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Intelligente Verpackungen
ClevergegenMarken-undProduktpiraterie
E-Dossier
INHALT
INTELLIGENTE VERPACKUNGEN
∂ Seite 2 Wie smarte Verpackungen die Marken-
und Produktpiraterie abwehren und Lebensmittel-
verluste reduzieren können (aus DD9/2014)
Bildquelle: Messe Duesseldorf/ Constanze Tillmann
SCHWERPUNKT VERPACKUNGS- UND ETIKETTENPRODUKTION
Deutscher Drucker | Nr. 9 | 2.5.2014 2
Bessere, sicherere, ressourcenschonende
Verpackungen und smartere Prozesse
INTERPACK 2014 ó Innovative, ja zunehmend „intelligente“ Verpackungen können der Schlüssel zur Bekämpfung
von Lebensmittelverlusten, aber auch zur Abwehr von Marken- und Produktpiraterie sein. Gerade im Pharma- und
Lebensmittelbereich sind Patienten- und Konsumentenschutz daher unabdingbar. Doch bei allen Verbesserungen
müssen die Unternehmen immer auch die Effizienz der Prozesse und die Kosten im Auge behalten.
de
ung
d
ó Der Arzneimittelmarkt ist einem permanenten
Wandel unterworfen. Denn zum einen erfordern
empfindliche Biopharmaka immer robustere Ver-
packungen. Zum anderen müssen Produkt- und
Marken-Fälschungen mit speziellen Siegeln und
Codes verhindert werden. Und darüber hinaus
sind zusätzliche Verpackungsfeatures nötig, damit
Patienten sich ihre Medikation auf sichere Art
und Weise selbst verabreichen können. Pharma-
zeuten und die Verpackungsbranche stehen also
vor ganz besonderen Herausforderungen.
Als Blockbuster-Medikamente noch den Arz-
neimittelmarkt dominierten, hatten die Phar-
maunternehmen leichtes Spiel: Sie entwickelten
einen Wirkstoff, der bei vielen Patienten angewen-
det werden kann und produzierten die Medika-
mente gegen Volkskrankheiten wie Bluthoch-
druck oder Diabetes millionenfach in standardi-
sierten Massenprozessen. Auf diese Weise ver-
dienten die Konzerne jährlich Milliarden.
WACHSTUM ZWINGT ZU ANPASSUNGEN.
Die Zeiten ändern sich. „Der Markt für Biophar-
maka mit selektiver Wirkweise und mehr Wir-
kungsstärke gewinnt Bedeutung. Wissenschaftler
dringen immer tiefer in die Biochemie ein und
erkennen neue Ziele“, erklärt Klaus Raith von
der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft.
Das britische Marktforschungsunternehmen Visio-
gain bestätigt diesen Trend. Demnach wachsen
die jährlichen Umsätze mit biopharmazeutischen
Arzneimitteln derzeit im zweistelligen Bereich
und werden den Prognosen zufolge in den kom-
menden zehn Jahren weiter steigen. Das zwingt
die Pharmaunternehmen zu Anpassungen. Man-
che Biomoleküle zersetzen sich leicht, andere
sind sehr aggressiv und greifen die Oberfläche
der Primärverpackungen an. Daher sind Behälter
mit verbesserten Barriere-Eigenschaften und
erhöhter Schlagfestigkeit nötig, die die edlen
Biosubstanzen sicher verwahren. Außerdem
bedarf es flexiblerer Produktionsprozesse, die
auch geringste Wirkstoffmengen genau dosieren
können.
SCHUTZ VOR FÄLSCHUNGEN. Gleichzeitig
müssen die Pharmahersteller ihre Medikamente
besser gegen Fälschungen sichern. Nach der neu-
en Fälschungsrichtlinie der Europäischen Uni-
on sind ab dem Jahr 2017 nahezu alle verschrei-
bungspflichtigen Arzneimittel mit einer indivi-
duellen Codenummer und einem spezifischen
Merkmal zu versehen. So soll der Patient sich
sicher sein, dass er ein Originalprodukt erhält.
Pharmafälschungen werden zu einer immer
größeren Bedrohung für Patienten: Nach Unter-
suchungen der Weltgesundheitsorganisation liegt
der Fälschungsanteil bei über unseriöse Internet-
seiten verkauften Medikamenten bereits bei 50
Prozent. Der Zoll gibt den Anteil der gefälschten
Arzneimittel in Europa mit zehn Prozent an. Vor
Produktpiraterie ist niemand sicher: Gepansch-
te und gestreckte Medikamente treten nicht nur
im Lifestyle-Segment auf, sondern kommen im
gesamten Spektrum bis hin zum Grippemedika-
ment vor.
Doch gibt es im Kampf gegen Medikamenten-
fälscher auch Fortschritte. Leere Behälter für Medi-
kamente können unbemerkt wieder befüllt und
als vermeintliches Original in Umlauf gebracht
werden. Auf der Interpack stellt nun der Spezia-
list Schreiner Medipharm aus Oberschleißheim
„Flexi-Cap“ vor, einen Erstöffnungsschutz, der
durch eine innovative Kombination von Label
und Kappe das unerlaubte Wiederverwenden ver-
hindern und Patienten vor gefährlichen Produkt-
fälschungen schützen soll.
Und der badische Hersteller von pharmazeuti-
schen Sekundärverpackungen August Faller hat
für die serielle Codierung von Packmitteln Barco-
des, alphanumerische Folgen und Data-Matrix-
Codes für Faltschachteln und Etiketten entwi-
ckelt. Die Spezialisten drucken die Serialisierung
mit Informationen zum Produkt per Inkjet-Tech-
nologie auf die Verpackungen.
So lassen sich die Medikamente bis zum Her-
steller zurückverfolgen.
JEDE PACKUNG EIN UNIKAT. Die Nachfrage
nach Identifikationslösungen dürfte in den kom-
menden Jahren schnell steigen. Der Verein Secur-
pharm, der fünf Verbände des Arzneimittelver-
triebs umfasst, will bis 2017 ein System auf Basis
von Data-Matrix-Codes zur Abwehr gefälschter
Medikamente etablieren. Die Idee: Arzneimittel-
Produkt- und Marken-
schutz: Das einfache
Scannen eines Sicher-
heitscodes mithilfe
einer Barcode-Appli-
kation für das Mobil-
telefon bestätigt die
Echtheit in wenigen
Sekunden. Schreiner
Prosecure stattet
dafür 2D-Codes mit
einer Key-Secure-
Codierung aus, die auf
Verpackungen oder
Ware direkt aufge-
bracht wird.
Medikament: Echt-
heitsprüfung anhand
eines Sicherheitssie-
gels mit verschlüssel-
ter Codierung und
weiteren Fälschungs-
schutzmerkmalen
(Schreiner Group,
Oberschleißheim).
DD_2014_09_13-15 28.04.14 18:49 Seite 13
SCHWERPUNKT VERPACKUNGS- UND ETIKETTENPRODUKTION
3 Deutscher Drucker | Nr. 9 | 2.5.2014
hersteller machen jede Packung zu einem Unikat,
indem sie einen quadratischen Data-Matrix-Code
aufdrucken, der eine individuelle Nummer ent-
hält. Alle vergebenen Nummern speichern sie in
einer gemeinsamen Hersteller-Datenbank. In der
Apotheke wird später der Code jeder Packung
gescannt und damit in der Datenbank abgefragt,
bevor das Medikament an den Patienten abge-
geben wird. Da die Kontrolle nur wenige Sekun-
den dauert, fliegen Fälschungen sofort auf.
Den Praxistest mit 280 beteiligten Apotheken,
24 mitwirkenden Pharmaunternehmen, mehr
als 3,5 Millionen gekennzeichneten Arzneimittel-
verpackungen und über 30000 Verifizierungen
habe das System bereits bestanden, erklärt Rein-
hard Hoferichter, Sprecher des Securpharm-Vor-
stands. „Mit neu codierten Packungen ausge-
wählter Medikamente konnte eine Erreichbar-
keit des Systems zu 99,5 Prozent der Zeit erzielt
werden.“
Die Maschinen- und Anlagenbauer haben sich
gut auf die neuen Anforderungen der Pharma-
branche eingestellt. Neues Fertigungsequipment,
das Medikamente schneller und flexibler produ-
ziert und verpackt, hilft den Pharmazeuten, hohe
Ausgaben für aufwendige Packungen und Zusatz-
features durch Kostenersparnisse in der Produk-
tion wieder auszugleichen. Der italienische Auto-
mationsspezialist Marchesini beispielsweise hat
eine so genannte Track-and-Trace-Lösung zur
Kennzeichnung und Rückverfolgung von Medi-
kamenten entwickelt, deren Beschriftungsmo-
dule 400 Faltschachteln pro Minute von beiden
Seiten und von oben mit verschiedenen Sicher-
heitslabels bedrucken können. Anschließend
prüft und verifiziert eine Kamera die Codes.
Gespeichert werden die Daten schließlich in
einem riesigen zentralen Server, von wo sie stets
abgerufen werden können – Fälscher haben es
da noch schwerer.
INTELLIGENTE LÖSUNGEN. Schließlich wer-
den Themen wie Selbstmedikation und Benut-
zersicherheit immer wichtiger. Spritzen, die es
früher nur beim Arzt gab, können sich Patien-
ten heute zum Teil selbst geben. Um Verletzun-
gen zu vermeiden, springen eingebaute „Safety
Needles“ nach der Injektion sofort zurück. Künf-
tige Verpackungen werden noch vielseitiger sein:
Der finnisch-schwedische Verpackungsmittelher-
steller Stora Enso und die Göteborger Chalmers
University of Technology zum Beispiel entwi-
ckeln eine intelligente Verpackung, die die Kom-
munikation zwischen Patient und Arzt vereinfa-
chen soll. Die Packung registriert genau, wann ihr
eine Tablette entnommen wird. Sollte allerdings
die ärztliche Verschreibung nicht befolgt wer-
den, erhält der Patient auf drahtlosem Weg eine
Erinnerung, beispielsweise auf das Handy. Derar-
tige kundenfreundliche Lösungen verlangen von
den Pharmaherstellern einen schwierigen Spa-
gat: Sie müssen zusätzliche Features einbauen
und dabei immer auch auf die Kosten achten.
Den Kostensenkungsdruck reicht die Pharma-
industrie an die Verpackungsbranche weiter. „Die
heutigen Anforderungen im Pharmabereich sind
enorm – sowohl im Hinblick auf Innovationen als
auch auf Effizienzsteigerungen zur Kostensen-
kung“, erklärt Richard Clemens, Geschäftsfüh-
rer des VDMA Fachverbandes Nahrungsmittel-
maschinen und Verpackungsmaschinen. Die Ent-
wickler arbeiten daher mit Hochdruck an neu-
en Verpackungslösungen und produktionstech-
nischen Verbesserungen für die Herstellung der
pharmazeutischen Produkte.
LEBENSMITTELVERLUSTE BEGRENZEN. Inno-
vative und zunehmend Verpackungen sind der
Schlüssel zur Bekämpfung von Lebensmittelver-
lusten und -verschwendung. Wirksamere Barrie-
reschichten, keimtötende Folien und Frische-
indikatoren sollen die Produkte länger haltbar
machen und die Wegwerf-Mentalität der Ver-
braucher stoppen. Doch bei allen Verbesserungen
müssen die Unternehmen immer auch die
Effizienz der Prozesse und die Kosten im Auge
behalten.
In den Entwicklungsländern ist jedes sechste
Kind unterernährt, also insgesamt etwa 100 Mil-
lionen. Die Vereinten Nationen (UNO) schätzen,
dass Unterernährung jährlich zum Tod von 2,6
Millionen Kindern unter fünf Jahren führt. Damit
zählt Hunger immer noch zu den größten Proble-
men der Menschheit.
Dabei müsste es gar keinen Hunger geben. Jedes
Jahr landen weltweit rund 1,3 Milliarden Ton-
nen Lebensmittel auf dem Müll, so das Ergebnis
des aktuellen Reports „Food Wastage Footprint:
Impacts on Natural Resources“ der UNO-Orga-
nisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO).
Würden Verluste durch einen sorgsameren
Umgang mit Nahrungsmitteln reduziert, könn-
ten Hungersnöte eingedämmt werden.
54 Prozent der verschwendeten Nahrungsmit-
tel gehen laut Report bereits während der Pro-
duktion, der Nachernte und der Lagerung verlo-
ren. Die ärmeren Länder Afrikas und Asiens sind
hiervon besonders stark betroffen. Ernte- und
Logistikfehler machen dort pro Kopf jährlich
sechs bis elf Kilogramm Nahrung zunichte. Bei Hit-
ze werden Obst und Milch schlecht, wird Fleisch
mit gefährlichen Keimen besiedelt und unge-
nießbar. Die Verschwendung bei der Weiterver-
arbeitung, der Auslieferung und dem Konsum ist
hingegen eher ein Problem der Industrieländer.
In Europa und Nordamerika werden pro Jahr und
Kopf rund 100 Kilogramm Lebensmittel in den
Abfall geworfen, obwohl sie noch für den Ver-
zehr geeignet gewesen wären. Forderungen zum
sofortigen Umdenken kommen daher von höchs-
ter Stelle. Konsumdenken und Lebensmittelver-
schwendung müssten ein Ende haben, forderte
Papst Franziskus in seiner Generalaudienz an-
lässlich des World Environment Days im vergan-
genen Juni.
„SMART PACKAGING“. In der Industrie ist die
Botschaft angekommen. Nach einer aktuellen
Studie des Royal Melbourne Institute of Techno-
logy in Australien können geeignete Verpackun-
gen Lebensmittelverluste erheblich mindern. Ent-
wickler arbeiten daher mit hohem Einsatz an
neuen Konzepten für Verpackungsmaschinen,
der verwandten Prozesstechnik sowie „smarten“
Verpackungen. Insgesamt 100 Unternehmen der
gesamten Food-Wertschöpfungskette von der
Herstellung, über den Handel und die Verpa-
ckung bis hin zur Logistik beteiligen sich mittler-
weile an der Initiative „Save Food“, einem gemein-
Bunte Welt der Ver-
packung: Wirksamere
Barriereschichten,
keimtötende Folien
und Frischeindikato-
ren sollen die Produk-
te länger haltbar
machen und die Weg-
werf-Mentalität der
Verbraucher stoppen.
Der Smart-ID-Bag von Mondi – ein „intelligenter“
Industriebeutel, der zu Identifizierungszwecken mit
einem eindeutigen Data-Matrix-Code bedruckt ist.
DD_2014_09_13-15 28.04.14 18:49 Seite 14
SCHWERPUNKT
Deutscher Drucker | Nr. 9 | 2.5.2014
samen Projekt der FAO (Food and Agriculture
Organization of the United Nations) des Umwelt-
programms der Vereinten Nationen (UNEP) und
der Messe Düsseldorf GmbH. Ziel ist es, den Dia-
log zwischen Wirtschaft, Forschung, Politik und
Zivilgesellschaft zum Thema Lebensmittelverlus-
te zu fördern. Die Reduzierung des Verderbs wird
auch das zentrale Thema im „Innovationparc
Packaging“ der kommenden Interpack 2014 in
Düsseldorf sein (siehe auch Seite 16). Aussteller
dieser Sonderschau werden hier vom 7. bis 14. Mai
2014 Ideen vorstellen, wie sich Lebensmittel
besser schützen lassen.
Vor der Branche liegt viel Arbeit. Bauern in
Afrika müssen erst einmal überzeugt werden,
dass sie ihre Rohstoffe besser am Ursprungsort
verpacken als sie ungeschützt auf die Reise zu
schicken. Hier hilft kein Hightech, sondern nur
Aufklärungsarbeit vor Ort. Konzernvertreter von
Firmen wie Bosch beispielsweise zogen des-
halb schon vor einigen Jahren mit mobilen
Verpackungsmaschinen durch Schwellen- und
Entwicklungsländer und zeigten Bauern die
Vorteile verpackter Lebensmittel.
Die westliche Wegwerf-Mentalität ist noch
schwerer zu bekämpfen. Nach einer Erhebung
der Unternehmensberatung Berndt+Partner lan-
den in Europa 20 bis 25 Prozent der Lebensmit-
tel auf dem Müll, obwohl sie noch genießbar
sind. Schuld daran trägt auch das Mindesthaltbar-
keitsdatum, das auf allen Fertigverpackungen
stehen muss. Ist es erreicht, werden Lebensmit-
tel oft weggeworfen. Doch „mindestens haltbar
bis“ bedeutet nicht, dass Lebensmittel nach die-
sem Datum nicht mehr essbar sind, sondern ledig-
lich, dass sich ihre Farbe oder Konsistenz ändern
könnte. Die derzeit noch weit verbreiteten Groß-
packungen verstärken das Problem. Die Mindest-
haltbarkeit ist oft vorüber, bevor Verbraucher die
Packungen geleert haben. Bei der Lösung des Pro-
blems sollen kundengerechte, kleinere Packungen
mithelfen.
KREATIVE IDEEN. Zeit-Temperatur-Indikatoren
sind ein weiterer Ansatz gegen Verderb und
Verschwendung. Sie sollen jederzeit über den
Frischezustand des Produkts informieren. Ihr
Nutzen liegt darin, dass damit zum Beispiel Unter-
brechungen der Kühlkette sichtbar gemacht wer-
den können. BASF sowie die Schweizer Firma
Freshpoint bieten bereits mit einer speziellen Pig-
mentfarbe versehene Etiketten an. Sie werden
auf die Verpackung gedruckt. Wird der Inhalt
ungenießbar, schlägt die Farbe um.
Geforscht wird auch an aktiven Verpackun-
gen, die in Wechselwirkung mit dem Füllgut tre-
ten. PET-Flaschen werden mit Sauerstoffabsor-
bern wie Eisen präpariert, damit sauerstoffemp-
findliche Getränke wie Bier oder Fruchtsäfte län-
ger haltbar bleiben. Oder Folien werden mit Kon-
servierungsstoffen wie Sorbinsäure angereichert,
um das Keimwachstum auf Lebensmitteln zu
bekämpfen. Kritiker bemängeln, bei aktiven Ver-
packungen beeinträchtigten zusätzliche Chemi-
kalien die Natürlichkeit der Produkte.
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für
Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) im
bayerischen Freising wollen Abhilfe schaffen: Sie
entwickeln antimikrobielle Materialien auf Basis
von Pflanzenextrakten, etwa von Rosmarin. Auf
diese Weise können Lebensmittelhersteller dem
Wunsch der Verbraucher nach natürlichen,
gesundheitsfördernden Produkten weiter nach-
kommen“, weiß IVV-Materialentwickler Sven
Sängerlaub zu berichten.
WO MUSS EINGESPART WERDEN? Der Nach-
teil vieler Save-Food-Verpackungen ist allerdings,
dass ihre Herstellung relativ aufwendig ist. Wird
beispielsweise für eine „stärkere“ Verpackung
mehr Material eingesetzt, werden zusätzliche Res-
sourcen verbraucht. Die Branche versucht daher,
den höheren Aufwand für „smarte“ Verpackun-
gen durch Einsparungen an anderer Stelle der
Food-Wertschöpfungskette zu kompensieren. So
sind die Hersteller von Verpackungsmaschinen
darauf bedacht, die Effizienz ihrer Linien durch
stärkere Automation und optimierte Prozesse
zu erhöhen.
Dass Kosmetik-Verpackungen auch aus Recyc-
ling-Materialien bestehen können und dennoch
hochwertig wirken, zeigt zum Beispiel der Ver-
packungsspezialist Carl Edelmann. Das Unter-
nehmen hat eine Faltschachtel für Naturkosme-
tik entwickelt, die ein durchgängiges Öko-Kon-
zept mit gleichzeitig hochwertiger Qualität auf-
weist, so Edelmann. Die Schachtel bestehe zu 80
Prozent aus Recyclingmaterial und sei mit ölfrei-
en Farben bedruckt, die ausschließlich mit nach-
wachsenden Rohstoffen und mit Ökostrom her-
gestellt würden. Auf diese Weise fallen 76 % weni-
ger Kohlendioxid an als bei der Produktion her-
kömmlicher Verpackungen, heißt es bei Edel-
mann. Kosmetikanbieter können mit der Verpa-
ckung ihre Emissionen also deutlich reduzieren.
Verbrauchern wiederum vermittelt sie das gute
Gefühl, umweltgerecht zu konsumieren. (fl)
Cool-Vu, ein zeit-temperatursensitiver Indikator in
Etikettenform von der Firma Freshpoint TTI. Diese
neue patentierte Technologie für Multi-Step- und
Single-Step-Anwendungen zeigt sogar die gesamte
Historie der Lagerung einer Ware im Kühlregal an.
DD_2014_09_13-15 28.04.14 18:49 Seite 15

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  • 1. Intelligente Verpackungen ClevergegenMarken-undProduktpiraterie E-Dossier INHALT INTELLIGENTE VERPACKUNGEN ∂ Seite 2 Wie smarte Verpackungen die Marken- und Produktpiraterie abwehren und Lebensmittel- verluste reduzieren können (aus DD9/2014) Bildquelle: Messe Duesseldorf/ Constanze Tillmann
  • 2. SCHWERPUNKT VERPACKUNGS- UND ETIKETTENPRODUKTION Deutscher Drucker | Nr. 9 | 2.5.2014 2 Bessere, sicherere, ressourcenschonende Verpackungen und smartere Prozesse INTERPACK 2014 ó Innovative, ja zunehmend „intelligente“ Verpackungen können der Schlüssel zur Bekämpfung von Lebensmittelverlusten, aber auch zur Abwehr von Marken- und Produktpiraterie sein. Gerade im Pharma- und Lebensmittelbereich sind Patienten- und Konsumentenschutz daher unabdingbar. Doch bei allen Verbesserungen müssen die Unternehmen immer auch die Effizienz der Prozesse und die Kosten im Auge behalten. de ung d ó Der Arzneimittelmarkt ist einem permanenten Wandel unterworfen. Denn zum einen erfordern empfindliche Biopharmaka immer robustere Ver- packungen. Zum anderen müssen Produkt- und Marken-Fälschungen mit speziellen Siegeln und Codes verhindert werden. Und darüber hinaus sind zusätzliche Verpackungsfeatures nötig, damit Patienten sich ihre Medikation auf sichere Art und Weise selbst verabreichen können. Pharma- zeuten und die Verpackungsbranche stehen also vor ganz besonderen Herausforderungen. Als Blockbuster-Medikamente noch den Arz- neimittelmarkt dominierten, hatten die Phar- maunternehmen leichtes Spiel: Sie entwickelten einen Wirkstoff, der bei vielen Patienten angewen- det werden kann und produzierten die Medika- mente gegen Volkskrankheiten wie Bluthoch- druck oder Diabetes millionenfach in standardi- sierten Massenprozessen. Auf diese Weise ver- dienten die Konzerne jährlich Milliarden. WACHSTUM ZWINGT ZU ANPASSUNGEN. Die Zeiten ändern sich. „Der Markt für Biophar- maka mit selektiver Wirkweise und mehr Wir- kungsstärke gewinnt Bedeutung. Wissenschaftler dringen immer tiefer in die Biochemie ein und erkennen neue Ziele“, erklärt Klaus Raith von der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Das britische Marktforschungsunternehmen Visio- gain bestätigt diesen Trend. Demnach wachsen die jährlichen Umsätze mit biopharmazeutischen Arzneimitteln derzeit im zweistelligen Bereich und werden den Prognosen zufolge in den kom- menden zehn Jahren weiter steigen. Das zwingt die Pharmaunternehmen zu Anpassungen. Man- che Biomoleküle zersetzen sich leicht, andere sind sehr aggressiv und greifen die Oberfläche der Primärverpackungen an. Daher sind Behälter mit verbesserten Barriere-Eigenschaften und erhöhter Schlagfestigkeit nötig, die die edlen Biosubstanzen sicher verwahren. Außerdem bedarf es flexiblerer Produktionsprozesse, die auch geringste Wirkstoffmengen genau dosieren können. SCHUTZ VOR FÄLSCHUNGEN. Gleichzeitig müssen die Pharmahersteller ihre Medikamente besser gegen Fälschungen sichern. Nach der neu- en Fälschungsrichtlinie der Europäischen Uni- on sind ab dem Jahr 2017 nahezu alle verschrei- bungspflichtigen Arzneimittel mit einer indivi- duellen Codenummer und einem spezifischen Merkmal zu versehen. So soll der Patient sich sicher sein, dass er ein Originalprodukt erhält. Pharmafälschungen werden zu einer immer größeren Bedrohung für Patienten: Nach Unter- suchungen der Weltgesundheitsorganisation liegt der Fälschungsanteil bei über unseriöse Internet- seiten verkauften Medikamenten bereits bei 50 Prozent. Der Zoll gibt den Anteil der gefälschten Arzneimittel in Europa mit zehn Prozent an. Vor Produktpiraterie ist niemand sicher: Gepansch- te und gestreckte Medikamente treten nicht nur im Lifestyle-Segment auf, sondern kommen im gesamten Spektrum bis hin zum Grippemedika- ment vor. Doch gibt es im Kampf gegen Medikamenten- fälscher auch Fortschritte. Leere Behälter für Medi- kamente können unbemerkt wieder befüllt und als vermeintliches Original in Umlauf gebracht werden. Auf der Interpack stellt nun der Spezia- list Schreiner Medipharm aus Oberschleißheim „Flexi-Cap“ vor, einen Erstöffnungsschutz, der durch eine innovative Kombination von Label und Kappe das unerlaubte Wiederverwenden ver- hindern und Patienten vor gefährlichen Produkt- fälschungen schützen soll. Und der badische Hersteller von pharmazeuti- schen Sekundärverpackungen August Faller hat für die serielle Codierung von Packmitteln Barco- des, alphanumerische Folgen und Data-Matrix- Codes für Faltschachteln und Etiketten entwi- ckelt. Die Spezialisten drucken die Serialisierung mit Informationen zum Produkt per Inkjet-Tech- nologie auf die Verpackungen. So lassen sich die Medikamente bis zum Her- steller zurückverfolgen. JEDE PACKUNG EIN UNIKAT. Die Nachfrage nach Identifikationslösungen dürfte in den kom- menden Jahren schnell steigen. Der Verein Secur- pharm, der fünf Verbände des Arzneimittelver- triebs umfasst, will bis 2017 ein System auf Basis von Data-Matrix-Codes zur Abwehr gefälschter Medikamente etablieren. Die Idee: Arzneimittel- Produkt- und Marken- schutz: Das einfache Scannen eines Sicher- heitscodes mithilfe einer Barcode-Appli- kation für das Mobil- telefon bestätigt die Echtheit in wenigen Sekunden. Schreiner Prosecure stattet dafür 2D-Codes mit einer Key-Secure- Codierung aus, die auf Verpackungen oder Ware direkt aufge- bracht wird. Medikament: Echt- heitsprüfung anhand eines Sicherheitssie- gels mit verschlüssel- ter Codierung und weiteren Fälschungs- schutzmerkmalen (Schreiner Group, Oberschleißheim). DD_2014_09_13-15 28.04.14 18:49 Seite 13
  • 3. SCHWERPUNKT VERPACKUNGS- UND ETIKETTENPRODUKTION 3 Deutscher Drucker | Nr. 9 | 2.5.2014 hersteller machen jede Packung zu einem Unikat, indem sie einen quadratischen Data-Matrix-Code aufdrucken, der eine individuelle Nummer ent- hält. Alle vergebenen Nummern speichern sie in einer gemeinsamen Hersteller-Datenbank. In der Apotheke wird später der Code jeder Packung gescannt und damit in der Datenbank abgefragt, bevor das Medikament an den Patienten abge- geben wird. Da die Kontrolle nur wenige Sekun- den dauert, fliegen Fälschungen sofort auf. Den Praxistest mit 280 beteiligten Apotheken, 24 mitwirkenden Pharmaunternehmen, mehr als 3,5 Millionen gekennzeichneten Arzneimittel- verpackungen und über 30000 Verifizierungen habe das System bereits bestanden, erklärt Rein- hard Hoferichter, Sprecher des Securpharm-Vor- stands. „Mit neu codierten Packungen ausge- wählter Medikamente konnte eine Erreichbar- keit des Systems zu 99,5 Prozent der Zeit erzielt werden.“ Die Maschinen- und Anlagenbauer haben sich gut auf die neuen Anforderungen der Pharma- branche eingestellt. Neues Fertigungsequipment, das Medikamente schneller und flexibler produ- ziert und verpackt, hilft den Pharmazeuten, hohe Ausgaben für aufwendige Packungen und Zusatz- features durch Kostenersparnisse in der Produk- tion wieder auszugleichen. Der italienische Auto- mationsspezialist Marchesini beispielsweise hat eine so genannte Track-and-Trace-Lösung zur Kennzeichnung und Rückverfolgung von Medi- kamenten entwickelt, deren Beschriftungsmo- dule 400 Faltschachteln pro Minute von beiden Seiten und von oben mit verschiedenen Sicher- heitslabels bedrucken können. Anschließend prüft und verifiziert eine Kamera die Codes. Gespeichert werden die Daten schließlich in einem riesigen zentralen Server, von wo sie stets abgerufen werden können – Fälscher haben es da noch schwerer. INTELLIGENTE LÖSUNGEN. Schließlich wer- den Themen wie Selbstmedikation und Benut- zersicherheit immer wichtiger. Spritzen, die es früher nur beim Arzt gab, können sich Patien- ten heute zum Teil selbst geben. Um Verletzun- gen zu vermeiden, springen eingebaute „Safety Needles“ nach der Injektion sofort zurück. Künf- tige Verpackungen werden noch vielseitiger sein: Der finnisch-schwedische Verpackungsmittelher- steller Stora Enso und die Göteborger Chalmers University of Technology zum Beispiel entwi- ckeln eine intelligente Verpackung, die die Kom- munikation zwischen Patient und Arzt vereinfa- chen soll. Die Packung registriert genau, wann ihr eine Tablette entnommen wird. Sollte allerdings die ärztliche Verschreibung nicht befolgt wer- den, erhält der Patient auf drahtlosem Weg eine Erinnerung, beispielsweise auf das Handy. Derar- tige kundenfreundliche Lösungen verlangen von den Pharmaherstellern einen schwierigen Spa- gat: Sie müssen zusätzliche Features einbauen und dabei immer auch auf die Kosten achten. Den Kostensenkungsdruck reicht die Pharma- industrie an die Verpackungsbranche weiter. „Die heutigen Anforderungen im Pharmabereich sind enorm – sowohl im Hinblick auf Innovationen als auch auf Effizienzsteigerungen zur Kostensen- kung“, erklärt Richard Clemens, Geschäftsfüh- rer des VDMA Fachverbandes Nahrungsmittel- maschinen und Verpackungsmaschinen. Die Ent- wickler arbeiten daher mit Hochdruck an neu- en Verpackungslösungen und produktionstech- nischen Verbesserungen für die Herstellung der pharmazeutischen Produkte. LEBENSMITTELVERLUSTE BEGRENZEN. Inno- vative und zunehmend Verpackungen sind der Schlüssel zur Bekämpfung von Lebensmittelver- lusten und -verschwendung. Wirksamere Barrie- reschichten, keimtötende Folien und Frische- indikatoren sollen die Produkte länger haltbar machen und die Wegwerf-Mentalität der Ver- braucher stoppen. Doch bei allen Verbesserungen müssen die Unternehmen immer auch die Effizienz der Prozesse und die Kosten im Auge behalten. In den Entwicklungsländern ist jedes sechste Kind unterernährt, also insgesamt etwa 100 Mil- lionen. Die Vereinten Nationen (UNO) schätzen, dass Unterernährung jährlich zum Tod von 2,6 Millionen Kindern unter fünf Jahren führt. Damit zählt Hunger immer noch zu den größten Proble- men der Menschheit. Dabei müsste es gar keinen Hunger geben. Jedes Jahr landen weltweit rund 1,3 Milliarden Ton- nen Lebensmittel auf dem Müll, so das Ergebnis des aktuellen Reports „Food Wastage Footprint: Impacts on Natural Resources“ der UNO-Orga- nisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO). Würden Verluste durch einen sorgsameren Umgang mit Nahrungsmitteln reduziert, könn- ten Hungersnöte eingedämmt werden. 54 Prozent der verschwendeten Nahrungsmit- tel gehen laut Report bereits während der Pro- duktion, der Nachernte und der Lagerung verlo- ren. Die ärmeren Länder Afrikas und Asiens sind hiervon besonders stark betroffen. Ernte- und Logistikfehler machen dort pro Kopf jährlich sechs bis elf Kilogramm Nahrung zunichte. Bei Hit- ze werden Obst und Milch schlecht, wird Fleisch mit gefährlichen Keimen besiedelt und unge- nießbar. Die Verschwendung bei der Weiterver- arbeitung, der Auslieferung und dem Konsum ist hingegen eher ein Problem der Industrieländer. In Europa und Nordamerika werden pro Jahr und Kopf rund 100 Kilogramm Lebensmittel in den Abfall geworfen, obwohl sie noch für den Ver- zehr geeignet gewesen wären. Forderungen zum sofortigen Umdenken kommen daher von höchs- ter Stelle. Konsumdenken und Lebensmittelver- schwendung müssten ein Ende haben, forderte Papst Franziskus in seiner Generalaudienz an- lässlich des World Environment Days im vergan- genen Juni. „SMART PACKAGING“. In der Industrie ist die Botschaft angekommen. Nach einer aktuellen Studie des Royal Melbourne Institute of Techno- logy in Australien können geeignete Verpackun- gen Lebensmittelverluste erheblich mindern. Ent- wickler arbeiten daher mit hohem Einsatz an neuen Konzepten für Verpackungsmaschinen, der verwandten Prozesstechnik sowie „smarten“ Verpackungen. Insgesamt 100 Unternehmen der gesamten Food-Wertschöpfungskette von der Herstellung, über den Handel und die Verpa- ckung bis hin zur Logistik beteiligen sich mittler- weile an der Initiative „Save Food“, einem gemein- Bunte Welt der Ver- packung: Wirksamere Barriereschichten, keimtötende Folien und Frischeindikato- ren sollen die Produk- te länger haltbar machen und die Weg- werf-Mentalität der Verbraucher stoppen. Der Smart-ID-Bag von Mondi – ein „intelligenter“ Industriebeutel, der zu Identifizierungszwecken mit einem eindeutigen Data-Matrix-Code bedruckt ist. DD_2014_09_13-15 28.04.14 18:49 Seite 14
  • 4. SCHWERPUNKT Deutscher Drucker | Nr. 9 | 2.5.2014 samen Projekt der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) des Umwelt- programms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Messe Düsseldorf GmbH. Ziel ist es, den Dia- log zwischen Wirtschaft, Forschung, Politik und Zivilgesellschaft zum Thema Lebensmittelverlus- te zu fördern. Die Reduzierung des Verderbs wird auch das zentrale Thema im „Innovationparc Packaging“ der kommenden Interpack 2014 in Düsseldorf sein (siehe auch Seite 16). Aussteller dieser Sonderschau werden hier vom 7. bis 14. Mai 2014 Ideen vorstellen, wie sich Lebensmittel besser schützen lassen. Vor der Branche liegt viel Arbeit. Bauern in Afrika müssen erst einmal überzeugt werden, dass sie ihre Rohstoffe besser am Ursprungsort verpacken als sie ungeschützt auf die Reise zu schicken. Hier hilft kein Hightech, sondern nur Aufklärungsarbeit vor Ort. Konzernvertreter von Firmen wie Bosch beispielsweise zogen des- halb schon vor einigen Jahren mit mobilen Verpackungsmaschinen durch Schwellen- und Entwicklungsländer und zeigten Bauern die Vorteile verpackter Lebensmittel. Die westliche Wegwerf-Mentalität ist noch schwerer zu bekämpfen. Nach einer Erhebung der Unternehmensberatung Berndt+Partner lan- den in Europa 20 bis 25 Prozent der Lebensmit- tel auf dem Müll, obwohl sie noch genießbar sind. Schuld daran trägt auch das Mindesthaltbar- keitsdatum, das auf allen Fertigverpackungen stehen muss. Ist es erreicht, werden Lebensmit- tel oft weggeworfen. Doch „mindestens haltbar bis“ bedeutet nicht, dass Lebensmittel nach die- sem Datum nicht mehr essbar sind, sondern ledig- lich, dass sich ihre Farbe oder Konsistenz ändern könnte. Die derzeit noch weit verbreiteten Groß- packungen verstärken das Problem. Die Mindest- haltbarkeit ist oft vorüber, bevor Verbraucher die Packungen geleert haben. Bei der Lösung des Pro- blems sollen kundengerechte, kleinere Packungen mithelfen. KREATIVE IDEEN. Zeit-Temperatur-Indikatoren sind ein weiterer Ansatz gegen Verderb und Verschwendung. Sie sollen jederzeit über den Frischezustand des Produkts informieren. Ihr Nutzen liegt darin, dass damit zum Beispiel Unter- brechungen der Kühlkette sichtbar gemacht wer- den können. BASF sowie die Schweizer Firma Freshpoint bieten bereits mit einer speziellen Pig- mentfarbe versehene Etiketten an. Sie werden auf die Verpackung gedruckt. Wird der Inhalt ungenießbar, schlägt die Farbe um. Geforscht wird auch an aktiven Verpackun- gen, die in Wechselwirkung mit dem Füllgut tre- ten. PET-Flaschen werden mit Sauerstoffabsor- bern wie Eisen präpariert, damit sauerstoffemp- findliche Getränke wie Bier oder Fruchtsäfte län- ger haltbar bleiben. Oder Folien werden mit Kon- servierungsstoffen wie Sorbinsäure angereichert, um das Keimwachstum auf Lebensmitteln zu bekämpfen. Kritiker bemängeln, bei aktiven Ver- packungen beeinträchtigten zusätzliche Chemi- kalien die Natürlichkeit der Produkte. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) im bayerischen Freising wollen Abhilfe schaffen: Sie entwickeln antimikrobielle Materialien auf Basis von Pflanzenextrakten, etwa von Rosmarin. Auf diese Weise können Lebensmittelhersteller dem Wunsch der Verbraucher nach natürlichen, gesundheitsfördernden Produkten weiter nach- kommen“, weiß IVV-Materialentwickler Sven Sängerlaub zu berichten. WO MUSS EINGESPART WERDEN? Der Nach- teil vieler Save-Food-Verpackungen ist allerdings, dass ihre Herstellung relativ aufwendig ist. Wird beispielsweise für eine „stärkere“ Verpackung mehr Material eingesetzt, werden zusätzliche Res- sourcen verbraucht. Die Branche versucht daher, den höheren Aufwand für „smarte“ Verpackun- gen durch Einsparungen an anderer Stelle der Food-Wertschöpfungskette zu kompensieren. So sind die Hersteller von Verpackungsmaschinen darauf bedacht, die Effizienz ihrer Linien durch stärkere Automation und optimierte Prozesse zu erhöhen. Dass Kosmetik-Verpackungen auch aus Recyc- ling-Materialien bestehen können und dennoch hochwertig wirken, zeigt zum Beispiel der Ver- packungsspezialist Carl Edelmann. Das Unter- nehmen hat eine Faltschachtel für Naturkosme- tik entwickelt, die ein durchgängiges Öko-Kon- zept mit gleichzeitig hochwertiger Qualität auf- weist, so Edelmann. Die Schachtel bestehe zu 80 Prozent aus Recyclingmaterial und sei mit ölfrei- en Farben bedruckt, die ausschließlich mit nach- wachsenden Rohstoffen und mit Ökostrom her- gestellt würden. Auf diese Weise fallen 76 % weni- ger Kohlendioxid an als bei der Produktion her- kömmlicher Verpackungen, heißt es bei Edel- mann. Kosmetikanbieter können mit der Verpa- ckung ihre Emissionen also deutlich reduzieren. Verbrauchern wiederum vermittelt sie das gute Gefühl, umweltgerecht zu konsumieren. (fl) Cool-Vu, ein zeit-temperatursensitiver Indikator in Etikettenform von der Firma Freshpoint TTI. Diese neue patentierte Technologie für Multi-Step- und Single-Step-Anwendungen zeigt sogar die gesamte Historie der Lagerung einer Ware im Kühlregal an. DD_2014_09_13-15 28.04.14 18:49 Seite 15