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Philofophie und Naturwiffenfchaft
Author(s): Moritz Schlick
Source: Erkenntnis, 4. Bd. (1934), pp. 379-396
Published by: Springer
Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20011726
Accessed: 27/04/2009 04:25

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(379)




                                                    und Naturwiffenfchaft
                 Philofophie
                                                               Von
                                             Moritz Schlick (Wien)
                                                                                                                                     rekon
                       Die                                                           Hellen          den
                                                          Ausf?hrungen                                        (nachtr?glich
                            nachfolgenden
                                                                                                                                    an    der
                                                     eines Vortrages                          der      im
                                  Inhalt                                          dar,                                     1929
                 ftruierten)                                                                                  Jahre
                                          Wien                                       in     einen
                 Univerfit?t                           als Einleitung                                     volkst?mlichen          Zyklus
                                                                                                                                    Uni?
                               Weltbild          der                                            wurde.                        Die
                                                          Naturwiffenfchaftquot;
                 ?Das                                                               gehalten
                                                                                                       zu ver?ffent?
                                            die
                                  hatte                                              in Buchform
                 verfit?t                           Abficht,       jenen Zyklus
                                 das Manufkript                wurde            in Druck                und
                  lichen;                                               1930                 gegeben          fogleich
                                                                                                                    an?
                                  und korrigiert.                            der Vortrag       nebft mehreren
                                                               Nachdem
                 gefetzt
                                                          im Satz
                 deren                                                                                mu?te
                                                                                           hatte,
                                            Jahre
                                einige                          geftanden                                              infolge widriger
                                         auf die                      des
                 Umft?nde                                                                 Buches      verzichtet           werden.
                                                     Herausgabe
                                                                                                                                         ver?
                       Dem                       den die Betrachtungen                       in    ihrem                 Rahmen
                                                                                                              erften
                                  Zweck,
                                   k?nnen                                     auch         hier     und
                                                    fie     vielleicht                                                    noch      dienen;
                                                                                                               jetzt
                 folgten,
                                            der Vortrag              in der
                 deshalb          wird                                           ?Erkenntnisquot;              abgedruckt,             obgleich
                                                                                                                                  neu
                  feine                                den           Leiern       diefer           Zeitfchrift    nicht                   fein
                          Grundgedanken
                              Es erfchien
                 d?rften.                                   dem      Verfaffer                       die kleine               in
                                                                                                                  Arbeit
                                                                                        geraten,
                                                                                           er fah alfo
                                                                         zu
                                                            Form
                  ihrer                                                                                              ab, die
                                                                                                            davon
                                                                              laffen;
                                urfpr?nglichen
                                                                                                        zu erfetzen,
                                                                                     durch
                 damals                                                                       folche                     deren
                                  gew?hlten      Formulierungen
                  er                                                          wenn           er                            neu      zu
                                  heute                                                             das
                         fich              bedienen                                                         Thema                         be?
                                                       w?rde,
                 handeln           h?tte.


           ipricht oft von dem ?Weltbildequot;,
   Man                                                                                 das die Naturwiffenichaft
 von                                                                                  ill zum Anfchauen
                          entwirft. Ein Bild
       der Wirklichkeit                                                                                      da; das
            dient der Weltanfchauung.
Weltbild                                                        aber ift, wie
                                            Weltanichauung
man allgemein     zu iagen pflegt, Sache der Philoiophie.      Damit  icheint
                                                     zur Philoiophie
 dann das Verh?ltnis      der Naturwiffenichaft                         ange?
         zu ?ein: die eine liefert ein Bild der Welt,     die andere ben?tzt
 geben
 es (vermutlich               mit den von anderen Wiffenichaften          ent?
                  zuiammen
                         zum Aufbau
worfenen                                    einer Weltanfchauung.
              Bildern)
                                                w?ren
             diefer allgemeinen       Anficht
   Nach                                                   alfo die Ergebniffe    der
                                     aus dem der
Wiffenichaft       das Material,                                  fein Syftem baut.
                                                    Philofoph
         f?gt man noch hinzu, da? ihm dies Material
Meift                                                               doch nicht ganz
                                 fondern da? er es zuerft bearbeiten muffe,
 fertig geliefert werde,
           er das wiffenichaftliche
 indem                                                           Verfahren                   und           feine        Fundamente
 felbft noch      einer Kritik                                                                                         in den Lehr
                                                                                                    fo wird
                                                 unterzieht.             Ungef?hr
 26 Erkenntnis            IV
Moritz Schlick
38o

b?chern der Philofophie                   ihre Aufgabe          gew?hnlich dargeftellt; die
Kritik                              der ?Erkenntnistheoriequot;
         der Grundlagen     wird                                 zugewiefen,
die Errichtung   des Syftems     den ?brigen                         Difzipli
                                               ?philofophifchen
                               in die ?Metaphyfikquot;        einm?nden.      Dort
nenquot;, welche    ichlie?lich
                       aus
werde       dann               den                        der                          die Welt
                                     Ergebniffen                Einzelforfchung
                                                      das
                                     und damit                               Ziel    alles    Philo
                      gewonnen
anfchauung                                                      eigentliche
                    erreicht.
 fophierens
  Nach diefer Meinung fiele der Philofophie die ?u?erft dankbare
               zu, die Einheit           aller wiffenfchaftlichen         Erkenntnis         wieder
Aufgabe
                             in der neueren
                       die                         Zeit              die ftets
                                                            durch                fortichreitende
herzuftellen,
                                                        zu gehen fcheint.
                                  immer mehr verloren
                  der Forfchung
Spezialifierung
                                            neue Entdeckungen
Den ungeheuren      Stoff, der durch immer                       unferem
                                         auch nur ann?hernd     zu ?ber
Erkenntnisftreben                 wird,
                      dargeboten
            ift heute keinem                                   Ein Literatur
                                  einzelnen mehr m?glich.
fchauen,
                                             von der Chemie,
                  im allgemeinen                                ein Hiftoriker
forfcher wei?                        wenig
                                            vom alten ?gypten,      ein Kenner
der italieniichen Renaiffance       wenig
                             von der Protozoenkunde,       obwohl     doch bei?
der Ornithologie     wenig
                                 find. Der kleinere
des Gebiete     der Zoologie                           und fchulmeifterliche
                                              immer weiter
                      fich           diefe                                   und
Geift       freut            ?ber                    getriebene  Teilung
                      von              weil fie ieinem Bed?rfnis      nach Zer?
                   Scheidew?nden,
Aufrichtung
                                                                               er
                                           und triumphierend        erfindet
             des Stoffes
kleinerung                  entfpricht,
 immer ?neue Wiffenfdiaftenquot;;       der echte Forfcher und tiefere Menfch
aber leidet unter der Zerfplitterung       des Wiffens     und der Verengung
                                                                                             Verein?
der Horizonte.               Denn                         ift   ihrem Wefen         nach
                                      Erkenntnis
                                     nicht Spaltung    und Trennung,     fie mu?
                und Verbindung,
heitlichung
          ftets   einer gefchloffenen                                         und
daher                                                           zuftreben,
                                          Gefamtauffaffung
                                                              nicht zu finden,
vermag fie eine folche in den Einzelwiffenfchaften
                                                                                                      zu
                                                  zur Philofophie,    zur Metaphyfik
 fo ?ucht fie fich dar?ber               hinaus
               die mit                               einer Weltanfchauung      lockt.
                             dem Verfprechen
 erheben,
   Tr?fe die gefchilderte Anficht vom Wefen                              der Philofophie das
                                                                                           zu
                                 meine                                         den Anteil
                    fo w?rde                               darin     beftehen,
                                      Aufgabe
Richtige,
                                                                                       an der
                                                                   und ihre Refultate
                      den die Naturwiffenfchaften
befehreiben,
                                           haben; und in der Tat kann man
              einer Weltanfchauung
Gewinnung
das, was ich fagen m?chte,        in diefem Sinne deuten. Dennoch       m?chte
                                                                       weil   ich
                                     und Interpretation
 ich eine andere Formulierung                            vorziehen,
                                                  f?r zu oberfl?chlich    halte.
die befchriebene    landl?ufige     Auffaffung
                                                                  zu fein und
                           fachlich noch hiftorifch begr?ndet
Sie fcheint mir weder
                                                               durch welche
                       der Schwierigkeiten
       in die Tiefe
nicht                                          vorzudringen,
                    in der neueren Zeit fich felbft zum Problem wurde
die Philofophie
                                                                 und   ihrem
                                 ihrer eigenen
                          nach
      immer wieder
und                                               Berechtigung
Philofophie undNaturwiffenfchaft                           381
                                                        Der                     den             jene Auf?
 eigenen Wefen                             mu?te.                richtige Kern,
                             fragen
                                                                                                erft blo??
                                           in betr?chtlicher        Tiefe  und mu?
            enth?lt,          liegt
 faffung
         werden.
 gelegt
                                      es    ill   im Grunde                  nicht                da?
   Zun?chft          einmal:                                         gar              wahr,               ?die
                          in zahlreiche Einzeldifziplinen                                          ift. Die
                                                                                   zerfallen
Wiffenfchaftquot;
                                                     nur
Grenzen                                                                                               fo?
                                ihnen
                  zwifchen                   find              feheinbar     und     verfehwinden,
          man
bald                                                                               den Wiffenfchaften
                    den Unterfchied                 beachtet      zwifchen
                                                                              Die
                                             der Wiffenfchaften.                                    be?
 felbft             dem
           und               Betriebe                                                 Trennungen
            nur                                                                    in den praktifchen
                                                    fie liegen
ftehen               innerhalb         des
                                       Betriebes,
                                                                                          in den Ver?
                                                                                    alfo
                                                des Forfehens,
Methoden            und   Veranftaltungen
                                                                                                        Diefe
                                             der Wiffenfchaft
                          des Menfchen                                               gegen?ber.
 haltungsweifen
                                                           das
 felbft aber ill das            Syftem der Erkenntnis,                             zufammenh?ngende
                                                                                     Da gibt es keine
Ganze       der wahren           S?tze ?ber die Wirklichkeit.
                                                                                               von Natur
willk?rlichen                                 fondern        die Wahrheiten           find
                      Teilungen,
                                                       fie                                      find     oder
                                             indem             auseinander         ableitbar
miteinander    verkn?pft,
fich auf diefelben Gegenft?nde                                              jeder Fortfehritt   der
                                                       beziehen.      Und
                                                                                          f?hrt zu
                               ill gerade           das Wefen        der Erkenntnis)
Erkenntnis           (dies
                                                                                         zu einem
                                                                S?tze untereinander,
 einer weiteren                                   wahrer
                          Verbindung
                              alfo gerade zum Gegenteil   der Zerfplitte
 engeren Zufammenhang,
                                                                 kann alfo
                                   das Syftem der Erkenntnis,
 rung. Die echte Wiffenfchaft,
                         nur immer einheitlicher werden,      und ift auch
 durch den Fortfehritt
                                           zu einer Einheit
                    immer mehr                                                        die verfchiedenen
 tatf?chlich                                                        geworden;
                                                                                                        als es
                      find heute viel mehr                          aufeinander         reduziert,
Erkenntnisgebiete
         fr?her der Fall geweien                                           dies, obgleich, nein, weil
                                      ift. Und
 jemals
                                                                                            der For
                                                                           immer gr??er,
                                       Inftitute
die Zahl     der wiffenichaftliehen
                                                                             Die
                          immer mannigfaltiger                                                 die Einzel?
                                                                 wurde.              durch
 fehungsbetrieb
                                                                                                       nun
                                                                verhalten       lieh zueinander
                                 Wahrheiten
                     entdeckten
 difziplinen
              fo, da? fie, jede f?r lieh, nur relativ w?ren, nur einfeitige
 nicht etwa
                                                               erg?nzt wer?
            b?ten und erft durch alle ?brigen Anfichten
Anflehten
                                                     Eine folche von man?
                 um wirklich           zu werden.
den m??ten,                    wahr
                                                  vertretene Meinung     ent?
                      (wie etwa Bradley)
 chen Philofophen
                                                         (Der Fehler, den fie
 h?lt                               gegen die Logik.
          einen fchweren Verflo?
               etwa der, da? fie glaubt, an Stelle des Satzes ?es ill ziem?
           ill
 begeht,
                                                               da? es kalt ift,
 lieh kaltquot; fagen zu d?rfen:      ?es ill nicht ganz wahr,
                                                      bei deffen Gewinnung
 aber ziemlich wahr.quot;)        Sondern    jeder Satz,
 keine Irrt?mer oder Fehler unterlaufen         find, ill f?r fich felbft voll?
                    er ill ein Teil der ganzen Wahrheit,
 kommen                                                      nicht blo? eine
            wahr,
                                          von ihr. (Enth?lt er aber einen
                 an fie oder ein Afpekt
Ann?herung
           fo ill er eben einfach falfch und wiederum      kein Afpekt    der
Fehler,
                                                  von
                             da? die Erkenntnis          einzelnen   wahren
                Dadurch,
Wahrheit.)
 26*
Moritz      Schlick
3%2

        zu immer allgemeineren               fchlie?en fich die Teile von
S?tzen                           auffteigt,
felbft zu einem Ganzen                   Es find nicht Fragmente,
                           zufammen.                                   fon?
dern Teile    eines Organismus.              da? die Einzeldifziplinen
                                   Daf?r,
durch   das Allgemeinerwerden                ihrer S?tze                               ihrer
                                                              und   die Erweiterung
                                                                       man
          zuletzt miteinander                                                in der Natur?
Gebiete                                                        findet
                                          verfchmelzen,
                                                       So find die in phyfikalifchen
                    allbekannte Beifpiele.
wiffenfchaft
                     oft     noch
Lehrb?chern                            nebeneinander                                  der
                                                                           Lehren
                                                             aufgez?hlten
                                                             und des Elektromagnetis?
Mechanik,        Akuftik,     W?rmelehre,          Optik
mus im Prinzip l?ngftmiteinander vereinigt: die Akuftik ift ein Teil
                                                       ein Teil
der Mechanik                                                        der Elektrizit?tslehre,
                                       die Optik
                      geworden,
                           ift teils in die Elektrodynamik, teils in die Mechanik
dieW?rmelehre
                    und die Verfchmelzung     diefer beiden letzten Difzipli
?bergegangen,
nen ift, wenn                            nicht ganz vollzogen,              eine
                     auch gegenw?rtig                              gewi?
Sache      der n?ehften Zukunft.
   Aber weiterhin hat die Phyfik die Chemie bereits fall vollft?ndig
                                                                        von der
in fich aufgenommen,      eine Trennung     dieier Wiffenfchaften
                               ift fchon ganz undurchf?hrbar,         durch die
          und Phyfiologie
Biologie
                                     mit der Pfychologie
letztere wird   die Verbindung                                              und
                                                              hergeftellt,
                                                        und zu den Geiftes
                       die Br?cke zur Gefchichte
diefe wieder   fchl?gt
wiffenfchaften        ?berhaupt.
                                         eine Einheit.
   So ill die Wiffenfchaft                                    Sie ill kein Mofaik,           kein
                                          Baumarten
            in dem    verfchiedene                           nebeneinander                fon?
Hain,                                                                           ftehen,
                                                                                      die Er?
         ein Baum      mit                                        Sie
dern                          vielen             und Bl?ttern.
                                        Zweigen                                 gibt
              der Einen Welt,           die auch nicht in verfchiedene
kenntnis                                                                            Wirklich?
                            ?           z. B. nicht    in ein Reich                             ein
                                                                        der Natur
keiten     auseinanderf?llt                                                            und
                      denn der durch diefe Worte                       Unter?
Reich  des Geiftes;                                      bezeichnete
fchied ill nicht ein Unterfchied    im Wefen  der Sache, fondern wieder
nur   eine Verfchiedenheit       des Foridmngsbetriebes,                   der
                                                                n?mlich
                        der iogenannten    Geiftes- und Naturwiffenichaf
Verfahrungsweifen
                                     von dem man die Dinge
 ten. Je h?her der Standpunkt,                                    betrachtet,
                erkennt man alle Scheidew?nde
um io mehr                                           zwiichen   den Wiffen
                                                um io deutlicher
 ichaften  als zuf?llig   und unweientlich,                        offenbart
                             im Syftem der Wahrheit.
fich der Zufammenhang
   Bei diefer Sachlage (die hier nur fkizziert, nicht wirklich   begr?ndet
                     erhebt fich die Frage: Wenn      die Wiffenfchaften
werden    konnte)
                                                   zu einer Einheit      zu
 fchon von                    ihre eigene Arbeit
              felbft durch
                  wie kann es da noch einer neuen Wiffenfchaft,          der
 fammwachfen,
                                                                                             was
                              um nachtr?glich
                  bed?rfen,                      zufammenzufchmieden,
Philofophie,
 fchon von                gar nicht getrennt war?             weiter:
               Natur                                   Und                             Wollte
                             das von der Wiffenfchaft
 etwa    die Philofophie                                  entworfene                   einheit
Philofophie undNaturwiffenfchaft                     383
                           nur       um darauf                               als
 liehe Weltbild                                     die Weltanfchauung
                         benutzen,
                             ?
                 zu erbauen
etwas Neues                                                          zu diefem
                                 woher nimmt fie das Material
              Stammt es aus dem Weltbilde                         konnte dann
Geb?ude?                                        felbft, weshalb
                                   es nicht fchon vollkommen
die einheitliche Wiffenfchaft                                       auswerten?
         es aber darin
War                            enthalten, wie vermag die Philofophie
                                 noch nicht
denn aus der leeren Luft jene Erkenntniffe                  die fie f?r
                                             herabzuholen,
die Bildung der Weltanfchauung                Es gibt doch wohl au?er
                                  gebraucht?
den wahren             S?tzen     ?ber                nicht                                 au?erhalb
                                         die Welt              noch                  die
                                                                       andere,
des Bereichs            jeder m?glichen Wiffenfchaft               l?gen?
                                                                                                     be?
            Antwort         auf folche Fragen kann              ich wiederum         hier nicht
   Die
                    fondern nur kurz formulieren.                     lautet: Die
                                                                Sie
gr?nden,                                                                               Philoiophie
                                                                      d. h. kein Syftem von
 ill tati?chlieh ?berhaupt keine Wiffenichaft,
                    fondern ein Tun, und zwar diejenige       (die Seele alles
Erkenntniffen,
                                                      der Sinn aller zur Er?
                                      durch welche
Forfchens    bildende) T?tigkeit,
                                                               in den Akten
kenntnis                         erkl?rt wird.    Sie befteht
            n?tigen    Begriffe
                                                                      in unferen
der Sinngebung                                                allen
                 oder Sinnfindung,                    die                              S?tzen       auf?
                                                                nur Akte
tretenden Worten   erft Bedeutung                                                                  nicht
                                                     verleihen;                      n?mlich,
etwa        S?tze     k?nnen                        da jeder Satz wieder
                                  dies  leiften,                                  erl?uterungs?
                                  es fo ins Unendliche
                  w?re    und                                                w?rde.
bed?rftig                                                       fortgehen
   Zur hiftorifchen Beft?tigung diefer Auffaffung will ich nur an?
 f?hren, da? in fr?hefter Zeit (eigentlich fogar bis ins fiebzehnte,
                                                                     zur Bezeich?
                                         das Wort
achtzehnte                    hinein)
                     Jahrhundert                      Philofophie
            der      theoretifehen
                             Wiffenfchaft                     verwendet
nung                                                                        wurde;
                                               ?berhaupt
 es war das eben die Zeit, in der die Forfchung            noch fall ganz damit
                                                              durch immer neue
                      die wiffenfchaftlichen
                war,
befch?ftigt                                       Begriffe
                                                  erft zu fchaffen,
Definitionsakte      und Tatfaehenhinweife                              alfo einen
                                         der Worte
                                 Sinn
wiffenfchaftlichen                                                                    Und
                                                        herauszuarbeiten.                         wenn,
                         im neunzehnten                                                    oft   einfach
                                               Jahrhundert,
hauptf?chlich                                                       Philofophie
mit Erkenntnistheorie                                             fo ill darin gleichfalls ein
                                                wurde,
                                  gleichgefetzt
                                                                                zu erblicken,
                                          des richtigen
unvollkommener               Ausdruck                             Gedankens
da? man fich in der Philofophie um die Kl?rung des Sinnes der
                                                                        um
                                              alfo
wiffenfchaftlichen  Erkenntniffe                                               die                   der
                                   bem?ht,                                             L?fung
         was wir mit unferen Urteilen                                   meinen.
Frage,                                  eigentlich                            Metaphyfik
 freilich                durch
              wird                   unfere                                            aber
                                             Auffaffung                     gemacht,
                                                              unm?glich
                                   eine weitere
hierin                                             hiftorifche                   denn der
          liegt gerade                                           Beft?tigung,
                                                      erkl?rt fich eben aus
               und endlofe Streit der Metaphyfiker
Mi?erfolg
                                             f?r ein Syftem von Erkennt?
 ihrem Irrtum, da? fie die Philofophie
                                                                        ent?
                   und der Meinung               die Weltanfchauung
niffen hielten                         waren,
liehe aus dem wiffenfchaftlichen      Weltbilde   durch Hinzuf?gung
neuer ?                  ?
                               S?tze, durch welche   alle einzelwiffen
         metaphyfifcher
Moritz      Schlick
 384
 fehaftliehen     Wahrheiten            in ein ?bergeordnetes,           umfallendes       Syftem
 eingef?gt w?rden.
                   ill es                             vom Weltbilde   zur
    In Wahrheit           fo, da? der ?bergang
                                                 da? man     lieh nur den
                            einfach
                            dadurch
Weltanfchauung                       gefchieht,
                                                da? man fich klar ver?
Sinn des Weltbildes   v?llig deutlich macht,
                                                       ?
               was mit ihm eigentlich gemeint      ill    ?hnlieh wie das
 gegenw?rtigt,
                                                                   zur blo?en Wahr?
                                                   im Gegenfatz
                        eines Kunftwerkes
 ?Anfehauenquot;
                 desfelben      darin                da? die einzelnen    Farben  und
                                          befteht,
 nehmung
                                                                etwas darfteilen,
 Formen    eine beftimmte                                                         dem
                                                    annehmen,
                                      Bedeutung
              etwas
 Befehauer                  Anders                      das Weltbild     wird
                      fagen.           ausgedr?ckt:
 zur Weltanfchauung                                        neuer Gedanken,
                        nicht durch Hinzuf?gung
 fondern dadurch, da? man     es ver fteht.
   Das Verftehen    in diefem  Sinne     ill die eigentliche              der?
                                                                Leiftung
 jenigen T?tigkeit, welche Philofophie hei?t. Und fie ift nat?rlich
                                                                          For?
 nicht   eine     befondere             neben der wiffeniehaftliehen
                            T?tigkeit
                     fie geh?rt zu ihr, ja fie ill gleiehfam  ihre Seele. Wo
             fondern
 fchung,
                                      lieh um Bedeutung              Sinn
 der wiffenfchaftliche                                                     der
                            Betrieb                           und
Grundbegriffe und Ausfagen bem?ht, da ill er philofophifeh; der
                             Sinn                                                      wirklieh
                der den                       feiner      Sehritte    und Refultate
 Forfcher,                            jedes
                                                                                             find
                ill damit                                      Alle             Forfcher
verlieht,                                            gro?en
                      zugleich Philofoph.
auch tatf?chlich wahrhaft                               gewefen.
                                               K?pfe
                              philofophifche
                                             um die Aufgabe,
   Jetzt find wir gen?gend                                         die                      unfer
                                vorbereitet,
                               zu formulieren.
          uns ftellt,
Thema                                             ?ber                                        und
                      richtig                             Philofophie
                                                            nicht, das Verh?ltnis   zweier
                              nachdenken          hei?t
Naturwiffenfchaft
                                                              es bedeutet nicht eine jener
                         zueinander
Wiffenfchaften                            betrachten;
                                                     der Art     und Weife,
                 aber
beliebten,                        Unterfuchungen
                   langweiligen
                          einander n?tzen                    lieh gegenfeitig
                                             und anregen,
wie zwei Difziplinen
                                                                              zu
                                            wir  haben    nicht   davon
               und     auch begrenzen;
vorausfetzen
                                                             tun mu?, oder
 fprechen, was der Naturforfeher      f?r den Philofophen
                                                                          es
                                                     tun kann;
was die Philofophie                                               fondern
                         f?r die Naturforfchung
           lieh f?r uns um jenen eigent?mlichen               durch den die
handelt                                             Proze?,
                                                                 entdeckt, und
                     der naturwiffenfchaftlichen
wahre                                                 Begriffe
         Bedeutung
 von                                                                    Diefen
                                                     geformt wird.
                          die Weltanfchauung
       ihnen ausgehend
                                                            fondern nur feine
          felber haben wir hier nicht zu fehildern,
Proze?
                                    zu eharakterifieren.
Leiftung mit einigen Strichen
                           ich nun                                 auf, da? inner?
                                   die allgemeine
             da ftelle
   Und                                               Behauptung
                                                                        naturwiffen
                                                  die iogenannten
                                Wiffenichaft
 halb der einheitlichen
                              ?                                                   unter
                                     oder vielmehr      die Grundbegriffe
 fehaftlichen     Begriffe
        ?                                                   die wefentlichen
                                   durch deren Kl?rung
  ihnen                    find,                                                  Z?ge
              diejenigen
                                                           dieier Theie      beftimmt
                              allein entftehen.    Nach
 der Weltanichauung
Philofophie undNaturwiffenfchaft                  385
                                                                                       daher
eben       die Naturwiffenfchaft         die Grundz?ge             des Weltbildes,
                                                                                   f?hrt am
             ihre Begriffe      die fundamentale                   ihre Analyfe
                                                  Rolle,
 fpielen
                                                                     ift unter
              ins ?Wefender Dingequot;,     die Naturwiffenfchaft
tiefflen
                                                                             zu
                   am meiften                              im Gegenfatz
allen Difziplinen                                  ganz
                                 philofophifch,
                                                                  im Grunde
der jetzt ?fter geh?rten Meinung,     fie betrachte die Welt
nur ?von au?enquot;, und man muffe die entfeheidenden              letzten Auf?
           in ganz            anderen       Gefilden     fuchen.
kl?rungen
   Den Rechtsgrund                      die     foeben                        habe
                                 f?r                     aufgeftellte
                                                                 Behauptung
 ich                                   Er                           darin, da? die
     jetzt auszuf?hren.                  liegt, kurz gefprochen,
                                                           ja, da? es fich um eine
naturwiffenfehaftliche           Methode       (wir wiffen
Methode handelt) an die Bearbeitung der Begriffe bei weitem die
                                                             der Ent?
h?chften                    Hellt und dadurch  den Proze?
          Anforderungen
deckung des letzten Sinnes unferer Ausfagen    ?ber die Wirklichkeit
am meiften                                              auch nur an?
                        hat. Da? keine andere Methode
             gef?rdert
          zur gleichen Verfeinerung                     f?hrt, erkennt man
n?hernd                                 der Begriffe
                   da? es der Naturwiffenfchaft
?u?erlich                                            allein vorbehalten
           daran,                                                         ift,
                                  zu erreichen, was ja nur bedeutet,
das Stadium der ?Exaktheitquot;                                             da?
die Form ihrer Begriffe                                                 und
                           durch die Mathematik        beftimmt wird;
                                                                              von
diefe                     ill
           wiederum                             eine eigene Wiffenfchaft
                              ja keineswegs
                                                                     fondern gar
                                        ?idealen Gegenft?ndenquot;,
irgendwelchen         geheimnisvollen
nichts anderes,        als die durch einen gefchickten                   vervoll?
                                                          Symbolismus
kommnete Methode                der Logik.
    Ich wei? wohl, da? die logifche Verfeinerung, die Exaktheit der
                                                            von
naturwiffenfchaftlichen                              vielen                   als
                                   Grundbegriffe,            keineswegs
ausreichendes                                                             wird,
               Symptom       derjenigen   Eigenfchaften     angefehen
auf die es hier ankommt;       da? es dies aber wirklich                     erft
                                                              ift, k?nnte
durch eine erkenntnistheoretifehe                                       f?r die
                                                            werden,
                                       Analyfe   dargetan
hier    kein Platz      ift. Deshalb
                                 deute ich auf einige andere Umft?nde
        an denen      die weltanfchauung-bildende
                       fich                                      der natur?
                                                         Kraft
hin,
wiffenfchaftlichen             d. h. die philofophifche                  des
                   Methode,                                  Bedeutung
von ihr gefchaffenen Weltbildes,      augenf?llig zeigt.
  Der erfte ift die hiftorifche Tatiache, da? die gro?enWandlungen
der Weltaniehauung            in der Geiftesgeichichte,           die gro?en ?nderungen
 in der geiftigen                                              zur Welt,
                                      des Menichen                         fich immer ab
                       Einftellung
geipielt haben imAnichlu? an und bedingt durch tiefdringende oder
weitreichende                               die dem Naturbilde      ihrer Zeit die
                  Naturerkenntniffe,
                                                brauchen uns nur daran zu er?
                                        Wir
 charakteriftifchen    Z?ge gaben.
 innern, welchen                     Einflu?    auf die Gem?ter     der Menfchen
                     ungeheuren
                    vom Ptolem?ifchen          zum Copernikanifchen
der ?bergang                                                              Kosmos
                                                                          aus dem
hatte: diefe aftronomifche                            die den Menichen
                                 Errungenfehaft,
Moritz     Schlick
 386
                der Welt                                 im Geiftesleben
Zentrum                        hinauswies       und                                auf der Erde         io
                                             da? wir    fie heute
                                  erzeugte,
gewaltige    Erfch?tterungen                                       eigentlich
 ihrer Urfache         nicht mehr    f?r angemeffen  halten. Wir   brauchen
                 gar
                      an den weltanfchaulichen
nur zu erinnern                                                den die bio?
                                                    Aufruhr,
                               im vorigen                    im Gefolge
 logifche                                    Jahrhundert
           Entwicklungslehre
hatte, wo etwa der Name Darwin                                eines Streit?
                                        f?rmlich die Rolle
               ?    und auch das war   eine rein naturwiffenfchaftliche
 rufes fpielte
Theorie.
                                     man                             nicht    als             beweis?
   Vielleicht       betrachtet                 derartige   Beifpiele
                         man                 in diefen
                indem                                    und ?hnlichen     F?llen               h?tten
                                   fagt,
 kr?ftig,
                                                                                 zu Unrecht      einen
 naturwiffenichaftliche                                              eben
                           Gedankenbildungen
                            auf die Weltanfchauung                                              dem
                   Einflu?                                                      lieh angema?t;
 beherrfchenden
                                                                               am Wefen
           fei es klar, da? es f?r das Wiehtigfte
Weifen                                                                                     der Welt
                   fei, ob die Erde im Mittelpunkt                                            Kosmos
                                                                         des    r?umlichen
 gleichg?ltig
                                        ein Glied                  in der Entwicklungsreihe
                 nicht, ob der Menfch
 liehe oder
 der Tiere                 oder              Ohne        die Triftigkeit   diefes Bedenkens
                 bilde            nicht.
zu unterfuchen,    wollen wir doch um feinetwillen   auf die Anf?hrung
                              Art verzichten und ftatt deffen ft?rkeres
weiterer                jener
          Beifpiele
                                                           wir     zun?chft                das Gebiet
                                  Dabei                                            nicht
Gefch?tz        auffahren.                   verlaffen
 der hiftorifchen        Tatfachen.
                                                    der gro?en Denker   und
  Wir                    den
                       Blick auf die Syfteme
             richten
                                                                        ihre
         zu, welchen Anl?ffen     und welcher
 fehen                                           geiftigen Atmofph?re
                                                        Da
                Ideen den Urfprung       verdanken.         finden wir, da?
 fruchtbaren
                                     nicht nur ?berhaupt mit der Natur?
 die abendl?ndifche   Philofophie
                                          jeder enticheidende
                         fondern   da?
                anhebt,                                          Fortichritt,
betrachtung
                                in ihr immer geichah     im Zuiammenhang
 jede bedeutiame Wendung
                                     in der Atmoiph?re      mathematiicher
                              und
mit   der Naturerkl?rung
              und da? fie auch nur aus dieiem Zuiammenhang                 und
Exaktheit,
                        zu begreifen   find.
 dieier Atmoiph?re
                                                             ift es durchaus
                                    Pia tos                                         ein wef entlicher
    In der ?berragenden   Geilalt
                                                               er philofophierte
                             war. Der
 Zug, da? er Mathematiker                                            in dem
                                                          Geift,
 und feine Sch?ler zu philofophieren                     ift deutlich genug ge?
                                            anleitete,
                                                                             feiner
                                                       ?ber die Pforte
                durch die ber?hmte Warnung
kennzeichnet
                                       s?g?tcd. Er war vielleicht        kein ge?
Akademie:     f?r?delc ayeco[iSTQr?Toc
                              als D e m o k r i t, fein Zeitgenoffe,        deffen
          Mathematiker
 ringerer
                                              tr?gt und an den eine ganz
                     fo ganz andere Z?ge
Weltauffaffung
                                                                          ?
                                              Der                Plato
                           fich anfchlie?t.
 andere                                              Gegeniatz
           Entwicklung
D e m o k r i t ent?pricht     einem gewiffen   fundamentalen  Gegenf?tze,
                                     Formen bis in die Weltanfehauungen
 der lieh in den verfehiedenften
                                                                                              Termini
                                                                   die
                                               und       durch
                            hineinzieht
 der                                                                       vieldeutigen
          Gegenwart
Philofophie undNaturwiffenfchaft                      387
                                        nur unvollkommen                               wird.
                   und Realismus
 Idealismus                                                             gekennzeichnet
                                                                         etwa nur der mate
Es                                                              nicht
                                                da?
        ift h?chft    bemerkenswert,             beide,
                                                                                                  For?
                                         das Siegel desfelben                        exakter
                                                                        Geiftes
 rialiftiiche  Demokritismus,
            und mathematifcher           tragen.
                              Schulung
 fchung
                                                                                  um die Natur
   Es ift bekannt, welches Verdienft   Ariftoteles
 forfchung hat, und es d?rfte allgemein                                da? das
                                                              werden,
                                           zugeftanden
                                                                                -
                                                                 der A r i ft o
                     im gro?en                    auf
                                          die Anwendung
Mittelalter                 ganzen
                                                                          Fort
 tel ifchen Prinzipien    fich beichr?nkt     und keine originellen
                       hat, weil es vor felbft?ndiger Naturbetrachtung
 fchritte aufzuweifen
               vor der Neubildung         naturwiffenfchaftlicher
und damit                                                              Begriffe
                           Das    Wiedererwachen
 zur?ckfcheute.                                              felbft?ndiger        philofophifcher
                             neueren     Zeit
                  in der                                                           der modernen
                                                  und     die Entftehung
T?tigkeit
                                                                   in Hand, fie find nicht
                                 gehen nicht blo? Hand
Naturwiffenfchaft
                                                 einer und derfelben
 blo?     verfchiedene                                                       Grundeinftellung,
                             ?u?erungen
 fondern        fie find     letzten Endes                       ein und      derfelbe Proze?.
                                                 ?berhaupt
Die Namen            der                                                  Zeit find
                                                jener geniuserf?llten
                     gro?en Philofophen
 aus     der Gefchichte  der Naturwiffenfchaft,                         der gro?en
                                                       die Namen
                   aus der Gefchichte        der Philofophie         nicht wegzu?
Naturforfcher
             Es gab keine Trennung                             und naturwiffen?
denken.                                   philofophifcher
                           Man denke an die gewaltigen Namen                des 16.
 fchaftlicher Probleme.
                                                                den man       nach      Francis
 und                         Descartes,
          17. Jahrhunderts!
                                                                        neueren
                                                        Vater    der
 Bacon         nicht mit Unrecht    den                                              Philofophie
                                                                                   und wenn
            war                                                                                  ein
                     der Erfinder      der Analytifchen
 nennt,                                                          Geometrie;
 Student der Philofophie fein gr??tes Buch auffchl?gt, fo ift er er
                               da? es ebenfogut
          zu finden,                                                         wie
                                                 ein naturwiffenfchaftliches
ftaunt,
                                      ift. Von fich felbft aber fagt Descar?
 ein philofophifches           Werk
                                                           ?
                           apud me mathematica
 tes:                                                          Bei Spinoza      ift
                                                   fiuntquot;.
       ?Omnia
                                                 Geift   als treibende Kraft
 der mathematifeh-naturwiffenfchaftliche
                                                                      da? man
 und auch als Quelle                               fo offenkundig,
                        feines Philofophierens
                                                                auch wenn    er
 ihn fchon aus der Form feines Stiles ablefen k?nnte,
                                                       und ?ber den Regen?
                            der Wahricheinlichkeit
 nichts ?ber den Begriff
                          h?tte. Von      ieinen Briefen handelt der vierte Teil
 bogen geichrieben
                                                                                 ?
 von                                               zum Teil       auch
                              Experimenten,                             eigenen.
        phyfikaliichen
                                der bedeutendfte
                  vielleicht                                      den die Welt
                                                        Denker,
 Leibniz,                                                                        ge
  iehen hat, Philoioph,                                                   und Phy?
                                                          Mathematiker
                                Hiftoriker,     Jurift,
                                                      in den Ruhm der Erfindung der
 fiker, der fich mit Newton
                                                                                           von
                                          legt in allen   feinen Schriften,                        der
                          teilt,
Differentialrechnung
                                             bis zur Mathesis   universalis
Theodizee      und Monadologie                                                            wie     kein
 anderer daf?r Zeugnis ab, da? die philofophifche T?tigkeit                                        den
                                  zum Vater                                             zur Mutter
                                                 und die Naturbetrachtung
Geift      der Exaktheit
Moritz      Schlick
 388
 hat. ?         Und          dann      Kant!              Der                  Kern       feiner
                                                                     ganze                          Philofophie
       ?            wenn                                                                             aus blo?er
                                dies      auch         manchmal                       zuweilen
 liegt                                                                       (und
                                                                                                           ?
                                   Freude am Paradoxen)                                                         in
                                und                          beilritten                            wurde
Neuerungsiucht
der Kritik                   reinen Vernunft,     alfo in feiner Erkenntnistheorie.
               der
Und          feine      Erkenntnistheorie     ill durchaus                     als ein
                                                            nichts     anderes
                                    die Begriffe                      der Newton                   fehen     Natur?
                        Verfuch,
gigantifcher
                         zu kl?ren,                                                        von
wiffenfchaft                           der wahren                                                      Zeit,
                                                                                                Raum,
                                              Bedeutung
                                              zu kommen                                      und von da aus
 Subftanz, Kaufalit?t      auf den Grund
                                               zu zeichnen.
 den Grundri?      einer Weltanfchauung                                                                    Kants
                                                                                                 Von
                                                                                                                   Ent?
          naturwiffenfehaftlichen     Schriften    find die                                                die
                                                                                                ?ber
 gro?en
                  des                                                                                               des
                                                                                          und      Theorie
ftehung                      Sonnenfyftems                (?Naturgefchichte
                        und jene ungl?ckliehe ?ber das Ma?                                      der lebendigen
Himmelsquot;)
                                                                                           ift, da? er bis zu
Kraft        noch                                                            bekannt
                                        bekannt; weniger
                        allgemein
 feinem                                                                             Arbeiten     ver?ffentlicht
                                     14 naturwiffenfchaftliche
             46.      Jahre
                      nur 11 philofophifche
          denen                                                                              k?rzlich
                                                                                     Noch
hat,                                                            gegen?berftehen.
las       ich       bei   dem                                 Mathematiker       und
                               englifehen                                               Philoiophen
Whitehead               (Science and the Modern World)                                     die Behauptung,
                                                                                          w?re, wenn nicht
 da? Kant                     ein gro?er Phyfiker
                notwendig                           geworden
 das                        Bem?hen     ieine Energie                                      in Anipruch
                                                        ganz                                              ge?
         philoiophiiehe
nommen                                                                                                   *an
                    h?tte.       Ich     k?nnte                      dieier                       kaum
                                                         mich                      Behauptung
                ?
                         aber wie dem auch fei, es ill ficher, da?                              die Kant
 ichlie?en                                                                                                          fehe
                        ohne den mathematifch-naturwiffenfchaftliehen                                       Hinter?
Philofophie
grund im Geifte                 ihres Urhebers               nicht    h?tte
                                                entftehen k?nnen.
                                                   vom
                                              Namen
       Ich will       nicht     mehr                                         und
                                   h?ufen,                19. Jahrhundert
         ich erft fp?ter, weil die Dinge   dort feheinbar anders liegen;
fpreche
doch kann ich auch f?r diefe Zeit unter den Philofophen         einftweilen
                  L o t z e und die Phyfiker
den Mediziner                                  Feehner        und Mach
 erw?hnen.

   Es gibt gar keine Gegenbeifpiele.                                                                             deffen
                                                                   George              Berkeley,
                                                                                                                   war
              eine epochemachende                                 hiftorifche                  hat,
                                                                                  Bedeutung
Philofophie
 zwar                                         ein                                                                 einer
             feines      Zeichens                                aber         auch der Verfaffer
                                                      Bifchof,
                                                         atmenden                            die Theorie            des
                                              Geift                  Schrift          ?ber
naturwiffenfehaftlichen
                                     letzte                                                                f?r     feine
                und     diefe                    ill fieherlieh      mehr       eharakteriftifch
 Sehens,
                                                ?                   nun etwa auf
                                                  Man
                               als
                            feine Theologie.
              Geftalt                                     k?nnte
 geiftige
Hume                       der in den Naturwiffenfchaften        nichts, als Hifto
                hinweifen,
                                                                       fein Beifpiel
             aber Bedeutendes                hat.
 riker                            geleiftet       Jedoch    gerade
                                                                        Denn
zeigt die Richtigkeit     unferer Auffaffung      ?u?erft fchlagend.
                                                             in gar keinem
                                                aber auch
 fein Philofophieren                nirgends,
                          kn?pft
                                          an die Methode
          an gefchiehtliche                                der Hiftorie    an;
Punkte,                       Begriffe,
nicht von dort aus gelangt       er zu feiner Weltanichauung.       Als Kri
Philofophie undNaturwiffenfchaft                     389
                                                                      er nicht
 tikerder Begriffe     der Kaufalit?t     und des Ich unterfucht
etwa   eine Kauialit?t                                           der damals
                          des hiftoriichen    Geichehens  (von
nicht die Rede war), nicht einen Begriff des hiftorifchen      Individuums,
fondern er verdankt      alle feine Beifpiele   und den Stoff   feines Nach?
denkens der Phyfik und der Pfychologie, alfo den beiden Difzipli
         die                 die             und              innere Natur     mit
                                   ?u?ere            die                              fcharfen
nen,            gleichfam
                 zu faffen                                       holte alfo alle
                                       Auch
                                         er, der Hiftoriker,
                             fuchen.
Begriffen
                                 aus der naturwiffenfchaftlichen
          feiner Philofophie                                          Methode.
Impulfe
                                              als Feind von Spekulationen
  Aus dem Altertum         ill Sokrates
                                                   an
?ber       die Natur     ber?hmt.      Aber              Sinn     f?r   das Mathematifche
            es diefem
fehlte                   au?erordentlichen         Geilte
                                                       ja feine Unzufrie?
                                                nicht,
                                      erkl?rt fich gerade daraus, da? es
denheit mit der Naturphilofophie
                                                        Fragen mit exak?
damals keine M?glichkeit     gab, die kosmologifchen
ten Begriffen zu behandeln.      Er fetzte fich die Aufgabe,    die Natur
                                              zu erkennen, und gab da?
des Menfchen  mit Hilfe     folcher Begriffe
durch die ungeheuren                                            in die Jahrhunderte
                                                   welche                                fort?
                               Anregungen,
wirkten.
   Beenden wir die hiftorifche ?berfchau.                        Es ift leicht, alle Ein?
                                       von
         gegen unfere Thefe
w?nde                                  der ganz eigenartigen  dominieren?
     -
den                  der Naturwiffenfchaft      f?r die Weltanfchauung
      Bedeutung
                   Ich bin bereit, ihnen zu begegnen.
vorauszufehen.
                        fagen, da? es bei den angef?hrten
  Man wird      nicht                                           Beifpielen
                  fich um das halb zuf?llige
            Denker                                                zweier Be?
gro?er                                         Parallelgehen
            der philofophifchen    und der exakt-naturwiffenfchaftliehen
gabungen,
                                                            fo doch nur um
handle, oder wenn auch um eine notwendige        Union,
                                                                    ?
eine Perfonalunion      in der Perf?nlichkeit                            denn
                                              des Philofophen
die Analyfe der gro?en                                                 den innigen
                                   Syfteme zeigt unwiderfprechlich
inneren Zufammenhang                 zwifchen  der Bildung     naturwiffenfchaft
                                                            aber man wird
 licher Begriffe   und der philofophifchen  T?tigkeit ?;
                     und es ift fchon gefagt worden,
vielleicht                                               da? au?er
             fagen,                                                    jenem
 inneren Zufammenhang        noch andere,    vielleicht noch   innigere be?
                                            in einem
               aber folche, die erft            fehr fp?ten Entwicklungs
ftehen,
ftadium         der Wiffenfchaften               werden     k?nnten.  Diefes
                                    aufgedeckt
                                                                      an die
Stadium    fei jetzt erreicht, und der Anichlu?       der Philoiophie
mathematiieh-naturwiffenichaftliche                        der fr?her  aller?
                                           Grundlage,
                                                        nun
dings der allein m?gliche war, muffe                           erg?nzt werden     durch den
            an die Kulturwiffenfchaften
Anichlu?                                                      oder Geifteswiffenichaften.
         in der neueren                                       feien fich nun
                         Zeit m?chtig
Diefe,                                       emporgebl?ht,
 ihrer Eigenart           bewu?t               und erh?ben mit Recht den
                                   geworden
                  v?llig
             in der Weltanfchauung      ein Wort
Anfpruch,                                          mitzufprechen,     ja fogar
Moritz   Schlick
 390

 das     enticheidende            denn dieie Diiziplinen  konzentrierten    fich
                         Wort,
                                                   an dem allein ihr innerftes
             auf denjenigen    Punkt der Welt,
 gerade
Weien        fich offenbart,           auf den menichlichen              In fich
                                                                Geift.
                               n?mlich
 felbft fehe er die Welt, wie fie wirklieh an fich felber ift, und die
                            vom                                es       die uns den
                                   Menichlichen      ieien
Wiffenfchaften                                                  daher,
                                                                        ?
               zum      letzten Weltverft?ndnis
 Schl?ffel                                              reichen muffen.           ehe
                                                                           Noch
                                                        war, habe etwa das Beiipiel
 dieie                      Forderung    aufgeftellt
          prinzipielle
                                           ein philo?ophi?ches             und eine
                 ichon      gezeigt, wie
Hegels                                                             Syftem
                                                                                 ?
                            auf der Balis hiftorifcher               fich erbaue
Weltaniehauung                                            Begriffe
mit dem                                                      lieh daher     die
             19. Jahrhundert    emanzipiere                                        Philofophie
von der Einfeitigkeit                                                             Zeit fei nun
                                                                 In unferer
                         der Naturerkenntnis.
                                                                                             ent?
 die Theorie          der                                                         fo weit
                                                              Erkenntnis
                        geifteswiffenfchaftlichen
                                                            eine Rolle
             da? fie f?r uniere Weltaniehauung
wickelt,                                                                 ipielen k?nne,
die etwa                          der Newton                                     f?r das
                                                     ichen Naturerkenntnis
                derjenigen
Kant         iche Syftem ebenb?rtig    fei.
                           icheinen mir unzutreffend,                 und meine
   Dieie                                                                               Gr?nde
               Gedanken
 daf?r mu?           ich kurz     entwickeln.


       1. Zun?chft      ift es irref?hrend                  von geiftes
                                  (wie wir fchon wiffen),
                                                               als von
wiffenfchaftlieher und naturwiffenfehaftlicher   Erkenntnis
                           zu fprechen. Es gibt nur eine Erkenntnis;
zwei Arten des Erkennens
und man kann h?chftens    fragen, ob wir ?ber dieie eine durch die
                                                                                    neue    Auf
               des                                    Verfahrens           ganz
                   geifteswiffenichaftlichen
Analyie
                          und zwar        tiefere
 fchl?ffe                                              als    durch                  der
            erhalten,                                                 Zergliederung
naturwiffenichaftlichen                                      Ich vermag kein Anzeichen
                                Begriffsbildung.
         zu finden, da? dies der Fall w?re.    Bei der Naturerkenntnis
 daf?r
            ein iolcher Fortichritt in der Zergliederung     der Grund?
 gefchieht
                                                                  Sie ge?
         immer durch die Entfaltung   der Wiffenfchaft   felber.
 lagen
                                      von felbft an gewiffe Punkte, wo
 langt im Laufe der Entwicklung
                                              ift ohne eine tiefe Befinnung
 ein weiteres Fortichreiten   nicht m?glich
                                                       alfo nicht ohne die
 ?ber die wahre                  der Grundbegriffe,
                    Bedeutung
                                         und gerade an der Phyfik unferer Zeit
philofophifche T?tigkeit;
  erleben wir, wie dadurch eine vertiefte                      uralter Beftand
                                                  Auffaffung
                                    ?
                                                              Zeit, Kaufalit?t
 ft?cke                                                 Raum,
                                           Subftanz,
                 Weltanfchauung
           jeder
?                                                             findet man dazu
                          In den hiftorifchen
      errungen wird.                             Diiziplinen
                      Es gibt keine erfolgreiche Erkenntniskritik,     die nicht
 keine Parallele.
                                                                      in Hand
                                        der Wiffenichaft   Hand
                        des Antlitzes
mit    einer ?nderung
                                                                         Revo?
 ginge, aber in den hiftorifchen Diiziplinen     find io prinzipielle
 lutionen nicht zu finden und nicht zu erwarten. Wir              fehen zwar,
 da? fehr viel ?ber die Grundbegriffe der Geifteswiffenfehaften dis
Philofophie undNaturwiffenfchaft               391
                                                                         ?
                                                           aber von einer
kutiert         und     auch
                   fehr viel Richtiges   geiagt wird
                       von weltaniehaulicher                   kann     nicht
gro?en Umw?lzung                                 Tragweite
wohl  die Rede   iein. Auch     ein ganz moderner     Geichichtsichreiber
kann, wenn     er ieine Aufgabe   gut l?fen will, nicht prinzipiell   anders
            als etwa Macaulay
verfahren                             oder Montesquieu            oder felbft
                           k?nnte es auch anders fein, da es auf dieiem
                     Wie
Thukydides.
Gebiete                   dem Worte
                 nach                       Rankes     letzten   Endes       doch             und
                                                                                    einzig
                                                                                es
allein      darauf                                                       ?wie
                         ankommt,                getreu   darzuftellen,
                                     m?glichft
                            iftquot;? Zur Befchreibung    der Schickfale der Menfch
eigentlich        gewefen
                                                   man ftets nur diejenigen
heit und          alles Menfchlichen        wird                               Begriffe
                                                zur Befchreibung
verwenden                          die   auch                        des gerade gegen?
                    k?nnen,
                                                                 zur Verf?gung
                  ?u?erlichen      und   geiftigen Zuftandes                    ftehen;
w?rtigen
 ihre Verwendung                 f?r hiftorifche Zwecke bringt kein prinzipiell
neues Moment                                                     zum
                                    Damit
                          hinzu.             kommen wir                 zweiten     Punkt.
   2. Die eben                            zur Befchreibung                                   n?ti?
                                                                 alles Menfchlichen
                          erw?hnten,
gen Begriffe find n?mlich gar keine hiftorifchen, keine fpezififch
                               Es find zum gr??ten Teil    folche, die fchon
geifteswiffenfchaftlichen.
 im Leben      und Treiben      des Alltags                         aber alle
                                                        werden,
                                            gebraucht
laffen fich, wenn man fich auf ihre wahre Bedeutung                      letz?
                                                               befinnt,
ten Endes                                                           zwar die
                auf naturwiffenfchaftliche                   und
                                            zur?ckf?hren,
der ?u?erlichen Befchreibung ichlie?lich auf phyfikalifche, die der
                            zuletzt auf pfychologifche.   Mit anderen Wor?
geiftigen Befchreibung
        die Geifteswiffenfchaften       oder Kulturwiffenfchaften       haben
ten,
             keine                                                fondern   fie
                       eigenen prinzipiellen
?berhaupt                                       Grundbegriffe,
                                                        fie felbft haben es nur
                diefe anderen Erkenntnisftufen;
entnehmen
                                                              zu tun (ganz ?hn?
mit      daraus                                   Gebilden
                abgeleiteten    komplizierteren
             etwa die Meteorologie
 lich wie                                   keine                             Funda?
                                                  eigenen   fpezififchen
                            fondern alle aus der Phyfik                        In der
                     hat,
mentalbegriffe                                                 entlehnt).
        fofern uns die geifteswiffenfchaftlichen
Tat:                                                      Methoden        tiefe Ein?
blicke      in das Wefen           des Menfchen        und    damit     der Welt      gew?hren
 (und wir danken ihnen wirklich oft folche Einblicke), gefchieht das
?berall                  die Pfychologie,
                durch                                 in ihnen
                                                die              enthalten
                                                                    ift, und deren
                                                       von
fich     alle                                                bewu?t   bedient und
           gefchichtlichen     Difziplinen           jeher
zu deren F?rderung         fie beigetragen     haben. Die Pfychologie,      welche
                                                                                ?
                                        aus dem Verhalten
die Gefetze    des Seelenlebens                                 des Menfchen
                                                                 ?
 fei es in der Gefchichte,         fei es im Laboratorium             zu erkennen
               in unferem Zufammenhang,
        mu?                                         wie    fchon bemerkt,    durch?
ftrebt,
aus als Naturwiffenfchaft                           werden.     Aus   ihr (lammen
                                    angefprochen
die Begriffe, welche               die Kulturwiffenfchaften            der Philofophie       dar?
reichen m?chten.
Moritz Schlick
 392

                                                                                                             er t,
                             Windelband
    3. Wilhelm                                                   und Heinrich                   Rick
 die lieh um          die Abgrenzung                 der Ziele         der    naturwiffenfehaftlichen
                      von  denen   der               kulturwiffenichaftlichen            gewiffe Ver
Diiziplinen
                                                                                     hin, da? es dem
dienfte erworben                                          mit
                                            wiefen              Recht        darauf
                        haben,
                     um die Feftftellung                                                    zu tun fei,
Hiftoriker       ftets                                                         Tatfachen
                                            einmaliger
                                    fich nur f?r allgemeine
w?hrend                                                                                                     inter
               der Naturforfcher                                                           Gefetze
 eifiere.
   Nun       werden         aber die gro?en und kleinen Z?ge der Weltaniehau?
         immer nur beftimmt           durch die allgemeinen Z?ge des Weltbildes,
 ung
                                                                       nur bei Allgemeinbegriffen
                                                            Denn
 durch die Ge?etze            des Geichehens.
                                   die
 entlieht                                            nach       der           der
                            Frage                eigentlichen
          ?berhaupt                                              Bedeutung
                                     Sinn der S?tze, die dann durch die
Worte    und dem eigentlichen
                                Akte    der Philofophie      beantwortet   wird.
erkl?renden,   finngebenden
                                                        und fei es die bedeu
Ein einzelnes Datum,                    Individuum,
                           irgendein
                                            in der Weltaniehauung
                                     kann                               nie?
 tendfte     hiftorifehe
                    Perf?nlichkeit,
                    nur durch die allgemeinen               die fich in ihm
mals    vorkommen;                               Ge?etze,
 zeigen, kann es f?r fie irgendeine Bedeutung   haben. Weltanfchauung
 hat es eben nur mit dem ?Wefenquot;          zu tun, und das Wefen          des
                                               da? man die allgemeinen       Ge?
 einzelnen  wird     dadurch    angegeben,
                    denen es gehorcht.       Hieraus                   da? allein
 ?etze aufzeigt,                                         folgt fofort,
                                das Material     liefern, durch deffen Deutung
 die Naturwiffenfchaften
                      entlieht. Die geifteswiffeniehaftliche     Methode   macht
Weltaniehauung
 bei der individuellen Vielgeftaltigkeit derWelt                                      felbft halt, ihr Ziel
  liegt in der dem Allgemeinen                                    Nun find
                                  entgegengeietzten  Richtung.
                               zu R i ck e r t der Meinung,
 zwar viele                                                     da? es den
               im Gegenfatz
                             doch um die Aufftellung                   Ge?
 hiftorifchen                                             allgemeiner
               Diiziplinen
                                                                                                       zu
 ?etze zu     tun w?re,                      ich bin weit
                                   und                            davon                     dies
                                                                               entfernt,          leug?
          Aber es zeigt
 nen.                                                                               in dem Augen?
                                         fofort, da?
                                   fich                         jene Diiziplinen
blick, wo                            leiften wollen,             lieh der naturwiffenichaftlichen
                         iolehes
                fie
                                                                                                               Sie
                                                                Bereiches                    muffen.
                                          ihres                                bedienen
                      innerhalb
Denkweife                                         eigenen
                                             als Naturprozeffe   anfehen und
muffen       die gefehichtliehen Vorg?nge
                                                                       zu ver?
                                   von Urfachen
             fie als ein Gewirr                     und Wirkungen
muffen
                                                      etwa aus den phyfifchen
            fuchen und die Schickfale der V?lker
 liehen
                 von                                                    und                      Ein?
                                                                                den
                            Klima          und
Einfl?ffen                                        Landichaft                         pfychifchen
                                                                So n?hern        fich auch umgekehrt
                                              ableiten.
               ihrer F?hrer
wirkungen
                                                                                                            (z. B.
                                             in ihren mehr                                  Teilen
                                                                      befehreibenden
die Naturwiffenfchaften
                                                                              fo da? auch praktifeh
                       dem hiftorifchen Verfahren,
Geographie)
                                                                                                   mu? man
                                                                                         Hier
                                                                               wird.
                  der Methoden                       undurchf?hrbar
eine Trennung
                                                                                         wenn       er meint
                                                                   recht
                      Driefch
meines   Erachtens                                     v?llig                 geben,
 (?Theoretifche M?glichkeiten der Gefehiehtsphilofophie und ihre Er
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Philosophy And Science

  • 1. Philofophie und Naturwiffenfchaft Author(s): Moritz Schlick Source: Erkenntnis, 4. Bd. (1934), pp. 379-396 Published by: Springer Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20011726 Accessed: 27/04/2009 04:25 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of JSTOR's Terms and Conditions of Use, available at http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp. JSTOR's Terms and Conditions of Use provides, in part, that unless you have obtained prior permission, you may not download an entire issue of a journal or multiple copies of articles, and you may use content in the JSTOR archive only for your personal, non-commercial use. Please contact the publisher regarding any further use of this work. Publisher contact information may be obtained at http://www.jstor.org/action/showPublisher?publisherCode=springer. Each copy of any part of a JSTOR transmission must contain the same copyright notice that appears on the screen or printed page of such transmission. JSTOR is a not-for-profit organization founded in 1995 to build trusted digital archives for scholarship. We work with the scholarly community to preserve their work and the materials they rely upon, and to build a common research platform that promotes the discovery and use of these resources. For more information about JSTOR, please contact support@jstor.org. Springer is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Erkenntnis. http://www.jstor.org
  • 2. (379) und Naturwiffenfchaft Philofophie Von Moritz Schlick (Wien) rekon Die Hellen den Ausf?hrungen (nachtr?glich nachfolgenden an der eines Vortrages der im Inhalt dar, 1929 ftruierten) Jahre Wien in einen Univerfit?t als Einleitung volkst?mlichen Zyklus Uni? Weltbild der wurde. Die Naturwiffenfchaftquot; ?Das gehalten zu ver?ffent? die hatte in Buchform verfit?t Abficht, jenen Zyklus das Manufkript wurde in Druck und lichen; 1930 gegeben fogleich an? und korrigiert. der Vortrag nebft mehreren Nachdem gefetzt im Satz deren mu?te hatte, Jahre einige geftanden infolge widriger auf die des Umft?nde Buches verzichtet werden. Herausgabe ver? Dem den die Betrachtungen in ihrem Rahmen erften Zweck, k?nnen auch hier und fie vielleicht noch dienen; jetzt folgten, der Vortrag in der deshalb wird ?Erkenntnisquot; abgedruckt, obgleich neu feine den Leiern diefer Zeitfchrift nicht fein Grundgedanken Es erfchien d?rften. dem Verfaffer die kleine in Arbeit geraten, er fah alfo zu Form ihrer ab, die davon laffen; urfpr?nglichen zu erfetzen, durch damals folche deren gew?hlten Formulierungen er wenn er neu zu heute das fich bedienen Thema be? w?rde, handeln h?tte. ipricht oft von dem ?Weltbildequot;, Man das die Naturwiffenichaft von ill zum Anfchauen entwirft. Ein Bild der Wirklichkeit da; das dient der Weltanfchauung. Weltbild aber ift, wie Weltanichauung man allgemein zu iagen pflegt, Sache der Philoiophie. Damit icheint zur Philoiophie dann das Verh?ltnis der Naturwiffenichaft ange? zu ?ein: die eine liefert ein Bild der Welt, die andere ben?tzt geben es (vermutlich mit den von anderen Wiffenichaften ent? zuiammen zum Aufbau worfenen einer Weltanfchauung. Bildern) w?ren diefer allgemeinen Anficht Nach alfo die Ergebniffe der aus dem der Wiffenichaft das Material, fein Syftem baut. Philofoph f?gt man noch hinzu, da? ihm dies Material Meift doch nicht ganz fondern da? er es zuerft bearbeiten muffe, fertig geliefert werde, er das wiffenichaftliche indem Verfahren und feine Fundamente felbft noch einer Kritik in den Lehr fo wird unterzieht. Ungef?hr 26 Erkenntnis IV
  • 3. Moritz Schlick 38o b?chern der Philofophie ihre Aufgabe gew?hnlich dargeftellt; die Kritik der ?Erkenntnistheoriequot; der Grundlagen wird zugewiefen, die Errichtung des Syftems den ?brigen Difzipli ?philofophifchen in die ?Metaphyfikquot; einm?nden. Dort nenquot;, welche ichlie?lich aus werde dann den der die Welt Ergebniffen Einzelforfchung das und damit Ziel alles Philo gewonnen anfchauung eigentliche erreicht. fophierens Nach diefer Meinung fiele der Philofophie die ?u?erft dankbare zu, die Einheit aller wiffenfchaftlichen Erkenntnis wieder Aufgabe in der neueren die Zeit die ftets durch fortichreitende herzuftellen, zu gehen fcheint. immer mehr verloren der Forfchung Spezialifierung neue Entdeckungen Den ungeheuren Stoff, der durch immer unferem auch nur ann?hernd zu ?ber Erkenntnisftreben wird, dargeboten ift heute keinem Ein Literatur einzelnen mehr m?glich. fchauen, von der Chemie, im allgemeinen ein Hiftoriker forfcher wei? wenig vom alten ?gypten, ein Kenner der italieniichen Renaiffance wenig von der Protozoenkunde, obwohl doch bei? der Ornithologie wenig find. Der kleinere des Gebiete der Zoologie und fchulmeifterliche immer weiter fich diefe und Geift freut ?ber getriebene Teilung von weil fie ieinem Bed?rfnis nach Zer? Scheidew?nden, Aufrichtung er und triumphierend erfindet des Stoffes kleinerung entfpricht, immer ?neue Wiffenfdiaftenquot;; der echte Forfcher und tiefere Menfch aber leidet unter der Zerfplitterung des Wiffens und der Verengung Verein? der Horizonte. Denn ift ihrem Wefen nach Erkenntnis nicht Spaltung und Trennung, fie mu? und Verbindung, heitlichung ftets einer gefchloffenen und daher zuftreben, Gefamtauffaffung nicht zu finden, vermag fie eine folche in den Einzelwiffenfchaften zu zur Philofophie, zur Metaphyfik fo ?ucht fie fich dar?ber hinaus die mit einer Weltanfchauung lockt. dem Verfprechen erheben, Tr?fe die gefchilderte Anficht vom Wefen der Philofophie das zu meine den Anteil fo w?rde darin beftehen, Aufgabe Richtige, an der und ihre Refultate den die Naturwiffenfchaften befehreiben, haben; und in der Tat kann man einer Weltanfchauung Gewinnung das, was ich fagen m?chte, in diefem Sinne deuten. Dennoch m?chte weil ich und Interpretation ich eine andere Formulierung vorziehen, f?r zu oberfl?chlich halte. die befchriebene landl?ufige Auffaffung zu fein und fachlich noch hiftorifch begr?ndet Sie fcheint mir weder durch welche der Schwierigkeiten in die Tiefe nicht vorzudringen, in der neueren Zeit fich felbft zum Problem wurde die Philofophie und ihrem ihrer eigenen nach immer wieder und Berechtigung
  • 4. Philofophie undNaturwiffenfchaft 381 Der den jene Auf? eigenen Wefen mu?te. richtige Kern, fragen erft blo?? in betr?chtlicher Tiefe und mu? enth?lt, liegt faffung werden. gelegt es ill im Grunde nicht da? Zun?chft einmal: gar wahr, ?die in zahlreiche Einzeldifziplinen ift. Die zerfallen Wiffenfchaftquot; nur Grenzen fo? ihnen zwifchen find feheinbar und verfehwinden, man bald den Wiffenfchaften den Unterfchied beachtet zwifchen Die der Wiffenfchaften. be? felbft dem und Betriebe Trennungen nur in den praktifchen fie liegen ftehen innerhalb des Betriebes, in den Ver? alfo des Forfehens, Methoden und Veranftaltungen Diefe der Wiffenfchaft des Menfchen gegen?ber. haltungsweifen das felbft aber ill das Syftem der Erkenntnis, zufammenh?ngende Da gibt es keine Ganze der wahren S?tze ?ber die Wirklichkeit. von Natur willk?rlichen fondern die Wahrheiten find Teilungen, fie find oder indem auseinander ableitbar miteinander verkn?pft, fich auf diefelben Gegenft?nde jeder Fortfehritt der beziehen. Und f?hrt zu ill gerade das Wefen der Erkenntnis) Erkenntnis (dies zu einem S?tze untereinander, einer weiteren wahrer Verbindung alfo gerade zum Gegenteil der Zerfplitte engeren Zufammenhang, kann alfo das Syftem der Erkenntnis, rung. Die echte Wiffenfchaft, nur immer einheitlicher werden, und ift auch durch den Fortfehritt zu einer Einheit immer mehr die verfchiedenen tatf?chlich geworden; als es find heute viel mehr aufeinander reduziert, Erkenntnisgebiete fr?her der Fall geweien dies, obgleich, nein, weil ift. Und jemals der For immer gr??er, Inftitute die Zahl der wiffenichaftliehen Die immer mannigfaltiger die Einzel? wurde. durch fehungsbetrieb nun verhalten lieh zueinander Wahrheiten entdeckten difziplinen fo, da? fie, jede f?r lieh, nur relativ w?ren, nur einfeitige nicht etwa erg?nzt wer? b?ten und erft durch alle ?brigen Anfichten Anflehten Eine folche von man? um wirklich zu werden. den m??ten, wahr vertretene Meinung ent? (wie etwa Bradley) chen Philofophen (Der Fehler, den fie h?lt gegen die Logik. einen fchweren Verflo? etwa der, da? fie glaubt, an Stelle des Satzes ?es ill ziem? ill begeht, da? es kalt ift, lieh kaltquot; fagen zu d?rfen: ?es ill nicht ganz wahr, bei deffen Gewinnung aber ziemlich wahr.quot;) Sondern jeder Satz, keine Irrt?mer oder Fehler unterlaufen find, ill f?r fich felbft voll? er ill ein Teil der ganzen Wahrheit, kommen nicht blo? eine wahr, von ihr. (Enth?lt er aber einen an fie oder ein Afpekt Ann?herung fo ill er eben einfach falfch und wiederum kein Afpekt der Fehler, von da? die Erkenntnis einzelnen wahren Dadurch, Wahrheit.) 26*
  • 5. Moritz Schlick 3%2 zu immer allgemeineren fchlie?en fich die Teile von S?tzen auffteigt, felbft zu einem Ganzen Es find nicht Fragmente, zufammen. fon? dern Teile eines Organismus. da? die Einzeldifziplinen Daf?r, durch das Allgemeinerwerden ihrer S?tze ihrer und die Erweiterung man zuletzt miteinander in der Natur? Gebiete findet verfchmelzen, So find die in phyfikalifchen allbekannte Beifpiele. wiffenfchaft oft noch Lehrb?chern nebeneinander der Lehren aufgez?hlten und des Elektromagnetis? Mechanik, Akuftik, W?rmelehre, Optik mus im Prinzip l?ngftmiteinander vereinigt: die Akuftik ift ein Teil ein Teil der Mechanik der Elektrizit?tslehre, die Optik geworden, ift teils in die Elektrodynamik, teils in die Mechanik dieW?rmelehre und die Verfchmelzung diefer beiden letzten Difzipli ?bergegangen, nen ift, wenn nicht ganz vollzogen, eine auch gegenw?rtig gewi? Sache der n?ehften Zukunft. Aber weiterhin hat die Phyfik die Chemie bereits fall vollft?ndig von der in fich aufgenommen, eine Trennung dieier Wiffenfchaften ift fchon ganz undurchf?hrbar, durch die und Phyfiologie Biologie mit der Pfychologie letztere wird die Verbindung und hergeftellt, und zu den Geiftes die Br?cke zur Gefchichte diefe wieder fchl?gt wiffenfchaften ?berhaupt. eine Einheit. So ill die Wiffenfchaft Sie ill kein Mofaik, kein Baumarten in dem verfchiedene nebeneinander fon? Hain, ftehen, die Er? ein Baum mit Sie dern vielen und Bl?ttern. Zweigen gibt der Einen Welt, die auch nicht in verfchiedene kenntnis Wirklich? ? z. B. nicht in ein Reich ein der Natur keiten auseinanderf?llt und denn der durch diefe Worte Unter? Reich des Geiftes; bezeichnete fchied ill nicht ein Unterfchied im Wefen der Sache, fondern wieder nur eine Verfchiedenheit des Foridmngsbetriebes, der n?mlich der iogenannten Geiftes- und Naturwiffenichaf Verfahrungsweifen von dem man die Dinge ten. Je h?her der Standpunkt, betrachtet, erkennt man alle Scheidew?nde um io mehr zwiichen den Wiffen um io deutlicher ichaften als zuf?llig und unweientlich, offenbart im Syftem der Wahrheit. fich der Zufammenhang Bei diefer Sachlage (die hier nur fkizziert, nicht wirklich begr?ndet erhebt fich die Frage: Wenn die Wiffenfchaften werden konnte) zu einer Einheit zu fchon von ihre eigene Arbeit felbft durch wie kann es da noch einer neuen Wiffenfchaft, der fammwachfen, was um nachtr?glich bed?rfen, zufammenzufchmieden, Philofophie, fchon von gar nicht getrennt war? weiter: Natur Und Wollte das von der Wiffenfchaft etwa die Philofophie entworfene einheit
  • 6. Philofophie undNaturwiffenfchaft 383 nur um darauf als liehe Weltbild die Weltanfchauung benutzen, ? zu erbauen etwas Neues zu diefem woher nimmt fie das Material Stammt es aus dem Weltbilde konnte dann Geb?ude? felbft, weshalb es nicht fchon vollkommen die einheitliche Wiffenfchaft auswerten? es aber darin War enthalten, wie vermag die Philofophie noch nicht denn aus der leeren Luft jene Erkenntniffe die fie f?r herabzuholen, die Bildung der Weltanfchauung Es gibt doch wohl au?er gebraucht? den wahren S?tzen ?ber nicht au?erhalb die Welt noch die andere, des Bereichs jeder m?glichen Wiffenfchaft l?gen? be? Antwort auf folche Fragen kann ich wiederum hier nicht Die fondern nur kurz formulieren. lautet: Die Sie gr?nden, Philoiophie d. h. kein Syftem von ill tati?chlieh ?berhaupt keine Wiffenichaft, fondern ein Tun, und zwar diejenige (die Seele alles Erkenntniffen, der Sinn aller zur Er? durch welche Forfchens bildende) T?tigkeit, in den Akten kenntnis erkl?rt wird. Sie befteht n?tigen Begriffe in unferen der Sinngebung allen oder Sinnfindung, die S?tzen auf? nur Akte tretenden Worten erft Bedeutung nicht verleihen; n?mlich, etwa S?tze k?nnen da jeder Satz wieder dies leiften, erl?uterungs? es fo ins Unendliche w?re und w?rde. bed?rftig fortgehen Zur hiftorifchen Beft?tigung diefer Auffaffung will ich nur an? f?hren, da? in fr?hefter Zeit (eigentlich fogar bis ins fiebzehnte, zur Bezeich? das Wort achtzehnte hinein) Jahrhundert Philofophie der theoretifehen Wiffenfchaft verwendet nung wurde; ?berhaupt es war das eben die Zeit, in der die Forfchung noch fall ganz damit durch immer neue die wiffenfchaftlichen war, befch?ftigt Begriffe erft zu fchaffen, Definitionsakte und Tatfaehenhinweife alfo einen der Worte Sinn wiffenfchaftlichen Und herauszuarbeiten. wenn, im neunzehnten oft einfach Jahrhundert, hauptf?chlich Philofophie mit Erkenntnistheorie fo ill darin gleichfalls ein wurde, gleichgefetzt zu erblicken, des richtigen unvollkommener Ausdruck Gedankens da? man fich in der Philofophie um die Kl?rung des Sinnes der um alfo wiffenfchaftlichen Erkenntniffe die der bem?ht, L?fung was wir mit unferen Urteilen meinen. Frage, eigentlich Metaphyfik freilich durch wird unfere aber Auffaffung gemacht, unm?glich eine weitere hierin hiftorifche denn der liegt gerade Beft?tigung, erkl?rt fich eben aus und endlofe Streit der Metaphyfiker Mi?erfolg f?r ein Syftem von Erkennt? ihrem Irrtum, da? fie die Philofophie ent? und der Meinung die Weltanfchauung niffen hielten waren, liehe aus dem wiffenfchaftlichen Weltbilde durch Hinzuf?gung neuer ? ? S?tze, durch welche alle einzelwiffen metaphyfifcher
  • 7. Moritz Schlick 384 fehaftliehen Wahrheiten in ein ?bergeordnetes, umfallendes Syftem eingef?gt w?rden. ill es vom Weltbilde zur In Wahrheit fo, da? der ?bergang da? man lieh nur den einfach dadurch Weltanfchauung gefchieht, da? man fich klar ver? Sinn des Weltbildes v?llig deutlich macht, ? was mit ihm eigentlich gemeint ill ?hnlieh wie das gegenw?rtigt, zur blo?en Wahr? im Gegenfatz eines Kunftwerkes ?Anfehauenquot; desfelben darin da? die einzelnen Farben und befteht, nehmung etwas darfteilen, Formen eine beftimmte dem annehmen, Bedeutung etwas Befehauer Anders das Weltbild wird fagen. ausgedr?ckt: zur Weltanfchauung neuer Gedanken, nicht durch Hinzuf?gung fondern dadurch, da? man es ver fteht. Das Verftehen in diefem Sinne ill die eigentliche der? Leiftung jenigen T?tigkeit, welche Philofophie hei?t. Und fie ift nat?rlich For? nicht eine befondere neben der wiffeniehaftliehen T?tigkeit fie geh?rt zu ihr, ja fie ill gleiehfam ihre Seele. Wo fondern fchung, lieh um Bedeutung Sinn der wiffenfchaftliche der Betrieb und Grundbegriffe und Ausfagen bem?ht, da ill er philofophifeh; der Sinn wirklieh der den feiner Sehritte und Refultate Forfcher, jedes find ill damit Alle Forfcher verlieht, gro?en zugleich Philofoph. auch tatf?chlich wahrhaft gewefen. K?pfe philofophifche um die Aufgabe, Jetzt find wir gen?gend die unfer vorbereitet, zu formulieren. uns ftellt, Thema ?ber und richtig Philofophie nicht, das Verh?ltnis zweier nachdenken hei?t Naturwiffenfchaft es bedeutet nicht eine jener zueinander Wiffenfchaften betrachten; der Art und Weife, aber beliebten, Unterfuchungen langweiligen einander n?tzen lieh gegenfeitig und anregen, wie zwei Difziplinen zu wir haben nicht davon und auch begrenzen; vorausfetzen tun mu?, oder fprechen, was der Naturforfeher f?r den Philofophen es tun kann; was die Philofophie fondern f?r die Naturforfchung lieh f?r uns um jenen eigent?mlichen durch den die handelt Proze?, entdeckt, und der naturwiffenfchaftlichen wahre Begriffe Bedeutung von Diefen geformt wird. die Weltanfchauung ihnen ausgehend fondern nur feine felber haben wir hier nicht zu fehildern, Proze? zu eharakterifieren. Leiftung mit einigen Strichen ich nun auf, da? inner? die allgemeine da ftelle Und Behauptung naturwiffen die iogenannten Wiffenichaft halb der einheitlichen ? unter oder vielmehr die Grundbegriffe fehaftlichen Begriffe ? die wefentlichen durch deren Kl?rung ihnen find, Z?ge diejenigen dieier Theie beftimmt allein entftehen. Nach der Weltanichauung
  • 8. Philofophie undNaturwiffenfchaft 385 daher eben die Naturwiffenfchaft die Grundz?ge des Weltbildes, f?hrt am ihre Begriffe die fundamentale ihre Analyfe Rolle, fpielen ift unter ins ?Wefender Dingequot;, die Naturwiffenfchaft tiefflen zu am meiften im Gegenfatz allen Difziplinen ganz philofophifch, im Grunde der jetzt ?fter geh?rten Meinung, fie betrachte die Welt nur ?von au?enquot;, und man muffe die entfeheidenden letzten Auf? in ganz anderen Gefilden fuchen. kl?rungen Den Rechtsgrund die foeben habe f?r aufgeftellte Behauptung ich Er darin, da? die jetzt auszuf?hren. liegt, kurz gefprochen, ja, da? es fich um eine naturwiffenfehaftliche Methode (wir wiffen Methode handelt) an die Bearbeitung der Begriffe bei weitem die der Ent? h?chften Hellt und dadurch den Proze? Anforderungen deckung des letzten Sinnes unferer Ausfagen ?ber die Wirklichkeit am meiften auch nur an? hat. Da? keine andere Methode gef?rdert zur gleichen Verfeinerung f?hrt, erkennt man n?hernd der Begriffe da? es der Naturwiffenfchaft ?u?erlich allein vorbehalten daran, ift, zu erreichen, was ja nur bedeutet, das Stadium der ?Exaktheitquot; da? die Form ihrer Begriffe und durch die Mathematik beftimmt wird; von diefe ill wiederum eine eigene Wiffenfchaft ja keineswegs fondern gar ?idealen Gegenft?ndenquot;, irgendwelchen geheimnisvollen nichts anderes, als die durch einen gefchickten vervoll? Symbolismus kommnete Methode der Logik. Ich wei? wohl, da? die logifche Verfeinerung, die Exaktheit der von naturwiffenfchaftlichen vielen als Grundbegriffe, keineswegs ausreichendes wird, Symptom derjenigen Eigenfchaften angefehen auf die es hier ankommt; da? es dies aber wirklich erft ift, k?nnte durch eine erkenntnistheoretifehe f?r die werden, Analyfe dargetan hier kein Platz ift. Deshalb deute ich auf einige andere Umft?nde an denen die weltanfchauung-bildende fich der natur? Kraft hin, wiffenfchaftlichen d. h. die philofophifche des Methode, Bedeutung von ihr gefchaffenen Weltbildes, augenf?llig zeigt. Der erfte ift die hiftorifche Tatiache, da? die gro?enWandlungen der Weltaniehauung in der Geiftesgeichichte, die gro?en ?nderungen in der geiftigen zur Welt, des Menichen fich immer ab Einftellung geipielt haben imAnichlu? an und bedingt durch tiefdringende oder weitreichende die dem Naturbilde ihrer Zeit die Naturerkenntniffe, brauchen uns nur daran zu er? Wir charakteriftifchen Z?ge gaben. innern, welchen Einflu? auf die Gem?ter der Menfchen ungeheuren vom Ptolem?ifchen zum Copernikanifchen der ?bergang Kosmos aus dem hatte: diefe aftronomifche die den Menichen Errungenfehaft,
  • 9. Moritz Schlick 386 der Welt im Geiftesleben Zentrum hinauswies und auf der Erde io da? wir fie heute erzeugte, gewaltige Erfch?tterungen eigentlich ihrer Urfache nicht mehr f?r angemeffen halten. Wir brauchen gar an den weltanfchaulichen nur zu erinnern den die bio? Aufruhr, im vorigen im Gefolge logifche Jahrhundert Entwicklungslehre hatte, wo etwa der Name Darwin eines Streit? f?rmlich die Rolle ? und auch das war eine rein naturwiffenfchaftliche rufes fpielte Theorie. man nicht als beweis? Vielleicht betrachtet derartige Beifpiele man in diefen indem und ?hnlichen F?llen h?tten fagt, kr?ftig, zu Unrecht einen naturwiffenichaftliche eben Gedankenbildungen auf die Weltanfchauung dem Einflu? lieh angema?t; beherrfchenden am Wefen fei es klar, da? es f?r das Wiehtigfte Weifen der Welt fei, ob die Erde im Mittelpunkt Kosmos des r?umlichen gleichg?ltig ein Glied in der Entwicklungsreihe nicht, ob der Menfch liehe oder der Tiere oder Ohne die Triftigkeit diefes Bedenkens bilde nicht. zu unterfuchen, wollen wir doch um feinetwillen auf die Anf?hrung Art verzichten und ftatt deffen ft?rkeres weiterer jener Beifpiele wir zun?chft das Gebiet Dabei nicht Gefch?tz auffahren. verlaffen der hiftorifchen Tatfachen. der gro?en Denker und Wir den Blick auf die Syfteme richten ihre zu, welchen Anl?ffen und welcher fehen geiftigen Atmofph?re Da Ideen den Urfprung verdanken. finden wir, da? fruchtbaren nicht nur ?berhaupt mit der Natur? die abendl?ndifche Philofophie jeder enticheidende fondern da? anhebt, Fortichritt, betrachtung in ihr immer geichah im Zuiammenhang jede bedeutiame Wendung in der Atmoiph?re mathematiicher und mit der Naturerkl?rung und da? fie auch nur aus dieiem Zuiammenhang und Exaktheit, zu begreifen find. dieier Atmoiph?re ift es durchaus Pia tos ein wef entlicher In der ?berragenden Geilalt er philofophierte war. Der Zug, da? er Mathematiker in dem Geift, und feine Sch?ler zu philofophieren ift deutlich genug ge? anleitete, feiner ?ber die Pforte durch die ber?hmte Warnung kennzeichnet s?g?tcd. Er war vielleicht kein ge? Akademie: f?r?delc ayeco[iSTQr?Toc als D e m o k r i t, fein Zeitgenoffe, deffen Mathematiker ringerer tr?gt und an den eine ganz fo ganz andere Z?ge Weltauffaffung ? Der Plato fich anfchlie?t. andere Gegeniatz Entwicklung D e m o k r i t ent?pricht einem gewiffen fundamentalen Gegenf?tze, Formen bis in die Weltanfehauungen der lieh in den verfehiedenften Termini die und durch hineinzieht der vieldeutigen Gegenwart
  • 10. Philofophie undNaturwiffenfchaft 387 nur unvollkommen wird. und Realismus Idealismus gekennzeichnet etwa nur der mate Es nicht da? ift h?chft bemerkenswert, beide, For? das Siegel desfelben exakter Geiftes rialiftiiche Demokritismus, und mathematifcher tragen. Schulung fchung um die Natur Es ift bekannt, welches Verdienft Ariftoteles forfchung hat, und es d?rfte allgemein da? das werden, zugeftanden - der A r i ft o im gro?en auf die Anwendung Mittelalter ganzen Fort tel ifchen Prinzipien fich beichr?nkt und keine originellen hat, weil es vor felbft?ndiger Naturbetrachtung fchritte aufzuweifen vor der Neubildung naturwiffenfchaftlicher und damit Begriffe Das Wiedererwachen zur?ckfcheute. felbft?ndiger philofophifcher neueren Zeit in der der modernen und die Entftehung T?tigkeit in Hand, fie find nicht gehen nicht blo? Hand Naturwiffenfchaft einer und derfelben blo? verfchiedene Grundeinftellung, ?u?erungen fondern fie find letzten Endes ein und derfelbe Proze?. ?berhaupt Die Namen der Zeit find jener geniuserf?llten gro?en Philofophen aus der Gefchichte der Naturwiffenfchaft, der gro?en die Namen aus der Gefchichte der Philofophie nicht wegzu? Naturforfcher Es gab keine Trennung und naturwiffen? denken. philofophifcher Man denke an die gewaltigen Namen des 16. fchaftlicher Probleme. den man nach Francis und Descartes, 17. Jahrhunderts! neueren Vater der Bacon nicht mit Unrecht den Philofophie und wenn war ein der Erfinder der Analytifchen nennt, Geometrie; Student der Philofophie fein gr??tes Buch auffchl?gt, fo ift er er da? es ebenfogut zu finden, wie ein naturwiffenfchaftliches ftaunt, ift. Von fich felbft aber fagt Descar? ein philofophifches Werk ? apud me mathematica tes: Bei Spinoza ift fiuntquot;. ?Omnia Geift als treibende Kraft der mathematifeh-naturwiffenfchaftliche da? man und auch als Quelle fo offenkundig, feines Philofophierens auch wenn er ihn fchon aus der Form feines Stiles ablefen k?nnte, und ?ber den Regen? der Wahricheinlichkeit nichts ?ber den Begriff h?tte. Von ieinen Briefen handelt der vierte Teil bogen geichrieben ? von zum Teil auch Experimenten, eigenen. phyfikaliichen der bedeutendfte vielleicht den die Welt Denker, Leibniz, ge iehen hat, Philoioph, und Phy? Mathematiker Hiftoriker, Jurift, in den Ruhm der Erfindung der fiker, der fich mit Newton von legt in allen feinen Schriften, der teilt, Differentialrechnung bis zur Mathesis universalis Theodizee und Monadologie wie kein anderer daf?r Zeugnis ab, da? die philofophifche T?tigkeit den zum Vater zur Mutter und die Naturbetrachtung Geift der Exaktheit
  • 11. Moritz Schlick 388 hat. ? Und dann Kant! Der Kern feiner ganze Philofophie ? wenn aus blo?er dies auch manchmal zuweilen liegt (und ? Freude am Paradoxen) in und beilritten wurde Neuerungsiucht der Kritik reinen Vernunft, alfo in feiner Erkenntnistheorie. der Und feine Erkenntnistheorie ill durchaus als ein nichts anderes die Begriffe der Newton fehen Natur? Verfuch, gigantifcher zu kl?ren, von wiffenfchaft der wahren Zeit, Raum, Bedeutung zu kommen und von da aus Subftanz, Kaufalit?t auf den Grund zu zeichnen. den Grundri? einer Weltanfchauung Kants Von Ent? naturwiffenfehaftlichen Schriften find die die ?ber gro?en des des und Theorie ftehung Sonnenfyftems (?Naturgefchichte und jene ungl?ckliehe ?ber das Ma? der lebendigen Himmelsquot;) ift, da? er bis zu Kraft noch bekannt bekannt; weniger allgemein feinem Arbeiten ver?ffentlicht 14 naturwiffenfchaftliche 46. Jahre nur 11 philofophifche denen k?rzlich Noch hat, gegen?berftehen. las ich bei dem Mathematiker und englifehen Philoiophen Whitehead (Science and the Modern World) die Behauptung, w?re, wenn nicht da? Kant ein gro?er Phyfiker notwendig geworden das Bem?hen ieine Energie in Anipruch ganz ge? philoiophiiehe nommen *an h?tte. Ich k?nnte dieier kaum mich Behauptung ? aber wie dem auch fei, es ill ficher, da? die Kant ichlie?en fehe ohne den mathematifch-naturwiffenfchaftliehen Hinter? Philofophie grund im Geifte ihres Urhebers nicht h?tte entftehen k?nnen. vom Namen Ich will nicht mehr und h?ufen, 19. Jahrhundert ich erft fp?ter, weil die Dinge dort feheinbar anders liegen; fpreche doch kann ich auch f?r diefe Zeit unter den Philofophen einftweilen L o t z e und die Phyfiker den Mediziner Feehner und Mach erw?hnen. Es gibt gar keine Gegenbeifpiele. deffen George Berkeley, war eine epochemachende hiftorifche hat, Bedeutung Philofophie zwar ein einer feines Zeichens aber auch der Verfaffer Bifchof, atmenden die Theorie des Geift Schrift ?ber naturwiffenfehaftlichen letzte f?r feine und diefe ill fieherlieh mehr eharakteriftifch Sehens, ? nun etwa auf Man als feine Theologie. Geftalt k?nnte geiftige Hume der in den Naturwiffenfchaften nichts, als Hifto hinweifen, fein Beifpiel aber Bedeutendes hat. riker geleiftet Jedoch gerade Denn zeigt die Richtigkeit unferer Auffaffung ?u?erft fchlagend. in gar keinem aber auch fein Philofophieren nirgends, kn?pft an die Methode an gefchiehtliche der Hiftorie an; Punkte, Begriffe, nicht von dort aus gelangt er zu feiner Weltanichauung. Als Kri
  • 12. Philofophie undNaturwiffenfchaft 389 er nicht tikerder Begriffe der Kaufalit?t und des Ich unterfucht etwa eine Kauialit?t der damals des hiftoriichen Geichehens (von nicht die Rede war), nicht einen Begriff des hiftorifchen Individuums, fondern er verdankt alle feine Beifpiele und den Stoff feines Nach? denkens der Phyfik und der Pfychologie, alfo den beiden Difzipli die die und innere Natur mit ?u?ere die fcharfen nen, gleichfam zu faffen holte alfo alle Auch er, der Hiftoriker, fuchen. Begriffen aus der naturwiffenfchaftlichen feiner Philofophie Methode. Impulfe als Feind von Spekulationen Aus dem Altertum ill Sokrates an ?ber die Natur ber?hmt. Aber Sinn f?r das Mathematifche es diefem fehlte au?erordentlichen Geilte ja feine Unzufrie? nicht, erkl?rt fich gerade daraus, da? es denheit mit der Naturphilofophie Fragen mit exak? damals keine M?glichkeit gab, die kosmologifchen ten Begriffen zu behandeln. Er fetzte fich die Aufgabe, die Natur zu erkennen, und gab da? des Menfchen mit Hilfe folcher Begriffe durch die ungeheuren in die Jahrhunderte welche fort? Anregungen, wirkten. Beenden wir die hiftorifche ?berfchau. Es ift leicht, alle Ein? von gegen unfere Thefe w?nde der ganz eigenartigen dominieren? - den der Naturwiffenfchaft f?r die Weltanfchauung Bedeutung Ich bin bereit, ihnen zu begegnen. vorauszufehen. fagen, da? es bei den angef?hrten Man wird nicht Beifpielen fich um das halb zuf?llige Denker zweier Be? gro?er Parallelgehen der philofophifchen und der exakt-naturwiffenfchaftliehen gabungen, fo doch nur um handle, oder wenn auch um eine notwendige Union, ? eine Perfonalunion in der Perf?nlichkeit denn des Philofophen die Analyfe der gro?en den innigen Syfteme zeigt unwiderfprechlich inneren Zufammenhang zwifchen der Bildung naturwiffenfchaft aber man wird licher Begriffe und der philofophifchen T?tigkeit ?; und es ift fchon gefagt worden, vielleicht da? au?er fagen, jenem inneren Zufammenhang noch andere, vielleicht noch innigere be? in einem aber folche, die erft fehr fp?ten Entwicklungs ftehen, ftadium der Wiffenfchaften werden k?nnten. Diefes aufgedeckt an die Stadium fei jetzt erreicht, und der Anichlu? der Philoiophie mathematiieh-naturwiffenichaftliche der fr?her aller? Grundlage, nun dings der allein m?gliche war, muffe erg?nzt werden durch den an die Kulturwiffenfchaften Anichlu? oder Geifteswiffenichaften. in der neueren feien fich nun Zeit m?chtig Diefe, emporgebl?ht, ihrer Eigenart bewu?t und erh?ben mit Recht den geworden v?llig in der Weltanfchauung ein Wort Anfpruch, mitzufprechen, ja fogar
  • 13. Moritz Schlick 390 das enticheidende denn dieie Diiziplinen konzentrierten fich Wort, an dem allein ihr innerftes auf denjenigen Punkt der Welt, gerade Weien fich offenbart, auf den menichlichen In fich Geift. n?mlich felbft fehe er die Welt, wie fie wirklieh an fich felber ift, und die vom es die uns den Menichlichen ieien Wiffenfchaften daher, ? zum letzten Weltverft?ndnis Schl?ffel reichen muffen. ehe Noch war, habe etwa das Beiipiel dieie Forderung aufgeftellt prinzipielle ein philo?ophi?ches und eine ichon gezeigt, wie Hegels Syftem ? auf der Balis hiftorifcher fich erbaue Weltaniehauung Begriffe mit dem lieh daher die 19. Jahrhundert emanzipiere Philofophie von der Einfeitigkeit Zeit fei nun In unferer der Naturerkenntnis. ent? die Theorie der fo weit Erkenntnis geifteswiffenfchaftlichen eine Rolle da? fie f?r uniere Weltaniehauung wickelt, ipielen k?nne, die etwa der Newton f?r das ichen Naturerkenntnis derjenigen Kant iche Syftem ebenb?rtig fei. icheinen mir unzutreffend, und meine Dieie Gr?nde Gedanken daf?r mu? ich kurz entwickeln. 1. Zun?chft ift es irref?hrend von geiftes (wie wir fchon wiffen), als von wiffenfchaftlieher und naturwiffenfehaftlicher Erkenntnis zu fprechen. Es gibt nur eine Erkenntnis; zwei Arten des Erkennens und man kann h?chftens fragen, ob wir ?ber dieie eine durch die neue Auf des Verfahrens ganz geifteswiffenichaftlichen Analyie und zwar tiefere fchl?ffe als durch der erhalten, Zergliederung naturwiffenichaftlichen Ich vermag kein Anzeichen Begriffsbildung. zu finden, da? dies der Fall w?re. Bei der Naturerkenntnis daf?r ein iolcher Fortichritt in der Zergliederung der Grund? gefchieht Sie ge? immer durch die Entfaltung der Wiffenfchaft felber. lagen von felbft an gewiffe Punkte, wo langt im Laufe der Entwicklung ift ohne eine tiefe Befinnung ein weiteres Fortichreiten nicht m?glich alfo nicht ohne die ?ber die wahre der Grundbegriffe, Bedeutung und gerade an der Phyfik unferer Zeit philofophifche T?tigkeit; erleben wir, wie dadurch eine vertiefte uralter Beftand Auffaffung ? Zeit, Kaufalit?t ft?cke Raum, Subftanz, Weltanfchauung jeder ? findet man dazu In den hiftorifchen errungen wird. Diiziplinen Es gibt keine erfolgreiche Erkenntniskritik, die nicht keine Parallele. in Hand der Wiffenichaft Hand des Antlitzes mit einer ?nderung Revo? ginge, aber in den hiftorifchen Diiziplinen find io prinzipielle lutionen nicht zu finden und nicht zu erwarten. Wir fehen zwar, da? fehr viel ?ber die Grundbegriffe der Geifteswiffenfehaften dis
  • 14. Philofophie undNaturwiffenfchaft 391 ? aber von einer kutiert und auch fehr viel Richtiges geiagt wird von weltaniehaulicher kann nicht gro?en Umw?lzung Tragweite wohl die Rede iein. Auch ein ganz moderner Geichichtsichreiber kann, wenn er ieine Aufgabe gut l?fen will, nicht prinzipiell anders als etwa Macaulay verfahren oder Montesquieu oder felbft k?nnte es auch anders fein, da es auf dieiem Wie Thukydides. Gebiete dem Worte nach Rankes letzten Endes doch und einzig es allein darauf ?wie ankommt, getreu darzuftellen, m?glichft iftquot;? Zur Befchreibung der Schickfale der Menfch eigentlich gewefen man ftets nur diejenigen heit und alles Menfchlichen wird Begriffe zur Befchreibung verwenden die auch des gerade gegen? k?nnen, zur Verf?gung ?u?erlichen und geiftigen Zuftandes ftehen; w?rtigen ihre Verwendung f?r hiftorifche Zwecke bringt kein prinzipiell neues Moment zum Damit hinzu. kommen wir zweiten Punkt. 2. Die eben zur Befchreibung n?ti? alles Menfchlichen erw?hnten, gen Begriffe find n?mlich gar keine hiftorifchen, keine fpezififch Es find zum gr??ten Teil folche, die fchon geifteswiffenfchaftlichen. im Leben und Treiben des Alltags aber alle werden, gebraucht laffen fich, wenn man fich auf ihre wahre Bedeutung letz? befinnt, ten Endes zwar die auf naturwiffenfchaftliche und zur?ckf?hren, der ?u?erlichen Befchreibung ichlie?lich auf phyfikalifche, die der zuletzt auf pfychologifche. Mit anderen Wor? geiftigen Befchreibung die Geifteswiffenfchaften oder Kulturwiffenfchaften haben ten, keine fondern fie eigenen prinzipiellen ?berhaupt Grundbegriffe, fie felbft haben es nur diefe anderen Erkenntnisftufen; entnehmen zu tun (ganz ?hn? mit daraus Gebilden abgeleiteten komplizierteren etwa die Meteorologie lich wie keine Funda? eigenen fpezififchen fondern alle aus der Phyfik In der hat, mentalbegriffe entlehnt). fofern uns die geifteswiffenfchaftlichen Tat: Methoden tiefe Ein? blicke in das Wefen des Menfchen und damit der Welt gew?hren (und wir danken ihnen wirklich oft folche Einblicke), gefchieht das ?berall die Pfychologie, durch in ihnen die enthalten ift, und deren von fich alle bewu?t bedient und gefchichtlichen Difziplinen jeher zu deren F?rderung fie beigetragen haben. Die Pfychologie, welche ? aus dem Verhalten die Gefetze des Seelenlebens des Menfchen ? fei es in der Gefchichte, fei es im Laboratorium zu erkennen in unferem Zufammenhang, mu? wie fchon bemerkt, durch? ftrebt, aus als Naturwiffenfchaft werden. Aus ihr (lammen angefprochen die Begriffe, welche die Kulturwiffenfchaften der Philofophie dar? reichen m?chten.
  • 15. Moritz Schlick 392 er t, Windelband 3. Wilhelm und Heinrich Rick die lieh um die Abgrenzung der Ziele der naturwiffenfehaftlichen von denen der kulturwiffenichaftlichen gewiffe Ver Diiziplinen hin, da? es dem dienfte erworben mit wiefen Recht darauf haben, um die Feftftellung zu tun fei, Hiftoriker ftets Tatfachen einmaliger fich nur f?r allgemeine w?hrend inter der Naturforfcher Gefetze eifiere. Nun werden aber die gro?en und kleinen Z?ge der Weltaniehau? immer nur beftimmt durch die allgemeinen Z?ge des Weltbildes, ung nur bei Allgemeinbegriffen Denn durch die Ge?etze des Geichehens. die entlieht nach der der Frage eigentlichen ?berhaupt Bedeutung Sinn der S?tze, die dann durch die Worte und dem eigentlichen Akte der Philofophie beantwortet wird. erkl?renden, finngebenden und fei es die bedeu Ein einzelnes Datum, Individuum, irgendein in der Weltaniehauung kann nie? tendfte hiftorifehe Perf?nlichkeit, nur durch die allgemeinen die fich in ihm mals vorkommen; Ge?etze, zeigen, kann es f?r fie irgendeine Bedeutung haben. Weltanfchauung hat es eben nur mit dem ?Wefenquot; zu tun, und das Wefen des da? man die allgemeinen Ge? einzelnen wird dadurch angegeben, denen es gehorcht. Hieraus da? allein ?etze aufzeigt, folgt fofort, das Material liefern, durch deffen Deutung die Naturwiffenfchaften entlieht. Die geifteswiffeniehaftliche Methode macht Weltaniehauung bei der individuellen Vielgeftaltigkeit derWelt felbft halt, ihr Ziel liegt in der dem Allgemeinen Nun find entgegengeietzten Richtung. zu R i ck e r t der Meinung, zwar viele da? es den im Gegenfatz doch um die Aufftellung Ge? hiftorifchen allgemeiner Diiziplinen zu ?etze zu tun w?re, ich bin weit und davon dies entfernt, leug? Aber es zeigt nen. in dem Augen? fofort, da? fich jene Diiziplinen blick, wo leiften wollen, lieh der naturwiffenichaftlichen iolehes fie Sie Bereiches muffen. ihres bedienen innerhalb Denkweife eigenen als Naturprozeffe anfehen und muffen die gefehichtliehen Vorg?nge zu ver? von Urfachen fie als ein Gewirr und Wirkungen muffen etwa aus den phyfifchen fuchen und die Schickfale der V?lker liehen von und Ein? den Klima und Einfl?ffen Landichaft pfychifchen So n?hern fich auch umgekehrt ableiten. ihrer F?hrer wirkungen (z. B. in ihren mehr Teilen befehreibenden die Naturwiffenfchaften fo da? auch praktifeh dem hiftorifchen Verfahren, Geographie) mu? man Hier wird. der Methoden undurchf?hrbar eine Trennung wenn er meint recht Driefch meines Erachtens v?llig geben, (?Theoretifche M?glichkeiten der Gefehiehtsphilofophie und ihre Er