1. Ursachen, Symptome und Fehldiagnosen:
wie wissenschaftliches Fehlverhalten
entsteht und warum es vertuscht wird
Leonid Schneider,
Unabhängiger Wissenschaftsjournalist
leonid.schneider@gmail.com
Twitter: @schneiderleonid
forbetterscience.wordpress.com
3. Journals und Förderagenturen bevorzugen
vereinfachende und effektheischende
Konzepte der Wissenschaft
• Stammzellen! Organe aus dem Labor!
• Krebsheilung!
• Ein Gen-ein Phänotyp Modelle
(Gen für Autismus! Gen für Schizophrenie!)
• Anwendungs- und Vermarktungspotenzial
4. Das Paper als Ehrenabzeichnung
• Nicht der Inhalt zählt, sondern wo es publiziert wurde
• Peer Review gilt als Qualitätssiegel:
Strenge entspricht angeblich dem Journal-Rang
• Es gilt daher nur Journal-Editoren und 1-4 Gutachter zu
überzeugen (hinter den Kulissen)
• Die Meinung der weiten
Forscher-Gemeinschaft ist unwichtig
5. Jungen Wissenschaftler(inne)n wird von Betreuern oft gesagt:
- Wenn du dieses Ergebnis lieferst,
publizierst du ein schönes Paper und findest Arbeit
- Wenn du dieses Ergebnis nicht lieferst,
publizierst du nichts und wirst arbeitslos
Wie Fehlverhalten anfängt….
6. Wissenschaftler(innen) manipulieren Daten….
Um die Wirklichkeit an die eigene vorformulierte Theorie
anzupassen
Um eine wissenschaftliche Entdeckung der Konkurrenz zuerst
zu veröffentlichen (Scoop)
7. Was nicht passt, wird passend gemacht
• Selektive Datenaufnahme, Vernachlässigen der Kontrollen
(sehr verbreitet, oft unbewusst)
• Daten-”Anpassung” oder Manipulation
(seltener)
• Datenfälschung
(selten)
• Übergänge fließend
8. Fehlverhalten gedeiht im Klima der Angst
• Dunkle Kanäle entscheiden über akademische Karrieren
• Offene Debatte wird aktiv unterdrückt
• Whistle-Blower werden bestraft
• Fehlverhalten-Untersuchungen dienen oft nicht der
Aufklärung, sondern Schadensbegrenzung
9. Wissenschaft ist kooperativ und kompetitiv
• Akademische Forschung is abhängig von Drittmitteln
• Wissenschaftspfusch wird deswegen stillschwiegend toleriert
• Sorge um Forschungsförderung zwingt Forschende selbst mit
grössten Betrügern zu kooperieren
• Wer Fördergelder bringt, wird protegiert:
die Entstehung des Zombiewissenschaftlers
10. Olivier Voinnet, französischer Pflanzenwissenschaftler
• 8 Retractions, massenhaft Corrigenda wegen
Datenmanipulation, EMBO Gold Medaille und auch
Fördergelder entzogen
• Definition des Forschungsbetrugs neu definiert, um ihm die
ETH Zürich-Professur und ein Verbleiben im CNRS-System zu
sichern
Photocredit:Maigrot/REA
11. Sonia Melo, portugiesische Krebsforscherin
• Retraction wegen Datenmanipulation, EMBO Young
Investigator Förderung entzogen, Ergebnisse nicht
reproduzierbar
• Nach interner Untersuchung re-installiert als Gruppenleiterin
an der Universität Porto
Photocredit:UniversityofPorto
12. Kathrin Maedler, Diabetesforscherin Uni Bremen
• Retraction wegen Bildduplikationen, Forschungsergebnisse
widerlegt, gescheiterte klinische Versuchsreihen
• Nach zwei internen Untersuchungen (Universitäten Zürich
und Bremen) vollständig rehabilitiert.
Untersuchungsprotokolle werden geheim gehalten,
Bildduplikationen und Fehlen der Originaldaten wird
zugegeben, aber als unbedeutend abgetan.
Photocredit:UniversityofBremen