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LANDESHAUPTSTADT
Das Magazin der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden Ausgabe 08 / Juni 2013
Wiesbaden
Kreativität
wird belohnt
Wiesbaden Stiftung verleiht
„Leonardo“ Schul-Award
Weinwoche als
Erfolgsgeschichte
Publikumsliebling
im Herzen der Stadt
Es geht
um die Wurst
Hüllen entscheiden
über Farbe und Aroma
WiMag08s01_Titel_final.indd T1 12.06.13 13:42
New Media
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App finden Sie am
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Die iPad®App „Wiesbaden –
Das Magazin“ ist kostenlos im
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hessischen Landeshauptstadt
Wiesbaden!
Mehr Informationen unter:
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WiMag08s02-03_Editorial.indd 2 12.06.13 13:47
Inhalt
Ausgabe 8 / Juni 2013
EditorialMagazin der Stadt Wiesbaden
Impressum
HERAUSGEBER: Wiesbaden Marketing GmbH,
Geschäftsführer: Martin Michel (V.i.S.d.P.),
Postfach 6050, 65050 Wiesbaden
REDAKTION: Christina Oxfort, Wiesbaden
TEXTE: Christina Oxfort
TITELBILD: Stephan Richter
GESTALTUNG UND HERSTELLUNG:
D+K Horst Repschläger GmbH, Wiesbaden
DRUCK: Körner Rotationsdruck, Sindelfingen
AUFLAGE: 500.000 Stück
BILDNACHWEISE DIESE SEITE (VON OBEN NACH UNTEN):
Agentur Bell, Wiesbaden / Fotolia / A.Türck
Ehrenamtliches Engagement
Stiftung der Landeshauptstadt
verleiht „Leonardo“ Schul-Award 4
Event-Stadt Wiesbaden
Rheingauer Weinwoche im Herzen
der Stadt längst als Publikumsliebling
etabliert 10
Kunst verschönt die Stadt
Sinneswandel in der Gesellschaft
„bedarf einer gewissen Provokation“ 16
Im Gespräch: Michael Kessler
„Wiesbaden ist und bleibt
meine Heimat und meine Wurzel“ 20
Es geht um die Wurst
Kalle produziert im Mikrokosmos des
Industrieparks Kalle-Albert 22
Service und Veranstaltungen
Veranstaltungs-Kaleidoskop
aus Kultur, Sport und Festen 26
ENGAGIERTES WIESBADEN: Ehrenamtliche bewegen
in der hessischen Landeshauptstadt eine Menge – wie
etwa die Wiesbaden Stiftung, die den Schul-Award
„Leonardo“ auslobt und damit Schülerinnen und
Schüler der Stadt zu wahren Höhen-
flügen animiert. Diese jugendliche
Kreativität weiß Oberbürgermeister
Dr. Helmut Müller zu würdigen,
der sich in einem Interview sehr
positiv über das „tolle Projekt“ äußert.
Auf Begeisterung stößt auch die
Rheingauer Weinwoche: Alljährlich lockt die „längste
Weintheke der Welt“ tausende Besu-
cher nach Wiesbaden, die in gesel-
liger Runde mit alten Freunden und
neuen Bekannten feiern. Auf wenig
Gegenliebe jedoch stoßen die häss-
lichen Kaugummiflecken auf den
Straßen. Wie sie sich mit einfachen
Mitteln in kleine Kunstwerke verwandeln lassen, ver-
rät ein Wahl-Wiesbadener mit Faible
für Provokation. Provozieren ist
ebenfalls das Metier des Schauspie-
lers Michael Kessler: Der gebürtige
Wiesbadener provoziert unsere
Lachmuskeln und lässt uns an außer-
gewöhnlichen Expeditionen teilha-
ben. Apropos außergewöhnlich: Haben Sie sich beim
Biss ins belegte Brötchen schon einmal Gedanken
über die Hülle von Salami, Fleischwurst und Co.
gemacht? Wir haben das Unternehmen besucht, das
der Wurst ihr Gesicht – und mehr noch – ihr Aroma
verleiht.
Ihre Redaktion wünscht eine anregende Lektüre.
Heiß begehrt: der
„Leonardo“ Schul-Award
Heimat ist Wiesbaden:
Schauspieler Michael
Kessler
Ein Prosit auf gesel-
liges Feiern bei der
Rheingauer Weinwoche
WiMag08s02-03_Editorial.indd 3 12.06.13 13:47
4 Ehrenamtliches Wiesbaden
Wenn im wunderschönen Friedrich-von-
Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses rund
1000 Schülerinnen und Schüler begeistert und
lautstark feiern, die eigene Leistung und die an-
derer bejubeln – dann wird einmal mehr der mit
insgesamt 45.000 Euro dotierte Schul-Award
„Leonardo“ der Wiesbaden Stiftung verliehen. Seit
dem Jahr 2005 wird die begehrte Trophäe, um die
sich die Jahrgangsstufen 7 bis 13 aller Wiesbade-
ner Schulen und der amerikanischen Highschool
im zweijährigen Turnus bewerben können, von
der Stiftung ausgelobt. Prämiert werden Projekte
in den Kategorien „Ideen für Wiesbaden“, „Kunst
& Design“, „Medien“, „Musik“, „Soziales“, „Techno-
logie und Umwelt“, „Theater“ und „Wirtschaft“.
Und erstmals gibt es in diesem „Leonardo“-Jahr
2013 einen Sonderpreis „Inklusion“. Was die
Schüler-Teams an Projekten auf die Beine stellen,
ist für den Vorstandsvorsitzenden der Wiesbaden
Stiftung, Thomas Michel, schlicht „unglaublich:
Eine Ideenvielfalt, die ihresgleichen sucht“.
Der Friedrich-von-
Thiersch-Saal des
Wiesbadener Kurhauses
bildet den repräsentativen
Rahmen für die Verlei-
hung des „Leonardo“
Schul-Awards, der von
der Wiesbaden Stiftung
im zweijährigen Turnus
ausgelobt wird.
leonardo
2013
WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 4 12.06.13 13:50
WIESBADEN STIFTUNG VERLEIHT „LEONARDO“ SCHUL-AWARD
Oft unterschätzte
jugendliche Kreativität
begeistert
Ehrenamtliches Wiesbaden 5
FotosindiesemArtikel:AgenturBell,Wiesbaden
WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 5 12.06.13 13:50
66 Ehrenamtliches Wiesbaden
Und ihre Leistungen sollen angemessen gewür-
digt werden. Deshalb, so „Leonardo“-Projektleiter
Andreas Bell, sei der Schul-Oscar „wichtig und
gewichtig“: Die Trophäe ist aus Bronze, goldmat-
tiert und auf Hochglanz poliert. Mehrere Monate
lang hat der Kommunikationsdesigner an der Ent-
wicklung und Realisierung des „Leonardo“-Wett-
bewerbs im Auftrag der Stiftung gearbeitet und
dabei auch die Figur entworfen – mit tatkräftiger
Unterstützung der Goldschmiedemeisterin Petra
Esser-Föhre und seiner beiden Kinder: „Es war mir
eine große Freude, ‚Leonardo’ entwickeln zu dür-
fen“, sagt Bell, der als Projektleiter des Schul-
Awards eine Fülle von Aufgaben hat, die es „so
professionell wie möglich“ zu bewältigen gilt.
Dazu zählt etwa die Pflege der interaktiven „Leo-
nardo“-Website, auf der die Schülerinnen und
Schüler Dokumente wie auch Videos und Filme
einstellen und kommunizieren können. In diesem
Jahr kommt eine neue Aufgabe hinzu: Die Ent-
wicklung des Sonderpreises „Inklusion“, der
im Sommer diesen Jahres zum ersten Mal verlie-
hen wird und, so viel kann verraten werden, aus
Glas und Beton bestehen wird. Den goldenen
„Leonardo“ erhalten übrigens stets die Sieger-
Teams in den acht Kategorien, hinzukommen
der Schul- und der Lehrer-„Leonardo“.
Die Wiesbaden Stiftung, die aktuell 94 Stifter
hat und mehrere zweckgebundene Nachlässe und
Treuhandstiftungen im Sinne der Stifter verwal-
tet, würde den laut Bell „in dieser Form deutsch-
landweit wohl einzigartigen Preis“ gern im
Franchise-Verfahren an andere Städte weiterge-
ben. Anfragen habe es bereits gegeben, doch die
Umsetzung – und das wissen Michel und Bell aus
langjähriger Erfahrung ganz genau – setzt ein Heer
ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer voraus.
„Leonardo“ bedarf nicht nur der Jury-Mitglieder,
die laut Michel „viel Zeit und Nerven“ investieren
müssen, der Schul-Award setzt auch ein Kern-
team voraus, das den gesamten Wettbewerb
„Die Kreativität, die in Jugendlichen steckt, wird
oft unterschätzt“, ist Michel überzeugt. Gefragt
nach Projekten, die ihn besonders zu beeindrucken
vermochten, mag er nicht gewichten. Die Schü-
ler-Teams haben die Gewalt an Schulen themati-
siert, unter dem Motto „Mit den Ohren sehen“
Kunstobjekte im Museum Wiesbaden zu Wort
kommen lassen, die Diskussion um mehr Sicher-
heit im Wiesbadener Kulturpark mit angestoßen
und „absolut beeindruckende“ Aktionen mit be-
hinderten Menschen, mit Senioren oder mit
Wohnsitzlosen initiiert. „Die Jugendlichen sind
mit großer Begeisterung bei der Sache“, beobach-
tet nicht nur der Stiftungs-Vorsitzende. Über die
Heiß begehrt: Der „Leonardo“ in der Hand
von Thomas Michel,Vorstandsvorsitzender der
Wiesbaden Stiftung.
Foto:www.heikerost.com
zu prämierenden Projekte in den üblicherweise
acht Kategorien entscheiden mit jeweils mehre-
ren Fachleuten besetzte Jurys – und auch sie
staunen nicht selten, was die Schülerinnen und
Schüler „so alles auf die Beine stellen“. Dabei
liegt die Messlatte nicht zuletzt aufgrund der
kontinuierlich zunehmenden Teilnehmerzahlen
sehr hoch: In der Kategorie „Musik“ beispiels-
weise müssen die Teams schon mit Eigenkom-
positionen aufwarten…
Seinen Namen „Leonardo“ verdankt der Schul-
Award, für den die Wiesbaden Stiftung auf
Landes- wie auf Bundesebene bereits mehrfach
ausgezeichnet wurde, dem kürzlich gestorbenen
Wiesbadener Stadtrat und Pädagogen Wolfgang
Herber. Wie das Multitalent Leonardo da Vinci
sollen auch die Jugendlichen der Landeshaupt-
stadt etwas schaffen, das die Welt verändert.
leonardo
2013
WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 6 12.06.13 13:50
77Ehrenamtliches Wiesbaden
Noch stehen die Trophäen
säuberlich in Reih und Glied
aufgereiht – und warten auf
ihre Besitzer.
Überschwänglicher Jubel:
Sind die Sieger-Teams ver-
kündet und der „Leonardo“
überreicht, gibt es für die er-
folgreichen Schülerinnen und
Schüler kein Halten mehr.
Sie präsentieren stolz ihre
Trophäen, lassen sich feiern
– und feiern ihren Erfolg mit
einer rauschenden Party.
WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 7 12.06.13 13:51
8 Ehrenamtliches Wiesbaden
3 Fragen an
Wiesbadens Oberbürgermeister
Dr. Helmut Müller
Herr Müller, Sie waren von
Anfang an ein Befürworter
des im Jahr 2005 von der
Wiesbaden Stiftung initiierten
„Leonardo“ Schul-Awards.
Hätten Sie eine solche Er-
folgsgeschichte für möglich
gehalten und worauf ist dieser
Erfolg Ihrer Ansicht nach
zurückzuführen?
Der „Leonardo“ ist ein tolles
Projekt. Die Wiesbaden Stiftung
hatte nicht nur das richtige
Gespür, sondern von Anfang
an mit Experten und ausge-
zeichneten Beratern einen
idealen Schulwettbewerb maß-
geschneidert. Bei so viel Enga-
gement und Herzblut war ich
mir über einen guten Erfolg
des „Leonardo“ eigentlich sicher.
Aber es ist noch viel besser
geworden! Der Erfolg beruht
auf einer perfekten Mischung:
professionelles Engagement
der Veranstalter, persönliche
Betreuung der Schulen durch
viele engagierte Mitstreiter
und ganz besonders aller
Teilnehmer, attraktive Wett-
bewerbskategorien und
schließlich ein gewinnendes
Marketing. Kurz gesagt – jede
Schülerin/jeder Schüler spürt,
dass ihre/seine Leistung
ernst genommen wird und
dass man mit seinem Team im
Mittelpunkt steht.
Die Schüler-Teams entwickeln
gerade auch in der Kategorie
„Ideen für Wiesbaden“ beson-
ders beeindruckende Projekte.
Kann diese inhaltliche Ausei-
nandersetzung mit der eigenen
Lebensumgebung Ihrer Ansicht
nach dazu beitragen, dass sich
junge Menschen wieder mehr
für „ihre“ Stadt interessieren?
Dass sich in der Kategorie
„Ideen für Wiesbaden“ so viele
fantasievolle und bemerkens-
werte Projekte finden, zeigt
erst einmal das Interesse und
die Aufgeschlossenheit, mit
der junge Menschen unserer
Stadt begegnen. Der urbane
Raum und sein Klima werden
nicht nur blind konsumiert
oder passiv hingenommen. Die
junge Generation setzt sich
bewusst und engagiert damit
auseinander, was sie an ihrer
Stadt bewegt. Natürlich ist es
so – wenn man sich mit einem
Thema aus seinem unmittel-
baren Lebensumfeld ernsthaft
beschäftigt, entwickelt sich au-
tomatische eine intensive Be-
ziehung. Und um was man
sich kümmert, das liegt einem
dann auch schon am Herzen –
und: was einem am Herzen
liegt, darum kümmert man
sich auch in Zukunft. „Leonar-
do“ leistet damit indirekt einen
wertvollen und nachhaltigen
Beitrag zur Weiterentwicklung
unserer Stadt als dynamischem
Lebensraum.
In diesem Jahr wird erstmals
ein Sonderpreis „Inklusion“
verliehen, einem Thema, das
Ihnen sehr am Herzen liegt.
Würden Sie sich wünschen,
dass dieser Preis zu einer festen
Einrichtung und damit alle
zwei Jahre vergeben wird?
Das Thema Inklusion ist für
mich eines der wichtigsten
Themen für unsere Gesell-
schaft – besonders für unsere
Stadtgesellschaft. Nicht zuletzt
die „Woche der Inklusion“ hat
dies gezeigt. Deswegen freut
es mich sehr, dass „Leonardo“
auch hier seinen Finger am
Puls der Zeit hat. „Inklusives
Denken und Handeln“ wurde
in vielen Kategorien fast schon
selbstverständlich – und da-
rum geht es – thematisiert
und aufgegriffen. Ich bin mir
ziemlich sicher, dass es die
Sparte „Inklusion“ auch in
Zukunft geben wird.
Oberbürgermeister Müller im Gespräch
mit „Leonardo“-Moderator Tobias Radloff.
leonardo
2013
WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 8 12.06.13 13:51
organisiert und unter anderem den Kontakt zu
den Schulen, zu den Sponsoren und zu den
Paten, die während der gesamten Projektlaufzeit
eine Art „Schirmherr“-Funktion in jeder der
Kategorien übernehmen, hält.
„‚Leonardo’ ist ein gewaltiges Projekt“, resümiert
der Vorstandsvorsitzende der Wiesbaden Stiftung.
Und dabei ist der Schul-Award, der „Schüler
von heute mit Ideen für morgen“ auszeichnet, nur
eines von vielen Projekten, die unter der Obhut
der Stiftung stehen oder von ihr initiiert wurden.
Wie etwa das inzwischen selbstständig arbeitende
Bürgerkolleg, das sich der Qualifizierung von eh-
renamtlichen Aktiven verschrieben und seit seiner
Gründung in rund 100 Seminaren mehr als 1300
Ehrenamtliche geschult hat. Das Stiftungsprojekt
„Leseritter“ macht Schülerinnen und Schüler
fürs unentgeltliche Vorlesen etwa in Kindergärten
oder Seniorenheimen fit und „BürgerSinn“ weckt
Interesse für das ehrenamtliche Engagement.
Unterstützt werden ferner Projekte wie „Durch-
starter“, das Jugendlichen von Haupt- und Real-
schulen durch Bewerbertraining und Praktika
den Übergang von der Schule in die Ausbildung
erleichtert. Mit all diesen wie ihren vielen weite-
ren Aufgaben wird die Wiesbaden Stiftung, die
2013 ihr zehnjähriges Bestehen feiert und sich im
August in einer Ausstellung gemeinsam mit dem
sein 150. Jubiläum feiernden Kur- und Verkehrs-
verein (heute: „Freunde der Wiesbaden Stiftung“)
im Wiesbadener Rathaus präsentiert, nach den
Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Thomas
Michel ihrem selbst gestellten Anspruch gerecht:
„Eine Bereicherung der Stadt Wiesbaden“ zu sein.
Der „Leonardo“ Schul-Award, der jetzt im Sommer
wieder im Rahmen einer großen Gala à la Holly-
wood im Kurhaus Wiesbaden verliehen wird,
stellt für die Schülerinnen und Schüler der hes-
sischen Landeshauptstadt ohne jeden Zweifel eine
gewaltige Bereicherung dar. Und das ist allemal
Anlass genug, um ausgelassen zu jubeln und sich
selbst und andere zu feiern.
Wie beim vergangenen Wettbewerb werden auch
in diesem Jahr die Sieger-Teams vorgestellt. Und
natürlich kommen auch Schüler zu Wort – etwa
wenn das langjährige Jury-Mitglied und Patin in
der Kategorie „Medien“, Babette Einstmann, einen
freudestrahlenden Sieger interviewt. Manchmal
allerdings geht es auch ganz ohne Worte – wenn
sich ausgelassene Freude breitmacht…
9Ehrenamtliches Wiesbaden
WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 9 12.06.13 13:51
Ein Prosit auf die Rheingauer Weinwoche: Je nach
Tageszeit feiern die Freunde des Rheingauer
Weins in gemütlicher Runde oder im lebhaften
Trubel der Abendstunden. An rund 100 Ständen bieten
Winzer edle Tropfen und prickelnde Sekte an.
10 Event-Stadt Wiesbaden
Foto:StephanRichter
Foto:Fotolia
Foto:StephanRichter
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W
Das
Wiesbadener Weinfest
„ist angekommen“
Wenn sich der Wiesbadener Schlossplatz und das sich angrenzende Dern’sche
Gelände alljährlich im August in die „längste Weintheke der Welt“ verwandeln,
dann wird eines der beliebtesten Feste aus dem prall gefüllten Wiesbadener
Veranstaltungskalender gefeiert: die Rheingauer Weinwoche. In diesem Jahr
(9. bis 18. August) steigt die 38. Auflage des Festes, dessen Geschichte sich im
Lauf der Jahre zwar immer wieder gewandelt hat, doch von Beginn an eine
Erfolgsgeschichte war.
PUBLIKUMSLIEBLING
RHEINGAUER WEINWOCHE
Event-Stadt Wiesbaden 11
Ein Publikumsliebling: Der Blick vom Rathaus auf den Schloss-
platz als eindrucksvoller Beleg für die Beliebtheit der Weinwoche.
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12 Event-Stadt Wiesbaden
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Event-Stadt Wiesbaden 13
FFür Wiesbadens Wirtschaftsdezernent Detlev
Bendel ist die Weinwoche eines der schönsten
Feste in der hessischen Landeshauptstadt und er
sagt auch: „Das Fest ist für mich angekommen.“
Ein wenig Feintuning hier und da – doch der
Grundgedanke des Festes ist gleichbleibend: ge-
selliges Feiern in fröhlicher Runde, der Genuss
edler Weine und Sekte, kulinarische Köstlickeiten
und ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm
auf insgesamt drei Bühnen.
Der Gast, der sich dem vom Hessischen Landtag,
dem Alten und dem neuen Rathaus und von der
imposanten Marktkirche umsäumten Wiesbadener
Schlossplatz über die Seitenstraßen der Fußgän-
gerzone nähert, wird mit einer Flut von Sinnes-
eindrücken empfangen. Eine Geräuschkulisse, in
der sich Lachen und angeregte Gespräche mit Pop-
klängen von der Bühne, verführerische Gerüche
von frisch zubereiteten Speisen und das leise
Klirren von Sekt- und Weingläsern vermischen.
Und all dies in einem gemütlichen Ambiente aus
liebevoll dekorierten Weinständen und anhei-
melndem Licht. Sollte man zuerst einen Sekt und
dann einen Wein verkosten – und wenn ja, wel-
chen? Mit solchen Fragen muss sich vor allem
der Gast, der nicht zu den vielen tausend treuen
Stammgästen der Rheingauer Weinwoche zählt,
auseinandersetzen. Denn die Auswahl ist groß:
An rund 100 Ständen bieten Winzer aus dem
Rheingau eine Fülle von Weinen und Sekten an.
Und an weiteren annähernd 30 Ständen locken
kulinarische Leckereien, die von Klassikern wie
Käsewürfeln mit Weintrauben und dem Spunde-
käs’ oder belegten Brezeln unter anderem über
Bratwurst, Spießbraten bis hin zu Flammkuchen
reichen.
Ihr heutiges Gesicht erhielt die Rheingauer
Weinwoche, die 1976 als Werbeplattform für die
Rheingauer Winzer initiiert worden war und sich
zunächst auf rund 33 auch in der Fußgängerzone
angesiedelte Stände beschränkte, vor nunmehr
zehn Jahren. 2003 wurde das Weinfest erstmals
räumlich auf dem Schlossplatz, dem Platz vor der
Marktkirche und auf dem Dern’sche Gelände ge-
bündelt – „und diese Konzentration ist wichtig
Entspanntes Schlendern auf der
Rheingauer Weinwoche: In den
Nachmittagsstunden geht es auf
dem Wiesbadener Schlossplatz
gemächlicher zu als am Abend.
Foto:HorstGöbel
WiMag08s10-15_Weinwoche_neu2.indd 13 12.06.13 15:39
14 Event-Stadt Wiesbaden – Interview
und Garant für den Erfolg des Festes“,
bilanziert Detlev Bendel. Denn dadurch
werde der gemütliche Charakter eines
Weindorfes erzielt, der einerseits jede
Menge Trubel etwa vor der Marktkirche
und rund um die vor dem Wiesbadener
Rathaus platzierte große Bühne auf
dem Schlossplatz verspreche, aber auch
Rückzugsmöglichkeiten biete. Das
Weinfesttreiben auf dem benachbarten
Dern’schen Gelände ist insgesamt etwas
ruhiger und gemächlicher. Hier finden
sich auch bei großem Andrang immer
noch Tische und Bänke, an denen es
sich vom ausgelassenen Festtreiben er-
holen lässt. Und dies übrigens nicht nur
am Abend: Das Weinfest wird gerne
auch von Firmen und Unternehmen für
den Austausch mit den Mitarbeiterteams
den den Weg in die Landeshauptstadt
Hessens finden. Das kontinuierlich
wachsende Interesse nationaler wie auch
internationaler Gäste ist nicht zuletzt auf
eine gezielte Vermarktung zurückzufüh-
ren. Anlässlich der Rheingauer Wein-
woche stellt die für die nationale und in-
ternationale Vermarktung der hessischen
Landeshauptstadt verantwortliche
Wiesbaden Marketing GmbH spezielle
Pauschalangebote für den Wiesbaden-
Aufenthalt zusammen und sie platziert
ihre Arrangements erfolgreich bei
Veranstaltern von Busreisen.
Wie so viele andere erfolgreiche Veran-
staltungen lebt auch die Rheingauer
Weinwoche von ihren Ritualen. Dazu
gehören etwa die feierliche Eröffnung
des Weinfestes, zu der sich stets zahl-
reiche Weinköniginnen einfinden, und
D
genutzt, so manch kreatives Brainstor-
ming fand und findet beim spätnachmit-
täglichen Schoppen auf der Wiesbadener
Weinwoche statt.
„Der Weintrinker ist ein friedlicher
Genussmensch“, meint Bendel, der es
auch auf diese Grundhaltung zurück-
führt, dass die zehntägige Rheingauer
Weinwoche, die Tausende von Gästen in
die Innenstadt lockt, eine in Anbetracht
der vielen Menschen überaus friedliche
Angelegenheit ist. Und die Dauer von
zehn Tagen? Die sei, sagt der Dezernent,
vor allem auch für die auswärtigen Be-
sucherinnen und Besucher ideal, die sich
zwischen zwei Wochenenden für ihren
Wiesbaden-Besuch entscheiden können
– und nicht selten an beiden Wochenen-
Lebens- und Musikfreude pur: Auf insgesamt drei
Bühnen wird ein vielfältiges musikalisches
Unterhaltungsprogramm geboten, das die Gäste
der Weinwoche mitsingen und mittanzen lässt.
Foto:UweStotz
WiMag08s10-15_Weinwoche_neu2.indd 14 12.06.13 15:39
15
E
Event-Stadt Wiesbaden – Interview
Schade, dass wir in der Stadt nicht
stärker präsent sind: Diesem Bedau-
ern der Wiesbadener Winzer haben
es die Gäste des Wiesbadener Wo-
chenmarktes zu verdanken, dass sie
im inzwischen dritten Jahr beim
Marktbummel auch einen Schoppen
genießen können. Denn die Winzer
machten sich für einen Weinstand
auf dem Wiesbadener Wochenmarkt
stark – und dies zu Zeiten auch au-
ßerhalb des „Marktfrühstücks“, die
im mehrwöchigen Abstand auf dem
Wochenmarkt veranstaltet werden.
Nun werden jeden Samstag auf dem
Wochenmarkt ausschließlich in Wies-
baden angebaute Weine angeboten
– und das, so die Vorsitzende des
Vereins Wiesbadener Winzer, Bärbel
Frosch-Brunnenstein, sorge immer
wieder für „Aha“-Erlebnisse.
„Der Stand wird zunehmend besser
angenommen“, freut sich die Wein-
bautechnikerin, die diese Werbeplatt-
form ebenso wie ihre Kollegen zu
schätzen weiß. Zwar sei der Aufbau
des Standes, um den sich auch Tische
und Bänke gruppieren, aufwändig und
für den reibungslosen Betrieb des
Standes werden bis zu vier Helfer
benötigt, doch das Interesse der Wein-
liebhaber entschädige. „Die Kunden
kommen gezielt, um mit dem Winzer
zu sprechen“, sagt die 48-Jährige,
die einst als Wiesbadener und auch
als Rheingauer Weinkönigin den hei-
mischen Wein repräsentierte.
Unter dem Dach des vor zwei Jah-
ren gegründeten Vereins Wiesbade-
ner Winzer, der aus dem Arbeitskreis
Wiesbadener Winzer hervorgegangen
ist, sind rund 30 Wiesbadener Wein-
bauern versammelt. Die Weingüter
Ott, Schneider, Berg, Meilinger und
Meier sowie die Winzerbetriebe Sauer,
Frosch und Schilling wechseln sich
mit der wöchentlichen Bewirtung im
Weinstand ab. „Die Wiesbadener Win-
zer sind Familienbetriebe, nicht für
jeden ist der Aufwand überhaupt zu
stemmen“, weiß die Vereinsvorsitzen-
de, die selbst einen sechs Hektar groß-
en Weinbaubetrieb führt.
Ob beim Kultursommer, der alljähr-
lich im Wiesbadener Rathaus stattfin-
denden Ausstellung der Wiesbadener
Winzer oder dem Weinstand auf dem
Wochenmarkt – „es tut sich was mit
der Präsenz des Wiesbadener Weins“,
sagt Frosch-Brunnenstein. Und: „So
langsam entwickelt sich Wiesbaden
auch außerhalb der Rheingauer Wein-
woche zur Weinstadt.“
die Teilnahme eines Weingutes aus einer
der Partnerstädte Wiesbadens. In diesem
Jahr wird das in der Schweiz gelegene
Montreux seine Gewächse kredenzen.
Ein weiteres Ritual: Die Weinwoche
wirkt wie ein Magnet auch auf ehema-
lige Wiesbadener, die es zwar in alle
Welt verschlagen hat, die jedoch anläss-
lich der Weinwoche den Weg in die alte
Heimat finden und dafür nicht selten ei-
nige Urlaubstage opfern – wohlwissend,
dass sie hier auch ganz ohne gezielte
Verabredungen liebe Bekannte wieder-
treffen. „Das ist“, so ist Bendel über-
zeugt, „der Vorteil einer Großstadt, die
denn doch keine Großstadt ist. Man trifft
sich beim Weinfest, das man getrost
auch allein besuchen kann. Man bleibt
nämlich nicht allein.“ Und dass sich
Gäste aus ganz Deutschland, dem be-
nachbarten europäischen Ausland oder
auch aus Übersee an der „längsten
Weintheke der Welt“ so wohl fühlen,
das liegt nach den Worten von Detlev
Bendel in der Natur der Wiesbadener
begründet. „Der Wiesbadener feiert
gerne, er ist aufgeschlossen und er
feiert deshalb besonders gerne auch
mit neuen Freunden.“
Weinstand auf dem WochenmarktWeinstand auf dem Wochenmarkt
beschert „Aha“-Erlebnisse
Eine gelungene Werbeplatt-
form: Detlev Bendel, Wiesba-
dens Wirtschaftsdezernent und
die Vorsitzende des Vereins
Wiesbadener Winzer, Bärbel
Frosch-Brunnenstein, mit ihrem
Mann Rainer Brunnenstein,
stoßen auf den weiteren
Erfolg des Weinstandes auf dem
Wiesbadener Wochenmarkt an.
Foto:www.heikerost.com
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16 Wiesbaden engagiert
KUNSTAKTIONEN FÜR EIN GEPFLEGTES UMFELD
Sinneswandel
„bedarf einer gewissen
Provokation“
Eine schönere Liebeserklärung ist schwer vorstellbar: „Wenn man
in Wiesbaden nicht glücklich wird, wird man nirgendwo glück-
lich“, ist Hans Reitz überzeugt. Der Wahl-Wiesbadener, der mit
Nobelpreisträger Professor Muhammad Yunus das Grameen
Creative Lab, ein Joint-Venture zwischen dem Yunus Centre in
Bangladesch und seiner in Wiesbaden ansässigen Eventagentur
Circ, gegründet hat, trägt bei aller Liebe zur Landeshauptstadt
keineswegs stets eine rosarote Brille vor Augen. Er sieht auch
die Defizite in der Gesellschaft – und bekämpft sie auf seine Art.
Indem er Kinder motiviert, hässliche Kaugummiflecken auf den
Straßen zu bemalen und Flüchtlingscamps mitten in der Stadt
errichtet, in denen er mit seinem
Team 24 Tage und Nächte lang
lebt und sich mit Menschen, die
am Rand der Gesellschaft leben,
auseinander- setzt.Spaß am Handgearbeiteten (v.l.) Hans Reitz,
Fionn Dobin, Professor Muhammad Yunus und
Dominique V. Dauster.
WiMag08s16-19_StreetArt.indd 16 12.06.13 14:04
Wiesbaden engagiert 17
Auf die Frage, ob Geduld in seiner
Natur liege, muss Hans Reitz lachen.
Nein, Geduld sei weniger seine Stärke,
räumt er ein, doch er sei hartnäckig.
Und verfügt damit über einen langen
Atem – und eben doch Geduld. Diese
benötigt der 47-Jährige auch, will er
sein Ziel, die Menschen für ihren Le-
bensraum und damit für den Umgang
miteinander zu sensibilisieren, errei-
chen. Der Unternehmer, der Social
Business nicht nur proklamiert, sondern
in seinen Veranstaltungsagenturen,
einer kleinen Kaffeehauskette, einem
Kinderladen und einem afghanischen
Lokal auch lebt, hat mit der Aktion
„Wiesbaden knäuelt“ vor geraumer
Zeit schon einmal Farbe in die Stadt
gebracht: Ob Blumenkästen, Straßen-
poller oder die Sitzbänke an Bushalte-
stellen – sie alle wurden mit buntem
Selbstgestricktem oder Selbstgehäkeltem
verziert. Das verschönte nicht nur den
Anblick der Stadt, sondern machte den
Teilnehmern der Aktion, die in großen
fröhlichen Runden stundenlang Wolle
in knalligen Farben verarbeiteten, rie-
sigen Spaß.
Wie hält man Kinder und Jugendliche
davon ab, Kaugummis einfach auf die
Straße zu spucken? Eine Frage, die den
Vater zweier 16 und 18 Jahre alten
Kinder stark beschäftigte und ihn zu
einer wie er es nennt „Verzweiflungs-
tat“ veranlasste: Einer Belohnung, wenn
FotosdieserDoppelseite:circgmbh&co.kg
Relativ einfache Mittel –
große Wirkung: Mit ein
wenig Farbe, ganz viel
Kreativität und Phanta-
sie und einer gehörigen
Portion Körpereinsatz
lassen sich sogar häss-
liche Kaugummiflecken
auf den Straßen in kleine
Kunstwerke verwandeln.
Aufmerksamkeit erregen
die derart verzierten
Sünden allemal und
machen vielleicht zu-
mindest ein wenig nach-
denklich…
WiMag08s16-19_StreetArt.indd 17 12.06.13 14:04
18 Wiesbaden engagiert
Faulbrunnenplatz auf, einem Ort, der
als Treffpunkt für am Rande der Gesell-
schaft lebende Menschen gilt. „YY“ –
das steht für „what can I do for you
and you?“ erläutert der gebürtige Bayer,
der einst jahrelang durch Indien reiste,
das Motto seiner Aktion.
Die Erfahrungen dieser 24 Tage und
Nächte haben den Unternehmer sehr
bewegt. „Wir alle können zu Flüchtlin-
gen werden“, ist Reitz, der manchem als
Utopist – allerdings ohne gleichzeitigem
Realitätsverlust - erscheinen mag, über-
zeugt: „Wir flüchten uns in Arbeit,
in Alkohol oder in den Konsumrausch“.
Menschen flüchten aber auch durch
Schicksalsschläge, etwa wenn sie durch
den Verlust eines geliebten Partners den
Boden unter den Füßen verloren haben.
Die Gespräche mit Obdachlosen, die
in den Flüchtlingszelten durchgeführten
Diskussionsrunden mit Schülerinnen
und Schülern, das merkliche Interesse
von Passanten, die den mit dekorierten
die hässlichen Flecken auf der Straße
mit farbenfrohen Motiven verziert wer-
den. Mit der Wiesbadener Friedrichstra-
ße wählte Reitz, der vor fast 20 Jahren
über seine Mitwirkung am Zelttheater
Chapiteau in die hessische Landes-
hauptstadt kam und blieb, seine unmit-
telbare Lebensumgebung. Es fanden
sich dann ganz schnell zahlreiche Kin-
der, die bäuchlings auf dem Bürgersteig
lagen, Kaugummiflecken mit Smileys
oder bunten Comic-Figuren verzierten
und mit ihrer Kunst die Aufmerksam-
keit der Passanten erregten. Wenn nur
einige von ihnen künftig keine Kau-
gummis einfach mehr auf die Straße
spucken, dann wäre Reitz´ Wunsch
nach Sensibilisierung ein Stück weit
erfüllt.
Um das Umfeld „liebevoller und herz-
licher, schlicht gepflegter“ zu gestalten,
dürfen Aktionen „auch eine gewisse
Provokation in sich haben“, gibt sich
Reitz unternehmungslustig. Und so pro-
voziert der Mann, den die Achtlosigkeit
auch von Menschen, die gedankenlos
Papiere oder Zigarettenkippen auf den
Boden werfen, „schmerzt“, in dem er
die Kunstaktion „YY 24“ initiiert. Er
baut zwei Zelte des UN-Flüchtlings-
kommissariats auf dem Wiesbadener
Hauptsache bunt und
fröhlich: In gemütlichen
Runden wurde stundenlang
gehäkelt und gestrickt. Es
entstanden so jeden Menge
„Kleidungsstücke“ für Stra-
ßenpoller oder Sitzbänke,
die für farbige Akzente im
Stadtbild sorgten.
Tischen ansprechend und liebevoll
gestalteten Platz plötzlich nicht mehr
mieden, sondern auch mal verweilten –
all das hat Hans Reitz, der das Schöpfe-
rische und Spielerische liebt, sehr berührt.
„Der Schock sitzt“, gibt er freimütig zu,
„und der Respekt auch“. Was die Kunst-
aktion bei ihm persönlich verändert hat?
„Es ist mir wieder sehr bewusst gewor-
den, wie wichtig die Familie, Freunde
und Bekannte sind, vor allem auch in
schwierigen Lebenssituationen.“
Und: Die Kunstaktion „YY 24“ hat
ihn in seiner Ansicht bestärkt, dass es
im Interesse eines Sinneswandels,
einer Bewusstseinsveränderung in der
Gesellschaft „einer gewissen Provokati-
on“ bedarf. Das werden in Kürze auch
die Bewohner in Deutschlands Haupt-
stadt Berlin erleben: Hier werden Reitz
und sein Team demnächst in Berlin-
Neukölln ihre UN-Flüchtlingszelte auf-
schlagen.
WiMag08s16-19_StreetArt.indd 18 12.06.13 14:04
Wiesbaden engagiert 19
Sensibilisieren – mit Farbe und Kunstaktionen
Wenn nur einige von ihnen
künftig keine Kaugummis
einfach mehr auf die Straße
spucken, dann wäre Reitz´
Wunsch nach Sensibilisierung
ein Stück weit erfüllt.
„Wir alle können zu
Flüchtlingen werden“: Hans
Reitz sucht und vermittelt
das Gespräch durch eine
Aktion mit Flüchtlingszelten.
Hans Reitz
FotosdieserDoppelseite:circgmbh&co.kg
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20 Mein Wiesbaden
„Wiesbaden ist und
bleibt meine Heimat
und meine Wurzel“
Herr Kessler, Sie haben bereits in Ihrer
Schulzeit Theater gespielt. Wussten
Sie schon immer, dass das Schauspiel Ihre
Leidenschaft ist, bei der Sie Ihrer komö-
diantischen Ader freien Lauf
lassen können?
Nein, nicht wirklich. Meine Deutsch-
lehrerin, Irene Haus, schubste mich,
als ich 16 Jahre alt war, eher sanft in
ihre Theater AG. Erst dort entdeckte ich
allmählich mein schauspielerisches Ta-
lent und bemerkte, dass die berühmten
Bretter auch für mich die Welt bedeuten.
In der Zeit als Statist am Staatstheater
Wiesbaden habe ich viel gelernt, nicht
nur über das Theater. Es erdet mich bis
heute, dass ich damals fast „nur“ Koffer
über die Bühne trug. Bernd Ripken war
für mich damals ein wichtiger Ratgeber.
Die komödiantische Ader wurde aber
erst auf der Schauspielschule in Bochum
vertieft und später im Kino und Fernse-
hen freigelegt.
Parodien, wie „Switch Reloaded“ sie
bietet, schrecken bekanntlich vor kaum
etwas zurück – zu den von Ihnen paro-
dierten Menschen gehört ja auch Adolf
Hitler. Gibt es für Fernseh-Persiflagen
eine Grenze des guten Geschmacks,
eine Grenze, vor der Sie persönlich Halt
machen würden?
Natürlich gibt es Gürtellinien und
Grenzen und ich halte diese sowohl als
Schauspieler als auch als Autor ein.
Satire und Parodie darf vieles, aber
eben nicht alles. Ich denke, dass wir bei
„Switch“ nie jemanden wirklich per-
sönlich verletzt haben. Die Zuschauer
IM GESPRÄCH: MICHAEL KESSLER
Der Schauspieler Michael
Kessler ist ein umtriebiger
Mensch. Der gebürtige Wies-
badener reist gerne mit unge-
wöhnlichen Fortbewegungs-
mitteln für seine Sendung
„Kessler Expedition“ (rbb)
durch Deutschland, er gibt bei
„Switch Reloaded“ unter an-
derem den Fernsehmoderator
Günther Jauch, ist als Regis-
seur am Deutschen Theater
Göttingen tätig und arbeitet
darüber hinaus als Autor für
Fernsehen, Film und Bühne.
Begonnen hat die Karriere des
Wiesbadeners, der vor weni-
gen Tagen seinen 46. Geburts-
tag gefeiert hat, bereits wäh-
rend seiner Schulzeit in der
Theater AG am Gymnasium
am Mosbacher Berg. Er trat im
Rahmen der Schultheatertage
und als Statist am Hessischen
Staatstheater Wiesbaden auf.
lieben uns dafür, dass wir so manchem
TV-Sternchen oder Star mal ordentlich
auf die Finger klopfen. Meistens haben
die es ja auch verdient.
Sie reisen für den rbb in „Kessler Expe-
dition“ mit einem Schlauchboot, einem
Esel, einem Hundeschlitten oder einem
Klapprad durch die deutschen Lande. Gibt
es ein Fortbewegungsmittel, bei dem Sie
dankend ablehnen würden? Oder anders
gefragt: Welche Fortbewegungsmittel
fehlen Ihnen noch in Ihrer Sammlung?
Die Sendung ist ein echtes, unverfälschtes
Abenteuer. Alle Gespräche und Begeg-
nungen sind spontan und nicht geplant.
Ich improvisiere mich durch Land und
Leute und habe deshalb auch keine Be-
rührungsängste, etwa mit einem Rasen-
mäher auf den Brocken zu fahren. Sechs
Stundenkilometer sind herrlich „ent-
WiMag08s20-21_MeinWiesbaden.indd 20 12.06.13 14:06
Mein Wiesbaden 21
schleunigend“. Ich kann den Rasenmäher
als Reisemittel nur wärmstens empfehlen.
Als Ensemblemitglied der „Schillerstraße“
und „Switch Reloaded“ wurden Sie unter
anderem mit dem Deutschen Fernseh-
preis und dem Deutschen Comedypreis
ausgezeichnet, und erst kürzlich gab´s
den Adolf-Grimme-Preis für das Switch
Reloaded „Wetten, dass?“-Special.
Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeich-
nungen?
Es freut mich, wenn die viele Arbeit
wahrgenommen und gewürdigt wird.
Letztlich zählt aber nur die Reaktion
des Publikums! Ich mache meinen Job
für das Publikum, nicht für Jurys oder
Preise.
Sie leben heute in Köln. Welche Erinne-
rungen verbinden Sie mit Wiesbaden und
gibt es Orte oder Einrichtungen, an die
Sie besonders gerne zurückdenken oder
sogar ein wenig vermissen?
Wiesbaden ist und bleibt meine Heimat
und meine Wurzel, und wenn ich hes-
sische Kollegen treffe, verfalle ich mit
größter Freude sofort in den Heimatdi-
alekt. In Biebrich bin ich aufgewach-
sen, dem Rhein habe ich mit Köln die
Treue gehalten. An jeder Ecke meiner
Geburtsstadt kleben natürlich viele Er-
innerungen. Noch immer leben meine
Familie und ein paar gute Freunde in
Wiesbaden. Viele meiner Weggefährten
sind heute am Theater oder beim Fern-
sehen: Jens Harzer, Alexander Spemann,
Reinhardt Friese oder Martin Kinkel.
Auf den Bühnen des Staatstheaters
Wiesbaden habe ich meine ersten Schrit-
te unternommen – der Ort bleibt für
mich magisch und besonders.
Sie twittern und, so heißt es, pflegen
Ihre Konten etwa bei Facebook oder
YouTube selbst. Was schätzen Sie,
wie viel Zeit Sie in Soziale Netzwerke
investieren und wie wichtig ist der
persönliche Kontakt zu den Fans?
Es „heißt nicht nur so“ – es ist so. Meine
Website, Facebook, YouTube und Twitter
pflege ich persönlich und lese mich auch
durch die Kommentare. Das kostet na-
türlich Zeit, aber der direkte Austausch
mit Fans und Zuschauern ist spannend
und wichtig. Ich mache, wie gesagt,
meinen Beruf ja für das Publikum. Solch
ein schneller und direkter Austausch von
Lob und Kritik war früher unmöglich.
Die Zukunft liegt im Internet, das war
mir schon sehr früh klar und ich wollte
von Anfang an dabei sein.
Michael Kessler vor dem Biebricher Schloss, einem Wahrzeichen seiner Heimatstadt Wiesbaden.
Foto:FrankHennig
WiMag08s20-21_MeinWiesbaden.indd 21 12.06.13 14:06
22 Perfektion in Wiesbaden
PRODUKTIONSVIELFALT IM WIESBADENER INDUSTRIEPARK KALLE-ALBERT
EIN MIKROKOSMOS,
IN DEM DIE WURST
IHR GESICHT ERHÄLT
Foto:www.infraserv-wi.de
WiMag08s22-25_PerfektionKalle.indd 22 12.06.13 14:11
Perfektion in Wiesbaden 23
ass mit der Kalle GmbH einer der
weltweit führenden Produzenten von
industriell hergestellten Wursthüllen auf
Cellulose-, Kunststoff- und Textilbasis
in Wiesbaden beheimatet ist, ist wohl
auch den rund 270.000 Einwohnern der
Landeshauptstadt beim Kauf von Salami,
Fleischwurst und Co. nur selten bewusst.
Das vor 150 Jahren in Wiesbaden ge-
gründete Unternehmen forscht, entwickelt
und produziert wie ehedem auf dem Ge-
lände des Industrieparks Kalle-Albert,
benannt nach den Firmengründern Hein-
rich Albert und Wilhelm Kalle. Nach
wechselvoller Geschichte wird der Indu-
striepark seit 1997 von der Betreiberge-
sellschaft InfraServ Wiesbaden gemanagt.
Sie gewährleistet die Infrastruktur des
rund 94 Hektar großen Areals, auf dem
insgesamt 74 Unternehmen mit rund 5600
Mitarbeitern angesiedelt sind.
„Wir geben der Wurst ihr Gesicht.
Und das ist wichtig, denn der Kunde
trifft seine Kaufentscheidung aufgrund
des Aussehens“, skizziert Dr. Walter
Niederstätter, Geschäftsführer der
Kalle GmbH, die Arbeit des kontinu-
ierlich wachsenden Unternehmens,
das im letzten Jahr mit rund 1.600 Mit-
arbeitern weltweit einen Umsatz von
250 Millionen Euro erwirtschaftete.
Die jährlich verkauften 800 Millionen
Meter Wursthülle entsprechen der
Strecke zum Mond und wieder zurück.
Wursthüllen bieten viel Platz
für Expansion
Wer einmal mit dem gelernten Physi-
ker gesprochen hat, wird beim Biss ins
Wurstbrötchen wohl nie wieder eher
nebenbei über einen angenehmen oder
weniger angenehmen Geschmack
D
Auf den ersten Blick
scheinen Wursthüllen und
Schwammtücher nicht
allzu viel gemeinsam zu
haben. Und doch basieren
beide Produkte auf Cellu-
lose, einem natürlich
nachwachsenden Rohstoff,
der nach dem Viskosever-
fahren verarbeitet wird.
„Wir geben der Wurst
ihr Gesicht. Und das ist
wichtig, denn der Kunde
trifft seine Kaufent-
scheidung aufgrund des
Aussehens.“
››
Foto:www.heikerost.com
Die ganze Welt der Wursthüllen: Dr. Walter Niederstätter zeigt am
Touch Screen, der etwa auch bei der IFFA–Weltleitmesse für die
fleischverarbeitende Industrie und das Fleischerhandwerk – eingesetzt
wird, die Produktionsvielfalt auf.
WiMag08s22-25_PerfektionKalle.indd 23 12.06.13 14:11
24 Perfektion in Wiesbaden
Niederstätter bringt es kurz und knapp
auf den Punkt: „Wir produzieren
Hüllen mit Wertschöpfung“ – und das
überaus erfolgreich. Das Unternehmen
ist weltweit führend bei der Pizza-
Salami, beliefert 80 Prozent des ame-
rikanischen Pizzamarktes und sieht
für seine Wursthüllen Nalo (nahtlos),
die bereits heute in mehr als 80 Län-
der geliefert werden, viel Platz für
Expansion. Der Kalle-Geschäftsführer
konstatiert mit Zufriedenheit, dass der
Fleischkonsum weltweit wachse und
„Deutsche
Wurstprodukte
sind die besten
weltweit.“
urteilen. Denn: Erst die Hülle veredelt
die Wurst, verleiht dem Brät abhängig
von ihrem Innenleben beim Brühen
einen rauchigen Geschmack oder sorgt
mit ausgesuchten Gewürzbeigaben für
eine pikante oder pfeffrige Note. Wie
sich die natürlich streng vertraulichen
und nach den Wünschen der Kunden
zusammengestellten Gewürzmischungen
an der Hülle halten und das Produkt
gleichmäßig veredeln – das ist kom-
pliziert und Geheimsache bei der Kalle
GmbH, die mehr als 500 Patente hält.
››
Qualitätskontrolle: In den
Labors von Kalle werden
die Wursthüllen unter
anderem auf ihre Dichte
und Farbe überprüft. Zum
Sortiment gehören so
genannte Barrierehüllen
mit Farb-, Rauch- oder
Aroma-Übertrag.
Fotos(3):www.heikerost.com
WiMag08s22-25_PerfektionKalle.indd 24 12.06.13 14:11
Perfektion in Wiesbaden 25
Zur Infrastruktur des Industriestand-
orts gehören eine biologische Ab-
wasser-Reinigungsanlage und die
umfassende Versorgung mit Strom
und Wärme, die durch zu 35 Prozent
regenerativ erzeugte Energie sicherge-
stellt wird. Zu den derzeitigen Part-
nerfirmen des Industrieparks gehören
neben Kalle unter anderem weltweit
tätige Unternehmen wie der Hersteller
analoger und digitaler Druckplatten
Agfa-Gevaert Graphic Systems, der
Spezialchemie-Produzent Clariant oder
der Spezialfolien-Hersteller Mitsubishi
Polyester Film.
Industriestandort mit
innovativem Management
Die zentrale Lage des Industrieparks,
seine Nähe zum Flughafen Frankfurt
Rhein-Main wie auch der Rheinhafen
oder etwa der Gleisanschluss sprechen
nach den Worten des 52-Jährigen für
den Industriestandort mit seinem inno-
vativen Standort-Management. Und
mehr noch: „Es liegt in unserem Inter-
esse, möglichst viele verschiedene
Unternehmen im Industriepark zu verei-
nen“, sagt Bartholomäus, der aufgrund
der zahlreichen unterschiedlichen Natio-
nalitäten der insgesamt rund 5.600
Beschäftigten von einem „Mikrokosmos“
spricht – und bei den Menschen dieses
Mikrokomos einen „gewissen Stolz“ auf
den traditionsreichen Industriepark Kal-
le-Albert ausmacht. Dass InfraServ Wies-
baden junge Menschen unter anderem in
technischen und kaufmännischen Beru-
fen für das eigene Unternehmen, das im
vergangenen Jahr einen Umsatz von
zirka 180 Millionen Euro erwirtschaftete,
wie auch für andere Firmen ausbildet –
für Peter Bartholomäus ein weiterer
Mehrwert, der für den Wiesbadener
Industriepark Kalle-Albert spricht.
räumt dem Wiesbadener Unternehmen
große Wachstumschancen vor allem
in Asien und Lateinamerika ein. Brasi-
lien bezeichnet Niederstätter als
„Brennpunkt der Zukunft“: Hier werde
Kalle in naher Zukunft wie bereits an
seinen drei anderen deutschen Stand-
orten und auf internationalem Parkett
in Chile, Ungarn, Tschechien, Öster-
reich und den USA Produktionsstätten
unterhalten.
„Deutsche Wurstprodukte sind die
besten weltweit“, sagt Niederstätter
und erklärt, dass zwischen einer Wurst
im Naturdarm („und die Natur ist
bei weitem nicht perfekt“) und einer
Wurst in einer industriell gefertigten
Hülle geschmacklich nicht unterschie-
den werden könne. Schließlich: Die
aus Holz gewonnene Cellulose und
die daraus hergestellte Hülle sind ein
Stück Natur.
och der Industriepark Kalle-
Albert hat noch mehr zu bieten: Hier
werden auch Druckplatten, Kunst-
harze, Farben, Düngemittel, Spezial-
klebstoffe und Waschmittel-Rohstoffe
hergestellt. Ein Auszug aus der Pro-
duktionsvielfalt im Industriepark Kalle-
Albert, die sich nach den Worten von
Peter Bartholomäus, Vorsitzender der
Geschäftsleitung der Betreibergesell-
schaft InfraServ Wiesbaden, durchaus
erweitern ließe. Der Industriepark, der
durch die Gesellschaft und ihre Tochter-
unternehmen mit insgesamt 860 Mitar-
beitern einen umfassenden Service unter
anderem im Facility Management, bei
der Standortentwicklung, der Material-
wirtschaft, Technik sowie IT- und Per-
sonalbetreuung erfährt, verfügt noch
über Kapazitäten. Mit Verweis auch
auf eine mit modernstem Gerät ausge-
stattete Werksfeuerwehr könnte sich
der Energie- und Verfahrenstechniker,
der die InfraServ-Geschicke seit Herbst
vergangenen Jahres lenkt, ein Unter-
nehmen aus der chemieverarbeitenden
Industrie „sehr gut vorstellen“.
D
Fotos(3):www.heikerost.com
Ein Mikrokosmos: Peter
Bartholomäus, Vorsitzender
der Geschäftsleitung der
Betreibergesellschaft InfraServ
Wiesbaden, weiß um die
Bedeutung der Unternehmens-
vielfalt im Industriepark
Kalle-Albert.
WiMag08s22-25_PerfektionKalle.indd 25 12.06.13 14:11
26 Veranstaltungen und Feste26 Veranstaltungen und Feste
Sparkassen Finanzgruppe
Ironman 70.3 Wiesbaden Germany
11. August 2013
Einmal mehr werden wieder mehrere zehn-
tausend Zuschauer live miterleben, wie sich
mehr als 2.000 Profi-Athleten und Freizeit-
sportler dem „härtesten halben Tag des Jahres“
stellen. Den Auftakt bildet der Schwimmwett-
bewerb. Nach einem 1,9 Kilometer langen
Schwimmkurs erwartet die Sportler eine
anspruchsvolle Radstrecke (Länge 90 Kilometer)
durch den hügeligen Rheingau-Taunus-Kreis.
Den Abschluss bildet die 21,1 Kilometer lange
Laufstrecke durch die hessische Landeshaupt-
stadt. Zieleinlauf ist im Kurpark am Kurhaus
Wiesbaden.
Auch im zweiten Halbjahr des Jahres 2013 hat Wiesbaden eine Vielzahl hochkarätiger
Veranstaltungen zu bieten. Ob der Sinn nach kulturellen und sportlichen Highlights oder
niveauvollen Festen steht – in der Stadt kommen Kulturliebhaber ebenso auf ihre Kosten
wie die Fans sportlicher Höchstleistungen und Menschen, die gerne feiern.
Veranstaltungs-Kaleidoskop
aus Kultur, Sport und Festen
Rheingau Musik Festival
29. Juni–31. August 2013
Auch das 26. Rheingau Musik Festival
wird das Publikum wieder mit Konzerten
von Weltklasse-Solisten und Orchestern
begeistern. Rund 120.000 Musikliebha-
ber von nah und fern kommen alljähr-
lich nach Wiesbaden und in den Rhein-
gau, um an über 40 zumeist historischen
Spielstätten Konzertgenuss vom Feinsten
und Stars der internationalen Klassiksze-
ne zu erleben. In der 26. Festivalsaison
präsentiert das Rheingau Musik Festival
den türkischen Komponisten und Pianis-
ten Fazil Say als Composer & Artist in
Residence. Die argentinisch-französische
Cellistin russischer Abstammung, Sol
Gabetta, wird als Artist in Residence das
Festival begleiten. Themenschwerpunkte
bilden die 200. Geburtstage von Richard
Wagner und Giuseppe Verdi.
Foto:AnsgarKlostermann
Rheingauer Weinwoche 9.-18. August 2013
Seit mehr als 35 Jahren lässt die Rheingauer Weinwoche die Wiesbadener
Innenstadt zur „längsten Weintheke der Welt“ werden - und ist jedes
Jahr eine Attraktion für Tausende Besucher. An rund 100 Ständen
präsentieren die Winzer aus dem Rheingau und
Wiesbaden ihre Erzeugnisse, junge Weine ebenso
wie Auslesen und prickelnde Sekte. Zur besonderen
Note des Rheingauer Riesling werden ebenfalls pas-
sende kulinarische Köstlichkeiten auf dem Wies-
badener Schlossplatz, dem Dern´schen Gelände und
vor der Marktkirche angeboten. Auf mehreren
Bühnen sorgen zudem Musikbands
und Show-Einlagen für
Unterhaltung.
Foto:FinishXdreamSports&EventsGmbH
Foto:Fotolia
WiMag08s26-27_Termine_U4.indd 26 12.06.13 14:13
Veranstaltungen und Feste 27
Wiesbadener Stadtfest 26.-29. September 2013
Wenn der Sommer zu Ende geht, wird in Wiesbaden das Stadtfest gefeiert.
Zusammen mit Herbstmarkt, Automobilausstellung, Erntedank-Fest und
verkaufsoffenem Sonntag präsentiert sich das Fest vielfältig, bunt und ab-
wechslungsreich. Zu den Höhepunkten des alljährlichen Stadtfestes zählt das
kostenlose Open-Air-Konzert auf dem Dern´schen Gelände: Hier treten am
Freitag, 27. September, „Mike & The Mechanics“ auf, die in neuer Formation
große Live-Erfolge feiern. Auch die weiteren Festtage versprechen viel Musik
27Veranstaltungen und Feste
„Nanna“ im Museum Wiesbaden
29. Sept. 2013-26. Januar 2014
Das Museum Wiesbaden zeigt Anselm Feuer-
bachs Elixier einer Leidenschaft „Nanna – ent-
rückt, überhöht unerreichbar“. Julius Allgeyer
schildert die erste Begegnung zwischen sei-
nem Künstlerfreund Feuerbach und Anna Risi,
genannt Nanna, im Sommer 1860 in Rom:
„Die Frau, eine Erscheinung von geradezu im-
ponierender Schönheit, mochte Mitte zwanzig
sein. Eine Last von dunklen Haaren umrahmte
die strengen, von einem melancholischen
Ausdruck gemilderten Züge … Von dem
wunderbaren Bilde überrascht und gefesselt,
zögerte Feuerbach unwillkürlich einige
Augenblicke im Weiterschreiten, und über das
Antlitz der Frau glitt ein flüchtiges Lächeln …“.
Nanna wird für Feuerbach alles sein. Als sein
Modell verewigt er sie in verschiedensten
Rollen: mythologisch, religiös, literarisch. Vor
allem war Nanna für Feuerbach aber eines:
die reinste Inkarnation seiner Malerei. Die
Ausstellung zeigt über 50 Gemälde und bringt
damit alle bekannten Bildnisse von Nanna
zusammen. Eines der wichtigsten Gemälde ist
„Nanna, Profil nach rechts“ (1861).
Sternschnuppen Markt 26. November-23. Dezember 2013
Stimmungsvolle Kulisse für den Wiesbadener Sternschnuppen Markt ist der
Schlossplatz. Die Farben Blau und Gold und die goldenen Lilien des Stadt-
wappens sind die stilvollen Dekorelemente für den Kunsthandwerkermarkt.
Vier sternengeschmückte Tore öffnen den Eintritt zu der märchenhaften
Szenerie, in der mehr als 130 Stände Dekoration für die Weihnachtszeit,
Geschenkideen und Kunsthandwerk anbieten. Ebenso stimmungsvoll wie das
Silvester im Kurhaus
31. Dezember 2013
Ohne die rauschende Silvester-
Party im repräsentativen Kurhaus
Wiesbaden kann sich so mancher
den Beginn eines neuen Jahres
kaum noch vorstellen – und diese
Begeisterung ist ansteckend. Das
Silvester-Programm bietet allen
Gästen auch zum Jahreswechsel
2013/2014 eine abwechslungsreiche
Vielfalt.
und zahlreiche Show-Einlagen sowie
etwa Modenschauen und zahlreiche
Spielangebote für Kinder. Auch
Technik-Fans werden mit der großen
Wiesbadener Automobil Ausstellung
auf dem Wiesbadener Schlossplatz
auf ihre Kosten kommen. Traditionell
öffnen am letzten Tag des Stadtfestes
die Geschäfte und Läden der innen-
stadt beim verkaufsoffenen Sonntag
von 13 bis 18 Uhr ihre Türen.
Ambiente ist das Begleitprogramm
mit Darbietungen von Chören, Krip-
penspielen, Turmbläsern, Konzerten
oder Märchenerzählungen. Weiterer
Höhepunkt der Vorweihnachtszeit
in Wiesbaden ist die „Eiszeit“ am
Warmen Damm vor dem Hessischen
Staatstheater Wiesbaden: Hier lädt
eine große Eisbahn zum Schlitt-
schuhlaufen ein.
A.Feuerbach:Nanna,Profilnachrechts,1861©MuseumWiesbaden
Foto:PaulMüller
Foto:AxelUnbehend
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Wiesbaden Magazin Ausgabe Juni 2013

  • 1. www.wiesbaden.de LANDESHAUPTSTADT Das Magazin der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden Ausgabe 08 / Juni 2013 Wiesbaden Kreativität wird belohnt Wiesbaden Stiftung verleiht „Leonardo“ Schul-Award Weinwoche als Erfolgsgeschichte Publikumsliebling im Herzen der Stadt Es geht um die Wurst Hüllen entscheiden über Farbe und Aroma WiMag08s01_Titel_final.indd T1 12.06.13 13:42
  • 2. New Media „Wiesbaden – Das Magazin“ jetzt auch als iPad®App IM APP STORE KOSTENLOS ERHÄLTLICH Die Wiesbaden Magazin App finden Sie am schnellsten, indem Sie mit Ihrem iPad® diesen QR-Code abfotografieren: Die iPad®App „Wiesbaden – Das Magazin“ ist kostenlos im App Store erhältlich. Entdecken Sie die interaktiven Seiten der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden! Mehr Informationen unter: www.wiesbaden.de/app WiMag08s02-03_Editorial.indd 2 12.06.13 13:47
  • 3. Inhalt Ausgabe 8 / Juni 2013 EditorialMagazin der Stadt Wiesbaden Impressum HERAUSGEBER: Wiesbaden Marketing GmbH, Geschäftsführer: Martin Michel (V.i.S.d.P.), Postfach 6050, 65050 Wiesbaden REDAKTION: Christina Oxfort, Wiesbaden TEXTE: Christina Oxfort TITELBILD: Stephan Richter GESTALTUNG UND HERSTELLUNG: D+K Horst Repschläger GmbH, Wiesbaden DRUCK: Körner Rotationsdruck, Sindelfingen AUFLAGE: 500.000 Stück BILDNACHWEISE DIESE SEITE (VON OBEN NACH UNTEN): Agentur Bell, Wiesbaden / Fotolia / A.Türck Ehrenamtliches Engagement Stiftung der Landeshauptstadt verleiht „Leonardo“ Schul-Award 4 Event-Stadt Wiesbaden Rheingauer Weinwoche im Herzen der Stadt längst als Publikumsliebling etabliert 10 Kunst verschönt die Stadt Sinneswandel in der Gesellschaft „bedarf einer gewissen Provokation“ 16 Im Gespräch: Michael Kessler „Wiesbaden ist und bleibt meine Heimat und meine Wurzel“ 20 Es geht um die Wurst Kalle produziert im Mikrokosmos des Industrieparks Kalle-Albert 22 Service und Veranstaltungen Veranstaltungs-Kaleidoskop aus Kultur, Sport und Festen 26 ENGAGIERTES WIESBADEN: Ehrenamtliche bewegen in der hessischen Landeshauptstadt eine Menge – wie etwa die Wiesbaden Stiftung, die den Schul-Award „Leonardo“ auslobt und damit Schülerinnen und Schüler der Stadt zu wahren Höhen- flügen animiert. Diese jugendliche Kreativität weiß Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller zu würdigen, der sich in einem Interview sehr positiv über das „tolle Projekt“ äußert. Auf Begeisterung stößt auch die Rheingauer Weinwoche: Alljährlich lockt die „längste Weintheke der Welt“ tausende Besu- cher nach Wiesbaden, die in gesel- liger Runde mit alten Freunden und neuen Bekannten feiern. Auf wenig Gegenliebe jedoch stoßen die häss- lichen Kaugummiflecken auf den Straßen. Wie sie sich mit einfachen Mitteln in kleine Kunstwerke verwandeln lassen, ver- rät ein Wahl-Wiesbadener mit Faible für Provokation. Provozieren ist ebenfalls das Metier des Schauspie- lers Michael Kessler: Der gebürtige Wiesbadener provoziert unsere Lachmuskeln und lässt uns an außer- gewöhnlichen Expeditionen teilha- ben. Apropos außergewöhnlich: Haben Sie sich beim Biss ins belegte Brötchen schon einmal Gedanken über die Hülle von Salami, Fleischwurst und Co. gemacht? Wir haben das Unternehmen besucht, das der Wurst ihr Gesicht – und mehr noch – ihr Aroma verleiht. Ihre Redaktion wünscht eine anregende Lektüre. Heiß begehrt: der „Leonardo“ Schul-Award Heimat ist Wiesbaden: Schauspieler Michael Kessler Ein Prosit auf gesel- liges Feiern bei der Rheingauer Weinwoche WiMag08s02-03_Editorial.indd 3 12.06.13 13:47
  • 4. 4 Ehrenamtliches Wiesbaden Wenn im wunderschönen Friedrich-von- Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses rund 1000 Schülerinnen und Schüler begeistert und lautstark feiern, die eigene Leistung und die an- derer bejubeln – dann wird einmal mehr der mit insgesamt 45.000 Euro dotierte Schul-Award „Leonardo“ der Wiesbaden Stiftung verliehen. Seit dem Jahr 2005 wird die begehrte Trophäe, um die sich die Jahrgangsstufen 7 bis 13 aller Wiesbade- ner Schulen und der amerikanischen Highschool im zweijährigen Turnus bewerben können, von der Stiftung ausgelobt. Prämiert werden Projekte in den Kategorien „Ideen für Wiesbaden“, „Kunst & Design“, „Medien“, „Musik“, „Soziales“, „Techno- logie und Umwelt“, „Theater“ und „Wirtschaft“. Und erstmals gibt es in diesem „Leonardo“-Jahr 2013 einen Sonderpreis „Inklusion“. Was die Schüler-Teams an Projekten auf die Beine stellen, ist für den Vorstandsvorsitzenden der Wiesbaden Stiftung, Thomas Michel, schlicht „unglaublich: Eine Ideenvielfalt, die ihresgleichen sucht“. Der Friedrich-von- Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses bildet den repräsentativen Rahmen für die Verlei- hung des „Leonardo“ Schul-Awards, der von der Wiesbaden Stiftung im zweijährigen Turnus ausgelobt wird. leonardo 2013 WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 4 12.06.13 13:50
  • 5. WIESBADEN STIFTUNG VERLEIHT „LEONARDO“ SCHUL-AWARD Oft unterschätzte jugendliche Kreativität begeistert Ehrenamtliches Wiesbaden 5 FotosindiesemArtikel:AgenturBell,Wiesbaden WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 5 12.06.13 13:50
  • 6. 66 Ehrenamtliches Wiesbaden Und ihre Leistungen sollen angemessen gewür- digt werden. Deshalb, so „Leonardo“-Projektleiter Andreas Bell, sei der Schul-Oscar „wichtig und gewichtig“: Die Trophäe ist aus Bronze, goldmat- tiert und auf Hochglanz poliert. Mehrere Monate lang hat der Kommunikationsdesigner an der Ent- wicklung und Realisierung des „Leonardo“-Wett- bewerbs im Auftrag der Stiftung gearbeitet und dabei auch die Figur entworfen – mit tatkräftiger Unterstützung der Goldschmiedemeisterin Petra Esser-Föhre und seiner beiden Kinder: „Es war mir eine große Freude, ‚Leonardo’ entwickeln zu dür- fen“, sagt Bell, der als Projektleiter des Schul- Awards eine Fülle von Aufgaben hat, die es „so professionell wie möglich“ zu bewältigen gilt. Dazu zählt etwa die Pflege der interaktiven „Leo- nardo“-Website, auf der die Schülerinnen und Schüler Dokumente wie auch Videos und Filme einstellen und kommunizieren können. In diesem Jahr kommt eine neue Aufgabe hinzu: Die Ent- wicklung des Sonderpreises „Inklusion“, der im Sommer diesen Jahres zum ersten Mal verlie- hen wird und, so viel kann verraten werden, aus Glas und Beton bestehen wird. Den goldenen „Leonardo“ erhalten übrigens stets die Sieger- Teams in den acht Kategorien, hinzukommen der Schul- und der Lehrer-„Leonardo“. Die Wiesbaden Stiftung, die aktuell 94 Stifter hat und mehrere zweckgebundene Nachlässe und Treuhandstiftungen im Sinne der Stifter verwal- tet, würde den laut Bell „in dieser Form deutsch- landweit wohl einzigartigen Preis“ gern im Franchise-Verfahren an andere Städte weiterge- ben. Anfragen habe es bereits gegeben, doch die Umsetzung – und das wissen Michel und Bell aus langjähriger Erfahrung ganz genau – setzt ein Heer ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer voraus. „Leonardo“ bedarf nicht nur der Jury-Mitglieder, die laut Michel „viel Zeit und Nerven“ investieren müssen, der Schul-Award setzt auch ein Kern- team voraus, das den gesamten Wettbewerb „Die Kreativität, die in Jugendlichen steckt, wird oft unterschätzt“, ist Michel überzeugt. Gefragt nach Projekten, die ihn besonders zu beeindrucken vermochten, mag er nicht gewichten. Die Schü- ler-Teams haben die Gewalt an Schulen themati- siert, unter dem Motto „Mit den Ohren sehen“ Kunstobjekte im Museum Wiesbaden zu Wort kommen lassen, die Diskussion um mehr Sicher- heit im Wiesbadener Kulturpark mit angestoßen und „absolut beeindruckende“ Aktionen mit be- hinderten Menschen, mit Senioren oder mit Wohnsitzlosen initiiert. „Die Jugendlichen sind mit großer Begeisterung bei der Sache“, beobach- tet nicht nur der Stiftungs-Vorsitzende. Über die Heiß begehrt: Der „Leonardo“ in der Hand von Thomas Michel,Vorstandsvorsitzender der Wiesbaden Stiftung. Foto:www.heikerost.com zu prämierenden Projekte in den üblicherweise acht Kategorien entscheiden mit jeweils mehre- ren Fachleuten besetzte Jurys – und auch sie staunen nicht selten, was die Schülerinnen und Schüler „so alles auf die Beine stellen“. Dabei liegt die Messlatte nicht zuletzt aufgrund der kontinuierlich zunehmenden Teilnehmerzahlen sehr hoch: In der Kategorie „Musik“ beispiels- weise müssen die Teams schon mit Eigenkom- positionen aufwarten… Seinen Namen „Leonardo“ verdankt der Schul- Award, für den die Wiesbaden Stiftung auf Landes- wie auf Bundesebene bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, dem kürzlich gestorbenen Wiesbadener Stadtrat und Pädagogen Wolfgang Herber. Wie das Multitalent Leonardo da Vinci sollen auch die Jugendlichen der Landeshaupt- stadt etwas schaffen, das die Welt verändert. leonardo 2013 WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 6 12.06.13 13:50
  • 7. 77Ehrenamtliches Wiesbaden Noch stehen die Trophäen säuberlich in Reih und Glied aufgereiht – und warten auf ihre Besitzer. Überschwänglicher Jubel: Sind die Sieger-Teams ver- kündet und der „Leonardo“ überreicht, gibt es für die er- folgreichen Schülerinnen und Schüler kein Halten mehr. Sie präsentieren stolz ihre Trophäen, lassen sich feiern – und feiern ihren Erfolg mit einer rauschenden Party. WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 7 12.06.13 13:51
  • 8. 8 Ehrenamtliches Wiesbaden 3 Fragen an Wiesbadens Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller Herr Müller, Sie waren von Anfang an ein Befürworter des im Jahr 2005 von der Wiesbaden Stiftung initiierten „Leonardo“ Schul-Awards. Hätten Sie eine solche Er- folgsgeschichte für möglich gehalten und worauf ist dieser Erfolg Ihrer Ansicht nach zurückzuführen? Der „Leonardo“ ist ein tolles Projekt. Die Wiesbaden Stiftung hatte nicht nur das richtige Gespür, sondern von Anfang an mit Experten und ausge- zeichneten Beratern einen idealen Schulwettbewerb maß- geschneidert. Bei so viel Enga- gement und Herzblut war ich mir über einen guten Erfolg des „Leonardo“ eigentlich sicher. Aber es ist noch viel besser geworden! Der Erfolg beruht auf einer perfekten Mischung: professionelles Engagement der Veranstalter, persönliche Betreuung der Schulen durch viele engagierte Mitstreiter und ganz besonders aller Teilnehmer, attraktive Wett- bewerbskategorien und schließlich ein gewinnendes Marketing. Kurz gesagt – jede Schülerin/jeder Schüler spürt, dass ihre/seine Leistung ernst genommen wird und dass man mit seinem Team im Mittelpunkt steht. Die Schüler-Teams entwickeln gerade auch in der Kategorie „Ideen für Wiesbaden“ beson- ders beeindruckende Projekte. Kann diese inhaltliche Ausei- nandersetzung mit der eigenen Lebensumgebung Ihrer Ansicht nach dazu beitragen, dass sich junge Menschen wieder mehr für „ihre“ Stadt interessieren? Dass sich in der Kategorie „Ideen für Wiesbaden“ so viele fantasievolle und bemerkens- werte Projekte finden, zeigt erst einmal das Interesse und die Aufgeschlossenheit, mit der junge Menschen unserer Stadt begegnen. Der urbane Raum und sein Klima werden nicht nur blind konsumiert oder passiv hingenommen. Die junge Generation setzt sich bewusst und engagiert damit auseinander, was sie an ihrer Stadt bewegt. Natürlich ist es so – wenn man sich mit einem Thema aus seinem unmittel- baren Lebensumfeld ernsthaft beschäftigt, entwickelt sich au- tomatische eine intensive Be- ziehung. Und um was man sich kümmert, das liegt einem dann auch schon am Herzen – und: was einem am Herzen liegt, darum kümmert man sich auch in Zukunft. „Leonar- do“ leistet damit indirekt einen wertvollen und nachhaltigen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Stadt als dynamischem Lebensraum. In diesem Jahr wird erstmals ein Sonderpreis „Inklusion“ verliehen, einem Thema, das Ihnen sehr am Herzen liegt. Würden Sie sich wünschen, dass dieser Preis zu einer festen Einrichtung und damit alle zwei Jahre vergeben wird? Das Thema Inklusion ist für mich eines der wichtigsten Themen für unsere Gesell- schaft – besonders für unsere Stadtgesellschaft. Nicht zuletzt die „Woche der Inklusion“ hat dies gezeigt. Deswegen freut es mich sehr, dass „Leonardo“ auch hier seinen Finger am Puls der Zeit hat. „Inklusives Denken und Handeln“ wurde in vielen Kategorien fast schon selbstverständlich – und da- rum geht es – thematisiert und aufgegriffen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Sparte „Inklusion“ auch in Zukunft geben wird. Oberbürgermeister Müller im Gespräch mit „Leonardo“-Moderator Tobias Radloff. leonardo 2013 WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 8 12.06.13 13:51
  • 9. organisiert und unter anderem den Kontakt zu den Schulen, zu den Sponsoren und zu den Paten, die während der gesamten Projektlaufzeit eine Art „Schirmherr“-Funktion in jeder der Kategorien übernehmen, hält. „‚Leonardo’ ist ein gewaltiges Projekt“, resümiert der Vorstandsvorsitzende der Wiesbaden Stiftung. Und dabei ist der Schul-Award, der „Schüler von heute mit Ideen für morgen“ auszeichnet, nur eines von vielen Projekten, die unter der Obhut der Stiftung stehen oder von ihr initiiert wurden. Wie etwa das inzwischen selbstständig arbeitende Bürgerkolleg, das sich der Qualifizierung von eh- renamtlichen Aktiven verschrieben und seit seiner Gründung in rund 100 Seminaren mehr als 1300 Ehrenamtliche geschult hat. Das Stiftungsprojekt „Leseritter“ macht Schülerinnen und Schüler fürs unentgeltliche Vorlesen etwa in Kindergärten oder Seniorenheimen fit und „BürgerSinn“ weckt Interesse für das ehrenamtliche Engagement. Unterstützt werden ferner Projekte wie „Durch- starter“, das Jugendlichen von Haupt- und Real- schulen durch Bewerbertraining und Praktika den Übergang von der Schule in die Ausbildung erleichtert. Mit all diesen wie ihren vielen weite- ren Aufgaben wird die Wiesbaden Stiftung, die 2013 ihr zehnjähriges Bestehen feiert und sich im August in einer Ausstellung gemeinsam mit dem sein 150. Jubiläum feiernden Kur- und Verkehrs- verein (heute: „Freunde der Wiesbaden Stiftung“) im Wiesbadener Rathaus präsentiert, nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Thomas Michel ihrem selbst gestellten Anspruch gerecht: „Eine Bereicherung der Stadt Wiesbaden“ zu sein. Der „Leonardo“ Schul-Award, der jetzt im Sommer wieder im Rahmen einer großen Gala à la Holly- wood im Kurhaus Wiesbaden verliehen wird, stellt für die Schülerinnen und Schüler der hes- sischen Landeshauptstadt ohne jeden Zweifel eine gewaltige Bereicherung dar. Und das ist allemal Anlass genug, um ausgelassen zu jubeln und sich selbst und andere zu feiern. Wie beim vergangenen Wettbewerb werden auch in diesem Jahr die Sieger-Teams vorgestellt. Und natürlich kommen auch Schüler zu Wort – etwa wenn das langjährige Jury-Mitglied und Patin in der Kategorie „Medien“, Babette Einstmann, einen freudestrahlenden Sieger interviewt. Manchmal allerdings geht es auch ganz ohne Worte – wenn sich ausgelassene Freude breitmacht… 9Ehrenamtliches Wiesbaden WiMag08s04-09_Leonardo 2.indd 9 12.06.13 13:51
  • 10. Ein Prosit auf die Rheingauer Weinwoche: Je nach Tageszeit feiern die Freunde des Rheingauer Weins in gemütlicher Runde oder im lebhaften Trubel der Abendstunden. An rund 100 Ständen bieten Winzer edle Tropfen und prickelnde Sekte an. 10 Event-Stadt Wiesbaden Foto:StephanRichter Foto:Fotolia Foto:StephanRichter WiMag08s10-15_Weinwoche_neu2.indd 10 12.06.13 15:39
  • 11. W Das Wiesbadener Weinfest „ist angekommen“ Wenn sich der Wiesbadener Schlossplatz und das sich angrenzende Dern’sche Gelände alljährlich im August in die „längste Weintheke der Welt“ verwandeln, dann wird eines der beliebtesten Feste aus dem prall gefüllten Wiesbadener Veranstaltungskalender gefeiert: die Rheingauer Weinwoche. In diesem Jahr (9. bis 18. August) steigt die 38. Auflage des Festes, dessen Geschichte sich im Lauf der Jahre zwar immer wieder gewandelt hat, doch von Beginn an eine Erfolgsgeschichte war. PUBLIKUMSLIEBLING RHEINGAUER WEINWOCHE Event-Stadt Wiesbaden 11 Ein Publikumsliebling: Der Blick vom Rathaus auf den Schloss- platz als eindrucksvoller Beleg für die Beliebtheit der Weinwoche. WiMag08s10-15_Weinwoche_neu2.indd 11 12.06.13 15:39
  • 13. Event-Stadt Wiesbaden 13 FFür Wiesbadens Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel ist die Weinwoche eines der schönsten Feste in der hessischen Landeshauptstadt und er sagt auch: „Das Fest ist für mich angekommen.“ Ein wenig Feintuning hier und da – doch der Grundgedanke des Festes ist gleichbleibend: ge- selliges Feiern in fröhlicher Runde, der Genuss edler Weine und Sekte, kulinarische Köstlickeiten und ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm auf insgesamt drei Bühnen. Der Gast, der sich dem vom Hessischen Landtag, dem Alten und dem neuen Rathaus und von der imposanten Marktkirche umsäumten Wiesbadener Schlossplatz über die Seitenstraßen der Fußgän- gerzone nähert, wird mit einer Flut von Sinnes- eindrücken empfangen. Eine Geräuschkulisse, in der sich Lachen und angeregte Gespräche mit Pop- klängen von der Bühne, verführerische Gerüche von frisch zubereiteten Speisen und das leise Klirren von Sekt- und Weingläsern vermischen. Und all dies in einem gemütlichen Ambiente aus liebevoll dekorierten Weinständen und anhei- melndem Licht. Sollte man zuerst einen Sekt und dann einen Wein verkosten – und wenn ja, wel- chen? Mit solchen Fragen muss sich vor allem der Gast, der nicht zu den vielen tausend treuen Stammgästen der Rheingauer Weinwoche zählt, auseinandersetzen. Denn die Auswahl ist groß: An rund 100 Ständen bieten Winzer aus dem Rheingau eine Fülle von Weinen und Sekten an. Und an weiteren annähernd 30 Ständen locken kulinarische Leckereien, die von Klassikern wie Käsewürfeln mit Weintrauben und dem Spunde- käs’ oder belegten Brezeln unter anderem über Bratwurst, Spießbraten bis hin zu Flammkuchen reichen. Ihr heutiges Gesicht erhielt die Rheingauer Weinwoche, die 1976 als Werbeplattform für die Rheingauer Winzer initiiert worden war und sich zunächst auf rund 33 auch in der Fußgängerzone angesiedelte Stände beschränkte, vor nunmehr zehn Jahren. 2003 wurde das Weinfest erstmals räumlich auf dem Schlossplatz, dem Platz vor der Marktkirche und auf dem Dern’sche Gelände ge- bündelt – „und diese Konzentration ist wichtig Entspanntes Schlendern auf der Rheingauer Weinwoche: In den Nachmittagsstunden geht es auf dem Wiesbadener Schlossplatz gemächlicher zu als am Abend. Foto:HorstGöbel WiMag08s10-15_Weinwoche_neu2.indd 13 12.06.13 15:39
  • 14. 14 Event-Stadt Wiesbaden – Interview und Garant für den Erfolg des Festes“, bilanziert Detlev Bendel. Denn dadurch werde der gemütliche Charakter eines Weindorfes erzielt, der einerseits jede Menge Trubel etwa vor der Marktkirche und rund um die vor dem Wiesbadener Rathaus platzierte große Bühne auf dem Schlossplatz verspreche, aber auch Rückzugsmöglichkeiten biete. Das Weinfesttreiben auf dem benachbarten Dern’schen Gelände ist insgesamt etwas ruhiger und gemächlicher. Hier finden sich auch bei großem Andrang immer noch Tische und Bänke, an denen es sich vom ausgelassenen Festtreiben er- holen lässt. Und dies übrigens nicht nur am Abend: Das Weinfest wird gerne auch von Firmen und Unternehmen für den Austausch mit den Mitarbeiterteams den den Weg in die Landeshauptstadt Hessens finden. Das kontinuierlich wachsende Interesse nationaler wie auch internationaler Gäste ist nicht zuletzt auf eine gezielte Vermarktung zurückzufüh- ren. Anlässlich der Rheingauer Wein- woche stellt die für die nationale und in- ternationale Vermarktung der hessischen Landeshauptstadt verantwortliche Wiesbaden Marketing GmbH spezielle Pauschalangebote für den Wiesbaden- Aufenthalt zusammen und sie platziert ihre Arrangements erfolgreich bei Veranstaltern von Busreisen. Wie so viele andere erfolgreiche Veran- staltungen lebt auch die Rheingauer Weinwoche von ihren Ritualen. Dazu gehören etwa die feierliche Eröffnung des Weinfestes, zu der sich stets zahl- reiche Weinköniginnen einfinden, und D genutzt, so manch kreatives Brainstor- ming fand und findet beim spätnachmit- täglichen Schoppen auf der Wiesbadener Weinwoche statt. „Der Weintrinker ist ein friedlicher Genussmensch“, meint Bendel, der es auch auf diese Grundhaltung zurück- führt, dass die zehntägige Rheingauer Weinwoche, die Tausende von Gästen in die Innenstadt lockt, eine in Anbetracht der vielen Menschen überaus friedliche Angelegenheit ist. Und die Dauer von zehn Tagen? Die sei, sagt der Dezernent, vor allem auch für die auswärtigen Be- sucherinnen und Besucher ideal, die sich zwischen zwei Wochenenden für ihren Wiesbaden-Besuch entscheiden können – und nicht selten an beiden Wochenen- Lebens- und Musikfreude pur: Auf insgesamt drei Bühnen wird ein vielfältiges musikalisches Unterhaltungsprogramm geboten, das die Gäste der Weinwoche mitsingen und mittanzen lässt. Foto:UweStotz WiMag08s10-15_Weinwoche_neu2.indd 14 12.06.13 15:39
  • 15. 15 E Event-Stadt Wiesbaden – Interview Schade, dass wir in der Stadt nicht stärker präsent sind: Diesem Bedau- ern der Wiesbadener Winzer haben es die Gäste des Wiesbadener Wo- chenmarktes zu verdanken, dass sie im inzwischen dritten Jahr beim Marktbummel auch einen Schoppen genießen können. Denn die Winzer machten sich für einen Weinstand auf dem Wiesbadener Wochenmarkt stark – und dies zu Zeiten auch au- ßerhalb des „Marktfrühstücks“, die im mehrwöchigen Abstand auf dem Wochenmarkt veranstaltet werden. Nun werden jeden Samstag auf dem Wochenmarkt ausschließlich in Wies- baden angebaute Weine angeboten – und das, so die Vorsitzende des Vereins Wiesbadener Winzer, Bärbel Frosch-Brunnenstein, sorge immer wieder für „Aha“-Erlebnisse. „Der Stand wird zunehmend besser angenommen“, freut sich die Wein- bautechnikerin, die diese Werbeplatt- form ebenso wie ihre Kollegen zu schätzen weiß. Zwar sei der Aufbau des Standes, um den sich auch Tische und Bänke gruppieren, aufwändig und für den reibungslosen Betrieb des Standes werden bis zu vier Helfer benötigt, doch das Interesse der Wein- liebhaber entschädige. „Die Kunden kommen gezielt, um mit dem Winzer zu sprechen“, sagt die 48-Jährige, die einst als Wiesbadener und auch als Rheingauer Weinkönigin den hei- mischen Wein repräsentierte. Unter dem Dach des vor zwei Jah- ren gegründeten Vereins Wiesbade- ner Winzer, der aus dem Arbeitskreis Wiesbadener Winzer hervorgegangen ist, sind rund 30 Wiesbadener Wein- bauern versammelt. Die Weingüter Ott, Schneider, Berg, Meilinger und Meier sowie die Winzerbetriebe Sauer, Frosch und Schilling wechseln sich mit der wöchentlichen Bewirtung im Weinstand ab. „Die Wiesbadener Win- zer sind Familienbetriebe, nicht für jeden ist der Aufwand überhaupt zu stemmen“, weiß die Vereinsvorsitzen- de, die selbst einen sechs Hektar groß- en Weinbaubetrieb führt. Ob beim Kultursommer, der alljähr- lich im Wiesbadener Rathaus stattfin- denden Ausstellung der Wiesbadener Winzer oder dem Weinstand auf dem Wochenmarkt – „es tut sich was mit der Präsenz des Wiesbadener Weins“, sagt Frosch-Brunnenstein. Und: „So langsam entwickelt sich Wiesbaden auch außerhalb der Rheingauer Wein- woche zur Weinstadt.“ die Teilnahme eines Weingutes aus einer der Partnerstädte Wiesbadens. In diesem Jahr wird das in der Schweiz gelegene Montreux seine Gewächse kredenzen. Ein weiteres Ritual: Die Weinwoche wirkt wie ein Magnet auch auf ehema- lige Wiesbadener, die es zwar in alle Welt verschlagen hat, die jedoch anläss- lich der Weinwoche den Weg in die alte Heimat finden und dafür nicht selten ei- nige Urlaubstage opfern – wohlwissend, dass sie hier auch ganz ohne gezielte Verabredungen liebe Bekannte wieder- treffen. „Das ist“, so ist Bendel über- zeugt, „der Vorteil einer Großstadt, die denn doch keine Großstadt ist. Man trifft sich beim Weinfest, das man getrost auch allein besuchen kann. Man bleibt nämlich nicht allein.“ Und dass sich Gäste aus ganz Deutschland, dem be- nachbarten europäischen Ausland oder auch aus Übersee an der „längsten Weintheke der Welt“ so wohl fühlen, das liegt nach den Worten von Detlev Bendel in der Natur der Wiesbadener begründet. „Der Wiesbadener feiert gerne, er ist aufgeschlossen und er feiert deshalb besonders gerne auch mit neuen Freunden.“ Weinstand auf dem WochenmarktWeinstand auf dem Wochenmarkt beschert „Aha“-Erlebnisse Eine gelungene Werbeplatt- form: Detlev Bendel, Wiesba- dens Wirtschaftsdezernent und die Vorsitzende des Vereins Wiesbadener Winzer, Bärbel Frosch-Brunnenstein, mit ihrem Mann Rainer Brunnenstein, stoßen auf den weiteren Erfolg des Weinstandes auf dem Wiesbadener Wochenmarkt an. Foto:www.heikerost.com WiMag08s10-15_Weinwoche_neu2.indd 15 12.06.13 15:39
  • 16. 16 Wiesbaden engagiert KUNSTAKTIONEN FÜR EIN GEPFLEGTES UMFELD Sinneswandel „bedarf einer gewissen Provokation“ Eine schönere Liebeserklärung ist schwer vorstellbar: „Wenn man in Wiesbaden nicht glücklich wird, wird man nirgendwo glück- lich“, ist Hans Reitz überzeugt. Der Wahl-Wiesbadener, der mit Nobelpreisträger Professor Muhammad Yunus das Grameen Creative Lab, ein Joint-Venture zwischen dem Yunus Centre in Bangladesch und seiner in Wiesbaden ansässigen Eventagentur Circ, gegründet hat, trägt bei aller Liebe zur Landeshauptstadt keineswegs stets eine rosarote Brille vor Augen. Er sieht auch die Defizite in der Gesellschaft – und bekämpft sie auf seine Art. Indem er Kinder motiviert, hässliche Kaugummiflecken auf den Straßen zu bemalen und Flüchtlingscamps mitten in der Stadt errichtet, in denen er mit seinem Team 24 Tage und Nächte lang lebt und sich mit Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, auseinander- setzt.Spaß am Handgearbeiteten (v.l.) Hans Reitz, Fionn Dobin, Professor Muhammad Yunus und Dominique V. Dauster. WiMag08s16-19_StreetArt.indd 16 12.06.13 14:04
  • 17. Wiesbaden engagiert 17 Auf die Frage, ob Geduld in seiner Natur liege, muss Hans Reitz lachen. Nein, Geduld sei weniger seine Stärke, räumt er ein, doch er sei hartnäckig. Und verfügt damit über einen langen Atem – und eben doch Geduld. Diese benötigt der 47-Jährige auch, will er sein Ziel, die Menschen für ihren Le- bensraum und damit für den Umgang miteinander zu sensibilisieren, errei- chen. Der Unternehmer, der Social Business nicht nur proklamiert, sondern in seinen Veranstaltungsagenturen, einer kleinen Kaffeehauskette, einem Kinderladen und einem afghanischen Lokal auch lebt, hat mit der Aktion „Wiesbaden knäuelt“ vor geraumer Zeit schon einmal Farbe in die Stadt gebracht: Ob Blumenkästen, Straßen- poller oder die Sitzbänke an Bushalte- stellen – sie alle wurden mit buntem Selbstgestricktem oder Selbstgehäkeltem verziert. Das verschönte nicht nur den Anblick der Stadt, sondern machte den Teilnehmern der Aktion, die in großen fröhlichen Runden stundenlang Wolle in knalligen Farben verarbeiteten, rie- sigen Spaß. Wie hält man Kinder und Jugendliche davon ab, Kaugummis einfach auf die Straße zu spucken? Eine Frage, die den Vater zweier 16 und 18 Jahre alten Kinder stark beschäftigte und ihn zu einer wie er es nennt „Verzweiflungs- tat“ veranlasste: Einer Belohnung, wenn FotosdieserDoppelseite:circgmbh&co.kg Relativ einfache Mittel – große Wirkung: Mit ein wenig Farbe, ganz viel Kreativität und Phanta- sie und einer gehörigen Portion Körpereinsatz lassen sich sogar häss- liche Kaugummiflecken auf den Straßen in kleine Kunstwerke verwandeln. Aufmerksamkeit erregen die derart verzierten Sünden allemal und machen vielleicht zu- mindest ein wenig nach- denklich… WiMag08s16-19_StreetArt.indd 17 12.06.13 14:04
  • 18. 18 Wiesbaden engagiert Faulbrunnenplatz auf, einem Ort, der als Treffpunkt für am Rande der Gesell- schaft lebende Menschen gilt. „YY“ – das steht für „what can I do for you and you?“ erläutert der gebürtige Bayer, der einst jahrelang durch Indien reiste, das Motto seiner Aktion. Die Erfahrungen dieser 24 Tage und Nächte haben den Unternehmer sehr bewegt. „Wir alle können zu Flüchtlin- gen werden“, ist Reitz, der manchem als Utopist – allerdings ohne gleichzeitigem Realitätsverlust - erscheinen mag, über- zeugt: „Wir flüchten uns in Arbeit, in Alkohol oder in den Konsumrausch“. Menschen flüchten aber auch durch Schicksalsschläge, etwa wenn sie durch den Verlust eines geliebten Partners den Boden unter den Füßen verloren haben. Die Gespräche mit Obdachlosen, die in den Flüchtlingszelten durchgeführten Diskussionsrunden mit Schülerinnen und Schülern, das merkliche Interesse von Passanten, die den mit dekorierten die hässlichen Flecken auf der Straße mit farbenfrohen Motiven verziert wer- den. Mit der Wiesbadener Friedrichstra- ße wählte Reitz, der vor fast 20 Jahren über seine Mitwirkung am Zelttheater Chapiteau in die hessische Landes- hauptstadt kam und blieb, seine unmit- telbare Lebensumgebung. Es fanden sich dann ganz schnell zahlreiche Kin- der, die bäuchlings auf dem Bürgersteig lagen, Kaugummiflecken mit Smileys oder bunten Comic-Figuren verzierten und mit ihrer Kunst die Aufmerksam- keit der Passanten erregten. Wenn nur einige von ihnen künftig keine Kau- gummis einfach mehr auf die Straße spucken, dann wäre Reitz´ Wunsch nach Sensibilisierung ein Stück weit erfüllt. Um das Umfeld „liebevoller und herz- licher, schlicht gepflegter“ zu gestalten, dürfen Aktionen „auch eine gewisse Provokation in sich haben“, gibt sich Reitz unternehmungslustig. Und so pro- voziert der Mann, den die Achtlosigkeit auch von Menschen, die gedankenlos Papiere oder Zigarettenkippen auf den Boden werfen, „schmerzt“, in dem er die Kunstaktion „YY 24“ initiiert. Er baut zwei Zelte des UN-Flüchtlings- kommissariats auf dem Wiesbadener Hauptsache bunt und fröhlich: In gemütlichen Runden wurde stundenlang gehäkelt und gestrickt. Es entstanden so jeden Menge „Kleidungsstücke“ für Stra- ßenpoller oder Sitzbänke, die für farbige Akzente im Stadtbild sorgten. Tischen ansprechend und liebevoll gestalteten Platz plötzlich nicht mehr mieden, sondern auch mal verweilten – all das hat Hans Reitz, der das Schöpfe- rische und Spielerische liebt, sehr berührt. „Der Schock sitzt“, gibt er freimütig zu, „und der Respekt auch“. Was die Kunst- aktion bei ihm persönlich verändert hat? „Es ist mir wieder sehr bewusst gewor- den, wie wichtig die Familie, Freunde und Bekannte sind, vor allem auch in schwierigen Lebenssituationen.“ Und: Die Kunstaktion „YY 24“ hat ihn in seiner Ansicht bestärkt, dass es im Interesse eines Sinneswandels, einer Bewusstseinsveränderung in der Gesellschaft „einer gewissen Provokati- on“ bedarf. Das werden in Kürze auch die Bewohner in Deutschlands Haupt- stadt Berlin erleben: Hier werden Reitz und sein Team demnächst in Berlin- Neukölln ihre UN-Flüchtlingszelte auf- schlagen. WiMag08s16-19_StreetArt.indd 18 12.06.13 14:04
  • 19. Wiesbaden engagiert 19 Sensibilisieren – mit Farbe und Kunstaktionen Wenn nur einige von ihnen künftig keine Kaugummis einfach mehr auf die Straße spucken, dann wäre Reitz´ Wunsch nach Sensibilisierung ein Stück weit erfüllt. „Wir alle können zu Flüchtlingen werden“: Hans Reitz sucht und vermittelt das Gespräch durch eine Aktion mit Flüchtlingszelten. Hans Reitz FotosdieserDoppelseite:circgmbh&co.kg WiMag08s16-19_StreetArt.indd 19 12.06.13 14:04
  • 20. 20 Mein Wiesbaden „Wiesbaden ist und bleibt meine Heimat und meine Wurzel“ Herr Kessler, Sie haben bereits in Ihrer Schulzeit Theater gespielt. Wussten Sie schon immer, dass das Schauspiel Ihre Leidenschaft ist, bei der Sie Ihrer komö- diantischen Ader freien Lauf lassen können? Nein, nicht wirklich. Meine Deutsch- lehrerin, Irene Haus, schubste mich, als ich 16 Jahre alt war, eher sanft in ihre Theater AG. Erst dort entdeckte ich allmählich mein schauspielerisches Ta- lent und bemerkte, dass die berühmten Bretter auch für mich die Welt bedeuten. In der Zeit als Statist am Staatstheater Wiesbaden habe ich viel gelernt, nicht nur über das Theater. Es erdet mich bis heute, dass ich damals fast „nur“ Koffer über die Bühne trug. Bernd Ripken war für mich damals ein wichtiger Ratgeber. Die komödiantische Ader wurde aber erst auf der Schauspielschule in Bochum vertieft und später im Kino und Fernse- hen freigelegt. Parodien, wie „Switch Reloaded“ sie bietet, schrecken bekanntlich vor kaum etwas zurück – zu den von Ihnen paro- dierten Menschen gehört ja auch Adolf Hitler. Gibt es für Fernseh-Persiflagen eine Grenze des guten Geschmacks, eine Grenze, vor der Sie persönlich Halt machen würden? Natürlich gibt es Gürtellinien und Grenzen und ich halte diese sowohl als Schauspieler als auch als Autor ein. Satire und Parodie darf vieles, aber eben nicht alles. Ich denke, dass wir bei „Switch“ nie jemanden wirklich per- sönlich verletzt haben. Die Zuschauer IM GESPRÄCH: MICHAEL KESSLER Der Schauspieler Michael Kessler ist ein umtriebiger Mensch. Der gebürtige Wies- badener reist gerne mit unge- wöhnlichen Fortbewegungs- mitteln für seine Sendung „Kessler Expedition“ (rbb) durch Deutschland, er gibt bei „Switch Reloaded“ unter an- derem den Fernsehmoderator Günther Jauch, ist als Regis- seur am Deutschen Theater Göttingen tätig und arbeitet darüber hinaus als Autor für Fernsehen, Film und Bühne. Begonnen hat die Karriere des Wiesbadeners, der vor weni- gen Tagen seinen 46. Geburts- tag gefeiert hat, bereits wäh- rend seiner Schulzeit in der Theater AG am Gymnasium am Mosbacher Berg. Er trat im Rahmen der Schultheatertage und als Statist am Hessischen Staatstheater Wiesbaden auf. lieben uns dafür, dass wir so manchem TV-Sternchen oder Star mal ordentlich auf die Finger klopfen. Meistens haben die es ja auch verdient. Sie reisen für den rbb in „Kessler Expe- dition“ mit einem Schlauchboot, einem Esel, einem Hundeschlitten oder einem Klapprad durch die deutschen Lande. Gibt es ein Fortbewegungsmittel, bei dem Sie dankend ablehnen würden? Oder anders gefragt: Welche Fortbewegungsmittel fehlen Ihnen noch in Ihrer Sammlung? Die Sendung ist ein echtes, unverfälschtes Abenteuer. Alle Gespräche und Begeg- nungen sind spontan und nicht geplant. Ich improvisiere mich durch Land und Leute und habe deshalb auch keine Be- rührungsängste, etwa mit einem Rasen- mäher auf den Brocken zu fahren. Sechs Stundenkilometer sind herrlich „ent- WiMag08s20-21_MeinWiesbaden.indd 20 12.06.13 14:06
  • 21. Mein Wiesbaden 21 schleunigend“. Ich kann den Rasenmäher als Reisemittel nur wärmstens empfehlen. Als Ensemblemitglied der „Schillerstraße“ und „Switch Reloaded“ wurden Sie unter anderem mit dem Deutschen Fernseh- preis und dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet, und erst kürzlich gab´s den Adolf-Grimme-Preis für das Switch Reloaded „Wetten, dass?“-Special. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeich- nungen? Es freut mich, wenn die viele Arbeit wahrgenommen und gewürdigt wird. Letztlich zählt aber nur die Reaktion des Publikums! Ich mache meinen Job für das Publikum, nicht für Jurys oder Preise. Sie leben heute in Köln. Welche Erinne- rungen verbinden Sie mit Wiesbaden und gibt es Orte oder Einrichtungen, an die Sie besonders gerne zurückdenken oder sogar ein wenig vermissen? Wiesbaden ist und bleibt meine Heimat und meine Wurzel, und wenn ich hes- sische Kollegen treffe, verfalle ich mit größter Freude sofort in den Heimatdi- alekt. In Biebrich bin ich aufgewach- sen, dem Rhein habe ich mit Köln die Treue gehalten. An jeder Ecke meiner Geburtsstadt kleben natürlich viele Er- innerungen. Noch immer leben meine Familie und ein paar gute Freunde in Wiesbaden. Viele meiner Weggefährten sind heute am Theater oder beim Fern- sehen: Jens Harzer, Alexander Spemann, Reinhardt Friese oder Martin Kinkel. Auf den Bühnen des Staatstheaters Wiesbaden habe ich meine ersten Schrit- te unternommen – der Ort bleibt für mich magisch und besonders. Sie twittern und, so heißt es, pflegen Ihre Konten etwa bei Facebook oder YouTube selbst. Was schätzen Sie, wie viel Zeit Sie in Soziale Netzwerke investieren und wie wichtig ist der persönliche Kontakt zu den Fans? Es „heißt nicht nur so“ – es ist so. Meine Website, Facebook, YouTube und Twitter pflege ich persönlich und lese mich auch durch die Kommentare. Das kostet na- türlich Zeit, aber der direkte Austausch mit Fans und Zuschauern ist spannend und wichtig. Ich mache, wie gesagt, meinen Beruf ja für das Publikum. Solch ein schneller und direkter Austausch von Lob und Kritik war früher unmöglich. Die Zukunft liegt im Internet, das war mir schon sehr früh klar und ich wollte von Anfang an dabei sein. Michael Kessler vor dem Biebricher Schloss, einem Wahrzeichen seiner Heimatstadt Wiesbaden. Foto:FrankHennig WiMag08s20-21_MeinWiesbaden.indd 21 12.06.13 14:06
  • 22. 22 Perfektion in Wiesbaden PRODUKTIONSVIELFALT IM WIESBADENER INDUSTRIEPARK KALLE-ALBERT EIN MIKROKOSMOS, IN DEM DIE WURST IHR GESICHT ERHÄLT Foto:www.infraserv-wi.de WiMag08s22-25_PerfektionKalle.indd 22 12.06.13 14:11
  • 23. Perfektion in Wiesbaden 23 ass mit der Kalle GmbH einer der weltweit führenden Produzenten von industriell hergestellten Wursthüllen auf Cellulose-, Kunststoff- und Textilbasis in Wiesbaden beheimatet ist, ist wohl auch den rund 270.000 Einwohnern der Landeshauptstadt beim Kauf von Salami, Fleischwurst und Co. nur selten bewusst. Das vor 150 Jahren in Wiesbaden ge- gründete Unternehmen forscht, entwickelt und produziert wie ehedem auf dem Ge- lände des Industrieparks Kalle-Albert, benannt nach den Firmengründern Hein- rich Albert und Wilhelm Kalle. Nach wechselvoller Geschichte wird der Indu- striepark seit 1997 von der Betreiberge- sellschaft InfraServ Wiesbaden gemanagt. Sie gewährleistet die Infrastruktur des rund 94 Hektar großen Areals, auf dem insgesamt 74 Unternehmen mit rund 5600 Mitarbeitern angesiedelt sind. „Wir geben der Wurst ihr Gesicht. Und das ist wichtig, denn der Kunde trifft seine Kaufentscheidung aufgrund des Aussehens“, skizziert Dr. Walter Niederstätter, Geschäftsführer der Kalle GmbH, die Arbeit des kontinu- ierlich wachsenden Unternehmens, das im letzten Jahr mit rund 1.600 Mit- arbeitern weltweit einen Umsatz von 250 Millionen Euro erwirtschaftete. Die jährlich verkauften 800 Millionen Meter Wursthülle entsprechen der Strecke zum Mond und wieder zurück. Wursthüllen bieten viel Platz für Expansion Wer einmal mit dem gelernten Physi- ker gesprochen hat, wird beim Biss ins Wurstbrötchen wohl nie wieder eher nebenbei über einen angenehmen oder weniger angenehmen Geschmack D Auf den ersten Blick scheinen Wursthüllen und Schwammtücher nicht allzu viel gemeinsam zu haben. Und doch basieren beide Produkte auf Cellu- lose, einem natürlich nachwachsenden Rohstoff, der nach dem Viskosever- fahren verarbeitet wird. „Wir geben der Wurst ihr Gesicht. Und das ist wichtig, denn der Kunde trifft seine Kaufent- scheidung aufgrund des Aussehens.“ ›› Foto:www.heikerost.com Die ganze Welt der Wursthüllen: Dr. Walter Niederstätter zeigt am Touch Screen, der etwa auch bei der IFFA–Weltleitmesse für die fleischverarbeitende Industrie und das Fleischerhandwerk – eingesetzt wird, die Produktionsvielfalt auf. WiMag08s22-25_PerfektionKalle.indd 23 12.06.13 14:11
  • 24. 24 Perfektion in Wiesbaden Niederstätter bringt es kurz und knapp auf den Punkt: „Wir produzieren Hüllen mit Wertschöpfung“ – und das überaus erfolgreich. Das Unternehmen ist weltweit führend bei der Pizza- Salami, beliefert 80 Prozent des ame- rikanischen Pizzamarktes und sieht für seine Wursthüllen Nalo (nahtlos), die bereits heute in mehr als 80 Län- der geliefert werden, viel Platz für Expansion. Der Kalle-Geschäftsführer konstatiert mit Zufriedenheit, dass der Fleischkonsum weltweit wachse und „Deutsche Wurstprodukte sind die besten weltweit.“ urteilen. Denn: Erst die Hülle veredelt die Wurst, verleiht dem Brät abhängig von ihrem Innenleben beim Brühen einen rauchigen Geschmack oder sorgt mit ausgesuchten Gewürzbeigaben für eine pikante oder pfeffrige Note. Wie sich die natürlich streng vertraulichen und nach den Wünschen der Kunden zusammengestellten Gewürzmischungen an der Hülle halten und das Produkt gleichmäßig veredeln – das ist kom- pliziert und Geheimsache bei der Kalle GmbH, die mehr als 500 Patente hält. ›› Qualitätskontrolle: In den Labors von Kalle werden die Wursthüllen unter anderem auf ihre Dichte und Farbe überprüft. Zum Sortiment gehören so genannte Barrierehüllen mit Farb-, Rauch- oder Aroma-Übertrag. Fotos(3):www.heikerost.com WiMag08s22-25_PerfektionKalle.indd 24 12.06.13 14:11
  • 25. Perfektion in Wiesbaden 25 Zur Infrastruktur des Industriestand- orts gehören eine biologische Ab- wasser-Reinigungsanlage und die umfassende Versorgung mit Strom und Wärme, die durch zu 35 Prozent regenerativ erzeugte Energie sicherge- stellt wird. Zu den derzeitigen Part- nerfirmen des Industrieparks gehören neben Kalle unter anderem weltweit tätige Unternehmen wie der Hersteller analoger und digitaler Druckplatten Agfa-Gevaert Graphic Systems, der Spezialchemie-Produzent Clariant oder der Spezialfolien-Hersteller Mitsubishi Polyester Film. Industriestandort mit innovativem Management Die zentrale Lage des Industrieparks, seine Nähe zum Flughafen Frankfurt Rhein-Main wie auch der Rheinhafen oder etwa der Gleisanschluss sprechen nach den Worten des 52-Jährigen für den Industriestandort mit seinem inno- vativen Standort-Management. Und mehr noch: „Es liegt in unserem Inter- esse, möglichst viele verschiedene Unternehmen im Industriepark zu verei- nen“, sagt Bartholomäus, der aufgrund der zahlreichen unterschiedlichen Natio- nalitäten der insgesamt rund 5.600 Beschäftigten von einem „Mikrokosmos“ spricht – und bei den Menschen dieses Mikrokomos einen „gewissen Stolz“ auf den traditionsreichen Industriepark Kal- le-Albert ausmacht. Dass InfraServ Wies- baden junge Menschen unter anderem in technischen und kaufmännischen Beru- fen für das eigene Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von zirka 180 Millionen Euro erwirtschaftete, wie auch für andere Firmen ausbildet – für Peter Bartholomäus ein weiterer Mehrwert, der für den Wiesbadener Industriepark Kalle-Albert spricht. räumt dem Wiesbadener Unternehmen große Wachstumschancen vor allem in Asien und Lateinamerika ein. Brasi- lien bezeichnet Niederstätter als „Brennpunkt der Zukunft“: Hier werde Kalle in naher Zukunft wie bereits an seinen drei anderen deutschen Stand- orten und auf internationalem Parkett in Chile, Ungarn, Tschechien, Öster- reich und den USA Produktionsstätten unterhalten. „Deutsche Wurstprodukte sind die besten weltweit“, sagt Niederstätter und erklärt, dass zwischen einer Wurst im Naturdarm („und die Natur ist bei weitem nicht perfekt“) und einer Wurst in einer industriell gefertigten Hülle geschmacklich nicht unterschie- den werden könne. Schließlich: Die aus Holz gewonnene Cellulose und die daraus hergestellte Hülle sind ein Stück Natur. och der Industriepark Kalle- Albert hat noch mehr zu bieten: Hier werden auch Druckplatten, Kunst- harze, Farben, Düngemittel, Spezial- klebstoffe und Waschmittel-Rohstoffe hergestellt. Ein Auszug aus der Pro- duktionsvielfalt im Industriepark Kalle- Albert, die sich nach den Worten von Peter Bartholomäus, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Betreibergesell- schaft InfraServ Wiesbaden, durchaus erweitern ließe. Der Industriepark, der durch die Gesellschaft und ihre Tochter- unternehmen mit insgesamt 860 Mitar- beitern einen umfassenden Service unter anderem im Facility Management, bei der Standortentwicklung, der Material- wirtschaft, Technik sowie IT- und Per- sonalbetreuung erfährt, verfügt noch über Kapazitäten. Mit Verweis auch auf eine mit modernstem Gerät ausge- stattete Werksfeuerwehr könnte sich der Energie- und Verfahrenstechniker, der die InfraServ-Geschicke seit Herbst vergangenen Jahres lenkt, ein Unter- nehmen aus der chemieverarbeitenden Industrie „sehr gut vorstellen“. D Fotos(3):www.heikerost.com Ein Mikrokosmos: Peter Bartholomäus, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Betreibergesellschaft InfraServ Wiesbaden, weiß um die Bedeutung der Unternehmens- vielfalt im Industriepark Kalle-Albert. WiMag08s22-25_PerfektionKalle.indd 25 12.06.13 14:11
  • 26. 26 Veranstaltungen und Feste26 Veranstaltungen und Feste Sparkassen Finanzgruppe Ironman 70.3 Wiesbaden Germany 11. August 2013 Einmal mehr werden wieder mehrere zehn- tausend Zuschauer live miterleben, wie sich mehr als 2.000 Profi-Athleten und Freizeit- sportler dem „härtesten halben Tag des Jahres“ stellen. Den Auftakt bildet der Schwimmwett- bewerb. Nach einem 1,9 Kilometer langen Schwimmkurs erwartet die Sportler eine anspruchsvolle Radstrecke (Länge 90 Kilometer) durch den hügeligen Rheingau-Taunus-Kreis. Den Abschluss bildet die 21,1 Kilometer lange Laufstrecke durch die hessische Landeshaupt- stadt. Zieleinlauf ist im Kurpark am Kurhaus Wiesbaden. Auch im zweiten Halbjahr des Jahres 2013 hat Wiesbaden eine Vielzahl hochkarätiger Veranstaltungen zu bieten. Ob der Sinn nach kulturellen und sportlichen Highlights oder niveauvollen Festen steht – in der Stadt kommen Kulturliebhaber ebenso auf ihre Kosten wie die Fans sportlicher Höchstleistungen und Menschen, die gerne feiern. Veranstaltungs-Kaleidoskop aus Kultur, Sport und Festen Rheingau Musik Festival 29. Juni–31. August 2013 Auch das 26. Rheingau Musik Festival wird das Publikum wieder mit Konzerten von Weltklasse-Solisten und Orchestern begeistern. Rund 120.000 Musikliebha- ber von nah und fern kommen alljähr- lich nach Wiesbaden und in den Rhein- gau, um an über 40 zumeist historischen Spielstätten Konzertgenuss vom Feinsten und Stars der internationalen Klassiksze- ne zu erleben. In der 26. Festivalsaison präsentiert das Rheingau Musik Festival den türkischen Komponisten und Pianis- ten Fazil Say als Composer & Artist in Residence. Die argentinisch-französische Cellistin russischer Abstammung, Sol Gabetta, wird als Artist in Residence das Festival begleiten. Themenschwerpunkte bilden die 200. Geburtstage von Richard Wagner und Giuseppe Verdi. Foto:AnsgarKlostermann Rheingauer Weinwoche 9.-18. August 2013 Seit mehr als 35 Jahren lässt die Rheingauer Weinwoche die Wiesbadener Innenstadt zur „längsten Weintheke der Welt“ werden - und ist jedes Jahr eine Attraktion für Tausende Besucher. An rund 100 Ständen präsentieren die Winzer aus dem Rheingau und Wiesbaden ihre Erzeugnisse, junge Weine ebenso wie Auslesen und prickelnde Sekte. Zur besonderen Note des Rheingauer Riesling werden ebenfalls pas- sende kulinarische Köstlichkeiten auf dem Wies- badener Schlossplatz, dem Dern´schen Gelände und vor der Marktkirche angeboten. Auf mehreren Bühnen sorgen zudem Musikbands und Show-Einlagen für Unterhaltung. Foto:FinishXdreamSports&EventsGmbH Foto:Fotolia WiMag08s26-27_Termine_U4.indd 26 12.06.13 14:13
  • 27. Veranstaltungen und Feste 27 Wiesbadener Stadtfest 26.-29. September 2013 Wenn der Sommer zu Ende geht, wird in Wiesbaden das Stadtfest gefeiert. Zusammen mit Herbstmarkt, Automobilausstellung, Erntedank-Fest und verkaufsoffenem Sonntag präsentiert sich das Fest vielfältig, bunt und ab- wechslungsreich. Zu den Höhepunkten des alljährlichen Stadtfestes zählt das kostenlose Open-Air-Konzert auf dem Dern´schen Gelände: Hier treten am Freitag, 27. September, „Mike & The Mechanics“ auf, die in neuer Formation große Live-Erfolge feiern. Auch die weiteren Festtage versprechen viel Musik 27Veranstaltungen und Feste „Nanna“ im Museum Wiesbaden 29. Sept. 2013-26. Januar 2014 Das Museum Wiesbaden zeigt Anselm Feuer- bachs Elixier einer Leidenschaft „Nanna – ent- rückt, überhöht unerreichbar“. Julius Allgeyer schildert die erste Begegnung zwischen sei- nem Künstlerfreund Feuerbach und Anna Risi, genannt Nanna, im Sommer 1860 in Rom: „Die Frau, eine Erscheinung von geradezu im- ponierender Schönheit, mochte Mitte zwanzig sein. Eine Last von dunklen Haaren umrahmte die strengen, von einem melancholischen Ausdruck gemilderten Züge … Von dem wunderbaren Bilde überrascht und gefesselt, zögerte Feuerbach unwillkürlich einige Augenblicke im Weiterschreiten, und über das Antlitz der Frau glitt ein flüchtiges Lächeln …“. Nanna wird für Feuerbach alles sein. Als sein Modell verewigt er sie in verschiedensten Rollen: mythologisch, religiös, literarisch. Vor allem war Nanna für Feuerbach aber eines: die reinste Inkarnation seiner Malerei. Die Ausstellung zeigt über 50 Gemälde und bringt damit alle bekannten Bildnisse von Nanna zusammen. Eines der wichtigsten Gemälde ist „Nanna, Profil nach rechts“ (1861). Sternschnuppen Markt 26. November-23. Dezember 2013 Stimmungsvolle Kulisse für den Wiesbadener Sternschnuppen Markt ist der Schlossplatz. Die Farben Blau und Gold und die goldenen Lilien des Stadt- wappens sind die stilvollen Dekorelemente für den Kunsthandwerkermarkt. Vier sternengeschmückte Tore öffnen den Eintritt zu der märchenhaften Szenerie, in der mehr als 130 Stände Dekoration für die Weihnachtszeit, Geschenkideen und Kunsthandwerk anbieten. Ebenso stimmungsvoll wie das Silvester im Kurhaus 31. Dezember 2013 Ohne die rauschende Silvester- Party im repräsentativen Kurhaus Wiesbaden kann sich so mancher den Beginn eines neuen Jahres kaum noch vorstellen – und diese Begeisterung ist ansteckend. Das Silvester-Programm bietet allen Gästen auch zum Jahreswechsel 2013/2014 eine abwechslungsreiche Vielfalt. und zahlreiche Show-Einlagen sowie etwa Modenschauen und zahlreiche Spielangebote für Kinder. Auch Technik-Fans werden mit der großen Wiesbadener Automobil Ausstellung auf dem Wiesbadener Schlossplatz auf ihre Kosten kommen. Traditionell öffnen am letzten Tag des Stadtfestes die Geschäfte und Läden der innen- stadt beim verkaufsoffenen Sonntag von 13 bis 18 Uhr ihre Türen. Ambiente ist das Begleitprogramm mit Darbietungen von Chören, Krip- penspielen, Turmbläsern, Konzerten oder Märchenerzählungen. Weiterer Höhepunkt der Vorweihnachtszeit in Wiesbaden ist die „Eiszeit“ am Warmen Damm vor dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden: Hier lädt eine große Eisbahn zum Schlitt- schuhlaufen ein. A.Feuerbach:Nanna,Profilnachrechts,1861©MuseumWiesbaden Foto:PaulMüller Foto:AxelUnbehend Foto:AgenturBellGbR BESUCHERPAKET MUSEUM WIESBADEN Eine Übernachtung inkl. Frühstück, Eintritt ins Museum, Wiesbaden Tourist Card, Überraschungspräsent und Infopaket ab 69,00 Euro pro Person im DZ. Informationen und Buchung unter Telefon: 0611 1729-777, Email: hotel@wiesbaden-marketing.de oder unter www.wiesbaden.de/reiseangebote WiMag08s26-27_Termine_U4.indd 27 12.06.13 14:13
  • 28. Eine Spezies aus Wiesbaden! WIESBADEN ERLEBEN Besucherpaket inkl. Übernachtung, Eintritt, Wiesbaden TouristCard, Überraschung ab EUR 69,00p. P. im DZ Buchung unter 0611 - 1729 777 wiesbaden.de/tourismus Ganz viel Platz für Kunst und Natur! Erleben Sie das Museum Wiesbaden in einer neuen Dimension. museum-wiesbaden.de WiMag08s26-27_Termine_U4.indd 28 12.06.13 14:13