2. Die Lyme-Krankheit ist eine von Zecken übertragene
Infektion, die durch Spirochäten der Borrelia-Spezies
hervorgerufen wird.
Spirochäten zeichnen sich durch die Helixform der Bakterien
aus. Zu den pathogenen Spirochäten
gehören: Treponema, Leptospira und Borrelia.
3. Epidemiologie der Lyme-Borreliose
• Lyme-Krankheit wurde im Jahr 1976 wegen des gehäuften
Auftreten in Lyme, Connecticut, beschrieben
• In den Vereinigten Staaten wird die Lyme-Borreliose in erster Linie
durch Borrelia burgdorferi und in geringerem Maße durch B.
mayonii verursacht
• In Europa und Asien wird die Lyme-Borreliose hauptsächlich
durch B. afzelii, B. garinii und B. burgdorferi verursacht.
• Der Beginn der Krankheit ist meist im Sommer und frühen Herbst.
Die meisten Patienten sind Kinder und junge Erwachsene, die in
waldreichen Gegenden wohnen.
4. Lyme-Krankheit wird hauptsächlich durch 4 Ixoden
(Ixodes) Spezies weltweit übertragen
• I. scapularis (die Hirschzecke) in den nordöstlichen und nördlichen zentralen USA
• I. pacificus in den westlichen USA
•I. ricinus in Europa
• I. persulcatus in Asien
5. • In den USA ist die Weißfußmaus das primäre Tierreservoir für B. burgdorferi und
der bevorzugte Wirt für Nymphen- und Larvenformen der Hirschzecke. Hirsche
sind Wirte für adulte Zecken, weisen jedoch keine Borrelien (Borrelia) auf. Andere
Säugetiere (z. B. Hunde) können zufällige Wirte sein und können auch an
Borreliose erkranken. In Europa sind größere Säugetiere wie
Schafe Wirte für die erwachsene Zecke.
6. • B. burgdorferi gelangt an der Stelle des Zeckenstichs in die
Haut. Nach 3–32 Tagen wandern die Erreger lokal in die Haut
ein und verbreiten sich über die Lymphgefäße, wo sie eine
Lymphadenopathie hervorrufen, oder disseminieren
andere Hautlokalisationen. Zunächst tritt eine entzündliche
migrans) auf, bevor eine signifikante Immunantwort auf die
Konversion) folgt.
8. • Zecken gehören zur Klasse der Spinnentiere und zur Unterklasse der
Milben. In Deutschland zählt zu den bekanntesten Vertretern der Gemeine
Holzbock (Ixodes ricinus). Ebenfalls in Deutschland, jedoch etwas
seltener treten die Buntzecken auf (Dermacentor reticulatus und
Dermacentor marginatus). Alle Zecken entwickeln sich in mehreren
Entwicklungsstadien mittels Häutung von der Larve über die Nymphe zur
erwachsenen (adulten) Zecke. Vor jeder Häutung benötigt die Zecke eine
Blutmahlzeit, für die sie Nagetiere, Vögel und mittelgroße und große
Warmblüter, aber auch Eidechsen suchen. Auch der Mensch kann hierbei
als Blutspenders dienen. Für eine Blutmahlzeit bohren Zecken ihre
Mundwerkzeuge in die Haut ihres Wirtes. Beim mehrere Tage dauernden
Saugakt können die Zecken von bereits infizierten Wirten Erreger
aufnehmen oder, falls sie bereits Träger von Krankheitserregern sind,
Erreger auf den Wirt übertragen
9. Symptome und Beschwerden der Lyme-
Borreliose
Lyme-Krankheit hat 3 Stadien:
• Früh lokalisiert
• Früh disseminiert
• Spät
Die frühen und späten Stadien sind meist durch ein
asymptomatisches Intervall getrennt.
10. 1.Früh lokalisiertes Stadium
• Das Erythema migrans, das Markenzeichen und bester klinischer Indikator
für eine Lyme-Krankheit, ist das 1. Symptom der Krankheit. Es tritt bei
mindestens 75% der Patienten auf und beginnt als rote Makula oder Papel
an der Stelle des Zeckenbisses, meist am proximalen Teil einer Extremität
oder des Rumpfs (insbesondere Oberschenkel, Gesäß oder Axilla),
zwischen dem 3. und 32. Tag nach einem Zeckenstich. Weil
Zeckennymphen so klein sind, bemerken die meisten Patienten nicht,
dass sie gebissen worden sind.
• Das Gebiet dehnt sich bis oft bis zu einem Durchmesser von ≤ 50 cm aus,
oft mit einer Abblassung zwischen dem Zentrum und der Peripherie und
ähnelt dem Zentrum einer Zielscheibe. Ein sich verdunkelndes Erythem
kann in der Mitte entstehen, das sich möglicherweise heiß anfühlt und
sich verhärtet. Ohne Therapie verblasst das Erythema migrans in der
Regel innerhalb von 3–4 Wochen.
12. 2.Frühes Verbreitungsstadium
• Die Symptome der früh disseminierten Krankheit beginnen Tage oder Wochen nach dem
Erscheinen der Primärläsion, wenn sich die Bakterien im Körper ausbreiten. Schon bald nach
dem Beginn entwickeln fast die Hälfte der unbehandelten Patienten multiple, meist kleinere,
ringförmige sekundäre Hautläsionen ohne indurierte Zentren. Der Erreger wurde in Kulturen
dieser Sekundärläsionen nachgewiesen, was auf eine Dissemination der Infektion hindeutet.
• Die Patienten entwickeln ein muskuloskeletales influenzaähnliches Syndrom, das aus
Krankheitsgefühl, Ermüdung, Schüttelfrösten, Fieber, Kopfschmerzen,
Nackensteifigkeit, Myalgien und Arthralgien, die für Wochen anhalten können, besteht.
Da die Symptome oft unspezifisch sind, wird die Diagnose bei Abwesenheit des
Erythema migrans häufig verfehlt; ein hoher Verdachtsindex ist erforderlich. Eine
eindeutige Arthritis ist in diesem Stadium selten. Weniger häufig kommt es zu
Rückenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Halsschmerzen, Lymphadenopathie und
Splenomegalie.
13. 2.Frühes Verbreitungsstadium
• Die Symptome treten charakteristischerweise intermittierend
und veränderlich auf, Krankheitsgefühl und Müdigkeit können
aber über Wochen hinweg fortbestehen. Manche Patienten
entwickeln Zeichen einer Fibromyalgie. Bereits abgeklungene
Hautläsionen können in späten Krankheitsstadien in
abgeschwächter Form wieder auftreten, manchmal vor
rekurrierenden Arthritisanfällen.
14. 3.Krankheit im Spätstadium
• Bei unbehandelter Lyme-Krankheit beginnt das Spätstadium Monate bis Jahre
nach der Erstinfektion. Eine Arthritis entwickelt sich bei ca. 60% der Patienten
innerhalb mehrerer Monate, gelegentlich bis zu 2 Jahre, nach Beginn der Krankheit
(gemessen am Auftreten des Erythema migrans). Intermittierende Schwellungen
und Schmerzen in wenigen großen Gelenken, insbesondere den Knien, können
über mehrere Jahre hinweg wieder auftreten. Betroffene Kniegelenke sind meist
viel mehr geschwollen als schmerzhaft; sie sind oft heiß, aber selten gerötet.
Baker-Zysten können sich bilden und rupturieren. Krankheitsgefühl, Müdigkeit
und leichtes Fieber können den Arthritisanfällen vorangehen oder diese begleiten.
Ca. 10% der Patienten entwickeln eine chronische (nichtremittierend für ≥ 6
Monate) Beteiligung der Knie.
• Andere späte Befunde (die Jahre nach Beginn auftreten) sind eine
antibiotikaempfindliche Hautläsion (Akrodermatitis chronica atrophicans) und
chronische Anomalien des Zentralnervensystems, entweder Polyneuropathie oder
eine leichte Enzephalopathie mit Stimmungs-, Gedächtnis- und Schlafstörungen.
• Einige Patienten haben nach erfolgreicher Antibiotikabehandlung Symptome wie Müdigkeit, Kopf-,
Gelenk- und Muskelschmerzen sowie kognitive Probleme. Diese Symptome werden zusammenfassend als
Post-Treatment-Lyme-Krankheit-Syndrom (PTLDS) bezeichnet.
17. Diagnose
Klinische Bewertung unterstützt von akuten und laufende serologischen Untersuchungen
Das Erythema migrans wird in der Regel klinisch diagnostiziert, weil es sich entwickelt, bevor serologische Tests positiv werden
Es können Blutkulturen und Kulturen relevanter Körperflüssigkeiten (z. B. Liquor, Gelenkflüssigkeit) angelegt werden – primär,
um andere Erreger nachzuweisen.
Serologische Untersuchungen:
ELISA( Antikörper)
Enzymimmunoassay(EIA)
Western-Blot-Test
18. Akute (IgM) und rekonvaleszente (IgG) Antikörpertiter im Abstand von 2 Wochen können
hilfreich sein; positive Enzymimmunoassay-Titer (C6 ELISA) sollten durch einen zweiten
Enzymimmunoassay (EIA) oder Western-Blot-Test bestätigt werden. Eine Serokonversion
kann jedoch erst spät auftreten (z. B. > 4 Wochen) oder gelegentlich fehlen (z. B. wenn
Patienten bereits früher eine Antibiotikatherapie erhalten haben), und positive IgG-Titer
können eine früher durchgemachte Infektion repräsentieren. Wenn nur IgM-Bänder auf dem
Westernblot nachgewiesen werden, insbesondere lange nach der Exposition, sind die
Ergebnisse oft falsch positiv. Polymerase-Kettenreaktionstests (PCR) von Liquor oder
Synovialflüssigkeit sind oft positiv, wenn diese Stellen betroffen sind.
19. Antibiotische Therapie der Lyme-Borreliose
Im Hinblick auf die Wirksamkeit der antibiotischen Behandlung der LB sind zwei Erkenntnisse von
herausragender Bedeutung:
• Die Antibiose ist im Frühstadium wirksamer als in der Spätphase.
• Bei jedem Antibiotikum kann der Therapieerfolg verzögert oder gar nicht auftreten, so dass eine
Nachbehandlung, ggfs. mit einem anderen Antibiotikum, erforderlich
20.
21. Antibiotische Therapie der Lyme-Borreliose
• Die Behandlung der Lyme-Borreliose kann entweder als
Monotherapie oder mit einer synchronen Kombinationstherapie
erfolgen. Die Effizienz einer antibiotischen Kombinationstherapie
ist bisher wissenschaftlich nicht belegt; diese Behandlungsform
basiert auf mikrobiologischen Befunden und auf bisher nicht
systematisch untersuchten empirischen Daten.
25. Prävention
Um zu vehindern, dass Zecken auf die Haut gelangen, sollte man:
• Auf Wegen und Pfaden bleiben
• Hosen in Stiefel oder Socken stecken
• Langärmelige Hemden tragen
• Repellents mit Diethyltoluamid (DEET) auf die Hautoberfläche auftragen
• DEET sollte bei sehr kleinen Kindern vorsichtig verwendet werden, da von toxische Reaktionen
berichtet wurde.