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08         STRATEGIE




Solvency II intelligent gelöst
                 Kombiniertes Rechenmodell erfüllt EU-Pflichten.             Solvency II tritt Anfang 2013 in Kraft, doch
                 viele Versicherer warten weiter ab. Sie riskieren dabei eine verspätete IT-Implementierung, übersehen
                 aber auch das Nutzenpotenzial für ihr Unternehmen. Wer anstelle des EU-Standardmodells eine zwei-
                 gleisige IT-Lösung schafft, stellt die Aufsicht zufrieden und schafft einen Mehrwert für das Unterneh-
                 men. Der Beitrag zeigt einen erprobten Weg zu einer dualen Solvency-II-IT-Architektur.


             Ab Januar 2013 wird es ernst mit                                  Autor: Dr. Hubert                                                                                Autor: Thomas
der vieldiskutierten Solvency-II-Compliance,                                   Sterner ist Leiter                                                                               Lengfeld ist Aktuar
doch noch verhalten sich Teile der Versiche-                                   Business Consulting                                                                              (DAV) bei meta-
rungsbranche sehr zurückhaltend. Als letzter                                   Insurance bei meta-                                                                              finanz.
wichtiger Schritt in Richtung Einführung galt                                  finanz.
die Auswirkungsstudie QIS 5 (Quantitative Im-
pact Study), mit der die EU-Kommission den
Unternehmen Gelegenheit bot, die Solvenzkapi-
talanforderungen testweise zu bestimmen und
Erfahrungen zurückzuspielen. Doch statt der         nen sich darüber hinaus aber auch Mehrwerte                                                  während das Standardmodell hier Schwächen
erwarteten konstruktiven Vorschläge auf die         im Risikomanagement und bei der wertorien-                                                   aufweist.
Studie hin hagelt es derzeit vorwiegend Kritik.     tierten Unternehmenssteuerung.
                                                    Das Kalibrierungsbeispiel zeigt, dass die unter-                                             Lösungsbeispiel: Partialmodell
Standardmodell verschleiert                         nehmensspezifischen Abhängigkeiten eines in-
                                                    ternen Modells helfen, die Diversifikationsef-                                               Anhand einer Praxisrechnung, die die Autoren
tatsächliche Risikosituation                        fekte zwischen einzelnen Geschäftsbereichen                                                  mit PODRA gerechnet haben, lässt sich darstel-
Viele Anbieter verlassen sich auf die in Aussicht   und Produkten zu realisieren. Die nicht-propor-                                              len, wie ein paralleler Betrieb von internem und
gestellte finale Fassung des EU-Standardmo-         tionale Rückversicherung und die exakte Be-                                                  Standardmodell funktioniert und auf welche
dells, von der man sich eine einfache Berech-       rechnung des Katastrophenrisikos im internen                                                 Weise sich die Vorteile eines internen Modells
nung mit Excel erhofft. Doch es gibt Kritik an      Modell liefern einen entscheidenden Beitrag zur                                              darstellen. Das folgende Beispiel beschränkt
diesem unternehmensneutralen Berechnungs-           Ermittlung der objektiven Risikosituation,                                                   sich auf das versicherungstechnische Risiko
modell. So halten es viele Betroffene für zu kom-
plex und nicht risikogerecht, weil etwa Rückver-
sicherung und Überschussbeteiligung dabei                      Kombimodell: Standard und Individualität
nicht ausreichend berücksichtigt werden. Zu-
sätzlich bedrohe das Standardmodell das Ge-                    Die Grafik zeigt eine IT-Landschaft, die beide Rechenmodelle auf einer gemeinsamen Datenbasis
                                                               und sinnvollen BI-Lösungen zugleich integriert.
schäftsmodell der Lebensversicherer. Die pau-
schal hohen Standard-Worst-Case-Szenarien für                   Ein gemeinsames          Einheitliche IT-Plattform spart Aufwand &                                              Pflichterfüllung plus
Aktien und Immobilien machen nämlich In-                        Datenmodell für
                                                                Risiko & Reporting
                                                                                     +   Kostenabdeckung beider quantitativer
                                                                                         SCR-Modelle mittels eines integrierten Tools
                                                                                                                                                                            +   Zusatznutzen für wert-
                                                                                                                                                                                orientierte Steuerung
vestments unattraktiv und führen zu Portfolio-
umschichtungen in vermeintlich risikofreie                            Datenbasis                                                             IT-Plattform                           Informationen
Staatsanleihen. Auch der zu große Reporting-
Aufwand sorgt für Unmut.                                                                                                                  » Ein integriertes Tool                  Externes Reporting

Doch die Zeit drängt, so dass die Unternehmen                                                                                                  Standardmodell                      Internes Reporting
                                                                                            » Kombination » Wiederverwendbarkeit




                                                                                                                                   bErhöht die aufsichtsrechtliche
nicht um eine konstruktive Vorbereitung auf
                                                                        Risiko
eine Solvency-II-Lösung umhinkommen. Statt                                                                                          Akzeptanz als Mindestanforderung                    SCR/MCR
                                                                                                                                   bAnfangs von der Aufsicht parallel ge-
                                                                      Datenpool
nur auf das Standardmodell zu fokussieren,                                                                                          fordert                                             SII-Bilanz
bietet sich alternativ die Option eines kombi-                                                                                     bBenchmark zur Einschätzung des
nierten Vorgehens. Mit Hilfe einer zweiglei-                                                                                        eigenen Modells                                   ORSA-Prozess
sigen IT-Lösung können die Versicherer ihr                                                                                                (Partiell) Internes Modell                 Wertorientierte
Risikokapital einerseits nach dem Standard-                                                                                                                                            Steuerung
                                                                                                                                   bRealistischere Risikoberechnung
modell berechnen und so die Aufsicht zufrie-
                                                                                                                                   bNotwendiges Datenmaterial zur
                                                                      Reporting
                                                                      Datenpool
denstellen. Andererseits können sie ein unter-                                                                                      risiko- & wertorientierten Steuerung              Limitsysteme
                                                                                                                                                                                                                 metafinanz GmbH




nehmensinternes Rechenmodell anwenden, das                                                                                          des VU
                                                                                                                                                                                          ISKS
die individuelle Risikosituation realistischer
wiedergibt. Kombiniert angewendet ist eine                                                                                                                                      Quelle: metafinanz. Grafik: vb
fristgerechte Umsetzung sichergestellt, es eröff-


versicherungsbetriebe  2 2011
Modellvergleich: Standard/PODRA
                   Kalibrierungsschritte zum Vergleich beider Modelle: Vor allem die Berücksichtigung der nicht proportionalen Rückversicherungsverträge
                   (Säule 6) wirkt sich drastisch senkend auf das Solvenzkapital aus.


                                              150

                                                                                                                                                                      Standardmodell
                                              120
                                                                                                                                                                      PODRA
                      SCR in Millionen Euro




                                               90


                                               60
                                                                                                                                                                                     Einsparung
                                                                                                                                                                                      rund 32 %

                                               30


                                                0
                                                        1                    2                  3                    4                     5                    6                     7
                                                    GF + P + R            GF + PR             GFPR             GFPR + Vert.fkt.         + CAT                + npRV                + pRV

                                                            GF – Geschäftsfeld      PR        – Prämien- und Reserverisiko        CAT    – Katastrophenrisiko
                                                            P – Prämienrisiko       Vert.fkt. – Verteilungsfunktionen             np/pRV – (nicht)proportionale Rückversicherung
                                                            R – Reserverisiko

                                                                                                                                                                          Quelle: metafinanz. Grafik: vb




                  Nicht-Leben eines Komposit-Versicherers, der                      siert in PODRA – wird integriert.                           damit das SCR zu „tunen“, wird von den Auf-
                  in den Geschäftsfeldern Kraft, Sachversicherung                   Das PODRA-SCR steigt nun deutlich an gegen-                 sichtsbehörden als „Cherry Picking“ energisch
                  und Unfall aktiv ist. Die Ergebnisse lassen sich                  über der QIS 5-Proxylösung.                                 bestraft werden und ist aus Risikomanagement-
                  auf Lebens- oder Krankenversicherungsrisiken                      Ǟ Die Abbildung der nicht-proportionalen                    gesichtspunkten fragwürdig.
                  und weitere Risikokategorien übertragen. Prä-                     Rückversicherungsverträge in PODRA zeigt
                  mien-, Reserve- und Katastrophenrisiko werden                     enorme Auswirkung, das interne SCR verringert               Kombiniertes Modell
                  sowohl mit dem QIS5-Standardmodell als auch                       sich drastisch, bevor die Modelle mit der pro-
                  in einem internen Modell mit PODRA in Pilla-                      portionalen Rückversicherung vervollständigt                Als idealer Kompromiss erweist sich da ein in-
                  rOne.RiskAnalytics berechnet. PillarOne.RiskA-                    werden. Fazit: Das interne (PODRA-)Modell be-               ternes Modell, das gleichzeitig die Standardfor-
                  nalytics ist ein Open-Source-Programm, das von                    rechnet ein deutlich geringeres Solvenzkapital              mel bedient. Mit einem solchen Kombimodell
                  Aktuaren entwickelt und in einer Community                        als das Standardmodell.                                     benötigt das Unternehmen nur ein IT-Umset-
                  permanent ausgebaut und verbessert wird. Die                                                                                  zungsprojekt, die Dateninfrastruktur und die
                  Berechnung des SCR erfolgt in aufeinander auf-                    Realistischere Darstellung der                              BI-Lösungen für Transparenz und Reporting
                  bauenden Kalibrierungsschritten:                                                                                              müssen nur einmal implementiert werden und
                  Ǟ Brutto-Modellierung des Prämien- und Re-                        Risikosituation                                             bedienen beide Modelle. Die Risikotragfähigkeit
                  serverisikos erst getrennt für die Geschäftsfelder                Das Kalibrierungsbeispiel zeigt, dass die unter-            kann im Rahmen des Own Risk and Solvency As-
                  Kraft, Haft und Kasko, Sach und Unfall, dann                      nehmensspezifischen Abhängigkeiten eines in-                sessment (ORSA) und einer Risikoüberwachung
                  zusammen pro Geschäftsfeld und zuletzt für die                    ternen Modells dabei helfen, die Diversifikati-             mittels operativ steuerbarer Limite leicht belegt
                  komplette Unternehmung ohne Cat-Risiko und                        onseffekte zwischen einzelnen Geschäftsberei-               werden. So wird die notwendige Voraussetzung
                  ohne Rückversicherungseinfluss. Von einem                         chen und Produkten zu realisieren. Die nicht-               für die risiko- und wertorientierte Steuerung
                  exakt gleichen Ausgangsniveau für das Solvency                    proportionale Rückversicherung und die exakte               des Unternehmens mit Nachweis des Use Tests
                  Capital Requirement (SCR) im PODRA- und QIS                       Berechnung des Katastrophenrisikos im inter-                geschaffen und maximale Immunität gegen
                  5-Modell ausgehend, benötigt man im internen                      nen Modell liefern einen entscheidenden Bei-                aufsichtsrechtliche Interventionen erreicht.
                  Modell durch Anwendung unternehmensspezi-                         trag zur Ermittlung der objektiven Risikositua-             Versicherungsunternehmen sollten konsequent
                  fischer Abhängigkeiten ein geringeres Solvenz-                    tion, während das Standardmodell hier große                 an ihrer eigenen Vorstellung von Risikomana-
                  kapital. Nach den ersten drei Stufen ist das Mus-                 Schwächen aufweist. Eine realitätsnahe Model-               gement und wertorientierter Steuerung arbei-
                  terunternehmen komplett modelliert.                               lierung mit unternehmensinternen Parametern                 ten und sich nicht vom Solvency-II-
                  Ǟ Die internen Modellierungsansätze von                           führt nicht zwangsläufig zu einem niedrigeren               Einführungsprozess irritieren lassen. So wird
metafinanz GmbH




                  PODRA werden mittels von historischen Daten                       Eigenmittelbedarf. Eine derartige, aber in der              die Organisation fit für den künftigen Wettbe-
                  abgeleiteter Basis-, Großschaden- und Kosten-                     Branche gängige Motivation, die Kosten der Mo-              werb. Und keinesfalls muss dabei die Solvency-
                  verteilungsfunktionen aktiviert. Das Cat-Risiko                   delleinführung durch gezieltes Ersetzen be-                 II-Compliance als Zumutung für die Organisa-
                  – per Proxy im Standardmodell und Event-ba-                       stimmter Standardmodellkomponenten und                      tion wahrgenommen werden.                      ½


                                                                                                                                                                            2 2011 versicherungsbetriebe

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Solvency II intelligent gelöst - Kombiniertes Rechenmodell erfüllt EU-Pflichten

  • 1. 08 STRATEGIE Solvency II intelligent gelöst Kombiniertes Rechenmodell erfüllt EU-Pflichten. Solvency II tritt Anfang 2013 in Kraft, doch viele Versicherer warten weiter ab. Sie riskieren dabei eine verspätete IT-Implementierung, übersehen aber auch das Nutzenpotenzial für ihr Unternehmen. Wer anstelle des EU-Standardmodells eine zwei- gleisige IT-Lösung schafft, stellt die Aufsicht zufrieden und schafft einen Mehrwert für das Unterneh- men. Der Beitrag zeigt einen erprobten Weg zu einer dualen Solvency-II-IT-Architektur. Ab Januar 2013 wird es ernst mit Autor: Dr. Hubert Autor: Thomas der vieldiskutierten Solvency-II-Compliance, Sterner ist Leiter Lengfeld ist Aktuar doch noch verhalten sich Teile der Versiche- Business Consulting (DAV) bei meta- rungsbranche sehr zurückhaltend. Als letzter Insurance bei meta- finanz. wichtiger Schritt in Richtung Einführung galt finanz. die Auswirkungsstudie QIS 5 (Quantitative Im- pact Study), mit der die EU-Kommission den Unternehmen Gelegenheit bot, die Solvenzkapi- talanforderungen testweise zu bestimmen und Erfahrungen zurückzuspielen. Doch statt der nen sich darüber hinaus aber auch Mehrwerte während das Standardmodell hier Schwächen erwarteten konstruktiven Vorschläge auf die im Risikomanagement und bei der wertorien- aufweist. Studie hin hagelt es derzeit vorwiegend Kritik. tierten Unternehmenssteuerung. Das Kalibrierungsbeispiel zeigt, dass die unter- Lösungsbeispiel: Partialmodell Standardmodell verschleiert nehmensspezifischen Abhängigkeiten eines in- ternen Modells helfen, die Diversifikationsef- Anhand einer Praxisrechnung, die die Autoren tatsächliche Risikosituation fekte zwischen einzelnen Geschäftsbereichen mit PODRA gerechnet haben, lässt sich darstel- Viele Anbieter verlassen sich auf die in Aussicht und Produkten zu realisieren. Die nicht-propor- len, wie ein paralleler Betrieb von internem und gestellte finale Fassung des EU-Standardmo- tionale Rückversicherung und die exakte Be- Standardmodell funktioniert und auf welche dells, von der man sich eine einfache Berech- rechnung des Katastrophenrisikos im internen Weise sich die Vorteile eines internen Modells nung mit Excel erhofft. Doch es gibt Kritik an Modell liefern einen entscheidenden Beitrag zur darstellen. Das folgende Beispiel beschränkt diesem unternehmensneutralen Berechnungs- Ermittlung der objektiven Risikosituation, sich auf das versicherungstechnische Risiko modell. So halten es viele Betroffene für zu kom- plex und nicht risikogerecht, weil etwa Rückver- sicherung und Überschussbeteiligung dabei Kombimodell: Standard und Individualität nicht ausreichend berücksichtigt werden. Zu- sätzlich bedrohe das Standardmodell das Ge- Die Grafik zeigt eine IT-Landschaft, die beide Rechenmodelle auf einer gemeinsamen Datenbasis und sinnvollen BI-Lösungen zugleich integriert. schäftsmodell der Lebensversicherer. Die pau- schal hohen Standard-Worst-Case-Szenarien für Ein gemeinsames Einheitliche IT-Plattform spart Aufwand & Pflichterfüllung plus Aktien und Immobilien machen nämlich In- Datenmodell für Risiko & Reporting + Kostenabdeckung beider quantitativer SCR-Modelle mittels eines integrierten Tools + Zusatznutzen für wert- orientierte Steuerung vestments unattraktiv und führen zu Portfolio- umschichtungen in vermeintlich risikofreie Datenbasis IT-Plattform Informationen Staatsanleihen. Auch der zu große Reporting- Aufwand sorgt für Unmut. » Ein integriertes Tool Externes Reporting Doch die Zeit drängt, so dass die Unternehmen Standardmodell Internes Reporting » Kombination » Wiederverwendbarkeit bErhöht die aufsichtsrechtliche nicht um eine konstruktive Vorbereitung auf Risiko eine Solvency-II-Lösung umhinkommen. Statt Akzeptanz als Mindestanforderung SCR/MCR bAnfangs von der Aufsicht parallel ge- Datenpool nur auf das Standardmodell zu fokussieren, fordert SII-Bilanz bietet sich alternativ die Option eines kombi- bBenchmark zur Einschätzung des nierten Vorgehens. Mit Hilfe einer zweiglei- eigenen Modells ORSA-Prozess sigen IT-Lösung können die Versicherer ihr (Partiell) Internes Modell Wertorientierte Risikokapital einerseits nach dem Standard- Steuerung bRealistischere Risikoberechnung modell berechnen und so die Aufsicht zufrie- bNotwendiges Datenmaterial zur Reporting Datenpool denstellen. Andererseits können sie ein unter- risiko- & wertorientierten Steuerung Limitsysteme metafinanz GmbH nehmensinternes Rechenmodell anwenden, das des VU ISKS die individuelle Risikosituation realistischer wiedergibt. Kombiniert angewendet ist eine Quelle: metafinanz. Grafik: vb fristgerechte Umsetzung sichergestellt, es eröff- versicherungsbetriebe  2 2011
  • 2. Modellvergleich: Standard/PODRA Kalibrierungsschritte zum Vergleich beider Modelle: Vor allem die Berücksichtigung der nicht proportionalen Rückversicherungsverträge (Säule 6) wirkt sich drastisch senkend auf das Solvenzkapital aus. 150 Standardmodell 120 PODRA SCR in Millionen Euro 90 60 Einsparung rund 32 % 30 0 1 2 3 4 5 6 7 GF + P + R GF + PR GFPR GFPR + Vert.fkt. + CAT + npRV + pRV GF – Geschäftsfeld PR – Prämien- und Reserverisiko CAT – Katastrophenrisiko P – Prämienrisiko Vert.fkt. – Verteilungsfunktionen np/pRV – (nicht)proportionale Rückversicherung R – Reserverisiko Quelle: metafinanz. Grafik: vb Nicht-Leben eines Komposit-Versicherers, der siert in PODRA – wird integriert. damit das SCR zu „tunen“, wird von den Auf- in den Geschäftsfeldern Kraft, Sachversicherung Das PODRA-SCR steigt nun deutlich an gegen- sichtsbehörden als „Cherry Picking“ energisch und Unfall aktiv ist. Die Ergebnisse lassen sich über der QIS 5-Proxylösung. bestraft werden und ist aus Risikomanagement- auf Lebens- oder Krankenversicherungsrisiken Ǟ Die Abbildung der nicht-proportionalen gesichtspunkten fragwürdig. und weitere Risikokategorien übertragen. Prä- Rückversicherungsverträge in PODRA zeigt mien-, Reserve- und Katastrophenrisiko werden enorme Auswirkung, das interne SCR verringert Kombiniertes Modell sowohl mit dem QIS5-Standardmodell als auch sich drastisch, bevor die Modelle mit der pro- in einem internen Modell mit PODRA in Pilla- portionalen Rückversicherung vervollständigt Als idealer Kompromiss erweist sich da ein in- rOne.RiskAnalytics berechnet. PillarOne.RiskA- werden. Fazit: Das interne (PODRA-)Modell be- ternes Modell, das gleichzeitig die Standardfor- nalytics ist ein Open-Source-Programm, das von rechnet ein deutlich geringeres Solvenzkapital mel bedient. Mit einem solchen Kombimodell Aktuaren entwickelt und in einer Community als das Standardmodell. benötigt das Unternehmen nur ein IT-Umset- permanent ausgebaut und verbessert wird. Die zungsprojekt, die Dateninfrastruktur und die Berechnung des SCR erfolgt in aufeinander auf- Realistischere Darstellung der BI-Lösungen für Transparenz und Reporting bauenden Kalibrierungsschritten: müssen nur einmal implementiert werden und Ǟ Brutto-Modellierung des Prämien- und Re- Risikosituation bedienen beide Modelle. Die Risikotragfähigkeit serverisikos erst getrennt für die Geschäftsfelder Das Kalibrierungsbeispiel zeigt, dass die unter- kann im Rahmen des Own Risk and Solvency As- Kraft, Haft und Kasko, Sach und Unfall, dann nehmensspezifischen Abhängigkeiten eines in- sessment (ORSA) und einer Risikoüberwachung zusammen pro Geschäftsfeld und zuletzt für die ternen Modells dabei helfen, die Diversifikati- mittels operativ steuerbarer Limite leicht belegt komplette Unternehmung ohne Cat-Risiko und onseffekte zwischen einzelnen Geschäftsberei- werden. So wird die notwendige Voraussetzung ohne Rückversicherungseinfluss. Von einem chen und Produkten zu realisieren. Die nicht- für die risiko- und wertorientierte Steuerung exakt gleichen Ausgangsniveau für das Solvency proportionale Rückversicherung und die exakte des Unternehmens mit Nachweis des Use Tests Capital Requirement (SCR) im PODRA- und QIS Berechnung des Katastrophenrisikos im inter- geschaffen und maximale Immunität gegen 5-Modell ausgehend, benötigt man im internen nen Modell liefern einen entscheidenden Bei- aufsichtsrechtliche Interventionen erreicht. Modell durch Anwendung unternehmensspezi- trag zur Ermittlung der objektiven Risikositua- Versicherungsunternehmen sollten konsequent fischer Abhängigkeiten ein geringeres Solvenz- tion, während das Standardmodell hier große an ihrer eigenen Vorstellung von Risikomana- kapital. Nach den ersten drei Stufen ist das Mus- Schwächen aufweist. Eine realitätsnahe Model- gement und wertorientierter Steuerung arbei- terunternehmen komplett modelliert. lierung mit unternehmensinternen Parametern ten und sich nicht vom Solvency-II- Ǟ Die internen Modellierungsansätze von führt nicht zwangsläufig zu einem niedrigeren Einführungsprozess irritieren lassen. So wird metafinanz GmbH PODRA werden mittels von historischen Daten Eigenmittelbedarf. Eine derartige, aber in der die Organisation fit für den künftigen Wettbe- abgeleiteter Basis-, Großschaden- und Kosten- Branche gängige Motivation, die Kosten der Mo- werb. Und keinesfalls muss dabei die Solvency- verteilungsfunktionen aktiviert. Das Cat-Risiko delleinführung durch gezieltes Ersetzen be- II-Compliance als Zumutung für die Organisa- – per Proxy im Standardmodell und Event-ba- stimmter Standardmodellkomponenten und tion wahrgenommen werden. ½ 2 2011 versicherungsbetriebe