Fremdsprachen - Mit Technologien Sprachen lernen und lehren
1. Gerlinde
Buchberger,
Johanna
Chardaloupa,
Georgios
Perperidis
und
Verena
Heckmann
Fremdsprachen
Mit Technologien Sprachen lernen und lehren
In
diesem
Kapitel
wird
ein
exemplarischer
Überblick
über
den
Einsatz
von
Technologien
beim
Fremdspra-‐
chenlernen
und
-‐lehren
gegeben.
Ausgehend
vom
„Gemeinsamen
europäischen
Referenzrahmen”
wird
der
Technologieeinsatz
bei
der
Entwicklung
und
Einübung
der
dort
erwähnten
FerCgkeiten
erläutert.
In
weiteren
AbschniEen
wird
auf
das
„Elektronische
Europäische
Sprachenporfolio”
und
den
„Europass”,
auf
Sprachlernangebote
im
Web
und
auf
Fort-‐und
Weiterbildungsangebote
für
Fremdsprachenlehrende
einge-‐
gangen.
Als
Abschluss
soll
ein
aktuelles
Beispiel
den
schulischen
Einsatz
von
Technologien
im
fremdsprach-‐
lichen
Unterricht
illustrieren
und
konkreCsieren.
Quelle:
Nazareth
College,
URL:
hEp://www.flickr.com/photos/nazareth_college/4725085130/
[2011-‐01-‐01]
#sprache
#spezial
#fachgegenstand
Version
vom
1.
Februar
2011
Für
dieses
Kapitel
wird
noch
ein
Pate
gesucht,
Jetzt Pate werden! mehr
InformaConen
unter:
hEp://l3t.eu/patenschaH
2. 2
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
Dieses Kapitel wird zunächst über den (mög-
1. Einleitung
lichen) Technologieeinsatz beim Sprachenlernen be-
Im Zeitalter von Internet, Web 2.0 und mobilen End- richten und sich dabei an der Struktur des GERS ori-
geräten sind moderne Technologien auch aus dem entieren. Im Anschluss wird es unter anderem das eu-
Bereich des Sprachenlehrens und -lernens kaum ropäische Sprachenportfolio, Webangebote für Ler-
mehr wegzudenken (Rüschoff & Wolff, 1999; Nie- nende und Fortbildungsangebote für Lehrende be-
weler, 2006). Besonders die Netzgeneration erwartet, schreiben.
dass Werkzeuge und Kommunikationsformen, die sie
2. Hörverstehen
mit
Podcasts
in ihrer Freizeit verwendet, auch für diesen Bereich
nutzbar gemacht werden. Radiosendungen
und
Sprachlernangebote
In einer globalisierten Welt müssen Lernen und Bei professionellen Podcasts handelt es sich um die
Lehren besser an die immer unterschiedlicheren Be- Zweitverwertung von Nachrichtensendungen, Repor-
dürfnisse und Voraussetzungen von Lernenden ange- tagen oder Interviews. Ein umfangreiches Angebot
passt werden. Moderne Technologien eröffnen bieten Radio Nacional de España, BBC, NYT, Radio
enorme Möglichkeiten für verstärkte Individuali- France und die ARD Mediathek.
sierung. Sie machen Lernende räumlich und zeitlich Unter den Informationspodcasts finden sich
weitgehend unabhängig und erleichtern selbstbe- Nachrichten in langsamem Sprechtempo mit transki-
stimmtes, autonomes, konstruktivistisches Lernen bierten Hörtexten wie das „Journal en français
(Nieweler, 2006; Schmidt, 2005, vgl. Kapitel #lern- facile“, die „BBC World News For Children“ und die
theorie). Für den Fremdsprachenerwerb und -unter- langsam gesprochenen Nachrichten der Deutschen
richt ermöglichen sie neben leicht zu realisierender Welle. Private Podcasts werden von Sprachschulen
Informationsbeschaffung eine globale Vernetzung, und Fremdsprachenlehrern angeboten und stellen in
weltweite Kommunikation und Kooperation und den didaktisierter Form transkribierte Hörtexte und
Zugang zu topaktuellen authentischen Quellen und Übungsmaterial zur Verfügung. Dazu gehören der
Unterrichtsmaterialien. Schweizer Podclub, das spanische Blog SSL4You von
Der „Gemeinsame Europäische Referenzrahmen Teresa Sánchez, das französische Blog GABFLE,
für Sprachen“ (GERS) definiert fünf Fertigkeitsbe- Breaking News English von Sean Banville und der
reiche, nämlich: „hören“, „lesen“, „zusammen- deutsche Podcast Slow German.
hängend sprechen“, „an Gesprächen teilnehmen“
und „schreiben“ (ÖZG, 2009, 10; siehe Abbildung 1). Die
URL
von
diesen
und
allen
weiteren
im
Kapitel
ge-‐
Die Fertigkeitsbereiche kommen in der Praxis oft in
Kombination vor und werden daher auch integrativ
! nannten
Angeboten
finden
Sie
bei
Mister
Wong
unter
den
Schlagworten
#l3t
und
#sprache.
gelehrt und gelernt.
Hörtexte
auswählen
und
bearbeiten
Die Schwierigkeit bei der Suche nach geeigneten Pod-
casts liegt darin, dass Hörtexte im Vergleich zu Lese-
texten nicht überflogen und quergelesen werden
können, sondern dass die Lehrperson bei der Unter-
richtsvorbereitung den gesamten Podcast anhören
muss, bevor sie entscheiden kann, ob der Text ge-
eignet ist. Oft finden sich schriftliche Kurzzusam-
menfassungen der Inhalte oder sogar komplette
Transkriptionen der Sprechertexte, die die Textvor-
auswahl unterstützen. Das Hördokument soll den
curricularen Vorgaben entsprechen, an die Erfah-
rungswelt der Lernenden anknüpfen und aktuelle und
authentische Kontexte bieten (Heckmann, 2009a).
Sollte das Sprechtempo zu schnell sein, kann das
Abbildung
1:
Die
Fertigkeitsbereiche
für
Sprachkom-‐ Tempo der Hörtexte mit der freien Software zur Au-
petenz
des
Gemeinsamen
Europäischen
Referenz-‐ diobearbeitung Audacity oder anderen Audioeditoren
rahmen
für
Sprachen verändert werden (vgl. Kapitel #educast). Zudem
können die Hörtexte geschnitten und die Schnipsel
3. Fremdsprachen.
Mit
Technologien
Sprachen
lernen
und
lehren
—
3
beliebig zu einem neuen Text zusammengefügt medien und diverse Hypertext-Nachfolgesysteme
werden. Die Audiobearbeitung kann sowohl Aufgabe (Schulmeister, 2007, 295ff) den Fremdsprachen-
der Lehrperson während der Unterrichtsvorbereitung erwerb und unterstützen mit ihren nicht-linearen
sein, als auch eine Möglichkeit, die Lernenden zu ak- Texten vor allem autonome, konstruktivistisch orien-
tivieren und ihnen die Gelegenheit zu geben, Hör- tierte Sprachenlernende dabei, sich ihre individuellen
texte zu suchen, zu bearbeiten und der Lerngruppe Lernpfade selbst zu organisieren, rasch an weiterfüh-
beispielsweise auf einer Lernplattform zur Verfügung rende Information zu gelangen oder Definitionen
zu stellen. Allerdings sollte dabei bedacht werden, und/oder Übersetzungen von ausgewählten Schlüs-
dass bei jeder Bearbeitung die Authentizität der Hör- selwörtern oder Redewendungen zu erhalten (zum
texte verloren geht. Beispiel Britannica, Wikipedia). Auch sogenannte
„Cursor Translator“ sind hilfreiche Werkzeuge zur
Individuelles
Hörverstehen
und
ParAzipaAon
leichteren Erschließung von Texten (zum Beispiel
Im Gegensatz zum traditionellen Hörverstehen Online-Zeitschriften des Spotlight-Verlags).
frontal im Klassenverband haben die Lernenden über Bei manchen Ressourcen, zum Beispiel bei
portable Abspielgeräte wie Handy oder MP3-Player Online-Zeitungen wie bei den New York Times, oder
von jedem beliebigen Ort aus Zugriff auf die Hörda- auch bei freien Bildungsressourcen (Open Educa-
teien und bestimmen das Hörtempo individuell, tional Resources, kurz OER, siehe Kapitel #open-
indem sie den Hörtext anhalten, vor- und zurück- access) wie dem Open-Courseware-Projekt vom MIT
spulen. Nachdem das Hörverstehen über ge- gibt es die Möglichkeit der audio-visuellen Rezeption.
schlossene oder offene Aufgaben gesichert wurde, Dabei werden die Transkripte gemeinsam mit Vi-
sollte sich eine produktiv-kreative Phase anschließen, deoaufzeichnungen wichtiger Interviews, Fernsehdis-
die über den eigentlichen Hörtext hinausgeht. Beim kussionen oder Vorlesungen online veröffentlicht,
Einsatz von Podcasts bietet es sich an, über die Kom- sodass Lernende zum besseren Verständnis der Hör-
mentarfunktion, die viele Podcast-Anbieter in ihrem texte die synchron geschalteten Transkripte heran-
Blog vorsehen, die Lernenden zu schriftlichen Texten ziehen können. Ebenso ermöglichen bestimmte
in Form von Meinungsäußerungen oder persönlichen OER-Angebote das Verfolgen von Video-Vorle-
Berichten anzuregen. Eine weitere Form der Partizi- sungen zusammen mit den jeweiligen Transkripten
pation besteht in der Produktion eigener Hörtexte, (zum Beispiel der Stanford University auf iTunes; vgl.
die anschließend, zum Beispiel bei Audio-Lingua.eu, Kapitel #openaccess)
Sprachenlernenden aus der ganzen Welt zur Ver- Wie bei allen Internetressourcen ist jedoch die
fügung gestellt werden können. Die Möglichkeit der Evaluierung der Qualität gewählter Ressourcen not-
sozialen Interaktion zwischen den Lernenden schafft wendig. Texte aus zuverlässigen Quellen auszu-
authentische Schreib- und Sprechanlässe (Heckmann, wählen, ist dabei ein erster Schritt der Qualitätskon-
2009b, vgl. Kapitel #educast). trolle.
Textmaterialien von qualitativ hochwertigen Web-
3. Fremdsprachliche
Lesekompetenz
entwickeln
sites, wie zum Beispiel von internationalen Kulturin-
Die Entwicklung des Lese-, ebenso wie die des Hör- stituten, öffentlich-rechtlichen Radio-und Fernsehan-
verstehens ist als notwendiger rezeptiver Ausgangs- stalten mit Bildungsauftrag, renommierten Bildungs-
punkt und als Input für andere, produktive sprach- einrichtungen oder Onlineversionen von Qualitäts-
liche Äußerungen, wie auch als Impuls für Diskussi- zeitungen und -zeitschriften weisen normalerweise
onseinstiege zu betrachten. die von Sprachenlernenden und -lehrenden erwartete
Auch hier können neue Medien, Social Software Qualität auf.
und Internetressourcen sowohl in informellen als
Online-‐Wörterbücher,
Korpora,
Konkordanzen
und
En-‐
auch formellen, institutionellen Kontexten von
zyklopädien
großem Nutzen sein und besitzen, wie bereits ein-
leitend erwähnt, einen hohen Mehrwert gegenüber Neben einer Vielzahl von ein-, zwei-oder mehrspra-
herkömmlichen Methoden und Ressourcen. chigen Online-Wörterbüchern bietet das Internet für
fortgeschrittene Fremdsprachenlernende auch
Internet
als
Quelle
von
Hypertext
und
Hypermedien
Korpora, Konkordanzen und Enzyklopädien in
Das Internet bietet eine Fülle an Texten in vielen eu- vielen europäischen Sprachen. Einige davon sind frei
ropäischen Sprachen und Schwierigkeitsgraden und im WWW verfügbar, andere sind kommerzielle Pro-
zu jedem nur vorstellbaren Thema. Seit den An- dukte.
fängen des Web 1.0 bereichern Hypertext, Hyper-
4. 4
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
In der Praxis : Kostenlose Wörterbücher
MulAlinguale
Wörterbücher Beispiele
für
einsprachige
englische
Wörterbücher
Leo.org:
hEp://dict.leo.org
(EN,
FR,
IT,
ES,
DE,
RU,
Chinesisch) hEp://dicConary.cambridge.org/,
dict.cc:
hEp://www.dict.cc/
(mehr
als
30
Sprachen)
hEp://www.onelook.com
Woxicon:
hEp://www.woxikon.de/
(EN,
IT,
ES,
FR)
Pons:
hEp://www.pons.eu/
(EN,
FR,
IT,
ES,
PT,
RU,
GR,
SL)
Weblogs,
Web-‐Quests,
Wikis,
Open
EducaAonal
Re-‐
sources
(OER)
und
Social-‐Bookmarking-‐Dienste
(zum Beispiel via YouTube). Dabei besteht noch die
Kommentarfunktion der erstellten Beiträge, womit,
Auch Weblogs, Wikis und OER können, sofern sie in Kombination zum Sprechen, die Entwicklung von
den geforderten Qualitätskriterien genügen, wertvolle weiteren Kompetenzen, zum Beispiel Schreiben, an-
Quellen für authentische Texte sein und sowohl die geregt wird (siehe auch Kapitel #educast).
Entwicklung der Lese- als auch der interkulturellen Motivationsfördernd können Web-2.0-Tools noch
und kommunikativen Kompetenz fördern. Social- für gelenkte Sprechäusserungen zeitversetzt einge-
Bookmarking-Dienste helfen bei der Recherche, RSS- setzt werden, womit mündliche Beiträge aufge-
Feeds beim regelmäßigen Zugang zu geeigneten Ma- nommen, anderen Nutzern per Mail verschickt und
terialien (Rüddigkeit, 2006). in Blogs oder Plattformkursen eingebettet werden.
Dabei variiert die Übungspalette. Es können einfache
Kommerzielle
Online-‐Ressourcen
zum
Fremdsprachen-‐
reproduktive Sprechaufträge gestellt werden, bis hin
lernen
zu Kettenübungen und zur Durchführung von
Neben einer unerschöpflichen Fülle von frei verfüg- kleinen kooperativen Projekten. Ihr Mehrwert liegt
baren authentischen, teilweise bereits didaktisch auf- grundsätzlich darin, dass sie durch eine einfache Be-
bereiteten Texten, bietet das Internet auch Res- dienung systematisch die Zielsprachverwendung ein-
sourcen auf kommerziellen Plattformen. Die An- führen und konstruktiv das freie Sprechen vorbe-
bieter sind zum Beispiel Verlage, die für die Abon- reiten.
nenten ihrer Sprachzeitschriften oder Käufer ihrer
Synchrone
KommunikaAon
-‐
KommunikaAonstools
Lehrbücher aktuelle, didaktisch aufbereitete Online-
materialien und Onlinedossiers teilweise gratis, teil- Um intensive Interaktionsprozesse für das Mündliche
weise gegen geringe Gebühren zur Verfügung stellen. zu initiieren sind Sprechaktivitäten dialogischer Form
angebracht, in denen nicht mehr Inhalte reproduziert
4. Sprechinhalte
erarbeiten
und
präsenAeren
werden, sondern Kommunikation in der Zielsprache
Zur Förderung der Sprechkompetenz bietet die letzte angestrebt wird.
Internetgeneration diverse Möglichkeiten, im Ge- Zur Unterstützung von Gesprächsentwicklung,
gensatz zur ersten, streng instruktionistisch geprägten von Konferenzen und multimedialem kollaborativem
Internetgeneration, die der mündlichen Kommuni- Austausch in synchroner Zeit bieten sich ver-
kation nur begrenzten Raum ließ. Aufgrund schneller schiedene Werkzeuge an (Döring & Pöschl, 2003;
Internetzugänge, Breitbandnetze und der Partizipati- siehe Kapitel zu #kommunikation, #videokonfe-
onsmöglichkeiten des Web 2.0 ist es möglich, neben renz). Das dialogische Sprechen kann in Partner-
dem Schreiben, Lesen und Hören nun auch das oder Gruppenarbeit durchgeführt werden, wobei ge-
Sprechen zu fördern. lenkte und freie Übungen eingesetzt werden können
(Beißwenger & Storrer, 2005). . Dadurch findet Inter-
Asynchrone
KommunikaAon
-‐
KommunikaAonstools
aktion zwischen Lehrenden und Lernenden, haupt-
Asynchrone Sprechanlässe monologischer Form sächlich jedoch unter Lernenden statt. Über Sprech-
können Lehrende und Lernende begleitet von audio- aufträge hinaus eignen sich solche Software-Pro-
visuellem Material mit Hilfe von Präsentation- gramme als reine Kommunikationsmittel in der Ziel-
Software (zum Beispiel Powerpoint) zunächst reali- sprache zur Erarbeitung und Betreuung von kollabo-
sieren und anschließend anderen Lernenden zu- rativer Spracharbeit (zum Beispiel Schulprojekte, in-
gänglich machen, indem sie für die eigene Lern- ternationale Projekte). Dabei besteht der positive
gruppe, für eine größere Lerngemeinschaft oder Effekt für das Lernen darin, dass die Lernenden auf
sogar für alle Internetnutzer veröffentlicht werden diesem Wege, und umgeschaltet auf eine prinzipiell
5. Fremdsprachen.
Mit
Technologien
Sprachen
lernen
und
lehren
—
5
authentischere sprachliche Ebene, zur Anbahnung Eine hervorragende Kombination all dieser Ele-
und Aufrechterhaltung der Kommunikation angeregt mente bieten Web-Quests an. Web-Quests basieren
werden. auf einem didaktischen Modell, um sinnvoll mit In-
Zusätzlich zu unterschiedlichsten Kommunikati- ternet und PC zu arbeiten. „Die abenteuerliche Spu-
onstools können auch Lernpartnerschaften gesucht rensuche im Internet“, dessen Steuerungs- und Kon-
und gepflegt werden. Hier unterstützen Angebote trollfunktion die Lernenden übernehmen, kann sie
wie „eTandem“ der Universität Bochum (Brammerts zum Lernen motivieren.
& Kleppin, 2001). Web-Quests stellen also eine Möglichkeit dar, im
Unterricht lernerzentriert zu arbeiten, sowie Com-
5. Fremdsprachliche
Schreibfähigkeit
entwickeln
puter und Internet sinnvoll einzusetzen (Moser,
Schreiben wird - zusammen mit Sprechen - als pro- 2000). Eines steht aber auch fest: Da die Quellen der
duktive Fertigkeit charakterisiert. Das Schreiben, bzw. Web-Quests meistens – nicht immer – Webseiten
der von Lernenden geschriebene Text, spielt im Un- sind, und mehrere Medien auf einer Seite kombiniert
terricht eine bedeutende Rolle als Wiedergabe von werden können, müssen die Lerner/innen Informa-
Gelerntem, als persönliche Ausdrucksmöglichkeit der tionen und Daten von mehreren Medien und Modi in
Lerner und Lernerinnen, als Auseinandersetzung mit ein Medium und einen Modus, nämlich in einen
einem Text oder auch teilweise zu Prüfungszwecken, schriftlichen Texttyp überführen. Damit ist also sinn-
da ein geschriebener Text Sprachnormen fassbar re- vollerweise zugleich das integrierte Erlernen und
präsentiert und leichter bewertbar macht. Das In- Üben von im GERS getrennt definierten Fertigkeiten
ternet bietet zahlreiche zusätzliche Möglichkeiten, um verbunden: Ohne verstehendes Lesen und Hör-Seh-
dieser Fertigkeit eine besondere und interessante Be- Verstehen kein Schreiben.
deutung zu geben (Würffel, 2008). Das Senden von Weblogs und Wikis können die schriftliche
E-Mails zur informellen Kommunikation wurde vor Kommunikation im Fremdsprachenunterricht berei-
allem bei Jugendlichen immer mehr durch SMS und chern (Platten, 2008). Sie können sowohl als Kom-
IM-Dienste abgelöst. Dafür erhielt E-Mail-Verkehr munikationsmedium (asynchron), Informationsquelle
im beruflichen Kontext einen höheren Stellenwert. (aktuell und authentisch) oder Publikationsmedium
Es ist daher für die Lernenden von Fremdsprachen von Projekten und Ergebnissen agieren.
notwendig und bestimmt auch spannend und moti-
vierend, das Schreiben zu trainieren und ihre Schreib-
kompetenz zu professionalisieren. Vor allem aber ist Das
Projekt
E-‐Journal
bietet
Unterstützung
und
ein
ei-‐
es bei dieser Übung wichtig, den Lernenden klar zu ! genes
Werkzeug
für
Fremdsprachenlehrende
machen, welches Register der jeweiligen Fremd- hEp://dafnord.eduprojects.net/ejournal.html
sprache man in dieser Art von Kommunikation ver-
wendet. Vor der praktischen Anwendung, sollten 6. Das
„Elektronische
Europäische
SprachenporZolio/
daher fremdsprachige E-Mails gelesen und diskutiert eESP”
und
der
„Sprachenpass”
als
MoAvaAons-‐,
Be-‐
werden. richts-‐und
DokumentaAonsinstrumente
E-Mail-Projekte (Netz und Heinen, 2004) sind
im Fremdsprachenunterricht sehr beliebt, da die Ver- Das vom Europarat im Jahr 2000 initiierte „Euro-
wendung neuer Vokabel in der Fremdsprache durch päische Sprachenportfolio/ESP” hat zwei Grund-
diesen spannenden Austausch unterstützt und der funktionen, eine pädagogische und eine Berichts-und
aktive Wortschatz dabei erweitert wird. Solche vir- Dokumentationsfunktion (Schneider & Lenz,
tuelle Schulpartnerschaften werden in Europa vom 2001, 3). Die pädagogische Funktion soll Lernende
EU-Programm eTwinning gefördert. Es vernetzt zum Sprachenlernen im Allgemeinen motivieren, zu
Schulen aus Europa über das Internet miteinander. plurilingualen und interkulturellen Erfahrungen,
Mit eTwinning findet man eine Partnerschule und ar- sowie zur Selbstreflexion anregen. Die Berichts-und
beitet in einem geschützten virtuellen Klassenraum Dokumentationsfunktion hat zum Ziel, Lernende zur
an einem gemeinsamen Unter richtsprojekt Dokumentation ihrer Sprachkompetenzen zu er-
(http://www.etwinning.net). muntern. Auf Basis der Papierversion vom Juni 2000
Für Hebel et al. (2002) zählen „im Netz intera- wurde in enger Zusammenarbeit von EAQUALS
gieren“, „Dokumentation für einen Internetbeitrag (European Association for Quality Language Ser-
zusammenstellen“ und „Netzpräsentation gestalten“ vices) und ALTE (Association of the Language
zu den produktiven Kompetenzen im Umgang mit Testers in Europe) ein „Elektronisches Europäi-
dem Internet im Unterricht (S. 90). sches Sprachenportfolio/eESP” entwickelt und
6. 6
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
vom Europarat akkreditiert. Die elektronische Neue Technologien bieten also ein großes Po-
Version wird für erwachsene Lernende (16 Jahre und tential für individualisiertes Sprachenlernen, stellen
älter) empfohlen, ist derzeit auf Englisch und Fran- aber so manche Lernende auch vor hohe Herausfor-
zösisch verfügbar und kann von der ALTE Website derungen (zum Beispiel technische oder Motivations-
kostenfrei heruntergeladen werden (http://www.al- probleme).
te.org/projects/eelp.php).
8. Fort-‐und
Weiterbildungsmöglichkeiten
für
Fremd-‐
Ebenfalls vom Europarat wurde der „europass“
sprachenlehrer/innen
im
Web
entwickelt. Er besteht aus den fünf Teilbereichen Le-
benslauf, Sprachenpass, Mobilität, Diploma-Sup- Einige Institutionen wie das Goethe-Institut oder das
plement und Zeugniserläuterungen. Der persönliche Referat Kultur und Sprache im im österreichischen
„europass“-Sprachenpass dokumentiert mit Hilfe von Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Selbstbeurteilungsrastern die individuelle Sprachkom- bieten selbstständig Fort- und Weiterbildungsse-
petenz, listet die erworbenen Zertifikate und Di- minare für (Fremd-) Sprachenlehrer/innen an, die
plome auf und beschreibt die persönlichen sprach- den Einsatz von Technologien beim Sprachenlernen
lichen Erfahrungen. So wie das eESP kann der eu- behandeln. Fortbildungsmöglichkeiten bieten auch
ropass kostenfrei heruntergeladen werden (via offene Online-Lehrergemeinschaften an.
http://www.europass-info.de/).
Individuell gestaltete, multimedial, webbasierte Links
hierzu
(weitere
bei
Mister
Wong
unter
#sprache,
Sprachenportfolios können aber auch mit Software
wie Mahara, Wordpress, Elgg und anderem erstellt
! #l3t):
▸ DaF
Live
Online:
werden (Buchberger et al., 2007).
hEp://dafnet.web2.0campus.net/
▸ Fortbildung
Online:
7. Sprachlernangebote
im
Web hEp://fortbildung-‐online.lernnetz.de/
▸ Lehrer-‐online.de:
Für Lernende, die keine konventionellen Sprachkurse hEp://www.lehrer-‐online.de/web20.php
in Anspruch nehmen können oder wollen, bieten ▸ Classroom
2.0:
moderne Technologien und das Web zahlreiche hEp://www.classroom20.com/
Online-Kursangebote, beispielsweise Busuu.com, Li- ▸ EFL
Classroom
2.0:
vemocha.com und Langmaster.com. Manche Kurse hEp://eflclassroom.ning.com/
sind kostenfrei, andere werden von kommerziellen
Anbietern offeriert. Zudem werden auch kostenfrei Selbstverständlich bieten aber auch viele der weiter
„virtuelle Klassenzimmer“ angeboten, zum Beispiel oben genannten Internetressourcen, sowie Fernlehre-
vom Berlitz-Verlag. oder Blended-Learning-Angebote internationaler
Die verfügbaren Angebote sind von höchst unter- Universitäten und Hochschulen Fortbildungsmög-
schiedlicher Qualität, weshalb es ratsam ist, entweder lichkeiten an (siehe auch Kapitel #telweiterbildung).
kostenfreie Kurse selbst ausführlich zu testen oder
eher solche renommierter Anbieter zu wählen.
In der Praxis: Ein eTwinning-Projekt
Im
Jahre
2009-‐2010
wurde
zwischen
mehreren
europäischen Deutschunterrichts.
Daraus
entstand
der
Wunsch,
sich
ge-‐
Schulen
ein
eTwinning-‐Projekt
mit
Thema
„Abenteuer nauer
über
Deutschland
zu
informieren.
Doch
der
Inhalt
Freiheit
–
The
Adventure
of
Freedom“
durchgeführt.
Freiheit dieses
Projekts
sollte
sich
nicht
auf
eine
rein
historische
Be-‐
war
das
Ziel,
das
die
Menschen
in
der
DDR
mit
ihrer
fried-‐ trachtungsweise
beschränken.
In
diesem
Projekt
blicken
grie-‐
lichen
RevoluCon
im
Jahr
1989
erreichen
wollten,
und
der chische,
polnische
und
deutsche
Schüler/innen
nicht
nur
auf
Fall
der
Berliner
Mauer
ließ
diesen
Wunsch
endlich
Wirk-‐ die
Ereignisse
der
Jahre
1989/1990
zurück,
sondern
setzen
lichkeit
werden.
Doch
der
Mauerfall
und
die
Wiederverei-‐ sich
mit
persönlichen,
gesellschaHlichen
und
poliCsche
Frei-‐
nigung
Deutschlands
waren
nur
das
Ergebnis
eines
länger heiten
auseinander.
andauernden
Prozesses
der
DemokraCsierung
ganz
Europas,
in
Polen
waren
die
Arbeiter
der
Danziger
WerH
und
die
Ge-‐ Alle
Endprodukte
der
am
Projekt
beteiligten
Schüler/innen
werkschaH
Solidarnosc
richtungweisend
für
den
Auwruch
in wurden
auf
einem
Online-‐Poster
(hEp://johannagr.e-‐
die
DemokraCe.
Für
die
griechischen
Schüler/innen
war
der du.glogster.com/etwinning-‐endprodukt/)
aufgelistet
und
Fall
der
Berliner
Mauer
ein
höchst
interessantes
Thema
des somit
der
Allgemeinheit
zugänglich
gemacht.
7. Fremdsprachen.
Mit
Technologien
Sprachen
lernen
und
lehren
—
7
▸ Brammerts, H. & Kleppin, K. (2001). Selbstgesteuertes Spra-
9. Ausblick
chenlernen im Tandem. Ein Handbuch. Forum Sprachlehrfor-
Das weite Feld der Fremdsprachenaneignung-und schung. Tübingen: Stauffenburg.
-vermittlung mit Hilfe neuer Technologien nahm in ▸ Buchberger, G., Hilzensauer, W. und Hornung-Prähauser, V.
den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung, die (2007). MOSEP – More Self-Esteem With My E-Portfolio.
sich in Zukunft in erhöhtem Tempo fortsetzen Beitrag bei der ICL 2007, Villach. URL: http://halshs.archives-
könnte. Das immer größer werdende Angebot an ouvertes.fr/docs/00/19/73/00/PDF/ 187_Final_Paper.pdf
modernen Technologien und Webressourcen er- [19.01.11].
leichtert zunehmend die Informationsbeschaffung, ▸ Döring, N. & Pöschl, S. (2003). Wissenskommunikation in the-
Kollaboration und Kommunikation, sowie weltweite menbezogenen Chat-Räumen. In: Medien und Erziehung
Vernetzung. Dies ermöglicht selbstbestimmten Ler- Merz. Zeitschrift für Medienpädagogik, 47(5), 100-114.
nenden ihre individuellen Bedürfnisse bezüglich ▸ Hebel, F.; Hoberg, R. & Jahn, K.-H. (2002). Fachsprachen und
Fremdsprachenlernen leichter zu berücksichtigen, Multimedia. Frankfurt am Main: Peter Lang.
birgt aber auch die Gefahr, dass der Überblick in der ▸ Heckmann, V. (2009a). Podcasts im Spanischunterricht. Lehrer-
Fülle der Angebote verlorengeht. Online. URL: http://lehrer-online.de/podcasts-spanisch.php
So sehr die Arbeit mit modernen Technologien [2010-09-23].
von Lernenden als hoher Mehrwert gegenüber kon- ▸ Heckmann, V. (2009b). Netiquette - Der Ton macht die Musik.
ventionellen Werkzeugen und Methoden geschätzt Lehrer-Online. URL: http://lehrer-online.de/netiquette.php
wird, so sehr stellt sie selbst für technologieaffine [2010-09-23].
Lernende gelegentlich eine hohe Herausforderung ▸ Moser, H. (2000). Abenteuer Internet: Lernen mit Webquests.
dar. Zumindest bei vielen älteren Menschen besteht Donauwörth: Auer.
oft noch eine große Hemmschwelle gegenüber Com- ▸ Netz, G. & Heinen, R. (2004). E-Mail im Fremdsprachenunter-
puter und Internet. richt. Lehrer-Online. URL: http://www.lehrer-online.de/e-
Für Fremdsprachenlehrende und -lernende be- mail-im-fsu.php [2010-09-23].
deutet dies, dass die (Weiter-) Entwicklung der Me- ▸ Nieweler, A.(2006). Fachdidaktik Französisch: Tradition, Inno-
dienkompetenz, die kontinuierliche Fortbildung des vation, Praxis. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.
Lehrpersonals und die Aufnahme neuer Lehr-und ▸ ÖSZ/Österreichisches Sprachen-Kompetenz-Zentrum. (2009).
Lernformen (zum Beispiel Blended Learning) in die Bildungsstandards für Fremdsprachen (Englisch), 8. Schulstufe.
Curricula hohe Priorität hat. Weitere Forschungser- Praxishandbuch (Neuauflage 2009). ÖSZ Praxisreihe 4. Graz:
gebnisse sind wünschenswert und könnten einen ÖSZ. URL: http://www.oesz.at/download/publikationen/
wertvollen Beitrag zur sinnvollen Weiterentwicklung Praxisreihe_4_Neuauflage.pdf [19.01.11].
des technologieunterstützten Fremdsprachenunter- ▸ Platten, E. (2008). Gemeinsames Schreiben im Wiki-Web. Akti-
richts leisten. vitäten in einer untutorierten Schreibwerkstatt für fortge-
schrittene Deutschlernende. Zeitschrift für Interkulturellen
Moderne
Technologien
ermöglichen
im
Fremdspra-‐ Fremdsprachenunterricht, 13(1), 1-22, URL: http://zif.spz.tu-
! chenunterricht
neben
leicht
zu
realisierender
Informa-‐
Consbeschaffung
auch
globale
Vernetzung,
weltweite
darmstadt.de/jg-13-1/beitrag/Platten1.htm [2010-09-23].
▸ Rüddigkeit, V. (2006). Web 2.0 - das „neue“ Internet macht
KommunikaCon
und
KooperaCon
und
Zugang
zu
top-‐ Schule!. Frankfurt: Amt für Lehrerbildung, 19-26. URL:
aktuellen
authenCschen
Quellen
und
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Welche
Technologien,
Werkzeuge
und
Methoden
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? für
Ihre
Bedürfnisse
als
Fremdsprachenlernende/r
oder
-‐lehrende/r
zielführend?
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8. 8
—
Lehrbuch
für
Lernen
und
Lehren
mit
Technologien
(L3T)
▸ Würffel, N. (2008) Kooperatives Schreiben im Fremdsprachen-
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wendungen am Beispiel kooperativer Online-Editoren. In:
Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, 13(1).
URL: http://zif.spz.tu-darmstadt.de/jg-13-1/beitrag/Wu-
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