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Institut für Angewandte Management Wissenschaften St. Gallen AG
Spisergasse 29 | 9000 St. Gallen | Schweiz | +41 (0)71 552 02 04 | www.amwsg.ch | studium@amwsg.ch
Auf den Punkt gebracht: Das Stakeholder Konzept
	 „We do not seek the demise of the modern corporation,
neither intellectually or in fact. Rather, we seek its
transformation. [...] Our thesis is that we can revitalize the
concept of managerial capitalism by replacing the notion
that managers have a duty to stockholders with the concept
that managers bear a fiduciary relationship to [all their]
stakeholders.“
R.E. Freeman/W. Evan
Der Stakeholder Ansatz ist neben systemtheoretischen Prämissen als wesentliche
Grundlage der St. Galler Denkschule und somit aller, damit in Verbindung stehender,
Management Modelle zu bezeichnen. Innerhalb dieser Denkhaltung wird als primärer Zweck
der Unternehmung nicht Gewinnmaximierung per se, sondern vielmehr die Erbringung von
Leistungen für die Gesellschaft definiert und monetärer Gewinn dient vornehmlich der
Sicherung der Lebensfähigkeit des ökonomischen Systems Unternehmung.
Abbildung 1: Stakeholder Modell
1
																																																								
1
Quelle: Schaltegger/Burritt/Petersen (2003), S. 37; eigene Darstellung
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Kurzbeschreibung:
Zwar ist im unternehmerischen Kontext den Kunden immer eine besondere Bedeutung
zuzugestehen, 2
doch dürfen weitere Stakeholder- oder Anspruchsgruppen keineswegs
ausser Acht gelassen werden. Innerhalb unterschiedlicher Schulen zur Corporate
Governance können drei Basismodelle differenziert werden – namentlich ein monistischer
Ansatz, der Shareholderinteressen bevorzugt und weitere Anspruchsgruppen als Mittel zum
Zweck betrachtet, ein dualistisches Modell, welches einen Ausgleich an Ansprüchen
(Stakes) erreichen will und ein pluralistisches, das überhaupt sämtliche Interessen
gleichermassen bedient. Im Rahmen eines dualistischen Stakeholder Konzepts gilt es ein
Business Modell zu kreieren, welches einen Interessensausgleich3
verfolgt und Mehrwert für
sämtliche Bezugsgruppen schafft, die Überlebensfähigkeit der Unternehmung jedoch ins
Zentrum stellt.
Zielsetzung:
Da das Shareholder Modell ein technomorphes Führungskonzept bedingt und somit
Unternehmungen als Maschinen und Mitarbeiter als völlig rational handelnd betrachtet,4
ist
selbiges weder mit der St. Galler Denkschule noch mit realen Gegebenheiten kompatibel.
Innerhalb der Stakeholder Theorie wird die Unternehmung als systemischer,
selbstgenerierender Organismus und die Erhaltung der Lebensfähigkeit des Systems als Ziel
definiert,5
das, mittels Ausgleich zwischen Unternehmung und Umwelt, gewährleistet werden
soll. Oberste Zielsetzung ist somit das Schaffen von Stakeholder-Value,6
also das Erzielen
von Nutzen für, mit der Unternehmung in Verbindung stehender Anspruchsgruppen unter
Ausgleich divergierender Interessenslagen.
Anwendung:
Das Stakeholder Konzept ist mittlerweile als zum Mainstream gehörend zu beurteilen. Erst
ein Ausgleich sämtlicher, berechtigter Interessen verschiedenster Gruppierungen ermöglicht
es, der Unternehmung erfolgreiche Geschäfte zu tätigen. Daraus resultierend, gilt es, seitens
der Unternehmensführung unterschiedliche Interessensgemenge permanent zu reflektieren
und ins unternehmerische Kalkül miteinzubeziehen. Nur bei entsprechendem Ausgleich
unterschiedlicher Stakeholderansprüche, unter besonderer Berücksichtigung der
																																																								
2
vgl. Hinterhuber/Matzler (4
2004), S. V
3
Auf umfangreiche, damit einhergehende ethische Bezüge sei in diesem Kontext nur hingewiesen.
4
vgl. Malik (1984) zit. nach Rusche (1996), S. 305
5
vgl. Rusche (1996), S. 307
6
vgl. Deix (2005), S. 338
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Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der eigenen Überlebensfähigkeit, ist langfristiger Erfolg
bzw. langfristiges Unternehmensbestehen gesichert.
In der Praxis:
Eine Unternehmung X definiert Ihre Vision, Mission und Zielsetzung – ja Ihre Berechtigung
zur Existenz – (wenn auch oftmals implizit) über die Befriedigung von Bedürfnissen der
Gesellschaft. Um langfristig erfolgreich zu sein, respektive weiter zu existieren, ist es somit
notwendig, berechtigte Interessen verschiedener Anspruchsgruppen auszugleichen. Daher
müssen sämtliche relevanten Stakeholdergruppen in Entscheidungen miteinbezogen (hierfür
existieren verschiedenste Methoden und Vorgehensweisen), als auch selbige im Rahmen
der Unternehmensführung permanent im Auge behalten werden. Folglich gilt es Stakeholder-
Analysen, Readiness Assessments u.Ä. im Rahmen der Steuerung des Systems X zu
implementieren und Interessensgruppen permanent im Zuge eines kontinuierlichen
Verbesserungsprozesses (KVP), wenn auch nur im Rahmen eigener Analysen und
Überlegungen, miteinzubeziehen.
Der Stakeholder Ansatz nach Freeman, welcher mittlerweile auch eine Reihe von
Differenzierungen erfuhr, ist als implizite Basis sämtlicher St. Galler Modell zu sehen und mit
der Systemtheorie sowie kybernetischen Managementansätzen kompatibel.
Die Stakeholder Theorie ist also bestens dazu geeignet, den Herausforderungen des 21.
Jahrhunderts zu begegnen und sowohl auf Fragen zu Wohlstand und Handel, auf Fragen zu
Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit unter kapitalistischen Prämissen als auch auf
Fragen zu einem erfolgsversprechenden Mindset (angehender) Führungskräfte fundierte
Antworten zu liefern.7
„The new narrative says that successful businesses are about more
than money. They are driven by purpose. They create value for customers, suppliers,
employees, communities, as well as the people with the money, financiers.“8
Somit gilt:
„Firstly, business is primarily about purpose [...] money and profits follow.“9
Als Basis der St. Galler Denkschule kommt dem Stakeholder Ansatz innerhalb aller Seminare,
Zertifikatskurse und Diplomlehrgänge sowie Master Programme eine bedeutende Rolle zu.
																																																								
7
vgl. Freeman/Harrison/Wicks/Parmar/De Colle (2010), S. 29
8
Freeman (2013), S. 1
9
Freeman (2013), S. 3

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Das Stakeholder Konzept - auf den Punkt gebracht.

  • 1. Institut für Angewandte Management Wissenschaften St. Gallen AG Spisergasse 29 | 9000 St. Gallen | Schweiz | +41 (0)71 552 02 04 | www.amwsg.ch | studium@amwsg.ch Auf den Punkt gebracht: Das Stakeholder Konzept „We do not seek the demise of the modern corporation, neither intellectually or in fact. Rather, we seek its transformation. [...] Our thesis is that we can revitalize the concept of managerial capitalism by replacing the notion that managers have a duty to stockholders with the concept that managers bear a fiduciary relationship to [all their] stakeholders.“ R.E. Freeman/W. Evan Der Stakeholder Ansatz ist neben systemtheoretischen Prämissen als wesentliche Grundlage der St. Galler Denkschule und somit aller, damit in Verbindung stehender, Management Modelle zu bezeichnen. Innerhalb dieser Denkhaltung wird als primärer Zweck der Unternehmung nicht Gewinnmaximierung per se, sondern vielmehr die Erbringung von Leistungen für die Gesellschaft definiert und monetärer Gewinn dient vornehmlich der Sicherung der Lebensfähigkeit des ökonomischen Systems Unternehmung. Abbildung 1: Stakeholder Modell 1 1 Quelle: Schaltegger/Burritt/Petersen (2003), S. 37; eigene Darstellung
  • 2. Institut für Angewandte Management Wissenschaften St. Gallen AG Spisergasse 29 | 9000 St. Gallen | Schweiz | +41 (0)71 552 02 04 | www.amwsg.ch | studium@amwsg.ch Kurzbeschreibung: Zwar ist im unternehmerischen Kontext den Kunden immer eine besondere Bedeutung zuzugestehen, 2 doch dürfen weitere Stakeholder- oder Anspruchsgruppen keineswegs ausser Acht gelassen werden. Innerhalb unterschiedlicher Schulen zur Corporate Governance können drei Basismodelle differenziert werden – namentlich ein monistischer Ansatz, der Shareholderinteressen bevorzugt und weitere Anspruchsgruppen als Mittel zum Zweck betrachtet, ein dualistisches Modell, welches einen Ausgleich an Ansprüchen (Stakes) erreichen will und ein pluralistisches, das überhaupt sämtliche Interessen gleichermassen bedient. Im Rahmen eines dualistischen Stakeholder Konzepts gilt es ein Business Modell zu kreieren, welches einen Interessensausgleich3 verfolgt und Mehrwert für sämtliche Bezugsgruppen schafft, die Überlebensfähigkeit der Unternehmung jedoch ins Zentrum stellt. Zielsetzung: Da das Shareholder Modell ein technomorphes Führungskonzept bedingt und somit Unternehmungen als Maschinen und Mitarbeiter als völlig rational handelnd betrachtet,4 ist selbiges weder mit der St. Galler Denkschule noch mit realen Gegebenheiten kompatibel. Innerhalb der Stakeholder Theorie wird die Unternehmung als systemischer, selbstgenerierender Organismus und die Erhaltung der Lebensfähigkeit des Systems als Ziel definiert,5 das, mittels Ausgleich zwischen Unternehmung und Umwelt, gewährleistet werden soll. Oberste Zielsetzung ist somit das Schaffen von Stakeholder-Value,6 also das Erzielen von Nutzen für, mit der Unternehmung in Verbindung stehender Anspruchsgruppen unter Ausgleich divergierender Interessenslagen. Anwendung: Das Stakeholder Konzept ist mittlerweile als zum Mainstream gehörend zu beurteilen. Erst ein Ausgleich sämtlicher, berechtigter Interessen verschiedenster Gruppierungen ermöglicht es, der Unternehmung erfolgreiche Geschäfte zu tätigen. Daraus resultierend, gilt es, seitens der Unternehmensführung unterschiedliche Interessensgemenge permanent zu reflektieren und ins unternehmerische Kalkül miteinzubeziehen. Nur bei entsprechendem Ausgleich unterschiedlicher Stakeholderansprüche, unter besonderer Berücksichtigung der 2 vgl. Hinterhuber/Matzler (4 2004), S. V 3 Auf umfangreiche, damit einhergehende ethische Bezüge sei in diesem Kontext nur hingewiesen. 4 vgl. Malik (1984) zit. nach Rusche (1996), S. 305 5 vgl. Rusche (1996), S. 307 6 vgl. Deix (2005), S. 338
  • 3. Institut für Angewandte Management Wissenschaften St. Gallen AG Spisergasse 29 | 9000 St. Gallen | Schweiz | +41 (0)71 552 02 04 | www.amwsg.ch | studium@amwsg.ch Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der eigenen Überlebensfähigkeit, ist langfristiger Erfolg bzw. langfristiges Unternehmensbestehen gesichert. In der Praxis: Eine Unternehmung X definiert Ihre Vision, Mission und Zielsetzung – ja Ihre Berechtigung zur Existenz – (wenn auch oftmals implizit) über die Befriedigung von Bedürfnissen der Gesellschaft. Um langfristig erfolgreich zu sein, respektive weiter zu existieren, ist es somit notwendig, berechtigte Interessen verschiedener Anspruchsgruppen auszugleichen. Daher müssen sämtliche relevanten Stakeholdergruppen in Entscheidungen miteinbezogen (hierfür existieren verschiedenste Methoden und Vorgehensweisen), als auch selbige im Rahmen der Unternehmensführung permanent im Auge behalten werden. Folglich gilt es Stakeholder- Analysen, Readiness Assessments u.Ä. im Rahmen der Steuerung des Systems X zu implementieren und Interessensgruppen permanent im Zuge eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP), wenn auch nur im Rahmen eigener Analysen und Überlegungen, miteinzubeziehen. Der Stakeholder Ansatz nach Freeman, welcher mittlerweile auch eine Reihe von Differenzierungen erfuhr, ist als implizite Basis sämtlicher St. Galler Modell zu sehen und mit der Systemtheorie sowie kybernetischen Managementansätzen kompatibel. Die Stakeholder Theorie ist also bestens dazu geeignet, den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen und sowohl auf Fragen zu Wohlstand und Handel, auf Fragen zu Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit unter kapitalistischen Prämissen als auch auf Fragen zu einem erfolgsversprechenden Mindset (angehender) Führungskräfte fundierte Antworten zu liefern.7 „The new narrative says that successful businesses are about more than money. They are driven by purpose. They create value for customers, suppliers, employees, communities, as well as the people with the money, financiers.“8 Somit gilt: „Firstly, business is primarily about purpose [...] money and profits follow.“9 Als Basis der St. Galler Denkschule kommt dem Stakeholder Ansatz innerhalb aller Seminare, Zertifikatskurse und Diplomlehrgänge sowie Master Programme eine bedeutende Rolle zu. 7 vgl. Freeman/Harrison/Wicks/Parmar/De Colle (2010), S. 29 8 Freeman (2013), S. 1 9 Freeman (2013), S. 3