The related term paper
Hochschule Augsburg | University of Applied Sciences
Management-Consulting
Sommersemester 2009
Dominik Neuffer
Besonderheiten Der Berater Klienten Beziehung
Carl R. Rogers klientenzentrierte/ peronenzentrierte Beratung
3. Abb. 1: Soziale Kompetenz und Konfliktmanagement als
Rahmenbedingungen der klientenzentrierten Beratung, Quelle:
Dominik Neuffer
2.1 Soziale und Interkulturelle Kompetenz
Will sich der Berater auf sein Gegenüber einstimmen, sollte er davon ausgehen, dass sein
Wertsystem nicht zwangsläufig dem des Klienten entspricht. Es ist daher wichtig, die gleiche
Gültigkeit anderer Wertvorstellungen, sozialer oder kultureller Natur, zu akzeptieren und ihnen
nicht gleichgültig gegenüber zu stehen. Ein aufgeschlossener Berater, der frei von festgefahrenen
Konventionen zu denken vermag, kann sich leichter Vorstellungen anderer Wertvorstellungen
erarbeiten und in seinen Erfahrungsschatz einfließen lassen.
2.2 Konfliktmanagement
Zielkonflikte und abweichende Vorstellungen, die aus anderen Wertvorstellungen resultieren,
sollten so früh wie möglich identifiziert werden, damit Berater und Klient eine gemeinsame
Richtung einschlagen können. Des weiteren kann ein Berater, der eine enge Beziehung zu seinem
Klienten aufbauen kann, viel früher Probleme erkennen und Bestrebungen unternehmen, um
diese zu lösen. Gerade bei konstruktiver Kritik ist Feingefühl vonnöten und oft sind es die
Zwischentöne, die über den Ausgang eines solchen Drahtseilakts entscheiden (Abb. 2). Sieht man
Hochschule Augsburg • Management‐Consulting 2009‐04‐30 • Besonderheiten der Berater‐Klienten‐Beziehung
Erstellt von Dominik Neuffer Seite 3/13
4. das Kritikgespräch nicht unter dem Aspekt Schwächen aufzuzeigen, sondern Möglichkeiten für
Verbesserungen zu finden, ist eine negative Grundstimmung von vornherein abgeschwächt und
eine Basis gemeinsamer kooperativer Zusammenarbeit für Optimierungsmaßnahmen geschaffen.
Abb. 2: Balanceakt im Kritikgespräch, Quelle: Benien
2003
3 Die klientenzentrierte Beratung
„Langsam merkte ich, dass, wenn ich es nicht nötig hätte meine Cleverness und
Gelehrsamkeit zu demonstrieren, ich besser daran täte, mich auf den Klienten zu verlassen,
was die Richtung des Prozessablaufes anging.“
Carl R. Rogers (Gröning 2006)
Richtet sich das Hauptaugenmerk des Betrachters auf die Beziehung der Berater und der Klienten
zu einander, finden sich in der Literatur immer wieder die Begriffe nicht‐direktive Beratung,
klientenzentrierte oder personenzentrierte Beratung. In diesem Zusammenhang wird häufig der
Name Carl R. Rogers genannt, der diese Begriffe wie kein anderer geprägt hat (Bachmair et al.
1989; Gröning 2006).
Rogers löste das Persönlichkeitsmodell aus dem Umfeld der Psychoanalyse, die auf medizinischen
Grundsätzen beruht, heraus. Das vorherrschende Modell Freuds ersetzte Rogers durch sein
eigenes, das er sich durch seine Therapeutentätigkeit in der Humanistischen Psychologie durch
eigene Aufzeichnungen, Auswertungen, Hypothesen und deren Verifizierung, bzw. Falsifizierung
selbst erarbeitete (Gröning 2006).
Hochschule Augsburg • Management‐Consulting 2009‐04‐30 • Besonderheiten der Berater‐Klienten‐Beziehung
Erstellt von Dominik Neuffer Seite 4/13
5. 3.1 Grundannahmen der klientenzentrierten Gesprächsführung
Im Gegensatz zu Sigmund Freud, der von einer Determiniertheit des Menschen ausgeht und
annimmt, dass Es und Über‐Ich die tragenden Elemente einer Person darstellen und der das Ich in
das Zentrum seiner Überlegungen stellt (Abb. 3), geht Rogers vom Prinzip der „Fully Functioning
Person“ aus (Gröning 2006; Poser; Rogers 1963).
Abb. 3: Persönlichkeitsmodell nach Sigmund Freud, Quelle: Wikipedia
Nach Rogers hat jeder Mensch prinzipiell die Möglichkeit der freien Wahl und der Entscheidung
für ein glückliches und zufriedenes Leben. Gehen Freud und Verhaltensforscher zu Beginn des 20.
Jahrhunderts davon aus, dass menschliches Verhalten grundsätzlich durch äußerliche Reize
beeinflussbar ist (Abb. 3), sind nach Rogers die Entscheidungen eines Individuums immer selbst
bestimmt. Freiheit wird als ein innerer Zustand verstanden, der unabhängig von der Wahl äußerer
Alternativen existiert (Poser; Rogers 1963). Im Gegensatz zu Freuds deterministischem Ansatz ist
Rogers' Modell (Abb. 4) konstruktiv (Gröning 2006).
Hochschule Augsburg • Management‐Consulting 2009‐04‐30 • Besonderheiten der Berater‐Klienten‐Beziehung
Erstellt von Dominik Neuffer Seite 5/13
7. Abb. 5: Lebenswelten eines Individuums nach Bolten 2007, Quelle:
Dominik Neuffer
3.2 Prinzipien der klientenzentrierten Gesprächsführung
Das Konzept der klientenzentrierten Gesprächsführung beruht nicht allein auf theoretischen
Annahmen. Rogers verstand sich als Empiriker. Er protokollierte seine Gespräche mit seinen
Klienten, um sie im Nachhinein interpretieren zu können. Seine auf der Interpretation der
Gesprächsnotizen basierenden Theorien halfen ihm, seine Beobachtungen zu ordnen und
Hypothesen aufzustellen. Diese wurden dann durch seine weiteren Untersuchungen entweder
bestätigt oder falsifiziert (Gröning 2006 ; Poser). Gemäß diesen Untersuchungsergebnissen
entfaltet die Klienten‐Berater‐Beziehung dann ihre positive Wirkung, wenn der Berater hinsichtlich
seiner Haltung und Handlungsweise drei Prinzipien beachtet: Kongruenz, Akzeptanz und Empathie
(Poser).
3.2.1 Kongruenz – Echtheit
Kongruentes Verhalten, d.h. die Übereinstimmung des inneren Denkens und Fühlens mit den
äußeren Handlungen, ist das Wichtigste, aber gleichzeitig auch das am schwierigsten zu
realisierende Prinzip der klientenzentrierten Gesprächsführung. Voraussetzung für kongruentes
Hochschule Augsburg • Management‐Consulting 2009‐04‐30 • Besonderheiten der Berater‐Klienten‐Beziehung
Erstellt von Dominik Neuffer Seite 7/13
9. ● Zurückhalten eigener Einstellungen und Meinungen
● Negativ wertende Kommentare vermeiden
Diesen Verhaltensweisen lassen sich folgende Grundtechniken in der klientenzentrierten Beratung
zuordnen (Poser):
● Bestätigen – dabei muss besonders auf die Körpersprache geachtet werden
● Anerkennen der Interessen des Klienten
● Verbundenheit zeigen
3.2.3 Empathie – Einfühlendes Verstehen
Empathie bedeutet: Sich in die Welt eines Anderen hineinzuversetzen. Dabei sollte der Berater
bemüht ein, die Situation des Klienten so erleben, als ob es seine eigene wäre. Zur Empathie
gehört das aktive Zuhören, das bedeutet, dass der Berater das wiederholt, was er verstanden zu
haben glaubt. Ebenso gibt er die Empfindungen, die der Klient in ihm auslöst, wieder. Gröning
(2006) spricht in diesem Zusammenhang auch vom Spiegeln der Gefühle des Klienten. Empathie
und einfühlendes Verstehen kann sich in folgenden Verhaltensweisen ausdrücken (Poser):
● Konzentrieren auf die Gefühlsäußerungen des Klienten
● Einbeziehen nicht gesprochener Informationen (Körperhaltung, Mimik, etc.)
● Die Wahrnehmungsäußerungen sind möglichst präzise, verständlich und knapp gehalten
● Der Berater betont, dass seine Rückmeldungen letztlich nur Versuche darstellen, den
Klienten zu verstehen
● Mitteilen, welche Gefühle der Klient im Berater auslöst
3.3 Stufen der klientenzentrierten Gesprächsführung
Die klientenzentrierte Gesprächsführung, die Meta‐Kommunikation, gliedert sich in drei Stufen:
Zuhören, Paraphrasieren und Verbalisieren (Poser).
3.3.1 Verständnisvolles Zuhören
Der Berater zeigt dem Klienten Bereitschaft an, auf ihn einzugehen und vermittelt ihm das Gefühl
verstanden zu werden. Das kann beispielsweise durch Blickkontakt, Nicken, Laute oder Gesten
Hochschule Augsburg • Management‐Consulting 2009‐04‐30 • Besonderheiten der Berater‐Klienten‐Beziehung
Erstellt von Dominik Neuffer Seite 9/13
11. ● Taschentücher und Getränke
● Stifte, Notizblöcke, etc.
Zusätzlich sollte Häufigkeit und Länge der Beratungstermine sowie Ausfallregeln vereinbart
werden. Ein ungestörter Ablauf des Gesprächs – ohne störende Telefonate – sollte gewährleistet
werden.
3.5 Abgrenzung und Einsatzmöglichkeiten der klientenzentrierten
Beratung
Rogers' Arbeit ist nicht unumstritten. Kritik erntet sein Modell darin, dass es sich auf nur ein
Individuum zentriert und soziale Netzwerke, Gemeinschaften und Gesellschaften vollkommen
außer acht lässt (Gröning 2006).
Einen komplett anderen Ansatz indes verfolgt Frank Farelly ‐ Entwickler der Provokativen Therapie
‐ mit seinem provokativen Gesprächsstil. Da er es überdrüssig wurde, seine Klienten bis zur
nächsten Sitzung aufzubauen und zu hoffen, dass dies auch anhält, lockt er sie mit frechen,
humorvollen Fragen aus der Reserve (Heskell 2004; RES 2008).
Thomas Gordon, ehemaliger Schüler Rogers' und u.a. Berater im Weißen Haus, befreite Rogers'
Ideen vom therapeutischen Hintergrund und verwendete sie in Bereichen des Managements (RES
2008; Gordon). Das bedeutet, dass Rogers' Idealmodell durchaus außerhalb des Kontexts der
Psychotherapie mit Erfolg funktionieren kann.
Bei Rogers steht immer der Klient im Mittelpunkt (Rogers 1951). Überträgt man diese Haltung auf
Informationssysteme, finden sich diese unter der Bezeichnung User Experience wieder. Die
Grundprinzipien Konsistenz, Akzeptanz und Empathie lassen sich ebenso auf Anwendungen und
Systeme anwenden. Werden diese in Belangen der Mensch‐Computer‐Interaktion (Human‐
Computer‐Interaction, HCI) angewandt, ist bereits ein großer Schritt hinsichtlich Usability –
Benutzerfreundlichkeit getan (Steward).
Hochschule Augsburg • Management‐Consulting 2009‐04‐30 • Besonderheiten der Berater‐Klienten‐Beziehung
Erstellt von Dominik Neuffer Seite 11/13
12. Abb. 6: Mensch‐Computer‐Schnittstelle, Quelle: Stewart (2008)
4 Zusammenfassung
„Wenn wir den Menschen von seinen Abwehrmechanismen befreien können, so dass er dem
breiten Spektrum seiner Bedürfnisse gegenüber genauso aufgeschlossen ist, wie den
vielfältigen Anforderungen seiner Umwelt und seiner sozialen Belange, kann man darauf
vertrauen, dass seine Handlungsweise positiv, zukunftsorientiert und konstruktiv sein wird.“
Carl R. Rogers (Gröning 2006)
Befolgt man Rogers' Ratschläge, tritt folgendes ein: Der Klient wird in die Lage versetzt, alle seine
Gefühle zu erforschen, ohne sich davor zu scheuen (Rogers 1963). Dadurch, dass er sich öffnet und
das Wesentliche erkennt, lassen sich Fehlentwicklungen wie Aggression, Neid oder Rivalität
vermeiden oder auflösen (Gröning 2006). Die Natur des Menschen ist durch Freiheit begründet.
Rogers' Vertrauen in die menschliche Natur und sein therapeutischer Optimismus sind die
herausragenden Merkmale seines Menschenbildes (Rogers 1963; Gröning 2006).
Hochschule Augsburg • Management‐Consulting 2009‐04‐30 • Besonderheiten der Berater‐Klienten‐Beziehung
Erstellt von Dominik Neuffer Seite 12/13