1. 24 Adressen Hintergrund Landwirtschaft
Landwirtschaft
Was wollen wir essen?
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Zentral und Osteuropa
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Greenpeace Schweiz
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Greenpeace ist eine internationale Umweltorganisation, CH-8005 Zürich
die mit gewaltfreien Aktionen für den Schutz der Lebens gp@greenpeace.ch
grundlagen kämpft. Unser Ziel ist es, Umweltzerstörung
zu verhindern, Verhaltensweisen zu ändern und Lösungen Greenpeace Luxemburg
durchzusetzen. Greenpeace ist überparteilich, politisch 34 Avenue de la Gare
und finanziell unabhängig und nimmt keine Gelder von L-4130 Esch/Alzette
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H 030 1
3. 04 Landwirtschaft am Scheideweg Greenpeace Hintergrund 05
Landwirtschaft am Industrialisierte Landwirt
Scheideweg schaft auf dem Vormarsch
In China wird Reis auf Terrassen angebaut, um auch Berghänge zu nutzen. Der Einsatz von Genpflanzen garantiert langfristig Greenpeace protestiert in Brasilien gegen die Abholzung von Urwald für Rinder-Weideland. So leben Schweine in der Massentierhaltung.
keine höheren Erträge.
Nutzbare Flächen für Acker und in Europa und Nordamerika Millionen Gleichzeitig nimmt die Weltbevölkerung Die Globalisierung hat weltweit erheb Hamburg im Alten Land und am Boden-
Grünland sind aus klimatischen und Hektar Nutzflächen stillgelegt werden jährlich um 82 Millionen Menschen zu. liche Folgen für die Landwirtschaft. see in hochintensiven Kulturen erzeugt.
geologischen Gründen begrenzt. konnten, zeitweise brachlagen. Heute Bisher konnte die Erzeugung u. a. durch Da der Transport von Agrargütern In diesen regionalen Zentren nimmt die
Weltweit wird ein Drittel der Land wird wieder auf jedem europäischen effektivere Anbautechniken und besseres relativ günstig ist, wird ein immer grö Landwirtschaft immer mehr industriali- In anderen Regionen wird die Tierhaltung
fläche, circa 5 Milliarden Hektar, land Acker angebaut. Saatgut mit der steigenden Nachfrage ßerer Teil der Welternte international sierte Formen an. Die Landwirte werden dagegen völlig aufgegeben, die Landwirte
wirtschaftlich genutzt: 1,5 Milliarden Die Preise für Ackerland sind in den von rund zwei Prozent pro Jahr Schritt gehandelt. Beispielsweise importiert zu Lohnabhängigen, die sämtliche zur spezialisieren sich auf den Ackerbau.
Hektar davon als Äcker, weitere vergangenen Jahren stark angestiegen. halten. In den letzten Jahren wurde das die EU nicht nur Obst, das hierzulan Produktion benötigten Produkte von der Solche Regionen drohen zu versteppen,
3,5 Milliarden Hektar als Wiesen und Immer mehr Banken, Investmentfonds, aber immer schwieriger und war irgend- de aus klimatischen Gründen nicht Firma kaufen müssen, an die sie hinter- nur wenige verschiedene Kulturpflanzen
Weiden. sogar Länder steigen in die Landwirt- wann nicht mehr zu gewährleisten. Klima wächst, sondern immer mehr auch her ihre fertigen Produkte abliefern (so werden angebaut. So haben beispielsweise
schaft ein und kaufen Ackerböden welt- bedingte Trockenheit führte in wichtigen eiweißreiche Futtermittel wie Soja genannte Vertragslandwirtschaft). In der Mais und Weizen in Deutschland in den
Jedes Jahr gehen Millionen Hektar weit auf. So produziert China auf Agrar- Produktionsländern (Australien, Südame- oder Maiskleber. Mit diesen Futtermit Hähnchenmast beispielsweise teilen sich vergangenen 15 Jahren drastisch zuge-
nutzbare Fläche aufgrund von Wasser-, flächen rund um den Globus Biomasse rika, Russland) immer häufiger zu Ernte- telimporten werden in Europa Fleisch drei große Unternehmen den deutschen nommen. Dafür findet man kaum noch
Winderosion und Übernutzung verloren und Nahrungsmittel für den heimischen ausfällen. Die Landwirtschaft benötigt und Milch im Überschuss produziert, Markt. Landwirte, die Hähnchen mästen, Erbsen, Lupinen, Hafer oder Ackerbohnen
oder werden unfruchtbar. Zugleich wer- Markt. etwa 70 Prozent des verfügbaren Wassers um diese dann nach Russland, Asien müssen sich vertraglich verpflichten, von auf den Äckern. Die einseitige Boden-
den circa 13 Millionen Hektar Wald pro Die weltweiten Reserven für die wich- weltweit, und das wird immer knapper und in südliche Länder zu exportieren. den Küken über die eingesetzten Futter- nutzung verschlechtert den Zustand der
Jahr weltweit gerodet und zum Großteil tigsten Getreide wie Mais, Weizen und und damit teurer. mittel und Medikamente bis hin zur Böden, sie erodieren und verlieren ihre
in Ackerland umgewandelt, vor allem in Reis sinken kontinuierlich. An den Han- Mit erstarkter Wirtschaft in bevölkerungs- Auch innerhalb der EU bestimmt nicht Schlachtung immer mit derselben Firma Fruchtbarkeit. Gleichzeitig werden sie stär-
Südamerika und Asien. Positiv für den delsbörsen für Agrarprodukte herrscht reichen Staaten Südostasiens werden wirklich Vielfalt unsere Landwirtschaft. zusammenzuarbeiten. ker von Unkräutern und Ackerschädlin-
Ackerbau, möchte man meinen. Aber die- Nervosität: Innerhalb weniger Monate dort verstärkt Fleisch und Milchprodukte Es findet eine immer stärkere Zentrali- gen befallen. Als Gegenmittel wird immer
se fehlenden Waldflächen bedeuten einen haben sich in 2007/2008 die Preise für konsumiert. Die dazu benötigten riesigen sierung einzelner Produktionsweisen in Gleichzeitig hat diese regionale Konzen- häufiger zur Giftspritze gegriffen.
großen ökologischen Verlust an Tier- und Raps, Weizen und Mais teilweise mehr als Mengen an Futtermitteln fehlen als Nah- bestimmten Regionen statt. Beispiels- tration erhebliche Folgen für die Umwelt.
Pflanzenarten. Zudem heizt die Rodung verdoppelt. rungsmittel. weise wird die Schweine- und Hähnchen- Dort, wo Tiere in großer Zahl gehalten
den Klimawandel an. Die ehemaligen Aufgrund ansteigender Nachfrage Immer mehr Industrieländer fördern den fleischerzeugung besonders dort aus- werden, wird die anfallende Gülle zum Wussten Sie, dass jährlich
Urwaldböden setzen viel Kohlenstoff frei waren Stickstoffdüngemittel in 2008 Anbau und die Verwertung von Raps und gebaut, wo Futtermittelimporte am Entsorgungsproblem. Die Nitratwerte im weltweit 13 Millionen Hektar Wald
und gehen zugleich als Wasserspeicher ausverkauft. Getreide zur Erzeugung von Agrosprit. billigsten sind, also in der Nähe großer Grundwasser steigen. Der Güllegestank gerodet und zu Ackerland gemacht
verloren. Angeblich zum Wohl des Klimas, doch Häfen wie Rotterdam oder in Nieder- belästigt die Anwohner. Die Abschwem- werden? Das ist ein riesiger Verlust an
Gründe der weltweiten vor allem wollen die Länder unabhängiger sachsen. mung von ausgebrachten Nährstoffen Tier und Pflanzenarten. Zudem heizt
Die Zeichen mehren sich, dass Acker- NahrungsmittelKnappheit werden vom teureren Rohöl. Weltweit Paprika, Tomaten und Gurken kommen lässt Bäche und Flüsse durch Überdün- die Rodung den Klimawandel an: Die
fläche knapp werden könnte. Agrarflächen lassen sich kaum vermeh- wachsen so auf circa 30 Millionen Hektar während der Wintermonate vor allem aus gung umkippen. Durch erhöhte Anste- ehemaligen Urwaldböden setzen viel
Bis vor wenigen Jahren wurden Agrar- ren – und wenn, nur mit ökologisch Acker Agrosprit-Pflanzen, Tendenz stark dem südlichen Spanien (Almeria). Äpfel ckungsgefahr brechen immer häufiger Kohlenstoff frei und gehen als
produkte noch überproduziert, so dass desaströsen Folgen wie Urwaldzerstörung. steigend. werden in Deutschland vor allem bei Tierseuchen aus. Wasserspeicher verloren.
4. 06 Landwirtschaft und Klimawandel Greenpeace Hintergrund 07
Landwirtschaft
und Klimawandel
Die Wasserressourcen werden in Nordafrika knapp.
Landwirtschaft und Industrie stark zu,
und mit ihm die Nutzungskonflikte um
die kostbare Ressource.
Wie die Landwirtschaft
Im brasilianischen Mato Grosso werden jährlich 5,5 Millionen Hektar Land als Soja-Anbaufläche genutzt.
zum Klimawandel beiträgt
Der weltweite Ausstoß von Klimagasen
(CO2 , Methan, Lachgas) rührt zu etwa
einem Drittel aus der Landwirtschaft. zentration in der Atmosphäre gestiegen. die Rinderhaltung stark zugenommen, in
Ob aus der Tierhaltung oder von Mineral- vielen Industrieländern ist sie rückläufig.
CO2 Emissionen aus Wald dünger, wenn zu viel löslicher Dünger zur Daher ist der Methangehalt weltweit seit
rodung und Moornutzung falschen Zeit oder mit schlechter Technik 1999 nicht angestiegen.
Für Ackerland werden Waldflächen (z. B. Gülle mit Prallteller) ausgebracht
abgeholzt und dadurch riesige Mengen an wird, können Nutzpflanzen den Stickstoff Problem vermehrter
Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetzt. nicht aufnehmen. Er versickert ins Grund- Tierhaltung
Neben dem Holz speichert nämlich auch wasser, wird durch Erosion abgetragen, Viehzucht braucht viel Land: Sie bean-
der darunterliegende Boden Kohlenstoff. überdüngt Flüsse, Seen und Meere oder sprucht 70 Prozent der landwirtschaftlich
Außerdem hat Ackerboden einen deutlich belastet die Atmosphäre in Form von genutzten Fläche. Ein Drittel der Acker-
geringeren Anteil an Humus und damit Ammoniak und Lachgas. fläche dient allein der Futtermittelerzeu-
an Kohlenstoff als Wald und Dauergrün- gung. Weil Fleisch- und Milchkonsum
land. Durch die Ackernutzung verringert Methan stark vom Einkommen abhängen und
sich also der Kohlenstoffgehalt im Boden, Die Rinderhaltung und der Feuchtreisan- die Welt trotz Hunger und Armut immer
Viehzucht beansprucht 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzen Fläche in Brasilien.
CO2 wird freigesetzt. Besonders problema- bau in asiatischen Ländern erzeugen Me- reicher wird, kommt immer mehr Fleisch
tisch ist die Ackernutzung von ehemali- than. Das Treibhausgas ist etwa 20-mal so auf den Tisch. Von 1970 bis 2002 stieg
gen Feuchtwäldern oder Mooren – auch wirksam wie CO2, baut sich aber bereits der Fleischverzehr laut Ernährungs- und
Steigende Durchschnittstempera delten küstennahen Kornkammern vieler von Mexiko bis nach Nord-Argentinien, in Deutschland. Der Humus wird kalt nach rund 10 Jahren ab. Methan entsteht Landwirtschaftsorganisation (FAO) in den
turen, Extremwetter, Stürme, Über Länder. Weite Teile von Bangladesch oder Indien, der Süden von China und der verbrannt und dadurch aufgezehrt. durch Pansenbakterien im Magen von Entwicklungsländern pro Kopf von 11 auf
schwemmungen und lange Trocken Flussdeltas wie am Nil versalzen und gesamte afrikanische Kontinent sind vom Wiederkäuern (Rindern, Schafen, Ziegen). 29 Kilo jährlich, in den Industrieländern
zeiten: Der Klimawandel ist bereits werden für die Lebensmittelerzeugung Klimawandel gefährdet. In diesen Gebie- Lachgas aus Regional, beispielsweise in Brasilien, hat von 65 auf 80 Kilo (Deutschland: 90 Kilo
Realität. Die Landwirtschaft ist dabei unbrauchbar. Durch den Rückgang der ten liegen die ärmsten Länder der Welt, Stickstoffdüngung pro Kopf und Jahr).
Opfer und Täter. Gletscher verschlechtert sich außerdem zusätzlich wächst dort die Bevölkerung Lachgas ist ein besonders langlebiges Deswegen prognostiziert die FAO eine
die Wasserversorgung vieler Landstriche, besonders schnell. Klimagas, das sich im Schnitt erst nach Wussten Sie, dass ein Verdopplung der Fleischproduktion bis
Landwirtschaft als Opfer so zum Beispiel am Fuße des Himalayas In Nordafrika werden die Wasserressour- 114 Jahren abbaut und 300-fach so klima- Drittel der Klimagase in der deut 2050 von derzeit 229 Millionen auf 465
Vermehrte Witterungsextreme wie und der Anden. cen bereits fast vollständig – zu 95 Pro- schädlich ist wie CO2 . Vor allem beim schen Landwirtschaft (das entspricht Millionen Tonnen und der Milchprodukti-
Starkregen oder Wirbelstürme führen Klimawandel und wachsende Bevölke- zent – genutzt. Und die Nachfrage steigt Einsatz von Stickstoffdünger und Dung 42 Millionen Tonnen CO2) aus der on von 580 Millionen auf 1043 Millionen
zu Ernteschäden und Totalausfällen. Der rung in den Städten schüren Nutzungs- bis 2025 noch weiter an. Daher werden aus der Tierhaltung wird es freigesetzt. In Nutzung trockengelegter Moore Tonnen pro Jahr. Die Viehzucht wird
steigende Meeresspiegel überflutet niedrig konflikte zwischen Stadt und Land (Spa- massive Wasserzuflüsse aus anderen Regi- den letzten 50 Jahren hat sich der Mine- stammt? Durch gezielte Vernässung zum stärksten wachsenden Sektor der
gelegene landwirtschaftliche Nutzflächen. nien, Australien, ehemalige Sowjetunion). onen nötig sein. Auch in einigen Ländern ralstickstoffeinsatz weltweit verachtfacht, dieser Flächen könnte dort der Landwirtschaft und setzt neun Prozent an
Betroffen sind vor allem die dicht besie- Vor allem die Tropen und Subtropen, Asiens nimmt der Wasserverbrauch in proportional dazu ist die Lachgas-Kon- Ausstoß von CO2 gestoppt werden. Kohlendioxid frei, 37 Prozent an Methan
5. 08 Landwirtschaft und Klimawandel Greenpeace Hintergrund 09
pa. In Deutschland müssen Mineralölkon-
zerne aufgrund einer Beimischungspflicht schon heute zu mindestens 20 Prozent
Diesel mit Pflanzen-Diesel versetzen. Um aus Soja besteht. Eine Probe enthielt gar
den Bedarf zu decken, greifen Ölkonzerne 75 Prozent Soja und 25 Prozent Palmöl
außer auf einheimischen Raps auf andere und gar keinen Raps mehr. Indonesien,
Agro-Diesel zurück – mit fatalen Folgen Malaysien, Brasilien, Argentinien bauen
für das Klima. diese Rohstoffe an. Die Auswirkungen
„Biosprit“ hört sich gut an: Es suggeriert sind dort bereits deutlich sichtbar: In
umweltbewusstes Autofahren und dass Argentinien explodiert die Biodieselpro-
der Treibstoff aus nachwachsenden Pflan- duktion von 400.000 Tonnen in 2008 auf
zen Umwelt und Klima schont. Doch die über vier Millionen Tonnen bis 2010. Der
Vorstellung vom klimaneutralen Biosprit Sojaanbau von heute 16 Millionen Hektar
basiert auf einer Milchmädchenrechnung. muss dafür um weitere neun Millionen
Richtig ist, dass bei der Verbrennung Hektar erweitert werden. Der illegale
im Auto nicht mehr Kohlendioxid frei Holzhandel verspricht außerdem schnel-
wird, als die Pflanze vorher gespeichert len Profit. Daher werden neue Plantagen
hatte. Allerdings entscheidet die gesamte bevorzugt in Urwaldgebieten angelegt.
Produktionskette vom Anbau bis zur Der Agrosprit-Boom verschärft soziale
Zapfsäule – vom Düngemittel bis zur Wei- Probleme. Durch den Einsatz essbarer
terverarbeitung – über die Klimabilanz. Rohstoffe für die Kraftstoffgewinnung
Wichtig dabei: Was wuchs auf dem Land, sind Lebensmittel- und Energiepreise
auf dem nun Raps, Soja oder Zuckerrohr inzwischen miteinander verwoben. Wenn
sprießen? große Teile landwirtschaftlicher Flächen
Greenpeace protestiert im indonesischen Regenwald gegen die Zerstörung der Wälder für Ölpalm-Plantagen.
Wissenschaftler berechneten im Magazin für Energiepflanzen genutzt werden,
„Science“, dass durch die Umwandlung besteht Konkurrenz zum Anbau von
von Wäldern, Savannen und Mooren Lebensmitteln.
sowie 65 Prozent an Stickoxiden. Allein treide und Kraftfutter nur wenig Feuchtig- Tierausscheidungen gelangen vor allem in Acker und Plantagen Kohlendioxid- An diesen Problemen kann auch die
Japan und Indien zeigen, dass es bei keit. Aber auch für die Weiterverarbeitung Stickstoff und Phosphate in Grund- und Wussten Sie, dass Emissionen entstehen, die erst in einigen Zertifizierung von Agrokraftstoffen nichts
anderen Gewohnheiten und kulturellem und Schlachtung werden große Mengen Oberflächengewässer und führen dort zu wert volle Wälder der Produktion von Jahrzehnten bis Jahrhunderten wieder ändern. Zum einen werden noch Jahre ins
Hintergrund auch anders geht. Weniger an Wasser benötigt, beispielsweise laut Überdüngung, Algenteppichen und zum Agrosprit zum Opfer fallen? Durch ausgeglichen sind: Im Falle der indonesi- Land ziehen, bis ein Zertifizierungssystem
oder gar kein Fleisch zu essen, wäre ein FAO insgesamt 990 Liter Wasser je er- Umkippen ganzer Gewässer. die Umwandlung von Wäldern in schen Torfwälder müssten wir 420 Jahre steht, das strengen ökologischen und so-
Mittel gegen die Erderwärmung. zeugtem Liter Milch. Für die Verarbeitung z. B. ÖlpalmPlantagen entstehen mit Agrosprit fahren, bevor wir auch nur zialen Anforderungen gerecht wird – und
Die Tierhaltung ist hauptverantwortlich eines einzelnen Huhnes sind es fast 1.600 Klimakiller Agrosprit KohlendioxidEmissionen, die erst ein Gramm CO2 eingespart hätten. währenddessen wird in Indonesien und
für den weltweit steigenden Wasserver- Liter. Der Wasserverbrauch eines Kilo- Der Anbau von Agrosprit-Pflanzen in nach Jahrhunderten wieder aus Südamerika weiter abgeholzt. Außerdem
brauch, vor allem durch die Bewässerung gramms Rindfleisch liegt bei 16.000 Liter Südamerika und Südostasien boomt. geglichen sind. Im Falle der indo Nach Aussagen der Biodieselhersteller müssten bei der Zertifizierung Nahrungs-
und Beregnung von Futtermittelpflanzen. Wasser, der von Masthähnchen bei 3.500 Urwälder werden abgeholzt, um Platz für nesischen Torfwälder müssten wir wurden 2008 etwa 50 Prozent der Roh- und Futtermittel mit erfasst werden,
Während der Wasserbedarf von weiden- Liter je Kilogramm. Soja- und Ölpalm-Plantagen zu schaffen. 420 Jahre mit Agrosprit fahren, stoffe für die Agrosprit-Produktion impor- damit sich das Problem nicht einfach ver-
den Tieren zu einem Großteil über das Gleichzeitig ist die Tierhaltung einer der Verantwortlich dafür ist die hohe Nachfra- bevor der Spareffekt von CO2 tiert. Auch Greenpeace-Proben an deut- schiebt. Wie gut die Zertifizierung greift,
Futter direkt gedeckt wird, enthalten Ge- größten Wasserverschmutzer. Mit den ge nach so genanntem „Biosprit“ in Euro- einsetzt. schen Tankstellen zeigten, dass Biodiesel hängt schließlich auch von Kontrollen ab.
6. 10 Gentechnik – gefährlicher Blindflug Greenpeace Hintergrund 11
Gentechnik – gefährlicher Bl indflug
Gegen die geplante Freisetzung von Gen-Weizen durch Syngenta säen Greenpeacer auf der
Versuchsfläche Bio-Weizen aus.
Pflanzenprobe von Gen-Mais der Firma Monsanto.
Die Saatgut und Chemiekonzerne, wirte, ungeahnte Nebenwirkungen und
allen voran Monsanto, Bayer, Dupont, Resistenzen bei Schädlingen sind nur
Syngenta und BASF, richten mit Pesti einige durch Gen-Pflanzen verursachte
ziden große ökologische Schäden an. Probleme. Meist werden die Gene mit
Gleichzeitig fahren sie satte Gewinne Schrotschuss-Verfahren in die Pflanzen- gen mit Gen-Pflanzen kommen immer
ein. Seit Jahren versuchen sie nun, zellen geschossen. Die Gentechniker kön- wieder vor. Dies macht deutlich, dass die
uns auch mit der Gentechnik zu be nen weder steuern, wo das Gen im neuen Industrie das Problem keineswegs unter
glücken. Ihre Versprechen: gesündere Organismus landet, noch zu welchen Kontrolle hat, die Behörden der Situation
Nahrungsmittel, höherer Ertrag durch Wechselwirkungen es mit anderen Genen oft hilflos gegenüberstehen.
Greenpeace-Protest in Berlin gegen die unkontrollier te Ausbreitung von Gen-Pflanzen durch falsche EU-Politik.
GenPflanzen und geringerer Einsatz und Proteinen kommt – ein Blindflug. In Kanada ist es für Bauern zunehmend
von Pestiziden. Ihr Ziel dabei ist aber, Mit der wissenschaftlichen Erkenntnis, schwierig geworden, überhaupt eine
die gesamte Lebensmittelkette, vom der Mensch besitze nur etwa 30.000 statt gentechnikfreie Rapsernte einzubringen.
Saatgut bis zum Essen, in die Hand zu der zunächst vermuteten 100.000 Gene, Gen-Maises Mon810 der Firma Monsanto landen. Ein Beispiel: 2006 wurde bekannt, baut. Trotzdem war eine Verunreinigung Durch Pollenflug und verunreinigtes Saat-
bekommen. Den Verbrauchern sollen wurde die Grundannahme der Gentech- aufgrund von Umweltgefahren gestoppt. dass nicht zugelassener Gen-Reis aus durch einen schon 2001 abgeschlossenen gut hat sich der Gen-Raps bereits großflä-
riskante Nahrungsmittel schmackhaft nik widerlegt, ein Gen habe nur eine Wir- Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, den USA und China nach Europa gelangt Versuchsanbau mit Gen-Reis verursacht chig verbreitet. Dies kann auch deutsche
gemacht werden, Landwirte werden kung. Die Wechselwirkungen der Gene dass sich der Gen-Mais negativ auf Tiere war. Greenpeace entdeckte den Reis in worden. Die USA hatten den betroffenen Verbraucher treffen: Zum Beispiel wird
in eine stärkere Abhängigkeit von den untereinander und mit Proteinen sind wie z. B. Schmetterlinge, Honigbienen, Deutschland, Großbritannien, Frankreich Langkorn-Reis inzwischen in mindestens immer wieder mit Gentechnik belasteter
Konzernen getrieben. komplexer als angenommen. So wundert Spinnen, Schlupfwespen und Florflie- und Griechenland. Der genmanipulierte 30 Länder exportiert. kanadischer Honig auf dem deutschen
es nicht, dass Gen-Pflanzen ungewollte gen, aber auch auf Bodenorganismen Reis hatte bis dahin weltweit keine In Deutschland wurde er bei Aldi Nord, Markt gefunden.
Seit über zehn Jahren werden in den USA und nicht kalkulierbare Eigenschaften wie Regenwürmer auswirken kann. Für Zulassung als Lebensmittel erhalten und Edeka, Kaufland und anderen Handelsket- Weil Gen-Mais natürliche Sorten verdrän-
genmanipulierte Pflanzen kommerziell entwickeln. Greenpeace ist klar: Der Anbau von Gen- wurde nirgendwo kommerziell ange- ten gefunden. Die Supermärkte nahmen gen könnte, ist der Anbau von Gen-Mais
angebaut. Bei den meisten handelt es sich Langzeitstudien zu Gen-Pflanzen gibt Pflanzen muss für alle Arten verhindert daraufhin die betroffenen Produkte aus in Mexiko zum Schutz der genetischen
um herbizid-resistente (HR) oder Bt-Pflan- es bisher nur wenige. Wissenschaftler werden; die Natur ist kein Versuchslabor, ihren Regalen. Wichtige Importeure wie Vielfalt verboten. Trotzdem wurden im
zen. HR-Pflanzen sind gegen bestimmte stellten aber bei Fütterungsversuchen der Verbraucher kein Versuchskaninchen. Wussten Sie, dass die EU und die Philippinen erließen ein Ursprungsland des Maises einheimische
Pestizide wie zum Beispiel „Roundup“ des fest, dass zum Beispiel das Immunsys- In Lebensmitteln hat die Gentechnik 99 Prozent aller Landwirte weltweit Importverbot von US-Reis. Der Skandal gentechnisch verschmutzte Maissorten
Gentechnik-Konzerns Monsanto unemp- tem der mit Gen-Mais gefütterten Mäuse nichts zu suchen. nach wie vor keine GenPflanzen löste die größte Handelskrise in der Ge- entdeckt. Die fremden Gene hatten sich
findlich. Bt-Pflanzen produzieren ein geschwächt wurde. Trotzdem wird dieser anbauen? Auf über 92 Prozent der uns schichte der US-Reisindustrie aus: 63 Pro- vermutlich über importierten Gen-Mais
eigenes Gift, das auf bestimmte Schädlin- Gen-Mais des Herstellers Monsanto in Eu- Unkontrollierter global zur Verfügung stehenden zent aller US-Reishändler waren betroffen, aus den USA eingeschlichen. Geht die
ge tödlich wirken soll. ropa seit 1998 als Lebens- und Futtermit- Freilandversuch Ackerfläche werden keine GenSaaten Reisbauern, Erntearbeiter, verarbeitende Artenvielfalt als Grundlage der Ernährung
Die einstigen Versprechen der Industrie tel angebaut. In Europa haben Länder wie Werden Gen-Pflanzen angebaut, können ausgesät. 80 Prozent der angebauten Unternehmen, Müller und Einzelhänd- verloren, gerät die Welternährung in
sind inzwischen allerdings ad absurdum Frankreich, Österreich, Ungarn, Schweiz, sie sich unkontrolliert ausbreiten. Sie GenPflanzen wachsen hauptsäch ler unwissentlich in ihn verstrickt. Der Gefahr.
geführt: Erhöhter Spritzmittelverbrauch, Griechenland, Luxemburg und im April können Nachbarfelder verschmutzen und lich in drei Ländern: USA, Argentinien gesamte Schaden wurde auf 1,2 Milliar-
fehlende Ertragssteigerungen für Land- 2009 auch Deutschland den Anbau des so unerwünscht doch auf unseren Tellern und Brasilien. den US-Dollar geschätzt. Verunreinigun- www . greenpeace . de /gentechnik
7. 12 Gentechnik macht nicht satt Greenpeace Hintergrund 13
Gentechnik macht nicht satt Macht und Kontrolle
durch Patente
Greenpeace-Protest gegen fragwürdige Patentvergabe beim Europäischen Patentamt.
zahlen, die die Entwicklung neuer Pflan-
zen und Tiere zunehmend monopolisiert
Mit Patenten versucht sich die Indus sogar Patente auf Nutztiere. So meldete hat. Auf ein einzelnes Reiskorn können
trie, ein Monopol über die landwirt Monsanto ein Patent auf die Zucht von inzwischen einige Dutzend Patentansprü-
schaftliche Produktion und Ernährung Schweinen mit besserer Mastleistung an. che fallen. Traditionelle Pflanzensorten,
zu verschaffen. Patente im Bereich 2008 wurde das Patent vom Europäischen die für die Konzerne keine Gewinne ver-
Landwirtschaft können exklusive Patentamt erteilt. sprechen, verschwinden. Und mit ihnen
In Bangladesch betreiben Frauen nachhaltige Landwirtschaft, z. B. trocknen sie ihr Saatgut in der Sonne.
Rechte über Saatgut, Ernte bis hin Trotz des Verbots auf Patentierung von das Wissen. Einst gab es in Indien etwa
zu den Lebensmitteln beinhalten. Die Pflanzensorten wurden in Europa weit 30.000 Reissorten, heute spielen nur noch
Konzerne diktieren dann, wer was zu über 1.000 Patente auf Pflanzen vergeben. zehn eine Rolle. Genetische Vielfalt ist
Hunger und Armut sind in erster Linie Agrarunternehmen. Den einzigen Hunger, sich um die Belange der Entwicklungs- welchen Bedingungen und Preisen Viele gehören Konzernen wie Monsanto, aber Ausgangsbasis für die Züchtung neu-
ein politisches und soziales Problem: den die Konzerne stillen, ist nicht „der länder bemüht. Der mit einer Vorstufe anbauen und verkaufen darf: vom Dupont, Syngenta, BASF oder Bayer, die er, sich den wechselnden Umweltbedin-
Über 880 Millionen Menschen hun Hunger in der Dritten Welt, sondern der des Vitamin A angereicherte Reis soll Weizen bis zum Brot, vom Mais bis inzwischen gezielt andere Saatgutfir- gungen anpassender Nutzpflanzen. Geht
gern weltweit, obwohl ausreichend Hunger der Aktionäre“, so die schwedi- den Vitamin-A-Mangel beheben, durch zum Popcorn. men aufgekauft haben. Monsanto ist diese Vielfalt verloren, verschwindet die
Lebensmittel produziert werden. Ver sche EU-Kommissarin Margot Walström. den nach Schätzungen der Weltgesund- dadurch derzeit die Nummer eins im Grundlage zur Sicherung der Ernährung.
ursacht wird dies durch unfaire Han Im Bericht des Weltagrarrats von 2008 heitsorganisation (WHO) jedes Jahr bis zu Längst geht es bei Patenten nicht mehr internationalen Saatguthandel, und die
delsbedingungen, Kriege, politische kommen 400 Wissenschaftler zu dem 500.000 Kinder in Entwicklungsländern nur um gentechnisch veränderte Pflanzen. Geschäfte florieren: 2007, während der Greenpeace hat zusammen mit anderen
Strukturen und fehlenden Zugang zu Ergebnis, dass die globale Landwirtschaft erblinden. Der Mangel wird hauptsächlich Immer öfter werden auch Patente auf durch teurere Nahrungsmittel ausgelösten Organisationen das Netzwerk „no patents
Ressourcen wie Land, Wasser, Saat grundlegend umorientiert werden muss. durch einseitige Ernährung verursacht. Saatgut und Pflanzen aus konventioneller Hungerkrise in den Entwicklungsländern, on seeds!“ ins Leben gerufen. Diesem
gut oder finanzielle Mittel. Allein mehr Sie fordern eine Abkehr von der moder- Bis heute ist aber völlig unklar, wie viel Zucht beantragt. Ein Beispiel der US-Fir- stiegen die Aktienkurse der Firma Mon- gehören über 50 landwirtschaftliche
Lebensmittel zu produzieren, kann nen landwirtschaftlichen Massenproduk- Vitamin A beim Verzehr des Gen-Reises ma Monsanto: Der Konzern versucht sich santo. Bereits ein geringer Preisanstieg bei Verbände und weitere hundert Organisa-
den Hunger also nicht besiegen. Auch tion, die auf massivem Einsatz von Pesti- noch beim Menschen ankommt und was Sojabohnen einer bestimmten Qualität Lebensmitteln kann die Zahl der Hun- tionen an. Ziel ist es, über die Machen-
Klimawandel und Wetterextreme ziden und großflächigen Monokulturen dagegen bei der Lagerung und Zuberei- als Eigentum zu sichern, unabhängig gernden vervielfachen. Viele Beobachter schaften mit Patenten zu informieren und
beeinflussen die Landwirtschaft und basiert. Auch in der Gentechnik erkennen tung verloren geht. davon, ob sie mit oder ohne Gentechnik warnen vor der Spekulation mit dem die Politik dazu zu bewegen, Patente auf
damit die weltweite Lebensmittelpro sie keine Lösung. Vielmehr sollten die Die Gen-Manipulation greift stark in den produziert wurden. An diesen Sojaboh- Hunger. Leben endlich zu verbieten:
duktion. Betroffen sind in erster Linie landwirtschaftlichen Kleinproduzenten Stoffwechsel der Pflanze ein. Selbst Befür- nen hängt die gesamte Herstellung von www.nopatentsonseeds.org
Kleinbauern und Konsumenten in den gestärkt werden. Die natürlichen Res- worter des Vitamin-A-Reises bemängeln, Lebensmitteln inklusive Agrosprit. Patente gefährden Greenpeace hatte Erfolg mit Einsprüchen
Ländern des Südens. sourcen der jeweiligen Region müssten die ökologischen und gesundheitlichen die Welternährung gegen Patente auf Maissorten aus Mexiko
genutzt werden. Risiken seien noch längst nicht geprüft. Ähnliche Patente wurden in Europa Die Vielfalt der pflanzengenetischen und Weizen aus Indien. Um das Patent-
Agrar-Konzerne versuchen, die Gentech- So werden keine Lösungen, sondern zu- bereits erteilt. Seit 2008 hat der Konzern Ressourcen stand seit jeher der Allgemein- recht ad absurdum zu führen, haben die
nik als Patentrezept gegen den Welthun- VitaminAReis: Leere sätzliche Probleme geschaffen. Dabei gibt Cargill ein Patent auf konventionelle heit zur Verfügung. Bauern nutzen sie Umweltschützer selbst Patente angemel-
ger zu vermarkten. Gentechnik hilft aber Versprechen es Gemüsearten, die fast überall angebaut Pflanzen zur Ölproduktion, das die zur Zucht neuer Ackerpflanzen. Patente det: so beispielsweise auf die Currywurst
nicht gegen den Hunger, im Gegenteil: Sie Die Gen-Lobby lancierte einen Gen-Reis, und die die Menschen mit viel Vitamin A Pressung der Samen und die Verwen- blockieren dagegen diesen freien Zugang und die Auswahl von Politikern. Das
verschlimmert ihn. Denn Gentechnik för- der angeblich bei Vitamin-A-Mangel versorgen können – ohne Gefahren für dung des Öls als Schmiermittel umfasst. zum Saatgut: Bauern sollen auf einmal Patent auf Politiker wurde abgelehnt, weil
dert die Monopolstellung einiger weniger helfen soll, um zu demonstrieren, dass sie Mensch und Umwelt. Großkonzerne beanspruchen inzwischen hohe Lizenzgebühren an die Industrie es „gegen die guten Sitten“ verstoße.
8. 14 Pestizide – Gifte in der Umwelt und im Essen Greenpeace Hintergrund 15
Pestizide – Gifte in der
Umwelt und im Essen
genauso ertragreich wie die konven-
tionelle Landwirtschaft. Das zeigten
große internationale Vergleichsstudien.
Biolandwirtschaft spart zudem enorme
Energiemengen ein, da sie auf Stickstoff-
Kunstdünger verzichtet.
Durch Monokulturen und den andau-
ernden Einsatz künstlicher Spritzmittel
werden Insekten oder Pilze, die bekämpft
werden, immer öfter resistent – die
Kaum geschützt: Arbeiter an der spanischen Küste beim Spritzen der Pestizide
Chemie wird allmählich wirkungslos. Die
Landwirte versuchen in solchen Fällen
mit immer höheren Spritzmitteldosierun-
gen gegen resistente Unkräuter und In-
sekten vorzugehen – mit immer größeren
Schäden an der Umwelt. Der Ruf nach
neuen Giften wird dann immer lauter. Da-
bei stellt die Natur selbst die besten Mittel
gegen unerwünschte Insekten oder Pilze
bereit. Der Bioanbau bedient sich schon
seit langem dieser Möglichkeiten. Immer
öfter setzen jetzt auch konventionell ar-
beitende Landwirte auf die chemiefreien
Verfahren – zum eigenen Vorteil.
So hatten die Bauern im spanischen
Almeria, dem weltweit größten Paprika-
anbaugebiet, im Jahr 2005/06 den Bogen
überspannt: 30 bis 40 Prozent ihrer Ware
überstieg die gesetzlichen Grenzwerte,
Auch über deutschen Weinbergen werden Pestizide aus der Luft versprüht. Plastikfolien-Gewächshäuser in Almeria Marienkäfer auf Blattlausjagd
und Greenpeace fand in einem Großteil
der Ware auch illegale Pestizide. Deutsche
Supermärkte kündigten die Abnahmever-
Pestizide machen krank erschreckenden Befunden. Zwei Prozent müssen allein die Wasserwerke ausgeben, gen, hat die Europäische Union in den träge en gros, spanische Lieferanten muss-
Vitamine, Ballast und Mineralstoffe Pestizide sind chemische Gifte, die auf der Ware (besonders häufig Tafeltrauben) um die Giftfracht aus dem Trinkwasser vergangenen Jahren im Rahmen einer ten große Teile ihrer Ernte vernichten.
machen Obst, Gemüse und Getreide Feldern und Plantagen versprüht werden, waren so stark belastet, dass beim Verzehr zu entfernen. „Harmonisierung“ der EU-Standards die
zu besonders gesunden Lebensmit um unerwünschte Wildkräuter, Pilze üblicher Portionen für Kinder eine akute bereits zu hohen Grenzwerte noch herauf- Doch einige Gemüseproduzenten hatten
teln. Doch durch die intensive konven und Insekten an Kulturpflanzen zu töten, Gesundheitsgefahr bestand. In deutscher Grenzwerte schützen wenig gesetzt. So gibt es ganz legal immer mehr schon Erfahrungen mit alternativen
tionelle Landwirtschaft landen uner zu vertreiben oder um die Haltbarkeit Supermarktware steckten im Schnitt drei Auch Verbraucher sind bedroht. Die Gift auf den Tellern. Ein Rückgang bei Pflanzenschutzverfahren gesammelt. Sie
wünschte Substanzen auf unserem von Pflanzen zu verbessern. Diese Gifte bis vier Pestizide in einer einzigen Probe. gesetzlichen Grenzwerte, sprich die zuge- den Überschreitungen ist daher meist auf setzen bewusst Nützlinge ein – die natür-
Teller, die uns krank machen können. sind allerdings auch für die menschliche Toxikologen weisen darauf hin, dass sich lassenen Höchstmengen für Pestizide in höhere Grenzwerte zurückzuführen und lichen Feinde der für Paprika schädlichen
Vor allem Pestizide gefährden unsere Gesundheit gefährlich: Viele Pestizide viele der Gifte in ihrer Wirkung unterei- Lebensmitteln, schützen uns nicht zuver- nicht auf sinkende Pestizidbelastungen. Insekten hielten diese so in Schach. Heute
Gesundheit – und ganz besonders die können das Erbgut, Nerven-, Hormon- nander noch verstärken. Die Belastungen lässig. Giftexperten wie der Kieler Toxiko- Greenpeace hat daher gemeinsam mit To- stammt fast die gesamte Paprikaernte aus
der Arbeiter auf Äckern und Plantagen. und Immunsystem schädigen, unfrucht- müssen daher dringend gesenkt werden. loge Dr. Hermann Kruse sind überzeugt, xikologen für seine Tests ein vorsorgendes solch schonendem Anbau. Die Pestizid-
bar machen oder Krebs auslösen. Rund dass die Grenzwerte zu hoch sind. Zudem Bewertungssystem entwickelt, das nicht belastungen sind drastisch gesunken. Die
Anwohner von Obstplantagen, Wein- 30.000 Tonnen reiner Pestizidchemikalien Besonders gefährdet sind Arbeiter in der würden viele schädigende Wirkungen der laufend durch politische und wirtschaftli- Umwelt wird entlastet und in den Treib-
bergen und Äckern der Intensiv-Land- werden jährlich allein in Deutschland Landwirtschaft. Gerade in Entwicklungs- Gifte auf unser Hormon-, Nerven- und che Interessen verwässert wird. häusern setzen die Arbeiter nicht mehr
wirtschaft werden häufig unfreiwillig versprüht. Rückstände der Gifte landen ländern, aber auch in Südeuropa fehlt es Immunsystem kaum berücksichtigt. Das ihre Gesundheit aufs Spiel. Zudem sind
gleich „mitgespritzt“. Zudem schädigen auf dem Teller. oft am notwendigen Arbeitsschutz. So an der Grenzwertfestlegung beteiligte Pflanzenschutz geht die Paprikaerträge zur Freude der Bauern
diese Spritzmittel Tiere, Wildpflanzen, kommt es durch den Einsatz von Spritz- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch ohne Gifte oftmals sogar gestiegen. Greenpeace
Böden, Grundwasser und Flüsse. Pestizide Die Spritzmittel-Belastungen von Obst mitteln nach Angaben der Weltgesund- musste nach der Vorlage von Greenpeace- Die Chemiekonzerne behaupten, dass bekam 2008 von der Provinz Almeria den
werden, wie auch künstliche Düngemittel, und Gemüse sind in den letzten 15 heitsorganisation zu jährlich weltweit bis Studien einen weiteren schweren Mangel der Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln „Preis von Almeria“ verliehen – für seine
in der konventionellen Landwirtschaft Jahren in der EU stark angestiegen und zu 200.000 Toten durch Vergiftungen. eingestehen: Viele Grenzwerte sind unsi- und Hochleistungssorten unabdingbar Schlüsselrolle bei der Umstellung der
eingesetzt, mit der heute 95 Prozent oftmals so hoch, dass die Gesundheit Die Agrargifte sind auch für den starken cher, da die akute, also sofort eintretende für die Sicherung der Welternährung sei. Region auf eine nachhaltigere Landwirt-
unserer Lebensmittel produziert werden. der Verbraucher und besonders die Rückgang der Artenvielfalt verantwort- Giftwirkung einiger Pestizidwirkstoffe Über die Schäden an Mensch und Natur schaft.
Der Bioanbau dagegen verwendet weder von Kindern gefährdet ist. Greenpeace lich. Sie belasten das Grundwasser, Flüsse nicht berücksichtigt worden war. Doch sprechen sie nicht so gern. Dabei ist der
künstliche Pestizide noch Kunstdünger. testete Tausende Lebensmittelproben mit und Seen. Zig Millionen Euro jährlich statt diese Sicherheitsmängel zu beseiti- Bioanbau im weltweiten Durchschnitt www . greenpeace . de /pestizide
9. 16 Greenpeace schützt Verbraucher und Natur Greenpeace Hintergrund 17
Greenpeace schützt
Verbraucher und Natur
Seit langem ist Greenpeace gegen den in Europa bisher erlaubten Gen-Mais der Firma Monsanto aktiv - mit Erfolg: Im April 2009 wird die Aussaat von
Mon810 in Deutschland verboten.
Greenpeace hat auch dazu beigetragen, Tests informieren auch Verbraucher angebauten Gen-Pflanzen enden aber im
dass die EU im Jahr 2009 ein schärferes konventioneller Ware über grundlegende Tierfutter. Jede Firma, die nicht auf den
Zulassungsrecht für Pestizide verabschie- Regeln, um beim Einkauf von Obst und Einsatz von Gen-Pflanzen im Futtertrog
det hat. So dürfen beispielsweise krebs- Gemüse auf der sicheren Seite zu sein. verzichtet, fördert damit auch den riskan-
erregende, erbgutschädigende oder die ten Anbau von Gen-Pflanzen. Wer als
Fortpflanzung beeinträchtigende Pestizide Der Widerstand von Verbraucher sichergehen will, dass keine
gar nicht mehr vermarktet werden. Doch Verbrauchern hat Erfolg Gen-Pflanzen verwendet wurden, sollte
viele gefährliche Pestizide bleiben auf Ginge es nach dem Willen der Industrie, auf Bioprodukte zurückgreifen oder auf
dem Markt, zum Beispiel solche, die das hätte sich die Gentechnik längst auf die Kennzeichnung „ohne Gentechnik“
Immunsystem beeinträchtigen, das Hor- Äckern und im Essen breitgemacht. Doch achten.
mon- oder das Nervensystem stören. weltweit regt sich massiver Widerstand Greenpeace deckt auf, welche Firmen Gen-
von Konsumenten und Umweltschützern Pflanzen im Futter verwenden: Seit 2004
In Lebensmitteln aus Übersee stecken oft gegen den Einzug der Gentechnik ins hat Greenpeace immer wieder Molkereien
Der ehemalige Verbraucherminister Seehofer bekommt 65.000 Protestkarten, weil seine mangelhafte Kontrolle Verbraucher schlecht vor Pestiziden in
Lebensmitteln schützt. wahre Giftkeulen. Es gibt also weiterhin Essen. Mit Erfolg: In der Europäischen aufgefordert, ihre Milchprodukte ohne
viel zu tun für die Giftjäger von Green- Union verwenden die meisten Lebensmit- Gen-Soja und Gen-Mais im Tierfutter zu
peace und wachsame Verbraucher, die telhersteller keine Zutaten aus genmani- produzieren. Tausende von Verbrauchern
Die Kette von Skandalen reißt Verbrauchern gegen pestizidbelastetes zählt. So ist Deutschland der billigste sich mieses Essen nicht gefallen lassen pulierten Pflanzen, in Nordamerika haben unsere Kampagne bis heute durch
nicht ab. Im Preiskampf um die Obst und Gemüse sowie Gentechnik im Lebensmittelmarkt in Westeuropa. wollen. Unser Rat: Wer keine Pestizide konnte die Gentech-Industrie den Anbau Briefe und Protestpostkaren unterstützt.
billigsten Nahrungsmittel bieten die Essen zeigt: Wenn sich viele engagieren, Verbraucher- und Umweltschutz gelten und Gentechnik im Essen will, sollte von Gen-Weizen und Gen-Kartoffeln nicht Mit Erfolg: Campina – eine der größten
Supermärk te Masse statt Qualität: müssen Handel und Politik reagieren. in diesem Geschäft nicht viel. Bioware kaufen. Der Bioanbau ist aktiver durchsetzen, in Europa haben Länder Molkereien in Deutschland – stellt seit Ok-
Im Einkaufskorb landet pestizidbe Greenpeace hat es jedoch mit seinem Pro- Klimaschutz, er schont die natürliche wie Frankreich, Deutschland, Öster- tober 2008 unter ihrer bekannten Marke
lastetes Obst und Gemüse sowie Greenpeace untersucht regelmäßig Obst gramm „Stopp Gift im Essen“ geschafft, Artenvielfalt. Greenpeace-Ratgeber und reich, Ungarn, Schweiz, Luxemburg und Landliebe Milchprodukte ohne Gen-
Fleisch, das zu über 90 Prozent aus und Gemüse der großen Handelsket- dass alle großen deutschen Supermarkt- Griechenland den Anbau von Gen-Mais Pflanzen im Futter her, sogar mit dem
der Massentierhaltung stammt. Auch ten auf Pestizidrückstände. Geballte ketten neue und strenge Standards für die gestoppt. Der Widerstand der Verbraucher Schriftzug „ohne Gentechnik“. Andere
die Gentechnik ist nicht vom Tisch: Ladungen von Spritzmitteln können Pestizidbelastungen festgelegt haben, die Wussten Sie, dass die gegen die Gentechnik ist ein eindrucks- Molkereien folgen jetzt diesem Beispiel.
Über die Futtermittel bahnt sie sich etwa in Kopfsalat, Paprika, Pfirsichen durchweg schärfer sind als die gesetz- Lebensmittelkette tegut, der Geflügel volles Beispiel dafür, was Kundenmacht Verbraucher können sich online gegen
den Weg zum Verbraucher. und Tafeltrauben stecken. Ware aus lichen Grenzwerte. Alle Ketten haben mäster Stolle, der Nudelhersteller bewirken kann. Gentechnik im Essen und auf dem Acker
den Mittelmeerländern weist im Schnitt inzwischen Programme zur Senkung der AlbGold und die Molkerei Campina Doch es gibt noch viel zu tun: Ver- engagieren:
Greenpeace will dagegen erreichen, dass höhere Werte auf als die aus Holland oder Pestizidbelastungen gestartet: Intensive (Landliebe) ihre Produkte mit der braucher haben kaum eine Chance, bei www.greenpeace.de/themen/
nur noch gesunde Lebensmittel auf den Deutschland. Kontrollen, Auswahl der Lieferanten, Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ konventionellen tierischen Produkten wie gentechnik/mitmach_aktionen/
Markt kommen – ohne Gift und Gentech- Einen entscheidenden Teil der Verantwor- Vertragsanbau, Schwarze Listen für auszeichnen? Damit machen sich Eiern, Fleisch und Milch zu erkennen, ob Im Greenpeace-Ratgeber „Essen ohne
nik. Der Schutz der Umwelt und Ge- tung für die unsicheren Nahrungsmittel besonders gefährliche Pestizide gehören die Konzerne für Tierfutter ohne genmanipulierte Pflanzen in der Tier- Gentechnik“ bekommen Verbraucher
sundheit muss Vorrang haben. Denn wir trägt der Handel. Der unerbittliche Preis- zu den neuen Instrumenten. Das zeigt GenPflanzen stark. Es wächst der fütterung eingesetzt werden. Denn eine zusätzliche Einkaufstipps, z.B. eine grüne
haben ein Recht auf gute Lebensmittel. kampf, auf dem Rücken der Landwirte Wirkung – bei vielen Produkten sinken Druck auf andere Anbieter, die glei Kennzeichnungspflicht gibt es für diese Liste der Firmen, die keine Gen-Pflanzen
Der Erfolg des Widerstands von Millionen ausgetragen, bewirkt, dass oft nur Masse die Belastungen endlich deutlich. chen Qualitätsstandards zu befolgen. Produkte nicht. 80 Prozent aller weltweit verfüttern.