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Hinweise zur Unfallrettung aus
verunfallten Fahrzeugen der Volkswagen AG
mit alternativen Antrieben
Leitfaden für Rettungsdienste
2010
2
3
Vorwort 05
Erdgasantrieb EcoFuel 06
Physikalische Eigenschaften von Erdgas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .08
Sicherheitseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .08
Fahrzeugidentifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11
Einsatzhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12
Autogasantrieb BiFuel 14
Physikalische Eigenschaften von Autogas . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16
Sicherheitseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17
Fahrzeugidentifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18
Einsatzhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19
Hybridantrieb 22
Betriebszustände des Hybridantriebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24
Hochvoltkomponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27
Fahrzeugidentifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33
Einsatzhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34
Rettungsdatenblätter
Übersichten über die einsatzrelevante Fahrzeugausstattung der
Fahrzeuge von Volkswagen finden Sie in den Rettungsdatenblättern
(Artikelnummer: 002.2200.51.00).
Inhalt
4
Rechtlicher Hinweis:
Dieser Leitfaden wurde ausschließlich für Rettungskräfte erstellt, die über eine spezielle Ausbildung auf dem Gebiet der technischen
Hilfeleistung nach Verkehrsunfällen verfügen und damit die in diesem Leitfaden beschriebenen Tätigkeiten ausführen können.
Ferner enthält der Leitfaden Informationen über Fahrzeuge, die zum Verkauf in der Europäischen Union bestimmt sind. Der Leitfaden enthält
hingegen keine Informationen über Fahrzeuge, die zum Verkauf außerhalb der Europäischen Union bestimmt sind.
Spezifikationen und Sonderausstattungen der Volkswagen Fahrzeuge sowie das Fahrzeugangebot der Volkswagen Aktiengesellschaft
unterliegen stetig etwaigen Änderungen. Daher behält sich Volkswagen inhaltliche Anpassungen bzw. Änderungen an diesem Leitfaden
jederzeit ausdrücklich vor.
Beachten Sie bitte:
Die in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen sind nicht für Endkunden und ebenfalls nicht für Werkstätten und Händler bestimmt.
Endkunden können den Bordbüchern ihres jeweiligen Fahrzeuges der Volkswagen AG Informationen zu den Funktionen ihres Fahrzeuges sowie
wichtige Sicherheitshinweise zur Fahrzeug- und Insassensicherheit entnehmen. Werkstätten und Händler erhalten Reparaturinformationen über die
ihnen bekannten Bezugsquellen.
(Stand: Dezember 2010)
5
Dem Fahrzeug kommen in der Unfallsituation u. a. folgende Aufgaben zu:
• Durch eine steife Fahrgastzelle einen Überlebensraum weitgehend zu gewährleisten.
• Die Fahrzeugenergie durch intelligente Strukturkonzepte und Elemente abzubauen.
• Durch ein optimiertes Rückhaltesystem - bestehend aus Airbags und Sicherheitsgurten mit Gurtstraffern
und Gurtkraftbegrenzern - die Insassen wirkungsvoll zu schützen.
• Durch Sicherheitseinrichtungen die Gefahren durch Betriebsmittel oder Antriebskomponenten zu
minimieren.
Fahrzeuge von Volkswagen haben in internationalen Tests nachgewiesen, dass sie zu den sichersten
Fahrzeugen gehören. Dennoch lassen sich Unfälle und damit verbundene Verletzungen nicht ausschließen.
Die Existenz einer kurzen, schnellen und effektiven Rettungskette bleibt deshalb unverzichtbar.
Dieser Leitfaden soll Einsatzkräfte bei der Erfüllung ihrer Aufgaben mit den notwendigen Informationen zur
Technik der Fahrzeuge von Volkswagen unterstützen. Die Informationen sind insbesondere für die Aus- und
Fortbildung von Einsatzkräften gedacht. Bitte beachten Sie hierzu auch den Leitfaden für Rettungsdienste:
„Hinweise zur Unfallrettung aus verunfallten Fahrzeugen der Volkswagen AG mit Sicherheitssystemen“
(Artikelnummer 001.2200.50.00). Für die Arbeit an der Einsatzstelle sind für die Fahrzeuge von Volkswagen
entsprechende Rettungsdatenblätter (Artikelnummer 002.2200.51.00) erhältlich.
Den jeweils aktuellen Stand finden Sie unter www.volkswagen-rettungsfahrzeuge.de, wobei Änderungen an
den Fahrzeugen im Rettungsleitfaden ggf. erst zeitversetzt angepasst werden. Die Erstellung dieses Rettungs-
leitfadens erfolgt mit freundlicher Unterstützung von Moditech Rescue Solutions (www.moditech.com).
Technischer Stand: Dezember 2010
Vorwort
Fahrer, Fahrzeug und Umfeld- das sind die Faktoren,
deren Zusammenspiel entscheidend für die Sicherheit im
Straßenverkehr ist.
6
Erdgasantrieb
EcoFuel
Fahrzeuge mit Erdgasantrieb unterscheiden sich in einigen Punkten von
konventionellen Fahrzeugen und von Fahrzeugen mit Autogasantrieb.
Für den Rettungseinsatz bei Pkw-Unfällen ist die Kenntnis dieser
Unterschiede von großer Bedeutung.
7
ERDGASANTRIEB ECOFUEL
Ab Werk bietet Volkswagen einige Modelle auch mit
Erdgasantrieb EcoFuel an. Auch der Golf 4 Variant
war in der Variante BiFuel mit Erdgasantrieb erhält-
lich. BiFuel bezeichnete damals den Antrieb mit
Erdgas, wird aber inzwischen als Bezeichnung für
Fahrzeuge mit Autogasantrieb verwendet.
Alle erdgasbetriebenen Fahrzeuge von Volkswagen
können sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin
betrieben werden.
Bei den EcoFuel-Fahrzeugen erfolgt der Antrieb
primär mit Erdgas, der Benzintank dient lediglich als
Reserve. Beim BiFuel-Konzept im Golf 4 Variant war
neben dem Erdgastank auch der konventionelle
Serienbenzintank eingebaut.
Der Umgang mit Erdgasfahrzeugen ist nicht gefähr-
licher als der Umgang mit Benzin- oder Diesel-
fahrzeugen, unterscheidet sich aber ggf. in einigen
Punkten.
Abb.: Erdgasfahrzeug Touran EcoFuel
rlf_2010_062
Erdgas (auch als CNG – Compressed Natural Gas bezeichnet) darf nicht mit Flüssiggas
(auch LPG – Liquified Petroleum Gas) verwechselt werden. Flüssiggas und Flüssiggasanlagen
unterscheiden sich in grundlegenden Eigenschaften von Erdgas und Erdgasanlagen.
Benzintank
Flaschenventile
Erdgastanks
Befüllanschluss
Verbrennungsmotor für
Erdgasbetrieb modifiziert
Hochdruckregler Erdgastanks
Hochdruckleitung
8
ERDGASANTRIEB ECOFUEL
• Erdgas ist ein farbloses brennbares Gas
(Brandklasse C), das im Ursprungszustand
geruchlos ist.
• Für den Einsatz z. B. im Fahrzeug wird Erdgas
odoriert, d. h. es wird ein Geruchsstoff beige-
mischt. Ein Erdgasaustritt kann deshalb bereits
vor dem Erreichen der unteren Explosionsgrenze
festgestellt werden.
• Erdgas ist leichter als Luft (Dichteverhältnis
Erdgas/Luft ca. 0,6) und verflüchtigt sich deshalb
im Freien rasch!
• Explosionsbereich zwischen 4Vol.-% und 17Vol.-%
• Zündtemperatur ca. 640°C
Die gesamte Erdgasanlage ist so eingebaut, dass sie
bestmöglich vor Beschädigungen geschützt ist. Die
Gastanks sind hochstabil und enorm hitzebeständig.
Die Hochdruckleitungen und Verbindungselemente
werden aus nahtlosem Edelstahl gefertigt und verlau-
fen bei Touran, Caddy und Passat außerhalb des
Fahrgastraumes. Beim Golf 4 Variant befindet sich
das Erdgassystem unter dem Ladeboden.
Die Tanks sind bestmöglich vor Beschädigungen und
Witterungseinflüssen geschützt.
Die elektromagnetischen Ventile für Tankabsperrung
unterbrechen automatisch die Gaszufuhr bei Motor-
stillstand, im Benzinbetrieb sowie im Crashfall.
Die Flaschenventile haben neben den elektromagne-
tischen Absperrventilen eine integrierte Thermo-
sicherung sowie einen Durchflussmengenbegrenzer,
der bei einer eventuellen Leitungsbeschädigung einen
unkontrollierten Gasaustritt verhindert. In das erste
Flaschenventil ist darüber hinaus ein Rückschlagventil
verbaut, welches ein Rückströmen des Gases aus der
Flasche in die Befüllleitung verhindert.
Physikalische Eigenschaften von Erdgas
Sicherheitseinrichtungen
Abb.: Beispiel für ein Flaschenventil (bis 2008)
Ventil für
Tankabsperrung
rlf_2010_063
Anschlussgewinde
Erdgasleitung
ThermosicherungAnschlussgewinde Erd-
gastank
manueller
Absperrhahn
Durchlussmengenbegrenzer
9
Das Ventil für Tankabsperrung
Das Ventil für Tankabsperrung ist ein elektro-
magnetisches Ventil und wird vom Motorsteuergerät
während des Erdgasbetriebes geöffnet.
Beim Umschalten auf Benzinbetrieb, beim Abstellen
des Motors, im Falle eines Unfalls mit Airbag- und/
oder Gurtstrafferauslösung oder bei einem Verlust
der Spannungsversorgung schließt das Ventil
automatisch.
Der Duchflussmengenbegrenzer
Der Durchflussmengenbegrenzer ist ein Sicherheits-
ventil und befindet sich im Anschlussflansch des
Flaschenventils. Es verhindert das ungewollte, schlag-
artige Ausströmen von Erdgas aus den Erdgastanks
nach einer Beschädigung der Erdgasleitungen oder
des Gasdruckreglers. Der Durchflussmengen-
begrenzer verhindert ein unkontrolliertes Ausströmen
des Kraftstoffs und reduziert einen möglichen
Leckagestrom auf max. 0,05Nm3/min bei 100bar.
Durch Betätigen des manuellen Absperrhahns
(s. Seite 10) lässt sich der Kraftstoffaustritt vollständig
unterbinden.
Dichtsitz
Bei gleich-
mäßigem
Hochdruck bleibt
der Durchfluss-
mengenbegrenzer
geöffnet.
Bei plötzlichem
Druckabfall
schließt der
Durchfluss-
mengenbegrenzer.
rlf_2010_093
rlf_2010_092
Dichtkegel
Dichtkegel
Magnetfeld
rlf_2010_096
Feder
Ventil
Abb.: Funktion des Durchflussmengenbegrenzers
Abb.: Funktion des Ventils für Tankabsperrung
10
ERDGASANTRIEB ECOFUEL
Die Thermosicherung
Die Thermosicherung ist ebenfalls am Flaschenventil
verbaut. Sie verhindert ein Bersten der Erdgastanks
durch übermäßigen Druckanstieg als Folge von
hohen Temperaturen. Die Thermosicherung ist so
verbaut, dass ein direktes Abblasen des Erdgases in
die Atmosphäre möglich ist.
Der Golf 4 Variant BiFuel verfügt über im Fahr-
zeuginnenraum untergebrachte Drucktanks aus
Kohlefaser-Verbundwerkstoff. Bei diesem Fahrzeug
wurde auf beiden Seiten des Tanks eine Thermo-
sicherung verbaut.
Der manuelle Absperrhahn
Durch den manuellen Absperrhahn kann der
Erdgastank mit einem handelsüblichen Werkzeug
gasdicht verschlossen werden. Dies ist aus Sicherheits-
gründen bei allen Aus- und Einbauarbeiten der
Erdgastanks erforderlich.
Der Ablasskanal zur Thermosicherung ist aus Sicher-
heitsgründen auch bei geschlossenem Absperrhahn
geöffnet.
Das Glasröhrchen ver-
schließt den Gasaustritt.
Glasröhrchen
Ausströmöffnung
Gasaustritt
Das Glasröhrchen
zerplatzt und Gas kann
entweichen.
rlf_2010_095
rlf_2010_094
Hitzeeinwirkung ca. 110°C
Abb.:
manueller
Absperrhahn
an der Seite
(bis 2008)
Abb.:
manueller
Absperrhahn
am Fuß
(ab 2008)
rlf_2010_139
rlf_2010_140
Abb.: Funktion der Thermosicherung
11
EcoFuel-Fahrzeuge und der Golf 4 Variant BiFuel
lassen sich von den konventionell angetrieben Fahr-
zeugen durch folgende Merkmale unterscheiden:
• Schriftzug „EcoFuel“ bzw. „BiFuel“ beim Golf 4
Variant auf der Heckklappe.
• Zusätzlicher Gaseinfüllstutzen unter der Tank-
klappe bzw. auf der hinteren rechten Fahrzeug-
seite.
Der Begriff „BiFuel“ wurde bei Einführung von gasbetriebenen Fahrzeugen auch für
Erdgasfahrzeuge verwendet. Seit 2009 wird der Begriff „EcoFuel“ für Erdgasfahrzeuge und der
Begriff „BiFuel“ für Autogasfahrzeuge (Flüssiggasfahrzeuge) benutzt.
Abb.: Erkennungsmerkmale von Erdgasfahrzeugen
rlf_2010_0´65
Fahrzeugidentifizierung
rlf_2010_0´64
Schriftzug
„EcoFuel“
Gaseinfüllstutzen
rlf_2010_0´66
Schriftzug
„BiFuel“ am Golf 4
Variant
12
Einsatzhinweise
Fahrzeugbrand
Bei einem Fahrzeugbrand, bei dem auch die
Erdgastanks mit Hitze beaufschlagt werden, sprechen
bei einer Temperatur von ca. 110°C die Thermo-
sicherungen an und es kommt zum definierten
Abblasen des Erdgases, welches sich entzündet und
abfackelt. Bei einem vollen Erdgastank dauert das
Abblasen des Erdgases bis zur vollständigen
Entleerung ca. 90 Sekunden.
Sobald kein Erdgas mehr abgeblasen wird, kann mit
der konventionellen Brandbekämpfung begonnen
werden. Sind die Erdgastanks vom Brandgeschehen
nicht betroffen (z. B. bei einem Brand im Motorraum)
kann ebenfalls direkt die Brandbekämpfung
eingeleitet werden.
Liegt das Fahrzeug auf der Seite oder auf dem Dach, kann es beim Ansprechen der Thermo-
sicherung zu einer Stichflamme kommen. Sicherheitsabstand vom Fahrzeug einhalten.
Möglichst von vorne annähern.
Haben die Thermosicherungen angesprochen, sollte das Feuer im Bereich der Gasflaschen wenn
möglich nicht gelöscht werden, bis das letzte Gas aus den Tanks abgefackelt ist.
Ist ein Löschen des Feuers (z. B. zur Menschenrettung) erforderlich, Ansammlung von Erdgas in
abgeschlossenen Räumen verhindern (z. B. Belüftungsmaßnahmen, Erdgas verblasen).
Das Ansprechen einer Thermosicherung kann am lauten Abblasgeräusch (Zischen) erkannt werden!
ERDGASANTRIEB ECOFUEL
Die Einbaulage der einsatzrelevanten Komponenten der Erdgasanlage kann den
Rettungsdatenblättern entnommen werden! Sie sind dort wie folgt dargestellt:
Gastank Sicherheitsventil
13
Verkehrsunfall/Gasaustritt an einem Erdgasfahrzeug
Die Gefahr, dass es bedingt durch einen Unfall zu einem Erdgasaustritt kommt, ist äußerst gering, da mehrere
Sicherheitseinrichtungen gleichzeitig versagen müssten.
Grundsätzlich sollte nach einem Unfall (wie bei allen
Fahrzeugen der Volkswagen AG) folgende Maß-
nahmen ergriffen werden:
• Zündung ausschalten
• Batterie(n) abklemmen
• Anhängerstromversorgung trennen
Wird an der Unfallstelle ein Austritt von Erdgas
festgestellt (z. B. aufgrund von Gasgeruch), sollten die
folgenden Maßnahmen ergriffen werden:
• Motor abstellen
• Zündung ausschalten
• Gefahrenbereich räumen und absperren
• Fahrzeug nicht starten, ggf. durch Schieben aus
geschlossenen Räumen entfernen.
• Fahrzeuginnenraum belüften (Türen, Fenster,
Motorhaube und Kofferraum öffnen)
• Gaskonzentration feststellen, Ansammlung in
Hohlräumen beachten
• Ggf. für Querlüftung sorgen, Erdgas mit Lüfter
„verblasen“
• Zündquellen vermeiden
Auf das Abklemmen der Batterie sollte bei kritischer Gaskonzentration (z. B. 20% UEG) verzichtet
werden.
14
Autogasantrieb
BiFuel
Fahrzeuge mit Autogasantrieb unterscheiden sich in einigen Punkten von
konventionellen Fahrzeugen.
Für Rettungskräfte ist die Kenntnis dieser Unterschiede im Rettungseinsatz
von großer Bedeutung.
15
Ab Werk bietet Volkswagen die Modelle Polo, Golf
und Golf Plus mit Autogasantrieb BiFuel an. Bis April
2010 wurde der Sharan mit Autogasantrieb unter der
Bezeichnung Sharan 2.0 LPG angeboten.
Alle autogasbetriebenen Fahrzeuge von Volkswagen
können sowohl mit Autogas als auch mit Benzin
betrieben werden. Bei den BiFuel-Fahrzeugen erfolgt
der Antrieb bivalent, d. h. dass neben dem Auto-
gastank der konventionelle Serienbenzintank
eingebaut ist.
Der Umgang mit Autogasfahrzeugen ist nicht
gefährlicher als der Umgang mit Benzin- oder Diesel-
fahrzeugen, unterscheidet sich aber ggf. in einigen
Punkten.
AUTOGASANTRIEB BIFUEL
Abb.: Autogasfahrzeug Golf 6 BiFuel
1. Flüssiggasbefüllanschluss
2. Flüssiggastank
3. Füllstandsanzeige und manueller Umschalter
4. Steuergerät für Flüssiggas
5. Verdampfer
6. Kraftstoffrail mit Gasdüsen
7. Flüssiggasfester Verbrennungsmotor
rlf_2010_0´67
16
• Autogas besteht aus leicht zu verflüssigenden
Kohlenwasserstoffen mit drei oder vier Kohlen-
stoffverbindungen (Brandklasse C), hauptsächlich
Propan (C3H8), Butan (C4H10), Propylen (C3H6)
und Butylen (C4H8)
• Für den Einsatz in Fahrzeugen wird Autogas
odoriert, d. h. mit intensiv riechendem Geruchs-
stoff versehen.
• Autogas ist im gasförmigem Zustand schwerer als
Luft (Dichteverhältnis Autogas/Luft ca. 1,55) und
verbreitet sich daher auf dem Boden.
• Autogas ist bei einem Druck von 8bar verflüssigt,
wobei sich das Volumen erheblich verringert
(1/260ste Teil des Ursprungsvolumens).
• Explosionsbereich zwischen 1,4 und 10,9Vol.-%
• Zündtemperatur ca. 460°C
Physikalische Eigenschaften von Autogas (Flüssiggas)
Autogas (auch als LPG – Liquified Petroleum Gas bzw. Flüssiggas bezeichnet) darf nicht mit Erdgas
(auch CNG – Compressed Natural Gas) verwechselt werden. Erdgas und Erdgasanlagen unter-
scheiden sich in grundlegenden Eigenschaften von Flüssiggas und Flüssiggasanlagen.
AUTOGASANTRIEB BIFUEL
17
Das Ventil für Tankabsperrung
Das Ventil für die Tankabsperrung ist ein elektro-
magnetisches Ventil und wird vom Gassteuergerät
während des Flüssiggasbetriebes geöffnet.
Beim Umschalten auf Benzinbetrieb, beim Abstellen
des Motors, im Falle eines Unfalls mit Airbag- und/
oder Gurtstrafferauslösung oder bei einem Verlust
der Spannungsversorgung schließt das Ventil
automatisch.
Die gesamte Autogasanlage ist so eingebaut, dass sie bestmöglich vor Beschädigungen geschützt ist.
Die Gastanks sind hochstabil und hitzebeständig. Alle Hochdruckleitungen und Verbindungselemente werden
aus Kupfer/Edelstahl gefertigt und verlaufen hauptsächlich außerhalb des Fahrgastraumes. Der Tank ist im
Innerraum bestmöglich vor Beschädigungen und Witterungseinflüssen geschützt.
Die elektromagnetischen Absperrventile unterbrechen automatisch die Gaszufuhr bei Motorstillstand,
im Benzinbetrieb sowie im Crashfall. Der Tank hat neben dem elektromagnetischen Absperrventil eine inte-
grierte Überdrucksicherung. Es ist darüber hinaus ein Rückschlagventil im Füllstopventil verbaut, welches ein
Rückströmen des Gases aus dem Gastank in die Befüllleitung verhindert.
Sicherheitseinrichtungen
Spule
Feder
Anker
Ventil
zum Verdampfer
vom Tank
rlf_2010_097´
Die Überdrucksicherung
Die Überdrucksicherung ist ebenfalls im Tank verbaut.
Sie verhindert ein Bersten des Autogastanks durch
übermäßigen Druckanstieg, z. B. als Folge von hohen
Temperaturen. Die Überdrucksicherung ist so verbaut,
dass ein Abblasen des Autogases außerhalb des
Fahrgastraumes möglich ist. Die Überdrucksicherung
ist druckgesteuert, d. h. sie öffnet, sobald der Druck
im Tank 27,5 bar übersteigt. Wurde der Überdruck
abgebaut schließt das Ventil konstruktionsbedingt
wieder.
Ventilteller
Ventilfeder
Druck im Tank
rlf_2010_099
Staubkappe
Austrittsöffnung
Druck im Tank größer
als 27,5bar
entweichen-
des Autogas
rlf_2010_098
Abb.: Funktion der Überdrucksicherung
Abb.: Funktion der Ventile für
Tankabsperrung
18
BiFuel Fahrzeuge lassen sich von den konventionell
angetriebenen Fahrzeugen durch folgende Punkte
unterscheiden:
• Schriftzug „BiFuel“ auf der Heckklappe.
• Zusätzlicher Gaseinfüllstutzen unter der
Tankklappe bzw. auf der hinteren rechten
Fahrzeugseite
Fahrzeugidentifizierung
Abb.: Erkennungsmerkmale von Autogasfahrzeugen
rlf_2010_137rlf_2010_0´68
Schriftzug
„BiFuel“ an der
Heckklappe
Gaseinfüllstutzen
AUTOGASANTRIEB BIFUEL
Der Begriff „BiFuel“ wurde bei Einführung von gasbetriebenen Fahrzeugen auch für
Erdgasfahrzeuge verwendet. Seit 2009 wird der Begriff „EcoFuel“ für Erdgasfahrzeuge und der
Begriff „BiFuel“ für Autogasfahrzeuge benutzt.
19
Fahrzeugbrand
Bei einem Fahrzeugbrand, bei dem auch der Auto-
gastank mit Hitze beaufschlagt wird, spricht bei einem
Druck von 27,5bar die Überdrucksicherung an und es
kommt zum definierten Abblasen des Autogases, wel-
ches sich entzündet und abfackelt.
Ist der Autogastank vom Brandgeschehen nicht
betroffen (z. B. bei einem Brand im Motorraum) kann
ebenfalls direkt die Brandbekämpfung eingeleitet
werden.
Einsatzhinweise
Liegt das Fahrzeug auf der Seite oder auf dem Dach, kann es beim Ansprechen der Überdruck-
sicherung zu einer Stichflamme kommen. Steht das Fahrzeug auf den Rädern wird der Gasstrom
unterhalb des Gastanks senkrecht zum Boden geleitet. Sicherheitsabstand vom Fahrzeug einhalten.
Möglichst von vorn nähern.
Gastank nach Möglichkeit aus der Deckung heraus kühlen, um eine Erhitzung bis zum Ansprechen
der Überdrucksicherung zu vermeiden. Kühlung des Tanks auch beim Ansprechen der Überdruck-
sicherung fortsetzen.
Das Ansprechen einer Überdrucksicherung kann am lauten Abblasgeräusch (Zischen) erkannt
werden!
Die Einbaulage der einsatzrelevanten Komponenten der Autogasanlage kann den
Rettungsdatenblättern entnommen werden! Sie sind dort wie folgt dargestellt:
Gastank Sicherheitsventil
20
Verkehrsunfall bzw. Gasaustritt an einem
Autogasfahrzeug
Die Gefahr, dass es bedingt durch einen Unfall zu einem Autogasaustritt kommt, ist äußerst gering, da mehrere
Sicherheitseinrichtungen gleichzeitig versagen müssen.
Grundsätzlich sollte nach einem Unfall (wie bei allen
Fahrzeugen der Volkswagen AG) folgende Maß-
nahmen ergriffen werden:
• Zündung ausschalten
• Batterie(n) abklemmen
• Anhängerstromversorgung trennen
Wird an der Unfallstelle ein Austritt von Autogas
festgestellt (z. B. aufgrund von Gasgeruch), sollten
die folgenden Maßnahmen ergriffen werden:
• Motor abstellen
• Zündung ausschalten
• Gefahrenbereich räumen und Absperren
• Fahrzeug nicht starten, ggf. durch Schieben aus
geschlossenen Räumen entfernen
• Fahrzeuginnenraum belüften (Türen, Fenster,
Motorhaube, Kofferraum öffnen)
• Gaskonzentration feststellen, Ansammlung in tiefer
gelegenen Räumen beachten
• Ggf. für Querlüftung sorgen, Autogas mit Lüfter
„verblasen“
• Zündquellen vermeiden
Auf das Abklemmen der Batterie sollte bei vorhandener Gaskonzentration (z. B. 20% UEG)
verzichtet werden.
AUTOGASANTRIEB BIFUEL
21
Abb.: Autogastank in der Reserveradmulde unter dem Ladeboden im Kofferraum
22
Hybridantrieb
Volkswagen bietet das Modell Touareg auch mit einem Hybridantrieb an
(Volkswagen Touareg Hybrid). Fahrzeuge mit Hybridantrieb unterscheiden
sich in einigen Punkten von konventionellen Fahrzeugen.
Die Kenntnis dieser Unterschiede ist für Rettungskräfte von großer
Bedeutung.
23
HYBRIDANTRIEB
Bei einem Hybridfahrzeug erfolgt der Antrieb über
eine Kombination aus Verbrennungsmotor und einer
Elektromaschine, die von einer Hochvoltbatterie
versorgt wird. Die Elektromaschine übernimmt die
Funktion eines herkömmlichen 12V-Starters und
Generators und ermöglicht das elektromotorische
Fahren (E-Fahren). Sie unterstützt den Verbrennungs-
motor in Beschleunigungsphasen und wird in
Bremsphasen als Generator betrieben, um die
Hochvoltbatterie zu laden (Rekuperation).
Die Hochvoltbatterie wird ausschließlich über die als
Generator fungierende Elektromaschine geladen.
Da der Verbrennungsmotor beim E-Fahren nicht läuft,
werden auch andere Komponenten des Motors,
wie z. B. die Kühlmittelpumpe des Fahrzeugs
elektrisch angetrieben und vom 12V-Bordnetz mit
Strom versorgt. Der Klimakompressor wird aufgrund
seines hohen Leistungesbedarfes von der Hochvolt-
batterie betrieben. Er gehört damit zu den Hochvolt-
komponenten.
Abb.: Hybridfahrzeug Touareg Hybrid
Verbrennungs-
motor
Elektromaschine
(E-Maschine)
Hochvoltbatterie
Hochvoltleitungen
rlf_2010_069
24
HYBRIDANTRIEB
Der Hybridantrieb des Volkswagen Touareg basiert
auf einem Parallel-Hybridantrieb, bei dem Verbren-
nungsmotor und Elektromaschine über einen
gemeinsamen Antriebsstrang genutzt werden.
Die Elektromaschine übernimmt auch die Funktion des
herkömmlichen 12V-Generators und 12V-Starters,
so dass diese Komponenten entfallen. Gleichzeitig
müssen die in konventionellen Fahrzeugen vom dre-
henden Verbrennungsmotor angetriebenen
Komponenten mit elektrischen Antrieben ausgestattet
werden, so z. B. Öl- und Kühlmittelpumpen oder die
Lenkunterstützung.
Beim Betrieb des Touareg Hybrid werden folgende
Betriebszustände unterschieden:
• Fahrzeugstillstand
• E-Fahren
• Verbrennungsmotorbetrieb
• E-Boost
• Brems-Rekuperation
Das Zusammenspiel der Hybridkomponenten bei
den verschiedenen Fahrzuständen verdeutlichen die
folgenden Abbildungen.
Die Betriebszustände des Hybridantriebes
HochvoltbatterieE-MaschineVerbrennungs-
motor
Abb.: Hybridfahrzeug im Fahrzeugstillstand
Abb.: Hybridfahrzeug beim E-Fahren
rlf_2010_071
E-Motor
Fahrzeugstillstand
• Der Verbrennungsmotor steht
• Die Bordnetzversorgung (z. B. Klimaanlage)
erfolgt über die Hochvoltbatterie
E-Fahren
• Der Verbrennungsmotor steht
• Die Elektromaschine treibt das Fahrzeug an
rlf_2010_070
25
Abb.: Hybridfahrzeug fährt mit Verbrennungsmotor
rlf_2010_072
Motor
Abb.: Hybridfahrzeug im E-Boost
rlf_2010_073
Boost
Abb.: Hybridfahrzeug in der Brems-Rekuperation
rlf_2010_074
Laden
Verbrennungsmotorbetrieb
• Der Verbrennungsmotor treibt das Fahrzeug an.
• Die Hochvoltbatterie wird (abhängig vom Lade-
zustand) geladen. Der Betriebspunkt des Motors
wird dabei in einen wirkungsgradgünstigen
Bereich verschoben.
E-Boost
• Bei sehr hoher Lastanforderung unterstützt die
Elektromaschine den Verbrennungsmotor.
• Drehmoment und Leistung von Verbrennungs-
motor und Elektromaschine werden kurzzeitig
addiert.
Brems-Rekuperation
• Der Verbrennungsmotor wird abgeschaltet.
• Die Bremsenergie wird über die Elektromaschine
(die als Generator arbeitet) in elektrische Energie
umgewandelt und in der Hochvoltbatterie
gespeichert.
26
HYBRIDANTRIEB
Die elektrischen Komponenten im Fahrzeug, wie die Leistungselektronik, die E-Maschine, die Hoch-
voltbatterie und der elektrische Klimakompressor arbeiten in Spannungsbereichen oberhalb von
25V-Wechselspannung und 60V-Gleichspannung. Da die Spannung über der in konventionellen
Fahrzeugen üblichen Bordnetzspannung von 12 Volt liegt, wird für diesen Spannungsbereich in
Fahrzeugen der Begriff „Hochvolt“ (HV) verwendet.
Bei unsachgemäßer Handhabung von Hochvoltkomponenten besteht Lebensgefahr durch die hohe
Spannung und den dabei auftretenden möglichen Stromfluss durch den menschlichen Körper.
27
Von dem Hochvoltsystem des Touareg kann bei
unsachgemäßer Handhabung eine Gefährdung aus-
gehen. Deshalb verfügt der Touareg Hybrid über ein
umfassendes Sicherheitskonzept, dass alle Bauteile
des Hochvoltsystems also:
- die E-Maschine,
- die Leistungselektronik,
- die Hochvoltleitungen,
- den Klimakompressor und
- die Hochvoltbatterie mit E-Box
in die Hochvoltsicherheit einbindet.
Hochvoltkomponenten
Hochvoltbatterie
Leistungselektronik
Verbrennungsmotor
Abb.: die Hochvoltkomponenten des Hybridantriebes
rlf_2010_075
E-Box mit Schutzrelais und
Steuergerät für Batterieregelung
E-Maschine
Klima-
Kompressor
Hochvoltleitungen
28
HYBRIDANTRIEB
Die Hochvoltbatterie
Bei der Hochvoltbatterie handelt es sich um eine
Nickel-Metall-Hydrid Batterie (NiMH), die unter dem
Ladeboden des Fahrzeugs im Kofferraum angeordnet
ist. Die Hochvoltbatterie besteht aus 240 in Reihe
geschalteten Batteriezellen, die zu Modulen zu je
4 Zellen zusammengeschaltet sind. Der Elektrolyt in
den Batteriezellen ist eine Kaliumhydroxidlösung
(Kalilauge) und in geringen Mengen in den Batterie-
zellen enthalten. Bei Beschädigung der Batteriezellen
kann es zum Austritt geringer Elektrolytmengen
kommen. Die Hochvoltbatterie erzeugt eine Nenn-
spannung von 288 Volt.
Die Hochvoltbatterie besitzt eine eigene Batterieküh-
lung, welche die Luft aus dem Innenraum unterhalb
der Rücksitzbank entnimmt und über die Batterie-
zellen führt. Die angewärmte Luft wird über die
Karosseriestruktur zu den Zwangsentlüftungs-
öffnungen des Fahrzeugs geleitet.
Im Falle eines Unfalls wird die Hochvoltbatterie
durch einen Batteriekasten geschützt. Dieser leitet
die Aufprallenergie im Heckbereich in die
Fahrzeugstruktur.
Der Volkswagen Touareg Hybrid verfügt neben der Hochvoltbatterie zudem über eine
12V-Fahrzeugbatterie.
Batteriekasten
Luftführung in den
Innenraum
Batteriemodule der
Hochvoltbatterie
Kühlerlüfter der
Hochvoltbatterie
E-Box
Abb.: die Hochvoltbatterie des Touareg Hybrid
rlf_2010_076
29
E-Box
Hochvoltleitungen
Batteriekasten mit
Hochvoltbatterie
Wartungsstecker bei abgenommener Abdeckung
Abb.: E-Box im Kofferraum neben der Hochvoltbatterie
rlf_2010_077
Die E-Box
Links an der Hochvoltbatterie ist ein Anschluss- und
Verteilerkasten, die E-Box angebracht. Über diese
ist die Hochvoltbatterie mit dem Hochvoltsystem ver-
bunden. Die E-Box enthält Sicherungssysteme für das
Hochvoltsystem und die Überwachungseinrichtung
der Hochvoltbatterie. Unter einer orangefarbenen
Abdeckung befindet sich der Wartungsstecker.
An beiden Batteriepolen befindet sich je ein Schutz-
relais (Schütz), das für den Betrieb des Hochvolt-
systems geschlossen wird. Im Falle eines Unfalls mit
Airbag- und/oder Gurtstrafferauslösung werden
diese Schutzrelais geöffnet und das Hochvoltsystem
entlädt sich. Die Hochvoltanschlüsse des Hochvolt-
systems sind dann spannungsfrei.
Die Hochvoltleitungen
Die Hochvoltleitungen verbinden die Hochvoltbatterie
im Heck des Fahrzeugs mit den anderen Hochvolt-
komponenten im Motorraum sowie die Komponenten
untereinander (Leistungselektronik, elektrische
Antriebsmaschine, Klimakompressor). Sie sind unter
dem Fahrzeugboden sowie im Bereich der Hochvolt-
komponenten im Motorraum verlegt.
Alle Hochvoltleitungen sind mit einer orange-
farbenen Isolierung versehen und durch zusätzliche
Abdeckungen und Verschlauchungen optimal vor
Beschädigungen geschützt.
Das Hochvoltsystem besitzt im Gegensatz zum
12Volt-Bordnetz kein elektrisches Potenzial zur
Karosseriemasse.
30
HYBRIDANTRIEB
Die Leistungselektronik
Die Leistungselektronik befindet sich im Motorraum
des Fahrzeugs. Sie ist durch ein Abdeckblech
geschützt.
Die Leistungselektronik ist, neben anderen Funktionen,
der Energieumwandler des Elektroantriebes. Sie
wandelt u. a. die Wechselspannung der E-Maschine
in eine Gleichspannung für die Hochvoltbatterie,
sowie die Hochvoltspannung in eine 12V-Gleich-
spannung für das 12V-Bordnetz um.
Abb.: Leistungselektronik und Hochvoltleitungen bei
abgenommenem Abdeckblech
rlf_2010_078
31
Warnkennzeichnungen
Alle Hochvoltkomponenten sind mit eindeutigen Warnaufklebern gekennzeichnet. Die Hochvoltleitungen sind
hiervon ausgenommen.
Es finden grundsätzlich zwei Arten von Warnaufklebern Verwendung:
- gelbe Warnaufkleber mit dem Warnzeichen für elektrische Spannung
- Warnaufkleber mit dem Schriftzug „Danger“ (engl. Gefahr) auf rotem Grund
Die gelben Aufkleber weisen auf die Hochvoltkomponenten hin, die in der Nähe des Aufklebers verbaut oder
unter Abdeckungen verborgen sind. Die Warnaufkleber mit dem Schriftzug „Danger“ kennzeichnen direkt die
Hochvoltkomponenten.
rlf_2010_101
Abb.:
Warnaufkleber
an Hochvolt-
komponenten
Abb.:
Warnaufkleber auf
dem Kunststoff-
montageträger im
Motorraum
rlf_2010_100
Hochvoltsicherheit
Bei unsachgemäßer Handhabung geht von der hohen Spannung in dem Hochvoltsystem eine Gefahr aus.
Das Fahrzeug verfügt deshalb über ein umfassendes Sicherheitskonzept. Das Reparieren, die Wartung und der
Service von Hochvoltkomponenten einschließlich der orangefarbenen Hochvoltleitungen ist nur entsprechend
geschulten Fachleuten erlaubt. Eigenmächtige Arbeiten am Hochvoltsystem sind verboten.
Abb.:
Warnaufkleber
an der Hochvolt-
batterie
rlf_2010_102
32
HYBRIDANTRIEB
Weitere Informationen zur Hochvoltsicherheit
• Die Hochvoltbatterie befindet sich in einem Batte-
riekasten unter dem Ladeboden im Kofferraum.
Sie ist so eingebaut, dass sie vor Beschädigungen
geschützt ist.
• Die Hochvoltbatterie besitzt am Plus- und am
Minuspol ein Schutzrelais, das für den Fahr-
betrieb, d. h. bei Zündung „Ein“ geschlossen wird.
• Ein orangefarbener Wartungsstecker befindet sich
in der Nähe der Hochvoltbatterie.
Er ist ausschließlich für Reparatur-, Service- und
Wartungsarbeiten gedacht!
• Im Hochvoltsystem stellt die Entladeschaltung bei
einem Unfall oder einer unvorhergesehenen
Störung sicher, dass das Hochvoltsystem in
ca. 20 Sekunden spannungsfrei ist.
• Das Hochvoltsystem ist von der Fahrzeugmasse
galvanisch getrennt.
• Alle Anschlüsse (Stecker, Flanschdosen) an den
Hochvoltkomponenten des Fahrzeugs sind
berührsicher ausgeführt.
• Als Überstromschutzeinrichtung ist eine
Sicherung in dem Wartungsstecker integriert,
so dass im Auslösefall der Stromfluss unterbrochen
wird.
• Zur Isolationsüberwachung wird der Isolations-
widerstand des Hochvoltsystems periodisch über-
wacht. Störungen werden mittels einer
Warnmeldung, das Aufleuchten einer gelben
Lampe und dem Erklingen eins akustischen Signals
im Kombigerät angezeigt.
Das Hochvoltsystem wird abgeschaltet, wenn:
- die Zündung ausgeschaltet wird oder
- ein Unfall erkannt wird, der zur Auslösung von Airbags und/oder Gurtstraffern führt oder
- die 12V-Steckverbindung an der E-Box der Hochvoltbatterie unter dem Ladeboden
getrennt wird.
Das Trennen der 12V-Steckverbindung der E-Box deaktiviert nur das Hochvoltsystem.
Sicherheitssysteme wie Airbags oder Gurtstraffer werden durch das 12V-Bordnetz weiter mit
Spannung versorgt.
33
Fahrzeugidentifizierung
Der Touareg Hybrid lässt sich eindeutig am Schriftzug
„Hybrid“ erkennen. Er befindet sich:
• auf dem Heckdeckel
• im Kühlergrill
• auf der Designabdeckung im Motorraum
• auf den Chromleisten an den hinteren Türen im
Bereich der Hinterräder
Abb.: Beispiele für die Kennzeichnung
des Touareg Hybrid
rlf_2010_091
rlf_2010_089
rlf_2010_128
rlf_2010_127
rlf_2010_133
34
HYBRIDANTRIEB
Einsatzhinweise
Bei einem Störfall (Verkehrsunfall, Fahrzeugbrand) an einem Fahrzeug vom Typ Touareg V6 TSI Hybrid sollten
Einsatzkräfte die folgenden Punkte beachten:
• Antriebsart identifizieren (s. Kapitel Fahrzeugidentifizierung)
• Fahrzeug gegen Wegrollen sichern
• Antrieb deaktivieren
• mit Vorsicht arbeiten
Die Einbaulage der einsatzrelevanten Komponenten des Hochvoltsystems kann den
Rettungsdatenblättern entnommen werden! Sie sind dort wie folgt dargestellt:
Hochvoltbatterie Hochvolttrennstelle
Hochvoltleitung
Hochvoltkomponenten
35
Fahrzeug gegen Wegrollen sichern
Bei Fahrzeugen, die mit Elektromaschinen angetrieben werden, kann die Betriebsbereitschaft ggf. nicht an den
Betriebsgeräuschen erkannt werden. Die Elektromaschine ist im Stillstand geräuschlos.
Das Fahrzeug kann betriebsbereit sein, auch wenn kein Motorgeräusch zu hören ist.
Der Verbrennungsmotor kann auch in den Fahrstufen „P“ oder „N“ in Abhängigkeit des
Ladezustandes der Hochvoltbatterie selbstständig starten.
Einsatzkräfte sollten deshalb:
• Räder verkeilen
• Gangwahlhebel in Stellung „P“ bringen
• Feststellbremse (elektronische Parkbremse)
betätigen
Abb.: Wählhebel und Feststellbremse in der
Mittelkonsole
rlf_2010_105
Schalter zum Betätigen der Feststellbremse
36
HYBRIDANTRIEB
Antrieb und Hochvoltsystem deaktivieren
(Zündung und 12V-Batterie zugänglich)
Bei Unfällen, die vom Steuergerät für Airbag erkannt werden, wird das Hochvoltsystem
abgeschaltet.
Um sicherzustellen, dass der Antrieb sowie die Sicherheitssysteme deaktiviert sind, sollten Einsatzkräfte die im
Folgenden beschriebene Schritte ergreifen.
Fahrzeuge mit konventionellem Zündschlüssel
deaktivieren:
• Bei laufendem Motor den Zündschlüssel aus der
Neutralstellung nach links oder rechts drehen.
Der Schlüssel springt von allein in die Neutral-
stellung zurück und kann abgezogen werden.
Das Hochvoltsystem wird deaktiviert und die
Spannungsversorgung des Steuergerätes für
die Airbags getrennt.
Der Zündschlüssel kann zum Starten und
Abschalten des Fahrzeugs sowohl nach links
als auch nach rechts gedreht werden.
Fahrzeuge mit Schließ- und Startsystem ohne
Schlüsselbenutzung (KESSY) deaktivieren:
• Start/Stop-Knopf bis zur zweiten Stufe durch-
drücken.
Dadurch wird das Hochvoltsystem deaktiviert
und die Spannungsversorgung des Steuergerätes
für die Airbags getrennt.
Bleibt der Zündschlüssel innerhalb der Reich-
weite von KESSY ist ein Wiedereinschalten
des Antriebs und des Verbrennungsmotors
möglich.
Abb.: konventioneller Zündschlüssel
Bei Motor „AUS“: Schlüsseldrehung nach rechts oder
links = Zündung ein.
Bei laufendem Motor: Schlüsseldrehung nach rechts oder
links = Motor aus.
rlf_2010_106
Abb.: Start-Stop-Knopf in der Mittelkonsole
rlf_2010_126
37
12V-Batterie abklemmen
• Das Massekabel der 12V-Batterie über die
Zugangsklappe im Boden vor dem Fahrersitz
trennen.
Dies vermeidet Kurzschlüsse bei Spreiz- und
Schneidarbeiten (Gefahr einer Airbagauslösung).
Abb.: Abdeckklappe zum Abklemmen der
12V-Bordnetzbatterie im Boden vor dem Fahrersitz
Abb.: Abdeckklappe öffnen Abb.: Massekabel an der Schraubverbindung mit
Schraubenschlüssel trennen
Die Deaktivierung des Hochvoltsystems und der Sicherheitssysteme erfolgt nur, wenn die Zündung
ausgeschaltet UND die 12V-Batterie abgeklemmt wird. Das alleinige Abklemmen der
12V-Batterie (ohne Ausschalten der Zündung) deaktiviert bei eingeschaltetem Hybridsystem weder
das Hochvoltsystem noch die Sicherheitssysteme!
rlf_2010_107
rlf_2010_108rlf_2010_129
38
HYBRIDANTRIEB
Trennstelle lokalisieren
• Kofferraumboden hochklappen und die
12V-Steckverbindung links von der Hochvolt-
batterie auf der E-Box lokalisieren.
Steckverbindung trennen
Diese Maßnahme deaktiviert nur das
Hochvoltsystem.
Das Trennen der 12V-Steckverbindung der E-Box deaktiviert nur das Hochvoltsystem.
Sicherheitssysteme wie Airbags oder Gurtstraffer werden durch das 12V-Bordnetz weiter mit
Spannung versorgt.
Das Hochvoltsystem ist nach der Deaktivierung innerhalb von ca. 20 Sekunden spannungsfrei.
Weitere Deaktivierungsmaßnahmen - wie sie zum Beispiel in den Reparaturleitfäden beschrieben
sind (z. B. Ziehen des Wartungssteckers) - dürfen nur von entsprechend qualifiziertem Personal
durchgeführt werden.
Hochvoltsystem deaktivieren
(Alternative Methode: Zündung und 12V-Batterie NICHT zugänglich)
Ist der Zugang zum Zündschloss und zur 12V-Batterie nicht möglich, kann das Hochvoltsystem auch über die
12V-Steckverbindung an der E-Box im Kofferraum deaktiviert werden.
Abb.: die 12V-Steckverbindung an der E-Box
rlf_2010_130rlf_2010_109
39
Bei unsachgemäßer Handhabung von Hochvoltkomponenten besteht Lebensgefahr durch die hohe
Spannung und den dabei auftretenden möglichen Stromfluss durch den menschlichen Körper.
Auch nach einer Deaktivierung des Hochvoltsystems ist immer noch Spannung in der Hochvolt-
batterie vorhanden. Die Hochvoltbatterie darf weder beschädigt oder geöffnet werden.
Die Isolierung der Hochvoltleitungen ist orange. Hochvoltleitungen dürfen nicht beschädigt oder
durch nicht-qualifiziertes Personal vom Hochvoltsystem getrennt werden.
Ist bei Maßnahmen am Fahrzeug ein direkter Kontakt mit Hochvoltkomponenten unerläßlich,
dann darf dies nur durch entsprechend qualifiziertes Personal erfolgen.
Mit Vorsicht arbeiten
Besondere Vorsicht ist bei Arbeiten an dem Hochvoltsystem geboten:
Spezielle Hinweise:
Fahrzeugbrand
Bei der Brandbekämpfung sollten die ohnehin gebotenen Sicherheitsabstände eingehalten werden.
Fahrzeug im Wasser
Sollte sich ein Volkswagen Touareg Hybrid im Wasser befinden, besteht in der Regel keine Gefahr,
dass Spannung an der Karosserie anliegt.
Nach der Bergung des Fahrzeugs aus dem Wasser sollten Einsatzkräfte das Wasser aus dem
Innenraum ablaufen lassen. Arbeiten am Fahrzeug können anschließend unter Einhaltung der
genannten Einsatzhinweise durchgeführt werden.
© Volkswagen AG
Rückhaltesysteme
EKSR
Brieffach 1565
38436 Wolfsburg
Stand: Dezember 2010
Artikel-Nr. 000.2200.56.00

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  • 1. Hinweise zur Unfallrettung aus verunfallten Fahrzeugen der Volkswagen AG mit alternativen Antrieben Leitfaden für Rettungsdienste 2010
  • 2. 2
  • 3. 3 Vorwort 05 Erdgasantrieb EcoFuel 06 Physikalische Eigenschaften von Erdgas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .08 Sicherheitseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .08 Fahrzeugidentifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11 Einsatzhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12 Autogasantrieb BiFuel 14 Physikalische Eigenschaften von Autogas . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 Sicherheitseinrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17 Fahrzeugidentifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18 Einsatzhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19 Hybridantrieb 22 Betriebszustände des Hybridantriebes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 Hochvoltkomponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27 Fahrzeugidentifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33 Einsatzhinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34 Rettungsdatenblätter Übersichten über die einsatzrelevante Fahrzeugausstattung der Fahrzeuge von Volkswagen finden Sie in den Rettungsdatenblättern (Artikelnummer: 002.2200.51.00). Inhalt
  • 4. 4 Rechtlicher Hinweis: Dieser Leitfaden wurde ausschließlich für Rettungskräfte erstellt, die über eine spezielle Ausbildung auf dem Gebiet der technischen Hilfeleistung nach Verkehrsunfällen verfügen und damit die in diesem Leitfaden beschriebenen Tätigkeiten ausführen können. Ferner enthält der Leitfaden Informationen über Fahrzeuge, die zum Verkauf in der Europäischen Union bestimmt sind. Der Leitfaden enthält hingegen keine Informationen über Fahrzeuge, die zum Verkauf außerhalb der Europäischen Union bestimmt sind. Spezifikationen und Sonderausstattungen der Volkswagen Fahrzeuge sowie das Fahrzeugangebot der Volkswagen Aktiengesellschaft unterliegen stetig etwaigen Änderungen. Daher behält sich Volkswagen inhaltliche Anpassungen bzw. Änderungen an diesem Leitfaden jederzeit ausdrücklich vor. Beachten Sie bitte: Die in diesem Leitfaden enthaltenen Informationen sind nicht für Endkunden und ebenfalls nicht für Werkstätten und Händler bestimmt. Endkunden können den Bordbüchern ihres jeweiligen Fahrzeuges der Volkswagen AG Informationen zu den Funktionen ihres Fahrzeuges sowie wichtige Sicherheitshinweise zur Fahrzeug- und Insassensicherheit entnehmen. Werkstätten und Händler erhalten Reparaturinformationen über die ihnen bekannten Bezugsquellen. (Stand: Dezember 2010)
  • 5. 5 Dem Fahrzeug kommen in der Unfallsituation u. a. folgende Aufgaben zu: • Durch eine steife Fahrgastzelle einen Überlebensraum weitgehend zu gewährleisten. • Die Fahrzeugenergie durch intelligente Strukturkonzepte und Elemente abzubauen. • Durch ein optimiertes Rückhaltesystem - bestehend aus Airbags und Sicherheitsgurten mit Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzern - die Insassen wirkungsvoll zu schützen. • Durch Sicherheitseinrichtungen die Gefahren durch Betriebsmittel oder Antriebskomponenten zu minimieren. Fahrzeuge von Volkswagen haben in internationalen Tests nachgewiesen, dass sie zu den sichersten Fahrzeugen gehören. Dennoch lassen sich Unfälle und damit verbundene Verletzungen nicht ausschließen. Die Existenz einer kurzen, schnellen und effektiven Rettungskette bleibt deshalb unverzichtbar. Dieser Leitfaden soll Einsatzkräfte bei der Erfüllung ihrer Aufgaben mit den notwendigen Informationen zur Technik der Fahrzeuge von Volkswagen unterstützen. Die Informationen sind insbesondere für die Aus- und Fortbildung von Einsatzkräften gedacht. Bitte beachten Sie hierzu auch den Leitfaden für Rettungsdienste: „Hinweise zur Unfallrettung aus verunfallten Fahrzeugen der Volkswagen AG mit Sicherheitssystemen“ (Artikelnummer 001.2200.50.00). Für die Arbeit an der Einsatzstelle sind für die Fahrzeuge von Volkswagen entsprechende Rettungsdatenblätter (Artikelnummer 002.2200.51.00) erhältlich. Den jeweils aktuellen Stand finden Sie unter www.volkswagen-rettungsfahrzeuge.de, wobei Änderungen an den Fahrzeugen im Rettungsleitfaden ggf. erst zeitversetzt angepasst werden. Die Erstellung dieses Rettungs- leitfadens erfolgt mit freundlicher Unterstützung von Moditech Rescue Solutions (www.moditech.com). Technischer Stand: Dezember 2010 Vorwort Fahrer, Fahrzeug und Umfeld- das sind die Faktoren, deren Zusammenspiel entscheidend für die Sicherheit im Straßenverkehr ist.
  • 6. 6 Erdgasantrieb EcoFuel Fahrzeuge mit Erdgasantrieb unterscheiden sich in einigen Punkten von konventionellen Fahrzeugen und von Fahrzeugen mit Autogasantrieb. Für den Rettungseinsatz bei Pkw-Unfällen ist die Kenntnis dieser Unterschiede von großer Bedeutung.
  • 7. 7 ERDGASANTRIEB ECOFUEL Ab Werk bietet Volkswagen einige Modelle auch mit Erdgasantrieb EcoFuel an. Auch der Golf 4 Variant war in der Variante BiFuel mit Erdgasantrieb erhält- lich. BiFuel bezeichnete damals den Antrieb mit Erdgas, wird aber inzwischen als Bezeichnung für Fahrzeuge mit Autogasantrieb verwendet. Alle erdgasbetriebenen Fahrzeuge von Volkswagen können sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin betrieben werden. Bei den EcoFuel-Fahrzeugen erfolgt der Antrieb primär mit Erdgas, der Benzintank dient lediglich als Reserve. Beim BiFuel-Konzept im Golf 4 Variant war neben dem Erdgastank auch der konventionelle Serienbenzintank eingebaut. Der Umgang mit Erdgasfahrzeugen ist nicht gefähr- licher als der Umgang mit Benzin- oder Diesel- fahrzeugen, unterscheidet sich aber ggf. in einigen Punkten. Abb.: Erdgasfahrzeug Touran EcoFuel rlf_2010_062 Erdgas (auch als CNG – Compressed Natural Gas bezeichnet) darf nicht mit Flüssiggas (auch LPG – Liquified Petroleum Gas) verwechselt werden. Flüssiggas und Flüssiggasanlagen unterscheiden sich in grundlegenden Eigenschaften von Erdgas und Erdgasanlagen. Benzintank Flaschenventile Erdgastanks Befüllanschluss Verbrennungsmotor für Erdgasbetrieb modifiziert Hochdruckregler Erdgastanks Hochdruckleitung
  • 8. 8 ERDGASANTRIEB ECOFUEL • Erdgas ist ein farbloses brennbares Gas (Brandklasse C), das im Ursprungszustand geruchlos ist. • Für den Einsatz z. B. im Fahrzeug wird Erdgas odoriert, d. h. es wird ein Geruchsstoff beige- mischt. Ein Erdgasaustritt kann deshalb bereits vor dem Erreichen der unteren Explosionsgrenze festgestellt werden. • Erdgas ist leichter als Luft (Dichteverhältnis Erdgas/Luft ca. 0,6) und verflüchtigt sich deshalb im Freien rasch! • Explosionsbereich zwischen 4Vol.-% und 17Vol.-% • Zündtemperatur ca. 640°C Die gesamte Erdgasanlage ist so eingebaut, dass sie bestmöglich vor Beschädigungen geschützt ist. Die Gastanks sind hochstabil und enorm hitzebeständig. Die Hochdruckleitungen und Verbindungselemente werden aus nahtlosem Edelstahl gefertigt und verlau- fen bei Touran, Caddy und Passat außerhalb des Fahrgastraumes. Beim Golf 4 Variant befindet sich das Erdgassystem unter dem Ladeboden. Die Tanks sind bestmöglich vor Beschädigungen und Witterungseinflüssen geschützt. Die elektromagnetischen Ventile für Tankabsperrung unterbrechen automatisch die Gaszufuhr bei Motor- stillstand, im Benzinbetrieb sowie im Crashfall. Die Flaschenventile haben neben den elektromagne- tischen Absperrventilen eine integrierte Thermo- sicherung sowie einen Durchflussmengenbegrenzer, der bei einer eventuellen Leitungsbeschädigung einen unkontrollierten Gasaustritt verhindert. In das erste Flaschenventil ist darüber hinaus ein Rückschlagventil verbaut, welches ein Rückströmen des Gases aus der Flasche in die Befüllleitung verhindert. Physikalische Eigenschaften von Erdgas Sicherheitseinrichtungen Abb.: Beispiel für ein Flaschenventil (bis 2008) Ventil für Tankabsperrung rlf_2010_063 Anschlussgewinde Erdgasleitung ThermosicherungAnschlussgewinde Erd- gastank manueller Absperrhahn Durchlussmengenbegrenzer
  • 9. 9 Das Ventil für Tankabsperrung Das Ventil für Tankabsperrung ist ein elektro- magnetisches Ventil und wird vom Motorsteuergerät während des Erdgasbetriebes geöffnet. Beim Umschalten auf Benzinbetrieb, beim Abstellen des Motors, im Falle eines Unfalls mit Airbag- und/ oder Gurtstrafferauslösung oder bei einem Verlust der Spannungsversorgung schließt das Ventil automatisch. Der Duchflussmengenbegrenzer Der Durchflussmengenbegrenzer ist ein Sicherheits- ventil und befindet sich im Anschlussflansch des Flaschenventils. Es verhindert das ungewollte, schlag- artige Ausströmen von Erdgas aus den Erdgastanks nach einer Beschädigung der Erdgasleitungen oder des Gasdruckreglers. Der Durchflussmengen- begrenzer verhindert ein unkontrolliertes Ausströmen des Kraftstoffs und reduziert einen möglichen Leckagestrom auf max. 0,05Nm3/min bei 100bar. Durch Betätigen des manuellen Absperrhahns (s. Seite 10) lässt sich der Kraftstoffaustritt vollständig unterbinden. Dichtsitz Bei gleich- mäßigem Hochdruck bleibt der Durchfluss- mengenbegrenzer geöffnet. Bei plötzlichem Druckabfall schließt der Durchfluss- mengenbegrenzer. rlf_2010_093 rlf_2010_092 Dichtkegel Dichtkegel Magnetfeld rlf_2010_096 Feder Ventil Abb.: Funktion des Durchflussmengenbegrenzers Abb.: Funktion des Ventils für Tankabsperrung
  • 10. 10 ERDGASANTRIEB ECOFUEL Die Thermosicherung Die Thermosicherung ist ebenfalls am Flaschenventil verbaut. Sie verhindert ein Bersten der Erdgastanks durch übermäßigen Druckanstieg als Folge von hohen Temperaturen. Die Thermosicherung ist so verbaut, dass ein direktes Abblasen des Erdgases in die Atmosphäre möglich ist. Der Golf 4 Variant BiFuel verfügt über im Fahr- zeuginnenraum untergebrachte Drucktanks aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff. Bei diesem Fahrzeug wurde auf beiden Seiten des Tanks eine Thermo- sicherung verbaut. Der manuelle Absperrhahn Durch den manuellen Absperrhahn kann der Erdgastank mit einem handelsüblichen Werkzeug gasdicht verschlossen werden. Dies ist aus Sicherheits- gründen bei allen Aus- und Einbauarbeiten der Erdgastanks erforderlich. Der Ablasskanal zur Thermosicherung ist aus Sicher- heitsgründen auch bei geschlossenem Absperrhahn geöffnet. Das Glasröhrchen ver- schließt den Gasaustritt. Glasröhrchen Ausströmöffnung Gasaustritt Das Glasröhrchen zerplatzt und Gas kann entweichen. rlf_2010_095 rlf_2010_094 Hitzeeinwirkung ca. 110°C Abb.: manueller Absperrhahn an der Seite (bis 2008) Abb.: manueller Absperrhahn am Fuß (ab 2008) rlf_2010_139 rlf_2010_140 Abb.: Funktion der Thermosicherung
  • 11. 11 EcoFuel-Fahrzeuge und der Golf 4 Variant BiFuel lassen sich von den konventionell angetrieben Fahr- zeugen durch folgende Merkmale unterscheiden: • Schriftzug „EcoFuel“ bzw. „BiFuel“ beim Golf 4 Variant auf der Heckklappe. • Zusätzlicher Gaseinfüllstutzen unter der Tank- klappe bzw. auf der hinteren rechten Fahrzeug- seite. Der Begriff „BiFuel“ wurde bei Einführung von gasbetriebenen Fahrzeugen auch für Erdgasfahrzeuge verwendet. Seit 2009 wird der Begriff „EcoFuel“ für Erdgasfahrzeuge und der Begriff „BiFuel“ für Autogasfahrzeuge (Flüssiggasfahrzeuge) benutzt. Abb.: Erkennungsmerkmale von Erdgasfahrzeugen rlf_2010_0´65 Fahrzeugidentifizierung rlf_2010_0´64 Schriftzug „EcoFuel“ Gaseinfüllstutzen rlf_2010_0´66 Schriftzug „BiFuel“ am Golf 4 Variant
  • 12. 12 Einsatzhinweise Fahrzeugbrand Bei einem Fahrzeugbrand, bei dem auch die Erdgastanks mit Hitze beaufschlagt werden, sprechen bei einer Temperatur von ca. 110°C die Thermo- sicherungen an und es kommt zum definierten Abblasen des Erdgases, welches sich entzündet und abfackelt. Bei einem vollen Erdgastank dauert das Abblasen des Erdgases bis zur vollständigen Entleerung ca. 90 Sekunden. Sobald kein Erdgas mehr abgeblasen wird, kann mit der konventionellen Brandbekämpfung begonnen werden. Sind die Erdgastanks vom Brandgeschehen nicht betroffen (z. B. bei einem Brand im Motorraum) kann ebenfalls direkt die Brandbekämpfung eingeleitet werden. Liegt das Fahrzeug auf der Seite oder auf dem Dach, kann es beim Ansprechen der Thermo- sicherung zu einer Stichflamme kommen. Sicherheitsabstand vom Fahrzeug einhalten. Möglichst von vorne annähern. Haben die Thermosicherungen angesprochen, sollte das Feuer im Bereich der Gasflaschen wenn möglich nicht gelöscht werden, bis das letzte Gas aus den Tanks abgefackelt ist. Ist ein Löschen des Feuers (z. B. zur Menschenrettung) erforderlich, Ansammlung von Erdgas in abgeschlossenen Räumen verhindern (z. B. Belüftungsmaßnahmen, Erdgas verblasen). Das Ansprechen einer Thermosicherung kann am lauten Abblasgeräusch (Zischen) erkannt werden! ERDGASANTRIEB ECOFUEL Die Einbaulage der einsatzrelevanten Komponenten der Erdgasanlage kann den Rettungsdatenblättern entnommen werden! Sie sind dort wie folgt dargestellt: Gastank Sicherheitsventil
  • 13. 13 Verkehrsunfall/Gasaustritt an einem Erdgasfahrzeug Die Gefahr, dass es bedingt durch einen Unfall zu einem Erdgasaustritt kommt, ist äußerst gering, da mehrere Sicherheitseinrichtungen gleichzeitig versagen müssten. Grundsätzlich sollte nach einem Unfall (wie bei allen Fahrzeugen der Volkswagen AG) folgende Maß- nahmen ergriffen werden: • Zündung ausschalten • Batterie(n) abklemmen • Anhängerstromversorgung trennen Wird an der Unfallstelle ein Austritt von Erdgas festgestellt (z. B. aufgrund von Gasgeruch), sollten die folgenden Maßnahmen ergriffen werden: • Motor abstellen • Zündung ausschalten • Gefahrenbereich räumen und absperren • Fahrzeug nicht starten, ggf. durch Schieben aus geschlossenen Räumen entfernen. • Fahrzeuginnenraum belüften (Türen, Fenster, Motorhaube und Kofferraum öffnen) • Gaskonzentration feststellen, Ansammlung in Hohlräumen beachten • Ggf. für Querlüftung sorgen, Erdgas mit Lüfter „verblasen“ • Zündquellen vermeiden Auf das Abklemmen der Batterie sollte bei kritischer Gaskonzentration (z. B. 20% UEG) verzichtet werden.
  • 14. 14 Autogasantrieb BiFuel Fahrzeuge mit Autogasantrieb unterscheiden sich in einigen Punkten von konventionellen Fahrzeugen. Für Rettungskräfte ist die Kenntnis dieser Unterschiede im Rettungseinsatz von großer Bedeutung.
  • 15. 15 Ab Werk bietet Volkswagen die Modelle Polo, Golf und Golf Plus mit Autogasantrieb BiFuel an. Bis April 2010 wurde der Sharan mit Autogasantrieb unter der Bezeichnung Sharan 2.0 LPG angeboten. Alle autogasbetriebenen Fahrzeuge von Volkswagen können sowohl mit Autogas als auch mit Benzin betrieben werden. Bei den BiFuel-Fahrzeugen erfolgt der Antrieb bivalent, d. h. dass neben dem Auto- gastank der konventionelle Serienbenzintank eingebaut ist. Der Umgang mit Autogasfahrzeugen ist nicht gefährlicher als der Umgang mit Benzin- oder Diesel- fahrzeugen, unterscheidet sich aber ggf. in einigen Punkten. AUTOGASANTRIEB BIFUEL Abb.: Autogasfahrzeug Golf 6 BiFuel 1. Flüssiggasbefüllanschluss 2. Flüssiggastank 3. Füllstandsanzeige und manueller Umschalter 4. Steuergerät für Flüssiggas 5. Verdampfer 6. Kraftstoffrail mit Gasdüsen 7. Flüssiggasfester Verbrennungsmotor rlf_2010_0´67
  • 16. 16 • Autogas besteht aus leicht zu verflüssigenden Kohlenwasserstoffen mit drei oder vier Kohlen- stoffverbindungen (Brandklasse C), hauptsächlich Propan (C3H8), Butan (C4H10), Propylen (C3H6) und Butylen (C4H8) • Für den Einsatz in Fahrzeugen wird Autogas odoriert, d. h. mit intensiv riechendem Geruchs- stoff versehen. • Autogas ist im gasförmigem Zustand schwerer als Luft (Dichteverhältnis Autogas/Luft ca. 1,55) und verbreitet sich daher auf dem Boden. • Autogas ist bei einem Druck von 8bar verflüssigt, wobei sich das Volumen erheblich verringert (1/260ste Teil des Ursprungsvolumens). • Explosionsbereich zwischen 1,4 und 10,9Vol.-% • Zündtemperatur ca. 460°C Physikalische Eigenschaften von Autogas (Flüssiggas) Autogas (auch als LPG – Liquified Petroleum Gas bzw. Flüssiggas bezeichnet) darf nicht mit Erdgas (auch CNG – Compressed Natural Gas) verwechselt werden. Erdgas und Erdgasanlagen unter- scheiden sich in grundlegenden Eigenschaften von Flüssiggas und Flüssiggasanlagen. AUTOGASANTRIEB BIFUEL
  • 17. 17 Das Ventil für Tankabsperrung Das Ventil für die Tankabsperrung ist ein elektro- magnetisches Ventil und wird vom Gassteuergerät während des Flüssiggasbetriebes geöffnet. Beim Umschalten auf Benzinbetrieb, beim Abstellen des Motors, im Falle eines Unfalls mit Airbag- und/ oder Gurtstrafferauslösung oder bei einem Verlust der Spannungsversorgung schließt das Ventil automatisch. Die gesamte Autogasanlage ist so eingebaut, dass sie bestmöglich vor Beschädigungen geschützt ist. Die Gastanks sind hochstabil und hitzebeständig. Alle Hochdruckleitungen und Verbindungselemente werden aus Kupfer/Edelstahl gefertigt und verlaufen hauptsächlich außerhalb des Fahrgastraumes. Der Tank ist im Innerraum bestmöglich vor Beschädigungen und Witterungseinflüssen geschützt. Die elektromagnetischen Absperrventile unterbrechen automatisch die Gaszufuhr bei Motorstillstand, im Benzinbetrieb sowie im Crashfall. Der Tank hat neben dem elektromagnetischen Absperrventil eine inte- grierte Überdrucksicherung. Es ist darüber hinaus ein Rückschlagventil im Füllstopventil verbaut, welches ein Rückströmen des Gases aus dem Gastank in die Befüllleitung verhindert. Sicherheitseinrichtungen Spule Feder Anker Ventil zum Verdampfer vom Tank rlf_2010_097´ Die Überdrucksicherung Die Überdrucksicherung ist ebenfalls im Tank verbaut. Sie verhindert ein Bersten des Autogastanks durch übermäßigen Druckanstieg, z. B. als Folge von hohen Temperaturen. Die Überdrucksicherung ist so verbaut, dass ein Abblasen des Autogases außerhalb des Fahrgastraumes möglich ist. Die Überdrucksicherung ist druckgesteuert, d. h. sie öffnet, sobald der Druck im Tank 27,5 bar übersteigt. Wurde der Überdruck abgebaut schließt das Ventil konstruktionsbedingt wieder. Ventilteller Ventilfeder Druck im Tank rlf_2010_099 Staubkappe Austrittsöffnung Druck im Tank größer als 27,5bar entweichen- des Autogas rlf_2010_098 Abb.: Funktion der Überdrucksicherung Abb.: Funktion der Ventile für Tankabsperrung
  • 18. 18 BiFuel Fahrzeuge lassen sich von den konventionell angetriebenen Fahrzeugen durch folgende Punkte unterscheiden: • Schriftzug „BiFuel“ auf der Heckklappe. • Zusätzlicher Gaseinfüllstutzen unter der Tankklappe bzw. auf der hinteren rechten Fahrzeugseite Fahrzeugidentifizierung Abb.: Erkennungsmerkmale von Autogasfahrzeugen rlf_2010_137rlf_2010_0´68 Schriftzug „BiFuel“ an der Heckklappe Gaseinfüllstutzen AUTOGASANTRIEB BIFUEL Der Begriff „BiFuel“ wurde bei Einführung von gasbetriebenen Fahrzeugen auch für Erdgasfahrzeuge verwendet. Seit 2009 wird der Begriff „EcoFuel“ für Erdgasfahrzeuge und der Begriff „BiFuel“ für Autogasfahrzeuge benutzt.
  • 19. 19 Fahrzeugbrand Bei einem Fahrzeugbrand, bei dem auch der Auto- gastank mit Hitze beaufschlagt wird, spricht bei einem Druck von 27,5bar die Überdrucksicherung an und es kommt zum definierten Abblasen des Autogases, wel- ches sich entzündet und abfackelt. Ist der Autogastank vom Brandgeschehen nicht betroffen (z. B. bei einem Brand im Motorraum) kann ebenfalls direkt die Brandbekämpfung eingeleitet werden. Einsatzhinweise Liegt das Fahrzeug auf der Seite oder auf dem Dach, kann es beim Ansprechen der Überdruck- sicherung zu einer Stichflamme kommen. Steht das Fahrzeug auf den Rädern wird der Gasstrom unterhalb des Gastanks senkrecht zum Boden geleitet. Sicherheitsabstand vom Fahrzeug einhalten. Möglichst von vorn nähern. Gastank nach Möglichkeit aus der Deckung heraus kühlen, um eine Erhitzung bis zum Ansprechen der Überdrucksicherung zu vermeiden. Kühlung des Tanks auch beim Ansprechen der Überdruck- sicherung fortsetzen. Das Ansprechen einer Überdrucksicherung kann am lauten Abblasgeräusch (Zischen) erkannt werden! Die Einbaulage der einsatzrelevanten Komponenten der Autogasanlage kann den Rettungsdatenblättern entnommen werden! Sie sind dort wie folgt dargestellt: Gastank Sicherheitsventil
  • 20. 20 Verkehrsunfall bzw. Gasaustritt an einem Autogasfahrzeug Die Gefahr, dass es bedingt durch einen Unfall zu einem Autogasaustritt kommt, ist äußerst gering, da mehrere Sicherheitseinrichtungen gleichzeitig versagen müssen. Grundsätzlich sollte nach einem Unfall (wie bei allen Fahrzeugen der Volkswagen AG) folgende Maß- nahmen ergriffen werden: • Zündung ausschalten • Batterie(n) abklemmen • Anhängerstromversorgung trennen Wird an der Unfallstelle ein Austritt von Autogas festgestellt (z. B. aufgrund von Gasgeruch), sollten die folgenden Maßnahmen ergriffen werden: • Motor abstellen • Zündung ausschalten • Gefahrenbereich räumen und Absperren • Fahrzeug nicht starten, ggf. durch Schieben aus geschlossenen Räumen entfernen • Fahrzeuginnenraum belüften (Türen, Fenster, Motorhaube, Kofferraum öffnen) • Gaskonzentration feststellen, Ansammlung in tiefer gelegenen Räumen beachten • Ggf. für Querlüftung sorgen, Autogas mit Lüfter „verblasen“ • Zündquellen vermeiden Auf das Abklemmen der Batterie sollte bei vorhandener Gaskonzentration (z. B. 20% UEG) verzichtet werden. AUTOGASANTRIEB BIFUEL
  • 21. 21 Abb.: Autogastank in der Reserveradmulde unter dem Ladeboden im Kofferraum
  • 22. 22 Hybridantrieb Volkswagen bietet das Modell Touareg auch mit einem Hybridantrieb an (Volkswagen Touareg Hybrid). Fahrzeuge mit Hybridantrieb unterscheiden sich in einigen Punkten von konventionellen Fahrzeugen. Die Kenntnis dieser Unterschiede ist für Rettungskräfte von großer Bedeutung.
  • 23. 23 HYBRIDANTRIEB Bei einem Hybridfahrzeug erfolgt der Antrieb über eine Kombination aus Verbrennungsmotor und einer Elektromaschine, die von einer Hochvoltbatterie versorgt wird. Die Elektromaschine übernimmt die Funktion eines herkömmlichen 12V-Starters und Generators und ermöglicht das elektromotorische Fahren (E-Fahren). Sie unterstützt den Verbrennungs- motor in Beschleunigungsphasen und wird in Bremsphasen als Generator betrieben, um die Hochvoltbatterie zu laden (Rekuperation). Die Hochvoltbatterie wird ausschließlich über die als Generator fungierende Elektromaschine geladen. Da der Verbrennungsmotor beim E-Fahren nicht läuft, werden auch andere Komponenten des Motors, wie z. B. die Kühlmittelpumpe des Fahrzeugs elektrisch angetrieben und vom 12V-Bordnetz mit Strom versorgt. Der Klimakompressor wird aufgrund seines hohen Leistungesbedarfes von der Hochvolt- batterie betrieben. Er gehört damit zu den Hochvolt- komponenten. Abb.: Hybridfahrzeug Touareg Hybrid Verbrennungs- motor Elektromaschine (E-Maschine) Hochvoltbatterie Hochvoltleitungen rlf_2010_069
  • 24. 24 HYBRIDANTRIEB Der Hybridantrieb des Volkswagen Touareg basiert auf einem Parallel-Hybridantrieb, bei dem Verbren- nungsmotor und Elektromaschine über einen gemeinsamen Antriebsstrang genutzt werden. Die Elektromaschine übernimmt auch die Funktion des herkömmlichen 12V-Generators und 12V-Starters, so dass diese Komponenten entfallen. Gleichzeitig müssen die in konventionellen Fahrzeugen vom dre- henden Verbrennungsmotor angetriebenen Komponenten mit elektrischen Antrieben ausgestattet werden, so z. B. Öl- und Kühlmittelpumpen oder die Lenkunterstützung. Beim Betrieb des Touareg Hybrid werden folgende Betriebszustände unterschieden: • Fahrzeugstillstand • E-Fahren • Verbrennungsmotorbetrieb • E-Boost • Brems-Rekuperation Das Zusammenspiel der Hybridkomponenten bei den verschiedenen Fahrzuständen verdeutlichen die folgenden Abbildungen. Die Betriebszustände des Hybridantriebes HochvoltbatterieE-MaschineVerbrennungs- motor Abb.: Hybridfahrzeug im Fahrzeugstillstand Abb.: Hybridfahrzeug beim E-Fahren rlf_2010_071 E-Motor Fahrzeugstillstand • Der Verbrennungsmotor steht • Die Bordnetzversorgung (z. B. Klimaanlage) erfolgt über die Hochvoltbatterie E-Fahren • Der Verbrennungsmotor steht • Die Elektromaschine treibt das Fahrzeug an rlf_2010_070
  • 25. 25 Abb.: Hybridfahrzeug fährt mit Verbrennungsmotor rlf_2010_072 Motor Abb.: Hybridfahrzeug im E-Boost rlf_2010_073 Boost Abb.: Hybridfahrzeug in der Brems-Rekuperation rlf_2010_074 Laden Verbrennungsmotorbetrieb • Der Verbrennungsmotor treibt das Fahrzeug an. • Die Hochvoltbatterie wird (abhängig vom Lade- zustand) geladen. Der Betriebspunkt des Motors wird dabei in einen wirkungsgradgünstigen Bereich verschoben. E-Boost • Bei sehr hoher Lastanforderung unterstützt die Elektromaschine den Verbrennungsmotor. • Drehmoment und Leistung von Verbrennungs- motor und Elektromaschine werden kurzzeitig addiert. Brems-Rekuperation • Der Verbrennungsmotor wird abgeschaltet. • Die Bremsenergie wird über die Elektromaschine (die als Generator arbeitet) in elektrische Energie umgewandelt und in der Hochvoltbatterie gespeichert.
  • 26. 26 HYBRIDANTRIEB Die elektrischen Komponenten im Fahrzeug, wie die Leistungselektronik, die E-Maschine, die Hoch- voltbatterie und der elektrische Klimakompressor arbeiten in Spannungsbereichen oberhalb von 25V-Wechselspannung und 60V-Gleichspannung. Da die Spannung über der in konventionellen Fahrzeugen üblichen Bordnetzspannung von 12 Volt liegt, wird für diesen Spannungsbereich in Fahrzeugen der Begriff „Hochvolt“ (HV) verwendet. Bei unsachgemäßer Handhabung von Hochvoltkomponenten besteht Lebensgefahr durch die hohe Spannung und den dabei auftretenden möglichen Stromfluss durch den menschlichen Körper.
  • 27. 27 Von dem Hochvoltsystem des Touareg kann bei unsachgemäßer Handhabung eine Gefährdung aus- gehen. Deshalb verfügt der Touareg Hybrid über ein umfassendes Sicherheitskonzept, dass alle Bauteile des Hochvoltsystems also: - die E-Maschine, - die Leistungselektronik, - die Hochvoltleitungen, - den Klimakompressor und - die Hochvoltbatterie mit E-Box in die Hochvoltsicherheit einbindet. Hochvoltkomponenten Hochvoltbatterie Leistungselektronik Verbrennungsmotor Abb.: die Hochvoltkomponenten des Hybridantriebes rlf_2010_075 E-Box mit Schutzrelais und Steuergerät für Batterieregelung E-Maschine Klima- Kompressor Hochvoltleitungen
  • 28. 28 HYBRIDANTRIEB Die Hochvoltbatterie Bei der Hochvoltbatterie handelt es sich um eine Nickel-Metall-Hydrid Batterie (NiMH), die unter dem Ladeboden des Fahrzeugs im Kofferraum angeordnet ist. Die Hochvoltbatterie besteht aus 240 in Reihe geschalteten Batteriezellen, die zu Modulen zu je 4 Zellen zusammengeschaltet sind. Der Elektrolyt in den Batteriezellen ist eine Kaliumhydroxidlösung (Kalilauge) und in geringen Mengen in den Batterie- zellen enthalten. Bei Beschädigung der Batteriezellen kann es zum Austritt geringer Elektrolytmengen kommen. Die Hochvoltbatterie erzeugt eine Nenn- spannung von 288 Volt. Die Hochvoltbatterie besitzt eine eigene Batterieküh- lung, welche die Luft aus dem Innenraum unterhalb der Rücksitzbank entnimmt und über die Batterie- zellen führt. Die angewärmte Luft wird über die Karosseriestruktur zu den Zwangsentlüftungs- öffnungen des Fahrzeugs geleitet. Im Falle eines Unfalls wird die Hochvoltbatterie durch einen Batteriekasten geschützt. Dieser leitet die Aufprallenergie im Heckbereich in die Fahrzeugstruktur. Der Volkswagen Touareg Hybrid verfügt neben der Hochvoltbatterie zudem über eine 12V-Fahrzeugbatterie. Batteriekasten Luftführung in den Innenraum Batteriemodule der Hochvoltbatterie Kühlerlüfter der Hochvoltbatterie E-Box Abb.: die Hochvoltbatterie des Touareg Hybrid rlf_2010_076
  • 29. 29 E-Box Hochvoltleitungen Batteriekasten mit Hochvoltbatterie Wartungsstecker bei abgenommener Abdeckung Abb.: E-Box im Kofferraum neben der Hochvoltbatterie rlf_2010_077 Die E-Box Links an der Hochvoltbatterie ist ein Anschluss- und Verteilerkasten, die E-Box angebracht. Über diese ist die Hochvoltbatterie mit dem Hochvoltsystem ver- bunden. Die E-Box enthält Sicherungssysteme für das Hochvoltsystem und die Überwachungseinrichtung der Hochvoltbatterie. Unter einer orangefarbenen Abdeckung befindet sich der Wartungsstecker. An beiden Batteriepolen befindet sich je ein Schutz- relais (Schütz), das für den Betrieb des Hochvolt- systems geschlossen wird. Im Falle eines Unfalls mit Airbag- und/oder Gurtstrafferauslösung werden diese Schutzrelais geöffnet und das Hochvoltsystem entlädt sich. Die Hochvoltanschlüsse des Hochvolt- systems sind dann spannungsfrei. Die Hochvoltleitungen Die Hochvoltleitungen verbinden die Hochvoltbatterie im Heck des Fahrzeugs mit den anderen Hochvolt- komponenten im Motorraum sowie die Komponenten untereinander (Leistungselektronik, elektrische Antriebsmaschine, Klimakompressor). Sie sind unter dem Fahrzeugboden sowie im Bereich der Hochvolt- komponenten im Motorraum verlegt. Alle Hochvoltleitungen sind mit einer orange- farbenen Isolierung versehen und durch zusätzliche Abdeckungen und Verschlauchungen optimal vor Beschädigungen geschützt. Das Hochvoltsystem besitzt im Gegensatz zum 12Volt-Bordnetz kein elektrisches Potenzial zur Karosseriemasse.
  • 30. 30 HYBRIDANTRIEB Die Leistungselektronik Die Leistungselektronik befindet sich im Motorraum des Fahrzeugs. Sie ist durch ein Abdeckblech geschützt. Die Leistungselektronik ist, neben anderen Funktionen, der Energieumwandler des Elektroantriebes. Sie wandelt u. a. die Wechselspannung der E-Maschine in eine Gleichspannung für die Hochvoltbatterie, sowie die Hochvoltspannung in eine 12V-Gleich- spannung für das 12V-Bordnetz um. Abb.: Leistungselektronik und Hochvoltleitungen bei abgenommenem Abdeckblech rlf_2010_078
  • 31. 31 Warnkennzeichnungen Alle Hochvoltkomponenten sind mit eindeutigen Warnaufklebern gekennzeichnet. Die Hochvoltleitungen sind hiervon ausgenommen. Es finden grundsätzlich zwei Arten von Warnaufklebern Verwendung: - gelbe Warnaufkleber mit dem Warnzeichen für elektrische Spannung - Warnaufkleber mit dem Schriftzug „Danger“ (engl. Gefahr) auf rotem Grund Die gelben Aufkleber weisen auf die Hochvoltkomponenten hin, die in der Nähe des Aufklebers verbaut oder unter Abdeckungen verborgen sind. Die Warnaufkleber mit dem Schriftzug „Danger“ kennzeichnen direkt die Hochvoltkomponenten. rlf_2010_101 Abb.: Warnaufkleber an Hochvolt- komponenten Abb.: Warnaufkleber auf dem Kunststoff- montageträger im Motorraum rlf_2010_100 Hochvoltsicherheit Bei unsachgemäßer Handhabung geht von der hohen Spannung in dem Hochvoltsystem eine Gefahr aus. Das Fahrzeug verfügt deshalb über ein umfassendes Sicherheitskonzept. Das Reparieren, die Wartung und der Service von Hochvoltkomponenten einschließlich der orangefarbenen Hochvoltleitungen ist nur entsprechend geschulten Fachleuten erlaubt. Eigenmächtige Arbeiten am Hochvoltsystem sind verboten. Abb.: Warnaufkleber an der Hochvolt- batterie rlf_2010_102
  • 32. 32 HYBRIDANTRIEB Weitere Informationen zur Hochvoltsicherheit • Die Hochvoltbatterie befindet sich in einem Batte- riekasten unter dem Ladeboden im Kofferraum. Sie ist so eingebaut, dass sie vor Beschädigungen geschützt ist. • Die Hochvoltbatterie besitzt am Plus- und am Minuspol ein Schutzrelais, das für den Fahr- betrieb, d. h. bei Zündung „Ein“ geschlossen wird. • Ein orangefarbener Wartungsstecker befindet sich in der Nähe der Hochvoltbatterie. Er ist ausschließlich für Reparatur-, Service- und Wartungsarbeiten gedacht! • Im Hochvoltsystem stellt die Entladeschaltung bei einem Unfall oder einer unvorhergesehenen Störung sicher, dass das Hochvoltsystem in ca. 20 Sekunden spannungsfrei ist. • Das Hochvoltsystem ist von der Fahrzeugmasse galvanisch getrennt. • Alle Anschlüsse (Stecker, Flanschdosen) an den Hochvoltkomponenten des Fahrzeugs sind berührsicher ausgeführt. • Als Überstromschutzeinrichtung ist eine Sicherung in dem Wartungsstecker integriert, so dass im Auslösefall der Stromfluss unterbrochen wird. • Zur Isolationsüberwachung wird der Isolations- widerstand des Hochvoltsystems periodisch über- wacht. Störungen werden mittels einer Warnmeldung, das Aufleuchten einer gelben Lampe und dem Erklingen eins akustischen Signals im Kombigerät angezeigt. Das Hochvoltsystem wird abgeschaltet, wenn: - die Zündung ausgeschaltet wird oder - ein Unfall erkannt wird, der zur Auslösung von Airbags und/oder Gurtstraffern führt oder - die 12V-Steckverbindung an der E-Box der Hochvoltbatterie unter dem Ladeboden getrennt wird. Das Trennen der 12V-Steckverbindung der E-Box deaktiviert nur das Hochvoltsystem. Sicherheitssysteme wie Airbags oder Gurtstraffer werden durch das 12V-Bordnetz weiter mit Spannung versorgt.
  • 33. 33 Fahrzeugidentifizierung Der Touareg Hybrid lässt sich eindeutig am Schriftzug „Hybrid“ erkennen. Er befindet sich: • auf dem Heckdeckel • im Kühlergrill • auf der Designabdeckung im Motorraum • auf den Chromleisten an den hinteren Türen im Bereich der Hinterräder Abb.: Beispiele für die Kennzeichnung des Touareg Hybrid rlf_2010_091 rlf_2010_089 rlf_2010_128 rlf_2010_127 rlf_2010_133
  • 34. 34 HYBRIDANTRIEB Einsatzhinweise Bei einem Störfall (Verkehrsunfall, Fahrzeugbrand) an einem Fahrzeug vom Typ Touareg V6 TSI Hybrid sollten Einsatzkräfte die folgenden Punkte beachten: • Antriebsart identifizieren (s. Kapitel Fahrzeugidentifizierung) • Fahrzeug gegen Wegrollen sichern • Antrieb deaktivieren • mit Vorsicht arbeiten Die Einbaulage der einsatzrelevanten Komponenten des Hochvoltsystems kann den Rettungsdatenblättern entnommen werden! Sie sind dort wie folgt dargestellt: Hochvoltbatterie Hochvolttrennstelle Hochvoltleitung Hochvoltkomponenten
  • 35. 35 Fahrzeug gegen Wegrollen sichern Bei Fahrzeugen, die mit Elektromaschinen angetrieben werden, kann die Betriebsbereitschaft ggf. nicht an den Betriebsgeräuschen erkannt werden. Die Elektromaschine ist im Stillstand geräuschlos. Das Fahrzeug kann betriebsbereit sein, auch wenn kein Motorgeräusch zu hören ist. Der Verbrennungsmotor kann auch in den Fahrstufen „P“ oder „N“ in Abhängigkeit des Ladezustandes der Hochvoltbatterie selbstständig starten. Einsatzkräfte sollten deshalb: • Räder verkeilen • Gangwahlhebel in Stellung „P“ bringen • Feststellbremse (elektronische Parkbremse) betätigen Abb.: Wählhebel und Feststellbremse in der Mittelkonsole rlf_2010_105 Schalter zum Betätigen der Feststellbremse
  • 36. 36 HYBRIDANTRIEB Antrieb und Hochvoltsystem deaktivieren (Zündung und 12V-Batterie zugänglich) Bei Unfällen, die vom Steuergerät für Airbag erkannt werden, wird das Hochvoltsystem abgeschaltet. Um sicherzustellen, dass der Antrieb sowie die Sicherheitssysteme deaktiviert sind, sollten Einsatzkräfte die im Folgenden beschriebene Schritte ergreifen. Fahrzeuge mit konventionellem Zündschlüssel deaktivieren: • Bei laufendem Motor den Zündschlüssel aus der Neutralstellung nach links oder rechts drehen. Der Schlüssel springt von allein in die Neutral- stellung zurück und kann abgezogen werden. Das Hochvoltsystem wird deaktiviert und die Spannungsversorgung des Steuergerätes für die Airbags getrennt. Der Zündschlüssel kann zum Starten und Abschalten des Fahrzeugs sowohl nach links als auch nach rechts gedreht werden. Fahrzeuge mit Schließ- und Startsystem ohne Schlüsselbenutzung (KESSY) deaktivieren: • Start/Stop-Knopf bis zur zweiten Stufe durch- drücken. Dadurch wird das Hochvoltsystem deaktiviert und die Spannungsversorgung des Steuergerätes für die Airbags getrennt. Bleibt der Zündschlüssel innerhalb der Reich- weite von KESSY ist ein Wiedereinschalten des Antriebs und des Verbrennungsmotors möglich. Abb.: konventioneller Zündschlüssel Bei Motor „AUS“: Schlüsseldrehung nach rechts oder links = Zündung ein. Bei laufendem Motor: Schlüsseldrehung nach rechts oder links = Motor aus. rlf_2010_106 Abb.: Start-Stop-Knopf in der Mittelkonsole rlf_2010_126
  • 37. 37 12V-Batterie abklemmen • Das Massekabel der 12V-Batterie über die Zugangsklappe im Boden vor dem Fahrersitz trennen. Dies vermeidet Kurzschlüsse bei Spreiz- und Schneidarbeiten (Gefahr einer Airbagauslösung). Abb.: Abdeckklappe zum Abklemmen der 12V-Bordnetzbatterie im Boden vor dem Fahrersitz Abb.: Abdeckklappe öffnen Abb.: Massekabel an der Schraubverbindung mit Schraubenschlüssel trennen Die Deaktivierung des Hochvoltsystems und der Sicherheitssysteme erfolgt nur, wenn die Zündung ausgeschaltet UND die 12V-Batterie abgeklemmt wird. Das alleinige Abklemmen der 12V-Batterie (ohne Ausschalten der Zündung) deaktiviert bei eingeschaltetem Hybridsystem weder das Hochvoltsystem noch die Sicherheitssysteme! rlf_2010_107 rlf_2010_108rlf_2010_129
  • 38. 38 HYBRIDANTRIEB Trennstelle lokalisieren • Kofferraumboden hochklappen und die 12V-Steckverbindung links von der Hochvolt- batterie auf der E-Box lokalisieren. Steckverbindung trennen Diese Maßnahme deaktiviert nur das Hochvoltsystem. Das Trennen der 12V-Steckverbindung der E-Box deaktiviert nur das Hochvoltsystem. Sicherheitssysteme wie Airbags oder Gurtstraffer werden durch das 12V-Bordnetz weiter mit Spannung versorgt. Das Hochvoltsystem ist nach der Deaktivierung innerhalb von ca. 20 Sekunden spannungsfrei. Weitere Deaktivierungsmaßnahmen - wie sie zum Beispiel in den Reparaturleitfäden beschrieben sind (z. B. Ziehen des Wartungssteckers) - dürfen nur von entsprechend qualifiziertem Personal durchgeführt werden. Hochvoltsystem deaktivieren (Alternative Methode: Zündung und 12V-Batterie NICHT zugänglich) Ist der Zugang zum Zündschloss und zur 12V-Batterie nicht möglich, kann das Hochvoltsystem auch über die 12V-Steckverbindung an der E-Box im Kofferraum deaktiviert werden. Abb.: die 12V-Steckverbindung an der E-Box rlf_2010_130rlf_2010_109
  • 39. 39 Bei unsachgemäßer Handhabung von Hochvoltkomponenten besteht Lebensgefahr durch die hohe Spannung und den dabei auftretenden möglichen Stromfluss durch den menschlichen Körper. Auch nach einer Deaktivierung des Hochvoltsystems ist immer noch Spannung in der Hochvolt- batterie vorhanden. Die Hochvoltbatterie darf weder beschädigt oder geöffnet werden. Die Isolierung der Hochvoltleitungen ist orange. Hochvoltleitungen dürfen nicht beschädigt oder durch nicht-qualifiziertes Personal vom Hochvoltsystem getrennt werden. Ist bei Maßnahmen am Fahrzeug ein direkter Kontakt mit Hochvoltkomponenten unerläßlich, dann darf dies nur durch entsprechend qualifiziertes Personal erfolgen. Mit Vorsicht arbeiten Besondere Vorsicht ist bei Arbeiten an dem Hochvoltsystem geboten: Spezielle Hinweise: Fahrzeugbrand Bei der Brandbekämpfung sollten die ohnehin gebotenen Sicherheitsabstände eingehalten werden. Fahrzeug im Wasser Sollte sich ein Volkswagen Touareg Hybrid im Wasser befinden, besteht in der Regel keine Gefahr, dass Spannung an der Karosserie anliegt. Nach der Bergung des Fahrzeugs aus dem Wasser sollten Einsatzkräfte das Wasser aus dem Innenraum ablaufen lassen. Arbeiten am Fahrzeug können anschließend unter Einhaltung der genannten Einsatzhinweise durchgeführt werden.
  • 40. © Volkswagen AG Rückhaltesysteme EKSR Brieffach 1565 38436 Wolfsburg Stand: Dezember 2010 Artikel-Nr. 000.2200.56.00