Am Anfang jeder Schwangerschaft steht in der Regel eine umfassende Untersuchung, die der Prävention von Fehlentwicklung dient. Je früher eine Störung oder eine Erkrankung festgestellt wird, desto größer ist die Chance, dass man den möglichen Folgen rechtzeitig vorbeugen kann.
1. Sc hrrva n g e rsc h aftsvo rso rg e
ffi
§ffi
s
m Anfang jeder Schwangerschaft steht in
der Regel eine umfassende Untersu-
"'chung., die der Prär'ention von Fehl-
entir-icklunsen dient. Da die ersten rochen ftir
die rreitere Ennricklung des Kindes entscheidend
sind und der Fötus zn dieser Zeit besonders
emptindlich ist, gilt es, Risiken und Komplika-
tionen so früh wie möglich ar erkennen: Ie
früher eine Störung oder eine Erkrankung fest-
gestellt wird, desto größer ist die Chance, dass
man den möglichen Folgen rechtzeitig vorbeu-
gen kann! Lassen Sie sich deshalb also am besten
so früh wie möglich ,,durchchecken".
&mffiE?$nfte#e
Ihr Arzt wird Ihnen zunächst Fragen zu Ihrer
Gesundheit und zu vorherigen Schwangerschaf-
ten und Geburten stellen. Die so genannte
Änamnese (Vorgeschichte) umfasst Familien-,
Erb- und Kinderkrankheiten ebenso wie Aller-
gien, Impfungen und Operationen. Kaum
iemand hat alle Antworten parat. Deshalb sollte
man beispielsweise den Impfpass mitnehmen
und sich vorab in der Familie oder beim
Hausarzt erkundigen.
Zrnt*ktEmmeffi fniätt erkeffi ffi ern
Bestimmte Infektionen können der Entwicklung
des Kindes nachhaltig schaden, deshalb wird Ihr
Blut konsequent auf Krankheitserreger bzw.
Antikörper untersucht. Röteln- und Syphilistests
gehören at jeder Erstuntersuchung. Sorgen Sie
sich nicht unnötig, wenn Sie meinen, Sie hatten
noch nie Röteln gehabt - bei vielen verläuft ))
Schwangerschaft NOVEMBER 2OO2 9
2. .: j-ar.
Schrrvangersch rso
Websites
Zur Anamnese:
Zu lnfektionen:
Die Mutterschaftsrichtlinien als pdf-Datei zum
Herunterladen:
www. gynaktuell. de/Teil der Routineuntersuchungr: Bluttest
Sie allerdings tatsächlich keine Ar-rti-
körper besitzen, ist größte Vorsicht
geboten: Eine Erstinfektion in der Frtih-
schwangerschaft ist für den Fötus hoch-
gefahrlich und kann zLr Augen- nnd
HirnfehlbildLrngen sowie Herzfehlern
ftihren - bei der Gabe von Antikörper-
Präparaten zählt jeder Tag. Auch Syphilis
kann bein-r ungeborenen Kind schwere
Fehlbildllngen verLlrsachen, was jedoch
dr-rrch die rechtzeitige Behandlung von
Penicillin verhindert werden kann.
',;,, ,.'-.1...'.'- t
. i::; :', ., " .
t
...
Vielleicht empfiehlt Ihr Arzt zusätzlich
Aids- und Hepatitis B-Tests. Beide Unter-
suchungen sind ratsarn, denn viele wer-
dende Mütter wissen gar nicht, dass sie
infiziert sind. Der Hepatitis B-Test gehört
zLtr Mutterschaftsvorsorge und
wird, wenn nicht bei der Erstun-
tersuchllng, dann sicher zu einem
späteren Zeitpr"rnkt durchgeftihrt.
Eine weitere Ir-rfektion, die dem
Ungeborenen schaden kann und
die von Schwangeren meistens
nicht ben-rerkt wird, ist Toxoplas-
mose, eine von Parasiten tibertra-
gene Krankheit. In vielen er-rropäi-
schen Ländern gehört sie zur Erst-
untersuchung, in Deutschland
liegt sie im Ermessen des Arztes.
Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie
gefährdet sind und wie Sie sich
schtitzen können.
Bei der gynäkologischen Ur-r-
tersuchLlng wird unter anderem
ein Abstrich zur Untersuchung auf
Chlan-rydierr (bakterienähnliche
Mikroorganisn-ren) gerlacht. Eine
Chlamydien-lnfektion kann zü
einem vorzeitigen BlasensprLlng,
&-
-
J
-
I
+
-]J
O
Z
J.l
(,
einer Frtihgeburt und zLtr Infektion des
Ner"rgeborenen bei der Geburt ftihren.
Einmal entdeckt, kann sie problemlos mit
Antibiotika behandelt werden.
In weiteren Tests werden außerdem
Blutgruppe und Rhesusfaktor sowie der
Hämoglobinwert bestimmt. Um die Blut-
grllppenverträglichkeit zLt prtifen, wird
dartiber hinaus ein Antikörper- Suchtest
vorgenomffren.
Bei allen Vorsorgeterminen - einschließ-
lich des ersten - werden Blutdruck und
Körperumfang gemessen, Sie werden
gewogen, und Ihr Urin wird untersucht.
Eine auffällige Gewichtsveränderung
oder eine Stagnation kann ebenso wie
erhöhter Blutdruck ein Anzeichen fur
eine schwangerschaftsspezifische Erkran-
Die Erstuntersuchung
Anam nese
Berechnung des Geburtstermins
Gynäkologische Untersuchung (inkl. Abstrich zur
Untersuchung auf Chlamydia trachomatis)
Röte lntest
Syph ilistest
Bluttest (Blutgruppe, Rh-Faktor, Hb)
Anti körper-Suchtest (AK)
Tests, die im Ermessen des Arztes liegen:
Toxoplasmose-Test
Pap-Abstrich zur Krebsfrüherkennung
Aids-Test und Hepatitis B-Test
bei genetisch bedingtem Risiko: Beratung und
ggf. humangenetische Untersuchung
Routineu ntersuch u ngen:
Blutd ruck
Körpergewicht und Leibesumfang
Urin (Zucker, Eiweiß und Sediment)
Ggf.Ultraschall
kung sein. An der Urinprobe wird unter
anderem ein Glukose-Test durchgeführt,
der auf Diabetes hinweisen kann.
Falls Zweifel bestehen, ob sich das Ei
am richtigen Ort eingenistet hat oder
wenn der Geburtstermin nicht eindeutig
ist, wird zu diesern Zeitpunkt bereits eine
vo n drei vo rgeseh e n e n Ult ras ch all -
Untersuchr-rngen /orgenommen. Alle
Ergebnisse der Erstuntersuchung werden
im Mutterpass notiert, der Sie durch die
Schwangerschaft begleiten wird und den
Sie immer bei sich tragen sollten.
i ,' : .,1. .:. . j:. '
..',i: , i ,
Die Schwangerschaft erfordert ein beson-
deres Vertrauensverhältnis z1r Ihrem
Gynäkologen. Die Erstuntersuchung ist
eine gute Gelegenheit, um herauszu-
finden, ob Ihr Arzt Sie umfassend
informiert und auf Ihre Fragen
ausreichend eingeht. Sie haben
Anspruch darauf, uber Sinn und
Zweck jeder Untersuchung auf-
geklart zu werden. Ihr Arzt sollte
Sie auch darüber informieren,
dass jede Untersuchung nur mit
Ihrem Einverständnis durchge-
führt werden darf. Das ist gar
nicht selbstverständlich, denn
die Schwangerenvorsorge ist als
,,Paket" gestaltet und wird von
den Krankenkassen nur vergütet,
wenn alle Leistungen erbracht
werden . Zudem ist jeder Arzt
jtrristisch zur Erbringung einer
kompletten Vorsorge verpflich-
tet. In der Regel besteht aber kein
Grund, eine der Untersuchungen
abzulehnen. Nur durch intensive
Kontrolle ist es möglich, etwaige
Komplikationen zu erkennen
je früher, desto besser! )
10 Schwangerschaft NOVEMBER 2OO2