Migration, Integration und Teilhabe in integrierten Konzepten.pptx
Regionalanalyse des Landkreises Goettingen
1. Karsten Hiege | Wolf-Ekkehard Hesse
Regionalanalyse
des Landkreises Göttingen
Basisdaten zu älteren Beschäftigten und Erwerbslosen
Beschäftigungspakt für Ältere im Gefördert und unterstützt durch das
Eine Studie im Rahmen des Beschäftigungspaktes „50plus - Erfahrung zählt!“ im Landkreis Göttingen
4. inhaltsveRzeichnis
1 Einleitung 6
2 Demographische Entwicklung 9
Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf den
regionalen Arbeitsmarkt 9
Modellrechnungen zur Entwicklung der Erwerbspersonen
(Südniedersachsen-Szenario) 9
Erwerbsbevölkerung Südniedersachsens 2004 10
Erwerbsbevölkerung Südniedersachsens 2020
(Status-quo-Szenario) 10
Erwerbsbevölkerung Südniedersachsens 2020 (Potenzial-Szenario) 10
Handlungsempfehlungen zum demographischen Wandel 12
3 Methodik 13
4 Rahmenbedingungen des Landkreises Göttingen im EU-,
Bundes-, Landes- und Regionalvergleich 15
Niedersachsen und der Landkreis Göttingen im wirtschaftlichen
Vergleich 15
Schwerpunkte der wirtschaftlichen Entwicklung 17
Wirtschaftswachstum Deutschlands im Euro-Raum 18
Wirtschaftsbilanz Deutschlands und Prognose 18
Wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis Göttingen 20
Wertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen 21
Arbeitsproduktivität 22
Zusammenfassung 23
5 Gründungstätigkeit 24
Gründungstätigkeit in Niedersachsen und Landkreis Göttingen im
Vergleich 24
Gründungstätigkeit in Deutschland 27
6 Investitionen in Forschung und Entwicklung 29
Ländervergleich 29
Forschung und Entwicklung im Landkreis Göttingen 31
7 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort 32
Phasen der Beschäftigungsentwicklung 32
Beschäftigtenentwicklung im Landkreis Göttingen 32
Anzahl der Betriebe und Anzahl mit sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten am Arbeitsort 33
Anzahl der Beschäftigten in Abhängigkeit zur Betriebsgrößenklasse 34
Anzahl der Beschäftigten getrennt nach Altersgruppen 35
Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten älteren
Arbeitnehmer nach Wirtschaftszweig 36
Anzahl der über 50-jährigen Beschäftigten nach Wirtschaftszweig
und kommunaler Zugehörigkeit 36
004
5. Entwicklung der Anzahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten im Landkreis Göttingen 37
Entwicklung der Anzahl der über 50-jährigen Beschäftigten der Jahre
1998, 2003 und 2005 im LK Göttingen 38
Entwicklung der Anzahl jüngerer Beschäftigter (< 50-jährig) im
Landkreis Göttingen 39
Entwicklung der über 50-jährigen Beschäftigten der Jahre 1998,
2003 und 2005, Trennung nach WZ und kommunaler Zugehörigkeit 40
Anteile älterer Arbeitnehmer innerhalb der WZ 44
Verteilung der Altersgruppen in Abhängigkeit zur Betriebsgröße 47
Zusammenfassung 47
8 Beschäftigte 50+ nach Wirtschaftsgruppen 48
Wirtschaftsgruppen in der Öffentlichen und Privaten Dienstleistung 48
Beschäftigte im Wirtschaftszweig des Produzierenden Gewerbes 52
Beschäftigte im Wirtschaftszweig des Handels, Gastgewerbes,
Verkehrs 54
Beschäftigte im Wirtschaftszweig des Kredit-, Grundstücks- und
Wohnungswesens 55
Beschäftigte im Wirtschaftszweig der Öffentlichen Verwaltung 56
Zusammenfassung: Auswertung der Regionaldaten über
Beschäftigte am Arbeitsort 57
9 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort 59
Entwicklung der Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter
am Wohnort 59
Entwicklung der Beschäftigtenzahlen 60
Anzahl der über 50-jährigen sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten am Wohnort nach Wirtschaftzweigen 62
10 Über 50-jährige Erwerbslose im Landkreis Göttingen 63
Vorbemerkungen 63
Datenlage der Arbeitslosen im Landkreis Göttingen 65
11 Arbeit und Einkommen 77
Rahmenbedingungen 77
Bilanz und Prognose 77
Einkommenssituation in Deutschland 79
Einkommen und Kaufkraft im Landkreis Göttingen 83
12 Pendelgeschehen im Landkreis Göttingen 92
13 Zusammenfassung 93
Literaturverzeichnis 96
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 98
005
6. 1 einleitung
Das Projekt „50plus - Erfahrung zählt“1 des Landkreises Göttingen wurde als eines
von insgesamt 62 regionalen Modellprojekten durch das Bundesministerium für
Arbeit und Soziales (BMAS) aus dem Programm „Perspektive 50plus – Beschäf-
tigungspakte für Ältere in den Regionen“ gefördert. Das Programm läuft über
zwei Jahre. Projektstart für den Landkreis Göttingen war Mitte Oktober 2005,
Projektende ist September 2007.
Die projektbegleitenden Studien sollen Grundlagendaten und Handlungsempfeh-
lungen bereitstellen. Durch die Regionalanalyse sollen die bestehenden Arbeits-
markt-, Beschäftigungs- und Wirtschaftsstrukturen erfasst und dargestellt werden.
Die Potenzialanalyse dient dazu, die in der Region vorhandenen seniorenwirtschaft-
lichen Potenziale zu erfassen und insbesondere die Beschäftigungsmöglichkeiten
für ältere Erwerbspersonen zu untersuchen. Bei der Betriebsstudie steht die
Analyse der Situation älterer Beschäftigter in den Unternehmen des Landkreises,
die praktizierte Personalpolitik und ihre Altersbezogenheit im Mittelpunkt. In der
vierten Studie werden Beispiele im gesellschaftlich-politischen Umgang mit älteren
Beschäftigten aus anderen europäischen Ländern vorgestellt.
Die vier wissenschaftlichen Studien stellen insgesamt eine Einheit dar. Die Ziele
der Studien sind klar definiert und das methodische Vorgehen durch den Projekt-
träger festgelegt worden. Eine laufende Information zwischen den Autoren der
Studien war erfolgt. Dabei hat die Regionalanalyse angesichts ihrer komplexen
Fragestellung eine zentrale Bedeutung für die anderen drei Studien und damit
auch für das Gesamtprojekt. Die Studien wurden im ersten Jahr der Projektlaufzeit
durchgeführt, damit ihre Ergebnisse noch während der Projektlaufzeit umgesetzt
werden können.
Während der zweijährigen Projektphase werden die Teilprojekte fachlich begleitet.
Zentrale Ziele des Gesamtprojektes sind die Bildung regionaler Netzwerke und der
Austausch von Informationen und Erfahrungen zwischen den Projekten. Regionale
Workshops mit den Projektbeteiligten und eine gemeinsame Kommunikations-
plattform unterstützen diesen Prozess. So sollen Strukturen geschaffen werden,
die über den Landkreis Göttingen und über die zweijährige Förderdauer hinaus
dauerhaft die Integration Älterer in den allgemeinen Arbeitsmarkt unterstützen
können. Besonders erfolgreiche Projekte sollen Grundlage für bundesweite Stra-
tegien und Lösungen werden („best practice“).
In der Regionalanalyse wird die Entwicklung von Stadt und im Landkreis Göttingen
insbesondere in den Arbeitsmarkt-, Beschäftigungs- und Wirtschaftsstrukturen
untersucht und ein Datenvergleich mit anderen Regionen sowie der Bundes- und
Landesebene durchgeführt. Auf diese Weise kann ermittelt werden, wie sich die
Region Göttingen im Wettbewerb der Regionen behauptet hat. Aus der Stärken-
und Schwächenanalyse ergeben sich die Ansatzpunkte für die Entwicklung not-
wendiger Konzepte und Maßnahmen für eine zukunftsweisende Beschäftigungs-,
Struktur- und Regionalpolitik. Die Regionalanalyse stellt die Entwicklung in den
Wirtschaftsgruppen dar, in denen der Anteil älterer Erwerbspersonen besonders
hoch ist. Die Aussagen zu den Beschäftigungsperspektiven geben zwar nur die
Entwicklungstendenz an, sind aber für die zukünftige Kommunal- und Regional-
politik sehr hilfreich.
1
www.50plus-goettingen.de
006
7. Einleitung
Die Untersuchung stellt die Wirtschaftsgruppen vor, in denen nach wie vor viele
ältere Menschen tätig sind. Daraus - wie im Auftrag zu dieser Studie gefordert
- seriös quantitative Beschäftigungsperspektiven abzuleiten, ist jedoch me-
thodisch schwierig. Die Autoren haben sich deshalb auf qualitative Aussagen
beschränkt.
Bei der Analyse der Struktur der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SvB)
wird nach dem Wohn- und Arbeitsort differenziert. Es werden die Städte Göttin-
gen, Duderstadt, Hann. Münden und die übrigen Gemeinden des Landkreises
Göttingen getrennt untersucht.
Bei den älteren Arbeitslosen ist die Länge der Arbeitslosigkeit, die Qualifikation und
bisherige Weiterbildung getrennt nach Geschlechtern erfasst worden. Wichtig war
insbesondere der Vergleich mit den Daten jüngerer Arbeitsloser, um bestehende
Unterschiede festzustellen. Die Ergebnisse waren hilfreich, um die Entwicklung der
Beschäftigungssituation älterer Menschen in den nächsten Jahren einschätzen und
geeignete beschäftigungspolitische Maßnahmen vorschlagen zu können. Struk-
turdaten des Arbeitsmarktes über Arbeitszeit, Befristung und typische Beschäf-
tigungsverhältnisse, das Gründungsgeschehen sowie die Inanspruchnahme von
Altersteilzeit und andere Übergangsmodelle sind nicht erhoben worden. Sie sind
Gegenstand der gesonderten Studie „Ältere Menschen im Betrieb“. Die derzeitigen
Pendlerverflechtungen der Erwerbstätigen zwischen dem Landkreis Göttingen und
den angrenzenden Landkreisen sind in die Untersuchung einbezogen.
Eine eingehende Darstellung erfolgt über die vorhandenen Strukturen bei den
Erwerbslosen im Hinblick auf die Verteilung im Landkreis, die Qualifikationsprofile
und die Dauer der Erwerbslosigkeit. Daten über die Haushaltsgrößen und der fi-
nanziellen Ausstattung werden nicht erhoben. Die Vergleichszahlen der derzeitigen
Bundes- und Landesentwicklung lassen nur eine allgemeine Trendaussage über
die Entwicklung im Landkreis zu.
Aus der Regionalanalyse ergeben sich wichtige neue Erkenntnisse. So konnte ein
Anstieg der Beschäftigung Älterer in einigen Wirtschaftszweigen festgestellt wer-
den. Insgesamt sind die Anteile Älterer in den Wirtschaftszweigen unterschiedlich
und haben sich auch unterschiedlich entwickelt.
Die Untersuchung ergab eine Reihe überraschender Ergebnisse. Interessant ist
der Anstieg der Beschäftigtenzahlen Älterer in bestimmten Wirtschaftszweigen
des Landkreises. Bemerkenswert ist weiterhin die unterschiedlichen Größen-
ordnungen der Anteile Älterer in bestimmten Wirtschaftszweigen sowie deren
Entwicklung.
Die Auswahl und Auswertung der Daten für die Regionalanalyse ist von den Zielset-
zungen des Projekts „50plus – Erfahrung zählt“ bestimmt worden. Auf Bundes- und
Landesebene sind die benötigten Vergleichsdaten durchweg vorhanden, während
verschiedene Daten bei den Institutionen des Landkreises nicht erhoben werden
und nicht verfügbar sind. Es konnten die benötigten Daten von den verschiedenen
Unternehmen, Organisationen und Institutionen beschafft werden, wobei insbe-
sondere auch wertvolle Hilfestellung bei der Auswertung und den eigenen Berech-
nungen gegeben wurde. Dankbar sind wir für die ausgezeichnete Zusammenarbeit
dem Niedersächsischen Landesamt für Statistik (NLS), der Bundesagentur für
Arbeit Göttingen (BA), dem Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung
(NIW), der Geschäftsstelle Göttingen der Industrie- und Handelskammer (IHK), der
007
8. Regionalleitung der AOK Göttingen, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsfor-
schung (IAB) und des Deutschen Rentenversicherungsbunds.
Die Regionalanalyse ist nach dem Bedarf der projektbeteiligten Institutionen und
in laufender Abstimmung aufgebaut und bearbeitet worden. Die umfassende
grafische Darstellung soll helfen, den Zugang zu der komplexen Thematik leichter
zu finden und die Informationen besser zu nutzen. Die meisten Tabellen und Über-
sichten sind nicht in die Studie aufgenommen worden. Sie sollen bei den folgenden
vertiefenden Veranstaltungen, Initiativen und Folgeprojekten zur Verfügung stehen
und können beim Regionalverband Südniedersachsen abgerufen werden.
Bei der textlichen Darstellung wurde insbesondere darauf geachtet, dass die
konkrete Arbeit der projektbeteiligten Institutionen zielgerichtet vorbereitet wurde.
Die grafischen Darstellungen orientieren sich ebenfalls am Anspruch der Nutzbar-
machung von Informationen. Deshalb wurde darauf verzichtet, die ausgewerteten
Daten in Gänze in die vorliegende Veröffentlichung einzufügen. Die ausgewerteten
Daten liegen aber für vertiefende Veranstaltungen und weitere Initiativen beim
Regionalverband vor und können dort abgerufen werden.
008
9. 2 DemogRaphische
entwicklung
Der Landkreis Göttingen hat sich bereits ausführlich mit der bisherigen und erwar-
teten demographischen Entwicklung beschäftigt.2 Nach den Berechnungen des
Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zählt Südniedersachsen zu
den Regionen bundesweit, die das höchste Durchschnittsalter aufweisen. Südnie-
dersachsen ist zudem dem bundesdeutschen Trend der Alterung der Bevölkerung
um 10-15 Jahre voraus. Der Anteil der älteren Arbeitnehmer/-innen und anderer
Bevölkerungsgruppen im Landkreis ist deutlich höher als im Bundesdurchschnitt.
Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung und der langfristig niedrigen Gebur-
tenraten wird damit gerechnet, dass sich die Situation in den nächsten Jahren noch
weiter verändert. Während die Gesamtbevölkerungszahl vermutlich stagnieren
oder allenfalls geringfügig abnehmen wird, wird für den Zeitraum 2002 bis 2012
im Landkreis Göttingen in den Altersgruppen 30-45 Jahre und 0-15 Jahre ein
deutlicher Rückgang prognostiziert. Gleichzeitig wird ein Anstieg der Bevölkerung
in den Altersgruppen zwischen 45 und 75 Jahren sowie über 75 Jahren erwartet.
Der Anteil der Erwerbspersonen über 45 Jahre wird sich nach unterschiedlichen
Szenarien deutlich erhöhen: bei gleichbleibenden Voraussetzungen (Szenario A)
von zurzeit 34 auf 39 Prozent und bei verändertenRahmenbedingungen (Szenario
B) auf 42 Prozent der Erwerbsbevölkerung.
Südniedersachsen wird früher als andere Regionen mit demographiebedingten
Auswirkungen auf die Arbeitswelt konfrontiert werden. Es besteht deshalb ein
besonderer Handlungsbedarf, Rahmenbedingungen und Strukturen für dem Altern
gerecht werdendes Arbeiten und Lernen zu entwickeln und zu verankern.
Die meisten Gemeinden befassen sich intensiv mit dem Thema demographi- auswIrkungen der demogra-
scher Wandel (siehe hierzu Ausführungen in der Potenzialanalyse). Unscharf pHIscHen entwIcklung auf den
regIonalen arbeItsmarkt
in der Beurteilung bleiben jedoch noch die Auswirkungen der voraussehbaren
demographischen Entwicklung auf den Arbeitsmarkt. Arbeitsplatznachfrage bzw.
Arbeitskräfteangebot sind maßgebende Faktoren im „demographischen Regel-
kreis“, der die Regionalentwicklung bestimmt. Angesichts der derzeitigen hohen
Arbeitslosigkeit in Südniedersachsen fällt es schwer und ist kaum vorstellbar,
dass in absehbarer Zeit die Arbeitskräfte – dabei besonders die jüngeren – knapp
werden; wir also zum einen all unsere eigenen Erwerbspotenziale mobilisieren
müssen, zum anderen für Zuwanderung attraktiv sein müssen.
Bei der Prognose werden angenommene Erwerbsquoten auf die demographische modellrecHnungen zur
Struktur in Südniedersachsen auf das Prognosejahr 2020 verwandt. Bei gleich entwIcklung der erwerbsper-
sonen (südnIedersacHsen-sze-
bleibender Erwerbsquote (Szenario A: Status quo) sinkt die Erwerbspersonenzahl narIo)
mit -12,7 Prozent stärker als die Bevölkerungszahl (-9,0 Prozent). Bei alters- und
geschlechtsspezifisch gesteigerten Erwerbsquoten nach dem Niedersachsen-Po-
tenzial 2050 (Szenario B) kann die Erwerbspersonenzahl nahezu gehalten werden
(-2,6 Prozent). Allerdings steigt der Anteil der älteren Arbeitskräfte (45 Jahre und
älter) dabei von gut einem Drittel (36,5 Prozent) auf nahezu die Hälfte (46,0 Pro-
Cassing, G. Gemeindebevölkerung in Südniedersachsen 2012. Alternde und schrumpfende Region.
2
Göttingen.
009
10. zent). Dieses Südniedersachsen-Szenario zeigt, dass unsere Region schon sehr
viel früher auf Alterung und Schrumpfung der Erwerbsbevölkerung reagieren
muss als andere Räume.
erwerbsbevölkerung südnIe- Unterstellt man die landesweiten Erwerbsquoten auch für die südniedersäch-
dersacHsens 2004 sischen Landkreise Göttingen, Northeim und Osterode am Harz, so zählen hier
2004 234.000 Personen zur Erwerbsbevölkerung im Alter von 15-65 Jahren.
Das entspricht einer durchschnittlichen Erwerbsquote von 71,2 Prozent. Das
liegt bereits über der „Lissabon-Zielquote“ 2010 von 70 Prozent. Sie setzt sich
zusammen aus 62,6 Prozent bei den Frauen und 79,6 Prozent bei den Männern.
Sowohl weniger als die Hälfte der 15-24-Jährigen (45,7 Prozent) als auch der 55-
64-Jährigen (46,7 Prozent) gelten als Erwerbspersonen. Zurzeit sind nahezu zwei
Drittel (63,5 Prozent) der Erwerbsbevölkerung unter 45 und gut ein Drittel (36,5
Prozent) über 45 Jahre alt.
erwerbsbevölkerung südnIe- Was passiert in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten, wenn die bisherige Ent-
dersacHsens 2020 wicklung gleich bleibt? Dieser Annahme folgt das sog. Status-quo-Szenario: Die
(status-Quo-szenarIo)
alters- und geschlechtsspezifischen Erwerbsquoten werden als gleichbleibend
angenommen. Die Erwerbsbevölkerung entwickelt sich dann proportional zum
allgemeinen demographischen Trend und nimmt um 12,7 Prozent ab. Wenn sich
das Problem der Arbeitslosigkeit demographisch so von selbst löst, wäre das
positiv zu bewerten. Hierzu wäre aber eine bestimmte Personalmenge nötig, be-
sonders in regional bedeutsamen Dienstleistungsfeldern. Zum anderen wird die
Qualifikation der Erwerbsbevölkerung zum entscheidenden Standortfaktor. Deshalb
sind die Verschiebungen in der Altersstruktur regionalstrategisch besonders zu
berücksichtigen.
Einen starken Rückgang (-18,1 Prozent) wird es bei den 15-24-Jährigen geben.
Bildungs- und Ausbildungsstätten müssen ihre Kapazitäten konzentrieren. Zur
Qualitätssicherung bedarf es verstärkter Kooperationen. Besonders gravierend
- um mehr als ein Drittel (-37,3 Prozent) - wird die Zahl der 35-44-jährigen Erwerbs-
personen zurückgehen. Die Leistungsfähigkeit einer Region stützt sich heute
besonders auf dieses „Karrierealter“. Demgegenüber nimmt die Altersgruppe
der 55-64-Jährigen um ein Viertel (+25,1 Prozent) zu. Die geringe Erwerbsquote
durch hohe Frühverrentung in dieser Altersgruppe werden wir uns angesichts der
zu erwartenden Verluste bei der jüngeren Erwerbsbevölkerung regionalpolitisch
nicht mehr leisten können. Die Erwerbsquote insgesamt sinkt beim Status-quo-
Szenario um 2,4 Prozentpunkte unter die EU-Zielquote von 70 Prozent.
erwerbsbevölkerung südnIe- Nickel3 trifft für sein Szenario 2050 zur Aktivierung der Erwerbspotenziale folgende
dersacHsens 2020 Annahmen, die als regionalstrategische Ansätze auf den Landkreis Göttingen und
(potenzIal-szenarIo)
Südniedersachsen 2020 angewandt werden können:
Kürzere Ausbildungszeiten: Durch die Verkürzung des Abiturs auf zwölf Schuljahre,
die Ausweitung von kürzeren Bachelorstudiengängen sowie die Einführung von
Studiengebühren wird eine Steigerung der Erwerbsquote bei den 15-24-Jährigen
von 45,7 auf 53,6 Prozent (+7,9 Prozentpunkte) erwartet.
3
Nickel, T., Niedersächsisches Landesamt für Statistik. „Auswirkungen der demographischen Entwicklung
auf das Arbeitskräfteangebot in Niedersachsen“. Statistische Monatshefte Niedersachsen 5/2005.
010
11. Demographische Entwicklung
Höhere Frauenerwerbsbeteilung: Durch Angleichung bzw. Annäherung an die
Erwerbsquoten der Männer bzw. aufgrund verbesserter familiärer und beruflicher
Vereinbarkeit werden höhere Erwerbsquoten in allen Altersgruppen angenommen.
Die Frauenerwerbsquote steigt damit von 62,6 auf 70,9 Prozent (+8,3 Prozentpunk-
te). Einen besonders hohen Beitrag (+21,9 Prozent) erwartet man sich von einer
beruflichen Wiedereingliederung von Frauen der Altersgruppe 55-64 Jahre.
Späterer Renteneintritt: Durch massive Erhöhung der altersspezifischen Erwerbs-
quoten bei den 55-64-Jährigen von 46,7 auf 64,9 Prozent (+18,3 Prozentpunkte)
sowie durch Anhebung der Altersgrenze für den Rentenbezug auf 67 Jahre könnte
ein Ausgleich für den Arbeitskräfterückgang bei den Jüngeren erreicht werden.
Abbildung 1: Erwerbsszenario nach Krei-
sen (Cassing, 2006), Quelle: NLS-Online;
Nickel T. 2005
Die Szenarien zur Entwicklung der Erwerbsbevölkerung im Vergleich der südnie-
dersächsischen Kreise lassen folgende Entwicklungen erkennen:
Die Stadt Göttingen kann trotz sinkender Bevölkerungszahl ihr
Arbeitskräftepotenzial auf nahezu gleichem Niveau stabilisieren. Ihr
Arbeitskräftepotenzial bleibt bei 27 Prozent.
Der Landkreis Göttingen (ohne Stadt) leistet den größten Beitrag zum
Arbeitsmarkt mit einer Steigerung des Erwerbspotenzials um acht
Prozent. Sein regionaler Anteil steigt um drei Prozentpunkte.
Der Landkreis Northeim muss trotz Mobilisierung aller Potenziale mit
einem Rückgang des Arbeitskräfteangebots um acht Prozent rechnen.
Sein regionaler Anteil sinkt um 1,6 Prozentpunkte.
Der Landkreis Osterode a. H. muss auch bei Aktivierung aller Potenziale
mit einer um zwölf Prozent kleineren Erwerbspersonenzahl rechnen.
Sein Regionalanteil nimmt um 1,5 Prozentpunkte ab.
Im Ergebnis wird sich der Arbeitsmarkt weiter im Bereich der Stadt Göttingen
konzentrieren und in den angrenzenden Landkreisen weiter ausdünnen.
011
12. HandlungsempfeHlungen zum Angesicht der demographischen Entwicklung muss eine koordinierte Strategie
demograpHIscHen wandel für Südniedersachsen entwickelt werden. Diese muss zum einen die hier aufge-
zeigten regionseigenen Potenziale aktivieren. Dieses stellt neue Anforderungen
an die Bildungsinfrastruktur in allen Altersgruppen und reicht von der Betreuung
für Kleinkinder bis zur Weiterbildung für Ältere. Zum anderen müssen angesichts
des bundesweiten Wettbewerbs um junge Arbeitskräfte die hoch qualifizierenden
Hochschuleinrichtungen der Region (Göttingen, Holzminden, Clausthal, Witzen-
hausen) als Instrument zur Anwerbung junger Arbeitskräfte genutzt werden. Aber
auch die Zuwanderung in Alterswohnsitze in den Kur- und Erholungsorten sollte
zur Auslastung der Gesundheitswirtschaft gefördert werden.
Die Schlussfolgerung ist einfach formuliert, aber schwer und nur langfristig um-
setzbar: Die Kinder von heute sind die Mitarbeiter von morgen. Wenn wir heute
für kinder- und familienfreundliche Bedingungen sorgen - dazu gehört vor allem
die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie - dann haben wir vielleicht über-
morgen wieder genügend jüngere Mitarbeiter.
012
13. 3 methoDik
Um aussagefähige Daten zur Beschäftigungssituation Älterer zu erhalten, muss
bei der Analyse für Teilbereiche der Wirtschaft mit unterschiedlichen räumlichen
Abgrenzungen gearbeitet werden. Das gilt auch für die allgemeinen Strukturdaten
der Agentur für Arbeit, die sich auf den Arbeitsamtsbezirk Göttingen beziehen.
Dieser Bezirk umfasst die Landkreise Göttingen, Northeim und Osterode a. H.
Dabei fallen aber vom Landkreis Northeim die Stadt Bad Gandersheim und die
Gemeinde Kreiensen in die Zuständigkeit anderer Agenturen. Auch für die Ge-
meinden Walkenried, Wieda und Zorge aus dem Landkreis Osterode a. H. gibt es
eine andere Zuständigkeitsregelung.
Untersuchungsgebiet ist der Landkreis Göttingen mit der Stadt Göttingen als
Oberzentrum und den Mittelzentren Duderstadt und Hann. Münden.
Spezifische Daten beziehen sich jeweils auf die Gemeindeebene. Das gilt ins-
besondere für die Regionaldaten der Industrie- und Handelskammer (IHK). Sie
können deshalb direkt für Aussagen über die Stadt und den Landkreis Göttingen
genutzt werden. Auch die Daten des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik
(NLS) sind auf die Gemeindeebene bezogen, wobei jeweils Daten des Landkreises
Göttingen insgesamt, der Städte Göttingen, Duderstadt und Hann. Münden sowie
der übrigen Gemeinden des Landkreises vorliegen.
Für eine sachgerechte Analyse und Einschätzung der Region Göttingen werden
die entsprechenden Vergleichsanalysen und -daten des Bundes, der Länder so-
wie der EU herangezogen. Das sind insbesondere die Arbeitsmarkt-, Branchen-,
Konjunktur- und Strukturdaten sowie die entsprechenden Analysen. Durch den
Datenvergleich mit dem Bundes- und Landesdurchschnitt sowie der Entwicklung
in vergleichbaren Regionen wird der laufende Entwicklungsprozess im Landkreis
Göttingen bewertet. Die regionale Entwicklung wird auch entscheidend von
Entwicklung und Politik auf Bundes- und Landesebene geprägt. Vor diesem Hin-
tergrund werden Handlungsempfehlungen gegeben.
Regionaldaten der IHK beziehen sich auf die Gemeindeebene. Hier können Aus-
sagen direkt auf die Stadt und den Landkreis Göttingen bezogen werden.
Dargestellt wird die Beschäftigtensituation anhand von sechs Wirtschaftszweigen
(WZ).
Land- und Forstwirtschaft
Produzierendes Gewerbe
Handel, Gastgewerbe und Verkehr
Kredit- und Wohnungswesen
Öffentliche Verwaltung
Öffentliche und private Dienstleistungen
013
14. Zur übersichtlicheren Darstellung erfolgt eine weitere Unterteilung in insgesamt
13 Einheiten. Bei dieser Sektorenteilung wird das
Produzierende Gewerbe weiter unterteilt in:
Verarbeitendes Gewerbe
Baugewerbe
Handel, Gastgewerbe und Verkehr unterteilt in
Handel, Instandhaltung
Gastgewerbe
Verkehr und Nachrichten
Kredit-, Versicherungs- und Wohnungswesen unterteilt in
Kredit- und Versicherungsgewerbe
Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung, Forschung
und Entwicklung, Dienstleistungen (Recht, Steuer)
Nachfolgend erfolgt eine weitere Untergliederung in 17 Wirtschaftsabschnitte
(WA), 60 Wirtschaftsabteilungen (WAbt.) und 222 Wirtschaftsgruppen (WGr.). Die
Klassifikationsliste erfolgte nach der Einteilung des Statistischen Bundesamtes.
Die Daten liegen in drei Betriebsgrößenklassen vor. Es werden Betriebe unter-
schieden mit 1-9, 10-49 und über 50 Beschäftigten.
Die Altersstruktur wurde wie folgt unterteilt: jünger als 50, 50 bis unter 55, 55 bis
unter 60 sowie 60 Jahre und älter.
014
15. 4 RahmenbeDingungen Des lanD-
kReises göttingen im eu-, bunDes-,
lanDes- unD RegionalveRgleich
Im letzten Jahrzehnt und seit Beginn des neuen Jahrtausends haben sich die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bundesweit, in Niedersachsen und in dem nIedersacHsen und der
Landkreis Göttingen verschlechtert. Im EU-Wachstumsraum ist Deutschlands landkreIs göttIngen Im
wIrtscHaftlIcHen ver-
wirtschaftliches Gewicht erheblich gesunken. Deutschlands Bilanz 2005 und die gleIcH
Perspektive für 2006 fällt durchwachsen aus. Rückwirkungen dieser Entwicklung
auf Wachstum und Beschäftigung sind auf Länder- und Regionalebene immer
deutlicher spürbar. Niedersachsen und seine Regionen sind im Leistungsvergleich
der Bundesländer zurückgefallen und versuchen wieder den Anschluss an die
Zukunftsentwicklung zu finden. Der Landkreis Göttingen steht dabei im intensiven
Leistungswettbewerb der Regionen, um durch mehr Wachstum und Beschäfti-
gung neue Zukunftschancen, insbesondere auch für ältere Arbeitnehmer/-innen
zu schaffen.
Eine notwendige umfassende Vergleichsanalyse der regionalwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen der Städte und Landkreise im Bundesgebiet ist erfolgt. Die
Basler Prognos AG hat 2002 im Auftrag der WirtschaftsWoche einen Technologie-
test für die 97 Raumordnungsregionen durchgeführt und einen Technologieatlas
über die technologische Leistungsfähigkeit der Regionen erstellt4. 2004 hat die
Prognos AG im Auftrag des Handelsblatts in einem Zukunftsatlas die Zukunftsfä-
higkeit von 439 Städten und Landkreisen dargestellt5. Seit 2002 führt Fokus-Money
einen regelmäßigen Test der Städte und Landkreise durch, die beiden letzten
2004 und 20056.
Über die wirtschaftliche Entwicklung in den Bundesländern und über die Verän-
derung der Rahmenbedingungen für Landkreise und Städte gibt es inzwischen
ein ausführliches Ranking.
Das 2003 veröffentliche Bundesländerranking 2003 des Gemeinschaftsprojekts von
WirtschaftsWoche und dem Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Consult
GmbH brachte für Niedersachsen ein differenziertes Bild7. Im Bestandsranking
lag Niedersachsen am Ende der westdeutschen Flächenländer. Im Dynamik-Ran-
king (Veränderung 2002 zu 2000) konnte ein etwas besseres Gesamtergebnis
erzielt werden. Insgesamt wurden gravierende Defizite Niedersachsens und
seiner Regionen durch schwache Wirtschaftsdynamik, überdurchschnittlich hohe
Arbeitslosigkeit, nicht bewältigtem Strukturwandel, geringe Gründungs- und For-
schungstätigkeit sowie geringe Innovationskraft der Regionen festgestellt.
Ein positives Ergebnis liefert das Bundesländerranking 2004 der Initiative Neue
Soziale Marktwirtschaft (INSM) in Kooperation mit der IW Consult und der Wirt-
schaftWoche8 . Hiernach ist Niedersachsen inzwischen das Bundesland mit der
4
Vgl. Deutschland im High-Tech-Test. Weiß-blauer Triumph. In: WirtschaftsWoche Nr. 38 vom 12.09.2002,
S.102-113; www.prognos.com.
5
Vgl. Standort Deutschland: Die Wüste Lebt. In: Handelsblatt Nr. 139 vom 20.07.2004.
6
Vgl. Focus-Money-Landkreistest. Innovation trifft Idylle vom 16.12.2004 und die Mischung macht‘s vom
21.12.2005; www.focus.msn.de/magazin/money.
7
Vg. Die Bilanz. Alle 16 Bundesländer mit ihren Regierungschefs im Leistungsbereich. In: Wirtschafts-
Woche Nr. 32 vom 31.07.2003, S. 18-25.
015
16. zweitgrößten wirtschaftlichen Dynamik. Die Studie vergleicht die ordnungs- und
wirtschaftspolitische Entwicklung in den Jahren 2001 bis 2003. Dabei sind bewusst
keine Bestandsgrößen, sondern nur die Veränderungen in dem Bemessungsraum
berücksichtigt worden. So war zum Beispiel die Veränderung der Arbeitslosen-
quote – und nicht ihre absolute Höhe – für die wissenschaftliche Beurteilung
ausschlaggebend.
Im dritten INSM-Bundesländerranking 2005 hat Niedersachsen mit 53,6 Punkten
Platz drei beim Dynamikranking belegt9. Die INSM-Studie berücksichtigt zahlreiche
ökonomische und strukturelle Indikatoren wie Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslosen-
quote, Arbeitseinkommen, Existenzgründungen und Wissenschaftsausgaben.
Neben dem Dynamikranking, das die Veränderungen von 2002 bis 2004 ausweist,
gibt die Studie zusätzlich im Bestandsranking auch Auskunft über den aktuellen
Ist-Zustand. Hier landet Niedersachsen punktgleich wie das Saarland mit 52,8
Punkten auf Platz sechs. Beim Dynamikranking hat Niedersachsen, insbesondere
durch den Gründerboom, Platz drei erreicht.
Ein umfassendes Gutachten über die Entwicklung in Niedersachsen und seinen
Regionen hat 2002 die Unternehmensberatungsgesellschaft McKinsey im Auf-
trag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr10
erstellt. Auf der Grundlage der Analyse der Wachstumsbranchen sind potenzielle
Clusterregionen definiert und ein Wachstumskonzept für die Regionen entwickelt
worden.
Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass in der Region Göttingen die neun
innovativen Branchen Niedersachsens von der Bio- bis zur Umwelttechnologie gut
vertreten sind und neue Technologien, Produkte und Anwendungen entwickelt
werden. In der Innovationsbranche Biotechnologie besitzt Göttingen eine hervorra-
gende Ausgangsbasis. Im Bereich der Informations- und Kommunikations- sowie
Lasertechnologie ist es Schwerpunktstandort. In der Medizintechnik wird der
Maximalwert des Standortquotienten erreicht. Auch bei der Querschnittstech-
nologie Mikrosystemtechnik sowie bei den neuen Materialien und Werkstoffen
ist Göttingen stark vertreten. Das gilt auch für die konventionellen Branchen wie
Elektrotechnik und insbesondere für Messtechnik, Feinmechanik und Optik. Im
Gesundheitswesen zählt Göttingen zu den wichtigen Standorten. Gummi- und
Kunststoffwaren gelten als zukünftige Schwerpunktbranche. Standortgutachten
bestätigen die steigende Bedeutung von Kultur, Sport und Unterhaltung.
Besonders umfassende Analysen hat in den letzten Jahren das Niedersächsische
Institut für Wirtschaftsforschung (NIW) über die Region Südniedersachsen und
Stadt und Landkreis Göttingen erstellt,11 insbesondere für das Regionalgutach-
ten zum Projekt Modellregion von 2004. Weitere wichtige neue Informationen
über die Entwicklung der Region Göttingen enthält das Regionalmonitoring
Niedersachsen Regionalreport 2005 Landesentwicklung und der Regionalbericht
Norddeutschland 2005.
8
Siehe unter www.insm.de/Umfragen und Studie Bundesländer-Ranking 2004 vom 11.08.2004 mit
Stärke-Schwächen-Profil als Download.
9
Siehe ebenda, Studie Bundesländer-Ranking 2005 vom 06.10.2005 mit Stärke-Schwächen-Profil als
Download.
10
Vgl. Projekt McKinsey. Analyse zu den Wachstumsbranchen in Niedersachsen, September 2002.
11
NIW Projekt Modellregion im Auftrag des Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz vom 14.07.2004. Siehe www.niw.de unter Gutachten.
016
17. Rahmenbedingungen des LK Göttingen
Durch die andauernde Wachstumsschwäche Deutschlands ist es bisher zu keiner
durchgreifenden Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung im Bundesge-
biet und speziell in Niedersachsen gekommen. Niedersachsen ist beim realen
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) eines der Schlusslichter unter den
westdeutschen Bundesländern geworden. Im Ranking lag es noch 2003 knapp vor
Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Beim verfügbaren Pro-Kopf-Einkom-
men und BIP pro Kopf, d. h. bei den Indikatoren Wirtschaftskraft und Wohlstand,
lag Niedersachsen Anfang 2003 nur noch vor Schleswig-Holstein. Der Abstand
zu den bundesweit führenden Ländern Hessen, Bayern und Baden-Württemberg
ist seit 1990 deutlich gewachsen. Beim BIP pro Kopf erreichte Niedersachsen nur
noch knapp 70 Prozent des Vergleichswertes von Hessen.
Seit 2003 ist eine leichte Verbesserung der wirtschaftlichen Situation eingetreten.12
Niedersachsen hat 2004 mit einem Wachstum von 0,8 Prozent unter den westdeut-
schen Bundesländern im Ranking Platz acht gemeinsam mit Bremen erreicht. 2005
verbesserte sich Niedersachsen mit 0,9 Prozent auf den Bundesdurchschnitt und
Platz sechs. Das BIP je Kopf - der durchschnittliche Lebensstandard - ist im gleichen
Zeitraum ebenfalls leicht gestiegen. Mit 23.600 Euro erreicht Niedersachsen rd. 87
Prozent des Bundesdurchschnitts von 27.200 Euro, aber nur den letzten Platz unter
den westdeutschen Bundesländern. Dieses schlechte niedersächsische Ergebnis
hängt mit der unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklung in den Bundesländern
zusammen. So ist die Wirtschaft des Saarlands - gemessen an dem BIP pro Kopf
- um 3,3 Prozent auf 26.100 Euro gestiegen. Ursache war im Wesentlichen die
Abnahme der Bevölkerung durch Abwanderungen. Ähnliche Entwicklungen waren
in ostdeutschen Ländern durch Abwanderungen festzustellen.
Als Beschäftigungsmotor der deutschen Wirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehn- scHwerpunkte der wIrt-
ten eindeutig der Wirtschaftszweig der Öffentlichen und Privaten Dienstleistung scHaftlIcHen entwIcklung
erwiesen. Die bundesweite Bedeutung der Dienstleistungen für Wachstum und
Beschäftigung war das Schwerpunktthema bei der Vorstellung des Statistischen
Jahrbuchs 2005.13 Die Zahl der Erwerbstätigen im Dienstleistungsbereich hat sich
zwischen 1970 und 2004 von knapp zwölf Millionen auf über 27 Millionen mehr
als verdoppelt. Ihr Anteil an allen Erwerbstätigen stieg von knapp 45 auf 71 Pro-
zent. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der Erwerbstätigen im produzierenden
Gewerbe um zirka 20 Prozentpunkte auf 26 Prozent. Im internationalen Vergleich
liegt Deutschland mit einem Anteil der Dienstleistungszweige an der Bruttowert-
schöpfung von 70 Prozent im Mittelfeld. Auf demselben Niveau bewegen sich
Italien und Schweden. In Großbritannien (74 Prozent) und Frankreich (76 Prozent)
liegt der Wertschöpfungsbeitrag des Dienstleistungsbereiches bereits höher.
Der Anteil der Unternehmensdienstleistungen an der Bruttowertschöpfung des
Dienstleistungssektors insgesamt stieg in den letzten 30 Jahren von 29 Prozent
auf 42 Prozent. Dabei investieren die oft kleinen und mittleren Unternehmen der
Branche inzwischen deutlich mehr als die Industrie. So wurden die Investitionen
im Verarbeitenden Gewerbe in Höhe von 49 Mrd. Euro von den Dienstleistungsin-
vestitionen von insgesamt 62,4 Mrd. Euro deutlich übertroffen. Kräftig gewachsen
sind besonders die speziellen Dienstleistungszweige. So beschäftigten 11.100
Fahrschulen 34.400 Personen und erzielten einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.
12
Vgl. Das Saarland ist Spitzenreiter im Wachstum. In: FAZ vom 18.02.2006, S.13.
13
Vgl. Dienstleistungen sind der deutsche Job-Motor. Starke Verschiebungen in der Wirtschaftsstruktur.
In: FAZ vom 12.10.2005, S.14.
017
18. Im Friseurgewerbe waren 89 Prozent der bundesweit 226.200 Beschäftigten
Frauen. Der durchschnittliche Umsatz je Salon lag bei 109.000 Euro. Die immer
populärer werdende Wellnessbranche, also Bäder, Saunen, Solarien und Fitness-
center, beschäftigte 36.400 Personen in 3.700 Einrichtungen und erzielte im Jahr
2004 einen Umsatz von 844 Mio. Euro.
Innerhalb des industriellen Sektors haben vor allem die Wirtschaftszweige profitiert,
die durch Produktinnovationen neue Märkte erschließen. Diese Wirtschaftszweige
setzen nicht nur in der Produktion die modernsten Technologien, sondern auch viele
qualifizierte Kräfte ein.14 Verlierer des Strukturwandels sind die ener-gie-, rohstoff-
oder umweltintensiven Produktionen, die mit einfacheren Technologien arbeiten.
Gewinner im Dienstleistungssektor sind - wie oben dargestellt - vor allem einzelne
haushaltsbezogene Dienste wie das Sozialwesen sowie die eng mit dem industri-
ellen Sektor verflochtenen unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Dagegen
stagnieren Handel und Verkehrssektor. Der öffentliche Sektor schrumpft.
wIrtscHaftswacHstum Die andauernde Struktur- und Wachstumsschwäche Deutschlands ist nicht nur
deutscHlands Im euro-raum ein Problem seiner Bundesländer und Regionen, sondern auch des Wachstums-
motors Euro-Raum insgesamt. Deutschland hat an Größe und Bedeutung in der
EU verloren. Seit Jahren geht der Anteil am nominellen Bruttoinlandsprodukt (BIP)
aller Euro-Staaten zurück.15
In 2005 trug Deutschland nur noch 28 Prozent zur Wirtschaftskraft des Euro-
Raums bei, 1995 waren es noch 35 Prozent. Zwar ist das langsam wachsende
Deutschland noch immer die größte Volkswirtschaft in der Währungsunion.
Aber der Gewichtsverlust ist doch leicht bedrohlich. Seit 1995 schrumpfte das
wirtschaftliche Gewicht Deutschlands im Euro-Raum etwa um die Größe des BIP
der Niederlande, dem fünftgrößten Staat in der Währungsunion. Frankreich und
Italien, die Platz zwei und drei in der Größenrangliste einnehmen, haben seit 1995
im Wesentlichen gehalten. Spanien und Griechenland haben ihren Anteil leicht
erhöhen können. Besonders erfolgreich ist derzeit Irland, das 2004 Portugal und
2005 Finnland überholt hat.
wIrtscHaftsbIlanz deutscH- Die deutsche Wirtschaft ist, nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen
lands und prognose Bundesamtes, vom Jahr 2005 bis Mitte Januar 2006 um 0,9 Prozent gewachsen.16
2004 betrug der Zuwachs des realen, also preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts
(BIP) noch 1,6 Prozent. Nach nominaler Rechnung wurde 2005 ein BIP von 2,244
Billionen Euro erwirtschaftet. Im Jahresschlussquartal 2005 ist die Wirtschaft
nicht mehr gewachsen. Insgesamt wurde das Wachstum 2005 von der Außenwirt-
schaft getragen, während die Binnenkonjunktur abermals schwach war. So trug
der Außenbeitrag, also Export minus Import, 0,7 Prozent-Punkte zum Wachstum
von 0,9 Prozent bei. Der private Konsum, die bedeutendste Komponente der
Binnennachfrage, stagnierte, der Staatskonsum schrumpfte um 0,3 Prozent.
Die Bruttoanlageinvestitionen gingen um 0,3 Prozent zurück. Belastend wirkte
abermals das Baugewerbe. Die Bauinvestitionen schrumpften stärker als zuvor
um 3,6 Prozent.
Vgl. NIW Nord/LB. Regionalbericht 2005. Wirtschaftsstandort Region Hannover. Auf dem Weg zur
14
Metropolregion. Hannover im August 2005, S. 21.
15
Vgl. Gewichtsverlust von bedrohlichem Ausmaß. In: FAZ vom 27.03.2006, S. 13.
16
Vgl. Das deutsche Wachstum ist labil. In: FAZ vom 13.01.2006, S. 11.
018
19. Rahmenbedingungen LK Göttingen
In den neunziger Jahren ist der private Konsum stets stärker als die verfügbaren
Einkommen gestiegen. Seit 2001 ist das Gegenteil der Fall. 2005 wuchs das ver-
fügbare Einkommen aller privaten Haushalte um 1,5 Prozent, der private Konsum
nur um 1,4 Prozent. Dabei ist die Sparquote abermals von 10,5 auf 10,6 Prozent
gestiegen. Ursache für die Konsumschwäche sind vor allem die gesunkenen Ein-
kommen. Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen sind abgeschwächt, aber
immer noch kräftig um 6,1 Prozent gestiegen. Die Arbeitsentgelte sind trotz des
um 1,6 Prozent steigenden Volkseinkommens erstmals seit 1992 um 0,5 Prozent
gesunken. Ursache ist der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen und der Arbeit-
nehmer um 0,3 und 0,7 Prozent auf 38,7 bzw. 34,4 Millionen. Auch der Anstieg der
Teilzeitarbeit und der geringfügigen Beschäftigung sowie der geringe Lohnzuwachs
trugen zur Schrumpfung des Arbeitnehmerentgeltes bei. Die Bruttolöhne fielen
insgesamt um 0,3 Prozent, die Nettolöhne – nach Steuern und Sozialabgaben
– stiegen leicht um 0,1 Prozent. Je Arbeitnehmer ergab sich ein Zuwachs der
Bruttolöhne um 0,5 Prozent und der Nettolöhne um 0,9 Prozent. Nach Abzug der
Inflation von zwei Prozent fiel jedoch das Realeinkommen je Arbeitnehmer. Ohne
die erfolgte Steuerentlastung wäre der private Konsum nach Einschätzung des
Statistischen Bundesamtes noch schwächer ausgefallen. Der Konsum hätte sich
besser entwickelt, wenn die Energiepreise nicht so stark gestiegen wären.
Die deutschen Unternehmen gewannen 2005 abermals an Wettbewerbsfähig-
keit. Die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigenstunde stieg preisbereinigt um
1,5 Prozent. Bei einem Lohnkostenanstieg von 0,8 Prozent je Stunde sanken die
Lohnstückkosten das zweite Mal nacheinander, und zwar um 0,7 Prozent.
Deutschland hat 2005 ein Rekordergebnis im Außenhandel erwirtschaftet. Der
Leistungsbilanzüberschuss stieg von 109,5 auf 112,9 Milliarden Euro, das ist der
höchste Wert seit der deutschen Wiedervereinigung. Erstmals seit Jahren bezo-
gen die Deutschen mehr Vermögens- und Kapitaleinkommen aus dem Ausland,
als sie dorthin leisteten.
In der deutschen Wirtschaft hat sich die Stimmung in den ersten Monaten 2006
deutlich verbessert.17 Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe und der Export
sind kräftig gestiegen. Der stark gestiegene Import hat die Binnennachfrage
deutlich verbessert. Auch die Kreditvergabe der deutschen Banken hat sich zum
Jahresanfang deutlich erhöht.
Abbildung 2: Das Wachstum der
deutschen Wirtschaft - Wachstum
des realen Bruttoinlandsprodukts
(BIP)
17
Vgl. Die zweigeteilte deutsche Wirtschaft. Konjunkturbericht März 2006. In: FAZ vom 11.04.2006,
S.14.
019
20. Tabelle 1: Das Wachstum der deutschen
Wirtschaft - Verwendeung des und Wachs-
tumsbeiträge zum realen BIP
Die Wachstumsprognosen für 2006 liegen weiterhin bei etwa 1,5 bis 1,7 Prozent.
Die deutsche Wirtschaft ist derzeit praktisch zweigeteilt. Es gibt den starken Teil,
den vom Export gezogenen Industriesektor. Der zweite Teil, ein schwacher Wirt-
schaftssektor, hängt an der Binnennachfrage.
Die These der zweigeteilten Wirtschaft ist im Wesentlichen damit zu begründen,
dass sich viele Unternehmen im Zuge der Globalisierung vom deutschen Markt
abgekoppelt haben. Sie lassen Vorprodukte im Ausland – zum Beispiel im preis-
werten Osteuropa – fertigen und verkaufen ihre Produkte weltweit. Bei zu hohen
Steuern, Regulierungen oder Tarifforderungen verlagern die Unternehmen die
Produktion vermehrt ins Ausland.
wIrtscHaftlIcHe entwIcklung Für den Landkreis Göttingen liegen derzeit nur Daten des BIP zu Marktpreisen
Im landkreIs göttIngen bis 2003 und Vergleichsdaten des Bundes und der Länder vor. Die jahresdurch-
schnittliche Veränderung im Zeitraum von 2000 bis 2003 betrug 0,8 Prozent, die
Vergleichswerte für Niedersachsen 0,9 Prozent, Westdeutschland und Bund 1,6
Prozent. Der Bundesdurchschnitt wurde damit durch Niedersachsen zu 56 Pro-
zent, durch den Landkreis Göttingen zu 50 Prozent erreicht. Das wirtschaftliche
Wachstum – gemessen am Wert der produzierten Güter und Dienstleistungen
- war damit deutlich schwächer als im Bundestrend. Eine geringe wirtschaftliche
Dynamik sieht auch das NIW, wobei auch das Wachstumstempo der Stadtregion
Göttingen als gering eingeschätzt wird.18
Das BIP pro Kopf betrug 2003 22.900 Euro und lag damit knapp über dem Landes-
durchschnitt von 22.800 Euro. Der Bundesdurchschnitt von 25.800 Euro wurde
jeweils zu rund 89 Prozent erreicht.
18
Vgl. NIW Regionalmonitoring Niedersachsen. Regionalreport 2005. Positionierung und Entwicklungs-
trends ländlicher Räume im Auftrag des Ministeriums für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz. Hannover. Dezember 2005, S. 26.
020
21. Rahmenbedingungen LK Göttingen
Zur gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland und den Regionen tragen die wertscHöpfung nacH wIrt-
scHaftsbereIcHen
Landwirtschaft etwa ein Prozent, das Produzierende Gewerbe knapp 29 Prozent,
darunter das Verarbeitende Gewerbe mit 22 Prozent und die Dienstleistungen etwa
70 Prozent bei19. Insgesamt sind die Verdichtungsräume mit einem Anteil von 73
Prozent in stärkerem Maße auf Dienstleistungen spezialisiert. Das Produzierende
Gewerbe hat mit knapp 27 Prozent eine geringere Bedeutung. Die Landwirtschaft
spielt in den Verdichtungsräumen mit einem Anteil von etwa 0,5 Prozent nur eine
geringe Rolle.
Abbildung 3: Entwicklung des BIP je Einwohner in
Tsd. Euro, Quelle: NIW, Stand 18.04.2006
Eine ausgesprochen starke industrielle Prägung weist der Verdichtungsraum
Braunschweig20 (155) auf. In der Region Hannover trägt das Produzierende Gewerbe
mit etwa 22 Prozent (78) nur in vergleichsweise geringem Maße zur gesamten Wert-
schöpfung bei. Entsprechend haben in der Region Hannover die Dienstleistungen
mit 77 Prozent der Wertschöpfung (110) ein überdurchschnittliches Gewicht. Nur
in den Verdichtungsräumen Berlin (115), München (113), Hamburg und Rhein-Main
(beide 112) ist der Betrag der Dienstleistungen noch höher.
Im Verdichtungsraum Stadt und Landkreis Göttingen21 haben die Dienstleistungen
mit 76,4 Prozent ein hohes Gewicht, darunter:
Handel, Gastgewerbe und Verkehr = 16,8 Prozent,
Finanzierung, Vermietung, unternehmensbezogene Dienstleistungen =
27,5 Prozent und
Öffentliche und Private Dienstleistungen = 31,5 Prozent.
19
Vgl. ebenda, S. 21. Bruttowertschöpfung zu Herstellungskosten, 2002, Berechnungsstand Frühjahr
2005.
20
Vgl. ebenda. Anteil an der Bruttowertschöpfung insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Deutschland) =
100, 2002.
21
Vgl. IHK Hannover, Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen 2003. Anteile der Bereiche in
Prozent. Berechnungsstand 2005.
021
22. Das Produzierende Gewerbe trägt mit 23 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei,
darunter:
das Verarbeitete Gewerbe mit 17,9 Prozent,
die Landwirtschaft mit 1,2 Prozent.
Verglichen mit dem Bundes- und Landesdurchschnitt von 28,8 Prozent hat das
Produzierende Gewerbe im Landkreis Göttingen ein geringeres Gewicht. Im Ver-
gleich dazu ist der Anteil im Landkreis Northeim (34,4 Prozent) und im Landkreis
Osterode (43,6 Prozent) deutlich höher. Bei den Dienstleistungen übertrifft die
Region Göttingen den Bundes- bzw. Landesdurchschnitt von 70 Prozent bzw. 61,2
Prozent deutlich. Auch die Vergleichswerte der Landkreise Northeim (63 Prozent)
und Osterode (55,4 Prozent) werden deutlich übertroffen. Die Strukturen der
Verdichtungsräume Göttingen und Hannover ähneln sich stark.
arbeItsproduktIvItät Beim Vergleich der Arbeitsproduktivität,22 d. h. der Wertschöpfung bezogen auf die
eingesetzte Arbeit, bestehen zwischen den verschiedenen Verdichtungsräumen
in Deutschland beträchtliche Unterschiede. An der Spitze stehen München, die
Rhein-Main-Region, Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart. Der Großraum Hanno-
ver liegt auf dem 13. Rang deutlich unter dem Durchschnitt der westdeutschen
Verdichtungsräume. Die Ursachen für die vergleichsweise niedrige Produktivität
in der Region Hannover liegen nicht im Produzierenden Gewerbe, sondern im
Dienstleistungssektor. Die erheblich höhere Arbeitsproduktivität des Dienstlei-
stungssektors in den führenden Verdichtungsräumen Deutschlands weist auf eine
offensichtlich abweichende Struktur der Dienstleistungsaktivitäten hin.
In Stadt und Landkreis Göttingen23 hat sich die Arbeitsproduktivität in den einzelnen
Wirtschaftsbereichen unterschiedlich entwickelt. Göttingen liegt leicht unter dem
Landesdurchschnitt. Die Gründe für die vergleichsweise niedrige Produktivität
liegen im Produzierenden Gewerbe (84,4) und insbesondere auch im Dienstlei-
stungssektor (80,6). Dabei weist der Dienstleistungssektor größere Unterschiede
auf. Im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr ist die Produktivität mit 80,7
am geringsten; bei den Finanzierungen, Vermietungen und unternehmensnahen
Dienstleistungen bzw. den öffentlichen und privaten Dienstleistungen mit 86,7
bzw. 88,6 deutlich höher.
22
Vgl. NIW Nord/LB.a.a.O., S. 21f. Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 2003 bezogen auf die
Erwerbstätigen.
23
Vgl. NIW Projekt Modellregion, a.a.O. Standortprofil, S. 8. Bruttowertschöpfung je Erwerbstätiger.
022
23. Rahmenbedingungen LK Göttingen
Deutschland hat im Euroraum an Bedeutung verloren. Immer noch herrscht in zusammenfassung
Deutschland eine starke Konsumzurückhaltung. Diese wird bedingt durch eine
reale Lohnkostensenkung. Die Arbeitsproduktivität Deutschlands ist um 1,5 Pro-
zent gestiegen.
In der wirtschaftlichen Entwicklung Niedersachsens zeichnet sich ein unein-
heitliches Bild ab. Zum einen werden Niedersachsen gravierende Defizite in der
Wirtschaftsdynamik, eine hohe Arbeitslosenquote, ein nicht bewältigter Struktur-
wandel und eine geringe Innovationskraft bescheinigt (IW Consult). Zum anderen
wird Niedersachsen als das Bundesland mit der zweitgrößten wirtschaftlichen
Dynamik gesehen (INSM und IW Consult).
Der Landkreis Göttingen liegt mit dem BIP seit 1998 unter den Werten Niedersach-
sens und den Bundesdurchschnittswerten. Seit 2003 werden die Durchschnitts-
werte Niedersachsens erreicht. Der Dienstleistungssektor ist im Landkreis Göt-
tingen mit über 2/3 Anteil an der Wertschöpfung wichtigster Wirtschaftsbereich,
der Anteil ist auch deutlich höher als im Bundesdurchschnitt.
023
24. 5 gRünDungstätigkeit
gründungstätIgkeIt In Für den Landkreis Göttingen, das Land Niedersachsen und das Bundesgebiet
nIedersacHsen und lk wurden die folgenden Werte des NUI-Indikators (Neue Unternehmerische Initia-
göttIngen Im vergleIcH
tive) ermittelt:
Tabelle 2: NUI-Indikator
Danach hat die Gründungsneigung von 1998 bis 2002 im Landkreis Göttingen
nachgelassen. Der NUI-Wert und damit die Gründungsintensität ist seitdem ab
2003 leicht, ab 2004 kräftig gestiegen. Von 1998 bis 2002 lagen die Werte des
Landkreises noch knapp über bzw. unter dem Landesdurchschnitt. 2003 bzw. 2004
erreichte der Landkreis nicht ganz die Dynamik der Landesentwicklung, so dass nur
85 bzw. 86 Prozent des Landesdurchschnitts erreicht wurde. Die niedersächsischen
Vergleichswerte liegen seit 1998 unter dem Bundesdurchschnitt. Der Abstand hat
sich von 88 Prozent 1998 auf 95 Prozent 2004 deutlich verringert.
Das positive niedersächsische Landesergebnis des NUI-Regionenranking wird
durch das INSM-Bundesländerranking 2004 und 2005 bestätigt. Niedersachsen
war bereits 2004 das Bundesland mit der zweitgrößten Dynamik in Deutschland.
In der Gründungsintensität lag Niedersachsen auf dem ersten Platz. Die Zahl der
Existenzgründungen hat, bezogen auf 10.000 Erwerbsfähige, um 0,9 Prozent im
Zeitraum von 2000 bis 2002 zugenommen. 2005 hat Niedersachsen beim Dy-na-
mikranking Platz drei und im Bestandsranking Platz sechs erreicht. 2003 gingen
5,3 neue Gründer je 10.000 Erwerbsfähige mehr an den Start als 2001. Beim
Bestandsranking, das Auskunft über den aktuellen Ist-Zustand gibt, hat Nieders-
achsen bei den Unternehmensgründungen Platz eins erreicht.
Über die Gründungen aus der Arbeitslosigkeit und die Bedeutung der Ich-AGs
für das Gründungsgeschehen gibt es noch keine Einzelauswertungen in Stadt
und Landkreis Göttingen. Nach Auskunft der Agentur für Arbeit und der Beschäf-
tigungsförderung der Stadt Göttingen sind seit 2003 insgesamt 2.650 Ich-AGs
entstanden.24 Im Jahr 2006 beziehen 1.232 Personen den Existenzgründungszu-
schuss (Ich-AG). Überbrückungsgelder haben seit 2003 insgesamt 2.298 Personen
erhalten. Aktuell sind es 285 Empfänger. Über die Erfolgsquote wird derzeit in
Göttingen keine Statistik geführt. Auswertungen der einzelnen Förderfälle nach
24
Vgl. 2650 Göttinger Gründer wählen die Ich-AG. In: Göttinger Tageblatt vom 21.06.2006, S. 7.
024
25. Gründungstätigkeit
Alter der Gründer, Standort, Mitarbeiterzahl und Entwicklung sind bisher noch
nicht umfassend erfolgt. Sie müssen noch geleistet werden. So liegen auch keine
genauen Daten über Anteil der über 50-jährigen Erwerbslosen an den laufenden
Förderungen vor, sondern Tendenzaussagen, die eine steigende Inanspruchnah-
me, aber nicht nachhaltige Erfolge bestätigen. Die Erstellung einer Einzelstudie
zu dieser Thematik ist deshalb dringend zu empfehlen.
Die amtliche Statistik bietet mit der Gewerbeanzeigenstatistik nur ein unzureichen-
des Instrument für die Erfassung und Bewertung von Unternehmensgründungen
und Schließungen.25 Scheingründungen, Ummeldungen oder Wechsel der Be-
triebsform können aus der Gewerbeanzeigenstatistik nur schwer herausgefiltert
werden. Für den Zeitraum 2002 bis 2004 ist der Jahresdurchschnitt (JD) der
Betriebsgründungen absolut je 10.000 Erwerbsfähige (Bevölkerung im Alter von
15 bis 16 Jahren) ermittelt worden. Wie beim NUI-Ranking bestätigt die Auswer-
tung der Anmeldungen im Gewerbeanzeigenregister die positive Entwicklung für
den Landkreis Göttingen, die Städte Göttingen, Duderstadt und Hann. Münden
sowie die Flecken und Gemeinden. Besonders dynamisch haben sich die Städte
Hann. Münden, Duderstadt und Göttingen sowie der Flecken Bovenden, die SG
Gieboldehausen und Radolfshausen sowie die Gemeinden Staufenberg und Ros-
dorf entwickelt. Zwei von ihnen haben Werte erreicht, die über dem Bundes- und
Landesdurchschnitt liegen. Der Wert des Landkreises Göttingen entspricht im
Durchschnitt dem des NUI-Rankings.
Tabelle 3: Anmeldungen von Betriebs-
gründungen im Gewerbeanzeigenre-
gister
25
Vgl. NIW Standort Gewerbeanzeigenregister, S. 96ff.
025
26. Der deutsche Teil der internationalen Vergleichsstudie des Global Entrepreneur-ship
Monitor (GEM) ist öffentlich sehr beachtet worden.26 Grundlage der Vergleichsstu-
die sind Befragungen über die Gründungsintensität in 97 Raumordnungsregionen
(ROR) Deutschlands und über die Rahmenbedingungen für Existenzgründer. Der
„Total Entreprenieurial Activity-Wert“ (TEA) misst den Anteil zweier Gründergruppen
an der Gesamtbevölkerung und leitet daraus die Gründungsdynamik ab. In der
GEM-Studie wird zwischen „Notgründern“ und „marktbasierten Opportunity-Grün-
dern“ unterschieden. Die Ich-AGs werden dabei zu den wachstumsschwachen
„Notgründungen“ gezählt. Nach Auffassung der Gutachter werden sich nur wenige
dieser Unternehmen am Markt behaupten und auch deutlich weniger Arbeitsplätze
als normale Gründungen schaffen. Nach dieser Studie ist seit 2001 bundesweit der
Anteil der Notgründungen gegenüber den marktbasierten Gründungen gestiegen
und lag 2004 bereits bei einem guten Drittel. Die Vergleichswerte für die USA,
Großbritannien und Japan liegen mit 14, 10 und 7 Prozent deutlich niedriger.
Beim TEA-Ranking hat die ROR Göttingen bei einem Wert von 2,42 (Durchschnitt
5,10) nur Platz 88 erreicht. Der Vergleichswert für den Landkreis Göttingen allein
wird – so die Praxiserfahrung – deutlich höher sein und beim Durchschnittswert
liegen. Auch bei der Befragung nach den Zukunftschancen von Existenzgründern
in der Region schneidet die ROR Göttingen schlecht ab. Nach der GEM-Studie
scheut knapp die Hälfte der Deutschen schon den Gedanken an eine selbstständige
Tätigkeit. Nur in den vier anderen von 34 untersuchten Ländern – Griechenland,
Spanien, Frankreich, Israel – sind die Bürger noch mutloser. Bei Befragungen
der Bundesbürger im Zeitraum von 2001 bis 2004 sahen nur rd. 21 Prozent der
Befragten in den nächsten sechs Monaten gute Chancen für eine Existenzgrün-
dung. In süddeutschen Regionen lag der Gründungsoptimismus deutlich über,
in Norddeutschland leicht unter dem Durchschnittswert (20,7 Prozent). Die ROR
Göttingen belegte hinter Oldenburg (8,8 Prozent; Rang 90) mit 8,3 Prozent Rang
94. Auch hier wird der Wert für Stadt und Landkreis Göttingen in der Nähe des
Durchschnittswerts liegen.
Angaben über Technologieorientierte Gründungsintensitäten (2001 bis 2004) ha-
ben Dr. Arno Brandt (Regionalwirtschaft der Nord/LB) und Prof. Dr. Stefan Krätke
(Universität Viadrina in Frankfurt/Oder) im Auftrag der Metropolregion Hannover-
Braunschweig-Göttingen herausgearbeitet. Für die Untersuchung „Innovations-
netzwerk in der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen“ lag im Juli
2006 ein Zwischenbericht vor, der am 27. April in Hannover vorgestellt wurde. Die
Vorstellung des Endberichtes ist für den Herbst 2006 geplant.
Nach Angaben von Brandt und Krätke lagen die Unternehmensgründungen je
Erwerbsfähigem im Bereich „höherwertige Technik im verarbeitenden Gewer-
be“ im Landkreis Göttingen einschließlich der Stadt Göttingen bei 100 Prozent.
Wolfsburg (30 Prozent) lag deutlich, die Region Hannover einschließlich der
Stadt Hannover mit 94 Prozent knapp unter dem Durchschnitt, Braunschweig
mit 132 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt. In den Vergleichsdaten zwi-
schen ausgewählten Metropolregionen lag München mit 129 Prozent weit vorn,
Berlin-Brandenburg kam lediglich auf 74 Prozent. Der Wert der Metropolregion
Hannover-Braunschweig-Göttingen lag mit 94 Prozent auf derselben Höhe wie
der Wert der Region Hannover.
26
Vgl. Flattern. In welchen deutschen Regionen das Klima am besten ist. In: Wirtschaftswoche vom
17.03.2005, S. 22 bis 26 mit Hinweis auf Quelle: Wirtschafts- und Sozialgeografisches Institut der Uni-
versität Köln und dem GM-Länderbericht Deutschland 2004.
026
27. Gründungstätigkeit
Nach einem Bericht der KfW vom September 2005 haben sich 2004 504.000 gründungstätIgkeIt In
deutscHland
Frauen in Deutschland selbstständig gemacht.27 Damit sind 35 Prozent der fast
1,4 Millionen Gründungen von Frauen durchgeführt worden. 2003 machten sich
noch 608.000 Frauen selbstständig, das entsprach 38 Prozent der rund 1,6 Mil-
lionen Gründungen.
Der Rückgang wird vor allem aus der schleppenden Konjunktur erklärt. Gegenüber
den Anteilen von Frauen an der Gesamtbevölkerung (51 Prozent) und an den Er-
werbstätigen (45 Prozent) ist der Frauenanteil an den Unternehmensgründungen
weiterhin vergleichsweise gering. Das Gründungspotenzial der Frauen in Deutsch-
land ist noch immer nicht ausgeschöpft. 62 Prozent der Gründerinnen (48 Prozent
der Gründer) machten sich im Nebenerwerb selbstständig. Als Erklärung hierfür
wird genannt, dass Frauen öfter als Männer Kinderbetreuung und -erziehung so-
wie die Führung privater Haushalte übernehmen. Die nebenberufliche Tätigkeit
bietet mehr Flexibilität.
Deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es dem Bericht zufolge
in der Selbsteinschätzung hinsichtlich der persönlichen und fachlichen Eignung,
trotz ähnlicher Ausbildung. 51 Prozent der Frauen, aber nur 31 Prozent der Männer
bewerten ihre fachliche Qualifikation als nicht ausreichend für eine Gründung.
44 Prozent aller Gründerinnen sind im Dienstleistungsbereich tätig (gegenüber
29 Prozent der Gründer). Das sind vor allem die Bereiche „Dienstleistungen für
Unternehmen“ (Beraterin, Gebäudemanagement), „persönliche Dienstleistungen“
(Kosmetikerin, Steuerberaterin) und „Heilberufe, Gesundheits- und Sozialwesen“.
Frauen gründen tendenziell später als Männer. 48 Prozent der Frauen sind beim
Start in die Selbstständigkeit älter als 40 Jahre, auf Männer trifft das nur in 39
Prozent der Fälle zu.
Insgesamt ging die Gründerquote – der Anteil der Gründer an der Bevölkerung
im erwerbsfähigen Alter – von 2,3 Prozent (2003) auf 2,0 Prozent (2004) zurück.
Jeder dritte Existenzgründer startete 2004 aus der Arbeitslosigkeit. Dies sind im
Vergleich zum Vorjahr zwei Prozentpunkte mehr. Unter den Vollerwerbsgründern
war sogar jeder zweite zuvor arbeitslos.
Existenzgründungen werden nach einem neuen Bericht, den das Statistische
Bundesamt zusammen mit der Universität Bonn erstellt hat, gefördert vom Bun-
desfamilienministerium,28 immer häufiger zu einsamen Veranstaltungen. Im ersten
Jahr der Selbstständigkeit bleiben weit mehr Gründer ohne Angestellte, als das
früher der Fall war. Während vor zehn Jahren nur 70 Prozent der Gründer im ersten
Jahr alleinschaffend waren, arbeiteten 2004 schon 79 Prozent ohne Angestellte.
Der Anteil der Gründer, die schon im ersten Jahr ihrer Selbstständigkeit einen bis
vier Beschäftigte hatten, sank im gleichen Zeitraum von 23 auf 16 Prozent, der
Anteil der Chefs von fünf oder mehr Beschäftigten von sieben auf fünf Prozent
aller Gründer. Insgesamt stieg die Zahl der Gründer bundesweit von rund 290.000
im Jahr 1992 auf rund 344.000 im Jahr 2004.
Für die Ergebnisse des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes gibt es ver-
schiedene Interpretationsmöglichkeiten. Zum einen lässt sich die Zahl der Allein-
Gründer mit der Zunahme der Ich-AGs erklären, die es seit Januar 2003 gibt. Es gibt
27
Vgl. Frauen machen sich seltener selbständig. In: FAZ vom 21.09.2005, S.15.
28
Vgl. Gründer bleiben einsam. In: FAZ vom 10.04.2006, S.14.
027
28. aber auch einen grundsätzlichen Trend zur Selbstständigkeit ohne Mitarbeiter. Er
hängt mit der Verschiebung der Wirtschaftsstruktur zusammen. Die Entwicklung
geht weg von der Produktion, hin zur Dienstleistung, die auch eine Einzelperson
allein anbieten kann. Freiberufler wie Journalisten und Lektoren, IT-Fachleute, Web-
designer, aber auch Heilpraktiker, Kosmetikerinnen oder Pfleger brauchen keinen
großen Personalbestand, um sich selbstständig zu machen. Nach Ablauf eines
Jahres der Selbstständigkeit nimmt aber der Anteil der Solo-Unternehmer auch
wieder ab. Nur noch 52 Prozent derjenigen, die länger als ein Jahr selbstständig
sind, arbeiteten 2004 noch ohne Personal. Knapp ein Drittel hatte einen bis vier
Beschäftigte, 17 Prozent hatten fünf Beschäftigte oder mehr.
Unternehmensgründungen leisten in den Bundesländern und Regionen einen
hohen Beitrag für Wachstum und Beschäftigung. Das Institut für Mittelstands-
forschung (IfM) Bonn präsentiert jährlich das NUI-Regionenranking.29 Gemessen
wird die Intensität der Neuen Unternehmerischen Initiative (NUI) mithilfe eines
Indikators, der die Zahl der Existenz- und Betriebsgründungen sowie Zuzüge von
Gewerbebetrieben eines Jahres ins Verhältnis setzt zur erwerbsfähigen Bevölke-
rung des Vorjahres. Der Indikator gibt an, wie viele Gewerbe pro 10.000 Einwohner
im erwerbsfähigen Alter in einer Region in einem Jahr neu angemeldet wurden.
Werte liegen für alle 439 Kreise und kreisfreien Städte vor. Verfügbar sind die
NUI-Werte für die Jahre 1998 bis 2004. So ist es möglich, die mittel- bis langfri-
stige Entwicklung der unternehmerischen Initiative und damit des Klimas für die
Selbstständigkeit differenziert darzustellen.
Nach dem aktuellen NUI-Regionenranking 2004 waren die Gründungsaktivitäten
des Jahres noch stärker als im Vorjahr durch die deutliche Zunahme von Existenz-
gründungen aus der Arbeitslosigkeit geprägt. Allein mithilfe des Förderinstruments
Existenzgründungszuschuss (Ich-AG) vollzogen im Jahr 2004 bundesweit über
171.000 Personen den Wechsel in die Selbstständigkeit. Weitere knapp 184.000
Personen wechselten mithilfe des Überbrückungsgeldes in eine selbstständige
Tätigkeit. Die Zunahme der Gründungsaktivitäten ließ den NUI-Indikator im Durch-
schnitt aller Regionen Deutschlands von 149,3 (2003) auf 178,3 steigen. Damit ist
nach Jahren nachlassender Gründungsneigung mit sinkenden NUI-Werten erstmals
der Wert des Jahres 1998 (150,0) deutlich übertroffen worden.
29
www.ifm-bonn.de/dienste/Nui-regionenranking-2004.pdf.
028
29. 6 investitionen in FoRschung
unD entwicklung
Einigkeit besteht in Europa, dass sich Wohlstand und Beschäftigung nur sichern ländervergleIcH
lassen, wenn mehr für die Forschung und Entwicklung neuer Techniken, Waren und
Dienstleistungen getan wird. Dabei sollen die kleinen und mittleren Unternehmen
(KMU) eine wichtige Rolle spielen. So hat die EU-Kommission beschlossen, vom
Jahr 2007 an die Mittel für die Forschungsförderung zu verdoppeln.30
Abbildung 4: Forschungsausgaben in Europa
- Ländervergleich, Quelle: Europäische Kommis-
sion (Eurostat), FAZ-Grafik
Beim Ländervergleich 2003 der Forschungsausgaben in Europa, der auf den jewei-
ligen Gesamtausgaben in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) basiert, erreicht
Deutschland mit 2,5 Prozent Rang drei und liegt damit über dem Durchschnitt der
EU-15 (2,0 Prozent) und EU-25 (1,9 Prozent). Beim Branchenvergleich 2004 der
Forschungsausgaben der 500 führenden Unternehmen in Europa liegt die Auto-
mobilbranche mit einem Anteil von 23,8 Prozent auf Rang eins. Auf den Umsatz
bezogen beträgt der Anteil 4,6 Prozent. Die Anteile der Dienstleistungsbranchen
Telekommunikation bzw. Software/Computer sind mit 2,6 bzw. 1,9 Prozent sehr
viel geringer. Dagegen ist der Anteil der Forschungsausgaben am Umsatz bei
der Telekommunikation mit 1,0 Prozent gering, bei Software/Computer mit 12,8
Prozent sehr hoch.
Die Bundesrepublik Deutschland strebt an, bis zum Jahr 2010 die Ausgaben für
Forschung und Entwicklung (FuE) auf drei Prozent des BIP zu erhöhen.31 Derzeit
fließen nur etwas mehr als 2,5 Prozent an die 269.000 Forscher in den Universitä-
ten, Forschungszentren und Entwicklungsabteilungen. Der Bund investiert derzeit
jährlich rund neun Mrd. Euro, die 16 Bundesländer insgesamt 8,1 Mrd. Euro in
30
Vgl. Brüssel reicht dem forschenden Mittelstand die Hand. In: FAZ vom 08.11.2005, S. 21.
31
Vgl. Merkel rechnet mit Unbekannten. In: FAZ vom 23.02.2006, S. 36.
029
30. Abbildung 5: Forschungsausgaben in Europa
- Forschungsausgaben der Unternehmen,
Basis: Die 500 führenden Unternehemn in
Europa, Quelle: Europäische Kommission
(Eurostat ), FAZ Grafik
Forschung und Entwicklung. Unter Berücksichtigung der Inflationsrate stagnieren
die Ausgaben der Länder seit zehn Jahren. Die meisten Länder haben bisher noch
nicht entschieden, wie ihre Forschungsausgaben mittelfristig steigen und zum
Drei-Prozent-Ziel beitragen sollen.
Die aktuelle Debatte wird auch dadurch erschwert, dass für einen fairen Vergleich
noch geeignete Kenngrößen fehlen. Bevölkerung, Wirtschaftskraft und Volumen
des Landeshaushalts sind weniger geeignet. So liegen bei den Ausgaben pro
Einwohner Sachsen, Thüringen, Berlin und Bremen vorn, während Brandenburg,
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nur das Mittelfeld bilden. Betrachtet man
den Anteil der Forschungsausgaben am Landeshaushalt, bilden Hamburg und
Bremen mit rd. zwei Prozent sogar die Schlusslichter, während Sachsen, Bayern
und Nordrhein-Westfalen 3,5 Prozent erreichen. Große Unterschiede bestehen
bei Forschungsausgaben je Einwohner zwischen Schleswig-Holstein (66 Euro),
Sachsen (145 Euro) und Berlin (175 Euro). Niedersachsen erreicht mit 88 Euro
einen leicht überdurchschnittlichen Wert.
Beim INSM-Bundesländerranking 2004 hat Niedersachsen bei der Einwerbung von
Drittelmitteln, d. h. bei der Erschließung von finanziellen Ressourcen außerhalb
der Universität, sehr gut abgeschnitten. Der Betrag der eingeworbenen Drittmittel
nahm im Zeitraum von 2000 bis 2002 um 27.600 Euro zu. Das war beim Dynami-
kranking bundesweit Rang eins. Beim Bestandsranking wurden 2002 96.400 Euro
und Rang drei erreicht. Die Wissenschaftsausgaben je Einwohner nahmen gegen
den Bundestrend um sieben Euro ab, so dass es für Niedersachsen nur für Platz
15 reichte. 2003 betrugen die Wissenschaftsausgaben je Einwohner 230 Euro,
Platz sechs beim Bestandsranking.
Beim INSM-Bundesländerranking 2005 betrug die Zunahme der Drittmitteleinwer-
bung für den Zeitraum von 2001 bis 2003 mit 11.700 Euro nur 42 Prozent für den
Vergleichszeitraum 2004. Das reichte für Rang vier auch beim Bestandsranking mit
einem Betrag von 91.300 Euro. Bei der Entwicklung der Wissenschaftsausgaben
je Einwohner belegte Niedersachsen Platz 16. Die Wissenschaftsausgaben fielen
von 2001 bis 2003 um 18 Euro. Mit einem Wert von 219 Euro 2003 wurde beim
Bestandsranking nur noch Rang zehn erreicht.
030
31. Forschung und Entwicklung
Aus Bedeutung und Qualität des Hochschul- und Forschungsstandortes Göttingen forscHung und entwIcklung
kann abgeleitet werden, dass in hohem Maße Drittmittel und Wissenschafts- Im landkreIs göttIngen
ausgaben in die Region fließen und zu Wachstum und Beschäftigung beitragen.
Dies gilt auch für ältere Arbeitnehmer/-innen. Für die Bedeutung und Qualität der
Forschung an der Universität sprechen allein zehn Sonderforschungsbereiche (von
insgesamt 26 in Niedersachsen). In den letzten Jahren sind etliche Einrichtungen in
der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung neu entstanden bzw.
bestehende ausgebaut worden. 18 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,
darunter fünf Max-Planck-Institute, haben zum guten Ruf von Stadt und Landkreis
Göttingen als Forschungsstandort beigetragen.
Kennzeichen der wissensbasierten Ökonomie haben auch Brandt/Krätke in dem
erwähnten Gutachten für die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttin-
gen untersucht. Nach ihrem Zwischenbericht liegt der Anteil des Personals
für Forschung und Entwicklung (FuE, 2002) in der Metropolregion Hannover-
Braunschweig-Göttingen bei 2,6 Prozent. Zum Vergleich: Die Quote in Paris
und München liegt bei 2,5 und in Stockholm bei 3,9 Prozent. Sehr viel größere
Unterschiede sind bei den Anteilen der Beschäftigten mit FuE-Funktionen an den
Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe festzustellen. Der Landkreis Göttin-
gen einschließlich der Stadt Göttingen liegt bei 3,7 Prozent, die Metropolregion
Hannover-Braunschweig-Göttingen bei 5,7 Prozent, der Landkreis Gifhorn bei 9,6
Prozent und München bei 13,7 Prozent. Die Quote für ganz Deutschland beträgt
nach Brandt/Krätke 7,3 Prozent.
Diskussionswürdige Rückschlüsse der Investitionen in FuE können sich auch aus
den Angaben über den Anteil der Beschäftigten mit Hochschul- und Fachhoch-
schulabschluss an den Beschäftigten ergeben. Hier liegt der Landkreis Göttingen
einschließlich der Stadt bei 115 Prozent des Bundesschnittes. Während die
Metropolregion mit 93 Prozent noch unter dem Bundesschnitt bleibt, erreicht
die Region Hannover 110 Prozent, die Stadt Wolfsburg 124 Prozent und die Stadt
Braunschweig sogar 130 Prozent. Die neue Metropolregion Bremen-Oldenburg
schneidet mit 78 Prozent deutlich unterdurchschnittlich ab, während München
181 Prozent erreicht.
Die Verbindungen zwischen Wissenschaft und Unternehmen haben sich durch
die verschiedenen Fachbereiche der HAWK, insbesondere dem Fachbereich Phy-
sik-, Mess- und Feinwerktechnik, weiter verbessert. Das gilt auch für die Private
Fachhochschule Göttingen. Die Forschungs- und Technologiestelle der Universität
Göttingen leistet einen wichtigen Beitrag zur verstärkten Einbindung der Universität
in die Arbeitsmarktregion Göttingen. Eine weitere Intensivierung der Ausstrahlung
von Forschung und Lehre in der Region scheint jedoch erstrebenswert und möglich.
Wenn es gelingt, die noch immer existierende Kluft zwischen dem überragenden
Potenzial im Wissenschaftsbereich und der vergleichsweise schwachen regionalen
Nutzung zu schließen, hätte die Region Göttingen einen wesentlichen Schritt in
eine innovative Zukunftsbewältigung getan.32
32
Vgl. NIW Projekt Modellregion, a.a.O, S. 37.
031
32. 7 sozialveRsicheRungspFlichtig
beschäFtigte am aRbeitsoRt
pHasen der bescHäftIgungs- In den 80er-Jahren gab es in der Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung ein
entwIcklung klares Süd-Nord-Gefälle unter den westdeutschen Großräumen. An der Spitze der
Wachstumsregionen standen von 1980 bis 1989 München, Stuttgart, Karlsruhe und
Rhein-Main. Dann folgten Köln-Bonn, Aachen, Bielefeld und Nürnberg.33 Die wachs-
tumsschwachen norddeutschen Verdichtungsräume Hannover, Braunschweig,
Hamburg und Bremen lagen in den Jahren 1980 bis 1989 auf den hinteren Plätzen.
In der Region Südniedersachsen ist keine einheitliche Entwicklung gegeben. Der
Landkreis Northeim hatte einen geringen Verlust der Beschäftigtenentwicklung
von 1,3 Prozent, der Landkreis Osterode am Harz ein Anstieg von 3,3 Prozent und
Stadt und Landkreis Göttingen ein Wachstum von 8,1 Prozent zu verzeichnen.
In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung wurde die Region Göttingen
neben den niedersächsischen Regionen Braunschweig und Hannover begünstigt.
Die süd- und westdeutschen Regionen folgten erst später, so dass in der ersten
Phase der Wiedervereinigung das Süd-Nord-Gefälle bei den Wachstumsraten der
Beschäftigung umgedreht worden ist. Nach Auslaufen des Wiedervereinigungs-
booms war die Beschäftigung in den Regionen, insbesondere in Braunschweig,
aber auch in Göttingen, wieder rückläufig. In der zweiten Hälfte der 90er-Jahre
schwächte sich der Beschäftigungsrückgang wieder ab, wobei die Entwicklung
in Braunschweig sowie den Landkreisen Northeim und Oste-rode am Harz un-
günstig blieb. Seit Ende der 90er-Jahre haben sich die westdeutschen Regionen
wieder besser entwickelt, insbesondere auch Braunschweig und Hannover. In den
Landkreisen Göttingen und Northeim war ein geringes Beschäftigtenwachstum,
im Landkreis Osterode am Harz ein Rückgang zu verzeichnen.
bescHäftIgtenentwIcklung Im Nach einer Zunahme ab 2000 ist die Beschäftigung in Stadt und Landkreis Göttin-
landkreIs göttIngen gen von 2003 auf 2004 um 1,6 Prozent,34 etwas stärker als der Landesdurchschnitt
von 1,5 Prozent, gesunken. Die Landkreise Northeim und Osterode am Harz hatten
Verluste von 3,0 Prozent und 1,5 Prozent. Die Verluste von Göttingen waren im
Produzierenden Gewerbe mit 4,2 Prozent (Landesdurchschnitt -2,5 Prozent) hoch.
Im Bereich der Dienstleistungen, insbesondere den unternehmensbezogenen
Dienstleistungen, wurde mit 3,5 Prozent (Landesdurchschnitt 1,9 Prozent) ein
kräftiger Zuwachs erreicht. Der entsprechende Beschäftigtenanstieg bei den
Dienstleistungen im Landkreis Northeim betrug sogar 5,9 Prozent, im Landkreis
Osterode am Harz ist dagegen die Beschäftigtenzahl um 8,0 Prozent gesunken.
Im Produzierenden Gewerbe ist die Beschäftigung um 4,1 bzw. 3,0 Prozent ge-
sunken.
In Stadt und Landkreis Göttingen sind 26,9 Prozent der Erwerbstätigen im Pro-
duzierenden Gewerbe und 73,1 Prozent im Dienstleistungssektor beschäftigt.
Innerhalb des Landkreises ist in Duderstadt, Gieboldehausen, Gleichen, Friedland,
Rosdorf, Dransfeld, Hann. Münden und Staufenberg das Produzierende Gewerbe
stärker vertreten. Insgesamt haben sich alle Städte und Gemeinden aber stärker
auf Dienstleistungen ausgerichtet.
33
Vgl. NIW Nord/LB a.a.O., S. 22; NIW Projekt Modellregion, a.a.O., Standortprofil, S. 5 Erwerbstätige.
34
Vgl. IHK Hannover/Hildesheim, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Veränderung
2003 bis 2004 in Prozent. Stand: 30.06.2004.
032
33. Beschäftigte (sv) am Arbeitsort
Mit einem 41,8-Prozent- bzw. 45,1-Prozent-Anteil der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe verfügen die Landkreise Northeim bzw.
Osterode am Harz über einen überdurchschnittlichen Anteil. Im Dienstleistungs-
bereich sind ihre Anteile von 58,2 Prozent und 54,9 Prozent durchschnittlich.
Zum Berichtsjahr 2003 (Stand des Unternehmensregisters des NLS vom anzaHl der betrIebe und an-
31.12.2005) waren im Landkreis Göttingen 9.708 Betriebe im Unternehmensregi- zaHl der sozIalversIcHerungs-
pflIcHtIg bescHäftIgten am
ster des NLS verzeichnet. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeItsort
am Arbeitsort belief sich zum Stichtag 31.3.2005 auf 84.581.
Die meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (27.100) arbeiten im Wirt-
schaftszweig Öffentliche und Private Dienstleistung. Hierunter fallen die Zweige
Erziehung und Unterricht (Kindergärten, Vor- und Grundschule, weiterführende
Schulen, Hochschulen und die Erwachsenenbildung) sowie der Zweig des Ge-
sundheits-, Veterinär- und Sozialwesens.
Zweitgrößter Wirtschaftszweig ist das Produzierende Gewerbe mit 22.443 Be-
schäftigten und 1.402 Betrieben. Unter diesem Wirtschaftszweig sind die Zweige
Bergbau, das Verarbeitende Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung und das
Baugewerbe zusammengefasst.
Der Wirtschaftszweig Handel, Gastgewerbe und Verkehr besitzt mit einer Anzahl
von 3.226 die meisten Betriebe und ist mit 17.402 Beschäftigten der drittgrößte
Wirtschaftszweig im Landkreis Göttingen. Unter diesem Wirtschaftszweig sind der
Groß- und Einzelhandel, das KFZ-Gewerbe (Handel und Reparatur), das Gast- und
Hotelgewerbe und der Logistikbereich zusammengefasst.
Der Wirtschaftszweig Kredit- und Wohnungswesen besitzt mit 2.549 Betrieben die
zweithöchste Betriebsanzahl und 12.305 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.
Unter diesem Zweig sind die Kreditinstitute, das Versicherungsgewerbe, aber auch
Forschungs- und Entwicklungsbetriebe zusammengefasst.
Der Wirtschaftszweig der Öffentlichen Verwaltung besitzt im Landkreis Göttin-
gen 1.214 Betriebseinheiten mit 4.634 Beschäftigten. Enthalten in diesem Wirt-
Abbildung 6: Anzahl der Betriebe mit so-
zialversicherungspflichtig Beschäftigten
nach Wirtschaftszweigen, LK Göttingen
(Anzahl Betriebe: 9708, Anzahl sv Beschäf-
tigte: 84581). Quelle: Unternehmensregister,
Stand 31.12.2005, Berichtsjahr 2003
033
34. schaftszweig sind die originäre Verwaltung der Stadt und des Landkreises, der
Kommunen sowie die Beschäftigten der Wirtschaftsgruppe Öffentliche Sicherheit
und Ordnung.
Zusammenfassend: Im Landkreis Göttingen sind fünf Wirtschaftszweige von hoher
beschäftigungswirksamer Relevanz. Der primäre Sektor der Land- und Forstwirt-
schaft ist zahlenmäßig nur von untergeordneter Bedeutung. Der Vollständigkeit
halber wurde er in die Analyse mit einbezogen.
Der Wirtschaftszweig der Öffentlichen und Privaten Dienstleistung des Landkrei-
ses Göttingen ist mit über 27.100 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der
beschäftigungsrelevanteste Wirtschaftszweig; das Produzierende Gewerbe ist
mit über 22.300 der zweite wichtige Sektor. Im Handel, Gastgewerbe und Verkehr
sind über 17.400 Personen beschäftigt. Im Kredit- und Wohnungswesen arbeiten
mehr als 12.300 Beschäftigte. In der Öffentlichen Verwaltung sind über 4.600
Menschen beschäftigt.
anzaHl der bescHäftIgten In Die Beschäftigtendaten des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik wurden
abHängIgkeIt zur betrIebs- in drei Betriebsgrößenklassen unterteilt. Es werden Betriebe unterschieden mit
grössenklasse
1-9, 10-49 und über 50 Beschäftigten.
In den Wirtschaftszweigen der Land- und Forstwirtschaft und im Handel, Gastge-
werbe und Verkehr konnte aus Gründen des Datenschutzes keine Unterteilung in
den Größenklassen über zehn Beschäftigte vorgenommen werden. In der Land-
und Forstwirtschaft arbeiten 56 Prozent der Beschäftigten in Kleinbetrieben mit
unter zehn Beschäftigten.
In den anderen Wirtschaftszweigen des Landkreises arbeiten die Beschäftigten
überwiegend in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten. Am deutlichsten ist
dieses im Wirtschaftszweig der Öffentlichen Verwaltung mit 77 Prozent und
der Öffentlichen und Privaten Dienstleistung mit 70 Prozent. Ähnlich ist es beim
Produzierenden Gewerbe, hier sind es rd. 68 Prozent, die in größeren Betrieben
beschäftigt sind. Im Kredit- und Wohnungswesen sind es mit 54 Prozent deutlich
weniger.
Zusammengefasst bedeutet dies, dass in allen Wirtschaftszweigen (Ausnahme:
Land- und Forstwirtschaft) die überwiegende Anzahl der Beschäftigten (67 Prozent)
in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten tätig ist.
034
35. Beschäftigte (sv) am Arbeitsort
Abbildung 7: Anzahl der Beschäftigten in den
Wirtschaftszweigen, getrennt nach Betriebs-
größenklassen, LK Göttingen. Quelle: NLS,
Stand 31.03.2005, Berichtsjahr 2003
Von den 84.581 im Landkreis arbeitenden sozialversicherungspflichtig Beschäf- anzaHl der bescHäftIgten ge-
tigten (Stand 31.03.2005) sind 18.188 (21 Prozent) über 50 Jahre alt. In Nieders- trennt nacH altersgruppen
achsen sind es insgesamt 25,8 Prozent (Statistisches Monatsheft Niedersachsen
12/2005). Der Landkreis Göttingen liegt hiermit um ca. fünf Prozentpunkte unter
dem Landesdurchschnitt.
Signifikante Unterschiede in der Altersstruktur der Beschäftigten innerhalb des
Landkreises Göttingen sind nicht vorhanden. Duderstadt hat mit einem Anteil von
19,2 Prozent prozentual die wenigsten älteren Beschäftigten, Hann. Münden mit
22,3 Prozent die meisten. Die Stadt Göttingen stellt mit einer Beschäftigtenzahl
von 58.386 die meisten Arbeitnehmer der Region, von diesen sind 21,9 Prozent
über 50 Jahre alt.
Abbildung 8: Altersstruktur der Beschäftigten,
mit regionaler Trennung. Quelle: NLS, Stand
31.03.2005
035