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Literatur
1.	Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2015.
2.	Dreyer NA, Garner S. Registries for robust evidence.
JAMA. 2009; 302: 790-1. 10.1001/jama.2009.1092.
3.	Muller D, Augustin M, Banik N, Baumann W, Bestehorn K,
Kieschke J, Lefering R, Maier B, Mathis S, Rustenbach SJ,
Sauerland S, Semler SC, Stausberg J, Sturm H, Unger C,
Neugebauer EA. [Memorandum registry for health services
research]. Gesundheitswesen. 2010; 72: 824-39.
10.1055/s-0030-1263132.
4.	Becher H, Kostev K, Schroder-Bernhardi D. Validity and
representativeness of the „Disease Analyzer“ patient database
for use in pharmacoepidemiological and pharmacoeconomic
studies. Int J Clin Pharmacol Ther. 2009; 47: 617-26.
DIAREG – innovatives Diabetesregister mit
Schwerpunkt auf Patient Reported Outcomes
Michael Hahn, Henrike Götze, Markus Scheerer und Stefan Busch
AstraZeneca GmbH, Wedel, Germany
Präsentiert auf dem 15. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung (DKVF), Berlin, Deutschland, 05. – 07. Oktober 2016Supported by:
•	Diabetes ist für die Bevölkerung und die Gesund-
heitsversorgung in Deutschland von zunehmender
Bedeutung. Sowohl die Anzahl betroffener Patienten
als auch die mit der Erkrankung verbundenen Kosten
haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht.
Die Zahl der Menschen mit Diabetes in Deutschland
wird derzeit auf 7,6 Mio. geschätzt, wovon etwa
95 % an Typ-2-Diabetes (T2D) leiden.1
•	Zur Zulassung neuer Medikamente ist der Nachweis
der Wirksamkeit und Verträglichkeit in randomisierten
klinischen Studien erforderlich. Zur Abbildung der
Wirksamkeit im Therapiealltag und zur Darstellung der
Versorgungsrealität des T2D werden dagegen häufig
nichtinterventionelle Studien (z.B. Registerstudien)
eingesetzt.2
Mit Hilfe von Registern lassen sich Thera-
pieverläufe, Behandlungsdauer bzw. Ressourcen­
verbrauch aus dem Therapiealltag erfassen und damit
die Versorgungsrealität abbilden.3
Dabei wurden
bisher die Lebensqualität und das Wohlbefinden
der Patienten häufig vernachlässigt.
•	Ziel des DIAREG-Registers ist die vollständige
Abbildung der Versorgungsrealität von T2D-Patienten
in Deutschland unter Berücksichtigung des subjek­
tiven Patientenwohlbefindens basierend auf sowohl
retrospektiven als auch prospektiven Datensätzen.
DIAREG ist bei ClinicalTrials.gov unter der Nummer
NCT01906294 eingetragen.
Einführung
•	Das T2D-Register DIAREG wurde im Juli 2013
als Kooperation von AstraZeneca und IMS®
Health
initiiert.
•	DIAREG basiert nach dem Mixed Methods-Prinzip
auf der kombinierten, sich ergänzenden Erfassung und
Verarbeitung von retrospektiven IMS®
Health Disease
Analyzer-Patientendaten (Electronic Medical Records,
EMRs)4
und prospektiven Daten aus Ärztefragebögen
(electronic Case Report Forms, eCRFs) und validierten
Patientenfragebögen (Patient Reported Outcomes,
PROs) (Abbildungen 1A und B, Tabelle 1).
	 –	DIAREG erfasst anonymisierte*, allgemeine Patien-
tendaten sowie 27 unterschiedliche Parameter zu
Gründen für ärztliche Entscheidungen und subjektiven
Patientenangaben aus über 100 diabetologischen
Schwerpunktpraxen und Hausarztpraxen.
	 –	Ein wissenschaftlicher Beirat, bestehend aus 6 uni­
versitären Wissenschaftlern und niedergelassenen
Ärzten ohne Verbindung zu AstraZeneca oder IMS®
Health, wurde eingesetzt, um bei Fragen zur Wahl
der Prüfzentren, Überprüfung des eCRF, Einbindung
der PROs, Verwendung der Einverständniserklärung
der Patienten und Eingaben an die Ethikkommission
Hilfestellung zu geben.
	 –	Im DIAREG-Register eingeschlossene Patienten
haben zuvor nach umfassender Aufklärung ihr Ein-
verständnis zur anonymisierten* Zusammenführung
und Auswertung von Informationen aus EMR, eCRF
und PRO-Fragebögen erteilt. Das Registerprotokoll
wurde von der Ethikkommission der Ärztekammer
Nordrhein geprüft und genehmigt.
Methoden
•	Die Auswertung der Ergebnisse von DIAREG kann
durch die Einbeziehung des subjektiven Patienten-
wohlbefindens vielfache, direkte Impli­kationen auf
die Versorgung des T2D in Deutschland haben.
•	Beispielsweise liefert DIAREG Hinweise, dass
Patienten mit einer kurzen Diabetesdauer vermehrt
Symptome einer Depression aufweisen. Es muss
daher im Versorgungsalltag darauf geachtet wer-
den, dass diese Patienten nach der Erstdiagnose
engmaschig betreut werden. Depressive Symptome
sollten dabei besonders im Fokus stehen.
•	DIAREG bietet somit eine wertvolle Möglichkeit,
Zusammenhänge in der Versorgung und Therapie
des T2D besser zu verstehen.
•	DIAREG ist das erste deutsche Diabetesregister,
welches subjektive PRO-Daten mit klinischen Charak­
teristika von T2D-Patienten verbindet. Durch diesen
Ansatz soll die Versorgungsrealität möglichst umfas-
send abgebildet werden.
•	Durch die breite Auswahl an PRO-Instrumenten
gelingt eine differenzierte Erfassung der Patientensicht
in Bezug auf die Diabeteserkrankung und -therapie.
Schlussfolgerungen
•	Patienten mit Depression (CES-D Score ≥ 16) wiesen
im Vergleich zu Patienten ohne Depression (CES-D
Score  16) eine signifikant erniedrigte Lebensqualität
auf (Mittlerer ADDQoL Score: –1,8 vs. –0,9; p  0,0001;
Abbildung 3). Hinsichtlich der Therapiezufriedenheit
zeigten sich jedoch keine Unterschiede.
•	eCRFs wurden anhand vordefinierter EMR-Kriterien
zufällig ausgelöst (Abbildung 1B). Die Software
wurde in Kooperation mit CompuGroup Medical
Deutschland AG speziell für DIAREG entwickelt
und enthält eine definierte, maximale Teilnehmerzahl
pro Praxis, welche die Aufnahme von Patienten in
DIAREG automatisch begrenzt.
•	PROs wurden mittels 6 verschiedener Fragebögen
erhoben, welche den Patienten beim Praxisbesuch
ausgehändigt und von diesen ausgefüllt wurden.
Dabei wurden neben einem allgemeinen Fragebogen
verschiedene krankheitspezifische Fragebögen ein­
gesetzt, um ein umfassendes Bild des subjektiven
Patientenwohlbefindens zu gewinnen (Tabelle 2).
Tabelle 1:
In DIAREG werden umfassende Informationen
zur Versorgungsrealität erfasst
DIAREG
Bestätigung der Diagnose T2D
Beginn/Dauer der Diabeteserkrankung
Vollständige Dokumentation aller krankheitsrelevanter Parameter
(z.B. HbA1c, Blutglukosewerte, Körpergewicht/BMI, Blutdruck)
Häufigkeit und Schwere von Hypoglykämien
Behandlungsziele (in Bezug auf Symptome, Laborparameter
und Komplikationen)
Gründe für einen Therapiewechsel und damit verbundene
Behandlungsziele
Vollständige Dokumentation aller diabetesbedingter
Komplikationen
Alle Krankenhausaufenthalte mit Gründen für die Hospitali­sie­rung,
Diagnose bei Entlassung sowie Aufenthaltsdauer
Alle Facharztkonsultationen mit Diagnose
Alle Rehabilitationsmaßnahmen mit Diagnose
Alle Schulungsaktivitäten
Häufigkeit der Blutzuckerselbstkontrolle
Ärztliche Einschätzung der Therapieadhärenz des Patienten
Patientenfragebögen (Patient Reported Outcomes)
BMI = Body-Mass-Index.
Tabelle 2:
Validierte Patientenfragebögen (Patient Reported Outcomes
[PROs]) in DIAREG
Abkürzung Fragebogen
SF-36
Generic Quality of Life
Questionnaire
ADDQoL
Audit of Diabetes-Dependent
Quality of Life
DTSQ
Diabetes Treatment Satisfaction
Questionnaire
IWQoL-Lite Impact of Weight Quality of Life
CES-D
Center of Epidemiological Studies
Depression Scale
WHO-5 WHO-Five Well-Being Index
•	Von August 2013 bis März 2016 lagen vollständige
Informationen zu 1.807 Patienten vor, die in 108 Praxen
eingeschlossen wurden (Tabelle 3). Von 270 Patienten
(15%) konnten zudem vollständige PRO-Fragebögen
erhoben werden, welche in Bezug auf Alter, Geschlecht,
BMI, HbA1c, Krankenversicherung, Diabetesdauer und
Behandlung vergleichbar mit den Patienten ohne PRO
waren, jedoch war die Prävalenz von mikrovaskulären
Komplikationen geringer.
Ergebnisse
Tabelle 3:
Demographische Daten und Ausgangsparameter von T2D-Patienten
im DIAREG-Register stratifiziert nach Auswertung von Patienten-
fragebögen (Patient Reported Outcomes, PRO)
Parameter DIAREG
(Keine
PRO-Daten
verfügbar)
DIAREG
(vollständige
PRO-Daten
verfügbar)
P-Wert
N 1.537 270
Alter (Jahre) 69,9
(±12,3)
68,8
(±10,2)
0,066
Geschlecht
männlich, % 51,5 57,0 0,091
Diabetesdauer,
Jahre (%)
 2 Jahre
2 –  5 Jahre
5 –  10 Jahre
≥ 10 Jahre
6,1
20,0
30,5
43,4
4,1
18,9
26,7
50,4
0,153
Gesetzliche Kranken-
versicherung (%) 96,6 95,9 0,568
Diabetologische
Schwerpunktpraxis (%) 15,2 14,4 0,762
BMI (kg/m2
) 31,0
(± 6,1)
30,7
(± 5,7)
0,747
HbA1c (%) 7,0
(1,3)
7,0
(1,3)
0,439
Insulintherapie (%) 27,7 31,9 0,158
Metformin (%) 35,4 40,0 0,146
DPP-4 Inhibitor (%) 19,3 21,9 0,323
Makrovaskuläre
Komplikationen (%) 49,2 50,0 0,805
Mikrovaskuläre
Komplikationen (%) 44,3 34,4 0,003
Daten sind Mittelwerte (SD) oder prozentuale Anteile; P-Werte = T-Tests oder
Chi-Quadrat-Tests; Makrovaskuläre Komplikationen = Myokardinfarkt, koronare
Herzkrankheit, Schlaganfall; Mikrovaskuläre Komplikationen = Neuropathie,
Retinopathie, Nephropathie; BMI = Body-Mass-Index.
•	Die Auswertung der CES-D-Fragebögen zeigte einen
Trend zu erhöhten Depressionswerten bei Patienten bei
denen die T2D-Diagnose vor weniger als zwei Jahren
gestellt wurde (Mittlerer CES-D Score: 20; Abbildung 2).
Dieses Ergebnis hatte auch nach Adjustierung nach
Alter und Geschlecht Bestand.
•	Die Auswertung der SF-36- und ADDQoL-Fragebögen
ergab einen negativen Einfluss des T2D auf die Lebens-
qualität bei Patienten mit einem BMI  40 kg/m²
(Adipositas Grad III). Bei präadipösen Patienten mit einem
BMI von 25 – 30 kg/m² wurden hingegen die höchsten
Lebensqualitätswerte beobachtet.
•	Patienten mit einem HbA1c-Wert über 8% hatten eine
signifikant erniedrigte Lebensqualität im Vergleich zu
Patienten, deren HbA1c-Werte besser eingestellt waren
(ADDQoL Score –2,1 vs. –1,0; Abbildung 4). Die Thera-
piezufriedenheit war bei Patienten mit hohen HbA1c-
Werten ≥ 8,0 % jedoch mit der restlichen Patienten­
kohorte nahezu identisch.
CES-DScore
Abbildung 2:
Depressionsscores (mittels CES-D-Fragebogen erhoben) stratifiziert
nach Dauer seit T2D-Diagnose in der PRO-Kohorte (n = 270)
 2
(n = 11)
2 – 5
(n = 51)
6 – 9
(n = 72)
 10
(n = 136)
60
50
40
20
10
30
Dauer seit T2D-Diagnose (Jahre)
0
Mittel-
wert
Median
Q3
Q1
Max
Min
13
16
13
20
Abbildung 1A:
DIAREG baut auf den bestehenden IMS®
Disease Analyzer-Daten
auf und ergänzt diese um zusätzliche Datensätze von Ärzten und
Patienten
Patient Reported Outcomes (PROs)
Ereignisse
Ärzteverhalten
Basisinformationen
IMS®
Disease Analyzer
DIAREG
Abbildung 1B:
DIAREG kombiniert bestehende IMS®
Disease Analyzer-Daten
aus EMRs mit neu erhobenen Daten aus eCRFs und PROs und
generiert so einen erweiterten Datensatz
Elektronische
Patientenakte
(EMR, IMS®
Disease Analyzer
Arzt
Patient
Patientencharakteristika von
Interesse in EMR-Datenbank
lösen eCRF aus
Erweiterter
DIAREG-
Datensatz
electronic Case Report Form (eCRF)
Patient Reported Outcomes (PROs)
*Keine personenbezogenen, sondern ausschließlich (nach §3 Abs. 6 Bundes-
datenschutzgesetz) anonyme Informationen.
Abbildung 3:
Lebensqualität (mittels ADDQoL-Fragebogen erhoben) bei
Patienten mit oder ohne Depression (CES-D Score ≥16 bzw. 16)
in der PRO-Kohorte (n = 270)
Mittel-
wert
Median
Q3
Q1
Max
Min
mit Depressionen
(n = 91)
ohne Depressionen
(n = 179)
3,0
1,0
–5,0
–3,0
–7,0
–1,0
–9,0
ADDQoLScore
Wilcoxon-Test
p  0,0001
–1,8
–0,9
Max
Min
ADDQoLScore
Abbildung 4:
Lebensqualität (mittels ADDQoL-Fragebogen erhoben) stratifiziert
nach HbA1c-Wert in der PRO-Kohorte (n = 270)
 6,0 6,0 – 6,9 7,0 – 7,9 ≥ 8,0
3,0
1,0
–1,0
–5,0
–7,0
–3,0
HbA1c (%)
–9,0
Mittel-
wert
Median
Q3
Q1
–1,0 –2,1–1,1–1,0
ANOVA p  0,01;
Turkey’s HSD-Test p  0,05
ANOVA = analysis of variance; HSD = honest significant difference.

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  • 1. P113 Literatur 1. Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2015. 2. Dreyer NA, Garner S. Registries for robust evidence. JAMA. 2009; 302: 790-1. 10.1001/jama.2009.1092. 3. Muller D, Augustin M, Banik N, Baumann W, Bestehorn K, Kieschke J, Lefering R, Maier B, Mathis S, Rustenbach SJ, Sauerland S, Semler SC, Stausberg J, Sturm H, Unger C, Neugebauer EA. [Memorandum registry for health services research]. Gesundheitswesen. 2010; 72: 824-39. 10.1055/s-0030-1263132. 4. Becher H, Kostev K, Schroder-Bernhardi D. Validity and representativeness of the „Disease Analyzer“ patient database for use in pharmacoepidemiological and pharmacoeconomic studies. Int J Clin Pharmacol Ther. 2009; 47: 617-26. DIAREG – innovatives Diabetesregister mit Schwerpunkt auf Patient Reported Outcomes Michael Hahn, Henrike Götze, Markus Scheerer und Stefan Busch AstraZeneca GmbH, Wedel, Germany Präsentiert auf dem 15. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung (DKVF), Berlin, Deutschland, 05. – 07. Oktober 2016Supported by: • Diabetes ist für die Bevölkerung und die Gesund- heitsversorgung in Deutschland von zunehmender Bedeutung. Sowohl die Anzahl betroffener Patienten als auch die mit der Erkrankung verbundenen Kosten haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Die Zahl der Menschen mit Diabetes in Deutschland wird derzeit auf 7,6 Mio. geschätzt, wovon etwa 95 % an Typ-2-Diabetes (T2D) leiden.1 • Zur Zulassung neuer Medikamente ist der Nachweis der Wirksamkeit und Verträglichkeit in randomisierten klinischen Studien erforderlich. Zur Abbildung der Wirksamkeit im Therapiealltag und zur Darstellung der Versorgungsrealität des T2D werden dagegen häufig nichtinterventionelle Studien (z.B. Registerstudien) eingesetzt.2 Mit Hilfe von Registern lassen sich Thera- pieverläufe, Behandlungsdauer bzw. Ressourcen­ verbrauch aus dem Therapiealltag erfassen und damit die Versorgungsrealität abbilden.3 Dabei wurden bisher die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Patienten häufig vernachlässigt. • Ziel des DIAREG-Registers ist die vollständige Abbildung der Versorgungsrealität von T2D-Patienten in Deutschland unter Berücksichtigung des subjek­ tiven Patientenwohlbefindens basierend auf sowohl retrospektiven als auch prospektiven Datensätzen. DIAREG ist bei ClinicalTrials.gov unter der Nummer NCT01906294 eingetragen. Einführung • Das T2D-Register DIAREG wurde im Juli 2013 als Kooperation von AstraZeneca und IMS® Health initiiert. • DIAREG basiert nach dem Mixed Methods-Prinzip auf der kombinierten, sich ergänzenden Erfassung und Verarbeitung von retrospektiven IMS® Health Disease Analyzer-Patientendaten (Electronic Medical Records, EMRs)4 und prospektiven Daten aus Ärztefragebögen (electronic Case Report Forms, eCRFs) und validierten Patientenfragebögen (Patient Reported Outcomes, PROs) (Abbildungen 1A und B, Tabelle 1). – DIAREG erfasst anonymisierte*, allgemeine Patien- tendaten sowie 27 unterschiedliche Parameter zu Gründen für ärztliche Entscheidungen und subjektiven Patientenangaben aus über 100 diabetologischen Schwerpunktpraxen und Hausarztpraxen. – Ein wissenschaftlicher Beirat, bestehend aus 6 uni­ versitären Wissenschaftlern und niedergelassenen Ärzten ohne Verbindung zu AstraZeneca oder IMS® Health, wurde eingesetzt, um bei Fragen zur Wahl der Prüfzentren, Überprüfung des eCRF, Einbindung der PROs, Verwendung der Einverständniserklärung der Patienten und Eingaben an die Ethikkommission Hilfestellung zu geben. – Im DIAREG-Register eingeschlossene Patienten haben zuvor nach umfassender Aufklärung ihr Ein- verständnis zur anonymisierten* Zusammenführung und Auswertung von Informationen aus EMR, eCRF und PRO-Fragebögen erteilt. Das Registerprotokoll wurde von der Ethikkommission der Ärztekammer Nordrhein geprüft und genehmigt. Methoden • Die Auswertung der Ergebnisse von DIAREG kann durch die Einbeziehung des subjektiven Patienten- wohlbefindens vielfache, direkte Impli­kationen auf die Versorgung des T2D in Deutschland haben. • Beispielsweise liefert DIAREG Hinweise, dass Patienten mit einer kurzen Diabetesdauer vermehrt Symptome einer Depression aufweisen. Es muss daher im Versorgungsalltag darauf geachtet wer- den, dass diese Patienten nach der Erstdiagnose engmaschig betreut werden. Depressive Symptome sollten dabei besonders im Fokus stehen. • DIAREG bietet somit eine wertvolle Möglichkeit, Zusammenhänge in der Versorgung und Therapie des T2D besser zu verstehen. • DIAREG ist das erste deutsche Diabetesregister, welches subjektive PRO-Daten mit klinischen Charak­ teristika von T2D-Patienten verbindet. Durch diesen Ansatz soll die Versorgungsrealität möglichst umfas- send abgebildet werden. • Durch die breite Auswahl an PRO-Instrumenten gelingt eine differenzierte Erfassung der Patientensicht in Bezug auf die Diabeteserkrankung und -therapie. Schlussfolgerungen • Patienten mit Depression (CES-D Score ≥ 16) wiesen im Vergleich zu Patienten ohne Depression (CES-D Score 16) eine signifikant erniedrigte Lebensqualität auf (Mittlerer ADDQoL Score: –1,8 vs. –0,9; p 0,0001; Abbildung 3). Hinsichtlich der Therapiezufriedenheit zeigten sich jedoch keine Unterschiede. • eCRFs wurden anhand vordefinierter EMR-Kriterien zufällig ausgelöst (Abbildung 1B). Die Software wurde in Kooperation mit CompuGroup Medical Deutschland AG speziell für DIAREG entwickelt und enthält eine definierte, maximale Teilnehmerzahl pro Praxis, welche die Aufnahme von Patienten in DIAREG automatisch begrenzt. • PROs wurden mittels 6 verschiedener Fragebögen erhoben, welche den Patienten beim Praxisbesuch ausgehändigt und von diesen ausgefüllt wurden. Dabei wurden neben einem allgemeinen Fragebogen verschiedene krankheitspezifische Fragebögen ein­ gesetzt, um ein umfassendes Bild des subjektiven Patientenwohlbefindens zu gewinnen (Tabelle 2). Tabelle 1: In DIAREG werden umfassende Informationen zur Versorgungsrealität erfasst DIAREG Bestätigung der Diagnose T2D Beginn/Dauer der Diabeteserkrankung Vollständige Dokumentation aller krankheitsrelevanter Parameter (z.B. HbA1c, Blutglukosewerte, Körpergewicht/BMI, Blutdruck) Häufigkeit und Schwere von Hypoglykämien Behandlungsziele (in Bezug auf Symptome, Laborparameter und Komplikationen) Gründe für einen Therapiewechsel und damit verbundene Behandlungsziele Vollständige Dokumentation aller diabetesbedingter Komplikationen Alle Krankenhausaufenthalte mit Gründen für die Hospitali­sie­rung, Diagnose bei Entlassung sowie Aufenthaltsdauer Alle Facharztkonsultationen mit Diagnose Alle Rehabilitationsmaßnahmen mit Diagnose Alle Schulungsaktivitäten Häufigkeit der Blutzuckerselbstkontrolle Ärztliche Einschätzung der Therapieadhärenz des Patienten Patientenfragebögen (Patient Reported Outcomes) BMI = Body-Mass-Index. Tabelle 2: Validierte Patientenfragebögen (Patient Reported Outcomes [PROs]) in DIAREG Abkürzung Fragebogen SF-36 Generic Quality of Life Questionnaire ADDQoL Audit of Diabetes-Dependent Quality of Life DTSQ Diabetes Treatment Satisfaction Questionnaire IWQoL-Lite Impact of Weight Quality of Life CES-D Center of Epidemiological Studies Depression Scale WHO-5 WHO-Five Well-Being Index • Von August 2013 bis März 2016 lagen vollständige Informationen zu 1.807 Patienten vor, die in 108 Praxen eingeschlossen wurden (Tabelle 3). Von 270 Patienten (15%) konnten zudem vollständige PRO-Fragebögen erhoben werden, welche in Bezug auf Alter, Geschlecht, BMI, HbA1c, Krankenversicherung, Diabetesdauer und Behandlung vergleichbar mit den Patienten ohne PRO waren, jedoch war die Prävalenz von mikrovaskulären Komplikationen geringer. Ergebnisse Tabelle 3: Demographische Daten und Ausgangsparameter von T2D-Patienten im DIAREG-Register stratifiziert nach Auswertung von Patienten- fragebögen (Patient Reported Outcomes, PRO) Parameter DIAREG (Keine PRO-Daten verfügbar) DIAREG (vollständige PRO-Daten verfügbar) P-Wert N 1.537 270 Alter (Jahre) 69,9 (±12,3) 68,8 (±10,2) 0,066 Geschlecht männlich, % 51,5 57,0 0,091 Diabetesdauer, Jahre (%) 2 Jahre 2 – 5 Jahre 5 – 10 Jahre ≥ 10 Jahre 6,1 20,0 30,5 43,4 4,1 18,9 26,7 50,4 0,153 Gesetzliche Kranken- versicherung (%) 96,6 95,9 0,568 Diabetologische Schwerpunktpraxis (%) 15,2 14,4 0,762 BMI (kg/m2 ) 31,0 (± 6,1) 30,7 (± 5,7) 0,747 HbA1c (%) 7,0 (1,3) 7,0 (1,3) 0,439 Insulintherapie (%) 27,7 31,9 0,158 Metformin (%) 35,4 40,0 0,146 DPP-4 Inhibitor (%) 19,3 21,9 0,323 Makrovaskuläre Komplikationen (%) 49,2 50,0 0,805 Mikrovaskuläre Komplikationen (%) 44,3 34,4 0,003 Daten sind Mittelwerte (SD) oder prozentuale Anteile; P-Werte = T-Tests oder Chi-Quadrat-Tests; Makrovaskuläre Komplikationen = Myokardinfarkt, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall; Mikrovaskuläre Komplikationen = Neuropathie, Retinopathie, Nephropathie; BMI = Body-Mass-Index. • Die Auswertung der CES-D-Fragebögen zeigte einen Trend zu erhöhten Depressionswerten bei Patienten bei denen die T2D-Diagnose vor weniger als zwei Jahren gestellt wurde (Mittlerer CES-D Score: 20; Abbildung 2). Dieses Ergebnis hatte auch nach Adjustierung nach Alter und Geschlecht Bestand. • Die Auswertung der SF-36- und ADDQoL-Fragebögen ergab einen negativen Einfluss des T2D auf die Lebens- qualität bei Patienten mit einem BMI 40 kg/m² (Adipositas Grad III). Bei präadipösen Patienten mit einem BMI von 25 – 30 kg/m² wurden hingegen die höchsten Lebensqualitätswerte beobachtet. • Patienten mit einem HbA1c-Wert über 8% hatten eine signifikant erniedrigte Lebensqualität im Vergleich zu Patienten, deren HbA1c-Werte besser eingestellt waren (ADDQoL Score –2,1 vs. –1,0; Abbildung 4). Die Thera- piezufriedenheit war bei Patienten mit hohen HbA1c- Werten ≥ 8,0 % jedoch mit der restlichen Patienten­ kohorte nahezu identisch. CES-DScore Abbildung 2: Depressionsscores (mittels CES-D-Fragebogen erhoben) stratifiziert nach Dauer seit T2D-Diagnose in der PRO-Kohorte (n = 270) 2 (n = 11) 2 – 5 (n = 51) 6 – 9 (n = 72)  10 (n = 136) 60 50 40 20 10 30 Dauer seit T2D-Diagnose (Jahre) 0 Mittel- wert Median Q3 Q1 Max Min 13 16 13 20 Abbildung 1A: DIAREG baut auf den bestehenden IMS® Disease Analyzer-Daten auf und ergänzt diese um zusätzliche Datensätze von Ärzten und Patienten Patient Reported Outcomes (PROs) Ereignisse Ärzteverhalten Basisinformationen IMS® Disease Analyzer DIAREG Abbildung 1B: DIAREG kombiniert bestehende IMS® Disease Analyzer-Daten aus EMRs mit neu erhobenen Daten aus eCRFs und PROs und generiert so einen erweiterten Datensatz Elektronische Patientenakte (EMR, IMS® Disease Analyzer Arzt Patient Patientencharakteristika von Interesse in EMR-Datenbank lösen eCRF aus Erweiterter DIAREG- Datensatz electronic Case Report Form (eCRF) Patient Reported Outcomes (PROs) *Keine personenbezogenen, sondern ausschließlich (nach §3 Abs. 6 Bundes- datenschutzgesetz) anonyme Informationen. Abbildung 3: Lebensqualität (mittels ADDQoL-Fragebogen erhoben) bei Patienten mit oder ohne Depression (CES-D Score ≥16 bzw. 16) in der PRO-Kohorte (n = 270) Mittel- wert Median Q3 Q1 Max Min mit Depressionen (n = 91) ohne Depressionen (n = 179) 3,0 1,0 –5,0 –3,0 –7,0 –1,0 –9,0 ADDQoLScore Wilcoxon-Test p 0,0001 –1,8 –0,9 Max Min ADDQoLScore Abbildung 4: Lebensqualität (mittels ADDQoL-Fragebogen erhoben) stratifiziert nach HbA1c-Wert in der PRO-Kohorte (n = 270) 6,0 6,0 – 6,9 7,0 – 7,9 ≥ 8,0 3,0 1,0 –1,0 –5,0 –7,0 –3,0 HbA1c (%) –9,0 Mittel- wert Median Q3 Q1 –1,0 –2,1–1,1–1,0 ANOVA p 0,01; Turkey’s HSD-Test p 0,05 ANOVA = analysis of variance; HSD = honest significant difference.