Gespräch mit Umberto Eco und Jean-Claude Cariére zum Thema "Die Große Zukunft des Buches". Auszüge aus dem Werk für die Vorlesung: "Webkommunikation" an der Johannes Kepler Universität Linz.
1. Umberto Eco, Jean-Claude Carrière
„Die große Zukunft des Buches“
Ergänzt um Zitate aus: „This is not the End of the Book“, dieselben.
Auszüge für dieVU „Webkommunikation“
H. Mittendorfer, Johannes Kepler Universität Linz
Mittwoch, 12. Juni 13
2. Victor Hugo: „Das Buch wird
das Gebäude töten“.
Jean-Philippe de Tonnac: „Gewiss
wird die Architektur nicht
sterben, aber in einer sich
verändernden Kultur wird sich
ihre kulturelle Leitfunktion
verlieren. (Vorwort)
H.M.:Trifft dies auch auf das
Buch zu?
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
3. J.P.T.: „Auch wenn sich das
elektronische Buch .. in ähnlicher
Weise auf Kosten des
gedruckten Buches durchsetzen
sollte .. wird das E-Book das
Buch nicht töten“ (Vorwort)
Quelle: http://2.bp.blogspot.com
Mittwoch, 12. Juni 13
4. Umberto Eco: „But one can also
imagine that the fantastic
invention that is the internet
may likewise disappear. Just as
airships have disappeared from
our skies“ (Not the End of: Seite 6)
H.M.: Sind glaubhafte Berichte über
Datenschutzverletzungen oder Betrugsfälle im
Internet oder ein technischer Kollaps mit der
Katastrophe der „Hindenburg“ im Mai 1937
vergleichbar? Wie wahrscheinlich ist das
Verschwinden oder ein grundsätzlicher
Wandel des Internets?
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
5. J.P.T.: „Was wir Kultur nennen,
ist in Wirklichkeit ein langer
Prozess des Auswählens und
Filterns. Ganze Sammlungen von
Büchern, Filmen, Comics,
Kunstwerken, .. wurden
unterdrückt oder sind den
Flammen zum Opfer gefallen“.
(Vorwort)
H.M.: Was filtert das Web.
Was wird als Kulturgut bleiben?
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
6. Umberto Eco: „Sollte das Bild-
und Tongedächtnis des 20.
Jahrhunderts durch einen
gigantischen Stromausfall ..
ausgelöscht werden, bleibt uns
trotzdem noch das Buch“
(S: 30)
H.M.: Wie langlebig sind die
digitalen Archive?
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
7. Im Falle einer Katastrophe:
U.E.: „.. lassen Sie mich
anmerken, dass ich zuerst meine
externe Festplatte mit 250
Gigabyte an mich reißen würde,
auf der meine sämtlichen
Schriften der letzten 30 Jahre
gespeichert sind“. (S: 37)
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
8. Jean Claude Carrière: „Jedesmal,
wenn eine neue technische
Errungenschaft auf den Plan
tritt, will sie unter Beweis
stellen, dass sie uns von den
Regeln und Zwängen entbindet,
die alle früheren Erfindungen mit
sich brachten“. (S: 38)
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
9. U.E.: „ .. ich sagte mir, dassVergil
schon in die virtuelle Welt
hinabgestiegen ist, ins Innere
eines enormen Computers, wo
sich stumme Avatars
drängen.“ (vgl: S: 53)
H.M. : Im Prinzip war vieles
schon da, was das Web heute als
Innovation verkauft?
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
10. U.E.: „“Wählt immer ein
klassisches Thema riet ich. „Wie
kann man nur eine Arbeit über
jemand schreiben, der noch am
Leben ist?“ (S: 56)
H.M.: Kann man dem Aktuellen
wirklich trauen?
Ist nicht (wirkliche) Kunst und
(wirkliche) Wissenschaft das, was
bleibt?
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
11. U.E.: „Wir leben in keiner
beschaulichen Gegenwart,
sondern wir stehen vor der
Anforderung, uns ständig auf die
Zukunft vorzubereiten“ (S: 56)
H.M.: Kaum hat man sich an ein
Interface, eine Computer-
sprache, eine Anwendung
gewöhnt, winkt die Neuauflage.
Foto: Hans Mittendorfer
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12. U.E.: „Heute muss der
Angestellte .. sein Wissen ständig
erneuern oder er riskiert, seinen
Job zu verlieren. Die Übergangs-
riten, die die großen Prüfungen
am Ende der Schulzeit und
Studium einst darstellten, haben
keine Bedeutung mehr“ (S: 58)
H.M.: Ergebnis - Lebenslanges
Lernen.
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
13. J.C.C.: „In alten
Kulturen geben die
Alten das Wissen an die
Kinder weiter. Wenn
die Welt in ständiger
Umwälzung ist, sind es
die Kinder, die Ihren
Eltern die Elektronik
beibringen. Und deren
Kinder, was werden die
ihnen beibringen? “
(S: 59)
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
14. U.E.: „Für die französischen
Historiker des 19. Jahrhunderts
war Danton die große Gestalt.
Dann viel er in Ungnade und
Robespierre, der Unbestechliche,
kam wieder zu Ehren.“ (vgl. S: 74)
H.M.: Informationen unterliegen
dem gesellschaftlichen, politischen,
kulturellen Kontext.
Foto: Hans Mittendorfer
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15. U.E.: „Mit dem Internet, das uns
alles gibt und uns dazu verurteilt,
die Filterungen nicht mehr durch
Vermittlung der Kultur vorzu-
nehmen, sondern nach eigenem
Gutdünken, laufen wir Gefahr, bald
über sechs Milliarden Enzyklo-
pädien zu verfügen.“ (vgl. S: 74)
H.M.: Was der Annahme der
Entwicklung von Teilöffentlich-
keiten und Subkulturen durch das
Web entspricht.
Foto: Hans Mittendorfer
Mittwoch, 12. Juni 13
16. J.C.C.: „Vor fünfzehn Jahren hat
eine Autorenschule sich gegen den
Computer ausgesprochen, mit
dem Argument, dass .. die Stadien
des Textes auf dem Bildschirm
schon mit der Würde des
Endgültigen versehen sind.“ (vgl. S:
107)
Navil Brody: „Das Web gleicht
einer Skulptur, die nie aushärtet,
einem Aquarell, das nie trocknet“.
(Berlin FUSE 95).
Foto: Hans Mittendorfer
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