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Eine sehr persönliche Ausstellung
von 4. bis 22. Oktober 2010
10 Jahre
GALERIE ELISABETH MICHITSCH
2. Christy Astuy, Black American Diva, 2000, Öl/Lw., 180 x 300 cm
Cover: Leander Kaiser, Das Fest des Friedens nach Ambrogio Lorenzzetti, 2006, Öl/Lw., 160 x 160 cm (Ausschnitt)
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Galerie Elisabeth Michitsch findet die
Ausstellung homestory in den Räumen der Galerie am Opernring statt. Die Journalistin
Inge Winder führte mit Elisabeth Michitsch das Gespräch über Entwicklung, Programm
und Zukunftspläne der Galerie.
Ausstellung
Inge Winder: Du feierst 10 Jahre Galerie und Kunsthandel
mit einer sehr persönlichen Ausstellung – was erwartet uns?
Elisabeth Michitsch: Die Ausstellung homestory ist im Wesentlichen eine
Rückschau auf die letzten 10 Jahre. Sie ist ein Querschnitt durch das Galerie-
programm und somit auch meiner Arbeit. Den Titel haben wir gewählt, weil
ich meine Wohnung quasi ausgeräumt habe, um die Bilder, die mir wichtig
sind und mit denen ich lebe, in die Galerie zu transferieren, damit sie meinen
Freunden und Kunden zugänglich sind. Ich habe mit fast allen homestory-
Künstlern und Künstlerinnen gearbeitet und sie in der Galerie ausgestellt. Mit
homestory will ich zeigen, welche Kunst mir wichtig und bei mir geblieben ist.
Ein großer Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf Malerei, weil sie das künstle-
rische Medium ist, das mich am meisten anspricht.
3. PROGRAMM
IW: Wann hat ein Künstler, eine Künstlerin
die Möglichkeit mit dir zu arbeiten?
EM: Mir ist wichtig, dass mich seine oder ihre Kunst persönlich anspricht und
berührt. Wenn Kunst einen neuen Gedanken in mir weckt, fühle ich mich rei-
cher. Ich suche immer nach einer Inspiration oder nach einem Körnchen, das in
mir wachsen kann. Ich glaube, in der Auswahl, die ich getroffen habe, wird das
sichtbar. Mich hat jedes einzelne der gezeigten Bilder sehr angesprochen und
berührt. Das sind Bilder, um die ich gekämpft habe, die ich mir absparen
musste und die ich unbedingt wollte. In jedem dieser Bilder ist eine Botschaft,
die mich als Mensch weitergebracht hat.
Elisabeth Michitsch
SAMMELN
IW: Inwiefern spiegelt eine persönliche Kunstsammlung
auch einen persönlichen Entwicklungsweg?
EM: Ich sammle nicht gezielt – es bleibt bei mir, was bei mir bleiben soll. Ich
habe mich in diesen 10 Jahren sehr mit Malerei auseinandergesetzt und habe
die Erfahrung gemacht, dass man sich von Bild zu Bild und von Künstler zu
Künstler „weiterhantelt“. Das ist so wie mit Musik, wenn man einmal anfängt
sich mit klassischer Musik zu beschäftigen, dann fängt man mit Mozart an,
landet bei Schönberg und hat dann die gleiche Freude wie mit der Mozartarie.
Bei Kunstwerken ist es oft auch so. Mit der Zeit lernt man, beim Sehen dahin-
ter zu blicken.
4. Bernhard Hainz, Maximilian Schell Elisabeth Michitsch, Barbara Luisi Christy Astuy, Michela Ghisetti
KÜNSTLER UND KÜNSTLERINNEN
IW: Interessiert dich der Mensch hinter dem Kunstwerk?
Wie wichtig ist es für dich, dass zwischen Dir und den
Künstlern die Chemie passt?
EM: Das ist nicht sehr wichtig. Ich habe das Glück, dass die Künstler, mit
denen ich arbeite, auch alle sehr angenehme, wunderbare Menschen sind. Ich
glaube aber, mit unangenehmen Menschen würde ich nicht arbeiten wollen.
Ich glaube auch, dass erfolgreiche Künstler meistens angenehme Menschen sind,
zumindest im professionellen Umgang. Das sind Menschen, die viel zu geben
haben und von denen ich für meine Arbeit sehr viel lernen kann. Profis eben,
die für ihre Arbeit leben und viel tun, damit ihre Arbeit bestehen bleibt und
sich weiterentwickelt.
Ben Willikens, Raum 466, 2007, Acryl/Lw., 200 x 260 cm
5. Vernissage in der Spiegelgasse Team 2002: Barbara Steiner, Elisabeth Hainz 2000/06, Spiegelgasse, 1010 Wien
KARRIERE
IW: Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus? Bevor du dich
selbständig gemacht hast warst du ja lange angestellt.
EM: Ich habe neben dem Studium im Dorotheum in der Kunstabteilung
gearbeitet, wo ich sehr viel gelernt habe. Dort habe ich sehr viel gelernt. Nach
meinem Studium habe ich das Auktionshaus im Kinsky in Wien mitaufgebaut.
Dann stand plötzlich diese große Idee im Raum: ich mache mich selbständig.
Ausschlaggebend war derWunsch, meine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen
und da schien mir die Selbständigkeit der richtige Weg. Mein erstes Geschäft
war in der Spiegelgasse, spezialisiert auf Jugendstil und klassische Moderne.
Parallel dazu hat sich die Ausstellungsschiene zeitgenössischer Kunst entwickelt.
Die Ausstellungstätigkeit wurde allmählich immer umfangreicher, somit lag die
Entscheidung nahe, mich ganz auf die Galerietätigkeit zu fokussieren. 2006
bin ich mit der Galerie in die neuen Räume am Opernring übersiedelt.
2008 habe ich mich entschlossen ein MBA-Studium zu machen, das ich nun
abgeschlossen habe. Mir war es wichtig, professionelles Management und Wirt-
schaftsdenken in den Galeriebetrieb einzubringen. Die Schnittstelle zwischen
Wirtschaft und Kunst hat mich immer schon besonders interessiert. Meine
Erfahrung in diesem Bereich hilft mir sehr bei der Zusammenarbeit mit
Würth, einem großen internationalen Unternehmen. Die Aufgabe, den Art
Room Würth Austria zu positionieren, ist für mich eine spannende Herausfor-
derung. Ich finde es vorbildlich, wenn erfolgreiche Unternehmen Kunst zu
einem zentralen Anliegen ihrer Corporate Social Responsibility machen.
Mit Alfred Wurmbrand,
Geschäftsführer Würth Austria
6. Thomas Hartmann, Kein Anfang, kein Ende, 2006, Öl/Lw., 180 x 250 cm
VISION
IW: Wir schauen von der Galerie am Opernring
auf die Staatsoper. Was sind deine Visionen?
Wofür stehst du mit deiner Arbeit?
EM: Ich möchte mit meiner Arbeit Kunst in das Leben und Wohnen möglichst
vieler Menschen bringen. Dafür steht die Galerie und dafür steht das
Programm der Galerie. Mir ist sehr wichtig, dass ich mit meiner Arbeit viele
Menschen erreiche und davon überzeuge, wie Kunst das Leben bereichern kann
und was es für ein persönlicher Gewinn ist, mit Kunst zu leben. Mit meiner
Arbeit möchte ich vermitteln, wie sich durch die Beschäftigung mit Kunst neue
Welten eröffnen.
7. ARTCOACHING
Ein großer Bestandteil unserer Galeriearbeit ist Artcoaching: zu beraten, wie
man mit Kunst lebt. Es geht ja nicht nur darum, Kunst in das Leben von Men-
schen zu bringen, sondern auch um das, was danach kommt. Da geht es um
ganz alltägliche Dinge. Darum, wie man ein Bild rahmt, wie und wo man es
aufhängt, wie man es pflegt, restauriert und vieles mehr. Durch die Arbeit mit
meinen Kunden wurde mir klar, dass auf diesem Gebiet viel Information
gewünscht wird. Deshalb arbeite ich zur Zeit beispielsweise auch gemeinsam
mit einem herausragenden österreichischen Möbelproduzenten an einem Buch
zum Thema Leben und Wohnen mit Kunst.
Peter Patzak, Leander Kaiser, Karin Pliem, Am Feuer, 2010, Öl/Lw., 110 x 130 cm
Showroom Neue Wiener Werkstätte, 2009
PLÄDOYER FÜR SAMMELN
Ich glaube, viele Menschen kaufen ein Bild dann, wenn es sie sehr berührt.
Dann kommt ein Mechanismus in Gang und hier beginnt meine Aufgabe:
Menschen dazu einzuladen, sich mit einem Bild zu konfrontieren. Je mehr
jemand gesehen hat und über Kunst weiß, desto eher kann er oder sie mit einem
Kunstwerk in Kontakt treten. Das ist eine Fertigkeit, wie das Erlernen einer
Sprache oder einer Sportart. Man muss Schauen lernen. „To open eyes“, wie Josef
Albers sagte.
8. Mit Alex Katz Mit Peter Baldinger vor einer Arbeit Mit Franz und Marlis Beer
von Michela Ghisetti
KUNST BEREICHERT
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Investieren nicht der Hauptgrund ist,
warum Menschen Kunstwerke kaufen. Vielmehr besitzen viele Menschen Kunst,
weil Kunst höhere Ansprüche erfüllt, ob das jetzt emotionale, kulturelle oder
sogar spirituelle Werte sind. Es sind Sehnsüchte, die wir mit Bildern oder Kunst-
werken befriedigen. Gerade im letzten Jahr war sehr deutlich, dass Menschen
sagen: „Ob mir mein Geld auf der Bank oder in Aktien Sorgen macht, da
kaufe ich lieber Kunst, die mir Freude macht.“
Franz Beer,
Collage, 2007,
Nr. C 45, 43 x 51cm
9. IW: Was entgeht Menschen, wenn sie sich nicht auf
Kunst einlassen?
EM: Sehr viel! Ich glaube, Kunst eröffnet einem eine ganz neue Welt. Künstler
arbeiten sich ja an vielen Fragen und Themen ab, die sich die Menschheit stellt.
Ich glaube, Künstler haben die Fähigkeit, etwas in der Malerei oder in ihrem
jeweiligen Medium auszudrücken, was wir so nicht ausdrücken können. Des-
halb funktioniert dieses „berührt“ werden so gut, weil Künstler etwas aufneh-
men, auf ihre Weise verarbeiten und in Form eines Kunstwerks der Welt zur
Verfügung stellen. Unsere Auseinandersetzung mit Kunst passiert sowohl
bewusst als auch unbewusst. Es ist ja meistens nicht so, dass man sich vor ein
Bild setzt und bewusst Gedanken hat, aber irgendwann merkt man: es hat sich
in meiner inneren Welt etwas verändert.
Peter Baldinger, low_res_matthias, Nigel van Wieck, Skater, 2008, Pastellkreide, Gundi Dietz, Kopf, Porzellan
2010, Aquarell, 30 x23 cm 102 x 90 cm
EDITION
IW: Du planst nun eine Edition Galerie Elisabeth Michitsch?
EM: Walter Schmögner hat die Anregung zur neuen Edition gegeben. Er wollte
wieder einmal eine Druckgrafik machen, was sich mit meinen Plänen gedeckt
hat. Walter Schmögners Labyrinth ist die erste Grafik in der Edition Galerie
Elisabeth Michitsch, die wie jetzt im Rahmen der homestory präsentieren. Für
das Labyrinth als Motiv haben wir uns entschieden, weil Walter Schmögner so
häufig von Sammlern darauf angesprochen wird. Das Original ist jedoch seit
langem im Besitz der Albertina. Die Grafik ist eine Aquatinta-Schabradierung,
die im Atelier von Kurt Zein hergestellt wurde. Kurt Zein ist einer der besten
Drucker. Er arbeitet mit den ganz Großen. Die Auflage ist auf 35 Stück
limitiert. Es ist geplant, dass wir ab nun jedes Jahr eine Grafik herausbringen.
10. KATALOGE
2006 Gabriele Schöne, Solo
2007 Jennifer Kobylarz, Recent Works
2007 Ben Willikens
2007 Karin Pliem, Wandlungen
2007 Friedrich Aduatz,
Zum 100. Geburtstag
2007 Nigel van Wieck, Places
2008 Hagenbund
2008 Thomas Hartmann
Michela Ghisetti, Zeitkreisperlen 3, 2010,
Grafit, Farbstift auf Holz, 50 x 66 cm
2008 Nigel van Wieck, Players
2008 Franz Beer Arbeiten,
Works 2005-2007
2008 Gundi Dietz, Sculpture
2010 Karin Pliem, Gegen den Strom
Yvonne Simon, Holzwut, 2010, Öl /Lw.,
160 x 110 cm
KÜNSTLER &
KÜNSTLERINNEN
Josef Albers Gabriele Schöne
Christy Astuy Yvonne Simon
Franz Beer David Smyth
Gundi Dietz Jelena Sredanovic
Tina Dietz Wolfgang Walkensteiner
Paola Gandolfi Nigel van Wieck
Michela Ghisetti Ben Willikens
Thomas Hartmann Birgit Zinner
Leander Kaiser Hildegard Stöger
Barbara Luisi Richard Haas
Konrad Limbeck Hildegard Joos
Peter Patzak Peter Baldinger
Karin Pliem Arnulf Rainer
Lilo Rinkens James Rizzi
Walter Schmögner Helga Druml
12. EDITION
GALERIE ELISABETH MICHITSCH
N°1 Walter Schmögner, Labyrinth, 2010
Aquatinta-Schabradierung und Pinselätzung
Handsigniert und nummeriert
Papier: Rives Bütten, 77,5 x 91 cm
Plattengröße: 57,3 x 77,2 cm
Auflage: 35+7 Stück
Ausgabepreis (gültig bis Ende 2010): 1140,- EUR
1010 Wien, Opernring 7
www.elisabeth-michitsch.at
e.michitsch@elisabeth-michitsch.at
+43 1 512 83 13
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr,
Samstag nach Vereinbarung