1. Abb. 1 - 3:
Deckung von 2 Defekten an der Nase
mittels Verschliebelappenplastik mit
retrogradem Ausgleichschnitt
(Axt-Lappen).
Abb. 4 - 5:
Keilexzision eines ausgedehnten
Plattenepithelkarzinoms an der
Ohrmuschel.
Abb. 6 - 7:
Deckung des freiliegenden Ohrknorpels
mittels Dermisersatzmaterial.
Abb. 8 - 9:
Deckung des freiliegenden Nasenknor-
pels mittels Dermisersatzmaterial und
anschließend mittels Spalthaut.
Dermatochirurgie
an der Nase und dem Ohr
Nestoris S. | Dermatologische Klinik | Klinikum Lippe
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Einleitung
Die Nase und die Ohren gehören zu den am stärksten lichtexponierten Regionen des Körpers mit einer entsprechend hohen Inzidenz von Hautkrebs.
Von Vorteil ist, dass aufgrund der exponierten Lage die Tumoren von den Patienten in der Regel frühzeitig entdeckt und entsprechend problemlos exzidiert
werden können. Trotz dieser allgemein hohen Vigilanz in Bezug auf die Wahrnehmung von Hautkrebs im Gesichtsbereich und dem seit Jahren etabliertem Haut-
krebsscreening gibt es weiterhin Patienten, die sich unverhältnismäßig spät mit teilweise ausgedehnten Tumoren zur Operation vorstellen. Ursächlich hierfür
können zahlreiche Faktoren wie z. B. Begleiterkrankungen (Demenz, psychiatrische Störungen, Beeinträchtigungen des Sehvermögens, Immobilität, etc.), ein
bewusstes Hinauszögern einer drohenden Operation oder längere Wartezeiten sein.
Beide Regionen sind von hoher psychologischer, physiologischer und ästhetischer Bedeutung und stellen somit eine große operative Herausforderung
bzgl. der Erhaltung der Region bzw. der Rekonstruktion, der Funktion, der 3-dimensionalen Form, der Hautstruktur, -dicke, -farbe und der Symmetrie dar.
Der Defektverschluss setzt sowohl eine entsprechende operative Erfahrung und funktionelle Kenntnis aber auch aufgrund der häufig sehr individuellen
Problematik eine gewisse Kreativität des Operateurs voraus. Trotz dieser in der Regel relativ hohen Anforderungen, werden im Folgenden relativ zügig zu
erlernende und in der Regel unkompliziert durchführbare Verschlussmöglichkeiten für größere Defekte dargestellt:
Nase
Im Nasenbereich lassen sich die meisten Defekte mit-
tels Verschiebelappenplastik in unterschiedlichen
Varianten oder auch kombiniert wie im gezeigten
Beispiel bei z. B. mehreren gleichzeitig bestehenden
Defekten verschließen.
Ohr
Aufgrund der häufig in den Knorpel penetrierenden
Tumoren stellt die Keilexzision bei größeren Tumo-
ren am Ohr eine sehr gute Option dar, die mit weni-
gen Modifikationen bei den meisten Patienten pro-
blemlos mit gutem funktionellen und kosmetischem
Ergebnis durchgeführt werden kann. So können auch
ausgedehnte Tumoren, die bis zu max. 2/3 der Ohr-
muschel einnehmen, reseziert werden.
Freiliegende Knorpel
Freiliegende Knorpelareale, die aufgrund der Größe
primär nicht gedeckt werden können, lassen sich so-
wohl im Ohr- als auch im Nasenbereich hervorragend
mittels Dermisersatzmaterial (z. B. Integra®
double
layer) und Spalthauttransplantation unter Erhal-
tung der ursprünglichen anatomischen Kontur de-
cken. Hierbei erfolgt die Deckung zweizeitig, wobei
zunächst direkt nach Resektion des Tumors der
Dermisersatz transplantiert wird und nach ca. 3
Wochen dieser desilikonisiert wird und die Deckung
mittels Spalthaut erfolgt.
Fazit
In der operativen Versorgung von Patienten mit ausgedehnten Tumoren an der Nase und den Ohren ist unter Berücksichtigung der anatomischen
Besonderheiten der beiden Regionen und guter Kenntnis auch nur weniger, relativ schnell und einfach zu erlernender Plastiken ein gutes funktionelles
und kosmetisch-ästhetisches Outcome möglich. Bei Defekten, die primär nicht mit einfachen Plastiken gedeckt werden können, stellen Transplantate, ggf.
in Kombination mit Dermisersatzmaterial auch vor dem Hintergrund der häufig bestehenden Komorbidität sowie zahlreicher anderer sich negativ auf den
OP-Erfolg auswirkenden Faktoren eine gute Alternative dar. Ungeeignete sowie anspruchsvollere operative Verfahren sollten möglichst gerade in diesen
Patientengruppen vermieden werden, da operative Korrekturen fehlerhafter oder fehlgeschlagener Voroperationen häufig mit einem deutlich schlechteren
Outcome verbunden sind.