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Fachwerkbauweise in Frauenaurach Jutta Triantafyllidis
                           Das Thema des diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ lautet ganz
                           einfach „Holz“. Holz ist ein sehr altes, natürliches Baumaterial. Seit
                           Jahrtausenden wird es vor allem in den etwas kühleren und bewalde-
                           ten Regionen der Erde zum Hausbau benutzt. Holzhäuser haben
                           Jahrhunderte überdauert, denn Holz ist beständig.
                           Hier in Franken fällt einem zu diesem Thema spontan „Fachwerk-
                           bauweise“ ein. Sie ist eine uralte und erprobte Art, Häuser zu kon-
                           struieren. Aber hinter Fachwerkbauweise verbirgt sich ein sehr um-
                           fangreiches Gebiet. Wie in der Steinbaukunst gibt es auch im Fach-
                           werkbau unterschiedliche Stilepochen und vor allem regionale Unter-
                           schiede. Fachwerkkonstruktionen lassen sich stets auf uralte Bautra-
 1 Frauenaurach
                           ditionen zurückführen. Wir wollen uns aber hier auf einen ganz klei-
                           nen Ausschnitt beschränken, auf Fachwerkbauweise in Frauen-
                           aurach.

Auf Anhieb werden viele fragen: Wo sollen denn Fachwerkhäuser in Frauenaurach sein, da gibt
es doch nur den „Schwarzen Adler“? Ja, leider erkennt man Fachwerk in Frauenaurach erst auf
den zweiten Blick! Eine alte Verordnung verlangte, dass alle Fachwerkhäuser aus Feuerschutz-
gründen verputzt werden sollten. Später gab es einen Trend, Fachwerkhäuser zu verputzen, um
Steinhäuser vorzutäuschen. Steinhäuser galten damals als etwas Besseres. Heute würde man das
Fachwerkwerk ganz gern wieder freilegen, wenn es nicht so kostspielig wäre.

Aber 1979 kam eine junge Familie nach Frauenaurach. Sie erwarb das hässlichste Haus im Orts-
kern, das ehemalige Gasthaus zum „Schwarzen Adler“, Herdegenplatz 1. Mit viel Mut und Enga-
gement machten sie sich, zum großen Teil in Eigenleistung, an die Renovierung dieses Hauses.
Sie hatten Phantasie und wussten, was sie aus daraus machen wollten. Sie legten das Fachwerk
frei. Nach drei arbeitsreichen Jahren war es dann so weit, jeder konnte das „neue“ Haus bewun-
dern. Unter dem hässlichen Verputz erstrahlte ein Bilderbuchbeispiel fränkischen Fachwerks. Es
ist ein Schmuckstück für Frauenaurach geworden.




2 Schwarzer Adler, 1979            3 Schwarzer Adler, 2007
4 Giebelseite, Schwarzer Adler


Schauen wir uns einmal die repräsentative Giebelseite genauer an! Zunächst erkennen wir nur
Balken, sie überwältigen uns. Aber bei längerem Hinschauen erkennen wir die Struktur und neh-
men allmählich die Ordnung wahr. Wir sehen, dass sich einige Elemente wiederholen.




         5 Teilansicht

Auffallend sind zwei Figuren: „Wilder Mann“ oder auch K-Strebe genannt und „Andreaskreuz“.
Diese Wiederholungen bewirken den ornamentalen Charakter des Fachwerks. Dabei sind alle ein-
zelnen Teile genau aufeinander abgestimmt. Auf der Schwelle sind die Eckständer, Zwischenstän-
der und Bundständer eingezapft. Diese werden durch verzapfte Riegel, Kopf- und Fußstreben,
gehalten und stabilisiert. Den Abschluss bildet das Rähm.
Holznägel sorgen für die beständige Haltbarkeit. Fach-
                                          werk ist eine Skelettbauweise. Die Festigkeit eines Hauses
                                          hängt von der stabilen Balkenverbindung ab. Eck, Zwi-
                                          schen- und Bundständer sind wiederum mit den ins
                                          Stockwerk ragenden Tragebalken verbunden. Die Zimmer-
                                          leute waren die eigentlichen Schöpfer.
                                          6 Verzapfung der Balken




Man unterscheidet zwischen Stützfachwerk und Schmuckfachwerk. Alle Balken, die für die Stabili-
sierung notwendig sind, sind Stützelemente. Schmuckelemente dienen dagegen mehr dem
Schmuck und der Zierde. An unserem Beispiel gehören Andreaskreuz, doppelte Fußstreben und
Kopfbüge am oberen Ende der Eck- und Bundständer zum Schmuck.

Wie alt ist der „Schwarze Adler“? In der Ortsgeschichte heißt es, in Frauenaurach sei nach dem
30jährigen Krieg (1618 – 1648) alles verwüstet, zerstört und demoliert gewesen. Kein Mensch ha-
be hier den langen Krieg überlebt. Die Häuser waren nicht mehr bewohnbar. Es dauerte eine Ge-
neration, bis die Menschen wieder Mut fasten. Markgraf Christian Ernst wollte, dass sich in Frau-
enaurach wieder Menschen ansiedelten. So begann ab 1680 eine rege Bautätigkeit. Inzwischen
sind auch die Baudaten des Schwarzen Adlers erforscht worden, der Baubeginn fällt genau in das
Jahr 1680.
Das Fachwerk weist eine gewisse Strenge auf. Vergleichen wir es mit anderen Beispielen im mit-
telfränkischen Raum, die um 1700 errichtet worden sind, so lassen sich Ähnlichkeiten im Nürnber-
ger und Fürther Land feststellen: K-Streben, verdoppelte Fußstreben, geschweifte Kopfbüge und
sparsam verwendete Andreaskreuze sind auch hier in dieser Zeit üblich. Um 1700 knüpfte man,
wie überall, an Baugewohnheiten vor dem 30jährigen Krieg an.




  7 Oberbüchlein, Fürther Land, um 1700                8 Neuhof, Nürnberger Land, um 1700



Wenden wir uns aber jetzt wieder den Fachwerkhäusern in Frauenaurach zu. Ein weiteres unver-
putztes Fachwerkhaus stellt das Pfarrhaus dar, Wallenrodstraße 12. Man muss es suchen, denn
es liegt nicht direkt an der Wallenrodstraße, sondern etwas versteckt dahinter. Der Baubeginn wird
mit 1695 angegeben.
9 Pfarrhaus, Giebelseite                                 10 Pfarrhaus, Traufseite



Vergleichen wir die Fachwerkkonstruktion mit der des Schwarzen Adlers. Auch hier finden wir
doppelte Fußstreben und Andreaskreuze unterhalb der Fenster. Kopfbüge sind nur auf der Giebel-
seite im ersten Stock zu erkennen. Bei diesem Gebäude vermute ich, dass es einen Vorgänger vor
dem 30jährigen Krieg gab. Geübte Betrachter erkennen an der Giebelseite, dass hier ein späterer
Umbau erfolgte.1770 wurden insgesamt auf der Giebelseite drei weitere Fenster eingebaut: zwei
im ersten Stockwerk und im ersten Dachgeschoss noch eins dazu. Sehen wir uns einmal die An-
dreaskreuze bei beiden Häusern genau an. Beim Schwarzen Adlers entdecken wir rechts und links
des Kreuzes jeweils zusätzliche kurze Ständer.




11 Pfarrhaus, Ausschnitt                     12 Schwarzer Adler Ausschnitt           13 Sägmühle, Ausschnitt



Gehen wir nun noch zu einem dritten stattlichen und ebenfalls zweigeschossigen Gebäude, zur
ehemaligen Sägmühle, Wallenrodstraße 24. Der Nord-Giebel, den man von der Herzogenauracher
Straße gut sehen kann, zeigt, dass er einst verputzt war, inzwischen ist der Putz stellenweise ab-
gebröckelt. So kann man das darunter liegende Fachwerk erkennen. Der Baubeginn wird mit 1685
angegeben. Im Gegensatz zu den anderen beiden Häusern wurde hier nur der Giebel im Dachbe-
reich in Fachwerkbauweise ausgeführt.*) Auch hier wieder doppelte Fußstreben, Andreaskreuz mit
kurzen Ständern rechts und links und mit Kopfbügen an den Bundständern, alles ist ähnlich dem
Schwarzen Adler.


*)Konrad Rottmann (Stadtheimatpfleger in Erlangen): „Vermutlich/wahrscheinlich war der Nordgiebel ursächlich komplett aus Fach-
werk!! Das EG- und OG-Mauerwerk scheint mir nicht sonderlich alt zu sein!“
14 Ehemalige Sägmühle, Baubeginn 1685




15 Ehem. Sägmühle, Fachwerk-Rekonstruktion, Nordgiebe
16 Klostermühle                                17 Klostermühle, Fachwerk-Rekonstruktion

Die Klostermühle, Klostermühlgasse 11, ist ein beeindruckender Giebelbau, der in der Zeit um
1680 wieder hergerichtet wurde. Man kann davon ausgehen, dass das Gebäude schon vor dem
30jährigen Krieg stand*). Das Giebelfachwerk konnte auf Grund der Innenansicht des Dachgiebels
rekonstruiert werden. Auch hier sehen wir doppelte Fußstreben, Andreaskreuze unter den Fens-
tern und an den Bundständern Kopfbüge.
Doppelte Fußstreben, Andreaskreuze unter den Fenstern und Kopfbüge an den Bundständern
habe ich gemeinsam an einem Fachwerkhaus bisher nur in Frauenaurach gesehen. Es ist typisch
für Frauenauracher Fachwerkhäuser, die ab 1680 in Frauenaurach gebaut wurden. Das liegt vor
allem an den Zimmerleuten, die damals in Frauenaurach tätig waren. Auf Anhieb hat man den Ein-
druck, dass alle Häuser gleich aussehen, aber wie wir bereits gemerkt haben, gibt es doch große
Unterschiede. Kein Haus ist genau wie das andere. Genau das macht den Reiz örtlicher Fach-
werkbauweise aus, sie sind ähnlich, aber nicht gleich.
Dachgeschosse waren damals nicht bewohnt, hier waren Lagerräume. Es waren deshalb keine
teuren Glasfenster nötig. Die Öffnungen wurden nur mit hölzernen Läden geschlossen. Ganz
oben im Giebel befand sich bei allen Häusern eine Aufzugsluke unter einem kleinen vorspringen-
den Dächlein, um Lagergut in das Dachgeschoss zu transportieren. Der Zugang zu allen Häusern
war stets an der Traufseite, nie an der Giebelseite. Im Erdgeschoss waren Gewerberäume und im
ersten Stock befanden sich die Wohnräume. Die Fachwerkwände in den Erdgeschossen wurden in
späterer Zeit häufig durch Steinmauern ersetzt.
Nun haben wir in Frauenaurach noch zwei weitere Fachwerkhäuser, die bisher nicht erwähnt wur-
den, obwohl ihr Fachwerk frei zu sehen ist. Sie unterscheiden sich jedoch auffallend von den bis-
her erwähnten Gebäuden. Doppelte Fußstreben, Andreaskreuze und Kopfbüge an den Bundstän-
dern suchen wir vergebens. Was ist passiert? Schaut man auf die Bauzeit diese Häuser, dann
stellt man fest, dass zumindest das eine, 100 Jahre nach den bisher besprochenen Häusern ent-
standen sind.
Zum Ende des 18. Jahrhunderts wird in vielen Teilen Frankens reiches Schmuckfachwerk immer
seltener. Hauptsächlich konstruktive Fachwerkbauweise wird noch angewandt, das Fachwerk hat
nur stützende Funktion. Man spricht deshalb auch von Stützfachwerk. Man könnte dies als ein

*) Laut Forschungsergebnissen von Manfred Kellner
Zeichen wirtschaftlichen Niedergangs deuten. Aber es ist eher eine Sache des Zeitgeschmacks,
die reichen barocken Fachwerkmuster wurden ganz einfach als unmodern empfunden.
Es gibt nur noch gerade klassische Formen. So entsteht eine Art „Gitterfachwerk aus dichtgereih-
ten senkrechten…Ständern mit wenigen wandhohen Streben, die in ihrer schwachen Neigung nur
wie leicht gekippte Ständer wirken.“ *)




18 Kantoratshaus, 1795                                              19 Wohnhaus, Wallenrodstraße 12, Ende 18. Jh.



Das Kantoratshaus wurde 1680 als Kantorats- und Schulgebäude erbaut. Nach 100 Jahren war es
bereits baufällig und musste 1795 durch einen Neubau ersetzt werden. Bis 1889 fungierte es als
Kantorat und Schule. Danach war es Mesnerhaus.

Ähnlich könnte es beim Wohnhaus in der Wallenrodstraße 12 gewesen sein. Es ist anzunehmen,
dass das Haus bereits um 1680 erbaut worden war, aber vielleicht einen Schaden erlitten hatte, so
dass das Fachwerk erneuert werden musste.*²) Im ersten Stock können wir auf der Giebelseite an
den Eckständern sogar noch Kopfbüge erkennen. Später wurde das Haus verputzt, 1988 wieder
freigelegt und 2011 renoviert.

Fast alle Häuser in der Wallenrodstraße, im Ellenbogen und am Herdegenplatz sind verputzte
Fachwerkhäuser. Die meisten entstanden um 1700 als Handwerkerhäuser, weil der Markgraf
Christian Ernst in Frauenaurach Handwerker ansiedeln wollte.




*)Konrad Bedal: Fachwerk in Franken, S. 21
*²) Konrad Rottmann: „Das Fachwerk bei ‚Phillips-Haus‘ ist nur bedingt (jünger, d.h. nach 1780) erneuert. Auf der Innenseite des Außen-
fachwerks war eine ‚historische Innendämmung ‘aus horizontalen Bohlen mit Holznägel und Lehmschlag angebracht.“
Abbildungsnachweis

1       Frauenaurach, Zeichnung Jutta Triantafyllidis
2       Schwarzer Adler, Giebelseite, Foto Rainer Müller
3       Schwarzer Adler, Foto Rolf Krahl – Wikimedia Common
4       Giebelseite, Schwarzer Adler, Zeichnung Jutta Triantafyllidis
5       Teilansicht, Zeichnung Jutta Triantafyllidis
6       Verzapfte Balken, Zeichnung Jutta Triantafyllidis (nach Bedal*)
7       Oberbüchlein, Fürther Land, um 1700, Foto Konrad Bedal, in „Fachwerk in Franken“, S. 198
8       Neuhof, Nürnberger Land, um 1700, Foto Alfred Höhn, in „Fachwerkbauten in Franken“, S. 198
9       Pfarrhaus, Giebelseite, Foto Jutta Triantafyllidis (überarbeitet)
10      Pfarrhaus, Traufseite, Foto Jan Eric Löbe – Wikimedia Common
11      Pfarrhaus, Ausschnitt, Foto – Abb. 10
12      Schwarzer Adler, Ausschnitt, Foto – Abb. 3
13      Ehemalige Sägmühle, Ausschnitt, Foto – Abb. 14
14      Ehemalige Sägmühle, Giebelseite, Baubeginn 1685, Foto Jan Eric Löbe – Wikimedia Common
15      Ehemalige Sägmühle, Fachwerk-Rekonstruktion, Giebelseite , Zeichnung Jutta Triantafyllidis
16      Klostermühle, Erneuerung 1680, Foto Jutta Triantafyllidis
17      Klostermühle, Fachwerk-Rekonstruktion, überarbeitetes Foto – Jutta Triantafyllidis
18      Wohnhaus, Wallenrodstr. 12, Ende 18. Jh., Foto Jan Eric Löbe – Wikimedia Common
19      Kantoratshaus, 1795, Foto Jan Eric Löbe – Wikimedia Common


*) Konrad Bedal „Fachwerk in Franken“, S. 63


Verwendete Literatur

Arbeitskreis für Hausforschung,        Hausbau im Mittelalter                                             Bad Windsheim 1983
Hrsg.:                                 Band 33
Fachwerk in Franken

Bedal Konrad                           Fachwerk in Franken                                                Hof 1980

Bedal Konrad                           Fachwerk vor 1600 in Franken                                       Bad Windsheim 1990

Bedal Konrad                           Historische Hausforschung                                          1978

Bedal Konrad                           Ländliche Bauten aus Franken                                       Bad Windsheim 1988

Binding Günther u. a.                  Kleine Kunstgeschichte des deutschen Fachwerkbaus                  Darmstadt 1989

Großner Rudolf                         Bilder aus Frauenaurach                                            Erlangen 1983

Höhn Alfred                            Fachwerkbauten in Franken                                          Würzburg 1980

Kellner Manfred                        Text: Die Sägmühle zu Frauenaurach                                 Frauenaurach 2011

Triantafyllidis Jutta                  Fränkisches Freilandmuseum - museumspädagogische Ansätze           Erlangen 1989

Triantafyllidis Jutta                  Darstellung des Fachwerks im Unterricht                            Ansbach 1983
                                       In: Mitteilungsblätter für Lehrer

Triantafyllidis Jutta                  Unterlagen für Lehrerfortbildung: Fachwerk in Franken              1981

Triantafyllidis, Jutta                 Frauenaurach, Werdegang einer ursprünglich mittelalterlichen An-   Erlangen 1986
                                       siedlung
                                       In: Erlangen erkunden

Wikipedia, freie Enzyklopädie          Liste der Baudenkmäler in Erlangen-Frauenaurach                    Internet 2012



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  • 1. Fachwerkbauweise in Frauenaurach Jutta Triantafyllidis Das Thema des diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ lautet ganz einfach „Holz“. Holz ist ein sehr altes, natürliches Baumaterial. Seit Jahrtausenden wird es vor allem in den etwas kühleren und bewalde- ten Regionen der Erde zum Hausbau benutzt. Holzhäuser haben Jahrhunderte überdauert, denn Holz ist beständig. Hier in Franken fällt einem zu diesem Thema spontan „Fachwerk- bauweise“ ein. Sie ist eine uralte und erprobte Art, Häuser zu kon- struieren. Aber hinter Fachwerkbauweise verbirgt sich ein sehr um- fangreiches Gebiet. Wie in der Steinbaukunst gibt es auch im Fach- werkbau unterschiedliche Stilepochen und vor allem regionale Unter- schiede. Fachwerkkonstruktionen lassen sich stets auf uralte Bautra- 1 Frauenaurach ditionen zurückführen. Wir wollen uns aber hier auf einen ganz klei- nen Ausschnitt beschränken, auf Fachwerkbauweise in Frauen- aurach. Auf Anhieb werden viele fragen: Wo sollen denn Fachwerkhäuser in Frauenaurach sein, da gibt es doch nur den „Schwarzen Adler“? Ja, leider erkennt man Fachwerk in Frauenaurach erst auf den zweiten Blick! Eine alte Verordnung verlangte, dass alle Fachwerkhäuser aus Feuerschutz- gründen verputzt werden sollten. Später gab es einen Trend, Fachwerkhäuser zu verputzen, um Steinhäuser vorzutäuschen. Steinhäuser galten damals als etwas Besseres. Heute würde man das Fachwerkwerk ganz gern wieder freilegen, wenn es nicht so kostspielig wäre. Aber 1979 kam eine junge Familie nach Frauenaurach. Sie erwarb das hässlichste Haus im Orts- kern, das ehemalige Gasthaus zum „Schwarzen Adler“, Herdegenplatz 1. Mit viel Mut und Enga- gement machten sie sich, zum großen Teil in Eigenleistung, an die Renovierung dieses Hauses. Sie hatten Phantasie und wussten, was sie aus daraus machen wollten. Sie legten das Fachwerk frei. Nach drei arbeitsreichen Jahren war es dann so weit, jeder konnte das „neue“ Haus bewun- dern. Unter dem hässlichen Verputz erstrahlte ein Bilderbuchbeispiel fränkischen Fachwerks. Es ist ein Schmuckstück für Frauenaurach geworden. 2 Schwarzer Adler, 1979 3 Schwarzer Adler, 2007
  • 2. 4 Giebelseite, Schwarzer Adler Schauen wir uns einmal die repräsentative Giebelseite genauer an! Zunächst erkennen wir nur Balken, sie überwältigen uns. Aber bei längerem Hinschauen erkennen wir die Struktur und neh- men allmählich die Ordnung wahr. Wir sehen, dass sich einige Elemente wiederholen. 5 Teilansicht Auffallend sind zwei Figuren: „Wilder Mann“ oder auch K-Strebe genannt und „Andreaskreuz“. Diese Wiederholungen bewirken den ornamentalen Charakter des Fachwerks. Dabei sind alle ein- zelnen Teile genau aufeinander abgestimmt. Auf der Schwelle sind die Eckständer, Zwischenstän- der und Bundständer eingezapft. Diese werden durch verzapfte Riegel, Kopf- und Fußstreben, gehalten und stabilisiert. Den Abschluss bildet das Rähm.
  • 3. Holznägel sorgen für die beständige Haltbarkeit. Fach- werk ist eine Skelettbauweise. Die Festigkeit eines Hauses hängt von der stabilen Balkenverbindung ab. Eck, Zwi- schen- und Bundständer sind wiederum mit den ins Stockwerk ragenden Tragebalken verbunden. Die Zimmer- leute waren die eigentlichen Schöpfer. 6 Verzapfung der Balken Man unterscheidet zwischen Stützfachwerk und Schmuckfachwerk. Alle Balken, die für die Stabili- sierung notwendig sind, sind Stützelemente. Schmuckelemente dienen dagegen mehr dem Schmuck und der Zierde. An unserem Beispiel gehören Andreaskreuz, doppelte Fußstreben und Kopfbüge am oberen Ende der Eck- und Bundständer zum Schmuck. Wie alt ist der „Schwarze Adler“? In der Ortsgeschichte heißt es, in Frauenaurach sei nach dem 30jährigen Krieg (1618 – 1648) alles verwüstet, zerstört und demoliert gewesen. Kein Mensch ha- be hier den langen Krieg überlebt. Die Häuser waren nicht mehr bewohnbar. Es dauerte eine Ge- neration, bis die Menschen wieder Mut fasten. Markgraf Christian Ernst wollte, dass sich in Frau- enaurach wieder Menschen ansiedelten. So begann ab 1680 eine rege Bautätigkeit. Inzwischen sind auch die Baudaten des Schwarzen Adlers erforscht worden, der Baubeginn fällt genau in das Jahr 1680. Das Fachwerk weist eine gewisse Strenge auf. Vergleichen wir es mit anderen Beispielen im mit- telfränkischen Raum, die um 1700 errichtet worden sind, so lassen sich Ähnlichkeiten im Nürnber- ger und Fürther Land feststellen: K-Streben, verdoppelte Fußstreben, geschweifte Kopfbüge und sparsam verwendete Andreaskreuze sind auch hier in dieser Zeit üblich. Um 1700 knüpfte man, wie überall, an Baugewohnheiten vor dem 30jährigen Krieg an. 7 Oberbüchlein, Fürther Land, um 1700 8 Neuhof, Nürnberger Land, um 1700 Wenden wir uns aber jetzt wieder den Fachwerkhäusern in Frauenaurach zu. Ein weiteres unver- putztes Fachwerkhaus stellt das Pfarrhaus dar, Wallenrodstraße 12. Man muss es suchen, denn es liegt nicht direkt an der Wallenrodstraße, sondern etwas versteckt dahinter. Der Baubeginn wird mit 1695 angegeben.
  • 4. 9 Pfarrhaus, Giebelseite 10 Pfarrhaus, Traufseite Vergleichen wir die Fachwerkkonstruktion mit der des Schwarzen Adlers. Auch hier finden wir doppelte Fußstreben und Andreaskreuze unterhalb der Fenster. Kopfbüge sind nur auf der Giebel- seite im ersten Stock zu erkennen. Bei diesem Gebäude vermute ich, dass es einen Vorgänger vor dem 30jährigen Krieg gab. Geübte Betrachter erkennen an der Giebelseite, dass hier ein späterer Umbau erfolgte.1770 wurden insgesamt auf der Giebelseite drei weitere Fenster eingebaut: zwei im ersten Stockwerk und im ersten Dachgeschoss noch eins dazu. Sehen wir uns einmal die An- dreaskreuze bei beiden Häusern genau an. Beim Schwarzen Adlers entdecken wir rechts und links des Kreuzes jeweils zusätzliche kurze Ständer. 11 Pfarrhaus, Ausschnitt 12 Schwarzer Adler Ausschnitt 13 Sägmühle, Ausschnitt Gehen wir nun noch zu einem dritten stattlichen und ebenfalls zweigeschossigen Gebäude, zur ehemaligen Sägmühle, Wallenrodstraße 24. Der Nord-Giebel, den man von der Herzogenauracher Straße gut sehen kann, zeigt, dass er einst verputzt war, inzwischen ist der Putz stellenweise ab- gebröckelt. So kann man das darunter liegende Fachwerk erkennen. Der Baubeginn wird mit 1685 angegeben. Im Gegensatz zu den anderen beiden Häusern wurde hier nur der Giebel im Dachbe- reich in Fachwerkbauweise ausgeführt.*) Auch hier wieder doppelte Fußstreben, Andreaskreuz mit kurzen Ständern rechts und links und mit Kopfbügen an den Bundständern, alles ist ähnlich dem Schwarzen Adler. *)Konrad Rottmann (Stadtheimatpfleger in Erlangen): „Vermutlich/wahrscheinlich war der Nordgiebel ursächlich komplett aus Fach- werk!! Das EG- und OG-Mauerwerk scheint mir nicht sonderlich alt zu sein!“
  • 5. 14 Ehemalige Sägmühle, Baubeginn 1685 15 Ehem. Sägmühle, Fachwerk-Rekonstruktion, Nordgiebe
  • 6. 16 Klostermühle 17 Klostermühle, Fachwerk-Rekonstruktion Die Klostermühle, Klostermühlgasse 11, ist ein beeindruckender Giebelbau, der in der Zeit um 1680 wieder hergerichtet wurde. Man kann davon ausgehen, dass das Gebäude schon vor dem 30jährigen Krieg stand*). Das Giebelfachwerk konnte auf Grund der Innenansicht des Dachgiebels rekonstruiert werden. Auch hier sehen wir doppelte Fußstreben, Andreaskreuze unter den Fens- tern und an den Bundständern Kopfbüge. Doppelte Fußstreben, Andreaskreuze unter den Fenstern und Kopfbüge an den Bundständern habe ich gemeinsam an einem Fachwerkhaus bisher nur in Frauenaurach gesehen. Es ist typisch für Frauenauracher Fachwerkhäuser, die ab 1680 in Frauenaurach gebaut wurden. Das liegt vor allem an den Zimmerleuten, die damals in Frauenaurach tätig waren. Auf Anhieb hat man den Ein- druck, dass alle Häuser gleich aussehen, aber wie wir bereits gemerkt haben, gibt es doch große Unterschiede. Kein Haus ist genau wie das andere. Genau das macht den Reiz örtlicher Fach- werkbauweise aus, sie sind ähnlich, aber nicht gleich. Dachgeschosse waren damals nicht bewohnt, hier waren Lagerräume. Es waren deshalb keine teuren Glasfenster nötig. Die Öffnungen wurden nur mit hölzernen Läden geschlossen. Ganz oben im Giebel befand sich bei allen Häusern eine Aufzugsluke unter einem kleinen vorspringen- den Dächlein, um Lagergut in das Dachgeschoss zu transportieren. Der Zugang zu allen Häusern war stets an der Traufseite, nie an der Giebelseite. Im Erdgeschoss waren Gewerberäume und im ersten Stock befanden sich die Wohnräume. Die Fachwerkwände in den Erdgeschossen wurden in späterer Zeit häufig durch Steinmauern ersetzt. Nun haben wir in Frauenaurach noch zwei weitere Fachwerkhäuser, die bisher nicht erwähnt wur- den, obwohl ihr Fachwerk frei zu sehen ist. Sie unterscheiden sich jedoch auffallend von den bis- her erwähnten Gebäuden. Doppelte Fußstreben, Andreaskreuze und Kopfbüge an den Bundstän- dern suchen wir vergebens. Was ist passiert? Schaut man auf die Bauzeit diese Häuser, dann stellt man fest, dass zumindest das eine, 100 Jahre nach den bisher besprochenen Häusern ent- standen sind. Zum Ende des 18. Jahrhunderts wird in vielen Teilen Frankens reiches Schmuckfachwerk immer seltener. Hauptsächlich konstruktive Fachwerkbauweise wird noch angewandt, das Fachwerk hat nur stützende Funktion. Man spricht deshalb auch von Stützfachwerk. Man könnte dies als ein *) Laut Forschungsergebnissen von Manfred Kellner
  • 7. Zeichen wirtschaftlichen Niedergangs deuten. Aber es ist eher eine Sache des Zeitgeschmacks, die reichen barocken Fachwerkmuster wurden ganz einfach als unmodern empfunden. Es gibt nur noch gerade klassische Formen. So entsteht eine Art „Gitterfachwerk aus dichtgereih- ten senkrechten…Ständern mit wenigen wandhohen Streben, die in ihrer schwachen Neigung nur wie leicht gekippte Ständer wirken.“ *) 18 Kantoratshaus, 1795 19 Wohnhaus, Wallenrodstraße 12, Ende 18. Jh. Das Kantoratshaus wurde 1680 als Kantorats- und Schulgebäude erbaut. Nach 100 Jahren war es bereits baufällig und musste 1795 durch einen Neubau ersetzt werden. Bis 1889 fungierte es als Kantorat und Schule. Danach war es Mesnerhaus. Ähnlich könnte es beim Wohnhaus in der Wallenrodstraße 12 gewesen sein. Es ist anzunehmen, dass das Haus bereits um 1680 erbaut worden war, aber vielleicht einen Schaden erlitten hatte, so dass das Fachwerk erneuert werden musste.*²) Im ersten Stock können wir auf der Giebelseite an den Eckständern sogar noch Kopfbüge erkennen. Später wurde das Haus verputzt, 1988 wieder freigelegt und 2011 renoviert. Fast alle Häuser in der Wallenrodstraße, im Ellenbogen und am Herdegenplatz sind verputzte Fachwerkhäuser. Die meisten entstanden um 1700 als Handwerkerhäuser, weil der Markgraf Christian Ernst in Frauenaurach Handwerker ansiedeln wollte. *)Konrad Bedal: Fachwerk in Franken, S. 21 *²) Konrad Rottmann: „Das Fachwerk bei ‚Phillips-Haus‘ ist nur bedingt (jünger, d.h. nach 1780) erneuert. Auf der Innenseite des Außen- fachwerks war eine ‚historische Innendämmung ‘aus horizontalen Bohlen mit Holznägel und Lehmschlag angebracht.“
  • 8. Abbildungsnachweis 1 Frauenaurach, Zeichnung Jutta Triantafyllidis 2 Schwarzer Adler, Giebelseite, Foto Rainer Müller 3 Schwarzer Adler, Foto Rolf Krahl – Wikimedia Common 4 Giebelseite, Schwarzer Adler, Zeichnung Jutta Triantafyllidis 5 Teilansicht, Zeichnung Jutta Triantafyllidis 6 Verzapfte Balken, Zeichnung Jutta Triantafyllidis (nach Bedal*) 7 Oberbüchlein, Fürther Land, um 1700, Foto Konrad Bedal, in „Fachwerk in Franken“, S. 198 8 Neuhof, Nürnberger Land, um 1700, Foto Alfred Höhn, in „Fachwerkbauten in Franken“, S. 198 9 Pfarrhaus, Giebelseite, Foto Jutta Triantafyllidis (überarbeitet) 10 Pfarrhaus, Traufseite, Foto Jan Eric Löbe – Wikimedia Common 11 Pfarrhaus, Ausschnitt, Foto – Abb. 10 12 Schwarzer Adler, Ausschnitt, Foto – Abb. 3 13 Ehemalige Sägmühle, Ausschnitt, Foto – Abb. 14 14 Ehemalige Sägmühle, Giebelseite, Baubeginn 1685, Foto Jan Eric Löbe – Wikimedia Common 15 Ehemalige Sägmühle, Fachwerk-Rekonstruktion, Giebelseite , Zeichnung Jutta Triantafyllidis 16 Klostermühle, Erneuerung 1680, Foto Jutta Triantafyllidis 17 Klostermühle, Fachwerk-Rekonstruktion, überarbeitetes Foto – Jutta Triantafyllidis 18 Wohnhaus, Wallenrodstr. 12, Ende 18. Jh., Foto Jan Eric Löbe – Wikimedia Common 19 Kantoratshaus, 1795, Foto Jan Eric Löbe – Wikimedia Common *) Konrad Bedal „Fachwerk in Franken“, S. 63 Verwendete Literatur Arbeitskreis für Hausforschung, Hausbau im Mittelalter Bad Windsheim 1983 Hrsg.: Band 33 Fachwerk in Franken Bedal Konrad Fachwerk in Franken Hof 1980 Bedal Konrad Fachwerk vor 1600 in Franken Bad Windsheim 1990 Bedal Konrad Historische Hausforschung 1978 Bedal Konrad Ländliche Bauten aus Franken Bad Windsheim 1988 Binding Günther u. a. Kleine Kunstgeschichte des deutschen Fachwerkbaus Darmstadt 1989 Großner Rudolf Bilder aus Frauenaurach Erlangen 1983 Höhn Alfred Fachwerkbauten in Franken Würzburg 1980 Kellner Manfred Text: Die Sägmühle zu Frauenaurach Frauenaurach 2011 Triantafyllidis Jutta Fränkisches Freilandmuseum - museumspädagogische Ansätze Erlangen 1989 Triantafyllidis Jutta Darstellung des Fachwerks im Unterricht Ansbach 1983 In: Mitteilungsblätter für Lehrer Triantafyllidis Jutta Unterlagen für Lehrerfortbildung: Fachwerk in Franken 1981 Triantafyllidis, Jutta Frauenaurach, Werdegang einer ursprünglich mittelalterlichen An- Erlangen 1986 siedlung In: Erlangen erkunden Wikipedia, freie Enzyklopädie Liste der Baudenkmäler in Erlangen-Frauenaurach Internet 2012 i
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