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520er 11/16
MENSCHEN
KURZ & BÜNDIG
Psychosozialer
Pflegedienst Tirol
Der Verein „Psychosozialer Pflegedienst
Tirol“ (PSP Tirol) wurde im Jahr 1988 ge-
gründet. Die grundlegende Idee war und
ist, Menschen mit psychischen Erkrankun-
gen nach stationären Aufenthalten in der
Psychiatrie wieder am gesellschaftlichen
Leben teilhaben zu lassen. Bis weit in die
1980er-Jahre war es oft die gängige Praxis,
die Betroffenen in der Psychiatrie zu isolie-
ren. Danach erfolgte in dieser Frage allge-
mein ein Paradigmenwechsel und seitdem
hat sich auch im Verein viel getan: Neben
dem Hauptsitz in Hall ist der PSP Tirol in
St. Johann, Wörgl, Hall, Telfs und Innsbruck
vertreten. Durchschnittlich tausend bis
1300 Klienten werden pro Jahr von über 300
Fachkräften betreut. Das Team kommt aus
den unterschiedlichsten Sparten, beispiels-
weise aus den Bereichen Psychiatrie, Neuro-
logie, Krankenpflege oder Sozialpädagogik.
Breit gefächert sind auch die Angebo-
te und Leistungen des PSP Tirol. „Zunächst
bieten wir eine kostenlose und anonyme
Erstberatung an“, sagt Matthias Raslagg,
der seit über zehn Jahren als Ergotherapeut
für den Verein tätig ist. Nach einer fachärzt-
lichen Zuweisung werden die Betroffenen
ins Betreuungsprogramm aufgenommen.
Dabei werde im weitläufigen Feld der psy-
chischen Erkrankungen auf jede betroffene
Person individuell eingegangen.„Das Selbst-
bestimmungs- und Mitspracherecht ist uns
dabei besonders wichtig“,erklärt der 38-jäh-
rige Innsbrucker. In der Beschäftigungsiniti-
ative gehe es darum, den Klienten wieder
eine Tages- und Wochenstruktur zu geben.
Hier sei es wichtig, Hindernisse abzubauen,
„zum Beispiel, wenn jemand die Öffentlich-
keit scheut und Probleme hat, öffentliche
Verkehrsmittel zu benutzen“. Der nächste
Schritt sei die Arbeitsinitiative: Durch Ar-
beitstrainings, etwa in Absam, sollen die Kli-
enten in einem geschützten Umfeld wieder
an den Arbeitsmarkt herangeführt werden.
Ein besonderes Angebot ist die Peer-Be-
ratung: Hier werden Menschen mit psychi-
scher Erkrankung,die nun stabil sind,selbst
zu Beratern. Für Raslagg eine höchst sinn-
volle Einrichtung, denn „gewisse Erfahrun-
gen, etwa mit Nebenwirkungen von Medi-
kamenten oder mit familiären Problemen,
kann ich nicht adäquat vermitteln“. (TL)
Mein Verein
Foto:tl
Foto:PeterAbart
Therapie-Polster aus Tirol
Patienten mit Unruhezuständen brauchen besondere Unterstützung. Diplomkrankenpfleger Peter
Abart wurde deshalb zum Erfinder.
„Was hat mir damals in meiner Zeit als Krankenpfleger gefehlt? Was hätte ich gebraucht?“ Das
war die Frage, die sich Peter Abart stellte. Der ehemalige Diplomkrankenpfleger ist mittlerweile
Unternehmer und Tüftler. Zu seinen neuesten Erfindungen zählt ein Hilfsmittel, das vielen Ange-
hörigen oder Pflegekräften von Demenzkranken das Leben deutlich erleichtern könnte, der soge-
nannte „Nestel Therapie-Polster“. Entwickelt hat er den, nachdem das AZW (Ausbildungszentrum
West) und die Klinik Innsbruck einen entsprechenden Bedarf artikuliert hatten.„Intensivpatien-
ten, Demenzkranke oder Patienten in psychiatrischen Einrichtungen leiden oftmals an schweren
Unruhezuständen. Da wird gezogen, gerissen und gezerrt“, erzählt Abart. Die Folge: Die Patien-
ten müssen sediert werden, Pflege und Betreuung sind dadurch besonders zeitintensiv. Solche
Patienten brauchen Beschäftigung. Hier setzt das Therapie-Kissen an. Auf dem Kissen sind unter-
schiedliche Applikationen angebracht, so zum Beispiel Bänder zum Zopfen, Schrauben zum Dre-
hen, ein Klettverschluss oder Knopf. Das beruhigt die Patienten und verhindert, dass sie an me-
dizinischen Gerätschaften reißen oder ziehen. Der Polster ist auch chemothermisch behandelbar
und kann bei 60 Grad gewaschen werden – wichtige Faktoren für den Einsatz in Krankenhäusern
oder im Pflegebereich. Abart beliefert mittlerweile Krankenhäuser in ganz Österreich.
f www.med37grad.com (FK)

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  • 1. 520er 11/16 MENSCHEN KURZ & BÜNDIG Psychosozialer Pflegedienst Tirol Der Verein „Psychosozialer Pflegedienst Tirol“ (PSP Tirol) wurde im Jahr 1988 ge- gründet. Die grundlegende Idee war und ist, Menschen mit psychischen Erkrankun- gen nach stationären Aufenthalten in der Psychiatrie wieder am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Bis weit in die 1980er-Jahre war es oft die gängige Praxis, die Betroffenen in der Psychiatrie zu isolie- ren. Danach erfolgte in dieser Frage allge- mein ein Paradigmenwechsel und seitdem hat sich auch im Verein viel getan: Neben dem Hauptsitz in Hall ist der PSP Tirol in St. Johann, Wörgl, Hall, Telfs und Innsbruck vertreten. Durchschnittlich tausend bis 1300 Klienten werden pro Jahr von über 300 Fachkräften betreut. Das Team kommt aus den unterschiedlichsten Sparten, beispiels- weise aus den Bereichen Psychiatrie, Neuro- logie, Krankenpflege oder Sozialpädagogik. Breit gefächert sind auch die Angebo- te und Leistungen des PSP Tirol. „Zunächst bieten wir eine kostenlose und anonyme Erstberatung an“, sagt Matthias Raslagg, der seit über zehn Jahren als Ergotherapeut für den Verein tätig ist. Nach einer fachärzt- lichen Zuweisung werden die Betroffenen ins Betreuungsprogramm aufgenommen. Dabei werde im weitläufigen Feld der psy- chischen Erkrankungen auf jede betroffene Person individuell eingegangen.„Das Selbst- bestimmungs- und Mitspracherecht ist uns dabei besonders wichtig“,erklärt der 38-jäh- rige Innsbrucker. In der Beschäftigungsiniti- ative gehe es darum, den Klienten wieder eine Tages- und Wochenstruktur zu geben. Hier sei es wichtig, Hindernisse abzubauen, „zum Beispiel, wenn jemand die Öffentlich- keit scheut und Probleme hat, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen“. Der nächste Schritt sei die Arbeitsinitiative: Durch Ar- beitstrainings, etwa in Absam, sollen die Kli- enten in einem geschützten Umfeld wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Ein besonderes Angebot ist die Peer-Be- ratung: Hier werden Menschen mit psychi- scher Erkrankung,die nun stabil sind,selbst zu Beratern. Für Raslagg eine höchst sinn- volle Einrichtung, denn „gewisse Erfahrun- gen, etwa mit Nebenwirkungen von Medi- kamenten oder mit familiären Problemen, kann ich nicht adäquat vermitteln“. (TL) Mein Verein Foto:tl Foto:PeterAbart Therapie-Polster aus Tirol Patienten mit Unruhezuständen brauchen besondere Unterstützung. Diplomkrankenpfleger Peter Abart wurde deshalb zum Erfinder. „Was hat mir damals in meiner Zeit als Krankenpfleger gefehlt? Was hätte ich gebraucht?“ Das war die Frage, die sich Peter Abart stellte. Der ehemalige Diplomkrankenpfleger ist mittlerweile Unternehmer und Tüftler. Zu seinen neuesten Erfindungen zählt ein Hilfsmittel, das vielen Ange- hörigen oder Pflegekräften von Demenzkranken das Leben deutlich erleichtern könnte, der soge- nannte „Nestel Therapie-Polster“. Entwickelt hat er den, nachdem das AZW (Ausbildungszentrum West) und die Klinik Innsbruck einen entsprechenden Bedarf artikuliert hatten.„Intensivpatien- ten, Demenzkranke oder Patienten in psychiatrischen Einrichtungen leiden oftmals an schweren Unruhezuständen. Da wird gezogen, gerissen und gezerrt“, erzählt Abart. Die Folge: Die Patien- ten müssen sediert werden, Pflege und Betreuung sind dadurch besonders zeitintensiv. Solche Patienten brauchen Beschäftigung. Hier setzt das Therapie-Kissen an. Auf dem Kissen sind unter- schiedliche Applikationen angebracht, so zum Beispiel Bänder zum Zopfen, Schrauben zum Dre- hen, ein Klettverschluss oder Knopf. Das beruhigt die Patienten und verhindert, dass sie an me- dizinischen Gerätschaften reißen oder ziehen. Der Polster ist auch chemothermisch behandelbar und kann bei 60 Grad gewaschen werden – wichtige Faktoren für den Einsatz in Krankenhäusern oder im Pflegebereich. Abart beliefert mittlerweile Krankenhäuser in ganz Österreich. f www.med37grad.com (FK)