Seilbahn-Bauleitung
Major Nerad
Seilbahn
Cattaro-Cetinje
Skurda – Seilbahn
Cattaro-Krstac I.
Die von Cattaro auf den Krstacsattel führende Skurdaseilbahn ist eine feldmäßige Einseilbahn
(System Bleichert) mit Einzelladungen von ca. 100 kg. Die Seilbahn wurde von der 14. Eisenbahn
Kompanie in der Zeit vom 16. Januar bis 25. Februar 1916 erbaut. Als Beihilfe waren dieser
Kompanie eine Kgf. A. A. (Kriegsgefangenen Arbeiter Abteilung), eine Zivil A. A. und eine
Tragtierstaffel beigegeben. Die Seilbahn überwindet in einer horizontalen Länge von 2.607 m einen
Höhenunterschied von 963 m und ist für eine stündliche Höchstleistung von 7.500 kg eingerichtet.
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Sie besteht aus 4 Sektionen, deren jede von einem Benzinmotor von 25 PS angetrieben wird. Um
auch den Nachtbetrieb aufrecht erhalten zu können, sind Stationen und Magazine elektrisch
beleuchtet.
1. Anfangsstation Skurda (+ 6,00 m) gelegen an der Torrente Skurda und am Beginn des
nach Krstac führenden alten Montenegrinersteiges.
2. Station Spiljarie (+ 315 m).
3. Station Kövess von Kövessháza (+ 597 m).
4. Niederhaltestation (+ 620 m)m fast genau an der montenegrinischen Grenze.
5. Station Pracisce (+ 857 m).
6. Endstation Krstac I. (+ 970 m).
Erklärungen zu den Lichtbildern.
1. Gesamtansicht von Cattaro mit dem Kastell St. Giovanni und dem Krstacsattel, auf dem
die Seilbahnlinie endet, deren Trassenführung aus der Oleate zu ersehen ist.
2. u. 3. Feldbahnprovisorium über die Fiumera in Cattaro. Die Feldbahn bildet die Verbindung
zwischen dem Verpflegungsschuppen an der Mole und der Anfangsstation der Skurdaseilbahn.
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4. Anfangsstation Skurda (+ 6,00 m) gelegen an der Torrente Skurda und am Beginn des nach
Krstac führenden alten Montenegrienersteiges.
Das während des Baues aufgenommene Objekt ist der Verpflegungsschuppen. Links davon im
kleinen verschalten Objekt befindet sich die Spannstation der ersten Seilbahnsektion. Der Antrieb für
diese Sektion ist in der Seilbahnstation Spiljari gelegen, die im Bild knapp oberhalb des Daches des
am Berghang zu sehenden zweistöckigen Hauses schwach ersichtlich ist. Die zweite Sektion führt
von diesem Punkt den Hang nach links aufwärts. In der ersten Sektion sieht man eine der höchsten
Seilbahnunterstützungen der ganzen Anlage, die infolge ihrer bedeutenden Höhe einen
pyramidenartigen Holzunterbau erhalten hat. die im Bild ersichtliche Telegrafenleitung ist der nach
Cetinje führende Armeetelegraf.
5. Stationsauslauf der Station Skurda.
6. Inneres des an die Station Skurda anschließenden Verpflegungsschuppens.
7. u. 8. Inspizierung der Seilbahn durch seine Exelenz dem Kriegsminister Frh. v. Krobatin, bei
der Station Skurda.
9. Station Spiljari (+ 316 m) von oben gesehen. Unterhalb des längeren Schenkels des in einem
Winkel ausgebauten Daches ist der Antrieb für die erste Sektion, unterhalb des kürzeren Schenkels
die Spannvorrichtung für die zweite Sektion eingebaut. Auf dem Bild sind ferner ersichtlich: Knapp
vor dem Stationsanfang der ersten Sektion zwei Doppelstützen und im Verlauf eine normale
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Seilunterstützung. Die Auflagerung des Seiles auf den Stützentragrollen ist gut erkennbar. Im Bild
oberhalb der Station sind die Umfassungsmauern des alten Kastells S. Giovanni zu sehen. Jenseits
der Bucht die Osthänge des Vermacrückens.
10. Station Spiljari wie unter 9 beschrieben.
Die Aufnahme ist von einem höheren Standpunkt erfolgt und man sieht im Hintergrund die
Gesamtansicht des Kastells S. Giovanni und den Vermac hinauf führend eine Fortifikationsstraße.
11. Blick von der Station Kövess von Kövesshaza (+ 597 m) gegen die Station Spiljari. Die
letztere befindet sich im Bild links unterhalb des Kastells S. Giovanni, so daß auf dem Bild die
Sektion 2 ihrer ganzen Länge nach zu sehen ist. Der Hintergrund wird durch die Abhänge des
Vermacrückens und den Ausblick in die offene See gebildet.
12. Gesamtansicht der Station Kövess von Kövesshaza (+ 597 m).
Diese Station ist in ihrer inneren Ausgestaltung der Station Spiljari ähnlich. Den Hintergrund
bilden die Steilhänge des Pestingrad.
13. Gesamtansicht der Station Kövess von Kövesshaza mit Ausblick auf die innere Bocche.
14. Niederhaltstation (+ 620 m), fast genau an der montenegrinischen Grenze gelegen. Die
Anordnung dieser Niederhaltstation hatte den Zweck, hohe Seilstützen zu vermeiden. Die Station
besitzt an maschinellen Einrichtungen weder eine Antriebs- noch eine Spannvorrichtung, sondern
zwei große Ablenkscheiben, welche das Seilknapp über den Erdboden leiten. Am Bild rechts sieht
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man durch einen ausgesprengten Felseinschnitt auf die Station Kövess von Kövesshaza. Vorher
übersetzt die Seilbahn eine tiefgeschnittene Schlucht.
15. Blick in das Innere der Niederhaltstation.
16. Station Pracisice (+ 857 m). Das Bild zeigt die Einmündung der Sektion 3. Von der Sektion 4
ist am Hang links oben der höchste von der Seilbahn überschrittene Punkt erkenntlich, an dem ein
Doppelrollenbock zur sanfteren Seilbahnüberführung angeordnet ist. Im Bild sieht man auch die
Lehmmauern der in den Felsen eingesprengten nach Cetinje führenden Hochstraße.
17. Blick vom höchsten von der Seilbahn überschrittenen Punkt gegen das Tal. Im Bild links die
Station Pracisice. In der rechten unteren Ecke des von der Sonne grell beleuchteten Dreiecks die
Niederhaltstation und am scheinbaren unteren Ende des von Vermac herunterführenden
Serpentinenweges die Station Kövess von Kövesshaza. Im Hintergrund die Bucht von Teodo und die
Trastenhöhen. Im linken Teil des Bildes die Straße nach Cetinje.
18. Endstation Krstac I. (+ 970 m). Das Drahtseil führt bevor es in die Station gelangt über
einen Doppelrollenbock, den höchstgelegenen Punkt der ganzen Seilbahnlinie. Rechsts von der
Station ein Verpflegungsschuppen, im Hintergrund der Mrajanik.
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Skaljari-Seilbahn
Cattaro-Krstac II.
Die von Cattaro auf den Krstacsattel führende Skaljariseilbahn ist in gleicher Weise wie die
früher erbaute Skurdaseilbahn eine feldmäßige Einseilbahn (System Bleichert) mit Einzellasten von
etwa 100 kg. Die Seilbahn wurde von der 23. Eisenbahn Kompanie trassiert und erbaut. Das
Aufsuchen und Trassieren der Linie erfolgte vom 11. bis 20. Februar, während der Bau die Zeit vom
21. Februar bis 15. April in Anspruch nahm. Als Beihilfe für den Bau waren der Kompanie zwei
Arbeiterabteilungen und 100 Kriegsgefangene zugeteilt.
Die Seilbahn überwindet in einer horizontalen Länge von 3.433 m einen Höhenunterschied von
1.036 m und ist für eine stündliche Höchstleistung von 7.500 kg eingerichtet. Sie besteht aus sechs
Sektionen, von denen die 2., 3. und 4. Sektion mit Muffenbetrieb arbeitet. Jede Sektion wird durch
einen 25 PS Benzinmotor angetrieben, der jeweils am oberen Ende der Sektion angeordnet ist, so
daß das beladene Seiltrum von der Antriebsscheibe direkt gezogen wird. Eine Ausnahme macht in
dieser Hinsicht die erste Sektion, bei welcher der Motor in der Anfangsstation, also am unteren Ende
der Sektion angeordnet ist, da er ursprünglich auch zum Antrieb eines Dynamos für die Beleuchtung
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der Kanzlei in Skaljari bestimmt war. Für den Nachtbetrieb sind die Stationen und Magazine
elektrisch beleuchtet.
1. Anfangsstation Skaljari (+ 6,70 m).
2. Station Erzh. Friedrich (+ 120 m).
3. Station Conrad von Hötzendorf (+ 350 m).
4. Station Mokra ploce (+ 616 m).
5. Station Reichsgrenze (+ 824 m), in unmittelbarer Nähe der früheren Reichsgrenze gelegen.
6. Station Zanjev do (+ 939 m), in der gleichnamigen Ortschaft gelegen.
7. Endstation Krstac II (+ 947 m).
Erklärungen zu den Lichtbildern.
1. Gesamtansicht der Ortschaft Skaljari und der Westseite des Lovcen, auf welcher die
Skaljariseilbahn verläuft, deren Trassenführung aus der Oleate zu ersehen ist.
2. Feldbahnprovisorium bei der Bastion Gordicchio Cattaro. Die Feldbahn bildet die Verbindung
zwischen dem Verpflegungsschuppen am Molo in Cattaro und der Anfangsstation der
Skaljariseilbahn.
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3. Transport von Seilbahn- und Feldbahnmaterial mit der Feldbahn.
4. Anfangsstation Skaljari (+ 6,70 m) und Gesamtüberblick über die erste Sektion.
5., 6. u. 7. Station Erzherzog Friedrich (+ 120 m). Der linke Flügel des Stationsgebäudes nimmt
die Spannvorrichtung für die erste Sektion, der rechte Flügel jene für die zweite Sektion auf. Der auf
dem Bild ersichtliche Verankerungsblock hat den durch die Seilspannung hervorgerufenen
gewaltigen Zug (etwa 5 t) aufzunehmen, um die Konstruktion des Stationsgebäudes zu entlasten.
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Cetinje-Seilbahn.
Krstac III.-Cetinje.
Die von Krstac nach Cetinje führende Seilbahn ist in gleicher Weise wie die früher erbaute
Skurda- und Skaljariseilbahn eine feldmäßige Einseilbahn (System Bleichert). – Die beiden
letztgenannten Linien gehören der Hunderter-Type an, während die Seilbahn Krstac-Cetinje der
Hundertfünfziger-Type angehört, d. h. die zu fördernden Einzellasten können 150 kg betragen,
während jene der Skurda- und Skaljariseilbahn bloß 100 kg betragen dürfen.
Die Beförderung größerer Einzelgewichte ist ermöglicht teils durch die Verwendung eines
härteren Stahlseils von größerer Festigkeit, teils durch eine entsprechend abgeänderte und
verstärkte Konstruktion der Antriebs- und Spannvorrichtung.
Die Endstation der Skurdaseilbahn, Krstac I, die Endstation der Skaljariseilbahn, Krstac II, und
die Anfangsstation der Cetinje-Seilbahn, Krstac III, sind durch ein System von Hängeschienen mit
eingeschalteten Weichen derart verbunden, daß die Gehänge mit ihren Förderlasten, ohne
umgeladen zu werden, von der einen Seilbahn auf die andere übergeführt werden können.
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Die Seilbahn Krstac-Cetinje wurde von der 14. Eisenbahn Kompanie trassiert und erbaut. – Das
Aufsuchen und Trassieren der Seilbahn erfolgte vom 15. März bis 15. April, während der Bau die Zeit
vom 1. April bis 25. Juni in Anspruch nahm. Als Beihilfe für den Bau waren der Kompanie zwei
Arbeiterabteilungen und eine Kgf. A. A. zugeteilt. Die Seilbahn hat eine horizontale Länge von
12.136 m; sie steigt von Krstac (+ 949 m) bis zur Station Korbatin (+ 1.146 m) am Golo brdo und
erreicht, stetig fallend, in Cetinje die Kote + 635. Die stündliche Höchstleistung beträgt rund 11 t.
Die Bahn hat sechs Sektionen, deren jede durch einen 35 PS Motor angetrieben wird.
1. Station Krstac III.
2. Niederhaltestation I.
3. Station Njgusi.
4. Station Dugi do.
5. Niederhaltestation II.
6. Station Korbatin.
7. Station Trollmann.
8. Station Bajce.
9. Winkelstation.
10. Station Cetinje.
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Erklärungen zu den Lichtbildern.
1. Panorama von Mrajanik aus gesehen mit dem Lovcenmassiv im Hintergrund. Das Bild zeigt
den Verlauf der Seilbahn von Krstac über Niederhaltstation II bis Krobatin.
2. Panorama vom Jezerski vrh aus gesehen. Das Bild zeigt den Verlauf der Seilbahn von Krobatin
über Trollmann, Bajce, Winkelstation bis Cetinje. Der Verlauf der ganzen Trasse von Krstac bis
Cetinje ist aus der Oleate ersichtlich, in welche auch die Trassen der Skurda- und Skaljari-Seilbahn
eingezeichnet sind.
3. Station Krstac III. Im Bild links sind die letzten Stützen der Skaljari-Seilbahn sichtbar.
4. Überführungsblock auf dem Kopitofelsen zwischen Krstac III und Niederhaltstation I.
5. Niederhaltstation I mit dem Überführungsblock im Hintergrund.
6. Station Njegusi mit dem Golo brodo im Hintergrund rechts; die in der Mitte des Bildes
sichtbare Serpentienenstraße führt nach Cetinje.
8. Turmstütze zwischen Station Njegusi und Dugi do.
9. Niederhaltstation II. Im Hintergrund der Aufstieg durch das Krivacko zdrijelo.
10. Station Krobatin.
11. Turmstütze hinter Station Krobatin mit den albanischen Alpen und dem Skutarisee im
Hintergrund.
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12. Turmstütze und Station Trollmann.
13. Spannvorrichtung in Station Trollmann.
14. Antriebsvorrichtung samt Motor in Station Trollman.
15. Station Bajce mit einer Turmstütze links im Hintergrund.
16. Winkelstation vor Cetinje; im Hintergrund rechts ist die Infanteriekaserne zu sehen, neben
welcher sich die Endstation der Seilbahn befindet.
17. Station Cetinje mit der Infanteriekaserne im Hintergrund rechts.
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Diese Seilbahnen wurden direkt nach der Eroberung des Lovcen, in unglaublich kurzer Zeit, von
den k. u. k. Eisenbahn-Truppen in schwierigstem Gelände und unter denkbar schlechtem Wetter –
Winter – errichtet und in Betrieb genommen. Ich wünschte sie würden noch heute in ähnlicher Art
existieren, sie währen eine noch zusätzliche Attraktion für Cattaro.
Bearbeitet: Norbert Zsupanek. Berlin, Mai 2007.
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