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3.3 Dear Mr. President
Gulia Bodendorf
Karmeliter Realschule Plus Worms
„Der Mr. President“
Missstände in Europa
Alles begann damit, dass sie einen Mann nach der Uhrzeit fragte. Ihr
Handy war ausgegangen, da der Akku leer war und sie hatte an diesem
Morgen vergessen, ihr Uhr anzuziehen. Der Mann war freundlich,
vielleicht ein bisschen zu freundlich. Für ihr Alter von 12 Jahren war sie
eine Schönheit und besaß auch schon recht frauliche Kurven. Deshalb
wurde der Mann aufmerksam auf das Mädchen. Er ließ sie beschatten und
fand den perfekten Zeitpunkt, um seinen Geschäften nachzugehen.
Der Mann war ein reicher „Firmenvertreter“ und hatte eine wunderschöne
Frau und zwei Kinder. Wie eine Kinderbuchfamilie. Doch er liebt seine
Frau nicht, nein. Er hat ein Fabel für 10-14 jährige Kinder und verkauft sie,
nachdem er sich genommen hat, was er begehrt und dann dürfen sich
seine Klienten vergnügen. Das verschweigt er natürlich vor seiner Frau,
da er keine Schwierigkeiten bekommen und auch nicht verhaftet werden
möchte.
Er ließ das Mädchen an einem für sie ganz normalen Tag entführen und
in ein abgelegenes Haus bringen. Er hielt das verängstigte Mädchen ein
paar Tage gefangen und „kümmerte“ sich um sie. In einem Land wie
Rumänien ist es üblich, das Menschen einfach verschwinden und nicht
mehr auftauchen. Deswegen machte sich die örtliche Polizei keine großen
Sorgen um das verschollene Mädchen. Sie hätte auch in das Ausland
reisen und ein neues Leben anfangen können.
Heute hat wieder das mittlerweile 13-jährige Mädchen Dienst und muss
zum wiederholten Male unglaubliche Schmerzen ertragen. Ihr Gast ist ein
übergewichtiger Mann, der in etwa 63 Jahre alt ist. Jedes Kind hat einen
Tag in der Woche frei und kann machen, was es will. Außer in die Nähe
eines Polizeipräsidiums zu gehen. Das ist strengstens verboten und wer
diese Regel bricht, hat für die nächsten Monate keinen freien Tag und
muss ein anderes Mädchen ersetzen. Der Boss ist sehr streng, wenn es
um die Regeln geht.
„Geh dich duschen, Miststück!“, wird sie von dem „Firmenvertreter“
angeschrien. „Ja, mache ich“, murmelt sie und humpelt in das kleine
Badezimmer. Es sind immer verschiedene Hotels, in denen die Kinder
absteigen. Dann sind sie immer „Vater und Kind. Die Mutter kommt nach.“
Das Mädchen muss sich ein missbilligendes Lachen verkneifen.
Eine Familie, was ist das überhaupt?“, fragt sie sich zum weiß Gott
wievielten Mal. Eine Familie hatte sie nie. Sie musste immer auf ihre kleine
Schwester aufpassen und ihr Essen besorgen. Sie hat einen Job
angenommen und das erwähnte Handy hat sie gefunden. Es lag einfach
auf der Straße und war noch neu. Damals hatte der Mann ihr versprochen,
dass sie ihrer Schwester nichts tun würden, wenn sie alles macht, was sie
wollen.
Natürlich hat sie zugestimmt und einige Tage später wurde ihre kleine
Schwester in einer reichen Pflegefamilie untergebracht und gut behandelt.
Das kleine Mädchen ist ihr das Wichtigste auf der Welt und dafür nimmt
sie auch die Schmerzen in Kauf. Von den psychischen Schäden, die sie
erleidet ganz zu schweigen, denn es ist immer wieder eine Qual, die
erwünschten Dienste zu erfüllen, wenn man sich kaum noch bewegen
kann. Jedoch ist erwünscht, dass alle gelenkig sind und die Klienten
glücklich machen.
Wenn das Mädchen könnte, würde sie die Zeit zurückdrehen und einen
gewaltigen Bogen um den Mann machen. Jedoch würde sie ihr heutiges
Wissen behalten und damit zur Polizei gehen, sodass er nie wieder ein
Kind misshandelt. Doch leider sind Zeitreisen unmöglich und somit wird
sie diesen Plan nie durchführen können.
Die heiße Dusche lindert die Schmerzen ein bisschen und sie genießt
jeden Tropfen des Wassers auf ihrer Haut. Das junge Mädchen wäscht
sich die Haare und nutzt das Duschgel, um ihren geschundenen Körper
zu waschen. Währenddessen bemerkt sie zwei neue blaue Flecken auf
ihrem Körper. Zwei von vielen Blutergüssen auf ihrem zarten Körper sein.
Ein paar sind fast verheilt und bereits gelb, doch die neuen sind blau.
Einige verfärben sich lila oder grün, doch die Schmerzen werden kaum
weniger.
„Wenn du nicht gleich fertig bist, werde ich dir zwei freie Tage streichen!“,
donnert der „Firmenvertreter“ und schlägt gegen die Tür.
„Ich beeile mich“, antwortet sie und wäscht sich den Schaum aus den
Haaren. Dann steigt sie schnell aus der Dusche und trocknet sich mit
einem Handtuch ihren Körper. Sie geht in das Zimmer und stellt sich vor
ihren Chef.
„Was soll ich anziehen?“, fragt sie leise und sieht den Mann ängstlich an.
„Etwas Graues!“, bellt er und schubst das Mädchen zu dem
Kleiderschrank. Also sucht sie ein paar graue Dessaus heraus und zeigt
sie dem „Firmenvertreter“. Dieser deutet auf eine der zur Auswahl
stehenden Klamotten und sie zieht es schnell an. Sie macht sich nicht mal
mehr die Mühe in das Badezimmer zu gehen, da er sie bestrafen würde,
wenn sie sich weigert sich vor ihm umzuziehen. Ihr Chef leckt sich über
die Lippen und nickt zufrieden.
„Das ist perfekt“, brummt er zufrieden und zieht sie auf das Bett. „Der
Kunde kommt jeden Moment. Ich hoffe für dich, dass du dich benimmst!“,
sagt er streng und streicht über ihren Körper. Dann verlässt er den Raum
und einige Zeit später kommt der Klient herein.„Na, wen haben wir denn
da?“, fragt er neckend und schon beginnt die Qual für sie.
Ein paar Tage später darf das Mädchen ihre Schwester besuchen und
klingelt an der Haustür. Die Pflegemutter öffnet lächelnd die Tür, denkt es
sei eine Freundin oder Verwandte und bittet sie herein. „Hallo, mein Kind.
Wie geht es dir?“, erkundigt sie sich und nimmt sie in den Arm. Keiner in
dieser Familie weiß, welchen „Job“ sie angenommen hat und das
Mädchen ist froh darüber. „Gut, und Ihnen?“, fragt sie, dann streift sie sich
die Schuhe von den Füßen. „Mir geht es ebenfalls gut. Du kannst gerne
hoch zu ihr gehen, wenn du möchtest“, bietet ihr die Frau an, weshalb sie
schnell die Treppe hochgeht.
Das Zimmer ihrer Schwester ist liebevoll eingerichtet und auch recht groß.
Das kleine Mädchen hat alles, was ihr Herz begehrt und vermutlich noch
mehr. Als sie die Tür öffnet, wird sie sofort umarmt und ihre Schwester
drückt sie fest. „Hallo, mein Schatz!“, begrüßt sie das kleine Mädchen und
erwidert die Umarmung. „Hallo. Was sollen wir denn machen?“, fragt sie
mit ihrer kindlichen Stimme und hüpft aufgedreht in dem Zimmer umher.
Schlafen wäre die passende Antwort auf die Frage ihrer Schwester, doch
sie ahnt nichts von ihrem Leben - das geht nicht.
„Wir können auf einen Spielplatz gehen, oder ein Eis essen. Was immer
du möchtest“, sagt sie und geht mit ihrer Schwester nach unten in den
Flur. Beide schlüpfen in ihre Schuhe und das kleine Mädchen schnappt
sich seinen Rucksack, in dem sich Essen, Trinken und eine Sonnenbrille
befinden. „Tschüss! Ich bin bald wieder zu Hause!“, ruft ihre kleine
Schwester durch das Haus und reißt die Haustür auf. „Tschüss, mein
Kind!“, antwortet ihre Pflegemutter und dann haut das kleine Mädchen die
Tür von außen zu.
„Wie fändest du es, wenn wir Picknicken gehen?“, fragt das kleine
Mädchen und nimmt die Hand ihrer großen Schwester. „Das ist eine tolle
Idee, meine Kleine“, erwidert sie und gemeinsam gehen sie in einen Park,
welcher in der Nähe ist. Das Mädchen breitet eine Decke aus und die
Geschwister setzen sich auf diese.
„Ist alles gut in der Schule?“, erkundigt sie sich und beißt in ein Sandwich.
Lächelnd nickt ihre Schwester und berichtet von ihrer tollen Schulwoche.
„Sind deine Noten immer noch so gut?“, fragt sie und blickt sich im Park
um. „Ja, ich habe nur 1er und 2er“, sagt das kleine Mädchen glücklich und
trinkt einen Schluck Wasser.
Plötzlich fallen ihr drei Männer auf, denn sie kommen ihr bekannt vor.
„Kleines, wir müssen das Picknick verschieben“, sagt sie schnell und
stopft alles in den Rucksack. „Was ist denn?“, fragt ihre Schwester und
nimmt ihre Hand. „Hier sind sehr böse Menschen, Kleines. Ich möchte
nicht, dass dir etwas passiert“, brummt sie und zusammen gehen beide,
so schnell sie können, wieder zu dem Haus der Pflegefamilie.
„Es tut mir leid, dass ich jetzt schon gehen muss. Aber ich muss noch
etwas erledigen“, sagt sie und umarmt ihre Schwester zur
Verabschiedung. „Das ist doch nicht schlimm. Solange du wieder kommst“
Das kleine Mädchen hüpft in das Haus und schließt die Tür hinter sich.
Also macht sie sich auf den Weg zurück in die Hölle, um weiter zu arbeiten.
Innerlich kocht sie vor Wut, doch das kann sie ihrem Chef nicht zeigen. Er
würde ihr unglaublich viele freie Tage streichen. Er hat ihr damals
versprochen, dass ihrer kleinen Schwester nichts passieren wird. Warum
schickt er dann seine Männer in ihre Nähe?
„Entschuldigung, aber ich würde Sie gerne etwas fragen“, meint sie und
geht in das Zimmer. „Was gibt es denn?“, fragt der „Firmenvertreter“ und
lächelt sie an. Sofort bildet sich eine Gänsehaut auf ihrer Haut, da das
Lächeln widerlich ist. „Lassen Sie mich beschatten?“, platzt es aus ihr
heraus. Ruckartig steht ihr Chef von dem Bett auf und geht mit großen
Schritten auf sie zu. „Sagst du gerade, dass ich ein Stalker bin?“, faucht
er wütend und schubst sie auf das Bett. „Das habe ich nie behauptet. Ich
habe gerade ein paar Ihrer Männer in meiner Nähe gesehen und wollte
mich nur erkundigen“, sagt sie leise und macht sich automatisch klein.
„Natürlich lasse ich dich nicht beschatten. Du bist doch eine meiner besten
Angestellten“, säuselt er und streicht über ihren kalten Körper.
Draußen ist es warm, doch es ist wie ein Schutzmechanismus ihres
Körpers, dass er automatisch kalt wird, wenn sie berührt wird. „Geh dich
duschen. Du bist eiskalt, das ist nicht auszuhalten“, faucht er leise und
schubst sie in das Bad. „Es ist alles gut. Es ist alles gut“, murmelt sie wie
ein Mantra vor sich hin und widmet sich der Körperpflege. Das ist ihrem
Chef sehr wichtig, da er nicht möchte, dass seine Angestellten erkranken.
Also müssen alle mehrmals am Tag duschen und sich von ihrem Chef
begutachten lassen, so wie er es ausdrückt. Mal wieder muss sie sich vor
ihm präsentieren und berühren lassen. Es gibt fast nichts Schlimmeres,
als ungewollt berührt zu werden.
„Der Klient hat mir von eurem Termin erzählt. Zu deinem Glück war er
zufrieden und hat kein schlechtes Wort über dich verloren“, erklärt er und
sieht sie zufrieden an. „In vier Stunden hast du deinen letzten Termin für
heute“, informiert er sie und drückt ihr einen Bademantel in die Hand.
„Danke für die Info“, murmelt sie und zieht den Mantel an. Er ist blütenweiß
und samtig, einfach wundervoll. Doch dieses Gefühl wird nicht lange
andauern, da ist sie sich sicher. Ihr Chef wird sie nie gut behandeln und
auch nie gehen lassen. Dabei wünscht sie sich das jeden Tag und jede
Nacht, einfach verschwinden zu können. Vielleicht sollte sie das auch
einfach tun. Es wäre das Beste für sie, aber nicht für ihre Schwester.
„Wie viel Zeit habe ich noch, bis der Kunde kommt?“, fragt das Mädchen
und sieht sich nervös um. „Ungefähr zwei Stunden. Was möchtest du denn
machen?“, erkundigt sich ihr Chef. „Ich würde gerne noch eine Runde
spazieren gehen“, sagt sie leise. Der Mann blickt sie durchdringend an,
dann nickt er und reicht ihr ein paar Klamotten. „Vielen Dank“, murmelt sie
und schlüpft in die Kleidung.
Das Mädchen geht entschlossen aus dem Hotel und geradewegs in
Richtung Polizeirevier. Sie versichert sich, dass kein Auto kommt und
überquert die Straße. Auf einmal hupt es laut und das Mädchen blickt in
das Licht heller Scheinwerfer. Ängstlich wie ein Reh ist sie erstarrt und
dann wird sie erfasst. Ein lautes Krachen ist zu hören und ihr Körper fliegt
ein paar Meter durch die Luft. Sie kracht auf den Asphalt und starrt mit
leerem Blick in die Ferne
Hoffentlich geht es meiner Schwester gut, ist der letzte Gedanke des
Mädchens, bevor ihr Herz aufhört zu schlagen.
Heute, am 26.09., wurde ein Mädchen tot auf der Straße gefunden. Es
war sofort klar, dass sie direkt starb. Die Polizei konnte die Leiche noch
nicht identifizieren, da das Mädchen laut eines Abgeordneten nicht
existierte. Es wurde auch keine Familie des Mädchens gefunden, doch es
gab ein auffälliges Merkmal. Ein bekannter forensischer Anthropologe
stellte bei der Untersuchung fest, dass das unbekannte Opfer mehrere
Male missbraucht wurde. Er sprach von „mindestens 100 Mal“ und
schockierte somit jeden. Er konnte das Alter des Mädchens einschätzen
und sie muss etwa 12 oder 13 Jahre jung gewesen sein.Die Polizei
ermittelt weiterhin in ihrem Fall und hofft, dass dieser schnell geklärt wird.
Laut Statistik gibt es Tausende solcher Tragödien jährlich in Europa,
besonders spielen sich diese in südöstlichen Ländern, wie zu
Beispiel Rumänien ab. Missbrauch von Minderjährigen und
Menschenhandel gehören zu Alltag in Europa. Mädchen und Jungen
werden häufig auch nach Deutschland entführt und an Kunden
verkauft.
Die Geschichte soll auf diese Missstände hinweisen. „Dear Mr.
President“ – „Liebe Politiker und Verantwortliche Europas, schaut
hin und verhindert solche Vorfälle. Kämpft gegen die sozialen
Missstände und auch gegen Armut, die häufig in Europa nicht
gesehen wird.“

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  • 1. 3.3 Dear Mr. President Gulia Bodendorf Karmeliter Realschule Plus Worms
  • 2. „Der Mr. President“ Missstände in Europa Alles begann damit, dass sie einen Mann nach der Uhrzeit fragte. Ihr Handy war ausgegangen, da der Akku leer war und sie hatte an diesem Morgen vergessen, ihr Uhr anzuziehen. Der Mann war freundlich, vielleicht ein bisschen zu freundlich. Für ihr Alter von 12 Jahren war sie eine Schönheit und besaß auch schon recht frauliche Kurven. Deshalb wurde der Mann aufmerksam auf das Mädchen. Er ließ sie beschatten und fand den perfekten Zeitpunkt, um seinen Geschäften nachzugehen. Der Mann war ein reicher „Firmenvertreter“ und hatte eine wunderschöne Frau und zwei Kinder. Wie eine Kinderbuchfamilie. Doch er liebt seine Frau nicht, nein. Er hat ein Fabel für 10-14 jährige Kinder und verkauft sie, nachdem er sich genommen hat, was er begehrt und dann dürfen sich seine Klienten vergnügen. Das verschweigt er natürlich vor seiner Frau, da er keine Schwierigkeiten bekommen und auch nicht verhaftet werden möchte. Er ließ das Mädchen an einem für sie ganz normalen Tag entführen und in ein abgelegenes Haus bringen. Er hielt das verängstigte Mädchen ein paar Tage gefangen und „kümmerte“ sich um sie. In einem Land wie Rumänien ist es üblich, das Menschen einfach verschwinden und nicht mehr auftauchen. Deswegen machte sich die örtliche Polizei keine großen Sorgen um das verschollene Mädchen. Sie hätte auch in das Ausland reisen und ein neues Leben anfangen können.
  • 3. Heute hat wieder das mittlerweile 13-jährige Mädchen Dienst und muss zum wiederholten Male unglaubliche Schmerzen ertragen. Ihr Gast ist ein übergewichtiger Mann, der in etwa 63 Jahre alt ist. Jedes Kind hat einen Tag in der Woche frei und kann machen, was es will. Außer in die Nähe eines Polizeipräsidiums zu gehen. Das ist strengstens verboten und wer diese Regel bricht, hat für die nächsten Monate keinen freien Tag und muss ein anderes Mädchen ersetzen. Der Boss ist sehr streng, wenn es um die Regeln geht. „Geh dich duschen, Miststück!“, wird sie von dem „Firmenvertreter“ angeschrien. „Ja, mache ich“, murmelt sie und humpelt in das kleine Badezimmer. Es sind immer verschiedene Hotels, in denen die Kinder absteigen. Dann sind sie immer „Vater und Kind. Die Mutter kommt nach.“ Das Mädchen muss sich ein missbilligendes Lachen verkneifen. Eine Familie, was ist das überhaupt?“, fragt sie sich zum weiß Gott wievielten Mal. Eine Familie hatte sie nie. Sie musste immer auf ihre kleine Schwester aufpassen und ihr Essen besorgen. Sie hat einen Job angenommen und das erwähnte Handy hat sie gefunden. Es lag einfach auf der Straße und war noch neu. Damals hatte der Mann ihr versprochen, dass sie ihrer Schwester nichts tun würden, wenn sie alles macht, was sie wollen. Natürlich hat sie zugestimmt und einige Tage später wurde ihre kleine Schwester in einer reichen Pflegefamilie untergebracht und gut behandelt. Das kleine Mädchen ist ihr das Wichtigste auf der Welt und dafür nimmt sie auch die Schmerzen in Kauf. Von den psychischen Schäden, die sie erleidet ganz zu schweigen, denn es ist immer wieder eine Qual, die erwünschten Dienste zu erfüllen, wenn man sich kaum noch bewegen kann. Jedoch ist erwünscht, dass alle gelenkig sind und die Klienten glücklich machen.
  • 4. Wenn das Mädchen könnte, würde sie die Zeit zurückdrehen und einen gewaltigen Bogen um den Mann machen. Jedoch würde sie ihr heutiges Wissen behalten und damit zur Polizei gehen, sodass er nie wieder ein Kind misshandelt. Doch leider sind Zeitreisen unmöglich und somit wird sie diesen Plan nie durchführen können. Die heiße Dusche lindert die Schmerzen ein bisschen und sie genießt jeden Tropfen des Wassers auf ihrer Haut. Das junge Mädchen wäscht sich die Haare und nutzt das Duschgel, um ihren geschundenen Körper zu waschen. Währenddessen bemerkt sie zwei neue blaue Flecken auf ihrem Körper. Zwei von vielen Blutergüssen auf ihrem zarten Körper sein. Ein paar sind fast verheilt und bereits gelb, doch die neuen sind blau. Einige verfärben sich lila oder grün, doch die Schmerzen werden kaum weniger. „Wenn du nicht gleich fertig bist, werde ich dir zwei freie Tage streichen!“, donnert der „Firmenvertreter“ und schlägt gegen die Tür. „Ich beeile mich“, antwortet sie und wäscht sich den Schaum aus den Haaren. Dann steigt sie schnell aus der Dusche und trocknet sich mit einem Handtuch ihren Körper. Sie geht in das Zimmer und stellt sich vor ihren Chef. „Was soll ich anziehen?“, fragt sie leise und sieht den Mann ängstlich an. „Etwas Graues!“, bellt er und schubst das Mädchen zu dem Kleiderschrank. Also sucht sie ein paar graue Dessaus heraus und zeigt sie dem „Firmenvertreter“. Dieser deutet auf eine der zur Auswahl stehenden Klamotten und sie zieht es schnell an. Sie macht sich nicht mal mehr die Mühe in das Badezimmer zu gehen, da er sie bestrafen würde, wenn sie sich weigert sich vor ihm umzuziehen. Ihr Chef leckt sich über die Lippen und nickt zufrieden.
  • 5. „Das ist perfekt“, brummt er zufrieden und zieht sie auf das Bett. „Der Kunde kommt jeden Moment. Ich hoffe für dich, dass du dich benimmst!“, sagt er streng und streicht über ihren Körper. Dann verlässt er den Raum und einige Zeit später kommt der Klient herein.„Na, wen haben wir denn da?“, fragt er neckend und schon beginnt die Qual für sie. Ein paar Tage später darf das Mädchen ihre Schwester besuchen und klingelt an der Haustür. Die Pflegemutter öffnet lächelnd die Tür, denkt es sei eine Freundin oder Verwandte und bittet sie herein. „Hallo, mein Kind. Wie geht es dir?“, erkundigt sie sich und nimmt sie in den Arm. Keiner in dieser Familie weiß, welchen „Job“ sie angenommen hat und das Mädchen ist froh darüber. „Gut, und Ihnen?“, fragt sie, dann streift sie sich die Schuhe von den Füßen. „Mir geht es ebenfalls gut. Du kannst gerne hoch zu ihr gehen, wenn du möchtest“, bietet ihr die Frau an, weshalb sie schnell die Treppe hochgeht. Das Zimmer ihrer Schwester ist liebevoll eingerichtet und auch recht groß. Das kleine Mädchen hat alles, was ihr Herz begehrt und vermutlich noch mehr. Als sie die Tür öffnet, wird sie sofort umarmt und ihre Schwester drückt sie fest. „Hallo, mein Schatz!“, begrüßt sie das kleine Mädchen und erwidert die Umarmung. „Hallo. Was sollen wir denn machen?“, fragt sie mit ihrer kindlichen Stimme und hüpft aufgedreht in dem Zimmer umher. Schlafen wäre die passende Antwort auf die Frage ihrer Schwester, doch sie ahnt nichts von ihrem Leben - das geht nicht. „Wir können auf einen Spielplatz gehen, oder ein Eis essen. Was immer du möchtest“, sagt sie und geht mit ihrer Schwester nach unten in den Flur. Beide schlüpfen in ihre Schuhe und das kleine Mädchen schnappt
  • 6. sich seinen Rucksack, in dem sich Essen, Trinken und eine Sonnenbrille befinden. „Tschüss! Ich bin bald wieder zu Hause!“, ruft ihre kleine Schwester durch das Haus und reißt die Haustür auf. „Tschüss, mein Kind!“, antwortet ihre Pflegemutter und dann haut das kleine Mädchen die Tür von außen zu. „Wie fändest du es, wenn wir Picknicken gehen?“, fragt das kleine Mädchen und nimmt die Hand ihrer großen Schwester. „Das ist eine tolle Idee, meine Kleine“, erwidert sie und gemeinsam gehen sie in einen Park, welcher in der Nähe ist. Das Mädchen breitet eine Decke aus und die Geschwister setzen sich auf diese. „Ist alles gut in der Schule?“, erkundigt sie sich und beißt in ein Sandwich. Lächelnd nickt ihre Schwester und berichtet von ihrer tollen Schulwoche. „Sind deine Noten immer noch so gut?“, fragt sie und blickt sich im Park um. „Ja, ich habe nur 1er und 2er“, sagt das kleine Mädchen glücklich und trinkt einen Schluck Wasser. Plötzlich fallen ihr drei Männer auf, denn sie kommen ihr bekannt vor. „Kleines, wir müssen das Picknick verschieben“, sagt sie schnell und stopft alles in den Rucksack. „Was ist denn?“, fragt ihre Schwester und nimmt ihre Hand. „Hier sind sehr böse Menschen, Kleines. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert“, brummt sie und zusammen gehen beide, so schnell sie können, wieder zu dem Haus der Pflegefamilie. „Es tut mir leid, dass ich jetzt schon gehen muss. Aber ich muss noch etwas erledigen“, sagt sie und umarmt ihre Schwester zur Verabschiedung. „Das ist doch nicht schlimm. Solange du wieder kommst“ Das kleine Mädchen hüpft in das Haus und schließt die Tür hinter sich.
  • 7. Also macht sie sich auf den Weg zurück in die Hölle, um weiter zu arbeiten. Innerlich kocht sie vor Wut, doch das kann sie ihrem Chef nicht zeigen. Er würde ihr unglaublich viele freie Tage streichen. Er hat ihr damals versprochen, dass ihrer kleinen Schwester nichts passieren wird. Warum schickt er dann seine Männer in ihre Nähe? „Entschuldigung, aber ich würde Sie gerne etwas fragen“, meint sie und geht in das Zimmer. „Was gibt es denn?“, fragt der „Firmenvertreter“ und lächelt sie an. Sofort bildet sich eine Gänsehaut auf ihrer Haut, da das Lächeln widerlich ist. „Lassen Sie mich beschatten?“, platzt es aus ihr heraus. Ruckartig steht ihr Chef von dem Bett auf und geht mit großen Schritten auf sie zu. „Sagst du gerade, dass ich ein Stalker bin?“, faucht er wütend und schubst sie auf das Bett. „Das habe ich nie behauptet. Ich habe gerade ein paar Ihrer Männer in meiner Nähe gesehen und wollte mich nur erkundigen“, sagt sie leise und macht sich automatisch klein. „Natürlich lasse ich dich nicht beschatten. Du bist doch eine meiner besten Angestellten“, säuselt er und streicht über ihren kalten Körper. Draußen ist es warm, doch es ist wie ein Schutzmechanismus ihres Körpers, dass er automatisch kalt wird, wenn sie berührt wird. „Geh dich duschen. Du bist eiskalt, das ist nicht auszuhalten“, faucht er leise und schubst sie in das Bad. „Es ist alles gut. Es ist alles gut“, murmelt sie wie ein Mantra vor sich hin und widmet sich der Körperpflege. Das ist ihrem Chef sehr wichtig, da er nicht möchte, dass seine Angestellten erkranken. Also müssen alle mehrmals am Tag duschen und sich von ihrem Chef begutachten lassen, so wie er es ausdrückt. Mal wieder muss sie sich vor ihm präsentieren und berühren lassen. Es gibt fast nichts Schlimmeres, als ungewollt berührt zu werden.
  • 8. „Der Klient hat mir von eurem Termin erzählt. Zu deinem Glück war er zufrieden und hat kein schlechtes Wort über dich verloren“, erklärt er und sieht sie zufrieden an. „In vier Stunden hast du deinen letzten Termin für heute“, informiert er sie und drückt ihr einen Bademantel in die Hand. „Danke für die Info“, murmelt sie und zieht den Mantel an. Er ist blütenweiß und samtig, einfach wundervoll. Doch dieses Gefühl wird nicht lange andauern, da ist sie sich sicher. Ihr Chef wird sie nie gut behandeln und auch nie gehen lassen. Dabei wünscht sie sich das jeden Tag und jede Nacht, einfach verschwinden zu können. Vielleicht sollte sie das auch einfach tun. Es wäre das Beste für sie, aber nicht für ihre Schwester. „Wie viel Zeit habe ich noch, bis der Kunde kommt?“, fragt das Mädchen und sieht sich nervös um. „Ungefähr zwei Stunden. Was möchtest du denn machen?“, erkundigt sich ihr Chef. „Ich würde gerne noch eine Runde spazieren gehen“, sagt sie leise. Der Mann blickt sie durchdringend an, dann nickt er und reicht ihr ein paar Klamotten. „Vielen Dank“, murmelt sie und schlüpft in die Kleidung. Das Mädchen geht entschlossen aus dem Hotel und geradewegs in Richtung Polizeirevier. Sie versichert sich, dass kein Auto kommt und überquert die Straße. Auf einmal hupt es laut und das Mädchen blickt in das Licht heller Scheinwerfer. Ängstlich wie ein Reh ist sie erstarrt und dann wird sie erfasst. Ein lautes Krachen ist zu hören und ihr Körper fliegt ein paar Meter durch die Luft. Sie kracht auf den Asphalt und starrt mit leerem Blick in die Ferne Hoffentlich geht es meiner Schwester gut, ist der letzte Gedanke des Mädchens, bevor ihr Herz aufhört zu schlagen.
  • 9. Heute, am 26.09., wurde ein Mädchen tot auf der Straße gefunden. Es war sofort klar, dass sie direkt starb. Die Polizei konnte die Leiche noch nicht identifizieren, da das Mädchen laut eines Abgeordneten nicht existierte. Es wurde auch keine Familie des Mädchens gefunden, doch es gab ein auffälliges Merkmal. Ein bekannter forensischer Anthropologe stellte bei der Untersuchung fest, dass das unbekannte Opfer mehrere Male missbraucht wurde. Er sprach von „mindestens 100 Mal“ und schockierte somit jeden. Er konnte das Alter des Mädchens einschätzen und sie muss etwa 12 oder 13 Jahre jung gewesen sein.Die Polizei ermittelt weiterhin in ihrem Fall und hofft, dass dieser schnell geklärt wird. Laut Statistik gibt es Tausende solcher Tragödien jährlich in Europa, besonders spielen sich diese in südöstlichen Ländern, wie zu Beispiel Rumänien ab. Missbrauch von Minderjährigen und Menschenhandel gehören zu Alltag in Europa. Mädchen und Jungen werden häufig auch nach Deutschland entführt und an Kunden verkauft. Die Geschichte soll auf diese Missstände hinweisen. „Dear Mr. President“ – „Liebe Politiker und Verantwortliche Europas, schaut hin und verhindert solche Vorfälle. Kämpft gegen die sozialen Missstände und auch gegen Armut, die häufig in Europa nicht gesehen wird.“