Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1861
werden die «Schaffhauser Nachrichten
» archiviert – im Haus der Herausgeberin
natürlich, aber auch in städtischen,
kantonalen und nationalen
Bibliotheken
und Archiven. Diese Bestände
haben jedoch ein grosses
Manko: Sie sind nur sehr schlecht
durchsuchbar. Wer einfach eine Zeitung
von der ersten bis zur letzten
Seite lesen will, hat kein Problem. Wer
jedoch nach einem bestimmten Schlüsselwort
sucht, schon. Deshalb dachte
man schon vor zehn Jahren daran, die
Bestände zu digitalisieren und die Inhalte
online verfügbar zu machen.Im
Februar 2008 wurde das Projekt der Digitalisierung von der Fa. Datamatics Global Services GmbH aus Deutschland erfolgreich gestartet, gestern Donnerstag,
also fünf Jahre später, ist es offiziell
zum Abschluss gebracht worden...
1. SAMSTAG, 23. FEBRUAR 2013 Region 19
628 483 Zeitungsseiten online lesbar Fakten und Ansichten
Offener Brief
der Lehrerschaft
Die Digitalisierung aller
Ausgaben der SN seit 1861 an die Regierung
ist offiziell abgeschlossen. Mit Empörung hat der Vorstand des Leh-
rervereins Schaffhausen (LSH) die Vor-
Die Bestände sind auf lage des Regierungsrates vom 29. Ja-
nuar betreffend Umsetzung der zusätzli-
www.shn.ch abrufbar. chen Entlastung der Klassenlehrperso-
nen zur Kenntnis nehmen müssen.
VON ZENO GEISSELER Nachdem eine Delegation des Vorstan-
des mit Ihnen im letzten Sommer an
Seit ihrer ersten Ausgabe im Jahr 1861 zwei zwar harten, aber konstruktiven
werden die «Schaffhauser Nachrich- und insbesondere von gegenseitiger
ten» archiviert – im Haus der Heraus- Achtung geprägten Verhandlungen eine
geberin natürlich, aber auch in städti- Vereinbarungslösung erzielen konnte,
schen, kantonalen und nationalen bei der beide Seiten Zugeständnisse
Bibliotheken und Archiven. Diese Be- machten, verstehen wir nun die Welt
stände haben jedoch ein grosses nicht mehr, weil das Wort der Regierung
Manko: Sie sind nur sehr schlecht offenbar schlicht nichts wert ist. Wir er-
durchsuchbar. Wer einfach eine Zei- innern: Es wurde folgende Vereinba-
tung von der ersten bis zur letzten rung getroffen: Einführung einer zusätz-
Seite lesen will, hat kein Problem. Wer lichen Klassenlehrerstunde, Verzicht
jedoch nach einem bestimmten Schlüs- auf eine «finanzielle Kompensation» und
selwort sucht, schon. Deshalb dachte Auftrag an das Erziehungsdepartement,
man schon vor zehn Jahren daran, die eine Vorlage zur Teilrevision des Schul-
Bestände zu digitalisieren und die In- dekretes bezüglich der Einführung der
halte online verfügbar zu machen. Im zusätzlichen Klassenlehrerstunde zu er-
Februar 2008 wurde das Projekt «SN arbeiten. Auf der anderen Seite haben
Digital» gestartet, gestern Donnerstag, wir unsere Forderungen 2 bis 4 gemäss
also fünf Jahre später, ist es offiziell Marie-Christine Doffey, René Specht, Norbert Neininger und Geneviève Clavel-Merrin (am Tisch links), René Wagner und dem Forderungskatalog sistiert und die
zum Abschluss gebracht worden. Alexandra Strohm (rechts) am Apéro zum Abschluss der Digitalisierung der SN. Bild Selwyn Hoffmann Zusage abgegeben, auf Warnstreiks zu
verzichten.
Enge Zusammenarbeit formationen müssten auch mittel- Die Software hatte das «-tz» der Frak- Und nun das: Der Regierungsrat
Vertreter der Nationalbibliothek, und langfristig zugänglich gemacht turschrift offenbar als Eszett inter- bricht die geschlossene Vereinbarung
des Stadt- und des Staatsarchivs, der werden. SN Digital pretiert, und das «V» als «B». In gleich in dreierlei Hinsicht: Statt einer
involvierten Firmen und der SN-Her- René Wagner, der für Meier + Cie Zahlen und Fakten Berichten aus der Zeit des Zweiten Vorlage zur Änderung des Schuldekre-
ausgeberin Meier + Cie trafen sich das Projekt geleitet hatte, erzählte, Weltkriegs wiederum ist von «Lustof- tes betreffend zusätzliche Klassen-
im Kaufleutensaal der «Schaffhauser dass man vollkommen bei null ange- 628 483 Zeitungsseiten sind in fensiven» und dem «Lustkrieg» die lehrerstunde kommt eine Wischiwa-
Nachrichten», um auf den erfolgrei- fangen habe. «Wir wussten zuerst nicht rund 190 000 Arbeitsstunden Rede. Natürlich kann man solche Texte schi-Vorlage an den Kantonsrat, die zu-
chen Abschluss des Projektes anzu- einmal, wie viele Zeitungsseiten unser eingescannt worden. Dies ent- trotzdem gut lesen. Weiss man um die dem – wiederum entgegen der Verein-
stossen. «Man kann die Zukunft nicht Archiv umfasst.» Ein Lehrling sei Ende spricht dem Bestand von 1861 bis möglichen Schwierigkeiten, etwa, dass barung – eine finanzielle Kompensa-
verstehen, wenn man nicht über die Dezember 2006 mit Waage, Massstab April 2003. Die späteren Aus- «s» und «f» in der Frakturschrift fast tion vorsieht. Die Einführung der zu-
Vergangenheit Bescheid weiss», sagte und Schublehre bewaffnet ins Archiv gaben lagen bereits digital vor. gleich aussehen, kann man seine Suche sätzlichen Klassenlehrerstunde, die ja
SN-Chefredaktor und Verleger Norbert gegangen und habe sich daran ge- 163 515 Seiten wurden in der auch entsprechend anpassen. Den bekanntlich bis zum Schluss bezüglich
Neininger. Es sei schön, dass die SN als macht, die Anzahl Seiten zu schätzen. heute schwer lesbaren Fraktur- Schweizer General Guisan findet man des Zeitpunktes hart umstritten war,
eine der kleinsten noch unabhängigen Er kam auf 612 053. Diese Zahl sollte schrift gedruckt – 42 Mitarbeiter auch als «Guifan». Solche Fehler sollen wird ohne mit der Wimper zu zucken
Zeitungen dabei unterstützt worden sich später als sehr akkurat erweisen, von Datamatics kümmerten sich nun nach und nach ausgemerzt wer- nochmals um mindestens ein Jahr nach
sei, ihre Bestände zu digitalisieren. am Ende waren es 628 483 Seiten, die alleine um diese Frakturschrift- den, sagte Wagner, Hinweise würden hinten verschoben.
Stadt, Kanton und Bund hatten finan- digitalisiert wurden (weitere Zahlen seiten. Die Seiten umfassen 1,875 die Verantwortlichen gerne entgegen- Behandelt man so einen Partner,
zielle Beiträge an die Arbeiten geleis- und Fakten siehe Kasten). Millionen Artikel und 434 057 Bilder. nehmen (archiv@shn.ch). mit dem man eine Vereinbarung ge-
tet und auch Experten-Know-how Weiter wurden 374 158 Seiten schlossen hat und der sich seinerseits
zur Verfügung gestellt. Marie-Chris- Löcher in der Seite Werbung eingescannt, was wegen «Nationalrath» auf «Schifffahrt» bis jetzt vollumfänglich an die beschlos-
tine Doffey, die Direktorin der National- Die digitale Erfassung der Zei- der vielen unterschiedlichen Nicht immer liegt es allerdings am senen Abmachungen gehalten hat?
bibliothek, sagte, dass in der Romandie tungsseiten sei technisch eine grosse Schriftarten eine besondere Computer, wenn eine Textstelle nicht Was würde wohl der Regierungsrat
schon 14 andere Titel auf diese Art di- Herausforderung gewesen, erzählte Herausforderung war. Der ganze gefunden wird: In den mehr als 150 Jah- sagen, wenn wir unsererseits ohne jeg-
gitalisiert worden seien. «Und jetzt ist Michael Thuleweit, Geschäftsleiter der Datensatz ist rund 6 Terabytes ren seit der ersten SN-Ausgabe hat liche Vorwarnung und Rücksprache
mit den SN die allererste Zeitung aus Firma Datamatics Global Services. gross, dies entspricht etwa 750 sich die Rechtschreibung gewandelt: mit der Regierung im Januar einen
der Deutschschweiz integral online.» «Die Papierqualität machte das Scan- DVDs. Jede neue Ausgabe der SN «lithographirt» wurde zu «lithogra- Warnstreik organisiert hätten? Wir
Auch andere Zeitungen, etwa die NZZ, nen nicht immer einfach», erzählte er. kommt automatisch zum Archiv phiert» und zu «lithografiert»; «Natio- sind bis jetzt davon ausgegangen, dass
hatten ihre Bestände digitalisiert, aber «Manchmal klebten Seiten einfach hinzu, es wächst also ständig. nalrath» zu «Nationalrat», «Schiffahrt» in der Schweiz der Grundsatz gilt:
dies war im Gegensatz zum SN-Projekt zusammen, oder die Seiten hatten zu «Schifffahrt». Und manchmal wur- Vereinbarungen sind einzuhalten. Wir
nicht in Zusammenarbeit mit der Löcher.» Nicht nur redaktionelle Sei- Projektleiter Wagner sind die Fraktur- den schlicht die Namen der Institutio- haben uns offenbar geirrt.
Nationalbibliothek erfolgt. ten, sondern auch Anzeigen und In- seiten zu etwa 99 Prozent korrekt digi- nen, die man sucht, geändert. So wurde Wir müssen es der breiten Öffent-
serate wurden digitalisiert, was eine talisiert worden, die späteren Seiten der «Große Rath» zum «Grossen Rat» lichkeit überlassen, wie sie das Verhal-
«Meilenstein erreicht» besondere Herausforderung war, weil sogar zu 99,9 Prozent. und schliesslich zum «Kantonsrat». ten der Regierung bewertet. Dass für
«Die Frage der Archivierung lässt dort sehr viele verschiedene Schriftar- Das Archiv der «Schaffhauser Nach- die Schaffhauser Lehrerschaft Ihre
sich, zugespitzt gesagt, auf die Frage ten zum Einsatz kamen. «Genferfee» und «Lustkrieg» richten» steht allen Abonnenten der Glaubwürdigkeit als Verhandlungs-
der Zugänglichkeit reduzieren», stellte Sehr schwierig zu lesen sei die Sieht man sich im Archiv um, er- Zeitung kostenlos auf archiv.shn.ch zur partner aber dahin ist, werden Sie
der Staatsarchivar des Kantons, Ro- Frakturschrift gewesen, sagte Thule- kennt man tatsächlich hie und da noch Verfügung. Sowohl die Texte als auch sicher selber einsehen. Dass auch wir
land E. Hofer, fest. «Die SN haben Neu- weit, aufwendig war es aber auch, wenn Fehler. Aus einem Genfersee wurde die Zeitungsseiten selbst können be- uns inskünftig wiederum frei von jeg-
land betreten und einen Meilenstein ein Text oder ein Bild über mehr als etwa eine «Genferfee» und ein Beitrag trachtet werden. Wer nicht Abonnent lichen Verpflichtungen und Zusagen
erreicht.» Doch jetzt stehe schon die eine Zeitungsseite lief, was der Compu- über die Vogelschützer trägt den origi- ist, kann online temporär einen Zugang fühlen, wohl ebenso.
nächste Herausforderung an: Die In- ter natürlich nicht erkannt habe. Laut nellen Titel «Zum Schuß der Bögel». erwerben. Roland Kammer, Präsident LSH
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