3. Wie viele Ausländer leben in Deutschland?
Die Zahl der Ausländer – also der Einwohner ohne deutsche Staatsangehörigkeit –
variiert je nach Erhebung:
• Unter den rund 81 Millionen Einwohnern in Deutschland lebten 2015 laut
Mikrozensus 7,8 Millionen Ausländer – das entspricht 9,5 Prozent der
Bevölkerung. Davon hatten 1,4 Millionen "keine Migrationserfahrung", weil sie in
Deutschland geboren sind. Zum Vergleich: 2014 lebten 7,2 Millionen Ausländer in
Deutschland.
Quelle (Statistisches Bundesamt, Ergebnisse des Mikrozensus 2015, Fachserie 1
Reihe 2.2)
4. Anzahl der Ausländer in Deutschland nach Herkunftsland in
den Jahren 2014 und 2015
Herkunftsland 2014 2015
Veränderung
2015 vs. 2014
Türkei 1.527.118 1.506.113 -21.005
Polen 674.152 740.962 66.810
Italien 574.530 596.127 21.597
Rumänien 355.343 452.718 97.375
Griechenland 328.564 339.931 11.367
Kroatien 263.347 297.895 34.548
Russland 221.413 230.994 9.581
Serbien 220.908 230.427 9.519
Kosovo 184.662 208.613 23.951
Bulgarien 183.263 226.926 43.663
5. Wie viele "Menschen mit Migrationshintergrund" leben in
Deutschland?
• Mit 9,3 Millionen hat die
Mehrheit von ihnen einen
deutschen Pass.
• Lediglich 7,8 Millionen sind
Ausländer.
• Rund 11,5 Millionen haben
"eigene
Migrationserfahrung", sind
also im Ausland geboren und
eingewandert.
11. Das Streben Nach Glück
• http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43654/Deutsche-trauen-sich-nicht-Gefuehle-zu-zeigen
Du bist ja ein Patriot.
Rowan Barnett: Ich mag das Wort Patriot nicht, aber ich fühle mich mittlerweile fast als Deutscher!
Meine Frau ist Deutsche, meine Kinder haben deutsche Pässe. Ich wollte ihnen auch noch den britischen
Pass besorgen, sodass sie später frei entscheiden können, aber bisher war ich zu faul. Mittlerweile bin
ich sogar so weit, dass ich beim Fußball auch mit Deutschland mitfiebere.
Liao Yiwu: Ich finde sehr interessant, wie du über deine Identität redest, als Brite, der sich deutsch fühlt.
Und auch, dass du deinen Kindern keine Identität aufzwingen möchtest. In China war ich Chinese, da
musste ich nicht darüber nachdenken. Aber nun bin ich in Deutschland. Und hier legt die
Ausländerbehörde meine Identität fest. Auch über die Identität meiner Tochter kann ich nicht
entscheiden, sie hat ebenso wenig die Wahl. Meine Tochter wird den gleichen Status haben wie ich:
Flüchtling. Obwohl sie im Martin-Luther-Krankenhaus hier in Berlin geboren wurde, bleibt sie Flüchtling.
Eine deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen ist ein langes Prozedere.
Wollen Sie denn Deutscher werden?
Liao Yiwu: Ich mag die Mentalität der Deutschen. Es ist aber verrückt, unergründlich, wie die
Ausländerbehörde mit Menschen umgeht. Ich erzähle Ihnen von meinem schlimmsten Tag in
Deutschland: Am 3. August war ich bei der Ausländerbehörde, um den Ausweis für meine acht Monate
alte Tochter abzuholen. Wir waren sehr glücklich. Aber dann stand dort eine Dame mit ausdruckslosem
Gesicht, kontrollierte unsere Identität und fragte nach einem Dokument, das wir nicht dabeihatten.
12. Sollten sich Zuwanderer bemühen, die Sprache des neuen Landes zu lernen?
Mesut Cevik: Natürlich. Aber ich finde die Art und Weise nicht gut, wie die deutschen Politiker das
immer wieder betonen. Das wirkt auf mich polemisch. Jeder Mensch, der hierher kommt, will doch
sowieso die Sprache lernen. Wäre ich Politiker, würde ich nicht immer Forderungen an die kleine
Gruppe richten, an die acht Millionen Ausländer, sondern an alle achtzig Millionen Einwohner.
Integration ist ein Zusammentreffen auf einer Brücke. Und Angst müsste eigentlich nicht die Mehrheit,
sondern die Minderheit haben.
Miguel Moya: Ich erlebe diese Pflicht auch andersherum. Meine Mutter hat mir eingebläut: Wenn du
dich in Deutschland verliebst und ihr Kinder bekommt, müssen die Spanisch sprechen!
Miguel Moya, Sie sind 26 und kamen vor zwei Jahren aus Sevilla zum Arbeiten nach Deutschland. Sie
wirken sehr offen. Haben Sie deutsche Freunde?
Miguel Moya: Neulich habe ich abends in einer Kneipe eine Frau angesprochen. Ich: Hallo! Sie: Nein.
Das wars. Es ist sehr schwer, jemanden kennenzulernen. Ich bin aber auch selbst schuld, weil ich in einer
WG mit zehn Spaniern wohne.
Rola Ali: Ich lerne Deutsch auf einer Sprachschule, das Jobcenter bezahlt dafür. Das Ganze nennt sich
Integrationskurs – dabei treffe ich dort natürlich nur Ausländer.
Mesut Cevik: Obwohl ich hier geboren bin, habe ich nur Freunde, bei denen die Familien multikulturell
aufgestellt sind. Zumindest einer hat nicht-deutsche Wurzeln. Das mag Zufall sein oder die Chemie. Am
meisten habe ich mit Türken zu tun. Meine Software ist deutsch, aber meine Hardware türkisch.
Mesut Cevik: Ich bin Anfang der Achtziger in Berlin-Wedding zur Schule gegangen. In
meiner Klasse waren nur türkische Kinder. Wir hießen 1RA. Es gab auch eine Klasse 1A,
da waren drei Türkischstämmige drin und sonst nur Deutsche. In der zehnten Klasse
habe ich herausgefunden, was RA bedeutet: reine Ausländerklasse.
13. Prognose
• Die aktuell hohe Zuwanderung hat "nur sehr eingeschränkte
Auswirkungen auf die langfristige Bevölkerungsentwicklung", erklärte
das Statistische Bundesamt im Februar 2016.
• Ab 2050, so berechnen Statistiker, werden jährlich rund 400.000 mehr
Menschen sterben als geboren. Gleichzeitig gehen die Experten
davon aus, dass sich der Wanderungsüberschuss in den kommenden
Jahren wieder verringert.