2. Kritische Männerforschung
„Mag sein, dass es Frauen gibt, die klüger
sind als Männer – aber davon wird die
Küche auch nicht sauber.“
(Jerry Lewis,
amerikanischer Schauspieler)
3. Kritische Männerforschung
Problematik:
Dem modernen Mann gelingt es nicht
mehr so gut wie noch seinem Vater, einer
Frau plausibel zu machen, dass es einfach
nicht im Plan der Natur vorgesehen ist,
dass ein Mann in der Küche steht, das
Waschbecken sauber macht oder gar eine
Waschmaschine bedient.
5. Historischer Rückblick
5. Jahrhundert v. Chr.
Mythos vom androgynen Urmenschen
(Platon )
Kugelgestalt in drei Varianten:
1. Doppelmann
2. Doppelfrau
3. Mann - Weib
6. Historischer Rückblick
~ 4. Jahrhundert n. Chr.
Subordinationsmodell (Theologie, bes.
Augustin)
18. Jahrhundert
Polaritätsmodell (Humboldt u. a.)
Romantik und Idealismus
7. Historischer Rückblick
19. Jahrhundert: Drei Entwicklungen
1. Antibürgerliche Emanzipationsbewegung
(Marx)
- die Frau soll nicht mehr ökonomisch abhängig
sein vom Mann
- gleicher Arbeitszwang für alle
- öffentliche, unentgeltliche Erziehung aller Kinder
8. Historischer Rückblick
2. Geschlechterpolitik
Wilhelm II.
Dt. Kaiser 1888 – 1918
- liebte Maskeraden
- „kaiserliche
Performanz“ statt
Herrscherimage
- „viel zu süßliche und
weibliche Politik“
- mit Kriegsbeginn
Wandel zum
Kriegsherrn
9. Historischer Rückblick
3. Sigmund Freud
- Projizierte eigene
Migräneanfälle und
nervöse Zustände auf
Hysterikerinnen
- Die Frage „Was will
das Weib?“ lenkte
von der eigentlichen
Frage „Was will/ist
der Mann?“ ab
11. Männerforschung
Die Norm wird so lange nicht hinterfragt, bis es
eine Abweichung gibt
1980er Jahre Beginn v. Männerforschung
Indem die Frauen sich neu definierten, zwangen
sie die Männer das gleiche zu tun
Jeff Hearn schlägt Begriff „Critique of Men“ vor
These, Männerforschung Sache von Frauen und
Männern; Frauenforschung ausschließlich
Frauensache
15. Robert Connell
Vier Strategien
zur Definition von Männlichkeit
1. Essentialistische Definitionen
Aspekt als Grundprinzip von
Männlichkeit
Kritik: Wahl des Kriteriums willkürlich
16. Robert Connell
2. Positivistische Sozialwissenschaft
Versuch, Fakten zu produzieren
Kritik:
subjektiv
Festhalten am binären System
Negierung von gender
17. Robert Connell
4. Semiotische Ansätze
Männlichkeit wird durch ein System
symbolischer Differenzen definiert
(z. B. Phallus versus Mangel)
Positiv: keine Willkür, keine Widersprüche
Kritik: Außerhalb eines Systems von
Geschlechterbeziehungen gibt es
so etwas wie Männlichkeit gar
nicht
18. Robert Connell
3. Normative Definitionen
„Männlichkeit ist,
wie Männer sein sollten“
Soziale Norm „Hypermaskulinität“
versus
Realität (männliche Persönlichkeiten)
19. Robert Connell
Definition von Männlichkeit
Prozesse und Beziehungen, die Männer
und Frauen ein vergeschlechtliches Leben
führen lassen
Männlichkeit ist eine Position im
Geschlechterverhältnis
Die Praktiken, durch die Männer und
Frauen diese Position einnehmen und die
Auswirkungen auf die körperliche
Erfahrung, auf Persönlichkeit und Kultur
20. Robert Connell
Das soziale Geschlecht als Struktur der
sozialen Praxis
Geschlecht ist diejenige Kategorie, die in
unserer Gesellschaft am meisten
determiniert, definiert und ordnet
21. Robert Connell
Vier Beziehungen zwischen Männlichkeiten
resp. flexible Handlungsmuster
1. Hegemonie (Vorherrschaft)
2. Unterordnung
3. Komplizenschaft
4. Marginalisierung
(Bildung von Randgruppen)
22. Robert Connell
1. Hegemonie
Autorität und Gewalt als Mittel
historisch nicht auf eine Gruppe von
Männern festgelegt
23. Robert Connell
2. Unterordnung
Dominanz heterosexueller Männer
Unterordnung homosexueller Männer
Schwulsein wird oft mit Weiblichkeit
gleichgesetzt
24. Robert Connell
3. Komplizenschaft
„patriarchalische Dividende“
materiell immateriell
Ansehen,
Prestige,
mehr Lohn…
Verantwortung…
Definitions- und Deutungsmacht
26. Robert Connell
Geschlecht als soziales Muster
Biologie darf nicht von Sozialem
abgetrennt werden
Strukturen im steten Wandel
erst seit dem 20. Jh. öffentliche
Geschlechter- und Sexualitätspolitik
27. Robert Connell
♂ Erhaltung patriarchalischer Struktur
♀Veränderung patriarchalischer Struktur
Jürgen Habermas:
„Krisentendenz der modernen
Geschlechterordnung“
29. Empirie Michael Meuser
Was wir als männlich begreifen, ist das
Ergebnis bestimmter historischer,
kultureller, ökonomischer und politischer
Bedingungen.
Drei Perspektiven:
- traditionell
- institutionalisiert
- dekonstruiert
30. Empirie Michael Meuser
Mann muss sich seines Mann-Seins
bewusst sein, um selbstbewusst zu sein
ein „Softie“ ist kein Mann
wichtig ist die Akzeptanz durch die Frau
homosoziale Männerwelt als Refugium
aber: Mann muss sich mit der
Frauenbewegung auseinandersetzen
32. Empirie Michael Meuser
These: Es muss sich
lohnen mit Frauen
auszukommen!
Frage: Muss es sich
lohnen mit Frauen
auszukommen?
33. Quellen
Basistexte
Connell, Robert W. (2000) „Die soziale Organisation von Männlichkeit
[1995].” Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten.
Hg. Ursula Müller. Pladen: Leske + Budrich, 87–109.
Meuser, Michael (1995) “Geschlechterverhältnisse und Maskulinitäten. Eine
wissenssoziologische Perspektive.” Neue Horizonte?
Sozialwissenschaftliche Forschung über Geschlechter und
Geschlechterverhältnisse. Hg. Christof L. Armbruster et al. Opladen: Leske
+ Budrich, 107–134.
Stephan, Inge(2003) “Im toten Winkel. Die Neuentdeckung des `ersten
Geschlechts` durch men’s studies und Männlichkeitsforschung.”
Männlichkeit als Maskerade. Kulturelle Inszenierungen vom Mittelalter bis
zur Gegenwart. Hg. Claudia Benthien/Inge Stephan. Köln: Böhlau, 11-35.
Walter, Willi (2000) “Gender, Geschlecht und Männerforschung.” Gender
Studien. Eine Einführung. Hg. Christina von Braun/Inge Stephan. Stuttgart:
Metzler, 97-116.
34. Quellen
Ergänzungen
Fröhlich, Susanne; Kleis, Constanze:
Deutsch – Mann, Mann – Deutsch.
Männerverstehen leicht gemacht. Berlin
und München, 2005.
Theweleit, Klaus: Männerphantasien.
Frankfurt am Main, 1986.