Frischbetonverbund-Systeme oder wie es noch viele heute nennen Frischbetonverbundfolien sind bei komplexen Stahlbetonbauwerken, die unter Terrain erstellt werden, nicht mehr wegzudenken. Diese hochwertigen Systemabdichtungen erhöhen die Dauerhaftigkeit und die Nutzungsdauer der Betonkonstruktion. Fehlstellen infolge Undichtigkeiten werden auf ein Minimum reduziert.
2. Technologie Frischbetonverbundbahnen – eine Übersicht
Erklärung Technologie
Materialien Abdichtungsbahn
TPO, FPO, PVC, HDPE… Übersicht, Unterschiede, Vor- und Nachteile, Empfehlung
Materialien Verbundschicht
Vlies, Granulat, Klebeschicht... Übersicht, Unterschiede, Vor- und Nachteile, Empfehlung
Technologie
Vlies, drucksensibler Kleber, drücksensibler Kleber abgestreut, Bitumen, direkt verbunden. Übersicht,
Unterschiede, Vor- und Nachteile, Empfehlung
Materialabhängiger Dampfdiffusionswiderstand (Sd-Wert)
Sd- Wert ≤ 100 m oder besser mehr als 100 m – Vor- und Nachteile, Empfehlung
Anforderungen
an die Planung, den Untergrund, Kostentreiber in der Planung und Ausführung
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TPO/FPO und PVC
Mechanischer Verbund
Sd ≤ 100 m
3. EINLEITUNG
Erklärung Technologie
Die hohen Nutzungsanforderungen an wasserundurchlässige
Betonkonstruktionen führt zu einem zunehmenden Einsatz von
Frischbetonverbundbahnen bzw. Frischbetonverbundsystemen (FBV-
Systemen) als Zusatzmaßnahme, um die Dichtheit und Dauerhaftigkeit
zu erhöhen und als zielgerichtete Schutzmaßnahme (Radon, Exposition).
Der erfolgreiche Einsatz von FBV-Systemen hängt von der Auswahl des
geeigneten Systems, der Planung, der Verlegung und der Details, von
der Ausführungsqualität der Verlegung und dem Schutz des Systems
ab.
4. Frischbetonverbundsystem (FBV-System)
Erklärung Technologie
Als FBV-System bezeichnet man einlagige, wasserseitig angeordnete
KDB (KunststoffDichtungsBahnen), die zu einer flächigen Haut gefügt
werden und einen Hinterlauf sicheren Verbund mit dem Frischbeton
eingehen.
Aktuell existieren eine Vielzahl von FBV-Systemen mit unterschiedlichen
Wirkungsweisen, Anwendungsgrenzen und Ausführungsvorgaben.
5. Frischbetonverbundbahn (FBV-Bahn)
Erklärung Technologie
Eine Bahn aus Kunststoff oder modifiziertem Bitumen, bestehend aus
einer zusammengefügten Dicht- und Verbundschicht, die in Verbindung
mit hydratisierten Beton eine laterale Wassermigration verhindert.
Dichtschicht: Wasserseitige dehnfähige und druckwasserdichte Schicht aus Kunststoff (KDB)
oder aus Elastomer-modifiziertem Bitumen (i. d. R. zugleich Trägerbahn)
Verbundschicht: Betonseitige Schicht der FBV-Bahn (ggf. mit applizierten Materialien), die
wirksam ist zur Ausbildung des Verbundes mit dem hydratisierten Beton der Betonrandzone
(Betongrenzschicht)
Laterale Wassermigration: Seitlicher Feuchteeintrag zwischen der FBV-Bahn und dem
hydratisierten Beton
6. Allgemeines zur Technologie
Erklärung Technologie
FBV-Systeme bestehen aus FBV-Bahnen, die mit Fügenähten und
weiteren FBV- Systemkomponenten zu einer geschlossenen
Fläche zusammengefügt werden. Sie bestehen aus einer
dehnfähigen, druckwassergeeigneten Dichtungsschicht und einer
darauf fest applizierten Verbundschicht, die zum Frischbeton hin
angeordnet wird.
Die Verbundschichten können klebe-adhäsiv, mechanisch-
adhäsiv, chemisch-adhäsiv oder bituminös-adhäsiv ausgebildet
sein.
Mikroskopische
Aufnahme von dichten
Grenzflächen von FBV-
Systemen
7. Allgemeines zur Technologie
Erklärung Technologie
Die Verwendung von FBV-Systemen verfolgt in Kombination mit
(wasserundurchlässigem) Beton das Ziel, ein dauerhaftes und
druckwasserdichtes Bauwerk zu erhalten. Um das Bauwerk (i. d. R.
Trennrisse) zielsicher vor einer nachträglichen Durchfeuchtung
(vorbeugend) zu schützen, sind Verbundstörungen, z. B. durch
Verschmutzungen, Zementschlämme, Trennmittel, und lokalen
Beschädigungen des FBV-Systems zu vermeiden und im Falle ihres
Auftretens durch geeignete Gegenmaßnahmen zu beseitigen.
8. Allgemeines zur Technologie
Erklärung Technologie
Die Verbundschicht einer FBV-Bahn stellt mit
der Betonrandzone einen Hinterlauf sicheren
Verbund zur Betonkonstruktion her, so dass
selbst bei lokalen Beschädigungen des FBV-
Systems kein Wassertransport zu einem
benachbarten Trennriss erfolgt.
(Vorwegnahme der Rissinjektion bei
fehlender Zugänglichkeit)
Hinterlaufschutz nach
DIN EN 12390-8
ASTM D 5385
DIN EN 1928 (modifiziert)
9. Allgemeines zur Technologie
Verwendungsbereich:
- Außenliegende Abdichtung auf erdberührten
Bodenplatten (horizontal / geneigte Flächen)
und von Außenwandflächen (vertikale
Flächen) aus Beton gegen Bodenfeuchte
und nicht stauendes sowie aufstauendes
Sicker-/Grundwasser
- Als Abdichtung über Arbeits- und
Sollrissfugen aber nicht als alleinige
Abdichtung über Dehnfugen
Erklärung Technologie
Beispiel
Dehnfuge
mit FBVS
Quelle
Bild
NIK
®
Beispiel
Arbeitsfuge
mit FBVS
Quelle
Bild
NIK
®
11. Materialübersicht – FBV-Bahnen am Markt
Materialien Abdichtungsbahn
Dichtschicht
(Werkstoff d. Trägerbahn)
Verbundschicht
mechanisch
-adhäsiv
klebe
-adhäsiv
chemisch
-adhäsiv
bituminös
-adhäsiv
PVC Polyvinylchlorid X X
TPO Thermoplastisch Polyolefine X X
HDPE High Density Polyethylen X
(mit / ohne Granulat)
LDPE Low Density Polyethylen X
Bitumen elastomer-modifizierter Bitumen X X
12. Materialübersicht – FBV-Bahnen am Markt
Materialien Verbundstoff
Bsp. Produktaufbau im Querschnitt
mechanisch-adhäsiv klebe-adhäsiv chemisch-adhäsiv bituminös-adhäsiv
ODER
Beton
Besandung / Vlieslage
mit / ohne
Trägereinlage
Dichtschicht aus
elastomermodifiziertem
Bitumen
Beton
Verbundschicht
(reaktiv/zement-)
modifiziertes
Polymer
(z.T. mit/ohne
Vlieslage)
Dichtschicht auf
Kunststoffbasis
(PVC oder TPO)
Beton
Verbundschicht
- Vlieslage (z.T.
Quellfähig)
- Geokomposit (z.T.
mit Vlieslage)
Dichtschicht auf
Kunststoffbasis mit /
ohne Trägereinlage
(PVC, TPO, LDPE)
- z.T. mit
Quelleinlage
- z.T. als
Quellschicht
Beton
Verbundschicht
drucksensible
Klebeschicht
- z.T. mit Acrylat
Schutzschicht
- z.T. mit
Granulat
Dichtschicht auf
Kunststoffbasis
(HDPE)
Quelle Bild DBV-Heft 44 Quelle Bild DBV-Heft 44 Quelle Bild DBV-Heft 44
13. mechanisch-adhäsiv
Materialien Verbundstoff
Der mechanisch-adhäsive Verbund kann durch eine Vlieslage,
ein Geogitter oder eine vergleichbare Form der mechanischen
Verkrallung der Verbundschicht mit dem Beton entstehen.
Gleichzeitig erfolgt, je nach System, eine adhäsive Anlagerung
des Frischbetons an der Grenzfläche zur Dichtschicht.
Arten der mechanisch-adhäsiven FBV-Bahnen
[a] mit Vlieslage [b] mit Vlieslage und Quelleinlage
[c] mit Vlieslage sowie Quelleinlage in der Dichtschicht
[d] mit quellfähiger Dichtlage und Vlieslage
[e] mit Geokomposit und Vlieslage
ODER
14. klebe-adhäsiv
Materialien Verbundstoff
Der klebe-adhäsive Verbund kann durch eine Klebeschicht
mittels drucksensiblen Klebers oder eine vergleichbare Form der
klebe-adhäsiven Verbindung der Verbundschicht mit dem
Frischbeton entstehen. Je nach System ist zusätzlich eine
grobkörnige Besandung aus Granulat auf der Verbundschicht,
zur Erhöhung der Oberflächenrauigkeit, aufgetragen.
Arten der klebe-adhäsiven FBV-Bahnen
[a] mit Klebeschicht und feinkörniger Acrylat-Schutzschicht
[b] mit Klebeschicht und Granulat-Besandung
[c] mit Klebeschicht und Schutzfolie /-beschichtung
15. chemisch-adhäsiv
Materialien Verbundstoff
Der chemisch-adhäsive Verbund besteht aus einer
reaktivmodifizierten Polymerschicht, mit / ohne Vlieslage, oder
eine vergleichbare Form, die sich mit dem Frischbeton verbindet
bzw. chemisch reagiert.
Arten der chemisch-adhäsiven FBV-Bahnen
[a] (zement-)modifizierten Polymerschicht mit Vlieslage
[b] (zement-)modifizierten Polymerschicht ohne Vlieslage
[c] (reaktiv-)modifizierten Polymerschicht mit / ohne Vlieslage
16. bituminös-adhäsiv
Materialien Verbundstoff
Der bituminös-adhäsive Verbund besteht aus elastomer-
modifiziertem Bitumen und z. T. ergänzend aus einer Vlieslage,
Granulat-Bestreuung oder eine vergleichbare Form der
bituminösen Verbundschicht, die sich mit dem Frischbeton
verbindet.
Arten der bituminös-adhäsiven FBV-Bahnen
[a] mit Vlieslage
[b] mit Vlieslage und Quelleinlage
[c] mit Granulat-Bestreuung
17. Dampfdiffusionswiderstand µ nach Material
(Sd-Wert = wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke)
Begriff
Sd-Wert (Bereich)
gemäß DIN 4108
FBV-Bahn auf Basis von
PVC-P TPO-FPO HDPE LDPE Bitumen
diffusionsoffen
Sd ≤ 0,5 m
diffusionsbremsend
0,5 m < Sd ≤ 10 m
diffusionshemmend
10 m < Sd ≤ 100 m
X X X
KDB 1.2 mm
Sd-Wert:
≤ 50 m
KDB 1.2 mm
Sd-Wert:
≤ 100 m
diffusionssperrend
(diffusionsdicht)
100 m < Sd ≤ 1.500 m
X X
KDB 0.8 mm
Sd-Wert:
≤ 1000 m
4 mm Bahn
Sd-Wert:
≈ 1000 m
21. Anforderungen
Bedarfsplanung
und
Bauherrenberatung
Festlegung der
Anforderungen an
das FBV-System
Planung von
konstruktiven Details,
Einbauteilen und
Durchdringungen
Im Rahmen einer strukturierten
Bedarfsplanung werden die
Nutzungsanforderungen des
Bauherrn an die
Baukonstruktion ermittelt.
HINWEIS: Der Bauherr sollte darauf
hingewiesen werden, dass die
Bauweise wasserundurchlässiger
Beton plus FBV-System derzeit
noch keine national bzw. europäisch
geregelte Bauweise ist.
- Festlegung der
Materialeigenschaften
- Qualität der Fugenausbildung
- Reparatur- und
Sanierungsfähigkeit
- Maximale offene Liegezeit
(UV-Beständigkeit d. Verbundschicht)
- Zulässige Wasserdruckhöhe
- chemische Widerstandsfähigkeit /
Alterungsverhalten (Exposition)
- Reibungsbeiwerte
- Widerstand gegen Radon/-gas
Einwirkungen
- Winterbauweise
- …
- Details für Ecken, Vouten, usw.
- Abstimmung der Abstandhalter für
die Bewehrung bzw. Betondeckung
- Übergangslösung An- und
Abschlüsse zu angrenzenden
Abdichtungsflächen
(Sockel, Fassaden, Decken und andere
Abdichtungsformen)
- Übergang FBVS von Bodenplatten
zu Wänden mit / ohne
Bodenplattenüberstand
- Durchdringungen wie
Schalungsanker (Spannstellen),
Rohre, Bohrpfahl und Blitzschutz
usw.
- …
23. Anforderungen
Bsp. Details
- Bohpfahlanschluss
- Rohrdurchführung senkrecht
in Bodenplatte
- Durchdringungen wie
Schalungsanker (Spannstellen)
Quelle
Bild
NIK
®
Quelle
Bild
NIK
®
Quelle
Bild
NIK
®
24. Anforderungen
Geeignete
Untergründe
(horizontal)
- Planung eines tragfähigen
Untergrundes (Sauberkeitsschicht
und Gründungsplanum) zur
Vermeidung ungleichmäßiger
Setzungen, der die Anforderungen,
bspw. an die Ebenheit des idealen
Untergrunds, erfüllt
- Als geeignete Unterlagen können
bspw. druckstabile Perimeter-
dämmungen, Magerbetonsauber-
keitsschichten, tragfähige
Unterlagen mit / ohne geotextiler
Schutzlage zur Anwendung
kommen
Quelle
Bild
NIK
®
25. Anforderungen
Geeignete
Untergründe
(vertikal) Einsatz zweihäuptige Schalung Einsatz einhäuptige Schalung
- Planung eines tragfähigen
Untergrundes (Trägerlage) welche
die Anforderungen, bspw. an die
Ebenheit des Untergrunds, erfüllt
- Als geeignete Unterlagen können
bspw. druckstabile Perimeter-
dämmungen, Spritzbetonlage bzw.
Spritzmörtel (abgezogen),
tragfähige Unterlagen mit / ohne
geotextiler Schutzlage zur
Anwendung kommen
Quelle
Bild
NIK
®
Quelle
Bild
NIK
®
42. Fazit: FBV-System
-Mechanischer Verbund ist dauerhaft, keine negative Auswirkung auf Betonrandzone
-Klebeverbund muss Nachweis über dauerhafte Beständigkeit gegenüber Alkalität haben
-abP gem PG-FBB streifenförmige Abdichtung ist kein Nachweis als Flächenabdichtung
-SD-Wert hat direkten Einfluss auf die Dampfdiffusion, ist SD-Wert zu groß, kommt es
zwingend zur Blasenbildung. Ist der SD-Wert größer als 900 m, d.h. das eingesetzte FBV-
System wasserdampfundurchlässig, kommt es zu osmotischer Blasenbildung bzw.
Blasenbildung infolge Wasserdampfdiffusion hinter der dampfdiffusionsdichten Folie. Diese
Blasen hinter der Folie sehen dann nicht nur unschön aus, sondern beeinträchtigen auch die
Funktionalität des FBV-Systems. Die hinter die Folie transportierte Feuchtigkeit ist hoch
alkalisch und greift daher die adhäsive Verbundebene (Klebeschicht) der HDPE Bahnen an.
Der hoch alkalische Wasserdampfdruck hat nicht selten zur Folge, dass sich das FBV-System
flächig vom Beton ablöst.
-Stöße und T-Stöße müssen dicht geprüft sein.
-Hinterläufigkeit mus in Abhängigkeit verschiedener Beton-Konsistenzen dicht geprüft sein.
-FBV-System muss für den Zeitraum der offenen Liegezeit eine UV-Stabilität haben
-Jahreszeitunabhängiger Einbau muss sichergestellt werden können (Hitze und Kälte)