Wie mir Social Media beim Kampf mit meiner Depression geholfen hat. Warum Social Media nicht nur negative Auswirkungen hat, der Zusammenhang von Kausalität, Korrelation und Koinzidenz
1. Uwe Hauck, re:publica 2016
1
Wie mich meine Depression fast das Leben
kostete und wie die Onlinewelt mir half
Depression ist wie Krieg.
Entweder man gewinnt,
oder man stirbt bei dem Versuch
2. Uwe Hauck, re:publica 2016
2
So gut wie tot und wieder am Leben
5. Februar 2015
Schlussstrich
Man nehme:
2 Türme, Rasierklingen, Schlaftabletten
und Whatsapp zur
Rettung
3. Uwe Hauck, re:publica 2016
3
12:17 - Uwe Hauck: Tschüss
12:24 - Uwe Hauck: Es tut mir leid für alles was ich euch angetan habe aber ich ertrage diese ganzen Beschuldigungen nicht
mehr.
12:28 - Uwe Hauck: Dieses Unverständnisses und die bescheuerten Anschuldigung
12:29 - Uwe Hauck: Es reicht doch ich nach do ch auch dein Leben kaputt und darf noch nicht! Ich sein, dann bin in besser
garnicht mehr
12:34 - Sibylle Hauck: Wo bist du?
12:34 - Uwe Hauck: Ist doch egal
12:34 - Sibylle Hauck: NEIN
12:34 - Sibylle Hauck: WO BIST DU
12:35 - Uwe Hauck: Irgendwo Inc der Gebäude Co! Meinst so schnell findet. Halbe Packung ist schon intus
12:38 - Uwe Hauck: Hab auch mein paar nette Rasse K li n ge B da
12:42 - Uwe Hauck: Packung lahm leg Leser
12:43 - Sibylle Hauck: Komm zum Empfang
12:44 - Sibylle Hauck: KOMM ZUM EMPFANG
12:44 - Sibylle Hauck: Ich bin hier
12:44 - Uwe Hauck: Leg 🐗🐗🐗🐗
12:45 - Uwe Hauck: Kamin zig abhob Hi ganz oben mündliche laufen gebrochenem noch mehr. Franco XXXXX, die Apps doch
Bescheid
12:50 - Uwe Hauck: Kasasba besser so
12:52 - Uwe Hauck: Bin so oben da sonst Kinder eh nicht
12:56 - Sibylle Hauck: ZEIG DICH
12:57 - Sibylle Hauck: BITTE
12:57 - Sibylle Hauck: BITTE
12:57 - Sibylle Hauck: BITTE
12:57 - Sibylle Hauck: ZEIG DICH
12:57 - Sibylle Hauck: Ich bin beim Empfang
Protokoll eines Suizidversuchs
5. Februar 2015 12:17 Uhr bis 12:57 Uhr
4. Uwe Hauck, re:publica 2016
4
Mein Einhorn Depression
Agitierte Depression (scheiße drauf, aber Hummeln im
Arsch)
Generelle Angststörung
Agoraphobie (Keine Sorge, geht gerade)
Spezifische Phobie
– (Und wenn die lang genug suchen...)
− Möchte jemand was davon abhaben?
5. Uwe Hauck, re:publica 2016
5
Wo bin ich und warum stecken da
Schläuche in mir?
Stufe 1: eine Nacht Intensivstation
Stufe 2: 5 Tage Geschlossene Psychiatrie
Stufe 3: 9 Wochen Offene Psychiatrie
Stufe 4: 12 Wochen Tagesklinik
Stufe 5: 5 Wochen Schnauze voll aka Reha
Stufe 6: 4 Wochen Stufe 4 Reloaded
Aktuell: Kontrollierter Freilauf bzw.
Wiedereingliederung über einen
Zeitraum von 12 Wochen
Insgesamt knapp 31 Wochen in Kliniken und 4 Monate warten auf Reha
6. Uwe Hauck, re:publica 2016
6
In der Therapie der digital Ahnungslosen?
Zum Teil ja.
Depression und Social Media ist ein bisschen wie Handystrahlung und Krebsrisiko. Man
hat das Gefühl, jeder hätte gerne den Beweis, dass es böse ist aber keine Studie kann es
wirklich beweisen oder widerlegen.
So manch ein Spitzer ist Aluhut… oder war es andersrum?
Und wer braucht schon ne Social Media Depression, wenn da draußen genug Menschen
rumlaufen, die einen schwer depressiv machen.
7. Uwe Hauck, re:publica 2016
7
Aber war das nicht schlecht für mich?
Ich habe Depressionen, nicht Social Media
Man kann sich runterziehen oder helfen lassen
Es gibt einen Grund, warum im Wort Ratschlag der Schlag versteckt ist
Social Media erzeugt keine Depression, kann aber Katalysator sein
(proof me wrong und ich wäre glücklich und sofort raus da )
8. Uwe Hauck, re:publica 2016
8
Und wenn ich depressiv bin, soll ich dann
offline gehen?
Wenn Social Media dich depressiver macht, klar.
Wenn dich das Fernsehprogramm depressiver macht, solltest du auch nicht fernsehen
Wenn dich die re:publica depressiver… Ihr seht das Muster?
Es gibt einen Unterschied zwischen Auslöser, Katalysator und Helfer
Bis man die Diagnose bekommt, hat sich der eigentliche Auslöser meist längst verpisst
9. Uwe Hauck, re:publica 2016
9
Neueste Erkenntnis: Sofas machen
depressiv
Menschen mit Depressionen haben eine deutlich höhere
Wahrscheinlichkeit, sich auf einem Sofa aufzuhalten
DAS IST DER BEWEIS… aeh… neeee
Korrelation versus Koinzidenz versus Kausalität
10. Uwe Hauck, re:publica 2016
10
Ja ist denn Social Media nun gefährlich?
Social Media Depression? You are holding it
wrong!Charlotte Reed
nutzte ihren Facebook
Status, um pro Tag
mindestens einen
positiven Gedanken
zu posten. Letztlich
halfen die Sprüche
nicht nur ihr sondern
anderen depressiven
Menschen in einer
ähnlichen Situation.
Holly Elmore nutzte
Facebook um die
positive Lebenshaltung
vorzutäuschen, die sie
sich eigentlich wünschte.
Rückblickend stellte sie
fest, dass ihre Facebook
Status authentischer
waren als ihr Selbstbild.
Das änderte sich mit der
Zeit. Nach und nach
wurde auch ihr Selbstbild
besser
Jede Depression, jeder Mensch ist anders. Pauschaler Rat ist eher schädlich als hilfreich
Wäre es nicht scheisse, müsste folgender Satz blinken:
11. Uwe Hauck, re:publica 2016
11
Drüber reden kann helfen
Barcamp Stuttgart 2015
Ich biete eine Session an über Suizid, Depression,
#ausderklapse, kommunziere sehr offen, was geschehen ist
Reaktionen:
@HubertMayer 60 Minuten ohne auf das Smartphone zu schauen. Geht auch beim #bcs8, wenn der
@bicyclist #ausderklapse berichtet. Sehr bewegend.
@bkastl Ziemlich beeindruckende Session vom @bicyclist über Suizid und Depression. Respekt.
#bcs8
@DerExperte Gänsehaut in der Session von @bicyclist . #bcs8 Bin teilweise sprachlos. Echtester
Erfahrungsbericht bei einem barcamp "ever". Danke dafür!
#notjustad
#ausderklapse
Und wieder gilt: Hat für mich funktioniert,
hatte ja aber auch depressive Hummeln im Arsch
WER WAR DAS? DU? RAUS HIER, DEPRESSION.
12. Uwe Hauck, re:publica 2016
12
Und was hat es mir gebracht?
Viele neue Informationen, Kontakte,
Tipps, das Gefühl, mit der Krankheit
nicht alleine zu sein.
Feedback, Ermutigung, Unterstützung
Neue Chancen
Veröffentlichung eines Buches über meine
Krankheit und die Klinikaufenthalte bei Bastei
Lübbe (Danke Cindy, danke Erik)
Teil einer ZDF Doku, auch dank
@isayshotgun (Danke dir nochmal dafür ;) )
Danke Wibke
Alte Talente wiederentdeckt, auch dank
positivem Feedback aus dem Netz
13. Uwe Hauck, re:publica 2016
13
Wenn ich Online bleiben will, was muss ich
beachten?
Nicht vergleichen
− Nicht vergleichen
Nicht vergleichen
− Nicht vergleichen
Nicht vergleichen
Probieren, wie es sich anfühlt
− Fühle ich mich nach dem Online gehen schlechter?
− Beschäftige ich mich mit Social Media um der eigentlichen
Therapie auszuweichen?
− Wie reagiert mein Online Umfeld darauf?
− In den sozialen Medien bist du a priori immer gesund
14. Uwe Hauck, re:publica 2016
14
Gedanken zum Schluß
Mich abzulenken von meiner Krankheit ist normal. Wenn ich kein
Social Media „mache“, gibt es andere Wege
Ein Scheiss Umfeld in Social Media spiegelt sich oft auch im realen
Leben. Wichtiger, sich von toxischen Menschen zu verabschieden
Hausrecht anwenden. Trolle fliegen SOFORT, keine unnötigen
Diskussionen, kein Schönreden der eigenen Situation. Ehrlich sein
oder draußen bleiben (Online wie offline)
Das Social Media Henne-Ei
Problem
Bin ich depressiv, weil ich verstärkt
Social Media nutze oder nutze ich
verstärkt Social Media, weil ich …
You see?
15. Uwe Hauck, re:publica 2016
15
Und übrigens:
Depressive können den verdammt nochmal
besten schwarzen Humor überhaupt
entwickeln, denn das mit dem Schwarz… Läuft
bei uns
Funny in hell
Und ja, Facebook ist vielleicht scheiße, aber
Depression ist anders scheiße. Und schlimmer.
Und überhaupt geh ich mir jetzt Seife holen.
Wegen dieses Absatzes. Und dann muss ich das
unbedingt twittern.