Im Münchener Norden, im Schatten der Zylindertürme betritt ein entflohener Verrückter mit Namen Quantz eine heruntergekommene Kneipe namens „Radi“. Dort sitzen 2 Stammgäste am Stammtisch und langweilen sich. Quantz setzt sich unaufgefordert dazu und ein perfides Spiel beginnt.
Mit: Ursula Berlinghof als Ulk, Gerhard Acktun als Wirt, Henk Flemming als Sepp Glaspeitscher, Gerd Rigauer als John Testkater und Josef Vossenkuhl als Quanz, der Irre
Hier gehts zum Trailer.
1. DIE
SCHEUNEHÖRSTÜCK VON GERHARD ZAHNER
EINE PRODUKTION DER SCHAUSPRECHER GbR
UND DES RATIONALTHEATERS MÜNCHEN E.V.
MIT URSULA BERLINGHOF, GERHARD ACKTUN, GERD RIGAUER,
HENK FLEMMING, JO VOSSENKUHL
MUSIK UND GESANG HENK FLEMMING
BEARBEITET UND EINGERICHTET VON JO VOSSENKUHL
AUFFÜHRUNGSRECHTE GERHARD ZAHNER
THEATERPRODUKTION DIETMAR HÖSS
TECHNIK JOANID K.
2. Die Rechtsprechung der Strafgerichte hat
ihre Einschätzung zur Strafbarkeit von
NS-Verbrechen geändert.
In Konzentrationslagern waren sämtliche
Abläufe organisiert und jeder, der auf
Seiten der Mörder, nachweisbar, Funktio-
nen der Mordmaschinerie ausübte, kann
noch immer wegen Mordes oder Beihilfe
zum Mord verurteilt werden, unabhän-
gig, ob eine konkrete Tötungshandlung
oder Beihilfe nachgewiesen werden
kann. Das gilt in diesem Fall nicht nur für
beteiligte Soldaten, SS Schergen und die
Bevölkerung von Gardelegen, sondern
auch für die Betreiber der KZs.
Am 13.04.1945 wurden in der Isen-
schnibber Feldscheune über 1000
Zwangsarbeiter eingesperrt. Die Scheune
wurde angezündet.
Wer fliehen wollte, wurde erschossen,
die restlichen Gefangenen wurden ver-
brannten.
Zwischen 7 und 33 Menschen überlebten.
Quelle: National Archives and Records Administration, gemeinfrei Quelle: National Archives and Records Administration, gemeinfrei
DIE
SCHEUNE
Die genaue Anzahl ist bis heute nicht
zweifelsfrei geklärt. Dieses Kriegsverbre-
chen in den letzten Kriegstagen ist auch
bekannt als „das Massaker von Gardele-
gen“.
Todesmärsche aus KZs, deren Außenla-
gern und aus Fabriken hatten zum Ziel,
Zwangsarbeiter als Zeugen zu ermorden
und so ihre Zeugenschaft zu verhindern.
Würde heute Gericht darüber gehalten
und wäre Jesus Christus ein Richter, so
gäbe es keine Schuldigen, denn er hätte
alle Schuld auf sich genommen.
Wäre Descartes der Richter, würden
alle freigesprochen, denn er als Richter
bezweifelte deren Schuld.
Wäre Quanz Richter, würden alle Verfah-
ren niedergeschlagen, denn Quandts ist
das Prinzip, nur neutral gewirtschaftet,
nie politisch gehandelt zu haben und nie
beteiligt zu sein.
Dokumentationen und Forschungen
belegen, dass die Todesmärsche auch
mit den Betrieben der Familie Quandt in
Verbindung stehen, da in den Betrieben
der Familie während der Schreckensherr-
schaft, tausende Zwangsarbeiter arbeiten
mussten.
Aus Hannover –Stöcken wurden auch
Zwangsarbeiter der Betriebe der Quandts
auf die Todesmärsche geschickt.
Text: Gerhard Zahner
3. (Auszug aus: Die Scheune von Gerhard Zahner)
DIE
SCHEUNEHÖRSTÜCK VON GERHARD ZAHNER
Glas: Schöne Frau, wir haben Bilder vor
unsern Augen, die ein Gericht blind ma-
chen würden.
DI: Die beiden Herren behaupten, ihre Fa-
milien getötet zu haben. Und ich - sei ein
Vampir.
Also wär ich einer, ich möchte nicht tau-
schen.
Ulk: Wie krank ist das hier?
DI: Erzähl es ihr.
Test: Was?
DI: Wie krank das ist.
Glas: Tu es nicht.
DI: Erzähl es ihr. (ohrfeigt Test)
Test: Also wir wurden zusammen getrie-
ben. Ein Marsch aus vielen Lagern. 1000
Menschen, ein Strom aus Häftlingen.
Zwangsarbeiter. 1000 und mehr vielleicht,
die in drei oder vier Fabriken arbeiteten.
Gegen Kriegsende wurden wir wieder
zu etwas Lebendigem, Nämlich zu einer
lebenden Gefahr. Wir waren der giftige
Müll der Lager, den man zu entsorgen
hatte. Jeder von uns hatte die Wärter und
Leiter und Wächter und Ingenieure und
alle Anderen im Kopf. Die Fabriknamen
auch. Einige den Geruch der Batterien
bis hin zum Nachsprechen. Die verpestete
Luft. Die Vornamen der Vorarbeiter mit
den Knotenstöcken.........
Wir marschierten: Stunden und Stunden.
Als wir endlich zu einer Scheune kamen,
bei Gardelegen, zu einer großen Feld-
scheune, einer Feldscheune stockte der
Marsch: da witterte ich etwas, ich mach-
te mich klein und versteckte mich hinter
einer großen Fichte und kletterte hinauf
und bald in aufsteigendem Rauch einge-
hüllt, fühlte ich mich unsichtbar.
Ein paar von uns versuchten auch fort-
zulaufen. Die wurden sofort erschossen.
Leute aus der Umgebung, nicht nur Sol-
daten, passten auf uns auf. Wie die Hun-
de um eine Schafherde sprangen sie um
uns herum. Aber ich sah alles von da
oben: wie sie die Anderen in die Scheu-
ne hineintrieben. Und wie sie dann die
Scheune in Brand steckten. Der Wind rieb
den Rauch in mein Haar und auch die
Asche. Ich hörte die Schreie da unten. Sah
die Soldaten in die Scheune schießen und
Granaten hinein werfen....Und die aus
der Stadt und aus dem Dorf rannten la-
chend, wie Kinder um ein Kartoffelfeuer,
um die Scheune, weil alles brannte, wie
am ersten Tag.....Mein Freund Glaspeit-
scher. Aber er hat im Inneren der Scheune
überlebt und ich Außen. Meine Eltern wa-
ren am Tag nach dem Feuer geschmolzen
und geschrumpft vor der unglaublichen
Hitze. Und schwarz. Erde dieser schwar-
zen Scheune vergraben können. Ich hab
meine Mutter in die Arme genommen.
Und seitdem rieselt aus meinem Haar im-
mer die Asche. Die Asche eines Kusses.
Ich küsste sie. Ja.
ULK: Du bist ja krank! Das ist nicht wahr.
DI: Ich möchte einen gesunden Richter,
der von solchen Dingen nichts weiß.
...........
Glas: Ich hab alle Schuld auf mich ge-
nommen. Also kann ich keine Schuldigen
anklagen. Es ist keine Schuld mehr übrig.
4. „MAN KANN SICH NICHT
VORSTELLEN, DASS
DIE NACHT JEMALS EIN
ENDE HAT.“
„Was für eine Art Theater schwebt Dir
vor?“
Zahner: „Ein Theater der Zuschauer.“
Interessiert Dich also der Zuschauer am
Theater?
Zahner: „Was mich am Theater inte-
ressiert? Der Zuschauer sollte immer
glauben, dass er sich selbst zusieht.“
Geht es Dir um die Unterhaltung des
Zuschauers?
Zahner: „Theater und Zuschauer
kämpfen gemeinsam gegen das
Verbrechen des Krieges, auch gegen
das Vergessen. Das geht über bloße
Unterhaltung hinaus.“
Das Thema des Stücks ist doch eigent-
lich längst abgehandelt, oder nicht?!
Zahner: „Das Spiel auf der Bühne, als
das ureigene Prinzip der Gegenwart,
beweist aber, dass die Prinzipien der
vergangenen Kriege nicht in einem
singulären Ereignis zurück bleiben,
sondern weiter wirken und sich wie-
derholen.“
Und wieso kommt ausgerechnet jetzt
das Stück „Die Scheune“?
Zahner: „Die erste Wiederholung ist
immer das Spiel auf der Bühne als
Warnung!
Die Scheune ist nun ein Stück, das vor
einem Jahrzehnt geschrieben wurde,
dass dieses Stück 2016 von einem
mutigen Theater und mutigen Thea-
terleuten in München aufgeführt wird,
hat eine einfache Begründung. Vor un-
sern Augen werden Städte zerbombt,
Kriegsgefangene in den Kriegsgebieten
ermordet, Menschen versklavt, ver-
schleppt, Millionen fliehen. Auf dieser
Flucht werden Tausende ermordet.
Die Produzenten und Händler von
Waffen bleiben, wie in allen Kriegen
dieser Menschheitsgeschichte, auch
in unserer Gegenwart, weitgehend
unbehelligt.“
Siehst Du das als Aufgabe des Thea-
ters? Realität abzubilden?
Zahner: „Ja! – Gewaltige Vermögen
entstanden und entstehen, damals
und heute. Dies ist ein Nährboden
der Kriege von Morgen, denen wir
nicht nur zusehen können, die uns
entgegen eilen.
Quelle: National Archives and Records Administration, gemeinfrei
Quelle: Bild
Einige Antworten des Autors Gerhard Zahner, der
neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller täglich vor
Gericht als Rechtsanwalt mit Tätern und Opfern zu
tun hat.
6. „Nach meiner Auffassung stoße ich, wenn ich mich mit
der traumatischen Wirkung von Auschwitz auseinander-
setze, auf die Grundfragen der Lebensfähigkeit und krea-
tiven Kraft des heutigen Menschen: das heißt, über Aus-
chwitz nachdenkend, denke ich paradoxerweise vielleicht
eher über die Zukunft nach als über die Vergangenheit.“
Imre Kertész,
Rede zur Verleihung des Nobelpreises für Literatur, 2002
Anmerkungen zur Friedenspreisrede des Schriftstellers Martin Walser am 11. Oktober 1998 in der Frankfur-
ter Paulskirche.....
...“Walser beginnt seine Rede mit dem Titel „Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede“ mit der Klage,
dass er sich permanent rechtfertigen müsse, wenn er über „das Schöne“ sprechen wolle. Der Grund hierfür
liege in der Allgegenwärtigkeit der NS-Vergangenheit. Walser bekennt: „Ich verschließe mich Übeln, an de-
ren Behebung ich nicht mitwirken kann. Ich habe lernen müssen, wegzuschauen. […] Auch im Wegdenken
bin ich geübt.“...
...“Als ein solches „Übel“ bezeichnet er zunächst die rechtsextremistischen Ausschreitungen im wiederverei-
nigten Deutschland, später dann die NS-Vergangenheit. Für Walser resultiert daraus keine moralische Frage
nach kollektiver Verantwortung, sondern lediglich eine individuelle Gewissensfrage, die mit Schuld oder
Unschuld einhergeht. Erinnern oder Verdrängen wird für ihn zur individuellen Entscheidung. Bezogen auf die
rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen sagt er, er könne das, „was uns da so krass gesagt
wird“, einfach nicht glauben. Hier zeigt sich deutlich Walsers Wunschbild einer „normalen“ Nation: Was in
dieses Bild von Deutschland nicht hinein passt, wird verharmlost oder bestritten.“....
Tobias Jaecker, hagalil.com
DULDET DAS
SCHÖNE KEINE
MORAL?
Die Gerichtsbarkeit der Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gerichte sich endigt. Wenn die
Gerechtigkeit für Gold verblindet und im Solde der Laster schwelgt, wenn die Frevel der Mächtigen ihrer
Ohnmacht spotten und Menschenfurcht den Arm der Obrigkeit bindet, übernimmt die Schaubühne Schwert
und Wage und reißt die Laster vor einen schrecklichen Richterstuhl. Das ganze Reich der Phantasie und
Geschichte, Vergangenheit und Zukunft stehen ihrem Wink zu Gebot. Kühne Verbrecher, die längst schon
im Staub vermodern, werden durch den allmächtigen Ruf der Dichtkunst jetzt vorgeladen und wiederholen
zum schauervollen Unterricht der Nachwelt ein schändliches Leben. Ohnmächtig, gleich den Schatten in
einem Hohlspiegel, wandeln die Schrecken ihres Jahrhunderts vor unsern Augen vorbei, und mit wollüsti-
gem Entsetzen verfluchen wir ihr Gedächtniß. Wenn keine Moral mehr gelehrt wird, keine Religion mehr
Glauben findet, wenn kein Gesetz mehr vorhanden ist, wird uns Medea noch anschauern, wenn sie die
Treppen des Palastes herunter wankt und der Kindermord jetzt geschehen ist. Heilsame Schauer werden die
Menschheit ergreifen, und in der Stille wird jeder sein gutes Gewissen preisen, wenn Lady Macbeth, eine
schreckliche Nachtwandlerin, ihre Hände wäscht und alle Wohlgerüche Arabiens herbeiruft, den häßlichen
Mordgeruch zu vertilgen. So gewiß sichtbare Darstellung mächtiger wirkt, als todter Buchstabe und kalte
Erzählung, so gewiß wirkt die Schaubühne tiefer und dauernder als Moral und Gesetze.
aus: Friedrich Schiller, Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet.(Vorgelesen bei einer öffentlichen Sitzung
der kurfürstlichen deutschen Gesellschaft zu Mannheim im Jahr 1784.)
..“Mo|ral [mora:l], die: -: a) sittliche Grundsätze des Verhaltens: bürgerliche, sexuelle Moral; er hat keine Moral.Syn
.:Ethik. Zus.: Arbeitsmoral, Doppelmoral, Zahlungsmoral. b) gefestigte, innere Haltung, Selbstvertrauen: Bereitschaft,
sich einzusetzen: die Moral der Mannschaft, der Truppen ist gut. Syn.: Disziplin, Zucht. c) <mit Attribut> Lehre, die aus
etwas gezogen wird: die Moral einer Geschichte, eines Theaterstücks. Syn.: Erkenntnis, Lehre, Weisheit.“....DUDEN,
Band 10 Das Bedeutungswörterbuch
7. WELCHE LUST WIR
DOCH AN DER
ZERSTÖRUNG HABEN.
Dem Inferno konnten 20 bis 25 Häft-
linge wie durch ein Wunder entkom-
men.
Sie gruben sich mit Hilfe von Löffeln
durch die Betonwand der Scheune und
flüchteten in einem günstigen Au-
genblick in den nahen Wald. Andere
versteckten sich unter Leichen und
entgingen so Feuer und Schüssen
und wurden zum Teil erst zwei Tage
später von Angehörigen der U.S Army
entdeckt. Ein Häftling hatte sich mit
seinem Hosengürtel an einem Dachbal-
ken festgebunden.22
Der NSDAP-Kreisleiter Gerhard Thiele
erreichte gegen Mitternacht die Scheu-
ne und ließ von Kapos weitere Ben-
zinfässer aus der Stadt holen, um die
Scheune und die Leichen vollständig
verbrennen zu lassen. Er selbst kehrte
zur Kreisleitung zurück und orderte
die ganze Nacht hindurch telefonisch
lokale Verbände für den nächsten Tag
an, um die Spuren des Massakers zu
beseitigen.23
In den frühen Morgenstunden des
14.April 1945 erreichten Einheiten des
Volkssturms, der Feuerwehr und der
Technischen Nothilfe aus Gardelegen
und den umliegenden Gemeinden
die Isenschnibber Feldscheune. Sie
hoben einen 55 m langen und 90 cm
tiefen Graben aus, um die Leichen zu
verscharren. Immer wieder fanden sie
in der total verkohlten Scheune noch
lebende und schwerverletzte Häftlinge.
Ein Beteiligter, Fritz Müller, berichtet:
„Ein nackter KZler, der aus der Scheu-
ne kam, wurde von Soldaten in feld-
grauer Uniform sofort ergriffen, zu
einer Grube geführt, wo er gezwun-
gen wurde, sich niederzuknien und wo
er von einem Soldaten mit der Pistole
ins Genick geschossen wurde.“24
Nachdem am Nachmittag ungefähr die
Hälfte der Leichen indas Massengrab
geschafft wo
rden waren, wurden die Arbeiten
aufgrund des Herannahens der ame-
rikanischen Truppen abgebrochen.
Am frühen Abend des 14. April 1945
nahm die 102nd Infantry Division der
U.S. Army die Stadt Gardelegen ein -
genau 24 Stunden nach dem Beginn
der Mordaktion, bei der 1.016 Men-
schen bestialisch umgebracht worden
waren. Am nächsten Tag entdeckten
amerikanische Soldaten auf der Suche
nach versprengten Truppenteilen die
Isenschnibber Feldscheune. Sie standen
fassungslos vor dem Anblick, der sich
ihnen bot und dokumentierten mit Fo-
tos und einem Film dieses nationalsozi-
alistische Verbrechen, das später in den
USA als „Holocaust von Gardelegen“
zu trauriger Berühmtheit gelangte.
Der Oberbefehlshaber der amerika-
nischen Infantry Division erließ einen
Befehl, wonach die männliche Bevöl-
kerung Gardelegens unter Aufsicht
amerikanischer Soldaten die Exhumie-
rung und Bestattung der Opfer des
Massakers vorzunehmen hatte. Am
Morgen des 21. April 1945 sammelten
sich auf dem Marktplatz in Gardelegen
zwischen 250 und 300 Männer, die,
beladen mit Spaten, Schaufeln, weißen
Holzkreuzen und Bettüchern in einem
Erhebt die PFLICHT den, der die PFLICHT ausübt zum
GOTT?
„Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär‘s, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.“
Johann Wolfgang von Goethe,
Faust I, Vers 1338 ff. / Mephistopheles
8. von Panzern begleiteten Konvoi zur
Scheune zogen. Die Bestattungsar-
beiten dauerten vier Tage. Es wurden
586 Leichen exhumiert und 430 noch
unbeerdigte Tote aus der Scheune ge-
borgen. Jedes Opfer wurde registriert
und - soweit möglich - anhand seiner
Häftlingsnummer oder des Nationali-
tätenkennzeichens auf der Kleidung
identifiziert.25
Am 25. April 1945 fand die offizielle
Beisetzung und die Einweihung des
Ehrenfriedhofes mit einer religiösen
und militärischen Feierstunde statt.
Jedes der Opfer erhielt ein Einzelgrab
mit einem schlichten weißen Holz-
kreuz. Neben dem Gräberfeld stellten
die Amerikaner eine Gedenktafel auf,
die an das hier verübte Verbrechen
erinnern sollte. Der Stabschef der U.S.
Division beendete seine Ansprache an-
die versammelten Gardelegener Bürger
mit den Worten: „Sie haben die Ach-
tung der zivilisierten Welt verloren.“26
Der Hauptverantwortliche für die
Todesmärsche und das Massaker,
Kreisleiter Gerhard Thiele, konnte sich
vor dem Eintreffen der Amerikaner
absetzen. Seine Spur verlor sich in den
späteren Westzonen. Sein heutiger
Aufenthaltsort ist unbekannt. Ande-
re Beteiligte und Mitverantwortliche
konnten festgenommen werden und
wurden interniert. Inwieweit sie sich in
Prozessen für ihre Taten verantworten
mußten, ist zur Zeit erst unzureichend
bekannt. Mehrere Täter wurden von
den amerikanischen Besatzungsbehör-
den in die sowjetische Zone ausge-
liefert und verbüßten im Gefängnis
Waldheim in Sachsen Haftstrafen.
Anmerkungen
22
Waleszynski [Anm. 18 ], S.4; Bak [Anm. 4], S.29ff.; Staatsanwaltschaft Magdeburg. Aussage von
León Maurice Roussineau, o.O. o.J, S.2; Erinnerungsprotokoll Witold Modselewski, o.O. o.J., S.2,
Kopie im Stadtarchiv Gardelegen, Abteilung Mahn- und Gedenkstätte Gardelegen.
23
Cruise [Anm. 3], S.9.
24
Aussage von Fritz Müller vom 26.05.1961 vor dem Kreisgericht Gardelegen, Kopie im Stadtarchiv
Gardelegen, Abteilung Mahn- und Gedenkstätte Gardelegen .
25
Die in der Isenschnibber Scheune ermordeten Häftlinge kamen aus Polen, der Sowjetunion,
Frankreich, Ungarn, Belgien, Deutschland, Italien, Tschecheslowakai, Jugoslawien, Holland, Spanien
und Mexiko. Nur 305 von ihnen konnten namentlich identifiziert werden. Bericht von Lt. A.Carson
[Graves Registration Officer] an Headquarters, 102nd Infantry Division, APO 339 vom April 1945,
Kopie im Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
26
Mick [Anm. 10], S.216.
aus: Diana Gring: Die Todesmärsche und das Massaker von Gardelegen - NS-Verbrechen in der
Endphase des Zweiten Weltkrieges. (Schriftenreihe des Stadtmuseum Gardelegen, Heft 1) Hannover
1993.
RENÉ DESCARTES: „UN-
TERSUCHUNGEN ÜBER
DIE GRUNDLAGEN DER
PHILOSOPHIE“ ERSTE
UNTERSUCHUNG.
Ueber das, was in Zweifel gezogen werden kann.
...“Ich hatte schon vor mehreren
Jähren bemerkt, wie viel Falsches ich
in meiner Jugend für wahr gehalten
hatte, und wie zweifelhaft Alles war,
was ich darauf erbaut hatte. Ich mein-
te deshalb, dass im Leben einmal Alles
bis auf den Grund umgestossen und
von den ersten Fundamenten ab neu
begonnen werden müsste, wenn ich
irgend etwas Festes und Bleibendes in
den Wissenschaften aufstellen wollte.
Es schien dies jedoch ein ungeheures
Unternehmen, und ich wartete das
Alter ab, was so reif sein würde, dass
ihm ein geschickteres zur Erwerbung
der Wissenschaften nicht mehr nach-
kommen könne.
In Folge dessen habe ich so lange
gezögert, dass ich zuletzt die Schuld
trüge, wenn ich die zum Handeln noch
übrige Zeit im Zaudern verbringen
wollte. Zur passenden Zeit habe ich
deshalb heute meine Seele von allen
Sorgen losgemacht, mir eine unge-
störte Müsse bereitet und ich trete in
die Einsamkeit, um endlich ernst und
frei zu dieser allgemeinen Ausrot-
tung meiner bisherigen Meinungen
zu schreiten. Dazu wird indess nicht
nöthig sein, dass ich sie alle als falsch
aufzeige, denn dies würde ich vielleicht
nie vollbringen können; vielmehr räth
die Vernunft, dass ich meine Zustim-
mung ebenso sorgfältig bei dem nicht
ganz Gewissen und Unzweifelhaften
zurückzuhalten habe wie bei dem
offenbar Falschen, und deshalb genügt
es, Alles zu verwerfen, wo ich irgend
einen Grund zum Zweifel antreffen
werde. Auch braucht deshalb nicht das
Einzelne durchgegangen zu werden,
was eine Arbeit ohne Ende sein wür-
de;“.....
René Descartes‘ philosophische Werke. Übersetzt, erläutert und mit einer Lebensbeschreibung des
Descartes versehen von J. H. von Kirchmann, Abteilung I-III, Berlin: L. Heimann, 1870 (Philosophische
Bibliothek, Bd. 25/26).
9. DIE MITWIRKENDEN
Ursula Berlinghof
Ulk, eine Prostituierte
www.ursula-berlinghof.de
Gerhard Acktun,
der Wirt
www.gerhardacktun.de
Henk Flemming
Sepp Glaspeitscher
www.henkflemming.com
Gerd Rigauer
John Testkater
www.schauspieler60plus.de/
schauspieler/item/gerd-rigauer.
html
Josef Vossenkuhl
der Irre, Quantz
www.josefvossenkuhl.de
Der Autor:
Gerhard Zahner
www.agentur-aziel.de/de/
gerd-zahner.html
Das Stück „Die Scheune“ bearbeitet und eingerich-
tet hat Jo Vossenkuhl. Für den Programmheftinhalt
verantwortlich ist dieSchausprecher GBR;
Gestaltung, Satz und Layout: Jürgen Krissler.
Das gleichnamige Hörstück, aufgenommen am
17. November 2015 bei Plan 1 Media GmbH,
kann gegen einen Unkostenbeitrag in Höhe von
EUR 9,95 als mp3 Datei erworben und unter
folgender Adresse bestellt werden:
diescheune@dieschausprecher.de
Dank an: Dietmar Höss vom Rationaltheater für
seinen Mut und seine Geduld; Gerhard Zahner für
seinen Einsatz und seinen kreativen Umgang mit
Geschichte, Michael Wüst für seine Unterstützung.
Jürgen Krissler für seine Ideen und seine Inspiration,
dem Team vom Rationaltheater für seine wertvolle
Arbeit und allen Mitwirkenden für ihre Motivation
und Energie!