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Armut und KriminalitÀt
Heiner Koch
Einleitung
Die Sicherheitsethik sieht sich oft mit dem Problem konfrontiert, dass einem ak-
tuellen, tatsÀchlichen oder vermeintlichen Sicherheitsproblem mit einer Sicher-
heitsmaßnahme begegnet wird, die dann ethisch bewertet werden soll. Dies ist
insofero ein Problem, dass es in diesem ethischen TagesgeschÀft oft keine wirk-
lich befriedigenden Lösungen gibt. Die Ethik darf sich zwar nicht aus Bequem-
lichkeit aus dem ethischen TagesgeschĂ€ft zurĂŒckziehen, doch sie darf sich auch
nicht von diesem so unter Druck setzen lassen, dass sie nicht mehr aufeine grö-
ßere Perspektive reflektieren kann.
Diese grĂ¶ĂŸere Perspektive besteht immer wieder in der Identifizierung ge-
samtgesellschaftlicher Ursachen fiir die Entstehung von Problemen. Nicht mehr
konkrete Sicherheitsmaßnahmen und deren ethische Schwierigkeiten sind dann
Thema der Ethik, sondern der Umgang mit der Entstehung von Unsicherheiten.
Wenn aufdie Entstehung von Unsicherheiten geblickt wird, dann handelt es sich
- beispielsweise im Bereich von KriminalitÀt - nicht mehr einfach nur um mo-
ralische Verfehlungen einzelner Krimineller, sondern um die gesellschaftlichen
Bedingungen, unter denen diese Probleme ĂŒberhaupt erst auftreten. Die Behaup-
tung ist nun, dass unter anderem Armut und die damit in Verbindung stehenden
sozialen Ungleichheiten eine nicht zu vernachlÀssigende Komponente zur ErklÀ-
rung von Unsicherheit sein kann'. So stellt sich dann etwa nicht mehr die Frage,
ob VideoĂŒberwachung Privatheit verletzen kann, sondern ob nicht statt der Sym-
ptombekĂ€mpfung mit derVideoĂŒberwachung grundlegendere LösungsansĂ€tze im
Umgang mit Sicherheitsproblemen gefunden werden mĂŒssen. Hierzu gehört un-
ter anderem die BekÀmpfung von Armut.
Die Thematisierung von Armut im Sicherheitskontext hat jedoch auch ihre
Schwierigkeiten. WĂ€hrend Armut als soziales Problem verstanden werden kann,
Hier ist zu betonen, dass Armut und soziale Ungleichheit nicht alleinige Ursache von Unsi-
cherheit und KriminalitÀt ist. Insbesondere feministische Kritik an ökonomisch orientierten
ErklÀrungsmodcUcn zeigt, dass hÀusliche und sexualisierte Gewalt nicht hinreichend unter
diesem Gesichtspunkt erfasst werden kann.
R. Ammicht Quinn (Hrsg.), Sicherheitsethik, Studien zur Inneren Sicherheit 16,
DOI 10.1007/978-3-658-03203-6_13, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
202 HcincrKoch
das im Sinne der Betroffenen gelöst werden muss, Àndert sich die Perspektive,
wenn Armut unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit betrachtet wird. Insofern ein
Zusammenhang zwischen Armut und KriminalitÀt behauptet wird, gilt es nicht
mehr die Armut als soziale Ungerechtigkeit zu bekÀmpfen, sondern die Gefahren,
die von ihr ausgehen, zu kontrollieren. Dies kann darin bestehen, die Armut als
Ursache för ein Sicherheitsproblem zu bekÀmpfen oder die Folgen der Armut zu
kontrollieren, indem mit sozialpÀdagogischen Programmen und Strafen das Ver-
halten der Armen reguliert wird. In gewisser Weise findet in dieser Kontrolle der
Armutund Armutsfolgen eine Versicherheitlichung sozialer Probleme statt. Trotz
(oder gerade wegen) dieser Probleme macht es Sinn, auch aus ethischer Perspek-
tive ĂŒber den Zusammenhang von Armut und Sicherheit nachzudenken. Dieser
Zusammenhang soll aufdrei Ebenen thematisiert werden:
I. Arme Menschen werden leichterund stÀrker als reiche Menschen kriminali-
siert, indem ihrVerhalten eher als kriminell definiertwird als das derReichen'.
2. Armut selbst oder Folgeerscheinungen der Armut können zu KriminalitÀt
fĂŒhren. Hierbei leiden insbesondere auch arme Menschen unter dieser Kri-
minalitÀt.
3. Arme (exkludierte) Menschen werden in bestimmten Kontexten als eine
gef"ahrliche Klasse gesehen, die kontrolliert werden muss.
1. Kriminalisierung
Gerade aus ethischer Perspektive sollte ein vorschnelles undifferenziertes Reden
ĂŒber (Angriffs-) Sicherheit und KriminalitĂ€t vermieden werden. Der Gesamtbe-
reich der Sicherheit, der durch die Ethik reflektiert wird, ist schließlich nicht de-
ckungsgleich mit dem Bereich der KriminalitÀt, der durch das geltende Recht de-
finiert wird. Weder istjede kriminelle Handlung ein Sicherheitsproblem, noch ist
Sicherheit nur durch kriminelles Handeln gef"Ă€hrdet. So ist der mĂ€ĂŸige und pri-
vate Konsum sogenannter sanfter Drogen genauso wenig ein Sicherheitsproblem
wie ein vergleichbarer Alkoholkonsum. Dennoch wird er kriminalisiert. Sicher-
heit kann außerdem auch durch nicht kriminelles Handeln gef"Ă€hrdet sein, etwa
durch bestimmte Umweltverschmutzungen, riskantes Verhalten aufden Finanz-
2 Dies lĂ€sst sich etwa auch - selbst bei großem öffentlichen Druck - an den Schwierigkeiten
erkennen, Steuerhinterziehungoder bestimmtes Verhalten im Wirtschaftsbcrcich als Straftaten
klassifizieren und verfolgen zu können.
Armut und KriminalitÀt 203
mÀrkten oder staatliches Handeln'. Daher macht es Sinn, in einer ethisch orien-
tierten Sicherheitsperspektive nicht einfach an kriminologische Fragestellungen
anzuknĂŒpfen, sondern an die Untersuchungen von Unsicherheit verursachendem
Verhalten. Dies wird in kritischer Distanz zur herkömmlichen Kriminologie im
Rahmen der Zemiologie (vom griechischen Wort "zemia" mit der Bedeutung
Schaden) versucht (Hillyard et al. 2004). Der soziale Schaden ("social harm")
steht hier im Mittelpunkt der Forschung. Dies hat eine besondere Bedeutung fĂŒr
den Zusammenhang von Sicherheitund Armut. Die kriminalitÀtsorientierte Per-
spektive thematisiert Sicherheitsprobleme oft (wenn auch innerhalb dieser Per-
spektive umstritten) als von den Ă€rmeren Schichten ausgehend und berĂŒcksich-
tigt dabei nicht die Sicherheitsprobleme, die vom staatlichen Handeln oder vom
Handeln der reicheren Schichten ausgehen.
In diesem Kontext ist auch zu thematisieren, warum bestimmte Handlungs-
weisen als "kriminell" eingestuft werden und andere nicht. Der Etikettierungs-
ansatz ("Labeling Approach") geht davon aus, dass Devianz und KriminalitÀt
Zuschreibungen sind, die in sozialen Aushandlungsprozessen erzeugt werden
(Keckeisen 1976, Peters 2009). Nicht der Bruch von Naturrecht oder die tatsÀch-
liche Verletzung von Sicherheit begrĂŒndet damit KriminalitĂ€t, sondern erst die
Zuschreibung. Damit verschiebt sich das Interesse von der Ursache fĂŒr kriminel-
les Handeln auf die Praktiken, durch die etwas zur KriminalitÀt gemacht wird.
Nicht der Diebstahl als Handlung ist erklĂ€rungsbedĂŒrftig, sondern der Umstand,
dass wir ein bestimmtes Handeln als Diebstahl klassifizieren. Hierbei machte in
Deutschland erstmals Sack (1968: 472) daraufanfmerksam, "dass die Zuweisung
in kriminelle Rollen hinein wesentlich abhÀngt von der sozialen Schicht, der der
Abweichende angehört bzw. von der Familiensituation, aus der er kommt." Im-
anf den Etikettierungsansatz zurĂŒckgreifenden - Karrieremodell (exemplarisch
Becker 1973) wird die Zuschreibung "kriminell" Grundlage fĂŒr eine kriminel-
le Karriere. Nicht zuletzt deshalb wurde zunehmend anf Diversion (Ersetzung
von Strafverfolgung durch andere Maßnahmen) gesetzt, wobei gerade diejenigen
Personen, denen eine gute Lebensperspektive zugeschrieben wird, von diesem
Instrument profitieren und Personen, die anfgrund ihrer sozialen Lage als "hoff-
nungslos" gelten, mit Strafe rechnen mĂŒssen. So verweist auch Garland (2001)
darauf, dass unterschieden wird zwischen einer "Criminology ofthe Seit'" und ei-
ner "Criminology ofthe Other". Das Verhalten derer, die als zur eigenen Gruppe
zugehörig wahrgenommen werden, wird verharmlost (und nicht kriminalisiert),
3 Zwar werden Teilbereiche hiervon kriminalisiert und weitere Bereiche sind immer wieder in
der Diskussion, doch relevante Anteile bleibennicht-kriminell, obwohl sie Sicherheitsprobleme
darstellen.
204 HcincrKoch
wÀhrend das Verhalten der anderen ohne moralische Bindung sei und daher auf
dieses mit harten Maßnahmen reagiert werden mĂŒsse.
2. Armut als Ursache fĂŒr KriminalitĂ€t
Nun kann es nicht nur sein, dass aufgrund von Armut eine ungleiche Kriminali-
tÀtszuschreibung erfolgt. Auch wird Armut tatsÀchlich als eine Entstehungsbe-
dingung von KriminalitÀt gesehen. Hierbei ist es aufgrund der Datenlagen nicht
so leicht, einen empirisch verlÀsslichen Zusammenhang zwischen KriminalitÀt
und Armut herzustellen (Bourguignon 2001). Dennoch ist in lokalen und inter-
national vergleichenden Studien ein Zusammenhang zwar nicht zwischen abso-
luter Armut und KriminalitÀt, aber zwischen relativer Armut (Ungleichheit) und
KriminalitÀt zu sehen (Ehrlich 1973, BlocklHeineke 1975, Freeman 1996, Fajn-
zylber et al. 1998, ChiuJMadden 1998, Pfeiffer 1998, Kelly 2000). Dies bedeutet
nicht, dass die (relative) Armut automatisch zu KriminalitĂ€t rĂŒhrt. Weitere Fak-
toren wie Perspektivlosigkeit, sozialerAusschluss oderAnomie mĂŒssenhinzutre-
ten. Armut stehtjedoch oft in einem engen Zusammenhang mit geringer Bildung,
sozialem Ausschluss und gerade daher auch einer Perspektivlosigkeit. Dies ist in
Deutschland insbesondere bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund der
Fall (Pfeiffer 2001). Der Verlust sozialer Sicherheit stellt damit ein Sicherheits-
problem aufanderer Ebene dar.
Dem Verlust von Lebensperspektiven und sozialer Sicherheit kann dabei
nicht allein mit wohlfahrtsstaatlichen Methoden begegnet werden, sondern muss
durch die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe gelöst werden. Hierbei ist
es bemerkenswert, dass sich die empirischen Ergehnisse der Kriminologie nur
geringfĂŒgig in den politischen Entscheidungen niederschlagen. So erfreut sich die
GerĂ€ngnisstrafe (entgegen einer ĂŒber die IndividualprĂ€vention hinausgehenden
UrsachenbekĂ€mpfung) immer noch einer großen Beliebtheit in mehr oderminder
großen Teilen der Politik, der Rechtssprechung und der Bevölkerung, obwohl sie
(abgesehen von der vermeintlichen Sicherheit fĂŒr andere durch das Wegsperren
als gerĂ€hrlich betrachteter Menschen) im besten Fall wirkongslos, oft jedoch fĂŒr
die kriminelle Karriere f"örderlich ist und viel Geld kostet, das in der Ursachen-
bekÀmpfung gut aufgehoben wÀre.
Nicht nur ist Armut eine Mitursache fĂŒr die Entwicklung von KriminalitĂ€t,
sondern Menschen, die in Armut leben, mĂŒssen auch stĂ€rker damit rechnen, Op-
fer von schÀdigendem Verhalten zu werden (Hope 1995, Pantazis 2000). Hierzu
gehört der "social harm", der durch die oberen Schichten verursacht wird (Tombs/
White 2006, CroalI2007), aber auch die KriminalitÀt der Àrmeren Schichten. Im
Armut und KriminalitÀt 205
Gegensatz zu Personen mit ausreichenden finanziellen und anderen Ressourcen
haben Ă€rmere Menschenhaben kaum die Möglichkeit private Sicherhei!smaßnah-
men zu ergreifen oder sich von Orten fernzuhalten, an denen hÀufiger Krimina-
litĂ€t stattfindet - sei es das soziale Nahumfeld oder das eigene Stadtviertel. FĂŒr
sie ist es schwierig oderunmöglich, die eigenen Kinder aufeine "bessere" Schule
zu schicken, in ein teureres Stadtviertel zu ziehen oder auch lÀngere Pendelstre-
cken zur Arbeit in Kauf zu nehmen. Einen Extremfall stellen sicherlich "Gated
Communities" dar. Deren Grundidee ist, sich von den gesellschaftlichen Berei-
chen und Klassen zu trennen, die als Bedrohung wahrgenommen werden. Diese
freiwillige Exklusion der Reichen drohe zu einer Entsolidarisierung mit den zu-
ruckgebliebenen Menschen zu rĂŒhren (Lasch 1996). Die BekĂ€mpfung der Ursa-
chen von KriminalitĂ€t und die Sorge um die Opfer der KriminalitĂ€t wĂŒrden be-
deutungslos, wenn man selbst nicht mehr davon betroffen sei (Lasch 1996: 45f.).
3. Gerahrliche Klassen, Wohlfahrt und KriminalitÀt
Der RĂŒckzug reicherer Klassen aus dem Lebensbereich Ă€rmerer Klassen ist im
Rahmen der Debatten um gerahrliche Klassen zu verstehen. Die Grundidee ist,
dass eine Klasse die Sicherheit der restlichen Gesellschaftsmitglieder bedrohen
wĂŒrde. Historisch betrachtet ist diese Idee in der Mitte des 19. Jahrhunderts in
Frankreich entstanden'. "Die Armen und lasterhaften Classen sind immer die
produktivsten Pfiaozschulen aller Arten von Verbrechen gewesen und werden es
stets sein; es sind diejenigen, die wir besonders unter dem Titel der gerÀhrlichen
Classen bezeichnen werden; denn selbst wenn das Laster nicht von der Verderb-
lichkeit begleitet ist, dadurch, daß es sich in demselben Individuum zur Armuth
gesellt, ist es ein gerechter Gegenstand der Furcht rUr die Gesellschaft, es ist ge-
rÀhrlich." (Fregier 1840: 13).
WĂ€hrend diese Sichtweise durch die gesellschaftliche Einbindung der armen
Klassen an Bedeutung verloren hat, lÀsst sich seit einiger Zeit eine Wiederkehr
dieser Perspektive feststellen. An der Stelle, wo Armut in Exklusion mĂŒndet, (ar-
beitslose) Menschen als ĂŒberflĂŒssige Teile der Gesellschaft ausgesondertwerden,
die Einbindung also beendet wird, scheint das Problem der gerahrlichen Klasse
zurĂŒckzukehren. Die AufstĂ€nde in den Banlieues Frankreichs oder die Unruhen
2011 in England könnten so interpretiert werden. In dem Moment, in dem Ar-
mut und Exklusion die innere Sicherheit gerÀhrden, werden sie im Rahmen der
Sicherheitspolitik- und nicht der Sozialpolitik - reformuliert. Armut wird dabei
4 FĂŒr einen historischen Überblick: Sheldon (2008).
206 HcincrKoch
nicht nur als KriminalitÀtsproblem gesehen; Armut gefÀhrdet auch die politische
StabilitÀt, indem es zu Unruhen und Klassenkonflikten kommen kann. Der Um-
stand, dass Einzelpersonen aus den Àrmeren Schichten kriminell werden, wird
aufdie ganze Klasse ĂŒbertragen.
Ähnlich wird auch Migration als Element der gefĂ€hrlichen Klassen gese-
hen. So titelte der Spiegel 2/2008 "Die Migration der Gewalt - Junge MĂ€nner:
Die gefÀhrlichste Spezies der Welt" und zeichnete ein Bedrohungsszenario, das
aus jungen, gewalttÀtigen, migrantischen MÀnnern bestand (Rinn 2009: 90). Ar-
mut und Migration verschmelzen (zumindest im Hinblick aufjunge MĂ€nner) so-
mit zu einem Bild der generellen GefÀhrlichkeit.
Politik, die sich aufKriminalitÀtund die gef"ahrlichen Klassen bezieht, kann
dann ĂŒber die KriminalitĂ€t hinausgehende politische Ziele verfolgen. Außerdem
besteht die Möglichkeit des "Governing through crime", also des Regierens ĂŒber
KriminalitÀt, um damit die eigene politische Macht zu stabilisieren (Becket! 1997,
Sack 2004). Die gefÀhrlichen Klassen seien dabei unproduktiv, arbeitsscheu und
abhÀngig von sozialen Transferleistungen; sie befÀnden sich in einem moralischen
Verfall und gef"ahrdeten konservative Werte, auch dadurch, dass sich hÀufig Mi-
granten unter ihnen befÀnden; sie drohten politische Unruhen zu verursachen
und hÀtten einen exzessiven, gesellschaftsgefÀhrdenden Drogenkonsum (Gordon
1994, Wehrheim 2006: 40f., Rinn 2009). Eine aktivierende Arbeitsmarktpolitik,
Grenzsicherung und Zuwanderungspolitik (Morris 1994: 136ff.), der Kampfge-
gen Drogen und die Verteidigung konservativer Werte können damit Teil einer
sicherheitspolitischen Bearbeitung des Themas Armut sein. Normalisierung' und
die sicherheitspolitische ArmutsbekÀmpfung gehen hier Hand in Hand.
Dabei kann der Umgang mit den vermeintlichen gefÀhrlichen Klassen sehr
unterschiedlich ausfallen. WĂ€hrend gerade in Deutschland sozialpartnerschaftli-
che und wohlfahrtsstaatliche Lösungen favorisiert wurden und werden, behaup-
tet LOlc Waquant (2009) fĂŒr die USA und Frankreich einen Wechsel von wohl-
fahrtsstaatlichen Modellen (welfare) des Umgangs mit Armut hin zu Strafe und
GefÀngnis (prisonfare). Dieser "punitive turn" wird mit EinschrÀnkungen auch
von Sack (2004) ftir Deutschland behauptet.
Aktuell ist es interessant zu beobachten, dass nicht (nur) die armen Klassen
als gefÀhrlich angesehen werden. Investmentbanker scheinen ebenso in diese Rolle
zu geraten. So bemerkte im Kontext der FinanzmÀrkte schon 1997 der Finanzbe-
trugsexperte Rowan Bosworth-Davies: "Theirs is a primarily deviant, norm-eva-
sive, criminogenic culture, not much given to the willing acceptance ofregula-
tory contro!." (1997: 7). Und so verwundert es nicht, dass es ein großes mediales
5 Siehe dazu in diesem Band "Probleme der Normalisicrung", S. 167fT.
Armut und KriminalitÀt 207
Echo auf die Behauptung von Eichler (2012) in der Huffington Post, dass jeder
zehnte Wall Street Mitarbeiter ein Psychopath sei (entgegen jedem hundertsten
in der Normalbevölkerung). Nicht die Armen seien damit diejenigen, die morali-
sche Bindungen verlieren wĂŒrden, sondern die Investmentbanker. Es stellte sich
zwar heraus, dass es keine emstzunehmende Studie gab, die dies belegt, doch es
bleibt ein Bild, das von Lea (1997) wie folgt zugespitzt wurde: "From where the
criminologist is standing, the wild young men of finance capital begin to look
remarkably like some ofthe wild young men on the inner city housing estates."
Und so wird, anstalt die gesellschaftlichen Bedingungen der Probleme zu unter-
suchen, der moralische Verfall der Reichenund Armen angeklagt, die nicht mehr
Teil der Gesellschaft seien.
Dabei bleibt es eine schwer zu lösende Frage, wie eine gleichberechtigte
gesellschaftliche Teilhabe unter den gegebenen Bedingungen möglich sein soll,
durch die die Ursachen von vielen der hier angesprochenen Probleme beseitigt
werden könnten. Ein grundsÀtzlicher Ansatzpunkt istjedoch eine Politik, die öko-
nomische und soziale Unterschiede mildert, ohne dabei den Hauptfokus auf Si-
cherheitsfragen zu legen und damit keine Versicherheitlichung der Themen Ar-
mut und Exklusion vorantreibt. Gerade fĂŒr eine langfristige Pespektive sollten
soziale Fragen und die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe ins Zentrum
der Aufmerksamkeit gerĂŒckt werden.
Literatur
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208 HcincrKoch
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1029-Danh muc Sach Giao Khoa khoi 12.pdf
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Armut Und Kriminalit T

  • 1. Armut und KriminalitĂ€t Heiner Koch Einleitung Die Sicherheitsethik sieht sich oft mit dem Problem konfrontiert, dass einem ak- tuellen, tatsĂ€chlichen oder vermeintlichen Sicherheitsproblem mit einer Sicher- heitsmaßnahme begegnet wird, die dann ethisch bewertet werden soll. Dies ist insofero ein Problem, dass es in diesem ethischen TagesgeschĂ€ft oft keine wirk- lich befriedigenden Lösungen gibt. Die Ethik darf sich zwar nicht aus Bequem- lichkeit aus dem ethischen TagesgeschĂ€ft zurĂŒckziehen, doch sie darf sich auch nicht von diesem so unter Druck setzen lassen, dass sie nicht mehr aufeine grö- ßere Perspektive reflektieren kann. Diese grĂ¶ĂŸere Perspektive besteht immer wieder in der Identifizierung ge- samtgesellschaftlicher Ursachen fiir die Entstehung von Problemen. Nicht mehr konkrete Sicherheitsmaßnahmen und deren ethische Schwierigkeiten sind dann Thema der Ethik, sondern der Umgang mit der Entstehung von Unsicherheiten. Wenn aufdie Entstehung von Unsicherheiten geblickt wird, dann handelt es sich - beispielsweise im Bereich von KriminalitĂ€t - nicht mehr einfach nur um mo- ralische Verfehlungen einzelner Krimineller, sondern um die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen diese Probleme ĂŒberhaupt erst auftreten. Die Behaup- tung ist nun, dass unter anderem Armut und die damit in Verbindung stehenden sozialen Ungleichheiten eine nicht zu vernachlĂ€ssigende Komponente zur ErklĂ€- rung von Unsicherheit sein kann'. So stellt sich dann etwa nicht mehr die Frage, ob VideoĂŒberwachung Privatheit verletzen kann, sondern ob nicht statt der Sym- ptombekĂ€mpfung mit derVideoĂŒberwachung grundlegendere LösungsansĂ€tze im Umgang mit Sicherheitsproblemen gefunden werden mĂŒssen. Hierzu gehört un- ter anderem die BekĂ€mpfung von Armut. Die Thematisierung von Armut im Sicherheitskontext hat jedoch auch ihre Schwierigkeiten. WĂ€hrend Armut als soziales Problem verstanden werden kann, Hier ist zu betonen, dass Armut und soziale Ungleichheit nicht alleinige Ursache von Unsi- cherheit und KriminalitĂ€t ist. Insbesondere feministische Kritik an ökonomisch orientierten ErklĂ€rungsmodcUcn zeigt, dass hĂ€usliche und sexualisierte Gewalt nicht hinreichend unter diesem Gesichtspunkt erfasst werden kann. R. Ammicht Quinn (Hrsg.), Sicherheitsethik, Studien zur Inneren Sicherheit 16, DOI 10.1007/978-3-658-03203-6_13, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
  • 2. 202 HcincrKoch das im Sinne der Betroffenen gelöst werden muss, Ă€ndert sich die Perspektive, wenn Armut unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit betrachtet wird. Insofern ein Zusammenhang zwischen Armut und KriminalitĂ€t behauptet wird, gilt es nicht mehr die Armut als soziale Ungerechtigkeit zu bekĂ€mpfen, sondern die Gefahren, die von ihr ausgehen, zu kontrollieren. Dies kann darin bestehen, die Armut als Ursache för ein Sicherheitsproblem zu bekĂ€mpfen oder die Folgen der Armut zu kontrollieren, indem mit sozialpĂ€dagogischen Programmen und Strafen das Ver- halten der Armen reguliert wird. In gewisser Weise findet in dieser Kontrolle der Armutund Armutsfolgen eine Versicherheitlichung sozialer Probleme statt. Trotz (oder gerade wegen) dieser Probleme macht es Sinn, auch aus ethischer Perspek- tive ĂŒber den Zusammenhang von Armut und Sicherheit nachzudenken. Dieser Zusammenhang soll aufdrei Ebenen thematisiert werden: I. Arme Menschen werden leichterund stĂ€rker als reiche Menschen kriminali- siert, indem ihrVerhalten eher als kriminell definiertwird als das derReichen'. 2. Armut selbst oder Folgeerscheinungen der Armut können zu KriminalitĂ€t fĂŒhren. Hierbei leiden insbesondere auch arme Menschen unter dieser Kri- minalitĂ€t. 3. Arme (exkludierte) Menschen werden in bestimmten Kontexten als eine gef"ahrliche Klasse gesehen, die kontrolliert werden muss. 1. Kriminalisierung Gerade aus ethischer Perspektive sollte ein vorschnelles undifferenziertes Reden ĂŒber (Angriffs-) Sicherheit und KriminalitĂ€t vermieden werden. Der Gesamtbe- reich der Sicherheit, der durch die Ethik reflektiert wird, ist schließlich nicht de- ckungsgleich mit dem Bereich der KriminalitĂ€t, der durch das geltende Recht de- finiert wird. Weder istjede kriminelle Handlung ein Sicherheitsproblem, noch ist Sicherheit nur durch kriminelles Handeln gef"Ă€hrdet. So ist der mĂ€ĂŸige und pri- vate Konsum sogenannter sanfter Drogen genauso wenig ein Sicherheitsproblem wie ein vergleichbarer Alkoholkonsum. Dennoch wird er kriminalisiert. Sicher- heit kann außerdem auch durch nicht kriminelles Handeln gef"Ă€hrdet sein, etwa durch bestimmte Umweltverschmutzungen, riskantes Verhalten aufden Finanz- 2 Dies lĂ€sst sich etwa auch - selbst bei großem öffentlichen Druck - an den Schwierigkeiten erkennen, Steuerhinterziehungoder bestimmtes Verhalten im Wirtschaftsbcrcich als Straftaten klassifizieren und verfolgen zu können.
  • 3. Armut und KriminalitĂ€t 203 mĂ€rkten oder staatliches Handeln'. Daher macht es Sinn, in einer ethisch orien- tierten Sicherheitsperspektive nicht einfach an kriminologische Fragestellungen anzuknĂŒpfen, sondern an die Untersuchungen von Unsicherheit verursachendem Verhalten. Dies wird in kritischer Distanz zur herkömmlichen Kriminologie im Rahmen der Zemiologie (vom griechischen Wort "zemia" mit der Bedeutung Schaden) versucht (Hillyard et al. 2004). Der soziale Schaden ("social harm") steht hier im Mittelpunkt der Forschung. Dies hat eine besondere Bedeutung fĂŒr den Zusammenhang von Sicherheitund Armut. Die kriminalitĂ€tsorientierte Per- spektive thematisiert Sicherheitsprobleme oft (wenn auch innerhalb dieser Per- spektive umstritten) als von den Ă€rmeren Schichten ausgehend und berĂŒcksich- tigt dabei nicht die Sicherheitsprobleme, die vom staatlichen Handeln oder vom Handeln der reicheren Schichten ausgehen. In diesem Kontext ist auch zu thematisieren, warum bestimmte Handlungs- weisen als "kriminell" eingestuft werden und andere nicht. Der Etikettierungs- ansatz ("Labeling Approach") geht davon aus, dass Devianz und KriminalitĂ€t Zuschreibungen sind, die in sozialen Aushandlungsprozessen erzeugt werden (Keckeisen 1976, Peters 2009). Nicht der Bruch von Naturrecht oder die tatsĂ€ch- liche Verletzung von Sicherheit begrĂŒndet damit KriminalitĂ€t, sondern erst die Zuschreibung. Damit verschiebt sich das Interesse von der Ursache fĂŒr kriminel- les Handeln auf die Praktiken, durch die etwas zur KriminalitĂ€t gemacht wird. Nicht der Diebstahl als Handlung ist erklĂ€rungsbedĂŒrftig, sondern der Umstand, dass wir ein bestimmtes Handeln als Diebstahl klassifizieren. Hierbei machte in Deutschland erstmals Sack (1968: 472) daraufanfmerksam, "dass die Zuweisung in kriminelle Rollen hinein wesentlich abhĂ€ngt von der sozialen Schicht, der der Abweichende angehört bzw. von der Familiensituation, aus der er kommt." Im- anf den Etikettierungsansatz zurĂŒckgreifenden - Karrieremodell (exemplarisch Becker 1973) wird die Zuschreibung "kriminell" Grundlage fĂŒr eine kriminel- le Karriere. Nicht zuletzt deshalb wurde zunehmend anf Diversion (Ersetzung von Strafverfolgung durch andere Maßnahmen) gesetzt, wobei gerade diejenigen Personen, denen eine gute Lebensperspektive zugeschrieben wird, von diesem Instrument profitieren und Personen, die anfgrund ihrer sozialen Lage als "hoff- nungslos" gelten, mit Strafe rechnen mĂŒssen. So verweist auch Garland (2001) darauf, dass unterschieden wird zwischen einer "Criminology ofthe Seit'" und ei- ner "Criminology ofthe Other". Das Verhalten derer, die als zur eigenen Gruppe zugehörig wahrgenommen werden, wird verharmlost (und nicht kriminalisiert), 3 Zwar werden Teilbereiche hiervon kriminalisiert und weitere Bereiche sind immer wieder in der Diskussion, doch relevante Anteile bleibennicht-kriminell, obwohl sie Sicherheitsprobleme darstellen.
  • 4. 204 HcincrKoch wĂ€hrend das Verhalten der anderen ohne moralische Bindung sei und daher auf dieses mit harten Maßnahmen reagiert werden mĂŒsse. 2. Armut als Ursache fĂŒr KriminalitĂ€t Nun kann es nicht nur sein, dass aufgrund von Armut eine ungleiche Kriminali- tĂ€tszuschreibung erfolgt. Auch wird Armut tatsĂ€chlich als eine Entstehungsbe- dingung von KriminalitĂ€t gesehen. Hierbei ist es aufgrund der Datenlagen nicht so leicht, einen empirisch verlĂ€sslichen Zusammenhang zwischen KriminalitĂ€t und Armut herzustellen (Bourguignon 2001). Dennoch ist in lokalen und inter- national vergleichenden Studien ein Zusammenhang zwar nicht zwischen abso- luter Armut und KriminalitĂ€t, aber zwischen relativer Armut (Ungleichheit) und KriminalitĂ€t zu sehen (Ehrlich 1973, BlocklHeineke 1975, Freeman 1996, Fajn- zylber et al. 1998, ChiuJMadden 1998, Pfeiffer 1998, Kelly 2000). Dies bedeutet nicht, dass die (relative) Armut automatisch zu KriminalitĂ€t rĂŒhrt. Weitere Fak- toren wie Perspektivlosigkeit, sozialerAusschluss oderAnomie mĂŒssenhinzutre- ten. Armut stehtjedoch oft in einem engen Zusammenhang mit geringer Bildung, sozialem Ausschluss und gerade daher auch einer Perspektivlosigkeit. Dies ist in Deutschland insbesondere bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund der Fall (Pfeiffer 2001). Der Verlust sozialer Sicherheit stellt damit ein Sicherheits- problem aufanderer Ebene dar. Dem Verlust von Lebensperspektiven und sozialer Sicherheit kann dabei nicht allein mit wohlfahrtsstaatlichen Methoden begegnet werden, sondern muss durch die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe gelöst werden. Hierbei ist es bemerkenswert, dass sich die empirischen Ergehnisse der Kriminologie nur geringfĂŒgig in den politischen Entscheidungen niederschlagen. So erfreut sich die GerĂ€ngnisstrafe (entgegen einer ĂŒber die IndividualprĂ€vention hinausgehenden UrsachenbekĂ€mpfung) immer noch einer großen Beliebtheit in mehr oderminder großen Teilen der Politik, der Rechtssprechung und der Bevölkerung, obwohl sie (abgesehen von der vermeintlichen Sicherheit fĂŒr andere durch das Wegsperren als gerĂ€hrlich betrachteter Menschen) im besten Fall wirkongslos, oft jedoch fĂŒr die kriminelle Karriere f"örderlich ist und viel Geld kostet, das in der Ursachen- bekĂ€mpfung gut aufgehoben wĂ€re. Nicht nur ist Armut eine Mitursache fĂŒr die Entwicklung von KriminalitĂ€t, sondern Menschen, die in Armut leben, mĂŒssen auch stĂ€rker damit rechnen, Op- fer von schĂ€digendem Verhalten zu werden (Hope 1995, Pantazis 2000). Hierzu gehört der "social harm", der durch die oberen Schichten verursacht wird (Tombs/ White 2006, CroalI2007), aber auch die KriminalitĂ€t der Ă€rmeren Schichten. Im
  • 5. Armut und KriminalitĂ€t 205 Gegensatz zu Personen mit ausreichenden finanziellen und anderen Ressourcen haben Ă€rmere Menschenhaben kaum die Möglichkeit private Sicherhei!smaßnah- men zu ergreifen oder sich von Orten fernzuhalten, an denen hĂ€ufiger Krimina- litĂ€t stattfindet - sei es das soziale Nahumfeld oder das eigene Stadtviertel. FĂŒr sie ist es schwierig oderunmöglich, die eigenen Kinder aufeine "bessere" Schule zu schicken, in ein teureres Stadtviertel zu ziehen oder auch lĂ€ngere Pendelstre- cken zur Arbeit in Kauf zu nehmen. Einen Extremfall stellen sicherlich "Gated Communities" dar. Deren Grundidee ist, sich von den gesellschaftlichen Berei- chen und Klassen zu trennen, die als Bedrohung wahrgenommen werden. Diese freiwillige Exklusion der Reichen drohe zu einer Entsolidarisierung mit den zu- ruckgebliebenen Menschen zu rĂŒhren (Lasch 1996). Die BekĂ€mpfung der Ursa- chen von KriminalitĂ€t und die Sorge um die Opfer der KriminalitĂ€t wĂŒrden be- deutungslos, wenn man selbst nicht mehr davon betroffen sei (Lasch 1996: 45f.). 3. Gerahrliche Klassen, Wohlfahrt und KriminalitĂ€t Der RĂŒckzug reicherer Klassen aus dem Lebensbereich Ă€rmerer Klassen ist im Rahmen der Debatten um gerahrliche Klassen zu verstehen. Die Grundidee ist, dass eine Klasse die Sicherheit der restlichen Gesellschaftsmitglieder bedrohen wĂŒrde. Historisch betrachtet ist diese Idee in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich entstanden'. "Die Armen und lasterhaften Classen sind immer die produktivsten Pfiaozschulen aller Arten von Verbrechen gewesen und werden es stets sein; es sind diejenigen, die wir besonders unter dem Titel der gerĂ€hrlichen Classen bezeichnen werden; denn selbst wenn das Laster nicht von der Verderb- lichkeit begleitet ist, dadurch, daß es sich in demselben Individuum zur Armuth gesellt, ist es ein gerechter Gegenstand der Furcht rUr die Gesellschaft, es ist ge- rĂ€hrlich." (Fregier 1840: 13). WĂ€hrend diese Sichtweise durch die gesellschaftliche Einbindung der armen Klassen an Bedeutung verloren hat, lĂ€sst sich seit einiger Zeit eine Wiederkehr dieser Perspektive feststellen. An der Stelle, wo Armut in Exklusion mĂŒndet, (ar- beitslose) Menschen als ĂŒberflĂŒssige Teile der Gesellschaft ausgesondertwerden, die Einbindung also beendet wird, scheint das Problem der gerahrlichen Klasse zurĂŒckzukehren. Die AufstĂ€nde in den Banlieues Frankreichs oder die Unruhen 2011 in England könnten so interpretiert werden. In dem Moment, in dem Ar- mut und Exklusion die innere Sicherheit gerĂ€hrden, werden sie im Rahmen der Sicherheitspolitik- und nicht der Sozialpolitik - reformuliert. Armut wird dabei 4 FĂŒr einen historischen Überblick: Sheldon (2008).
  • 6. 206 HcincrKoch nicht nur als KriminalitĂ€tsproblem gesehen; Armut gefĂ€hrdet auch die politische StabilitĂ€t, indem es zu Unruhen und Klassenkonflikten kommen kann. Der Um- stand, dass Einzelpersonen aus den Ă€rmeren Schichten kriminell werden, wird aufdie ganze Klasse ĂŒbertragen. Ähnlich wird auch Migration als Element der gefĂ€hrlichen Klassen gese- hen. So titelte der Spiegel 2/2008 "Die Migration der Gewalt - Junge MĂ€nner: Die gefĂ€hrlichste Spezies der Welt" und zeichnete ein Bedrohungsszenario, das aus jungen, gewalttĂ€tigen, migrantischen MĂ€nnern bestand (Rinn 2009: 90). Ar- mut und Migration verschmelzen (zumindest im Hinblick aufjunge MĂ€nner) so- mit zu einem Bild der generellen GefĂ€hrlichkeit. Politik, die sich aufKriminalitĂ€tund die gef"ahrlichen Klassen bezieht, kann dann ĂŒber die KriminalitĂ€t hinausgehende politische Ziele verfolgen. Außerdem besteht die Möglichkeit des "Governing through crime", also des Regierens ĂŒber KriminalitĂ€t, um damit die eigene politische Macht zu stabilisieren (Becket! 1997, Sack 2004). Die gefĂ€hrlichen Klassen seien dabei unproduktiv, arbeitsscheu und abhĂ€ngig von sozialen Transferleistungen; sie befĂ€nden sich in einem moralischen Verfall und gef"ahrdeten konservative Werte, auch dadurch, dass sich hĂ€ufig Mi- granten unter ihnen befĂ€nden; sie drohten politische Unruhen zu verursachen und hĂ€tten einen exzessiven, gesellschaftsgefĂ€hrdenden Drogenkonsum (Gordon 1994, Wehrheim 2006: 40f., Rinn 2009). Eine aktivierende Arbeitsmarktpolitik, Grenzsicherung und Zuwanderungspolitik (Morris 1994: 136ff.), der Kampfge- gen Drogen und die Verteidigung konservativer Werte können damit Teil einer sicherheitspolitischen Bearbeitung des Themas Armut sein. Normalisierung' und die sicherheitspolitische ArmutsbekĂ€mpfung gehen hier Hand in Hand. Dabei kann der Umgang mit den vermeintlichen gefĂ€hrlichen Klassen sehr unterschiedlich ausfallen. WĂ€hrend gerade in Deutschland sozialpartnerschaftli- che und wohlfahrtsstaatliche Lösungen favorisiert wurden und werden, behaup- tet LOlc Waquant (2009) fĂŒr die USA und Frankreich einen Wechsel von wohl- fahrtsstaatlichen Modellen (welfare) des Umgangs mit Armut hin zu Strafe und GefĂ€ngnis (prisonfare). Dieser "punitive turn" wird mit EinschrĂ€nkungen auch von Sack (2004) ftir Deutschland behauptet. Aktuell ist es interessant zu beobachten, dass nicht (nur) die armen Klassen als gefĂ€hrlich angesehen werden. Investmentbanker scheinen ebenso in diese Rolle zu geraten. So bemerkte im Kontext der FinanzmĂ€rkte schon 1997 der Finanzbe- trugsexperte Rowan Bosworth-Davies: "Theirs is a primarily deviant, norm-eva- sive, criminogenic culture, not much given to the willing acceptance ofregula- tory contro!." (1997: 7). Und so verwundert es nicht, dass es ein großes mediales 5 Siehe dazu in diesem Band "Probleme der Normalisicrung", S. 167fT.
  • 7. Armut und KriminalitĂ€t 207 Echo auf die Behauptung von Eichler (2012) in der Huffington Post, dass jeder zehnte Wall Street Mitarbeiter ein Psychopath sei (entgegen jedem hundertsten in der Normalbevölkerung). Nicht die Armen seien damit diejenigen, die morali- sche Bindungen verlieren wĂŒrden, sondern die Investmentbanker. Es stellte sich zwar heraus, dass es keine emstzunehmende Studie gab, die dies belegt, doch es bleibt ein Bild, das von Lea (1997) wie folgt zugespitzt wurde: "From where the criminologist is standing, the wild young men of finance capital begin to look remarkably like some ofthe wild young men on the inner city housing estates." Und so wird, anstalt die gesellschaftlichen Bedingungen der Probleme zu unter- suchen, der moralische Verfall der Reichenund Armen angeklagt, die nicht mehr Teil der Gesellschaft seien. Dabei bleibt es eine schwer zu lösende Frage, wie eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe unter den gegebenen Bedingungen möglich sein soll, durch die die Ursachen von vielen der hier angesprochenen Probleme beseitigt werden könnten. Ein grundsĂ€tzlicher Ansatzpunkt istjedoch eine Politik, die öko- nomische und soziale Unterschiede mildert, ohne dabei den Hauptfokus auf Si- cherheitsfragen zu legen und damit keine Versicherheitlichung der Themen Ar- mut und Exklusion vorantreibt. Gerade fĂŒr eine langfristige Pespektive sollten soziale Fragen und die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerĂŒckt werden. Literatur Beckett, Katherine (1997): Making Crime Pay. Ncw York: Oxford University Press. Becker, Gary S. (1968): Crime and Punishment. An Economic Approach. In: Journal of Political Economy 76. 169-217. Becker. Howard S. (1973): Ausscnseiter. Zur Soziologie abweichenden Verhaltens. Frankfurt/M.: Fischer. Block, M. K./Heine1re. J. M. (1975): A Labor Tbeoretic Analysis ofthe Criminal Choice. In: The American Economic Review 65 (3). 314-325. Bosworth-Davies. Rowan. (1997): Deviant Legitimacy - A Theory ofFinancial Crime. In: Journal ofFinancial Crime 4 (1). 7-16. Bourguignon, F. (2001): Crime as aSocial Cost ofPoverty and Inequality. In: Yusufet a1. (2001): 171-191. Chiu, W. H.lMadden, P. (1998): Burglary and Income Inequality. Journal of Public Economies. 1998. 123-14l. Croo1~ Hazel (2007): Victim. ofWhite-Collar and Corporate Crime. In: Davie. et 01. (2007): 78-108.
  • 8. 208 HcincrKoch Davies, Pamela/Francis, Peter/Greer, Chris (Hg.) (2007): Victims, Crime and Society. Los Ange- les: Sage Publications. Ehrlic~ Isaac (1973): Participation in lllegitimate Activitics. A Thcoretical and Empirical Investi- gation. In: Journal oiPolitical Economy 81(3). 521-65. Eichler, Alexander (2012): One Out OfEvery Ten Wall Street Employecs Is A Psychopath, Say Re- searchers. In: Tbe Huffington Post, 28. Februar 2012. Evenett, SimonfWu, Weiping (Hg.): Facets ofGlobalization. International and Low Dimensions of Development. Washington: World Bank Publications. Fajnzylber, Pablo/Lederman, Daniell Loayza, Norman (1998): Determinants ofCrime Rates in Lat- in America and the World. Warld Bank. Washington, D.C: Department of Latin American and Caribbean Studies. F~ Richard (1996): Why Do So Many Young American Men CommitCrimes andWhat Might Wo Da About It? In: Journal ofEconomic Perspectives 10(1). 25-42. Fregier, HODore Antoinc (1840): Über die gef'lihrlichen Classen der Bevölkerung in den großen StĂ€d- ten und die Mittel, sie zu bessern. Koblenz: Rudolph Friedrich Hergt. Garland, David (2001): The Culture of Control: Crim.e and Social Order in Contem.porary Society. Oxford: Oxford University Press. Gordon, Diana R. (2004): The Return ofthe Dangerous Classes. Drug Prohibition and Policy Poli- tics. New York: W. W. Norton & Company. Hillyard, PaddylPantazis, Christina/Tombs, Steve/Gordon, Dave (2004): Beyond Criminology. Tak- ing Harm Seriously. London: Pluto Press. Hope, Tim (1995): The Flux ofVictimization. In: British Journal ofCriminology 35(3). 327-341. Keckeisen, Wolfgang (1976): Die gesellschaftliche Definition abweichenden Verhaltens: Perspekti- ven und Grenzen des labeling approach. MĂŒnchen: Juventa. Kelly, Morgan (2000): InequalityundCrime. In: Review ofEconomics and Statistics 82(4). 530-539. Lange, Dirk/Retz, Mike (Hg.) (2009): Armut und gesellschaftliche Ausgrenzung im,,Aufschwung". Oldenburg: BIS-Verlag. Lautmann, RĂŒdigerlKlimke, Daniela (Hg.) (2004): PunitivitĂ€t. 8. Beiheft zum Kriminologischen Journal. Weinheim: Juventa. Lea, John (1997): The return ofthe dangerous classes: crim.e control in the 21st century. URL: http:// www.bunkcr8.pwp.blucyondcr.co.uklmisclinaug.htm. (26. Apri12012). Morris, Lydia (1994): Dangerous Classes, the Underc1ass and Social Citizenship. LondonINew York: Rout1edge. Derler, Rolf1Höf1ing, Siegfried (2001): Mitwirkung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. (Berichte und Studien der Hanns-Seidel-Stiftung, Band 83). MĂŒnchen: Hanns-Seidel-Stiftung. Pantazis, Christina (2000): 'Fear ofCrime', Vulnerability and POYerty. In: British Journal ofCrimi- nology 40.414-436. Peters, Helge (2009): Devianz und soziale Kontrolle, Weinhei.m.: luventa. Pfeiffer, Christian/Wetzels, Peter (1998): Migration, soziale Lage und die Entwicklung der Jugend- gewalt: Eine Zwischenbilanz aktueller empirischer Forschungsarbeiten in sieben Thesen. In: Neues Archiv fiir Niedersachsen, 5 (2). 1-21. Pfeiffer, Christian/Wetzels, Peter (2001): Zur Struktur und Entwicklung der Jugendgewalt in Deutschland: Ein Thesenpapier auf Basis aktueller Forschungsbefunde. In: Oerter/HĂ¶ĂŸing (2001): 108-141. Rinn, Mortiz (2009): Die Wiederentdeckung der gefĂ€hrlichen Klassen. Strategische Politiken der "Arbeitslosigkeit", Armut und Kriminalisierung. In: Lange/Retz (2009): 79-99.
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