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DOROTHEUMDOROTHEUM
d e s S t i l s
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DOROTHEUM
ANGELIKA
Taschen
A lc h e m i s t i n
Cover & Intro
Photographer: Anna Kovačič
Hair&Make Up: Adriana Bartošová
Assistant of photographer: Tomáš Orálek
Production & creative consulting: Milosh Harajda
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DOROTHEUM
Beginn von Cohens Kunstsammlung mit Arbeiten
des britischen Industriemalers L. S. Lowry:
Father & Two Sons, 1950
AllimagescourtesyofTheFrankCohenCollection
W e n n i c h h ö r e :
„ D e r K ü n s t l e r i s t s o
s c h w i e r i g “, d a n n
w e i ß i c h i m m e r s c h o n :
„ D a s i s t e i n g e f u n d e n e s
F r e s s e n f ü r m i c h ! “
B u c h ve r l e g e r i n A n g e l i k a Ta s c h e n a l s
I n te r i e u r g e s t a l te r i n . E i n I n te r v i e w
m i t d e r Ko s m o p o l i t i n u n d S t i l e x p e r t i n
ü b e r d i e N o t w e n d i g ke i t vo n S c h ö n h e i t
u n d K u n s t j e n s e i t s vo n B e h ü b s c h u n g .
Von Doris K rumpl
Verbinden Sie Wien eher mit „Wien um 1900“
oder sehen Sie Wien als moderne Stadt?
Es gibt ja Initiativen wie die Vienna Art
Week, die auch die starke Zeitgenossen-Szene
zeigen will.
Das kulturelle Erbe von Wien und auch jenes von
Paris lastet schwer – was ich als Romantikerin sehr
schön finde. Aber Wien im 21. Jahrhundert, da wir-
ken schon Kräfte dagegen, aus der Geschichte her-
aus. Es ist nicht wie in Berlin, wo alles mehrmals
zerstört und wieder neu aufgebaut wurde, wobei
immer mehr Freiheit entsteht, Neues zu gestalten.
Aber aus Wien kommt jemand wie Franz West, den
ich sehr verehre. Seine Anti-Haltung, die formlosen
Klumpen seiner Skulpturen, deren Aussage „Ich will
nichts gestalten“ – auch das ist ein Sich-Beziehen
auf die Geschichte.
Ihre beiden Firmen heißen Angelika Books
und neuerdings auch Angelika Interiors.
Wie kam es dazu?
Fast 25 Jahre habe ich als Cheflektorin und Ver-
legerin Bücher im Taschen Verlag gemacht und
dabei einen großen Erfahrungsschatz gesammelt.
Mit meinem kleinen Verlag arbeite ich nun neben
eigenen Büchern an auf unterschiedliche Kunden
und Verlage zugeschnittenen Buchprojekten. Dabei
hatte ich in den vergangenen Jahren immer auch
große Lust, noch einmal etwas Neues anzufangen.
Es hat allerdings ein wenig gedauert, bis bei mir
der Groschen gefallen ist, dass ich mit meinem
Know-how in Kunst, Architektur und Design
und meinem Gespür für Atmosphäre, für Licht,
Blickachsen und Räume einfach das machen
sollte, was mir schon seit Jahrzehnten leidenschaft-
lich Spaß macht.
Wieso haben Sie nicht schon früher Interior
gemacht? Bei Ihren Interessen liegt das ja
auf der Hand.
Die Idee kam erst, als ich eine neue Wohnung
einrichtete. Ich gerate da jedes Mal in eine Art
Rauschzustand, grabe und recherchiere nach Stof-
fen, Bodenbelägen, Möbeln, Lampen, aber auch
Armaturen, Vasen und Geschirr – so lange, bis ich
das Passende gefunden habe. Freunde haben mich
immer schon um Rat gebeten, wenn es um Einrich-
tungsfragen ging. Ich bin aber nicht der klassische
Interieur-Dekorateur, der vor allem darauf achtet,
dass die Muster des Teppichs zu den Kissen und
zum Vorhang passen. Ich will vielmehr die spezifi-
sche Wirkung der Räume und des Lichtes heraus-
arbeiten und zu diesem Zweck präzise diejenigen
Möbel und Objekte und auch Kunst finden, die
nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern sozusa-
gen auch eine Geschichte mit einzubringen haben;
und natürlich gestalterische Qualität. Es geht mir
dabei vor allem um den Prozess des Suchens und
des Findens für den jeweiligen Kunden und einen
spezifischen Ort.
In Ihrer Berliner Wohnung sieht man viele
Objekte, die an der Schnittstelle von Kunst
und Design stehen: eine Lampe von Pae White,
den Weltempfänger aus Beton von Isa Genzken,
eine Porzellan-Blumenvase in Hundeform von
Jeff Koons … Diese Zwischenformen scheinen
Ihnen besonders zuzusagen. Aber auch
klassische Gemälde nehmen offenbar einen
speziellen Platz ein.
Ein Gemälde oder eine Fotoarbeit soll bei mir zum
Hauptakteur werden – ganz anders als bei der
Petersburger Hängung. Ich habe einige wenige
Dorotheum myART MAGAZINE: Sie haben
schon in einigen Städten weltweit gelebt
und sind viel gereist. Zeigt sich bei allen
Orten trotz aller Verschiedenheit eine
Gemeinsamkeit?
Angelika Taschen: Metropolen – wie etwa London,
New York oder Berlin, also Städte, in denen ich
mich oft aufhalte - sind Creative Hubs, Melting
Pots. Ich glaube, viele neue Lebensformen, Ide-
en und Trends gehen von solchen Megacitys aus.
Allerdings kommen im letzten Jahrzehnt die größ-
ten Veränderungen nicht aus einer dieser Städte,
sondern aus dem Silicon Valley.
©SandraSemburg/KnesebeckVerlag
© Sandra Semburg / Knesebeck Verlag
Momentaufnahme der Berliner
Wohnung: Martin Eders„Tattoo“
über schwarzen Stiefeletten.
Die besten Looks und Adressen
der Stadt findet man im
„Berliner Stil“von Angelika
Taschen, Knesebeck Verlag
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Angelika Taschen
Die Kunsthistorikerin ist eine Kapazität in den Bereichen zeitgenössische Kunst ,
Design, Architektur und Interior Design. In fünfter Generation in eine Bonner
Buchhändlerdynastie geboren, entschied sich Angelika Taschen nach dem Studi-
um für eine Karriere im Verlagswesen. Nach fast 25 Jahren als Verlegerin und
Herausgeberin einer großen Anzahl von Büchern und vielen Bestsellern für den
Taschen Verlag verleg te sie ihren Lebensmittelpunkt von den Hollywood Hills
nach Prenzlauer Berg. Neben Buchprojekten für verschiedene Verlage wie zum
Beispiel „Der Berliner Stil“ für den Knesebeck Verlag berät sie von Berlin aus
kommerzielle und private Kunden in sämtlichen Aspekten des Interior Design.
cont act@angelik at aschen.com
dass man sie versteht. Von Juergen Teller habe
ich zwei, drei Fotos im „Stern“ gesehen, ihm einen
Brief geschrieben, ihn dann in London getroffen
und dort das Buchprojekt vereinbart. Die Fotos von
Wolfgang Tillmans habe ich auf Rat eines Freundes
in der Kölner Galerie Daniel Buchholz entdeckt,
wo er seine erste Ausstellung hatte, und war sofort
verliebt. Es waren für mich bis heute wesentli-
che Begegnungen. Von beiden Künstlern habe ich
Fotos bei mir hängen.
Mit Modedesigner Rick Owens „kuratierten“
Sie kein Buch, sondern eine Ausstellung
seiner Möbelentwürfe.
Dieser Mann – genial! Ich kenne ihn noch aus Los
Angeles. Ich war häufig im Les Deux Café seiner
Frau Michèle Lamy zu Gast, dem damals angesag-
ten Restaurant in Hollywood, wo man sich sah. Ihr
großer Erfolg kam aber erst nach dem Umzug der
beiden nach Paris. Auf die Möbelentwürfe von Rick
Owens stieß ich dann bei der Produktion meines
„New Paris Interior“-Buches, für das ich Owens’
Haus fotografieren ließ. Da entstand die Ausstel-
lungsidee, die dann 2010 in Berlin realisiert wurde.
Allerdings waren die Berliner Besucher vielleicht
noch nicht reif für seine Möbel: Man sammelte
schöne Stühle aus den 1960er-Jahren, kanonisierte
Formen - und dann kommt Rick Owens und macht
Möbel, die einfach nicht einzuordnen sind. Es wur-
den jedenfalls sehr wenige Möbel verkauft.
Gerti Draxler, Designexpertin des
Dorotheum, offeriert seit rund zehn Jahren
ebenfalls zeitgenössische Hybride von Kunst
und Design in ihren, wie sie es nennt,
„kuratierten Auktionen“.
Die Grenzen zwischen Kunst und Design, aber auch
zwischen Mode und Kunst verschwimmen. Kunst
ist jetzt nicht mehr allein den Happy Few vorbe-
halten, aber zeitgenössisches Design besitzt durch-
aus noch Potenzial. Erst von Mitte der 1990er an
sammelte man modernes Design auch, und es gab
erste Auktionen dazu. Das hat mich von Anfang an
interessiert. Eines der ersten Bücher, die ich für den
Taschen Verlag realisierte, war 1989 „Möbeldesign
im 20. Jahrhundert“ – da habe ich Feuer gefangen.
30 Jahren fast ausschließlich mit Design, Kunst
und Architektur. Auch jemand wie Raf Simons
oder Marc Jacobs hat eine tolle Kunst- und Design-
sammlung. Denn gute Mode hat immer mit einem
Wissen über den eigenen Tellerrand hinaus zu tun.
Da sind viele kulturelle Ebenen dahinter. Jede Kol-
lektion beschäftigt sich ja auch mit den Themen
der Gegenwart. Nicht die Frage Rüschen- oder
Bleistiftrock zählt, sondern hier geht es um andere
Dinge – solange es sich um gutes Design handelt!
Ich habe das Glück gehabt, mich seit der Kindheit
mit den schönen Dingen, den Künsten, beschäfti-
gen zu können.
Die Notwendigkeit von Ästhetik und das
menschliche Grundbedürfnis nach Schönheit
thematisiert Herta Müller in ihrem jüngsten
Buch „Mein Vaterland ist ein Apfelkern“, in
dem sie im Gegensatz dazu die programmierte
Hässlichkeit im Kommunismus vorführt, ver-
sinnbildlicht in der „sozialistischen Vitrine“.
Schönheit ist ein Grundbedürfnis. Und hat beileibe
nicht nur mit der Oberfläche zu tun hat. Etwas ist
schön, wenn es durchdrungen, integer, tief emp-
funden wirkt.
Wände in der Wohnung, an denen ich ab und zu
umhänge, aber ich füge nie etwas hinzu. Die Gren-
zen zwischen Kunst und Design sind nicht mehr so
eng wie früher.
Mit den später weltberühmten Fotografen
Juergen Teller und Wolfgang Tillmans haben
Sie deren erste Bücher produziert. Wie kam es
zu der Zusammenarbeit?
Mit Künstlern zu arbeiten ist für mich das Schönste,
weil immer inspirierend. Ich höre oft von Leuten:
„Der ist so schwierig“, dann weiß ich immer schon:
„Das ist ein gefundenes Fressen für mich!“ Leute
sind oft gar nicht so schwierig, wenn sie merken,
Welche Rolle spielen Auktionshäuser?
Jedes Haus hat etwas Eigenes zu bieten. Im
Dorotheum suche ich etwa Wiener Werkstätte.
Schöne Loos-Möbel, die ich beim Fotografieren des
Covers für das Dorotheum-Magazin ja aus nächster
Nähe in der Villa Müller in Prag sah, haben etwas
Zeitloses. Ich entdeckte im Dorotheum auch bereits
wunderbare Dagobert-Peche- oder Lobmeyr-Leuch-
ter. Ganz zu schweigen von den Möbeln von Franz
West, die ich vom ersten Augenblick an nur toll
fand. Obwohl wir in einer globalisierten Welt leben,
ist es doch interessant, welche unterschiedlichen
Akzente Auktionskataloge aus Frankreich, London,
Kalifornien, Deutschland oder Österreich setzen.
Ihr Credo beim Einrichten?
Ich bin für Eklektizismus. Ich mische gerne: klas-
sische Sachen, etwa ein gutes Bauhaus-Möbel, mit
Zeitgenössischem wie einer Lampe von Ronan und
Erwan Bouroullec.
Editing – also Dinge herauszuarbeiten – wird
immer bedeutender in einer Welt, in der alles
verfügbar ist, wo man sich aber angesichts
der Fülle schwer orientieren kann.
Unbedingt! Das erklärt auch den Boom der Con-
cept Stores. Man muss so viel wissen, um die richti-
gen Dinge zu finden. Ich beschäftige mich seit über
Doris Krumpl, ehemalige Kulturjournalistin, ist seit
2004 Pressesprecherin des Dorotheum.
©SandraSemburg/KnesebeckVerlag
©OliverMark
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