Mietspiegel 2010_Fragebogen für Haushalte Umland_schriftlich.pdf
RGM06- Treppensteigen fürs Gemüt
1. Treppensteigen fürs Gemüt?
Auswirkungen von Basisaktivität auf die wahrgenommene körperliche
Verfassung während und nach Phasen langandauernder Inaktivität
Berger, J.; Geissler, L.; Zähringer, M.
Einleitung Ergebnisse
Der positive Einfluss körperlicher Aktivität auf die aktuelle Die statistische Auswertung der verschiedenen (In-)Aktivitäts-
psychische Befindlichkeit (wahrgenommene körperliche Verfas- modi (Wilcoxon-Test) ergab in der Dimension Gesundheit (lä-
sung (WKV)) von Probanden konnte in einer Vielzahl von Studien diert, krank, angeschlagen, gesund, verletzt) des WKV-Fragebo-
und Metaanalysen nachgewiesen werden¹. Weniger erforscht ist gens einen signifikanten Unterschied (pGesundheit = 0.042) (s. Abb. 1).
die Veränderung der körperlichen Befindlichkeit durch körper- Die Probanden der aktiven Interventionsgruppen fühlten sich im
liche Aktivität². Ergebnisse einzelner Studien von u. a. KLEINERT Vergleich zu den inaktiven Probanden signifikant gesünder. Beim
& WUNDERLICH (2006) zeigen v. a. im Gesundheitssport positive Vergleich der aktiven mit der inaktiven Untersuchungsgruppe
Veränderungen². Die Dosierung der körperlichen Aktivität fiel in innerhalb der drei weiteren Dimensionen ergaben sich keine
den o. g. Studien moderat bis intensiv aus (gesundheitsförder- signifikanten Unterschiede (pAktiviertheit = 0,352; pTrainiertheit = 0,611;
liche Aktivität = 3 bis > 6 MET; Dauer > 10 min)³. Basisaktivität pBeweglichkeit = 0,172) (s. Abb. 1).
(1,5 bis 3 MET) hingegen ist durch eine Dauer von weniger als 10 Innerhalb des Kreuzdesigns (Mann-Whitney-U-Test) ergaben sich
Minuten und leichter, mittlerer oder hoher Intensität definiert³. bezüglich der vier Dimensionen keine signifikanten Unterschiede
Ob auch diese Form der Aktivität ausreicht, um positive Auswir- (p = n.s.).
kungen auf die psychische Befindlichkeit zu erzielen, wurde
5,00
innerhalb der vorliegenden Studie untersucht. Daraus ergab sich
4,50
folgende Hypothese:
4,00
H1: Die Effekte körperlicher Basisaktivität während und nach
3,50
Phasen langandauernder körperlicher Inaktivität wirken sich po-
Rating-Skala
3,00
sitiv auf die wahrgenommene körperliche Verfassung aus.
2,50
2,00
Methode 1,50 Inaktiv
Die Untersuchungsgruppe setzte sich aus acht aktiven, gesunden 1,00 Aktiv
Studenten (m:w = 3:5; Alter: 25,25 ± 2,05 Jahre; BMI: 22,73 ± 0,50
1,04 kg/m²) zusammen, welche an zwei aufeinanderfolgenden 0,00
2,63 3,10 2,93 3,25 4,10 4,38 3,43 3,68
Tagen einen standardisierten Büroarbeitsalltag von acht Stunden Aktiviertheit Trainiertheit Gesundheit Beweglichkeit
simulierten. Der restliche Tagesverlauf gestaltete sich inaktiv. Zur WKV Dimensionen
Untersuchung der Auswirkungen von Inaktivität und Basisakti- Abb. 1: Wahrgenommene körperliche Verfassung
vität auf die wahrgenommene körperliche Verfassung wurden
die Probanden zufällig in zwei Interventionsgruppen eingeteilt.
Die Interventionsstudie erfolgte im Kreuzdesign (s. Tab. 1). Nach Diskussion
der jeweiligen achtstündigen Interventionsdauer füllten alle Pro- Anhand der Ergebnisse zeigt sich, dass eine stündliche
banden unter standardisierten Bedingungen den Fragebogen zur Basisaktivität in Form von fünf Stockwerken Treppensteigen
wahrgenommenen körperlichen Verfassung (WKV)⁴ aus. einen positiven Einfluss auf die wahrgenommene körperliche
Validität, Reliabilität und Objektivität des insgesamt 20 Items (+2 Verfassung hat. Die signifikante Verbesserung der Gesundheits-
Kontrollitems) umfassenden Fragebogens sind gegeben. Die vier dimension aufgrund durchgeführter Basisaktivität zeigt die
Dimensionen Aktiviertheit, Trainiertheit, Gesundheit und Beweg- Bedeutsamkeit dieser im Hinblick auf die Gestaltung eines
lichkeit dienen der Dokumentation individueller Befindlichkeits- gesundheitsförderlichen Arbeitsalltages.
verläufe oder individueller Veränderung im Verlauf körperorien- Keine signifikanten Unterschiede in den weiteren Dimensionen
tierter Interventionen⁴. Die statistische Datenauswertung erfolg- könnten auf den folgenden Defiziten des Studiendesigns begrün-
te mit SPSS Statistics 20. Um mögliche signifikante Unterschiede det sein. Die Objektivität der Studie ist aufgrund der Tatsache,
zwischen den aktiven und inaktiven Probanden festzustellen dass die Probanden auch die Versuchsleiter darstellen, einge-
wurde der Wilcoxon-Test angewandt. Mögliche signifikante Un- schränkt. Auch der kurze Untersuchungszeitraum, die geringe
terschiede innerhalb des Kreuzdesigns wurden durch den Mann- Probandenzahl (n=8) und die Simulation von Inaktivität geben
Whitney-U-Test berechnet. Das Signifikanzniveau beider Tests lag Anlass zur Durchführung weiterer Untersuchungen unter Berück-
bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% (p<0,05). sichtigung der genannten Kritikpunkte.
Tab. 1: Verdeutlichung des Kreuzdesigns
Fazit
Interventionsaktivität Der positive Einfluss körperlicher Basisaktivität auf die Dimension
8 Stunden Schreibtischarbeit 8 Stunden Schreibtischarbeit Gesundheit hinsichtlich der wahrgenommenen körperlichen
inkl. Minimalaktivität inkl. Minimalaktivität Verfassung bestätigt den Grundgedanken positiver Effekte von
+ stdl. Unterbrechung durch 5 körperlicher Aktivität auf die psychische Befindlichkeit.
Stockwerke Treppensteigen Sofern sich die oben genannte Hypothese durch weitere Studien
bestätigt ist eine Aufnahme der Basisaktivität zu den aktuellen
Tag 1 Gruppe 1 Gruppe 2
Bewegungsempfehlungen hinsichtlich der wahrgenommenen
Tag 2 Gruppe2 Gruppe 1 körperlichen Verfassung indiziert.
Literatur:
¹Abele et al., 1991; Alfermann & Stoll, 1996, 2000; Brehm & Pahmeier, 1992; Butryn & Furst, 2003; Dudenhöfer, 2007; Schlicht, 1995;
Kontakt: Singer, 2000, Yeung, 1996
Deutsche Sporthochschule Köln ²Bös & Gröben, 1993; Bös & Woll, 1994; Kleinert, 2006b; Kleinert & Wunderlich, 2006; Osterhoff, 2002
³Haskell, W.L.; Lee, I.M.; Pate, R.R.; Powell, K.E.; Blair, S.N.; Franklin, B.A.; Macera, C.A.; Heath, G.W.; Thompson, P.D.; Bauman, A.
Institut für Bewegungstherapie und bewegungs- (2007): Physical acitivity and public health: updated recommendation for adults from the American College of Sports Medicine and
orientierte Prävention und Rehabilitation the American Heart Association. Circulation 116 (2007) 1081-1093. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.107.185649.
⁴Kleinert, J. & Liesenfeld, M. (2001): Dimensionen der erlebten körperlichen Verfassung (EKV). In: J.R. Nitsch & H. Allmer: Denken,
Sprechen, Bewegen (32. Tagung d. Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie vom 1.-3. Juni 2000 in Köln, S. 283-289). Köln: bps