4. L
ern erst mal was Richtiges …« Mit diesen
Worten beendet der Vater den Streit mit
seinem 16-jährigen Sohn Max, der so
gerne Maler werden möchte. Stattdes-
sen tritt Miedinger Junior im Herbst 1926 eine
Lehre zum Schriftsetzer bei der Zürcher Buch-
druckerei Jacques Bollmann an.
Abendkurse bei Johann Kohl- Zwei Jahre später schwappt
mann an der Kunstgewerbe- die Schweizer Typographie
schule Zürich bestätigen vier nach Deutschland über. In der
Jahre später seine Begabung. Frankfurter Hedderichstraße
1936 endlich kann Max Miedin- beschließt die D. Stempel AG,
ger sein Talent beruflich nutzen: seit 1954 Mehrheitseigner der
als Typograf im Wer- Haas’schen Schriftgie-
beatelier der Kauf- ßerei, diesem Trend zu
hauskette Globus. Im folgen. Im Juni 1959
Laufe der folgenden schlägt das Vertriebs-
zehn Jahre gestaltet er Ass Heinz Eul die Auf-
Plakate, Anzeigen und nahme der Neuen Haas
Drucksachen. Grotesk ins Stempel-
Nach dem Ende des 1966: das kürzeste Programm vor, ganz
Zweiten Weltkriegs Pop-Märchen gezielt für die »Werbe-
der Welt, gesetzt in
verlässt Miedinger das Helvetica Black mittelgestalter«, als
hektische Zürich und Wunderwaffe gegen
bewirbt sich als Verkäufer bei Futura und AG.
der Haas’schen Schriftgießerei Ein zugkräftiger Name musste
in Münchenstein nahe Basel. her, vielleicht mit geografischem
Dem Direktor Eduard Hoffmann Bezug. Eines Morgens legt Eul
imponiert die Vielseitigkeit Mie- seinem Chef Erich Schultz-Anker
dingers. Als der ihm sein Notiz- einen Brief mit der Namensidee Mit diesem Brief bekam Helvetica 1959 ihren Namen. Das Originaldokument
buch mit Schriftentwürfen zeigt, »Helvetia« ins Fach. Der macht, ist im Besitz von Erik Spiekermann.
vertraut ihm Hoffmann sein nach kurzer Rücksprache mit Eul,
»Geheimprojekt« an, mit dem er »Helvetica« draus und bringt sie
Haas zu neuem wirtschaftlichen Anfang 1961 heraus.
Erfolg führen möchte. Die Schrift mit dem einpräg-
Der Konkurrent H. Berthold rollt samen Namen tritt in den 60er
mit seiner Akzidenz Grotesk Jahren einen bemerkenswerten
(»AG«) den deutschsprachigen Triumphzug an. Legionen von
Markt auf. Sogar die Schweizer Erscheinungsbildern basieren
greifen zu dem Bestseller aus auf Helvetica, so bei Lufthansa,
Berlin. Dieser Entwicklung will Bayer, Hoechst, Deutsche Bahn,
Hoffmann mit einer neuen Sans BASF und BMW. Dies liegt weni-
begegnen, die Miedinger zeich- ger an der Einfallslosigkeit der
nen soll. Als Blaupause dient Agenturen als an der universel-
ihnen eine lineare Serifenlose len Verfügbarkeit der Schrift,
der Leipziger Gießerei Schelter in Zeiten des Bleisatzes ein ent-
& Giesecke aus dem Jahr 1880, scheidendes Kriterium.
die Scheltersche Grotesk. 1983 entwirft Stempel eine Neue
Nach wenigen Monaten liegen Helvetica. Dabei werden die his-
erste Probeabzüge der Neuen torisch gewachsenen Schnitte
Haas Grotesk auf Hoffmanns harmonisiert. Mit den Jahren
Schreibtisch. Er ist begeistert. Im wächst die Familie auf 51 Mit-
Sommer 1957 kommt sie auf den glieder an und setzt die Erfolgs-
Markt. geschichte fort.
4
5. P
aris, Heiligabend 1534. reau, der die Ansicht vertrat:
Während sich Eltern an Neue Ansichten brauchen neue
den leuchtenden Augen Schriften. Sein Lehrling Claude,
ihrer Kinder erfreuen, der bereits sein Talent als Stem-
erlebt der 35-jährige Claude pelschneider bewiesen hat, über-
Garamond am Place Maubert nahm diese Aufgabe.
den bittersten Moment seines 1530 schnitt er für den Drucker
Lebens. Unter Tränen muss er Robert Estienne eine Cicero-Type
zusehen, wie sein Lehrmeister (12 Pt.), die Bewunderung aus-
Antoine Augereau auf dem Schei- löste. Fast hundert Jahre später,
terhaufen verbrennt, um 1620, wird sie unter
mit seinen Büchern. seinem Familienna-
Es sind dramatische men »Garamond« vom oben: Diese Präsentation überzeugte 1966, die »Flughafenschrift« war geboren
Zeiten zu Beginn der Schweizer Jean Jannon unten: Das Leitsystem des Pariser Flughafens Charles de Gaulle heute
französischen Renais- nachgeschnitten und
sance, geprägt vom erlangt bald darauf
Glauben an den Geist, Weltruhm.
die Schrift, das Buch, Nach Garamonds Tod
den Humanismus. Die 1561 ging ein Teil sei-
Bibel wird erstmals in Claude Garamond nes Typenrepertoires
der Volkssprache ge- ca. 1543 an die Imprimerie
druckt, Plakate gegen die Hei- Royale. Die meisten Matrizen
lige Messe sind Vorboten der und Stempel erwarb Christophe
A
Reformation, Luthers Thesen Plantin, sieben Antiqua-Serien nfang der 60er Jahre Farbpsychologen definierten die
machen die Runde ... Religiöse gingen später an den Frankfur- platzt der Pariser Flug- Kolorierung des Leitsystems:
Machtkämpfe stehen bevor. ter Schriftgießer Jacques Sabon hafen Orly aus allen gelber Fond, französischer Text
Der Drucker Antoine Augereau (später Egenolff-Berner). Nähten. Am 13. Januar in weiß, englischer in schwarz
soll Pamphlete gegen die katho- Unter den digitalisierten Gara- 1964 beschließt der französische darunter. Für die Präsentation
lische Kirche publiziert haben. monds gilt die von Adobe als eine Ministerrat, auf dem dünn besie- bastelt Frutiger aus Letraset-
Tatsächlich ist er das der besten. Als Vorlage delten Ackerland nahe Farbfolien eine Attrap-
Bauernopfer seiner diente Robert Slimbach der Dorfschaft Roissy- pe. Das Wort »Départs«
Auftraggeberin Mar- ein Egenolff-Berner- en-France einen Groß- schneidet er aus einer
guerite von Navarra, Muster von 1592. Nach flughafen zu errichten. kräftigeren Concorde,
Schwester des Königs Recherchen im Plantin- Der junge Architekt das schwarze »Depar-
und engagierte Luther- Moretus-Museum in Paul Andreu wird mit tures« klebt er darun-
Anhängerin. Die mäch- Antwerpen entschied der Planung des »Aéro- ter auf. Die bessere Les-
tigen Theologen der er sich für eine Über- ports Paris Nord« barkeit gegenüber der
Sorbonne waren zu feige, gegen arbeitung des Erstentwurfs, um (Arbeitstitel) betraut. Er veran- Univers begeistert Paul Andreu
die Adelige vorzugehen. den Lettern mehr Vitalität zu staltet eine Serie von Workshops genauso wie die Idee einer eige-
Die Pariser Grand-Rue Saint-Jac- geben. Auch die Zierbuchstaben, mit Architekten, Designern, Psy- nen »Flughafenschrift«.
ques war der Tummelplatz für Ornamente, Ligaturen und die chologen und Künstlern, denn in Als »Charles de Gaulle« 1974
aufgeschlossene Drucker und Titelsatz-Lettern verdanken wir Roissy soll Wegweisendes ent- eingeweiht wird, setzt auch das
Verleger. Einer davon war Auge- dieser Studienreise. stehen. Unter den Experten: der Leitsystem Maßstäbe. Bald wün-
Schweizer Adrian Frutiger, der schen sich Typografen aus aller
mit seiner 1957 erschienenen Welt diese Schrift für Drucksa-
Schrift Univers die Beschilde- chen. 1977 bringen Stempel und
rung entwickeln soll. Linotype die Frutiger auf den
Doch Univers ist ihm zu geo- Markt.
metrisch und geschlossen für Als Frutiger Next erscheint die
die schnelle Wahrnehmung auf Schrift 1999 komplett überarbei-
Wegweisern. Also greift er auf tet. Unter der Aufsicht des Ori-
einen 7 Jahre alten Sans-Serif ginalschöpfers werden alle Zei-
Entwurf namens »Concorde« chen neu digitalisiert, die Strich-
zurück, den er mit André Gürtler stärken auf 6 Stufen erweitert
für das Satzunternehmen Sofra- und sogar echte Kursivschnitte
type gezeichnet hatte. gezeichnet.
Die Master-Vorlage für die heutigen Garamond-Interpretationen:
das Egenolff-Berner-Schriftmuster von 1592
5
6. I
m Juni 1766 sind alle Rei- tung einer privaten Buchdru-
sevorbereitungen getrof- ckerei im Palast. Hier entstehen
fen. Der 26-jährige Graveur bald Folianten und Prachtausga-
Giambattista Bodoni, Sohn ben von Klassikern, die europa-
eines italienischen Druckers, weit für Aufsehen sorgen, weil
verlässt Rom, um die Bodoni fast jede Aus-
zweiwöchige Fahrt zur gabe in einer neuen
Cambridge University Schrift setzt. Seine Per-
Press anzutreten. Im fektion – vom Schrift-
Reisegepäck die aktu- schnitt bis zur Wahl
elle Lieblingslektüre: der Papiere – bringt
das Neue Testament, ihm den Ruf »Drucker
gedruckt vom »Vollen- der Könige und König
der der klassizistischen der Drucker«.
Antiqua« John Basker- Über 40 Jahre leitet
ville, dem Direktor der Bodoni die Stamperia
Universitätsdruckerei. Eine von 142 Reale, bis zu seinem
Bei ihm will Bodoni geradestehenden Tod 1813. In den fol-
Bodoni-Schriften
seine Schriftschneider- im Manuale genden 5 Jahren sichtet
lehre abschließen. Tipografico seine Witwe Marghe-
Noch vor Erreichen der rita den entstandenen
österreichischen Grenze setzt Schrift-Schatz. Die Druckerei ist
ein Fieberanfall der Expedition fast ausschließlich für das Erbe
ein abruptes Ende: Malaria! In ihres Mannes im Einsatz. 1817
einem norditalienischen Sanato- schließlich bringt sie das zwei-
rium erholt sich Bodoni schnel- bändige Manuale Tipografico
ler als die Ärzte erwarten. Dabei (Handbuch der Typografie) her-
schneidet er, ohne neue Pläne zu aus, in einer Auflage von nur 250
schmieden, täglich Schriften. Exemplaren. Mit 142 Alphabeten,
Nach einem Aufenthalt in Parma den dazugehörigen Kursiven,
wird er dort 1768 Leiter der Stam- Schreibschriften und Ornamen-
peria Reale. Auf Wunsch einiger ten beschäftigt es bis heute die
kunstfanatischer Fürsten soll er Bodoni-Interpreten.
der Druckerei landesweite Be- Beim Setzen mit der königlichen
deutung verschaffen. Schrift ist zu beachten, dass ihr
Um Bodoni an den Hof zu binden, starker Kontrast Sorgfalt voraus-
erlaubt ihm Prinz Ferdinand von setzt. Bodoni ist keine kleinka-
Bourbon-Parma 1771 die Errich- rierte Bürokratenschrift.
Bis zu seinem Tode 1813 arbeitet Bodoni am Manuale Tipografico.
Auflage: 250 Exemplare
6
7. D
em Geschäftsführer 1931 legt er zwei Entwürfe vor:
der Londoner Tages- eine überarbeitete Perpetua und
zeitung The Times, eine »modernisierte« Plantin.
William Lints-Smith, Eine Expertenrunde entscheidet
ist zu Ohren gekommen, dass sich für den zweiten Vorschlag,
sich der angesehene Typograf der kurz darauf als »Times New
Stanley Morison (40) abfällig Roman« weltberühmt wird und
über die Druckqualität sei- die »Times Old Roman« ablöst.
nes Blattes geäußert habe. Am Nach Morisons Vorgaben bringt
1. August 1929 sitzen sich beide der Times-Reinzeichner Victor
im Verlag gegenüber, Lardent eine erste Ver-
um über eine Umge- sion der neuen Schrift
staltung der Zeitung zu Papier. Spezialisten
Reproduktion des berühmten Bauerschen Futura-Schriftmusters zu sprechen. bei Monotype überar-
mit der neuen Futura OpenType von Elsner + Flake
Morison, seit 6 Jahren beiten den Entwurf
künstlerischer Berater für die Gravur und den
des Satzgeräteherstel- Guss. Die Times-Aus-
lers Monotype, beein- gabe vom 3. Oktober
druckt den Zeitungsmann mit 1932 erscheint erstmals in der
guten Argumenten, worauf der neuen Schrift, zunächst für ein
ihm spontan einen Beraterjob Jahr exklusiv.
anbietet. Es kommt zur ersten Bessere Druckmaschinen und
Machtprobe, als Morison ankün- Papiere beenden in den 50er Jah-
digt, dass der Punkt hinter ren die Karriere der Times. Eine
P
unkt 22:00 Uhr setzt 1932 keinen Verleger mehr. Bei »Times« im Zeitungskopf sein Wiedergeburt erlebt die Schrift
sich der Fackelzug bei Erscheinen des Buches hetzt Redesign nicht überleben werde. in den 80ern durch die Laser-
strömendem Regen der Völkische Beobachter erwar- Lints-Smith berät sich mit den drucker, die sie in digitalisierter
in Bewegung. Zu den tungsgemäß gegen den Künst- Herausgebern und stimmt eine Form enthalten. Zuletzt sichert
Klängen einer SA-Blaskapelle ler. Im April 1933 wird Renner Woche später zu. das U.S. State Department ihre
marschieren Studenten, Profes- inhaftiert und muss die Leitung Ende 1930, nach unergiebigen Zukunft, als es 2004 beschliesst,
soren und Verbände der SA und der Meisterschule für Buch- Experimenten an den Druck- dass diplomatische Dokumente
SS durchs Branden- drucker in München maschinen entscheidet Morison, ab sofort aus 14 Pt. Times statt
burger Tor, eskortiert abgeben. Einen Monat dass die Zeitung eine eigene, aus 12 Pt. Courier gesetzt werden
von berittener Polizei. später flieht er in die neue Schrift braucht. Im Januar müssen.
Ihr Ziel: der Opernplatz Schweiz.
(heute Bebelplatz), wo Zum Glück hatte Paul
tagsüber ein Scheiter- Renner 1927 die Futura
haufen aufgeschich- veröffentlicht. Die Tan-
tet wurde. In weni- tiemen sicherten nun
gen Minuten werden seine Existenz.Futura,
die »zersetzenden« deren erste Entwürfe
Bücher von Heinrich Die beste 1924 entstanden, vom
Heine, Erich Kästner, Renner-Biografie Bauhaus inspiriert,
schrieb der FontFont-
Karl Marx, Kurt Tu- Designer Chris Burke: war der überzeugende
cholsky und vielen »The Art of Prototyp einer geo-
anderen »dem Feuer Typography« (1998) metrischen (=konstru-
übergeben«. Doch eine ierten) serifenlosen
anstößige Streitschrift mit dem Linear-Antiqua.
Titel »Kulturbolschewismus?« Zwar hielt Renner bei der Erst-
steht nicht auf der braunen Liste vorstellung an befremdlichen
vom 10. Mai 1933 … Formen für a, g, n, m und r fest,
Die leidenschaftliche Verteidi- doch ihren Siegeszug trat Futura
gung der Moderne in Architek- ohne diese Figuren an. Im ersten
tur und Bildender Kunst, ver- Schriftmusterblatt der Bauer-
fasst von Paul Renner, erschien schen Gießerei von 1927 wurden The Times im Wandel der Zeiten:
ein halbes Jahr zuvor bei Eugen sie als Spezialfiguren angeprie- 1: Die erste Ausgabe vom 1. Januar 1788, gesetzt u. a. in Caslon
2: Vor dem Redesign: gebrochene Schrift und ein Punkt hinter »Times«
Rentsch in Zürich. In seinem Hei- sen, das zweite von 1928 zeigte 3: Einführung der Times New Roman durch Stanley Morison am 3. Oktober 1932
matland fand der Autor schon sie gar nicht mehr. 4: Die Schrift Claritas in der Ausgabe vom 23. April 1953
5: Times Modern, seit 20. November 2006, entworfen von Luke Prowse
7
8. D
er große deutsche Schnitte einer Serifenlosen, die Grotesk für den Fotosatz zu einer
Corporate Designer er »Royal Grotesk« nennt. 1908 harmonischen Familie zusam-
Anton Stankowski übernimmt Hermann Berthold menzuführen. Dies brachte der
(1906–1998) verkün- die Theinhardtsche Schriftgie- AG neue, glühende Anhänger.
dete 1989 in einer ganzseitigen ßerei und integriert die inzwi- Für viele ist sie auch heute die
Anzeige: »Ich akzeptiere nur schen sehr beliebte »Royal« in einzig wahre typografische Ge-
funktionale Schriften. Die Sie seine bestehende Akzidenz-Gro- liebte, neben der keine andere
hier lesen ist seit 60 Jahren meine tesk-Familie unter der Bezeich- Schrift eine Chance hat.
bevorzugte: Akzidenz Grotesk«. nung »AG Mager«.
Was macht eine Schrift so begeh- Der spätere Ziehvater der Akzi-
renswert, dass sich ihr ein eman- denz Grotesk, Günter Gerhard
zipierter Gestalter lebensläng- Lange, verweist auf Quellen,
lich unterwirft? nach der ihr Normalschnitt 1899
Das Leitsystem der New Yorker Für die Geburt der Akzidenz bei Bauer & Co. in Stuttgart zur
U-Bahn entwarf Massimo Vignelli Grotesk gibt es kein Datum. Welt kam, kurze Zeit später eben-
1972 mit Akzidenz Grotesk;
sie wurde nach und nach durch Tatsächlich können sich einige falls ein Übernahmekandidat
Helvetica ersetzt als Vater der »AG« bezeichnen, der H. Berthold AG. Diese stellte
wie Kenner sie gerne abkürzen. bereits ein paar Monate vorher
Bereits um 1880 entwirft der eine »Accidenz-Grotesk« in
deutsche Typograf und Hiero- einer Anzeige vor.
glyphen-Forscher Ferdinand Das große Verdienst GG Langes
Theinhardt (1820–1909) für war es, als künstlerischer Direk-
die Publikationen der »König- tor der Berthold AG zwischen
lich-Preußischen Akademie der 1966 und 1972 die unterschied-
Wissenschaften zu Berlin« vier lichen Zweige der Akzidenz-
Z
wei Motive bewegten Gerard Unger bot an, den Grund- tigt war, generierten Just und ich
mich dazu, 1988 der In- stein für die Serif zu legen. daraus eine Slab-Serif. Ende 1989
ternational Typeface Für die ersten Skizzen zur ›ITC gingen die Font-Daten zu URW,
Corporation (ITC) eine Correspondence‹ (Arbeitstitel) die per Automatik die abgerun-
neue Schrift vorzuschlagen: schielte ich mit einem Auge deten Ecken einbauten.
erstens hatte ich die glatten, auf die Letter Gothic, mit dem Als im Sommer 1990 die Kon-
›hübschen‹ Schriften satt, die von anderen auf meine Post-Schrift trollabzüge von ITC kamen, war
allen Herstellern auf den Markt (später: FF Meta; die Redaktion). ich erst mal sauer, weil meine
kamen und zweitens Gerard Unger lieferte diskreten Mediävalziffern gegen
fehlte eine moderne bald das Serif-Test- Tabellenziffern ausgetauscht
Korrespondenzschrift wort ›Hamburgefonts‹, waren, die wohl URW gezeichnet
für die weit verbrei- danach kam ihm ein hatte. Außerdem wurde ich den
teten Laserdrucker. wichtiges Projekt da- Verdacht nicht los, dass jemand
›Prima‹, sagte die zwischen. Auch ich unsere kräftigen Punkturen
ITC ›dann mach mal‹. musste die Schrift lie- leichter gemacht hatte.«
Mein Konzept sah vor, gen lassen. Bis zum Erik Spiekermann 1990 mit einer
die Schreibmaschinenschriften Frühjahr 1989 hatte ich nichts Erik Spiekermann für PAGE 03/91 Vorversion der ITC Officina: fettere
Punkturen, diskrete Mediävalziffern
Letter Gothic und Courier als Ernsthaftes vorzuzeigen. (Foto: Hanswerner Holzwarth)
Vorbilder zu nehmen und daraus Meine Rettung war Just van Ros- Nachtrag: 2003 bringt FontShop
etwas Neues zu schaffen. Dabei sum, der im Mai bei MetaDesign mit Agfa und von Spiekermann
repräsentierte die Letter Gothic als Praktikant anfing. Er nahm autorisiert eine ITC Officina im
die schmal laufende serifenlose sich meine Sans, bereinigte die Sinne des Erfinders heraus.
Version, Courier die breitlau- Ikarus-Daten und generierte
fende Antiqua. Ich beschäftigte ruckzuck eine piekfeine Familie.
mich mit der Sans, mein Freund Weil Gerard immer noch beschäf-
8
10. N
ach seiner Lehre zum grafen macht er sich an die Ver-
Schriftschneider und öffentlichung der Textschätze.
-gießer in Bologna Francesco Griffo schneidet ihm
v e r s ch l ä g t die hierfür benötigten
es Francesco Griffo griechischen Lettern.
zu dem angesehenen Im Februar 1496 ent-
Drucker Aldus Manu- wickelt Griffo für den
tius nach Venedig. Aufsatz »De Aetna«
Dieser steht in seinem des italienischen Kar-
40. Lebensjahr und vor dinals und Gelehrten
dem aufregendsten Pietro Bembo eine ele- Ein riesiger Zeichenvorrat mit Ligaturen und Varianten macht Thesis
Projekt seiner Berufs- gante Schrift, die spä- zu einem typografischen Leckerbissen
karriere. ter unter dem Namen
In der benachbarten Pietro Bembo Bembo berühmt wird.
Marciana-Bibliothek (1470 –1547) 1929 bringt die briti-
hat Manutius Zugang sche Monotype Corp.
zu einer umfangreichen Samm- eine Bembo-Familie heraus. Für
lung an griechischen Manuskrip- den kursiven Schnitt dient ein
ten, eine Beute der Plünderung Musterbuch des italienischen
Konstantinopels im Jahr 1204. Schreibkünstlers Giovanni Tagli-
Mit einem Kreis begabter Typo- ente von 1524 als Vorlage.
E
igentlich wollte Lucas des holländischen Ministeriums
Adrianus Wilhelmus für Transport und Wasserwirt-
de Groot Maler werden. schaft.
Doch seine Kreationen Als er 1993 nach Deutschland
waren von jeher sehr grafisch. kommt und bei MetaDesign in
Das fing schon in der Schule in Berlin anfängt, findet er endlich
Noordwijkerhout an. Genervt Zeit, die Schriftsippe mit den drei
von der schlechtenTypografie der Familien TheSans, TheSerif und
Schülerzeitung schob er eines TheMix zu Ende zu entwickeln:
Tages seine Verbesserungsvor- »Ich konnte die Sprache noch
schläge unter der Redaktionstür nicht und kannte kaum Leute ...
durch. Einen Tag später saß er da nahm ich mir die Zeit, Thesis
mit im Team. zu beenden.«
Von 1982 bis 1987 stu- Ab 1994 entwickelt sich
Die Schrift wurde in den 70er diert de Groot an der Thesis als Mitglied der
Jahren von der United States Den Haager Schrift- FontFont-Bibliothek
Federal Highway Administration schmiede Royal Aca- zu einem Bestseller.
entwickelt. Der Schriftentwerfer demy of Fine Arts bei Trotz der gerade heiß
Tobias Frere-Jones digitalisierte Gerrit Noordzij. Seine gehandelten Multiple-
sie erstmals 1993 und baute die Schwerpunkte: Schrift- Master-Schriften von
Familie in den folgenden Jahren gestaltung, Fotografie Adobe, mit denen jeder
für das Gestalten von Drucksa- und Illustration. Für Laie sehr einfach Zwi-
chen aus. die Abschlussarbeit setzt er schenschnitte generieren kann,
Zuletzt erweiterten Frere-Jones ausschließlich selbst gestaltete greifen viele Schriftfreunde zu
und Cyrus Highsmith die Familie Schriften ein, darunter eine Vor- der 144 Fonts großen ff Thesis.
auf 40 Schnitte, einschließlich version seiner späteren Erfolgs- Ein Grund dafür waren sicher
Italics, Condensed und Com- schrift Thesis, die damals noch die acht sorgfältig aufeinander
pressed. In Deutschland zählt »Paranthesis« hieß. abgestimmten Strichstärken,
G
ibt es einen besseren Interstate zu den beliebtesten Zwischen 1989 und 1993 arbei- die de Groot nach seiner eigenen
Beweis für Lesbarkeit? Schriften, nicht zuletzt durch tet Luc, wie er sich selbst nennt, Interpolations-Theorie typo-
Dank Interstate finden ihren Einsatz in TV, vielen Maga- im angesehenen Designbüro grafisch korrekt erstellte. Der
tagtäglich Millionen zinen und als Corporate-Schrift BRS Premsela Vonk an großen Zeichenvorrat der Thesis war
Autofahrer ihren Weg auf den von Quelle-Karstadt. Für viele Corporate-Design-Projekten. damals einzigartig: Neben ver-
US-Highways – und das mit einer Designer ist sie die lebendigere Hier entsteht die Grundlage für schiedenen Ziffern, Kapitälchen
Geschwindigkeit von 55 Meilen Alternative zur manchmal etwas TheMix, die Halb-Serif-Variante und Alternativzeichen enthielt
pro Stunde. spröden DIN-Schrift. der Thesis. Sie wird Hausschrift sie auch Pfeile und Blätter.
10
12. D
für die Beschilderung der deut- er Titelschriftzug für
schen Straßen vorgeschrieben. das New Yorker Kul-
Die Idee, eine Schrift zu kon- Zum Beschriften maschinenlesbarer tur-Magazin »Avant-
struieren, war nicht neu. Im Des- Etikette: die Schrift OCR-B garde« ist eine schwe-
auf einem Typenrad
sauer Bauhaus (1925 – 1931) war re Geburt. Tagelang brüten die
das Konstruieren von Grotesk- Herausgeber Ralph Ginzburg und
schriften fester Bestandteil des Herb Lubalin über Dutzenden
Unterrichts von Joost Schmidt. von Entwürfen. Eines Nachts
Die FF DIN von Albert-Jan Pool kommt Lubalin die rettende
Die deutsche Autobahnschrift DIN, (1995) berücksichtigt typogra- Idee: er konstruiert aus eng ver-
auf dem Titel der tschechischen fische Lesbarkeitsregeln. Hori- schachtelten Grotesk-Versalien
Design-Zeitschrift Typo
zontale Striche sind dünner als die beiden Wörter Avant Garde.
J
ahrzehntelang galt die DIN- vertikale, die Übergänge von Noch am selben Tag entschließt
Schrift als vaterlose Schöp- Kreisen auf Geraden harmoni- er sich, für eine Promo-Bro-
D
fung, das Produkt einer siert. Evert Bloemsma brachte avid Shepard tauft schüre ein ganzes Alphabet nach
Behörde. Recherchen von ihren Erfolg auf die Formel: 80 % den klapprigen Appa- diesem Prinzip zu entwerfen. In
Albert-Jan Pool, Entwerfer Hi-tech, 10 % Unvollkommenheit rat auf seinem Dach- Rekordzeit enstehen 26 Buchsta-
der FF DIN, ergaben: Der Sie- (= Charme) und 10 % Statik. boden liebevoll »Gis- ben und noch mal so viele Liga-
mens-Ingenieur Ludwig Goller mo«. Er kann Morsezeichen, turen. Eine Woche später gibt er
(1884 – 1964) war ab 1925 als Musiknoten und sogar Schreib- einen Fotosatz-Prototypen der
Vorsitzender des DIN-Komitees maschinentext lesen. Im April »Avant Garde« bei Photo Lette-
für Zeichnungen verantwortlich 1951 registriert er das Optical ring in Auftrag.
für die Entwicklung der Schrift Character Recognition (OCR) Nach Erscheinen der Erstausgabe
DIN 1451. Mit der Publikation unter der US-Patentnummer 1968 sind die Werber verrückt
»Normschriften« wurde sie 1936 2,663,758 und gründet sogleich nach der Schrift. Lubalin gründet
das Unternehmen Intelligent mit Partnern eine Satzwerkstatt,
Machines Research Corp. die einzige autorisierte Avant-
Sein erster Kunde wird 1955 der Garde-Setzerei. Bald können
Verlag Reader’s Digest, der die sie sich vor Aufträgen kaum
Verwaltung von Millionen Abon- mehr retten. Andere Setzereien
nenten-Daten durch die neue werden neidisch und basteln an
Technik dramatisch vereinfacht. Nachahmungen.
Die Adressen müssen allerdings Eine logische Folge ist 1970 die
mit einer Spezialschrift gedruckt Gründung der International
sein, maschinenlesbaren Buch- Typeface Corporation (ITC)
staben und Ziffern. Unter dem durch Herb Lubalin, Aaron Burns
D
ie Genialität der ame- als rechteckige, und der 45°- Namen OCR-A ziert eine Vari- und Ed Rondthaler: Der erste
rikanischen Designe- Winkel als Standard, weil er am ante dieser Schriften noch heute Hardware-unabhängige Schrift-
rin und Schriftentwer- Bildschirm und im Nadeldrucker Kreditkarten und Schecks. herausgeber, der neu entwor-
ferin Zuzana Licko: die feinsten Stufen verursacht. Ende der 60er beflügelt OCR fene Zeichensätze an die Satzge-
aus der Not eine Tugend machen. Vier Jahre später finden Roger auch in Europa die Datenströme. räte-Hersteller lizenziert.
Schon ihre ersten Schriften Black und das Poynter Institut Weil eine neue Generation von
beweisen das. Aparte Pixel-Fonts, in Druckstudien heraus, dass Lesegeräten toleranter mit den
die sie 1985 für die dritte Aus- Matrix der Lesbarkeit einer Zeichen umgeht, lässt sich die
gabe ihrer Zeitschrift »Emigre« Times in nichts nachsteht. Inzwi- European Computer Manufac-
benötigt, entstehen komplett mit schen ist die Familie gewachsen turers Association (ECMA) 1968
Computer und Nadeldrucker: und macht auch vor Kurven kei- von Adrian Frutiger eine men-
eine Sensation im anspruchs- nen Halt, wie die beliebte Mode- schen- und maschinenlesbare
vollen Grafikdesign. Darunter Schrift Matrix Script beweist. Schrift entwerfen, die gefällige
auch die Bitmap-Schrift Emigre OCR-B.
Fourteen, ein Vorläufer der ein Anfang der 90er Jahre werden
Jahr später veröffentlichten die technischen OCR-Typen (im
Matrix. PostScript-Format) von den Com-
Matrix ist die erste von Grund puter-Designern wiederentdeckt Eines der bekanntesten Titelbilder
auf vektorisierte Schrift Lickos, So wenig Stützpunkte wie möglich: und gehören seitdem zu den der Schriftgeschichte:
wobei ihre Vorgabe lautet: So das war 1986 das Konstruktionsprinzip beliebtesten Schriften für Pla- Avant-Garde-Magazin Nº 13, 1970
von Matrix (hier neu gesetzt mit der
wenig Stützpunkte wie mög- kate, Zeitschriften und Covers. Avant Garde von E+F)
lich, um Rechner und Drucker
nicht zu überlasten. Daher die
dreieckigen Serifen, die zwei
Eckpunkte weniger benötigen
12
13. kelt eine Lucida, wo sie für gut
lesbare Menüs, Dialogboxen und
E-Mails sorgt.
Seit 1985 sind Bigelow & Holms
die Experten für Screen- und
Printerfonts. Lucida war die ers-
te Schrift, die auf die schlechte
Auflösung von Computerbild-
schirm (72 dpi) und Laserdru-
cker (300 dpi) Rücksicht nahm
Immer für eine Überraschung gut: und dabei wichtige Schriftstile
Lucida Calligraphy im Lebensmittel- abdeckte: Sans, Serif, Script,
Logo (aus: worth1000.com)
Typewriter und mehr.
Was unter schlechten Bedin-
M
illionen Compu- gungen gut lesbar ist, überzeugt
terbenutzer arbei- auch unter Idealbedingungen.
ten mit Lucida, Darum findet die Lucida-Sippe
ohne es zu wissen. bis heute neue Freunde. Und
So gehörten die Symbole aus jährlich kommt Nachwuchs
Windings ursprünglich zur hinzu, beispielsweise Lucida
Lucida, bevor die Schriftent- Calligraphy und Bright.
werfer Kris Holmes und Charles
Bigelow die Sammlung an Micro-
soft verkauften. Auch im Apple
Macintosh-Betriebssystems wer-
Z
u Beginn der 60er Jahre
fehlt in deutschen Dru-
ckereien eine Buch-
schrift, die sowohl auf
Linotype- als auch auf Monotype-
Setzmaschinen läuft sowie für
den Handsatz geeignet ist. Wal-
ter Cunz von der Stempelschen
Gießerei beauftragt den Typo-
grafen Jan Tschichold mit dem
Entwurf einer Antiqua in der
Tradition Claude Garamonds,
die den Forderungen des moder-
nen Buchdrucks entspricht.
Jan Tschichold lagen Original-
Druckmuster der Konrad-Berner-
Gießerei (Nachfahren von
Jacques Sabon) aus dem Jahre Schriftentwurf der Sabon-Antiqua
1592 vor (siehe: 2 Garamond). von Jan Tschichold 1965
(Foto: Ronald Schmets, D. Stempel AG,
Er bügelte nicht nur typische Frankfurt am Main)
Unschönheiten aus, wie kollidie-
rende Oberlängen oder Klecks-
bildungen, sondern interpre-
tierte Garamonds Vorlagen zeit-
gemäß neu.
13
14. D
er Brief, den Hermann
Zapf Anfang 1994 aus
Palo Alto erhält, ver-
heißt nichts Gutes:
»Meine Freundin hat mich ver-
lassen. Ich habe kein Interesse
mehr an Schriften. Ich muss ein
neues Leben beginnen.« Zapf
macht sich Sorgen um den 29- Steinzeit ade: Sumner Stone
war einer der ersten Designer,
jähigen David Siegel. Erst als die- der eine Schriftfamilie ausschließlich
ser drei Jahre später sein Buch am Computer entwarf
»Secrets of Successful Web Sites« (Foto: Andreas Garrels für PAGE 12/89)
schickt, ist er beruhigt.
Fast 12 Monate bastelten Zapf
und Siegel an einer Vorversion
der Schrift Zapfino. Siegel hatte
1993 an der Stanford-Universi-
tät die Idee für ein Chaos-Pro-
gramm aufgeschnappt, das aus
einem gewaltigen Vorrat von
Zeichenformen ein lebendiges,
menschliches Schriftbild gene-
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rieren sollte. Hierfür griff Zapf Alphabet (Gothic) mit gleich- athematik und
auf eine Script aus dem Jahr 1944 breiten Buchstaben für die revo- Kalligrafie sind
zurück. Kurz vor Vollendung des lutionäre IBM Selectric: statt die Hauptkurse,
Projektes dann dieser Brief ... Hebel bringt eine drehende für die sich der
1998 erinnert sich Zapf wieder an Kugel (»golf ball« genannt) die junge Sumner Stone 1966 im
die Experimente, als er bei Lino- Buchstaben zu Papier. Reed College in Portland (Ore-
type eine Präsentation mit intel- IBM hielt über viele Jahre ein gon) einschreibt. Für ihn ist
ligenten TrueType-GX-Schriften Patent für diese Technologie klar: ersteres wird sein Beruf,
sieht, die Zeichen modulieren und eroberte im Alleingang die die Schrift sein Hobby. Es kommt
könnten. Aus GX wird zwei Jahre Büros. Letter Gothic, die Schrift umgekehrt, obwohl er zunächst
später AAT (Apple Advanced der »Selectric«, wurde eine stil- ein Paar Monate Mathematik
Typography), eine Komponente prägende Korrespondenzschrift, unterrichtet.
des Mac-OS-X-Betriebssystems, beeinflusste unter anderem Erik Stones Liebe für die Schrift ver-
der die raffinierte Zapfino bei- Spiekermanns Officina (Platz 8) schlug ihn zum Grußkarten-Her-
gelegt wird. Heute verrichtet große Abb.: IBM-Kugelkopf mit Letter und FF Meta (Platz 18). steller Hallmark. 1982 gründete
sie ihren Dienst – plattformüber- Gothic 12 Pitch und 96 Zeichen Um 1995 beauftragt FSI den itali- er sein eigenes Typografiebüro
kleine Abb.: FF Letter Gothic gibt
greifend und erweitert – per es auch als Proportionalschrift enischen Schriftentwerfer Albert Alpha and Omega Press, wo er
OpenType-Technik. Pinggera, Letter Gothic zeitge- erste Schriften entwarf und für
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ine große Schwäche der mäß neu zu interpretieren. 1996 den Satzgeräte-Hersteller Auto-
Schreibmaschinentypen kommt sie in Light, Roman und logic arbeitete. Seinen beruf-
ist ihre feste Buchsta- Bold als FF Letter Gothic Text lichen Duchbruch erlebte er von
benbreite (mono-space). heraus. Wie der Name vermuten 1985 bis 1989 als typografischer
Darum wurden für den Bürobe- lässt, weist sie keine einheitliche Direktor bei Adobe.
reich jahrzehntelang Schriften Buchstabenbreite auf sondern ist Seine Schriften Stone Sans, Serif
mit Serifen entworfen. Die End- proportional zugerichtet. und Informal werden die ersten
striche dienten als »Knautsch- Zwei Jahre später folgten die Adobe Originals. Beim Entwer-
zone«, um schmale Buchstaben Italic-Schnitte, sowie eine Mono- fen der drei Familien sorgt sein
zu verbreitern (i, l) und breite spaced-Version, ein Entgegen- Mathe-Faible dafür, sich voll-
schmal zu halten (m, w). kommen an die frühen Benutzer kommen vom Papier zu lösen. Als
Im Herbst 1958 startet der IBM- der FF Letter Gothic Text, die eine der ersten Schriftentwerfer
Ingenieur Roger Roberson ein den authentischen Monospace- jener Zeit verschmilzt Sumner
Die verbundene Zapfino ist eine spannendes Experiment, dem Charakter vermissten. Die Text- Stone das Entwerfen und Pro-
ästhetische und technische seine Kollegen jedoch wenig Version behält ihre Berechtigung duzieren einer Schrift zu einem
Bereicherung des Script-Angebots,
mit Ligaturen, Alternativformen und Chancen geben. Tag und Nacht als angenehm lesbare Mengen- Prozess, der am Bildschirm eines
sympathischen Illustrationen zeichnet er an einem Sans-Serif- satz-Schrift. Computers stattfindet.
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15. F
red Smeijers erinnert sich Die einfache dreieckige Kopf-
immer wieder gerne an serife dient der Lesbarkeit mehr
die Aha-Momente seiner als all die ausgeklügelten Varian-
Karriere als Schriftent- ten, die er so kannte.
werfer. Oft betreffen sie die Les- Dieses Merkmal ist nur eines von
barkeit von Schriften. Zum Bei- vielen, die Arnhem zum Senk-
spiel, als es ihm erstmals Mitte rechtstarter unter den Zeitungs-
der 1980er Jahre gelang, einen und Werksatzschriften machten.
Screenfont durch den richtigen Und sie wurde zur Paradeschrift
Einsatz von Graustufen lesbarer von Fred Smeijers‘ eigenem klei-
zu machen: »Ich war so glücklich, nen Label Ourtype, das er 2002
dass ich ein Lied pfiff als ich nach gründete.
Hause radelte.«
Ähnlich wichtig, wenn auch
nicht so weitreichend, war eine
Erkenntnis aus der Entwicklung
der Arnhem-Familie. Sie ent-
stand 1998 als Auftragsarbeit für
die holländische Regierungszei-
tung »Staatscourant«. Dabei Der holländische Schriftentwerfer
hatte er die seltene Gelegenheit, Fred Smeijers, 2006
seine eigene wie auch andere
Schriften intensiv auf Zeitungs-
Arnhem ist eine der besten jüngeren Zeitungs- und Buchschriften; druckmaschinen und -papier zu
ihr Entwerfer Fred Smeijers testete sie während testen. Eine der Erkenntnisse:
des Entwerfens an der Druckmaschine
D C
as Grundmodell für Papier zu bringen: Das Saatgut arol Twombly und
die Schrift Minion für Minion. Robert Slimbach ent-
entstammt keiner Minion wird ein ästhetisches warfen Myriad 1992
singulären Quelle, und technisches Bravourstück. von Anfang an als
sondern ist eine Synthese aus Adobe hatte gerade die Multi- zweiachsige Multiple-Master-
historischen Form-Ideen und ple-Master-Technik erfunden, Schrift (siehe links). Es war die
den digitalen Mög- mit der Schriftbenut- erste Sans-Serif unter den Adobe
lichkeiten der späten zer ohne Zeichen- Originals. Wie ihre Verwandten
1980er Jahre. werkzeuge Zwischen- Frutiger oder Syntax klassifiziert
Bei den Recherchen schnitte selbst generie- man sie als humanistische Sans,
für seine Adobe Gara- ren konnten, also zum weil sie keinen gleichstarken
mond (Platz 2) stößt Beispiel einen etwas Strich aufweist.
Robert Slimbach in fetteren Bold-Schnitt. Als Myriad die Hausschrift von
europäischen Museen Slimbach gelang es, die Apple wurde, gewann sie im Cor-
auf reichlich Material über Minion-Buchstaben mit einer porate Design enorm an Populari-
Renaissance-Schriften. Als bei Minimalmenge von Stützpunk- tät. Auch im Verlagswesen ist sie
Adobe die Planung für eine neue ten so zu konstruieren, dass sie beliebt: Im Kleinen löst Myriad
Werksatz-Schrift beginnt, trägt ihren Charakter ausbilden konn- Myriad ist die Titel-Schrift des alle typografischen Herausforde-
er aus seinem Privatarchiv alle ten und gleichzeitig im Multi- wissenschaftlichen Springer-Verlags rungen, auf den Titelseiten und
und wurde von MetaDesign
brauchbaren Ideen zusammen, ple-Master-Betrieb brauchbare für diese Aufgabe ausgewählt Schutzumschlägen vermittelt sie
um einen ersten Entwurf zu Ergebnisse lieferten. Seriosität und Charakter.
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s war ein wunderbarer
Altweibersommertag
Ende Oktober 1991. Kurz
nach 16:00 Uhr biegt das
Motorrad von der Leutkircher
Landstraße in den idyllischen
Rotisweg ab. Es sind nur wenige
Kurven bis zum Haus von Inge
Aicher-Scholl, der Schwester von
Hans und Sophie Scholl. Ihr Mann
widmet sich im Vorgarten gerade
dem Rasen, als die Maschine in
der letzten Kurve vom Weg
abkommt. Sie erfasst den welt-
berühmten Designer. Sechs Tage
später erliegt Otl Aicher seinen
schweren Verletzungen.
Drei Jahre zuvor schuf er sein
bekanntestes Werk, die Hybrid-
Schrift Rotis, benannt nach sei-
nem Wohnort. Das Besondere
der Schriftfamilie waren die
bis dato unbekannten Stilvari-
anten Semi-Antiqua und Semi-
Grotesk, sowie eigenwillige
Einzelformen, zum Beispiel das
gemeine e und c. Dem Sieges-
zug der Schrift schadeten ihre
»Ecken und Kanten« nicht, ganz
im Gegenteil: Sie hat bis heute
glühende Verehrer.
Auch wer den typografischen
Standpunkten von Otl Aicher
kritisch gegenüber steht, muss
anerkennen, dass er wie kein
anderer die Auseinandersetzung
N
mit der Typografie vorangetrie- amensgeber für Mar- ihre Wurzeln reichen zurück in
ben hat. Seine Buch zur Schrift tin Majoors Schrift die Zeit von Maria Theresia und
Rotis (»Typographie«) wurde Scala ist die Mailän- Scala bedeutet »Spektrum«, was
jüngst als Reprint wiederveröf- der Oper, 1778 eröff- dieser Familie durchaus gerecht
fentlicht. net von Maria Theresia. Der Ent- wird, die Serif und Sans bietet,
werfer nennt später drei Gründe von Light bis Black reicht sowie
hierfür: FF Scala wurde einst für von förmlich bis dekorativ.
ein Konzertgebäude entworfen Scala und Scala Sans basieren auf
(der Vredenburg in Utrecht), dem gleichen Formprinzip: Die
»Knochengerüste« beider Fami-
lien sind identisch. Die Sans ent-
stand ein Jahr nach Erscheinen
Kurz nach Erreichen der Mond- der Serif durch Abtrennen der
umlaufbahn trennt Apollo-10- Endstriche und Anpassen des
Kommandant Thomas Stafford Kontrasts.
die Landefähre vom Raumschiff. Der britische Verleger Robin Kin-
Sie nähert sich bis auf 14 km der ross (Hyphen Press) schwärmte
Otl Aicher bei der Endabnahme Mondoberfläche. An der Außen- bei Erscheinen der Scala Sans:
seiner Rotis in den Ateliers des haut leuchtet das Wappen mit »Majoors Scala enthält einfach
Herausgebers Agfa-Compugraphic Das Scala-Skelett:
(Foto: Agfa) den Namen der 3 Astronauten, Sans- und Serif-Familie basieren alle Merkmale einer guten hol-
gesetzt in Eurostile. auf der gleichen Grundform ländischen Schrift.«
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17. N
iemand hat den wunderschönen schmalen Italic,
Unterschiedzwischen für seine eigene kleine Verlags-
Kunst und Kommerz druckerei Hague and Gill, die er
geschickter 1930 mit Rene Hague
formuliert als Eric Gill gründete, dem Ehe-
1931: »Eine kommerzi- mann seiner Tochter
elle Arbeit ist, besten- Joan, genannt Joanna.
falls, substanziell hilf- Die Schrift entstand in
Die am besten ausgebaute Syntax ist reich und – ungeplant einer Kleinauflage für
die Linotype Syntax von 2000 – elegant in ihrer Effi- den Handsatz bei der
Ganze 14 Jahre hat Hans Ed Meier zienz; ein Kunstwerk Gießerei Caslon.
an der ersten »Antiqua ohne ist, bestenfalls, schön Joanna ähnelt Gills
Serifen« gearbeitet, von 1954 bis in seiner Grundsub- Perpetua, weist jedoch
1968. Syntax vereint die Klarheit stanz und – ungeplant weniger Kontrast auf,
Titel des ersten
der Groteskschriften mit der – ebenso dienlich, wie von E. Gill in Joanna und die Oberlängen
Wärme und Lesbarkeit einer eine kommerzielle gesetzten Buches überragen die Groß-
Renaissance-Antiqua. Die Groß- Arbeit.« buchstaben: »... genau
buchstaben leitet er aus der frü- So steht es im »Essay on Typo- richtig für den Maschinensatz,
hen Römischen Lapidarschrift graphy«, dem ersten in Joanna ohne ihre Eleganz zu verlieren«,
ab (2. J. v. Chr.), die keine Serifen gesetzten Buch. Gill entwarf die wie Gill seine Lieblingsschrift
und kaum Kontrast kannte. Slab-Serif, zusammen mit einer charakterisierte.
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Im Dezember 1992 beginnt der ohn Baskerville, geboren Bauarbeiten sein Sarg freigelegt,
Leipziger Designer Erhard Kaiser 1706, zieht mit 20 nach Bir- geöffnet und zur Schau gestellt.
mit der Arbeit an einer digitalen mingham und arbeitet dort Erst Jahre später findet Basker-
Neuausgabe der Fleischmann- als Schreiblehrer und Stein ville seine letzte Ruhe auf dem
Antiqua für DTL. Nach 4 Jahren metz. Ordentlich Geld ver- Warstone Lane Cemetery.
Arbeit liegen zwei vorzüglich dient er erst ab 1738 mit einer
ausgebaute Varianten vor: eine Lackiererei, die auf Japanlack
Text- und eine Display-Version; spezialisiert ist. Mit den Einnah-
analog dazu zwei Kursive. men kann er bald seiner heim-
lichen Leidenschaft nachgehen,
dem Buchdruck.
Zu Goethes 200. Geburtstag Da ihm die Caslon-Schriften
erschien 1949 in Frankfurt am nicht gefallen, schneidet er ab
Main das Büchlein »Von der 1750 eigene Entwürfe, später
dreifachen Ehrfurcht«. Schrif- als »Antiqua des Übergangs«
tenfreunde zahlen heute ein bezeichnt. Sein erstes großes
Vermögen für diese Drucksache, Projekt ist eine Vergil-Ausgabe
gesetzt aus einem Probegrad 1757. Die neue Schrift findet
der Palatino. Ein Jahr später sofort Beifall, schon 1758 wird
Die historische Werksatzschrift erscheint Hermann Zapfs erfolg- er zum Direktor der Cambridge Titelseite eines John-Baskerville-Drucks
DTL Fleischmann besteht reichste Schrift offiziell. University Press ernannt. aus dem Jahr 1761
aus insgesamt 36 Fonts
Als Atheist lässt sich Baskerville
nach seinem Tod 1775 in unge-
weihter Erde auf seinem Anwe-
sen beisetzen. 1821 wird bei
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18. Bevor die Schrift fertig war,
wurde die »Bayerische Rück« von
einem multinationalen Konzern
geschluckt und das Projekt war
tot. Fedra dagegen lebte auf, in
Peter Bil’aks eigenem Schriften-
Verlag Typotheque. Mit den
ersten Fedra-Kunden kamen die
ersten Erweiterungswünsche. Es
folgten mehr Strichstärken, eine
Monospaced-Variante, Fremd-
sprachen-Versionen u.a.
Die finnische Firmenzeitschrift 2004 dann die Serif, genauer:
»Tule ja katso« (Komm’ und guck’) wird Serif A mit den Proportionen
seit 2002 aus Fedra gesetzt
der Sans und Serif B mit eigenen
Paris, Holland, München, Slo- Proportionen. Die Sans erscheint
wakei, Schweiz – Fedra ist eine von Anfang an multilingual (70
ganz und gar europäische Schrift. Sprachen), einschließlich griechi-
Der Schweizer Ruedi Baur gab sie scher und kyrillischer Zeichen.
um 2000 von Paris aus bei Peter Eine ganz und gar europäische
Bil’ak in Auftrag: für das Cor- Schrift eben …
porate Design der Bayerischen
Rückversicherung AG. Dort
sollte sie die Univers ablösen, als
warme, elegante Alternative.
Owings & Merrill entwarf, fasst
die Entscheidung für Gotham
so zusammen: »... weil sie nicht
aussieht wie gestern geschaffen
und morgen vergessen«. Der
schwarze Koloss, aufgestellt
am Unabhängigkeitstag 2004,
wird von den Medien als erstes
sichtbares Element des Freedom
Tower gefeiert, der 2011 eröffnet
Es hätte die majestätische Trajan, werden soll.
eine elegante Bodoni oder die Es hätte keine passendere Schrift
neutrale Helvetica sein können … geben können. Als Inspiration
Doch die drei Zeilen auf dem dienten Tobias Frere-Jones New
20 Tonnen schweren Grundstein Yorker Gebäudebeschriftungen
des Freedom Tower auf dem aus den 40er Jahren. Die Master-
World-Trade-Center-Gelände in vorlage lieferte eine Busbahnhof-
New York werden von John Gara- Beschriftung der Hafenbehörde
folo aus Gotham gemeißelt, einer in der 8th Avenue, heute Besit-
neuen Schrift, die nach Batmans zerin des Trade-Center-Areals.
Heimatstadt benannt ist. Und so schließt sich der Kreis.
Michael Gericke, dessen Design-
büro Pentagram den Granitblock
mit den Architekten Skidmore,
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19. Ganze 13 Tage hielten es Anfang Bevor sich Napoleon 1804 in
2004 die Redaktion und der Paris zum Kaiser krönt, lässt er
neue Eigentümer der Schweizer eine Einladung von der Offizin
Kulturzeitschrift »Du« mitei- Didot anfertigen, der besten
nander aus, dann trennten sich Druckerei der Stadt. Hier ent-
ihre Wege. Einzige Überlebende: wirft der 40-jährige Firmin Didot
die frisch eingeführte Schrift in Rekordzeit die »Romain de
Lexicon. Einst von New York nach Berlin L’Empereur« (Kaiser-Antiqua),
Wie keine andere vereint die gefaxt, dann digitalisiert und nun an Ab 1927 beschäftigte sich das die nur einmal eingesetzt, aber
der Fassade eines Bäckers am
1992 von Bram de Does entwor- Alexanderplatz: Erikrighthand grafische Multitalent William in den Jahrzehnten danach tau-
fene Lexicon Schweizer und hol- Addison Dwiggins (1880 – 1956), sendfach kopiert wird.
ländischeTypografie-Ansprüche: Ende 1990 hält sich Erik van Blo- Erfinder des Begriffs »Graphic
Ökonomie, Eleganz, Qualität und kland in New York auf, sein Ran- Designer«, mit dem Schriftent-
dom-Twin Just van Rossum in werfen. Die geometrischen
Berlin. Ihr Script-Projekt Hands Groteskschriften aus Europa
entsteht per Faxgerät, Scanner gefielen ihm nicht, zum Beispiel
»Sauberkeit«. Die Schrift glie- und mit den Programmen Photo- Futura, Erbar und Kabel. Diesen
dert sich in zwei Gruppen à 12 shop, Streamline und Fontogra- setzte er die Metroblack No. 2
Fonts: Lexicon No. 1 mit kurzen pher. Die frechen Handschriften entgegen, die Linotype 1929 Diese Goldmedaille überreichte
Ober- und Unterlängen, Lexicon der Links-/Rechtshänder begrün- herausbrachte, gedacht für Titel- Napoleon Firmin Didot anlässlicher
einer Industriemesse 1801
No. 2 mit gewöhnlicher Metrik. den ein neues Schriftengenre. satz und Werbung. (Abb.: Firmin Didot family collection)
Es war Bernd Möllenstädts erste Werbehochburg Chicago, 1899:
Schrift, 1984 veröffentlicht bei Der 20-jährige Oswald B. Cooper
der Berthold AG, nach 17 Jahren wird an der Frank Holme School of
leitender Tätigkeit im Schriften- Illustration aufgenommen, wo er
Atelier des Satzgeräteherstellers. unter anderem die Schreibkurse
Und sie war sofort ein Erfolg. von Frederic Goudy besucht. Fünf
Das Besondere der serifenlosen Jahre später gründet Cooper mit
Formata ist ihr nicht-linearer seinem Freund Fred Bertsch das
Strich. Die Konturen bilden eine Bevor William Caslon (* 1692) Werbebüro Bertsch & Cooper.
lesefreundliche Spannung. seine erste Schrift schneidet, Hier entwirft »Oz« 1921 für
betreibt er in London eine Gra- ein Plakat eine fette Schrift mit
vur-Werkstatt. Weil er auch Prä- rundlichen Serifen, die er 1922
gestempel für zwei benachbarte bei Barnhart Brothers & Spindler Art-Director Tommy Steele verhalf
Buchbinder schneidet, kommt er herausbringt. Cooper Black ent- Cooper Black 1966 auf dem
wegweisenden Album »Pet Sounds«
bald mit dem grafischen Gewerbe sprach dem damaligen Werbe- zu neuer Popularität
in Berührung. Zeitgeist: einfach, freundlich,
1725 eröffnet Caslon eine Schrift- kräftig. Sie wurde so erfolgreich, Anfang 1930 versucht Cooper
giesserei. Die hohe Qualität der dass Monotype – ausgerechnet seine Schrift patentrechtlich zu
Detail aus dem Geschäftsbericht der Schriften macht sie in ganz Eng- bei Coopers Lehrer Goudy – eine schützen, was misslingt, weil
Allianz AG, gesetzt in Formata Cnd land bekannt. 120 Jahre bleibt Kopie in Auftrag gab, die 1925 einige Buchstaben einem Logo
der Familienbetrieb führend. als Goudy Heavyface erschien. entnommen sein sollen.
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