Das PDF ist eine Zusammenfassung meines Videos, in dem ich einen patriarchatskritischen Blick auf die Darstellung der Frau in der Bibel werfe: https://youtu.be/WHCO6NmkcnU
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The PDF file is an abstract of the video I made, wherein I analysed the depiction of women in the bible from the perspective of critical theory of patriarchy: https://youtu.be/WHCO6NmkcnU
(The video and the pdf-file are in German)
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Die Frau in der Bibel: Der Sündenfall und die Kreuzigung
1. Nadine Ebert
Die Frau in der Bibel: Der Sündenfall und die Kreuzigung
Die Vorstellungen, die in der Bibel über die Frau vermittelt werden, sind negativ und destruktiv:
„Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst. Unter Schmerzen gebierst du
Kinder. Du hast Verlangen nach deinem Mann; er aber wird über dich herrschen.“, Gen
3, 17 - 19
Aber es ist möglich ist, sich von diesen Vorstellungen zu befreien. Dafür muss man sie untersuchen
und verstehen lernen, dass es verschiedene Interpretationsmöglichkeiten für ein Bildnis oder
Gleichnis aus der Bibel gibt.
Im Folgenden möchte ich zwei prominente Bibelstellen, den Sündenfall und die Kreuzigung,
analysieren und die darin enthaltenen, patriarchal geprägten Vorstellungen offenlegen. Mit meiner
Analyse möchte ich ihren misogynen Gehalt aufdecken und ihm den Glaube des Matriarchats,
wonach der Ursprung des Lebens in den Müttern liegt, gegenüberstellen.
1. Die Vertreibung Adam und Evas aus dem Paradies (Sündenfall)
Im Gleichnis vom Sündenfall wird die Frau als Sünderin betrachtet, weil sie Adam den Apfel vom
Baum der Erkenntnis gab und beide als Strafe für Evas Vergehen aus dem Paradies vertrieben
wurden. Fortan bilden Adam und Eva eine Art „exklusive Gemeinschaft“, sind von den Freuden der
Unschuld abgeschnitten und müssen außerhalb des Paradieses leben. Quasi als wäre dies der
Plan Gottes für Mann und Frau.
Was können wir von diesem Gleichnis über das Frauenbild in der Bibel lernen? Der Apfel, den Eva
Adam gibt, verstanden als Leibesfrucht, spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn stellvertretend für
alle Frauen, symbolisiert Eva, die den Apfel pflückt, ihre female choice. Nach Gabriele Uhlmann ist
die female choice „die evolutionär verankerte freie Wahl der Frau von Partner, Ort und Zeit des
Sexualverkehrs” (Gabriele Uhlmann: Der Gott im 9. Monat).
Die female choice macht die Frau innerhalb des sexuellen Verhältnisses zwischen Mann und Frau
zu einer Entscheiderin. Aus Sicht des Patriarchats stellt es aber ein Problem dar, wenn ihre
Empfängnis immer an die Sexualität gekoppelt ist, ihre Sexualität aber nicht immer zu einer
Empfängnis führt.
2. Daher erscheint es aus patriarchaler Sicht sinnvoll, die Frau in die „exklusive Gemeinschaft“ einer
Ehe zu drängen und sie dem Mann unterzuordnen. Passenderweise werden der Frau in der Bibel
auch die Geburtsschmerzen als Strafe dafür verordnet, dass sie mit ihrer Entscheidungsfähigkeit
die göttliche Ordnung verletzt hat.
Die Bibelstelle kann als Legitimation der Ehe gelesen werden, in der die Frau auf ihre Rolle als
Gebärerin reduziert wird und fortan dem Mann als dem Familienoberhaupt untersteht. Solange die
Frau ihre female choice benutzt, kann sie nicht kontrolliert werden. Erst in der Ehe, in der die
Vaterschaft (weitestgehend) sichergestellt werden kann, der Mann also davon ausgehen kann,
dass er der biologische Vater der Kinder ist, wird er zum Herrscher über die Frau.
Die Funktion der Frau als das einzige Geschlecht, das in der Lage ist zu gebären, wird durch ihre
Rolle als Ehefrau beschnitten. Die Begriffe Sexualität, Mutterschaft/Empfängnis und vor allem
Geburt sind fortan, also mit dem Austritt Adams und Evas aus dem Paradies, negativ besetzt. Der
Grund dafür dürfte sein, dass Frauen, solange sie die natürliche „female choice“ besitzen und
einsetzen (wie Eva es im Paradies noch tut), eine Gefahr für das Patriarchat sind.
2. Die Kreuzigung
Die Darstellung von Jesus Christus‘ am Kreuz ist
möglicherweise auf Höhlenmalereien
zurückzuführen, die aus dem Jungpaläolithikum
(Jungsteinzeit) stammen und im Laufe der Zeit
eine patriarchale Umdeutung erfahren haben.
Höhlenmalereien standen im Zusammenhang mit
Ritualen wie z. B. Initationsriten. Zu einer Zeit, in
der noch ein lebendiger Zusammenhang
zwischen Kunst, Handwerk, Landwirtschaft und
Astrologie herrschte, erfüllten Rituale eine
wichtige Aufgabe: Immer dort, wo die Einheit aller
mit allem aufbrach oder gestört wurde, sollten
diese sie wiederherstellen. Dies war kein
religiöser Selbstzweck, sondern diente dem
Überleben der Gruppe. (Monica Sjöö/Barbara
Mor: The Great Cosmic Mother)
Der Mensch sah sich selbst nur als Teil von etwas
Größerem, dem Natur- und Geisterreich. Und er
konnte diese Einheit nicht verletzen, ohne auch
seine eigene Existenz zu gefährden. Erlegte ein
Jäger ein Tier, verwundete er folglich auch die
Einheit, aus der das Tier - und letztlich auch er
selbst - kam. Er war sich bewusst darüber, dass
er in der Harmonie für ein Ungleichgewicht
gesorgt hat.
Deswegen betete er vor der Jagd zum Geist des Tieres und bat dabei um seine Verzeihung sowie
um seine Zustimmung, getötet zu werden. Der Jäger nahm sich nicht einfach, was er gerade
brauchte, sondern setzte darauf, dass das Tier seinen Leib als Nahrung anbietet, während sein
Geist ins Geisterreich zurückkehrt. Mit Hilfe der Rituale, die wir aus den Höhlenmalereien kennen,
beglichen die Jäger bereits vor dem Töten des Tieres die Schuld, die sie auf sich nehmen würden.
(Monica Sjöö/Barbara Mor: The Great Cosmic Mother)
Eine solche Darstellung kennen wir zum Beispiel von einer bestimmten Höhlenmalerei aus dem
Jungpaläolithikum (Jungsteinzeit). Sie stellt ein Bison und anderes Jagdwild dar, denen ein Speer
eine Wunde zugefügt hat und sich neben der Vulva eines weiblichen Tieres befinden. Die mögliche
3. Aussage des Bildes: So wie die Vulva der Frau sich durch Blutung selbst reinigen kann, soll es
auch die Wunde des Tieres tun. Mit dem Nebeneinander beider Darstellungen wurde vielleicht
neues Leben bzw. der Kreislauf des Lebens beschworen. (Monica Sjöö/Barbara Mor: The Great
Cosmic Mother)
In den Darstellungen ging die lebensspendende Kraft ausschließlich vom Blut der Frauen aus. In
der Kreuzigungsdarstellung, die wir aus dem Mittelalter kennen, sollte dieselbe Kraft nun auf den
Mann übertragen werden. Immer dort, wo durch menschliches Handeln Schuld entsteht, steht nun
ein Mann mit seiner „wiedervereinigenden“, „reinigenden“ bzw. „heiligen“ Kraft. Dieser Symbolik
bedient sich zum Beispiel auch Michael Jacksons Video „Earth song“.
Hier wie im Gleichnis vom Sündenfall wird die Frau in ihrer weiblichen Rolle und den mit ihr
einhergehenden Fähigkeiten dem Mann untergeordnet. Beide Darstellungen begründen einen
Dualismus, der den Mann als höherwertig und die Frau als minderwertig einstuft. Dieser Dualismus
ist ein typisches Merkmal des Patriarchats:
Das Patriarchat teilt das Leben in höherwertige und minderwertige Kategorien ein, die es mit dem
Etikett „Geist“ versus „Natur“ oder „Bewusstsein“ versus „Materie“ versieht - und in diesem
entfremdeten Symbolismus ist der überlegene „Geist“ bzw. das überlegene „Bewusstsein“
typischerweise männlich (und/oder weiß), während die unterlegene „Natur“ bzw. „Materie“ weiblich
(und/oder schwarz) ist. (Übersetzt aus: Monica Sjöö/Barbara Mor: The Great Cosmic Mother.)
Quellen
📼 Michael Jackson: Earth Song
http://youtu.be/XAi3VTSdTxU
📖 Monica Sjöo, Barbara Mor: The Great Cosmic Mother* - ENGLISCHE ORIGINAL-VERSION
http://amzn.to/2fCIcwE
📖 Monica Sjöo, Barbara Mor: Wiederkehr der Göttin* - DEUTSCHE, GEKÜRZTE VERSION
http://amzn.to/2hCnRbp
📖 Gabriele Uhlmann: Der Gott im 9. Monat*
http://amzn.to/2fDlUep
Mein Artikel zum Thema Patriarchatskritik in Bumerang (Zeitschrift für Patriarchatskritik):
📰 https://fipaz.files.wordpress.com/2016/11/bumerang-2-natur-im-patriarchat.pdf (S.180 - 186)
4. 📰 Über die Serie Outlander: http://www.satt.org/gesellschaft/15_11_outlander.html
📰 Über den Film Walk the Line: http://www.satt.org/film/06_02_line.html
(Weitere Artikel sind in Arbeit.)
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