossen werden. Umgekehrt
investieren Steiermark- und Graz-
Tourismus aktuell in die neuen
Märkte: Damit will man nicht nur
türkische, sondern auch arabische
und asiatische Gäste verstärkt in
die Steiermark – mit Hotspots in
Graz (Kultur) und Schladming
(Wintersport) – locken. ■
„Beste Airline“ und „Beste Lounge“
Um den Passagieren etwas zu bie-
ten,tutTurkisheiniges:Mit„Do.
Co.“ hat man österreichische Ku-
linarikexzellenz in den Konzern
geholt. Aktuell darf sich Turkish
„beste Airline“ der Welt – basie-
rend auf Passagierbewertungen
–nennen.Außerdembietetsiemit
der „CIP-Lounge“ für „Commer-
cial Important Persons“ die von
Fachmagazinen prämierte „beste
Businesslounge“. ■
Aktuell fliegt
Turkish mit
Airbus A319
oder A320 die
Strecke nach
Graz.
Im Landeanflug
auf Istanbul:
Über den Hub
am Bosporus
lässt sich die
gesamte Türkei
erreichen.
Komfort pur: die „CIP-Lounge“
„Ab 2016 wollen
wir zumindest einen
täglichen Flug am
Tagesrand ab Graz.“
Fatih Cigar, Vice-President
80
‣‣Millionen Passagiere wurden 2014 auf den
beiden Istanbuler Flughäfen abgefertigt, 57
davon am „Atatürk“, wo die „Grazer“ landen.
303Flugzeuge will Turkish Ende 2015 in seiner
Flotte haben, weitere 231 sind bestellt: Die
Sitzkapazität steigt bis 2020 auf 84.000.
150.000.000
‣‣Euro kosteten die zwölf Flugsimulatoren, die in
Istanbul auch von internationalen Airlines zur
Pilotenausbildung genutzt werden.
24. 24 · Banken ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
RLB-Vorstandsdirektor
Rainer Stelzer im Interview
über den Wert von Bargeld
und innovative Mobil-
Lösungen für steirische
Unternehmen.
Von Michael Neumayr
michael.neumayr@wkstmk.at
Man sagt, dass nur Bares
Wahres ist. Welchen Stellen-
wert hat das Bargeld heute
noch?
Rainer Stelzer: Der Stellenwert
des Bargeldes hängt natürlich
vom Kundenwunsch ab. Wir glau-
ben, dass das Bargeld immer
eine gewisse Berechtigung haben
wird. Gleichzeitig stellen wir aber
fest, dass immer mehr Menschen
bargeldlos zahlen. Und das wird
weiter steigen, weil die neuen
Technologien bargeldloses Zahlen
erleichtern. Hier gehört etwa die
NFC-Technologie dazu, die schon
flächendeckend mit der Karte
eingesetzt wird. Wir merken hier
starke Steigerungsraten. Schon
dreiProzentderZahlungenwerden
mit NFC abgewickelt, obwohl wir
es erst vor zwei Jahren eingeführt
haben. Wir werden daher diese
Technologie verbessern und in
das Smartphone integrieren. Noch
dieses Jahr werden wir das flächen-
deckend anbieten.
In Griechenland wird Bargeld
aus dem Bankomaten knapp.
Kann das eine Gesellschaft
zum Wanken bringen?
Stelzer: Bargeld hat etwas Hap-
tisches und verleiht Sicherheit.
Alles, was man in der Hand hat, hat
einen Wert. In Griechenland lässt
der nun fehlende Zugang zum Bar-
geld die Leute leicht panisch wer-
den. Wichtig ist aber der Zugang
zur Liquidität, und davor haben die
Griechen noch mehr Angst.
Durch die vielen Zahlungs-
formen wird das Cash-Ma-
nagement eine Herausforde-
rung. Wie behält da ein Un-
ternehmer den Überblick?
Stelzer: Für den Unternehmer
ist wichtig, dass er immer und
zu jeder Zeit eine Übersicht über
seine Liquiditätssituation hat. Wir
unterstützen hier sehr stark die
Zahlungsverkehrssysteme, indem
der Unternehmer ab sofort mit
einer eigenen App am Smartphone
jederzeit seine Situation über-
prüfen kann. Hier legen wir Wert
darauf, dass unsere Kunden mit
dem Multibankstandard auch pro-
blemlos und sicher auf die Konten
anderer Banken zugreifen und so
den Zahlungsverkehr zentral auto-
risieren können.
Muss man heute alle Zah-
lungsformen anbieten, um
wettbewerbsfähig zu bleiben?
Stelzer: Ein Unternehmer hat eher
Nachteile, wenn er das nicht anbie-
tet,daerbestimmteKundenschich-
ten dann einfach nicht bedienen
kann. Viele wollen einfach ohne
Bargeld bezahlen. Wir empfehlen
daher stark, auf die modernen Zah-
lungsformen zu setzen. Mit einer
ordentlichen Beratung ist es auch
keinProblem.DieseUnterstützung
kommt von uns als Bank und der
Unternehmer hat eigentlich nur
Vorteile. Selbst wenn es bei der
neuen App Probleme gibt, dann
wird immer in der Bankfiliale ge-
holfen. Deshalb ist beides wichtig,
die physische Beratung vor Ort,
aber auch digitale Services, wenn
der Unternehmer unterwegs ist.
Gerade im Bankleben ist Si-
cherheit sehr wichtig. Ist ein
Zahlungsverkehr mit Papier-
TAN noch zeitgemäß?
Stelzer: Die Papier-TAN war vor
über 20 Jahren die erste digitale
Bezahlmöglichkeit. Zuletzt kam es
aber verstärkt zu Phishing-Fällen
und die Konten gerieten ernsthaft
in Gefahr. Wir haben daher 2014
Papier-TANskomplettabgeschafft.
DasbrauchtevielÜberzeugungsar-
beit, wir wollten aber den Kunden
das Risiko nicht mehr zumuten.
Weiterentwickelt haben wir das
System mit SMS-TANs, doch auch
hier gibt es Risiken. Daher haben
wir den Card-TAN eingeführt. Hier
wird vor Ort eine Nummer gene-
riert, die nur diese Transaktion
auslöst. Sicherheitsprobleme sind
uns da nicht bekannt.■
„Unternehmer müssen immer eine Übersicht über die Liquidität haben“, ist Rainer Stelzer überzeugt.
Vorstandsdirektor Rainer Stelzer ist seit 2012 in
der Raiffeisen Landesbank Steiermark für das
Kommerzkunden- und Privatkunden-Geschäft zu-
ständig. Davor war der Oberösterreicher für das
Deutschland-Geschäft der Oberbank AG zustän-
dig. Sein Studium absolvierte der Wirtschaftsin-
formatiker in Linz und Florenz.
Zur Person
Foto:KANIZAJMARIJA-M.
Branchen
Wohin die digitale Reise
im Bankgeschäft geht
25. · Industrie · 25
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Wenn Kinder an ihrer Zukunft bauen
Im Herbst zeigten 7.000
Kinder mit Legosteinen
vor, was sie sich von der
Zukunft wünschen. Jetzt
werden ihre Botschaften an
die Politik übermittelt.
Es war wohl eine der spannends-
ten „Baustellen“ im vergangenen
Herbst, als 7.000 Kinder auf
Einladung der Industriellenverei-
nigung (IV) in Graz ihre Visionen
der Zukunft mit zehn Millionen
Legosteinen verwirklichten. Jetzt
liegen die Forderungen der jungen
Generation in Buchform vor – die
nun an die politischen Entschei-
dungsträger überreicht werden.
„Wir haben im Oktober von
den Kindern einen Auftrag be-
kommen und halten unser Ver-
sprechen, ihre Wünsche an jene
weiterzugeben, die sie erfüllen
können“, so IV-Präsident Jochen
Pildner-Steinburg. Vier zentrale
Botschaften wurden in den ver-
gangenen Monaten von Experten
aus Architektur, Stadtentwick-
lung, Pädagogik, Luftfahrt sowie
Energie- und Umwelttechnik aus
den Lego-Darstellungen gefiltert
und zusammengefasst. Was sich
die Kinder konkret von ihrer Zu-
kunft wünschen? „Die erste Losung
lautet: ,Macht mehr daraus‘. Dinge
aller Art, von Autos über Schulen
und Häuser bis hin zu Freizeitbe-
reichen, sollen in ihren Funktionen
flexibler werden“, so Pildner-Stein-
burg. Die zweite Forderung, „Seid
offen für neue Lösungen“, spricht
den Einsatz moderner Technik
etwa im Umweltschutzbereich an.
Und auch schon die Kids wissen:
„Zeit ist kostbar“, weshalb sie kluge
Verkehrs- und Freizeitlösungen
einfordern. „Der vierte Wunsch der
Jugend heißt: ,Seid tolerant‘ – wir
wollen ein Miteinander der Kul-
turen“, erklärt Pildner-Steinburg,
der diese Forderungen nun der
Landespolitik übermittelt: „Diese
Wünsche werden für die Regie-
rungsverhandler bei der Ausge-
staltung der Legislaturperiode eine
bereichernde Inspiration sein.“ ■
‣‣Im Web: Ausführliche Informa-
tionen zum Projekt auf:
www.esistdeinezukunft.at.
„Build the Change“ – unter diesem Motto bauten von 2. bis 5. Oktober 2014 rund 7.000 Kinder an der Zukunft.
Holzindustrie
Ehrenurkunde I: Meister
Für seine besonderen Verdienste
um die Branche wurde kürzlich
Franz Meister von der Sparte In-
dustrie der WKO Steiermark mit
einerUrkundegeehrt.„FranzMeis-
ter erkannte schon früh, dass sein
kleines Nadelholzsägewerk nicht
rentabel zu führen war, und sattel-
te auf Laubholz um – ein Novum in
der Sägerbranche“, so Holzindus
trie-ObfrauMonikaZechner.„Erist
ein innovativer Vordenker und hat
nun seinen Betrieb der nächsten
Generation übergeben.“
Fahrzeugindustrie
Ehrenurkunde II: Mayer
Im Zuge des Branchentreffs der
steirischen Fahrzeugindustrie
wurde Erich Mayer für sein lang-
jähriges Engagement eine Ehren-
urkunde von Industrie-Obmann
AngelikaKreschüberreicht.Mayer
war als Personalchef der Magna
auch Chefverhandler bei den Kol-
lektivvertragsverhandlungen. Mit
seinem Übertritt in den Ruhestand
übergab Mayer die Personalver-
antwortung bei Magna wie auch
die Funktion des Vorsitzenden der
Fahrzeugindustrie an Jörg Tutner.
Metallwarenindustrie
„Fair Trade“-Rohstoffe
Der Kapfenberger Werkzeug-
Spezialist „Böhlerit“ garantiert
die Verwendung konfliktfreier
Rohstoffe. „Die Wahrung der Men-
schenrechte und die Einhaltung
von Arbeitnehmerrechten ist für
Böhlerit selbstverständlich“, be-
tont Böhlerit-GF Johann Werl.
In Kürze
Kresch, Mayer und Tutner (v.l.)Ehrenurkunde für Franz Meister
RHI Rubner öffnet die Tore für Gäste und Kunden
Das in Rohrbach an der Lafnitz an-
sässige Unternehmen RHI Rubner
begrüßte zahlreiche Interessierte
am „Tag der offenen Tür“. Mit rund
100 Mitarbeitern erwirtschaftet
das drittgrößte Sägewerk der Stei-
ermark rund 44 Millionen Euro im
Jahr. Infos: www.rhi.rubner.com
Foto:Fischer/IV
26. 26 · Gewerbe ·
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Knapp AG lädt zu
CSR-Sommerbrunch
Zum Austausch mit den Tri-
gos-Steiermark-Gewinnern
2015 lädt die Knapp AG in
die Zentrale nach Hart bei
Graz – und zwar am Mitt-
woch, dem 15. Juli, von 8.30
bis 11.30 Uhr unter dem Titel
„CSR-Sommerbrunch“. Dort
bekommt jedes Unternehmen
die Möglichkeit, seine eige-
nen CSR-Maßnahmen vorzu-
stellen. Anmeldung bis 8. Juli:
is@verantwortung-zeigen.at;
Tel. 0463/507755-0.
In Kürze
Die Berufsbilder in den Bereichen Zimmerei, Landmaschinentechnik und Mechatronik wurden überarbeitet.
Gold und Bronze
für die Maler
Über einen großartigen Erfolg darf
sich die steirische Maler-Branche
freuen: Beim Bundeslehrlingswett-
bewerb in Linz malte sich Martin
Lerchegger aus Stein an der Enns
(Lehrbetrieb: Karl Moosbrugger,
Gröbming) auf Platz eins, gefolgt
von Caroline Trampitsch (Kärnten)
und Daniel Löscher aus Gratwein
(Lehrbetrieb: Manfred Löscher,
Gratwein). Sehr zur Freude von
Innungsmeister Alois Feuchter und
Trainer Michael Tobisch.
Neue Berufe machen Schule
Das Lehrberufspaket ist
unter Dach und Fach, auch
Lehrberufe aus dem Gewer-
be werden auf neue Beine
gestellt. Ein Überblick.
Gerade noch rechtzeitig vor der
neuen Ausbildungsperiode gibt es
18 neue bzw. modifizierte Lehrbe-
rufe, auf die sich die Sozialpartner
kürzlich geeinigt haben. „Jeder
Betrieb, der ausbilden möchte,
muss sich ab sofort an neue Aus-
bildungsordnungen halten“, sagt
Gottfried Krainer, Leiter der WKO-
Lehrlingsstelle. Auch etliche Bran-
chen aus dem Gewerbe sind davon
betroffen. Eine Übersicht:
‣‣Im Lehrberuf Ofenbau- und
Verlegetechnik werden die Be-
rufsbilder Hafner, Platten- und
Fliesenleger kombiniert.
‣‣Zimmereitechnik ist eine tech-
nisch anspruchsvolle Erweite-
rung des Lehrberufs Zimmerei.
Im Holzbau seien die Anforde-
rungen massiv gestiegen, so
Innungsmeister Oskar Beer:
„Der Zimmereitechniker soll die
Lücke zwischen dem Gesellen
und dem Bauleiter bzw. Zimmer-
meister schließen.“
‣‣Mit der Neuordnung der Lehrbe-
rufeLabortechnikundMechatro-
nik werden zwei neue Modulbe-
rufe geschaffen.
‣‣Modernisiert wurden die Lehr-
berufe Gold- und Silberschmied
sowie Juwelier, Hafner, Platten-
und Fliesenleger, Reinigungs-
technik, Stuckateur und Trocken-
ausbauer, Textilgestaltung und
Zimmerei.
‣‣Auch in der Land- und Bauma-
schinentechnik bleibt kein Stein
auf dem anderen. Es sei die größ-
te Reform seit 1998, so der stv.
Innungsmeister Erich Urch im
Interview (siehe links).
‣‣Der Ausbildungsversuch Huf-
schmied wird in einen regulären
Lehrberuf übergeleitet.■
‣‣Im Web Infos unter
http://bit.ly/1C50X0s;
Tel. 0316/601-454
Foto:Kunasz
Foto:EwaldFrch-Fotolia
Foto:JürgenFälchle-Fotolia
Foto:industrieblick-Fotolia
Sie haben am neuen Be-
rufsbild der Land- und
Baumaschinentechnik
mitgearbeitet. Wieso war
die Neuordnung nötig?
In den letzten 15 Jahren
haben sich echte Revolutio-
nen in der Landmaschinen-
technik ereignet. Wir sind in
der digitalen Welt angekom-
men. Daher war es notwen-
dig, das Berufsbild neu zu
beschreiben.
Inwiefern?
Die Grundanforderungen
bleiben bestehen: Es geht
weiterhin um die Neuanfer-
tigung und Herstellung von
Bauteilen, Werkstücken und
Maschinen. Zudem geht es
um das Suchen und Beur-
teilen von Fehlern, aber mit
computergestützten Diagno-
semethoden.
Welche Anforderungen
werden im neuen Be-
rufsbild formuliert?
Neben Kenntnissen über den
Lehrbetrieb werden auch
Schlüsselqualifikationen wie
Lösungsstrategien und Sozi-
alkompetenz gefordert.
Erich Urch ist stellvertretender Innungs-
meister Land- und Baumaschinentechnik.
Interview
Branchen-
vertreter
Erich Urch
27. · Gewerbe · 27
Nr. 24 · 3. Juli 2015
Steirische Wirtschaft
Erfolgreiche Jung-Rauchfangkehrer
In der Berufsschule Murau ging
kürzlich der Lehrlingswettbewerb
der Rauchfangkehrer über die
Bühne. Über den ersten Platz
freut sich Florian Brandl (Lehr-
betrieb Karl Brandl). Platz zwei
ging an Marcel Huber (Firma
Bernd Huber), Platz drei ex aequo
an Martin Krainer (Firma Sonja
Krainz) und Manuel Trost (Firma
Helga Rappold). Innungsmeister
Christian Plesar und Lehrlings-
wart Harald Haidler gratulierten
dem Berufsnachwuchs herzlich.■
Steirerin holt sich die „Silberne“
Beim Bundeslehrlingswettbe-
werb in Klagenfurt zeigte der
BerufsnachwuchsderFußpfleger,
Kosmetiker und Masseure sein
Können. Während Lisa Kathari-
na Reiff (Salzburg) Gold in der
Kosmetik holte, schaffte Selina
Köb (Vorarlberg) in der Fußpflege
Platz eins. In der Massage siegte
Markus Rois (OÖ), im Fantasie-
Make-up Jessica Schindelegger
(NÖ). Katharina Amon (Grim-
ming Therme GmbH) schaffte
Platz zwei bei den Masseuren. ■
Die besten
Nachwuchsta-
lente des Lan-
des zeigten
beim Bundes-
lehrlingswett-
bewerb ihr
Können.
Ausgezeich-
neter Rauch-
fangkehrer-
Nachwuchs:
Brandl, Huber,
Trost und Krai-
ner (v.l.)
Foto: Haselmann
Steirer setzt „Tosca“ gekonnt in Szene
Kunststoffverarbeiter
Christian Fuchs hat für die
Opernfestspiele in St. Mar-
garethen eine 25 Meter
hohe Skulptur kreiert.
Von Karin Sattler
karin.sattler@wkstmk.at
Wenn bei den Opernfestspielen
in St. Margarethen bald tausende
Musikfans den Klängen von Gia-
como Puccinis „Tosca“ lauschen,
sorgt ein steirischer Unternehmer
dafür, dass das Event im Römer-
steinbruch gleichzeitig auch ein
Augenschmaus wird: Christian
Fuchs, Chef der Firma „Idee
Design The Art Factory GmbH“ in
Stainz. Er setzt mit einer 25 Meter
hohen Figur, die auf einem impo-
santen Federkleid thront, „Tosca“
gekonnt in Szene.
Zwei Monate Arbeit stecken
in der gigantischen Figur aus
Polystyrol. Der renommierte
Kunststoffverarbeiter hat die ur-
sprünglich nur 50 cm große
tonmodellierte Skulptur mittels
3D gescannt und gefräst. Auf eine
Größe von zwei Metern „gewach-
sen“, wurde die Skulptur auf eine
Gesamtlänge von 15 Metern ska-
liert, die gefrästen Einzelteile ver-
klebt und transportfähig gemacht.
Für Fuchs, einen gelernten Ma-
lermeistermiteinerausgeprägten
Affinität zu Kunst und Ästhetik, ist
die überlebensgroße Figur nicht
das erste Großprojekt: So zählt
etwa ein 16 Meter hohes begeh-
bares Raumschiff zu den Refe-
renzprojekten des weststeirischen
Unternehmens. 2009 gegründet,
setzt der „Meister der Formenviel-
falt“ Ideen von Architekten, Desi-
gnern und Künstlern genauso um
wie von Messebauern. Zu seinen
bekanntesten Auftraggebern zählt
etwa die britische Architektin
Zaha Hadid.
Gefertigt wird neben dem Werk
in Stainz auch in einer Tisch-
lerei in Mureck, die der findige
Unternehmer übernommen hat.
Von der Steiermark aus erobert
der Formenbauer, der übrigens
mit dem Bau von Kunstfelsen
in die Branche eingestiegen ist,
den ganzen Globus: „Wir liefern
unsere Produkte weltweit“, sagt
er nicht ohne Stolz, wie ein Blick
auf die lange Referenzliste zeigt.
Der beste Beweis dafür, wie gut
dem 15-Mann-Betrieb der Spagat
zwischen virtuellen und realen
Formen gelingt. ■
‣‣Im Web mehr Infos
zum Unternehmen
www.organic-forms.at
Imposant: Die Skulptur von Christian Fuchs bringt es auf eine Gesamthöhe von 25 Metern.
Christian
Fuchs
Foto: www.foto-
augenblick.at
Foto:Schuller