Die Öffentlichkeit, welche durch klassische Massenmedien wie fernsehen, radio und Zeitungen hergestellt wird, hat in den letzten Jahren einen starken Wandel erlebt. Die Digitalisierung der Verbreitungskanäle hat nicht nur zu einer Vervielfachung der ver- fügbaren angebote geführt, sondern auch neue nutzungsformen ermöglicht (z.B. zeit- versetztes und mobiles fernsehen). Während diese Entwicklungen eine zunehmende segmentierung des Publikums nahelegen, wurden durch die Digitalisierung der an- schlusskommunikation auch neue formen der Vernetzung dieser Teilöffentlichkeiten geschaffen. Beim Fernsehen findet die Anschlusskommunikation, welche früher auf familie, arbeits-/ ausbildungsplatz oder stammtisch beschränkt war, neuerdings zum Beispiel über facebook, Twitter und spezielle social TV Programme statt. Breitere auf- merksamkeit erlangte in jüngster Zeit die beachtliche anzahl Tweets während TV-sen- dungen wie dem amerikanische superbowl und der oskarverleihung oder auch dem deutschen Kanzlerduell. neben der etablierten Währung der reichweite scheint sich die fachwelt wie auch die breite Öffentlichkeit zunehmend für neue Partizipationsfor- men zu interessieren und sucht nach Kennzahlen, welche die aktivität der rezipienten quantifizieren. Bisher ist allerdings ungeklärt, ob es sich dabei um eine Parallelwährung handelt, die nur durch die reichweite determiniert ist, oder aber neue aspekte der TV- nutzung zum ausdruck kommen. Dieser offenen fragestellung nimmt sich das vorlie- gende forschungsprojekt an und untersucht, in welchem Verhältnis Zuschauerzahlen und rezipientenaktivitäten über social Media Kanäle stehen.
3. Neue Öffentlichkeit?
Passau, 29. Mai 2014 Friemel/Plotkowiak/Fretwurst 3
TV Sendung
Webangebot
Live Stream
Web TV
Interaktionen
LiveFollow-up
VOD Social Lift
Genre- & Inhalts-
abhängigkeit
• Han/Lee 2014
• Geerts et al. 2008
• Geerts 2009
• Larsson 2013
Substitution
vs. Addition
Viralität / Eigendynamik
4. Forschungsfragen und Hypothesen
FF1: In welchem Verhältnis steht die Live-Stream-
Zuschauerzahlen mit den "klassischen" Zuschauerzahlen?
H1: Auf Sendungsebene ist ein positiver Zusammenhang erkennbar
(Indikation).
FF2: Welche Interaktionsdaten sind reliable Indikatoren für
"klassische" Zuschauerzahlen?
H2: Niederschwellige Interaktionen sind bessere Indikatoren für TV-
Zuschauerzahlen.
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5.
6.
7. Messansätze und Indikatoren
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TV Sendung
Webangebot
Live Stream
Web TV
Interaktionen
Panel
1:2.000
Stichprobe Zensus
Validierung über TV-Panel
Validierung über Befragung
8. TV Zuschauer, Live-Stream & User Interaction / Monat
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9. TV Zuschauer, Live-Stream & User Interaction / Wochentag
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11. TV Zuschauer, Live-Stream & User Interaction / Tag
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12. t-1
Passau, 29. Mai 2014 Friemel/Plotkowiak/Fretwurst 15
.29 .30
.96
R²= .51
.30
Wenn die Likes relativ zu den Nutzerzahlen sind,
dann sollten die Nutzerzahlen anhand der Likes
geschätzt werden können.
Ljung-Box p = .48
R²= .1
n = 363
13. Passau, 29. Mai 2014 Friemel/Plotkowiak/Fretwurst 16
R² = .38
n = 5008
MA = -.48
ARS = .64
MAS = .35
.18
Live
Stream
CHECK IN
.03
Lag
2 4
2 3
2 2
2 1
2 0
1 9
1 8
1 7
1 6
1 5
1 4
1 3
1 2
1 1
1 0
9
8
7
6
5
4
3
2
1
Residual
1,00,50,0-0,5-1,0 1,00,50,0-0,5-1,0
Residual PACFResidual ACF
Netto-M_1
-.05
Onlinespuren als Proxy für Nettoreichweite
H1
H2
.08 .00...
14. Fazit
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TV Sendung
Webangebot
Live Stream
Web TV
Interaktionen
Panel
1:2.000
VOD Social Lift
15. Besten Dank für die Aufmerksamkeit.
Thomas Friemel – friemel@uni-bremen.de
Thomas Plotkowiak – t.plotkowiak@ipmz.uzh.ch
Benjamin Fretwurst – b.fretwurst@ipmz.uzh.ch
17. Öffentlichkeit als Netzwerk
„Die Öffentlichkeit lässt sich am ehesten als ein Netzwerk für
die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen, also von
Meinungen beschreiben; dabei werden die
Kommunikationsflüsse so gefiltert und synthetisiert, dass sie
sich zu themenspezifisch gebündelten öffentlichen Meinungen
verdichten“
(Habermas 1992: 436).