1. Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt Güterwagen als Ausstellungsstück " Zeitzeuge der Deportationen " Ein Projekt der AW Rostock
2. Vorgeschichte der Projektentstehung - Bereits im Jahr 2003 kam es zwischen der Mahn - und Gedenkstätte Ravensbrück und dem Eisenbahnverein „ Hei Na Ganzlin „ e.V. Röbel (Müritz) zu Gesprächen, welche die Beschaffung von Museumsstücken zu den Eisenbahn - Transporten während der NS - Zeit beinhalteten. - Im September 2004 erfuhr unsere Ausbildungswerkstatt von der Möglichkeit, im Rahmen der Aktion „ Bahn - Azubi gegen Hass und Gewalt „ einen Güterwagen, als Ausstellungsstück für die Mahn - und Gedenkstätte Ravensbrück, aufzuarbeiten. - Am 4. Oktober 2004 fand daraufhin ein Treffen mit Vertretern der Mahn - und Gedenkstätte Ravensbrück, des Eisenbahnvereins „ Hei Na Ganzlin „ e.V. Röbel (Müritz) und unserer Ausbildungswerkstatt in Ravensbrück statt. Dort wurden Fragen des Transportes, der Kostenkalkulation und der Projektphasen erörtert, mit einer Begehung des vorgesehenen Güterwagenstandortes in der Gedenkstätte und einer Ortsbesichtigung beim Eisenbahnverein in Röbel endete die Zusammenkunft. - Entgegen der ersten Variante, im Rahmen eines Workcamps in Röbel, die Aufarbeitung des Güterwagens durchzuführen wurde nach Absprache mit dem Leiter des Kombiwerkes Rostock, eine zweite Variante favorisiert. Diese sah eine Aufarbeitung im Kombiwerk vor, in dem sich auch unsere Ausbildungswerkstatt befindet. Dadurch konnten die Arbeitseinsätze am Güterwagen flexibler gestaltet werden, die Arbeitsbedingungen durch eine moderne Halle mit den guten technischen Voraussetzungen war von Vorteil und auch die Unterbringung und Verpflegung der Auszubildenden stellte kein Problem mehr da.
3. Zum Projekt - Am 5. Dezember 2004 wurde der Güterwagen vom Eisenbahn Verein „ Hei Na Ganzlin „ nach Rostock zum Kombiwerk der Railion AG überführt. Dabei wurde er durch die DB Netz AG und der Prignitzer Eisenbahn unterstützt, sie stellten die Trassenabschnitte kostenlos zur Verfügung. - Nachdem sich nach der ersten Sichtung ein erheblicher Restaurierungsaufwand abzeichnete, wurde zu einem Ortstermin aller Beteiligten am 20. Dezember 2004 eingeladen. Am runden Tisch wurde die Kostenkalkulation aktuallisiert und Übereinstimmung darüber erzielt, das eine Aufarbeitung nur unter der Leitung von fachkundigen Mitarbeitern des Kombiwerkes Rostock, mit Unterstützung von Handwerkern der Mahn - und Gedenkstätte Ravensbrück, erfolgen kann. - Im Januar 2005 waren die finanziellen, organisatorischen und logistischen Hindernisse aus dem Weg geräumt. - Es folgten die Wochen der Aufarbeitung des Güterwagens, bei Problemen während der Projektumsetzung wurden gemeinsam Lösungen gefunden. - Die Gedenkstättenleitung konnte, für den Transport des Güterwagens auf dem Straßenweg, die Bundeswehr als Sponsor gewinnen. - Zum 60. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück, im April 2005, soll dann der Güterwagen, als „ Zeitzeuge der Deportationen „ für die Besucher offiziell zugänglich sein.
4. Besuch: Mahn & Gedenkstätte Ravensbrück Am 16. November 2004 besuchten die Auszubildenden des 1. Lehrjahres die Mahn - und Gedenkstätte Ravensbrück Den Jugendlichen wurde die Geschichte der Mahn - und Gedenkstätte sowie die gesellschaftlich - politischen Hintergründe der NS - Zeit ausführlich erklärt
5. Geschichtlicher Hintergrund Durch die Rassenpolitik des Faschismus wurden Menschen aller Nationen in die Konzentrations - und Vernichtungslager deportiert. Die damalige Deutsche Reichsbahn hatte einen unrühmlichen, wesentlichen Anteil bei der Durchführung der Deportationen.
6. Ankunft des Waggons Im Januar 2005 wurde der historische Güterwagen vom Eisenbahnverein „ Hei Na Ganzlin“ e.V. Röbel (Müritz) zum Kombiwerk der Railion AG, mit Unterstützung der DB Netz AG, überführt. Der Ist - Zustand wurde fotografisch festgehalten und jedes Teil der Holzaufbauten nummeriert
7. Beginn der Aufarbeitung Begonnen wurden die Arbeiten mit der Demontage der Innenverkleidung und nachträglich angebrachter Bauteile, wie Tür und Fenster. Dabei musste mit einer gewissen Sorgsamkeit vorgegangen werden, um wiederverwertbare Bauteile nicht zu beschädigen.
8. Säuberung & Entkernung Trotz aller Vorsicht mußte von den Auszubildenden desöfteren der Vorschlaghammer und die Brechstange zu Hilfe genommen werden. Nach vollbrachter Arbeit stand der Waggon in seiner ursprünglichen Beplankung da, und es zeigte sich, das die Jahre nicht spurlos an der Grundsubstanz vorübergegangen waren.
9. Demontage der Außenverkleidung Mit Hilfe des Schneidbrenners und der Unterstützung unseres Ausbilders wurden die verrosteten Schraub – und Nietverbindungen gelöst. Die entnommenen Bretter und Planken wurden, zwecks eventueller Wiederverwendung, anhand ihrer Nummerierung sortiert und gelagert.
10. Demontage der Außenverkleidung Diese Arbeit ging mit gebotener Vorsicht vonstatten, da die maroden Wandabschnitte teilweise komplett in sich selbst zusammenstürzten.
11. Entrostungsarbeiten Nach der Demontage des Daches begannen die Auszubildenden mit der Entrostung des Chassis und der Bestandsaufnahme der Schadstellen tragender Teile. Die folgenden Stunden waren geprägt vom Klopfen der Hämmer und Kratzen der Drahtbürsten. Erschwert wurde diese Arbeit durch viele verwinkelte und schlecht zugängliche Stellen.
12. Der Neuaufbau Nach mühevoller Arbeit hatte das Entrosten und Aufbereiten ein Ende und der Güterwagen wurde zum Neuaufbau in die Wagenhalle des Kombiwerkes Rostock-Seehafen umgesetzt. Einige kleinereTeilstücke der Metallkonstruktion mußten neu angefertigt, angepasst und eingesetzt werden.
14. Montage der neuen Holzverkleidung Nachdem die Rostschutzgrundierung aufgetragen und das Fahrgestell lackiert war, wurde als erster Schritt der Boden neu aufgebracht. Der neue Fußboden diente dann als stabile Arbeitsplattform für die weiteren Montagearbeiten. Alle Holzteile wurden vor Einbau gründlich imprägniert.
15. Montage der neuen Holzverkleidung Der Neuaufbau erfolgte unter fachlicher und organisatorischer Leitung der Mitarbeiter des Kombiwerkes, sowie zwei Handwerkern der Mahn – und Gedenkstätte Ravensbrück. Die Wagenkonstruktion hatte sich über die Jahre teilweise arg verzogen, daher musste fast jedes Brett der Außenverkleidung einzeln zugeschnitten und angepasst werden.
16. Aufbringen des Holzdaches Dennoch schritten die Arbeiten zügig voran, eine passende Tür wurde von einem anderen Wagen gewonnen und aufgearbeitet. Die Montage des neuen Daches, der Farbanstrich des Holzes, diverse Arbeiten an Aufhängungen und Kleinteilen sowie die Beschriftung gehörten zu den letzten Arbeitsschritten.
17. Es ist vollbracht ! Mitte März erstrahlte der Güterwagen dann endlich im alten, neuen Glanz und war fertig für den Transport zur Mahn – und Gedenkstätte Ravensbrück.