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Herzlich Willkommen zum Deutschen Filmpreis 2006
im palais am funkturm
12. MAI 2006
des Kulturstaatsministers Bernd Neumann, MdB, zum Deutschen Filmpreis 2006
Der höchst dotierte Kulturpreis der Bundesre-
publik Deutschland,der Deutsche Filmpreis,
wird mit der diesjährigen Veranstaltung zum
zweiten Mal in Zusammenarbeit mit der
Deutschen Filmakademie ausgerichtet. Es
war in diesem Jahr für die Mitglieder der Vor-
auswahljurys und für die Akademiemitglieder
sicher nicht leicht, die Entscheidungen über
die Nominierungen und die Preisträger zu tref-
fen. Denn der deutsche Film ist auf Erfolgskurs,
die Vielfalt ist umfangreicher denn je und wird
nicht zuletzt durch die Erfolge der deutschen
Filmproduktionen bei der Berlinale und bei den
Nominierungen für den Oscar dokumentiert.
Anlässlich der Verleihung des Deutschen
Filmpreises 2006 wird dies noch einmal be-
sonders deutlich werden, wenn wir die Höhe-
punkte des Filmjahres Revue passieren lassen
werden. Film ist nicht nur Kultur-, sondern
zugleich erfolgreiches Wirtschaftsgut. Deshalb
war es wichtig, dass ich die Bundeskanzlerin
im Rahmen der diesjährigen Berlinale dafür ge-
winnen konnte, dem höchst erfolgreichen Euro-
pean Film Market einen ausführlichen Besuch
abzustatten. Die Bundesregierung will für die
Filmwirtschaft günstigere Rahmenbedingungen
schaffen, damit sie noch wettbewerbsfähiger
wird. Dies in möglichst enger Abstimmung mit
der Filmbranche.
Filme sollen Herz und Verstand ansprechen;
sie können faszinieren, uns ganz in ihren Bann
schlagen. Das ist die eindrucksvollste Form des
Erzählens. Möglichst vielen Menschen soll der
Zugang zu diesem wunderbaren Gesamtkunst-
werk Film eröffnet und das öffentliche Bewusst-
sein für die hohe kulturelle Bedeutung dieses
Mediums gefördert werden.
Mein Dank gilt dem gesamten Team der
Deutschen Filmakademie, dem es gemein-
sam mit Senta Berger und Günter Rohrbach ge-
lungen ist, dem Deutschen Filmpreis einen
neuen, spannenden Rahmen zu geben.
Allen Gästen, Nominierten und Preisträgern des
Deutschen Filmpreises 2006 wünsche ich
anregende Gespräche und ein rauschendes Fest.
Bernd Neumann, MdB
Staatsminister für Kultur und Medien
GruSSwort
Foto:©Seekamp,Bremen
2 Deutscher Filmpreis 2006
der akademie-präsidenten senta berger und günter rohrbach
GruSSwort
Wie geht es uns? Wie geht es dem deutschen
Film? Offensichtlich gut, glaubt man der ver-
öffentlichten Meinung. Und diesmal glauben
wir ihr gern, wir, die sonst so Geprügelten und
Geschmähten. In der Tat gibt es wohltuende
Signale, national und international. Herausra-
gend die Dominanz deutscher Filme beim Berli-
ner Festival, auffallend die Häufigkeit der Oscar-
Nominierungen und inzwischen geradezu Stan-
dard die Auszeichnungen beim Europäischen
Filmpreis. Selbst der Marktanteil stimmt, fast
25 Prozent im ersten Quartal, und Bully Herbig
kommt doch erst im Sommer.
Was hat sich geändert? Zweifellos gibt es eine
neue Ernsthaftigkeit, Mut zu harten Themen.
Nicht in allen Fällen hat das Publikum das
honoriert, aber doch häufiger, als viele das be-
fürchtet haben. Vielleicht hätten manche die-
ser Filme besser abgeschnitten, hätten sie sich
nicht, wie gelegentlich kritisiert, gegenseitig im
Weg gestanden. Schuld daran, so war zu lesen,
sei der Deutsche Filmpreis.
Den Schuh ziehen wir uns gerne an. Wenn Pro-
duzenten ihre Filme neuerdings so einplanen,
dass sie sich für den Filmpreis qualifizieren,
heißt das, er wird ernst genommen. Endlich.
In Zukunft kann man das besser machen. Wir
lernen ja noch. So haben wir die Verleihung
deutlich vorgezogen, damit die ausgezeichneten
Filme die Chance haben, davon auch zu profi-
tieren.
Nach Bekanntgabe der Nominierungen ist eine
andere Kritik endgültig verstummt. Die Mit-
glieder sind weit davon entfernt, wie befürch-
tet, dem Mainstream zu huldigen. Im Gegenteil.
Jetzt mahnt man uns besorgt, ein bisschen far-
biger möchte es schon sein. Aber, wie gesagt,
wir lernen noch.
Der Deutsche Filmpreis hat einen neuen Pa-
ten bekommen. Nach Christina Weiss wird jetzt
Bernd Neumann die Preise vergeben. Er hat sich
mit Vehemenz eingeführt und den Film ganz oben
auf seine Agenda gesetzt. Wir haben viele Grün-
de, ihm dabei Glück und Erfolg zu wünschen.
Senta Berger 	 Günter Rohrbach
Präsidentin	Präsident
Foto:©MathiasBothor
3
über DIE DEUTSCHE FILMAKADEMIE
Am 8. September 2003 wurde die DEUTSCHE
FILMAKADEMIE gegründet. Nahezu hundert
Vertreter des deutschen Films trafen sich in
Berlin, um eine Selbstverständlichkeit endlich
Wirklichkeit werden zu lassen: den Zusammen-
schluss der Kreativen des Kinos.
Bis zum Frühjahr 2006 hat sich die Mitglieder-
zahl der Akademie versiebenfacht, und man
kommt den Zielen einer solchen, in anderen
Ländern längst üblichen Einrichtung immer
näher.
Es geht um Kommunikation untereinander und
nach Außen, Informationsaustausch und In-
teressenvertretung, sowie künstlerische und
persönliche Begegnungen miteinander und mit
einem Publikum, das den deutschen Film wie-
der zu beachten und zu schätzen weiß – also
auch um den Ausdruck eines neuen Selbstbe-
wusstseins.
Die Akademie wird durch einen elfköpfigen Vor-
stand und die Präsidentin Senta Berger sowie
den Präsidenten Günter Rohrbach repräsentiert
und geleitet. Der Vorstand (Vorsitz: Produzent
Stefan Arndt) entscheidet über Aktivitäten und
Projekte, mit denen sich die Akademie beschäf-
tigt – sowohl intern als auch in der Öffent-
lichkeit. Die Koordination findet im Berliner
Büro des eingetragenen Vereins statt, dessen
Geschäfte von Christiane Teichgräber geführt
werden.
Zu den Projekten und Aktivitäten gehören neben
einer sehr informativen Website (www.deut-
sche-filmakademie.de) mit einem internen Mit-
gliederforum und einem Newsletter vor allem
auch filmpolitische und -pädagogische Akti-
onen und Programme. So gibt es seit April 2004
die monatlich stattfindenden „Begegnungen im
Kino“, bei denen sich Akademie-Mitglieder mit-
einander und mit dem Publikum anhand von
filmischen Beispielen über ihre Arbeit und die
ihrer Kollegen verständigen. Außerdem enga-
giert sich die DEUTSCHE FILMAKADEMIE im
Bereich Kino und Schule, kümmert sich unter
anderem in einer aktiven Kooperation mit dem
Wettbewerb First Steps Award um den Nach-
wuchs und fühlt sich für das filmkünstlerische
Erbe verantwortlich.
Seit 2005 entscheidet die DEUTSCHE FILM-
AKADEMIE auch über die Vergabe des vom
Bund gestifteten Deutschen Filmpreises (LOLA).
Ein wichtiger Schritt in die Öffentlichkeit ist
dabei das LOLA Festival, bei dem zwischen
dem 27. April und dem 10. Mai 2006 in 20 Städ-
ten alle mit einer Nominierung ausgezeichneten
Filme dem interessierten Kinopublikum auf der
großen Leinwand präsentiert wurden, sehr häu-
fig in Anwesenheit der Filmemacher
Die DEUTSCHE FILMAKADEMIE ist ein gemein-
nütziger Verein, finanziert durch Mitgliedsbei-
träge, Spenden und Sponsorengelder. Wichtige
Firmen aus der deutschen Filmwirtschaft un-
terstützen die Akademie als Fördermitglieder.
Und jeder Freund des deutschen Films hat auch
die Möglichkeit, ein Freund der DEUTSCHEN
FILMAKADEMIE zu werden.
4 Deutscher Filmpreis 2006
Und der Gewinner ist:
Das Publikum.
XYNIASWETZEL.DE
Das Erste freut sich über ein tolles und anspruchsvolles Filmjahr,
wünscht Ihnen einen spannenden Abend und gratuliert allen Preisträgern ganz herzlich!
Die Entscheidung über die Vergabe des
Deutschen Filmpreises wird nach der
Satzung der Deutschen Filmakademie in
einem dreistufigen Verfahren herbeigeführt. In
der ersten Phase suchen die von der Mitglieder-
versammlung gewählten Vorauswahljurys bis
zu 50 Filme aus, aus denen dann in der zwei-
ten Phase durch die Mitglieder der einzelnen
Sektionen der Akademie die Nominierungen für
diese Sektionen ermittelt werden. In der dritten
Phase stimmen alle Mitglieder der Deutschen
Filmakademie in geheimer Wahl über die
endgültigen Preisträger ab.
Die Vorauswahljurys repräsentieren die einzel-
nen Sektionen der Akademie und wählen jeweils
für diese Sektionen aus. Die Vorauswahljurys
für die Preise „Bester Spielfilm“, „Bester Kinder-
und Jugendfilm“ und „Bester Dokumentarfilm“
sind Sektionen übergreifend besetzt – und um
jeweils zwei Mitglieder aus dem Kulturaus-
schuss des Deutschen Bundestages ergänzt. Die
Besetzungen der Jurys für den Deutschen
Filmpreis 2006 im Einzelnen:
Vorauswahljurys Deutscher Filmpreis 2006
Spielfilm/Kinder- und Jugendfilm
Jo Baier	Regie
Monika Griefahn 	Kulturausschuss
Lars Becker 	Regie
Barbara Baum 	Szenenbild/Kostüm-
	 bild/Maske
Helga Borsche 	Schnitt
Joachim von Vietinghoff	Produktion
Ulrich Matthes	Schauspiel
Herbert Knaup	Schauspiel
Enjott Schneider 	Musik
Annette Pisacane	Produktion
Dorothee Mantel	Kulturausschuss
Detlef Michel	 Drehbuch
Klaus Eichhammer*	Kamera
Dokumentarfilm
Uwe Schrader 	Regie
Michael Ballhaus 	Kamera
Johann-Henrich 	Kulturausschuss
Krummacher
Barbara Hennings 	Schnitt
Jakob Claussen	Produktion
Axel Engstfeld	 Dokumentarfilm
Angelika Krüger-Leißner*	Kulturausschuss
*nicht im Foto
6 Deutscher Filmpreis 2006
Schauspiel
Christian Berkel
Andrea Sawatzki
Winfried Glatzeder
Nina Hoger
Gerd Baltus
Drehbuch
Kathrin Richter
Eberhard Görner
Henriette Piper
Mario Giordano
Oliver Schütte
Szenenbild/
Kostümbild
Ingrid Zoré
Lucie Bates
Andreas Janczyk
Monika Bauert
Toni Lüdi
Musik/Schnitt/
Tongestaltung
Friedrich M. Dosch
Claudia Fröhlich
Ulrich Reuter
Heidi Handorf
Maximilian Geller
Johannes Warns
Kamera/
Bildgestaltung
Wolfgang Treu
Jacques Steyn
Andreas Köfer
Martin Kukula
Konstantin Kröning
Regie
Reinhard Münster
Ralf Huettner
Jeanine Meerapfel
Hans-Christoph
Blumenberg
Hark Bohm
Jury Ehrenpreis
Heinz Badewitz
Regine Baschny
Jakob Claussen
Ulrich Felsberg
Molly von
Fürstenberg
Fred Kogel
Marco
Kreuzpaintner
Joachim Król
Sigrid Narjes
Günter Rohrbach
7
Die Nominierungen zum Deutschen filmpreis 2006
Bester Spielfilm
KNALLHART	Claus Boje –
	 Boje Buck Produktion
KOMM NÄHER	Oliver Simon – K5 Film
DAS LEBEN DER 	 Quirin Berg, Max
ANDEREN	 Wiedemann – Wiedemann
	 & Berg Filmproduktion
PARADISE NOW	 Gerhard Meixner,
	Roman Paul – Razor Film
	Produktion
REQUIEM 	 Hans-Christian Schmid –
	 23/5 Filmproduktion
SOMMER VORM 	Peter Rommel –
BALKON	Rommel Film,
	Stefan Arndt –
	 X Filme Creative Pool
Bester Dokumentarfilm
DIE GROSSE 	Philip Gröning, Elda
STILLE	 Guidinetti, Andres Pfäffli,
	Michael Weber – Philip
	 Gröning Filmproduktion
LOST CHILDREN	Oliver Stoltz –
	 Dreamer Joint Venture
Bester Kinder- und Jugendfilm
DIE HÖHLE DES 	Stephan Schesch –
GELBEN HUNDES	Schesch Film
DER SCHATZ DER 	Tom Spieß,
WEISSEN FALKEN	Sönke Wortmann –
	Little Shark Entertainment
Beste darstellerische Leistung –
weibliche Hauptrolle
Inka Friedrich	SOMMER VORM BALKON
Sandra Hüller	REQUIEM
Jasmin Tabatabai	 FREMDE HAUT
Nadja Uhl	SOMMER VORM BALKON
Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle
Moritz Bleibtreu	ELEMENTARTEILCHEN
Ulrich Mühe	 DAS LEBEN DER
	ANDEREN
Milan Peschel	NETTO
Beste darstellerische Leistung –
weibliche Nebenrolle
Meret Becker	KOMM NÄHER
Martina Gedeck	ELEMENTARTEILCHEN
Imogen Kogge	REQUIEM
Beste darstellerische Leistung –
männliche Nebenrolle
Burghart Klaußner	REQUIEM
Andreas Schmidt	SOMMER VORM BALKON
Ulrich Tukur	 DAS LEBEN DER
	ANDEREN
Beste Regie
Florian Henckel von 	 DAS LEBEN DER
Donnersmarck	ANDEREN
Andreas Dresen	SOMMER VORM BALKON
Hans-Christian 	REQUIEM
Schmid
8 Deutscher Filmpreis 2006
Beste Kamera/Bildgestaltung
Hagen Bogdanski	 DAS LEBEN DER
	ANDEREN
Michael Hammon	 WILLENBROCK
Jürgen Jürges	SCHATTEN DER ZEIT
Bester Schnitt
Dirk Grau	KNALLHART
Patricia Rommel	 DAS LEBEN DER
	ANDEREN
Bernd Schlegel, 	REQUIEM
Hansjörg Weißbrich
Bestes Szenenbild
Nathan Amondson	 DON’T COME
	KNOCKING
Silke Buhr	 DAS LEBEN DER
	ANDEREN
Christian M. 	REQUIEM
Goldbeck
Bestes Kostümbild
Gabriele Binder	 DAS LEBEN DER
	ANDEREN
Lisy Christl	SCHATTEN DER ZEIT
Bettina Marx	REQUIEM
Beste Filmmusik
T-Bone Burnett	 DON’T COME
	KNOCKING
Bert Wrede	KNALLHART
Stéphane Moucha, 	 DAS LEBEN DER
Gabriel Yared	ANDEREN
Beste Tongestaltung
Christian Bischoff, 	 WHOLETRAIN
Jörg Elsner,
Marc Parisotto
Stefan Busch, 	 BARFUSS
Michael Kranz
Lars Ginzel, 	REQUIEM
Dirk Jacob,
Marc Parisotto,
Martin Steyer
Hubertus Rath,	 DAS LEBEN DER
Christoph von	ANDEREN
Schönburg,
Arno Wilms
Bestes Drehbuch
Hany Abu Assad, 	PARADISE NOW
Bero Beyer
Florian Henckel von 	 DAS LEBEN DER
Donnersmarck	ANDEREN
Wolfgang Kohlhaase	SOMMER VORM
	 BALKON
Bernd Lange	REQUIEM
9
Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises
ERNA BAUMBAUER – künstlerManagement
Foto:©JanNiklas
„Sie können alles wegschneiden...“
Ein Annäherungsversuch an Erna Baumbau-
er mittels eines Gesprächs mit Otto Sander
Einmal im Jahr ist alles umgekehrt. Einmal im
Jahr möchte Erna Baumbauer, dass IHRE Kli-
enten (sie spricht das Posessivpronomen immer
wie in Großbuchstaben aus) etwas für sie tun:
An ihrem Geburtstag möchte sie wenigstens an-
gerufen werden. Am besten aber, man kommt
persönlich vorbei. Es gibt immer ein Fest. Die
meisten rufen an und kommen vorbei. Anru-
fen kann man nämlich schon um Mitternacht.
Pünktlich um Mitternacht. Vorher geht sie nicht
ran. Maximilian Schell, ihr Dienstältester, ist
meistens der erste, weil er es bereits ab zehn
vor zwölf klingeln lässt.
Ausgerechnet an ihrem achtzigsten Geburtstag,
den die mittlerweile Siebenundachtzigjährige in
Spanien gefeiert hat, konnte Schell nicht kom-
men. Als dann das Essen serviert wurde, war er
irgendwie doch da. Er hatte für eine kulinarische
Überraschung gesorgt mit großer sentimentaler
Bedeutung. Plötzlich stand auf dem Tisch, was
Erna Baumbauer nach dem Krieg ihren ersten
Klienten wie Schell, O.W. Fischer oder Gustav
Fröhlich servierte, bevor sie begann, sich um
Engagements zu kümmern – eine Erbsensup-
pe. Den Siebenundachtzigsten hat sie wieder
in Bayern gefeiert. Es muss wie beim Kinder-
geburtstag gewesen sein. Weil Erna Baumbauer
Geburtstagsständchen so gerne hört, bekam sie
alle zehn Minuten eines, bis in die tiefe Nacht.
10 Deutscher Filmpreis 2006
Natürlich erzählt man Anekdoten, wenn man
über eine Frau spricht, die seit nunmehr genau
sechzig Jahren das betreibt, was sie immer noch
und gerade in Zeiten der Agenturenschwemme
Künstlermanagement nennt. Anekdoten sind
nicht nur kurzweilig, sondern auch aufschluss-
reich. Aber wenn es um Erna Baumbauer geht,
will Otto Sander nicht nur komisch sein. Er
wird sehr nachdenklich, ruhig. Er überlegt, was
er zuerst erzählen soll. Legt schon die Gedanken
auf die Goldwaage, bevor sie überhaupt zu Wor-
ten werden. Er ringt um die richtigen Begriffe.
Und bevor überhaupt einer ausgesprochen
worden ist, hat man schon verstanden und zu
spüren bekommen, welches Gefühl die Künst-
ler ihrer Managerin Erna Baumbauer in erster
Linie entgegenbringen: Respekt. Dann geht es
um ihre Klugheit, ihre Zuverlässigkeit. Dann
geht es darum, dass sie immer noch den Über-
blick hat und die richtigen Verbindungen. Dass
Produzenten nicht nur mit ihr reden, um mit
ihr zu verhandeln, sondern, weil sie ihr gerne
zuhören und ihren Rat schätzen. Darum, dass
ihre Künstler wissen, sie sprechen mit ihr nur
über Dinge, von denen sie etwas versteht. Sie
liest alle Drehbücher und schützt ihre Klienten
vor den falschen Stoffen. Nicht selten macht
sie Vorschläge für Umbesetzungen – gerne in-
nerhalb ihrer eigenen Klientel. Da ist sie dann
Managerin und Casterin in Personalunion.
Otto Sander grübelt wieder. Und dann er-
zählt er von ihrer kleinen Stadtwohnung in
München, die auch ihr Büro ist. Und von den
wenigen Aktenordnern, in denen alles steht,
was wichtig ist - die Verträge, die Sperrtermine,
die Kontakte. Und davon, dass sie ihm auch mal
die Ohren lang zieht. Zum Beispiel, wenn er zu
lange nichts gemacht hat oder, schlimmer noch,
später als vereinbart zurückruft. Und nun geht
es schon lange nicht mehr nur um Respekt. Nun
geht es um Dankbarkeit und Liebe. Aber irgend-
wann muss es in diesem Metier ja auch mal ums
Geld gehen. Da hilft dann wieder die Anekdote.
Als Erna Baumbauer unlängst unters Messer
musste, weil sie sich etwas gebrochen hatte, be-
schwor sie die Ärzte: „Sie können mir alles weg-
schneiden, nur nicht mein Gefühl für die zehn
Prozent!“ Das wissen IHRE Klienten natürlich
auch an ihr zu schätzen.
11
Only bad news make good stories
Alle Mitglieder der Deutschen Filmakade-
mie sehen alle Filme, die für den Deutschen
Filmpreis vorausgewählt wurden. Das Ergeb-
nis dieser Sichtungen ist die Ermittlung der
Preisträger. Der Sinn dieser Sichtungen könnte
allerdings noch ein ganz anderer sein. Zum
Beispiel die Entstehung einer neuen deutschen
Filmkultur.
Ein Erfahrungsbericht von HARK BOHM
Ich war Mitglied in der Vorauswahljury Re-
gie. Ich saß zuvor schon in Kommissionen und
Jurys. Aus den Sitzungen solcher Jurys lassen
sich interessante Geschichten erzählen. Die Mit-
glieder geben sich höflich und neutral. Aber man
weiß oder entdeckt, dass sie eigene oder fremde
Interessen vertreten. Aus den sich belauernden
und kämpfenden Egoismen wachsen wunder-
bare Konflikte. Sie werden noch ergiebiger,
wenn sie jedem bekannt sind, aber nicht ausge-
sprochen werden. Wenn jeder wie ein Guerilla
nur aus der Deckung heraus kämpft. Ich sage:
wunderbar und ergiebig, weil wir als Filme-
macher wissen, nur Konflikte machen Ge-
schichten. Und je subtiler die Konflikte ausge-
tragen werden, umso subtiler die Geschichten.
In den Sitzungen unserer Jury habe ich, Gott
sei dank, kein Material für gute Geschichten
gefunden. Denn unsere Jury-Arbeit entwickelte
sich zu einer der intensivsten, ehrlichsten und
wunderbarsten Diskussionen, die ich je mit Kol-
leginnen und Kollegen über Filme geführt habe.
Wir haben gestritten, geflucht, geschmollt. Aber
wir haben in meiner Erinnerung nie den Re-
spekt vor den Filmen verloren – und immer den
Respekt vor den anderen Jury-Leuten gewahrt.
Wir waren immer einig, nicht künftige Preisträ-
ger bestimmen, sondern soviel wie möglich Fil-
men eine Chance geben zu sollen.
Völlig uneinig allerdings waren wir uns in vielen
Fällen völlig, welchem Film wir denn nun diese
Chance geben müssten. Aber erstaunlicherweise
endete auch solcher Streit nie in Fights, die sich
nur auflösen, wenn eine Partei vernichtet ist.
Vielleicht, weil sich jeder zwang, den anderen
12 Deutscher Filmpreis 2006
die rationalen und emotionalen Kriterien seiner
Bewertung wirklich verstehbar und nachvoll-
ziehbar zu machen. Ich wenigstens habe nie zu-
vor in einer Gruppe, die Entscheidungen treffen
musste, erlebt, dass ich Filme noch einmal mit
neuen Augen sehen konnte. Ich konnte ein schon
gefasstes Urteil revidieren und das als Erfolg
eigener Arbeit erleben.
Kurz: Das Anschauen und gemeinsame Diskutie-
ren und Bewerten beinahe aller deutschen Filme
eines Jahrgangs ist für mich das Schlüsseler-
lebnis für den Sinn dieser Akademie geworden,
unserer Deutschen Filmakademie.
Ich gehorche dabei keiner Pflicht, die die Grup-
penmoral mir auferlegt. Das Sehen der Filme,
die Vorauswahl-Arbeit mit den Kolleginnen und
Kollegen ist eines der intensivsten Vergnügen,
das ich als Filmemacher erlebt habe.
Aus einem so gemeinsam gewonnenen Wissen
um die deutschen Filme könnte eine neue deut-
sche Filmkultur wachsen. Eine Filmkultur, die
ihre Herkunft aus einer unverwechselbaren und
einzigartigen Kulturtradition genauso selbst-
verständlich zeigt, wie italienische, franzö-
sische oder dänische Filme für den Kenner kei-
nen Zweifel zulassen, woher sie kommen.
Vielleicht sollte sich jedes Akademie-Mitglied
das von mir erlebte Vergnügen doch zur Pflicht
machen. Es wäre eine Pflicht, die ein Vergnügen
bleibt.
13
Thomas Peter Friedl und Nico Hofmann sind
auch in diesem Jahr wieder als künstlerische
Leiter für Inhalte und Formen der Verleihungs-
gala verantwortlich
Die beiden sind ein eingespieltes Team.
Constantin-Vorstand und Marketing-Experte
Thomas Friedl und teamWorx-Chef Nico Hof-
mann zeigen bereits seit einem halben Jahr-
zehnt, dass Preisverleihungen auch anders ge-
hen. Für den von Hofmann und Bernd Eichinger
im Jahr 2000 ins Leben gerufenen Nachwuchs-
preis First Steps Award haben sie Zeremonien
entwickelt, die Publikum, Presse und Gewinner
begeistert und den Preis in kürzester Zeit zum
neuen Maßstab von Preisverleihungen machten.
Und als sie sich im vergangenen Jahr bereit er-
klärten, den Einstand der Deutschen Film-
akademie ins Filmpreisverleihungsgewerbe
unter tätiger Mithilfe von Michael Bully Herbig
ehrenamtlich zu betreiben, schossen sie gleich
den Vogel ab. Durchaus mit Ansage übrigens.
Nico Hofmann sagte im Vorfeld der Verleihung:
„Thomas Friedl und ich sind schon für etwas
angetreten. Wir haben uns vorgenommen, für
einen Abend zu sorgen, mit dem alle Beteiligten
glücklich und zufrieden sein können. Wir ori-
entieren uns von der Dramaturgie und vom Ti-
ming her ganz klar am Oscar und wollen unter
Beweis stellen, dass die Deutschen auch feiern
können.“
Dieser Beweis wurde hundertprozentig erbracht.
Und wenn die über 2.000 glücklichen und zu-
friedenen Gäste nicht schon für sich selbst
sprechen würden, könnte man auch die Presse
für sie sprechen lassen. Vom Filmfachblatt bis
zur Gesellschaftsgazette waren sich alle einig.
Es hatte eine neue Ära begonnen. Für den deut-
schen Film und den Deutschen Filmpreis:
„Also alles so wie
immer? Nicht ganz“,
konstatierte die kri-
tische „Black Box“.
„Die Gala straffer, die
Stimmung besser, die
Location schöner, die
Moderation von Bul-
ly Herbig um Klas-
sen besser als in den
Vorjahren.“ „Mehr als
gelungen“, fand der
„Tagesspiegel“ die Gala. „Zu spüren war wäh-
rend des angenehm straff organisierten, heiter
und warmherzig beseelten Abends ein neu-
er Geist.“ Für das Glamour-Blatt „Gala“ hat-
ten Hofmann und Friedl ihr angestrebtes Soll
sogar übererfüllt: „Die Neuerungen rund um
die Lola waren so erfolgreich, dass sich 2.200
Gäste fragten: Was war noch der Oscar?“.
DAS ZWEITE MAL
Foto:©JoachimGern
14 Deutscher Filmpreis 2006
Doch die schönste Lei-
stung des Abends for-
mulierte die „Frank-
furter Allgemeine“:
„Der deutsche Film hat
endlich zu sich selbst
gefunden.“
Da mussten Nico Hof-
mann und Thomas
Peter Friedl für sich
selbst gar nicht so
lange suchen. Sie gehören seit vielen Jahren
zum deutschen Film. Hofmann (Jahrgang 1959)
arbeitete nach seinem Studium an der Hoch-
schule für Fernsehen und Film in München
seit Mitte der achtziger Jahre erfolgreich als
Regisseur und Produzent. Sein erster Spielfilm
LAND DER VÄTER, LAND DER SÖHNE
(1988) wird ein internationaler Festivalerfolg.
Es folgen Filme wie DER SANDMANN (1995)
und schließlich SOLO FÜR KLARINETTE (1997),
seine bislang letzte Arbeit als Regisseur. 1998
gründete er für die UFA die Produktionsfirma
teamWorx, die seitdem mit großen TV-Ereignis-
sen von sich Reden macht – zuletzt mit Roland
Suso Richters DRESDEN. Und als Professor
für Regie sorgt Hofmann schon seit Jahren an
der renommierten Filmakademie Baden-Würt-
temberg maßgeblich mit dafür, dass der Nach-
wuchs für den deutschen Film erstklassig aus-
gebildet wird.
Thomas Peter Friedl (Jahrgang 1967) ist von
Haus aus Archtiekt und Städteplaner. Er kam
über das Marketing zum Film und war viele
Jahre in leitender Stellung bei diversen Ver-
leih-, Kino- und Marketing-Unternehmen der
Constantin Film tätig. Seit 1999 ist Friedl
Vorstand für Verleih und Marketing bei der
Constantin Film und in dieser Eigen- und Lei-
denschaft für die erfolgreiche Verwertung
einiger der wichtigsten deutschen und inter-
nationalen Kinofilme der vergangenen Jahre
verantwortlich, wie z.B. DER UNTERGANG,
DER SCHUH DES MANITU, THE SIXTH SENSE,
AMERICAN PIE, DAS FLIEGENDE KLASSEN-
ZIMMER, EMIL UND DIE DETEKTIVE. Im Jahr
2002 etablierte Friedl mit großem Erfolg die
Arthouse-Schiene der Constantin Film mit den
Kinoerfolgen von 8 FRAUEN, DIE KINDER DES
MONSIEUR MATTHIEU oder CITY OF GOD.
Für Filmemacher ist die zweite Arbeit immer die
schwerste. Für Sportler gilt, ein erfolgreiches
Team nicht auszutauschen. Der Deutsche
Filmpreis 2006 wird zeigen, dass sportliche
Regeln auch in der Kinobranche gelten dürfen.
15
Der Moderator
Ein kurzer, aber zielgerichteter Marsch durch
die Institutionen der modernen Unterhal-
tungsindustrie machte den 1968 in München
geborenen Fotografen Michael Bully Herbig
in weniger als zehn Jahren vom beliebten
Morgenradio-Moderatoren zum erfolgreichsten
Autorenfilmer und Produzenten der Republik.
An die 800 Folgen der Radio-Comedy „Die Bayern
Cops“ Anfang bis Mitte der Neunziger schloss
sich 1997 auf Pro 7 die schnell zur Kultsendung
gereifte TV-Comedy-Serie „bullyparade“ an, mit
der Michael Bully Herbig nicht nur den direkten
Weg zum (Saal-)Publikum nahm, sondern auch
seine Vorliebe für Extrem-Parodien ausspie-
len und ausprobieren konnte. Schnell gehörten
die Begegnungen zwischen Winnetou und
Old Shatterhand, die gesäuselten Missverständ-
nisse zwischen Sissi und Franz-Joseph und die
warmen Wortgefechte an Bord eines Raum-
schiffs auf dem Weg zu neuen Planeten zu den
wöchentlichen Höhepunkten für Liebhaber des
um die Ecke gedachten Witzes und der cineasti-
schen Nostalgie.
Dass Bully Herbig nicht nur gerne Filme schaut
und parodiert, sondern auch genau weiß, wie
man sie macht, bewies er mit seinem Regiedebüt.
Er inszenierte den ersten Film mit seinen ko-
mödiantischen Kollegen ERKAN UND STEFAN
(2000) als visuell opulentes Stück Ausstattungs-
und Action-Kino und erreichte sofort weit über
eine Million Besucher. Dass gleich sein zweiter
MICHAEL BULLY HERBIG
Foto:©JimRakete
16 Deutscher Filmpreis 2006
Film DER SCHUH DES MANITU (2001) zehn Mal
so viele Zuschauer anlockte, setzte ihn 2004 für
Film Nummer Drei (T)RAUMSCHIFF SURPRISE
– PERIODE 1 nur scheinbar unter Druck und das
Publikum wieder in Bewegung. Inzwischen wid-
mete er sich der Vollendung seiner Kino-Trilogie
aus der Schatzkammer der „bullyparade“. Mit
LISSI UND DER WILDE KAISER entsteht gerade
ein Film, für den der ambitionierte Cineast wie-
der technisches Neuland betreten hat – eine pa-
rodistische Hommage an die SISSI-Klassiker in
Form eines modernen 3-D-Animationsfilms, der
im Sommer 2007 in die Kinos kommen soll. Im
Sommer diesen Jahres muss das Publikum aber
auch nicht auf ihn verzichten. Als HUI BUH –
DAS SCHLOSSGESPENST spukt er an der Seite
von Heike Makatsch, Christoph Maria Herbst
und Rick Kavanian durch den gleichnamigen
Film von Sebastian Niemann.
Für die DEUTSCHE FILMAKADEMIE, deren
Mitglied der Träger des einzigen bisher verge-
benen Sonderpreises beim Deutschen Filmpreis
ist, moderiert er nun schon zum zweiten Mal
die Verleihungszeremonie unter ihrer Feder-
führung. Beim ersten Mal brauchte er dafür,
nach Meinung der Künstlerischen Leiter des
Abends Nico Hofmann und Thomas Peter Friedl,
noch „viel Mut. Und den hat er“. Denn, „wenn
Michael Bully Herbig und die Kulturstaatsmi-
nisterin Christina Weiss aufs Podium steigen,
wird der höchst dotierte deutsche Kulturpreis
in eine neue Phase eintreten“, unkte „Die Zeit“
einen Tag vor der Verleihung. Am Tag danach
war man sich einig: „Es war ein schöner Abend“,
meinte die „Berliner Zeitung“ nüchtern und zu-
frieden. Und die „Welt am Sonntag“ sagte auch
warum: „Mit Komiker und Regisseur Michael
Bully Herbig konnten die Organisatoren einen
passend heiteren Conferencier gewinnen, und
mit der Berliner Philharmonie fand man ei-
nen angemessen würdevollen Ort“. Der neue
Ort, das Palais am Funkturm, wird die Würde
wahren. Und der Moderator hat nicht nur Mut
bewiesen.
17
FÖRDERMITGLIEDER
ELEKTROFILM
POSTPRODUCTION FACILITIES
Action Concept Film- und
Stuntproduktion GmbH
Arnold & Richter
Avid Technology
Band Pro Munich
BMG Music Publishing
Gemany
CineMedia Film AG
Concorde Filmverleih
Constantin Film AG
Delphi Filmverleih GmbH
Deutsche Filmver-
sicherungs Gemeinschaft
d.i.e.film.gmbh
drei d medien
service GmbH
e27 gbr
Elektrofilm
Postproduction Facilities
e-m-s new media AG
Filmpark Babelsberg
Highlight
Communications AG
HKR - Wirtschaftsprüfer
und Steuerberater
K44
Kanzlei PIOREK THUM
STENGER BEIER
Kanzlei Schwarz, Kel-
wing, Wicke, Westphal
18 Deutscher Filmpreis 2006
Kinowelt GmbH
Kodak Entertainment
Imaging
Max Factor by Ellen
Betrix
Promedium –
Gesellschaft für
Medienfinanzierung
Rialto Film GmbH
Sarah Wiener GmbH
Saxonia Media
Senator Film AG
SONY Deutschland
GmbH
Studio Babelsberg GmbH
Thinking Networks AG
20th Century Fox of
Germany GmbH
UFA Film & TV
Produktion GmbH
UIP United International
Pictures
Universumfilm GmbH &
Co. KG
VIP Medienfonds
Warner Bros.
Entertainment GmbH
X Verleih AG
19
Freunde der akademie
Wally Ahrweiler, Agentin | Georg Alexander,
Journalist | Peter Bach, Vorstandsmitglied
filmsociety e.v. | Rolf Bähr, ex-FFA-Vorstand |
Simone Bär, Casting-Director | Frank Barner,
Steuerberater, Rechtsanwalt | Regine Baschny,
PR-Beraterin | Klaus Bauschulte, Produktions-
leiter | Iris Baumüller-Michel, Casting-Director |
Wolfgang Becker, Wissenschaftler, Produzent |
Astride Bergauer, Agentin | Joachim Berndt,
Verleger | Evi Bischof, Agentin | Kerstin Böck,
PR-Agentin | Leon Boden, Schauspieler | Ma-
thias Bothor, Fotograf | Karin Brandner, Agen-
tin | Frank Brauner, Rechtsanwalt | Wolfgang
Brehm, Filmanwalt | Sibylle Breitbach, Schau-
spiel-/Presseagentin | Wolf Dietrich Brücker,
Redakteur | Margit Chuchra, Produzentin |
Corina Danckwerts, producer & consultant |
Martin Danner, Geschäftsführer Isar Plus | Max
Dehmel, Ministerialrat a.D. | Margarete Dei-
seroth-Gores, Rechtsanwältin | Marion Döring,
Geschäftsführerin der European Film Academy |
Dirk Dotzert, Berater | Alexander van Dülmen,
CEO A-Company Consulting & Licensing AG |
Frank Eickmeier, Rechtsanwalt/Filmrecht | Ka-
tharina Elias, TV-Redakteurin | Matthias El-
wardt, Filmtheaterbetreiber Abaton | Claudia
Fehrenbach Fitz, Schauspielagentin | Milena
Fessmann, Musiksupervisor | Philipp Fleisch-
mann, Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne
Franke, Geschäftsführerin Theaterkunst Kostü-
mausstattung | Egon F. Freiheit, Drehbuchautor/
TV-Consultant | Christina Gattys, Agentin | Ge-
org Georgi, Schauspielagent | Norbert Ghafouri,
Schauspieler | Maren Gilzer, Schauspielerin |
Gerhard Groß, Filmtheatherbetreiber | Lara
Gross, Lektorin, Junior Producerin | Gerald
Grote, Autor & Regisseur | Winfried Hamma-
cher, Produzent | Birgit Hass, Geschäftsfüh-
rerin | Harro von Have, Rechtsanwalt | Frank
Henschke, Filmproduzent | Marlis Heppeler,
Agentin | Bernhard Hoestermann, Agent für
Schauspieler | Mechthild Holter, Agentin | Eva
Hubert, Geschäftsführerin Filmförderung Ham-
burg | Ilona Hüttersen, Presseagentin | Bianca
Junker, Presseagentin | Klaus Keil, Direktor des
Erich-Pommer-Instituts | Uschi Keil, Agentin |
Rainer Keller, Lobbyist, Strategisches Ma-
nagement | Georg Kloster, Filmtheaterbetrei-
ber Yorck-Gruppe | Thomas Kluge | Dagmar
Kusche, Medienberaterin | Sandra Lampugnani,
Agentin | Renate Landkammer, Agentin | René
20 Deutscher Filmpreis 2006
Lay, Stuntkoordinator/Stuntman | Claudia Leh-
mann, TV-Produzentin | Thomas Letocha, Autor |
Claudia Loewe, Leiterin Produktionsklasse dffb |
Yutah Lorenz, Schauspielerin und Artistin | Lars
Meier, Künstlermanager | Carsten Meyer-Groh-
brügge, Regisseur | Angelika Mittermüller, Kom-
munikationstrainerin/Autorin | Marketa Modra,
Agentin | Frauke-Ellen Moeller, Agentin für
Schauspieler, Autoren und Regisseure | Stefan
von Moers, Rechtsanwalt | Petra Maria Müller,
Geschäftsführerin Medienboard Berlin-Bran-
denburg | Katrin Näher, Agentin | Sigrid Narjes,
Agentin | Michaela Niemeyer, Studio Babelsberg
AG | Christoph Ott, Berater Verleih | Andreas
Pense, Rechtsanwalt | Gabriele Pfennigsdorf,
FilmFernsehFonds Bayern | Claudia Pöpsel,
Filmverleiherin | Eva Poetsch, Filmredakteurin |
Michal Pokorny, Produzent | Hans-Helmut
Prinzler, Filmhistoriker | Katja Proxauf, Agen-
tin | Inga Pudenz, Producer | Oliver Rauch, Dra-
maturg | Torsten Reglin, Dramaturg | Steffen
Reuter, Produzent | Mariette Rissenbeek, PR-
Managerin | Cathy Rohnke, Dramaturgin & Do-
zentin | Renate Rose, European Film Promotion |
Angela Roy, Schauspielerin | Stefan Rüll,
Rechtsanwalt | Klaus Schaefer, Geschäftsfüh-
rer des FilmFernsehFonds Bayern | Barbara
Schardt, Script Consulting | Thorsten Schau-
mann, Filmkaufmann | Antje Schlag, Agentin
für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten | Rezzo
Schlauch, Rechtsanwalt | Michael Schmid-
Ospach, Geschäftsführer Filmstiftung NRW |
Marie-Luise Schmidt, Agentin | Sonja Schmitt,
Boje Buck Produktion | Marc Schötteldreier,
Casting-Director | Peter Schulze, PR-Mana-
ger | Petra Schwuchow, PR-Agentin | Rita
Serra-Roll, Casting-Director | Ulla Skoglund,
(Schauspieler)agentin | Inka Stelljes, Agentin
für Schauspieler | Simone Stewens, Geschäfts-
führerin ifs | Volker Störzel, Agent Theater,
Film und Fernsehen | Carola Studlar, Agentin |
Conny Suhr, PR-Agentin | Gisela Tatsch-Daust,
Schauspieleragentin | Julia Todorow, Geschäfts-
führerin type-faces.de | Sybille Uken, Personal-
beraterin und Business | Magnus Vortmeyer,
Marketingleiter Tobis Film | Steffen Weihe,
Agent | Thomas Weymar, Vorstand Telepool |
Martin Wiebel, Produzent | Rafaela Wilde,
Rechtsanwältin | Sylvia Wolf, PR Agentin | Beate
Wolgast, Agentin | Robert Zimmermann, Produ-
zent | Anke Zindler, PR-Agentin
21
Die Spannung steigt – die Preisverleihung zum
höchst dotierten Kulturpreis Deutschlands
steht vor der Tür. Der deutsche „Oscar“ wird
am 12. Mai 2006 in Berlin verliehen. Mit dabei:
die WARSTEINER LOLA. Die zwei Meter große
Nachbildung der Filmpreis-Siegertrophäe war
im vergangenen Jahr bei Veranstaltungen rund
um den deutschen Film auf Tour und wurde
von zahlreichen hochkarätigen Stars mit Unter-
schriftenverschönt.NochindiesemJahrwirddie
Lola von der Warsteiner Brauerei versteigert –
zu Gunsten der Deutschen Filmakademie.
Wim Wenders, Heike Makatsch, Til Schweiger –
das sind nur einige Namen der national wie in-
ternational bekannten Künstler, die die goldene,
mannshohe deutsche Schwester des Oscars
– die LOLA – zieren. Knapp hundert bekannte
und begehrte Namen des deutschen Films sind
mittlerweile auf der WARSTEINER LOLA ver-
ewigt und beim DEUTSCHEN FILMPREIS 2006
im Palais am Funkturm Berlin werden noch
viele hinzukommen.
Seit März 2005 sammelt die Warsteiner Brau-
erei Autogramme auf der Filmpreis-Statue, die
im Laufe des Jahres meistbietend versteigert
wird. Der Erlös kommt dem deutschen Film zu
Gute. Doch nicht nur die LOLA und ihre Ver-
leihung werden von der westfälischen Privat-
brauerei gefördert, WARSTEINER unterstützt
die DEUTSCHE FILMAKADEMIE ganzjährig.
Die Förderung ist Teil des umfangreichen Enga-
gements im kulturellen Bereich. „Dass sich ein
großes deutsches Unternehmen für die Filmkul-
tur in Deutschland einsetzt, ist ein deutliches
Zeichen“, sagt Mathias Lenz, Leiter Sponsoring
der Warsteiner Brauerei. „Auch die Filmschaf-
fenden in Deutschland haben dies verstanden
und sehen die Partnerschaft als Bereicherung
für den deutschen Film“, so Lenz weiter.
Das Engagement für die DEUTSCHE FILM-
AKADEMIE ist jedoch nur eines von zahlreichen
Sponsoring-Engagements der Warsteiner Brau-
erei. Das Unternehmen gehört zu den aktivsten
Sponsoren Deutschlands. Neben dem Enga-
gement in Film und Entertainment finden vor
allem erstklassige Veranstaltungen im Bereich
des Sports die Unterstützung der westfälischen
Privatbrauerei.
Goldene Momente im deutschen Film – WARSTEINER LOLA zu Gast beim DEUTSCHEN FILMPREIS
22 Deutscher Filmpreis 2006
Seit Claus Boje zusammen mit dem Regisseur
Detlev Buck die Filmproduktionsfirma gründete,
die beider Namen trägt, basierten Filme unter
der Regie von Detlev Buck ausnahmslos auf
Originalstoffen. KNALLHART ist Bucks erste
Literaturverfilmung und der erste von Boje pro-
duzierte Buck-Film, bei dem der Regisseur nicht
das Drehbuch schrieb, das dennoch unverkenn-
bar seine Handschrift trägt. Für beide also ein
neuer Weg. Der Stoff passt exakt zu den beiden.
KNALLHART ist eindeutig ein Buck-Film, weil
sich Buck schon immer auch für die Tiefen der
menschlichen Existenz interessiert hat, ohne
seinen Humor zu verlieren. KNALLHART ist
auch ein typischer Boje-Film. Inhaltlich eine
Herausforderung, formal ein Spiel mit der Kino-
leinwand. Außerdem ist er einer der aktuellsten
und brisantesten Filme des Jahres. Typisch
Boje Buck Produktion.
Biografie
Seit 1984 Mitgesellschafter des Delphi-Kinos,
Berlin | 1989 Gründung des Delphi Filmverleih |
1991 Gründung der Boje Buck Produktion mit
Detlev Buck
Filmografie (Auswahl)
2005	KNALLHART
	Regie: Detlev Buck
2003	 HERR LEHMANN
	Regie: Leander Haußmann
1999	SONNENALLEE
	Regie: Leander Haußmann
1995	MÄNNERPENSION
	Regie: Detlev Buck
1993	 WIR KÖNNEN AUCH ANDERS
	Regie: Detlev Buck
Bester Spielfilm
KNALLHART – produzent: Claus Boje – Boje Buck Produktion
Foto:©BojeBuckProduktion
24 Deutscher Filmpreis 2006
KOMM NäHER – Produzent: Oliver Simon – K5 Film
Oliver Simon ist als Produzent in der glück-
lichen Lage, dass man ihm mangelnde erzäh-
lerische oder dramaturgische Kenntnis kaum
unterstellen wird. Er ist gelernter Autor – und
hat in dieser Funktion in den neunziger Jahren
auf den unterschiedlichsten Feldern gearbeitet.
Unter anderem auch als Scriptdoctor mit der
Regisseurin Vanessa Jopp. Auf Grundlage dieser
langjährigen Erfahrung wie auch vertrauens-
vollen Zusammenarbeit ging er mit ihr einen
ungewöhnlichen Weg. Mit seiner K5 Film produ-
zierte er im letzten Jahr den Film KOMM NÄHER
auf der Basis eines ausführlichen Treatments.
Anhand dieser Vorlage entwickelten Vanessa
Jopp und die Schauspieler die Szenen am Dreh-
ort. So ermöglichte Oliver Simon der Regis-
seurin, dem wunderbaren Cast und ihrem
fantastischem Team den kreativen Freiraum, in
dem KOMM NÄHER entstehen konnte.
Biografie
Geboren 1965 in Düsseldorf | Studium des
Dramatic Writing an der New York University |
1994 Gründung der Scriptcompany für Film
und Fernsehen „freeX“ | seit 2001 Geschäfts-
führer der Produktionsfirma K5 Film
Filmografie
2005	KOMM NÄHER
	Regie: Vanessa Jopp
2005	MOHARRAM – JUGEND DER EWIGEN
	MORGENRÖTE
	Regie: David Nawrath, Florian Schewe
2004	 FREUNDINNEN
	Regie: Tobias Stille (Kurzfilm)
2002	NITSCHEWO
	Regie: Stefan Sarazin
Bester Spielfilm
25Nominierungen
Es ist eine Besonderheit der Hochschule für
Fernsehen und Film in München, dass sich
dort während des Studiums kreative Cliquen
bilden, die später professionell Bestand haben.
Die Kooperation der Produktionsstudenten
Quirin Berg und Max Wiedemann begann so-
gar schon vor dem gemeinsamen Studium und
brachte während desselben bereits einige viel
beachtete Kurzfilme hervor.
Mit ProSieben-Komödien nahmen sie schließ-
lich Anlauf für ihre erste Kinoproduktion, für
deren Durchführung eine Mischung aus Selbst-
bewusstsein, Ausdauer, Leidensfähigkeit und
Überzeugungskraft eine gute Basis bildet.
DAS LEBEN DER ANDEREN ist rein äußer-
lich erst einmal eine aufwändige Produktion.
Sie besticht aber, weil sie nicht gigantomanisch,
sondern genau ist.
QUIRIN BERG
Geboren 1978 in München | 1996–1999 diverse
Praktika/Tätigkeiten bei Film- und Fernsehen
| 1998 Gründung der Wiedemann & Berg Film-
produktion | 1998–1999 Studium an der Lud-
wig-Maximilians-Universität München BWL,
Amerikanistik, Politologie | 1999–2003 Studium
an der Hochschule für Fernsehen und Film
München | Abteilung V, Produktion und Medi-
enwirtschaft, Abschluß mit Diplom
MAX WIEDEMANN
Geboren 1977 in München | 1997–1999 diverse
Praktika/Tätigkeiten bei Film- und Fernsehen
| 1998 Gründung der Wiedemann & Berg Film-
produktion | 1998–1999 Studium an der Lud-
wig-Maximilians-Universität München BWL,
Amerikanistik, Politologie | 1999–2003 Studium
an der Hochschule für Fernsehen und Film
München | Abteilung V, Produktion und Medi-
enwirtschaft, Abschluß mit Diplom
Gemeinsame Filmografie (Auswahl):
2005	 DAS LEBEN DER ANDEREN
	Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
2004	 BEI HÜBSCHEN FRAUEN SIND ALLE
	TRICKS ERLAUBT – Regie: Peter Stauch
2003	MÄDCHEN NR. 1
	Regie: Stefan Holtz
DAS LEBEN DER ANDEREN – Quirin Berg, Max Wiedemann – Wiedemann & Berg Filmproduktion
Bester Spielfilm
26 Deutscher Filmpreis 2006
PARADISE NOW – Gerhard Meixner, Roman Paul – Razor Film Produktion
Als Gerhard Meixner und Roman Paul sich ent-
schieden,eineeigeneFirmazugründenfürdieHer-
stellung „qualitativ hochwertiger deutscher Ki-
nofilme aus dem Arthouse- und anspruchsvollen
Mainstream-Bereich sowie die Koproduktion
internationaler Spielfilme“, ahnten sie noch
nicht, wie schnell sich dieses Vorhaben voll-
ständig verwirklichen würde. Denn bereits das
erste Projekt ihrer Razor Film ist schon beides.
PARADISE NOW, das mutige und hochaktuelle
Selbstmordattentäter-Drama aus Palästina, ist
eine internationale Koproduktion mit insge-
samt fünf Partnern aus vier Ländern. Meixner
und Paul kümmerten sich am Drehort im West-
jordanland auch um die Durchführung der
Produktion und stellten dafür einen mehrheit-
lich deutschen Stab zusammen, dessen Arbeit
der palästinensische Autor und Regisseur des
Films nicht müde wird zu loben. Preise auf der
Berlinale 2005, der Golden Globe 2006 und eine
Oscar-Nominierung waren die Folgen.
GERHARD MEIXNER
Geboren 1966 in München |
1993–1997 Studium der Produktion und Medi-
enwirtschaft an der Hochschule für Fernsehen
und Film, München, mit Abschluss Diplom |
1996 Studium an der University of California,
Los Angeles, Fachbereich Drehbuchanalyse
und „Business of Film and Television in the
USA“ | 1998–2002 Producer bei Senator Film
Produktion GmbH, Berlin |
seit 2002 Co-Geschäftsführer der Razor Film
Produktion GmbH
ROMAN PAUL
Geboren 1968 in Frankfurt am Main |
1993–1994 Fulbright-Stipendiat am Trenton
State College, Trenton, New Jersey und der
Tisch School of the Arts, New York University,
New York, USA | 1996 Erasmusstipendiat an
der Université Paris 8, Saint Denis |
1997 Magister Artium in Theater-, Film- und
Medienwissenschaft, Amerikanistik und
Germanistik, Goethe-Universität, Frankfurt
am Main | 1999–2002 Leiter der Abteilung
Filmeinkauf, Senator Film Verleih, Berlin und
L.A. | 2002–2006 Berater für Filmeinkauf bei
Celluloid Dreams World Sales, Paris | Seit 2002
Co-Geschäftsführer der Razor Film Produktion
GmbH, Berlin
Gemeinsame Filmografie
2006	OFFENE WUNDEN
	Regie: Carsten Strauch
2005	 DER LEBENSVERSICHERER
	Regie: Bülent Akinci
2004	PARADISE NOW
	Regie: Hany Abu Assad
Bester Spielfilm
Foto:©RazorFilmProduktion
27Nominierungen
REQUIEM – Hans-Christian Schmid – 23/5 Filmproduktion
OhneFrageistdieGeschichtederlangjährigenZu-
sammenarbeit zwischen Hans-Christan Schmid
und dem Produzententeam Jakob Claussen und
Thomas Wöbke eine Erfolgsgeschichte. Doch
persönliche Herausforderungen lassen sich nun
einmal gut und gerne mit beruflichen verbinden.
So gründete der Regisseur nach seinem Umzug
von München nach Berlin seine eigene Produk-
tionsfirma 23/5, die er gemeinsam mit der Pro-
duzentin Britta Knöller leitet. Dass er sich mit
seinem ersten Projekt REQUIEM keinen beque-
men Einstand als Produzent gesucht hat, passt
einmal zum menschlichen und künstlerischen
Charakter Schmids und hat ihn andererseits fit
gemacht für kommende Projekte – auch mit an-
deren Regisseuren.
Biografie
Geboren 1965 in Altötting | Studium an der
Hochschule für Fernsehen und Film in Mün-
chen | Stipendium der Drehbuchwerkstatt
München | Drehbuchstudium an der University
of Southern California in Los Angeles | 2004
Gründung der Produktionsfirma 23/5 in Berlin
Filmografie (Auswahl)
2005	REQUIEM
2003	LICHTER
2000	CRAZY
1998	 23
1996	NACH FÜNF IM URWALD
Bester SpielFilm
Foto:©GeraldvonForis
28 Deutscher Filmpreis 2006
SOMMER VORM BALKON – Peter Rommel – Rommel Film, Stefan Arndt – X Filme Creative Pool
Als Stefan Arndt begann, mit dem Drehbuch-
autor Wolfgang Kohlhaase das Projekt
SOMMER VORM BALKON zu entwickeln, spielte
es zwar schon am selben Ort, aber noch zu ganz
anderen Zeiten. Mit der Idee, das mit solchen
StoffenbesonderserfahreneDuoAndreasDresen
(Regie) und Peter Rommel (Produktion) als
Partner gewinnen zu wollen, nahm die Erfolgs-
geschichte ihren Lauf. Dresen und Kohlhaase
trieben die Geschichte immer direkter ins Hier
und Jetzt, Peter Rommel führte die Low-Budget-
Produktion in gewohnter Präzision und Wärme
in Kooperation mit Arndt durch – und als man
sich schließlich noch auf eine kluge gemein-
same Herausbringungsstrategie einigte, war in
den deutschen Kinos schon im Januar Sommer-
stimmung vor und auf dem Balkon.
PETER ROMMEL
Geboren 1956 in Stuttgart |
Buchhändlerlehre, danach
Mitarbeit bei dem Berliner
Weltvertrieb und Verleih
Ex Picturis | 1993 Grün-
dung der Peter Rommel
Productions in Berlin |
1996 Gründung der Stutt-
garter Filmproduktion
Home Run Pictures |
2004 Gründung der Filmfinanzierungsfirma
SHOTGUN PICTURES
Filmografie (Auswahl)
2006	SEHNSUCHT – Regie: Valeska Grisebach
2005	SOMMER VORM BALKON
	Regie: Andreas Dresen
2002	 HALBE TREPPE – Regie: Andreas Dresen
1999	NACHTGESTALTEN
	Regie: Andreas Dresen
1996	 DEVIL’S ISLAND
	Regie: Fridrik Thór Fridriksson
STEFAN ARNDT
Geboren 1961 in München |
1984 Mitbegründer des
Berliner Sputnik-Kollektivs
| 1992 Gründung der Pro-
duktionfirma Liebesfilm
mit Tom Tykwer |
1994 Gründung der
X Filme Creative Pool |
Seit Januar 2001 Vor-
standsmitglied bei film20 |
Seit September 2003 Vorstandsvorsitzender der
DEUTSCHEN FILMAKADEMIE
Filmografie (Auswahl)
2005	SOMMER VORM BALKON
	Regie: Andreas Dresen
2003	GOOD BYE, LENIN!
	Regie: Wolfgang Becker
2002	HEAVEN – Regie: Tom Tykwer
1998	LOLA RENNT – Regie: Tom Tykwer
1996	STILLE NACHT – Regie: Dani Levy
Bester spielFilm
29Nominierungen
DIE GROSSE STILLE – Philip Gröning, Elda Guidinetti, Andres Pfäffli, Michael Weber –
Philip Gröning Filmproduktion
Um einen Film wie DIE GROSSE STILLE drehen
zu können, braucht man ein ganz kleines Team.
Philip Gröning war alleine mit seiner Kamera
im Kloster und hat deshalb einen so intensiven
wie intimen Film geschaffen. Für die lange und
durchaus langwierige Durchführung dieses
Films war es für ihn als Produzenten allerdings
wichtig, zuverlässige, ausdauernde und unter-
stützende Partner zu haben. Die fand er einer-
seits in den international erfahrenen Filmpro-
duzenten Elda Guidinetti und Andres Pfäffli von
der Schweizer Ventura Film und zum anderen
in Michael Weber, der zu seiner Zeit als Ge-
schäftsführer der Bavaria Media als Koprodu-
zent vieler Projekte aktiv war.
PHILIP GRÖNING
Geboren 1959 in Düsseldorf |
1977–1982 Reisen durch Süd-
amerika, Studium der Medizin
und Psychologie, Arbeit als
Tonassistenz, Requisiteur,
Coautor, Schauspieler und
Regieassistenz | ab 1982 Studium an der HFF
München | heute Arbeit als Filmregisseur, Pro-
duzent, Drehbuchautor, Cutter, Kameramann
| seit 2001 Gastdozent an der Filmakademie
Baden-Württemberg
Filmografie (Auswahl)
2005	 DIE GROSSE STILLE
2000	L´AMOUR, L´ARGENT, L´AMOUR
1992	 DIE TERRORISTEN!
1986	SOMMER
ANDRES PFÄFFLI
Geboren 1954 in Zürich |
Studium der Geschichte und
Romanistik | 1979 Arbeit als
Verleiher bei der Filmcoope-
rative Zürich | ab 1980 Filme-
macher und Produzent | 1991
Gründung der Ventura Film
zusammen mit der Autorin
ELDA GUIDINETTI |
Produktion von Spiel- und
Dokumentarfilmen wie NO QUARTO DA VANDA
(R: Pedro Costa), L’ANGE DE L’EPAULE DROITE
(R: Djamshed Usmonov), LOS MUERTOS
(R: Lisandro Alonso), DIE GROSSE STILLE
(R: Philip Gröning) und JUVENTUDE EM
MARCHA (R: Pedro Costa)
MICHAEL WEBER
Geboren 1967 | 1988–1995 Stu-
dium des Wirtschaftsingeni-
eurswesens in Darmstadt |
1996 Assistent der Leitung
Weltvertrieb Bavaria Film
GmbH | 1998–2000 Leiter Bava-
ria Film International | 2000–2005
Geschäftsführer Bavaria Media GmbH, in die-
ser Eigenschaft Koproduzent u.a. von CODE
UNBEKANNT (R: Michael Haneke), NIRGEND-
WO IN AFRIKA (R: Caroline Link), DER FELSEN
(R: Dominik Graf) und DIE GROSSE STILLE
(R: Philip Gröning) | seit 2006 geschäftsführen-
der Gesellschafter der Match Factory GmbH
Bester Dokumentarfilm
Foto:©s.e.t.photo
30 Deutscher Filmpreis 2006
LOST CHILDREN – Oliver Stoltz – Dreamer Joint Venture
Dass Filme das Leben von Oliver Stoltz bestim-
men, sieht man nicht nur an seiner fundierten
Ausbildung, sondern ganz besonders an der
Arbeit als Produzent verschiedenster Genres.
Bei seinem Regiedebüt, das er zusammen mit
Ali Samadi Ahadi realisiert und selbst produ-
ziert hat, widmet er sich einem ernsten und
wichtigen Problem im Norden Ugandas, das
von den Nachrichtenkanälen weltweit ignoriert
wird. LOST CHILDREN ist ein Dokumentarfilm
über eine Generation von Menschen, denen das
Lachen ausgetrieben wurde, bevor sie verstehen
lernten, wozu es gut und warum es wichtig ist.
Ein Film über verlorene Kinder und verlorene
Kindheiten. Aber auch ein Film über die kleine
Hoffnung, etwas davon wiederzufinden.
Biografie
Geboren 1969 in Bonn | Studium an der Hoch-
schule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“
in Potsdam | anschließend Produktionsstudium
an der University of Southern California in Los
Angeles | 1996 Associate Producer bei
KNOCKIN‘ ON HEAVEN´S DOOR (R: Thomas
Jahn) | 1997 Gründung der Produktionsfirma
Dreamer Joint Venture
Filmografie (Auswahl)
2005	LOST CHILDREN
	Regie: Oliver Stoltz, Ali Samadi Ahadi
2003	IRGENDWAS IST IMMER
	Regie: Péter Palátsik
2001	SCHLUSS MIT LUSTIG
	Regie: Isabel Kleefeld
1998	KAI RABE GEGEN DIE VATIKANKILLER
	Regie: Thomas Jahn
Bester Dokumentarfilm
31Nominierungen
DIE HöHLE DES GELBEN HUNDES – Stephan Schesch – Schesch Film
Welterfolge lassen sich nicht einfach wieder-
holen. Und so kehrte die mongolische Regis-
seurin Byambasuren Davaa nach der
GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL zwar
wieder in die asiatische Steppe zurück, aber mit
einem völlig anderen Ansatz. Sie dokumentierte
in DIE HÖHLE DES GELBEN HUNDES eine an-
rührende Spielfilmhandlung mit einer Nomaden-
familie, in der die Beziehung zwischen einem
Mädchen und einem Hund im Mittelpunkt
steht. Produzent Stephan Schesch, ein Trickfilm-
spezialist mit ausgeprägtem Interesse am
filmischen Nachwuchs, unterstützte die Re-
gisseurin auf diesem Weg und war sich der
Gratwanderung immer bewusst: Der Film er-
zählt von einem Kind und für Kinder, aber die
Großen schauen gerne zu. So fand der Film sein
Publikum jenseits der klassischen Zielgruppen-
fixierung.
Biografie
Geboren 1967 in München | Studium an der
Hochschule für Fernsehen und Film, München |
durch ein Traineeship bei Film Roman in
Los Angeles („The Simpsons“) Spezialisierung
auf den Bereich Animation | Tätigkeit als Pro-
duzent und Geschäftsführer für
TFC Trickompany, Ellipse und Odeon |
Seit Januar 2005 Geschäftsführer der
Animation-X in Berlin
Filmografie (Auswahl)
2005	 DAS GESPENST VON CANTERVILLE
	Regie: Isabel Kleefeld
2004	 DIE HÖHLE DES GELBEN HUNDES
	Regie: Byambasuren Davaa
1995	 WERNER – DAS MUSS KESSELN
	Regie: Udo Beißl
1995	KLEINES ARSCHLOCH
	Regie: Hayo Freitag
Bester Kinder- und Jugendfilm
32 Deutscher Filmpreis 2006
DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN – Tom SpieSS, Sönke Wortmann – Little Shark Entertainment
„Never change a winning team“, müssen sich
die Sportsfreunde Sönke Wortmann und Tom
Spieß gesagt haben – selbst, wenn du die Sport-
art wechselst. Dabei kommt auch der kreativste
Produzent nicht gleich auf die Idee, mit dem
Autor einer respektlosen und erfolgreichen
Kifferkomödie im Anschluss einen klassischen
Abenteuerfilm für Jugendliche zu entwickeln.
Wortmann und Spieß jedenfalls sahen keinen
Grund, ihrem LAMMBOCK-Schöpfer Christian
Zübert zu misstrauen. Und so entstand
DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN ganz
im Geist der Jugendabenteuer, die die Macher
selbst gerne gelesen, gesehen und auch erlebt
haben – mit echten Gefühlen, an archaischen
Orten (die es aber immer noch gibt), mit origi-
nellen Protagonisten und nun wirklich nicht
ohne Spannung.
TOM SPIESS
Geboren 1961 in Bremen |
1985–1992 Studium der
Theaterwissenschaften
und Publizistik an der
Freien Universität Berlin |
ab 1992 Produktionsleiter
bei Fernseh- und Kino-
filmen in Berlin, Köln und
Hamburg | ab Mai 1995
Herstellungsleiter/Line Producer bei der
X Filme Creative Pool GmbH in Berlin |
ab 1997 für X Filme in Köln | seit Januar 2000
Geschäftsführer und Gesellschafter der Little
Shark Entertainment GmbH | 2005 Gründung
Shark TV GmbH (mit Sönke Wortmann)
SÖNKE WORTMANN
Geboren 1959 in Marl |
Studium an der HFF Mün-
chen und am Royal College
of Art in London |
Nominierung für einen
Oscar in der Kategorie
Student Film für den Ab-
schlussfilm 3D | seit 1991
Kinofilme als Regisseur
| seit 2000 Geschäftsführer der Little Shark
Entertainment Produktion (mit Tom Spieß)
Gemeinsame Filmografie (Auswahl)
2005	 DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN
	Regie: Christian Zübert
2002/	DAS WUNDER VON BERN
2003	Regie: Sönke Wortmann
2001	LAMMBOCK
	Regie: Christian Zübert
2000	AUF DER COUCH
	Regie: Arne Feldhusen
Bester Kinder- und Jugendfilm
33Nominierungen
Geboren wurden das Auto und der Film im
gleichen Jahrzehnt. Die Erfindung des Auto-
mobils 1888 liegt nur sieben Jahre vor der
Aufführung des ersten Kinofilms 1895. Damit
verbindet sie eine langjährige Beziehung. Und
nicht von ungefähr bevorzugen Filmemacher
die Limousinen mit dem silbernen Stern als
das Premium-Fahrzeug für glanzvolle und
spektakuläre Auftritte von Stars und Stern-
chen in und außerhalb ihrer Filme. Bereits 1930
spielte in Die drei von der Tankstelle
neben Heinz Rühmann und Lilian Harvey auch
ein Kompressor-Mercedes mit. Und wer wird
schon den babyblauen Mercedes 230 SL in
Knockin’ On Heaven’s Door vergessen kön-
nen, welcher der Lässigkeit von Til Schweiger in
nichts nachstand?
Bereits zum achten Mal begleitet Mercedes-
Benz die Verleihung des höchst dotierten deut-
schen Kulturpreises – den Deutschen Filmpreis
2006.
Denn der Film bewegt die Menschen wie kein
anderes Medium. Es wird global verstanden
und bietet Mercedes-Benz die Möglichkeit, sei-
ne Fahrzeuge mit der Faszination des Films zu
verbinden. Die mehr als hundert Jahre wäh-
rende Beziehung zwischen Auto und Film ver-
anlasste deshalb Mercedes-Benz, den Premium-
Anspruch seiner Automarke mit der renommier-
testen Auszeichnung der deutschen Filmbran-
che zu kombinieren.
Mercedes-Benz zählt ebenso zu den Initiatoren
des bedeutendsten deutschen Nachwuchsfilm-
preises – des First Steps Award. Seit 2002 ver-
leiht der Konzern den First Steps Commercial
Award an junge Werbefilmer, denn die Förde-
rung professioneller Kreativität und Qualität
entspricht dem Anspruch an die Markenphilo-
sophie.
Neben Deutschem Filmpreis oder First
Steps Award werden demnächst auch gemein-
same Projekte mit der Deutschen Filmaka-
demie auf der Agenda stehen, denn auch in
Zukunft möchte Mercedes-Benz nicht nur die
langjährige positive Beziehung zwischen Marke
und Film mit neuen Impulsen und Ideen berei-
chern, sondern auch die Förderung des deut-
schen Films aktiv unterstützen.
Viele Stars und ein Stern – Mercedes-Benz und der deutsche Film
Foto:©GeorgLopata
34 Deutscher Filmpreis 2006
Mercedes-Benz
S&J061.4029S
Zu manchen Besetzungen
gibt es keine Alternativen.
Die S-Klasse. Exklusiver Fahrservice
des Deutschen Filmpreises 2006.
Besserwessis sehen anders aus. Nicht unbe-
dingt besser, aber glücklicher, cooler, abge-
klärter. Inka Friedrichs Figur der Kathrin
kommt aus Freiburg, lebt im Prenzlberg und
ist angekommen im vereinigten Deutschland
der sozialen Probleme, die schneller aufs Privat-
leben wirken, als Politiker, Psychologen und
manchmal auch Nachbarn wahrhaben wollen.
Sie hat keinen Job, ist allein erziehend und
trinkt mehr als ihr lieb ist. Diese Figur nimmt
Inka Friedrich an, verleiht ihr ihr Gesicht und
lässt sie so leiden und – im Sommer auf dem
Balkon – so viel Freude haben, dass wir ver-
stehen, wie nahe das beieinander liegen kann:
Glück und Unglück.
Biografie
Geboren 1969 in Freiburg | 1984–1988 Schau-
spielstudium an Universität der Künste in
Berlin | 1988–1993 Ensemblemitglied am
Theater Basel | 1993–1998 Ensemblemitglied
am Deutschen Schauspielhaus Hamburg |
2001–2005 Ensemblemitglied am
Deutschen Theater Berlin | zwischendurch
immer wieder Engagements an verschiedenen
deutschsprachigen Bühnen
Filmografie (Auswahl)
2005	SOMMER VORM BALKON
	Regie: Andreas Dresen
2004	 WILLENBROCK
	Regie: Andreas Dresen
2000	KONTAKT
	Regie: Marco Giese
1993	 DAS LETZTE SIEGEL
	Regie: Stephan Dähnert
Inka Friedrich – SOMMER VORM BALKON
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle
Foto:©XVerleih
36 Deutscher Filmpreis 2006
Es ist die Tanzszene in Hans-Christian Schmids
REQUIEM, die man nicht vergisst. Weil sie
schön ist und unglaublich viel über die Figur
erzählt, die sich die Theaterschauspielerin
Sandra Hüller in ihrem Kinodebüt so sehr zu
eigen macht, dass sie dem Publikum Dinge
mitteilt, die sie vielleicht selbst noch gar nicht
über diese Figur wusste. Es sind die Bewe-
gungen, die unbeholfen aussehen, sich selbst
fremd und dann am Ende bei sich selbst ange-
kommen. Sandra Hüller wollte wissen, was das
ist: Katholizismus; sie wollte wissen, was dem
zugrunde liegt: Epilepsie, weil sie es als Schau-
spielerin weitererzählen wollte. Das hat nichts
Akademisches. Das ist authentisch und berüh-
rend. Und das hat auf Anhieb zum Preis für die
beste schauspielerische Leistung der Internati-
onalen Filmfestspiele von Berlin geführt.
Biografie
Geboren 1978 in Suhl | 1996–2000 Studium
an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst
Busch, Berlin | 1999–2001 Theaterhaus Jena
2001–2002 Schauspiel Leipzig | seit 2002
Theater Basel
Filmografie
2006	MADONNEN
	Regie: Maria Speth
2005	REQUIEM
	Regie: Hans-Christian Schmid
Sandra Hüller – REQUIEM
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle
Foto:©XVerleih
37Nominierungen
Wenn Schauspieler oder Schauspielerinnen
in eine FREMDE HAUT schlüpfen, gehen sie
in der Regel ihrem Beruf nach. Das macht
auch Jasmin Tabatabai in dem gleichnamigen
Film. Und doch ist alles anders als im beruf-
lichen Alltag einer Schauspielerin. Jasmin Ta-
batabai schlüpft nicht nur in die Haut einer
anderen Figur, sie schlüpft in die Haut einer
Figur, die ihrerseits in die Haut einer Figur
anderen Geschlechts schlüpft. Das per se hat
zwar nicht selten zur Bewunderung durch
Kritik und das Publikum geführt. Aber hier
ist nochmal alles anders. Jasmin Tabatabai
schlüpft nicht nur in eine andere Haut. Sie
schlüpft gleich in eine andere Psyche. Und sie
macht dadurch aus einem schauspielerischen
Kabinettstück eine aufklärerische Aktion.
Biografie
Geboren 1967 in Teheran | 1978 Emigration der
Familie nach Deutschland | ab 1988 Studium
an der Hochschule für Musik und Schauspiel
in Stuttgart | seit Anfang der neunziger Jahre
zweigleisig tätig als Schauspielerin und
Musikerin
Filmografie (Auswahl)
2006	 FAY GRIM
	Regie: Hal Hartley
2004	 FREMDE HAUT
	Regie: Angelina Maccarone
1998	LATE SHOW
	Regie: Helmut Dietl
1995	 BANDITS
	Regie: Katja von Garnier
1994	 DIE MEDIOCREN
	Regie: Matthias Glasner
Jasmin Tabatabai – FREMDE HAUT
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle
Foto:©MMMFilmZimmermann&CoGmbH
38 Deutscher Filmpreis 2006
Natürlich hätte wirklich jeder gerne eine Nach-
barin wie Nike. Diese Göttin der Unbeküm-
mertheit besiegt offensichtlich jedes Problem –
der anderen. Bei selbst gemachten Schwierig-
keiten hilft weder die gute Laune, noch das
gute Aussehen, noch der gute Spruch, der ihr
gern und leicht von den Lippen geht. Mit der
Bewältigung dieses faszinierenden Konflikts
hat die vielseitige Schauspielerin schon wieder
eine neue Herausforderung für sich gefunden.
Nadja Uhl ist zwar immer wieder zu erken-
nen, aber sie ist niemals in zwei Rollen gleich.
Aber wenn es zwischen ihrer Rolle in Andreas
Dresens SOMMER VORM BALKON und ihrem
bislang größten Erfolg mit Volker Schlöndorffs
STILLE NACH DEM SCHUSS doch eine Ge-
meinsamkeit geben sollte, dann ist es die be-
dingungslose Hingabe, mit der sich die Schau-
spielerin jeder Rolle nähert.
Biografie
Geboren 1972 in Stralsund | Ausbildung an der
Leipziger Hochschule für Musik und Theater
„Felix Mendelssohn-Bartholdy“ | 1994–1999
Potsdamer Hans Otto Theater
Filmografie (Auswahl)
2005	SOMMER VORM BALKON
	Regie: Andreas Dresen
2004/	DIE STURMFLUT (TV)
2005	Regie: Jorgo Papavassiliou
2002	 DIE ZWILLINGE
	Regie: Ben Sombogaart
2000	 WAS TUN, WENN’S BRENNT?
	Regie: Gregor Schnitzler
1999	 DIE STILLE NACH DEM SCHUSS
	Regie: Volker Schlöndorff
Nadja Uhl – SOMMER VORM BALKON
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle
Foto:©XVerleih
39Nominierungen
Man weiß eigentlich gar nicht, wer von
den ungleichen Brüdern in Oskar Roehlers
Houellebeque-AdaptionELEMENTARTEILCHEN
das größere Schicksal erleidet, aber man spürt
die größere Herausforderung an den Schau-
spieler, der die Qualen des Hitzkopfs Bruno
aus der Vergangenheit noch präsent hält
und mit denen der Gegenwart multipliziert.
Moritz Bleibtreu spielt diese Figur als
emotionales Pulverfass, das am Ende jedoch
nicht ex-, sondern wenn überhaupt implodiert,
weil ihr die Begegnung mit Christiane völlig
neue emotionale und gesellschaftliche Dimen-
sionen eröffnet. Und damit noch mehr Stoff für
schauspielerische Überzeugungsarbeit. Die hat
bei der Jury der Internationalen Filmfestspiele
Berlin zu Recht funktioniert.
Biografie
Geboren 1971 in München | erster Auftritt
1979/80 im Kinderfilm ICH HATTE EINEN
TRAUM (R: Rainer Boldt) | nach Auslandsauf-
enthalten in Frankreich, Italien und den USA
erste Engagements am Thalia Theater und am
Deutschen Schauspielhaus in Hamburg |
ab 1987 diverse Fernseh- und Filmrollen,
regelmäßige Arbeit fürs Kino seit 1993
Filmografie (Auswahl)
2005	ELEMENTARTEILCHEN
	Regie: Oskar Roehler
2004	 VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE
	Regie: Helmut Dietl
2000	 DAS EXPERIMENT
	Regie: Oliver Hirschbiegel
1997	LOLA RENNT
	Regie: Tom Tykwer
1996	KNOCKIN’ ON HEAVEN‘S DOOR
	Regie: Thomas Jahn
Moritz Bleibtreu – ELEMENTARTEILCHEN
Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle
Foto:©ConstantinFilmVerleihGmbH
40 Deutscher Filmpreis 2006
Es ist ein schlauer Zug von einem Schauspie-
ler, der in seiner Rolle als Stasi-Offizier in
DAS LEBEN DER ANDEREN hauptsächlich per
Lauschangriff, also mit den Ohren wahrnimmt,
die Augen so einzusetzen, wie Ulrich Mühe das
tut. Innerlich scheinbar regungslos, äußerlich
bis oben hin zugeknöpft, spielt Mühe eine Fi-
gur, die vom feindlichen Beobachter zum Ver-
bündeten wird. Also einen starken charakter-
lichen Wandel, der nicht sichtbar werden darf.
Nur, wenn es wirklich ernst, wenn es wichtig
wird, öffnet der Schauspieler seine Fenster
zur Seele für einen Moment. Einen großen
Kinomoment.
Biografie
Geboren 1953 in Grimma (Sachsen) |
Ausbildung zum Baufacharbeiter | 1975 Beginn
des Studium an der Theaterhochschule Leipzig |
ab 1980 Zusammenarbeit mit Heiner Müller
u.a. an der Volksbühne | außerdem Mitglied des
Ensembles des Deutschen Theaters in Berlin |
Seit 1997 spielt er mit großem Erfolg beim
Publikum die Rolle des Dr. Robert Kolmaar in
der TV-Serie DER LETZTE ZEUGE.
Filmografie (Auswahl)
2005	 DAS LEBEN DER ANDEREN
	Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
1996	 FUNNY GAMES
	Regie: Michael Haneke
1992	SCHTONK!
	Regie: Helmut Dietl
1988	 DAS SPINNENNETZ
	Regie: Bernhard Wicki
1984	 DIE FRAU UND DER FREMDE
	Regie: Rainer Simon
Ulrich Mühe – DAS LEBEN DER ANDEREN
Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle
Foto:©BuenaVistaInternational
41Nominierungen
Es soll dem Kino hier und da schon geholfen
haben, wenn sich ein Filmregisseur neugie-
rig am Theater nach Schauspielern umsieht.
Für den Film NETTO von Robert Thalheim war
das ein Glücksfall, aber kein Zufall. Der Student
der Babelsberger Filmhochschule geht sowieso
gerne ins Theater und hatte Milan Peschel
schon in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-
Platz bewundert und bereits in einem Kurzfilm
besetzt. Für NETTO, eine über weite Strecken
improvisierte Tragikomödie um eine Vater-Sohn-
Beziehung aus der Mitte der Hartz-IV-Gesell-
schaft, zog Peschel alle Register seines Könnens
jenseits jeglicher Theatralik – mit großer Sicher-
heit für die mal anrührende, mal unglaublich
komische Gratwanderung zwischen Höhenflug
und Totalabsturz.
Biografie
Geboren 1968 in Berlin |
Ausbildung zum Theatertischler |
Studium an der Hochschule für Schauspiel-
kunst Ernst Busch in Berlin | ab 1997 Volks-
bühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin |
2001–2006 Thalia Theater Hamburg als Gast
Filmografie (Auswahl)
2005	LEBEN MIT HANNAH
	Regie: Erica von Möller
2004	LENZ
	Regie: Thomas Imbach
2004	NETTO
	Regie: Robert Thalheim
Milan Peschel – NETTO
Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle
Foto:©StardustFilmverleihGmbH
42 Deutscher Filmpreis 2006
Bei Mathilda ist immer alles ein bisschen zu
laut. Ihre Reaktion, wenn sie zufällig angerem-
pelt wird, ihre Musik, wenn sie sich zuhause
auf ihre Art entspannt oder die Art, wie sie ihre
Currywurst an Mann und Frau bringen will.
Mathilda ist der Typ von Frau, die es zum
Beispiel schneller als andere mit der Polizei
zu tun kriegt. Aber sie ist auch der Typ von
Frau, mit der es dann die Polizei zu tun kriegt.
Was im Fall des Polizisten Bronski sogar zu
einem Happy End führen könnte. Aber nur,
weil Meret Becker diese Mathilda spielt.
Sie, die Widerspenstige und ihre Zähmung in
einer Person. Ihre Lautstärke ist die andere
Seite der Medaille ihrer Sensibilität. Sie hat
die Freiheiten, die ihr die offene Entstehungs-
weise dieses Films bot, genutzt – für ihre Figur,
den Film und damit auch für ein hingerissenes
Publikum.
Biografie
Geboren im Rotkreuz Krankenhaus in Bremen |
seit 1986 regelmäßige Arbeit als Schauspiele-
rin, Musikerin, Sängerin und Komponistin
Filmografie (Auswahl)
2005	MUNICH
	Regie: Steven Spielberg
2005	KOMM NÄHER
	Regie: Vanessa Jopp
2004	URLAUB VOM LEBEN
	Regie: Neele Leana Vollmar
1997	COMEDIAN HARMONISTS
	Regie: Joseph Vilsmaier
1991	KLEINE HAIE
	Regie: Sönke Wortmann
Meret Becker – KOMM NäHER
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle
Foto:©MarcoDresen
44 Deutscher Filmpreis 2006
In Oskar Roehlers Adaption des Bestsellers
ELEMENTARTEILCHEN von Michel Houellebeque
gibt es eigentlich keine Figur, die frei ist von
emotionalen Macken, Verhaltensstörungen, see-
lischen und schließlich körperlichen Beschädi-
gungen. Eine der vier Hauptfiguren, Christiane,
aufregend gespielt von Martina Gedeck, hat mög-
licherweise das schwerste Schicksal zu erleiden.
Durch ihre darstellerische Kraft verleiht sie der
Figur mit all ihren Abgründen Würde und Sou-
veränität und verwandelt das tragische Ende
der Christiane in ein Bekenntnis zum Leben.
Biografie
Schauspielstudium am Max-Reinhardt-
Seminar der Hochschule der Künste, Berlin |
seit 1987 Arbeit an verschiedenen deutschspra-
chigen Bühnen (Theater am Turm, Frankfurt,
Deutsches Schauspielhaus, Hamburg,
Schauspielhaus, Basel), aktuell am Deutschen
Theater, Berlin | Film und Fernsehen seit 1986
Filmografie (Auswahl)
2006	THE GOOD SHEPHERD
	Regie: Robert De Niro
2006	SOMMER ´04 AN DER SCHLEI
	Regie: Stefan Krohmer
2005	ELEMENTARTEILCHEN
	Regie: Oskar Roehler
2005	 DAS LEBEN DER ANDEREN
	Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
2002	 BELLA MARTHA
	Regie: Sandra Nettelbeck
Martina Gedeck – ELEMENTARTEILCHEN
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle
Foto:©ConstantinFilmVerleihGmbH
45Nominierungen
Diese Mutter wünscht man seinem schlimmsten
Feind nicht. Stumm, stur und gefühlskalt.
So ließe sich die Rolle, die der Autor
Bernd Lange und der Regisseur Hans-Christian
Schmid für die Mutter des Exorzismus-
Opfers Michaela Klingler in REQUIEM konzi-
piert haben, auf den ersten Blick beschreiben.
Aber Schmid hätte nicht die Schauspielerin
Imogen Kogge für diese Rolle ausgewählt,
wenn ihn nicht auch der zweite Blick interes-
sierte. Kogge, die unter anderem auf den The-
aterbühnen von Berlin, Hamburg und Bochum
Triumphe feierte und feiert und mittlerweile
auch als knorrige TV-Kommissarin einem
größeren Fernsehpublikum bekannt ist, taugt
nicht zum reinen Monster. Ihr Spiel macht auch
die Hilflosigkeit und emotionale Blockade einer
Figur begreifbar, die sich von ihrer eigenen
Schuldhaftigkeit nicht befreien kann.
Biografie
Geboren 1957 in Berlin | Ausbildung an der
Hochschule der Künste Berlin | erstes Engage-
ment am Deutschen Schauspielhaus Hamburg |
1985–1997 Schaubühne am Lehniner Platz |
danach regelmäßige Arbeit auch in Film und
Fernsehen | außerdem Gastprofessoruren am
Mozarteum Salzburg, an der Ernst-Busch-
Schule Berlin und an der Hochschule der Künste
Berlin | seit 2005 Schauspielhaus Bochum
Filmografie
2005	REQUIEM
	Regie: Hans-Christian Schmid
2004	 DIE BLUTHOCHZEIT
	Regie: Dominique Deruddere
2004	 BARFUSS
	Regie: Til Schweiger
1999	ANNA WUNDER
	Regie: Ulla Wagner
1998	NACHTGESTALTEN
	Regie: Andreas Dresen
Imogen Kogge – REQUIEM
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle
Fotos:©XVerleih
46 Deutscher Filmpreis 2006
Es sind nicht selten die Rollen der Verlierer, in
denen ein Schauspieler alles geben kann – und
manchmal noch viel mehr. Und wenn die Rolle
des Verlierers dann auch noch die Rolle des-
sen ist, der auch als Figur alles geben soll und
gibt, darf man getrost von einer Traumrolle
sprechen. Burghart Klaußner findet sie als Va-
ter von Michaela Klingler in Hans-Christian
Schmids REQUIEM. Er spielt die in jeder Ein-
stellung spürbare Liebe zu seiner Tochter an-
rührend als schüchternes Versteckspiel vor
der Mutter. Er spielt seine Verzweiflung über
den Zustand der Tochter und darüber, dass er
nicht weiß, wie er ihn ändern kann, mit stiller
Intensität. Und er spielt sie so glaubhaft, dass
der Zuschauer darüber am Ende selbst zu ver-
zweifeln droht.
Biografie
Geboren 1949 in Berlin | Ausbildung an der
Max-Reinhardt-Schule in Berlin | Theater-
engagements u.a. am Schiller Theater, Schau-
spielhaus Zürich, Hamburger Kammerspiele,
Maxim Gorki Theater Berlin, Schauspielhaus
Bochum | darüber hinaus Deutschlandtournee
als Swing-Sänger | zahlreiche TV-Auftritte,
unter anderem ADELHEID UND IHRE MÖRDER,
TATORT, PETER STROHM, DIE STAATSKANZLEI
Filmografie (Auswahl)
2005	 DER MANN VON DER BOTSCHAFT
	Regie: Dito Tsintsadze
2005	REQUIEM
	Regie: Hans Christian Schmid
2004	 DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI
	Regie: Hans Weingartner
1993	KINDERSPIELE
	Regie: Wolfgang Becker
1983	 DER BEGINN ALLER SCHRECKEN IST
	LIEBE – Regie: Helke Sander
Burghart KlauSSner – REQUIEM
Beste darstellerische Leistung – Männliche Nebenrolle
Foto:©XVerleih
47Nominierungen
Obwohl Andreas Schmidt ein buchstäblicher
Strich in der Landschaft ist, braucht er natür-
lich keinen überdimensionalen Truck, um in
SOMMER VORM BALKON auf sich aufmerksam
zu machen. Seine Präsenz äußert sich anders.
Zum Beispiel wie er einerseits mit verschränkten
Armen auf Nikes Couchgarnitur thront wie der
König vom Kiez und dabei ebenso einnehmend
wieunausstehlichseinkann.Oderwieeranderer-
seits aus der Demütigung, die Nacht auf dem
Balkon statt im Kuschelbett verbracht zu haben,
den Triumph der scheinbaren Bescheidenheit
bastelt. Die Ambivalenz ist sein schauspiele-
risches Kapital. Unberechenbar und liebens-
würdig – das liegt bei ihm so gefährlich wie
sympathisch nahe beieinander.
Biografie
Geboren 1963 in Berlin | privater Schauspielun-
terricht bei Hilla Preuß | Filmseminare bei
Edward Zebrowski/Filip Bajon und bei
Agnieszka Holland/Krzysztof Kieslowski
Filmografie (Auswahl)
2005	SOMMER VORM BALKON
	Regie: Andreas Dresen
2004	IM SCHWITZKASTEN
	Regie: Eoin Moore
2001	PIGS WILL FLY
	Regie: Eoin Moore
1997	PLUS-MINUS NULL
	Regie: Eoin Moore
1988	LINIE 1
	Regie: Reinhard Hauff
Andreas Schmidt – SOMMER VORM BALKON
Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle
Foto:©XVerleih
48 Deutscher Filmpreis 2006
Wenn es den altmodischen Begriff des klas-
sischen Bösewichts im Film nicht schon so lan-
ge gäbe, für Ulrich Tukurs Stasi-Major Anton
Grubitz in DAS LEBEN DER ANDEREN hätte
man ihn erfinden müssen. Tukur, der musi-
kalische Mime mit ausgeprägtem Gespür für
Zwischentöne, scheint es hier sehr bewusst kra-
chen zu lassen. Er spielt eine Figur, die nicht
in erster Linie von Skrupeln geplagt wird. Aber
eine Figur, die nur mit sich selbst identisch sein
kann, wenn sie anderen etwas vormacht – zum
Beispiel, dass sie mächtig ist, rücksichtslos,
karrieresüchtig, überlegen. Wie aufregend sind
in diesem Zusammenhang die Szenen, in denen
Tukur seiner Figur diese Maske für kurze, nach-
haltige Momente abnimmt.
Biografie
Geboren 1957 in Viernheim | Studium der Ger-
manistik, Anglistik und Geschichte in
Tübingen | 1980–1983 Ausbildung an der
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
in Stuttgart | 1983 erstes Bühnenengagement in
Heidelberg
Filmografie (Auswahl)
2005 	DAS LEBEN DER ANDEREN
	Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
2002	DER STELLVERTRETER
	Regie: Constantin Costa-Gavras
2001	TAKING SIDES
	Regie: István Szabó
2000	BONHOEFFER – DIE LETZTE STUNDE
	Regie: Eric Till
1986	STAMMHEIM
	Regie: Reinhard Hauff
1982	 DIE WEISSE ROSE
	Regie: Michael Verhoeven
Ulrich Tukur – DAS LEBEN DER ANDEREN
Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle
Foto:©BuenaVistaInternational
49Nominierungen
QUALITÄT UND KOMPETENZ
Gespräch mit Lutz Carstens, Chefredakteur von
TV SPIELFILM, zum DEUTSCHEN Filmpreis und
über Zustand und Zukunft des deutschen Films.
TV SPIELFILM unterstützt die LOLA schon
seit Jahren. Sie haben die Partnerschaft fort-
gesetzt, als die DEUTSCHE FILMAKADEMIE
die Verantwortung für die Verleihung über-
nommen hat. Hand aufs Herz: Haben Sie mit
dem Erfolg im letzten Jahr gerechnet oder
haben Sie einfach darauf gehofft?
Die deutsche Filmakademie besteht aus
mehr als 700 Filmschaffenden, darunter unzäh-
lige Träger nicht nur des Deutschen Film-
preises, sondern auch Gewinner internationa-
ler Preise, wie Emmy und Oscar, und bürgt somit
in ihrem Urteil für Erfahrung, Kompetenz und ein
unbestechlichesGespürfürQualität.Qualitätund
Kompetenz sind auch für unsere tägliche Arbeit
die bestimmenden Kriterien – insofern sind die
Deutsche Filmakademie und TV SPIELFILM
ideale Partner. Gemeinsam erfassen sie Klasse
und Masse – das kann nur erfolgreich sein.
Der deutsche Film hat im letzten Jahr ge-
zeigt, dass er gerade durch seine inhaltliche
und formale Vielfalt stark sein kann – künst-
lerisch und kommerziell. Glauben Sie, dass
das so bleiben kann und wird?
Wir sind sogar der Meinung, dass es noch bes-
ser werden wird. Wer die Menschen berührt,
der kann sie auch ins Kino locken.
Deutsche Produktionen können international
mithalten – wir haben großartige Darsteller, wir
haben erstklassige Regisseure und wir haben
vor allem mutige Produzenten, die sich trauen,
auch vermeintlich sperrige Themen mitreißend
für die große Leinwand umsetzen zu lassen.
Deutsches Kino macht endlich wieder Spaß.
Die Zuschauer bestätigen es täglich an der Ki-
nokasse. Welche Bedeutung hat der Deutsche
Filmpreis für das deutsche Kinopublikum?
Jahrelang war der Deutsche Filmpreis
zwar wichtig für die Branche, hat sich aber dem
breiten Publikum nicht wirklich erschlossen.
Mit dem LOLA FESTIVAL, das im vergangenen
Jahr zum ersten Mal alle mit einer Nominierung
versehenen Filme in vielen deutschen Städten
einem großen Publikum präsentierte, hat sich
das entscheidend geändert. Nicht nur deshalb
unterstützt TV SPIELFILM das LOLA FESTIVAL
seit seinem Bestehen.
50 Deutscher Filmpreis 2006
TV SPIELFILM
GRATULIERT DEN
GEWINNERN
DES DEUTSCHEN
FILMPREISES 2006 TV SPIELFILM.
Nur das Beste sehen.
In einem Interview zum Start des Films
DAS LEBEN DER ANDEREN hat die Hauptdar-
stellerin Martina Gedeck ihrem Regisseur zwei
auffällige Eigenschaften nachgesagt, die ihm
die Ausübung seines Berufes nicht unbedingt
erschweren: Sturheit und eine Liebe zu den
Schauspielern. Das erklärt nicht alles, macht
aber vieles klar. Der Absolvent der Münchner
Filmhochschule hat lange und konsequent an
seinem ersten abendfüllenden Spielfilm gear-
beitet. Er hat die Geschichte selbst geschrieben
und die Hintergründe akribisch recherchiert.
Er hatte eine klare Vorstellung von der Beset-
zung und vom Look des Films. Und er scheint
für die Umsetzung seiner Vision auch stets die
richtigen Partner gefunden zu haben. Und am
Ende auch das Publikum. Gerade das ist bei
aller Liebe (und Sturheit) nicht selbstverständ-
lich.
Biografie
Geboren 1973 in Köln | Internationales
Abitur 1991 | 1991–1993 Russisch-Studium in
St. Petersburg | 1993–1996 Studium der Philo-
sophie, Politik und Volkswirtschaft in Oxford |
1996 Regie-Praktikum bei Lord Richard
Attenborough | 1997 Beginn des Regie-
Studiums an der Hochschule für Fernsehen
und Film in München
Filmografie
2005	 DAS LEBEN DER ANDEREN
2003	 WHAT THE WITNESS SAW (Kurzfilm)
2002	 DER TEMPLER (Kurzfilm)
2001	 DIE NEUNTE KUNST (Kurzfilm)
1999	 DOBERMANN (Kurzfilm)
Florian Henckel von Donnersmarck – DAS LEBEN DER ANDEREN
Beste Regie
Foto:©A.Mühe
52 Deutscher Filmpreis 2006
Es ist nicht so leicht. Aber es sieht so leicht aus.
Und damit ist die Kunst des Regisseurs Andreas
Dresen noch längst nicht ausreichend be-
schrieben. Aber schon mal hinreichend.
Heldinnen wie wir beschreibt er nach dem
Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase – und
macht sie doch zu Heldinnen der Leinwand.
Vielleicht, weil wir sie nicht erwarten, wo wir
sie finden. Vielleicht, weil sie nicht das tun, was
wir von Heldinnen – egal ob des Alltags oder
des Kinos – erwarten. Vielleicht, weil ganz
nebenbei die alte Ost-West-Rechnung nicht
mehr aufgeht. Vielleicht, weil sie sich an
einem Ort in der Gesellschaft befinden, wo es
nach aller Erfahrung mit dem Leben und dem
Kino eigentlich gar keine Heldinnen geben
darf. Vielleicht, vielleicht. Sicher ist, dass sich
Andreas Dresen sicher ist, was er mit
SOMMER VORM BALKON wem wie erzählen
will – und genau das wie immer mit Herz und
Verstand tut. Vielleicht reicht das ja.
Biografie
Geboren 1963 in Gera | seit 1979 eigene
Amateurfilme | 1986–1991 Regiestudium an
der HFF „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg
(Diplomabschluss) | seit 1996 regelmäßige
Arbeit am Theater (u.a. Staatstheater Cottbus,
Deutsches Theater/Berlin) | seit 1998 Mitglied
der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg |
Gründungsmitglied der Deutschen
Filmakademie 2003
Filmografie (Auswahl)
2005	SOMMER VORM BALKON
2004	 WILLENBROCK
2001	 HALBE TREPPE
1998	NACHTGESTALTEN
1992	STILLES LAND
Andreas Dresen – SOMMER VORM BALKON
Beste Regie
Foto:©XVerleih
53Nominierungen
Zwei Themen hat der Regisseur Hans-Christian
Schmid in den letzten Jahren seine besondere
Aufmerksamkeit gewidmet: der Mechanik reli-
giöser Riten unter besonderer Berücksichtigung
ihrer unmenschlichen Implikationen – und
Geschichten von Menschen auf dem Weg zum
Erwachsen werden, zur erzieherischen Unab-
hängigkeit. In REQUIEM ist das eine Thema der
heftige Anlass, eine außergewöhnliche Variante
des anderen zu erzählen. Denn die Geschich-
te der Michaela Klingler, ihrer Krankheit, des
Wahns ihrer religiösen und familiären Gesell-
schaft und der Hilflosigkeit ihrer neuen Umge-
bung erzählt der genau und behutsam arbeiten-
de Regisseur nicht als Schocker, sondern als
Familiendrama. Da hat keiner eine Fratze und
jeder ein Gesicht. Ein eindringliches Psycho-
gramm und zugleich eine Studie über Sprach-
losigkeit, Gefühlsstarre, Verzweiflung, Liebe
und Verblendung.
Biografie
Geboren 1965 in Altötting | Studium an der
Münchner Hochschule für Fernsehen und Film |
Stipendium der Drehbuchwerkstatt München |
Drehbuchstudium an der University of
Southern California in Los Angeles |
2004 Gründung der Produktionsfirma 23/5
in Berlin
Filmografie (Auswahl)
2005	REQUIEM
2003	LICHTER
2000	CRAZY
1998	 23
1996	NACH FÜNF IM URWALD
Hans-Christian Schmid – REQUIEM
Beste Regie
Foto:©GeraldvonForis
54 Deutscher Filmpreis 2006
Der Kameramann Hagen Bogdanski ist ein Sti-
list. Er kann unverwechselbare Bilder schaffen,
Filmen Gesichter verleihen. Deshalb war er der
richtige Mann für die stilisierten Filme von
Oskar Roehler, für das magische Schwarz-Weiß
in DIE UNBERÜHRBARE und die auffälligen
Farben in ALTER AFFE ANGST.
Hagen Bogdanski ist ein Profi. Wenn ein Film
stilistische Disziplin erfordert, dann leistet
er das auch. Egal, ob es sich um eine OTTO-
Komödie handelt oder um ein Stasi-Drama mit
melodramatischen Implikationen.
DAS LEBEN DER ANDEREN ist ein Film der
klaren, im besten Sinne einfachen Bilder, die
in den großen Rahmen der Erzählung passen
müssen. Dass diese Bilder nicht klein sein dür-
fen, weiß der Kameramann, und arbeitet des-
halb genauso beeindruckend genau wie der Rest
des Teams.
Biografie
Geboren 1965 in Berlin | Fotografenausbildung
(Lette Verein) | 1 Jahr Auslandsaufenthalt in
den USA | 1 Jahr Praktikum im Kameraverleih
in München | Kameraassistenz bei X. Schwar-
zenberger, J. Jürges, G. Roll, D. Watkin u.v.a.
Filmografie (Auswahl)
2005	 DAS LEBEN DER ANDEREN
	Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
2005	ANTIKÖRPER
	Regie: Christian Alvart
2003	 DER ALTE AFFE ANGST
	Regie: Oskar Roehler
2000	 DIE UNBERÜHRBARE
	Regie: Oskar Roehler
Hagen Bogdanski – DAS LEBEN DER ANDEREN
Beste Kamera/Bildgestaltung
55Nominierungen
In Andreas Dresens WILLENBROCK hat man
das Gefühl, dass immer irgendwer irgend-
wem auf den Fersen ist. Der Film handelt von
Unsicherheiten, Veränderungen, Bedrohungen,
ja Nachstellungen im mehrfachen Sinn des
Wortes. Diese Grundstimmung der Erzählung
hat der Kameramann Michael Hammon spür-
bar zur Grundlage seines visuellen Konzeptes
gemacht. Seine Optik bringt den Zuschauer in
eine Situation zwischen Detektiv und Komplizen
und lässt ihn darum niemals aus der Geschichte
heraus. Und wenn wir dann mit Axel Prahl über
die vereiste Brücke rennen, um den Karpfen zu
befreien, geraten wir im Kinosessel so außer
Atem wie der Kameramann am Drehort.
Biografie
Geboren 1955 in Johannesburg (Südafrika) |
1974–1978 Diplom für Malerei und Fotografie
(B.A.F.A), Universität Kapstadt, Südafrika |
1978–1982 Arbeit als freier Fotograf und Art
Director in der Werbung | 1983–1989 freier
Kameramann für BBC, CBS und Visnews
(heute Reuters) | 1985–1991 Ausbildung an der
Deutschen Film- und Fernsehakademie, Berlin |
2001–2003 Gastdozent für Kamera an der Film-
akademie Baden-Württemberg und
Gastprofessor für Kamera an der HFF Potsdam-
Babelsberg | arbeitet als Kameramann und
Regisseur
Filmografie (Auswahl)
2004	 WILLENBROCK
	Regie: Andreas Dresen
2003	 HÖLLENTOUR
	Regie: Pepe Danquart
2001	 HALBE TREPPE
	Regie: Andreas Dresen
1997	NACH SAISON
	Regie: Pepe Danquart und Mirjam Quinte
1991	 DER ERDNUSS MANN
	Regie: Dietmar Klein
Michael Hammon – WILLENBROCK
Beste Kamera/Bildgestaltung
56 Deutscher Filmpreis 2006
Das fällt schon auf: Junge Filmemacher schei-
nen sich mit dem Kameramann Jürgen Jürges
besonders wohl zu fühlen. Das liegt nicht nur
an seiner Erfahrung und Souveränität. Es liegt
auch daran, dass man ihn als Verbündeten
bekommt. Und Verbündete kann man am Set
immer gebrauchen. Florian Gallenberger hat
sich für seinen ersten langen Film eine ebenso
pittoreske wie bedrohliche Kulisse ausgesucht.
SCHATTEN DER ZEIT spielt an einem frem-
den Ort in verschiedenen Zeiten. Das war für
alle Beteiligten eine Herausforderung. Und für
Jürgen Jürges war es die Möglichkeit, seinem
Verbündeten zu zeigen, wie man den Überblick
im doppelten Sinn des Wortes nicht nur behält,
sondern auch noch dem Zuschauer vermittelt.
Obendrein auch noch in schönen Bildern.
Biografie
Geboren 1940 in Hannover | 1959–1961 Besuch
der Fotoschule in Berlin mit dem Abschluss
zum Fotografen | 1962–1963 Volontariat
bei der Firma modern art film in Berlin |
anschließend als freier Kamera-Assistent bis
1967 bei verschiedenen Kameramännern,
u.a. bei Ernst Wild, Wolf Wirth, Franz Rath |
ab 1967 erste eigene Kurzfilme und Mitarbeit
als Operator (u.a. bei Heinz Pehlke) an
Spielfilmen | erste Spielfilme als Kameramann
ab 1970
Filmografie (Auswahl)
2004	 VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE
	Regie: Helmut Dietl
2004	SCHATTEN DER ZEIT
	Regie: Florian Gallenberger
1997	 FUNNY GAMES
	Regie: Michael Haneke
1993	 FAR AWAY SO CLOSE
	Regie: Wim Wenders
1974	ANGST ESSEN SEELE AUF
	Regie: Rainer Werner Fassbinder
Jürgen Jürges – SCHATTEN DER ZEIT
Beste Kamera/Bildgestaltung
Foto:©JörgGrüber
57Nominierungen
Uuuund … Action: TNT Express spielt bei der
Verleihung des Deutschen Filmpreises
wieder eine tragende Rolle. Der führende Anbie-
ter von weltweiten Expressdienstleistungen für
Geschäftskunden ist offizieller Transportpart-
ner der Deutschen Filmakademie und des
von ihr veranstalteten LOLA Festivals.
Wenn sich die Stars des deutschen Kinos auf
den Besuch eines TNT Express-Fahrers freu-
en, kann das viele Gründe haben – ein mit Span-
nung erwartetes Drehbuch, ein unverzichtbares
Maskottchen oder eine vergessene Requisite
sind keine ungewöhnlichen Sendungen für die
netten Kuriere in Weiß und Orange. In diesen
Tagen haben die TNTler eine ganz besondere
Fracht dabei: Der Expressdienstleister beför-
dert sämtliche LOLA-Festivalfilme und stellt
den Gewinnern des Deutschen Filmpreises
ihre LOLA persönlich zu.
Ob LOLAs, Europäischer Filmpreis oder Bären –
beim Thema Film ist TNT Express seit Jahren
bestens im Bild. Denn der Expressdienstleister
arbeitet unter anderem auch eng mit der Euro-
pean Film Academy, der Berlinale sowie zahl-
reichen regionalen Filmfestivals zusammen.
TNT Express transportierte bereits die 59
Filme der Vorauswahl zu den knapp 750 Mit-
gliedern der Deutschen Filmakademie
und hat während des LOLA Festivals den
Kopientransport in die Kinos übernommen.
Bei der Preisverleihung des Deutschen Film-
preises am 12. Mai 2006 nehmen TNT-Mitar-
beiter nach der feierlichen Übergabe die LOLAs
in Empfang und verwahren sie für die Preisträ-
ger. Anschließend befördert der Expressdienst-
leister die wertvolle Fracht zum Graveur und
stellt sie den Gewinnern zu.
„In den Medien wird gerne das Bild vermittelt,
die Stars klemmten sich ihre Awards unter den
Arm und nähmen sie im Handgepäck mit nach
Hause“, sagt Alexander Stukenberg, Projektbe-
auftragter von TNT Express. „In Wirklichkeit
erfordern die wertvollen Statuetten eine Spezial-
verpackung und sorgfältigen Umgang beim
Transport. Dafür – und natürlich für die pünkt-
liche und zuverlässige Zustellung – sind wir bei
TNT nun mal die Spezialisten. Die LOLA ist bei
uns in den besten Händen.“
Die schnellen Chauffeure der feschen LOLAs
58 Deutscher Filmpreis 2006
TNT transportiert als offizieller Sponsor der Deutschen
Filmfestspiele Lola viele preiswürdige Filme. Eine Produktion
braucht vom ersten Skript bis zum letzten Schnitt immer
eine reibungslose Logistik. Mit unserer Leistungsstärke sind
wir ein wichtiger Partner der zeitsensiblen Filmindustrie.
Wöchentlich liefern wir mehr als 3,3 Millionen Pakete, Do-
kumente und Frachtstücke in über 220 Länder.Wenn Action
gefragt ist, steht TNT Express für Sie bereit. Anruf genügt:
TNT EXPRESS GmbH Haberstrasse 2 53842Troisdorf
Zentrale 0 18 05 - 900 900 (0,12 €/Min) www.tnt.de
Im letzten Jahr erhielt Dirk Grau zusammen
mit Martin Hoffmann die LOLA für den Schnitt
des Dokumentarfilms RHYTHM IS IT!. Die Be-
gegnung mit diesem Film und seinem ganz ei-
genen, unkonventionellen Rhythmus brachte
Detlev Buck auf die Idee, Dirk Grau die Montage
seines Films KNALLHART anzuvertrauen. Dass
der Schnitt dabei schließlich nicht auf die ein-
seitige Vorgabe des Titels einging (wie ja auch
der Rest des Films nicht), rechtfertigte dieses
Vertrauen. Der Schnittmeister des Films erkennt
die Momente des Effekts, fühlt die Spannung in
der Zeit, weiß, wann man hinschauen muss, und
wann man mehr sieht, wenn weniger gezeigt
wird – und gibt das an ein Publikum weiter, das
dann am Ende doch weniger geschüttelt wurde
als vielmehr gerührt.
Biografie
Dirk Grau machte sich durch die Montage
von Independent-Kinoproduktionen wie Eoin
Moores PLUS-MINUS NULL oder SEXY SADIE
von Matthias Glasner einen Namen. |
1999 gründete er mit Carmen Baudi die Pro-
duktionsfirma Seaside Pictures und arbeitet
seitdem auch als Autor und Regisseur. | 2006
Berlinale Talent Campus – Experte für The-
menschwerpunkt Editing
Filmografie (Auswahl)
2006	A FULL CIRCLE
	Regie/Buch: Dirk Grau
2005	KNALLHART
	Regie: Detlev Buck
2004	RHYTHM IS IT! (Doku)
	Regie: Thomas Grube,
	Enrique Sanchez Lansch
1998	PLUS-MINUS NULL
	Regie: Eoin Moore
1996	SEXY SADIE
	Regie: Matthias Glasner
Dirk Grau – KNALLHART
Bester Schnitt
60 Deutscher Filmpreis 2006
Es sind nicht unbedingt die Filme mit den
einfachsten Geschichten, überschaubarsten
Drehbüchern und problemlosesten Produktions-
umständen, für deren Schnitt Patricia Rommel
seit einem Viertel Jahrhundert nicht mehr aus
hiesigen Schneideräumen wegzudenken ist.
Die Französin mit dem eigenen Blick für unge-
wöhnliche Geschichten aus der deutschen Ge-
schichte und Wirklichkeit verschafft den Filmen,
die sie mit Geduld und Souveränität montiert,
immer eine Aura von Größe und Intimität, von
Emotionalität und höherer Bedeutung zugleich.
Deshalb war DAS LEBEN DER ANDEREN bei
ihr in den richtigen Händen.
Biografie
Geboren 1956 in Paris | seit 1977 in der Film-
branche tätig | seit 1981 freiberufliche Editorin
in allen Formaten | Lehrtätigkeit an der HFF
München und der ifs Köln
Filmografie (Auswahl)
2005	 DAS LEBEN DER ANDEREN
	Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
2001	NIRGENDWO IN AFRIKA
	Regie: Caroline Link
1996	 DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE
	Regie: Wolfgang Becker
1995	 JENSEITS DER STILLE
	Regie: Caroline Link
1989	 VERFOLGTE WEGE
	Regie: Uwe Janson
Patricia Rommel – DAS LEBEN DER ANDEREN
Bester Schnitt
61Nominierungen
Mit Regisseur Hans-Christian Schmid verbin-
det Hansjörg Weißbrich und Bernd Schlegel
eine langjährige Zusammenarbeit.
Bei CRAZY und 23 war Schlegel Weißbrichs
Assistent, bei LICHTER stand er ihm als
Co-Editor zur Seite. In LICHTER, der nicht
nur durch seine episodische Struktur, sondern
auch seine ungewöhnlich kurze Postproduk-
tionszeit eine große Herausforderung bedeu-
tete, unterstreicht die Montage eindrucksvoll
die Erzählweise von Hans-Christian Schmid:
keine vordergründigen Effekte; Zeit und Raum
für die Figuren schaffen. Das zeichnet auch
die Arbeit von Hansjörg Weißbrich und Bernd
Schlegel an REQUIEM aus.
BERND SCHLEGEL
Geboren 1972 in München |
1992–1999 Schnitt-
assistent | seit 1999
selbstständiger Editor
Filmografie (Auswahl)
2005	 DRESDEN (TV)
	Regie: Roland Suso Richter
2005	REQUIEM
	Regie: Hans-Christian Schmid
2003	AUS DER TIEFE DES RAUMES
	Regie: Gil Memert
2000	 DIE SCHEINHEILIGEN
	Regie: Thomas Kronthaler
1999	SCHMETTERLINGE DER NACHT
	Regie: Andreas Lechner
HANSJÖRG WEISSBRICH
Geboren 1967 in Siegen |
Studium Musik, Franzö-
sisch; Theater-, Film- und
Fernsehwissenschaften |
Schnittassistenz | seit
1995 frei als Editor
Filmografie (Auswahl)
2005	 DIE WILDEN HÜHNER
	Regie: Vivian Naefe
2005	REQUIEM
	Regie: Hans-Christian Schmid
2004	NVA
	Regie: Leander Haußmann
2003	SCHATTEN DER ZEIT
	Regie: Florian Gallenberger
1995	NACH FÜNF IM URWALD
	Regie: Hans-Christian Schmid
Bernd Schlegel, Hansjörg WeiSSbrich – REQUIEM
Bester Schnitt
Foto:©MarcoNagel
62 Deutscher Filmpreis 2006
In den Filmen von Wim Wenders beschreiben
die äußeren Räume nicht selten das Innenle-
ben ihrer Protagonisten, während wir Innen
nur den Äußerlichkeiten ihrer Existenz begeg-
nen. In DON´T COME KNOCKING fühlt sich
Sam Shepards Figur beengt am Set eines Wes-
terns unter freiem Himmel und empfindet die
Weite des Landes in diesem Moment als Ein-
schränkung, die ihn zum Handeln zwingt. Und
wenn er später in seinem schummrigen alten
Stammlokal sitzt, in dem die Bilder an den Wän-
den an seine Vergangenheit erinnern, scheinen
sie nichts mehr mit ihm zu tun zu haben. Die
Figur seines Sohnes muss sogar die komplette
Inneneinrichtung seiner Absteige auf die Straße
werfen, um zu sich zu kommen. Der amerika-
nische Szenenbildner Nathan Amondson darf in
diesem Sinne nichts dem Zufall überlassen. Er
war sich bewusst: Gerade bei einem Bilderre-
gisseur wie Wim Wenders ist auch der Szenen-
bildner ein Bildgestalter. Unübersehbar.
Biografie
Nach der Übersiedlung nach Los Angeles Ar-
beit als Storyboarder für THE KISS (R: Anthony
Russo) und ELLA ENCHANTED (R: Tommy
O´Haver) | seit 2004 Arbeit als Production
Designer
Filmografie (Auswahl)
2006	CHLORINE
	Regie: Jay Alaimo
2005	 DON´T COME KNOCKING
	Regie: Wim Wenders
2005	LA BELLE DAME SANS MERCI
	Regie: Hidetoshi Oneda
2004	LAND OF PLENTY
	Regie: Wim Wenders
Nathan Amondson – DON’T COME KNOCKING
Bestes Szenenbild
63Nominierungen
Ein Blick auf die Filmografie der Szenenbild-
nerin Silke Buhr macht klar: Es geht ihr um
die Atmosphären der Orte, ihre Größe, aber
auch um Wahrhaftigkeit. SCHERBENTANZ,
VERGISS AMERIKA, REQUIEM FÜR EINE
ROMANTISCHE FRAU und zuletzt DAS LEBEN
DER ANDEREN. So unterschiedlich die Filme
und die Regisseure auch sein mögen, überall
erkennt man die Handschrift der Szenenbildne-
rin. Klare Formen und Räume, die uns erahnen
lassen, wie es in den Seelen ihrer Bewohner aus-
sieht. So genügt ein Blick in die Plattenbauwoh-
nung des Hauptmann Gerd Wiesler, um uns die
Leere, aber auch das Potenzial seiner Existenz
spüren zu lassen. Jedes einzelne Bild enthält
den gesamten Film.
Biografie
Geboren 1966 | 1984–1987 Tischlerausbildung
Bad Oeynhausen | 1988–1994 Diplom-Ing. (FH)
Studiengang Innenarchitektur Fachhochschule
Lippe/Detmold | 1994–1996 Film- und Fernseh-
Szenografie (Filmarchitektin), Hochschule für
Fernsehen und Film München
Filmografie (Auswahl)
2005	 DAS LEBEN DER ANDEREN
	Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
2000	 JETZT ODER NIE – ZEIT IST GELD
	Regie: Lars Büchel
1999	 VERGISS AMERIKA
	Regie: Vanessa Jopp
1998	 DIE HÄUPTER MEINER LIEBEN
	Regie: H.G. Bücking
1996	 DER CASCADEUR
	Regie: Hardy Martins
Silke Buhr – DAS LEBEN DER ANDEREN
Bestes Szenenbild
64 Deutscher Filmpreis 2006
Für einen Film etwas zu bauen, an das sich
die meisten kaum noch erinnern oder kaum
noch erinnern wollen, ist für einen Szenen-
bildner eine ganz besondere Herausforderung.
Die siebziger Jahre waren hässlich und schrill.
In den Gegenden, wo Hans-Christian Schmids
REQUIEM spielt, waren sie nicht einmal mehr
schrill. Aber für die Figuren eines Films hat
die Außenwelt ihre subjektive Schönheit oder
Hässlichkeit oder Bedrohlichkeit. Der Szenen-
bildner Christian M. Goldbeck weiß sehr genau,
dass Außenwelten im Film oft eher die Reflek-
tion einer Innenwelt sind als ihre eigene. Des-
halb steht ein Szenenbild für einen Film, der
nicht im Hier und Jetzt oder in einer komplett
fiktiven Welt spielt, immer auch für die der Ge-
schichte entsprechende Vorstellung einer Wirk-
lichkeit. Goldbeck richtet sich nicht einfach in
einer Zeit für den Film ein. Er richtet den Film
ein, für eine Zeit, die durch den Film – ganz ne-
benbei – erfahrbar wird.
Biografie
Geboren 1974 in Berlin | Studium an der Hoch-
schule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“,
Potsdam | Studium an der University of East-
London, School of Architecture |
Szenenbildner seit 1999
Filmografie (Auswahl)
2005	REQUIEM
	Regie: Hans-Christian Schmid
2005	ANTIKÖRPER
	Regie: Christian Alvart
2004	ALLES AUF ZUCKER
	Regie: Dani Levy
2003	 DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI
	Regie: Hans Weingartner
2002	LICHTER
	Regie: Hans-Christian Schmid
Christian M. Goldbeck – REQUIEM
Bestes Szenenbild
65Nominierungen
Berlin hat sich in den vergangenen Jahren zu
einem der beliebtesten Drehorte für den deut-
schen Film entwickelt. Auch immer mehr Pro-
duktionsfirmen lassen sich nieder in der Stadt,
die immer am Puls der Zeit ist. Manchmal
scheint es fast so, als lägen die Geschichten für
spannende und unterhaltsame Filme in Berlin
auf der Straße.
So verwundert es auch nicht, dass vier der
sechs für den DEUTSCHEN FILMPREIS 2006
in der Kategorie “Bester Spielfilm” nominierten
Filme in Berlin spielen und gedreht wurden:
Vanessa Jopps experimentierfreudiger Groß-
stadtreigen KOMM NÄHER, Detlev Bucks er-
schreckendrealitätsnaheTragödieKNALLHART,
Florian Henckel von Donnersmarcks packen-
des Stasi-Drama DAS LEBEN DER ANDEREN
und Andreas Dresens herzerwärmende Komödie
SOMMER VORM BALKON.
Den Medienstandort der Großstadtregion Berlin
zu fördern und noch erfolgreicher zu machen,
ist das Hauptanliegen der Medienboard Berlin-
Brandenburg. Insgesamt 39 Nominierungen zum
DEUTSCHEN FILMPREIS 2006 entfielen auf Pro-
duktionen, die von der Medienboard gefördert
wurden.DieMedienboard-Geschäftsführerinnen
Petra Müller und Kirsten Niehuus freuen sich
über den großartigen Erfolg für die Berlin-
Brandenburger Filmschaffenden. „Wir gratu-
lieren allen LOLA-Nominierten herzlich. Damit
zeigt sich nach drei silbernen Bären, einem
Golden Globe und zwei Oscar-Nominierungen
wieder einmal, wie viel Kompetenz, Können und
Kreativität in der Hauptstadtregion stecken.”
Es war ein Spitzenjahr für den deutschen Film
und man kann sich auf eine spannende Preis-
verleihung und ein rauschendes gemeinsames
Fest freuen!
DER standort berlin-brandenburg
66 Deutscher Filmpreis 2006
Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH • August-Bebel-Str. 26 – 53 • 14482 Potsdam-Babelsberg • Tel./Fax: +49 – (0)331 – 743 87 – 0/– 99 info@medienboard.de • www.medienboard.de
Deutscher Filmpreis 2006
Wir gratulieren allen Nominierten!
Medienboard-Förderungen:
1 DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN Nominierung: Bester Kinder- und Jugendfilm. 2 PARADISE NOW Nominieerung: Bester Spielfilm, Bestes Drehbuch: Hany Abu
Assad, Bero Beyer. 3 KNALLHART Nominierungen: Bester Spielfilm, Bester Schnitt: Dirk Grau, Beste Filmmusik: Bert Wrede. 4 FREMDE HAUT Nominierung: Beste dar-
stellerische Leistung – weibliche Hauptrolle: Jasmin Tabatabai. 5 SOMMER VORM BALKON Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste darstellerische Leistung – weibliche
Hauptrolle: Inka Friedrich, Nadja Uhl, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle: Andreas Schmidt, Beste Regie: Andreas Dresen, Bestes Drehbuch: Wolfgang
Kohlhaase. 6 REQUIEM Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle: Sandra Hüller, Beste darstellerische Leistung – weibliche
Nebenrolle: Imogen Kogge, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle: Burghart Klaußner, Beste Regie: Hans-Christian Schmid, Bester Schnitt: Bernd Schlegel,
Hansjörg Weißbrich, Bestes Szenenbild: Christian M. Goldbeck, Bestes Kostümbild: Bettina Marx, Beste Tongestaltung: Lars Ginzel, Dirk Jacob, Marc Parisotto, Martin Steyer,
Bestes Drehbuch: Bernd Lange. 7 DAS LEBEN DER ANDEREN Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle: Ulrich Mühe,
Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle: Ulrich Tukur, Beste Regie: Florian Henckel von Donnersmarck, Beste Kamera/Bildgestaltung: Hagen Bogdanski,
Bester Schnitt: Patricia Rommel, Bestes Szenenbild: Silke Buhr, Bestes Kostümbild: Gabriele Binder, Beste Filmmusik: Gabriel Yared, Stéphane Noucha, Beste Tongestaltung:
Hubertus Rath, Christoph von Schönburg, Arno Wilms, Bestes Drebuch: Florian Henckel von Donnersmarck. 8 WILLENBROCK Nominierung: Beste Kamera/Bildgestaltung:
Michael Hammon. 9 ELEMENTARTEILCHEN Nominierungen: Beste männliche Hauptrolle: Moritz Bleibtreu, Beste weibliche Nebenrolle: Martina Gedeck. 10 DON’T COME
KNOCKING Nominierungen: Bestes Szenenbild: Nathan Amondson, Beste Filmmusik: T Bone Burnett.
	 1	 2	 3	 4	 5	 6	 7	 8	 9	 10
Programme 2006
Programme 2006
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Programme 2006

  • 1.
  • 2.
  • 3. Herzlich Willkommen zum Deutschen Filmpreis 2006 im palais am funkturm 12. MAI 2006
  • 4. des Kulturstaatsministers Bernd Neumann, MdB, zum Deutschen Filmpreis 2006 Der höchst dotierte Kulturpreis der Bundesre- publik Deutschland,der Deutsche Filmpreis, wird mit der diesjährigen Veranstaltung zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit der Deutschen Filmakademie ausgerichtet. Es war in diesem Jahr für die Mitglieder der Vor- auswahljurys und für die Akademiemitglieder sicher nicht leicht, die Entscheidungen über die Nominierungen und die Preisträger zu tref- fen. Denn der deutsche Film ist auf Erfolgskurs, die Vielfalt ist umfangreicher denn je und wird nicht zuletzt durch die Erfolge der deutschen Filmproduktionen bei der Berlinale und bei den Nominierungen für den Oscar dokumentiert. Anlässlich der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2006 wird dies noch einmal be- sonders deutlich werden, wenn wir die Höhe- punkte des Filmjahres Revue passieren lassen werden. Film ist nicht nur Kultur-, sondern zugleich erfolgreiches Wirtschaftsgut. Deshalb war es wichtig, dass ich die Bundeskanzlerin im Rahmen der diesjährigen Berlinale dafür ge- winnen konnte, dem höchst erfolgreichen Euro- pean Film Market einen ausführlichen Besuch abzustatten. Die Bundesregierung will für die Filmwirtschaft günstigere Rahmenbedingungen schaffen, damit sie noch wettbewerbsfähiger wird. Dies in möglichst enger Abstimmung mit der Filmbranche. Filme sollen Herz und Verstand ansprechen; sie können faszinieren, uns ganz in ihren Bann schlagen. Das ist die eindrucksvollste Form des Erzählens. Möglichst vielen Menschen soll der Zugang zu diesem wunderbaren Gesamtkunst- werk Film eröffnet und das öffentliche Bewusst- sein für die hohe kulturelle Bedeutung dieses Mediums gefördert werden. Mein Dank gilt dem gesamten Team der Deutschen Filmakademie, dem es gemein- sam mit Senta Berger und Günter Rohrbach ge- lungen ist, dem Deutschen Filmpreis einen neuen, spannenden Rahmen zu geben. Allen Gästen, Nominierten und Preisträgern des Deutschen Filmpreises 2006 wünsche ich anregende Gespräche und ein rauschendes Fest. Bernd Neumann, MdB Staatsminister für Kultur und Medien GruSSwort Foto:©Seekamp,Bremen 2 Deutscher Filmpreis 2006
  • 5. der akademie-präsidenten senta berger und günter rohrbach GruSSwort Wie geht es uns? Wie geht es dem deutschen Film? Offensichtlich gut, glaubt man der ver- öffentlichten Meinung. Und diesmal glauben wir ihr gern, wir, die sonst so Geprügelten und Geschmähten. In der Tat gibt es wohltuende Signale, national und international. Herausra- gend die Dominanz deutscher Filme beim Berli- ner Festival, auffallend die Häufigkeit der Oscar- Nominierungen und inzwischen geradezu Stan- dard die Auszeichnungen beim Europäischen Filmpreis. Selbst der Marktanteil stimmt, fast 25 Prozent im ersten Quartal, und Bully Herbig kommt doch erst im Sommer. Was hat sich geändert? Zweifellos gibt es eine neue Ernsthaftigkeit, Mut zu harten Themen. Nicht in allen Fällen hat das Publikum das honoriert, aber doch häufiger, als viele das be- fürchtet haben. Vielleicht hätten manche die- ser Filme besser abgeschnitten, hätten sie sich nicht, wie gelegentlich kritisiert, gegenseitig im Weg gestanden. Schuld daran, so war zu lesen, sei der Deutsche Filmpreis. Den Schuh ziehen wir uns gerne an. Wenn Pro- duzenten ihre Filme neuerdings so einplanen, dass sie sich für den Filmpreis qualifizieren, heißt das, er wird ernst genommen. Endlich. In Zukunft kann man das besser machen. Wir lernen ja noch. So haben wir die Verleihung deutlich vorgezogen, damit die ausgezeichneten Filme die Chance haben, davon auch zu profi- tieren. Nach Bekanntgabe der Nominierungen ist eine andere Kritik endgültig verstummt. Die Mit- glieder sind weit davon entfernt, wie befürch- tet, dem Mainstream zu huldigen. Im Gegenteil. Jetzt mahnt man uns besorgt, ein bisschen far- biger möchte es schon sein. Aber, wie gesagt, wir lernen noch. Der Deutsche Filmpreis hat einen neuen Pa- ten bekommen. Nach Christina Weiss wird jetzt Bernd Neumann die Preise vergeben. Er hat sich mit Vehemenz eingeführt und den Film ganz oben auf seine Agenda gesetzt. Wir haben viele Grün- de, ihm dabei Glück und Erfolg zu wünschen. Senta Berger Günter Rohrbach Präsidentin Präsident Foto:©MathiasBothor 3
  • 6. über DIE DEUTSCHE FILMAKADEMIE Am 8. September 2003 wurde die DEUTSCHE FILMAKADEMIE gegründet. Nahezu hundert Vertreter des deutschen Films trafen sich in Berlin, um eine Selbstverständlichkeit endlich Wirklichkeit werden zu lassen: den Zusammen- schluss der Kreativen des Kinos. Bis zum Frühjahr 2006 hat sich die Mitglieder- zahl der Akademie versiebenfacht, und man kommt den Zielen einer solchen, in anderen Ländern längst üblichen Einrichtung immer näher. Es geht um Kommunikation untereinander und nach Außen, Informationsaustausch und In- teressenvertretung, sowie künstlerische und persönliche Begegnungen miteinander und mit einem Publikum, das den deutschen Film wie- der zu beachten und zu schätzen weiß – also auch um den Ausdruck eines neuen Selbstbe- wusstseins. Die Akademie wird durch einen elfköpfigen Vor- stand und die Präsidentin Senta Berger sowie den Präsidenten Günter Rohrbach repräsentiert und geleitet. Der Vorstand (Vorsitz: Produzent Stefan Arndt) entscheidet über Aktivitäten und Projekte, mit denen sich die Akademie beschäf- tigt – sowohl intern als auch in der Öffent- lichkeit. Die Koordination findet im Berliner Büro des eingetragenen Vereins statt, dessen Geschäfte von Christiane Teichgräber geführt werden. Zu den Projekten und Aktivitäten gehören neben einer sehr informativen Website (www.deut- sche-filmakademie.de) mit einem internen Mit- gliederforum und einem Newsletter vor allem auch filmpolitische und -pädagogische Akti- onen und Programme. So gibt es seit April 2004 die monatlich stattfindenden „Begegnungen im Kino“, bei denen sich Akademie-Mitglieder mit- einander und mit dem Publikum anhand von filmischen Beispielen über ihre Arbeit und die ihrer Kollegen verständigen. Außerdem enga- giert sich die DEUTSCHE FILMAKADEMIE im Bereich Kino und Schule, kümmert sich unter anderem in einer aktiven Kooperation mit dem Wettbewerb First Steps Award um den Nach- wuchs und fühlt sich für das filmkünstlerische Erbe verantwortlich. Seit 2005 entscheidet die DEUTSCHE FILM- AKADEMIE auch über die Vergabe des vom Bund gestifteten Deutschen Filmpreises (LOLA). Ein wichtiger Schritt in die Öffentlichkeit ist dabei das LOLA Festival, bei dem zwischen dem 27. April und dem 10. Mai 2006 in 20 Städ- ten alle mit einer Nominierung ausgezeichneten Filme dem interessierten Kinopublikum auf der großen Leinwand präsentiert wurden, sehr häu- fig in Anwesenheit der Filmemacher Die DEUTSCHE FILMAKADEMIE ist ein gemein- nütziger Verein, finanziert durch Mitgliedsbei- träge, Spenden und Sponsorengelder. Wichtige Firmen aus der deutschen Filmwirtschaft un- terstützen die Akademie als Fördermitglieder. Und jeder Freund des deutschen Films hat auch die Möglichkeit, ein Freund der DEUTSCHEN FILMAKADEMIE zu werden. 4 Deutscher Filmpreis 2006
  • 7. Und der Gewinner ist: Das Publikum. XYNIASWETZEL.DE Das Erste freut sich über ein tolles und anspruchsvolles Filmjahr, wünscht Ihnen einen spannenden Abend und gratuliert allen Preisträgern ganz herzlich!
  • 8. Die Entscheidung über die Vergabe des Deutschen Filmpreises wird nach der Satzung der Deutschen Filmakademie in einem dreistufigen Verfahren herbeigeführt. In der ersten Phase suchen die von der Mitglieder- versammlung gewählten Vorauswahljurys bis zu 50 Filme aus, aus denen dann in der zwei- ten Phase durch die Mitglieder der einzelnen Sektionen der Akademie die Nominierungen für diese Sektionen ermittelt werden. In der dritten Phase stimmen alle Mitglieder der Deutschen Filmakademie in geheimer Wahl über die endgültigen Preisträger ab. Die Vorauswahljurys repräsentieren die einzel- nen Sektionen der Akademie und wählen jeweils für diese Sektionen aus. Die Vorauswahljurys für die Preise „Bester Spielfilm“, „Bester Kinder- und Jugendfilm“ und „Bester Dokumentarfilm“ sind Sektionen übergreifend besetzt – und um jeweils zwei Mitglieder aus dem Kulturaus- schuss des Deutschen Bundestages ergänzt. Die Besetzungen der Jurys für den Deutschen Filmpreis 2006 im Einzelnen: Vorauswahljurys Deutscher Filmpreis 2006 Spielfilm/Kinder- und Jugendfilm Jo Baier Regie Monika Griefahn Kulturausschuss Lars Becker Regie Barbara Baum Szenenbild/Kostüm- bild/Maske Helga Borsche Schnitt Joachim von Vietinghoff Produktion Ulrich Matthes Schauspiel Herbert Knaup Schauspiel Enjott Schneider Musik Annette Pisacane Produktion Dorothee Mantel Kulturausschuss Detlef Michel Drehbuch Klaus Eichhammer* Kamera Dokumentarfilm Uwe Schrader Regie Michael Ballhaus Kamera Johann-Henrich Kulturausschuss Krummacher Barbara Hennings Schnitt Jakob Claussen Produktion Axel Engstfeld Dokumentarfilm Angelika Krüger-Leißner* Kulturausschuss *nicht im Foto 6 Deutscher Filmpreis 2006
  • 9. Schauspiel Christian Berkel Andrea Sawatzki Winfried Glatzeder Nina Hoger Gerd Baltus Drehbuch Kathrin Richter Eberhard Görner Henriette Piper Mario Giordano Oliver Schütte Szenenbild/ Kostümbild Ingrid Zoré Lucie Bates Andreas Janczyk Monika Bauert Toni Lüdi Musik/Schnitt/ Tongestaltung Friedrich M. Dosch Claudia Fröhlich Ulrich Reuter Heidi Handorf Maximilian Geller Johannes Warns Kamera/ Bildgestaltung Wolfgang Treu Jacques Steyn Andreas Köfer Martin Kukula Konstantin Kröning Regie Reinhard Münster Ralf Huettner Jeanine Meerapfel Hans-Christoph Blumenberg Hark Bohm Jury Ehrenpreis Heinz Badewitz Regine Baschny Jakob Claussen Ulrich Felsberg Molly von Fürstenberg Fred Kogel Marco Kreuzpaintner Joachim Król Sigrid Narjes Günter Rohrbach 7
  • 10. Die Nominierungen zum Deutschen filmpreis 2006 Bester Spielfilm KNALLHART Claus Boje – Boje Buck Produktion KOMM NÄHER Oliver Simon – K5 Film DAS LEBEN DER Quirin Berg, Max ANDEREN Wiedemann – Wiedemann & Berg Filmproduktion PARADISE NOW Gerhard Meixner, Roman Paul – Razor Film Produktion REQUIEM Hans-Christian Schmid – 23/5 Filmproduktion SOMMER VORM Peter Rommel – BALKON Rommel Film, Stefan Arndt – X Filme Creative Pool Bester Dokumentarfilm DIE GROSSE Philip Gröning, Elda STILLE Guidinetti, Andres Pfäffli, Michael Weber – Philip Gröning Filmproduktion LOST CHILDREN Oliver Stoltz – Dreamer Joint Venture Bester Kinder- und Jugendfilm DIE HÖHLE DES Stephan Schesch – GELBEN HUNDES Schesch Film DER SCHATZ DER Tom Spieß, WEISSEN FALKEN Sönke Wortmann – Little Shark Entertainment Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle Inka Friedrich SOMMER VORM BALKON Sandra Hüller REQUIEM Jasmin Tabatabai FREMDE HAUT Nadja Uhl SOMMER VORM BALKON Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle Moritz Bleibtreu ELEMENTARTEILCHEN Ulrich Mühe DAS LEBEN DER ANDEREN Milan Peschel NETTO Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle Meret Becker KOMM NÄHER Martina Gedeck ELEMENTARTEILCHEN Imogen Kogge REQUIEM Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle Burghart Klaußner REQUIEM Andreas Schmidt SOMMER VORM BALKON Ulrich Tukur DAS LEBEN DER ANDEREN Beste Regie Florian Henckel von DAS LEBEN DER Donnersmarck ANDEREN Andreas Dresen SOMMER VORM BALKON Hans-Christian REQUIEM Schmid 8 Deutscher Filmpreis 2006
  • 11. Beste Kamera/Bildgestaltung Hagen Bogdanski DAS LEBEN DER ANDEREN Michael Hammon WILLENBROCK Jürgen Jürges SCHATTEN DER ZEIT Bester Schnitt Dirk Grau KNALLHART Patricia Rommel DAS LEBEN DER ANDEREN Bernd Schlegel, REQUIEM Hansjörg Weißbrich Bestes Szenenbild Nathan Amondson DON’T COME KNOCKING Silke Buhr DAS LEBEN DER ANDEREN Christian M. REQUIEM Goldbeck Bestes Kostümbild Gabriele Binder DAS LEBEN DER ANDEREN Lisy Christl SCHATTEN DER ZEIT Bettina Marx REQUIEM Beste Filmmusik T-Bone Burnett DON’T COME KNOCKING Bert Wrede KNALLHART Stéphane Moucha, DAS LEBEN DER Gabriel Yared ANDEREN Beste Tongestaltung Christian Bischoff, WHOLETRAIN Jörg Elsner, Marc Parisotto Stefan Busch, BARFUSS Michael Kranz Lars Ginzel, REQUIEM Dirk Jacob, Marc Parisotto, Martin Steyer Hubertus Rath, DAS LEBEN DER Christoph von ANDEREN Schönburg, Arno Wilms Bestes Drehbuch Hany Abu Assad, PARADISE NOW Bero Beyer Florian Henckel von DAS LEBEN DER Donnersmarck ANDEREN Wolfgang Kohlhaase SOMMER VORM BALKON Bernd Lange REQUIEM 9
  • 12. Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises ERNA BAUMBAUER – künstlerManagement Foto:©JanNiklas „Sie können alles wegschneiden...“ Ein Annäherungsversuch an Erna Baumbau- er mittels eines Gesprächs mit Otto Sander Einmal im Jahr ist alles umgekehrt. Einmal im Jahr möchte Erna Baumbauer, dass IHRE Kli- enten (sie spricht das Posessivpronomen immer wie in Großbuchstaben aus) etwas für sie tun: An ihrem Geburtstag möchte sie wenigstens an- gerufen werden. Am besten aber, man kommt persönlich vorbei. Es gibt immer ein Fest. Die meisten rufen an und kommen vorbei. Anru- fen kann man nämlich schon um Mitternacht. Pünktlich um Mitternacht. Vorher geht sie nicht ran. Maximilian Schell, ihr Dienstältester, ist meistens der erste, weil er es bereits ab zehn vor zwölf klingeln lässt. Ausgerechnet an ihrem achtzigsten Geburtstag, den die mittlerweile Siebenundachtzigjährige in Spanien gefeiert hat, konnte Schell nicht kom- men. Als dann das Essen serviert wurde, war er irgendwie doch da. Er hatte für eine kulinarische Überraschung gesorgt mit großer sentimentaler Bedeutung. Plötzlich stand auf dem Tisch, was Erna Baumbauer nach dem Krieg ihren ersten Klienten wie Schell, O.W. Fischer oder Gustav Fröhlich servierte, bevor sie begann, sich um Engagements zu kümmern – eine Erbsensup- pe. Den Siebenundachtzigsten hat sie wieder in Bayern gefeiert. Es muss wie beim Kinder- geburtstag gewesen sein. Weil Erna Baumbauer Geburtstagsständchen so gerne hört, bekam sie alle zehn Minuten eines, bis in die tiefe Nacht. 10 Deutscher Filmpreis 2006
  • 13. Natürlich erzählt man Anekdoten, wenn man über eine Frau spricht, die seit nunmehr genau sechzig Jahren das betreibt, was sie immer noch und gerade in Zeiten der Agenturenschwemme Künstlermanagement nennt. Anekdoten sind nicht nur kurzweilig, sondern auch aufschluss- reich. Aber wenn es um Erna Baumbauer geht, will Otto Sander nicht nur komisch sein. Er wird sehr nachdenklich, ruhig. Er überlegt, was er zuerst erzählen soll. Legt schon die Gedanken auf die Goldwaage, bevor sie überhaupt zu Wor- ten werden. Er ringt um die richtigen Begriffe. Und bevor überhaupt einer ausgesprochen worden ist, hat man schon verstanden und zu spüren bekommen, welches Gefühl die Künst- ler ihrer Managerin Erna Baumbauer in erster Linie entgegenbringen: Respekt. Dann geht es um ihre Klugheit, ihre Zuverlässigkeit. Dann geht es darum, dass sie immer noch den Über- blick hat und die richtigen Verbindungen. Dass Produzenten nicht nur mit ihr reden, um mit ihr zu verhandeln, sondern, weil sie ihr gerne zuhören und ihren Rat schätzen. Darum, dass ihre Künstler wissen, sie sprechen mit ihr nur über Dinge, von denen sie etwas versteht. Sie liest alle Drehbücher und schützt ihre Klienten vor den falschen Stoffen. Nicht selten macht sie Vorschläge für Umbesetzungen – gerne in- nerhalb ihrer eigenen Klientel. Da ist sie dann Managerin und Casterin in Personalunion. Otto Sander grübelt wieder. Und dann er- zählt er von ihrer kleinen Stadtwohnung in München, die auch ihr Büro ist. Und von den wenigen Aktenordnern, in denen alles steht, was wichtig ist - die Verträge, die Sperrtermine, die Kontakte. Und davon, dass sie ihm auch mal die Ohren lang zieht. Zum Beispiel, wenn er zu lange nichts gemacht hat oder, schlimmer noch, später als vereinbart zurückruft. Und nun geht es schon lange nicht mehr nur um Respekt. Nun geht es um Dankbarkeit und Liebe. Aber irgend- wann muss es in diesem Metier ja auch mal ums Geld gehen. Da hilft dann wieder die Anekdote. Als Erna Baumbauer unlängst unters Messer musste, weil sie sich etwas gebrochen hatte, be- schwor sie die Ärzte: „Sie können mir alles weg- schneiden, nur nicht mein Gefühl für die zehn Prozent!“ Das wissen IHRE Klienten natürlich auch an ihr zu schätzen. 11
  • 14. Only bad news make good stories Alle Mitglieder der Deutschen Filmakade- mie sehen alle Filme, die für den Deutschen Filmpreis vorausgewählt wurden. Das Ergeb- nis dieser Sichtungen ist die Ermittlung der Preisträger. Der Sinn dieser Sichtungen könnte allerdings noch ein ganz anderer sein. Zum Beispiel die Entstehung einer neuen deutschen Filmkultur. Ein Erfahrungsbericht von HARK BOHM Ich war Mitglied in der Vorauswahljury Re- gie. Ich saß zuvor schon in Kommissionen und Jurys. Aus den Sitzungen solcher Jurys lassen sich interessante Geschichten erzählen. Die Mit- glieder geben sich höflich und neutral. Aber man weiß oder entdeckt, dass sie eigene oder fremde Interessen vertreten. Aus den sich belauernden und kämpfenden Egoismen wachsen wunder- bare Konflikte. Sie werden noch ergiebiger, wenn sie jedem bekannt sind, aber nicht ausge- sprochen werden. Wenn jeder wie ein Guerilla nur aus der Deckung heraus kämpft. Ich sage: wunderbar und ergiebig, weil wir als Filme- macher wissen, nur Konflikte machen Ge- schichten. Und je subtiler die Konflikte ausge- tragen werden, umso subtiler die Geschichten. In den Sitzungen unserer Jury habe ich, Gott sei dank, kein Material für gute Geschichten gefunden. Denn unsere Jury-Arbeit entwickelte sich zu einer der intensivsten, ehrlichsten und wunderbarsten Diskussionen, die ich je mit Kol- leginnen und Kollegen über Filme geführt habe. Wir haben gestritten, geflucht, geschmollt. Aber wir haben in meiner Erinnerung nie den Re- spekt vor den Filmen verloren – und immer den Respekt vor den anderen Jury-Leuten gewahrt. Wir waren immer einig, nicht künftige Preisträ- ger bestimmen, sondern soviel wie möglich Fil- men eine Chance geben zu sollen. Völlig uneinig allerdings waren wir uns in vielen Fällen völlig, welchem Film wir denn nun diese Chance geben müssten. Aber erstaunlicherweise endete auch solcher Streit nie in Fights, die sich nur auflösen, wenn eine Partei vernichtet ist. Vielleicht, weil sich jeder zwang, den anderen 12 Deutscher Filmpreis 2006
  • 15. die rationalen und emotionalen Kriterien seiner Bewertung wirklich verstehbar und nachvoll- ziehbar zu machen. Ich wenigstens habe nie zu- vor in einer Gruppe, die Entscheidungen treffen musste, erlebt, dass ich Filme noch einmal mit neuen Augen sehen konnte. Ich konnte ein schon gefasstes Urteil revidieren und das als Erfolg eigener Arbeit erleben. Kurz: Das Anschauen und gemeinsame Diskutie- ren und Bewerten beinahe aller deutschen Filme eines Jahrgangs ist für mich das Schlüsseler- lebnis für den Sinn dieser Akademie geworden, unserer Deutschen Filmakademie. Ich gehorche dabei keiner Pflicht, die die Grup- penmoral mir auferlegt. Das Sehen der Filme, die Vorauswahl-Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist eines der intensivsten Vergnügen, das ich als Filmemacher erlebt habe. Aus einem so gemeinsam gewonnenen Wissen um die deutschen Filme könnte eine neue deut- sche Filmkultur wachsen. Eine Filmkultur, die ihre Herkunft aus einer unverwechselbaren und einzigartigen Kulturtradition genauso selbst- verständlich zeigt, wie italienische, franzö- sische oder dänische Filme für den Kenner kei- nen Zweifel zulassen, woher sie kommen. Vielleicht sollte sich jedes Akademie-Mitglied das von mir erlebte Vergnügen doch zur Pflicht machen. Es wäre eine Pflicht, die ein Vergnügen bleibt. 13
  • 16. Thomas Peter Friedl und Nico Hofmann sind auch in diesem Jahr wieder als künstlerische Leiter für Inhalte und Formen der Verleihungs- gala verantwortlich Die beiden sind ein eingespieltes Team. Constantin-Vorstand und Marketing-Experte Thomas Friedl und teamWorx-Chef Nico Hof- mann zeigen bereits seit einem halben Jahr- zehnt, dass Preisverleihungen auch anders ge- hen. Für den von Hofmann und Bernd Eichinger im Jahr 2000 ins Leben gerufenen Nachwuchs- preis First Steps Award haben sie Zeremonien entwickelt, die Publikum, Presse und Gewinner begeistert und den Preis in kürzester Zeit zum neuen Maßstab von Preisverleihungen machten. Und als sie sich im vergangenen Jahr bereit er- klärten, den Einstand der Deutschen Film- akademie ins Filmpreisverleihungsgewerbe unter tätiger Mithilfe von Michael Bully Herbig ehrenamtlich zu betreiben, schossen sie gleich den Vogel ab. Durchaus mit Ansage übrigens. Nico Hofmann sagte im Vorfeld der Verleihung: „Thomas Friedl und ich sind schon für etwas angetreten. Wir haben uns vorgenommen, für einen Abend zu sorgen, mit dem alle Beteiligten glücklich und zufrieden sein können. Wir ori- entieren uns von der Dramaturgie und vom Ti- ming her ganz klar am Oscar und wollen unter Beweis stellen, dass die Deutschen auch feiern können.“ Dieser Beweis wurde hundertprozentig erbracht. Und wenn die über 2.000 glücklichen und zu- friedenen Gäste nicht schon für sich selbst sprechen würden, könnte man auch die Presse für sie sprechen lassen. Vom Filmfachblatt bis zur Gesellschaftsgazette waren sich alle einig. Es hatte eine neue Ära begonnen. Für den deut- schen Film und den Deutschen Filmpreis: „Also alles so wie immer? Nicht ganz“, konstatierte die kri- tische „Black Box“. „Die Gala straffer, die Stimmung besser, die Location schöner, die Moderation von Bul- ly Herbig um Klas- sen besser als in den Vorjahren.“ „Mehr als gelungen“, fand der „Tagesspiegel“ die Gala. „Zu spüren war wäh- rend des angenehm straff organisierten, heiter und warmherzig beseelten Abends ein neu- er Geist.“ Für das Glamour-Blatt „Gala“ hat- ten Hofmann und Friedl ihr angestrebtes Soll sogar übererfüllt: „Die Neuerungen rund um die Lola waren so erfolgreich, dass sich 2.200 Gäste fragten: Was war noch der Oscar?“. DAS ZWEITE MAL Foto:©JoachimGern 14 Deutscher Filmpreis 2006
  • 17. Doch die schönste Lei- stung des Abends for- mulierte die „Frank- furter Allgemeine“: „Der deutsche Film hat endlich zu sich selbst gefunden.“ Da mussten Nico Hof- mann und Thomas Peter Friedl für sich selbst gar nicht so lange suchen. Sie gehören seit vielen Jahren zum deutschen Film. Hofmann (Jahrgang 1959) arbeitete nach seinem Studium an der Hoch- schule für Fernsehen und Film in München seit Mitte der achtziger Jahre erfolgreich als Regisseur und Produzent. Sein erster Spielfilm LAND DER VÄTER, LAND DER SÖHNE (1988) wird ein internationaler Festivalerfolg. Es folgen Filme wie DER SANDMANN (1995) und schließlich SOLO FÜR KLARINETTE (1997), seine bislang letzte Arbeit als Regisseur. 1998 gründete er für die UFA die Produktionsfirma teamWorx, die seitdem mit großen TV-Ereignis- sen von sich Reden macht – zuletzt mit Roland Suso Richters DRESDEN. Und als Professor für Regie sorgt Hofmann schon seit Jahren an der renommierten Filmakademie Baden-Würt- temberg maßgeblich mit dafür, dass der Nach- wuchs für den deutschen Film erstklassig aus- gebildet wird. Thomas Peter Friedl (Jahrgang 1967) ist von Haus aus Archtiekt und Städteplaner. Er kam über das Marketing zum Film und war viele Jahre in leitender Stellung bei diversen Ver- leih-, Kino- und Marketing-Unternehmen der Constantin Film tätig. Seit 1999 ist Friedl Vorstand für Verleih und Marketing bei der Constantin Film und in dieser Eigen- und Lei- denschaft für die erfolgreiche Verwertung einiger der wichtigsten deutschen und inter- nationalen Kinofilme der vergangenen Jahre verantwortlich, wie z.B. DER UNTERGANG, DER SCHUH DES MANITU, THE SIXTH SENSE, AMERICAN PIE, DAS FLIEGENDE KLASSEN- ZIMMER, EMIL UND DIE DETEKTIVE. Im Jahr 2002 etablierte Friedl mit großem Erfolg die Arthouse-Schiene der Constantin Film mit den Kinoerfolgen von 8 FRAUEN, DIE KINDER DES MONSIEUR MATTHIEU oder CITY OF GOD. Für Filmemacher ist die zweite Arbeit immer die schwerste. Für Sportler gilt, ein erfolgreiches Team nicht auszutauschen. Der Deutsche Filmpreis 2006 wird zeigen, dass sportliche Regeln auch in der Kinobranche gelten dürfen. 15
  • 18. Der Moderator Ein kurzer, aber zielgerichteter Marsch durch die Institutionen der modernen Unterhal- tungsindustrie machte den 1968 in München geborenen Fotografen Michael Bully Herbig in weniger als zehn Jahren vom beliebten Morgenradio-Moderatoren zum erfolgreichsten Autorenfilmer und Produzenten der Republik. An die 800 Folgen der Radio-Comedy „Die Bayern Cops“ Anfang bis Mitte der Neunziger schloss sich 1997 auf Pro 7 die schnell zur Kultsendung gereifte TV-Comedy-Serie „bullyparade“ an, mit der Michael Bully Herbig nicht nur den direkten Weg zum (Saal-)Publikum nahm, sondern auch seine Vorliebe für Extrem-Parodien ausspie- len und ausprobieren konnte. Schnell gehörten die Begegnungen zwischen Winnetou und Old Shatterhand, die gesäuselten Missverständ- nisse zwischen Sissi und Franz-Joseph und die warmen Wortgefechte an Bord eines Raum- schiffs auf dem Weg zu neuen Planeten zu den wöchentlichen Höhepunkten für Liebhaber des um die Ecke gedachten Witzes und der cineasti- schen Nostalgie. Dass Bully Herbig nicht nur gerne Filme schaut und parodiert, sondern auch genau weiß, wie man sie macht, bewies er mit seinem Regiedebüt. Er inszenierte den ersten Film mit seinen ko- mödiantischen Kollegen ERKAN UND STEFAN (2000) als visuell opulentes Stück Ausstattungs- und Action-Kino und erreichte sofort weit über eine Million Besucher. Dass gleich sein zweiter MICHAEL BULLY HERBIG Foto:©JimRakete 16 Deutscher Filmpreis 2006
  • 19. Film DER SCHUH DES MANITU (2001) zehn Mal so viele Zuschauer anlockte, setzte ihn 2004 für Film Nummer Drei (T)RAUMSCHIFF SURPRISE – PERIODE 1 nur scheinbar unter Druck und das Publikum wieder in Bewegung. Inzwischen wid- mete er sich der Vollendung seiner Kino-Trilogie aus der Schatzkammer der „bullyparade“. Mit LISSI UND DER WILDE KAISER entsteht gerade ein Film, für den der ambitionierte Cineast wie- der technisches Neuland betreten hat – eine pa- rodistische Hommage an die SISSI-Klassiker in Form eines modernen 3-D-Animationsfilms, der im Sommer 2007 in die Kinos kommen soll. Im Sommer diesen Jahres muss das Publikum aber auch nicht auf ihn verzichten. Als HUI BUH – DAS SCHLOSSGESPENST spukt er an der Seite von Heike Makatsch, Christoph Maria Herbst und Rick Kavanian durch den gleichnamigen Film von Sebastian Niemann. Für die DEUTSCHE FILMAKADEMIE, deren Mitglied der Träger des einzigen bisher verge- benen Sonderpreises beim Deutschen Filmpreis ist, moderiert er nun schon zum zweiten Mal die Verleihungszeremonie unter ihrer Feder- führung. Beim ersten Mal brauchte er dafür, nach Meinung der Künstlerischen Leiter des Abends Nico Hofmann und Thomas Peter Friedl, noch „viel Mut. Und den hat er“. Denn, „wenn Michael Bully Herbig und die Kulturstaatsmi- nisterin Christina Weiss aufs Podium steigen, wird der höchst dotierte deutsche Kulturpreis in eine neue Phase eintreten“, unkte „Die Zeit“ einen Tag vor der Verleihung. Am Tag danach war man sich einig: „Es war ein schöner Abend“, meinte die „Berliner Zeitung“ nüchtern und zu- frieden. Und die „Welt am Sonntag“ sagte auch warum: „Mit Komiker und Regisseur Michael Bully Herbig konnten die Organisatoren einen passend heiteren Conferencier gewinnen, und mit der Berliner Philharmonie fand man ei- nen angemessen würdevollen Ort“. Der neue Ort, das Palais am Funkturm, wird die Würde wahren. Und der Moderator hat nicht nur Mut bewiesen. 17
  • 20. FÖRDERMITGLIEDER ELEKTROFILM POSTPRODUCTION FACILITIES Action Concept Film- und Stuntproduktion GmbH Arnold & Richter Avid Technology Band Pro Munich BMG Music Publishing Gemany CineMedia Film AG Concorde Filmverleih Constantin Film AG Delphi Filmverleih GmbH Deutsche Filmver- sicherungs Gemeinschaft d.i.e.film.gmbh drei d medien service GmbH e27 gbr Elektrofilm Postproduction Facilities e-m-s new media AG Filmpark Babelsberg Highlight Communications AG HKR - Wirtschaftsprüfer und Steuerberater K44 Kanzlei PIOREK THUM STENGER BEIER Kanzlei Schwarz, Kel- wing, Wicke, Westphal 18 Deutscher Filmpreis 2006
  • 21. Kinowelt GmbH Kodak Entertainment Imaging Max Factor by Ellen Betrix Promedium – Gesellschaft für Medienfinanzierung Rialto Film GmbH Sarah Wiener GmbH Saxonia Media Senator Film AG SONY Deutschland GmbH Studio Babelsberg GmbH Thinking Networks AG 20th Century Fox of Germany GmbH UFA Film & TV Produktion GmbH UIP United International Pictures Universumfilm GmbH & Co. KG VIP Medienfonds Warner Bros. Entertainment GmbH X Verleih AG 19
  • 22. Freunde der akademie Wally Ahrweiler, Agentin | Georg Alexander, Journalist | Peter Bach, Vorstandsmitglied filmsociety e.v. | Rolf Bähr, ex-FFA-Vorstand | Simone Bär, Casting-Director | Frank Barner, Steuerberater, Rechtsanwalt | Regine Baschny, PR-Beraterin | Klaus Bauschulte, Produktions- leiter | Iris Baumüller-Michel, Casting-Director | Wolfgang Becker, Wissenschaftler, Produzent | Astride Bergauer, Agentin | Joachim Berndt, Verleger | Evi Bischof, Agentin | Kerstin Böck, PR-Agentin | Leon Boden, Schauspieler | Ma- thias Bothor, Fotograf | Karin Brandner, Agen- tin | Frank Brauner, Rechtsanwalt | Wolfgang Brehm, Filmanwalt | Sibylle Breitbach, Schau- spiel-/Presseagentin | Wolf Dietrich Brücker, Redakteur | Margit Chuchra, Produzentin | Corina Danckwerts, producer & consultant | Martin Danner, Geschäftsführer Isar Plus | Max Dehmel, Ministerialrat a.D. | Margarete Dei- seroth-Gores, Rechtsanwältin | Marion Döring, Geschäftsführerin der European Film Academy | Dirk Dotzert, Berater | Alexander van Dülmen, CEO A-Company Consulting & Licensing AG | Frank Eickmeier, Rechtsanwalt/Filmrecht | Ka- tharina Elias, TV-Redakteurin | Matthias El- wardt, Filmtheaterbetreiber Abaton | Claudia Fehrenbach Fitz, Schauspielagentin | Milena Fessmann, Musiksupervisor | Philipp Fleisch- mann, Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke, Geschäftsführerin Theaterkunst Kostü- mausstattung | Egon F. Freiheit, Drehbuchautor/ TV-Consultant | Christina Gattys, Agentin | Ge- org Georgi, Schauspielagent | Norbert Ghafouri, Schauspieler | Maren Gilzer, Schauspielerin | Gerhard Groß, Filmtheatherbetreiber | Lara Gross, Lektorin, Junior Producerin | Gerald Grote, Autor & Regisseur | Winfried Hamma- cher, Produzent | Birgit Hass, Geschäftsfüh- rerin | Harro von Have, Rechtsanwalt | Frank Henschke, Filmproduzent | Marlis Heppeler, Agentin | Bernhard Hoestermann, Agent für Schauspieler | Mechthild Holter, Agentin | Eva Hubert, Geschäftsführerin Filmförderung Ham- burg | Ilona Hüttersen, Presseagentin | Bianca Junker, Presseagentin | Klaus Keil, Direktor des Erich-Pommer-Instituts | Uschi Keil, Agentin | Rainer Keller, Lobbyist, Strategisches Ma- nagement | Georg Kloster, Filmtheaterbetrei- ber Yorck-Gruppe | Thomas Kluge | Dagmar Kusche, Medienberaterin | Sandra Lampugnani, Agentin | Renate Landkammer, Agentin | René 20 Deutscher Filmpreis 2006
  • 23. Lay, Stuntkoordinator/Stuntman | Claudia Leh- mann, TV-Produzentin | Thomas Letocha, Autor | Claudia Loewe, Leiterin Produktionsklasse dffb | Yutah Lorenz, Schauspielerin und Artistin | Lars Meier, Künstlermanager | Carsten Meyer-Groh- brügge, Regisseur | Angelika Mittermüller, Kom- munikationstrainerin/Autorin | Marketa Modra, Agentin | Frauke-Ellen Moeller, Agentin für Schauspieler, Autoren und Regisseure | Stefan von Moers, Rechtsanwalt | Petra Maria Müller, Geschäftsführerin Medienboard Berlin-Bran- denburg | Katrin Näher, Agentin | Sigrid Narjes, Agentin | Michaela Niemeyer, Studio Babelsberg AG | Christoph Ott, Berater Verleih | Andreas Pense, Rechtsanwalt | Gabriele Pfennigsdorf, FilmFernsehFonds Bayern | Claudia Pöpsel, Filmverleiherin | Eva Poetsch, Filmredakteurin | Michal Pokorny, Produzent | Hans-Helmut Prinzler, Filmhistoriker | Katja Proxauf, Agen- tin | Inga Pudenz, Producer | Oliver Rauch, Dra- maturg | Torsten Reglin, Dramaturg | Steffen Reuter, Produzent | Mariette Rissenbeek, PR- Managerin | Cathy Rohnke, Dramaturgin & Do- zentin | Renate Rose, European Film Promotion | Angela Roy, Schauspielerin | Stefan Rüll, Rechtsanwalt | Klaus Schaefer, Geschäftsfüh- rer des FilmFernsehFonds Bayern | Barbara Schardt, Script Consulting | Thorsten Schau- mann, Filmkaufmann | Antje Schlag, Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten | Rezzo Schlauch, Rechtsanwalt | Michael Schmid- Ospach, Geschäftsführer Filmstiftung NRW | Marie-Luise Schmidt, Agentin | Sonja Schmitt, Boje Buck Produktion | Marc Schötteldreier, Casting-Director | Peter Schulze, PR-Mana- ger | Petra Schwuchow, PR-Agentin | Rita Serra-Roll, Casting-Director | Ulla Skoglund, (Schauspieler)agentin | Inka Stelljes, Agentin für Schauspieler | Simone Stewens, Geschäfts- führerin ifs | Volker Störzel, Agent Theater, Film und Fernsehen | Carola Studlar, Agentin | Conny Suhr, PR-Agentin | Gisela Tatsch-Daust, Schauspieleragentin | Julia Todorow, Geschäfts- führerin type-faces.de | Sybille Uken, Personal- beraterin und Business | Magnus Vortmeyer, Marketingleiter Tobis Film | Steffen Weihe, Agent | Thomas Weymar, Vorstand Telepool | Martin Wiebel, Produzent | Rafaela Wilde, Rechtsanwältin | Sylvia Wolf, PR Agentin | Beate Wolgast, Agentin | Robert Zimmermann, Produ- zent | Anke Zindler, PR-Agentin 21
  • 24. Die Spannung steigt – die Preisverleihung zum höchst dotierten Kulturpreis Deutschlands steht vor der Tür. Der deutsche „Oscar“ wird am 12. Mai 2006 in Berlin verliehen. Mit dabei: die WARSTEINER LOLA. Die zwei Meter große Nachbildung der Filmpreis-Siegertrophäe war im vergangenen Jahr bei Veranstaltungen rund um den deutschen Film auf Tour und wurde von zahlreichen hochkarätigen Stars mit Unter- schriftenverschönt.NochindiesemJahrwirddie Lola von der Warsteiner Brauerei versteigert – zu Gunsten der Deutschen Filmakademie. Wim Wenders, Heike Makatsch, Til Schweiger – das sind nur einige Namen der national wie in- ternational bekannten Künstler, die die goldene, mannshohe deutsche Schwester des Oscars – die LOLA – zieren. Knapp hundert bekannte und begehrte Namen des deutschen Films sind mittlerweile auf der WARSTEINER LOLA ver- ewigt und beim DEUTSCHEN FILMPREIS 2006 im Palais am Funkturm Berlin werden noch viele hinzukommen. Seit März 2005 sammelt die Warsteiner Brau- erei Autogramme auf der Filmpreis-Statue, die im Laufe des Jahres meistbietend versteigert wird. Der Erlös kommt dem deutschen Film zu Gute. Doch nicht nur die LOLA und ihre Ver- leihung werden von der westfälischen Privat- brauerei gefördert, WARSTEINER unterstützt die DEUTSCHE FILMAKADEMIE ganzjährig. Die Förderung ist Teil des umfangreichen Enga- gements im kulturellen Bereich. „Dass sich ein großes deutsches Unternehmen für die Filmkul- tur in Deutschland einsetzt, ist ein deutliches Zeichen“, sagt Mathias Lenz, Leiter Sponsoring der Warsteiner Brauerei. „Auch die Filmschaf- fenden in Deutschland haben dies verstanden und sehen die Partnerschaft als Bereicherung für den deutschen Film“, so Lenz weiter. Das Engagement für die DEUTSCHE FILM- AKADEMIE ist jedoch nur eines von zahlreichen Sponsoring-Engagements der Warsteiner Brau- erei. Das Unternehmen gehört zu den aktivsten Sponsoren Deutschlands. Neben dem Enga- gement in Film und Entertainment finden vor allem erstklassige Veranstaltungen im Bereich des Sports die Unterstützung der westfälischen Privatbrauerei. Goldene Momente im deutschen Film – WARSTEINER LOLA zu Gast beim DEUTSCHEN FILMPREIS 22 Deutscher Filmpreis 2006
  • 25.
  • 26. Seit Claus Boje zusammen mit dem Regisseur Detlev Buck die Filmproduktionsfirma gründete, die beider Namen trägt, basierten Filme unter der Regie von Detlev Buck ausnahmslos auf Originalstoffen. KNALLHART ist Bucks erste Literaturverfilmung und der erste von Boje pro- duzierte Buck-Film, bei dem der Regisseur nicht das Drehbuch schrieb, das dennoch unverkenn- bar seine Handschrift trägt. Für beide also ein neuer Weg. Der Stoff passt exakt zu den beiden. KNALLHART ist eindeutig ein Buck-Film, weil sich Buck schon immer auch für die Tiefen der menschlichen Existenz interessiert hat, ohne seinen Humor zu verlieren. KNALLHART ist auch ein typischer Boje-Film. Inhaltlich eine Herausforderung, formal ein Spiel mit der Kino- leinwand. Außerdem ist er einer der aktuellsten und brisantesten Filme des Jahres. Typisch Boje Buck Produktion. Biografie Seit 1984 Mitgesellschafter des Delphi-Kinos, Berlin | 1989 Gründung des Delphi Filmverleih | 1991 Gründung der Boje Buck Produktion mit Detlev Buck Filmografie (Auswahl) 2005 KNALLHART Regie: Detlev Buck 2003 HERR LEHMANN Regie: Leander Haußmann 1999 SONNENALLEE Regie: Leander Haußmann 1995 MÄNNERPENSION Regie: Detlev Buck 1993 WIR KÖNNEN AUCH ANDERS Regie: Detlev Buck Bester Spielfilm KNALLHART – produzent: Claus Boje – Boje Buck Produktion Foto:©BojeBuckProduktion 24 Deutscher Filmpreis 2006
  • 27. KOMM NäHER – Produzent: Oliver Simon – K5 Film Oliver Simon ist als Produzent in der glück- lichen Lage, dass man ihm mangelnde erzäh- lerische oder dramaturgische Kenntnis kaum unterstellen wird. Er ist gelernter Autor – und hat in dieser Funktion in den neunziger Jahren auf den unterschiedlichsten Feldern gearbeitet. Unter anderem auch als Scriptdoctor mit der Regisseurin Vanessa Jopp. Auf Grundlage dieser langjährigen Erfahrung wie auch vertrauens- vollen Zusammenarbeit ging er mit ihr einen ungewöhnlichen Weg. Mit seiner K5 Film produ- zierte er im letzten Jahr den Film KOMM NÄHER auf der Basis eines ausführlichen Treatments. Anhand dieser Vorlage entwickelten Vanessa Jopp und die Schauspieler die Szenen am Dreh- ort. So ermöglichte Oliver Simon der Regis- seurin, dem wunderbaren Cast und ihrem fantastischem Team den kreativen Freiraum, in dem KOMM NÄHER entstehen konnte. Biografie Geboren 1965 in Düsseldorf | Studium des Dramatic Writing an der New York University | 1994 Gründung der Scriptcompany für Film und Fernsehen „freeX“ | seit 2001 Geschäfts- führer der Produktionsfirma K5 Film Filmografie 2005 KOMM NÄHER Regie: Vanessa Jopp 2005 MOHARRAM – JUGEND DER EWIGEN MORGENRÖTE Regie: David Nawrath, Florian Schewe 2004 FREUNDINNEN Regie: Tobias Stille (Kurzfilm) 2002 NITSCHEWO Regie: Stefan Sarazin Bester Spielfilm 25Nominierungen
  • 28. Es ist eine Besonderheit der Hochschule für Fernsehen und Film in München, dass sich dort während des Studiums kreative Cliquen bilden, die später professionell Bestand haben. Die Kooperation der Produktionsstudenten Quirin Berg und Max Wiedemann begann so- gar schon vor dem gemeinsamen Studium und brachte während desselben bereits einige viel beachtete Kurzfilme hervor. Mit ProSieben-Komödien nahmen sie schließ- lich Anlauf für ihre erste Kinoproduktion, für deren Durchführung eine Mischung aus Selbst- bewusstsein, Ausdauer, Leidensfähigkeit und Überzeugungskraft eine gute Basis bildet. DAS LEBEN DER ANDEREN ist rein äußer- lich erst einmal eine aufwändige Produktion. Sie besticht aber, weil sie nicht gigantomanisch, sondern genau ist. QUIRIN BERG Geboren 1978 in München | 1996–1999 diverse Praktika/Tätigkeiten bei Film- und Fernsehen | 1998 Gründung der Wiedemann & Berg Film- produktion | 1998–1999 Studium an der Lud- wig-Maximilians-Universität München BWL, Amerikanistik, Politologie | 1999–2003 Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München | Abteilung V, Produktion und Medi- enwirtschaft, Abschluß mit Diplom MAX WIEDEMANN Geboren 1977 in München | 1997–1999 diverse Praktika/Tätigkeiten bei Film- und Fernsehen | 1998 Gründung der Wiedemann & Berg Film- produktion | 1998–1999 Studium an der Lud- wig-Maximilians-Universität München BWL, Amerikanistik, Politologie | 1999–2003 Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München | Abteilung V, Produktion und Medi- enwirtschaft, Abschluß mit Diplom Gemeinsame Filmografie (Auswahl): 2005 DAS LEBEN DER ANDEREN Regie: Florian Henckel von Donnersmarck 2004 BEI HÜBSCHEN FRAUEN SIND ALLE TRICKS ERLAUBT – Regie: Peter Stauch 2003 MÄDCHEN NR. 1 Regie: Stefan Holtz DAS LEBEN DER ANDEREN – Quirin Berg, Max Wiedemann – Wiedemann & Berg Filmproduktion Bester Spielfilm 26 Deutscher Filmpreis 2006
  • 29. PARADISE NOW – Gerhard Meixner, Roman Paul – Razor Film Produktion Als Gerhard Meixner und Roman Paul sich ent- schieden,eineeigeneFirmazugründenfürdieHer- stellung „qualitativ hochwertiger deutscher Ki- nofilme aus dem Arthouse- und anspruchsvollen Mainstream-Bereich sowie die Koproduktion internationaler Spielfilme“, ahnten sie noch nicht, wie schnell sich dieses Vorhaben voll- ständig verwirklichen würde. Denn bereits das erste Projekt ihrer Razor Film ist schon beides. PARADISE NOW, das mutige und hochaktuelle Selbstmordattentäter-Drama aus Palästina, ist eine internationale Koproduktion mit insge- samt fünf Partnern aus vier Ländern. Meixner und Paul kümmerten sich am Drehort im West- jordanland auch um die Durchführung der Produktion und stellten dafür einen mehrheit- lich deutschen Stab zusammen, dessen Arbeit der palästinensische Autor und Regisseur des Films nicht müde wird zu loben. Preise auf der Berlinale 2005, der Golden Globe 2006 und eine Oscar-Nominierung waren die Folgen. GERHARD MEIXNER Geboren 1966 in München | 1993–1997 Studium der Produktion und Medi- enwirtschaft an der Hochschule für Fernsehen und Film, München, mit Abschluss Diplom | 1996 Studium an der University of California, Los Angeles, Fachbereich Drehbuchanalyse und „Business of Film and Television in the USA“ | 1998–2002 Producer bei Senator Film Produktion GmbH, Berlin | seit 2002 Co-Geschäftsführer der Razor Film Produktion GmbH ROMAN PAUL Geboren 1968 in Frankfurt am Main | 1993–1994 Fulbright-Stipendiat am Trenton State College, Trenton, New Jersey und der Tisch School of the Arts, New York University, New York, USA | 1996 Erasmusstipendiat an der Université Paris 8, Saint Denis | 1997 Magister Artium in Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Amerikanistik und Germanistik, Goethe-Universität, Frankfurt am Main | 1999–2002 Leiter der Abteilung Filmeinkauf, Senator Film Verleih, Berlin und L.A. | 2002–2006 Berater für Filmeinkauf bei Celluloid Dreams World Sales, Paris | Seit 2002 Co-Geschäftsführer der Razor Film Produktion GmbH, Berlin Gemeinsame Filmografie 2006 OFFENE WUNDEN Regie: Carsten Strauch 2005 DER LEBENSVERSICHERER Regie: Bülent Akinci 2004 PARADISE NOW Regie: Hany Abu Assad Bester Spielfilm Foto:©RazorFilmProduktion 27Nominierungen
  • 30. REQUIEM – Hans-Christian Schmid – 23/5 Filmproduktion OhneFrageistdieGeschichtederlangjährigenZu- sammenarbeit zwischen Hans-Christan Schmid und dem Produzententeam Jakob Claussen und Thomas Wöbke eine Erfolgsgeschichte. Doch persönliche Herausforderungen lassen sich nun einmal gut und gerne mit beruflichen verbinden. So gründete der Regisseur nach seinem Umzug von München nach Berlin seine eigene Produk- tionsfirma 23/5, die er gemeinsam mit der Pro- duzentin Britta Knöller leitet. Dass er sich mit seinem ersten Projekt REQUIEM keinen beque- men Einstand als Produzent gesucht hat, passt einmal zum menschlichen und künstlerischen Charakter Schmids und hat ihn andererseits fit gemacht für kommende Projekte – auch mit an- deren Regisseuren. Biografie Geboren 1965 in Altötting | Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in Mün- chen | Stipendium der Drehbuchwerkstatt München | Drehbuchstudium an der University of Southern California in Los Angeles | 2004 Gründung der Produktionsfirma 23/5 in Berlin Filmografie (Auswahl) 2005 REQUIEM 2003 LICHTER 2000 CRAZY 1998 23 1996 NACH FÜNF IM URWALD Bester SpielFilm Foto:©GeraldvonForis 28 Deutscher Filmpreis 2006
  • 31. SOMMER VORM BALKON – Peter Rommel – Rommel Film, Stefan Arndt – X Filme Creative Pool Als Stefan Arndt begann, mit dem Drehbuch- autor Wolfgang Kohlhaase das Projekt SOMMER VORM BALKON zu entwickeln, spielte es zwar schon am selben Ort, aber noch zu ganz anderen Zeiten. Mit der Idee, das mit solchen StoffenbesonderserfahreneDuoAndreasDresen (Regie) und Peter Rommel (Produktion) als Partner gewinnen zu wollen, nahm die Erfolgs- geschichte ihren Lauf. Dresen und Kohlhaase trieben die Geschichte immer direkter ins Hier und Jetzt, Peter Rommel führte die Low-Budget- Produktion in gewohnter Präzision und Wärme in Kooperation mit Arndt durch – und als man sich schließlich noch auf eine kluge gemein- same Herausbringungsstrategie einigte, war in den deutschen Kinos schon im Januar Sommer- stimmung vor und auf dem Balkon. PETER ROMMEL Geboren 1956 in Stuttgart | Buchhändlerlehre, danach Mitarbeit bei dem Berliner Weltvertrieb und Verleih Ex Picturis | 1993 Grün- dung der Peter Rommel Productions in Berlin | 1996 Gründung der Stutt- garter Filmproduktion Home Run Pictures | 2004 Gründung der Filmfinanzierungsfirma SHOTGUN PICTURES Filmografie (Auswahl) 2006 SEHNSUCHT – Regie: Valeska Grisebach 2005 SOMMER VORM BALKON Regie: Andreas Dresen 2002 HALBE TREPPE – Regie: Andreas Dresen 1999 NACHTGESTALTEN Regie: Andreas Dresen 1996 DEVIL’S ISLAND Regie: Fridrik Thór Fridriksson STEFAN ARNDT Geboren 1961 in München | 1984 Mitbegründer des Berliner Sputnik-Kollektivs | 1992 Gründung der Pro- duktionfirma Liebesfilm mit Tom Tykwer | 1994 Gründung der X Filme Creative Pool | Seit Januar 2001 Vor- standsmitglied bei film20 | Seit September 2003 Vorstandsvorsitzender der DEUTSCHEN FILMAKADEMIE Filmografie (Auswahl) 2005 SOMMER VORM BALKON Regie: Andreas Dresen 2003 GOOD BYE, LENIN! Regie: Wolfgang Becker 2002 HEAVEN – Regie: Tom Tykwer 1998 LOLA RENNT – Regie: Tom Tykwer 1996 STILLE NACHT – Regie: Dani Levy Bester spielFilm 29Nominierungen
  • 32. DIE GROSSE STILLE – Philip Gröning, Elda Guidinetti, Andres Pfäffli, Michael Weber – Philip Gröning Filmproduktion Um einen Film wie DIE GROSSE STILLE drehen zu können, braucht man ein ganz kleines Team. Philip Gröning war alleine mit seiner Kamera im Kloster und hat deshalb einen so intensiven wie intimen Film geschaffen. Für die lange und durchaus langwierige Durchführung dieses Films war es für ihn als Produzenten allerdings wichtig, zuverlässige, ausdauernde und unter- stützende Partner zu haben. Die fand er einer- seits in den international erfahrenen Filmpro- duzenten Elda Guidinetti und Andres Pfäffli von der Schweizer Ventura Film und zum anderen in Michael Weber, der zu seiner Zeit als Ge- schäftsführer der Bavaria Media als Koprodu- zent vieler Projekte aktiv war. PHILIP GRÖNING Geboren 1959 in Düsseldorf | 1977–1982 Reisen durch Süd- amerika, Studium der Medizin und Psychologie, Arbeit als Tonassistenz, Requisiteur, Coautor, Schauspieler und Regieassistenz | ab 1982 Studium an der HFF München | heute Arbeit als Filmregisseur, Pro- duzent, Drehbuchautor, Cutter, Kameramann | seit 2001 Gastdozent an der Filmakademie Baden-Württemberg Filmografie (Auswahl) 2005 DIE GROSSE STILLE 2000 L´AMOUR, L´ARGENT, L´AMOUR 1992 DIE TERRORISTEN! 1986 SOMMER ANDRES PFÄFFLI Geboren 1954 in Zürich | Studium der Geschichte und Romanistik | 1979 Arbeit als Verleiher bei der Filmcoope- rative Zürich | ab 1980 Filme- macher und Produzent | 1991 Gründung der Ventura Film zusammen mit der Autorin ELDA GUIDINETTI | Produktion von Spiel- und Dokumentarfilmen wie NO QUARTO DA VANDA (R: Pedro Costa), L’ANGE DE L’EPAULE DROITE (R: Djamshed Usmonov), LOS MUERTOS (R: Lisandro Alonso), DIE GROSSE STILLE (R: Philip Gröning) und JUVENTUDE EM MARCHA (R: Pedro Costa) MICHAEL WEBER Geboren 1967 | 1988–1995 Stu- dium des Wirtschaftsingeni- eurswesens in Darmstadt | 1996 Assistent der Leitung Weltvertrieb Bavaria Film GmbH | 1998–2000 Leiter Bava- ria Film International | 2000–2005 Geschäftsführer Bavaria Media GmbH, in die- ser Eigenschaft Koproduzent u.a. von CODE UNBEKANNT (R: Michael Haneke), NIRGEND- WO IN AFRIKA (R: Caroline Link), DER FELSEN (R: Dominik Graf) und DIE GROSSE STILLE (R: Philip Gröning) | seit 2006 geschäftsführen- der Gesellschafter der Match Factory GmbH Bester Dokumentarfilm Foto:©s.e.t.photo 30 Deutscher Filmpreis 2006
  • 33. LOST CHILDREN – Oliver Stoltz – Dreamer Joint Venture Dass Filme das Leben von Oliver Stoltz bestim- men, sieht man nicht nur an seiner fundierten Ausbildung, sondern ganz besonders an der Arbeit als Produzent verschiedenster Genres. Bei seinem Regiedebüt, das er zusammen mit Ali Samadi Ahadi realisiert und selbst produ- ziert hat, widmet er sich einem ernsten und wichtigen Problem im Norden Ugandas, das von den Nachrichtenkanälen weltweit ignoriert wird. LOST CHILDREN ist ein Dokumentarfilm über eine Generation von Menschen, denen das Lachen ausgetrieben wurde, bevor sie verstehen lernten, wozu es gut und warum es wichtig ist. Ein Film über verlorene Kinder und verlorene Kindheiten. Aber auch ein Film über die kleine Hoffnung, etwas davon wiederzufinden. Biografie Geboren 1969 in Bonn | Studium an der Hoch- schule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam | anschließend Produktionsstudium an der University of Southern California in Los Angeles | 1996 Associate Producer bei KNOCKIN‘ ON HEAVEN´S DOOR (R: Thomas Jahn) | 1997 Gründung der Produktionsfirma Dreamer Joint Venture Filmografie (Auswahl) 2005 LOST CHILDREN Regie: Oliver Stoltz, Ali Samadi Ahadi 2003 IRGENDWAS IST IMMER Regie: Péter Palátsik 2001 SCHLUSS MIT LUSTIG Regie: Isabel Kleefeld 1998 KAI RABE GEGEN DIE VATIKANKILLER Regie: Thomas Jahn Bester Dokumentarfilm 31Nominierungen
  • 34. DIE HöHLE DES GELBEN HUNDES – Stephan Schesch – Schesch Film Welterfolge lassen sich nicht einfach wieder- holen. Und so kehrte die mongolische Regis- seurin Byambasuren Davaa nach der GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL zwar wieder in die asiatische Steppe zurück, aber mit einem völlig anderen Ansatz. Sie dokumentierte in DIE HÖHLE DES GELBEN HUNDES eine an- rührende Spielfilmhandlung mit einer Nomaden- familie, in der die Beziehung zwischen einem Mädchen und einem Hund im Mittelpunkt steht. Produzent Stephan Schesch, ein Trickfilm- spezialist mit ausgeprägtem Interesse am filmischen Nachwuchs, unterstützte die Re- gisseurin auf diesem Weg und war sich der Gratwanderung immer bewusst: Der Film er- zählt von einem Kind und für Kinder, aber die Großen schauen gerne zu. So fand der Film sein Publikum jenseits der klassischen Zielgruppen- fixierung. Biografie Geboren 1967 in München | Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film, München | durch ein Traineeship bei Film Roman in Los Angeles („The Simpsons“) Spezialisierung auf den Bereich Animation | Tätigkeit als Pro- duzent und Geschäftsführer für TFC Trickompany, Ellipse und Odeon | Seit Januar 2005 Geschäftsführer der Animation-X in Berlin Filmografie (Auswahl) 2005 DAS GESPENST VON CANTERVILLE Regie: Isabel Kleefeld 2004 DIE HÖHLE DES GELBEN HUNDES Regie: Byambasuren Davaa 1995 WERNER – DAS MUSS KESSELN Regie: Udo Beißl 1995 KLEINES ARSCHLOCH Regie: Hayo Freitag Bester Kinder- und Jugendfilm 32 Deutscher Filmpreis 2006
  • 35. DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN – Tom SpieSS, Sönke Wortmann – Little Shark Entertainment „Never change a winning team“, müssen sich die Sportsfreunde Sönke Wortmann und Tom Spieß gesagt haben – selbst, wenn du die Sport- art wechselst. Dabei kommt auch der kreativste Produzent nicht gleich auf die Idee, mit dem Autor einer respektlosen und erfolgreichen Kifferkomödie im Anschluss einen klassischen Abenteuerfilm für Jugendliche zu entwickeln. Wortmann und Spieß jedenfalls sahen keinen Grund, ihrem LAMMBOCK-Schöpfer Christian Zübert zu misstrauen. Und so entstand DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN ganz im Geist der Jugendabenteuer, die die Macher selbst gerne gelesen, gesehen und auch erlebt haben – mit echten Gefühlen, an archaischen Orten (die es aber immer noch gibt), mit origi- nellen Protagonisten und nun wirklich nicht ohne Spannung. TOM SPIESS Geboren 1961 in Bremen | 1985–1992 Studium der Theaterwissenschaften und Publizistik an der Freien Universität Berlin | ab 1992 Produktionsleiter bei Fernseh- und Kino- filmen in Berlin, Köln und Hamburg | ab Mai 1995 Herstellungsleiter/Line Producer bei der X Filme Creative Pool GmbH in Berlin | ab 1997 für X Filme in Köln | seit Januar 2000 Geschäftsführer und Gesellschafter der Little Shark Entertainment GmbH | 2005 Gründung Shark TV GmbH (mit Sönke Wortmann) SÖNKE WORTMANN Geboren 1959 in Marl | Studium an der HFF Mün- chen und am Royal College of Art in London | Nominierung für einen Oscar in der Kategorie Student Film für den Ab- schlussfilm 3D | seit 1991 Kinofilme als Regisseur | seit 2000 Geschäftsführer der Little Shark Entertainment Produktion (mit Tom Spieß) Gemeinsame Filmografie (Auswahl) 2005 DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN Regie: Christian Zübert 2002/ DAS WUNDER VON BERN 2003 Regie: Sönke Wortmann 2001 LAMMBOCK Regie: Christian Zübert 2000 AUF DER COUCH Regie: Arne Feldhusen Bester Kinder- und Jugendfilm 33Nominierungen
  • 36. Geboren wurden das Auto und der Film im gleichen Jahrzehnt. Die Erfindung des Auto- mobils 1888 liegt nur sieben Jahre vor der Aufführung des ersten Kinofilms 1895. Damit verbindet sie eine langjährige Beziehung. Und nicht von ungefähr bevorzugen Filmemacher die Limousinen mit dem silbernen Stern als das Premium-Fahrzeug für glanzvolle und spektakuläre Auftritte von Stars und Stern- chen in und außerhalb ihrer Filme. Bereits 1930 spielte in Die drei von der Tankstelle neben Heinz Rühmann und Lilian Harvey auch ein Kompressor-Mercedes mit. Und wer wird schon den babyblauen Mercedes 230 SL in Knockin’ On Heaven’s Door vergessen kön- nen, welcher der Lässigkeit von Til Schweiger in nichts nachstand? Bereits zum achten Mal begleitet Mercedes- Benz die Verleihung des höchst dotierten deut- schen Kulturpreises – den Deutschen Filmpreis 2006. Denn der Film bewegt die Menschen wie kein anderes Medium. Es wird global verstanden und bietet Mercedes-Benz die Möglichkeit, sei- ne Fahrzeuge mit der Faszination des Films zu verbinden. Die mehr als hundert Jahre wäh- rende Beziehung zwischen Auto und Film ver- anlasste deshalb Mercedes-Benz, den Premium- Anspruch seiner Automarke mit der renommier- testen Auszeichnung der deutschen Filmbran- che zu kombinieren. Mercedes-Benz zählt ebenso zu den Initiatoren des bedeutendsten deutschen Nachwuchsfilm- preises – des First Steps Award. Seit 2002 ver- leiht der Konzern den First Steps Commercial Award an junge Werbefilmer, denn die Förde- rung professioneller Kreativität und Qualität entspricht dem Anspruch an die Markenphilo- sophie. Neben Deutschem Filmpreis oder First Steps Award werden demnächst auch gemein- same Projekte mit der Deutschen Filmaka- demie auf der Agenda stehen, denn auch in Zukunft möchte Mercedes-Benz nicht nur die langjährige positive Beziehung zwischen Marke und Film mit neuen Impulsen und Ideen berei- chern, sondern auch die Förderung des deut- schen Films aktiv unterstützen. Viele Stars und ein Stern – Mercedes-Benz und der deutsche Film Foto:©GeorgLopata 34 Deutscher Filmpreis 2006
  • 37. Mercedes-Benz S&J061.4029S Zu manchen Besetzungen gibt es keine Alternativen. Die S-Klasse. Exklusiver Fahrservice des Deutschen Filmpreises 2006.
  • 38. Besserwessis sehen anders aus. Nicht unbe- dingt besser, aber glücklicher, cooler, abge- klärter. Inka Friedrichs Figur der Kathrin kommt aus Freiburg, lebt im Prenzlberg und ist angekommen im vereinigten Deutschland der sozialen Probleme, die schneller aufs Privat- leben wirken, als Politiker, Psychologen und manchmal auch Nachbarn wahrhaben wollen. Sie hat keinen Job, ist allein erziehend und trinkt mehr als ihr lieb ist. Diese Figur nimmt Inka Friedrich an, verleiht ihr ihr Gesicht und lässt sie so leiden und – im Sommer auf dem Balkon – so viel Freude haben, dass wir ver- stehen, wie nahe das beieinander liegen kann: Glück und Unglück. Biografie Geboren 1969 in Freiburg | 1984–1988 Schau- spielstudium an Universität der Künste in Berlin | 1988–1993 Ensemblemitglied am Theater Basel | 1993–1998 Ensemblemitglied am Deutschen Schauspielhaus Hamburg | 2001–2005 Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin | zwischendurch immer wieder Engagements an verschiedenen deutschsprachigen Bühnen Filmografie (Auswahl) 2005 SOMMER VORM BALKON Regie: Andreas Dresen 2004 WILLENBROCK Regie: Andreas Dresen 2000 KONTAKT Regie: Marco Giese 1993 DAS LETZTE SIEGEL Regie: Stephan Dähnert Inka Friedrich – SOMMER VORM BALKON Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle Foto:©XVerleih 36 Deutscher Filmpreis 2006
  • 39. Es ist die Tanzszene in Hans-Christian Schmids REQUIEM, die man nicht vergisst. Weil sie schön ist und unglaublich viel über die Figur erzählt, die sich die Theaterschauspielerin Sandra Hüller in ihrem Kinodebüt so sehr zu eigen macht, dass sie dem Publikum Dinge mitteilt, die sie vielleicht selbst noch gar nicht über diese Figur wusste. Es sind die Bewe- gungen, die unbeholfen aussehen, sich selbst fremd und dann am Ende bei sich selbst ange- kommen. Sandra Hüller wollte wissen, was das ist: Katholizismus; sie wollte wissen, was dem zugrunde liegt: Epilepsie, weil sie es als Schau- spielerin weitererzählen wollte. Das hat nichts Akademisches. Das ist authentisch und berüh- rend. Und das hat auf Anhieb zum Preis für die beste schauspielerische Leistung der Internati- onalen Filmfestspiele von Berlin geführt. Biografie Geboren 1978 in Suhl | 1996–2000 Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin | 1999–2001 Theaterhaus Jena 2001–2002 Schauspiel Leipzig | seit 2002 Theater Basel Filmografie 2006 MADONNEN Regie: Maria Speth 2005 REQUIEM Regie: Hans-Christian Schmid Sandra Hüller – REQUIEM Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle Foto:©XVerleih 37Nominierungen
  • 40. Wenn Schauspieler oder Schauspielerinnen in eine FREMDE HAUT schlüpfen, gehen sie in der Regel ihrem Beruf nach. Das macht auch Jasmin Tabatabai in dem gleichnamigen Film. Und doch ist alles anders als im beruf- lichen Alltag einer Schauspielerin. Jasmin Ta- batabai schlüpft nicht nur in die Haut einer anderen Figur, sie schlüpft in die Haut einer Figur, die ihrerseits in die Haut einer Figur anderen Geschlechts schlüpft. Das per se hat zwar nicht selten zur Bewunderung durch Kritik und das Publikum geführt. Aber hier ist nochmal alles anders. Jasmin Tabatabai schlüpft nicht nur in eine andere Haut. Sie schlüpft gleich in eine andere Psyche. Und sie macht dadurch aus einem schauspielerischen Kabinettstück eine aufklärerische Aktion. Biografie Geboren 1967 in Teheran | 1978 Emigration der Familie nach Deutschland | ab 1988 Studium an der Hochschule für Musik und Schauspiel in Stuttgart | seit Anfang der neunziger Jahre zweigleisig tätig als Schauspielerin und Musikerin Filmografie (Auswahl) 2006 FAY GRIM Regie: Hal Hartley 2004 FREMDE HAUT Regie: Angelina Maccarone 1998 LATE SHOW Regie: Helmut Dietl 1995 BANDITS Regie: Katja von Garnier 1994 DIE MEDIOCREN Regie: Matthias Glasner Jasmin Tabatabai – FREMDE HAUT Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle Foto:©MMMFilmZimmermann&CoGmbH 38 Deutscher Filmpreis 2006
  • 41. Natürlich hätte wirklich jeder gerne eine Nach- barin wie Nike. Diese Göttin der Unbeküm- mertheit besiegt offensichtlich jedes Problem – der anderen. Bei selbst gemachten Schwierig- keiten hilft weder die gute Laune, noch das gute Aussehen, noch der gute Spruch, der ihr gern und leicht von den Lippen geht. Mit der Bewältigung dieses faszinierenden Konflikts hat die vielseitige Schauspielerin schon wieder eine neue Herausforderung für sich gefunden. Nadja Uhl ist zwar immer wieder zu erken- nen, aber sie ist niemals in zwei Rollen gleich. Aber wenn es zwischen ihrer Rolle in Andreas Dresens SOMMER VORM BALKON und ihrem bislang größten Erfolg mit Volker Schlöndorffs STILLE NACH DEM SCHUSS doch eine Ge- meinsamkeit geben sollte, dann ist es die be- dingungslose Hingabe, mit der sich die Schau- spielerin jeder Rolle nähert. Biografie Geboren 1972 in Stralsund | Ausbildung an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ | 1994–1999 Potsdamer Hans Otto Theater Filmografie (Auswahl) 2005 SOMMER VORM BALKON Regie: Andreas Dresen 2004/ DIE STURMFLUT (TV) 2005 Regie: Jorgo Papavassiliou 2002 DIE ZWILLINGE Regie: Ben Sombogaart 2000 WAS TUN, WENN’S BRENNT? Regie: Gregor Schnitzler 1999 DIE STILLE NACH DEM SCHUSS Regie: Volker Schlöndorff Nadja Uhl – SOMMER VORM BALKON Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle Foto:©XVerleih 39Nominierungen
  • 42. Man weiß eigentlich gar nicht, wer von den ungleichen Brüdern in Oskar Roehlers Houellebeque-AdaptionELEMENTARTEILCHEN das größere Schicksal erleidet, aber man spürt die größere Herausforderung an den Schau- spieler, der die Qualen des Hitzkopfs Bruno aus der Vergangenheit noch präsent hält und mit denen der Gegenwart multipliziert. Moritz Bleibtreu spielt diese Figur als emotionales Pulverfass, das am Ende jedoch nicht ex-, sondern wenn überhaupt implodiert, weil ihr die Begegnung mit Christiane völlig neue emotionale und gesellschaftliche Dimen- sionen eröffnet. Und damit noch mehr Stoff für schauspielerische Überzeugungsarbeit. Die hat bei der Jury der Internationalen Filmfestspiele Berlin zu Recht funktioniert. Biografie Geboren 1971 in München | erster Auftritt 1979/80 im Kinderfilm ICH HATTE EINEN TRAUM (R: Rainer Boldt) | nach Auslandsauf- enthalten in Frankreich, Italien und den USA erste Engagements am Thalia Theater und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg | ab 1987 diverse Fernseh- und Filmrollen, regelmäßige Arbeit fürs Kino seit 1993 Filmografie (Auswahl) 2005 ELEMENTARTEILCHEN Regie: Oskar Roehler 2004 VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE Regie: Helmut Dietl 2000 DAS EXPERIMENT Regie: Oliver Hirschbiegel 1997 LOLA RENNT Regie: Tom Tykwer 1996 KNOCKIN’ ON HEAVEN‘S DOOR Regie: Thomas Jahn Moritz Bleibtreu – ELEMENTARTEILCHEN Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle Foto:©ConstantinFilmVerleihGmbH 40 Deutscher Filmpreis 2006
  • 43. Es ist ein schlauer Zug von einem Schauspie- ler, der in seiner Rolle als Stasi-Offizier in DAS LEBEN DER ANDEREN hauptsächlich per Lauschangriff, also mit den Ohren wahrnimmt, die Augen so einzusetzen, wie Ulrich Mühe das tut. Innerlich scheinbar regungslos, äußerlich bis oben hin zugeknöpft, spielt Mühe eine Fi- gur, die vom feindlichen Beobachter zum Ver- bündeten wird. Also einen starken charakter- lichen Wandel, der nicht sichtbar werden darf. Nur, wenn es wirklich ernst, wenn es wichtig wird, öffnet der Schauspieler seine Fenster zur Seele für einen Moment. Einen großen Kinomoment. Biografie Geboren 1953 in Grimma (Sachsen) | Ausbildung zum Baufacharbeiter | 1975 Beginn des Studium an der Theaterhochschule Leipzig | ab 1980 Zusammenarbeit mit Heiner Müller u.a. an der Volksbühne | außerdem Mitglied des Ensembles des Deutschen Theaters in Berlin | Seit 1997 spielt er mit großem Erfolg beim Publikum die Rolle des Dr. Robert Kolmaar in der TV-Serie DER LETZTE ZEUGE. Filmografie (Auswahl) 2005 DAS LEBEN DER ANDEREN Regie: Florian Henckel von Donnersmarck 1996 FUNNY GAMES Regie: Michael Haneke 1992 SCHTONK! Regie: Helmut Dietl 1988 DAS SPINNENNETZ Regie: Bernhard Wicki 1984 DIE FRAU UND DER FREMDE Regie: Rainer Simon Ulrich Mühe – DAS LEBEN DER ANDEREN Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle Foto:©BuenaVistaInternational 41Nominierungen
  • 44. Es soll dem Kino hier und da schon geholfen haben, wenn sich ein Filmregisseur neugie- rig am Theater nach Schauspielern umsieht. Für den Film NETTO von Robert Thalheim war das ein Glücksfall, aber kein Zufall. Der Student der Babelsberger Filmhochschule geht sowieso gerne ins Theater und hatte Milan Peschel schon in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg- Platz bewundert und bereits in einem Kurzfilm besetzt. Für NETTO, eine über weite Strecken improvisierte Tragikomödie um eine Vater-Sohn- Beziehung aus der Mitte der Hartz-IV-Gesell- schaft, zog Peschel alle Register seines Könnens jenseits jeglicher Theatralik – mit großer Sicher- heit für die mal anrührende, mal unglaublich komische Gratwanderung zwischen Höhenflug und Totalabsturz. Biografie Geboren 1968 in Berlin | Ausbildung zum Theatertischler | Studium an der Hochschule für Schauspiel- kunst Ernst Busch in Berlin | ab 1997 Volks- bühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin | 2001–2006 Thalia Theater Hamburg als Gast Filmografie (Auswahl) 2005 LEBEN MIT HANNAH Regie: Erica von Möller 2004 LENZ Regie: Thomas Imbach 2004 NETTO Regie: Robert Thalheim Milan Peschel – NETTO Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle Foto:©StardustFilmverleihGmbH 42 Deutscher Filmpreis 2006
  • 45.
  • 46. Bei Mathilda ist immer alles ein bisschen zu laut. Ihre Reaktion, wenn sie zufällig angerem- pelt wird, ihre Musik, wenn sie sich zuhause auf ihre Art entspannt oder die Art, wie sie ihre Currywurst an Mann und Frau bringen will. Mathilda ist der Typ von Frau, die es zum Beispiel schneller als andere mit der Polizei zu tun kriegt. Aber sie ist auch der Typ von Frau, mit der es dann die Polizei zu tun kriegt. Was im Fall des Polizisten Bronski sogar zu einem Happy End führen könnte. Aber nur, weil Meret Becker diese Mathilda spielt. Sie, die Widerspenstige und ihre Zähmung in einer Person. Ihre Lautstärke ist die andere Seite der Medaille ihrer Sensibilität. Sie hat die Freiheiten, die ihr die offene Entstehungs- weise dieses Films bot, genutzt – für ihre Figur, den Film und damit auch für ein hingerissenes Publikum. Biografie Geboren im Rotkreuz Krankenhaus in Bremen | seit 1986 regelmäßige Arbeit als Schauspiele- rin, Musikerin, Sängerin und Komponistin Filmografie (Auswahl) 2005 MUNICH Regie: Steven Spielberg 2005 KOMM NÄHER Regie: Vanessa Jopp 2004 URLAUB VOM LEBEN Regie: Neele Leana Vollmar 1997 COMEDIAN HARMONISTS Regie: Joseph Vilsmaier 1991 KLEINE HAIE Regie: Sönke Wortmann Meret Becker – KOMM NäHER Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle Foto:©MarcoDresen 44 Deutscher Filmpreis 2006
  • 47. In Oskar Roehlers Adaption des Bestsellers ELEMENTARTEILCHEN von Michel Houellebeque gibt es eigentlich keine Figur, die frei ist von emotionalen Macken, Verhaltensstörungen, see- lischen und schließlich körperlichen Beschädi- gungen. Eine der vier Hauptfiguren, Christiane, aufregend gespielt von Martina Gedeck, hat mög- licherweise das schwerste Schicksal zu erleiden. Durch ihre darstellerische Kraft verleiht sie der Figur mit all ihren Abgründen Würde und Sou- veränität und verwandelt das tragische Ende der Christiane in ein Bekenntnis zum Leben. Biografie Schauspielstudium am Max-Reinhardt- Seminar der Hochschule der Künste, Berlin | seit 1987 Arbeit an verschiedenen deutschspra- chigen Bühnen (Theater am Turm, Frankfurt, Deutsches Schauspielhaus, Hamburg, Schauspielhaus, Basel), aktuell am Deutschen Theater, Berlin | Film und Fernsehen seit 1986 Filmografie (Auswahl) 2006 THE GOOD SHEPHERD Regie: Robert De Niro 2006 SOMMER ´04 AN DER SCHLEI Regie: Stefan Krohmer 2005 ELEMENTARTEILCHEN Regie: Oskar Roehler 2005 DAS LEBEN DER ANDEREN Regie: Florian Henckel von Donnersmarck 2002 BELLA MARTHA Regie: Sandra Nettelbeck Martina Gedeck – ELEMENTARTEILCHEN Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle Foto:©ConstantinFilmVerleihGmbH 45Nominierungen
  • 48. Diese Mutter wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht. Stumm, stur und gefühlskalt. So ließe sich die Rolle, die der Autor Bernd Lange und der Regisseur Hans-Christian Schmid für die Mutter des Exorzismus- Opfers Michaela Klingler in REQUIEM konzi- piert haben, auf den ersten Blick beschreiben. Aber Schmid hätte nicht die Schauspielerin Imogen Kogge für diese Rolle ausgewählt, wenn ihn nicht auch der zweite Blick interes- sierte. Kogge, die unter anderem auf den The- aterbühnen von Berlin, Hamburg und Bochum Triumphe feierte und feiert und mittlerweile auch als knorrige TV-Kommissarin einem größeren Fernsehpublikum bekannt ist, taugt nicht zum reinen Monster. Ihr Spiel macht auch die Hilflosigkeit und emotionale Blockade einer Figur begreifbar, die sich von ihrer eigenen Schuldhaftigkeit nicht befreien kann. Biografie Geboren 1957 in Berlin | Ausbildung an der Hochschule der Künste Berlin | erstes Engage- ment am Deutschen Schauspielhaus Hamburg | 1985–1997 Schaubühne am Lehniner Platz | danach regelmäßige Arbeit auch in Film und Fernsehen | außerdem Gastprofessoruren am Mozarteum Salzburg, an der Ernst-Busch- Schule Berlin und an der Hochschule der Künste Berlin | seit 2005 Schauspielhaus Bochum Filmografie 2005 REQUIEM Regie: Hans-Christian Schmid 2004 DIE BLUTHOCHZEIT Regie: Dominique Deruddere 2004 BARFUSS Regie: Til Schweiger 1999 ANNA WUNDER Regie: Ulla Wagner 1998 NACHTGESTALTEN Regie: Andreas Dresen Imogen Kogge – REQUIEM Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle Fotos:©XVerleih 46 Deutscher Filmpreis 2006
  • 49. Es sind nicht selten die Rollen der Verlierer, in denen ein Schauspieler alles geben kann – und manchmal noch viel mehr. Und wenn die Rolle des Verlierers dann auch noch die Rolle des- sen ist, der auch als Figur alles geben soll und gibt, darf man getrost von einer Traumrolle sprechen. Burghart Klaußner findet sie als Va- ter von Michaela Klingler in Hans-Christian Schmids REQUIEM. Er spielt die in jeder Ein- stellung spürbare Liebe zu seiner Tochter an- rührend als schüchternes Versteckspiel vor der Mutter. Er spielt seine Verzweiflung über den Zustand der Tochter und darüber, dass er nicht weiß, wie er ihn ändern kann, mit stiller Intensität. Und er spielt sie so glaubhaft, dass der Zuschauer darüber am Ende selbst zu ver- zweifeln droht. Biografie Geboren 1949 in Berlin | Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin | Theater- engagements u.a. am Schiller Theater, Schau- spielhaus Zürich, Hamburger Kammerspiele, Maxim Gorki Theater Berlin, Schauspielhaus Bochum | darüber hinaus Deutschlandtournee als Swing-Sänger | zahlreiche TV-Auftritte, unter anderem ADELHEID UND IHRE MÖRDER, TATORT, PETER STROHM, DIE STAATSKANZLEI Filmografie (Auswahl) 2005 DER MANN VON DER BOTSCHAFT Regie: Dito Tsintsadze 2005 REQUIEM Regie: Hans Christian Schmid 2004 DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI Regie: Hans Weingartner 1993 KINDERSPIELE Regie: Wolfgang Becker 1983 DER BEGINN ALLER SCHRECKEN IST LIEBE – Regie: Helke Sander Burghart KlauSSner – REQUIEM Beste darstellerische Leistung – Männliche Nebenrolle Foto:©XVerleih 47Nominierungen
  • 50. Obwohl Andreas Schmidt ein buchstäblicher Strich in der Landschaft ist, braucht er natür- lich keinen überdimensionalen Truck, um in SOMMER VORM BALKON auf sich aufmerksam zu machen. Seine Präsenz äußert sich anders. Zum Beispiel wie er einerseits mit verschränkten Armen auf Nikes Couchgarnitur thront wie der König vom Kiez und dabei ebenso einnehmend wieunausstehlichseinkann.Oderwieeranderer- seits aus der Demütigung, die Nacht auf dem Balkon statt im Kuschelbett verbracht zu haben, den Triumph der scheinbaren Bescheidenheit bastelt. Die Ambivalenz ist sein schauspiele- risches Kapital. Unberechenbar und liebens- würdig – das liegt bei ihm so gefährlich wie sympathisch nahe beieinander. Biografie Geboren 1963 in Berlin | privater Schauspielun- terricht bei Hilla Preuß | Filmseminare bei Edward Zebrowski/Filip Bajon und bei Agnieszka Holland/Krzysztof Kieslowski Filmografie (Auswahl) 2005 SOMMER VORM BALKON Regie: Andreas Dresen 2004 IM SCHWITZKASTEN Regie: Eoin Moore 2001 PIGS WILL FLY Regie: Eoin Moore 1997 PLUS-MINUS NULL Regie: Eoin Moore 1988 LINIE 1 Regie: Reinhard Hauff Andreas Schmidt – SOMMER VORM BALKON Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle Foto:©XVerleih 48 Deutscher Filmpreis 2006
  • 51. Wenn es den altmodischen Begriff des klas- sischen Bösewichts im Film nicht schon so lan- ge gäbe, für Ulrich Tukurs Stasi-Major Anton Grubitz in DAS LEBEN DER ANDEREN hätte man ihn erfinden müssen. Tukur, der musi- kalische Mime mit ausgeprägtem Gespür für Zwischentöne, scheint es hier sehr bewusst kra- chen zu lassen. Er spielt eine Figur, die nicht in erster Linie von Skrupeln geplagt wird. Aber eine Figur, die nur mit sich selbst identisch sein kann, wenn sie anderen etwas vormacht – zum Beispiel, dass sie mächtig ist, rücksichtslos, karrieresüchtig, überlegen. Wie aufregend sind in diesem Zusammenhang die Szenen, in denen Tukur seiner Figur diese Maske für kurze, nach- haltige Momente abnimmt. Biografie Geboren 1957 in Viernheim | Studium der Ger- manistik, Anglistik und Geschichte in Tübingen | 1980–1983 Ausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart | 1983 erstes Bühnenengagement in Heidelberg Filmografie (Auswahl) 2005 DAS LEBEN DER ANDEREN Regie: Florian Henckel von Donnersmarck 2002 DER STELLVERTRETER Regie: Constantin Costa-Gavras 2001 TAKING SIDES Regie: István Szabó 2000 BONHOEFFER – DIE LETZTE STUNDE Regie: Eric Till 1986 STAMMHEIM Regie: Reinhard Hauff 1982 DIE WEISSE ROSE Regie: Michael Verhoeven Ulrich Tukur – DAS LEBEN DER ANDEREN Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle Foto:©BuenaVistaInternational 49Nominierungen
  • 52. QUALITÄT UND KOMPETENZ Gespräch mit Lutz Carstens, Chefredakteur von TV SPIELFILM, zum DEUTSCHEN Filmpreis und über Zustand und Zukunft des deutschen Films. TV SPIELFILM unterstützt die LOLA schon seit Jahren. Sie haben die Partnerschaft fort- gesetzt, als die DEUTSCHE FILMAKADEMIE die Verantwortung für die Verleihung über- nommen hat. Hand aufs Herz: Haben Sie mit dem Erfolg im letzten Jahr gerechnet oder haben Sie einfach darauf gehofft? Die deutsche Filmakademie besteht aus mehr als 700 Filmschaffenden, darunter unzäh- lige Träger nicht nur des Deutschen Film- preises, sondern auch Gewinner internationa- ler Preise, wie Emmy und Oscar, und bürgt somit in ihrem Urteil für Erfahrung, Kompetenz und ein unbestechlichesGespürfürQualität.Qualitätund Kompetenz sind auch für unsere tägliche Arbeit die bestimmenden Kriterien – insofern sind die Deutsche Filmakademie und TV SPIELFILM ideale Partner. Gemeinsam erfassen sie Klasse und Masse – das kann nur erfolgreich sein. Der deutsche Film hat im letzten Jahr ge- zeigt, dass er gerade durch seine inhaltliche und formale Vielfalt stark sein kann – künst- lerisch und kommerziell. Glauben Sie, dass das so bleiben kann und wird? Wir sind sogar der Meinung, dass es noch bes- ser werden wird. Wer die Menschen berührt, der kann sie auch ins Kino locken. Deutsche Produktionen können international mithalten – wir haben großartige Darsteller, wir haben erstklassige Regisseure und wir haben vor allem mutige Produzenten, die sich trauen, auch vermeintlich sperrige Themen mitreißend für die große Leinwand umsetzen zu lassen. Deutsches Kino macht endlich wieder Spaß. Die Zuschauer bestätigen es täglich an der Ki- nokasse. Welche Bedeutung hat der Deutsche Filmpreis für das deutsche Kinopublikum? Jahrelang war der Deutsche Filmpreis zwar wichtig für die Branche, hat sich aber dem breiten Publikum nicht wirklich erschlossen. Mit dem LOLA FESTIVAL, das im vergangenen Jahr zum ersten Mal alle mit einer Nominierung versehenen Filme in vielen deutschen Städten einem großen Publikum präsentierte, hat sich das entscheidend geändert. Nicht nur deshalb unterstützt TV SPIELFILM das LOLA FESTIVAL seit seinem Bestehen. 50 Deutscher Filmpreis 2006
  • 53. TV SPIELFILM GRATULIERT DEN GEWINNERN DES DEUTSCHEN FILMPREISES 2006 TV SPIELFILM. Nur das Beste sehen.
  • 54. In einem Interview zum Start des Films DAS LEBEN DER ANDEREN hat die Hauptdar- stellerin Martina Gedeck ihrem Regisseur zwei auffällige Eigenschaften nachgesagt, die ihm die Ausübung seines Berufes nicht unbedingt erschweren: Sturheit und eine Liebe zu den Schauspielern. Das erklärt nicht alles, macht aber vieles klar. Der Absolvent der Münchner Filmhochschule hat lange und konsequent an seinem ersten abendfüllenden Spielfilm gear- beitet. Er hat die Geschichte selbst geschrieben und die Hintergründe akribisch recherchiert. Er hatte eine klare Vorstellung von der Beset- zung und vom Look des Films. Und er scheint für die Umsetzung seiner Vision auch stets die richtigen Partner gefunden zu haben. Und am Ende auch das Publikum. Gerade das ist bei aller Liebe (und Sturheit) nicht selbstverständ- lich. Biografie Geboren 1973 in Köln | Internationales Abitur 1991 | 1991–1993 Russisch-Studium in St. Petersburg | 1993–1996 Studium der Philo- sophie, Politik und Volkswirtschaft in Oxford | 1996 Regie-Praktikum bei Lord Richard Attenborough | 1997 Beginn des Regie- Studiums an der Hochschule für Fernsehen und Film in München Filmografie 2005 DAS LEBEN DER ANDEREN 2003 WHAT THE WITNESS SAW (Kurzfilm) 2002 DER TEMPLER (Kurzfilm) 2001 DIE NEUNTE KUNST (Kurzfilm) 1999 DOBERMANN (Kurzfilm) Florian Henckel von Donnersmarck – DAS LEBEN DER ANDEREN Beste Regie Foto:©A.Mühe 52 Deutscher Filmpreis 2006
  • 55. Es ist nicht so leicht. Aber es sieht so leicht aus. Und damit ist die Kunst des Regisseurs Andreas Dresen noch längst nicht ausreichend be- schrieben. Aber schon mal hinreichend. Heldinnen wie wir beschreibt er nach dem Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase – und macht sie doch zu Heldinnen der Leinwand. Vielleicht, weil wir sie nicht erwarten, wo wir sie finden. Vielleicht, weil sie nicht das tun, was wir von Heldinnen – egal ob des Alltags oder des Kinos – erwarten. Vielleicht, weil ganz nebenbei die alte Ost-West-Rechnung nicht mehr aufgeht. Vielleicht, weil sie sich an einem Ort in der Gesellschaft befinden, wo es nach aller Erfahrung mit dem Leben und dem Kino eigentlich gar keine Heldinnen geben darf. Vielleicht, vielleicht. Sicher ist, dass sich Andreas Dresen sicher ist, was er mit SOMMER VORM BALKON wem wie erzählen will – und genau das wie immer mit Herz und Verstand tut. Vielleicht reicht das ja. Biografie Geboren 1963 in Gera | seit 1979 eigene Amateurfilme | 1986–1991 Regiestudium an der HFF „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg (Diplomabschluss) | seit 1996 regelmäßige Arbeit am Theater (u.a. Staatstheater Cottbus, Deutsches Theater/Berlin) | seit 1998 Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg | Gründungsmitglied der Deutschen Filmakademie 2003 Filmografie (Auswahl) 2005 SOMMER VORM BALKON 2004 WILLENBROCK 2001 HALBE TREPPE 1998 NACHTGESTALTEN 1992 STILLES LAND Andreas Dresen – SOMMER VORM BALKON Beste Regie Foto:©XVerleih 53Nominierungen
  • 56. Zwei Themen hat der Regisseur Hans-Christian Schmid in den letzten Jahren seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet: der Mechanik reli- giöser Riten unter besonderer Berücksichtigung ihrer unmenschlichen Implikationen – und Geschichten von Menschen auf dem Weg zum Erwachsen werden, zur erzieherischen Unab- hängigkeit. In REQUIEM ist das eine Thema der heftige Anlass, eine außergewöhnliche Variante des anderen zu erzählen. Denn die Geschich- te der Michaela Klingler, ihrer Krankheit, des Wahns ihrer religiösen und familiären Gesell- schaft und der Hilflosigkeit ihrer neuen Umge- bung erzählt der genau und behutsam arbeiten- de Regisseur nicht als Schocker, sondern als Familiendrama. Da hat keiner eine Fratze und jeder ein Gesicht. Ein eindringliches Psycho- gramm und zugleich eine Studie über Sprach- losigkeit, Gefühlsstarre, Verzweiflung, Liebe und Verblendung. Biografie Geboren 1965 in Altötting | Studium an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film | Stipendium der Drehbuchwerkstatt München | Drehbuchstudium an der University of Southern California in Los Angeles | 2004 Gründung der Produktionsfirma 23/5 in Berlin Filmografie (Auswahl) 2005 REQUIEM 2003 LICHTER 2000 CRAZY 1998 23 1996 NACH FÜNF IM URWALD Hans-Christian Schmid – REQUIEM Beste Regie Foto:©GeraldvonForis 54 Deutscher Filmpreis 2006
  • 57. Der Kameramann Hagen Bogdanski ist ein Sti- list. Er kann unverwechselbare Bilder schaffen, Filmen Gesichter verleihen. Deshalb war er der richtige Mann für die stilisierten Filme von Oskar Roehler, für das magische Schwarz-Weiß in DIE UNBERÜHRBARE und die auffälligen Farben in ALTER AFFE ANGST. Hagen Bogdanski ist ein Profi. Wenn ein Film stilistische Disziplin erfordert, dann leistet er das auch. Egal, ob es sich um eine OTTO- Komödie handelt oder um ein Stasi-Drama mit melodramatischen Implikationen. DAS LEBEN DER ANDEREN ist ein Film der klaren, im besten Sinne einfachen Bilder, die in den großen Rahmen der Erzählung passen müssen. Dass diese Bilder nicht klein sein dür- fen, weiß der Kameramann, und arbeitet des- halb genauso beeindruckend genau wie der Rest des Teams. Biografie Geboren 1965 in Berlin | Fotografenausbildung (Lette Verein) | 1 Jahr Auslandsaufenthalt in den USA | 1 Jahr Praktikum im Kameraverleih in München | Kameraassistenz bei X. Schwar- zenberger, J. Jürges, G. Roll, D. Watkin u.v.a. Filmografie (Auswahl) 2005 DAS LEBEN DER ANDEREN Regie: Florian Henckel von Donnersmarck 2005 ANTIKÖRPER Regie: Christian Alvart 2003 DER ALTE AFFE ANGST Regie: Oskar Roehler 2000 DIE UNBERÜHRBARE Regie: Oskar Roehler Hagen Bogdanski – DAS LEBEN DER ANDEREN Beste Kamera/Bildgestaltung 55Nominierungen
  • 58. In Andreas Dresens WILLENBROCK hat man das Gefühl, dass immer irgendwer irgend- wem auf den Fersen ist. Der Film handelt von Unsicherheiten, Veränderungen, Bedrohungen, ja Nachstellungen im mehrfachen Sinn des Wortes. Diese Grundstimmung der Erzählung hat der Kameramann Michael Hammon spür- bar zur Grundlage seines visuellen Konzeptes gemacht. Seine Optik bringt den Zuschauer in eine Situation zwischen Detektiv und Komplizen und lässt ihn darum niemals aus der Geschichte heraus. Und wenn wir dann mit Axel Prahl über die vereiste Brücke rennen, um den Karpfen zu befreien, geraten wir im Kinosessel so außer Atem wie der Kameramann am Drehort. Biografie Geboren 1955 in Johannesburg (Südafrika) | 1974–1978 Diplom für Malerei und Fotografie (B.A.F.A), Universität Kapstadt, Südafrika | 1978–1982 Arbeit als freier Fotograf und Art Director in der Werbung | 1983–1989 freier Kameramann für BBC, CBS und Visnews (heute Reuters) | 1985–1991 Ausbildung an der Deutschen Film- und Fernsehakademie, Berlin | 2001–2003 Gastdozent für Kamera an der Film- akademie Baden-Württemberg und Gastprofessor für Kamera an der HFF Potsdam- Babelsberg | arbeitet als Kameramann und Regisseur Filmografie (Auswahl) 2004 WILLENBROCK Regie: Andreas Dresen 2003 HÖLLENTOUR Regie: Pepe Danquart 2001 HALBE TREPPE Regie: Andreas Dresen 1997 NACH SAISON Regie: Pepe Danquart und Mirjam Quinte 1991 DER ERDNUSS MANN Regie: Dietmar Klein Michael Hammon – WILLENBROCK Beste Kamera/Bildgestaltung 56 Deutscher Filmpreis 2006
  • 59. Das fällt schon auf: Junge Filmemacher schei- nen sich mit dem Kameramann Jürgen Jürges besonders wohl zu fühlen. Das liegt nicht nur an seiner Erfahrung und Souveränität. Es liegt auch daran, dass man ihn als Verbündeten bekommt. Und Verbündete kann man am Set immer gebrauchen. Florian Gallenberger hat sich für seinen ersten langen Film eine ebenso pittoreske wie bedrohliche Kulisse ausgesucht. SCHATTEN DER ZEIT spielt an einem frem- den Ort in verschiedenen Zeiten. Das war für alle Beteiligten eine Herausforderung. Und für Jürgen Jürges war es die Möglichkeit, seinem Verbündeten zu zeigen, wie man den Überblick im doppelten Sinn des Wortes nicht nur behält, sondern auch noch dem Zuschauer vermittelt. Obendrein auch noch in schönen Bildern. Biografie Geboren 1940 in Hannover | 1959–1961 Besuch der Fotoschule in Berlin mit dem Abschluss zum Fotografen | 1962–1963 Volontariat bei der Firma modern art film in Berlin | anschließend als freier Kamera-Assistent bis 1967 bei verschiedenen Kameramännern, u.a. bei Ernst Wild, Wolf Wirth, Franz Rath | ab 1967 erste eigene Kurzfilme und Mitarbeit als Operator (u.a. bei Heinz Pehlke) an Spielfilmen | erste Spielfilme als Kameramann ab 1970 Filmografie (Auswahl) 2004 VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE Regie: Helmut Dietl 2004 SCHATTEN DER ZEIT Regie: Florian Gallenberger 1997 FUNNY GAMES Regie: Michael Haneke 1993 FAR AWAY SO CLOSE Regie: Wim Wenders 1974 ANGST ESSEN SEELE AUF Regie: Rainer Werner Fassbinder Jürgen Jürges – SCHATTEN DER ZEIT Beste Kamera/Bildgestaltung Foto:©JörgGrüber 57Nominierungen
  • 60. Uuuund … Action: TNT Express spielt bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises wieder eine tragende Rolle. Der führende Anbie- ter von weltweiten Expressdienstleistungen für Geschäftskunden ist offizieller Transportpart- ner der Deutschen Filmakademie und des von ihr veranstalteten LOLA Festivals. Wenn sich die Stars des deutschen Kinos auf den Besuch eines TNT Express-Fahrers freu- en, kann das viele Gründe haben – ein mit Span- nung erwartetes Drehbuch, ein unverzichtbares Maskottchen oder eine vergessene Requisite sind keine ungewöhnlichen Sendungen für die netten Kuriere in Weiß und Orange. In diesen Tagen haben die TNTler eine ganz besondere Fracht dabei: Der Expressdienstleister beför- dert sämtliche LOLA-Festivalfilme und stellt den Gewinnern des Deutschen Filmpreises ihre LOLA persönlich zu. Ob LOLAs, Europäischer Filmpreis oder Bären – beim Thema Film ist TNT Express seit Jahren bestens im Bild. Denn der Expressdienstleister arbeitet unter anderem auch eng mit der Euro- pean Film Academy, der Berlinale sowie zahl- reichen regionalen Filmfestivals zusammen. TNT Express transportierte bereits die 59 Filme der Vorauswahl zu den knapp 750 Mit- gliedern der Deutschen Filmakademie und hat während des LOLA Festivals den Kopientransport in die Kinos übernommen. Bei der Preisverleihung des Deutschen Film- preises am 12. Mai 2006 nehmen TNT-Mitar- beiter nach der feierlichen Übergabe die LOLAs in Empfang und verwahren sie für die Preisträ- ger. Anschließend befördert der Expressdienst- leister die wertvolle Fracht zum Graveur und stellt sie den Gewinnern zu. „In den Medien wird gerne das Bild vermittelt, die Stars klemmten sich ihre Awards unter den Arm und nähmen sie im Handgepäck mit nach Hause“, sagt Alexander Stukenberg, Projektbe- auftragter von TNT Express. „In Wirklichkeit erfordern die wertvollen Statuetten eine Spezial- verpackung und sorgfältigen Umgang beim Transport. Dafür – und natürlich für die pünkt- liche und zuverlässige Zustellung – sind wir bei TNT nun mal die Spezialisten. Die LOLA ist bei uns in den besten Händen.“ Die schnellen Chauffeure der feschen LOLAs 58 Deutscher Filmpreis 2006
  • 61. TNT transportiert als offizieller Sponsor der Deutschen Filmfestspiele Lola viele preiswürdige Filme. Eine Produktion braucht vom ersten Skript bis zum letzten Schnitt immer eine reibungslose Logistik. Mit unserer Leistungsstärke sind wir ein wichtiger Partner der zeitsensiblen Filmindustrie. Wöchentlich liefern wir mehr als 3,3 Millionen Pakete, Do- kumente und Frachtstücke in über 220 Länder.Wenn Action gefragt ist, steht TNT Express für Sie bereit. Anruf genügt: TNT EXPRESS GmbH Haberstrasse 2 53842Troisdorf Zentrale 0 18 05 - 900 900 (0,12 €/Min) www.tnt.de
  • 62. Im letzten Jahr erhielt Dirk Grau zusammen mit Martin Hoffmann die LOLA für den Schnitt des Dokumentarfilms RHYTHM IS IT!. Die Be- gegnung mit diesem Film und seinem ganz ei- genen, unkonventionellen Rhythmus brachte Detlev Buck auf die Idee, Dirk Grau die Montage seines Films KNALLHART anzuvertrauen. Dass der Schnitt dabei schließlich nicht auf die ein- seitige Vorgabe des Titels einging (wie ja auch der Rest des Films nicht), rechtfertigte dieses Vertrauen. Der Schnittmeister des Films erkennt die Momente des Effekts, fühlt die Spannung in der Zeit, weiß, wann man hinschauen muss, und wann man mehr sieht, wenn weniger gezeigt wird – und gibt das an ein Publikum weiter, das dann am Ende doch weniger geschüttelt wurde als vielmehr gerührt. Biografie Dirk Grau machte sich durch die Montage von Independent-Kinoproduktionen wie Eoin Moores PLUS-MINUS NULL oder SEXY SADIE von Matthias Glasner einen Namen. | 1999 gründete er mit Carmen Baudi die Pro- duktionsfirma Seaside Pictures und arbeitet seitdem auch als Autor und Regisseur. | 2006 Berlinale Talent Campus – Experte für The- menschwerpunkt Editing Filmografie (Auswahl) 2006 A FULL CIRCLE Regie/Buch: Dirk Grau 2005 KNALLHART Regie: Detlev Buck 2004 RHYTHM IS IT! (Doku) Regie: Thomas Grube, Enrique Sanchez Lansch 1998 PLUS-MINUS NULL Regie: Eoin Moore 1996 SEXY SADIE Regie: Matthias Glasner Dirk Grau – KNALLHART Bester Schnitt 60 Deutscher Filmpreis 2006
  • 63. Es sind nicht unbedingt die Filme mit den einfachsten Geschichten, überschaubarsten Drehbüchern und problemlosesten Produktions- umständen, für deren Schnitt Patricia Rommel seit einem Viertel Jahrhundert nicht mehr aus hiesigen Schneideräumen wegzudenken ist. Die Französin mit dem eigenen Blick für unge- wöhnliche Geschichten aus der deutschen Ge- schichte und Wirklichkeit verschafft den Filmen, die sie mit Geduld und Souveränität montiert, immer eine Aura von Größe und Intimität, von Emotionalität und höherer Bedeutung zugleich. Deshalb war DAS LEBEN DER ANDEREN bei ihr in den richtigen Händen. Biografie Geboren 1956 in Paris | seit 1977 in der Film- branche tätig | seit 1981 freiberufliche Editorin in allen Formaten | Lehrtätigkeit an der HFF München und der ifs Köln Filmografie (Auswahl) 2005 DAS LEBEN DER ANDEREN Regie: Florian Henckel von Donnersmarck 2001 NIRGENDWO IN AFRIKA Regie: Caroline Link 1996 DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE Regie: Wolfgang Becker 1995 JENSEITS DER STILLE Regie: Caroline Link 1989 VERFOLGTE WEGE Regie: Uwe Janson Patricia Rommel – DAS LEBEN DER ANDEREN Bester Schnitt 61Nominierungen
  • 64. Mit Regisseur Hans-Christian Schmid verbin- det Hansjörg Weißbrich und Bernd Schlegel eine langjährige Zusammenarbeit. Bei CRAZY und 23 war Schlegel Weißbrichs Assistent, bei LICHTER stand er ihm als Co-Editor zur Seite. In LICHTER, der nicht nur durch seine episodische Struktur, sondern auch seine ungewöhnlich kurze Postproduk- tionszeit eine große Herausforderung bedeu- tete, unterstreicht die Montage eindrucksvoll die Erzählweise von Hans-Christian Schmid: keine vordergründigen Effekte; Zeit und Raum für die Figuren schaffen. Das zeichnet auch die Arbeit von Hansjörg Weißbrich und Bernd Schlegel an REQUIEM aus. BERND SCHLEGEL Geboren 1972 in München | 1992–1999 Schnitt- assistent | seit 1999 selbstständiger Editor Filmografie (Auswahl) 2005 DRESDEN (TV) Regie: Roland Suso Richter 2005 REQUIEM Regie: Hans-Christian Schmid 2003 AUS DER TIEFE DES RAUMES Regie: Gil Memert 2000 DIE SCHEINHEILIGEN Regie: Thomas Kronthaler 1999 SCHMETTERLINGE DER NACHT Regie: Andreas Lechner HANSJÖRG WEISSBRICH Geboren 1967 in Siegen | Studium Musik, Franzö- sisch; Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften | Schnittassistenz | seit 1995 frei als Editor Filmografie (Auswahl) 2005 DIE WILDEN HÜHNER Regie: Vivian Naefe 2005 REQUIEM Regie: Hans-Christian Schmid 2004 NVA Regie: Leander Haußmann 2003 SCHATTEN DER ZEIT Regie: Florian Gallenberger 1995 NACH FÜNF IM URWALD Regie: Hans-Christian Schmid Bernd Schlegel, Hansjörg WeiSSbrich – REQUIEM Bester Schnitt Foto:©MarcoNagel 62 Deutscher Filmpreis 2006
  • 65. In den Filmen von Wim Wenders beschreiben die äußeren Räume nicht selten das Innenle- ben ihrer Protagonisten, während wir Innen nur den Äußerlichkeiten ihrer Existenz begeg- nen. In DON´T COME KNOCKING fühlt sich Sam Shepards Figur beengt am Set eines Wes- terns unter freiem Himmel und empfindet die Weite des Landes in diesem Moment als Ein- schränkung, die ihn zum Handeln zwingt. Und wenn er später in seinem schummrigen alten Stammlokal sitzt, in dem die Bilder an den Wän- den an seine Vergangenheit erinnern, scheinen sie nichts mehr mit ihm zu tun zu haben. Die Figur seines Sohnes muss sogar die komplette Inneneinrichtung seiner Absteige auf die Straße werfen, um zu sich zu kommen. Der amerika- nische Szenenbildner Nathan Amondson darf in diesem Sinne nichts dem Zufall überlassen. Er war sich bewusst: Gerade bei einem Bilderre- gisseur wie Wim Wenders ist auch der Szenen- bildner ein Bildgestalter. Unübersehbar. Biografie Nach der Übersiedlung nach Los Angeles Ar- beit als Storyboarder für THE KISS (R: Anthony Russo) und ELLA ENCHANTED (R: Tommy O´Haver) | seit 2004 Arbeit als Production Designer Filmografie (Auswahl) 2006 CHLORINE Regie: Jay Alaimo 2005 DON´T COME KNOCKING Regie: Wim Wenders 2005 LA BELLE DAME SANS MERCI Regie: Hidetoshi Oneda 2004 LAND OF PLENTY Regie: Wim Wenders Nathan Amondson – DON’T COME KNOCKING Bestes Szenenbild 63Nominierungen
  • 66. Ein Blick auf die Filmografie der Szenenbild- nerin Silke Buhr macht klar: Es geht ihr um die Atmosphären der Orte, ihre Größe, aber auch um Wahrhaftigkeit. SCHERBENTANZ, VERGISS AMERIKA, REQUIEM FÜR EINE ROMANTISCHE FRAU und zuletzt DAS LEBEN DER ANDEREN. So unterschiedlich die Filme und die Regisseure auch sein mögen, überall erkennt man die Handschrift der Szenenbildne- rin. Klare Formen und Räume, die uns erahnen lassen, wie es in den Seelen ihrer Bewohner aus- sieht. So genügt ein Blick in die Plattenbauwoh- nung des Hauptmann Gerd Wiesler, um uns die Leere, aber auch das Potenzial seiner Existenz spüren zu lassen. Jedes einzelne Bild enthält den gesamten Film. Biografie Geboren 1966 | 1984–1987 Tischlerausbildung Bad Oeynhausen | 1988–1994 Diplom-Ing. (FH) Studiengang Innenarchitektur Fachhochschule Lippe/Detmold | 1994–1996 Film- und Fernseh- Szenografie (Filmarchitektin), Hochschule für Fernsehen und Film München Filmografie (Auswahl) 2005 DAS LEBEN DER ANDEREN Regie: Florian Henckel von Donnersmarck 2000 JETZT ODER NIE – ZEIT IST GELD Regie: Lars Büchel 1999 VERGISS AMERIKA Regie: Vanessa Jopp 1998 DIE HÄUPTER MEINER LIEBEN Regie: H.G. Bücking 1996 DER CASCADEUR Regie: Hardy Martins Silke Buhr – DAS LEBEN DER ANDEREN Bestes Szenenbild 64 Deutscher Filmpreis 2006
  • 67. Für einen Film etwas zu bauen, an das sich die meisten kaum noch erinnern oder kaum noch erinnern wollen, ist für einen Szenen- bildner eine ganz besondere Herausforderung. Die siebziger Jahre waren hässlich und schrill. In den Gegenden, wo Hans-Christian Schmids REQUIEM spielt, waren sie nicht einmal mehr schrill. Aber für die Figuren eines Films hat die Außenwelt ihre subjektive Schönheit oder Hässlichkeit oder Bedrohlichkeit. Der Szenen- bildner Christian M. Goldbeck weiß sehr genau, dass Außenwelten im Film oft eher die Reflek- tion einer Innenwelt sind als ihre eigene. Des- halb steht ein Szenenbild für einen Film, der nicht im Hier und Jetzt oder in einer komplett fiktiven Welt spielt, immer auch für die der Ge- schichte entsprechende Vorstellung einer Wirk- lichkeit. Goldbeck richtet sich nicht einfach in einer Zeit für den Film ein. Er richtet den Film ein, für eine Zeit, die durch den Film – ganz ne- benbei – erfahrbar wird. Biografie Geboren 1974 in Berlin | Studium an der Hoch- schule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, Potsdam | Studium an der University of East- London, School of Architecture | Szenenbildner seit 1999 Filmografie (Auswahl) 2005 REQUIEM Regie: Hans-Christian Schmid 2005 ANTIKÖRPER Regie: Christian Alvart 2004 ALLES AUF ZUCKER Regie: Dani Levy 2003 DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI Regie: Hans Weingartner 2002 LICHTER Regie: Hans-Christian Schmid Christian M. Goldbeck – REQUIEM Bestes Szenenbild 65Nominierungen
  • 68. Berlin hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der beliebtesten Drehorte für den deut- schen Film entwickelt. Auch immer mehr Pro- duktionsfirmen lassen sich nieder in der Stadt, die immer am Puls der Zeit ist. Manchmal scheint es fast so, als lägen die Geschichten für spannende und unterhaltsame Filme in Berlin auf der Straße. So verwundert es auch nicht, dass vier der sechs für den DEUTSCHEN FILMPREIS 2006 in der Kategorie “Bester Spielfilm” nominierten Filme in Berlin spielen und gedreht wurden: Vanessa Jopps experimentierfreudiger Groß- stadtreigen KOMM NÄHER, Detlev Bucks er- schreckendrealitätsnaheTragödieKNALLHART, Florian Henckel von Donnersmarcks packen- des Stasi-Drama DAS LEBEN DER ANDEREN und Andreas Dresens herzerwärmende Komödie SOMMER VORM BALKON. Den Medienstandort der Großstadtregion Berlin zu fördern und noch erfolgreicher zu machen, ist das Hauptanliegen der Medienboard Berlin- Brandenburg. Insgesamt 39 Nominierungen zum DEUTSCHEN FILMPREIS 2006 entfielen auf Pro- duktionen, die von der Medienboard gefördert wurden.DieMedienboard-Geschäftsführerinnen Petra Müller und Kirsten Niehuus freuen sich über den großartigen Erfolg für die Berlin- Brandenburger Filmschaffenden. „Wir gratu- lieren allen LOLA-Nominierten herzlich. Damit zeigt sich nach drei silbernen Bären, einem Golden Globe und zwei Oscar-Nominierungen wieder einmal, wie viel Kompetenz, Können und Kreativität in der Hauptstadtregion stecken.” Es war ein Spitzenjahr für den deutschen Film und man kann sich auf eine spannende Preis- verleihung und ein rauschendes gemeinsames Fest freuen! DER standort berlin-brandenburg 66 Deutscher Filmpreis 2006
  • 69. Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH • August-Bebel-Str. 26 – 53 • 14482 Potsdam-Babelsberg • Tel./Fax: +49 – (0)331 – 743 87 – 0/– 99 info@medienboard.de • www.medienboard.de Deutscher Filmpreis 2006 Wir gratulieren allen Nominierten! Medienboard-Förderungen: 1 DER SCHATZ DER WEISSEN FALKEN Nominierung: Bester Kinder- und Jugendfilm. 2 PARADISE NOW Nominieerung: Bester Spielfilm, Bestes Drehbuch: Hany Abu Assad, Bero Beyer. 3 KNALLHART Nominierungen: Bester Spielfilm, Bester Schnitt: Dirk Grau, Beste Filmmusik: Bert Wrede. 4 FREMDE HAUT Nominierung: Beste dar- stellerische Leistung – weibliche Hauptrolle: Jasmin Tabatabai. 5 SOMMER VORM BALKON Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle: Inka Friedrich, Nadja Uhl, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle: Andreas Schmidt, Beste Regie: Andreas Dresen, Bestes Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase. 6 REQUIEM Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle: Sandra Hüller, Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle: Imogen Kogge, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle: Burghart Klaußner, Beste Regie: Hans-Christian Schmid, Bester Schnitt: Bernd Schlegel, Hansjörg Weißbrich, Bestes Szenenbild: Christian M. Goldbeck, Bestes Kostümbild: Bettina Marx, Beste Tongestaltung: Lars Ginzel, Dirk Jacob, Marc Parisotto, Martin Steyer, Bestes Drehbuch: Bernd Lange. 7 DAS LEBEN DER ANDEREN Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle: Ulrich Mühe, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle: Ulrich Tukur, Beste Regie: Florian Henckel von Donnersmarck, Beste Kamera/Bildgestaltung: Hagen Bogdanski, Bester Schnitt: Patricia Rommel, Bestes Szenenbild: Silke Buhr, Bestes Kostümbild: Gabriele Binder, Beste Filmmusik: Gabriel Yared, Stéphane Noucha, Beste Tongestaltung: Hubertus Rath, Christoph von Schönburg, Arno Wilms, Bestes Drebuch: Florian Henckel von Donnersmarck. 8 WILLENBROCK Nominierung: Beste Kamera/Bildgestaltung: Michael Hammon. 9 ELEMENTARTEILCHEN Nominierungen: Beste männliche Hauptrolle: Moritz Bleibtreu, Beste weibliche Nebenrolle: Martina Gedeck. 10 DON’T COME KNOCKING Nominierungen: Bestes Szenenbild: Nathan Amondson, Beste Filmmusik: T Bone Burnett. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10