Leseprobe
Hier soll dieses Buch einen Einstieg in das Thema Anbau von Kräutern bieten.
Wir geben in diesem Buch keine Aussagen zu den gesundheitlichen Wirkungen der Kräuter. Denn dies dürfen per Gesetz nur Ärzte und Apotheker. Deshalb wird in diesem Buch nur auf die Verwendung der Kräuter in der Küche eingegangen.
Wir erklären praxisnah, wie ein Kräutergarten angelegt wird. Das Buch enthält Datenblätter ausgewählter Kräuter für den Einsteiger.
7. 1. Einführung
„Können all deine Stoffe oder deine Bilder mehr
Schönheiten zeigen als Kräuter und Blumen ?“
Abraham Cowley, Dichter des 17. Jh.
Die zunehmende Urbanisierung Mitteleuropas führte zu einer
fortschreitenden Verfremdung der Menschen zur Natur.
Die Städte sind geprägt durch kahle Häuserwände, Beton und
Asphalt. Wohnungen werden einfach übereinander gestapelt,
Abgase verpesten die Luft.
Selbst auf dem Land hält dieser Trend immer mehr an. In den
Hausgärten verdrängen Rasen, Thujahecke und Blautannen
das Obst, Kräuter und Gemüse.
Doch langsam sehnen sich viele Stadtbewohner nach frischer
und gesunder Luft, sowie nach einer grünen Umgebung. Der
zunehmende Einsatz von Pestiziden und Herbiziden im
Pflanzenbau, Skandale um Hormone und BSE in der
Tierproduktion, umstrittene Konservierungsstoffe, Weichmacher
und Transfettsäuren in unseren Nahrungsmitteln, führen zu
Allergien, Herzkreislauf- und Krebserkrankungen in der
Bevölkerung. Kaum eine Familie ist davon nicht betroffen. Eine
Odyssee von Arzt zu Arzt beginnt, leider tritt eine Heilung nur
selten ein.
Die Erkrankten suchen verzweifelt nach Alternativen aus ihrem
Dilemma. Sie beginnen sich mit alternativen Heilmethoden und
gesunder Ernährungsweise zu beschäftigen. Unweigerlich
gelangen sie so zu der Erkenntnis, Kräuter für Küche,
Wohlbefinden und Gesundheit in eigener Regie anzubauen.
Dies bedingt wiederum die Beschäftigung mit dem
Kräutergarten.
Doch auch in Zeiten der Krise, egal ob Euro-Krise,
5
8. gesellschaftlicher Umbruch, knapper werdender Rohstoffe und
steigender Preise, keimt bei vielen Menschen der Gedanke,
sich möglichst autark versorgen zu können.
Manchmal auch mit dem Gedanken, überhaupt im
Katastrophenfall überleben zu können. Denn im Chaos gibt es
keine Apotheken mehr.
Das Ergebnis dieser Gedanken bedeutet: Man muß für sich die
Kräuter selbst produzieren können. Doch dazu braucht man,
egal ob Einsiedler oder urbaner Gärtner, das nötige Wissen, wie
man dies letztendlich macht.
Hier soll dieses Buch einen Einstieg in das Thema Anbau von
Kräutern bieten.
Wir geben in diesem Buch keine Aussagen zu den
gesundheitlichen Wirkungen der Kräuter. Denn dies dürfen per
Gesetz nur Ärzte und Apotheker. Deshalb wird in diesem Buch
nur auf die Verwendung der Kräuter in der Küche eingegangen.
6
9. Geschichte der Kräuter
Was sind eigentlich Kräuter ?
Bis in unsere Tage haftet dem Begriff „Kräuter“ etwas
Besonderes oder gar Geheimnisvolles an.
Man denkt bei diesen Pflanzen sofort an spezielle
Eigenschaften oder Wirkungen.
Viele Märchen erzählen hiervon. Denn das Wissen über
Pflanzen und ihre Wirkungen wurde früher als wohl gehütetes
Geheimnis von Mund zu Mund überliefert.
Zu den ersten Büchern gehörten auch Pflanzenbücher. Doch bis
heute hat sich kein einheitliches Verständnis für den Begriff
„Kräuter“ gebildet. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn für
jeden Menschen Kräuter etwas anderes sind.
Für die Botaniker sind sie einfach Pflanzen, die keine verholzten
Teile ausbilden. Also abgesehen von Bäumen und Sträuchern
sind es praktisch alle grünen Pflanzen, die in der Natur
vorkommen.
Die ersten Botaniker waren meist Apotheker. Sie hatten ein
besonderes Interesse an Pflanzen, die sich auch
pharmazeutisch nutzen ließen. Deshalb wurden in den ersten
Kräuterbüchern vor allem Gift- und Arzneipflanzen genannt.
Seitdem „schwingt“ bei dem Begriff „Kräuter“ immer der
Gedanke an eine Heilwirkung mit.
Der Begriff „Pflanze“ bezeichnet demgegenüber im allgemeinen
Sprachgebrauch Gewächse ohne nähere Bedeutung für
Medizin oder Nahrung.
Wildpflanzen dienten lange vor ihrer ersten schriftlichen
Erwähnung als Nahrungs- und Heilmittel.
Ob die Pflanzen zum Verzehr geeignet waren, wurde durch das
Ausprobieren erkundet. Waren die Pflanzen giftig, konnte dies
7
10. katastrophale Folgen für die Versuchsperson haben.
Um die benötigten Pflanzen zu finden, mußte man sie also
zunächst kennen. Dies ist bei den etwa 2000 Pflanzen, die bei
uns wachsen, teilweise recht schwierig.
Später kamen durch die Ausdehnung der Handelsrouten noch
weitere Kräuter als Gewürz oder Heilmittel zu uns.
Personen, die also die Kräuter und ihre Wirkung kannten und
auch noch wußten, wo diese Kräuter wuchsen, kamen zu
besonderem Ansehen in der Gesellschaft. Natürlich ließen sie
sich ihr Wissen stets teuer bezahlen und versuchten gleichzeitig
alles, um ihr Monopol zu wahren. Diese Stellung erzeugte auch
Mißgunst und Neid.
Der Apotheker wird noch heute hoch geschätzt. Doch aus dem
Kräuterweiblein wurde schnell die Hexe, deren Wissen und
Macht man nur mit Zauberei erklären konnte.
Vielleicht schwelt auch nur seit alten Zeiten der Konflikt
zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde, und dies mal
offener, mal verdeckter.
Doch zurück zu den Anfängen:
Von den Hebräern wissen wir, daß sie schon zu biblischen
Zeiten ihre Speisen und Kräuter aromatisierten.
Fast alle bekannten Küchenkräuter, wie Rosmarin, Thymian
und Majoran wuchsen im mittleren Osten.
Aufzeichnungen aus Babylon 2000 v. Chr. enthalten
Anweisungen für die Zubereitung und Anwendung von
Heilkräutern.
Die alten Ägypter importierten bereits damals aus Indien und
anderen Ländern Gewürze und Heilmittel, Öle für die
Herstellung von Arzneien, Kosmetik, Parfüm, Farben,
Desinfektionsmittel und für die Einbalsamierung.
Auch im antiken Griechenland existierte ein umfangreiches
8
11. Kräuterwissen. Hippokrates, der „Vater der Heilkunde“,
unterrichtete bereits 400 v. Chr. seine Schüler in der
Anwendung von Kräutern als Schmerz- und Heilmittel.
Im 1. Jh. nach Chr. führte der griechische Arzt Dioskurides in
seinem Werk „De Materia Medica“ (Über die Medizin) 500
pflanzliche Heilmittel auf. Dies ist die älteste überlieferte
Beschreibung der Heilkräuter und ihrer Anwendung.
Die alten Römer machten ausgiebig Gebrauch von Heilkräutern
und hatten davon unzählige in ihrem Marschgepäck. Es wird
geschätzt, daß die in Großbritannien einfallenden Römer mehr
als 200 Kräuter auf die Insel brachten.
Nach dem Untergang des Römischen Reiches wurde in Europa
das Wissen der Naturheilkunde von den Klöstern bewahrt, die
meist auch einen Kräutergarten unterhielten.
Natürlich dürfen auch hier die Kräuterweiblein und
Kräutermänner nicht vergessen werden, die trotz Verfolgung
durch die Kirche mit ihren Kräutern aus Wildsammlung
praktizierten und ihr Wissen bewahrten. Auch wenn womöglich
viele von ihnen diesen Bruch des kirchlichen Monopols mit
ihrem Leben bezahlten.
Besonders seit der Zeit Karls des Großen konnte sich aber das
Wissen in den Klöstern frei entfalten. Dies zeigt sich in der
„Capitulare de Villis“.
Pflanzenliste des Capitulare de Villis
(Landgüterverordnung Karls des Großen (800 n. Chr.))
Wir wollen, daß man im Garten alle Kräuter habe,
nämlich:
1. lilium
2. rosas
3. fenigrecum
- Weiße Lilie
- Rosen
- Bockshornklee
9
12. Mehr von diesem Buch gibt es auf
Buch.gourmieze.de !
Besuchen Sie auch unseren Online-Shop
www.gourmieze.de
10