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PRESSEMITTEILUNG
Berlin, den 7. November 2023
Sacri Monti – kunstvolle Ziele am Lago Maggiore
Es gibt unzählige Wanderziele in der näheren und weiteren Umgebung des Lago Maggiore.
Das ganze Jahr hindurch bieten sich die zum UNESCO-Welterbe erklärten Sacri Monti, die
„Heiligen Berge“, für „kunstvolle“ Ausflüge an. Diese in grandiose Landschaft gebetteten
Schatzkammern der Renaissance und des Barock lassen sich jetzt auch mit einer App
erkunden.
Im Laufe von mehr als 200 Jahren wurden die Sacri Monti auf dem Gebiet der Regionen Piemonte
und Lombardei errichtet. Die älteste dieser Wallfahrtstätten datiert auf das Jahr 1486, die jüngste
wurde 1712 vollendet. Alle neun „Heiligen Berge“ thronen in privilegierten Panoramalagen und
verdanken ihren Namen jeweils der Ortschaft, die ihnen am nächsten liegt. So gibt es einen Sacro
Monte von Varese, von Crea, von Orta, Oropa, Ossuccio, von Ghiffa, Domodossola und Belmonte.
Alle gemeinsam hat die UNESCO zur Welterbestätte erklärt.
Gläubige von der Pilgerfahrt abhalten
Die Faszination der Sacri Monti geht weit über ihre reizvolle Lage in der Berg- und Seenlandschaft,
die sich nördlich von Turin und Mailand erstreckt, hinaus. Jeder dieser Orte bietet Gelegenheit, in
die Kunstgeschichte einzutauchen und einige der regional bedeutendsten Renaissance- und
Barockkünstler kennenzulernen – Gaudenzio Ferrari, Giovanni d’Enrico, Francesco Silva, Dionigi
Bussola und viele andere. Für die meist geistlichen Bauherren, auf deren Geheiß die Sacri Monti
errichtet wurden, war Kunst Mittel zum Zweck. Denn mit den neu errichteten Pilgerstätten wollten
sie die Gläubigen abhalten, die lange und beschwerliche Reise ins Heilige Land anzutreten. Seit der
Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbuls, durch die Osmanen im Jahr 1453 galt eine
Reise nach Jerusalem und an andere für das Christentum bedeutende Orte als sehr gefährliches
Unterfangen.
Aus diesem Grund waren Klostergemeinschaften bestrebt, neue Orte zu schaffen, an denen sich
die Gläubigen spirituelle Nahrung holen konnten. So entstanden – durch das Zusammenwirken von
Natur und Architektur, Bildhauerkunst und Freskomalerei – die „Heiligen Berge“ als Pilgerziele. Als
sich im Laufe des 16. Jahrhunderts die Ideen der Kirchenreformer immer stärker verbreiteten und
ihre Lehre immer mehr Anhänger fand, erkannten die Katholische Kirche in den kunstvoll
gestalteten „Heiligen Bergen“ auch ein Instrument, das ihrer Gegenreformation dienen konnte. Die
Sacri Monti sollten helfen, dem katholischen Glauben neue Strahlkraft zu verleihen und die
Menschen unempfänglicher für die Ideen der Protestanten zu machen.
Mitten im Geschehen
Kapellen sind das Herzstück aller Sacri Monti. Ihr Inneres ist ausgestaltet mit lebensgroßen Statuen
und Freskomalerei. Die Darstellung von Szenen aus der Bibel und Legenden rund um
PRESSEMITTEILUNG
Leben und Tod der von der Katholischen Kirche verehrten Heiligen hat hier einen geradezu
theatralischen Charakter. Die Kunstwerke sind so meisterlich aufeinander abgestimmt, dass sich
Betrachtende mitten im Geschehen und als Teil der Szene fühlen.
Der kleinste der neun Sacri Monti ist der hoch über dem Lago Maggiore gelegene Sacro Monte von
Ghiffa mit seinen drei Kapellen. Der größte und zugleich älteste liegt nahe der Ortschaft Varallo
unweit der Grenze zur Schweiz. In seinen 45 Kapellen finden sich insgesamt etwa 800 Skulpturen,
erschaffen von Künstlern wie Gaudenzio Ferrari, Giovanni d’Enrico und Tanzio da Varallo –
allesamt Meister ihres Fachs, die der Sakralkunst Norditaliens ihren Stempel aufgedrückt haben.
Auch der Weg ist das Ziel
Der Sacro Monte von Varallo war auch das Vorbild, das dem Abt von Novara vorschwebte, als er
Ende des 16. Jahrhunderts die Wallfahrtstäte in der malerischen Gemeinde Orta am Ortasee in
Auftrag gab. Hier gelang es dem Kapuzinerarchitekten Cleto, ein Ensemble aus 20 Kapellen mit
ästhetischem Gespür in die Landschaft zu setzten. Innen ziehen realistisch anmutende Statuen vor
Freskomalerei auch heutige Betrachter unwillkürlich in ihren Bann.
Jede der neun Wallfahrtstätten hat ihren ganz eigenen Charakter. Dafür sorgen schon die ganz
unterschiedlichen Andachtswege, die von der nächstgelegenen Ortschaft zum Sacro Monte führen.
Macht man sich auf den Weg zum Sacro Monte von Varese, endet der Anstieg im pittoresken
Dörfchen Santa Maria del Monte. Namhafte lombardische Künstler – Morazzone, Francesco Silva,
die Brüder Recchi, Dionigi Bussola und Stefano Maria Legnani – haben den zehn Kapellen dieses
Wallfahrtortes inspirierende Schönheit verliehen, die auch nach Jahrhunderten staunen lässt.
Alle Sacri Monti sind ganzjährig zu besichtigen und lassen sich auch mit dem Auto, einige sogar mit
der Seilbahn erreichen. Öffnungszeiten und Informationen zu geführten Touren gibt die Website
www.sacrimonti.org, deren Inhalte sich auch auf Deutsch abrufen lassen. Mit der App
(www.sacrimonti.org/de/app-sacri-monti-unesco) lassen sich die künstlerischen Highlights aller
„Heiligen Berge“ multimedial und interaktiv entdecken.

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