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AUSGESPROCHEN DEUTSCH
- ZURÜCK NACH ELF JAHREN CHINA -
Eine bebilderte Erlebnisreise von Klaus Schmitt
Idee, Text & Fotos:
Klaus Schmitt
© 水生Klaus Schmitt
Im Jahr 2005 ging ich nach Shanghai, um dort für die Deutsche Auslandshandelskammer im Bereich
Marketing zu arbeiten. Ich wollte ca. zwei bis drei Jahre bleiben. Daraus wurden bislang elf Jahre. Zur
Zeit arbeite ich in Shanghai als professioneller Trainer, Coach und Facilitator in den Bereichen
interkulturelles Management, Softskills sowie Führungskräfteentwicklung.
Inzwischen habe ich mich schon derart an das Leben, die Sprache und das Arbeiten mit all seinen
Besonderheiten dort gewöhnt, dass ich selbst häufig anfange, auf Chinesisch zu denken, oder in
Gesprächen mit Chinesen manchmal von „Wir Chinesen …“ spreche.
Kurzum, es wurde wieder mal Zeit, für einige Monate nach Deutschland zu gehen. Ich entschloss mich
deshalb, im Sommer 2016 nach Deutschland zurückzukehren, um hier zu arbeiten und SinaLingua in
Heidelberg bei einem China-Projekt zu unterstützen.
Hauptbeweggrund des längeren Aufenthaltes war für mich jedoch, die deutsche Kultur, die
Arbeitsmentalität und das Alltagsleben in Deutschland wieder zu erleben, wahrzunehmen und „neu“ für
mich zu entdecken.
Dabei sind mir viele Dinge ins Auge gesprungen, die für mich nur in Deutschland vorzufinden sind. Es
sind typisch deutsche Themen, die in dieser Ausprägung in China nicht vorzufinden sind. Mit kurzen
Infos versuche ich, diese Phänomene zu erklären.
Daher geben die folgenden Bilder Aufschluss darüber, was für mich „AUSGESPROCHEN DEUTSCH“ ist.
Viel Spaß!
Heidelberg, August 2016
Elf Jahre China …
© 水生Klaus Schmitt 2
Fakt: Struktur und Ordnung gehören zu den Kernwerten und
Tugenden der Deutschen. Dies zeigt sich einer großen Fülle an
Vorschriften, Anweisungen und Richtlinien im Alltag dieses Landes.
Nicht ohne Grund heißt Deutschland auf Chinesisch „Deguo“ 德国:
„Das Land der Tugend“
„Ordnung ist das halbe Leben“.
Welcher Deutsche kennt diese
Weisheit nicht? Frisch hier
angekommen, merkte ich sofort,
inwieweit Struktur, Ordnung und
Richtlinien einen großen Teil des
Lebens ausmachen. Allein die
Schilderflut auf den Straßen zeugt
hiervon.
Ordnung
© 水生Klaus Schmitt 3
Fahrradkultur I
Fakt: Deutschland hat eine ausgeprägte Fahrradkultur, die an
jeder Ecke von Heidelberg zu sehen ist. Es gibt
Fußgängerzonen und eigens dafür vorgesehene Straßen, in
denen Radfahrer freie Fahrt haben.
Fahrräder, wohin man schaut.
Radfahren ist en vogue, und mir
scheint, dass die Städte in den
letzten Jahren immer
fahrradfreundlicher wurden. Selbst in
Einbahnstraßen darf ich heute (legal)
in die entgegengesetzte Richtung
radfahren.
Noch vor 25 Jahren war China die
Fahrradnation Nr. 1 weltweit. Heute
setzt man dort eher auf den Ausbau
des Autoverkehrs mit all seinen
Folgen.
© 水生Klaus Schmitt 4
Fahrradkultur II
Fakt: Anders als in China dürfen im
öffentlichen Nahverkehr Deutschlands
Fahrräder in Busse, Straßenbahnen und
Züge mitgenommen werden; absolut
praktisch, ökologisch und ökonomisch!
Absolut cool: Auch ich kaufte mir
ein Secondhand-Bike und konnte
es überall mit in die Bahn, selbst in
die Tram mitnehmen. In China
platzen Busse und Bahnen auch
ohne Fahrräder schon aus fast aus
den Nähten, ein No-Go für eine
Fahrradmitnahme.
© 水生Klaus Schmitt 5
Fahrradkultur III
Fakt: Fahrradkinderwägen in deutschen Städten sind sehr präsent. Sie
sind äußerst beliebt und praktisch.
Für mich waren die vielen Fahrradkinderwägen im Stadtbild sehr neu. Bei
diesem komfortablen Service muss es den Kleinkindern darin blendend
gehen.
© 水生Klaus Schmitt 6
Fahrradkultur IV
Fakt: Ideale, meist sehr gut ausgebaute Wege für
den Radfahrer in Deutschland erleichtern das
Vorwärtskommen stark.
In China gibt es entweder breite Straßenwege, die
eigens für Zweiradfahrer vorgesehen sind oder
keine Fahrradwege.
Mit meinem Secondhand-Rad konnte ich
nach Herzenslust die Stadt erkunden und
mich austoben
© 水生Klaus Schmitt 7
Fahrradkultur V
Ich selbst habe es noch nicht geschafft, mir
einen Fahrradhelm aufzusetzen, obwohl es
eigentlich ganz cool aussieht.
In China vertrauen die Radfahrer noch weit
mehr der Sicherheit auf den Straßen und
lassen ihre Haare frei im Winde wehen.
Fakt: Die Bereitschaft, beim Fahrradfahren einen schützenden Helm zu tragen,
wächst in Deutschland seit Jahren stetig. Es ist keine gesetzliche Vorschrift, eher
eine allgemeine Empfehlung. Angeblich tragen inzwischen über 20% aller
Deutschen Fahrradhelme.
© 水生Klaus Schmitt 8
Vorbildfunktion
Fakt: Beispiel geben, Vorbild sein, den anderen durch seine guten Taten zum
Nachahmen anregen, dies sind Tugenden, die in diesem Ausmaß neben
Deutschland nirgendwo in der Welt anzutreffen sind. Sie werden auch stark auf den
deutschen Straßen verdeutlicht.
Verkehrs- und Moralerziehung in einem - die
meisten Deutschen halten sich wirklich an
diese Vorschriften.
In China gibt es weniger Schilder, dafür aber
wieder verstärkt Verkehrshilfskräfte, die vor
Ort versuchen, ein höheres Bewusstsein bei
Fußgängern und Autofahrern zur
Regeleinhaltung zu schaffen.
© 水生Klaus Schmitt 9
Tempolimits
Fakt: Tempolimits in verkehrsberuhigten Gegenden von Wohnviertel in
deutschen Städten sind oft groß auf dem Straßenpflaster zu erkennen.
© 水生Klaus Schmitt 10
Lärmschutz
Fakt: Zur Geschwindigkeitsbegrenzung kommt in Deutschland noch häufig die
Regelung von Lärmschutz zu gewissen Zeiten hinzu.
Ich begegnete in Deutschland
manchen Verkehrsschildern, die
so in China nicht zum Einsatz
kommen.
© 水生Klaus Schmitt 11
Litfaßsäulen
Fakt: Die Litfaßsäule ist eine Erfindung
des Berliners Ernst Litfaß in 1854. Sie ist
im deutschen Straßenbild überall zu
erkennen und wird inzwischen weltweit
kopiert.
In Deutschland immer noch
klassisch: Neueste Infos von
Veranstaltungen lese ich zuerst auf
den Plakaten an den Litfaßsäulen.
© 水生Klaus Schmitt 12
Kreisverkehr
Fakt: Kreisverkehr in Deutschland wird immer beliebter und funktioniert
gut, da sich die Autofahrer strikt an die Regeln halten und meist sehr
umsichtig fahren.
Beim Autofahren erlebe ich, wie
gut der Kreisverkehr wirklich
funktioniert. Die meisten
Autofahrer sind höchst
aufmerksam.
© 水生Klaus Schmitt 13
Dogs are welcome!
Fakt: Deutschland ist hundefreundlich.
Fast 10 Mio. Deutsche besitzen einen
Hund. Egal ob in Bussen, Bahnen, Taxis,
Geschäften, Cafés und vielen
Restaurants, Hunde sind meistens
willkommene Gäste. Oft werden sogar
Hundenäpfe bereitgestellt.
Hunden in Deutschland geht es relativ
gut; sie dürfen mit ihrem Herrchen
überall hin. Egal ob Busse, Bahnen und
Taxis, die Vierbeiner können mit.
In China bleibt ihnen der Zutritt in diese
Einrichtungen noch meist verwehrt.
© 水生Klaus Schmitt 14
Vorgärten
Fakt: Blühende Rosen im Vorgarten
deutscher Familienhäuser lassen auch
Passanten an diesem wunderbaren Bild
aus Farben und Duft teilhaben.
Farbenspiel in deutschen
Vorgärten: Ich war jedes Mal
von Neuem fasziniert ob dieser
Schönheit entlang der Straßen.
© 水生Klaus Schmitt 15
Fassadenbegrünung
Fakt: Bezaubernde Ästhetik - Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen
verschönern das Stadtbild enorm und bieten darüber hinaus noch einen idealen
Sichtschutz. In China hingegen konzentriert sich das Grün der Stadt eher auf
wenige Grünflächen und Parkanlagen.
Am Grün in der
Stadt und an vielen
Häusern konnte ich
mich zu Beginn
kaum satt sehen.
© 水生Klaus Schmitt 16
Maibaum
Fakt: Eine alte deutsche Sitte findet durch das Aufstellen des Maibaumes ihren
Ausdruck. Der Maibaum wird noch oft mit seitlich angebrachten Tafeln geschmückt,
die bestimmte Zünfte in der Handwerkskunst des Ortes zeigen. Er ist über einen
Monat im Ortskern einer Gemeinde zu bestaunen.
Sehr lange sah ich keinen Maibaum
mehr. Gerade auf dem Land ist dies
noch ein schöner alter Brauch.
© 水生Klaus Schmitt 17
Moderne Energiegewinnung
Fakt: Die Stromgewinnung durch Solarenergie ist selbst
an Bushaltestellen und auf Hausdächern zu erkennen.
Dies ist praktische Technologienutzung in Deutschland.
China ist heutzutage zwar weltweit größter Produzent von
Solartechnologie, doch im Alltag wird sie dort bislang
kaum genutzt.
Schlau und intelligent installiert: Im Detail
versteckt sich hier der Nutzen.
© 水生Klaus Schmitt 18
Rechtsanwaltsdichte
Fakt: Neben den USA ist Deutschland heute mit fast 164.000
Rechtsanwälten das Land mit der größten Anwaltsdichte weltweit. In
deutschen Innenstädten bekommt man leicht eine Ahnung davon.
© 水生Klaus Schmitt
Mir fiel die große Anzahl von
Rechtsanwaltskanzleien deutlich
auf, gerade weil diese in China
meist in riesen Bürokomplexen
sitzen und nicht stark in
Erscheinung treten.
19
Mitdenken
Deutsche setzen „Mitdenken“ beim Anderen
voraus. Von klein auf bekommen die meisten
diesen Wert anerzogen.
In China herrscht eher ein hierarchisches Denken
vor, bei dem es in erster Linie um die Befolgung
der Anweisungen geht.
Fakt: Mitdenken – eine deutsche Tugend, die in allen Bereichen des Lebens zum
Ausdruck kommt. Durch Mitdenken gewinnt man Vertrauen, wirkt professionell und
arbeitet effizient. Selbst Gebrauchsartikel in Deutschland propagieren durch ihre
Namensgebung diese Verhaltensweise.
© 水生Klaus Schmitt 20
Mürrischkeit
Fakt: Eher unfreundlich dreinblickende Passanten und
kaum lächelndes Servicepersonal in Deutschland sind
keine Seltenheit. Im Allgemeinen klagen die Deutschen
auf sehr hohem Niveau. Unzufriedenheit und viel klagen
sind in Deutschland allgegenwärtig.
Das Klischee des oft mürrisch
dreinschauenden Deutschen trifft wohl zu: Ich
begegnete auf den Straßen vielen Menschen,
denen es wirklich schlecht zu gehen scheint,
zumindest ihrem Gesichtsausdruck nach. Es
strahlen in der Öffentlichkeit hier weit weniger
Menschen Freude aus als in China, wo sich
viele Leute auch an kleinen Dingen erfreuen.
© 水生Klaus Schmitt 21
Toilettenhygiene
Es scheint sich eine neue Sitte in
Deutschland durchzusetzen: Zu
Besuch bei Freunden in
Deutschland hingen häufig diese
Schilder mit einer eindeutigen
Botschaft an der Wand.
Fakt: In vielen deutschen
Haushalten gehört das Sitzen auf
Toiletten auch für Männer immer
mehr zu guten Manieren.
In China dagegen ist in dieser
Beziehung noch eher „Freestyle“
angesagt.
© 水生Klaus Schmitt 22
Privatsphäre
Vorsicht: Keine Fotos!! Ich besuchte
einige Events und Workshops, auf
denen ich – wie aus China gewohnt –
private Fotos machen wollte. Daraus
wurde leider nichts, da mir das
Fotografieren zwar freundlich, aber
dennoch streng untersagt wurde.
Freunde aus China, die über Social
Media Bilder zu den Veranstaltungen
sehen wollten, musste ich
enttäuschen.
Fakt: Schutz der Privatsphäre genießt in Deutschland höchste Priorität. Vor dem
Fotografieren bei Veranstaltungen, Workshops etc. müssen alle Teilnehmer um
Erlaubnis gefragt werden. Eine Verletzung dieser Privatsphäre zieht Inakzeptanz,
Widerstand oder sogar einen Strafantrag nach sich.
© 水生Klaus Schmitt 23
Mülltrennung
Umweltgerechtes
Recycling scheint zu
funktionieren. Schon in
der Küche zu Hause, aber
auch im Büro, fängt die
Mülltrennung an.
Fakt: Öffentliches Recycling ist in Deutschland
gründlich geregelt. Es werden nicht nur die
Farben des Stoffes getrennt, sondern weitere
Vorschriften wie Einwurfzeiten und
Beklebeverbot mit angebracht.
© 水生Klaus Schmitt 24
Sich gegenseitig aufmerksam machen
Ich erlebte, wie ich recht heftig von einer
Passantin darauf hingewiesen wurde, als
ich mit meinem Fahrrad versehentlich kurz
auf dem Gehweg fuhr. Hier heißt es wirklich
aufpassen, um den Richtlinien zu
entsprechen. Schnell wird es von anderen
bemerkt.
Fakt: Für viele Deutsche gehört es zum guten Ton, andere auf Versäumnisse,
Fehlverhalten und Korrekturen hinzuweisen. Diese Eigenschaft gehört zu den
deutschen Tugenden und hat nichts mit „Besserwisserei“ zu tun. Klassisches
Beispiel: Jemand vergisst, das Autolicht bei Dämmerung einzuschalten und wird
sofort darauf aufmerksam gemacht.
© 水生Klaus Schmitt 25
Sicherheitsbedürfnis
Ich staunte nicht schlecht, als ich hier das erste Mal im Bereich
Trainingsmanagement dem Wort „Stattfindegarantie“ begegnete.
In China wird das Wort inzwischen auch verwendet, doch dessen
Wahrnehmung ist unterschiedlich zu Deutschland.
Fakt: Das Sicherheitsbedürfnis der Deutschen ist sehr hoch. Nicht umsonst gehört
in Deutschland die Versicherungswirtschaft zu den bedeutendsten
Wirtschaftszweigen des Landes. Auch in der Kommunikation ist es wichtig, ein
Gefühl von Sicherheit, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit zu erzeugen. Das Wort
„Stattfindegarantie“ unterstreicht als ein Beispiel genau diesen Charakterzug.
© 水生Klaus Schmitt 26
Psychologische Hilfe
Fakt: „Wer kann mir weiterhelfen?“
Professionelle psychologische und
psychotherapeutische Beratung in
Deutschland ist weit verbreitet. An sich
arbeiten, über Schwächen sprechen und
versuchen, sich zu optimieren, sind
Eigenschaften, die vielen Deutschen
zugeschrieben sind. Die auffällig große
Anzahl von Psychologen und
Psychotherapeuten in der Innenstadt
bestätigt diese Einschätzung.
In der Innenstadt tritt das vielfältige
Angebot an professioneller
psychotherapeutischer Hilfe sehr
stark in Erscheinung.
© 水生Klaus Schmitt 27
Brotkultur
Fakt: Deutschland ist
Brotweltmeister mit über 300
Sorten. Ein Blick in eine
deutsche Bäckerei lässt dies
erahnen.
Wieder einmal konnte ich meine Lust auf
Brot in Deutschland vollends auskosten. In
China gibt es inzwischen zwar auch einiges
an Brot, aber Auswahl und Geschmack
unterscheiden sich stark zu deutschen
Angeboten. Da gönne ich mir in China lieber
die große Auswahl an köstlichen
Nudelgerichten.
© 水生Klaus Schmitt 28
Kuchenkultur
Fakt: Die Kuchenvielfalt hierzulande lässt das deutsche Herz höher schlagen. Dabei
sind Frische, Konsistenz und Geschmack unschlagbar.
Schnell gewöhnte ich
mich wieder an die
köstlichen frischen
Torten und Kuchen in
Deutschland. Es gibt
auch Kuchen in China,
sie gehören dort
jedoch zur westlichen
Küche und sind meist
sehr süß.
© 水生Klaus Schmitt 29
Spargelzeit
Fakt: Im Juni gab es wieder den Run auf
Spargel, eines der Lieblingsgemüse der
Deutschen. Er wird auch als „königliches
Gemüse“ oder „weißes Gold“ bezeichnet.
Zu Beginn meines Aufenthaltes in
Deutschland genoss ich den frischen
Spargel.
In China gibt es ebenso Spargel; er
gehört aber eher zum
„Allerweltsgemüse“. Dort sah ich
allerdings bislang noch keinen weißen.
© 水生Klaus Schmitt 30
Treppenhäuser
Wie ich den Geruch von frisch
gebohnertem Holz in
Treppenhäuser genießen konnte,
Deutschland pur!
In China dagegen legt man im
Allgemeinen weniger Wert auf einen
reinlichenTreppenflur als
Aushängeschild für eine Wohnung.
Fakt: Blitzesaubere und frisch gebohnerte Treppenhäuser in Altbauten sind
ein eindeutiges Indiz dafür, dass man in Deutschland ist.
© 水生Klaus Schmitt 31
Fenstertechnik
Fakt: Diese coole Handhabe ist ein Zeichen deutscher Funktionalität. Auch das
Öffnen der Fenster zur Rauminnenseite ist in Deutschland selbstverständlich, in
China wiederum, zum Leid der Putzwütigen, die Ausnahme.
Typisch deutsch und
standardisiert:
Kippen – Öffnen –
Schließen der
Fenster.
In China hingegen
gibt es verschiedene
Prinzipien hierfür.
Das Fenster geht
meist nach außen
auf.
© 水生Klaus Schmitt 32
Sarkasmus und Ironie
Fakt: Für Sarkasmus, Ironie und Zynismus sind die Deutschen berühmt-berüchtigt.
Doch sind Nuancenunterschiede zwischen Ernst und Witz häufig für Vertreter
anderer Kulturkreise nicht ganz einfach zu verstehen.
Nach der Ankunft am Frankfurter
Flughafen fragte mich der
Zollbeamte, ob ich aus Shanghai
sei. Ich fragte ihn, woher er das
wisse, da doch gerade mehrere
Flieger angekommen waren. Er
erwiderte: „Nun, ich komme darauf,
weil Ihr Nachname so Chinesisch
klingt.“ Ich liebe die deutsche
Ironie und fühlte mich sofort wieder
zu Hause.
© 水生Klaus Schmitt 33
Schrebergärten
Fakt: Schrebergärten in Klein- und
Großstädten gehören zum festen Bild
Deutschlands und bieten einen enormen
Erholungswert für die Stadtbevölkerung. In
Deutschland gibt es ca. 15.000 Vereine mit
fast 1 Mio. Kleingärtnern.
Nicht nur in Großstädten, auch
in kleineren Orten sah ich
Schrebergärten, in denen die
Deutschen von Frühling bis
Herbst einen großen Teil ihrer
Freizeit verbringen.
© 水生Klaus Schmitt 34
Balkonien
Fakt: Balkonien - grüne Balkone als Ort der
Entspannung oder gar des Kurzurlaubs. Auch wenn es
nur wenige Augenblicke an der frischer Luft sein sollten,
die Deutschen genießen die Pracht und Schönheit auf
dem eigenen Balkon in vollen Zügen.
Ich nutzte jede Möglichkeit während meines
Aufenthaltes in Deutschland, um allein oder mit
Freunden einige Zeit auf dem Balkon zu verbringen.
Dort offenbart sich manchmal eine eigene kleine Welt.
In China ist die Balkonkultur nicht sehr ausgeprägt, es
zieht die Menschen dort mehr nach draußen, unter
Leuten, in die Höfe, auf die Gassen, um mit vielen
Leuten gemeinsam das Tagesgeschehen zu teilen.
© 水生Klaus Schmitt 35
Waldspaziergang
Jedes Mal, wenn ich in Deutschland bin,
muss ich mindestens einmal den Wald
erleben. Die Luft, die Klänge und Farben
der Natur sowie die Bewegung sind bei
mir sehr stimmungsfördernd.
In China sind meist große Strecken zu
überbrücken, um in diesen Genuss zu
kommen, absolut „offline“ zu sein und
aufzutanken.
Fakt: Der Wald an sich ist ein deutsches
Kulturgut. 32% des Landes sind mit Wald
bedeckt. Ausflüge, Spaziergänge,
Wanderungen alleine oder mit der Familie
durch den Wald inklusive Picknick gehören zu
den Highlights der Freizeitaktivitäten in
Deutschland.
© 水生Klaus Schmitt 36
Kirchen
Fakt: Das Christentum mit dem
Katholizismus und Protestantismus
prägen Deutschland. Auch wenn nur noch
knapp über 60% der Deutschen einer der
christlichen Kirchen angehören, ist die
christliche Kultur für sie doch ein
wesentlicher Bestandteil ihrer
Wertevorstellungen.
Da im christlichen
Umfeld aufgewachsen,
genoss ich das
Glockenläuten der
Kirchen schon am
frühen Morgen. In
Deutschland so einfach
einen Ort der Stille und
Ruhe in Kirchen zu
finden, halte ich für
wunderbar.
© 水生Klaus Schmitt 37
Fazit: Sowohl in Deutschland als auch in China
gibt es spannende und interessante
Kulturmerkmale. Es ist oft eine Frage der
Wahrnehmung jedes Einzelnen. Die genannten
Dinge aus Deutschland fielen mir in den ersten
Wochen stark auf, später viel weniger, da sie
Alltag wurden, an denen ich mich gewöhnte.
In meinem Erlebnisbericht bewerte ich nicht,
sondern beschreibe einige für mich typische
Dinge in Deutschland darstellen und versuche,
diese Phänomene im Kontext zu erklären.
Tschüß! Zaijian再见!
© 水生Klaus Schmitt

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  • 3. Fahrradkultur II Fakt: Anders als in China dürfen im öffentlichen Nahverkehr Deutschlands Fahrräder in Busse, Straßenbahnen und Züge mitgenommen werden; absolut praktisch, ökologisch und ökonomisch! Absolut cool: Auch ich kaufte mir ein Secondhand-Bike und konnte es überall mit in die Bahn, selbst in die Tram mitnehmen. In China platzen Busse und Bahnen auch ohne Fahrräder schon aus fast aus den Nähten, ein No-Go für eine Fahrradmitnahme. © 水生Klaus Schmitt 5 Fahrradkultur III Fakt: Fahrradkinderwägen in deutschen Städten sind sehr präsent. Sie sind äußerst beliebt und praktisch. Für mich waren die vielen Fahrradkinderwägen im Stadtbild sehr neu. Bei diesem komfortablen Service muss es den Kleinkindern darin blendend gehen. © 水生Klaus Schmitt 6
  • 4. Fahrradkultur IV Fakt: Ideale, meist sehr gut ausgebaute Wege für den Radfahrer in Deutschland erleichtern das Vorwärtskommen stark. In China gibt es entweder breite Straßenwege, die eigens für Zweiradfahrer vorgesehen sind oder keine Fahrradwege. Mit meinem Secondhand-Rad konnte ich nach Herzenslust die Stadt erkunden und mich austoben © 水生Klaus Schmitt 7 Fahrradkultur V Ich selbst habe es noch nicht geschafft, mir einen Fahrradhelm aufzusetzen, obwohl es eigentlich ganz cool aussieht. In China vertrauen die Radfahrer noch weit mehr der Sicherheit auf den Straßen und lassen ihre Haare frei im Winde wehen. Fakt: Die Bereitschaft, beim Fahrradfahren einen schützenden Helm zu tragen, wächst in Deutschland seit Jahren stetig. Es ist keine gesetzliche Vorschrift, eher eine allgemeine Empfehlung. Angeblich tragen inzwischen über 20% aller Deutschen Fahrradhelme. © 水生Klaus Schmitt 8
  • 5. Vorbildfunktion Fakt: Beispiel geben, Vorbild sein, den anderen durch seine guten Taten zum Nachahmen anregen, dies sind Tugenden, die in diesem Ausmaß neben Deutschland nirgendwo in der Welt anzutreffen sind. Sie werden auch stark auf den deutschen Straßen verdeutlicht. Verkehrs- und Moralerziehung in einem - die meisten Deutschen halten sich wirklich an diese Vorschriften. In China gibt es weniger Schilder, dafür aber wieder verstärkt Verkehrshilfskräfte, die vor Ort versuchen, ein höheres Bewusstsein bei Fußgängern und Autofahrern zur Regeleinhaltung zu schaffen. © 水生Klaus Schmitt 9 Tempolimits Fakt: Tempolimits in verkehrsberuhigten Gegenden von Wohnviertel in deutschen Städten sind oft groß auf dem Straßenpflaster zu erkennen. © 水生Klaus Schmitt 10
  • 6. Lärmschutz Fakt: Zur Geschwindigkeitsbegrenzung kommt in Deutschland noch häufig die Regelung von Lärmschutz zu gewissen Zeiten hinzu. Ich begegnete in Deutschland manchen Verkehrsschildern, die so in China nicht zum Einsatz kommen. © 水生Klaus Schmitt 11 Litfaßsäulen Fakt: Die Litfaßsäule ist eine Erfindung des Berliners Ernst Litfaß in 1854. Sie ist im deutschen Straßenbild überall zu erkennen und wird inzwischen weltweit kopiert. In Deutschland immer noch klassisch: Neueste Infos von Veranstaltungen lese ich zuerst auf den Plakaten an den Litfaßsäulen. © 水生Klaus Schmitt 12
  • 7. Kreisverkehr Fakt: Kreisverkehr in Deutschland wird immer beliebter und funktioniert gut, da sich die Autofahrer strikt an die Regeln halten und meist sehr umsichtig fahren. Beim Autofahren erlebe ich, wie gut der Kreisverkehr wirklich funktioniert. Die meisten Autofahrer sind höchst aufmerksam. © 水生Klaus Schmitt 13 Dogs are welcome! Fakt: Deutschland ist hundefreundlich. Fast 10 Mio. Deutsche besitzen einen Hund. Egal ob in Bussen, Bahnen, Taxis, Geschäften, Cafés und vielen Restaurants, Hunde sind meistens willkommene Gäste. Oft werden sogar Hundenäpfe bereitgestellt. Hunden in Deutschland geht es relativ gut; sie dürfen mit ihrem Herrchen überall hin. Egal ob Busse, Bahnen und Taxis, die Vierbeiner können mit. In China bleibt ihnen der Zutritt in diese Einrichtungen noch meist verwehrt. © 水生Klaus Schmitt 14
  • 8. Vorgärten Fakt: Blühende Rosen im Vorgarten deutscher Familienhäuser lassen auch Passanten an diesem wunderbaren Bild aus Farben und Duft teilhaben. Farbenspiel in deutschen Vorgärten: Ich war jedes Mal von Neuem fasziniert ob dieser Schönheit entlang der Straßen. © 水生Klaus Schmitt 15 Fassadenbegrünung Fakt: Bezaubernde Ästhetik - Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen verschönern das Stadtbild enorm und bieten darüber hinaus noch einen idealen Sichtschutz. In China hingegen konzentriert sich das Grün der Stadt eher auf wenige Grünflächen und Parkanlagen. Am Grün in der Stadt und an vielen Häusern konnte ich mich zu Beginn kaum satt sehen. © 水生Klaus Schmitt 16
  • 9. Maibaum Fakt: Eine alte deutsche Sitte findet durch das Aufstellen des Maibaumes ihren Ausdruck. Der Maibaum wird noch oft mit seitlich angebrachten Tafeln geschmückt, die bestimmte Zünfte in der Handwerkskunst des Ortes zeigen. Er ist über einen Monat im Ortskern einer Gemeinde zu bestaunen. Sehr lange sah ich keinen Maibaum mehr. Gerade auf dem Land ist dies noch ein schöner alter Brauch. © 水生Klaus Schmitt 17 Moderne Energiegewinnung Fakt: Die Stromgewinnung durch Solarenergie ist selbst an Bushaltestellen und auf Hausdächern zu erkennen. Dies ist praktische Technologienutzung in Deutschland. China ist heutzutage zwar weltweit größter Produzent von Solartechnologie, doch im Alltag wird sie dort bislang kaum genutzt. Schlau und intelligent installiert: Im Detail versteckt sich hier der Nutzen. © 水生Klaus Schmitt 18
  • 10. Rechtsanwaltsdichte Fakt: Neben den USA ist Deutschland heute mit fast 164.000 Rechtsanwälten das Land mit der größten Anwaltsdichte weltweit. In deutschen Innenstädten bekommt man leicht eine Ahnung davon. © 水生Klaus Schmitt Mir fiel die große Anzahl von Rechtsanwaltskanzleien deutlich auf, gerade weil diese in China meist in riesen Bürokomplexen sitzen und nicht stark in Erscheinung treten. 19 Mitdenken Deutsche setzen „Mitdenken“ beim Anderen voraus. Von klein auf bekommen die meisten diesen Wert anerzogen. In China herrscht eher ein hierarchisches Denken vor, bei dem es in erster Linie um die Befolgung der Anweisungen geht. Fakt: Mitdenken – eine deutsche Tugend, die in allen Bereichen des Lebens zum Ausdruck kommt. Durch Mitdenken gewinnt man Vertrauen, wirkt professionell und arbeitet effizient. Selbst Gebrauchsartikel in Deutschland propagieren durch ihre Namensgebung diese Verhaltensweise. © 水生Klaus Schmitt 20
  • 11. Mürrischkeit Fakt: Eher unfreundlich dreinblickende Passanten und kaum lächelndes Servicepersonal in Deutschland sind keine Seltenheit. Im Allgemeinen klagen die Deutschen auf sehr hohem Niveau. Unzufriedenheit und viel klagen sind in Deutschland allgegenwärtig. Das Klischee des oft mürrisch dreinschauenden Deutschen trifft wohl zu: Ich begegnete auf den Straßen vielen Menschen, denen es wirklich schlecht zu gehen scheint, zumindest ihrem Gesichtsausdruck nach. Es strahlen in der Öffentlichkeit hier weit weniger Menschen Freude aus als in China, wo sich viele Leute auch an kleinen Dingen erfreuen. © 水生Klaus Schmitt 21 Toilettenhygiene Es scheint sich eine neue Sitte in Deutschland durchzusetzen: Zu Besuch bei Freunden in Deutschland hingen häufig diese Schilder mit einer eindeutigen Botschaft an der Wand. Fakt: In vielen deutschen Haushalten gehört das Sitzen auf Toiletten auch für Männer immer mehr zu guten Manieren. In China dagegen ist in dieser Beziehung noch eher „Freestyle“ angesagt. © 水生Klaus Schmitt 22
  • 12. Privatsphäre Vorsicht: Keine Fotos!! Ich besuchte einige Events und Workshops, auf denen ich – wie aus China gewohnt – private Fotos machen wollte. Daraus wurde leider nichts, da mir das Fotografieren zwar freundlich, aber dennoch streng untersagt wurde. Freunde aus China, die über Social Media Bilder zu den Veranstaltungen sehen wollten, musste ich enttäuschen. Fakt: Schutz der Privatsphäre genießt in Deutschland höchste Priorität. Vor dem Fotografieren bei Veranstaltungen, Workshops etc. müssen alle Teilnehmer um Erlaubnis gefragt werden. Eine Verletzung dieser Privatsphäre zieht Inakzeptanz, Widerstand oder sogar einen Strafantrag nach sich. © 水生Klaus Schmitt 23 Mülltrennung Umweltgerechtes Recycling scheint zu funktionieren. Schon in der Küche zu Hause, aber auch im Büro, fängt die Mülltrennung an. Fakt: Öffentliches Recycling ist in Deutschland gründlich geregelt. Es werden nicht nur die Farben des Stoffes getrennt, sondern weitere Vorschriften wie Einwurfzeiten und Beklebeverbot mit angebracht. © 水生Klaus Schmitt 24
  • 13. Sich gegenseitig aufmerksam machen Ich erlebte, wie ich recht heftig von einer Passantin darauf hingewiesen wurde, als ich mit meinem Fahrrad versehentlich kurz auf dem Gehweg fuhr. Hier heißt es wirklich aufpassen, um den Richtlinien zu entsprechen. Schnell wird es von anderen bemerkt. Fakt: Für viele Deutsche gehört es zum guten Ton, andere auf Versäumnisse, Fehlverhalten und Korrekturen hinzuweisen. Diese Eigenschaft gehört zu den deutschen Tugenden und hat nichts mit „Besserwisserei“ zu tun. Klassisches Beispiel: Jemand vergisst, das Autolicht bei Dämmerung einzuschalten und wird sofort darauf aufmerksam gemacht. © 水生Klaus Schmitt 25 Sicherheitsbedürfnis Ich staunte nicht schlecht, als ich hier das erste Mal im Bereich Trainingsmanagement dem Wort „Stattfindegarantie“ begegnete. In China wird das Wort inzwischen auch verwendet, doch dessen Wahrnehmung ist unterschiedlich zu Deutschland. Fakt: Das Sicherheitsbedürfnis der Deutschen ist sehr hoch. Nicht umsonst gehört in Deutschland die Versicherungswirtschaft zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen des Landes. Auch in der Kommunikation ist es wichtig, ein Gefühl von Sicherheit, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit zu erzeugen. Das Wort „Stattfindegarantie“ unterstreicht als ein Beispiel genau diesen Charakterzug. © 水生Klaus Schmitt 26
  • 14. Psychologische Hilfe Fakt: „Wer kann mir weiterhelfen?“ Professionelle psychologische und psychotherapeutische Beratung in Deutschland ist weit verbreitet. An sich arbeiten, über Schwächen sprechen und versuchen, sich zu optimieren, sind Eigenschaften, die vielen Deutschen zugeschrieben sind. Die auffällig große Anzahl von Psychologen und Psychotherapeuten in der Innenstadt bestätigt diese Einschätzung. In der Innenstadt tritt das vielfältige Angebot an professioneller psychotherapeutischer Hilfe sehr stark in Erscheinung. © 水生Klaus Schmitt 27 Brotkultur Fakt: Deutschland ist Brotweltmeister mit über 300 Sorten. Ein Blick in eine deutsche Bäckerei lässt dies erahnen. Wieder einmal konnte ich meine Lust auf Brot in Deutschland vollends auskosten. In China gibt es inzwischen zwar auch einiges an Brot, aber Auswahl und Geschmack unterscheiden sich stark zu deutschen Angeboten. Da gönne ich mir in China lieber die große Auswahl an köstlichen Nudelgerichten. © 水生Klaus Schmitt 28
  • 15. Kuchenkultur Fakt: Die Kuchenvielfalt hierzulande lässt das deutsche Herz höher schlagen. Dabei sind Frische, Konsistenz und Geschmack unschlagbar. Schnell gewöhnte ich mich wieder an die köstlichen frischen Torten und Kuchen in Deutschland. Es gibt auch Kuchen in China, sie gehören dort jedoch zur westlichen Küche und sind meist sehr süß. © 水生Klaus Schmitt 29 Spargelzeit Fakt: Im Juni gab es wieder den Run auf Spargel, eines der Lieblingsgemüse der Deutschen. Er wird auch als „königliches Gemüse“ oder „weißes Gold“ bezeichnet. Zu Beginn meines Aufenthaltes in Deutschland genoss ich den frischen Spargel. In China gibt es ebenso Spargel; er gehört aber eher zum „Allerweltsgemüse“. Dort sah ich allerdings bislang noch keinen weißen. © 水生Klaus Schmitt 30
  • 16. Treppenhäuser Wie ich den Geruch von frisch gebohnertem Holz in Treppenhäuser genießen konnte, Deutschland pur! In China dagegen legt man im Allgemeinen weniger Wert auf einen reinlichenTreppenflur als Aushängeschild für eine Wohnung. Fakt: Blitzesaubere und frisch gebohnerte Treppenhäuser in Altbauten sind ein eindeutiges Indiz dafür, dass man in Deutschland ist. © 水生Klaus Schmitt 31 Fenstertechnik Fakt: Diese coole Handhabe ist ein Zeichen deutscher Funktionalität. Auch das Öffnen der Fenster zur Rauminnenseite ist in Deutschland selbstverständlich, in China wiederum, zum Leid der Putzwütigen, die Ausnahme. Typisch deutsch und standardisiert: Kippen – Öffnen – Schließen der Fenster. In China hingegen gibt es verschiedene Prinzipien hierfür. Das Fenster geht meist nach außen auf. © 水生Klaus Schmitt 32
  • 17. Sarkasmus und Ironie Fakt: Für Sarkasmus, Ironie und Zynismus sind die Deutschen berühmt-berüchtigt. Doch sind Nuancenunterschiede zwischen Ernst und Witz häufig für Vertreter anderer Kulturkreise nicht ganz einfach zu verstehen. Nach der Ankunft am Frankfurter Flughafen fragte mich der Zollbeamte, ob ich aus Shanghai sei. Ich fragte ihn, woher er das wisse, da doch gerade mehrere Flieger angekommen waren. Er erwiderte: „Nun, ich komme darauf, weil Ihr Nachname so Chinesisch klingt.“ Ich liebe die deutsche Ironie und fühlte mich sofort wieder zu Hause. © 水生Klaus Schmitt 33 Schrebergärten Fakt: Schrebergärten in Klein- und Großstädten gehören zum festen Bild Deutschlands und bieten einen enormen Erholungswert für die Stadtbevölkerung. In Deutschland gibt es ca. 15.000 Vereine mit fast 1 Mio. Kleingärtnern. Nicht nur in Großstädten, auch in kleineren Orten sah ich Schrebergärten, in denen die Deutschen von Frühling bis Herbst einen großen Teil ihrer Freizeit verbringen. © 水生Klaus Schmitt 34
  • 18. Balkonien Fakt: Balkonien - grüne Balkone als Ort der Entspannung oder gar des Kurzurlaubs. Auch wenn es nur wenige Augenblicke an der frischer Luft sein sollten, die Deutschen genießen die Pracht und Schönheit auf dem eigenen Balkon in vollen Zügen. Ich nutzte jede Möglichkeit während meines Aufenthaltes in Deutschland, um allein oder mit Freunden einige Zeit auf dem Balkon zu verbringen. Dort offenbart sich manchmal eine eigene kleine Welt. In China ist die Balkonkultur nicht sehr ausgeprägt, es zieht die Menschen dort mehr nach draußen, unter Leuten, in die Höfe, auf die Gassen, um mit vielen Leuten gemeinsam das Tagesgeschehen zu teilen. © 水生Klaus Schmitt 35 Waldspaziergang Jedes Mal, wenn ich in Deutschland bin, muss ich mindestens einmal den Wald erleben. Die Luft, die Klänge und Farben der Natur sowie die Bewegung sind bei mir sehr stimmungsfördernd. In China sind meist große Strecken zu überbrücken, um in diesen Genuss zu kommen, absolut „offline“ zu sein und aufzutanken. Fakt: Der Wald an sich ist ein deutsches Kulturgut. 32% des Landes sind mit Wald bedeckt. Ausflüge, Spaziergänge, Wanderungen alleine oder mit der Familie durch den Wald inklusive Picknick gehören zu den Highlights der Freizeitaktivitäten in Deutschland. © 水生Klaus Schmitt 36
  • 19. Kirchen Fakt: Das Christentum mit dem Katholizismus und Protestantismus prägen Deutschland. Auch wenn nur noch knapp über 60% der Deutschen einer der christlichen Kirchen angehören, ist die christliche Kultur für sie doch ein wesentlicher Bestandteil ihrer Wertevorstellungen. Da im christlichen Umfeld aufgewachsen, genoss ich das Glockenläuten der Kirchen schon am frühen Morgen. In Deutschland so einfach einen Ort der Stille und Ruhe in Kirchen zu finden, halte ich für wunderbar. © 水生Klaus Schmitt 37 Fazit: Sowohl in Deutschland als auch in China gibt es spannende und interessante Kulturmerkmale. Es ist oft eine Frage der Wahrnehmung jedes Einzelnen. Die genannten Dinge aus Deutschland fielen mir in den ersten Wochen stark auf, später viel weniger, da sie Alltag wurden, an denen ich mich gewöhnte. In meinem Erlebnisbericht bewerte ich nicht, sondern beschreibe einige für mich typische Dinge in Deutschland darstellen und versuche, diese Phänomene im Kontext zu erklären. Tschüß! Zaijian再见! © 水生Klaus Schmitt